Bergbau
Der Bergbau ist ein Teil der Montanindustrie (lateinisch mons ‚Berg‘). Man bezeichnet damit die Aufsuchung und Erschließung (Exploration), Gewinnung sowie Aufbereitung von Bodenschätzen aus der oberen Erdkruste unter Nutzung von technischen Anlagen und Hilfsmitteln.
Nach der modernen umfassenden Definition gehören zum Bergbau das erforderliche Vermessungswesen (Markscheidewesen), Grubenbewirtschaftungsaufgaben (Bewetterung und Wasserhaltung), soziale Sicherungssysteme (Knappschaftskassen), spezielle Ausbildungsstätten (beispielsweise Bergakademien) sowie Bergaufsichtsbehörden.[1][2][3] Als montanistisch bezeichnet man alle auf den Bergbau bezogenen Sachverhalte. Im deutschsprachigen Raum waren und sind auch die Bezeichnungen Montanwesen, Gewinnung von Rohstoffen mineralischen und fossilen Ursprungs sowie Berg- und Hüttenwesen üblich. Die Gewinnung von Erdwärme (Geothermie) gehört ebenfalls in den Bereich Bergbau.
Je nachdem, ob die Lagerstätten der Bodenschätze in Bergwerken („unter Tage“; → Bergmannssprache) oder im Tagebau zu erreichen sind, gibt es unterschiedliche Abbauverfahren.
Bergbauliche Aktivitäten werden weltweit durch das jeweilige Bergrecht innerhalb der nationalen Gesetzgebung geregelt.
Allgemeines
Ausmaß und Lage der Lagerstätten werden heute meist durch geophysikalische Exploration untersucht. Diese vorbereitende Tätigkeit wird häufig außerhalb des Bergbausektors, durch wissenschaftliche Einrichtungen und Behörden geleistet. Von der Vorgeschichte bis in die Neuzeit sind viele Lagerstätten – zum Beispiel Erzgänge – durch ihre Sichtbarkeit an der Erdoberfläche (Ausbisse) entdeckt worden. Eine künftig zunehmende Bedeutung wird der Abbau von Lagerstätten in der Tiefsee erhalten.
In Deutschland ist der Bergbau grundsätzlich durch das Bundesberggesetz geregelt, in anderen Ländern durch vergleichbare Rechtsvorschriften. Die öffentliche Stelle, der die gesetzliche Kontrolle übertragen ist, heißt Bergamt, in Österreich Montanbehörde. In der Schweiz ist die bergrechtliche Zuständigkeit bei den Kantonen angesiedelt.
Geschichte
Vor- und frühgeschichtlicher Bergbau
Die älteste Form der Rohstoffgewinnung, die als Bergbau bezeichnet wird, geht auf die gelegentliche Nutzung von Feuersteinlagerstätten in der Steinzeit zurück. Kleine Arbeitstrupps begaben sich für einige Tage zu Feuersteinbergwerken, um Rohmaterial für die Herstellung von Geräten zu gewinnen. In steinzeitlichen Kulturen (Nordamerikas, Neuguinea) hielt sich diese Arbeitsweise zum Teil bis in die heutige Zeit. Auch die Ausbeutung mediterraner Obsidianlagerstätten gilt als das Werk von Gelegenheitsbergleuten.
Ein dauerhafter oder saisonaler Bergwerksbetrieb setzt eine Landwirtschaft mit Überschüssen und Handel voraus, da die Bergleute ernährt werden müssen, ohne selbst Nahrung produzieren zu können und selbst mehr Produkte erzeugen, als die Gemeinschaft verwerten kann. Die Voraussetzungen dafür waren in der Regel erst in der Kupfersteinzeit gegeben (Naqada-Kultur/ Kupferbergwerke von Timna in Ägypten). Irans Kupferbergwerke sind bereits steinzeitlich und über 6500 Jahre alt. Die Blütezeit der zyprischen Gruben begann vor 4000 Jahren.[4]
Wahrscheinlich gab es gegen 3000 v. Chr. schon Erzgruben in Indien und China. Ein auf 3000 v. Chr. datiertes Goldbergwerk ist in Georgien belegt.[5] Um 2500 v. Chr. begann die Kupferförderung in Mitteldeutschland. Eisenerz wurde ab etwa 800 v. Chr. in den Alpen abgebaut. In Mitteldeutschland legt ein Ofen aus der La-Tène-Zeit in Wilnsdorf Zeugnis von Bergbau um 500 v. Chr. ab. Der Abbau von Steinkohle ist seit dem 9. Jahrhundert in England bekannt.
