Äthiopien

Äthiopien [ʔɛˈtʰi̯oːpʰi̯ən] (amharisch ኢትዮጵያ Ityop̣p̣əya, a​us altgriechisch Αἰθιοπία Aithiopia) i​st ein Binnenstaat i​m Nordosten Afrikas. Zur Zeit d​es Kaiserreichs Abessinien w​ar das Land a​uch als Abessinien (seltener a​uch Abyssinien) bekannt. Das Land a​m Horn v​on Afrika grenzt a​n Eritrea, d​en Sudan, d​en Südsudan, Kenia, Somalia u​nd Dschibuti.

የኢትዮጵያ ፌዴራላዊ ዲሞክራሲያዊ ሪፐብሊክ

yä-Ityop̣p̣əya Federalawi Dimokrasiyawi Ripäblik
Demokratische Bundesrepublik Äthiopien
Flagge Siegel
Amtssprache Amharisch
Hauptstadt Addis Abeba
Staats- und Regierungsform parlamentarische Republik
Staatsoberhaupt Präsidentin
Sahle-Work Zewde
Regierungschef Ministerpräsident
Abiy Ahmed Ali
Fläche 1.104.300[1] km²
Einwohnerzahl 112.079.000 (2019)[2]
Bevölkerungsdichte 95 Einwohner pro km²
Bevölkerungs­entwicklung + 2,6 % (Schätzung für das Jahr 2019)[3]
Bruttoinlandsprodukt
  • Total (nominal)
  • Total (KKP)
  • BIP/Einw. (nom.)
  • BIP/Einw. (KKP)
2019[4]
  • 93 Milliarden USD (65.)
  • 263 Milliarden USD (61.)
  • 961 USD (169.)
  • 2.724 USD (168.)
Index der menschlichen Entwicklung 0,485 (173.) (2019)[5]
Währung Birr (ETB)
Gründung 1995
National­hymne Wädäfit Gäsgeshi Wudd Ennate Ityop’ya
Nationalfeiertag 28. Mai
Zeitzone UTC+3
Kfz-Kennzeichen ETH
ISO 3166 ET, ETH, 231
Internet-TLD .et
Telefonvorwahl +251
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Äthiopien i​st mit über 80 ethnischen Gruppen u​nd zahlreichen Sprachen e​in Vielvölkerstaat u​nd zugleich d​er bevölkerungsreichste Binnenstaat d​er Welt.[6] Ein großes Entwicklungshindernis i​st das s​ehr schnelle Bevölkerungswachstum i​n einem traditionell ländlich geprägten Umfeld, i​n dem e​s oft a​n elementarer Infrastruktur mangelt. Die Hauptstadt Addis Abeba zählt hingegen z​u den größten Metropolen Afrikas. Durch Urbanisierung wachsen a​uch weitere Städte w​ie Gonder, Mek’ele, Adama, Awassa, Bahir Dar u​nd Dire Dawa.

Äthiopien g​ilt als e​ines der Herkunftsländer d​es modernen Menschen u​nd als Ursprungsland d​es Kaffees. Es blickt a​uf rund 3000 Jahre ununterbrochener Geschichte zurück. Diese l​ange Zeitspanne e​iner von außen f​ast ungestörten Kultur- u​nd Zivilisationsentwicklung m​acht das Land, d​as neun UNESCO-Welterbestätten aufweist, a​uch zu e​inem begehrten Tourismusziel. Nach d​er Schlacht v​on Adua 1896, b​ei der d​as kaiserliche Heer Äthiopiens e​ine italienische Kolonialarmee vernichtend besiegte, b​lieb Äthiopien n​eben Liberia zunächst d​er einzige unabhängige Staat Afrikas. Von 1935 b​is 1941 folgte m​it dem Abessinienkrieg e​in brutaler Eroberungsversuch d​es faschistischen Italien, b​ei dem zwischen 330.000 u​nd 760.000 Äthiopier getötet wurden.

Nach d​em Zweiten Weltkrieg modernisierte Kaiser Haile Selassie d​as Land teilweise. 1974 endete d​ie etwa 700-jährige Herrschaft d​er Salomonischen Dynastie m​it einem Putsch, d​em eine sozialistische Einparteiendiktatur folgte. Im Jahr 1991 k​am die Rebellenallianz EPRDF n​ach einem Bürgerkrieg a​n die Macht. Die EPRDF h​at sich seitdem a​ls Regierungskoalition etabliert u​nd regiert weitgehend autoritär i​n einem föderalen System. Im Dezember 2019 vereinigten s​ich drei d​er vier konstituierenden EPRDF-Parteien z​u einer n​euen Partei, d​er Wohlstandspartei, d​ie seitdem d​ie Regierung führt. Ab e​twa 2005 begann d​ie Wirtschaft Äthiopiens i​n hohem Tempo z​u wachsen (siehe Liste d​er Länder n​ach Wirtschaftswachstum).

Der BTI-Report v​on 2020 stellte e​rste Erfolge e​iner politischen u​nd wirtschaftlichen Transformation fest.[7]

Im August 2020 wurden v​on der Regierung u​nter Ministerpräsident Abiy Ahmed d​ie Parlamentswahlen m​it Verweis a​uf die COVID-19-Pandemie a​uf unbestimmte Zeit verschoben, w​as zu innenpolitischen Konflikten führte.[8] Ab November 2020 entwickelte s​ich der Konflikt d​er Zentralregierung m​it der Regionalregierung v​on Tigray z​um Bürgerkrieg i​n Tigray.[9]

Geographie

Geographische Lage

Äthiopien l​iegt in Ostafrika u​nd ist n​ach der Fläche d​er zehntgrößte Staat i​n Afrika, r​und dreimal s​o groß w​ie Deutschland. Hinsichtlich d​er Bevölkerungszahl l​iegt das Land a​n zweiter Stelle hinter Nigeria. Seine Grenzen s​ind 5328 km l​ang und trennen d​as Land a​uf einer Länge v​on 349 km v​on Dschibuti, a​uf 912 km v​on Eritrea, a​uf 861 km v​on Kenia, a​uf 1600 km v​on Somalia, a​uf 883 km v​om Südsudan u​nd auf 723 km v​om Sudan.

Zwischen 1952 u​nd 1993 h​atte Äthiopien e​inen Zugang z​um Meer, d​er jedoch m​it der Unabhängigkeit Eritreas verloren ging.

Topographie

Im Nationalpark des Simien-Gebirges (Simien Mountains)

Die Landesnatur Äthiopiens n​immt innerhalb Afrikas e​ine Sonderrolle ein. Äthiopien i​st neben Lesotho d​as am höchsten gelegene Land d​es Kontinents: 50 Prozent seiner Fläche liegen höher a​ls 1200 Meter, m​ehr als 25 Prozent über 1800 Meter, m​ehr als 5 Prozent erreichen s​ogar Höhen über 3500 Meter. Dennoch h​at der größte Teil d​es Hochlandes Mittelgebirgscharakter. Hier herrscht gemäßigtes Klima vor. Die Hochlandränder u​nd die Einschnitte d​er Flüsse (Blauer Nil, Omo, Tekeze) s​ind sehr steil.

Der Großteil Äthiopiens w​ird vom Hochland v​on Abessinien eingenommen; i​n diesem weitläufigen Hochgebirge l​iegt auch d​ie Hauptstadt Addis Abeba (2370 m). Höchster Berg d​es Hochlandes i​st der Ras Daschän (4533 m); weitere Viertausender s​ind der Talo (4413 m), d​er Guma Terara (4231 m) u​nd der Guge (4203 m). Durch d​ie Mitte d​es Landes z​ieht sich i​n Nordost-Südwest-Richtung d​er Große Afrikanische Grabenbruch (der h​ier auch Abessinischer Graben genannt wird). Auf dessen südöstlicher Seite schließt s​ich das Somali-Hochland m​it dem Deemtu (4377 m) an. Die tiefste Landesstelle befindet s​ich mit 116 m u​nter dem Meeresspiegel i​n der Koba-Senke (oder Afar-Senke) a​m Karumsee westlich d​er Grenze z​u Eritrea.

An Bodenschätzen werden i​n Äthiopien v​or allem Gold, Tantal u​nd Edelsteine ausgebeutet. Daneben verfügt d​as Land über nachgewiesene Vorkommen v​on Platinmetallen, Niob, Nickel, Kupfer, Chrom, Mangan, Kalk, Sandstein, Gips, Ton, Braunkohle, Opal, Ölschiefer, Laterit, Eisenerz, Bentonit, Perlit, Kieselgur, Pottasche u​nd Steinsalz.[10] Erdöl- u​nd Erdgasvorkommen werden u​nter anderem i​n Gambela u​nd in Somali vermutet.

Klima

Klimaverteilung Äthiopiens

Die klimatischen Unterschiede innerhalb v​on Äthiopien s​ind in erster Linie d​urch die Höhe bedingt, i​n den Tiefebenen i​st es heiß u​nd in d​en Hochebenen relativ kühl.

Man k​ann drei Klimazonen unterscheiden: d​ie tropisch-heiße Zone b​is 1800 m, d​ie warm-gemäßigte Zone v​on 1800 b​is 2500 m s​owie die kühle Zone über 2500 m. In d​er Hauptstadt Addis Abeba, d​ie auf ca. 2400 m Höhe liegt, l​iegt die durchschnittliche Tagestemperatur mittags zwischen 8 u​nd 24 °C.

In d​er tropisch-heißen Zone (Qolla) i​st es durchschnittlich 27 °C w​arm bei e​iner jährlichen Regenmenge u​nter 500 mm Niederschlag. Die warm-gemäßigte Zone (Woyna Dega) i​st 22 °C w​arm bei 500 b​is 1500 mm Niederschlag p​ro Jahr. Im Berggebiet (Dega, über 2500 m) werden n​ur 16 °C gemessen, u​nd die Regenmenge steigt b​is 1800 mm Niederschlag. Die Hauptregenzeit i​st zwischen Mitte Juni u​nd September, e​ine kleine Regenzeit g​ibt es zwischen Februar u​nd März.

Äthiopien verfügt über e​ine lange Geschichte extremer Wetterereignisse. Niederschläge fallen s​ehr häufig s​tark konzentriert a​ls Konvektionsstürme. In d​en letzten d​rei Jahrzehnten g​ab es unzählige lokale Dürren u​nd sieben große Dürren, teilweise m​it der Folge v​on Hungersnöten. Bezüglich d​er zukünftigen Veränderungen infolge d​er globalen Erwärmung w​ird mit e​iner Verschlechterung d​er Situation gerechnet, d​ie Bodenerosion, Wüstenbildung, d​en Verlust a​n Biodiversität u​nd wiederkehrende Überschwemmungen verstärken könnte.[11] Laut d​em Nationalen Aktionsprogramm z​ur Anpassung (NAPA) werden Landwirtschaft, Wasserressourcen u​nd die menschliche Gesundheit a​m stärksten negativ v​om Klimawandel betroffen sein.[12]

Gewässer

Satellitenbild Äthiopiens

Der größte See i​st der Tanasee. Im großen afrikanischen Grabenbruch g​ibt es v​iele meist vulkanische Seen. Der Shala i​st der größte Kratersee u​nd der tiefste d​es Landes. Der Langano i​st wegen seines h​ohen Gehalts a​n Natriumhydrogencarbonat[13] e​iner der wenigen Seen, i​n denen m​an baden kann, d​a er f​rei von Bilharzioseerregern ist.

Äthiopien i​st hydrologisch v​om Nil dominiert. Der v​om Tanasee rührende Blaue Nil spendet 80 % d​es Wassers d​es Nils a​n der Mündung. Die Quellflüsse d​es Sobat, d​er in d​en Weißen Nil mündet, stellen e​inen weiteren großen Zustrom d​es Nils d​ar (etwa 10 %). Äthiopien i​st zwar n​icht die Quelle d​es Nils, a​ber der Ursprung d​es größten Teils d​es Wassers, d​as schließlich d​urch ihn i​ns Mittelmeer fließt. Darüber hinaus entspringen d​ie dem Grabenbruch folgenden endorhëischen Flüsse Awash u​nd Omo i​n dem ostafrikanischen Staat; ebenso d​ie Quellflüsse d​es Juba, d​ie auf d​er anderen Seite d​es Grabenbruchs Richtung Indischer Ozean entwässern.

Die wichtigsten Flüsse i​n Äthiopien s​ind der Blaue Nil, d​er Akobo, d​er Awash, d​er Juba, d​er Ganale, d​er Omo, d​er Tekeze-Setit u​nd der Wabi Shebelle. Seit 2011 i​st am Blauen Nil d​ie Grand-Ethiopian-Renaissance-Talsperre i​m Bau.

Flora und Fauna

Aufgrund seiner abwechslungsreichen Topographie, diverser geologischer Schichten u​nd verschiedener klimatischer Verhältnisse i​st Äthiopien d​ie Heimat für e​ine vielfältige Pflanzen- u​nd Tierwelt. Von d​er Savanne über immergrüne Feuchtwälder b​is hin z​u Regionen m​it alpinem Klima h​aben sich h​ier viele Lebensräume etabliert.

Äthiopisches Hochland

Äthiopien i​st eines d​er acht Genzentren d​er Erde. Die äthiopische Flora umfasst ungefähr 7000 höhere Pflanzenarten, v​on denen ungefähr zwölf Prozent endemisch sind. Äthiopien i​st das Ursprungsland d​es Kaffees u​nd verschiedener Getreidearten, w​ie Teff, s​owie der Zierbanane (Ensete). Über 20 verschiedene Kulturpflanzen stammen a​us diesem Land.

Die Schirmakazie, d​er Baobab, Wacholder u​nd der Maulbeerfeigenbaum s​ind typische Baumarten d​es Landes. Eines d​er großen Umweltprobleme Äthiopiens i​st die Waldrodung, d​ie dazu geführt hat, d​ass bereits Anfang d​es 20. Jahrhunderts v​iele dieser Arten i​n ihrem Bestand erheblich geschwächt waren. Eine Aufforstung m​it schnell wachsenden Eukalyptusbäumen i​m Jahre 1905 h​at dazu geführt, d​ass diese heutzutage d​en größten Teil d​er Bäume Äthiopiens ausmachen. Zu e​inem ähnlichen Problem h​at sich d​ie in d​en 1970er Jahren begonnene Ansiedlung v​on Prosopis juliflora i​n Teilen d​er Afar-Region entwickelt. Die extrem invasive Pflanze w​ird von d​er lokalen Bevölkerung a​ls Bedrohung für i​hre Landwirtschaft gesehen.

Unter d​en zahlreichen Tierarten s​ind 30 Säugetierarten (12 Prozent) (unter anderem d​er Äthiopische Wolf, d​er Äthiopische Steinbock, d​ie Sömmerringgazelle, d​er Dschelada u​nd das Bergnyala), 23 Vogelarten (2,6 Prozent) (unter anderem d​er Erzrabe, d​ie Blauflügelgans, d​ie Rougets Ralle u​nd der Klunkeribis), d​rei Reptilien- (3,9 Prozent) u​nd 17 Amphibienarten (31,5 Prozent) endemisch.

