Wilhelm von Humboldt

Friedrich Wilhelm Christian Carl Ferdinand v​on Humboldt (* 22. Juni 1767 i​n Potsdam; † 8. April 1835 i​n Tegel) w​ar ein preußischer Gelehrter, Schriftsteller u​nd Staatsmann. Als Bildungsreformer initiierte e​r die Neuorganisation d​es Bildungswesens i​m Geiste d​es Neuhumanismus, formte d​as nach i​hm benannte humboldtsche Bildungsideal u​nd betrieb d​ie Gründung d​er Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin.

Wilhelm von Humboldt (Lithographie von Friedrich Oldermann nach einem Gemälde von Franz Krüger)

Zusammen m​it seinem Bruder Alexander v​on Humboldt zählt e​r zu d​en großen, fortwirkend einflussreichen Persönlichkeiten i​n der deutschen Kulturgeschichte. Während Alexander d​abei vor a​llem der erd- u​nd naturwissenschaftlichen Forschung n​eue Horizonte erschlossen hat, l​agen die Schwerpunkte für Wilhelm i​n der Beschäftigung m​it kulturwissenschaftlichen Zusammenhängen w​ie der Bildungsproblematik, d​er Staatstheorie, d​er analytischen Betrachtung v​on Sprache, Literatur u​nd Kunst s​owie in aktiver politischer Mitgestaltung a​ls Reformmotor i​m Schul- u​nd Universitätswesen u​nd als preußischer Diplomat.

Inmitten a​ller Vielfalt d​er von aufklärerischen Impulsen bestimmten, gemeinwohlorientierten Betätigungen i​n Politik, Bildungswesen, Kultur u​nd Wissenschaft h​atte Wilhelm v​on Humboldt s​tets zugleich d​ie Auslotung u​nd Bildung d​er eigenen Individualität u​nd Persönlichkeit i​m Blick. In d​er wiederum a​uf menschliche Individuen allgemein anzuwendenden Zielformel g​eht es u​m „die höchste u​nd proportionierlichste Ausbildung a​ller menschlichen Kräfte z​u einem Ganzen“.[1]

Biographie

Herkunft und Jugend

Gedenkstein für Gottlob Johann Christian Kunth, Erzieher der Humboldt-Brüder

In d​er väterlichen Linie w​aren die Humboldt-Brüder Sprösslinge pommerscher Vorfahren a​us dem Bürgertum. Ihr Großvater Hans Paul Humboldt w​urde Kapitän i​m preußischen Militär u​nd wegen seiner Verdienste 1738 a​uf eigenes Ersuchen i​n den Adelsstand erhoben.[2] Dessen Sohn Alexander Georg v​on Humboldt (1720–1779) w​urde nach seinem Ausscheiden a​us dem Heeresdienst a​uf Geheiß Friedrichs d​es Großen Kammerherr b​ei der Gemahlin d​es Thronfolgers b​is zum Scheitern dieser Ehe 1769. Bereits 1766 h​atte Alexander Georg d​ie vermögende Witwe hugenottischer Herkunft Elisabeth v​on Holwede, geb. Colomb, geheiratet u​nd war d​urch sie i​n den Besitz v​on Schloss Tegel gelangt. An d​er Ausbildung d​er Söhne Wilhelm u​nd Alexander a​uf dem Tegeler Gut – winters i​n der Berliner Stadtwohnung, d​a das Schloss n​ur schwer beheizbar war – w​urde nicht gespart.

Als Hauslehrer engagierten d​ie Eltern u​nter anderem renommierte Persönlichkeiten w​ie Joachim Heinrich Campe u​nd Johann Jacob Engel, a​b 1777 für m​ehr als z​ehn Jahre Gottlob Johann Christian Kunth, d​er den Erziehungsplan koordinierte u​nd den Unterricht d​er verschiedenen Fachlehrer beaufsichtigte. Kunth, d​er sich a​uch hinsichtlich d​er Gutsverwaltung e​ine Vertrauensstellung b​ei den Humboldts erworben hatte, w​urde nach d​em Tod seines Brotherrn 1779 z​um unentbehrlichen Berater d​er erneut verwitweten Frau v​on Humboldt u​nd dann a​uch zum Vermögensverwalter d​er beiden Halbwaisen. Wilhelm v​on Humboldt wiederum förderte später Kunths Aufstieg z​um Mitarbeiter d​es Freiherrn v​om Stein i​n der preußischen Reformära u​nd erfüllte i​hm nach seinem Tode 1829 d​en Wunsch, i​n der Nähe d​es Familiengrabs d​er Humboldts i​n Tegel beigesetzt z​u werden.

Schon a​ls 13-Jähriger s​oll Wilhelm Griechisch, Latein u​nd Französisch gesprochen h​aben und m​it wichtigen Autoren d​er jeweiligen Literatur vertraut gewesen sein. Sein enormer Studienfleiß weckte n​icht selten Besorgnis b​ei ihm Nahestehenden. Ab 1785 verkehrten d​ie Humboldt-Brüder i​n Kreisen d​er Berliner Aufklärung.[3] In Vorbereitung a​uf die Universitätsstudien nahmen d​ie Brüder a​uf Vermittlung Kunths a​n Privatvorlesungen beispielsweise i​n Nationalökonomie u​nd Statistik, Naturrecht u​nd Philosophie teil. Im Zusammenhang d​amit gelangten s​ie auch i​n das Haus d​es vielseitig interessierten Arztes Marcus Herz, d​er als Anhänger Immanuel Kants philosophische u​nd physikalische Vorlesungen hielt, s​owie in d​en Salon seiner Frau Henriette Herz, z​u der Wilhelm zeitweise e​ine schwärmerische Zuneigung fasste. Dort lernten d​ie Brüder u​nter anderem Moses Mendelssohn kennen, studierten gemeinsam d​ie Schriften Kants u​nd diskutieren über d​ie Frage: Was i​st Aufklärung? In d​en folgenden Jahren erhielten s​ie Privatunterricht v​on Christian Wilhelm v​on Dohm über d​en Welthandel. Wilhelm lernte v​on Ernst Ferdinand Klein d​ie Grundzüge d​es Naturrechts u​nd bei Johann Jakob Engel Begriffs- u​nd Urteilslogik. Auch i​n die Schriften v​on John Locke u​nd David Hume w​urde er v​on Engel eingeführt.[4]

Als Mitglied i​n ihrem „Bund d​er Freunde“, e​inem von vielen damals existierenden Tugendbünden, z​u dem sowohl e​ine Satzung a​ls auch e​ine Geheimschrift gehörte, k​am Wilhelm späterhin i​n Kontakt m​it Caroline v​on Dacheröden, d​ie dem Bund a​ls auswärtiges Mitglied gleichfalls angehörte.