Feuersteinbergwerke
In Teilen Europas entdeckten Archäologen im weichen Kreideuntergrund Feuersteinbergwerke:
- in Großbritannien (Grimes Graves 2300–1700 v. Chr.),
- in Frankreich, Belgien und Holland (Rijckholt, ca. 4500–2500 v. Chr.),
- in Deutschland, Jütland und Polen.
Die prähistorischen Bergleute teuften bis zu 15 m tiefe Schächte in feuersteinführende Schichten ab und legten Strecken an. Als Werkzeuge dienten Hacken aus Hirschgeweih und Stein. Bei Obourg in Belgien wurde ein verunglückter prähistorischer Bergmann mit seiner Ausrüstung gefunden.
Erzbergwerke
Den großen Bedarf der Hochkulturen des Nahen Ostens an Metallen deckte man schon frühzeitig auch aus europäischen Bergwerken, die vermutlich von Prospektoren erschlossen wurden. Kupferbergwerke in Bulgarien und Jugoslawien wurden durch Keramikfunde in das 4. Jahrtausend vor Christus (v. Chr.) datiert. In Rudna Glava (Serbien) dringen vertikale Schächte 25 m tief in den Berg ein. Im ungarischen Kőszeg fanden Archäologen neben einem alten Kupferbergwerk eine Schmiede mit Metallbarren, Bronzeresten und Tondüsen von Blasebälgen, Toneinsätze für Formen, einen tönernen Schmelztiegel und über 50 steinerne Gussformen. Steinerne Gussformen und Geräte, die auf derartige Werkstätten deuten, kennt man auch von Špania Dolina (Slowakei), aus Großbritannien (Alderley Edge, Cheshire) und Irland (Mount Gabriel).
Das besterforschte Kupferbergbaugebiet Europas ist das von Mitterberg im Salzburger Land. Dort gab es im späten 2. Jahrtausend v. Chr. 32 Erzgruben. Berechnungen ergaben, dass hier gleichzeitig 200 Bergleute, Hüttenarbeiter und Hilfskräfte tätig gewesen sein müssen. Man löste das Erz aus der Grubenwand, indem das Gestein erhitzt und mit Wasser abgeschreckt wurde. Die bronzezeitlichen Schächte waren bis zu 100 m lang. Das Chalkopyrit-Erz wurde in Tragkörben aus dem Bergwerk geschafft. Für Luftzirkulation sorgten Schächte, die die übereinander liegenden Stollen miteinander verbanden. Leitern aus Baumstämmen mit Trittkerben ermöglichten den Bergleuten den Zugang zu den Stollen.
Die Kupfergruben der Iberischen Halbinsel wurden bereits 2500 v. Chr. durch eine kupferzeitliche Kultur erschlossen (Los Millares). Von hier verbreiten die Glockenbecher-Leute metallurgische Kenntnisse in Europa. Im Altertum waren die Silberbergwerke von Laurion berühmt. Dort arbeiteten Sklaven für Athener Bürger. Die Römer beuteten die alten Gruben in Tartessos, in Britannien und Dakien (Rumänien) weiter aus und erschlossen in anderen Provinzen neue. Sie führten neue Techniken ein, z. B. Schöpfräder, um die Bergwerke zu entwässern, sowie Erzwaschanlagen.
Bergbau im Mittelalter
Die Blütezeit des mittelalterlichen Bergbaus in Zentraleuropa war das 13. Jahrhundert. Im 14. Jahrhundert ging er zurück, vor allem weil keine neuen Vorkommen entdeckt wurden. Ab Mitte des 15. Jahrhunderts stellte sich ein neuer Aufschwung ein.
