Max von Forckenbeck
Maximilian (Max) Franz August von Forckenbeck (* 23. Oktober 1821 in Münster; † 26. Mai 1892 in Berlin) war ein deutscher Verwaltungsjurist und Politiker im Königreich Preußen. Er war Oberbürgermeister von Breslau und von 1878 bis 1892 Berliner Oberbürgermeister. Er gilt als einer der bedeutendsten Oberbürgermeister Berlins, weil er durch seine umsichtige und sparsame Führung viel für die Berliner und ihre Stadt erreichte.
Leben
1821 wurde Max von Forckenbeck als Sohn einer münsterländischen Familie geboren. Seine Eltern waren der Vizepräsident des Oberlandgerichts in Glogau Franz von Forckenbeck (* 1796 in Münster; † 1849 in Berlin) und dessen Ehefrau Brigitte Hosius (1793 in Münster; † 1827 in Paderborn).[1]
Ab 1838 studierte er Rechtswissenschaft an der Hessischen Ludwigs-Universität. 1840 wurde er im Corps Teutonia Gießen aktiv.[2] Als Inaktiver wechselte er an die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin.
Ab 1842 war er zuerst als Referendar und ab 1847 als Assessor am Glogauer Stadtgericht tätig. Als Präsident des liberalen Glogauer Konstitutionellen Vereins seit 1848 wurde er 1849 vom Preußischen Justizministerium für die ostpreußische Stadt Mohrungen als Rechtsanwalt zugelassen.
1858 nahm Forckenbeck am ersten Kongreß deutscher Volkswirte teil und er war einer der Gründer der Volkswirtschaftlichen Gesellschaft für Ost- und Westpreußen.[3]
Bis 1859 arbeitete er zugleich als Stadtverordneter und Vertreter der Stadt beim Kreistag. 1859 wurde er als Mitglied der liberalen Fraktion in das Preußische Abgeordnetenhaus gewählt und versuchte dort von Anfang an eine liberale Partei zu konstituieren. Am 13. Januar 1861 trennen sich die „Fraktion Forckenbeck“ und die „Fraktion Vincke“. Forckenbeck gründet die Deutsche Fortschrittspartei.
1861 schaffte Forckenbeck es in den Ausschuss des Deutschen Nationalvereins, dem er 1859 beigetreten war. Während des preußischen Verfassungskonfliktes 1862 bis 1866 versuchte er, als führendes Mitglied der Fortschrittspartei, dem offenen Konflikt mit Otto von Bismarck aus dem Weg zu gehen. Aufgrund seiner umsichtigen Bemühungen um Verständigung wurde er von 1866 bis 1873 Präsident des preußischen Abgeordnetenhauses und von 1874 bis 1879 Reichstagspräsident. Zeitgleich gründete Max von Forckenbeck mit anderen die Nationalliberale Partei und wurde am 8. Juli 1872 zum Oberbürgermeister der Stadt Breslau gewählt.
Ab 1873 war Forckenbeck Mitglied des Preußischen Herrenhauses und wurde am 26. September 1878 mit einer überwältigenden Mehrheit zum Berliner Oberbürgermeister gewählt. 1879 widmete er sich ausschließlich seiner Tätigkeit als Bürgermeister und legte das Amt des Reichstagspräsidenten nieder. Während seiner Amtszeit widmete sich Forckenbeck vor allem der Reform des Schulwesens und dem Ausbau der städtischen Infrastruktur. So wurde zum Beispiel während seiner ersten Amtszeit die Kanalisation und Wasserversorgung der Stadt verbessert und das Verkehrsnetz ausgebaut. Außerdem ließ er die hygienischen Verhältnisse in der Stadt verbessern und in der Stadt zahlreiche Erholungsmöglichkeiten schaffen, zum Beispiel den Viktoriapark in Kreuzberg. Des Weiteren machte sich Forckenbeck für die Privatisierung städtischer Sektoren stark. So wurde ein Großteil der Berliner Straßenbeleuchtung durch private Unternehmen gewährleistet.
Alle diese Verdienste führten dazu, dass Forckenbeck 1890 wiedergewählt wurde. Während seiner zweiten Amtszeit versuchte er vor allem das Verhältnis zwischen staatlicher und städtischer Verwaltung zu verbessern und strebte die Eingemeindung der Berliner Vororte an, die er selbst nicht mehr erlebte. Am 26. Mai 1892 starb Max von Forckenbeck in Berlin an den Folgen einer Lungenentzündung. Sein Grab befand sich auf dem evangelischen Nikolaikirchhof.
