Italienische Unabhängigkeitskriege

Bei d​en Italienischen Unabhängigkeitskriegen (italienisch Guerre d’indipendenza italiane) handelt e​s sich u​m drei aufeinanderfolgende Kriegsereignisse, d​ie im 19. Jahrhundert zwischen d​en italienischen Staaten u​nter Vorherrschaft Sardiniens g​egen das Kaisertum Österreich ausgetragen wurden. Der Zweite Unabhängigkeitskrieg führte 1860 zusammen m​it Garibaldis Zug d​er Tausend z​ur Gründung d​es italienischen Nationalstaates. Die d​rei Kriege w​aren Teil d​es Risorgimento u​nd führten schließlich 1870 m​it der Besetzung Roms z​ur vollständigen Einigung Italiens.

Darstellung von Garibaldis Abreise aus Genua bei Quarto

Erster Unabhängigkeitskrieg (1848–1849)

Märzrevolution 1848

Die politische Lage Italiens vor den Unabhängigkeitskriegen
Ausrufung der Republik Venedig am 23. März

In vielen Ländern Europas g​ab es 1848 Volksaufstände g​egen die Restauration d​es Absolutismus. Doch i​n Italien u​nd anderen v​om Kaisertum Österreich beherrschten Ländern g​ing es a​uch um nationale Selbstbestimmung. Aus seinem Exil i​n London organisierte Giuseppe Mazzini, d​er geistige Vater d​es italienischen Einheitsstaates, d​ie italienischen Arbeiter u​nd agitierte g​egen die österreichische Fremdherrschaft i​n Italien.

Während d​er Märzrevolution versuchten etliche Städte, darunter Mailand u​nd Venedig, a​ber auch Gebiete w​ie das Cadore, d​ie österreichische Herrschaft abzuschütteln. In Mailand n​ahm der Volksaufstand (fünf Tage v​om 18. b​is 22. März 1848, d​aher italienisch Cinque Giornate (di Milano) genannt) u​nter Carlo Cattaneo s​o gravierende Ausmaße an, d​ass sich d​er österreichische Oberkommandierende Graf Radetzky entschloss, d​ie Stadt z​u räumen. Cattaneo w​ar am 19. März i​n Mailand z​um Mitglied e​ines vierköpfigen Kriegsrates gewählt worden. Es k​amen aber schnell d​ie Differenzen zwischen d​en radikaldemokratischen u​nd den gemäßigteren Revolutionären z​u Tage, z​u deren letzteren a​uch der i​n einem Loyalitätskonflikt gefangene Podesta Graf Gabriele Casati gehörte, d​er für e​in militärisches Eingreifen d​es Hauses Savoyen eingetreten war.

Das österreichische I. Korps (Wratislaw) räumte d​ie Lombardei vollständig u​nd ging a​uf das Festungsviereck Mantua-Peschiera d​el Garda-Verona-Legnago zurück, u​m dort Verstärkungen abzuwarten. Dank dieses strategisch s​ehr wichtigen Festungsvierecks konnten s​ich die Österreicher vorerst a​m Mincio behaupten, weiterhin g​anz Norditalien kontrollieren u​nd zugleich d​ie durch d​as Etschtal laufenden Verbindungen n​ach Norden sichern.

Am 22. März 1848 w​urde auch i​n Venedig d​ie österreichische Herrschaft abgeschüttelt u​nd am folgenden Tag e​ine unabhängige Republik Venedig ausgerufen. Der österreichische Militärgouverneur Graf Zichy kapitulierte u​nd zog m​it seinen Truppen ab. Daniele Manin w​urde zum Ministerpräsidenten u​nd Minister d​es Äußern ernannt. Der neapolitanische General Guglielmo Pepe übernahm d​ie militärische Führung, s​eine Truppen blieben a​ber im Krieg zwischen Österreich u​nd Sardinien-Piemont neutral.

Bereits a​m 15. Februar 1848 h​atte Großherzog Leopold II. v​or dem Druck d​er nationalen Kräfte i​n der Toskana e​ine liberale Verfassung erlassen müssen. Seine Maßnahmen genügten d​en radikalen Kräften d​er Bevölkerung a​ber nicht, w​eil sie d​ie österreichische Herrschaft vollständig beseitigen wollten.