Im europäischen Mittelalter wurden hauptsächlich Silber-, Kupfer-, Eisen-, Blei- und Zinnerze abgebaut.[6] Auch der Salzbergbau war von Bedeutung. Eine recht wichtige Rolle als Bergherren spielten dabei auch die Klöster. Vielfach vermittelten die deutschen Bergleute ihr Fachwissen in weiter entfernten Regionen, beispielsweise in Frankreich (etwa Elsass, Vogesen), Ungarn, Italien (beispielsweise Kupfererz in der Toskana) und Schweden. Der Prozess verlief teilweise auch im Rahmen der Ostkolonisation. An schwedischen Bergwerken waren deutsche Bergbau-Unternehmer beteiligt.
Wichtige Abbaugebiete in der Habsburger Monarchie waren in Kärnten, der Steiermark, im Salzkammergut und in Tirol bis Trient. Der Schwazer Silberschatz wurde zum entscheidenden Faktor bei der Finanzierung der habsburgischen Weltreichpläne.
Die erste Bergordnung erließ 1185 der Bischof Albrecht von Trient. Das Bergregal war damals beim König, im Spätmittelalter wechselte es zu den Landesfürsten. Die Goldene Bulle enthielt auch eine bergrechtliche Rahmenordnung.
Eine wichtige Erleichterung bei der Fördertechnik wurde im Spätmittelalter der Pferdegöpel. Die aus Eisenblech gefertigte „Froschlampe“ begann sich gegenüber den zerbrechlichen Ton- und den teuren Bronzeguss-Lampen durchzusetzen; Brennstoffe waren hier tierisches Fett und pflanzliches Öl. Selbstverständlich wurde noch mit Handwerkzeug abgebaut.
Bergrecht
Da die Erschließung und Ausbeutung von Lagerstätten sehr zeitaufwendig und kostenintensiv ist, ist es für Bergbaufirmen von Belang eine hohe Vertrags- und Investitionssicherheit zu haben. Demgegenüber stehen die Interessen des Staates, höchstmögliche Steuern und Abgaben aus dem Bergbau zu erzielen. Kunden und Empfängerländer wünschen sich Versorgungssicherheit und niedrige Preise.
Es gibt zwei grundlegende Rechtsauffassungen und Konfliktlösungsmechanismen in Bezug auf die lokalen Eigentumsverhältnisse an natürlichen Rohstoffen:
- das Prinzip des Bergregals und/oder der Bergfreiheit. Die Rohstoffe sind vom Grundeigentum entkoppelt. Die Bodenschätze werden entweder vom Landesherren (Bergregal) oder Staat (Staatsvorbehalt) beansprucht und können von diesen verliehen werden, oder sie gelten als herrenlos, wobei ein Eigentum an ihnen aber nur durch staatliche Verleihung entsteht,
- der Grundsatz des Grundeigentümerbergbaus. Hier ist der Grundeigentümer der Besitzer der Bodenschätze. Auf öffentlichem Land erwirbt der Finder Ansprüche auf seinen Fund. Diese Auffassung stammt aus dem englischen Common Law.
Der französische Code civil und die angelehnten Rechtssysteme vertreten einen vermittelnden Standpunkt. Die oberirdischen Bodenschätze gehören dem Grundeigentümer, die unterirdischen dem Staat.
Je nach Lage, Verlauf und Erschließung von Rohstoffen ergeben sich damit auch Konflikte durch unterschiedliche Rechtstraditionen, Gebietskörperschaften und vertragliche Regelungen.
Die Entdeckung bzw. mögliche Erschließung umfangreicher Rohstoffvorkommen kann bestehende territoriale Konflikte und problematische Grenzziehungsfragen verschärfen, sowie auch zu neuen Rechtsinstrumenten führen. Beispielhaft sei hier die 200-Meilen-Zone bei Küstenstaaten genannt. Erfolgreiche grenzüberschreitende Konfliktregelungen wie die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (als Vorläuferorganisation der EU), beim Nordseeöl oder dem Spitzbergenvertrag begründeten eine stabile Grundlage für internationale Zusammenarbeit.
Bergbaulich geförderte Rohstoffe
Die im Bergbau geförderten Rohstoffe können in drei große Gruppen unterteilt werden: Element-, Energie- und Eigenschaftsrohstoffe.
Zur Gruppe der Elementrohstoffe gehören Grundstoffe für die Metallurgie und Chemie.