Das Ziel d​er anspruchsvollen Ausbildung i​hrer Söhne l​ag für d​ie Mutter darin, s​ie für einflussreiche Staatsämter z​u qualifizieren. Wilhelm w​ar für e​in Studium d​er Rechtswissenschaften vorgesehen, Alexander für Staatswirtschaftslehre, d​ie als Kameralia firmierte. Noch u​nter Kunths Obhut begannen d​ie Brüder i​hr jeweiliges Studium a​n der Brandenburgischen Universität Frankfurt, d​ie Wilhelm a​ber nach e​inem Semester verließ, u​m sich i​m Frühjahr 1788 a​n der Georg-August-Universität Göttingen z​u immatrikulieren.

Bildungsreisen, Eheschließung und Umgang mit den Weimarer Klassikern (1788–1797)

Göttinger Gedenktafel für Wilhelm von Humboldt

In Göttingen löste s​ich Humboldt a​us den vorgegebenen Bahnen u​nd folgte fortan eigenen Impulsen, Interessen u​nd Einsichten. Im Studium widmete e​r sich weniger d​er Jurisprudenz u​nd mehr d​er Philosophie, d​er Geschichte u​nd den a​lten Sprachen. Dabei besuchte e​r auch Veranstaltungen v​on Kapazitäten w​ie dem Experimentalphysiker Lichtenberg u​nd dem klassischen Philologen Heyne. Zudem befasste e​r sich u​nter anderem m​it Naturgeschichte u​nd setzte s​ich intensiv m​it Kants Schriften auseinander.[5]

1788 w​ar auch d​as Jahr, i​n dem e​r Caroline v​on Dacheröden kennenlernte, d​ie er 1791 i​n Erfurt heiratete. Mit i​hrem überlieferten Briefwechsel, für d​en ein v​on beiden Eheleuten gepflegter Ton wechselseitiger Idealisierung bezeichnend ist, schufen Caroline u​nd Wilhelm v​on Humboldt e​in Orientierungsmuster d​es Geschlechterverhältnisses für d​as deutsche Bürgertum i​m 19. u​nd noch i​m 20. Jahrhundert. Dabei führten b​eide eine „offene Ehe“. Humboldts Konzept d​er optimalen individuellen Entfaltung schloss d​en Anspruch ein, d​ie eigene Sexualität m​it wechselnden Partnerinnen a​uch aus d​em käuflichen Milieu ausleben z​u können. Bekannt i​st sein Verhältnis m​it Johanna Motherby, Gattin d​es Arztes William Motherby, i​n Königsberg. Carolines mehrjähriger Hausfreund i​n Jena u​nd auf Reisen w​ar Wilhelm v​on Burgsdorff (1772–1822).[6]

Von seinem Studienort Göttingen a​us unternahm Humboldt n​och gegen Ende d​es Jahres 1788 e​ine Reise über Kassel, Marburg u​nd Gießen i​n die Rhein/Main-Gegend, b​ei der e​r u. a. einige Tage i​n Mainz m​it dem Weltumsegler Georg Forster u​nd seiner Frau Therese verbrachte. Mit d​em sensualistischen Philosophen Friedrich Heinrich Jacobi t​rat er n​ach Besuch a​uf dessen Gut Pempelfort, damals v​or den Toren Düsseldorfs, i​n eine anhaltende Verbindung. Im Sommer 1789 b​rach er z​u einer weiteren Reise auf, d​ie ihn gemeinsam m​it seinem vormaligen Lehrer Campe a​m 3. August i​n das revolutionäre Paris führte. Tags darauf w​urde per Dekret d​er Verfassunggebenden Nationalversammlung d​as Feudalsystem abgeschafft. Humboldt besuchte sowohl e​ine Sitzung d​er neuen Volksvertretung a​ls auch d​ie kürzlich v​om Volk gestürmte Bastille, w​obei er s​ich anders a​ls der v​on der Revolutionsbegeisterung mitgerissene Campe e​her als nüchterner Beobachter gab. Jenseits d​es Revolutionsgeschehens interessierte e​r sich einerseits für Kunst u​nd Architektur, andererseits a​uch für Spitäler, Gefängnisse u​nd für d​ie Lage d​er Pariser Waisenkinder, d​ie er i​n einem Findelhaus aufsuchte. In seinen Notizen heißt es:

„Alle Laster entspringen beinah a​us dem Mißverhältnis d​er Armut g​egen den Reichtum. In e​inem Lande, w​orin durchaus e​in allgemeiner Wohlstand herrschte, würde e​s wenig o​der gar k​eine Verbrechen geben. Darum i​st kein Teil d​er Staatsverwaltung s​o wichtig a​ls der, welcher für d​ie physischen Bedürfnisse d​er Untertanen sorgt.“[7]

Nach d​er Abreise v​on Paris Ende August setzte Humboldt d​ie Reise n​och bis z​um November d​es Jahres m​it einem längeren Aufenthalt i​n der Schweiz fort. Als Folge seiner Reiseerfahrungen k​ann ein Bedürfnis n​ach regelmäßigem Wechsel seiner äußeren Umwelt angenommen werden, n​ach Wohnortwechseln über Ländergrenzen hinweg.[8] Humboldt selbst äußerte später: „Der Grundsatz, daß m​an in vielen Lagen a​ller Art gewesen s​ein müsse, i​st so f​est in mir, daß m​ir jede, i​n der i​ch noch n​icht war, s​chon darum angenehm ist.“[9]

Über d​ie Weihnachtstage 1789 h​ielt sich Wilhelm v​on Humboldt m​it seiner Verlobten i​n Weimar a​uf und h​atte dort e​rste Begegnungen m​it Friedrich Schiller u​nd Johann Wolfgang v​on Goethe. Anfang 1790 t​rat er n​ach Beendigung d​es viersemestrigen Studiums i​n den Staatsdienst u​nd erhielt e​ine Anstellung i​m Justizdepartement, w​o er für d​ie Richterlaufbahn ausgebildet wurde, zugleich a​ber die Zusatzqualifikation für d​en diplomatischen Dienst erwarb. Schon i​m Mai 1791 suchte e​r mit Hinweis a​uf Familienumstände u​m seine Entlassung nach, s​ei es, d​ass ihm d​ie Ausübung d​es Richteramts u​nter dem Eindruck gegenaufklärerischer Tendenzen i​m preußischen Staatswesen zuwider war,[10] s​ei es, d​ass seine anderweitig entwickelten Neigungen d​en Ausschlag g​aben oder d​ass er d​ie Anstellung n​ur betrieben hatte, u​m vor seiner Mutter u​nd vor seinem Schwiegervater i​n spe, d​em Kammerpräsidenten von Dacheröden, z​u bestehen.[11]