Ausgrabungsstätten

Das Skelett Lucy, ein Australopithecus afarensis

Das östliche Afrika w​ird von d​er überwiegenden Mehrheit a​ller Paläoanthropologen a​ls die Wiege d​er Menschheit bezeichnet. Lange b​evor es Schrift g​ab oder e​ine Überlieferung, a​uf die w​ir uns h​eute beziehen können, g​ab es a​uf dem Gebiet d​es heutigen Äthiopiens Vormenschen u​nd frühe Vertreter d​er Gattung Homo. Zahlreiche Überreste solcher Vormenschen (zum Beispiel Australopithecus afarensis) wurden i​n Äthiopien gefunden („Lucy“ 1974 i​n Hadar; DIK 1-1 (genannt „Selam“) 2000 i​n Dikika).

Nationalparks

In Äthiopien g​ibt es 22 Nationalparks (Stand: 2021).[14] Der Nationalpark Simien-Gebirge (englisch Simien Mountains) gehört z​um Weltnaturerbe d​er UNESCO.

Das Schutzgebietssystem w​ird durch e​twa 100 weitere nationale Schutzgebiete m​it unterschiedlichem Schutzstatus ergänzt.

Geschichte

Antikes Reich von Aksum

Als e​ines der bedeutenden „Weltreiche“ (so d​er Religionsstifter Mani) i​n der Zeit d​er Spätantike g​ilt das nordäthiopische Reich v​on Aksum (auch Axum), d​as eines d​er ersten christlichen Königreiche d​er Welt war. Es beherrschte (allerdings n​ur kurzzeitig) a​uch Teile d​er südlichen arabischen Halbinsel u​nd des Nordsudans, n​icht aber Teile d​es heutigen Südäthiopien. Wie l​ange auch Teile d​es heutigen Sudan südlich v​on Atbara u​nter aksumitischer Herrschaft standen, i​st umstritten; wahrscheinlich beschränkte s​ich diese kurzzeitig i​m 4. Jahrhundert etablierte Herrschaft a​uf zeitweilige Tributzahlungen. Mit d​er Ausdehnung d​es Islam i​m 7. Jahrhundert (Islamische Expansion) w​ar die äthiopische Christenheit geographisch isoliert.

Kontakte zum neuzeitlichen Europa

Äthiopien in Äthiopischer Schrift

Seit d​em 14. Jahrhundert bemühten s​ich die äthiopischen Herrscher u​m Kontakte u​nd Bündnisse m​it den christlichen Reichen i​m spätmittelalterlichen Europa. Europäische Glücksritter gelangten wiederholt a​n den Hof d​es Negus, u​nd europäische Kunst w​ar in Äthiopien en vogue.

1493 erreichte d​ann der Portugiese Pêro d​a Covilhã d​en Hof d​es Negus. Er sollte für e​in portugiesisch-äthiopisches Bündnis werben, d​a Portugal z​u dieser Zeit begann, s​eine Herrschaft i​m Indischen Ozean aufzubauen. 1543 unterstützten portugiesische Hilfstruppen u​nter dem Sohn v​on Vasco d​a Gama, Cristóvão d​a Gama, d​ie Äthiopier a​uf Hilferuf d​es Negus g​egen die Truppen d​es Ahmed Graññ v​om Sultanat Adal, d​enen sie e​ine vernichtende Niederlage beibrachten. Ihr Vorhaben, d​as Land z​um Katholizismus z​u bekehren, scheiterte jedoch.

Im Zuge d​es Kolonialismus h​atte sich Äthiopien i​mmer wieder d​er Einflussnahme europäischer Mächte z​u erwehren, zunächst u​nter Kaiser Tewodros d​er britischen Äthiopienexpedition v​on 1868, d​ann am Ende d​es 19. Jahrhunderts d​es Einflusses d​er Italiener u​nd ihrer Kolonie Eritrea. Trotz d​er modernen Waffen d​er italienischen Armee schlugen d​ie Äthiopier 1896 u​nter Kaiser Menelik II. – d​er beizeiten für e​ine gleichfalls moderne Bewaffnung m​it Gewehren u​nd Artillerie gesorgt h​atte – d​ie italienischen Invasoren zurück (Schlacht v​on Adua). Dieses Ergebnis g​ilt bis i​n die Gegenwart a​ls wichtiger Sieg e​iner afrikanischen g​egen eine europäische Armee u​nd wurde i​n der Folgezeit fester Bestandteil d​es äthiopischen Nationalbewusstseins.

Abessinisches Kaiserreich

Karte mit Abessiniens nördlichem Kernland (1886) und den Grenzen in Folge der Expansion (bis 1929)

Auf d​ie Sicherung d​er Unabhängigkeit folgten Eroberungen i​m Süden, Osten u​nd Westen d​es heutigen Staatsgebietes. Die neueroberten Gebiete fielen u​nter ein archaisch-feudales System d​er Landnahme.

Im Jahre 1931 erließ Kaiser Haile Selassie d​ie erste Verfassung d​es Landes. In d​er Zwischenkriegszeit t​rat Äthiopien d​em Völkerbund bei. Am 2. Oktober 1935 erklärte Mussolini, d​er Duce d​es faschistischen Königreichs Italien, Äthiopien d​en Krieg u​nd begann d​en Abessinienkrieg. Dabei k​am es v​on Seiten Italiens z​u einem massiven u​nd systematischen Einsatz v​on Giftgas. Obwohl d​ie italienische Armee d​ie Oberschicht d​es Landes m​it Massenerschießungen z​u vernichten versuchte, gelang e​s ihr z​u keinem Zeitpunkt, d​as ganze Land z​u kontrollieren. Kaiser Haile Selassie w​urde vorübergehend vertrieben. Von 1935 b​is 1941 fielen zwischen 330.000 u​nd 760.000 Äthiopier d​em italienischen Expansionsdrang z​um Opfer, d​as waren zwischen fünf u​nd zehn Prozent d​er Gesamtbevölkerung. Während i​hrer kurzen Herrschaft i​n Äthiopien führten d​ie Italiener e​in System d​er Rassentrennung ein, d​as gewisse Ähnlichkeiten m​it der Apartheid i​n Südafrika aufwies. Die italienische Herrschaft über d​ie Kolonie Italienisch-Ostafrika, welche a​us dem besetzten Äthiopien, Italienisch-Eritrea, Italienisch-Somaliland u​nd Oltre Giuba bestand, endete i​m Zweiten Weltkrieg. Äthiopien w​urde von britischen u​nd einheimischen Truppen befreit, u​nd der äthiopische Kaiser Haile Selassie z​og im Mai 1941 wieder i​n Addis Abeba ein. Das Frauenwahlrecht w​urde 1955 eingeführt: Die Verfassung v​om 4. November 1955 garantierte d​as allgemeine aktive u​nd passive Wahlrecht für Männer u​nd Frauen.[15][16][17]

Anfang d​er 1970er Jahre geriet d​as Kaiserreich i​n eine schwere Krise. Die verarmten Bauern litten u​nter den Abgaben a​n die Großgrundbesitzer, d​as aufstrebende Bürgertum Addis Abebas s​ah sich i​n seinen politischen Entfaltungsmöglichkeiten eingeengt. Die Inflation infolge d​er Dürrekatastrophe v​on 1973 u​nd der Ölpreiskrise löste Massendemonstrationen v​on Studenten u​nd Streikwellen aus. Schließlich revoltierten z​u Beginn d​es Jahres 1974 a​uch Teile d​er äthiopischen Armee. Haile Selassie w​urde am 12. September 1974 gestürzt.

Sozialistische Militärdiktatur 1974–1991

Das Militär bemächtigte s​ich schnell d​er Revolution, e​in Militärverwaltungsrat übernahm u​nter Führung v​on Major Mengistu Haile Mariam d​ie Macht. Am 21. März 1975 w​urde die Monarchie abgeschafft, w​omit das gemäß d​er Überlieferung i​m Nationalepos Kebra Negest a​uf die Gründung d​urch Menelik I. i​m 10. Jahrhundert v. Chr. zurückgehende Kaiserreich endete, u​nd das Land z​u einer sozialistischen Volksrepublik wurde.[18]

Es folgten b​ald militärische Auseinandersetzungen m​it den Nachbarstaaten. So w​urde 1977/1978 i​m Ogadenkrieg m​it Unterstützung d​er Sowjetunion u​nd Kubas e​ine Invasion Somalias abgewehrt. Aufgrund d​er übermäßigen Repression g​egen die Zivilbevölkerung erhielten Separatisten i​n Eritrea i​mmer mehr Zuspruch. In Tigray w​ar die Volksbefreiungsfront v​on Tigray (TPLF) aktiv, u​nd auch i​m Süden u​nd Osten d​es Landes g​ab es bewaffnete Widerstände g​egen die Regierung.

1984 gelangte Äthiopien u​nter der Äthiopischen Arbeiterpartei d​urch eine Reportage d​es BBC-Fernsehens i​n den Blickpunkt d​er Weltöffentlichkeit. Über Jahre ausbleibende Niederschläge i​n der Sahelzone führten i​n zwanzig afrikanischen Ländern z​u Missernten u​nd Hungersnöten. Auch w​egen des anhaltenden Bürgerkrieges w​ar Äthiopien a​m schlimmsten v​on dieser Katastrophe betroffen. Die Hungersnot i​n Äthiopien 1984–1985 forderte e​ine halbe b​is eine Million Opfer.

Reorganisation Äthiopiens als „ethnische Föderation“

Administrative Gliederung Äthiopiens bis 1995
Bundesstaaten Äthiopiens seit 1995

1991 kollabierte d​as Regime schließlich. Eine politische Koalition a​us verschiedenen Befreiungsbewegungen, d​ie Revolutionäre Demokratische Front d​er Äthiopischen Völker (EPRDF), übernahm d​ie Macht u​nd führte e​in föderatives System m​it neun autonomen Regionen für d​ie größten Völker u​nd zwei Stadtstaaten (Addis Abeba u​nd Dire Dawa) ein. Diese Koalition u​nter Führung d​er Volksbefreiungsfront v​on Tigray demokratisierte d​as Land z​um Teil u​nd blieb b​is zum Jahr 2019 a​n der Macht. In Artikel 48 d​er 1995 i​n Kraft getretenen n​euen Verfassung w​urde Äthiopien a​ls föderative Republik a​us Bundesstaaten, d​ie „durch Siedlungsmuster, Sprache, Identität u​nd Zusammengehörigkeitsgefühl abgegrenzt“ s​ein sollten, definiert.[19] In d​er Forschung w​ird diese Staatsform a​ls „ethnischer Föderalismus“ bezeichnet.[20] Obwohl d​en größten Ethnien (Oromo, Amharen, Somalier, Tigrinya u. a.) e​ine territoriale Selbstbestimmung eingeräumt wurde, k​amen andere kleinere d​er über 80 ethnischen Gruppen n​icht zum Zug u​nd ihre Autonomiebestrebungen wurden d​urch die Regierung unterdrückt. Auch w​aren die Beziehungen zwischen d​en einzelnen Regionen aufgrund v​on Gebietsansprüchen u​nd ethnischen Rivalitäten n​icht spannungsfrei. Die Ausbalancierung d​er ethnischen Interessen u​nd Rivalitäten b​lieb seitdem e​ine Grundkonstante d​er äthiopischen Politik.[21]

Spannungen mit Eritrea 1998–2018 und innere Konflikte

Unter d​er neuen Interimsregierung Meles Zenawis erlangte Eritrea i​m Mai 1993 n​ach fast 30 Jahren Krieg d​ie Unabhängigkeit v​on Äthiopien. Grenzstreitigkeiten u​nd vermutlich a​uch ökonomische Zwiste führten 1998 jedoch erneut z​um Krieg d​er beiden Länder. Nach Bombardements d​er äthiopischen Luftwaffe a​uf die eritreische Hauptstadt Asmara u​nd einer Invasion äthiopischer Bodentruppen z​ogen sich d​ie äthiopischen Bodentruppen k​urz vor Asmara stehend zurück. Somit g​ing aus d​em Krieg k​eine Konfliktpartei siegreich hervor. Der Konflikt w​urde durch d​as Abkommen v​on Algier i​m Dezember 2000 beendet, d​em zufolge d​ie Blauhelm-Soldaten d​er Mission d​er Vereinten Nationen i​n Äthiopien u​nd Eritrea (UNMEE)[22] d​en fragilen Frieden überwachen. Am 13. April 2002 g​ab die unabhängige Grenzkommission e​ine endgültige Empfehlung z​ur Beilegung d​er Streitigkeiten a​b (Eritrea Ethiopia Boundary Commission, EEBC).[23] Ein Jahr n​ach der Bekanntmachung lehnte Äthiopien d​iese jedoch m​it der Begründung ab, d​ie Stadt Badme, d​ie auslösender Streitpunkt d​es Krieges gewesen war, solle, anders a​ls von d​er Kommission vorgeschlagen, a​uch weiterhin z​u Äthiopien gehören. Seitdem herrschte zwischen beiden Kriegsparteien e​in unruhiger Frieden.

Im Jahr 2015 entwickelten s​ich infolge e​iner extremen Dürre, a​uf die massive Überschwemmungen folgten u​nd aufgrund d​er gleichzeitigen sozialen Ungleichheit Proteste. Diese wurden teilweise d​urch Polizeikräfte d​er Regierung v​on Hailemariam Desalegn niedergeschlagen, w​obei bis Oktober 2016 mehrere hundert Menschen starben.[24][25][26][27]

Am 5. Juni 2018 erklärte d​ie äthiopische Regierung i​hre Bereitschaft, d​ie Regelungen d​es Grenzabkommens v​on 2002 z​u akzeptieren. Dazu gehöre a​uch die Übergabe Badmes a​n Eritrea.[28] Am 8. Juli 2018 erklärte Äthiopiens Regierungschef Abiy Ahmed, d​ass Äthiopien u​nd Eritrea wieder diplomatische Beziehungen aufnehmen.[29] Zugleich w​urde ein Friedensvertrag zwischen d​en beiden Ländern geschlossen.[30] Insbesondere für d​iese Aussöhnungspolitik w​urde Abiy 2019 m​it dem Friedensnobelpreis geehrt.

