Uffizien
Die Uffizien (italienisch uffici ‚Büros‘) sind ein von 1560 bis etwa 1580 ursprünglich für die Unterbringung von Ministerien und Ämtern in Florenz errichteter Gebäudekomplex. Architekten waren Giorgio Vasari, Bernardo Buontalenti und Alfonso Parigi der Jüngere (1606–1656).
Im Gebäude befindet sich seit ihren Anfängen um 1580 die Kunstsammlung Galleria degli Uffizi mit Werken der Malerei und Bildhauerei von der Antike bis zum Spätbarock. Sie gelten als eines der bekanntesten Kunstmuseen der Welt und waren von Anfang an öffentlich zugänglich. Das Museum stellt mit rund 2 Millionen Besuchern einen Hauptanziehungspunkt der Stadt dar.[1]
Geschichte
Cosimo I. de’ Medici, Großherzog der Toskana, begann 1560 mit der Verwirklichung eines schon länger bestehenden Planes, die wichtigsten Ministerien und Ämter (die sogenannten uffici) in einem Bau zusammenzufassen. Für den Neubau wurde ein ganzes Stadtviertel abgerissen bzw. in den Neubau integriert, wie z. B. die romanische Kirche S. Piero Scheraggio und die Münzprägewerkstatt Zecca, in der die sogenannten Goldflorin hergestellt wurden. Vasari vereinheitlichte die Ansammlung alter und neuer Gebäude durch vorgesetzte Fassaden. Es entstand ein von zwei beinahe gleich aussehenden Fassaden flankierter Platz, der die Piazza della Signoria und das Ufer des Arno verbindet. Der Bau wurde nach Vasaris Tod 1574 von Bernardo Buontalenti und Alfonso Parigi bis ca. 1581 im Äußeren vollendet.
Francesco de’ Medici, Cosimos Nachfolger ab 1574, hatte schon 1570 einen Raum für seine Kunstsammlung im Palazzo Vecchio eingerichtet (das Stanzino del Principe). 1580–1588 wurde durch Buontalenti im Obergeschoss der Uffizien für die Präsentation weiterer Kunstwerke die berühmte Tribuna errichtet, ein Raum auf achteckigem Grundriss, der öffentlich zugänglich war. Parallel wurden im Bogengang des Obergeschosses, der galleria, die Sammlung der Kunstwerke in Familienbesitz präsentiert; durch einen über die Gasse angelegten Verbindungsgang war sie vom Palazzo Vecchio, dem Amtssitz des Herzogs, aus zu erreichen. Verschiedene antike Skulpturen aus Rom, die zunächst im Garten der Villa Medici ausgestellt worden waren, fanden in den Uffizien ihren endgültigen Platz. Das berühmteste Stück ist die sogenannte „Mediceische Venus“; sie wurde 1618 in der Villa des ehemaligen römischen Kaisers Hadrian aufgefunden; der Typus der Venus pudica, den sie verkörpert, wurde durch ein Original des Griechen Praxiteles im 4. vorchristlichen Jahrhundert angeregt und wirkte später eindringlich auf Künstler wie Pisano oder Botticelli.
Die Tribuna war 1704 durch venezianische Bilder, wie etwa von Tintoretto, Tizian, und Veronese, bereichert worden. Einen weiteren Schwerpunkt bildeten Gemälde von Holbein, van Dyck und niederländischen Malern des 17. Jahrhunderts, die besonders von Cosimo III. geschätzt wurden.[2]
Die Medici ergänzten ihre Kollektion mit weiteren Werken der Malerei und Bildhauerei bis 1737, als mit Gian Gastone de’ Medici der letzte ihrer Großherzöge starb. Anna Maria Luisa de’ Medici, die letzte Repräsentantin des Hauses Medici, vermachte das persönliche Eigentum der Medici der Stadt Florenz – unter der Bedingung, dass es niemals aus der Stadt entfernt würde. Nach ihrem Tod im Jahre 1743 wurden die Sammlungen öffentlich zugänglich gemacht. Im 18. Jahrhundert hatte die Sammlung der Uffizien durch Berichte von Besuchern auch über Florenz hinaus bereits Berühmtheit erlangt; Kunsthistoriker bezeichneten sie deshalb wiederholt als das erste Museum in Europa. Der Ursprung des Begriffs Galerie für eine Gemäldesammlung wird ebenfalls den Galerien der Uffizien zugeschrieben.