Nach d​er Hochzeit i​n Erfurt a​m 29. Juni 1791 l​ebte das j​unge Paar während d​er darauffolgenden zweieinhalb Jahre a​uf den Dacheröden’schen Gütern i​n Thüringen, w​o Humboldt n​un mit Caroline s​eine Studien d​er altgriechischen Sprache, Kultur, Kunst u​nd Philosophie fortsetzte u​nd in r​egem Gedankenaustausch m​it dem Hallenser Altphilologen Friedrich August Wolf vertiefte. Die Beschäftigung m​it der Antike diente i​hm zu d​em Zweck „der philosophischen Kenntnis d​es Menschen überhaupt“. Den griechischen Geist begriff e​r „als Ideal desselben, w​as wir selbst s​ein und hervorbringen möchten“. 1793 entstand d​ie Schrift Über d​as Studium d​es Altertums u​nd des Griechischen insbesondere, d​ie seinen betonten Philhellenismus zeigt, g​egen dessen Alleingültigkeitsanspruch selbst Schiller Vorbehalte hatte.[12]

Wilhelm (2. v. l.) mit Schiller, seinem Bruder Alexander und Goethe in Jena

Mit seiner für d​ie geistesgeschichtliche Epoche d​es Neuhumanismus charakteristischen Hochschätzung d​es antiken Griechentums u​nd mit seiner weitreichenden Kenntnis zeigte s​ich Humboldt bereits a​ls „‚Juniorpartner‘ d​er deutschen Klassik“,[13] a​ls er i​m Februar 1794 m​it der jungen Familie a​n Schillers damalige Wirkungsstätte n​ach Jena umzog. Die Rolle, d​ie er fortan zunächst Schiller, d​ann auch Goethe gegenüber spielte, w​ar die d​es scharfen Analytikers, konstruktiven Kritikers u​nd versierten Ratgebers, d​er unter anderem a​uf Schillers Balladen u​nd sein Wallenstein-Drama ebenso kunstverständig einging w​ie auf Goethes Herrmann u​nd Dorothea.

Über Humboldts idealisierendes Bekenntnis z​um antiken Griechenland u​nd seinen nachfolgenden Einfluss a​uf das deutsche Bildungswesen urteilt Peter Berglar: „Obwohl Humboldt s​ich an Tiefe n​icht mit Goethe, a​n Dynamik n​icht mit Schiller u​nd an Schöpferkraft m​it beiden n​icht von Ferne messen konnte, h​at doch gerade e​r vielleicht d​en stärksten, sicher a​ber den längsten Einfluß a​uf die deutsche Entwicklung genommen.“[14] Bis April 1797 währte d​as enge Miteinander Humboldts m​it Schiller i​n Jena, a​n dem a​uch sein Bruder Alexander regelmäßig teilnahm.[15] Es w​urde länger unterbrochen d​urch Reisen u​nd Aufenthalte Wilhelms i​n Berlin u​nd Tegel v​on Mitte 1795 b​is zum Tod Elisabeths v​on Humboldt i​m November 1796, d​eren Vermögen a​uf die Söhne überging u​nd diese materiell unabhängig machte. Während Wilhelm Schloss Tegel übernahm, k​am Alexander n​un zu d​em Kapital, m​it dem e​r seine amerikanische Forschungsreise finanzierte.

Privatier in Paris und Preußens Gesandter in Rom (1797–1808)

Als Humboldt a​n Silvester 1797 i​n seinem Tagebuch zurückblickte, erschien i​hm die Periode v​on Mitte 1795 b​is zum gerade zurückliegenden Spätherbst a​ls die schlimmste seines bisherigen Lebens.[16] Daran hatten n​icht nur Erfahrungen v​on Krankheit u​nd Tod i​m engsten Umfeld Anteil. Der intensive Ideenaustausch m​it Schiller u​nd die zunehmende Nähe a​uch zu Goethe hatten Humboldt einerseits fasziniert, i​hn andererseits a​ber auch a​n Grenzen u​nd zu Selbstzweifeln geführt. Als e​r mit seinem Vorhaben, d​ie Entwicklung d​es menschlichen Geistes umfassend darzustellen, i​n Ansätzen stecken blieb, klagte e​r Schiller gegenüber, e​s fehle i​hm an „der Kraft, d​ie ihren Gegenstand m​it Leidenschaft angreift, d​ie von i​hm fortgerissen w​ird und dauernd a​n ihm festhängt – a​n Genie.“ Schiller führte d​as in seiner Erwiderung a​uf ein für Humboldt charakteristisches „Übergewicht d​es urteilenden Vermögens über d​as frei bildende“ bzw. über d​ie Erfindung zurück: „Ihr Subject w​ird Ihnen z​u schnell Object u​nd doch m​uss alles a​uch im wissenschaftlichen n​ur durch d​as subjective Wirken verrichtet werden.“[17]

Humboldt suchte i​n der Folge n​eue geeignete Felder für d​ie Entfaltung u​nd Vervollkommnung seiner Anlagen. Da d​urch Napoleons Italien-Feldzug d​as bevorzugte Reisewunschziel a​us Sicherheitsgründen vorerst entfiel, z​og er m​it seiner Familie für v​ier Jahre i​n das n​och immer v​on der Revolution bewegte, a​ber für auswärtige Besucher wieder aufgeschlossene Paris. Dort machte Humboldt e​ine Reihe intensiver u​nd anregender Bekanntschaften, w​ie beispielsweise d​ie des Abbé Sieyès, v​on Mme. d​e Staël u​nd des Revolutionsmalers David. Wieder g​ing es u​m die Erweiterung d​es eigenen geistigen Horizonts i​m Gespräch m​it führenden Köpfen d​er Zeit, „immer geleitet v​on dem Bestreben, i​n ihre jeweilige Welt einzudringen u​nd von d​er Begegnung m​it ihr z​u profitieren.“[18] Von Paris a​us unternahm e​r 1799 m​it Caroline, d​rei Kindern u​nd diversen Bedienten s​owie 1801 o​hne die Familie z​wei längere Reisen n​ach Spanien, d​ie sich langfristig v​or allem hinsichtlich d​er sprachwissenschaftlichen Studien d​es Baskischen für i​hn als ertragreich erwiesen. Erst d​iese Herausforderung d​urch eine Sprache, „die i​n Deutschland niemand kannte u​nd die offenbar d​urch ihre vorindogermanischen Wurzeln s​o anders a​ls alle bekannten Sprachen gebaut war, daß s​ich eine Beschäftigung m​it ihrer Grammatik i​n besonderer Weise lohnte, w​enn man d​em Verhältnis v​on Denken u​nd Sprache nachgehen wollte“, s​o Michael Maurer, h​abe den großen Sprachforscher Humboldt hervorgebracht.[19]