- Erze: Eine Anreicherungen von Metallen oder metallhaltigen Mineralen, wie etwa Gold, Eisenerze (Hämatit und andere), Bleiglanz, Zinkblende.
- Eine Untergruppe der Erze sind die Spate Flussspat und Schwerspat.
- Salze: z. B. Steinsalz, Kalisalze, Salpeter, Borate, Nitrate
- Elementarer Schwefel
- Graphit
Die Gruppe der Energierohstoffe umfasst die Kohlenwasserstoffe, Kohle und Uran.
- Kohlenwasserstoffe: Erdöl und Erdgas (verbunden mit diesen sind: Asphalt, Erdwachs, Bitumen und Ölschiefer).
- Kohle: Braunkohle, Steinkohle und Anthrazit, Torf, Sapropelkohle (Kaustobiolithe).
- Uran: Ausgangsmaterial für die Kernenergieerzeugung.
- Erdwärme: Auch: Geothermie, Grundlage für die geothermische Energienutzung im Wärme- und Strommarkt.
Die Gruppe der Eigenschaftsrohstoffe umfasst Steine und Erden, darunter Industrieminerale und Massenrohstoffe, sowie die Edelsteine und Halbedelsteine:
- Industrieminerale z. B. Kaolin (Tonerde), Glimmer, Asbest, Feldspat, Quarz und Quarzit, Graphit, Talk, Magnesit, Alaune, Vitriole
- Massenrohstoffe wie Kalkstein, Dolomit, Sand, Kies, Ton, Trass und Gips (zur Herstellung von Baustoffen) Bentonit, Farberden, Phosphate, Kieselgur
- Edelsteine und Halbedelsteine z. B. Diamanten, Smaragde, Rubine, Granate, Bernstein
Methoden der Rohstoffgewinnung
Zum Erschließen und Fördern der bergbaulich förderbaren Rohstoffe wird zwischen drei Methoden der Gewinnung unterschieden:
- dem Tagebau: oberflächennahe Rohstoffe werden durch Abgrabung in offenen Gruben gewonnen
- z. B. in einem Steinbruch, in Tongruben, Kiesgruben, Sandgruben, Torfstichen oder Kreidebrüchen,
- durch Schürfen von z. B. Gold,
- oder beim Mountaintop removal mining
- dem Tiefbau (unter Tage): Gewinnung in einem Bergwerk. Der Zugang zur Lagerstätte wird mit Stollen und/oder Schächten hergestellt.
- dem Bohrlochbergbau: Rohstoffe werden durch Tiefbohrungen von über Tage gewonnen. Hierzu gehören die Erdöl- und Erdgasförderung, sowie das Solen von Salzen im Salzbergbau.
Bergbauorte
Umweltauswirkungen
Umweltauswirkungen und wirtschaftliche Umbrüche durch Einrichtungen von Bergwerken sind schon früh belegt. Vom Mittelalter bis in die Neuzeit findet man vielfache Kunde vom sogenannten „Berggeschrey“ und Goldräuschen. Halden und Verhüttung im Umfeld der Bergwerke führten bereits im Mittelalter zur Herausbildung einer Galmeiflora und Schwermetallrasen.