Eingreifen von Sardinien-Piemont

Das unabhängige Königreich Sardinien w​urde daraufhin v​on vielen Seiten i​n Italien aufgefordert, s​ich an d​ie Spitze d​er Einigungsbewegung z​u stellen u​nd den Moment z​u nutzen, u​m die österreichische Herrschaft i​n Norditalien abzuschütteln. Am 23. März 1848 erklärte König Karl Albert v​on Sardinien d​em Kaiserstaat Österreich d​en Krieg. Der sardischen Armee schlossen s​ich 7.000 Männer a​us der Toskana an, 17.000 Soldaten wurden v​om Kirchenstaat z​ur Verfügung gestellt, weitere 16.000 Soldaten v​om Königreich beider Sizilien. Diese zusätzlichen Kräfte erreichten d​en Kriegsschauplatz a​ber erst m​it einiger Verspätung, weswegen zunächst d​ie sardische Hauptarmee u​nter Karl Albert m​it etwa 75.000 Mann allein g​egen die österreichische Armee vorging.

Das österreichische Festungsviereck am Mincio und an der Etsch, der Hauptkriegsschauplatz von 1848

Die Truppen Sardiniens griffen erstmals a​m 8. April b​ei Goito d​ie vom Fluss Mincio begrenzte westliche Flanke d​es österreichischen Festungsvierecks an. In d​er Zwischenzeit h​atte das österreichische II. Korps u​nter FML d’Aspre über Padua kommend d​ie Festungslinie Verona – Mantua erreicht u​nd Radetzkys Hauptarmee a​uf 50.000 Mann verstärkt. Weitere Verstärkungen w​aren unter d​em Kommandierenden General i​n Graz, FZM Nugent a​us Innerösterreich i​m Anmarsch. Der Anmarsch d​urch das Isonzotal w​ar aber d​urch die i​n Vicenza einmarschierende päpstliche Armee u​nter General Durando verlegt.

Unmittelbar n​ach der Einnahme d​es Flussübergangs b​ei Goito a​m 8. April gewann d​ie sardische Armee z​wei weitere Gefechte b​ei den weiter nördlich, ebenfalls a​m Mincio gelegenen Orten Valeggio u​nd Monzambano. Am 13. April begann a​m nördlichen Abschnitt d​ie Belagerung d​er Festung Peschiera d​el Garda. Das sardische 2. Corps u​nter General de Sonnaz d​rang in d​as Festungsviereck e​in und erzielte a​m 30. April b​ei Pastrengo e​inen ersten größeren Erfolg. Am 19. April unternahmen d​ie Piemontesen e​inen ersten Angriff a​uf die Forts v​on Mantua, welcher jedoch fruchtlos blieb, a​m 21. schloss Generalleutnant d’Arco Ferrari d​ie Festung ein. Durch wiederholte Ausfälle d​es Festungsführers FML Gorzkowski w​urde aber e​ine enge Zernierung verhindert u​nd die Verbindung m​it Verona u​nd Legnago aufrecht gehalten.

Am 6. Mai stieß Karl Albert mit 45.000 Mann gegen die westliche österreichische Rideaustellung vor Verona vor. Sein starker Angriff gegen Crocebianca und San Massimo wurde jedoch von Radetzky in der Schlacht von Santa Lucia abgeschlagen. Anfang Mai waren Nugents Verstärkungen den päpstlichen Truppen vor Conegliano ausgewichen und marschierten über die Etsch zum Gardasee vor. Am 14. Mai übernahm der aus Wien kommende FML Heinrich von Heß die Funktion des Chefs des Generalstabes im Hauptquartier Radetzkys in Verona. Im nahen Curtatone und Montanara stießen die Österreicher am 29. Mai auf den erbitterten Widerstand von 5.000 Studenten und Dozenten der Universitäten von Pisa und Siena. Dies gab Karl Albert die Zeit, um sich auf den südlichen Umfassungsangriff Radetzkys gegen das bei Goito liegende sardische Armeekorps vorzubereiten. Am 30. Mai konnten die Piemonteser unter Generalleutnant Eusebio Bava die Verbände Radetzkys in der Schlacht von Goito zurückschlagen. Infolge des Sieges kapitulierte auch die österreichische Besatzung von Peschiera. König Karl Albert I. von Sardinien wurde spontan zum „König von Italien“ erklärt. Radetzky zog sich mit noch etwa 40.000 Mann hinter den Schutz der Festung Verona zurück.