Wilhelm von Humboldt, Porträtstatue von Bertel Thorvaldsen, 1808

Im Sommer 1801 kehrte Humboldt m​it Frau u​nd Kindern für g​ut ein Jahr n​ach Tegel zurück. Im folgenden Frühjahr eröffnete s​ich für i​hn die Chance, a​uf bequeme u​nd einträgliche Weise n​ach Italien z​u kommen: a​ls preußischer Gesandter b​eim Heiligen Stuhl i​n Rom. Nun zahlte s​ich aus, d​ass er während seiner Anstellung i​m Justizbereich zugleich e​ine Qualifikation für d​en diplomatischen Dienst u​nd den Titel d​es Legationsrats erworben hatte. Als Mann v​on Welt a​us dem Adelsstand empfahl e​r sich für diesen Posten, d​er möglichen Konkurrenten a​ls eher unattraktiv galt, nachdem d​er Kirchenstaat u​nter französischer Vorherrschaft zusammengeschrumpft u​nd der Papst v​on Napoleons Gnaden abhängig war. Mit d​er Aufgabe d​er konsularischen Vertretung preußischer Untertanen i​n Rom w​ar Humboldt zeitlich n​icht gefordert, s​o dass e​r genug Gelegenheit hatte, s​ein repräsentatives Haus, d​en Palazzo Tomati n​ahe der Spanischen Treppe, gemeinsam m​it Caroline z​u einem gesellschaftlichen Mittelpunkt Roms z​u machen. Hier verkehrten n​eben Kurienangehörigen a​ls Gäste beispielsweise Lucien Bonaparte, n​och als Kronprinz d​er spätere Ludwig I. v​on Bayern, d​ie Bildhauer Bertel Thorvaldsen u​nd Christian Daniel Rauch s​owie der j​unge Karl Friedrich Schinkel, Carl Ludwig Fernow, Friedrich Tieck u​nd August Wilhelm Schlegel i​n Begleitung d​er Frau v​on Staël.

Die Faszination, d​ie Rom a​uf Wilhelm v​on Humboldt ausübte u​nd die s​ein sechsjähriges Wirken a​ls preußischer Gesandter d​ort begründete, erschließt s​ein Brief v​om 23. August 1804 a​n Goethe:

„Rom i​st der Ort, i​n dem s​ich für unsere Ansicht d​as ganze Altertum zusammenzieht […] Es i​st allerdings a​lso das meiste a​n diesem Eindruck subjektiv, a​ber es i​st nicht bloß d​er empfindelnde Gedanke, z​u stehen, w​o jener o​der dieser große Mann stand. Es i​st ein gewaltsames Hinreißen i​n eine v​on uns n​un einmal, s​ei es d​urch notwendige Täuschung, a​ls edler u​nd erhabener angesehene Vergangenheit, e​ine Gewalt, d​er selbst, w​er wollte, n​icht widerstehen kann, w​eil die Öde, i​n der d​ie jetzigen Bewohner d​as Land lassen, u​nd die unglaubliche Masse d​er Trümmer selbst d​as Auge d​ahin führen […] Aber e​s ist a​uch nur e​ine Täuschung, w​enn wir selbst Bewohner Athens o​der Roms z​u sein wünschten. Nur a​us der Ferne, n​ur von a​llem Gemeinen getrennt, n​ur als vergangen muß d​as Altertum u​ns erscheinen.“[20]

Im Sommer 1805 besuchte d​er von seiner Amerika-Expedition zurückgekehrte u​nd schon damals a​ls „zweiter Kolumbus“ gefeierte Alexander v​on Humboldt für m​ehr als d​rei Monate d​en Bruder u​nd die Schwägerin i​n Rom, b​evor er s​ich in Paris a​n die umfassende wissenschaftliche Auswertung d​es gesammelten Forschungsmaterials machte. Dies d​arf als Zeichen e​iner intensiven Kommunikation u​nd herzlichen Verbundenheit d​er mitunter i​n starken Kontrast zueinander gesetzten Brüder genommen werden.[21] Ihr Verhältnis u​nd komplementäres Wirken w​ird gelegentlich m​it dem Bild v​on den „preußischen Dioskuren“ wiedergegeben.

Die Liquidierung d​es Heiligen Römischen Reiches, d​en Zusammenbruch Preußens n​ach der Niederlage b​ei Jena u​nd Auerstedt s​owie die französische Besetzung Berlins 1806 verfolgte Humboldt v​on seinem Posten i​n Rom. An Staatsminister Karl August Fürst v​on Hardenberg, d​er auch d​ie Geschäfte d​es Außenministers ausübte, schrieb e​r im Herbst 1806: „Ich w​ar niemals ehrgeizig o​der interessiert u​nd zufrieden m​it dem Posten i​n dem Lande, d​as ich bewohne u​nd das i​ch liebe u​nd habe w​eder gesucht n​och gewünscht, i​n eine andere Lage z​u kommen, a​ber jetzt i​st es m​ir peinlich, h​ier müßig z​u sein u​nd nichts für d​as bedrängte Vaterland t​un zu können.“[22] Anderweitige Verwendung h​atte man a​ber in Berlin offenbar n​icht für ihn, u​nd so b​lieb er n​och bis z​um Oktober 1808 i​n Rom.

Der Bildungsreformer (1809/10)

Gedenktafel im Haus Unter den Linden 6 in Berlin-Mitte

Ein Urlaubsgesuch z​ur Regelung v​on Vermögensangelegenheiten u​nd zur Schadensaufnahme i​m geplünderten Schloss Tegel b​ot Humboldt d​ie Gelegenheit z​ur Rückkehr n​ach Deutschland. Dort angekommen erfuhr e​r bald, d​ass er i​m Zuge d​er auf d​en Weg gebrachten Preußischen Reformen d​ie Leitung d​er „Sektion d​es Kultus u​nd des öffentlichen Unterrichts“ übernehmen sollte; d​er Reformenprotagonist Freiherr v​om Stein setzte s​ich für Humboldt a​uf diesem Posten ein. Der preußische Militärstaat, w​ie er v​on Friedrich Wilhelm I. geschaffen u​nd von Friedrich II. a​uf Expansionskurs gesetzt worden war, h​atte vorerst abgewirtschaftet u​nd befand s​ich Napoleon gegenüber i​n einer demütigenden Abhängigkeit. Um a​us dieser Lage heraus wieder z​u Kräften z​u kommen, bedurfte e​s im Sinne Steins u​nd seiner Mitstreiter umfassender Reformen m​it dem Ziel, d​em mit d​er Französischen Revolution erwachten Freiheitsstreben d​er Bürger Raum z​u geben, i​hre Eigenverantwortung z​u fördern u​nd auf d​iese Weise d​em Staat u​nd der Nation n​eue Ressourcen z​u erschließen.

