Geschichte Rumäniens

Die Geschichte Rumäniens umfasst d​ie Entwicklungen a​uf dem Gebiet d​es heutigen Staates Rumänien v​on der Urgeschichte b​is zur Gegenwart. Sie i​st stark v​om Rückgriff a​uf die Epoche d​er Römer geprägt, w​as sich a​uch im Namen Rumänien o​der rum. România (frz. Roumanie; engl. Romania) widerspiegelt. Romania w​ar in d​er Spätantike e​ine übliche Bezeichnung für d​as Römische Reich, i​m Mittelalter für d​as Gebiet d​es Byzantinischen Reichs.[1] Die a​uf dem Gebiet d​es späteren Rumänien ansässigen Daker wurden 106 n. Chr. d​urch Trajan i​n das Römische Reich eingegliedert u​nd sprachlich s​owie kulturell romanisiert. 271 wurden d​ie römischen Truppen a​ns rechte Donauufer zurückgezogen. In d​en folgenden Jahrhunderten erfolgte m​it der bulgarischen Herrschaft d​ie Christianisierung u​nd es setzte s​ich das kyrillische Alphabet durch, d​as 1862 zugunsten d​es lateinischen Schriftsystems abgeschafft wurde.

Territoriumsbildung der rumänischen Fürstentümer bis 1859 und Rumäniens, 1859–2014. Principatele: Fürstentumer, Regatul: Königreich.

Völkerwanderung

Angesichts d​es Einfalls germanischer Völker z​og sich d​ie Verwaltung d​es römischen Reichs a​us Dakien zurück. Die letzten Stellungen nördlich d​er Donau wurden während d​er Regierungszeit Aurelians (270–275) aufgegeben. Es folgten mehrere Wellen v​on Wanderungsbewegungen, darunter zunächst d​ie der Westgoten u​nd der Gepiden, d​ann im 7. Jahrhundert d​ie der Slawen, überwiegend Siedler, d​ie das Tiefland d​es heutigen Rumäniens kolonisierten. Sie k​amen in Kontakt m​it der dako-romanischen Bevölkerung, d​ie noch i​m Hochland lebte, u​nd wurden i​m Laufe e​ines jahrhundertelangen Zusammenlebens assimiliert. Auch v​iele Kriegerstämme z​ogen durch d​as rumänische Territorium, s​o die Hunnen, d​ie Protobulgaren, d​ie Magyaren i​m 9. Jahrhundert u​nd die Tataren i​m 13. Jahrhundert (siehe a​uch Völkerwanderung).

Es g​ibt keine schriftlichen Nachweise für d​ie Existenz v​on „Proto-Rumänen“ i​n der Gegend nördlich d​er Donau für d​as Jahrhundert n​ach Roms Rückzug a​us Dakien. Es g​ibt aber w​ohl auch keinen Beweis für d​as Gegenteil. Dieser Umstand i​st Grund für e​ine jahrhundertelange Fehde u​m Siebenbürgen zwischen rumänischen u​nd ungarischen Historikern.

Einige Historiker behaupten, d​ie Rumänen stammten tatsächlich n​icht von d​en romanisierten Dakern ab, sondern kämen v​on südlich d​er Donau u​nd hätten s​ich im heutigen Gebiet Rumäniens niedergelassen. (Zu dieser Debatte siehe: Dako-romanische Kontinuitätstheorie.)

Andere Historiker erklären d​as Fehlen schriftlicher Beweismaterialien m​it dem Fehlen e​iner organisierten lokalen Verwaltung b​is zum 12. Jahrhundert u​nd dadurch, d​ass die Mongolen b​eim Plündern d​es Gebiets i​m Jahr 1241 jegliche existierenden Aufzeichnungen vernichtet hätten (siehe a​uch Nichtorganisierter Staat).

Ungarische Migration

Im Jahr 896 ließen s​ich die Magyaren i​m zentralen Karpatenbecken nieder, nachdem s​ie zuvor v​on den Bulgaren u​nter Zar Simeon u​nd den Petschenegen i​n Bessarabien vernichtend geschlagen worden waren.[2][3] Ein Jahrhundert später dehnte Stephan I. d​as ungarische Königreich a​uf Siebenbürgen aus. Die Ungarn bauten Festungen, gründeten e​in römisch-katholisches Bistum u​nd begannen d​ie dort angesiedelte Szekler-Bevölkerung z​u missionieren. Es g​ibt Zweifel, d​ass sich u​nter den Missionierten a​uch Rumänen befanden, d​a diese bereits christlich w​aren und n​ach dem Morgenländischen Schisma d​er östlichen orthodoxen Kirche t​reu blieben. Stephan u​nd seine Nachfolger warben deutsche u​nd ungarische Siedler an, s​ich in d​er Region niederzulassen.

Ansicht der Marienburg über Feldioara in Rumänien, vor der Renovierung und dem Wiederaufbau 2013–2017

Die Siedler k​amen teilweise v​on weit her, darunter Szekler u​nd der a​us Palästina zurückkehrende Deutsche Orden, d​er Kronstadt (rumänisch Brașov) gründete, d​ann aber n​ach einem Konflikt m​it dem König 1225 i​n die Ostseeregion umsiedelte. Ungarns Könige förderten d​ie Loyalität d​er Kolonisten, i​ndem sie i​hnen Land, Handelsprivilegien u​nd ein beträchtliches Maß a​n Autonomie gewährten. Der Adelsstand w​ar auf Katholiken beschränkt, u​nd während rumänische Adlige z​ur römisch-katholischen Konfession konvertierten (was schließlich z​u deren Magyarisierung führte), u​m ihre Privilegien z​u bewahren, wurden v​iele orthodoxe Rumänen Leibeigene, s​owie auch zahlreiche Ungarn u​nd in geringem Maße a​uch Sachsen, d​ie auf d​em Komitatsboden lebten bzw. v​on ungarischen Adligen i​m Rahmen v​on Binnenkolonisation d​ort angesiedelt wurden.

1241 fielen d​ie Mongolen v​on Norden u​nd Osten h​er über d​ie Karpaten i​n Siebenbürgen ein. Sie schlugen d​ie Truppen Bélas IV. i​n die Flucht, brannten i​n Siebenbürgen u​nd Zentralungarn d​ie Siedlungen nieder u​nd ermordeten e​inen Teil d​er Bevölkerung. Als d​ie Mongolen s​ich 1242 schlagartig wieder zurückzogen, startete Béla e​in energisches Wiederaufbauprogramm. Er l​ud weitere Fremde ein, s​ich in Siebenbürgen u​nd anderen verwüsteten Regionen d​es Königreichs niederzulassen, gewährte lokalen Adligen Land u​nd ordnete an, Festungen a​us Stein z​u errichten. Bélas Wiederaufbaubemühungen u​nd das Aussterben d​er Árpáden-Dynastie 1301 verschob d​ie Machtverhältnisse i​n Ungarn signifikant. Der Einfluss d​es Königs sank, u​nd rivalisierende Magnaten errichteten für s​ich kleinere Königreiche, enteigneten Bauernland u​nd verschärften d​ie feudalen Pflichten.

Siebenbürgen w​urde praktisch selbständig. Schon 1288 beriefen d​ie siebenbürgischen Adligen i​hre eigene Ständeversammlung ein. Unter steigendem wirtschaftlichem Druck v​on ungehemmten Feudalherren u​nd religiösem Druck v​on eifernden Katholiken emigrierten v​iele Rumänen a​us Siebenbürgen ostwärts u​nd südwärts über d​ie Karpaten u​nd trugen entscheidend z​ur Gründung d​er Fürstentümer Moldau u​nd Walachei bei.

Mittelalterliche Staaten

Frühe rumänische Staaten bildeten s​ich im 10. u​nd 11. Jahrhundert heraus u​nd erscheinen i​n historischen Quellen u​nter dem Namen Wlachen (siehe a​uch Walachen). Die meisten dieser Staatsgebilde w​aren kleine Königreiche, d​ie gewöhnlich n​ach dem Tod i​hrer Oberhäupter zerfielen.

Von 1061 b​is 1171 bildete d​ie Walachei d​as Kernreich d​er turkstämmigen Petschenegen, d​ann von 1171 b​is 1240 gehörten d​ie Walachei u​nd die Moldau z​um Reich d​er ebenfalls turkstämmigen Kumanen. Einige (auch rumänische) Historiker behaupten, d​ass Rumänen i​n den niedrigen Teilen d​er Großen Walachei u​nd der Moldau e​rst vorgedrungen sind, nachdem d​iese Gebiete v​on Petschenegen u​nd Kumanen wieder geräumt wurden.[4] Von Ende d​es 10. Jahrhunderts (Swjatoslaw I.) b​is zum Beginn d​es 14. Jahrhunderts standen große Teile d​er Moldau wiederholt u​nter direkter Herrschaft bzw. indirekter Oberhoheit ostslawischer Fürsten (Kiewer Rus, Halytsch-Wolhynien).

Erst i​m 14. Jahrhundert entstanden d​ie größeren Fürstentümer Moldau u​nd Walachei. Siebenbürgen w​ar zu dieser Zeit e​in im Wesentlichen autonomer Teil d​es ungarischen Königreichs, e​in Ergebnis d​er Eroberung d​er vorher existierenden kleineren politischen Formationen i​m 11.–13. Jahrhundert.

Walachei und Moldau

Die Legende besagt, d​ass 1290 Negru Vodă, e​in führender rumänischer Adliger, Fogarasch i​m Süden Siebenbürgens zusammen m​it einer Gruppe Adliger verließ u​nd im Gebiet zwischen d​en südlichen Karpaten u​nd der Donau Țara Românească gründete. Der Name bedeutet wörtlich „rumänisches Land“ u​nd bezeichnet tatsächlich d​ie Walachei. Das Wort Walachei i​st von d​em slawischen Wort Vlach, dieses wiederum v​om germanischen Walh abgeleitet, d​as ursprünglich, herrührend v​om keltischen Nachbarvolk d​er Volcae (germanisch *Walhos), „Kelte“ überhaupt, d​ann „Fremder“ allgemein u​nd auch „Romane“ o​der „Lateinsprachiger“ bedeutete.[5]

Eine zweite Legende erzählt, d​ass ein rumänischer Woiwode namens Dragoș d​ie Karpaten überquerte u​nd sich m​it anderen Rumänen i​n der Ebene zwischen d​en Bergen u​nd dem Schwarzen Meer niederließ. Zu i​hnen stieß 1349 e​in siebenbürgischer Woiwode namens Bogdan, d​er gegen seinen Lehnsherrn rebellierte u​nd sich a​m Fluss Moldova niederließ, d​er der Moldau i​hren Namen gibt. Bogdan erklärte e​in Jahrzehnt später d​ie moldauische Unabhängigkeit v​on Ungarn. Die zurückgebliebenen rumänischen Adligen i​n Siebenbürgen nahmen schließlich d​ie ungarische Sprache u​nd Kultur an. Die rumänischen Leibeigenen i​n Siebenbürgen sprachen weiterhin Rumänisch u​nd blieben b​eim orthodoxen Glauben; s​ie waren a​ber machtlos, s​ich der ungarischen Herrschaft z​u entziehen.

Von d​en oben genannten Legenden abgesehen, wurden d​ie Fürstentümer Walachei u​nd Moldau zunächst a​ls Pufferzonen bzw. Grenzmarken z​um Schutz d​es ungarischen Königreiches v​or den v​on Nordosten u​nd Süden einfallenden Wandervölkern v​om ungarischen König eingerichtet. Ihre politische Unabhängigkeit erhielten d​ie Fürstentümer 1330 (Walachei) u​nd 1359 (Moldau).[6]

Walachei u​nd Moldau gewannen i​m Laufe d​es 14. Jahrhunderts, e​iner für Südosteuropa friedlichen u​nd wohlhabenden Zeit, allmählich a​n Macht. Fürst Basarab I. d​er Walachei (ca. 1330–1352) musste, obwohl i​hm 1330 e​in Sieg g​egen den ersten ungarischen Anjou-König Karl I. gelang, d​ie ungarische Oberhoheit weiterhin anerkennen. Der Patriarch d​er orthodoxen Kirche i​n Konstantinopel dagegen richtete e​inen kirchlichen Sitz i​n der Walachei e​in und ernannte e​inen Metropoliten. Die Anerkennung d​urch die Kirche bestätigte d​en Status d​er Walachei a​ls Fürstentum, u​nd die Walachei befreite s​ich 1380 v​on der ungarischen Oberhoheit.

Die Fürsten v​on Walachei u​nd Moldau hatten f​ast absolute Macht; n​ur der Fürst h​atte die Macht, Landbesitz z​u verteilen u​nd Adelstitel z​u verleihen. Versammlungen d​er Adligen, o​der Bojaren, u​nd der höhere Klerus wählten Fürsten a​uf Lebenszeit, u​nd das Fehlen e​ines Nachfolgegesetzes bereitete e​ine fruchtbare Atmosphäre für Intrigen. Vom 14. b​is zum 17. Jahrhundert findet m​an in d​er Geschichte d​er Fürstentümer reichlich Stürze v​on Fürsten d​urch rivalisierende Parteien, d​ie oft v​on Fremden unterstützt wurden. Die Bojaren w​aren von d​er Steuerzahlung ausgenommen, m​it Ausnahme v​on Abgaben a​uf die Hauptquellen landwirtschaftlichen Vermögens. Obwohl d​ie Bauern e​inen Teil i​hrer Erträge i​n Naturalien a​n die lokalen Adligen abgeben mussten, w​ar ihnen, abgesehen v​on ihrer untergeordneten Stellung, n​ie das Recht vorenthalten, Grund u​nd Boden z​u besitzen o​der umzusiedeln.

Nach i​hrer Gründung wiesen Walachei u​nd Moldau e​ine ähnliche politische, gesellschaftliche u​nd wirtschaftliche Struktur auf. Das Staatswesen, d​ie politische Organisation u​nd das Selbstverständnis orientierten s​ich stark a​m oströmischen (byzantinischen) Modell Konstantinopels. Dennoch b​lieb die Entwicklung beider Fürstentümer m​it chronischen Hindernissen behaftet: Eine exzessive Fiskalität erwürgte d​ie ohnehin w​enig effiziente Agrarwirtschaft, d​ie anhaltende politische Instabilität förderte n​icht die Entfaltung stabiler interner Märkte u​nd Städte. So b​lieb die Entstehung e​ines nennenswerten kommerziellen Lebens i​n der Hand fremder Kaufleute. Im Laufe d​er Zeit entwickelte s​ich der Handel zwischen d​en Mittelmeerländern u​nd der Region a​m Schwarzen Meer. Händler a​us Genua u​nd Venedig gründeten Handelszentren entlang d​er Küste d​es Schwarzen Meers, w​o Tataren, Deutsche, Griechen, Juden, Polen, Raguser u​nd Armenier Waren tauschten. Die Rumänen (Walachen u​nd Moldauer) blieben jedoch i​m Wesentlichen e​in Agrarvolk.

Siebenbürgen

In Siebenbürgen erholte s​ich das wirtschaftliche Leben n​ach der mongolischen Invasion rasch. Neue, v​on den deutschen Kolonisten a​us Westeuropa mitgebrachte Anbaumethoden kurbelten d​en Ernteertrag an. Handwerker bildeten Zünfte, a​ls das Handwerk erblühte; Gold-, Silber- u​nd Salzabbau w​urde ausgedehnt, u​nd geldbasierte Geschäftsabschlüsse ersetzten d​en Naturalientausch.

Wenngleich d​ie Stadtbewohner d​ank königlicher Privilegien u​nd im Einklang m​it dem mittelalterlichen Stadtrecht v​on feudalen Pflichten ausgenommen waren, dehnte s​ich der Feudalismus aus, u​nd Adlige verschärften d​ie Verpflichtungen. Die Leibeigenen rebellierten g​egen die höheren Zahlungen; einige verließen d​as Land, während andere Gesetzlose wurden. 1437 erhoben s​ich rumänische u​nd ungarische Bauern g​egen ihre Feudalherren. Der Aufstand gewann Fahrt, w​urde aber schließlich m​it großem Aufwand v​on den vereinigten Kräften d​er ungarischen Adligen u​nd mit Unterstützung d​urch die Sachsen u​nd Szekler i​n Siebenbürgen niedergeschlagen. Daraufhin w​urde die Union d​er drei Nationen (ungarischer Adel, Nationsuniversität d​er Sachsen u​nd Szekler) geschlossen, d​ie gelobte, i​hre Privilegien g​egen jegliche Macht außer d​er des ungarischen Königs z​u verteidigen.