Die Umweltgeschichte betrachtet den Bergbau im Umfeld der Industrialisierung wie anhand des Wandels von Industrie- und Kulturlandschaften und deren Wandel.[7] Nach Günter Bayerl wurde bereits im 18. und 19. Jahrhundert Landschaft zu Industrierevieren und Ballungsräumen wie sanierter und regulierter ‚Quasi’-Natur verwandelt. Die speziellen Erfahrungen der neuen Bundesländer sind dabei von Belang für die Betrachtung der klassischen Bergbaureviere im Westen.[7] In Ostdeutschlands vor und nach der Wende kam es nach Bayerl zum Phänomen eines Umweltschutzes durch Stillstand aufgrund von Industriestilllegung und Bevölkerungsabwanderung.[7]
Grundsätzlich muss bei der Einrichtung eines Bergwerks unabhängig von der Art der Rohstoffgewinnung eine Infrastruktur geschaffen werden, die den Abtransport ermöglicht. Wenn sich das Abbaugebiet – wie heute häufig der Fall – in abgelegenen Wildnis-Regionen befindet, führt bereits der Bau von Straßen oder Eisenbahnen und die Schaffung von Arbeitersiedlungen zwangsläufig zu einer weitreichenden Beeinflussung der natürlichen Umwelt. Die Erfahrung zeigt, dass entlang der Verkehrswege im Laufe der Zeit weitere Anlagen und damit neue Siedlungen und weitere Straßen entstehen, die zumindest die Parzellierung der Naturlandschaften und die Zerstörung von Habitaten immer mehr verstärken.[8]:S. 4[9]
Eine große Anzahl der Konfliktfelder indigener Völker geht auf Maßnahmen der Rohstoffförderung zurück.[10][11][9] Ein anschauliches Beispiel für die Folgeentwicklungen von Bergbauprojekten ist der Bau der Erzbahn in schwedisch Lappland, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts maßgeblich die Erschließung des kaum besiedelten Nordens vorangetrieben hat.[12]
Besonders der Tagebau – der aufgrund des zunehmenden Bedarfes an Rohstoffen immer größere Ausmaße annimmt – ist die massivste Form der Landschaftsveränderung und hat weitreichende Auswirkungen auf den Naturhaushalt und den Grundwasserspiegel der betroffenen Regionen. Bei der Zerstörung bislang unbeeinflusster, natürlicher Ökosysteme nimmt der Tagebau heute im Vergleich zu Landwirtschaft, Besiedlung und Verkehr den ersten Platz ein.[8]:S. 4 Bisweilen sind auch Siedlungen betroffen, die dem Tagebau weichen müssen.[8]:S. 5 Ein bekanntes Politikum in diesem Zusammenhang ist der Tagebau Garzweiler in der Niederrheinischen Bucht. Andererseits sind damit auch Chancen der Erneuerung im Rahmen von Rekultivierungsmaßnahmen verbunden. Aufgelassene Gruben und Steinbrüche können zu wertvollen Biotopen werden. Die Einrichtung, Entwässerung, Bewetterung und Absicherung wie die Folgenutzung von Bergwerken und der zugehörigen Montanindustrie hat eine Vielzahl von Innovationen und Neuerungen im rechtlichen, planerischen wie unternehmerischen und technischen Umfeld zur Folge.
Neben den vorgenannten Auswirkungen kann der Bergbau zu verschiedenen Emissionen giftiger Stoffe in Luft und Wasser führen. Große Umweltskandale dieser Art mit erheblichen gesundheitlichen Risiken für die Bevölkerung wurden etwa von den Goldbergwerken Südamerikas bekannt, bei denen große Mengen hochgiftigen Quecksilbers in die Umwelt gelangen. Weitere problematische Stoffe bei der Gewinnung metallischer Erze sind Phosphor- und Schwefel-Verbindungen, Schwermetalle oder radioaktive Stoffe bei der Urangewinnung. Bei der Öl- und Gasförderung kommt es u. a. in Westsibirien[13] oder im Nigerdelta durch dauerhaft defekte Anlagen (Bohrtürme, Pipelines u. ä.) zu einer enormen Verseuchung von Böden und Gewässern, die je nach Ökologie irreversibel sein kann.
Nach Angaben der World Nuclear Association enthält Kohle aller Lagerstätten Spuren verschiedener radioaktiver Substanzen, vor allem von Radon, Uran und Thorium. Bei der Kohleförderung, vor allem aus Tagebauen, über Abgase von Kraftwerken oder über die Kraftwerksasche werden diese Substanzen freigesetzt und tragen über ihren Expositionspfad zur terrestrischen Strahlenbelastung bei.[14]
Im Dezember 2009 wurde bekannt, dass bei der Erdölgewinnung und Erdgasförderung jährlich Millionen Tonnen radioaktiver Rückstände anfallen, die größtenteils ohne Nachweis und unsachgemäß entsorgt werden, einschließlich 226Radium sowie 210Polonium.[15][16] Die spezifische Aktivität der Abfälle beträgt zwischen 0,1 und 15.000 Becquerel pro Gramm. In Deutschland ist das Material laut Strahlenschutzverordnung von 2011 bereits ab einem Becquerel pro Gramm überwachungsbedürftig und müsste gesondert entsorgt werden. Die Umsetzung dieser Verordnung wurde der Eigenverantwortung der Industrie überlassen; diese beseitigte die Abfälle über Jahrzehnte hinweg sorglos und unsachgemäß.