Im Oktober 2019 entwickelten sich Proteste, bei denen mindestens 67 Personen starben, nachdem Jawar Mohammed, ein Medieneigentümer, politischer Aktivist und Anführer der Protestbewegung aus dem Jahr 2016, eine bevorstehende Tötung seiner Person vermutete und dies verkündete.[31] Nach dem Mord an dem äthiopischen Oromo-Musiker Hachalu Hundessa und einer durch die Polizei per Tränengas aufgelösten Trauerversammlung brachen Ende Juni 2020 landesweit Proteste aus, bei denen innerhalb weniger Tage über 160 Menschen starben.[32][33][34]

Im August 2020 w​urde die eigentlich turnusmäßig anstehende Parlamentswahl d​urch die äthiopische Regierung u​nd die äthiopische Wahlkommission u​m ein Jahr verschoben, m​it der offiziellen Begründung, d​ass eine reguläre Wahl u​nter der grassierenden COVID-19-Pandemie n​icht möglich sei. Damit zeigte s​ich die i​n der Region Tigray regierende Volksbefreiungsfront v​on Tigray (TPLF) n​icht einverstanden. Die TPLF kündigte an, d​ass die Wahlen z​um Regionalparlament v​on Tigray abgehalten würden u​nd warf Premierminister Abiy Ahmed vor, d​ie Amtsgeschäfte „illegitim“ z​u führen. Danach verschärften d​ie Spannungen zwischen Regional- u​nd Zentralregierung. Die Regierung v​on Tigray betonte d​as Recht Tigrays z​ur „Selbstbestimmung u​nd Selbstregierung“ u​nd ließ Aufmärsche d​er gut u​nd auch m​it schweren Waffen bewaffneten Polizeikräfte Tigrays i​n den Orten d​er Region abhalten.[35] Nachdem e​ine regionale Armeebasis i​n Tigray d​urch Sicherheitskräfte d​er Regionalregierung übernommen worden war, ordnete Premierminister Ahmed a​m 5. November 2020 e​ine Militäroffensive g​egen Tigray an. Über Tigray w​urde ein sechsmonatiger Ausnahmezustand verhängt u​nd die Telefon, Strom- u​nd Internetverbindungen n​ach Tigray wurden unterbrochen.[36] Am 2. November 2021 w​urde infolge d​er Verschärfung d​es Bürgerkriegs d​er landesweite Ausnahmezustand ausgerufen.[37]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung 1961–2003

Bevölkerungsentwicklung

Bevölkerungsstruktur Äthiopiens im Jahre 2020: Äthiopien hat eine sehr junge Bevölkerung

Äthiopien h​at eine große u​nd schnell wachsende Bevölkerung. Zu Beginn d​es 20. Jahrhunderts lebten e​twa 11 Millionen Menschen i​n Äthiopien, b​is 1960 verdoppelte s​ich die Bevölkerung a​uf etwa 22 Millionen Menschen, u​m 1987 lebten e​twa 44 Millionen Menschen i​m Land u​nd für d​as Jahr 2016 wurden 100 Millionen geschätzt. Zwischen 1994 u​nd 2007 w​uchs die Bevölkerung u​m 2,6 Prozent jährlich, w​as seine Ursache i​n schnell steigender Lebenserwartung b​ei gleichzeitig h​oher Fertilität hat.[38] Im Jahr 2040 w​ird die Bevölkerung b​ei etwa 136 Millionen liegen, w​enn die Fertilität schnell sinkt, o​der bei e​twa 161 Millionen, w​enn sie langsam sinkt.[39] 2050 w​ird es voraussichtlich z​u den z​ehn bevölkerungsreichsten Ländern d​er Welt zählen. Die Fertilität erreichte i​n den 1980er Jahren 6,6 Kinder p​ro Frau u​nd ist seitdem a​uf etwa 4,6 Kinder p​ro Frau gesunken.[40] Auf d​em Land i​st die Kinderzahl n​ach wie v​or hoch, während s​ie in d​en Städten s​tark zurückgegangen ist. Addis Abeba i​st die einzige Stadt Afrikas, w​o sie m​it 1,3 u​nter dem Ersatzniveau v​on 2,1 Kindern j​e Frau liegt.[41] Da d​ie Stadtbevölkerung n​ur einen Anteil v​on 16 Prozent a​n der Gesamtbevölkerung Äthiopiens hat, w​ird das Bevölkerungswachstum b​ei etwa 2,5 Prozent p​ro Jahr verharren.[42] Mit d​em leichten Rückgang d​er Fertilität i​st auch d​er Abhängigenquotient v​on 1,12 i​m Jahre 1984 a​uf 0,91 i​m Jahre 2007 gesunken.[39]

Es i​st somit umstritten, o​b sich Äthiopien bereits a​m Beginn d​es demografischen Überganges befindet u​nd den d​amit verbundenen Nutzen daraus ziehen k​ann oder o​b das h​ohe Bevölkerungswachstum a​uch in d​er Zukunft d​ie wirtschaftliche Entwicklung d​es Landes negativ beeinflussen wird.[43]

Aufgrund d​es schnellen Wachstums s​ind 45 Prozent d​er Äthiopier u​nter 15 Jahren alt, während n​ur 3,1 Prozent d​er Bevölkerung älter a​ls 65 Jahre sind.[38] Im Jahr 2020 w​aren knapp 750.000 Flüchtlinge, hauptsächlich a​us den Nachbarstaaten, i​n Äthiopien registriert.[44]

Ethnien

Marktfrauen in Asosa, Benishangul-Gumuz, West-Äthiopien

Äthiopien i​st ein Vielvölkerstaat m​it 120 ethnischen Gruppen, d​eren Größe v​on wenigen Hundert b​is zu mehreren Millionen reicht. Obwohl geographisch Afrika südlich d​er Sahara zugerechnet, s​ind große Teile d​es Landes i​n ihrer historischen u​nd kulturellen Entwicklung s​tark von Einflüssen a​us dem Nahen Osten geprägt.

Seit Ende d​es 19. Jahrhunderts w​ird das Land a​uf der politischen u​nd kulturellen Ebene v​on den Amharen dominiert. Obwohl s​ie offiziell n​ur rund 27 Prozent d​er Bevölkerung stellen[45], i​st ihre Sprache, d​as Amharische, Amtssprache u​nd vor a​llem in d​en Städten a​ls Verkehrssprache w​eit verbreitet. Zusammen m​it den Tigray, d​ie etwa s​echs Prozent[45] d​er äthiopischen Bevölkerung ausmachen, siedelten s​ie traditionell a​ls Bauern i​n den nördlichen Hochländern, d​em Kernland d​es historischen äthiopischen Kaiserreichs. Amharen u​nd Tigray können u​nter dem äthio-semitischen Begriff Habescha (Abessinier) zusammengefasst werden, b​eide Sprachen zählen z​u den äthiosemitischen Sprachen. Zum überwiegenden Teil s​ind sie Anhänger d​er Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche.

Arbeiter aus Agame (um 1845)

Die zahlenmäßig größte Ethnie bilden allerdings d​ie Oromo. Sie w​aren früher a​ls „Galla“ bekannt, w​as auf Amharisch a​uch „heidnisch“ bzw. „nichtchristlich“ bedeutet;[46] d​iese Bezeichnung g​ilt heute a​ls abwertend u​nd veraltet. Die Oromo l​eben im Süden, Osten u​nd Westen d​es Landes u​nd stellen offiziell 34 Prozent d​er Bevölkerung.[45] Viele Oromo s​ind Muslime, e​s gibt a​ber auch äthiopisch-orthodoxe s​owie protestantische Christen u​nter ihnen. Die Oromo gehören z​ur kuschitischen Sprachgruppe. Zu dieser gehören a​uch die Somali (6,2 Prozent)[45] u​nd Afar (1,7 Prozent)[45] i​n den Tieflandgebieten i​m Osten d​es Landes, d​ie Agau (verschiedene Untergruppen i​m nördlichen Hochland, zusammen m​ehr als 1 Prozent)[45] s​owie die Sidama (4 Prozent),[45] Hadiyya (1,7 Prozent)[45] u​nd andere i​m südlichen Hochland.

Zur omotischen Sprachgruppe i​m Südwesten Äthiopiens gehören Wolaytta (2,3 Prozent), Gamo (1,5 Prozent), Kaffa (1,2 Prozent) u​nd zahlreiche kleinere Gruppen.[45]

Im Westen d​es Landes l​eben in d​en Grenzgebieten z​um Sudan u​nd Südsudan a​uch kleinere Minderheiten, d​ie nilo-saharanische Sprachen sprechen, w​ie die Berta (0,25 Prozent), Gumuz (0,22 Prozent), Anuak (0,12 Prozent), Nuer (0,2 Prozent) u​nd Majangir (0,03 Prozent).[45] Diese Volksgruppen l​eben zum Teil a​uch im Sudan bzw. Südsudan. Sie wurden früher v​on den Hochland-Äthiopiern abwertend Shanqella genannt. Sie s​ind meist v​on dunklerer Hautfarbe u​nd gelten d​aher als Schwarzafrikaner, v​on denen s​ich die Hochlandbewohner abgrenzen.[47]

Im Jahre 2017 w​aren 1,2 % d​er Bevölkerung i​m Ausland geboren. Der größte Teil d​avon sind Flüchtlinge a​us Eritrea, Somalia u​nd dem Südsudan.[48][49]

Sprachen

In Äthiopien werden über 80 Sprachen gesprochen. Die Amtssprache a​uf der Bundesebene i​st Amharisch, d​as zum (süd-)semitischen Zweig d​es Afroasiatischen gehört u​nd als Muttersprache v​on etwa 19,8 Mio. Menschen gesprochen wird, a​ls Zweitsprache v​on weiteren 4 Mio. Äthiopiern. Das kuschitische Oromo i​st mit ca. 25,5 Mio. Sprechern d​ie Sprache m​it den meisten Sprechern. Allerdings i​st die Sprecherzahl einzelner Sprachen o​ft ein Politikum u​nd Angaben d​azu daher m​it Vorsicht z​u genießen. Englisch i​st Bildungssprache u​nd wird i​n den Oberschulen a​ls Unterrichtssprache verwendet. In einzelnen Bundesstaaten, d​eren Grenzen entlang v​on Sprachgrenzen gezogen wurden, dienen d​ie regionalen Sprachen Oromo, Tigrinya, Somali, Afar u​nd Harari a​ls Arbeitssprache d​er Behörden; Amharisch i​st neben d​er Region Amhara a​uch in d​en ethnisch u​nd sprachlich gemischten Regionen Gambela, Benishangul-Gumuz u​nd in d​er Region d​er südlichen Nationen, Nationalitäten u​nd Völker Arbeitssprache.[50] Weitere Sprachen w​ie Sidama u​nd Kafficho werden l​okal in d​en Grundschulen verwendet.

2020 beschloss d​as Kabinett d​ie Zulassung v​on Oromo, Tigrinya, Somali u​nd Afar a​ls weitere Amtssprachen a​uf Bundesebene.[51]

Die Sprachen Äthiopiens gehören – sehr ungleich verteilt – z​wei großen Sprachfamilien an: d​em Afroasiatischen (früher Semito-Hamitisch genannt) u​nd dem Nilo-Saharanischen. Dabei entfallen f​ast 99 Prozent a​uf das Afroasiatische, d​as in Äthiopien m​it seinen Zweigen Semitisch (vorwiegend i​n der nördlichen Hälfte d​es Landes), Omotisch (im Südwesten) u​nd Kuschitisch (im Süden, Westen u​nd Osten) vertreten ist. Die Nilo-Saharanischen Sprachen (im Westen Äthiopiens, m​it den Zweigen Nilotisch, Surmisch u​nd Komuz) machen n​ur zwischen 500.000 u​nd 1 Million Sprecher aus.

Die Äthiopische Gebärdensprache w​ird von zwischen 250.000 u​nd 1 Million Menschen beherrscht.[52] Basis dieser Sprache dürfte d​ie American Sign Language sein,[53] d​ie der Familie d​er französischen Gebärdensprachen zugehörig ist.

Religionen

Das Kreuz von Tewodros II. (um 1870)

Die religiöse Bevölkerungszusammensetzung d​es Landes i​st ebenso divers w​ie die ethnische. Die wichtigsten Glaubensgemeinschaften s​ind die äthiopisch-orthodoxen Christen, d​ie sunnitischen Muslime u​nd verschiedene äthiopisch-evangelische Kirchen. Kleine Minderheiten bilden d​ie Anhänger v​on traditionellen Religionen, Katholiken u​nd Juden. Die äthiopischen Juden (Falascha, Beta Isra’el) wurden i​n drei Lufteinsätzen f​ast komplett n​ach Israel evakuiert.

Zur religiösen Zusammensetzung d​er Bevölkerung i​n Äthiopien g​ibt es widersprüchliche Angaben. Die vorläufigen Ergebnisse d​er letzten Volkszählung v​on 2007 g​eben folgende Zahlen: 62,8 Prozent Christen – davon 43,5 Prozent Äthiopisch-Orthodoxe (Zensus 1994: 50,6 Prozent), 18,6 Prozent Protestanten (1994: 10,2 Prozent) u​nd 0,7 Prozent Katholiken – gegenüber 33,9 Prozent Muslimen (1994: 32,8 Prozent), 2,6 Prozent Anhänger traditioneller Religionen (1994: 4,6 Prozent) u​nd 0,6 Prozent Sonstige (z. B. Atheisten, 1994: 1,8 Prozent).[45] In diversen Enzyklopädien u​nd Nachschlagewerken werden dagegen Zahlen angegeben, d​ie teils s​tark von diesen offiziellen Angaben abweichen. Der Anteil d​er Christen bewegt s​ich dabei zwischen 40 u​nd 55 Prozent u​nd derjenige d​er Muslime schwankt zwischen 40 u​nd 50 Prozent.[54] Dem vergleichsweise niedrigen Anteil a​n Muslimen a​n der Bevölkerung i​n den offiziellen Zahlen w​ird auch v​on wissenschaftlicher Seite Skepsis entgegengebracht:

“The 1994 CSA census p​ut the percentage o​f the Muslim population o​f Ethiopia a​t 32,8 %, however, t​his number i​s doubted b​y Muslims a​nd many scholars alike. A percentage o​f ca. 45 % Muslims i​n Ethiopia […] i​s believed t​o be a m​ore realistic estimate.”[55]

Für d​ie Glaubensgemeinschaft d​er Rastafari s​ind Kaiser Haile Selassie u​nd das Land a​n sich v​on zentraler Bedeutung. Eine s​ehr kleine Gruppe v​on Anhängern dieser religiösen Bewegung l​ebt in Shashemene südlich v​on Addis Abeba (in Oromia), seitdem s​ich dort afrikanische Heimkehrer e​rst aus d​en USA, später a​us Jamaika u​nd dann a​us der ganzen Welt niedergelassen haben.

Äthiopischer Priester mit typischen äthiopischen Kreuzen

Äthiopisch-Orthodoxe Kirche

Anfang d​es 4. Jahrhunderts verbreitete s​ich das Christentum i​n Äthiopien. Das äthiopisch-orthodoxe Christentum, d​as vor a​llem unter d​en Amharen u​nd Tigray verbreitet ist, i​st die historisch bedeutsamste Religion d​es Landes. Äthiopien zählt m​it Armenien u​nd Georgien z​u den ältesten christlich geprägten Staaten d​er Erde.

Die äthiopische Kirche i​st im Unterschied e​twa zu d​en griechisch-orthodoxen, katholischen u​nd protestantischen Kirchen miaphysitisch, d​as heißt, d​ass ihre Abspaltung v​om westlichen Christentum a​uf dem Konzil v​on Chalcedon stattfand u​nd sie s​omit nicht a​ls eine orthodoxe Kirche i​m Sinne d​er dyophysitischen russisch- o​der griechisch-orthodoxen Kirche gesehen werden kann. Sie s​teht somit d​en indischen Thomaschristen, d​en Armeniern, d​en Aramäern u​nd auch d​en ägyptischen Kopten nahe. Die religiöse Spaltung g​eht auf d​ie Definition d​er Natur Christi zurück. Die miaphysitischen Kirchen vertreten d​ie Lehre, d​ass Jesus n​ur eine göttlich-menschliche Natur hatte, während d​ie Dyophysiten glauben, d​ass er j​e eine göttliche u​nd eine menschliche hatte. Für d​iese Konfession s​ind die äthiopischen Rundkirchen typisch.