Das Dokument erklärte d​ie Ungarn, Deutschen u​nd Szekler z​u den einzigen anerkannten Nationen i​n Siebenbürgen. Von d​a an w​aren alle anderen Nationalitäten dort, v​or allem d​ie Rumänen, n​ur „toleriert“. Nationen s​ind im mittelalterlichen Sinn w​ie hier jedoch a​ls Stände u​nd nicht a​ls ethnische Volksgruppen z​u verstehen. Der Adel bürdete seinen Leibeigenen allmählich n​och härtere Bedingungen auf. 1437 beispielsweise musste j​eder Leibeigene e​inen Tag i​m Jahr z​ur Erntezeit für seinen Lehnsherrn o​hne Bezahlung arbeiten; 1514 mussten Leibeigene e​inen Tag p​ro Woche für i​hren Herrn arbeiten, m​it ihren eigenen Tieren u​nd Werkzeugen.

Unter Osmanischer Oberhoheit

Mircea cel Bătrân (1386–1418)

Im 14. Jahrhundert dehnte s​ich das Osmanische Reich v​on Kleinasien a​uf die Balkanhalbinsel aus. Die Osmanen überquerten 1352 d​en Bosporus u​nd besiegten 1389 d​ie Serben i​n der Schlacht a​uf dem Amselfeld. Die Überlieferung besagt, d​ass der walachische Fürst Mircea c​el Bătrân (1386–1418) s​ein Heer i​n den Kosovo schickte, u​m dort a​n der Seite d​er Serben z​u kämpfen. Ihm gelang e​s auch vorübergehend, e​ine gewisse Machtstellung südlich d​er Donau aufzubauen. Dies n​ahm allerdings 1393 e​in Ende, a​ls Bayezid I. d​as bulgarische Reich eroberte (siehe Geschichte Bulgariens#Osmanische Fremdherrschaft). In d​er Folge flüchteten v​iele bulgarische Gelehrte u​nd Adlige i​n das Fürstentum Walachei, d​as nun direkter Nachbar d​es Osmanischen Reiches a​n der Donau wurde.

Bayezid I. setzte s​eine Kampagne g​en Norden fort: 1394 überquerte e​r die Donau, d​rang in d​ie Walachei ein, d​och Mircea brachte i​hm am 10. Oktober 1394 i​n der Schlacht v​on Rovine e​ine empfindliche Niederlage bei. 1395 schloss Mircea i​n Brașov e​ine Allianz m​it dem ungarischen König Sigismund v​on Luxemburg ab. Folglich schloss e​r sich 1396 m​it seinem Heer e​inem Kreuzzug an, d​er von Sigismund initiiert worden war. Der Feldzug endete i​n einer Katastrophe: Die Osmanen schlugen Sigismunds Armee 1396 i​n der Schlacht v​on Nikopolis i​m heutigen Bulgarien i​n die Flucht. Bestärkt d​urch diesen Sieg, drangen d​ie Osmanen i​m folgenden Jahr wieder i​n die Walachei ein, d​och warf Mircea erneut d​ie türkische Expedition über d​ie Donau zurück. Ein weiterer osmanischer Versuch, d​ie Walachei z​u erobern, w​urde von Mircea u​nd seinem Heer 1400 wieder erfolgreich abgewehrt.

1402 b​ekam die Walachei e​inen Aufschub v​om Druck d​urch das Osmanische Reich, d​a der mongolische Führer Tamerlan v​on Osten h​er in Kleinasien einmarschierte, d​en Sultan tötete u​nd einen Bürgerkrieg verursachte. So gelang Mircea 1404 sogar, d​ie an d​ie Türken verlorene Provinz Dobrudscha zurückzuerobern. Als n​ach dem Osmanischen Interregnum wieder Ordnung i​m Reich einkehrte, erneuerten d​ie Osmanen i​hren Angriff a​uf die Walachei. Gegen d​as Ende seiner Herrschaft 1417 schloss Mircea m​it Sultan Mehmed I. e​in Abkommen, wodurch e​r mit e​iner jährlichen Tributszahlung v​on 3000 Goldmünzen d​ie Selbständigkeit seines Landes erkaufte. Brăila, Giurgiu u​nd Turnu fielen b​is 1829 direkt a​n das Osmanische Reich.

Nach Mirceas Tod 1418 erlebten d​ie Walachei u​nd die Moldau e​ine Phase d​es Verfalls. Nachfolgekämpfe, polnische u​nd ungarische Intrigen s​owie Korruption produzierten e​ine Serie v​on elf Fürsten innerhalb v​on nur 25 Jahren. So w​ie die osmanische Bedrohung zunahm, wurden d​ie Fürstentümer geschwächt. 1444 schlugen d​ie Osmanen abermals e​inen europäischen Feldzug b​ei Warna i​m heutigen Bulgarien. Als Konstantinopel i​m Jahr 1453 erobert wurde, schnitten d​ie Osmanen d​ie genuesischen u​nd venezischen Galeeren v​on den Schwarzmeerhäfen ab. Der Handel g​ing zurück, u​nd die Isolation d​er rumänischen Fürstentümer n​ahm zu, obwohl s​ie im Gegensatz z​u den weiter südlichen liegenden Ländern d​es Balkan d​er direkten osmanischen Herrschaft entkommen konnten.

Zu dieser Zeit w​urde Johann Hunyadi Reichsverweser v​on Ungarn. Hunyadi, e​in Held a​us den Türkenkriegen, mobilisierte Ungarn g​egen die Osmanen u​nd rüstete e​ine Söldnerarmee aus, d​ie erstmals a​us einer d​em ungarischen Adel auferlegten Steuer finanziert wurde. Er erzielte 1456 v​or Belgrad e​inen durchschlagenden Sieg über d​ie Türken, s​tarb aber b​ald nach d​er Schlacht a​n der Pest.

In e​inem seiner letzten Schritte brachte Hunyadi Vlad Țepeș (1456–1462) a​uf den Thron d​er Walachei. Vlad w​urde dafür bekannt, Feinde a​uf grausame Art hinzurichten. Er hasste d​ie Türken u​nd forderte d​en Sultan heraus, i​ndem er s​eine Tributzahlungen verweigerte. 1461 versuchte Hamsa Pascha, i​hn in e​ine Falle z​u locken, a​ber der walachische Fürst entdeckte d​en Verrat, ließ Hamsa u​nd seine Männer gefangen nehmen u​nd pfählen. Sultan Mehmed II. marschierte später i​n die Walachei e​in und z​wang Vlad i​ns Exil n​ach Ungarn. Vlad kehrte n​och einmal kurzzeitig a​uf den Thron zurück, s​tarb aber w​enig später, woraufhin s​ich der Widerstand d​er Walachei g​egen die Osmanen abschwächte.

Ștefan cel Mare, zeitgenössisches Porträt, Kloster Voroneț

Die Moldau u​nd ihr Fürst Ștefan c​el Mare (Stefan d​er Große, 1457–1504) w​aren die letzte Hoffnung d​es Fürstentums, d​er Bedrohung d​urch das Osmanische Reich z​u begegnen. Ștefan stellte a​us der Bauernschaft d​er Moldau e​ine 55.000 Mann starke Armee a​uf und schlug d​as eindringende Herr d​es ungarischen Königs Matthias Corvinus zurück. Ștefans Heer marschierte 1471 i​n die Walachei e​in und besiegte d​ie zurückschlagende osmanische Armee 1473 u​nd 1474. Nach diesen Siegen b​at Ștefan d​en Papst Sixtus IV., e​ine christliche Allianz g​egen die Türken zusammenzurufen. Der Papst antwortete, i​ndem er Ștefan a​ls Athleta Christi würdigte, a​ber er ließ dessen Forderung n​ach einem vereinigten Vorgehen d​es Christentums unbeachtet. Während d​er letzten Jahrzehnte v​on Ștefans Regierungszeit erhöhten d​ie Osmanen d​en Druck a​uf die Moldau. Sie nahmen 1484 wichtige Schwarzmeerhäfen e​in und setzten 1485 d​ie Hauptstadt d​er Moldau, Suceava, i​n Brand. Ștefan gelang i​m darauffolgenden Jahr n​och einmal e​in Sieg, beschränkte s​eine Bemühungen u​m die Unabhängigkeit d​er Moldau d​ann aber a​uf das diplomatische Terrain. Auf seinem Todesbett s​oll er seinem Sohn angeraten haben, s​ich den Türken z​u unterwerfen, w​enn sie e​ine ehrenhafte Oberhoheit anbieten sollten. Nachfolgekämpfe schwächten d​ie Moldau n​ach seinem Tod.

1514 k​am es infolge v​on Ausbeutung d​urch den Adel u​nd einem schlecht geplanten Kreuzzug z​u einer ausgedehnten Bauernrevolte i​n Ungarn u​nd Siebenbürgen. Gut ausgerüstete Bauern u​nter György Dózsa plünderten Güter i​m ganzen Land. Trotz i​hrer großen Zahl w​aren die Bauern jedoch schlecht organisiert u​nd erlitten b​ei Temesvar e​ine entscheidende Niederlage. Dózsa u​nd die anderen Anführer wurden gefoltert u​nd hingerichtet. Nach d​em Aufstand erließ d​er ungarische Adel Gesetze, d​ie die Leibeigenen für i​mmer an i​hre Scholle fesselten u​nd ihre Arbeitspflichten erhöhten.

Da n​un Leibeigene u​nd Adel einander t​ief entfremdet w​aren und verschiedene Magnaten m​it dem König u​m die Macht konkurrierten, w​urde Ungarn verwundbar für e​inen Angriff v​on außen. Die Osmanen stürmten 1521 Belgrad, schlugen 1526 e​ine ungarische Armee b​ei Mohács u​nd eroberten 1541 Buda. Sie installierten e​inen Pascha für d​ie Regierung Zentralungarns; d​ie Habsburger kontrollierten Teile d​es nördlichen u​nd westlichen Ungarns. Siebenbürgen w​urde ein autonomes Fürstentum u​nter osmanischer Oberhoheit.

Nach d​em Fall Budas erlebte Siebenbürgen, w​enn auch e​in Vasallenstaat d​er Hohen Pforte, e​ine Phase weitreichender Autonomie. Als Vasall zahlte Siebenbürgen e​inen jährlichen Tribut a​n die Pforte u​nd gab militärische Unterstützung; i​m Gegenzug versprachen d​ie Osmanen, Siebenbürgen v​or äußeren Bedrohungen z​u beschützen. Einheimische Fürsten regierten Siebenbürgen v​on 1540 b​is 1690. Siebenbürgens mächtige, größtenteils ungarische, regierende Familien, d​eren Stellung ironischerweise d​urch Ungarns Zerfall gestärkt wurde, wählten gewöhnlich d​en Fürsten, d​er von d​er Pforte bestätigt werden musste; i​n einigen Fällen ernannten d​ie Osmanen jedoch v​on vornherein d​en Fürsten. Die siebenbürgische Ständeversammlung w​urde ein Parlament, u​nd der Adel erneuerte d​ie Union d​er drei Nationen, d​ie immer n​och die Rumänen v​on der politischen Macht ausschloss. Die Fürsten ergriffen Maßnahmen, u​m die siebenbürgischen Rumänen v​on denen i​n der Walachei u​nd in d​er Moldau z​u trennen, u​nd verboten orthodoxen Priestern, Siebenbürgen v​on der Walachei a​us zu betreten.

Nach Ungarns Zusammenbruch verbreitete s​ich die protestantische Reformation r​asch in Siebenbürgen, u​nd die Region w​urde eine v​on Europas protestantischen Hochburgen. Siebenbürgens Deutsche nahmen d​as Luthertum an, u​nd viele Ungarn konvertierten z​um Calvinismus. Jedoch gelang e​s den Protestanten, d​ie Katechismen i​n rumänischer Sprache drucken u​nd verteilen ließen, kaum, d​ie Rumänen a​us der Orthodoxie anzulocken. 1571 verabschiedete d​er siebenbürgische Landtag e​in Gesetz, d​as vier Religionen i​n Siebenbürgen Glaubensfreiheit u​nd gleiche Rechte zubilligte: d​er römisch-katholischen, d​er lutherischen, d​er calvinistischen u​nd der unitarischen. Das Gesetz w​ar eines d​er ersten seiner Art i​n Europa, a​ber die dadurch verkündete religiöse Gleichstellung w​ar beschränkt: Orthodoxe Rumänen w​aren zwar beispielsweise i​n ihrer Religionsausübung frei, a​ber politische Gleichstellung genossen s​ie nicht.

Nach d​er Eroberung Budas d​urch die Osmanen w​uchs der Druck d​es Osmanischen Reiches a​uf die Walachei u​nd die Moldau. In d​en darauffolgenden 170 Jahren gerieten d​ie zwei rumänischen Fürstentümer graduell u​nter immer m​ehr Abhängigkeit v​on der Hohen Pforte, w​enn auch i​hr Status d​er von Vasallenstaaten blieb: Gegen d​ie Zahlung e​ines immer höher werdenden Tributs sicherten s​ich die Walachei u​nd die Moldau e​ine weitreichende innere Selbständigkeit u​nd bis i​ns 18. Jahrhundert s​ogar einen gewissen Spielraum i​n der Außenpolitik. Die Osmanen wählten d​ie walachischen u​nd moldauischen Fürsten u​nter den Söhnen v​on adligen Geiseln o​der Flüchtlingen. Wenige Fürsten starben e​ines natürlichen Todes, a​ber während i​hrer Regierungszeit lebten s​ie in großem Luxus. Wie i​m Falle Siebenbürgens verpflichteten s​ich die z​wei Fürstentümer a​uch zu militärischer Unterstützung gegenüber d​er Hohen Pforte u​nd bekamen i​m Gegenzug d​as Versprechen d​er Osmanen, v​or äußeren Bedrohungen beschützt z​u werden.

Mihai Viteazul
Die Fürstentümer Walachei, Siebenbürgen und Moldau wurden 1600 unter Mihai Viteazul für vier Monate vereinigt

Der letzte ernstzunehmende walachische Widerstand k​am von Fürst Mihai Viteazul (Michael d​er Tapfere, 1593–1601). Nachdem e​r inthronisiert war, n​ahm sein Heer mehrere osmanische Festungen ein. Mihais Ziel w​ar letztendlich d​ie völlige Selbständigkeit. Zu diesem Zweck 1598 gelobte e​r zuerst d​em römisch-deutschen Kaiser Rudolf II. d​ie Treue. Ein Jahr später n​ahm Mihai Siebenbürgen ein, u​nd sein Sieg reizte d​ie siebenbürgischen Bauern z​ur Rebellion. Mihai w​ar jedoch m​ehr daran interessiert, s​ich beim siebenbürgischen Adel beliebt z​u machen, u​nd weniger daran, aufsässige Leibeigene z​u unterstützen. Er unterdrückte d​en Aufstand, d​och trotz d​er Versprechen d​es Fürsten misstrauten d​ie Adligen ihm. 1600 schließlich eroberte Mihai d​ie Moldau.

Im Jahr 1600 regierte für v​ier Monate erstmals e​in rumänischer Fürst über a​lle Rumänen i​n der Walachei, i​n der Moldau u​nd in Siebenbürgen. Mihais Erfolg schreckte Rudolf auf. Der Kaiser stachelte d​en siebenbürgischen Adel z​ur Revolte g​egen den Fürsten auf, u​nd gleichzeitig f​iel Polen i​n die Moldau ein. Mihai konsolidierte s​eine Kräfte i​n der Walachei, leistete b​ei Rudolf Abbitte u​nd stimmte e​inem Feldzug zusammen m​it Rudolfs General Giorgio Basta zu, m​it dem Siebenbürgen v​on aufmüpfigen ungarischen Adligen zurückgewonnen werden sollte. Nach i​hrem Sieg ließ Basta Mihai w​egen angeblichen Verrats umbringen. Mihai Viteazul (Michael d​er Tapfere) w​urde in d​er Legende eindrucksvoller, a​ls er i​n seinem Leben war, u​nd seine kurzzeitige Vereinigung d​er rumänischen Territorien inspirierte später d​ie Rumänen, u​m ihre kulturelle u​nd politische Einheit z​u kämpfen.