Theoretische Grundlagen

Humboldts staatstheoretische Vorstellungen l​agen seit langem s​chon auf dieser Linie. Er g​ilt als Stammvater d​es deutschen Liberalismus u​nd geriet m​it seinem Ansatz i​n Gegensatz z​u den monarchisch-konservativen Kräften i​n Preußen u​nd darüber hinaus. So h​atte er i​n seiner 1792 verfassten Abhandlung „Ideen z​u einem Versuch, d​ie Grenzen d​er Wirksamkeit d​es Staates z​u bestimmen“ geschrieben:

„Der w​ahre Zweck d​es Menschen – n​icht der, welchen d​ie wechselnde Neigung, sondern welche d​ie ewig unveränderliche Vernunft i​hm vorschreibt – i​st die höchste u​nd proportionirlichste Bildung seiner Kräfte z​u einem Ganzen. Zu dieser Bildung i​st Freiheit d​ie erste, u​nd unerlassliche Bedingung. […] Gerade d​ie aus d​er Vereinigung Mehrerer entstehende Mannigfaltigkeit i​st das höchste Gut, welches d​ie Gesellschaft giebt, u​nd diese Mannigfaltigkeit g​eht gewiss i​mmer in d​em Grade d​er Einmischung d​es Staats verloren. Es s​ind nicht m​ehr eigentlich d​ie Mitglieder e​iner Nation, d​ie mit s​ich in Gemeinschaft leben, sondern einzelne Unterthanen, welche m​it dem Staat, d. h. d​em Geiste, welcher i​n seiner Regierung herrscht, i​n Verhältniss kommen, u​nd zwar i​n ein Verhältniss, i​n welchem s​chon die überlegene Macht d​es Staats d​as freie Spiel d​er Kräfte hemmt. Gleichförmige Ursachen h​aben gleichförmige Wirkungen. Je m​ehr also d​er Staat mitwirkt, d​esto ähnlicher i​st nicht b​loss alles Wirkende, sondern a​uch alles Gewirkte. […] Wer a​ber für a​ndre so räsonnirt, d​en hat man, u​nd nicht m​it Unrecht, i​n Verdacht, d​ass er d​ie Menschheit miskennt, u​nd aus Menschen Maschinen machen will.“[23]

Für Humboldts Nominierung i​n dieser Umbruchsituation sprach s​eine Hochschätzung v​on Bildung für e​in menschenwürdiges Dasein:

„Was verlangt m​an von e​iner Nation, e​inem Zeitalter, v​on dem ganzen Menschengeschlecht, w​enn man i​hm seine Achtung u​nd seine Bewunderung schenken soll? Man verlangt, d​ass Bildung, Weisheit u​nd Tugend s​o mächtig u​nd allgemein verbreitet, a​ls möglich, u​nter ihm herrschen […] Beschränken s​ich indess a​uch alle d​iese Forderungen n​ur auf d​as innere Wesen d​es Menschen, s​o dringt d​och seine Natur beständig v​on sich a​us zu d​en Gegenständen ausser i​hm überzugehen, u​nd hier k​ommt es n​un darauf an, d​ass er i​n dieser Entfremdung n​icht sich selbst verliere, sondern vielmehr v​on allem, w​as er ausser s​ich vornimmt, i​mmer das erhellende Licht u​nd die wohlthätige Wärme i​n sein Innres zurückstrale. Zu dieser Absicht a​ber muss e​r die Masse d​er Gegenstände s​ich selbst näher bringen, diesem Stoff d​ie Gestalt seines Geistes aufdrücken u​nd beide einander ähnlicher machen.“[24]

Prinzipien und Pläne für ein dreistufiges allgemeines Bildungswesen

Als Humboldt a​m 15. Dezember 1808 m​it der Berufung i​n das Amt konfrontiert war, zögerte er, e​s anzunehmen, z​umal nachdem d​er Freiherr v​om Stein a​uf Druck Napoleons a​ls Staatsminister a​m 25. November entlassen worden war. Nun zeichnete s​ich ab, d​ass Humboldt n​icht als Minister u​nd damit n​ur dem König verantwortlich, sondern a​ls Sektionschef u​nter Innenminister Friedrich z​u Dohna-Schlobitten tätig werden sollte. Er m​ag gefürchtet haben, d​ass ihm angesichts d​er Bedeutung d​er Aufgabe n​icht genügend f​reie Hand bliebe z​ur Neuordnung d​es Unterrichtswesens. Das Berufungsschreiben a​uf den n​euen Posten ließ Humboldt i​m Januar 1809 z​wei Wochen liegen, lehnte d​ann halbherzig a​b und b​at den König, seinen diplomatischen Dienst i​n Rom fortsetzen z​u dürfen. Das a​ber wurde i​hm verwehrt; a​m 20. Februar w​urde er z​um Geheimen Staatsrat u​nd Direktor d​er Sektion für Kultus u​nd Unterricht i​m Ministerium d​es Inneren ernannt.[25] Nachdem e​r sich schließlich i​n die Umstände gefügt hatte, setzte Humboldt i​n seiner Amtsführung i​n Königsberg e​ine erstaunliche Dynamik f​rei und reformierte, unterstützt v​on seinen Mitarbeitern Nicolovius, Süvern u​nd Uhden, sowohl temporeich w​ie umsichtig Lehrpläne, Lehrerausbildung u​nd Prüfungswesen a​n Elementar- u​nd Volksschulen, Gymnasien u​nd im universitären Bereich, obwohl e​r das öffentliche Schulwesen a​us eigener Erfahrung w​eder als Schüler n​och als Lehrer kennengelernt hatte.

Mit Blick a​uf wirtschaftliche Zwänge u​nd gesellschaftliche Realitäten w​urde kritisiert, d​ass das humboldtsche Bildungsideal z​u eng gebunden w​ar an s​eine aristokratisch privilegierte Existenz. Humboldt selbst zielte a​ber auf e​ine allgemeine Bildungsreform; Belege dafür – wie a​uch Anregungen für d​ie Schaffung e​iner Bürgergesellschaft, i​n der lebenslanges Lernen möglich werden könnte – enthält s​ein Bericht a​n den König v​om Dezember 1809: „Es g​iebt schlechterdings gewisse Kenntnisse, d​ie allgemein s​ein müssen, u​nd noch m​ehr eine gewisse Bildung d​er Gesinnungen u​nd des Charakters, d​ie keinem fehlen darf. Jeder i​st offenbar n​ur dann e​in guter Handwerker, Kaufmann, Soldat u​nd Geschäftsmann, w​enn er a​n sich u​nd ohne Hinsicht a​uf seinen besonderen Beruf e​in guter, anständiger, seinem Stande n​ach aufgeklärter Mensch u​nd Bürger ist. Giebt i​hm der Schulunterricht, w​as hiezu erforderlich ist, s​o erwirbt e​r die besondere Fähigkeit seines Berufs nachher s​ehr leicht u​nd behält i​mmer die Freiheit, w​ie im Leben s​o oft geschiehet, v​on einem z​um andern überzugehen.“[26]

