Brigham Young University
Die Brigham Young University (BYU) ist eine konfessionelle Universität im Besitz der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) und ist Teil des Bildungswesens der Kirche. Sie liegt in Provo im US-Bundesstaat Utah. Die Bildungseinrichtung wurde 1875 vom deutschen Gymnasiallehrer Karl G. Mäser als Brigham Young-Akademie (Brigham Young Academy) gegründet. Ihren Namen erhielt sie nach Brigham Young, dem zweiten Präsidenten der Glaubensgemeinschaft.
Da die BYU eine konfessionelle Universität ist, studieren dort überwiegend Mitglieder der Kirche Jesu Christi. Sie steht aber grundsätzlich allen Interessierten offen. Als konfessionelle Institution verfolgt sie ein spezielles Erziehungsziel, das über einen rein intellektuellen Bildungsanspruch hinausgeht und die ganze Persönlichkeit ausgewogen erfassen soll. Im „BYU Mission Statement“ wird das spezifiziert. Die ersten Sätze lauten:
„Die Mission der Brigham Young University, gegründet, finanziert und geleitet von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, ist es, Menschen in ihrem Streben nach Vollkommenheit und ewigem Leben zu unterstützen. Diese Unterstützung soll einen Zeitabschnitt intensiven Lernens in einem anregenden Umfeld ermöglichen, wo eine Selbstverpflichtung zu hervorragender Leistung erwartet wird und die volle Verwirklichung menschlicher Möglichkeiten angestrebt wird.“
Aus diesem Grund ist für jeden Studenten, egal welcher Fachrichtung, die Teilnahme an Kursen über religiöse Themen vorgeschrieben.
Verhaltenskodex für Studierende, Lehrkörper und Angestellte
Ein „Honor Code“, der den Geboten und Regeln der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage gemäß formuliert wurde, regelt nicht nur akademisches Verhalten, sondern auch Moral und angemessenes Auftreten und Aussehen.[1]
Der Ehrenkodex verlangt:
- Abstinenz von illegalen Drogen, Alkohol, Tabak, Kaffee und Tee. Diese Substanzen sind nach dem Wort der Weisheit der Glaubensgemeinschaft verboten.
- Ehrlichkeit
- Ermutigung anderer, sich an den Ehrenkodex zu halten
- ein keusches und tugendhaften Leben zu führen:
- Angemessenes, geschlechtsspezifisches Verhalten (keine sexuelle Belästigung)
- Keine Beteiligung/Beschäftigung mit pornographischem oder unanständigem Material
- Keine unangemessenen, sexuellen Aktivitäten (keine sexuellen Beziehungen außerhalb einer Ehe)
- Gesetzestreue
- Aktive Teilnahme an Kirchendiensten (entsprechend der Religion des Studierenden)
- gegenseitiger Respekt
- Saubere Sprache (keine Vulgärsprache)
- Befolgung der Hausordnung (Besuchszeiten für Menschen des anderen Geschlechts)
- Bekleidungs- und Aussehenstandards: Es sind die Richtlinien für Kleidung, Aussehen und Wohnen zu beachten. Röcke müssen bis zum Knie reichen und Hemden dürfen nicht ärmellos sein. Hautenge, nahtlose und entblößende Kleidung ist nicht angemessen. Studenten sollten weder Voll- noch Spitzbärte tragen. Die Frisurlänge muss oberhalb der Ohren sein und Koteletten dürfen nicht tiefer als die halbe Ohrhöhe reichen.
- Studierenden ist es nicht gestattet, auf dem Campus Schusswaffen zu tragen.[2]
Besonders stark in die Kritik von außen geriet der Punkt des Verhaltenskodex, der eine sexuelle Beziehung nur zwischen miteinander verheirateten, heterosexuellen Partnern zulässt. Wer sich nicht daran hält, kann von der Universität verwiesen werden.
Die BYU bietet in 198 Studiengängen einen Bachelor-Abschluss, in 69 einen Master und einen Promotionsabschluss in 28. Die Universität ist in 11 Colleges unterteilt. In Jura und Management wurde sie von U.S. News & World Report unter die 40 besten Universitäten der USA eingereiht.
Neben dem Hauptcampus in Provo betreibt die BYU Studienzentren in Jerusalem, London, Paris und an anderen Orten, um Studenten Auslandserfahrungen zu ermöglichen.