Im Erdgeschoss waren Werkstätten von Handwerkern untergebracht, die dem Fürstenhof der Medici zuarbeiteten. Zu ihnen zählte vor dem Ende des 17. Jahrhunderts auch der nach Florenz geworbene Instrumentenmacher Bartolomeo Cristofori, der um 1698 aus dem Cembalo durch die Entwicklung der Anschlagsmechanik den Urtypen des Klaviers entwickelte – die Uffizien sind somit die Geburtsstätte des Klaviers.[3]
Am 27. Mai 1993 explodierte in der Via dei Georgofili neben den Uffizien eine Autobombe der Cosa Nostra. Fünf Menschen starben, und ein großer Teil des Niobe-Saals samt den hier ausgestellten Skulpturen und den Deckenfresken wurde stark beschädigt.
Galleria degli Uffizi
In der dritten Etage des Gebäudes ist heute die Gemäldesammlung Galleria degli Uffizi untergebracht, die ihren Schwerpunkt auf Werke der italienischen Renaissance legt. Darüber hinaus umfasst die Sammlung Gemälde aus dem 13.–18. Jahrhundert und viele Werke flämischer, niederländischer, französischer und deutscher Künstler dieser Zeit. Eine umfangreiche Ausstellung von Selbstporträts aller Epochen bis in die Gegenwart ist im Corridoio Vasariano zu sehen. Dieser Teil des Gebäudes, ebenfalls von Vasari erbaut, verbindet die Uffizien auf der einen Seite mit dem Palazzo Vecchio und auf der anderen Seite über den Ponte Vecchio mit dem Palazzo Pitti. In der zweiten Etage befindet sich die von Leopoldo de Medici im 17. Jahrhundert begründete Sammlung von Zeichnungen und Drucken. Darüber hinaus lassen sich im Erdgeschoss die Reste einer romanischen Kirche besichtigen, die Vasari größtenteils abreißen ließ, um Platz für den Bau der Uffizien zu schaffen.
Ein besonderer Charme der Uffizien-Sammlungen liegt in der Reihung der Säle geborgen, indem sie dem zunächst Kunst-Unkundigen in einer historischen Reihung, beginnend bei Skulpturen aus griechischer und römischer Zeit, über die Nutzung von Kunst zu religiösen Zwecken (Ikonen), hin zur Malerei der Renaissance (Befreiung von den Vorgaben der Kirche) und der Neuzeit einen weitenteils chronologischen Abriss der gesamten Malerei und Bildhauerei vermitteln und ihm somit einen logischen, nachvollziehbaren Einstieg in die Bildhauerei, die Malerei und in die Kunstgeschichte Westeuropas geben.
Sammlung
Zur Sammlung gehören unter anderem folgende Gemälde:
- Cimabue: Maestà
- Raffael: Selbstporträt (aktuell ausgestellt im Palazzo Pitti)
- Jacques-Louis David: Selbstporträt
Direktoren
Der Direktor der Uffizien ist der Soprintendenza Speciale per il Patrimonio Storico, Artistico ed Etnoantropologico e per il Polo Museale della città di Firenze unterstellt. Die Museumsdirektoren in neuerer Zeit:
- 1969–1987: Luciano Berti
- 1987–2005: Annamaria Petrioli Tofani
- 2006–2015: Antonio Natali
- seit November 2015: Eike D. Schmidt
Literatur
- Luciano Berti, Anna Maria Petrioli Tofani, Caterina Caneva: Die Uffizien Florenz. (= Museen der Welt). Beck, München 1993, ISBN 3-406-37383-6.
- Luciano Berti: Die Uffizien. Florenz 1971, ISBN 3-7845-7900-0.
- Klaus Minges: Das Sammlungswesen der frühen Neuzeit. Kriterien der Ordnung und Spezialisierung. (= Museen – Geschichte und Gegenwart. Band 3). LIT, Münster 1998, ISBN 3-8258-3607-X.
- J. Lessmann: Studien zu einer Baumonographie der Uffizien Giorgio Vasaris in Florenz. Diss. Univ. Bonn 1971. Bonn 1975, DNB 760637008.
Weblinks
- Offizielle Website (italienisch, englisch)
- Die Uffizien beim Google Art Project
- 3sat: Schatzkammer Florenz. Herr Schmidt und die Uffizien. Film von Peter Moers
Einzelbelege
- Liste der Hauptsehenswürdigkeiten Italiens (PDF). (PDF) Italienisches Kulturministerium, 2016, abgerufen am 19. August 2018 (italienisch).
- Gerhard Wolf: Museumskulturen: Europäische Perspektive um 1800. In: Gudrun Swoboda (Hrsg.): Europäische Museumskulturen um 1800. Band 2. Wien / Köln / Weimar 2013, S. 317–355.
- Klavierhistorische Publikationen von Steve Pollens, Rosamond Harding: The Pianoforte – its history traced to the Great Exhibition of 1851.