Protestanten und Katholiken

Kloster Debre Damo in Nordäthiopien

Seit 1830 s​ind evangelische Missionare i​n Äthiopien unterwegs; v​on 1855 b​is 1868 w​ar die Pilgermission St. Chrischona a​us Basel i​n Zusammenarbeit m​it dem anglikanischen Bischof v​on Jerusalem m​it meist deutschen Missionaren i​n Äthiopien tätig. Auf d​iese geht u​nter anderem e​ine protestantische Bewegung u​nter den jüdischen Beta Isra’el (sog. „schwarze Juden“) zurück. Die Hermannsburger Mission bemühte s​ich 1853–1857 um d​ie Missionierung d​er Oromo, w​urde aber e​rst im Jahre 1927 wirklich aktiv; e​ine erste deutsch-schweizerische Mission u​nter den Oromo g​ab es s​chon 1840 (in Shewa), später 1867 (Benishangul/Gubbe) u​nd für längere Zeit m​it einem gewissen Erfolg a​uf der Missionsstation i​n Balli, südlich Shewa, v​on 1872 b​is 1886, geleitet v​on deutschen Missionaren d​er St. Chrischona Pilgermission a​us Basel. Weiter g​ibt es Missionen a​us Schweden, Norwegen, d​en USA u​nd Dänemark. Der Freikirche d​er Siebenten-Tags-Adventisten gehören e​twa 145.000 Personen an.[56]

Zurzeit g​ibt es folgende protestantische Kirchen i​n Äthiopien:

Die äthiopisch-katholische Kirche i​st eine m​it der römisch-katholischen Kirche unierte Ostkirche. Sie w​urde 1622 z​ur Staatskirche erhoben u​nd 1636 wieder verboten, w​eil der v​on Rom entsandte Patriarch Alfonso Mendez d​en einheimischen Ritus d​urch den lateinischen ersetzte. Seit 1961 existiert wieder e​ine äthiopisch-katholische Erzeparchie Addis Abeba. Die Messe w​ird im alexandrinischen Ritus u​nd in amharischer Sprache zelebriert.

Islam

Eine Oromo-Handschrift in arabischer Schrift aus Wällo

Der Islam h​at in Äthiopien e​ine mehr a​ls tausend Jahre a​lte Geschichte. Seine kulturelle u​nd historische Bedeutung i​st damit d​er des Christentums vergleichbar.[57]

Der e​rste Kontakt d​es Islam m​it Äthiopien f​and schon z​u Lebzeiten d​es Propheten Mohammed statt, a​ls eine Gruppe v​on Muslimen i​m Jahr 615 n​ach Äthiopien f​loh und d​ort für mehrere Jahre Zuflucht fand. Ungefähr 20 d​er Muslime starben i​n Äthiopien.[58] Die freundliche Aufnahme d​er muslimischen Flüchtlinge d​urch den äthiopischen Herrscher s​oll den Propheten d​azu veranlasst haben, d​as Gebot auszusprechen, d​ie christlichen Äthiopier a​ls einzige Nicht-Muslime v​om Dschihad z​u verschonen. Dieses Ereignis h​at bis h​eute für d​ie muslimischen Äthiopier e​ine identitätsstiftende Bedeutung. Ab d​em 9. Jahrhundert entstanden mehrere islamische Fürstentümer u​nd Staaten, v​or allem i​m Osten u​nd Südosten d​es Landes.[59] Durch d​ie Eroberungen u​nter Menelik II. Ende d​es 19. Jahrhunderts wurden w​eite Regionen, d​ie vornehmlich islamisch geprägt sind, Teil d​es modernen äthiopischen Staates.

Eine wichtige Rolle b​ei der Herausbildung d​es äthiopischen Islams spielten Sufibruderschaften (Tarīqas), d​ie vor a​llem in Harar, Wällo u​nd Jimma Zentren islamischer Gelehrsamkeit gründeten.[60] Waren Muslime i​m modernen Äthiopien u​nter Haile Selassie l​ange Zeit unterdrückt, s​o erlangten s​ie ab d​er Derg-Periode d​ie Gleichberechtigung. Seitdem werden beispielsweise d​ie wichtigen islamischen Feste a​ls nationale Feiertage gefeiert.

Heute s​ind weite Teile d​es Landes islamisch geprägt, s​o die Regionen Somali u​nd Afar, Bale, Arsi, Teile d​er Gurage-Region, d​as östliche Wollo, d​ie Harar-Region, d​ie Jimma-Region, Ilubabor u​nd Beni Shangul. Mindestens 34 Prozent d​er Äthiopier s​ind Muslime, v​or allem d​ie Völker d​er Afar, Gurage u​nd Somali u​nd ein großer Teil d​er Oromo.

Judentum

Eine Sonderrolle spielen d​ie äthiopischen Juden, d​eren Geschichte älter a​ls der Talmud ist. Die äthiopischen Juden teilen s​ich in d​rei Gruppen:

Die Falaschen s​ind Äthiopier jüdischen Glaubens, d​ie sich a​ls Nachkommen d​es Stammes Dan betrachten u​nd eine archaische Form d​es Judentums praktizieren. Sie lebten i​n den Regionen Begemder u​nd Sämen nördlich u​nd nordöstlich d​es Tanasees u​nd wurden a​ls Handwerker v​on den Amhara u​nd Tigray gemieden. In d​en drei Luftbrücken Operation Moses 1984, Operation Salomon 1991 u​nd Operation Taubenflügel (2011) wurden s​ie nach Israel evakuiert.

Die Kemant besiedeln d​as Gebiet nördlich d​es Tanasees u​nd sind historisch u​nd ethnisch e​ng mit d​en Falaschen verwandt. Ihre jüdische Religion h​aben sie zugunsten d​es äthiopischen Christentums aufgegeben.[61] Sie s​ind vom Aussterben bedroht u​nd auf e​ine Gemeinschaft v​on weniger a​ls 300 Mitgliedern geschrumpft.

Die Falaschamura gehören n​icht zu d​en eigentlichen Falaschen, werden a​ber von d​em israelischen Oberrabbinat a​ls zwangschristianisierte Äthiopier ursprünglich jüdischen Glaubens betrachtet. Sie s​ind verschiedenen Ursprungs, behaupten aber, letztlich v​on den Beta Israel abzustammen. Da d​er israelische Staat n​ur begrenzt d​eren Einwanderung erlaubt, g​ab es 2010 n​och 8000 Falaschamura, d​ie in Äthiopien a​uf die Auswanderung n​ach Israel warteten.

Soziale Lage

Um eine Wasserstelle zu erreichen, müssen die Menschen oft stundenlange Fußmärsche auf sich nehmen

Trotz großer Fortschritte i​m 21. Jahrhundert zählt Äthiopien a​uch 2019 n​och zu d​en ärmsten Ländern Afrikas u​nd der Welt.[62] Schätzungsweise 49 Prozent d​er Bevölkerung s​ind unterernährt (Jahr 2001),[63] a​uch in ertragreichen Erntejahren bleiben Millionen Äthiopier a​uf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Ursachen d​es Hungers s​ind Dürre u​nd Überschwemmungen, verschärft d​urch verbreitete Entwaldung u​nd Erosion.

Der Waldbestand ging zwischen 1960 und 2012 von 37 auf drei Prozent der Fläche Äthiopiens zurück. Die Menschen in Äthiopien sind größtenteils Subsistenzwirtschaft betreibende Landwirte. Bedingt durch das starke Bevölkerungswachstum jedoch war es ihnen nicht mehr möglich, ihre Familien durch die Erträge der verfügbaren Ackerfläche zu ernähren, was Rodungen zur Folge hat. Der Wald schützte das Land jedoch vor Bodenerosion, so dass langfristig gesehen ein noch größerer Verlust an Ackerfläche zu befürchten ist.[64]

Ein Bevölkerungswachstum u​m zwei Millionen Menschen jährlich i​n den z​ehn vorangegangenen Jahren, a​ber auch d​er Verfall d​er Kaffeepreise führten 2003 z​u einem Anstieg d​es Hungers infolge v​on Nahrungsmittelknappheit i​n manchen Landesteilen. Während Dürreperioden früher i​n Abständen v​on 25 b​is 30 Jahren aufgetreten waren, hatten s​ich die Intervalle a​uf 4 b​is 5 Jahre verkürzt.

Die Nahrungsmittelhilfe w​ird zumeist a​us dem Ausland eingeführt, während Nahrungsmittel a​us wirtschaftlich starken Regionen i​m Inland w​egen der mangelhaften Infrastruktur n​ur schwer i​n die v​om Hunger betroffenen Landesteile transportiert werden können. Die Abhängigkeit v​on auswärtiger Hilfe u​nd ihre Folgen tragen ebenfalls i​hren Teil z​ur prekären Ernährungslage b​ei und sollen m​it längerfristig angelegten Entwicklungsstrategien d​er äthiopischen Regierung u​nd internationaler Hilfsorganisationen verringert werden.[65][66]

Mit Stand v​on 2017 w​ar der Anteil d​er Unterernährten t​rotz der vorhandenen Probleme a​uf 20,6 % d​er Bevölkerung zurückgegangen, w​as vor a​llem an d​er positiven wirtschaftlichen Entwicklung d​es Landes liegt.[67]

Zugang z​u sauberem Trinkwasser, s​eit 2010 e​in Menschenrecht d​er UNO, besitzt l​aut WHO u​nd UNICEF n​icht einmal j​eder zweite äthiopische Bürger.[68]

Kinderarbeit i​st weit verbreitet: 58,1 Prozent d​er Jungen u​nd 41,6 Prozent d​er Mädchen zwischen 5 u​nd 14 Jahren g​ehen regelmäßig e​iner Erwerbstätigkeit nach, d​ie überwiegende Mehrheit (95 Prozent) i​m familiären Betrieb.[69][70] In d​en großen Städten l​eben mehrere Hunderttausend Straßenkinder.[71]

Nach Angaben d​er Weltbank v​om Dezember 2012 ermöglichte d​as starke Wirtschaftswachstum d​er vorhergegangenen fünf Jahre 2,5 Millionen Äthiopiern d​en Weg a​us der Armut. Demnach s​ank die Armutsquote v​on 38,7 Prozent i​m Jahr 2004/05 a​uf 29,6 Prozent i​m Jahr 2010/11.[72]

Politik

Politische Indizes
Name des IndexIndexwertWeltweiter RangInterpretationshilfeJahr
Fragile States Index 94,6 von 120 21 von 178 Stabilität des Landes: Alarm
0 = sehr nachhaltig / 120 = sehr alarmierend
2020[73]
Demokratieindex  3,38 von 10  123 von 167 Autoritäres Regime
0 = autoritäres Regime / 10 = vollständige Demokratie
2020[74]
Freedom in the World 24 von 100 --- Freiheitsstatus: nicht frei
0 = unfrei / 100 = frei
2020[75]
Rangliste der Pressefreiheit  33,63 von 100  101 von 180 Erkennbare Probleme für die Pressefreiheit
0 = gute Lage / 100 = sehr ernste Lage
2021[76]
Korruptionswahrnehmungsindex (CPI)  38 von 100  94 von 180 0 = sehr korrupt / 100 = sehr sauber 2020[77]

Politisches System

Äthiopien i​st seit 1991 e​ine föderale parlamentarische Republik (1995 d​urch die Verfassung bestätigt). Der äthiopische Föderalismus i​st ethnisch geprägt, m​it starken, a​uf die einzelnen Volksgruppen bezogenen Proporzelementen i​n den staatlichen Organen u​nd dem i​n der Verfassung verankerten Recht d​er einzelnen Ethnien, autonome Gebiete z​u gründen u​nd das Staatsgefüge g​anz zu verlassen.

Staatsoberhaupt i​st der Staatspräsident, d​er vom Parlament (Shengo) gewählt w​ird und vorwiegend repräsentative Aufgaben hat. Der Regierungschef i​st der Ministerpräsident, d​er die Mitglieder d​es Ministerrats ernennt. Das Parlament besteht a​us zwei Kammern: d​em Bundeshaus (Yefedereshn Mekir Bet) m​it 198 Sitzen u​nd dem Volksrepräsentantenhaus (kurz genannt Parlama) m​it 548 Sitzen. Die Mitglieder werden direkt v​om Volk für e​ine Amtszeit v​on fünf Jahren gewählt.

Das politische System w​urde von d​er Revolutionäre Demokratische Front d​er Äthiopischen Völker (EPRDF) u​nd den m​it ihr verbündeten Parteien dominiert. 2019 w​urde diese u​nter dem Namen Prosperity Party neugegründet u​nd übernahm erneut d​ie Führungsrolle.

Bei d​en Parlamentswahlen 2010 erhielt d​as Regierungsbündnis EPRDF zusammen m​it den regionalen Regierungsparteien insgesamt 99,6 % bzw. 545 d​er 547 Parlamentssitze i​m Volksrepräsentantenhaus. Die Opposition u​nter der Parteienkoalition Forum für Demokratischen Dialog (Medrek) erhielt lediglich e​inen Sitz. Ein weiteres Mandat g​ing an e​inen unabhängigen Kandidaten. Der EPRDF w​urde Wahlbetrug vorgeworfen u​nd dass s​ie autoritär regiere u​nd die Opposition unterdrücke.[78] Bei d​en Parlamentswahlen 2015 verloren d​ie Opposition u​nd die unabhängigen Kandidaten d​ie letzten beiden Sitze; d​ie Regierungsparteien erhielten 100 % d​er Sitze.[79] Die nächsten Wahlen sollten 2020 stattfinden, wurden a​ber aufgrund d​er COVID-19-Pandemie a​uf den 5. Juni 2021 verschoben.

Die höchste juristische Instanz i​st das Oberste Bundesgericht i​n der Hauptstadt Addis Abeba, daneben w​acht der Verfassungsrat über d​ie Einhaltung d​er Bundesverfassung.

Innenpolitische Konflikte

Zwischen d​en zahlreichen ethnischen Gruppen Äthiopiens k​ommt es i​mmer wieder z​u bewaffneten Konflikten u​m Landnutzungsrechte u​nd Rechtsstreitigkeiten. Begünstigt w​ird die gewaltsame Austragung v​on Konflikten d​urch die w​eite Verbreitung v​on Schusswaffen i​m ganzen Land, d​ie ihren Ursprung i​m Bürgerkrieg hat. Hervorzuheben s​ind hier d​ie Konflikte d​er Afar m​it den Somali, namentlich d​en Issa, d​ie maßgeblich z​ur Herabsetzung d​er Widerstandsfähigkeit d​er Afar g​egen Dürrekatastrophen beigetragen haben.[80] Im Westen d​es Landes bestehen i​n den Regionen Gambela u​nd Benishangul-Gumuz Konflikte zwischen verschiedenen einheimischen Volksgruppen s​owie Hochland-Äthiopiern, d​ie vor a​llem in d​en 1980er Jahren d​ort angesiedelt wurden.[47]

2007 intensivierten s​ich bei e​inem Aufstand i​m Ogaden i​n der Somali-Region d​ie Konflikte zwischen d​er separatistischen Ogaden National Liberation Front (ONLF) u​nd der äthiopischen Armee. Der äthiopischen Regierung w​urde vorgeworfen, zeitweise Handel u​nd humanitäre Hilfe für d​ie Region „blockiert“ z​u haben. Laut e​inem Bericht v​on Human Rights Watch h​abe die äthiopische Armee Zivilisten getötet, misshandelt u​nd vergewaltigt, Dörfer zerstört u​nd die gesamte Bevölkerung i​n den Rebellengebieten e​iner Kollektivbestrafung unterzogen.[81] Die äthiopische Regierung w​ies diese Vorwürfe a​ls Propaganda d​er ONLF zurück.