Familie
Er heiratete im Jahr 1856 in Königsberg in Preußen Maria Reschke (1831–1876). Das Paar hatte einen Sohn und drei Töchter:[1]
- Franz (1857–1922), Landgerichtsdirektor in Frankfurt am Main, ⚭ Lisbeth Hagens (* 1868)
- Klara (* 1859), ⚭ Heinrich von Gablenz (1845–1917), preußischer Generalleutnant
- Maria (* 1860), ⚭ Ernst Bothe (1854–1942), preußischer Generalleutnant
- Anna (* 1864), ⚭ Konstantin von Bentheim († 1897), preußischer Hauptmann im 2. Garde-Feldartillerie-Regiment
Städtische Ehrungen
- Gedenktafel in der Jüdenstraße in Berlin-Mitte
- Forckenbeckplatz in Berlin-Friedrichshain
- Forckenbeckstraße in Berlin-Schmargendorf
- Forckenbeckstraße (heute ul. Aleksandra Hercena) bis 1945 im damaligen Breslau
Werke
- Der General-Bericht der Budget-Kommission erstattet von den Abgeordneten von Forckenbeck. Hermann, Berlin 1865
- Die Reichstagswahl in Elberfeld-Barmen. Graf von Bismarck, Max von Forckenbeck, Dr. von Schweitzer. Ein Beitrag zur Geschichte der Parteien im Wupperthal. Lucas, Elberfeld 1867.
- Antwort des Oberbürgermeisters von Berlin auf die Angriffe des Reichskanzlers. Gustav Schade, Berlin 1881 (Rede des Oberbürgermeister Dr. von Forckenbeck am 30. April 1881)
Literatur
- Erich Angermann: Forckenbeck, Maximilian (Max) Franz August von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 296–298 (Digitalisat).
- Max von Forckenbeck, Präsident des Preussischen Abgeordnetenhauses. Biographie mit Portrait. Jonas, Berlin 1867.
- Hermann Oncken: Forckenbeck, Max von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 48, Duncker & Humblot, Leipzig 1904, S. 630–650.
- Martin Philippson: Max von Forckenbeck. Ein Lebensbild. Reißner, Dresden/Leipzig 1898 (Männer der Zeit. Lebensbilder hervorragender Persönlichkeiten der Gegenwart und jüngsten Vergangenheit, 6).
- Hermann Robolsky: Die Deutsch-Freisinnigen: Eugen Richter, Heinrich Rickert, Professor Hänel, Professor Virchow, Max von Forckenbeck, Freiherr Schenk von Stauffenberg, Ludwig Bamberger, Ludwig Löwe, Professor Mommsen. Renger, Leipzig 1884 (Der Deutsche Reichstag von H. Wieramann, Teil 1).
- Heinrich Steinitz: Max von Forckenbeck. Oberbürgermeister von Berlin. Ein Lebensbild. Jubiläumsausgabe zum 70. Geburtstag. Mickisch, Berlin 1891.
- Helmut Steinsdorfer: Max von Forckenbeck (1821–1892). Zum 100. Todestag des Abgeordneten, Parlamentspräsidenten, Oberbürgermeisters von Breslau und Berlin. In: Historische Mitteilungen 6, 1993, S. 75–95.
Weblinks
- "Friedrichshainer Chronik" mit Informationen zu Forckenbeck und zum Platz; abgerufen am 11. Februar 2009
- Maximilian Forckenbeck auf berlinstreet.de
- Max von Forckenbeck in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
- Biografie von Max von Forckenbeck. In: Heinrich Best: Datenbank der Abgeordneten der Reichstage des Kaiserreichs 1867/71 bis 1918 (Biorab – Kaiserreich)
Einzelnachweise
- Gothaisches genealogisches Taschenbuch der briefadeligen Häuser, Zweiter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1908, S. 291–292.
- Kösener Korpslisten 1910, 58, 20.
- Gerhard Eisfeld: Die Entstehung der liberalen Parteien in Deutschland, Verlag für Literatur und Zeitgeschehen, Hannover 1969, S. 23.