Berlin-Hellersdorf
Hellersdorf ist ein Ortsteil im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf. Bis zur Verwaltungsreform 2001 bestand seit 1986 der Bezirk Hellersdorf. Der Ortsteil entstand aus dem Projekt einer Großwohnsiedlung in Plattenbauweise durch Ausgliederung aus dem damaligen Stadtbezirk Marzahn. Zum ehemaligen Bezirk Hellersdorf gehörten die Ortsteile Kaulsdorf, Mahlsdorf und der namensgebende Ortsteil Hellersdorf.
Geographie
Hellersdorf liegt im Nordosten des Bezirks Marzahn-Hellersdorf und damit an der östlichen Landesgrenze Berlins zu Brandenburg. An der westlichen Stadtteilgrenze fließt die Wuhle in südlicher Richtung. Der Hellersdorfer Graben durchfließt eine Kette von Parks in Hellersdorf (Park Hellwigstorp, Regine-Hildebrand-Park, Kurt-Julius-Goldstein-Park, Park am Hellersdorfer Graben) und mündet in die Wuhle. An der nördlichen Stadtteilgrenze liegt die Hönower Weiherkette, südlich der Berliner Straße und der Teupitzer Park südlich der Landsberger Chaussee.
Geschichte
Von der Ersterwähnung bis zum 19. Jahrhundert
Hellersdorf wurde wie viele andere Dörfer der Umgebung Berlins erstmals urkundlich im Landbuch Kaiser Karls IV. von 1375 erwähnt. Es trug den Namen „Helwichstorpp“, umfasste 25 Hufen und gehörte den Brüdern Dirike. Diese besaßen auch einen neun Hufen großen Ritterhof, der Pfarrer verfügte über drei freie Hufen (Wedemhof). Neben dem aufgeführten Krug arbeitete zu dieser Zeit bereits eine Mühle in der Barnim-Ortschaft. Das ebenfalls im Landbuch auftauchende „Hellwichstorf“ war der Burg Köpenick unterstellt, lag zu diesem Zeitpunkt aber „wüst“, war also unbesiedelt.[1][2]
In den Urkunden des 15. und 16. Jahrhunderts, erstmals 1416, wurde auch das zweite „Hellersdorf“ als „wuste dorff helwerstorff“ bezeichnet. Nachdem 1618 der brandenburgische Kanzler Johann von Löben Hellersdorf gekauft und seinem Gutsbezirk Blumberg angegliedert hatte, wurde nach dem Besitzerwechsel des Ortes Blumberg (und somit auch Hellersdorfs) an den Grafen von Arnim 1836 das Dorf zu einem Rittergut ausgebaut.
Im Jahr 1886 erwarb die Stadt Berlin das Gut Hellersdorf und legte östlich der Wuhle Rieselfelder an. Außerdem ließ der Berliner Magistrat die Anstalt für Epileptische Wuhlgarten zur Unterbringung und Pflege chronisch Kranker hier errichten.
Nach 1920
Mit der Bildung von Groß-Berlin wurde Hellersdorf 1920 eingemeindet und Teil des neuen Bezirks Lichtenberg. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte es ab 1945 zum sowjetischen Sektor Berlins. 1979 wurde Hellersdorf Teil des neu gegründeten Stadtbezirks Marzahn und im Rahmen der Entstehung des Neubaugebietes 1986 Namensgeber des damals neuen Stadtbezirks Hellersdorf.
Ab 1985 begann auf dem Gebiet ehemaliger Rieselfelder der Bau einer neuen Großwohnsiedlung. Die U-Bahn-Verbindung ins Stadtzentrum wurde 1989 in Betrieb genommen. Es wurden auch Flächen bebaut, die eigentlich zur Gemeinde Hönow im Bezirk Frankfurt (Oder) gehörten und damit außerhalb der Stadtgrenze lagen, nämlich die Wohngebiete beiderseits der heutigen Louis-Lewin-Straße. Aufgrund des Viermächteabkommens über Berlin war es nicht möglich, die Stadtgrenze zu verschieben. Daher blieben diese Gebiete formal weiterhin Hönow zugehörig. Die Ver- und Entsorgung (Strom, Wasser, Post) erfolgten allerdings von Berlin aus. Im Zuge der Vereinigung Berlins 1990 wurde die Stadtgrenze offiziell nach Osten in ihre heutige Lage verschwenkt.