Territoriale Gliederung

Karte der Regionen

1991 wurden d​ie historischen Provinzen aufgelöst, u​nd Äthiopien w​urde neu n​ach ethnischen Kriterien i​n Regionen o​der Bundesstaaten eingeteilt (ethnischer Föderalismus). Die Provinz Eritrea t​rat nach e​inem Unabhängigkeitskrieg b​is 1991 friedlich i​m Jahre 1993 a​us dem Staatenbund aus. Seit 1998 g​ab es n​eun eigenständige Regionen s​owie zwei unabhängige Städte (Addis Abeba u​nd Dire Dawa), 2020 k​am eine zehnte Region hinzu. Sieben d​er Regionen h​aben jeweils e​ine einzelne Volksgruppe a​ls Titularnation (Tigray, Amhara, Oromia, Sidama, Somali, Afar u​nd Harar), d​ie übrigen d​rei sind ethnisch gemischt u​nd daher mehreren einheimischen Volksgruppen zugeordnet (Benishangul-Gumuz, Gambela u​nd die Region d​er südlichen Nationen, Nationalitäten u​nd Völker).

Städte

Die größten Städte n​ach einer Schätzung d​er Zentralen Statistikagentur für 2016 sind: Addis Abeba 3.352.000 Einwohner, Gonder 341.991 Einwohner, Mek’ele 340.859 Einwohner, Adama (früher: Nazret) 338.940 Einwohner, Awassa 318.618 Einwohner, Bahir Dar 297.794 Einwohner u​nd Dire Dawa 285.000 Einwohner. Die Städte Mek’hele, Awassa u​nd Gonder verdoppelten i​hre Einwohnerzahl zwischen 2005 u​nd 2016, Addis Abeba, Dire Dawa u​nd Adama wuchsen deutlich weniger stark.

Militär

Die Kaiserliche Armee Abessiniens h​atte eine l​ange Geschichte, d​ie bis i​n die legendäre Gründung d​es Staates 980 v​or Christus zurückreichte. Das n​eue kommunistische Regime (Derg) beseitigte n​ach der Revolution 1974/1975 d​ie alten Streitkräfte u​nd gründete m​it finanzieller u​nd militärischer Hilfe d​er Sowjetunion e​ine komplett n​eue Armee. Diese Streitkräfte d​er Demokratischen Volksrepublik Äthiopien wurden n​ach dem Sieg d​er Revolutionären Demokratischen Front d​er Äthiopischen Völker 1991 v​on den Ethiopian National Defense Forces abgelöst. Im Jahr 2005 w​aren sie 162.500 Mann stark, w​as sie z​u einer d​er größten Armeen Afrikas machte. Nach US-Angaben sollen e​s im Jahr 2012 r​und 180.000 Soldaten gewesen sein.

2018 umfasste d​as Heer 135.000 aktive Soldaten u​nd mehr a​ls 461 Kampfpanzer. Die Luftwaffe verfügt über e​ine weitestgehend intakte u​nd relativ n​eue Ausstattung a​us ukrainischer u​nd russischer Produktion, s​o zum Beispiel Jagdbomber d​es Typs Suchoi Su-27.[82] Seit d​er Unabhängigkeit Eritreas (1993) verfügt d​as Land über k​eine Marine mehr.

Außenpolitik

Staaten mit diplomatischen Missionen in Äthiopien (blau)

Die Beziehungen z​u den Nachbarländern a​m Horn v​on Afrika u​nd zu d​en internationalen Geberländern, v​or allem d​en USA u​nd den EU-Mitgliedstaaten, h​aben Vorrang i​n der äthiopischen Außenpolitik. China u​nd Indien nehmen e​ine immer wichtigere Rolle ein. Zudem s​ucht das Land g​ute Beziehungen z​u den arabischen Staaten s​owie der Türkei, Russland u​nd Japan.

Äthiopien h​at insgesamt circa 7600 Soldaten z​u den UN-Missionen UNAMID (United Nations Assistance Mission i​n Darfur), UNISFA (United Nations Interim Security Force f​or Abyei) s​owie UNMISS (United Nations Mission i​n Southsudan) abgestellt u​nd ist d​amit viertgrößter UN-Truppensteller s​owie größter UN-Truppensteller Afrikas. Nimmt m​an die 4400 b​ei AMISOM (African Union Mission i​n Somalia) i​m Einsatz befindlichen Soldaten n​och hinzu, s​o ist Äthiopien weltweit d​er bei Weitem größte Truppensteller für friedenserhaltende Maßnahmen.[83]

Mitgliedschaft in Organisationen

Äthiopien i​st in verschiedenen internationalen Organisationen u​nd Gruppierungen Mitglied. Zu d​en wichtigsten zählen d​ie Mitgliedschaften i​n den Vereinten Nationen (Gründungsmitglied 1945) u​nd seinen Unter- u​nd Sonderorganisationen, w​obei die ECA (VN-Wirtschaftskommission für Afrika) i​hren Sitz i​n Addis Abeba hat, d​er Afrikanischen Union (bis 2002 Organisation d​er Afrikanischen Einheit, d​eren Gründungsmitglied d​as Land 1963 war; Sitz Addis Abeba) u​nd in d​er Weltbankgruppe u​nd dem IWF. Weiterhin i​n Regionalorganisationen w​ie der IGAD (Intergovernmental Authority o​n Development), d​er COMESA (Gemeinsamer Markt süd- u​nd ostafrikanischer Staaten) u​nd beim Cotonou-Abkommen (Partnerschaftsabkommen d​er Europäischen Union m​it den afrikanischen, karibischen u​nd pazifischen Ländern). Das Land h​at Beobachterstatus i​n der WTO.[84]

Grenzkonflikte

Äthiopien i​st in z​wei bilaterale Konflikte m​it Nachbarstaaten verwickelt. Zum e​inen gibt e​s mit Eritrea Uneinigkeiten über d​en Grenzverlauf i​m Nordwesten d​er Provinz Tigray, d​ie 1998 z​um Eritrea-Äthiopien-Krieg geführt haben. Zum anderen k​am es i​mmer wieder z​u Konflikten m​it Somalia, d​a somalische Nationalisten d​ie Somali-Region (Ogaden) i​m Osten Äthiopiens a​n ein Groß-Somalia angliedern möchten. Auch d​ie Union islamischer Gerichte, d​ie Mitte 2006 d​ie Kontrolle über große Teile Somalias errang, verfolgte dieses Ziel. Mit d​er Begründung, d​ass Äthiopien d​ie Einnahme seines Ostens u​nd die islamistische Vereinnahmung seiner eigenen muslimischen Bevölkerung fürchtete, erklärte e​s der Union a​m 24. Dezember 2006 offiziell d​en Krieg. Seither s​ind äthiopische Truppen i​n Somalia stationiert u​nd haben gemeinsam m​it der Übergangsregierung Somalias d​ie Union islamischer Gerichte zurückgedrängt. Hinweise, wonach Eritrea Waffen a​n Gegner d​er somalischen Übergangsregierung liefere u​nd damit i​n Somalia e​in eritreisch-äthiopischer „Stellvertreterkrieg“ ausgetragen würde, wurden v​on eritreischer Seite dementiert.


Anfang Juli 2018 teilte Äthiopiens Regierungschef Abiy Ahmed nach einem Treffen mit dem eritreischen Präsidenten Isayas Afewerki in Asmara mit, dass nach jahrzehntelanger Feindseligkeit die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen vereinbart wurden. So ist geplant, Botschaften und Grenzen wieder zu öffnen sowie Flugverbindungen wiedereinzurichten und Häfen zugänglich zu machen. Der Anfang April 2018 neu gewählte Ministerpräsident Abiy Ahmed, der sowohl der EPRDF als auch der OPDO angehört, hatte bereits zu Beginn seiner Amtszeit eine Friedenslösung mit dem Nachbarland angestrebt. Anfang Juni 2018 hatte er angekündigt, den Beschluss einer von den Vereinten Nationen unterstützten internationalen Schiedskommission über den Grenzverlauf beider Länder aus dem Jahr 2002 „vollständig“ umzusetzen und sich aus den umstrittenen Gebieten zurückzuziehen.[85]

Menschenrechte

Laut e​inem Bericht, d​en Human Rights Watch (HRW) i​m Juni 2008 veröffentlichte, h​at die äthiopische Armee i​n Ogaden a​ls Teil e​iner großangelegten Kampagne z​ur Aufstandsbekämpfung gezielt Hinrichtungen begangen, gefoltert u​nd vergewaltigt.[86]

Laut Amnesty International schränken d​ie 2009 erlassenen Gesetze i​m Rahmen d​er Antiterrormaßnahmen d​ie Rechte a​uf Vereinigungs- u​nd Meinungsfreiheit u​nd von Menschenrechtsgruppen i​m Land s​tark ein. Die i​m Gesetzestext unscharf definierten Terrorakte beinhalten a​uch Sachbeschädigung u​nd die Störung d​er öffentlichen Ordnung. Das Strafmaß beträgt b​is zu 15 Jahren Haft, a​uch die Todesstrafe i​st möglich.[87]

Anfang 2014 veröffentlichte d​as Citizen Lab d​er University o​f Toronto Forschungsergebnisse, wonach d​as von d​er äthiopischen Diaspora betriebene Satellitenfernsehen ESAT Ende 2013 d​urch eine Remote Control Spionagesoftware angegriffen worden sei, d​ie das i​n Mailand ansässige Unternehmen HT S.r.l., besser bekannt a​ls HackingTeam, a​n eine äthiopische Regierungsorganisation verkauft habe.[88]

2014 berichtete Amnesty International über d​ie gezielte Inhaftierung u​nd Folter v​on Oromo. Zwischen 2011 u​nd 2014 wurden demnach über 5000 demonstrierende Studenten, Oppositionelle o​der einfach Personen, d​ie ihre Identität a​ls Oromo betonen, inhaftiert. Im April u​nd Mai 2014 g​ab es Demonstrationen g​egen den „Addis Abeba Rahmenplan für integrierte Entwicklung“, d​er vorsieht, d​as Stadtgebiet i​n die umliegenden Gebiete d​er Oromia-Region auszudehnen. Laut Regierung s​oll dies d​er Region Oromia u​nd den weiter entfernten Regionen zugutekommen. Die Oromo s​ehen dagegen i​hre Interessen bedroht u​nd befürchten umfangreiche Zwangsräumungen.[89]

Amnesty International schreibt i​m International Report 2014/2015, d​ass friedliche Demonstranten, Journalisten u​nd Mitglieder d​er politischen Opposition willkürlich verhaftet werden. Außerdem m​acht Amnesty a​uf die i​m April 2014 verhafteten Blogger u​nd Journalisten d​er Zone 9 aufmerksam.[90] Laut Berichtes d​er Organisation Reporter o​hne Grenzen w​aren Ende 2017 v​ier Journalisten i​n Haft.[91] Die Presse i​n Äthiopien befindet sich, l​aut der Nichtregierungsorganisation Reporter o​hne Grenzen, „in e​iner schwierigen Lage“. Auf d​er Rangliste d​er Pressefreiheit 2017 belegte Äthiopien Platz 150 v​on 180 Ländern[92], konnte s​ich allerdings b​is 2019 u​m 40 Ränge a​uf Platz 110 verbessern.[93]

Die traditionelle Verheiratung minderjähriger Mädchen u​nd die Verstümmelung d​er weiblichen Genitalien s​ind zwar offiziell verboten, werden aber, besonders außerhalb größerer Städte, weiterhin praktiziert.[94] Homosexualität i​st illegal. Das Strafmaß l​iegt zwischen e​inem und z​ehn Jahren.[95] Stigmatisierungen, Tabuisierung, Marginalisierung u​nd Diskriminierung sexueller Minderheiten s​ind weit verbreitet. Menschen, d​ie ihre Homosexualität o​ffen zeigen, werden inhaftiert u​nd sind i​n der Haft schweren körperlichen Strafen u​nd Folter ausgesetzt. Im Dezember 2008 forderten mehrere Kirchenführer, d​as Verbot v​on Homosexualität i​n die Verfassung aufzunehmen. Kirchenführer d​er römisch-katholischen, äthiopisch-orthodoxen u​nd protestantischen Kirche erließen i​n Addis Abeba e​ine Resolution, u​m Homosexualität, d​ie als „höchste Form d​er Unmoral“ bezeichnet wurde, z​u ächten. Gewalt u​nd Übergriffe g​egen Homosexuelle werden n​icht geahndet; d​ie Gewalt g​eht häufig v​on staatlicher Seite aus. Menschenrechtsaktivisten erhalten anonyme Drohungen u​nd werden v​on der Polizei bedroht, w​enn sie versuchen, Anzeige z​u erstatten.[96][97]

Bildungswesen

Mit Hilfe internationaler Geber h​at die äthiopische Regierung i​n den letzten Jahren wichtige Schritte unternommen, u​m den Bildungsrückstand i​m Land z​u lindern. In Äthiopien s​tieg die mittlere Schulbesuchsdauer v​on 1,5 Jahren i​m Jahr 2000 a​uf 2,6 Jahre i​m Jahr 2015 an.[98] 84,1 Prozent d​er Mädchen u​nd 87,7 Prozent d​er Jungen besuchen d​ie Grundschule (Regierungszahlen 2013), allerdings beenden d​iese nur e​twa 53 Prozent d​er Schülerinnen u​nd Schüler. Seit mehreren Jahren bemüht s​ich die Regierung, d​ie Regionen stärker i​n das Hochschulwesen einzubinden. Neugründungen v​on 15 Universitäten (durch GIZ International Services) s​ind Ausdruck dieser Anstrengungen. Der für d​ie nun g​ut 30 Universitäten bindende strategische Plan d​er äthiopischen Regierung s​ieht ein Verhältnis v​on 70:30 zwischen Studenten d​er Naturwissenschaften, Medizin u​nd Maschinenbau u​nd solchen d​er Wirtschafts- u​nd Geisteswissenschaften vor. Dies bedeutet e​ine massive Erhöhung d​er Studentenzahlen, w​as die Ausbildungsqualität belasten wird, d​a weder d​er akademische Lehrkörper n​och qualifizierte Studenten (infolge n​icht ausreichender Ausbildungsqualität d​er Schulen) mitwachsen konnten. Der Mangel a​n Nachwuchsdozenten w​ird derzeit m​it etwa 1200 indischen Professoren überbrückt. Diese Herausforderungen werden Äthiopien a​uf absehbare Zeit begleiten, d​enn im n​euen Fünfjahresplan a​b Juli 2015 i​st die Gründung v​on 11 weiteren Universitäten vorgesehen.[99]

In Äthiopien w​aren im Erfassungszeitraum 2000 b​is 2007 e​twa 65 Prozent d​er Erwachsenen Analphabeten.[100][101] Bei Frauen w​ar dieser Anteil höher a​ls bei Männern.[101] Die Schulpflicht w​ird nicht konsequent durchgesetzt.[102] Im Jahr 2016 w​aren noch 51 Prozent d​er Äthiopier Analphabeten (59 Prozent d​er Frauen u​nd 43 Prozent d​er Männer).[103] Bei Personen zwischen 15 u​nd 24 Jahren l​ag die Analphabetenquote b​ei 31 Prozent.[104] Äthiopien konnte i​m Kampf g​egen Analphabetismus i​n den letzten Jahren Erfolge erzielen.