Während die Bergbauunternehmen in den Industrieländern teilweise Anstrengungen unternehmen, um diese Emissionen zu verhindern oder zu minimieren, sind die Auflagen und Maßnahmen in den Ländern der Dritten Welt oftmals ungenügend.[17][18]
Beispiele für erhebliche Umwelt-Auswirkungen verschiedener Bergwerke siehe u. a. → Yanacocha (Peru, Gold), → Chuquicamata (Chile, Kupfer) → Rössing-Mine (Namibia, Uran) → Grasberg-Mine (West-Papua, Gold und Kupfer) → Pangunamine (Papua-Neuguinea, Kupfer) → Lausitzer Braunkohlerevier (Deutschland) → El Cerrejón (Kolumbien, Steinkohle) → McArthur-River-Uranmine (Kanada, Uran) → Nigerdelta (Nigeria, konventionelles Erdöl) → Athabasca-Ölsande (Kanada, unkonventionelles Erdöl) → Bayan-Obo-Mine (Volksrepublik China, Seltene Erden)
Das amerikanische Blacksmith Institute ermittelt seit 2006 die Top 10 der am stärksten verseuchten Orte der Erde. Dabei gehören Bergbau-Betriebe häufig zu den Verursachern. Zu nennen wären hier Kabwe in Sambia (Blei und Cadmium), Norilsk in Nord-Sibirien (Nickel, Kupfer, Cobalt, Blei), Dalnegorsk im fernen Osten Russlands (Blei, Cadmium, Quecksilber, Antimon), Sukinda in Nordost-Indien (Chrom) oder Tianying in Zentral-China (Blei und andere Schwermetalle).[19]
Bergbaufolgelandschaft
Bergschaden
Bergbauunfall
Bergbau ist mit besonderen Unfallgefahren verbunden.
Bei Tagebauen kommen speziell vor:
- Erdrutsche
- Muren
- Ausrinnen von Absetzbecken
Bei Tiefbauen treten auf:
- Schlagwetter – Explosion von Grubengas oder Kohlestaub
- Einbruch von Stollen und Einsturz von Schächten
- Verschüttet und eingeschlossen Werden
- Ersticken durch Brand oder Grubengas
- Ertrinken durch Wassereinbruch
- Selbstentzündung von Kohle in Flöz oder Abraumhalde durch erleichterten Sauerstoffzutritt
Eine besondere Rettungsmethode ist das Niederbringen einer kleinen Bohrung für Suche, Kommunikation und erste Versorgung und danach einer Rettungsbohrung ab etwa 40 cm Durchmesser, um Eingeschlossene mit einer Dahlbuschbombe herauszuziehen.
Siehe auch: Höhlenrettung
Bergbauliche Berufe und Hochschulen
Im Laufe der Jahrhunderte bildeten sich eine Vielzahl an Berufsbildern im Bergbau heraus.
Heute noch wird in Deutschland an drei montanwissenschaftliche Hochschulen (auch Bergakademie genannt), die Technische Universität Bergakademie Freiberg, die Technische Universität Clausthal und die Rheinisch-westfälische technische Hochschule Aachen bergbaubezogene Studiengänge angeboten. Ferner bieten die Technische Hochschule Georg Agricola in Bochum und einige weitere Bergschulen bergbaubezogene Studiengänge an.
In Österreich existiert nur eine Hochschule für Berg- und Hüttenwesen: die Montanuniversität Leoben, kurz auch MU Leoben oder Montanuni genannt.
In der Schweiz kann man an der Universität Lausanne einen Master in Tunnelling erwerben.
Siehe auch
Literatur
- Georgius Agricola: De re metallica libri XII. Basel 1556.
- Der belehrende Bergmann. Ein leicht fassliches Lese- und Bildungsbuch für Kinder und Erwachsene. Friese, Pirna 1830 (digibib.tu-bs.de).
- Karl Bax: Schätze aus der Erde. Die Geschichte des Bergbaus. Econ, Düsseldorf 1981, ISBN 3-430-11231-1.