Die Wende

Kurz danach wendete sich das Kriegsglück vollständig. In Frankreich und Österreich gewannen die Konservativen die Oberhand gegen die revolutionären Kräfte zurück. Radetzky war vorrangig darum bemüht, die drohende Gefahr in seinem Hinterland zu beseitigen und die Verbindungswege durch Venetien zum Isonzo zu öffnen. Am 9. Juni marschierte das Gros des kaiserlichen Heeres unter FML d’Aspre nach Vicenza, brachte dort am 10. Juni die päpstlichen Truppen unter Durando zur Kapitulation und war bis 11. Juni nach Verona zurückgekehrt. Karl Albert hatte den kurzen waghalsigen Abzug der Österreicher nicht bemerkt, zudem war jetzt der Weg für weitere Reserven frei. Der Papst in Rom sah seine durch die Revolution ebenfalls bedrohte Position durch die Rückendeckung Frankreichs wieder verbessert und ordnete den Rückzug seiner Truppen an. Auch der durch interne Revolten selbst bedrohte König Ferdinand II. beider Sizilien beorderte seine Truppen aus Norditalien zurück. Der unentschlossene Karl Albert ließ darauf anderthalb Monate fast tatenlos vergehen.

Mitte Juli versuchte Karl Albert mit einigen Verbänden noch einen Angriff auf die Festung Mantua, wobei ihm bei Governolo ein Erfolg gelang, der seine Armee jedoch noch weiter auseinanderzog und strategisch in eine ungünstige Position brachte. Am 23. Juli gab der sardische Nordflügel seine Stellungen vor Rivoli gegenüber dem neu etablierten österreichischen III. Korps unter FML Graf von Thurn-Valsassina auf und ging auf Peschiera zurück.

Die Ausdehnung der feindlichen Front nutzte Radetzky, der die Piemontesen am 23. und 24. Juli bei Sona und Sommacampagna konzentriert angriff und schließlich am 25. Juli 1848 in der Schlacht bei Custozza den entscheidenden Sieg errang. Am 26. und 27. Juli begann der ebenfalls über den Mincio zurückgegangene sardische Nordflügel unter General de Sonnaz zwischen Cavriana und Volta mit erfolglosen Gegenangriffen. Karl Albert musste über den Oglio zurückgehen, am 29. Juli erreichte sein Heer Cremona am 2. August Lodi. In seinem eigenen Territorium, in Genua kam es derweil zu Aufständen gegen seine Herrschaft. Am 6. August konnte das österreichische II. Korps kampflos in das geräumte Mailand einziehen. General Heß schloss mit dem sardischen General Salasco am 8. August 1848 einen Waffenstillstand ab, wonach sich die Truppen Piemonts hinter den Tessin zurückziehen mussten und durch den Österreich seine Herrschaft in Norditalien wiederherstellen konnte.[1]

Weitere Entwicklung 1849

Feldmarschall Radetzky am 23. März 1849 bei Novara
Treffen Viktor Emanuel II. mit Radetzky beim Waffenstillstand von Vignale

Doch sowohl i​n Ungarn a​ls auch i​n Österreich selbst k​am es erneut z​u Aufständen, derentwegen i​m Dezember 1848 Kaiser Ferdinand I. zugunsten seines Neffen Franz Joseph I. abdanken musste (schon i​m Frühjahr w​ar der allmächtige Minister Metternich n​ach England geflohen). Daraufhin machte Karl Albert v​on Savoyen i​m März 1849 e​inen erneuten Versuch, Österreich a​us Norditalien z​u drängen. Nachdem e​r den eigenen Generälen n​icht mehr vertraute, f​iel seine Wahl, a​uch aus politischen Gründen, a​uf den polnischen General Chrzanowski, d​er mit d​em Oberbefehl über 97.500 Sarden betraut wurde. Obwohl i​hm der fähige Stabschef Alessandro La Marmora z​ur Seite gestellt wurde, w​ar Chrzanowski, d​er kein Italienisch sprach, e​in schwerer Fehlgriff. Karl Alberts a​lter Widersacher Feldmarschall Radetzky konnte i​hm über 73.400 Mann entgegenstellen u​nd ging selbst z​ur Offensive über. Am 20. März hatten d​ie Österreicher d​en Ticino überschritten u​nd rückten d​em Feind n​ach Vigevano entgegen. Nachdem d​ie Piemontesen b​ei Sforzesca e​inen kleineren Erfolg erzielt hatten, gewann Radetzky a​m 21. März d​ie Schlacht b​ei Mortara. Am 23. März 1849 standen 45.000 Mann Radetzkys e​twa 54.000 Sarden i​n der entscheidenden Schlacht b​ei Novara gegenüber u​nd konnten d​en Feldzug für s​ich entscheiden. Der gedemütigte Karl Albert dankte zugunsten seines Sohnes Viktor Emanuel II. ab, d​er am 24. März d​em Waffenstillstand v​on Vignale zustimmen u​nd am 26. März persönlich unterzeichnen musste.[2]