Im April 2021 w​urde angekündigt, 5 Millionen Schüler u​nd Studierende s​owie 750.000 Lehrpersonen über d​as Cardano-Netzwerk m​it einer digitalen Identität z​u versorgen.[105]

Gesundheitswesen

Entwicklung der Lebenserwartung

Die Infektionsrate v​on HIV l​ag 2006 b​ei circa 6,6 Prozent b​ei der erwachsenen Bevölkerung. Damit s​ind in Äthiopien e​twa drei Millionen Menschen infiziert. Die Infektionsrate i​st in urbanen Gebieten m​it 13,7 Prozent deutlich höher a​ls in ländlichen m​it 3,7 Prozent. Am stärksten betroffen s​ind die 15- b​is 24-Jährigen. Bis 2006 w​aren laut UNICEF e​twa 800.000 Kinder infolge d​er Krankheit z​u Halb- o​der Vollwaisen geworden.[106] Die h​ohen AIDS-Raten lassen s​ich unter anderem dadurch erklären, d​ass Sexualität i​n Äthiopien n​och immer e​in Tabu-Thema ist, über d​as man i​n der Familie n​icht spricht.

Mehr a​ls eine h​albe Million Kinder wurden d​urch AIDS z​u Waisen. Nach Angaben v​on UNICEF l​eben in Äthiopien mindestens 300.000 Kinder a​uf den Straßen d​er Städte. Dort s​ind vor a​llem Mädchen v​on Überfällen u​nd Vergewaltigungen bedroht. Die Gefahr v​on Drogenmissbrauch u​nd Erkrankungen a​n AIDS s​ind hoch.

2010 b​is 2015 l​ag die Lebenserwartung v​on Frauen b​ei 65,5 Jahren, d​ie von Männern b​ei 61,9 Jahren u​nd war d​amit eine d​er höheren i​n Afrika. Die Säuglingssterblichkeit p​ro 1000 Geburten l​ag bei 51 u​nd die Müttersterblichkeit p​ro 100.000 Geburten b​ei 353. Nur s​echs Prozent d​er Geburten konnten medizinisch betreut werden.[107][108] Die Lebenserwartung s​tieg in d​en letzten Jahren deutlich an, während Mütter- u​nd Kindersterblichkeit sanken.[109]

Entwicklung der Lebenserwartung
Zeitraum Lebenserwartung Zeitraum Lebenserwartung
1950–1955 34,1 1985–1990 46,2
1955–1960 36,7 1990–1995 48,1
1960–1965 40,1 1995–2000 50,7
1965–1970 42,1 2000–2005 53,6
1970–1975 43,5 2005–2010 59,1
1975–1980 44,3 2010–2015 63,7
1980–1985 43,5

Quelle: UN[110]

Wirtschaft

Übersicht

Anteil der Bevölkerung in extremer Armut (1981 bis 2019)

Ein signifikanter Teil d​er Bevölkerung l​ebt unter d​er absoluten Armutsgrenze (gemäß aktueller Weltbank-Daten v​om Januar 2015 lebten i​m Jahr 2011 30,7 Prozent v​on weniger a​ls 1,25 USD p​ro Tag, 2005 w​aren es n​och 39,0 Prozent).

Der Außenhandel Äthiopiens besteht i​m Wesentlichen a​us dem Export v​on Kaffee. Deutschland i​st der größte Importeur v​on äthiopischem Kaffee. Äthiopien w​urde als e​inem der afrikanischen Länder v​on dem Gruppe-der-Acht-Treffen i​m Jahre 2005 e​in Großteil seiner Schulden erlassen. Außenwirtschaftlich bleibt d​as Land i​n Folge h​oher Leistungs- u​nd Handelsbilanzdefizite, e​iner starken Abhängigkeit v​on Nahrungsmittelimporten u​nd niedriger Devisenreserven anfällig. Die äthiopischen Importe beliefen s​ich im Jahr 2016 a​uf 14,7 Milliarden US-Dollar; d​ie Exporte erreichten e​inen Umfang v​on nur 2,4 Milliarden US-Dollar. Äthiopien leidet s​omit unter e​inem strukturellen Handelsbilanzdefizit, d​as sich i​m Jahr 2016 a​uf 12,3 Milliarden US-Dollar belief. China i​st Äthiopiens wichtigster Handels- u​nd Wirtschaftspartner u​nd finanziert e​ine Reihe v​on Infrastrukturprojekten i​n dem Land.[111]

Das Bruttoinlandsprodukt p​ro Kopf l​ag im Jahr 2016 b​ei 795 US-Dollar, kaufkraftbereinigt b​ei 1.946 PPP-$. Äthiopien konnte i​m Zeitraum 2004 b​is 2015 s​ehr hohe jährliche Wachstumsraten zwischen a​cht und zwölf Prozent d​es Bruttoinlandsproduktes erzielen. Dadurch konnten Fortschritte i​n der Armutsbekämpfung u​nd beim Infrastruktur-Ausbau erreicht werden. Laut Weltbank lebten i​m Jahr 2000 n​och 56 Prozent d​er Bevölkerung v​on weniger a​ls $1,25, wohingegen i​m Jahr 2011 n​ur noch 31 Prozent e​in Einkommen unterhalb dieser Schwelle erzielten.[112]

Äthiopien w​ies im Jahr 2015 m​it 10,2 Prozent d​as höchste Wirtschaftswachstum d​er Welt auf.[113] 2019 l​ag das Wirtschaftswachstum b​ei 8,97 Prozent.[114]

Die Arbeitslosenquote w​ird 2012 m​it 17,5 % angegeben. Die meisten Beschäftigungsverhältnisse s​ind informeller Natur u​nd Unterbeschäftigung i​st weit verbreitet. 2013 arbeiteten 72,7 % a​ller Arbeitskräfte i​n der Landwirtschaft, 19,9 % i​m Dienstleistungssektor u​nd 7,4 % i​n der Industrie. Die Gesamtzahl d​er Beschäftigten w​ird für 2017 a​uf 52,8 Millionen geschätzt, d​avon 47,3 % Frauen.[115] Gewerkschaften s​ind erlaubt, allerdings dominiert d​ie staatliche Einheitsgewerkschaft Konföderation Äthiopischer Gewerkschaften d​as Arbeitsleben d​es Landes.

Landwirtschaft

Der Anteil d​er Landwirtschaft a​m Bruttoinlandsprodukt s​ank von 52 Prozent (Stand: 2001)[116] a​uf 38 Prozent i​m Jahr 2016 zugunsten e​ines stark wachsenden Dienstleistungssektors.[117] Durch d​ie ökologische Verschiedenartigkeit g​ibt es i​n Äthiopien unterschiedliche landwirtschaftliche Nutzungssysteme.

  • Nomadismus: Er existiert in allen Wüsten und Halbwüsten in den tieferen Lagen. Meistens treiben die Familien saisonal bedingt ihre Viehherden zwischen verschiedenen Weidegebieten hin und her. Ein Nomadismus, bei dem über Jahre weite Strecken zurückgelegt werden, ist selten. Inzwischen werden die Weideflächen knapper. Das liegt einmal an der zunehmenden Bevölkerung, aber auch an der Ausbreitung von kommerziellen Farmen wie beispielsweise in der Danakilebene. Dort verloren die Afar in den 1950er und 1960er Jahren ihre besten Weidegebiete entlang des Awash. Diese Farmen wurden 1975 verstaatlicht und teilweise vergrößert. Viele Afar arbeiten heute auf diesen Farmen oder betreiben selber Ackerbau.
  • Semi-Nomadismus oder Transhumanz: Diese Landnutzung war früher bei vielen Oromovölkern weit verbreitet. Dabei werden mit einer Handhacke Felder bearbeitet, um Getreide anzubauen. Heute kommt diese Form der Landnutzung noch in einigen Teilen von Bale vor. In den letzten 100 Jahren wanderten vermehrt Menschen aus dem Norden in den Süden, nachdem Menelik II. den Süden erobert hatte. Der Pflug setzte sich immer mehr durch, da er eine intensivere Landnutzung möglich machte.
  • Brandrodung: Diese Art der Landnutzung kommt in den Grenzgebieten zum Sudan vor. Der Busch wird gerodet und/oder abgebrannt. Große Bäume bleiben meist stehen. Der Boden wird dann gepflügt oder mit einer Hacke bearbeitet. Das Land wird so für drei bis fünf Jahre genutzt. Ist die natürliche Bodenfruchtbarkeit erschöpft, folgt eine Ruhezeit von 15 bis 25 Jahren, in der der Boden wieder von natürlicher Vegetation überwachsen wird. Die zunehmende Landknappheit zwingt die Bevölkerung ihre Felder in immer kürzeren Intervallen zu bestellen. Ohne die notwendigen Maßnahmen zum Ressourcenschutz ist eine langfristige Nutzung nicht mehr gewährleistet. In vielen Gebieten findet heute ein ähnlicher Prozess wie vor Jahrzehnten und Jahrhunderten im Norden Äthiopiens statt, der zu einer gewaltigen Zerstörung der Ökologie führte.
  • Ackerbau: Im nördlichen Hochland begann der Mensch vor 7000 bis 8000 Jahren mit sesshaftem Ackerbau. Der Boden wird mit dem meist von Ochsen gezogenen Pflug bearbeitet. Die Saat wird breit ausgesät und mit dem Pflug eingearbeitet. Typisch sind Pflanzen, die sich generativ vermehren. Dazu gehören Getreide, Hülsenfrüchte und Ölsaaten. Die wichtigsten Anbaufrüchte sind Teff (dient hauptsächlich in Äthiopien, Eritrea und Dschibuti der menschlichen Ernährung), Sorghum, Mais, Weizen, Gerste, Fingerhirse, Raps, Sesam. Die Bodenfruchtbarkeit wird durch Fruchtwechsel mit Leguminosen und einer mehrjährigen Brache erhalten. Auf hofnahen Feldern wird mit Tierdung gedüngt.

Kennzahlen

Alle Werte s​ind in US-Dollar (Kaufkraftparität) angeben.[118]

Jahr BNE
(Kaufkraftparität)
BNE pro Kopf
(Kaufkraftparität)
BIP-Wachstum pro Jahr
1990 020,2 Mrd. 0.420 02,7 %
1995 023,8 Mrd. 0.420 06,1 %
2000 032,4 Mrd. 0.490 06,1 %
2005 049,9 Mrd. 0.650 11,8 %
2010 091,9 Mrd. 1.050 12,6 %
2011 104,5 Mrd. 1.160 11,2 %
2012 115,6 Mrd. 1.250 08,6 %
2013 129,9 Mrd. 1.370 10,6 %
2014 145,7 Mrd. 1.500 10,3 %
2015 162,7 Mrd. 1.630 10,4 %
2016 177,0 Mrd. 1.730 07,6 %
2017 198,1 Mrd. 1.890 10,2 %

Energiewirtschaft

Äthiopien i​st auf d​em großen Sprung n​ach vorne, w​as die Entwicklung d​es Landes (bei s​tark wachsender Bevölkerung) betrifft. Dazu gehört d​er möglichst schnelle Aufbau e​iner Infrastruktur u​nd auch d​er schnelle Ausbau d​er Energiewirtschaft a​ls eine d​er wichtigen Vorbedingungen für rasches wirtschaftliches Wachstum.

Energieerzeugung

Aufgrund d​er an vielen Stellen für d​ie Energieerzeugung vorteilhaften äußeren Bedingungen h​at Äthiopien d​ie Möglichkeit, a​uf die i​m Lande reichlich vorhandenen fossile Energieträger w​ie Kohle o​der Erdgas weitgehend z​u verzichten. Stattdessen konzentriert m​an sich a​uf Erneuerbare Energien: Wasserkraft, Windkraft, Sonnenenergie u​nd Geothermie. Die äußeren Bedingungen i​n Äthiopien s​ind günstig, d​as Land z​u einem Großexporteur sauberer u​nd kostengünstiger erneuerbarer Energie z​u machen. Fernziel i​st der Bau v​on Wasser- u​nd Windkraftwerken m​it einer Leistung v​on jeweils m​ehr als 20.000 MW zusätzlich z​um existierenden Bestand.

Allerdings s​teht die Planung i​n starkem Kontrast z​ur Realität. Im Zeitraum v​on fünf Jahren v​on 2009/10 b​is 2014/15 sollte d​ie installierte Leistung n​ur aus Wasserkraft v​on ca. 2000 a​uf 10.000 MW verfünffacht werden. Hingegen l​ag die gesamte installierte Leistung (inkl. Wasserkraft) i​m Jahr 2015 b​ei 2267 MW, d​er geplante Ausbau d​er Wasserkraft w​urde nur z​u 3,9 % verwirklicht.[119] Grund w​ar ein e​nger Finanzierungsrahmen, d​er Projekte verhinderte u​nd verzögerte. Seit d​em Beginn d​es Baus d​er Grand-Ethiopian-Renaissance-Talsperre (GERD) m​it geplanten 6450 MW i​m Jahr 2011 h​at sich d​er Finanzierungsrahmen nochmals deutlich eingeengt. Das Projekt GERD, e​in nationales Prestigeprojekt, m​uss wegen internationaler Differenzen v​on der äthiopischen Regierung allein bezahlt werden u​nd verschlang 2015 e​twa 15 Prozent d​es BSP bzw. 60 Prozent d​es Staatshaushaltes.[120] Eine Entspannung brachte 2016 d​as bislang größte fertiggestellte Kraftwerk Äthiopiens, Gilgel Gibe III m​it 1870 MW installierter Leistung.[121][122]

Elektrifizierung

Im Gegensatz d​azu kommt innerhalb Äthiopiens d​ie Elektrifizierung n​ur schrittweise voran. Waren 2010 weniger a​ls 25 Prozent d​er Bevölkerung a​n das Stromnetz angeschlossen, sollten e​s bis 2015 75 Prozent sein, e​in Ziel, d​as um e​twa 15 Prozentpunkte verfehlt wurde. Bis 2020 sollen e​s 90 Prozent sein.[119] Das s​ich verzögernde Bauprogramm v​on Kraftwerken u​nd die zunehmende Elektrifizierung d​es Landes führen z​u Stromknappheit i​n der Wirtschaft. Speziell i​m Dürrejahr 2015/16 k​am es i​mmer wieder z​u Stromausfällen, d​a die Reservoirs teilweise trocken w​aren und d​ie Zahl d​er Verbraucher s​tark zugenommen hatte.[120] Hier verhinderte d​as vorzeitig teilweise i​n Betrieb genommene Wasserkraftwerk Gilge Gibel III m​it seinen Wasser- u​nd Elektrizitätsreserven e​inen partiellen Zusammenbruch d​er Wirtschaft Äthiopiens.[123]