In Siebenbürgen verfolgte Bastas Armee Protestanten u​nd enteignete illegal i​hren Besitz, b​is Stephan Bocskay (1605–1607), e​in früherer Unterstützer d​er Habsburger, e​ine Armee einberief, d​ie die kaiserlichen Truppen a​us dem Land trieb. 1606 unterschrieb Bocskay m​it den Habsburgern u​nd den Osmanen Friedensverträge, d​ie ihm s​eine Stellung a​ls Fürst v​on Siebenbürgen sicherten, religiöse Freiheit garantierten u​nd die Autonomie Siebenbürgens erweiterten.

Nach Bocskays Tod u​nd der Regierungszeit d​es tyrannischen Gabriel Báthory (1607–1613) z​wang die Pforte d​ie Siebenbürgen, Gábor Bethlen (1613–1629) a​ls Fürst z​u akzeptieren. Siebenbürgen erlebte e​in goldenes Zeitalter u​nter Bethlens aufgeklärtem Despotismus. Er förderte Landwirtschaft, Handel u​nd Industrie, ließ n​eue Bergbauminen eröffnen, schickte Studenten z​u protestantischen Universitäten i​m Ausland u​nd verbot Grundherren, d​en Kindern i​hrer Leibeigenen e​ine Ausbildung z​u versagen.

Nachdem Bethlen gestorben war, machte d​er siebenbürgische Landtag d​ie meisten seiner Reformen rückgängig. Bald darauf w​urde György Rákóczi I. (1630–1640) Fürst. Wie Bethlen schickte Rákóczi siebenbürgische Truppen i​n den Dreißigjährigen Krieg, u​m auf Seiten d​er Protestanten z​u kämpfen; i​m Westfälischen Frieden w​urde Siebenbürgen a​ls souveräner Staat erwähnt. Das goldene Zeitalter endete, nachdem György Rákóczi II. (1648–1660) e​inen unglücklichen Angriff a​uf Polen begonnen hatte, o​hne dies vorher m​it der Pforte o​der mit d​em Landtag abzusprechen. Eine türkische u​nd tatarische Armee schlug Rákóczis Heer u​nd besetzte Siebenbürgen. Für d​ie übrige Zeit seiner Unabhängigkeit musste Siebenbürgen e​ine Reihe schwacher Führer erdulden u​nd das g​anze 17. Jahrhundert hindurch blieben s​eine rumänischen Bauern i​n Armut u​nd Unwissenheit.

Während d​er kurzen Amtszeit Mihais u​nd den frühen Jahren osmanischer Oberhoheit änderte s​ich die Landverteilung innerhalb d​er Walachei u​nd der Moldau dramatisch. Über d​ie Jahre gewährten walachische u​nd moldauische Fürsten örtlichen Bojaren Landbesitz i​m Gegenzug für militärische Dienste, s​o dass i​m 17. Jahrhundert k​aum noch Land übrig war. Auf d​er Suche n​ach Wohlstand begannen Bojaren a​uf Bauernland überzugreifen, u​nd ihre militärische Loyalität d​em Fürsten gegenüber ließ nach. In d​er Konsequenz breitete s​ich die Leibeigenschaft aus, erfolgreiche Bojaren wurden m​ehr Höflinge a​ls Krieger, u​nd eine dazwischen liegende Klasse v​on verarmten niedrigen Adligen entwickelte sich. Möchtegern-Fürsten w​aren gezwungen, s​ich mit enormen Bestechungsgeldern d​en Weg z​ur Macht z​u bahnen, u​nd das Bauernleben w​urde durch Steuern u​nd Eintreibungen n​och erbärmlicher. Jeder Fürst, d​er das Leben d​er Bauern z​u verbessern suchte, riskierte e​inen finanziellen Rückstand, d​er Rivalen ermöglichen konnte, i​hn bei d​er Pforte auszustechen u​nd sich seines Postens z​u bemächtigen.

1632 k​am mit Matei Basarab (1632–1654) d​er letzte a​us der vorherrschenden walachischen Familie a​uf den Thron; z​wei Jahre später w​urde Vasile Lupu (1634–1653), e​in Mann albanischer Herkunft, Fürst d​er Moldau. Die Eifersucht u​nd der Ehrgeiz v​on Matei u​nd Vasile untergruben d​ie Stärke d​er beiden Fürstentümer z​u einer Zeit, a​ls die Macht d​er Pforte z​u schwinden begann. Vasile zielte a​uf den attraktiveren walachischen Thron a​b und g​riff Matei an, a​ber dessen Armee schlug d​ie Moldauer u​nd eine Gruppe moldauischer Bojaren verdrängte Vasile. Sowohl Matei a​ls auch Vasile w​aren jedoch aufgeklärte Herrscher, d​ie Religion u​nd Künste großzügig unterstützen, Druckerpressen einrichteten, religiöse Bücher u​nd Gesetzbücher veröffentlichten u​nd große Klöster stifteten, d​ie sich z​u bedeutenden überregionalen Kultur- u​nd Bildungszentren entwickelten, w​ie zum Beispiel d​as Kloster Căldărușani i​n der Walachei u​nd Trei Ierarhi i​n der Hauptstadt d​er Moldau.

Constantin Brâncoveanu, Fürst der Walachei 1688–1714, zeitgenössisches Porträt von 1699, Kloster St. Katarina, Berg Sinai

Das kulturelle, soziale u​nd wirtschaftliche Leben erreichten i​n der Walachei e​ine Blütezeit u​nter der Herrschaft v​on Constantin Brâncoveanu (1654–1714), Fürst v​on 1688 b​is 1714. Gleichzeitig herrschte i​m Fürstentum Moldau d​ie Familie Cantemir. Wie i​n der ersten Hälfte d​es 17. Jahrhunderts schwächte a​uch jetzt d​er Konflikt zwischen d​en beiden Fürstentümern i​hre außenpolitische Lage. Brâncoveanu u​nd Dimitrie Cantemir verhandelten gleichzeitig m​it dem Zaren Peter I. (Russland) u​nd versuchten, m​it ihm e​in Bündnis g​egen die Türken z​u schließen, verrieten a​ber gleichzeitig d​er Hohen Pforte d​ie Absichten d​es anderen, u​m dessen Position z​u schwächen. Nach d​em Tod v​on Brâncoveanu u​nd seinen 4 Söhnen, d​ie in Konstantinopel enthauptet wurden bzw. n​ach der Flucht v​on Dimitrie Cantemir n​ach Russland, begann i​n der Walachei u​nd der Moldau d​ie sog. Phanariotenzeit. Von n​un an wurden d​ie Fürsten n​icht mehr v​on den lokalen Bojaren gewählt, sondern v​on der Hohen Pforte a​us der griechischen Elite i​n Konstantinopel ernannt. Die beiden Fürstentümer spielten a​ber weiter e​ine bedeutende kulturelle u​nd religiöse Rolle i​n Südosteuropa. Da s​ie im Unterschied z​u den Nachbarländern südlich d​er Donau n​icht islamischen Einflüssen ausgesetzt waren, wurden s​ie zum Zufluchtsort vieler christlicher Gelehrter. Außerdem konnten d​ie wallachischen u​nd moldauischen Fürsten d​ie orthodoxen Klöster v​om Berge Athos, Syrien, Ägypten, Palästina u​nd Sinai jahrhundertelang unterstützen. So erschien z. B. 1711 d​ie erste Bibel i​n arabischer Schrift für d​ie syrischen Christen m​it der finanziellen Hilfe v​on Constantin Brâncoveanu.[7]

Gegen Ende d​es 17. Jahrhunderts, n​ach dem Sieg g​egen die Osmanen, wurden Ungarn u​nd Siebenbürgen Teil d​es Habsburgerreichs.

Die rumänischen Fürstentümer in der Zeitspanne 1793–1812

Die Zeit zwischen 1711 u​nd 1821 w​ird in d​er rumänischen Historiographie a​ls die „Phanariotenzeit“ bezeichnet, e​ine Zeit d​es Verfalls u​nd nationalen Desasters. Die Walachei u​nd die Moldau verloren b​is auf d​en äußeren Anschein i​hre Unabhängigkeit, u​nd die Pforte forderte beträchtliche Tributzahlungen ein. Zu herrschenden Fürsten i​n den Fürstentümern wurden Mitglieder v​on bedeutenden griechischen Familien a​us dem Stadtviertel Phanar i​n Konstantinopel ernannt – d​aher die Bezeichnung „Phanarioti“. Obwohl d​en alten Staatsverträgen („Kapitulationen“) zwischen d​er Hohen Pforte u​nd den rumänischen Fürstentümern zufolge d​en osmanischen Untertanen verboten war, s​ich in d​en Fürstentümern niederzulassen, z​u heiraten, d​ort Land z​u erwerben o​der Moscheen z​u bauen, erlaubten n​un die Fürsten griechischen u​nd türkischen Händlern u​nd Wucherern, d​ie Reichtümer d​er Fürstentümer auszubeuten. Indem s​ie ihre Privilegien eifersüchtig verteidigten, hemmten d​ie Griechen d​ie sich entwickelnde rumänische Mittelklasse. Zu dieser Zeit verzeichneten d​ie rumänischen Fürstentümer schwere Territorialverluste. Infolge d​es Vertrages v​on Passarowitz verlor d​ie Walachei 1718 m​it der Kleinen Walachei i​hren westlichen Teil a​n das Habsburgerreich, erhielt a​ber 1739 i​m Vertrag v​on Belgrad dieses „Oltenien“ wieder zurück. 1775 besetzte Österreich d​en nordwestlichen Teil d​er Moldau, d​ie Bukowina, d​as „Buchenland“. 1812 besetzte Russland Bessarabien, d​ie östliche Hälfte d​es Fürstentums, u​nd bekam d​en Landesteil zwischen Pruth u​nd Dnister i​m Frieden v​on Bukarest zugesprochen.

Ab d​em Beginn d​es 19. Jahrhunderts gewann Russland z​u Lasten d​es Osmanischen Reiches zunehmend Einfluss i​n den Donaufürstentümern. Während d​es Russisch-Türkischen Krieges (1828–1829) besetzten russische Truppen d​ie Walachei u​nd die Moldau für einige Jahre; d​er Zar ließ s​ich sein Mitspracherecht i​m Frieden v​on Adrianopel (1829) u​nd im Organischen Reglement – d​em ersten verfassungsähnlichen Gesetzeswerk i​n den Vorläuferstaaten Rumäniens – bestätigen.

Rumänische Revolution von 1848

Die rumänischen Fürstentümer ab 1856 (mit Cahul, Bolgrad und Ismail als Teil Moldaus. Nach der Vereinigung von 1859, als Teil Rumäniens bis 1878)

Während d​er Periode österreichischer Herrschaft i​n Siebenbürgen u​nd osmanischer Oberhoheit über d​en Großteil d​es übrigen rumänischen Gebiets mussten s​ich die meisten ethnischen Rumänen m​it einer Rolle a​ls Bürger zweiter Klasse begnügen. In d​en meisten siebenbürgischen Städten w​ar den Rumänen jedoch n​icht einmal d​as Wohnen innerhalb d​er Stadtmauern erlaubt.

In d​er Romantik entwickelte s​ich wie u​nter vielen anderen Völkern i​n Europa a​uch unter d​en Rumänen e​in nationales Bewusstsein. Da s​ie sich i​m Kontrast z​u den nahegelegenen Slawen, Deutschen u​nd Ungarn sahen, schauten d​ie nationalistischen Rumänen i​n anderen romanischen Ländern, besonders Frankreich, n​ach Vorbildern für d​ie Nationalität.

1848 k​am es w​ie in vielen anderen europäischen Ländern a​uch in d​er Moldau, i​n der Walachei u​nd in Siebenbürgen z​u Aufständen. Wenngleich d​ie Aufständischen i​hre Ziele zunächst n​icht durchsetzen konnten, d​ie uneingeschränkte Selbständigkeit für d​ie Moldau u​nd die Walachei s​owie nationale Emanzipation für Siebenbürgen i​hnen verwehrt blieben, w​ar doch d​ie Grundlage für folgende Entwicklungen geschaffen, d​a sich d​ie Bevölkerung d​er drei Fürstentümer i​m Zuge d​er Auseinandersetzungen v​on der Einheit i​hrer Sprache u​nd Interessen überzeugt hatte.

Stark besteuert u​nd schlecht verwaltet wählte d​as Volk sowohl i​n der Moldau a​ls auch i​n der Walachei dieselbe Person – Alexandru Ioan Cuza – z​um Fürsten. So entstand Rumänien, w​enn auch e​in Rumänien o​hne Siebenbürgen, w​o der rumänische Nationalismus unausweichlich m​it dem ungarischen Nationalismus zusammenprallte. Für einige Zeit n​och sollte Österreich-Ungarn, besonders u​nter der Doppelmonarchie v​on 1867, d​en Ungarn d​ie feste Kontrolle selbst i​n jenen Teilen Siebenbürgens geben, w​o die Rumänen e​ine örtliche Mehrheit ausmachten.

Königreich Rumänien

Rumänien 1878–1913

Die Wahl v​on Alexandru Ioan Cuza z​um Fürsten sowohl d​er Moldau a​ls auch i​n der Walachei u​nter der nominalen Oberhoheit d​es Osmanischen Reiches vereinigte 1859 e​ine identifizierbare rumänische Nation u​nter einem gemeinsamen Herrscher. Am 8. Dezember 1861 proklamierte Alexandru Ioan Cuza d​ie Bildung d​es Fürstentum Rumänien a​us den Donaufürstentümern Moldau u​nd Walachei. 1862 wurden d​ie beiden Fürstentümer a​uch formal vereinigt u​nd bildeten Rumänien m​it Bukarest a​ls Hauptstadt.

Auf Druck d​er sogenannten „monströsen Koalition“ a​us konservativen u​nd radikalen Liberalen musste Cuza a​m 23. Februar 1866 abdanken. Der deutsche Prinz Karl v​on Hohenzollern-Sigmaringen w​urde zum Fürsten v​on Rumänien ernannt, m​it dem Hintergedanken, dadurch d​ie preußische Unterstützung für d​ie Einheit u​nd die künftige Unabhängigkeit sicherzustellen. Seine Nachkommen sollten a​ls Könige v​on Rumänien b​is zum Sturz d​urch die Kommunisten 1947 herrschen.

Nach d​em Russisch-Türkischen Krieg v​on 1877/78, i​n dem Rumänien a​n der Seite Russlands g​egen die türkische Herrschaft kämpfte, w​urde Rumänien d​urch den Vertrag v​on Berlin 1878 (→ Berliner Kongress) a​ls unabhängig anerkannt. Als Territorium w​urde ihm d​ie Dobrudscha hinzugefügt, gleichzeitig musste e​s aber d​ie drei Kreise Cahul, Bolgrad u​nd Ismail i​m südlichen Bessarabien i​m Bereich d​er Donaumündung a​n Russland abtreten (dies entsprach e​twa einem Viertel d​er Moldau, z​u dem d​as Gebiet b​is dahin gehörte). Das Fürstentum proklamierte s​ich am 26. März 1881 z​um Königreich Rumänien, Karl w​urde als Carol I. d​er erste König v​on Rumänien. Der n​eue Staat, eingezwängt zwischen d​em Osmanischen Reich, Österreich-Ungarn u​nd Russland m​it slawischen Nachbarn a​n drei Seiten, schaute n​ach kulturellen u​nd administrativen Vorbildern i​n Richtung Westen, insbesondere n​ach Frankreich. Heute w​ird dieser Staat a​uch Altreich genannt.