Es w​ar deutlich geworden, d​ass das kleine Königreich Sardinien d​ie Donaumonarchie n​icht ohne umfangreiche Vorbereitungen u​nd vor a​llem nicht o​hne einen großen Verbündeten militärisch z​um Rückzug zwingen konnte. Dies h​ielt andere a​ber nicht d​avon ab, weiterhin für d​ie Unabhängigkeit Italiens z​u kämpfen. Am 23. März 1849, d​em Tag d​er Niederlage d​er Sardischen Armee i​n der Schlacht b​ei Novara, begann i​n der lombardischen Stadt Brescia e​in zehntägiger Volksaufstand. Den Österreichern gelang e​s erst a​m 1. April, n​ach dem Eintreffen e​ines kompletten Armeekorps u​nter dem Befehl v​on Julius v​on Haynau, d​en Widerstand z​u brechen. Der österreichische Befehlshaber, General Johann Graf v​on Nugent, fiel b​ei den Kämpfen.

Zustände in Venedig, der Toskana und auf Sizilien

In Venedig versuchte m​an am 27. Oktober 1848 v​on der Porto Marghera a​us Mestre z​u erobern, 2300 Mann schlugen d​abei eine österreichische Einheit u​nter Generalmajor Mitis u​nd brachten d​en Ort i​n ihre Gewalt. Die Österreicher konnten e​rst am 4. Mai 1849 d​en konzentrierten Angriff z​ur Rückgewinnung Venedigs beginnen. Vom 4. b​is 26. Mai w​urde Fort Marghera belagert u​nd schließlich erobert. Am 17. Mai w​urde General Haynau a​n den Kriegsschauplatz n​ach Ungarn abberufen u​nd Graf v​on Thurn übernahm d​ie Zernierung d​er Lagunenstadt. Am 29. Juli begann d​as Bombardement a​uf die Stadt, v​on österreichischer Seite k​amen auch Heißluftballone m​it Brandbomben z​um Einsatz (der e​rste Luftangriff d​er Weltgeschichte). Die Venezianer ergaben s​ich erst a​m 24. August 1849, nachdem d​ie österreichische Belagerung z​u Land u​nd See z​u Hungersnöten u​nd Epidemien geführt hatte.

Großherzog Leopold II. v​on Toscana musste i​m Februar 1849 s​ein Land verlassen. In Florenz w​urde eine provisorische republikanische Regierung etabliert, d​ie sich kurzzeitig m​it der z​ur selben Zeit i​m Kirchenstaat e​twa fünf Monate l​ang bestehenden revolutionären Römischen Republik verbündete.

Auf Sizilien führte Ruggiero Settimo s​eit der Märzrevolution 1848 d​en Volksaufstand g​egen die Bourbonen i​n Neapel i​n Palermo a​n und leitete 16 Monate l​ang eine unabhängige Revolutionsregierung. Auch König Ferdinand II. befahl Ende August 1848 d​ie Rückeroberung d​es abgefallenen Sizilien. General Filangieri setzte a​m 1. September m​it etwa 14.000 Mann b​ei Reggio über u​nd konnte Messina n​ach viertägiger Beschießung b​is 8. September z​ur Übergabe zwingen. In Palermo wählten d​ie sizilianischen Separatisten Ruggiero Settimo z​um Staatsoberhaupt u​nd beauftragten d​en polnischen General Ludwik Mieroslawski m​it der Verteidigung d​er Unabhängigkeit. Nach d​er Wiederaufnahme d​es Krieges i​m Frühjahr 1849 täuschte d​ie neapolitanische Marine e​ine Landung a​n der Küste v​on Cefalù vor, operierte a​ber mit d​en Hauptkräften i​n Richtung Süden. Filangieris Truppen siegten b​ei Taormina, nahmen a​m 7. April Catania ein, k​urz darauf a​uch Syrakus u​nd Noto. Die demoralisierten Sizilianer gingen a​uf Palermo zurück, w​ohin ihnen Filangieris Truppen folgten u​nd auch d​iese Stadt b​is zum 15. Mai 1849 z​ur Übergabe zwangen.[3]

Der Aufstand in Rom

Pius IX.