- Karlheinz Blaschke, Gerhard Heilfurth: Bergbau. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 1. Artemis & Winkler, München/Zürich 1980, ISBN 3-7608-8901-8, Sp. 1946–1952.
- Ernst H. Berninger (Hrsg.): Das Buch vom Bergbau. Miniaturen aus dem „Schwazer Bergbuch“ von 1556. Harenberg, Dortmund (= Die bibliophilen Taschenbücher. Band 222).
- Franz-Josef Brüggemeier, Grubengold. Das Zeitalter der Kohle von 1750 bis heute. C.H. Beck, München 2018, ISBN 978-3-406-72221-9.
- Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. Vergangenheit und Zukunft einer Schlüsseltechnologie. Mit einem Katalog der „Lebensgeschichten“ von 477 Zechen (Reihe Die Blauen Bücher). 6., erweiterte und aktualisierte Aufl. Verlag Langewiesche, Königstein im Taunus 2008, ISBN 978-3-7845-6994-9.
- Ernst-Ulrich Reuther: Einführung in den Bergbau. Ein Leitfaden der Bergtechnik und der Bergwirtschaft. Glückauf, Essen 1982, ISBN 3-7739-0390-1.
- Ulrich Borsdorf (Hrsg.): Untertage – Übertage – Bergarbeiterleben heute. Beck, München 1985, ISBN 3-406-30833-3.
- Wolfram Kaiser, Arina Völker (Hrsg.): Montanmedizin und Bergbauwissenschaften. Hallesches Symposium 1986 (= Wissenschaftliche Beiträge der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Band 63, 23). Halle an der Saale 1987.
- Lothar Suhling: Aufschliessen, Gewinnen und Fördern. Geschichte des Bergbaus. Rowohlt, Reinbek 1983, ISBN 3-499-17713-7.
- Bergbau und Hüttenwesen. Literatur aus vier Jahrhunderten (16. bis 19. Jahrhundert). Aus den historischen Beständen der Hochschulbibliothek der RWTH Aachen. In: Bernd Küppers (Hrsg.): Bibliographie historischer Bergbauliteratur. Shaker, Aachen 2002.
- Hans Röhrs: Erz und Kohle: Bergbau und Eisenhütten zwischen Ems und Weser. Ibbenbürener Vereinsdruckerei, Ibbenbüren 1992, ISBN 3-921290-62-7.
- Hubert Rickelmann, Hans Röhrs: Der Ibbenbürener Steinkohlenbergbau von den Anfängen bis zur Gegenwart. Schöningh, Paderborn/ München/ Wien/ Zürich 1987, ISBN 3-506-77223-6.
- Hans Röhrs: Der frühe Erzbergbau und die Hüttenindustrie im Tecklenburger Land. Ibbenbürener Vereinsdruckerei, Ibbenbüren 1987, ISBN 3-921290-23-6.
- Hans Grothe (Hrsg.): Bergbau (= rororo Techniklexikon). Rowohlt Taschenbuchverlag, Reinbek 1972, ISBN 3-499-19044-3.
- Hermann Cramer: Beiträge zur Geschichte des Bergbaues in der Provinz Brandenburg. Nr. 1–10, 1872–1889. Halle 2010, ISBN 978-3-941919-62-4 (kobv.de – eBook [Faksimilie], Potsdam 2010).
- Bueck, Leidig: Der Ausstand der Bergarbeiter im Ruhrkohlerevier Januar-Februar 1905. Potsdam 2009, ISBN 978-3-941919-35-8.
- IBA Fürst-Pückler-Land (Hrsg.): Bergbau Folge Landschaft. JOVIS, Berlin 2010, ISBN 978-3-86859-043-2.
- Friedrich P. Springer: Von Agricolas „pompen“ im Bergbau, „die das wasser durch den windt gezogen“, zu den Gestängetiefpumpen der Erdölförderung. In: Erdöl, Erdgas, Kohle. Nr. 10, 2007, S. 380 (Jahrgang 123).
- Friedrich P. Springer: Über Kameralismus und Bergbau. In: Der Anschnitt. Band 62, Nr. 5–6, 2010, S. 230–241.
- Lothar Köhling: Zeitreise in die Tiefe. Erinnerungen eines Bergmanns. Ohrlad, Köln 2011, ISBN 978-3-941335-14-1 (Hörbuch, ca. 100 min, Gelesen von Josef Tratnik).