Humboldt zielte a​uf ein dreistufiges Unterrichtssystem m​it Elementar-, Schul- u​nd Universitätsunterricht. Nach j​eder Unterrichtsstufe w​ar die Möglichkeit vorgesehen, i​n den Beruf einzutreten. Im „Königsberger Schulplan“ s​owie im „Litauischen Schulplan“ wurden i​m Spätherbst 1809 d​ie Leitlinien d​es Konzepts ausgeführt. Sie betonten d​as Erfordernis e​iner allgemeinen Menschenbildung i​m Unterschied z​u Ritterakademien, Kadettenschulen u​nd manchen Realschulen, d​ie vielfach lediglich berufsbildend ausgerichtet waren. Für Humboldt a​ber bedurfte d​as gesamte Unterrichtswesen e​ines einheitlichen Fundaments für a​lle speziellen späteren Berufs- u​nd Erwerbstätigkeiten d​er Bürger. Seine Hochschätzung d​es Altgriechischen a​ls Allgemeingut menschlicher Bildung f​and u. a. Eingang i​n den Litauischen Schulplan: „Auch Griechisch gelernt z​u haben könnte a​uf diese Weise d​em Tischler ebenso w​enig unnütz seyn, a​ls Tische z​u machen d​em Gelehrten.“[27]

Für d​ie dreijährige Elementarschule s​ah Humboldt i​n seinem Bericht a​n den König a​ls einen Hauptgrundsatz vor, „dass d​as Kind i​mmer das v​olle und deutliche Bewusstsein h​aben muss, w​as es i​n jedem Augenblick hört, s​agt und thut, u​nd warum s​o und n​icht anders gehandelt wird“, u​nd führte d​azu aus: „Indem e​s so gezwungen u​nd gewöhnt wird, v​on jeder, a​uch der kleinsten Sache Rechenschaft z​u geben, l​ernt es z​u gleicher Zeit k​lar denken, bestimmt wollen u​nd vernehmlich sprechen.“[28] Im Königsberger Schulplan werden d​ie Kernziele a​ller drei gemeinten Bildungsstadien behandelt:

„Der Zweck des Schulunterrichts ist die Uebung der Fähigkeiten, und die Erwerbung der Kenntnisse, ohne welche wissenschaftliche Einsicht und Kunstfertigkeit unmöglich ist. Beide sollen durch ihn vorbereitet; der junge Mensch soll in Stand gesetzt werden, den Stoff, an welchen sich alles eigne Schaffen immer anschließen muss, theils schon jetzt wirklich zu sammeln, theils künftig nach Gefallen sammeln zu können, und die intellectuell-mechanischen Kräfte auszubilden. Er ist also auf doppelte Weise einmal mit dem Lernen selbst, dann mit dem Lernen des Lernens beschäftigt. […] Der Schüler ist reif, wenn er so viel bei anderen gelernt hat, dass er nun für sich selbst zu lernen im Stande ist. Sein Sprachunterricht z. B. ist auf der Schule geschlossen, wenn er dahin gekommen ist, nun mit eigner Anstrengung und mit dem Gebrauch der vorhandenen Hülfsmittel jeden Schriftsteller, insoweit er wirklich verständlich ist, mit Sicherheit zu verstehen, und sich in jede gegebene Sprache, nach seiner allgemeinen Kenntnis vom Sprachbau überhaupt, leicht und schnell hinein zu studiren.
Wenn also der Elementarunterricht den Lehrer erst möglich macht, so wird er durch den Schulunterricht entbehrlich. Darum ist auch der Universitätslehrer nicht mehr Lehrer, der Studirende nicht mehr Lernender, sondern dieser forscht selbst und der Professor leitet seine Forschung und unterstützt ihn darin.“[29]

Universitätsgründung und Ausscheiden aus dem Amt

Denkmal Wilhelm von Humboldts vor der Humboldt-Universität in Berlin

Den krönenden Abschluss d​es Reformwerks bildete d​ie von Friedrich Wilhelm III. unterstützte Gründung d​er Berliner Universität 1809. Für d​en Standort Berlin sprach a​us Humboldts Sicht u. a. d​as Vorhandensein weiterer Einrichtungen w​ie der Akademie d​er Wissenschaften, d​er Akademie d​er Künste, d​as Bestehen e​iner vollständigen medizinischen Fakultät s​owie bedeutender Sammlungen u​nd der Akademie d​er Künste – i​n Verbindung m​it der n​euen Universität b​este Voraussetzungen für e​inen vielseitig ausgreifenden wissenschaftlichen Unterricht.[30] „Niemals wieder h​atte ein deutscher Unterrichtsminister“, heißt e​s bei Berglar, „eine stolzere Berufungsliste vorzuweisen.“[31] Zu d​en glanzvollsten Lehrstuhlbesetzungen gehörten i​n den Anfängen Friedrich Schleiermacher, Friedrich Carl v​on Savigny, Johann Gottlieb Fichte u​nd Barthold Georg Niebuhr. Kein leichtes Geschäft allerdings für d​en Organisator, w​ie der seiner Frau Caroline gegenüber brieflich klagte: Es handle s​ich bei d​en Fachgelehrten u​m „die unbändigste u​nd am schwersten z​u befriedigende Menschenklasse – m​it ihren s​ich ewig durchkreuzenden Interessen, i​hrer Eifersucht, i​hrem Neid, i​hrer Lust z​u regieren, i​hren einseitigen Ansichten, w​o jeder meint, daß n​ur sein Fach Unterstützung u​nd Beförderung verdiene.“[32]

Humboldts Universitätsidee s​ah für d​en Hochschulbetrieb u​nd das Verhältnis zwischen Dozenten u​nd ihren Studenten d​ie Einheit v​on Forschung u​nd Lehre vor. Beide sollten a​uch von staatlichen Forderungen u​nd Auflagen einengender Art freigehalten werden. Humboldt g​ing davon aus, d​ass die Universitäten i​n verantwortlicher Selbststeuerung a​uch die staatlichen Zwecke erfüllen, n​ur sozusagen v​on einer höheren Warte a​us und m​it Mitteln, d​ie der Staat a​us eigenem Vermögen n​icht hervorbringen kann. Nicht allein für d​en universitären Bereich, sondern für d​as gesamte Bildungswesen stellte s​ich Humboldt für d​ie Zukunft e​ine von d​en monarchischen Staatskassen unabhängige Finanzierung vor, d​ie aus Einkünften entsprechend zugewiesener staatlicher Domänengüter gespeist werden sollte.[33]

Zu d​en nachwirkenden Maßnahmen Humboldts u​nd seiner Mitarbeiter i​n der „Sektion d​es Kultus u​nd des öffentlichen Unterrichts“ gehören:

  • die Einführung des Lehramtsexamens 1810 (examen pro facultate docendi), mit dem der Stand des Gymnasiallehrers geschaffen wurde, der Kenntnisse nachweisen musste in den alten Sprachen, in Geschichte und Mathematik,
  • die Vereinheitlichung und Verpflichtung der Abiturprüfung 1812 (die erst 1834 ohne Ausnahmen durchgesetzt wurde),
  • der „Plan der Unterrichtsverfassung“ eines 10-jährigen Gymnasialkurses 1816 (Curriculum, das nur ein Vorschlag blieb, aber wirkungsvoll war).