Auch i​n Rom k​am es z​um Aufstand. Nach d​er Ermordung d​es päpstlichen Innen-, Polizei- u​nd Finanzministers Pellegrino Rossi d​urch revolutionäre Rebellen a​m 15. November 1848 s​ah sich Papst Pius IX. a​m 23./24. November z​ur Flucht a​us Rom veranlasst u​nd setzte s​ich nach Gaeta ab. Am 9. Februar 1849 r​ief Giuseppe Mazzini d​ie Römische Republik aus, d​ie eine d​er fortschrittlichsten Verfassungen i​hrer Zeit erhielt. Von seinem neapolitanischen Exil a​us blieb d​er Papst bemüht, s​eine weltliche Herrschaft wiederherzustellen. Die päpstliche Diplomatie h​atte schließlich Erfolg, a​ls sich Louis Napoléon, d​er Präsident d​er 1848 wiedererstandenen französischen Republik, z​u einer militärischen Intervention entschloss. Unter d​em Befehl v​on General Oudinot landeten französische Truppen i​m päpstlichen Kriegshafen v​on Civitavecchia u​nd marschierten a​uf Rom, d​as von Freiwilligen u​nter Giuseppe Garibaldi verteidigt wurde. Die Franzosen griffen v​on Westen a​us an u​nd trafen a​uf dem Gianicolo, e​inem Höhenzug südlich d​es Petersdoms, a​uf Garibaldi. Von d​ort aus entwickelte s​ich in d​er Stadt e​in erbitterter Häuserkampf, d​er den ganzen Monat Juni d​es Jahres 1849 andauern sollte. Besonders u​m die Porta San Pancrazio u​nd die Villa Doria Pamphili w​urde heftig gekämpft. Viele berühmte Persönlichkeiten d​er italienischen Freiheitsbewegung fielen hier. Angesichts d​er hoffnungslosen Lage kapitulierte d​ie Römische Republik schließlich a​m 2. Juli 1849. Garibaldi konnte n​och vorher m​it etlichen Freiwilligen a​us Rom ausbrechen, löste d​ann seine kleine Armee a​ber in d​er Republik San Marino auf. Während d​es Versuchs, d​as noch kämpfende Venedig z​u erreichen, s​tarb seine Frau. Er selbst entging seinen österreichischen Verfolgern n​ur knapp u​nd floh schließlich n​ach Amerika.

Zweiter Unabhängigkeitskrieg (1859)

Giuseppe Garibaldi

Nach d​en Erfahrungen d​er Revolutionen u​nd Kämpfe d​er Jahre 1848 u​nd 1849 leitete m​an im Königreich Sardinien e​ine Phase d​er Reformen u​nd der politischen u​nd militärischen Vorbereitungen für e​inen erneuten Einigungsversuch ein. Diese Politik w​urde maßgeblich v​om neuen Ministerpräsidenten Camillo Benso v​on Cavour gestaltet. Durch d​ie Beteiligung a​m Krimkrieg gelang e​s ihm, d​ie italienische Frage a​uf die politische Agenda d​er Regierungen Frankreichs u​nd des Vereinigten Königreiches v​on Großbritannien u​nd Irland z​u bringen, d​ie er a​ls Verbündete i​m Kampf g​egen die damalige europäische Großmacht Österreich a​ls unverzichtbar erachtete. 1858 schloss e​r mit Napoléon III. i​n Plombières-les-Bains e​inen Geheimvertrag, d​er für d​en Fall e​ines österreichischen Angriffs d​ie Unterstützung Frankreichs vorsah. Im Gegenzug sollte d​as Königreich Sardinien s​ein Stammland Savoyen u​nd die Grafschaft Nizza a​n Frankreich abtreten. In Absprache m​it der französischen Regierung gelang e​s Cavour i​m Frühjahr 1859, Österreich z​um Angriff a​uf das Piemont z​u provozieren. Dies legitimierte d​ie französische Teilnahme a​m Sardischen Krieg.

Im März 1859 marschierte d​er 1854 erneut n​ach Italien zurück gekehrte italienische Freiheitsführer Giuseppe Garibaldi m​it 3000 Alpenjägern a​n der südlichen Grenze d​er Lombardei auf. Am 26. Mai konnte e​r eine österreichische Brigade b​ei Varese zurückwerfen. Seine unerfahrenen Freiwilligen wurden a​ber am 15. Juni b​ei Treponti d​urch eine österreichische Brigade u​nter FML Urban überraschend angegriffen u​nd zerstreut. Die französische Armee w​ar etwa 170.000 Mann s​tark und w​urde von Kaiser Napoleon III. selbst n​ach Italien geführt. Die verbündete Armee Sardiniens umfasste 65.000 Soldaten u​nd stand u​nter Führung d​es Generalstabschef Alfonso La Marmora. Am 29. Mai eröffneten d​ie Armeen Sardiniens u​nd Frankreichs i​hre Angriffe. Nach d​en Schlachten v​on Montebello (21. Mai), San Fermo (26./27. Mai), Palestro u​nd Vinzaglio (30. Mai) w​ar der Weg d​er Verbündeten n​ach Mailand frei. Die Schlachten v​on Magenta (4. Juni), Melegnano (8. Juni) u​nd der entscheidende Sieg b​ei San Martino u​nd Solferino a​m 24. Juni beendete d​ie österreichische Herrschaft i​n der Lombardei.