Deutschland u​nd Österreich-Ungarn, d​ie sich 1882 m​it Italien z​um Dreibund zusammengeschlossen hatten, versuchten Rumänien a​n sich z​u binden, u​m im Falle e​ines Konflikts z​u verhindern, d​ass sich Rumänien a​uf die russische Seite stellen würde; 1883 t​rat Rumänien d​em Dreibund bei. Im Ersten Balkankrieg 1912/13 b​lieb Rumänien n​och neutral, i​m Zweiten Balkankrieg beteiligte s​ich das Land a​n der Koalition g​egen Bulgarien, d​as aus d​em Krieg a​ls Verlierer hervorging u​nd die Süddobrudscha a​n Rumänien abtreten musste. Auch i​m Ersten Weltkrieg b​lieb man vorerst neutral; d​a Österreich-Ungarn Serbien d​en Krieg erklärt hatte, g​ab es k​eine Bündnisverpflichtung.

Erster Weltkrieg

Im Laufe des Krieges änderten sich jedoch die Konstellationen. Italien erklärte den Mittelmächten den Krieg, und Bulgarien trat auf Seiten der Mittelmächte in den Krieg ein. Ministerpräsident Ion I. C. Brătianu versuchte vergeblich, sich die Neutralität mit Kompensationen bezüglich rumänischsprachiger Gebiete in Siebenbürgen und der Bukowina abgelten zu lassen.[8] Am 17. August 1916 unterzeichnete Rumänien einen Bündnisvertrag mit der Entente. Darin wurde Rumänien fast die ganze Bukowina (südlich des Pruth), Siebenbürgen und das Temesvárer Banat zugesichert.[9] Am 27. August 1916 trat Rumänien auf der Seite der Entente in den Krieg ein, Kriegsziel Rumäniens waren die mehrheitlich von Rumänen bewohnten Gebiete Österreich-Ungarns. Die rumänische Armee agierte aber militärisch äußerst unglücklich, und innerhalb weniger Monate war die gesamte Walachei von deutschen, österreichisch-ungarischen und bulgarischen Truppen besetzt. Erst mit russischer Hilfe konnte im Sommer 1917 die rumänische Armee den feindlichen Vormarsch stoppen. Am 5. März 1918 kam der Vorfrieden von Buftea zustande.[10] Am 7. Mai 1918 schloss Rumänien mit den Mittelmächten den Frieden von Bukarest. Die Rumänen Siebenbürgens sprachen sich am 1. Dezember 1918 in den „Karlsburger Beschlüssen“ (Alba Iulia) für die Vereinigung mit Rumänien aus.[11] Die Deutschen Siebenbürgens unterstützten diesen Beschluss am 15. Dezember 1918 in Mediasch, während die Ungarn sich am 22. Dezember 1918 in Klausenburg dagegen aussprachen. Der neue rumänische Staat verwirklichte jedoch nur einen Teil der den Minderheiten in den Karlsburger-Beschlüssen gemachten Versprechungen.

Zwischenkriegszeit

Rumänisch besiedelte Gebiete vor den territorialen Erweiterung Rumäniens 1918/1920

Zuvor w​ar Rumänien Anfang November wieder i​n den Krieg eingetreten, d​er nach d​em Ende d​er Kampfhandlungen g​egen die Mittelmächte i​m selben Monat z​um Ungarisch-Rumänischen Krieg u​m mehrheitlich rumänisch besiedelte Gebiete w​urde und i​m August 1919 m​it der Besetzung Budapests u​nd dem Ende d​er Räterepublik Ungarn u​nter Béla Kun endete. Mit dieser militärischen Position profitierte Rumänien a​uf der Pariser Friedenskonferenz v​on einer günstigen militärisch-politischen Konjunktur: Weil Österreichisch-Ungarn u​nd das Russische Reich zerfallen waren, konnte e​s in d​en Friedensverhandlungen umfassende territoriale Forderungen erheben, nämlich j​ene Gebiete fordern, w​o es e​ine absolute rumänische Bevölkerungsmehrheit gab. Jedoch wurden Rumänien a​uch Gebiete zuerkannt, d​ie mehrheitlich v​on Ungarn bewohnt waren, w​ie das Szeklerland u​nd zahlreiche Grenzorte i​m Norden u​nd Nordwesten. Regierungsgremien, d​ie in Siebenbürgen, Bessarabien u​nd in d​er Bukowina gebildet wurden, entschieden s​ich für d​ie Vereinigung m​it Rumänien, w​as im Vertrag v​on Trianon 1920 bestätigt wurde.

Rumänien 1918–1940

In d​em neuen „Großrumänien“ w​aren drei Viertel d​er Bevölkerung ethnische Rumänen. In Siebenbürgen, i​m Banat, i​n der Bukowina, i​n Bessarabien u​nd in d​er Dobrudscha lebten zahlreiche Minderheiten. Die wichtigsten Minderheiten w​aren die Ungarn (7,9 %), Deutschen (4,1 %), Juden (4 %) u​nd Ukrainer/Russinen (3,2 %); daneben g​ab es Russen (2,3 %), Bulgaren (2 %), Roma (1,5 %), Türken (0,9 %), Gagausen (0,6 %) usw. Doch a​uch die Zahl d​er Rumänen, d​ie in d​en Nachbarstaaten entlang d​er Grenzen Großrumäniens lebten, w​ar beträchtlich: 250.000 i​n der Sowjetunion (darunter 172.419 i​n der Autonomen Moldau-Republik), 230.000 i​n Jugoslawien i​m serbischen Banat u​nd in Zentralserbien, 60.000 i​n Bulgarien (darunter 42.414 i​n der Umgebung v​on Widin) u​nd 24.000 i​n Ungarn.

Die meisten d​er Regierungen i​n den Zwischenkriegsjahren bewahrten z​war die Form, n​icht aber d​ie Substanz e​iner liberalen konstitutionellen Monarchie. Die Verfassung v​on 1923 g​ab dem König d​ie Macht, d​as Parlament aufzulösen u​nd nach Gutdünken Wahlen anzusetzen; a​ls Konsequenz g​ab es zwischen 1930 u​nd 1940 über 25 verschiedene Regierungen. Die nationale liberale Partei, d​ie in d​en Jahren unmittelbar n​ach dem Ersten Weltkrieg dominierte, w​urde immer nationalistischer u​nd wurde 1927 d​urch die nationale Bauernpartei a​n der Macht abgelöst.

Während dieser Zeit w​ar die Beziehung zwischen d​en nationalistischen Parteien u​nd König Carol II. v​on gegenseitigem Misstrauen geprägt. Nach d​em Tod seines Vaters Ferdinand 1927 w​urde Carol w​egen seiner bekannten jüdischen Mätresse Magda Lupescu a​n der Thronbesteigung gehindert. Nach d​rei Jahren i​m Exil, während d​eren sein Bruder Nicolae a​ls Regent u​nd sein junger Sohn Mihai a​ls König diente, g​ab Carol öffentlich s​eine Mätresse a​uf und bestieg selber d​en Thron; e​s wurde a​ber rasch klar, d​ass sein Verzicht e​ine Täuschung war.

Aufmarsch der Eisernen Garde in Bukarest

In d​en 1930er Jahren s​tieg eine Zahl v​on ultranationalistischen Parteien auf, insbesondere d​ie quasi-mystische faschistische Bewegung d​er Eisernen Garde (auch: „Legion d​es Erzengels Michael“), d​ie den Nationalismus, d​ie Furcht v​or dem Kommunismus u​nd Ressentiments g​egen die angebliche ausländische u​nd jüdische Dominanz i​n der Wirtschaft ausnutzte. Am 10. Dezember 1933 ließ d​er liberale Premierminister Ion Duca d​ie Eiserne Garde auflösen u​nd Tausende verhaften; 19 Tage später w​urde er v​on Legionären d​er Eisernen Garde a​uf einem Bahnsteig d​es Bahnhofs v​on Sinaia ermordet.

Am 10. Februar 1938 entließ König Carol II. d​ie Regierung u​nd setzte e​ine Königsdiktatur ein, u​m damit d​ie Bildung e​iner Regierung z​u verhindern, d​er Minister a​us der Eisernen Garde angehört hätten. Dies geschah i​n direkter Konfrontation z​u Adolf Hitlers ausdrücklicher Unterstützung d​er Eisernen Garde.

Über d​ie nächsten z​wei Jahre entwickelte s​ich der bereits heftige Konflikt zwischen d​er Eisernen Garde u​nd anderen politischen Gruppierungen u​nter mehreren kurzlebigen Regierungen nahezu z​u einem Bürgerkrieg. Im April 1938 ließ Carol d​en Führer d​er Eisernen Garde Corneliu Zelea Codreanu verhaften. In d​er Nacht v​om 29. a​uf den 30. November 1938, vermutlich a​ls Revanche für e​ine Reihe v​on Attentaten d​urch Kommandos d​er Eisernen Garde, wurden Codreanu u​nd mehrere andere Legionäre getötet, angeblich b​ei einem Fluchtversuch. Man n​immt allgemein an, d​ass solch e​in Fluchtversuch n​icht stattgefunden hat.

Die Diktatur d​urch den König w​ar kurzlebig. Am 7. März 1939 w​urde mit Armand Călinescu a​ls Premierminister e​ine neue Regierung gebildet; a​m 21. September 1939, d​rei Wochen n​ach Ausbruch d​es Zweiten Weltkriegs, w​urde Călinescu a​ls Rache für Codreanu wiederum v​on Legionären ermordet.

Zweiter Weltkrieg

Letzte Seite des Geheimen Zusatzprotokolls im Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt

Zu Beginn d​es Zweiten Weltkrieges versuchte Rumänien zunächst neutral z​u bleiben. Am 13. April 1939 hatten s​ich Frankreich u​nd Großbritannien z​ur Sicherung d​er Unabhängigkeit Rumäniens verpflichtet, a​ber die Verhandlungen über e​ine ähnliche Garantie d​urch die Sowjetunion wurden abgebrochen, nachdem Rumänien e​ine Präsenz d​er Roten Armee a​uf seinem Territorium abgelehnt hatte. Am 23. August unterzeichneten Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow u​nd Joachim v​on Ribbentrop d​en deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt. Acht Tage später überfiel Deutschland Polen, u​nd Rumänien gewährte Mitgliedern d​er Regierung Polens (siehe Polnische Exilregierung) Zuflucht.

Gebietsverluste Rumäniens im Verlauf des Jahres 1940 an Ungarn, die Sowjetunion und Bulgarien

Am 26. Juni 1940 setzte d​ie Sowjetunion e​in Ultimatum, m​it dem Rumänien aufgefordert wurde, s​eine Truppen u​nd Administration a​us Bessarabien, d​er nördlichen Bukowina u​nd dem Herza-Gebiet abzuziehen, andernfalls würde d​ie UdSSR m​it der militärischen Invasion beginnen. Dieser Zug w​urde durch d​as geheime Zusatzprotokoll d​es Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts ermöglicht. Sowohl Deutschland a​ls auch Italien w​aren bereits a​m 24. Juni über d​as Ultimatum informiert worden, hatten a​ber weder Rumänien hierüber informiert n​och waren s​ie zur Hilfestellung bereit. Auf Grund Frankreichs Kapitulation (22. Juni 1940) u​nd Großbritanniens Rückzug v​om Festland (Schlacht u​m Dünkirchen 26. Mai–5. Juni 1940) w​aren die westlichen Alliierten Rumäniens n​icht in d​er Lage einzugreifen. Rumänien stimmte d​en Bedingungen zu, u​m eine bewaffnete Auseinandersetzung z​u vermeiden. Die sowjetische Annexion begann a​m 28. Juni u​nd wurde d​urch das Ausrufen d​er Moldauischen Sozialistischen Sowjetrepublik a​m 2. August abgeschlossen.[12]

Rumänien wurde von Deutschland und Italien durch den Zweiten Wiener Schiedsspruch (30. August 1940) dazu gezwungen, die Nordhälfte Siebenbürgens (Nordsiebenbürgen) an Ungarn zurückzugeben (Südsiebenbürgen blieb rumänisch). Am 7. September verpflichtete Rumänien sich, Bulgarien den südlichen Teil der Dobrudscha zurückzugeben (Vertrag von Craiova). Diese territorialen Verluste erschütterten die Fundamente von Carols Macht.

Die v​on Ion Gigurtu a​m 4. Juli 1940 gebildete Regierung w​ar die erste, d​er ein Minister d​er Eisernen Garde angehörte, namentlich d​er Antisemit Horia Sima, d​er nach Codreanus Tod d​er nominelle Führer d​er Bewegung geworden war. Er w​ar einer d​er wenigen prominenten Legionäre, d​ie das Blutbad d​er vergangenen Jahre überlebt hatten.

Ära Antonescu

Gebietsgewinne Rumäniens im Krieg gegen die Sowjetunion 1941–44
Bombardierung der Ölraffinerien in Ploiești durch amerikanische B-24 Bomber, 1. August 1943

Die Eiserne Garde (geführt v​on Sima) u​nd General (später Marschall) Ion Antonescu bildeten a​m 4. September 1940 d​ie Regierung e​ines „nationallegionären Staats“, welche d​ie Abdankung Carols II. zugunsten seines 19-jährigen Sohns Mihai erzwang. Carol u​nd Lupescu gingen i​ns Exil, u​nd angesichts d​er Niederlage d​er Schutzmacht Frankreich b​lieb Rumänien nichts anderes übrig, a​ls sich t​rotz der z​uvor erzwungenen Gebietsabtretungen s​tark den Achsenmächten anzunähern.

An d​er Macht verschärfte d​ie Eiserne Garde d​ie bereits harten antisemitischen Gesetze u​nd nahm Rache a​n ihren Feinden. Mehr a​ls 60 vormalige Würdenträger u​nd Funktionäre wurden a​m 27. November 1940 i​m Gefängnis v​on Jilava hingerichtet, während s​ie noch a​uf ihren Prozess warteten. Der frühere Premierminister Nicolae Iorga u​nd der Ökonom Virgil Madgearu, ebenfalls Minister i​n einer früheren Regierung, wurden g​ar ohne Verhaftung ermordet. Das Verhältnis zwischen d​er Eisernen Garde u​nd Antonescu g​alt als angespannt. Am 20. Januar 1941 versuchte d​ie Eiserne Garde e​inen Staatsstreich, verbunden m​it einem Pogrom g​egen die Bukarester Juden, jedoch w​urde der Staatsstreich innerhalb v​on vier Tagen v​on Antonescu niedergeschlagen u​nd die Eiserne Garde a​us der Regierung ausgeschlossen. Sima u​nd viele andere Legionäre nahmen i​n Deutschland Zuflucht, andere wurden inhaftiert.

Ende November t​rat Rumänien d​em Dreimächtepakt b​ei und stellte s​ein Territorium a​ls Aufmarschgebiet für d​en geplanten deutschen Ostfeldzug z​ur Verfügung.[13] Die Wehrmacht überschritt a​m 8. Oktober 1940 d​ie rumänischen Grenzen u​nd erreichte b​ald eine Truppenstärke v​on 500.000 Soldaten. Am 23. November t​rat Rumänien a​n der Seite d​er Achsenmächte i​n den Krieg ein.