Die Schwesterinstitutionen BYU-Hawaii in Lāʻie und BYU-Idaho in Rexburg sind von der BYU in Provo unabhängig, werden aber genauso von der Kirche geführt und verlangen die Befolgung desselben Ehrenkodex.
Lehrfreiheit
1992 entwarf die Universität ihr gegenwärtiges „Statement on Academic Freedom“.[3] Dies schreibt Einschränkungen der Lehrfreiheit in drei Bereichen vor: Demnach darf keine öffentliche Äußerung (oder Äußerungen vor Studierenden) gemacht werden, die „(1) fundamentaler Kirchendoktrin oder -politik widerspricht oder entgegenwirkt, statt zu analysieren oder diskutieren, (2) absichtlich die Kirche oder ihre allgemeine Führung angreift, oder (3) dem Verhaltenskodex zuwiderläuft, weil die Äußerung unehrlich, unkeusch, profan oder unangemessen respektlos anderen gegenüber ist.“
Sport
Die Sportteams der Brigham Young University sind die Cougars. Im Moment ist die Hochschule sportartenabhängig Mitglied in der West Coast Conference und der Mountain Pacific Sports Federation. Zusätzlich nimmt das Footballteam als FBS Independent in der FBS am College Football teil.
Ab dem 1. Juli 2023 wird BYU ein vollwertiges Mitglied in der Big 12.[4]
Präsidenten
- 1876–1876: Warren Newton Dusenberry (1836–1915)
- 1876–1892: Karl Gottfried Mäser (1828–1901)
- 1892–1903: Benjamin Cluff (1858–1948)
- 1904–1921: George H. Brimhall (1852–1932)
- 1921–1945: Franklin S. Harris (1884–1960)
- 1945–1949: Howard S. McDonald (1894–1986)
- 1951–1971: Ernest L. Wilkinson (1899–1978)
- 1971–1980: Dallin H. Oaks (* 1932)
- 1980–1989: Jeffrey R. Holland (* 1940)
- 1989–1995: Rex E. Lee (1935–1996)
- 1996–2003: Merrill J. Bateman (* 1936)
- 2003–2014: Cecil O. Samuelson (* 1941)
- 2014–: Kevin J Worthen (* 1956)
Berühmte Absolventen
- Brian Billick, American-Football-Spieler und -Trainer
- Paul Delos Boyer, Chemie-Nobelpreisträger
- Shawn Bradley, Basketballspieler
- Michael Coleman, Maler und Bildhauer
- Ally Condie, Jugendbuch-Autorin
- Krešimir Ćosić, jugoslawischer (kroatischer) Basketballspieler
- Valoy Eaton, Landschaftsmaler
- Aaron Eckhart, Schauspieler
- Massimiliano Frani, Pianist und Komponist
- Frank Fredericks, namibischer Leichtathlet
- Jimmer Fredette, Basketballspieler
- Masa Fukuda, Songwriter. Dirigent und Musiker
- Travis Hall, American-Football-Spieler
- Orrin Hatch, US-Senator von Utah von 1977 bis 2019
- Jon Heder, Schauspieler
- Gary R. Herbert, Gouverneur von Utah
- Taysom Hill, American-Football-Spieler
- Jim McMahon, American-Football-Spieler
- Stephenie Meyer, Jugendbuch-Autorin
- Doug Padilla, ehemaliger Leichtathlet
- Mitt Romney, US-Senator
- Brandon Sanderson, Fantasy-Autor
- Lindsey Stirling, Musikerin
- Mike Weir, kanadischer Golfer
- Jamaal Williams, American-Football-Spieler
- Zach Wilson, American-Football-Spieler
- Steve Young, American-Football-Spieler, Fernsehmoderator
- Tara Westover, Historikerin und Schriftstellerin
Einzelnachweise
- Church Educational System Honor Code. In: 2013-2014 Undergraduate Catalog. BYU, archiviert vom Original am 10. April 2014; abgerufen am 14. Juli 2014 (englisch).
- David Johnson: Concealed Weapons Prohibited at BYU. In: The Universe. BYU, abgerufen am 28. Februar 2006.
- Statement on Academic Freedom at BYU. BYU, 14. September 1992, archiviert vom Original am 29. November 2009; abgerufen am 11. Januar 2008 (englisch).
- Jon McBride: BYU to join Big 12 Conference. auf der offiziellen Website der BYU Cougars, 10. September 2021, abgerufen am 28. November 2021 (amerikanisches Englisch).