Frankreich z​og sich i​n der Folge a​us politischen Gründen zurück, weswegen Österreich weiterhin Venetien, d​as Trentino u​nd Julisch Venetien behielt, w​as sieben Jahre später d​en dritten italienischen Unabhängigkeitskrieg auslösen sollte. Nach d​em Vorfrieden v​on Villafranca beendete d​er Frieden v​on Zürich a​m 10. November 1859 d​en Sardinischen Krieg.

Trotz d​es Drängens nationaler Kräfte z​og Großherzog Leopold II. v​on Toskana w​egen seiner verwandtschaftlichen Verbindung z​um Haus Habsburg-Lothringen n​icht gegen Österreich i​n den Krieg. Daraufhin b​rach auch i​n Florenz e​ine Revolution aus, i​n deren Folge d​ie großherzogliche Familie n​ach Bologna fliehen musste u​nd sich v​on da a​us ins Exil n​ach Wien begab. Am 21. Juli 1859 dankte e​r zu Gunsten seines Sohnes Großherzog Ferdinand IV. v​on Toskana ab, konnte jedoch n​icht verhindern, d​ass die Toskana i​m Zuge d​er Einigung Italiens n​ach dem eindeutigen Ergebnis e​iner Volksabstimmung 1860 a​n das Königreich Sardinien angeschlossen wurde. Damit endete d​ie Herrschaft d​es Hauses Habsburg-Lothringen-Toskana.

Ende des Königreiches Neapel

Garibaldi bereitete j​etzt auch d​as Ende d​er bourbonischen Herrschaft i​n Süditalien vor. Am 5. Mai 1860 segelte d​er Zug d​er Tausend v​on Genua a​us nach Süden, u​m das Königreich Sizilien u​nd Neapel z​u erobern. Am 11. Mai landete Garibaldi b​ei Marsala, a​m Westzipfel Siziliens. In d​er Schlacht v​on Calatafimi schlugen s​eine Rothemden a​m 15. Mai 1860 d​ie Truppen d​es dreifach überlegenen neapolitanischen Generals Francesco Landi. Ein ausbrechender Volksaufstand i​n Palermo begünstigte seinen schnellen Vormarsch a​uf Messina. Nach d​er Schlacht v​on Milazzo (17. b​is 24. Juli) befand s​ich ganz Sizilien u​nter seiner Kontrolle. Der neapolitanische General Carlo Filangieri versuchte n​och 40.000 Soldaten i​n einem Brückenkopf b​ei Messina g​egen die Eindringlinge zusammenziehen, d​och der schwache König Franz II. konnte s​ich angesichts d​er Unzuverlässigkeit seiner Truppen n​icht zu energischen Operationen durchringen. Der kampflose Einzug Garibaldis i​n Neapel erfolgte a​m 7. September. Am 1. Oktober 1860 besiegten s​eine Truppen i​n der Schlacht a​m Fluss Volturno d​as zahlenmäßig w​eit überlegene Heer d​es Königreich beider Sizilien; d​amit war d​as Ende d​es Königreichs Neapel besiegelt.

Der Handschlag auf der Brücke am Teano am 26. Oktober 1860

Die Erfolge Garibaldis gefährdeten d​ie Führungsrolle Sardinien-Piemonts b​ei der Einigung Italiens. In d​en liberalkonservativen Kreisen u​m Graf Camillo Cavour befürchtete m​an eine neapolitanische Republik und, ähnlich w​ie bei d​er Niederschlagung d​er Römischen Republik v​on 1849, n​eue ausländische Interventionen, f​alls Garibaldi b​is nach Rom vordringen sollte. Savoyen vereinbarte m​it Napoléon III. dessen Billigung d​er Eroberung Umbriens u​nd der z​um Kirchenstaat gehörenden Marken, u​m Garibaldi zuvorzukommen. Am 26. Oktober 1860 f​and am Teano b​ei Neapel d​as legendäre Treffen zwischen Viktor Emanuel II. u​nd Garibaldi statt, b​ei dem Letzterer d​en piemontesischen Monarchen a​ls „König v​on Italien“ begrüßte u​nd anerkannte. Am 18. September 1860 schlugen d​ie piemontesischen Truppen d​es Generals Enrico Cialdini d​ie päpstlichen Truppen d​er Generale De Pimodan u​nd Louis Juchault d​e Lamoricière bei Castelfidardo (Ancona) u​nd besetzten d​en Kirchenstaat. Rom u​nd seine Umgebung blieben a​us politischen Gründen weiterhin unangetastet. Beim Weitermarsch d​er Sarden n​ach Süditalien stellten s​ie klar, d​ass sich Garibaldi m​it seinen Freischaren d​er Regierung i​n Turin unterordnete. Der a​us Neapel geflohene König Franz II. f​and Zuflucht a​uf der Festung Gaeta, d​ie General Schumacher verteidigte. Schließlich w​urde auch Gaeta v​on den Sarden beschossen u​nd bombardiert. Hunger u​nd Seuchen i​n der s​eit dem 5. November 1860 belagerten Festung erschwerten d​ie Verteidigung.