Als zweitgrößtes Bauprojekt Berlins wurde am 11. September 1997 das Ortsteilzentrum Helle Mitte fertiggestellt und feierlich eröffnet. Es gilt seit den 2010er Jahren als urbanes Zentrum von Hellersdorf.
Im Rahmen der Berliner Bezirksreform wurde 2001 die Herauslösung der Ortsteile Hellersdorf, Kaulsdorf und Mahlsdorf aus dem 1979 entstandenen Bezirk Marzahn rückgängig gemacht. Der neue Bezirk trägt nunmehr den Namen Marzahn-Hellersdorf.
Auf dem Gelände des ehemaligen Stadtgutes und umliegenden Flächen wird durch das kommunale Wohnungsunternehmen Gesobau bis 2023 das Quartier Stadtgut Hellersdorf[3] mit etwa 1500 Wohnungen errichtet. Entlang der Zossener Straße und der Kastanienallee entstehen Wohnhäuser. Die denkmalgeschützten Gebäude des Gutes[4] und die historische Wohnbebauung werden saniert. Durch Um- und Neubauten sollen 7000 bis 9000 m² Gewerbeflächen zur Verfügung stehen. Ein neues Zentrum für den Ortsteil mit Gastronomie und kulturellen Einrichtungen ist vorgesehen.[5]
Bevölkerung
Die Bevölkerung Hellersdorfs ist kontinuierlich gewachsen, von 2010 bis 2020 um 15 Prozent.
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Quelle: Statistischer Bericht A I 5. Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 31. Dezember. Grunddaten. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (jeweilige Jahre)[6]
Bildung, Kultur, Wissenschaft, Sport
Schulen
Mit dem Zuzug vieler junger Familien kamen auch zahlreiche Kinder nach Hellersdorf. Zwischen den Wohnbauten errichtete die Verwaltung daher typisierte Kitas und Schulgebäude. Im Bereich Helle Mitte siedelten sich die Alice-Salomon-Hochschule sowie ein Oberstufenzentrum an.
- Auswahl von Schulen im Ortsteil
- Grundschule Am Hollerbusch
- Schule Am Rosenhain
- Grundschule Am Schleipfuhl
- Ernst-Haeckel-Schule
- Kolibri-Grundschule
- Beatrix-Potter-Grundschule
- Melanchthon-Gymnasium
- Sartre-Gymnasium
Kunst
In Hellersdorf gibt es eine Vielzahl von großen Skulpturen, die vor allem aus den 1990er und früher 2000er Jahren stammen. Die größte eigenständige Skulptur findet sich an der Kreuzung zwischen Hellersdorfer Straße und Gülzower Straße und ist ein rund 18 Meter hohes Windspiel von dem Künstler Rolf Lieberknecht.[7]
Auswahl von weiteren Skulpturen:
- Balanceakt von Hubertus von Goltz auf den Hochhäusern der Eisenacher Straße 61 und 63
- Skulptur ohne Namen von Amilcar de Castro an der Neuen Grottkauer Straße
- Eisenholzstämme von Elisa Bracher vor dem Hellersdorfer Corso
- Sonnenuhr von einem unbekannten Künstler auf einem Hof an der Neuen Grottkauer Straße
Sport
In Hellersdorf gibt es zahlreiche Sportvereine und Sportanlagen. Überregionale Bedeutung besitzt der Athletik-Club Berlin (verschiedene deutsche und Berliner Meister im Bereich Leichtathletik). Eine weitere Anlage ist der „Hellersdorfer Walkout“ am Cecilienplatz. Hier können Hobbysportler zwischen zwei Routen wählen und sportliche Aufgaben erfüllen, die überall in der näheren Umgebung auf kleinen blau-weißen Schildern verteilt sind. Die „lässige Route“ hat eine Länge von rund 300 Metern und hat acht Stopps, während die „flotte Route“ etwa 1100 Meter lang ist und vierzehn Stopps hat.[8]
Verkehr
Öffentlicher Personennahverkehr
Die Großwohnsiedlung ist durch die Linie U5 (Hauptbahnhof–Hönow) der U-Bahn mit sieben Bahnhöfen an das Berliner Verkehrsnetz angeschlossen. Im Ortsteil liegt der Gleiskörper auf einem offenen Bahndamm.