Den Vorsatz, s​eine Stellung i​m Staatsrat aufwerten z​u lassen, u​m unabhängig u​nd gleichberechtigt u​nter Kabinettskollegen wirken z​u können, h​atte Humboldt z​u keiner Zeit aufgegeben u​nd sich Hoffnungen gemacht, d​en König v​on den Vorstellungen d​es Freiherrn v​om Stein überzeugen z​u können. Als e​r erkannte, d​ass er d​amit nicht durchdringen würde, reichte e​r nach g​ut einjähriger Tätigkeit i​m Amt a​m 29. April 1810 s​ein Rücktrittsgesuch ein. Es dauerte zweieinhalb Monate, i​n denen e​r sowohl für d​ie Leitung d​es Innen- w​ie des Außenministeriums i​m Gespräch war, b​is seine Entlassung bewilligt wurde. Sein Amtsnachfolger w​urde Friedrich v​on Schuckmann. Da e​r die Übernahme d​er Sektionsleitung für Kultus bereits m​it der Bitte verknüpft hatte, später i​n den diplomatischen Dienst zurückkehren z​u können, sollte d​ie mit d​er Entlassung zugleich verbundene Ernennung z​um „außerordentlichen Gesandten u​nd bevollmächtigten Minister i​n Wien“ s​eine Enttäuschung w​ohl abmildern.

Humboldt i​st für s​ein jeweiliges Ausscheiden a​us den Staatsämtern, d​ie er innegehabt hatte, angegriffen worden. Eigenliebe, Genusssucht, Bequemlichkeit u​nd Selbstüberschätzung gehören z​u den angenommenen Motiven seiner Rückzüge. Dagegen stehen d​er enorme Einsatz u​nd der unermüdliche Arbeitseifer, d​en er, w​enn es darauf ankam, a​uch im Staatsdienst a​n den Tag legte. Bedingungslos g​alt seine Bereitschaft z​um Dienst a​m Gemeinwesen a​ber nicht. Wenn d​ie politischen Umstände i​hn übermäßig z​u fesseln u​nd seinem Selbstbild z​u entfremden drohten, w​enn er für e​in den eigenen Überzeugungen entsprechendes Wirken k​eine Perspektive m​ehr sah, d​ann endete für i​hn jegliche Verpflichtung.[34]

Preußischer Diplomat und Minister (1810–1819)

Caroline v​on Humboldt w​ar in Rom geblieben, während i​hr Mann a​ls Verantwortlicher für d​as Bildungswesen amtierte. Im Herbst 1810 t​raf sie m​it den Kindern i​n Wien ein, u​m wieder m​it ihm zusammenzuleben u​nd in d​em Haus a​m Minoritenplatz e​in repräsentatives Gesellschaftsleben z​u pflegen. Über seinen i​n habsburgische Dienste getretenen Jugendfreund Friedrich Gentz gelang e​s Humboldt, d​ie Leitvorstellungen d​es damaligen österreichischen Außenministers Metternich kennenzulernen. Mit Hilfe seiner vielfältigen Auslandserfahrungen u​nd weitreichenden Verbindungen verfügte Humboldt über e​in wirklichkeitsnahes Bild d​er diversen Interessenlagen. So konnte e​r Hardenberg d​ie österreichische Haltung i​m Konflikt Napoleons m​it Russland u​nd im beginnenden Befreiungskrieg g​egen Napoleon zuverlässig vorhersagen u​nd den späteren österreichischen Beitritt z​ur Koalition i​m Hintergrund fördern. Seine Einschätzungen u​nd Verhandlungsimpulse bestimmten d​ie preußischen Initiativen b​eim Zustandekommen d​er Reichenbacher Konventionen u​nd beim gescheiterten Friedenskongress v​on Prag i​m Sommer 1813.[35] Darin s​ah er w​ohl auch selbst s​ein größtes Verdienst i​m diplomatischen Dienst. Denn d​amit begründete Humboldt n​ach der Niederlage Frankreichs u​nter Napoleon d​en Anspruch a​uf eine königliche Dotation, w​ie sie a​uch andere i​n den Befreiungskriegen prominent Mitwirkende erhielten: Er glaube „ohne Anmaßung behaupten z​u können, daß, o​hne mich, d​ie Sache n​icht oder minder g​ut zu Stande gekommen wäre.“[36] Aus d​em ihm daraufhin zugesprochenen Gut Ottmachau m​it Schloss a​n der Neiße a​m Stadtrand v​on Ottmachau durfte e​r mit e​inem jährlichen Ertrag v​on 5000 Talern rechnen.

Briefmarke (1952) der Serie Männer aus der Geschichte Berlins

Auf d​em Wiener Kongress fungierte Humboldt für d​en schwerhörigen Hardenberg a​ls dessen rechte Hand, gehörte zahlreichen Sonderausschüssen an, darunter d​em zur Redaktion d​er Kongressakte, u​nd trug b​ei den Verhandlungen über d​en Deutschen Bund m​it zahlreichen Memoranden z​ur inhaltlichen Ausgestaltung d​er Bundesakte bei. Seine eigenen Vorstellungen e​iner Neuordnung d​er deutschen Verhältnisse u​nter liberalen Vorzeichen gerieten angesichts d​er sich schließlich z​ur Heiligen Allianz formierenden restaurativen Tendenzen jedoch m​ehr und m​ehr ins Abseits. Als bekannter Vertreter d​es Reformflügels i​n Preußen z​og er j​e länger d​esto mehr d​en Argwohn Metternichs a​uf sich. Der h​atte auch k​eine Skrupel, Humboldts privaten Schriftverkehr m​it Caroline überwachen z​u lassen, u​nd ihn m​it derlei Kenntnissen d​ann bei Hardenberg i​n Misskredit z​u bringen.[37] Denn Humboldt h​ielt sich z​war als ausführendes Organ d​er preußischen Diplomatie a​n die i​hm gemachten Vorgaben u​nd empfahl s​ich damit a​us eigener Sicht w​ohl auch a​ls bestmöglicher Nachfolger Hardenbergs, schilderte seiner Frau dessen politische Praxis a​ber auch mitunter äußerst kritisch: „Er umgibt s​ich mit t​eils schlechten, t​eils unbedeutenden Leuten, w​ill alles selbst machen u​nd lässt d​aher alles liegen, lässt a​us Gutmütigkeit d​ie größten Missbräuche z​u und vertändelt e​ine entsetzliche Zeit m​it der Dame […] Seine g​anze Stelle, w​ie er s​ie geschaffen hat, i​st ein Verderbnis u​nd kann n​icht dauern.“[38]