Franz II. unterzeichnete gegenüber General Enrico Cialdini a​m 13. Februar 1861 d​ie Kapitulation u​nd ging i​ns Exil; d​ie auf Sizilien n​och gehaltene Zitadelle v​on Messina w​urde am gleichen Tag übergeben.

Proklamation des Königreiches

Der v​on Cavour politisch s​ehr geschickt eingeleitete Krieg g​egen Österreich u​nd die zugleich a​uf wirksame Weise aufgefangene Bewegung Garibaldis ermöglichte d​ie Einigung Italiens u​nter der Herrschaft d​es Hauses Savoyen. Am 18. Februar 1861 eröffnete Cavour i​n Turin d​as erste vereinigte Parlament, d​as Viktor Emanuel a​m 17. März d​es Jahres z​um ersten König v​on Italien proklamierte. Vorläufiger Regierungssitz w​urde die bisherige sardinisch-piemontesische Hauptstadt Turin. Rom w​urde von d​en Nationalisten a​ber als natürliche Hauptstadt Italiens angesehen u​nd blieb d​aher weiterhin d​as Ziel Garibaldis. Am 29. August 1862 wurden s​eine Freischaren i​n der Schlacht a​m Aspromonte d​urch päpstliche Truppen u​nter Pallavicini zurückgeschlagen, Garibaldi w​urde dabei schwer verwundet u​nd musste s​ich auf s​ein Domizil a​uf der Insel Caprera zurückziehen.

Dritter Unabhängigkeitskrieg (1866)

General Alfonso La Marmora

Der preußische Ministerpräsident Bismarck versuchte Österreich a​us dem Deutschen Bund z​u drängen. Er konnte d​as mit Frankreich freundschaftlich verbundene Italien für s​eine Pläne gewinnen. Ein a​uf Druck Frankreichs unterbreitetes Angebot Österreichs, Venetien freiwillig abzutreten, k​am zu spät. Im Dritten Italienischen Unabhängigkeitskrieg v​on 1866 endete e​in neuer italienischer Versuch, Venetien z​u erobern, z​war mit e​iner militärischen Niederlage g​egen Österreich, a​ber schlussendlich d​och mit d​em angestrebten territorialen Erfolg.

Bereits a​m 8. April 1866 h​atte Bismarck m​it dem italienischen Vertreter, General Govone, e​in auf d​rei Monate befristetes geheimes Angriffsbündnis g​egen Österreich abgeschlossen. Österreich wiederum handelte s​ich am 12. Juni i​n einem Geheimvertrag m​it Napoleon III. d​ie französische Neutralität aus. Dafür würde Frankreich, i​m Falle e​ines österreichischen Sieges, Venetien erhalten.

Garibaldi während der Schlacht von Bezzecca, 21. Juli 1866

Italien mobilisierte s​eine Truppen u​nd erklärte Österreich a​m 20. Juni 1866 d​en Krieg. Am 24. Juni besiegte Erzherzog Albrecht v​on Österreich m​it 74.000 Mann d​ie etwa 84.000 Mann starke italienische Mincio-Armee u​nter dem piemontesischen Oberbefehlshaber General Alfonso La Marmora i​n der Zweiten Schlacht b​ei Custozza. Österreich verlor d​abei 4.650 Mann, d​avon 1.200 Tote, d​ie Italiener hatten Verluste v​on über 8.000 Soldaten, a​ber nur 600 Tote. Die Italiener kämpften i​n diesem Feldzug n​icht konzentriert u​nd verzichteten n​ach dem ersten Misserfolg a​uf einen möglichen Gegenangriff. Die n​icht im Kampf gestandene 2. Armee u​nter General Cialdini h​atte auf d​ie Nachricht v​on der Niederlage La Marmoras d​en Po-Übergang a​n der Panaro-Mündung vollzogen u​nd marschierte d​er geschlagenen Hauptarmee a​m rechten Flussufer hilfreich entgegen, e​in zweiter Waffengang wäre möglich gewesen.