- Christoph Bartels, Rainer Slotta (Hrsg.): Der alteuropäische Bergbau. Von den Anfängen bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts. Aschendorff Verlag, Münster 2012, ISBN 978-3-402-12901-2.
- Klaus Tenfelde, Stefan Berger, Hans Christoph Seidel (Hrsg.): Geschichte des deutschen Bergbaus. 4 Bände, Aschendorff Verlag, Münster 2012, ISBN 978-3-402-12900-5.
Weblinks
Einzelnachweise
- § 3 des Bundesberggesetzes: Bergfreie und grundeigene Bodenschätze
- Mineralrohstoffgesetz Österreichs § 2 und § 3. (Memento vom 19. Januar 2012 im Internet Archive) (PDF; 208 kB)
- Günter Tiess: Bergrechtliche Grundlagen in der Schweiz. In: Rechtsgrundlagen der Rohstoffpolitik. Band 1: Ausgewählte Länder Europas. Springer Vienna, 2010, ISBN 978-3-211-09454-9, S. 128.
- Helmut Wilsdorf: Kulturgeschichte des Bergbaus. Ein illustrierter Streifzug durch Zeiten und Kontinente. Verlag Glückauf, Essen 1987, ISBN 3-7739-0476-2, S. 15–49.
- Goldrausch im Kaukasus. 31. Juli 2008 (tagesspiegel.de).
- L. Suhling: Aufschliessen, Gewinnen und Fördern – Geschichte des Bergbaus. 1983 (für alle Angaben zum Mittelalter).
- Neuere Tendenzen der umweltgeschichtlichen Forschung. Tagungsberichte Hsozkult, Graduiertenkolleg Interdisziplinäre Umweltgeschichte, Georg-August-Universität Göttingen, 2004, von Richard Hölzl, Isabelle Knap, Mathias Mutz.
- Thomas Oertel: Untersuchung und Bewertung geogener und anthropogener Bodenschwermetallanreicherungen als Basis einer geoökologischen Umweltanalyse im Raum Eisleben-Hettstedt. (PDF; 252 kB) Dissertation Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Kapitel 2: Umweltveränderungen in Bergbauregionen. Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 2003.
- „Bergbau“ in Entwicklungsländern – Herausforderungen und Handlungsansätze. (Memento vom 16. Januar 2014 im Internet Archive) (PDF) Website von Misereor, Aachen, 2011. Abgerufen am 15. Januar 2014.
- Weltweit: Indigene Konfliktherde – Bericht 57 – Dezember 2011. Website des Vereines „Freunde der Naturvölker e.V.“ abgerufen am 12. März 2013.
- Yvonne Bangert (Hrsg.): Indigene Völker – Ausgegrenzt und diskriminiert. In: Menschenrechtsreport Nr. 43 der Gesellschaft für bedrohte Völker. – August 2006 zum internationalen Tag der Indigenen Völker.
- Rolf Kjellström: Samernas liv Carlsson Bokförlag, Kristianstad 2003, ISBN 91-7203-562-5 (schwedisch).
- Hintergrundtext zur Öl- und Gasförderung in Westsibirien. Gesellschaft für bedrohte Völker, Juni 2005, abgerufen am 15. Januar 2014 (Der Artikel stellt einen sehr veralteten Zustand dar.).
- Naturally-Occurring Radioactive Materials (NORM), World Nuclear Association. Abgerufen am 18. Dezember 2017.
- Strahlende Quellen (Memento vom 20. Dezember 2009 im Internet Archive)
- Radioaktivität (archiviert) (Memento vom 8. Dezember 2009 im Internet Archive)
- Forum Umwelt, Entwicklung: Buddeln bis zum „geht nicht mehr“? Rohstoffboom – Rohstofffluch. In: Forum Umwelt und Entwicklung – Rundbrief. Nr. 4, 2010, ISSN 1864-0982
- Hartmut Bossel: Umweltwissen – Daten, Fakten und Zusammenhänge. Springer, Berlin/ Heidelberg/ New York 1990/1994, ISBN 3-540-57225-2.
- Top Ten Threats 2013 (PDF; 4,7 MB) des Blacksmith Institutes.