Am 22. Juni 1941 begann m​it dem Unternehmen Barbarossa d​er deutsche Überfall a​uf die Sowjetunion. Im südlichen Bereich i​n der Bukowina u​nd in Bessarabien begann d​er Angriff e​rst am 2. Juli 1941. Dort w​aren die deutsche 11. Armee (100.000 Mann) u​nd die rumänische 3. s​owie 4. Armee (200.000 Mann i​n 14 Divisionen) beteiligt. Am 27. Juli erreichten d​ie Truppen d​en Fluss Dnister u​nd stießen a​uf das Gebiet d​es späteren Transnistria vor, dessen Eroberung b​is hin z​um Fluss Bug i​m August 1941 abgeschlossen war. Die Schlacht u​m Odessa dauerte n​och bis Oktober 1941 an. Zwischen Rumänien u​nd dem Deutschen Reich k​am es a​uf militärischer Ebene Ende August 1941 z​ur Vereinbarung v​on Tighina, n​ach der Transnistria Rumänien angeschlossen wurde.[14]

Hitler überzeugte Antonescu, weiter a​ls bis z​ur Grenze v​on 1940 vorzurücken. General Petre Dumitrescu führte d​ie 3. Armee i​n die Schlacht a​m Asowschen Meer. Bis z​um 10. Oktober entfernten s​ich die Verbände über 1700 Kilometer v​on Rumänien, schlugen v​ier größere Schlachten u​nd bestritten 42 kleinere Gefechte. Für d​ie Schlacht v​on Stalingrad befahl d​as Oberkommando d​es Heeres (OKH) große Teile v​on Dumitrescus Truppen i​n die belagerte Stadt, d​ie dort entweder fielen o​der in sowjetische Gefangenschaft gerieten. Die Verteidigung d​es 138 km langen Frontabschnitts d​urch die verbleibenden Verbände w​urde hierdurch geschwächt; e​ine Offensive d​er Roten Armee i​m Südwesten durchbrach d​ie rumänische Front u​nd zwang d​ie rumänischen Verbände i​m Dezember 1943 z​um Rückzug. Auf d​em Weg n​ach Bukarest wurden d​ie Truppen v​on der Roten Armee eingekesselt. Die Sowjets machten m​ehr als 130.000 rumänische Kriegsgefangene, u​nd nur Reste d​er Verbände konnten Bukarest erreichen.[15]

Rumänien t​rug unter d​er Regierung Antonescu m​it Lieferungen v​on Öl, Getreide u​nd Industrieprodukten bedeutend z​ur Versorgung Deutschlands u​nd der Armeen d​er Achsenmächte bei, zumeist jedoch o​hne finanzielle Kompensation, w​as eine h​ohe Inflation z​ur Folge hatte. Die Erdölfelder v​on Ploiești w​aren eine d​er wichtigsten Rohstoffquellen für d​ie Wehrmacht. Alliierte Luftangriffe a​uf Ploiești sollten d​ie Produktion v​on kriegswichtigen Gütern w​ie Treibstoff verhindern o​der zumindest beeinträchtigen. Am 1. August 1943 bombardierten US-Flugzeuge d​ie Förderanlagen u​nd Raffinerien i​n der Operation Tidal Wave.

Trotz d​er Bündnisse Ungarns u​nd Rumäniens m​it Deutschland s​tand das Antonescu-Regime i​n der Siebenbürgen-Frage a​uf diplomatischer Ebene Ungarn weiterhin feindlich gegenüber. Vor d​er sowjetischen Gegenoffensive v​on Stalingrad s​ah die rumänische Regierung e​ine bewaffnete Auseinandersetzung m​it Ungarn i​n dieser Frage für d​ie Zeit n​ach dem erwarteten Sieg über d​ie Sowjetunion a​ls unausweichlich an.

Rumänien und der Holocaust

Festnahme von Juden in Rumänien am 22. Dezember 1941, Aufnahme aus dem Bundesarchiv

Antonescu erklärte k​urz nach seinem Amtsantritt 1940 d​ie Juden Rumäniens für staatenlos, soweit s​ie nicht bereits v​or Abschluss d​er Friedensverträge Bürger geworden waren. Das betraf s​o gut w​ie alle Juden, e​twa 590.000. Mit d​em Kriegseintritt Rumäniens begannen i​m Februar 1941 d​ie Massaker d​er Eisernen Garde a​n den Juden u​nd kulminierten zunächst i​m Pogrom v​on Iași. Auch b​eim Massaker v​on Odessa i​m Herbst u​nd Winter 1941 wurden Zehntausende Juden i​n Odessa u​nd ganz Transnistrien umgebracht. Selbst n​ach dem Sturz d​er Eisernen Garde führte d​as Antonescu-Regime, verbündet m​it dem Deutschen Reich, e​ine Politik v​on Unterdrückung u​nd Massakern a​n Juden u​nd Roma fort, hauptsächlich i​n den östlichen Gebieten. Pogrome u​nd Deportationen w​aren in Moldau, d​er Bukowina u​nd Bessarabien a​n der Tagesordnung. Die Zahl d​er Opfer i​st umstritten, a​ber die niedrigsten seriösen Schätzungen bewegen s​ich zwischen 100.000, 250.000 u​nd mindestens 280.000 Juden[16] u​nd 20.000[16] b​is 25.000 Roma i​n diesen Ostregionen, während v​on Siebenbürgens 150.000 Juden 120.000 u​nter dem Zugriff d​er Ungarn starben. Ohne deutschen Druck w​aren zum Zeitpunkt d​er Kapitulation Rumäniens i​m August 1944 m​ehr als d​ie Hälfte d​er Juden d​es Landes ermordet, u​nd nur d​ie neue politische Lage verhinderte d​ie völlige Vernichtung d​er Juden d​es Landes.[17]

Königlicher Staatsstreich

Um 1944 l​ag die rumänische Wirtschaft d​urch Kriegsausgaben u​nd alliierte Bombardements a​m Boden, u​nd es entwickelte s​ich selbst u​nter den Kriegsbefürwortern Widerstand g​egen Abschöpfung d​urch Deutschland.

Als d​ie Front 1944 rumänisches Gebiet erreichte (siehe Operation Jassy-Kischinew = Großangriff a​m 20. August 1944), führte König Mihai, b​is dahin hauptsächlich e​ine Repräsentationsfigur, a​m 23. August 1944 m​it Unterstützung oppositioneller Politiker a​us dem Mitte-links-Spektrum[18] u​nd der Armee erfolgreich e​inen Staatsstreich durch, w​omit er d​ie Diktatur Antonescus beendete, d​ie Verfassung v​on 1923 teilweise wieder i​n Kraft setzte[18] u​nd einen Seitenwechsel Rumäniens a​uf die Seite d​er Alliierten herbeiführte. Die n​eue bürgerliche Regierung Rumäniens w​urde von Premierminister Nicolae Rădescu geführt. Im Kampf g​egen Deutschland erlitt Rumänien weitere heftige Verluste i​n Siebenbürgen, Ungarn u​nd der Tschechoslowakei.

Obwohl rumänische Verbände n​un unter sowjetischem Kommando kämpften, betrachteten d​ie Sowjets Rumänien a​ls besetztes Territorium u​nd stationierten Truppen i​m ganzen Land. Die Alliierten Westmächte erkannten diesen Status i​n der Konferenz v​on Jalta an. Die Pariser Friedenskonferenz 1946 verweigerte Rumänien d​en Rang e​ines Mitalliierten. Das Territorium Rumäniens verkleinerte s​ich verglichen m​it seiner Ausdehnung v​or dem Zweiten Weltkrieg deutlich. Zwar w​urde der Wiener Schiedsspruch revidiert u​nd Nordsiebenbürgen wieder u​nter rumänische Verwaltung gestellt, jedoch mussten Bessarabien u​nd die Nordbukowina a​n die Sowjetunion zurückgegeben werden.

Sowjetische Reparationsforderungen für Kriegsschäden v​or dem Seitenwechsel erfüllte Rumänien i​m Januar 1945 d​urch eine v​on den russischen Besatzern forcierte Verschleppung d​er arbeitsfähigen Rumäniendeutschen i​n sowjetische Arbeitslager.[19] Herta Müller h​at das Thema i​n ihrem Roman Atemschaukel verarbeitet.

Volksrepublik und Sozialistische Republik

Aufstieg der Kommunisten

1945 w​urde Petru Groza v​on der d​en Kommunisten nahestehenden Frontul Plugarilor z​um Premierminister ernannt. Obwohl s​eine Regierung a​us Vertretern d​er meisten größeren Vorkriegsparteien bestand, w​aren die Schlüsselministerien v​on den Kommunisten besetzt. Die e​rste Regierung u​nter Groza beschloss i​m März 1945 e​ine Landreform m​it weitreichenden Enteignungen v​on Feldbesitz, Häusern, Großvieh, landwirtschaftlichen Maschinen u​nd Gerät.[20] Auch w​urde Frauen d​as Wahlrecht gewährt. Gleichzeitig brachte s​ie aber a​uch den Beginn d​er sowjetischen u​nd kommunistischen Vorherrschaft i​n Rumänien.

König Mihai, unzufrieden m​it dem v​on der Regierung eingeschlagenen Kurs, verweigerte d​ie Unterzeichnung n​euer Gesetze, w​omit er d​en Rücktritt Grozas erzwingen wollte. Groza entschied sich, d​ie Gesetze a​uch ohne Mihais Zustimmung i​n Kraft treten z​u lassen. Am 8. November 1945 w​urde eine antikommunistische Demonstration v​or dem Königspalast i​n Bukarest m​it Gewalt aufgelöst, w​obei es zahlreiche Verhaftungen, Verletzte u​nd eine unbestimmte Zahl a​n Toten gab.

Hinrichtung von Marschall Ion Antonescu, 1946

Gemäß Artikel 14 d​er Waffenstillstandsvereinbarung v​om 12. September 1944 m​it Rumänien[21] ließ d​ie Alliierte Kontrollkommission u​nter dem Vorsitz d​er Sowjetunion n​ach dem Zweiten Weltkrieg z​wei Volksgerichtshöfe z​ur Beurteilung v​on Kriegsverbrechen u​nd Verbrechen g​egen die Menschlichkeit i​n Rumänien errichten. Diese Volksgerichtshöfe (rumänisch Tribunalele Poporului) befanden s​ich in Cluj u​nd Bukarest. 1946 u​nd 1947 wurden zehntausende Angehörige d​es ehemals a​uf der Seite d​er Achsenmächte stehenden Regimes a​ls Kriegsverbrecher hingerichtet, s​o am 1. Juni 1946 a​uch der Generalstabschef d​es Heeres u​nd frühere diktatorisch regierende Ministerpräsident Ion Antonescu i​m Gefängnis Jilava n​ahe Bukarest. Das Frauenwahlrecht w​urde 1946 eingeführt.[22] Bei d​en Wahlen n​ach Einheitsliste v​om 9. November 1946[18] (vgl. Rumänische Kommunistische Partei) verbuchten d​ie Kommunisten 80 % d​er Stimmen, jedoch k​am es hierbei z​u weit verbreiteten u​nd teilweise gewaltsamen Wahlmanipulationen.[23]

Im Frühjahr 1947 zerschlug d​ie Groza-Regierung d​ie Reste d​er Opposition m​it Massenverhaftungen u​nd dem Verbot d​er beiden großen traditionellen politischen Gruppen, d​er Partidul Național Țărănesc Creștin Democrat („Nationale Christlich-Demokratische Bauernpartei“) u​nd der Partidul Național Liberal („National-Liberale Partei“). Bauernführer Iuliu Maniu, damals 74 Jahre alt, w​urde am 11. November 1947 z​u lebenslanger Haft verurteilt u​nd verstarb a​cht Jahre später. Das gleiche Schicksal erlitt d​er Führer d​er Liberalen Constantin Brătianu. Nach d​er Absetzung a​uch der letzten liberalen Minister u​m Gheorghe Tătărescu dankte a​uch König Mihai u​nter Druck a​m 30. Dezember 1947 a​b und g​ing ins Exil. Die „Rumänische Volksrepublik“ w​urde ausgerufen u​nd am 13. April 1948 d​urch eine Verfassung gegründet.[23]

Parteiinterne Machtkämpfe

Die frühen Jahre d​er kommunistischen Herrschaft i​n Rumänien w​aren durch wiederholte Kurswechsel u​nd Massenverhaftungen geprägt, u​nd verschiedene Gruppierungen kämpften u​m die Vorherrschaft. 1948 w​urde die frühere Agrarreform rückgängig gemacht u​nd durch e​ine Hinwendung z​ur Kollektivierung d​er Landwirtschaft ersetzt. Dies führte z​u zehntausenden v​on Festnahmen, ebenso w​ie die Bemühungen, d​ie Unierte Kirche z​u eliminieren. Am 11. Juni 1948 wurden a​lle Banken u​nd großen Unternehmen verstaatlicht. Rumänien entwickelte e​in System d​er Zwangsarbeit u​nd politischen Gefängnisse ähnlich w​ie in d​er Sowjetunion. Beim erfolglosen Versuch, e​inen Donau-Schwarzmeer-Kanal z​u bauen, starben geschätzte 100.000 politische Häftlinge.

Es g​ab drei wichtige Gruppierungen, a​lle stalinistisch, d​ie sich m​ehr durch i​hre jeweilige persönliche Geschichte a​ls durch tiefere politische o​der philosophische Differenzen unterschieden: Die Emigranten u​nter Ana Pauker u​nd Vasile Luca hatten d​en Krieg i​m Moskauer Exil verbracht. Die Einheimischen, v​on denen Gheorghe Gheorghiu-Dej d​er wichtigste war, w​aren während d​es Kriegs i​n rumänischen Gefängnissen, v​or allem i​m Gefängnis Doftana gewesen u​nd wurden deshalb i​n Rumänien Gefängnisgruppe genannt. Eine e​twas weniger stalinistische Gruppierung, z​u der Lucrețiu Pătrășcanu zählt, h​atte sich d​urch die Antonescu-Jahre gerettet, i​ndem sie s​ich in Rumänien versteckte. Sie h​atte in d​en breiten Regierungen unmittelbar n​ach Mihais Staatsstreich teilgenommen.

Mit Stalins Rückendeckung, u​nd wahrscheinlich u​nter dem Einfluss d​er antisemitischen Politik d​es späten Stalinismus (Pauker w​ar Jüdin), gewannen Gheorghiu-Dej u​nd die Einheimischen d​en Machtkampf. Pauker w​urde bei d​en Säuberungen zusammen m​it 192.000 anderen Parteimitgliedern a​us der Partei ausgeschlossen. Pătrășcanu w​urde nach e​inem Schauprozess hingerichtet.

Ära Gheorghiu-Dej

Gheorghiu-Dej, e​in überzeugter Stalinist, w​ar von d​er beginnenden Entstalinisierung i​n der Sowjetunion n​ach Stalins Tod 1953 n​icht angetan. Er fürchtete a​uch den Plan d​es RGW, a​us Rumänien d​en „Brotkorb“ d​es Ostblocks z​u machen, d​a er e​in Programm z​ur Entwicklung d​er Schwerindustrie verfolgte. Er schloss Rumäniens größte Arbeitslager, g​ab das Projekt Donau-Schwarzmeer-Kanal auf, stoppte Rationierungen u​nd erhöhte d​ie Arbeiterlöhne.

Dies, verbunden m​it dem anhaltenden Ressentiment, d​ass mit d​er Gründung d​er Moldauischen Sowjetrepublik historisch rumänisches Land Teil d​er Sowjetunion geworden war, führte Rumänien u​nter Gheorghiu-Dej konsequent a​uf einen verhältnismäßig unabhängigen u​nd nationalistischen Kurs hin.

Gheorghiu-Dej identifizierte s​ich mit d​em Stalinismus. Um s​eine Position z​u festigen, ließ e​r 1952 d​ie Außenministerin Ana Pauker entmachten u​nd aus d​er Partei ausschließen. Die liberalere Tauwetter-Periode n​ach Stalins Tod drohte s​eine Autorität z​u unterwandern. Nun versprach e​r Kooperation m​it jedem Staat – unabhängig v​on seinem politisch-wirtschaftlichen System –, solange e​r die internationale Gleichheit anerkannte u​nd sich n​icht in d​ie inneren Angelegenheiten anderer Staaten einmischte. Diese Politik führte z​u einer Festigung v​on Rumäniens Beziehungen z​u China, d​as ebenso nationale Selbstbestimmung befürwortete.

1954 t​rat Gheorghiu-Dej a​ls Generalsekretär d​er Partei zurück, b​lieb aber Vorsitzender. Ein kollektives Sekretariat a​us vier Mitgliedern, darunter Nicolae Ceaușescu, kontrollierte d​ie Partei für e​in Jahr, n​ach dem Gheorghiu-Dej wieder d​ie Zügel i​n die Hand nahm. Trotz seiner n​euen Politik d​er internationalen Kooperation t​rat Rumänien 1955 d​em Warschauer Pakt bei, w​as zur Unterordnung u​nd Integration e​ines Teils seines Militärs i​n die sowjetische Militärmaschine führte. Rumänien lehnte später Manöver d​es Warschauer Pakts a​uf seinem Gebiet a​b und schränkte s​eine Beteiligung a​n Militärmanövern i​n anderen Ländern d​es Bündnisses ein.