Am S- und U-Bahnhof Wuhletal halten auch die Züge der S-Bahn-Linie S5 (Westkreuz–Strausberg Nord).
Die Straßenbahnlinien M6 und 18 durchqueren das nördliche und östliche Gebiet des Ortsteils. Weiterhin verkehren mehrere Omnibuslinien, u. a. die Buslinie 195 (S-Bahnhof Mahlsdorf–Kaulsdorf, Myslowitzer Straße).
Individualverkehr
Am nördlichen Rand von Hellersdorf verläuft in West-Ost-Richtung die Landsberger Allee, die sich als Landsberger Chaussee fortsetzt. Der Straßenzug Stendaler Straße – Riesaer Straße erschließt den Ortsteil in Nord–Südost-Richtung, der Straßenzug Hellersdorfer Straße–Gülzower Straße verbindet das Zentrum von Hellersdorf mit dem S- und U-Bahnhof Wuhletal an der Ortsteilgrenze zu Biesdorf.
Für Radfahrer gibt es entlang einiger Straßen gesonderte Radfahrstreifen, beispielsweise in der Eisenacher Straße und der Märkischen Allee.
Persönlichkeiten
- Ronald M. Schernikau (1960–1991), Schriftsteller, lebte zur politischen Wendezeit in Hellersdorf
- Gerd Christian (* 1950), Schlagersänger, lebt in Hellersdorf
- Ole Kreins (* 1979), Politiker (SPD), wuchs in Hellersdorf auf
Siehe auch
Literatur
- André Gaedecke: Hellersdorf. Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke. Bd. 14. Stapp, Berlin 1996, ISBN 3-87776-073-2.
Weblinks
- Geschichte des Dorfes und des Gutes Hellersdorf beim Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf
- Hellersdorf. In: Stadtentwicklung beim Luisenstädtischen Bildungsverein
- MaHe.Berlin – Informationsseite rund um den Ortsteil Hellersdorf mit vielen Bildern
- Heimatverein Marzahn (PDF; 132 kB) mit den Chroniken von Hellersdorf, Mahlsdorf und Kaulsdorf
Einzelnachweise
- Johannes Schultze (Hrsg.): Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375. Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, Barnym. Districtus Berlin. Helwichstorpp, S. 115.
- Johannes Schultze (Hrsg.): Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375. Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, De castris super Teltow, S. 38–41.
- Quartier Stadtgut Hellerdorf auf www.gesobau.de
- Baudenkmal Städtisches Rieselgut Hellersdorf
- Ein neues Stadtviertel wächst. In: Berliner Woche, Ausgabe Hellersdorf, Kaulsdorf und Mahlsdorf, 10. Juni 2020, S. 2.
- Statistischer Bericht A I 5 – hj 2 / 20. Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 31. Dezember 2020. Grunddaten. S. 29
- Skulpturen in Hellersdorf (Memento vom 21. Januar 2017 im Internet Archive) auf info-marzahn-hellersdorf.de
- Der Hellersdorfer Walkout (Memento vom 21. Januar 2017 im Internet Archive) – kurze Beschreibung der beiden Routen mit einigen zusätzlichen Angaben