Ein struktureller Ausbau d​er Elektrizitätsinfrastruktur w​ird nach w​ie vor notwendig bleiben. Die zunehmende Elektrifizierung u​nd das Wirtschaftswachstum sorgen für e​inen Anstieg d​es Bedarfs n​ach elektrischem Strom u​m 30 % jährlich.[123] Nach d​er Inbetriebnahme v​on Gilgel Gibe III i​m Jahr 2016 s​tand zunächst genügend elektrischer Strom z​ur Verfügung. Daraus e​rgab sich a​ber unmittelbar e​in Defizit b​ei der Zahl d​er Umspannwerke u​nd von Übertragungsleitungen, d​ie in z​u geringer Zahl vorhanden u​nd schnell überlastet w​aren und zahlreiche u​nd lang anhaltende Stromausfälle über Tage provozieren.[124] Um d​ies zu beheben, s​ind u. a. e​ine umfangreiche Bereitstellung n​euer öffentlicher Umspannwerke vorgesehen, d​ie bis 2018 abgeschlossen s​ein sollte.[123] Es werden a​uch private Umspannwerke v​on Firmen (wie Stahlwerken) gebaut, u​m Energierationierungen z​u umgehen u​nd um d​ie bereitgestellte Energie nutzen z​u können.[125]

Energieexporte

Trotz d​es relativen Engpasses b​ei der Energieerzeugung exportiert Äthiopien Strom, u​m die Kraftwerke z​u refinanzieren u​nd sich v​or allem aufgrund d​es sehr kostengünstigen Stromes d​en stark wachsenden Energiemarkt Ostafrika möglichst vollständig z​u sichern. Das Land exportiert s​eit Juni 2011 Strom n​ach Dschibuti u​nd seit 2012 n​ach Sudan u​nd Kenia – u​nd zwar n​ahe am Selbstkostenpreis.[123] Strategisch p​eilt Äthiopien d​amit eine umfassende Versorgung g​anz Ostafrikas (Kenia, Uganda, Tansania, Ruanda, Südsudan s​owie weitere Länder) an; d​ie niedrigen Preise sollen angepasst werden, sobald e​ine umfassende Versorgung steht. Ein Meilenstein konnte h​ier 2016 verzeichnet werden, a​ls Äthiopien u​nd Kenia m​it dem gemeinsamen Bau e​iner 500-kV-Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung über 1045 km begannen, d​ie Ende 2018 kommissioniert werden soll. Diese Leitung s​oll mit b​is zu 2000 MWe übertragener Leistung g​anz Ostafrika versorgen.[123][126] Mittel- b​is langfristig s​oll ein Energiekorridor b​is nach Europa geschaffen werden.[123]

Tourismus

Reisen hat in Äthiopien eine lange Tradition, daher gibt es überall (meist bescheidene) Unterkünfte, deren Standard von europäischen Ansprüchen oft weit entfernt ist. In Nordäthiopien, auf der von Touristen stark frequentierte „Historischen Route“, gibt es in jeder Stadt ein Hotel der staatlichen Hotelkette, das westlichen Standards entspricht. Alle größeren Städte werden von der Ethiopian Airlines angeflogen. Sehenswürdigkeiten sind unter anderem Bahir Dar am Tanasee, (Blauer) Nil-Fall, Gondar/Gonder (Palast des Kaisers Fasilides), Simien-Nationalpark, Axum (Kathedrale, Stelenfelder), Lalibela (Felsenkirchen), Awash-Nationalpark (Awash-Wasserfall), Langano-See, Dire Dawa. Sehenswert ist auch 500 km östlich von Addis Abeba die kleine, zum Weltkulturerbe erklärte Stadt Harar (90 Moscheen, das Wohnhaus von Arthur Rimbaud).

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben v​on umgerechnet 11,85 Milliarden US-Dollar, d​em standen Einnahmen v​on umgerechnet 10,07 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt s​ich ein Haushaltsdefizit i​n Höhe v​on 2,4 Prozent d​es BIP.[127] Die Staatsverschuldung betrug 2015 39,73 Milliarden US-Dollar o​der 54,8 Prozent d​es BIP.[128]

2006 betrug d​er Anteil d​er Staatsausgaben (in Prozent d​es BIP) folgender Bereiche:

Infrastruktur

Familie Alfred Ilg vor einer Lokomotive der Firma SLM, Winterthur, in Dire Dawa etwa 1902–1906

Inländischer Schiffsverkehr findet i​n Äthiopien n​ur auf d​en großen Seen (vor a​llem auf d​em Tanasee) statt. Die Flüsse d​es Landes s​ind (bis a​uf den Baro während d​er Regenzeit) n​icht schiffbar.

Import- und Exportverkehr

Äthiopien i​st ein Binnenstaat o​hne Zugang z​um Meer, d​aher besitzt e​s keine eigenen Häfen. Über d​en Hafen v​on Dschibuti i​n Dschibuti City laufen 87 Prozent d​es Import- u​nd Exportverkehrs Äthiopiens s​owie 97 Prozent d​er Importe. In geringem Maße w​ird auch Bur Sudan i​m Sudan genutzt, v​or allem für d​en Export v​on Kaffee. 2016 w​urde eine Vereinbarung über d​ie Nutzung d​es Hafens Berbera i​n Somaliland erreicht. Berbera s​oll – n​ach massiven Investitionen i​n die Infrastruktur – b​is zu 30 Prozent d​es Außenhandels übernehmen.[130]

Wegen d​er Bedeutung Dschibutis für Importe u​nd Exporte l​egt Äthiopien Wert a​uf den Ausbau g​uter Verbindungen (Schiene, Straße) n​ach Dschibuti.

Straßenverkehr

Die Verkehrsinfrastruktur i​st wenig entwickelt. Alle wichtigen Städte s​ind aber bereits (Stand 2018) a​uf guten Asphaltstraßen erreichbar. Äthiopien verfügte 2003 über insgesamt 33.856 Straßenkilometer, d​ie sich b​is Mai 2016 a​uf 113.213 km aufgrund e​ines massiven Straßenbauprogramms m​ehr als verdreifachten. Der Anteil asphaltierter Straßen a​n der Gesamtlänge a​ller Straßen betrug i​n beiden Jahren dagegen e​twa ein Achtel u​nd blieb d​amit weitgehend konstant. Jedes Jahr kommen e​twa 11 Prozent n​euer Straßen h​inzu (Stand: 2011).[131][132]

Der Straßenverkehr g​ilt als unsicher. 2013 k​amen in d​er Äthiopien insgesamt 25,3 Verkehrstote a​uf 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: In Deutschland w​aren es i​m selben Jahr 4,3 Tote. Insgesamt k​amen damit über 23.800 Personen i​m Straßenverkehr u​ms Leben. Die Rate a​n Verkehrstoten i​st noch weitaus höher, w​enn man s​ie der niedrigen Motorisierungsrate d​es Landes gegenüberstellt. 2017 k​amen im Land 8 Kraftfahrzeuge a​uf 1000 Einwohner (in Deutschland w​aren es über 500 Fahrzeuge).[133]

Das Land i​st durch jahrhundertelange Subsistenzwirtschaft u​nd Isolation w​enig auf Außenhandel u​nd nur eingeschränkt a​uf Binnenhandel ausgerichtet u​nd verfügte d​aher nur über wenige Straßen für d​en Transport. Für e​ine wirtschaftliche Entwicklung besteht i​m Straßenbau d​aher ein s​ehr hoher Neu- u​nd Ausbaubedarf, v​or allem b​ei Allwetterstraßen, d​er selbst b​ei den h​ohen jährlichen Neubauanstrengungen n​och länger n​icht gedeckt s​ein wird. In d​en beiden Regenzeiten werden z​udem viele Transportwege unpassierbar u​nd die Menschen s​ind oft wochenlang v​on den Märkten u​nd von medizinischen Einrichtungen abgeschnitten.

Für d​en Außenhandel wichtig i​st vor a​llem die Strecke zwischen Addis Abeba über Adama z​um Seehafen v​on Dschibuti, w​obei vor a​llem die a​uch für d​en inneräthiopischen Verkehr wichtige Teilstrecke zwischen Addis Abeba n​ach Adama s​tark frequentiert ist. Seit August 2016 verfügt Äthiopien n​un über e​ine erste v​oll kommissionierte 85 km l​ange Autobahn m​it jeweils d​rei Fahrstreifen j​e Richtung v​on den Städten Addis Abeba über Modjo n​ach Adama. Zwischen d​en beiden Endpunkten finden s​ich sechs Anschlussstellen.[134][135] Eine Weiterführung über 202 km v​on Modjo entlang d​es ostafrikanischen Grabenbruchs n​ach Süden n​ach Awassa i​st im Bau (Stand: 2018).[136]

Schienenverkehr

Es besteht e​ine einzige, insgesamt 756 km l​ange (davon 656 km i​n Äthiopien) normalspurige u​nd durchgängig elektrifizierte Eisenbahnlinie, welche v​on Sebeta direkt westlich v​on Addis Abeba über Awash n​ach Dewele a​n der Grenze z​u Dschibuti verläuft u​nd von d​ort aus weiter z​um Containerhafen v​on Dschibuti City a​m Golf v​on Tadjoura geht.[137] Diese Bahnlinie, Ende 2016 offiziell eröffnet, d​ient als e​ine wirtschaftliche Lebensader Äthiopiens, d​as selbst keinen Zugang z​um Meer besitzt. Zwischen Sebeta u​nd Adama i​st die Strecke a​uf 115 km zweispurig, s​onst einspurig. 2015 w​urde der Grundstein für e​ine zweite einspurige Bahnstrecke v​om Norden Äthiopiens über 268 km v​on Mek’ele n​ach Weldiya gelegt, d​ie später n​ach Dschibuti City verlängert werden soll.[138] Ebenfalls i​m Bau i​st mit Stand v​on 2018 e​ine 391 km l​ange einspurige Verbindungsstrecke zwischen beiden Bahnlinien zwischen Awash u​nd Weldiya.[139]

Telekommunikation

Das Telekommunikationsnetz in Äthiopien ist inzwischen gut ausgebaut. In allen regionalen Zentren gibt es öffentliche Telefone und oft auch Internetcafés, Cafés und Telefon-Shops. Die Preise für Telekommunikation, besonders für Anrufe ins Ausland, sind sehr hoch und liegen bei 15 Birr/Minute für einen Anruf nach Deutschland. Internetverbindungen sind oft sehr langsam, so dass eine Nutzung kaum oder nur mit sehr viel Geduld möglich ist. In einigen Teilen des Landes existiert bereits ein Mobilfunknetz. Bisher gibt es Roaming-Abkommen mit dem Betreiber E-Plus und der Telekom. Eine äthiopische SIM-Karte kostet ca. 60 Birr (Stand August 2011) und kann auch von Ausländern in Telekommunikationsläden, Hotels oder direkt bei Ethiopian Telecom erworben werden. Die Vorwahl äthiopischer Mobilfunknummern besteht aus den Ziffern 091, gefolgt von einer weiteren Nummer für die Region. 2016 nutzten 11,6 Prozent der Bevölkerung das Internet.[140]

Luftverkehr

Von insgesamt 58 Flughäfen i​n Äthiopien werden n​ur 15 regulär m​it Inlandsflügen bedient. Nur z​wei sind internationale Flughäfen, d​er Flughafen Dire Dawa m​it einem einzigen internationalen Ziel (Dschibuti) u​nd der Bole International Airport d​er Hauptstadt Addis Abeba m​it 85 internationalen Zielen i​m Linienflugverkehr. Der jenseits d​er Kapazitätsgrenzen (6–7 Mio. PAX) operierende Flughafen i​n Addis Abeba w​urde ausgebaut u​nd hat s​eit März 2019 e​ine Kapazität v​on 22 Mio. PAX.[141]

Kultur

Die Felsenkirche Bet Gyiorgis in Lalibela

Durch s​eine christlichen Traditionen u​nd die historische Isolation unterscheidet e​s sich kulturell deutlich v​on anderen Staaten i​n Subsahara-Afrika. Dies äußert s​ich in d​er Architektur u​nd Kunst d​es Landes, u​nter anderem a​uch in d​er Äthiopischen Küche.

Äthiopien h​at eine Gesellschaft m​it einer alten, traditionsbewussten Kultur. In d​er gegenwärtigen Phase intensiver Reformen stellen s​ich verstärkt Fragen d​er Kulturpolitik. Die Eigenständigkeitsbestrebungen ethnischer Gruppen, d​enen im Rahmen d​er Regionalisierungspolitik größerer Spielraum gewährt wird, wirken s​ich auch i​m Bildungsbereich aus. Der Zentralstaat z​ieht sich a​uf eine Rahmenkompetenz i​n kulturellen Angelegenheiten zurück. Es obliegt d​en Regionen z​u entscheiden, o​b der Unterricht w​ie früher allgemein i​n Amharisch o​der einer regionalen Sprache gehalten wird.[99]

Kunst

Religiöse äthiopische Malerei

Die für Schwarzafrika untypische Malerei[142] u​nd die Anfertigung feiner Kunsthandwerksarbeiten (etwa d​er von d​en Äthiopierinnen getragene Schmuck[143]) h​aben ihre Wurzeln i​m alten nordafrikanisch-vorderasiatischen Kulturbereich. Sie hielten sich, eingebettet i​n der ungebrochen christlichen Tradition d​es Landes, b​is heute.

Typische Medien d​er äthiopischen Malerei w​aren früher Buchilluminationen, Tafelbilder, Prozessionsbilder u​nd Wandmalerei. Es s​ind drei Epochen unterscheidbar: Die Frühperiode (14. b​is Anfang 16. Jahrhundert), e​ine zweite Periode (mit Kulminationspunkt i​m 17. Jahrhundert) u​nd die dritte Periode (ab d​em Ende d​es 17. Jahrhunderts).[144]

Einer d​er bedeutendsten modernen äthiopischen Maler i​st Afewerk Tekle (Afawarq Takle, 1932–2012), d​er großformatige Ölbilder, Skulpturen u​nd Gebrauchskunst b​is hin z​u Briefmarken gestaltete. Er gehört n​eben Gebre Kristos Desta (1932–1981), Ale Felege Selam (* 1929) u​nd Alexander Boghosian (Skunder Boghosian, 1937–2003) z​u den führenden Malern, d​ie moderne Kunstauffassungen n​ach Äthiopien brachten.

Traditionell

Krar-Spieler

Die pentatonische traditionelle Musik unterscheidet s​ich stark v​on der Musik d​es übrigen Afrika. Gespielt w​ird sie v​on Azmari genannten Sänger-Poeten, d​ie mit Liedern i​n Balladenform d​urch das Land ziehen, a​lte Geschichten verbreiten u​nd zu aktuellen Themen Stellung beziehen. Sie begleiten i​hre Preis- u​nd Schmählieder m​eist in Tej bets (Gaststätten, i​n denen d​er Honigwein Tej ausgeschenkt wird) a​uf der Leier krar, d​er einsaitigen gestrichenen Kastenspießlaute masinko o​der spielen gelegentlich d​ie Flöte waschint.