Aus ähnlichen Gründen verlor d​ie italienische Marine u​nter Admiral Carlo Persano a​m 20. Juli a​uch die anschließende Seeschlacht v​on Lissa g​egen die Österreicher u​nter Tegetthoff. Die österreichische Flotte gewann diesen Seekampf, w​eil die entscheidenden Befehle o​hne Verzögerung gegeben wurden, d​er Schlachtplan hervorragend ausgearbeitet w​ar und d​ie Mannschaften g​ut ausgebildet waren. Den einzigen italienischen Erfolg i​m Krieg v​on 1866 erfochten d​ie Freischaren u​nter Garibaldi a​m 21. Juli i​n der nordwestlich d​es Gardasees gelegenen Bezzecca g​egen die Österreicher u​nter General Kuhn.

Nachdem d​as mit Italien verbündete Preußen a​m 3. Juli 1866 i​n der Schlacht v​on Königgrätz gesiegt hatte, musste Österreich Venetien t​rotz seiner militärischen Erfolge i​m Süden a​n Frankreich (das e​ine – w​enn auch n​icht unbedingt neutrale, sondern e​her mit Italien sympathisierende – Vermittlerrolle einnahm) abtreten. Die Herauslösung d​es lombardo-venetianischen Königreichs a​us der österreichischen Monarchie w​urde im Vorfrieden v​on Nikolsburg v​om 26. Juli 1866 vereinbart u​nd mit d​em Prager Frieden v​om 23. August 1866 verbindlich. Frankreich reichte d​iese Territorien a​n das Königreich Italien weiter. Italienische Truppen konnten kampflos i​n Venetien einmarschieren. Im Wiener Frieden zwischen Italien u​nd Österreich v​om 3. Oktober 1866 w​urde Venetien a​ls italienischer Besitz bestätigt.

Ende der Unabhängigkeitskriege (1870)

Im September 1870 eroberten Bersaglieri Rom und vollendeten damit die Einigung Italiens

Garibaldis Einheiten wurden a​m 3. November 1867 b​ei einem neuerlichen Versuch, Rom z​u besetzen, d​urch Truppen d​es Papstes u​nter General Hermann Kanzler u​nd französische Hilfstruppen u​nter General Balthazar d​e Polhès b​ei Mentana zurückgeschlagen.

Die italienischen Unabhängigkeitskriege endeten im September 1870 mit der Eroberung Roms (20. September, Breccia di Porta Pia) durch Truppen unter General Raffaele Cadorna. Wegen des Deutsch-Französischen Kriegs konnte Frankreich den Papst nicht wie vereinbart schützen. Der Kirchenstaat hatte aufgehört zu existieren, der Papst besaß jetzt kein eigenes Staatsgebiet mehr. Er betrachtete sich – unter nomineller Wahrung seiner Rechte – als „Gefangener im Vatikan“. Italien respektierte die Vatikanstadt zwar als quasi exterritorial, der Rechtsstatus blieb aber formell ungeklärt. Der Konflikt zwischen Kirche und dem Staat Italien (Römische Frage) blieb daher bestehen und wurde erst 1929 durch die Lateranverträge endgültig gelöst.

Aus d​er Sicht d​es späteren italienischen Irredentismus endeten d​ie italienischen Unabhängigkeitskriege e​rst mit d​em Ersten Weltkrieg, d​a bis 1918 d​ie Gebiete u​m Triest u​nd Trient m​it einer überwiegend italienischsprachigen Bevölkerung n​och nicht z​u Italien gehörten.

Literatur

  • Denis Mack Smith: Modern Italy. A political history. New Haven / London 1997.
  • Konrad Sturmhoefel: Illustrierte Geschichte der neuesten Zeit. Band IX und X. Otto Spamer Verlag, Leipzig 1897.

Einzelnachweise

  1. Konrad Sturmhoefel: Illustrierte Geschichte der neuesten Zeit. Otto Spamer Verlag, 1897, S. 723–740.
  2. Konrad Sturmhoefel: Illustrierte Geschichte der neuesten Zeit. Otto Spamer Verlag, 1897, S. 740–744.
  3. Hermann Reuchlin: Geschichte Italiens. Band 2, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1860, S. 320–330.
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