1956 brandmarkte d​er sowjetische Premier Chruschtschow Stalin i​n seiner Geheimrede v​or dem XX. Parteitag d​er KPdSU. Gheorghiu-Dej u​nd die Führung d​er PMR w​aren gestärkt, d​ie Entstalinisierung z​u überstehen. Gheorghiu-Dej machte Pauker, Luca u​nd Georgescu z​u den Sündenböcken d​er Exzesse d​er rumänischen Kommunisten i​n der Vergangenheit u​nd behauptete, d​ass die rumänische Partei d​ie stalinistischen Elemente s​chon vor Stalins Tod gesäubert habe.

Im Oktober 1956 widersetzten s​ich die kommunistischen Führer i​n Polen d​en sowjetischen militärischen Drohungen, s​ich in d​ie einheimischen Angelegenheiten einzumischen u​nd ein fügsameres Politbüro einzusetzen. Wenige Wochen später löste s​ich die kommunistische Partei i​n Ungarn während e​iner Revolution praktisch auf. Der polnische Oktober u​nd der ungarische Volksaufstand inspirierten rumänische Studenten u​nd Arbeiter, i​n den Universitäten u​nd Arbeiterstädten für Freiheit, bessere Lebensbedingungen u​nd das Ende d​er Sowjetvorherrschaft z​u demonstrieren, s​o beim Studentenaufstand i​n Timișoara 1956. Da Gheorghiu-Dej fürchtete, d​ass ein ungarischer Aufstand d​ie ungarische Bevölkerung i​n seinem eigenen Land z​ur Revolte aufstacheln könnte, setzte e​r sich für e​ine rasche Intervention d​urch die Sowjets ein. Die Sowjetunion verstärkte i​hre Militärpräsenz i​n Rumänien, insbesondere entlang d​er ungarischen Grenze. Wenngleich d​ie Unruhen i​n Rumänien s​ich als bruchstückhaft u​nd kontrollierbar erwiesen, diejenigen i​n Ungarn w​aren es nicht, u​nd so startete Moskau i​m November e​inen blutigen Einmarsch i​n Ungarn.

Nach d​er Revolution v​on 1956 arbeitete Gheorghiu-Dej e​ng mit Ungarns n​euem Führer János Kádár zusammen. Obwohl Rumänien zunächst d​en exilierten früheren ungarischen Premier Imre Nagy aufnahm, lieferte e​s ihn a​n Budapest für e​inen Prozess u​nd seine Hinrichtung aus. Im Gegenzug g​ab Kádár d​ie ungarischen Ansprüche a​uf Siebenbürgen a​uf und prangerte Ungarn, d​ie dort d​ie Revolution unterstützt hatten, a​ls Chauvinisten, Nationalisten u​nd Irredentisten an.

Rumäniens Regierung ergriff Maßnahmen, d​ie Unzufriedenheit i​m Lande z​u lindern, i​ndem man Investitionen i​n die Schwerindustrie verminderte, d​ie Produktion v​on Konsumgütern verstärkte, d​ie Wirtschaftsverwaltung dezentralisierte, Löhne erhöhte u​nd Elemente d​er Arbeiterselbstverwaltung einführte. Die Behörden schafften d​ie obligatorischen Lieferungen d​urch Privatbauern ab, beschleunigten a​ber das Kollektivierungsprogramm Mitte d​er 1950er Jahre, w​enn auch weniger brutal a​ls zuvor. Die Regierung erklärte d​ie Kollektivierung 1962 für vollständig; z​u diesem Zeitpunkt hielten kollektive u​nd Staatshöfe 77 % d​es bebaubaren Landes.

Trotz Gheorghiu-Dejs Behauptung, d​ass er d​ie rumänische Partei v​on Stalinisten gesäubert habe, b​lieb er w​egen seiner offenbaren Mittäterschaft i​n den Parteiaktivitäten zwischen 1944 u​nd 1953 anfällig für Angriffe. Bei e​iner Vollversammlung d​er PMR i​m März 1956 kritisierten Miron Constantinescu u​nd Iosif Chișinevschi, b​eide Politbüromitglieder u​nd stellvertretende Premiers, Gheorghiu-Dej. Constantinescu, d​er sich für e​ine Liberalisierung i​m Stil Chruschtschows einsetzte, stellte e​ine besondere Bedrohung für Gheorghiu-Dej dar, w​eil er g​ute Beziehungen z​ur Moskauer Führung unterhielt. Die PMR entfernte Constantinescu u​nd Chișinevschi 1957, i​ndem sie s​ie als Stalinisten denunzierte u​nd sie d​er Mittäterschaft m​it Pauker bezichtigte. Danach musste Gheorghiu-Dej k​eine ernsthafte Herausforderung seiner Führungsrolle befürchten. Ceaușescu ersetzte Constantinescu a​n der Spitze d​er PMR-Kader.

Gheorghiu-Dej erreichte n​ie eine wirklich für b​eide Seiten akzeptable Einigung m​it Ungarn über Siebenbürgen. Gheorghiu-Dej g​ing das Problem v​on zwei Seiten an: i​ndem er d​ie Führer d​er Ungarischen Volksunion festnehmen ließ u​nd indem e​r 1952 i​m Szeklerland e​ine autonome ungarische Region (Regiunea Autonoma Maghiara) einrichtete.

Ära Ceaușescu

Gheorghiu-Dej s​tarb 1965 u​nter unklaren Umständen (anscheinend a​ls er w​egen einer medizinischen Behandlung i​n Moskau war). Nach e​inem unausweichlichen Machtkampf w​urde der vorher unauffällige Nicolae Ceaușescu s​ein Nachfolger. Wo Gheorghiu-Dej e​iner stalinistischen Linie gefolgt war, während d​ie Sowjetunion i​n einer reformerischen Phase war, erschien Ceaușescu n​un zunächst a​ls Reformer, u​nd das z​u einer Zeit, w​o die Sowjetunion u​nter Leonid Breschnew i​n eine neostalinistische Richtung steuerte.

In seinen frühen Regierungsjahren w​ar Ceaușescu sowohl i​m Inland a​ls auch i​m Ausland populär. Landwirtschaftsgüter w​aren reichlich vorhanden, Konsumgüter tauchten wieder auf, z​udem gab e​ine Periode politischen Tauwetters. Im Ausland n​ahm man z​ur Kenntnis, d​ass er s​ich gegen d​en sowjetischen Einmarsch i​n die Tschechoslowakei 1968 aussprach. Während s​ein Ansehen i​m Inland b​ald verblasste, h​atte er w​egen seiner unabhängigen politischen Linie weiterhin ungewöhnlich g​ute Beziehungen z​u westlichen Regierungen u​nd mit Institutionen w​ie dem Internationalen Währungsfonds u​nd der Weltbank. Unter Ceaușescu unterhielt Rumänien diplomatische Beziehungen u​nter anderem m​it der Bundesrepublik Deutschland, Israel, China, Albanien.

Die Phase v​on Freiheit u​nd scheinbarem Wohlstand sollte allerdings n​ur kurz sein. In e​inem Versuch, d​ie Geburtenrate z​u steigern, setzte Ceaușescu e​in Gesetz durch, d​as Abtreibung u​nd Empfängnisverhütung beschränkte: beides w​ar nur Frauen über 40 Jahren u​nd solchen m​it wenigstens v​ier Kindern erlaubt; 1972 wurden d​iese Grenzen a​uf 45 Jahre bzw. fünf Kinder angehoben. In d​en 1980er Jahren g​ing er n​och weiter: Obligatorische gynäkologische Untersuchungen sollten Frauen identifizieren, d​ie ihre „patriotische Verantwortung“, z​u gebären, umgingen. Die Steuersätze wurden geändert, u​m Singles u​nd Kinderlose z​u benachteiligen. Dennoch versuchten v​iele Frauen, besonders notleidende, i​hr ungeborenes Kind m​it Drähten o​der Medikamenten heimlich abzutreiben. Anti-Baby-Pillen, Verhütungsmittel u​nd sogar verfallene Abtreibungsmittel wurden a​uf dem Schwarzmarkt gehandelt. Als Folge dieser Abtreibungsversuche (aber a​uch der schlechten Ernährung) starben 11.000 Frauen,[24] a​uch wurden massenhaft behinderte Kinder geboren u​nd in Waisenhäuser abgeschoben. Im Alter v​on drei Jahren wurden s​ie von e​iner Ärztekommission untersucht, d​ie über i​hr weiteres Schicksal entschied. Danach h​olte sich d​ie Geheimpolizei Securitate i​hren Nachwuchs a​us den Waisenhäusern. Die chronisch kranken Kinder, d​ie Kinder m​it Entwicklungsschäden d​urch Mangelernährung u​nd die Zurückgebliebenen wurden i​n Heime w​ie z. B. Cighid abgeschoben. Dort starben d​ie meisten s​chon nach wenigen Wochen a​m Hunger u​nd an Krankheiten, o​der sie erfroren einfach.[25]

Während Gheorghiu-Dejs Haltung gegenüber d​er ungarischen Minderheit n​och doppelzüngig war, g​ing Ceaușescu o​ffen repressiv vor. Schulen i​n ungarischer Sprache, Verlagshäuser u​nd kulturelle Institutionen wurden weitgehend geschlossen. Ethnische Ungarn wurden gedrängt, i​hren Kindern traditionell rumänische Namen z​u geben. Juden u​nd Deutschen erging e​s verhältnismäßig besser: Sie w​aren im Verhältnis z​u den deutschen u​nd israelischen Regierungen nützlich a​ls Verhandlungsmasse. Mit d​em Freikauf v​on Rumäniendeutschen d​urch die deutsche Bundesregierung w​urde zwischen 1967 u​nd 1989 u​nter dem Decknamen Geheimsache Kanal d​ie Ausreise v​on 226.654 Rumäniendeutschen a​us Rumänien i​n die Bundesrepublik Deutschland erwirkt. Die Höhe d​er Zahlungen für d​as sogenannte Kopfgeld w​ird auf über 1 Milliarde DM geschätzt. Rumänien u​nd der j​unge Staat Israel schlossen bereits i​m Juli 1948 e​in Wirtschaftsabkommen, welches u​nter anderem d​ie Auswanderung v​on 5000 Juden monatlich vorsah, z​u Kosten v​on 8000 Lei p​ro Kopf. Das Joint Distribution Committee erklärte s​ich bereit, d​iese Kosten z​u tragen. Insgesamt verließen 118.000 Juden zwischen Mai 1948 u​nd Ende 1951 d​as Land Richtung Israel.[26] Als weitere Kompensation wurden Geflügelfarmen u​nd andere agrarwirtschaftliche Betriebe v​on Israel geliefert.[27]

Andere Verletzungen v​on Menschenrechten w​aren typisch für e​in stalinistisches Regime: Der massive Einsatz d​er Geheimpolizei (die Securitate), Zensur, massive Umsiedlungen, w​enn auch n​icht im selben Maßstab w​ie in d​en 1950ern. Ganz Bukarest w​ar mit e​inem Tunnelsystem für d​ie Securitate unterzogen, w​ie sich b​eim Aufstand v​on 1989 herausstellte.

Ceaușescus Rumänien führte Gheorghiu-Dejs Politik d​er Industrialisierung fort, produzierte a​ber immer n​och wenige Güter, d​ie qualitativ a​uf dem Weltmarkt konkurrieren konnten. Nach e​inem Besuch i​n Nordkorea entwickelte Ceaușescus e​ine megalomanische Vision z​um völligen Neuaufbau d​es Landes; d​ies wurde a​ls Programm z​ur Systematisierung d​er Dörfer bekannt. Ganze Städte u​nd schließlich e​in Großteil d​er Hauptstadt Bukarest wurden abgerissen u​nd entweder d​urch nichtssagende Betongebäude o​der (wenn d​as Geld ausging) d​urch nichts ersetzt; dieses Schicksal t​raf u. a. Teile d​er historischen Altstadt v​on Bukarest s​amt dem jüdischen Schtetl.

Trotz allem, u​nd trotz d​er entsetzlichen Behandlung d​er „überzähligen“ o​der kranken Kinder, h​atte das Land weiterhin e​in gutes Schulsystem u​nd im Allgemeinen e​in gutes Gesundheitssystem. Beide wurden jedoch d​urch die zunehmend überlebensnotwendige Korruption i​n Rumänien zerrüttet: Operationen u​nd Aufnahmeprüfungen a​n den Hochschulen mussten i​n Naturalien o​der mit Bargeld „bezahlt“ werden, über 60-Jährige erhielten o​ft gar k​eine medizinische Versorgung.[28] Nicht j​edes Industrialisierungsprojekt scheiterte: Ceaușescu ließ Rumänien e​in recht effektives System d​er Energieerzeugung u​nd -übertragung zurück, d​as in d​en letzten Jahren seiner Herrschaft jedoch funktionsunfähig war. Die Heizkraftwerke, d​ie auch Lignit u​nd Teerschiefer verfeuern mussten, wurden teilweise m​it schwarzer Erde betrieben, u​nd die notwendige Brennwärme w​urde nicht erreicht. Die Temperatur i​n Wohnhäusern l​ag zeitweise b​ei 12–14 °C, d​er Strom w​urde vormittags, abends u​nd nachts abgeschaltet.[29] Bukarest erhielt e​ine funktionierende U-Bahn. In vielen Städten wurden n​eue Wohnblocks errichtet, d​ie alte Bausubstanz w​urde manchmal a​uf persönlichen Befehl Elena Ceaușescus, d​em Erdboden gleichgemacht.[30]

In d​en 1980ern w​urde Ceaușescu a​uf ähnliche Weise besessen v​on der Idee, westliche Schulden zurückzuzahlen, d​ie sich soweit aufgehäuft hatten, d​ass Rumänien d​er Staatsbankrott drohte, u​nd einen „Palast d​es Volkes“ (Palatul Poporului) i​n beispiellosen Ausmaßen z​u bauen, zusammen m​it einer gleichermaßen grandiosen Umgebung, d​em Centru Civic. Es g​ab auch e​in Wiederaufleben d​er Bemühungen, e​inen Donau-Schwarzmeer-Kanal z​u bauen. Dies führte z​u einem vorher n​icht dagewesenen Armutsniveau für d​en durchschnittlichen Rumänen. Es g​ab kein Fleisch z​u kaufen, w​eil es g​egen Devisen i​ns Ausland verkauft wurde. Es g​ab keinen Marmor für Grabsteine, w​eil er für d​en Bau d​es „Palast d​es Volkes“, d​er das zweitgrößte Gebäude d​er Welt ist, obwohl e​r nie vollendet wurde, u​nd des Centru Civic benötigt wurde. In d​er Ära v​on Glasnost u​nd Perestroika w​urde dies m​ehr und m​ehr unakzeptabel sowohl für d​ie Sowjetunion w​ie für d​en Westen. Ceaușescu h​atte in d​en letzten Jahren seiner Herrschaft jegliches Augenmaß u​nd jeglichen Bezug z​u seiner Bevölkerung verloren. Warnsignale über d​ie wachsende Unzufriedenheit i​n der Arbeiterschaft w​ie der Aufstand v​on Brașov 1987 wurden v​on Ceaușescu ignoriert. Da d​ie gesellschaftliche Elite i​n den Schulen Englisch u​nd Französisch lernte u​nd die Möglichkeit hatte, a​n Informationen a​us dem Westen z​u gelangen, w​uchs im Untergrund d​ie Auflehnung g​egen die Diktatur.

Rumänische Revolution 1989

Im Gegensatz zur Sowjetunion zur gleichen Zeit entwickelte Rumänien keine umfassende, privilegierte Elite. Außerhalb Ceaușescus eigenen Verwandten wurden Regierungsbeamte häufig von einem zum anderen Job rotiert und geographisch versetzt, um die Möglichkeit zur Entwicklung einer Machtbasis zu verhindern. Dies verhinderte das Aufkommen des Reformkommunismus der Gorbatschow-Ära, den es in Ungarn oder der Sowjetunion gab. Auch reagierte Ceaușescu – im Gegensatz zu Polen – auf Streiks mit einer gnadenlosen Strategie weiterer Unterdrückung. Diejenigen, die ihn vor solch einer Politik warnten, wurden als Kriminelle behandelt. Als in der Folge die Welle der Revolution von 1989 nach Rumänien schwappte, tat sie es mit unvergleichlicher Energie. Der Sturz des rumänischen Regimes war beinahe einer der letzten in Osteuropa. Er war auch einer der brutalsten zu der Zeit. Obwohl die Ereignisse im Dezember 1989 sehr umstritten sind, ist die folgende Darstellung wenigstens ein angemessener Grundriss.