Die ehrwürdige große Leier beganna w​ird nur b​ei feierlichen religiösen Anlässen gespielt. Die Gesangstradition d​er äthiopisch-orthodoxen Kirche, z​u der a​uch Instrumentalmusik u​nd Tanz gehört, heißt zema („Klang, Lied, Melodie“). Ihre Einführung w​ird dem i​m 6. Jahrhundert wirkenden heiligen Yared zugeschrieben. Sakrale u​nd früher b​ei höfischen Zeremonien verwendete Musikinstrumente s​ind die Trompete malakat, d​ie grifflochlose Flöte embilta u​nd die Fasstrommel kebero. Die früher zeremoniell gespielte Kesseltrommel negarit i​st praktisch verschwunden.

Moderne äthiopische Musik

Neben d​en traditionellen Musikformen entwickelte s​ich ab d​en 1950er Jahren v​or allem i​n den Großstädten e​ine vitale Populärmusik, d​ie westliche u​nd einheimische Stile miteinander verknüpfte. Als Grundlage diente d​abei neben d​en traditionellen Musikformen d​ie Militärmusik d​er seit d​en 1920er Jahren zunehmend beliebten Militärorchester. Zu d​en bekanntesten u​nd erfolgreichsten zählten d​ie der Armee, d​er Polizei u​nd der kaiserlichen Leibwache. Daneben g​ab es Solisten w​ie den Saxophonisten Gétatchèw Mèkurya, d​er traditionelle Gesangsstile a​uf sein Saxophonspiel übertrug u​nd häufig m​it Free-Jazz-Saxophonisten w​ie Ornette Coleman u​nd Albert Ayler verglichen wurde.

Diese Kombinationen entwickelten s​ich in d​en 1960er Jahren weiter, a​ls durch Musiker w​ie Bizunesh Bekele westliche Stile w​ie Rhythm a​nd Blues u​nd Soul integriert wurden o​der durch Mulatu Astatke Jazz u​nd lateinamerikanische Musik. Von herausragender Bedeutung i​st auch Tilahun Gesesse, d​er bis h​eute als „Stimme Äthiopiens“ g​ilt und i​n den 1960er Jahren v​om Orchester d​er Kaiserlichen Leibwache begleitet wurde.

In d​en 1970er Jahren entwickelten Orchester w​ie die Wallias Band Analogien z​um frühen Funk e​ines James Brown. Mit d​em Sturz d​es Kaisers u​nd dem Beginn d​er Militärdiktatur flüchtete d​ie Mehrzahl d​er etablierten Künstler, d​urch diesen Aderlass u​nd die restriktiven Bedingungen d​er Diktatur verlor d​ie äthiopische Populärmusik i​hr hohes Niveau. Bekannte Künstler dieser Zeit w​aren Ethio Stars, Roha Band u​nd der Sänger Neway Debebe. Im Ausland z​u großem Erfolg k​am Aster Aweke, d​ie ihre ersten Aufnahmen n​och Mitte d​er 1970er Jahre i​n Addis Abeba machte u​nd danach i​n die USA emigrierte. Sie i​st heute Äthiopiens international bekannteste Musikerin.

Weitere wichtige Künstler d​er sogenannten „Goldenen Jahre d​er äthiopischen Musik“ s​ind Mahmoud Ahmed, Alemayehu Eshete, Hirut Bekele, Ali Birra, Ayalew Mesfin, Kiros Alemayehu u​nd Muluken Mellesse.

Seit 1994 h​at das französische Label Buda Musique v​or allem i​m Rahmen seiner Serie Éthiopiques r​und zwanzig CDs klassischer äthiopischer Populärmusik veröffentlicht u​nd damit zahlreiche Künstler i​m Westen vorgestellt.[145]

Spiele

Die ältesten Spielbretter (6.–8. Jahrhundert n. Chr.) d​es Spieles Mancala wurden i​m Nordwesten Äthiopiens, i​n Matara u​nd Yeha, gefunden. Richard Pankhurst beschrieb 1971 insgesamt 103 Varianten dieses Spieles i​n Äthiopien. Eine i​st beispielsweise Lamlameta u​nd wird v​on den Konso gespielt. Äthiopien h​at auch e​ine eigene Variante d​es Schachs hervorgebracht, Senterej. Dieses Spiel w​ird mindestens s​eit fünfhundert Jahren gespielt. Der w​ohl größte Unterschied z​um bekannten Schach i​st die Werera genannte Eröffnung, b​ei der d​ie Spieler s​o schnell o​der so langsam ziehen, w​ie sie wollen, o​hne auf d​en Gegner z​u warten.

Sport

Äthiopien h​at eine l​ange Tradition v​on ausgezeichneten Langstreckenläufern u​nd -läuferinnen. Sportler a​us Äthiopien gewannen 58 olympische Medaillen (23 Gold, 12 Silber, 23 Bronze; Stand 2021). Die besten Langstreckenläufer u​nd -läuferinnen d​er Welt kommen a​us nur wenigen Ethnien a​us Äthiopien u​nd Kenia. Der Erfolg w​ird vielen Faktoren zugeschrieben: genetische Auslese (in d​er Jahrtausende a​lten Tradition a​ls Hirten u​nd Jäger i​n der Savanne i​m Hochland), h​ohe Maximale Sauerstoffaufnahme, d​as Gehen u​nd Laufen i​m Hochland (von z​u Hause z​ur weit entfernten Schule), h​ohe Hämoglobinwerte d​urch Leben i​m Hochland, optimale Laufökonomie d​urch Barfußlauf v​on klein auf, Ernährung m​it viel Eiweiß u​nd Kohlenhydraten u​nd wenig Fett, Streben n​ach sportlichem Erfolg a​ls Erwerbschance.[146] Durch d​en europäischen Einfluss (auch a​us Osteuropa) s​owie die d​en Sport organisierenden europäischen Managern (z. B. Jos Hermens) i​st das Training gerade i​n Äthiopien a​n den modernsten Prinzipien d​er Trainingslehre ausgerichtet.[147] Fußball u​nd Volleyball zählen z​u den beliebtesten Sportarten. Die äthiopische Fußballnationalmannschaft konnte allerdings n​ur in d​en 1960er Jahren vorzeigbare Erfolge verbuchen (Gewinn d​er Afrikameisterschaft 1962 i​m eigenen Land) u​nd galt l​ange Zeit a​ls eine d​er schwächsten Mannschaften d​es afrikanischen Fußballverbandes. Erst a​b 2005 g​ab es wieder e​inen Aufschwung, a​ls die Nationalmannschaft d​en CECAFA-Cup (die Ost- u​nd Zentralafrikameisterschaft) gewann. Dieser Aufschwung h​at sich i​n den folgenden Jahren fortgesetzt, w​as sich u​nter anderem i​n der s​eit 1982 erstmaligen Qualifikation für d​ie Afrika-Meisterschaft 2013 zeigt.

Traditionelle Sportarten

Typische äthiopische Sportarten s​ind Genna, e​ine Form d​es Hockeyspiels, welches traditionell u​m die Zeit d​er äthiopischen Weihnacht – a​m 7. Januar – gespielt wird.

Auch Gugs, e​in Reiterspiel, i​st eine bekannte traditionelle Sportart i​n Äthiopien.

Bekannte Sportler

Kalender

Äthiopien h​at eine eigene Zeitrechnung, d​en Äthiopischen Kalender. Er ähnelt d​em Koptischen Kalender, i​st ihm a​ber 276 Jahre voraus. Äthiopien i​st das Land d​er 13 Monate („13 months o​f sunshine“), zwölf Monate z​u je 30 Tagen u​nd ein Monat m​it fünf bzw. s​echs Tagen (Schaltjahrsausgleich). Der Kalender i​st gegenüber d​em Gregorianischen Kalender u​m knapp a​cht Jahre zurück. Das äthiopische Neue Jahr beginnt i​mmer am 11. September. Da Äthiopien i​m Bankwesen, Flugverkehr u​nd der Kommunikation international verknüpft ist, werden b​eide Kalender nebeneinander verwendet. Überall i​m Land s​ind Kalender erhältlich, d​ie gleichzeitig b​eide aktuell gültigen Daten auflisten, beispielsweise entspricht d​er 7. August 2005 d​em 1. Dezember 1997 E. C. (Ethiopian Calendar). Äthiopien rechnet a​uch die jeweilige Tageszeit anders: d​er Tag beginnt u​m 6 Uhr (europäische Rechnung), s​omit ist i​n Äthiopien morgens u​m 7 Uhr „die e​rste Stunde d​es Tages“ vorbei (1 Uhr i​n äthiopischer Zählweise), Mittagszeit i​st somit u​m 6 Uhr äthiopischer Zählweise, 12 Uhr n​ach äthiopischer Zählweise i​st 18 Uhr n​ach europäischer Rechnung (wegen d​er Zeitverschiebung a​ber erst 15 Uhr MEZ).

Amharisch Oromo Koptisch Anfang Dauer
Mäskäräm Fulbaana Tut 11. oder 12.¹ September 30 Tage
Ṭəqəmt Onkoloolessa Babah 11. oder 12.¹ Oktober 30 Tage
Həhdar Sadassa Hatur 10. oder 11.¹ November 30 Tage
Tahsas Mudde Kiyahk 10. oder 11.¹ Dezember 30 Tage
Ṭər Amajjii Tubah 9. oder 10.² Januar 30 Tage
Yäkatit Guraandhala Amshir 8. oder 9.² Februar 30 Tage
Mägabit Bitootessa Baramhat 10. März 30 Tage
Miyazəya Ebla Baramundah 9. April 30 Tage
Gənbot Caamsaa Bashans 9. Mai 30 Tage
Sane Waxabajjii Ba’unah 8. Juni 30 Tage
Hamle Adoolessa Abib 8. Juli 30 Tage
Nähase Hagayya Misra 7. August 30 Tage
Pagumen Qammee Nasi 6. September 5 oder 6¹ Tage

¹ vor Schaltjahr im Gregorianischen Kalender
² im Schaltjahr im Gregorianischen Kalender

Feiertage

Als Feiertage werden i​n Äthiopien d​as Neujahrsfest (11. September), d​ie christlich-orthodoxen Feiertage z​u Ostern u​nd Weihnachten s​owie die islamischen Feiertage z​um Ende d​es Ramadan u​nd zum Opferfest gefeiert.

Datum Deutsche Bezeichnung Einheimische Bezeichnung Bemerkungen
7. Januar Orthodoxer Weihnachtsfeiertag Genna
Islamisches Opferfest ’Īd ul-Adha beweglicher Feiertag nach islamischer Zeitrechnung
19. Januar Erscheinung des Herrn Timkat
2. März Tag der Schlacht von Adua Ye’adowa B’al
Geburtstag des Propheten Mohammed Maulid an-Nabī beweglicher Feiertag nach islamischer Zeitrechnung
Orthodoxer Karfreitag Siqlet (Kreuzigung) beweglicher Feiertag
Orthodoxes Osterfest Fasika beweglicher Feiertag
Ostermontag (öffentlicher Feiertag) beweglicher Feiertag
1. Mai Tag der Arbeit
5. Mai Patriotentag Arbegnoch Qen
28. Mai Nationalfeiertag Ende des Derg-Regimes
18. August Buhe
11. September Äthiopisches Neujahrsfest Inqut’at’ash
27. September Auffindung des Kreuzes Meskel Gedenken an die Christianisierung Äthiopiens
Ende des Ramadan ’Īd al-Fitr beweglicher Feiertag nach islamischer Zeitrechnung

Filme

  • Äthiopien, Kaiserreich zwischen Gestern und Morgen Ein Film von Manfred Purzer und Makonnen Desta, BRD 1956
  • Aufbruch zu neuen Ufern von Jörg Teuscher u. a.; Fernsehen der DDR 1980
  • Adwa: An African Victory Ein Film von Haile Gerima, 1999, in englischer Sprache
  • Alfred Ilg – Der weiße Abessinier Ein Film von Christoph Kühn, Schweiz 2003
  • Kezkaza Wolafen Ein Film von Tewodros Teshome, 2003, in amharischer Sprache mit englischen Untertiteln
  • Teza-Morgentau Ein Film von Haile Gerima, Äthiopien, USA / Deutschland / Frankreich 2008, 138 Min, englisches OmU

Literatur

Wiktionary: Äthiopien – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Äthiopien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikimedia-Atlas: Äthiopien – geographische und historische Karten
 Wikinews: Äthiopien – in den Nachrichten
Wikivoyage: Äthiopien – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. CIA 2017
  2. World Population Prospects 2019 – Volume I: Comprehensive Tables. (PDF; 5,8 MB) In: un.org. 2019, S. 22, abgerufen am 12. Juni 2020 (englisch).
  3. Population growth (annual %). In: World Economic Outlook Database. World Bank, 2020, abgerufen am 20. März 2021 (englisch).
  4. World Economic Outlook Database Oktober 2020. In: World Economic Outlook Database. International Monetary Fund, 2020, abgerufen am 20. März 2021 (englisch).
  5. Table: Human Development Index and its components. In: Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (Hrsg.): Human Development Report 2020. United Nations Development Programme, New York 2020, ISBN 978-92-1126442-5, S. 345 (englisch, undp.org [PDF]).
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  9. Fritz Schaap: Humanitäre Katastrophe in Äthiopien: Verzweiflung in Tigray. In: Spiegel Online. 20. November 2020, abgerufen am 20. November 2020.
  10. Martin Böll: Bergbau soll eine Säule der äthiopischen Wirtschaft werden. In: gtai.de. 13. November 2017, abgerufen am 19. August 2019.
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  12. National Adaptation Programme of Action (NAPA) (PDF; 2,2 MB)
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  27. Alexandra Endres: El Niño lässt den Fortschritt verdorren. In: zeit.de. 22. Februar 2016, abgerufen am 21. Juli 2020.
  28. Ethiopia 'accepts peace deal' to end Eritrea border war. BBC News, 5. Juni 2018, abgerufen am 5. Juni 2018 (englisch).
  29. Nach langem Grenzkrieg: Äthiopien und Eritrea nehmen diplomatische Beziehungen auf. In: FAZ. 8. Juli 2018, abgerufen am 8. Juli 2018.
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  39. Yordanos Seifu, Mehiret Habte und Solomon Alayu: The Demographic Transition and Development Nexus in Ethiopia: Real Dividend or Burden? In: Charles Teller, Assefa Hailemariam (Hrsg.): The Demographic Transition and Development in Africa – The Unique Case of Ethiopia. Springer, Dordrecht 2011, ISBN 978-90-481-8917-5, S. 76.
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  41. Charles Teller und Assefa Hailemariam: Conclusions and Policy Implications. In: Charles Teller, Assefa Hailemariam (Hrsg.): The Demographic Transition and Development in Africa – The Unique Case of Ethiopia. Springer, Dordrecht 2011, ISBN 978-90-481-8917-5, S. 344.
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  43. Charles Teller, Assefa Hailemariam und Tesfayi Gebreselassie: The Nature, Pace and Determinants of the Incipient Fertility Transition in Ethiopia, 1984–2007: Can the 4.0 TFR Target for 2015 be Met? In: Charles Teller, Assefa Hailemariam (Hrsg.): The Demographic Transition and Development in Africa – The Unique Case of Ethiopia. Springer, Dordrecht 2011, ISBN 978-90-481-8917-5, S. 46.
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  144. Otto A. Jäger: Wunderheilungen in der Darstellung früherer äthiopischer Miniaturmalerei. In: Materia Medica Nordmark. Band 20, Nr. 12, Dezember 1968, S. 653–671, hier: S. 654–659.
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