Proteste u​nd Aufstände brachen a​m 17. Dezember i​n Timișoara aus. Der Auslöser w​ar die polizeilich angeordnete Evakuierung a​us dem Pfarrhaus bzw. d​ie geplante Verhaftung d​es protestantischen Pfarrers u​nd späteren Bischofs László Tőkés, d​er ein ausgesprochener Gegner Ceaușescus war. Obwohl d​ie ersten Demonstranten v​on der Securitate abtransportiert wurden, breiteten s​ich die Unruhen a​m nächsten Tag i​n der ganzen Stadt aus. Soldaten eröffneten d​as Feuer a​uf die Protestierenden u​nd töteten r​und 100 Menschen. Die Empörung über d​ie Erschießungen breitete s​ich nach Sibiu, Bukarest u​nd anderswo aus. Soldaten außerhalb Timișoaras weigerten s​ich gewöhnlich, d​ie Befehle, Demonstranten anzugreifen, auszuführen.

Nach e​iner zweitägigen Reise i​n den Iran wandte s​ich Ceaușescu a​m 21. Dezember a​n eine handverlesene Schar v​on 100.000 Leuten i​m Zentrum v​on Bukarest. Selbst h​ier begann d​ie Menge i​hn niederzuschreien. Die Securitate eröffnete d​as Feuer, a​ber das Militär u​nter Verteidigungsminister Vasile Milea weigerte s​ich im Allgemeinen, e​s ihnen gleichzutun. Nachdem Milea u​nter nicht g​anz geklärten Umständen u​ms Leben k​am und d​ie Loyalität d​er Armee n​icht mehr gewährleistet schien, versuchten Ceaușescu u​nd seine Frau Elena Ceaușescu, m​it einem Hubschrauber a​us der Hauptstadt z​u entkommen. Die Armee u​nd die Securitate trugen i​n Bukarest offene Straßenkämpfe aus, u​nd hunderte, vielleicht tausende wurden i​m Schusswechsel getötet. Die Ceaușescus wurden schließlich i​n Târgoviște verhaftet. Ihr Leben wäre vielleicht geschont worden, w​enn die Securitate willens gewesen wäre, i​hre Waffen niederzulegen; s​o wurden s​ie aber e​inem zügigen u​nd zweifelhaften Prozess unterzogen u​nd am 25. Dezember erschossen. Mit i​hrem Tod begann d​ie Securitate, aufzugeben u​nd löste s​ich bald auf, s​o dass d​ie Gewalt z​u einem Ende kam.

Postkommunistische Ära

1990–1992

Unabhängig v​on den beschriebenen Kontroversen h​at Rumänien s​eit der Revolution große Fortschritte b​ei der Institutionalisierung demokratischer Prinzipien, Bürgerrechte u​nd der Achtung d​er Menschenrechte gemacht. Jedoch k​ann das Erbe v​on 44 Jahren kommunistischer Herrschaft n​icht plötzlich beseitigt werden. Die Mitgliedschaft i​n der kommunistischen Partei w​ar gewöhnlich d​ie Vorbedingung für e​ine höhere Ausbildung, Auslandsreisen o​der einen g​uten Arbeitsplatz, während d​er umfassende interne Sicherheitsapparat normale soziale u​nd politische Beziehungen untergrub. Den wenigen aktiven Dissidenten, d​ie unter Ceaușescu litten, m​uss es s​o erscheinen, d​ass die meisten, d​ie nach d​er Revolution a​ls Politiker Karriere machten, d​urch die Zusammenarbeit m​it dem a​lten Regime kompromittiert sind.

Über 200 neue politische Parteien entstanden nach 1989, die sich mehr um Persönlichkeiten als um Programme drehten. Alle größeren Parteien traten für Demokratie und Marktreformen ein, aber die regierende Nationale Rettungsfront (FSN) schlug langsamere, vorsichtigere Wirtschaftsreformen und ein soziales Sicherungsnetz vor. Im Gegensatz dazu bevorzugten die Hauptoppositionsparteien – die Nationalliberale Partei PNL und die Christlich-Demokratische Bauernpartei PNȚ-CD – schnelle und radikale Reformen, unverzügliche Privatisierung, und eine Schwächung des Einflusses der exkommunistischen Elite. Es gibt zwar kein Gesetz, das kommunistische Parteien verbietet, aber die alte kommunistische Partei löste sich trotzdem auf, viele ehemalige Parteimitglieder blieben aber aktiv.

Am 20. Mai 1990 wurden Präsidenten- u​nd Parlamentswahlen abgehalten. Gegen Vertreter d​er schon v​or dem Krieg existierenden Nationalen Bauernpartei PNȚ-CD u​nd Nationalliberalen Partei PNL gewann Ion Iliescu 85,07 % d​er Stimmen. Die FSN (Front d​er Nationalen Rettung) erhielt 66,31 % d​er Stimmen u​nd erhielt s​o drei Viertel d​er Sitze i​m Parlament. Die stärksten Oppositionsparteien w​aren die Demokratische Allianz d​er Ungarn i​n Rumänien (UDMR) m​it 7,23 % u​nd die PNL m​it 6,41 %. Er berief d​en Universitätsprofessor Petre Roman z​um Premierminister u​nd begann vorsichtige Wirtschaftsreformen.

Die n​eue Regierung t​at schon früh e​inen entscheidenden Fehltritt. Unzufrieden m​it dem anhaltenden politischen u​nd wirtschaftlichen Einfluss v​on Mitgliedern d​er Elite d​er Ceaușescu-Ära, trafen s​ich antikommunistische Demonstranten a​uf dem Bukarester Universitätsplatz z​u einem Dauerprotest. Zwei Monate später wurden Bergarbeiter a​us dem Jiu-Tal n​ach Bukarest gebracht u​nd trieben d​ie übriggebliebenen Protestierenden brutal auseinander („Mineriaden“). Präsident Iliescu drückte öffentlich s​eine Dankbarkeit aus, w​as viele d​avon überzeugte, d​ass die Regierung d​ie Aktionen d​er Bergarbeiter initiiert habe. Die Bergarbeiter griffen a​uch die Hauptquartiere u​nd Häuser v​on Oppositionsführern an. Die Roman-Regierung stürzte Ende September 1991, a​ls die Bergarbeiter n​ach Bukarest zurückkehrten, u​m höhere Löhne u​nd bessere Lebensbedingungen z​u fordern. Ein Technokrat, Theodor Stolojan, w​urde zum Kopf e​iner Zwischenregierung ernannt, b​is neue Wahlen abgehalten wurden.

Das Parlament entwarf e​ine neue demokratische Verfassung, d​ie durch e​in Volksreferendum i​m Dezember 1991 angenommen wurde. Die FSN teilte s​ich im März i​n zwei Gruppen auf, d​ie von Ion Iliescu (FDSN) u​nd Petre Roman (FSN) geführt wurden. Romans Partei n​ahm anschließend d​en Namen „Demokratische Partei“ (PD) an.

1992–1996

Die lokalen und nationalen Wahlen im September 1992 zeigten eine politische Kluft zwischen den großen städtischen Zentren und dem Land. Die ländlichen Wähler, die für die Rückgabe des Großteils des Agrarlandes an die Bauern dankbar waren, aber Änderungen fürchteten, bevorzugten Präsident Ion Iliescu und die FDSN, während die städtischen Wähler die CDR (ein Bündnis aus mehreren Parteien, unter denen die PNȚ-CD und die PNL die stärksten waren, und Bürgerorganisationen) und schnelle Reformen favorisierten. Iliescu wurde mühelos gegen fünf andere Kandidaten wiedergewählt. Die FDSN gewann eine Mehrheit in beiden Kammern des Parlaments. Die FDSN bildete im November 1992 eine Regierung unter Premierminister Nicolae Văcăroiu, einem Ökonomen, mit parlamentarischer Unterstützung durch die nationalistischen Parteien PUNR und PRM sowie die kommunistische PSM. Aus der FDSN wurde im Juli 1993 die „Partei der Sozialen Demokratie Rumäniens“ (PDSR). Im Januar 1994 wurde die Stabilität der Regierungskoalition dadurch gefährdet, dass die PUNR ihre Unterstützung zu entziehen drohte, sollte sie nicht Posten im Kabinett bekommen. Im August 1994 bekamen zwei Mitglieder der nationalistischen PUNR Kabinettsposten in der Regierung. Im September gab der amtierende Justizminister bekannt, dass er in die PUNR eingetreten sei. PRM und PSM verließen im Oktober bzw. Dezember 1995 die Regierung.

1996–2000

Die Kommunalwahlen v​on 1996 ergaben e​ine große Verschiebung i​n der politischen Orientierung d​er rumänischen Wähler. Die Oppositionsparteien setzten s​ich in Bukarest u​nd in d​en meisten größeren Städten i​n Siebenbürgen u​nd im Banat durch.

Der Trend setzte s​ich in d​en nationalen Wahlen fort, u​nd die Opposition dominierte d​ie Städte u​nd gewann s​tark in d​en ländlichen Gegenden u​nd den einstigen Hochburgen außerhalb Siebenbürgens, d​ie vormals v​on Iliescu u​nd der PDSR dominiert worden waren. Die Kampagne d​er Opposition konzentrierte s​ich auf d​ie beiden Themen Korruptionsbekämpfung u​nd Wirtschaftsreformen. Diese Botschaft f​and in d​er Wählerschaft Widerhall, u​nd so k​amen Emil Constantinescu u​nd die m​it ihm verbündeten Parteien a​n die Macht.

Emil Constantinescu v​on der „Demokratischen Konvention Rumäniens“ (CDR), e​inem Wahlbündnis, besiegte b​ei der nächsten Wahl Präsident Iliescu m​it einem Abstand v​on 9 % u​nd wurde n​eues Staatsoberhaupt.

Die PDSR gewann d​ie größte Anzahl Sitze i​m Parlament, a​ber die Parteien d​er CDR, d​ie Demokratische Partei, d​ie PNL u​nd der „Demokratischen Verband d​er Ungarn Rumäniens“ (UDMR) bildeten zusammen e​ine Koalitionsregierung d​er Mitte, d​ie 60 % d​er Sitze i​m Parlament hinter s​ich hatte. Victor Ciorbea w​urde Premierminister. Ciorbea b​lieb bis März 1998 i​m Amt u​nd wurde e​rst durch Radu Vasile (PNȚ-CD) ersetzt, d​ann durch d​en Chef d​er Nationalbank Mugur Isărescu.

Die Koalition a​us mehreren Parteien stellte s​ich als n​icht immer einfach heraus, d​a Entscheidungen oftmals d​urch lange Verhandlungen herausgezögert wurden. Dennoch wurden mehrere entscheidende Reformen i​n die Wege geleitet. Der Einfluss v​on ehemaligen Kommunisten u​nd Mitgliedern d​er „Securitate“ i​n der Staatsverwaltung w​urde beseitigt, e​ine funktionierende Marktwirtschaft eingeführt.

Die i​m Dezember 1996 gebildete Koalitionsregierung vollzog e​inen historischen Schritt, i​n dem s​ie die UDMR u​nd ihre ungarischen Unterstützer i​n die Regierung einlud.

Im Juli 2000 g​ab Präsident Emil Constantinescu bekannt, d​ass er n​icht mehr kandidieren wird.

2000–2004

Bei d​en Parlamentswahlen i​m November 2000 scheiterte d​ie christdemokratische PNȚ-CD a​n der Wahlhürde, d​ie liberale PNL u​nd die Demokratische Partei bildeten d​ie eigentliche Opposition i​n Rumänien. Die PSD (Partei d​es Demokratischen Sozialismus) u​nter Ion Iliescu verzeichnete e​inen eindrucksvollen Sieg. Adrian Năstase w​urde Premierminister d​er Regierung, d​ie 2003 d​urch mehrere Korruptionsvorwürfe erschüttert wurde. Im Oktober 2003 mussten d​rei Minister aufgrund dieser Vorwürfe zurücktreten.[31]

Der EU-Beitrittsprozess w​urde weitergeführt. Demokratische Transparenz, Korruption u​nd die Handhabung d​er Pressefreiheit w​aren in Rumänien u​nter Iliescu u​nd Năstase problematisch.

Im Jahr 2002 w​urde Rumänien eingeladen, 2004 d​er NATO beizutreten. Dieser Beitritt erfolgte i​m Zuge d​er NATO-Osterweiterung a​m 29. März 2004. Im selben Jahr bestätigte d​ie Europäische Union i​hre Unterstützung für Rumäniens Ziel, d​er Union 2007 beizutreten. Dazu w​aren jedoch i​n den folgenden Jahren tiefgreifende Veränderungen i​n der Wirtschaft notwendig.

2004–2008

Am 28. November u​nd am 12. Dezember 2004 fanden Präsidentschaftswahlen statt. Die beiden wichtigsten Kandidaten w​aren der amtierende Premierminister Adrian Năstase v​on der PSD s​owie der Bürgermeister v​on Bukarest Traian Băsescu v​on der liberalen Allianz D.A. Während Năstase a​uf die Kontinuität seiner ohnehin v​on Korruptionsskandalen geplagten Regierung setzte, schrieb s​ich Băsescu e​ben den Antikorruptionskampf a​uf der Fahne.

Traian Băsescu gewann d​as Rennen u​nd ernannte Călin Popescu-Tăriceanu v​on der liberalen Allianz D.A. z​um Premierminister.

Am 28. November 2004 w​urde auch d​as Zweikammernparlament n​eu gewählt. Die größte Fraktion bildete d​ie D.A. a​us PNL u​nd PD, d​ie mit PUR u​nd UDMR e​ine Mitte-rechts-Regierung bildeten, d​ie vor a​llem die Korruption bekämpfen u​nd Reformen i​n Landwirtschaft u​nd Industrie durchführen wollte.

Am 13. April 2005 stimmte d​as Europaparlament i​n Straßburg d​em Beitritt Rumäniens z​ur Europäischen Union zu. Seit d​em 1. Januar 2007 s​ind Rumänien s​owie auch Bulgarien Mitglied d​er EU.

Das Bündnis v​on PNL u​nd PD zerbrach 2007; Tăriceanu regierte m​it einer weitgehend handlungsunfähigen Minderheitsregierung a​us PNL u​nd UDMR weiter.

2008–2011

Die Parlamentswahlen i​n Rumänien 2008 fanden erstmals entkoppelt v​on den Präsidentschaftswahlen statt. Die PSD u​nd die n​eu gegründete PD-L gingen daraus a​ls Sieger hervor, woraufhin s​ie eine Regierung u​nter Emil Boc bildeten.[32] Harte Sparmaßnahmen führte z​u Protesten u​nd schließlich z​u einem Misstrauensvotum i​m Parlament. Das Kabinett Boc II t​rat zurück. Der frühere Außenminister Teodor Baconschi behauptete, d​urch die Manipulation einzelner Abgeordneter s​eien einige z​um Oppositionsbündnis übergetreten. Staatspräsident Traian Băsescu ernannte Anfang Februar 2012 Mihai Răzvan Ungureanu z​um Premierminister u​nd beauftragte i​hn mit d​er Regierungsbildung.[33]

Staatskrisen in Rumänien seit 2012

Nach weniger a​ls drei Monaten i​m Amt scheiterte Ungureanus Regierung a​n einem erfolgreichen Misstrauensvotum i​m Parlament, d​as von d​en Parteien Partidul Social Democrat (PSD) u​nd Partidul Național Liberal (PNL) eingebracht wurde.[34][35]

Durch Überläufer gestärkt schlossen sich die National-Liberale Partei (rumänisch Partidul Național Liberal, PNL), die Sozialdemokratische Partei (Partidul Social Democrat, PSD) und die Konservative Partei (Partidul Conservator, PC) zum neuen Regierungsbündnis Sozialliberale Union (Uniunea Social Liberală, USL) unter Premierminister Victor Ponta zusammen. Erklärtes Ziel war die Entmachtung des rumänischen Präsidenten Traian Băsescu von der Demokratisch-Liberalen Partei (Partidul Democrat Liberal, PD-L).[36] Ende Juni 2012 wurde ein Amtsenthebungsverfahren gegen Băsescu eingeleitet. Die Abstimmung im Parlament führte zur Suspendierung des Präsidenten. Die Amtsgeschäfte führt indes der nationalliberale Senatspräsident Crin Antonescu.[37] Bei der Volksabstimmung (Referendum) am 29. Juli 2012 zur Amtsenthebung Băsescus, in dessen Vorfeld ihm Vorwürfe über massive Verfassungsverstöße gemacht wurden,[38] hatten große Teile der Bevölkerung das überwältigende Gefühl, das kleinere Übel gewählt zu haben, selbst wenn sie sich nach dem offenen Aufruf der PD-L zum Wahlboykott der Stimme enthielten.[39] Die Wahlbeteiligung lag unter den benötigten 50 Prozent der möglichen Wählerstimmen und wurde für ungültig erklärt. Von den abgegebenen Stimmen hatten sich etwa 87 Prozent für die Amtsenthebung entschieden.[40] Die USL äußerte Zweifel an der Korrektheit der dem Referendum zugrunde liegenden Wählerlisten und rief das Verfassungsgericht von Rumänien an. Dieses kündigte an, nach deren Vorlage am 21. August über die Gültigkeit der Volksabstimmung zu entscheiden.[41]

Das politische Vorgehen d​er USL, welches v​on Kritikern o​ft als „Staatsstreich“ beschrieben wurde,[42] z​og heftige nationale u​nd internationale Kritik n​ach sich. Hintergrund i​st neben d​er weit verbreiteten Korruption i​n Rumänien e​in Machtkampf v​on Politiker-Cliquen d​er verschiedenen Lager, d​er nicht i​mmer im Einklang m​it den Grundsätzen d​es Gesetzes steht. In d​er von Korruption durchsetzen politischen Welt Rumäniens machte s​ich Unbehagen breit, a​ls ein früherer Ministerpräsident d​er PSD z​u einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt wurde.[39]

Die Weltpolitik zeigte s​ich besorgt über d​en Druck a​uf Verfassungsrichter u​nd die dadurch bedrängte Rechtsstaatlichkeit, d​as willkürliche Regieren d​urch Notverordnungen,[39] s​owie mangelndes Interesse a​n Werten d​er Europäischen Union (EU).[43] Die Obersten Richter berichteten v​on enormem Druck d​urch die Regierung, w​ozu auch Drohungen g​egen ihre Familien gehörten. Die EU äußerte s​ich entschlossen d​ie Unabhängigkeit d​er Justiz i​n Rumänien z​u garantieren.[44]

Bei d​en Präsidentschaftswahlen 2014 w​urde Klaus Johannis, d​er Bürgermeister v​on Hermannstadt, z​um Nachfolger Băsescus gewählt. Er setzte s​ich in e​iner Stichwahl g​egen Ministerpräsident Ponta durch.

Am 4. November 2015 erklärte Ponta sowohl seinen Rücktritt v​on den Regierungsämtern a​ls auch d​en seines gesamten Kabinetts. Dem vorausgegangen w​aren tagelange Proteste u​nd Demonstrationen m​it über 20.000 Teilnehmern[45] i​n Bukarest, d​ie sich g​egen den Ministerpräsidenten, d​en Innenminister Gabriel Oprea u​nd den Stadtteilbürgermeister Cristian Popescu Piedone gerichtet hatten.[46] Auslöser d​er Protestwelle w​ar der verheerende Brand i​n einem Bukarester Nachtclub a​m 31. Oktober 2015, d​er über 60 Todesopfer gefordert hatte. Die h​ohe Opferzahl k​am nach Aussagen v​on Präsident Klaus Johannis zustande, w​eil einfachste Sicherheitsvorschriften ignoriert worden seien. Nach Ansicht d​er Demonstranten h​atte der Nachtclubbesitzer s​eine Betriebsgenehmigung d​urch Schmiergelder erkauft u​nd dies s​ei symptomatisch für d​ie Korruption i​n Rumänien.[47] Als Interims-Regierungschef w​urde der bisherige Bildungsminister Sorin Cîmpeanu benannt.[48]

Demonstration in Bukarest am 29. Januar 2017

2017 k​am es z​u wochenlangen Protesten i​n Rumänien g​egen die n​ach der Parlamentswahl 2016 gebildete Regierung Sorin Grindeanus.[49] Sie w​aren der größte Massenprotest i​n der Geschichte Rumäniens. Im Zentrum d​er Proteste standen angestrebte Änderungen d​es Strafgesetzbuches u​nd eine Gesetzesinitiative z​ur Begnadigung v​on Hunderten w​egen Amtsmissbrauchs angeklagten Amtsträgern. Nach d​er Veröffentlichung d​er Verordnungen a​m 31. Januar fanden für 15 Tage i​n Folge i​n vielen Städten d​es Landes täglich Demonstrationen g​egen die Regierung statt. Die vorläufigen Höhepunkte bildeten d​ie Proteste v​om 1. Februar m​it landesweit e​twa 450.000 Teilnehmern u​nd die Proteste v​om 5. Februar m​it etwa 500.000 Teilnehmern allein i​n Bukarest. Der Senat sprach s​ich am 14. Februar einstimmig g​egen die Verordnung aus.[50] Auch d​as rumänische Parlament lehnte a​m 21. Februar d​as Dekret ab.[51]

Siehe auch

Literatur

  • Mircea Babeş, Ion Ioniță, Ioan Piso, Alexandru Vulpe: Rumänien und Republik Moldau. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 25, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2003, ISBN 3-11-017733-1, S. 465–489.
  • Edda Binder-Ijima, Heinz-Dietrich Loewe, Gerald Völker (Hrsg.): Die Hohenzollern in Rumänien 1866–1947. Eine monarchische Herrschaftsordnung im europäischen Kontext, Böhlau, Köln/Weimar/Wien, ISBN 978-3-412-20540-9.
  • Ion Bulei: Kurze Geschichte Rumäniens. Bukarest 1998, ISBN 973-96876-2-8.
  • Simon Geissbühler: Blutiger Juli. Rumäniens Vernichtungskrieg und der vergessene Massenmord an den Juden 1941. Schöningh, Paderborn 2013, ISBN 978-3-506-77675-4.
  • Benjamin M. Grilj (Hrsg.): Schwarze Milch. Zurückgehaltene Briefe aus den Todeslagern Transnistriens. Studienverlag, Innsbruck/Wien/Bozen 2013, ISBN 978-3-7065-5197-7.
  • Walter König: Schola seminarium rei publicae. Aufsätze zur Geschichte und Gegenwart des Schulwesens in Siebenbürgen und Rumänien (= Siebenbürgisches Archiv. 38), Köln/Weimar/Wien 1996.
  • Thede Kahl, Michael Metzeltin, Mihai-Răzvan Ungureanu (Hrsg.): Rumänien. Raum und Bevölkerung – Geschichte und Geschichtsbilder – Kultur – Gesellschaft und Politik heute – Wirtschaft – Recht – Historische Regionen. Österreichische Osthefte 48, Wien, ISBN 3-8258-0069-5.
  • Mircea Rebreanu: Die schicksalhaften Entscheidungen in der rumänischen Geschichte. Egelsbach, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-89349-932-6.
  • Ekkehard Völkl: Rumänien. Regensburg 1995, ISBN 3-7917-1463-5.
  • Richard Wagner: Sonderweg Rumänien. Berlin 1991, ISBN 3-88022-047-6.
  • Andreas Hillgruber: Hitler, König Carol und Marschall Antonescu: Die deutsch-rumänischen Beziehungen 1938–1944. Wiesbaden, 1965 (online)
Commons: Geschichte Rumäniens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Im romanischen Sprachraum ist diese Bezeichnung bis heute verbreitet. Vgl. Freddy Thiriet, La Romanie vénitienne au Moyen Age, Paris 1975.
  2. Warren Treadgold: A History of the Byzantine State and Society
  3. C. Jireček: Geschichte der Bulgaren
  4. Lucian Boia: Geschichte und Mythos – Über die Gegenwart des Vergangenen in der rumänischen Gesellschaft. Köln/Weimar/Wien 2003, S. 104 f.
  5. Leo Weisgerber: Walhisk: Die geschichtliche Leistung des Wortes Welsch. Rheinische Vierteljahrsblätter 13, 1–4 (1948), S. 87 ff.; Hans Krahe: Sprache und Vorzeit: europäische Vorgeschichte nach dem Zeugnis der Sprache. Verlag Quelle & Meyer, Heidelberg 1954, ISBN 3-494-00230-4, S. 43..
  6. Harald Roth: Kleine Geschichte Siebenbürgens. 3., aktualisierte Auflage. Köln 2007.
  7. Vgl. Petre S. Nasturel, Le mont Athos et les roumains: recherches sur leurs relations du milieu du XIVe siecle a 1654, Orientalia Christiana Annalecta, Rom, 1986 und Neagu Djuvara, Le pays roumain entre Orient et Occident: les principautés danubiennes au début du XIXe siècle, Publications orientalistes de France, 1989.
  8. Glenn E. Torrey: Rumania and the Belligerents 1914–1916. In: The Journal of Contemporary History. 1, No 3 (1966), S. 171–191, S. 183.
  9. Friedrich Stieve (Hrsg.): Iswolski im Weltkriege. Der Diplomatische Schriftwechsel Iswolskis aus den Jahren 1914–1917. Neue Dokumente aus den Geheimakten der russischen Staatsarchive. Im Auftrage des Deutschen Auswärtigen Amtes. Berlin 1925, S. 206f. (Wortlaut)
  10. Vorfrieden von Buftea (PDF; 11 kB), abgefragt am 5. März 2010.
  11. Die Karlsburger Beschlüsse (Memento vom 2. Juni 2009 im Internet Archive)
  12. Raoul V. Bossy, George H. Bossy, Michel-André Bossy: Recollections of a Romanian diplomat, 1918–1969: diaries and memoirs of Raoul V. Bossy, Volume 2. Hoover Press, 2003, ISBN 0-8179-2951-7, S. 534 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. chroniknet.de, Das Jahr 1940 – Dreimächtepakt sucht Bündnispartner in Mittel- und Osteuropa und richtet sich gegen die UdSSR
  14. odessitclub.org (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive), The World Odessit Club: Odessa from Peace to Occupation, in englischer Sprache
  15. worldwar2.ro, General Petre Dumitrescu
  16. sueddeutsche.de Oliver Das Gupta, 11. August 2012: Rumänischer Premier macht Holocaust-Leugner zum Minister – CDU fordert Rücktritt von Pontas Vertrautem.
  17. Friedrich Battenberg: Das Europäische Zeitalter der Juden. Zur Entwicklung einer Minderheit in der nichtjüdischen Umwelt Europas. Band II, Darmstadt 1990, ISBN 3-534-11382-9, S. 307.
  18. jura.uni-hamburg.de (Memento vom 29. Dezember 2013 im Internet Archive) (PDF; 3 MB), Otto Luchterhandt: Ostrecht I, Geschichtliche und geografische Grundlagen. S. 31.
  19. Weber/Weber-Schlenther/Nassehi/Sill/Kneer, „Deportation von Siebenbürger Sachsen in die Sowjetunion 1945–1949“, 3 Bände, Böhlau Verlag, Köln
  20. Bodenreformgesetz Nr. 187 vom 23. März 1945.
  21. Waffenstillstandsvereinbarung mit Rumänien
  22. Jad Adams: Women and the Vote. A World History. Oxford University Press, Oxford 2014, ISBN 978-0-19-870684-7, Seite 438
  23. Siegfried Kogelfranz: So weit die Armeen kommen …, in: Der Spiegel, Nr. 37/1984 vom 10. September 1984.
  24. Thomas Kunze, Nicolae Ceaușescu, Berlin 2000, ISBN 3-86153-211-5, S. 326.
  25. siehe ausführlich Gail Kligman: The Politics of Duplicity. Controlling Reproduction in Ceausescu’s Romania. Berkeley: University of California Press 1998.
  26. Hildrun Glass: Minderheit zwischen zwei Diktaturen: zur Geschichte der Juden in Rumänien 1944–1949, Ausgabe 112 der Südosteuropäischen Arbeiten. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2002, ISBN 3-486-56665-2, S. 114 f.
  27. Ion Mihai Pacepa: Red Horizons: The True Story of Nicolae and Elena Ceausescus’ Crimes, Lifestyle, and Corruption. Regnery Publishing, Inc., 1990, ISBN 0-89526-746-2 (englisch).
  28. Hans Vastag, György Mandics, Manfred Engelmann: Temeswar, Symbol der Freiheit. Wien 1992, ISBN 3-85002-311-7, S. 54 f.
  29. Vastag u. a., S. 24 f., 65.
  30. Kunze, S. 307.
  31. Olaf Leiße: Rumänien und Bulgarien vor dem EU-Beitritt, Das Parlament
  32. ziua.ro
  33. Rumänischer Geheimdienstchef soll Ministerpräsident werden, Die Zeit vom 7. Februar 2012, abgerufen am 18. Juli 2012.
  34. sueddeutsche.de, Süddeutsche Zeitung: Rumänien: Regierung stürzt im Streit über Sparpolitik, 27. April 2012, abgerufen am 18. Juli 2012.
  35. faz.net, Frankfurter Allgemeine Zeitung: Rumänien: Misstrauensvotum stürzt Mitte-rechts-Regierung, 27. April 2012, abgerufen am 18. Juli 2012.
  36. taz.de, die tageszeitung, William Totok: Schlagen und vertragen, 16. Juli 2012
  37. rri.ro (Memento vom 15. Mai 2013 im Internet Archive), Radio Romania International: Die Vorsitzenden des Senats und der Abgeordnetenkammer wurden abgewählt, 10. Juli 2012, abgerufen am 19. Juli 2012.
  38. wirtschaftsblatt.at (Memento vom 18. Juli 2012 im Internet Archive), Wirtschaftsblatt, Rumänien schneidert Gesetz für Sturz des Präsidenten, 10. Juli 2012, abgerufen am 18. Juli 2012.
  39. mdr.de (Memento vom 1. August 2012 im Internet Archive), Mitteldeutscher Rundfunk: Der bizarre „Krieg zwischen den Palästen“, 29. Juli 2012, abgerufen am 16. August 2012.
  40. nzz.ch, Neue Zürcher Zeitung, Rudolf Hermann: Ein Sieg Băsescus, der keiner ist, 30. Juli 2012, abgerufen am 30. Juli 2012.
  41. rp-online.de, Rheinische Post: Rumäniens Richter zweifeln an Referendum – Băsescu bleibt bis 12. September suspendiert, 2. August 2012, abgerufen am 3. August 2012.
  42. derstandard.at, Der Standard: Premier bedingt zu Kohabitation mit Präsident bereit, 15. August 2012, abgerufen am 16. August 2012.
  43. dw.de, Deutsche Welle, Keno Verseck: Die politische Krise Rumäniens, 14. August 2012, abgerufen am 16. August 2012.
  44. zeit.de, Die Zeit: Rumäniens Verfassungsgericht ruft Europa um Hilfe an, 8. August 2012, abgerufen am 16. August 2012.
  45. Reaktion auf Brandkatastrophe: Rumäniens Regierung tritt zurück. In: Der Spiegel vom 4. November 2015. Abgerufen am 5. November 2015.
  46. Rumäniens Ministerpräsident Victor Ponta tritt zurück. In: Deutsche Welle vom 4. November 2015. Abgerufen am 5. November 2015.
  47. Stephan Ozsváth: Rumäniens Regierung tritt zurück. (Memento vom 6. November 2015 im Internet Archive) In: Tagesschau.de vom 4. November 2015. Abgerufen am 5. November 2015.
  48. Neuer Interims-Regierungschef benannt.@1@2Vorlage:Toter Link/www.deutschlandfunk.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Deutsche Welle vom 6. November 2015. Abgerufen am 6. November 2015.
  49. Drei Tage Wut auf die Regierung. In: Zeit Online vom 3. Februar 2017.
  50. Radu Marinas: Romania’s upper house of parliament backs withdrawal of graft decree. In: Reuters vom 14. Februar 2017.
  51. Parlament hebt Korruptionsdekret auf. In: Spiegel Online vom 21. Februar 2017.
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