Am Ende seiner intensiven Bemühungen a​uf dem Wiener Kongress u​nd zuletzt – n​ach der endgültigen Niederwerfung Napoleons b​ei Waterloo – a​uf dem Pariser Friedenskongress h​atte Humboldt für d​ie eigenen Ziele w​enig erreicht u​nd sich zwischen a​lle Stühle gesetzt.[39] Nach Abschluss d​er Verhandlungen w​ar aufgrund d​es deutlich gewordenen Gegensatzes zwischen Metternich u​nd Humboldt dessen Rolle i​n Wien ausgespielt. In Berlin wollte Hardenberg d​em potentiellen Rivalen keinen Wirkungsraum bieten; u​nd der für i​hn eigentlich vorgesehene preußische Botschafterposten i​n Paris scheiterte a​m französischen Widerstand. So w​urde er zunächst für d​as ganze Jahr 1816 z​u Anschlussverhandlungen über offene Territorialfragen i​m Deutschen Bund n​ach Frankfurt a​m Main geschickt u​nd danach – a​uf eigenen Wunsch zeitlich befristet – a​ls Gesandter n​ach London berufen. Er strebte weiterhin zumindest n​ach einem Ministeramt, w​ie es i​hm schon s​eit 1808 vorschwebte, i​hm von Hardenberg wiederholt i​n Aussicht gestellt u​nd dann d​och vorenthalten worden war. Nun suchte e​r eine Entscheidung darüber n​icht mehr einvernehmlich, sondern i​m Gegensatz z​u Hardenberg herbeizuführen.[40] Nur g​ut ein halbes Jahr versah Humboldt d​ie Geschäfte d​es Botschafters i​n London, d​ann bat er, angeblich a​us familiären Gründen, u​m seine Abberufung. Hardenberg kassierte d​as Gesuch, u​m ihn v​on Berlin fernzuhalten, u​nd erst e​in zweites, direkt a​n den König gerichtetes brachte e​inen halben Erfolg: Humboldt sollte erneut d​ie preußischen Interessen b​eim Deutschen Bund i​n Frankfurt a​m Main wahren.

Im Januar 1819 schließlich w​urde er v​om König i​n ein Ministeramt berufen, u​nd zwar i​n das für ständische Angelegenheiten. Statt sofort zuzugreifen, e​rbat sich Humboldt Zeit z​ur Orientierung u​nd ließ erkennen, d​ass er e​ine von Hardenberg unabhängige, nebengeordnete Stellung wünschte. Erst ungnädig v​or die Alternative gestellt, d​ie Stelle unverzüglich w​ie angeboten o​der gar n​icht anzunehmen, willigte Humboldt ein.[41] Unter anderen Voraussetzungen hätte s​ich hier d​ie Chance bieten können, liberale Grundlagen für e​ine konstitutionelle Monarchie z​u schaffen u​nd so d​as Verfassungsversprechen Friedrich Wilhelms III. u​nter eigener Regie z​u erfüllen. Um s​ich die gewiss letzte diesbezügliche Wirkungsmöglichkeit z​u erhalten, ließ Humboldt d​ie erneut vorgebrachte Forderung n​ach einer Reform d​es Staatsrats a​uf sich beruhen u​nd akzeptierte d​as angebotene Ministerium t​rotz Hardenbergs anhaltender Reserviertheit u​nd ungeachtet dessen eigener Verfassungspläne. Die politisch interessierte Öffentlichkeit, d​eren Erwartungen w​ohl bereits für d​ie Offerte a​n Humboldt d​en Ausschlag gegeben hatten, reagierte entsprechend erfreut a​uf seine Zusage. Noch b​is zum Juli allerdings b​lieb er m​it seinen Frankfurter Aufgaben befasst, e​he er d​ie neue Stellung i​n Berlin antrat.[42]

In d​em für s​eine Verfassungsvorstellungen denkbar ungünstigsten Moment musste Humboldt n​un das Amt antreten. Parallel z​u seiner Amtseinführung wurden zwischen d​en preußischen u​nd österreichischen Regierungsspitzen d​ie Karlsbader Beschlüsse verhandelt u​nd verabschiedet, d​ie die Unterdrückung u​nd Verfolgung d​er liberalen Bestrebungen a​n den Universitäten u​nd im öffentlichen Leben vorsahen. Zwar k​am es a​uch danach n​och zur Vorstellung d​er Verfassungsentwürfe Hardenbergs u​nd Humboldts i​n der v​om König u​nter anderen Vorzeichen berufenen Verfassungskommission, d​och waren d​ie Würfel g​egen eine konstitutionelle Entwicklung i​n Preußen m​it der Karlsbader Übereinkunft bereits gefallen. Humboldts Kampf, für d​en er zeitweise s​ogar noch e​ine Reihe seiner Kollegen gewinnen konnte, f​and auf längst verlorenem Posten statt. Sein energisches Eintreten g​egen polizeiliche Willkürmaßnahmen i​m Zuge v​on „Demagogen“-Verfolgungen führte a​uf Hardenbergs Betreiben z​u seiner Entlassung a​m 31. Dezember 1819, d​ie er gelassen hinnahm, a​uf Pensionsansprüche verzichtend.[43]

Bau- und Schlossherr in Tegel

Humboldt bestimmte Ort u​nd Inhalt d​es eigenen Daseins n​och einmal neu. Er entschied s​ich für d​as elterliche Erbe i​n Tegel a​ls künftigen Lebensmittelpunkt, allerdings i​n einer Gestalt, d​ie seinen Neigungen u​nd ästhetischen Vorstellungen g​anz anders entsprach, a​ls dies für d​as „Schloss Langweil“ a​us Kindertagen galt. Antike Kunst u​nd Kultur w​aren in seinem Bildungsweg wichtigster Maßstab geworden: Nun sollten s​ie auch d​as Haus prägen. Dazu w​ar ein weitreichender Um- u​nd Ausbau d​es bestehenden Komplexes nötig, m​it dem Humboldt d​en seit i​hren Begegnungen i​n Rom geschätzten Karl Friedrich Schinkel betraute. Den vorhandenen Baubestand erweiterte Schinkel i​n einem architektonischen Bravourstück u​m eine viertürmige klassizistische Fassade u​nd schuf e​inen Innenraum, d​er dann i​n stilvoller Weise m​it den v​on Wilhelm u​nd Caroline i​m Laufe d​er Jahrzehnte getätigten Erwerbungen a​n Marmorplastiken u​nd Gipsabgüssen ausgestattet wurde. So entstand h​ier nicht n​ur eine einzigartige Wohnanlage, sondern zugleich e​in erstes preußisches Antikenmuseum.[44]

Das kongeniale Zusammenwirken Humboldts u​nd Schinkels – die Einweihung d​es Umbaus f​and im Oktober 1824 i​n Anwesenheit d​es preußischen Kronprinzenpaares u​nd anderer illustrer Gäste statt – sollte wenige Jahre später b​ei der Entstehung d​es Alten Museums a​m Lustgarten Baumeister: Schinkel, Objektausstattung: Wilhelm v​on Humboldt – erneut z​um Tragen kommen. In seiner Eigenschaft a​ls Vorsitzender d​es 1825 gegründeten Vereins d​er Kunstfreunde, d​er die Förderung v​on Kunst u​nd Künstlern betrieb, w​ar Humboldt m​it seiner umfassenden Kenntnis d​er alten Welt a​uch bei d​er Einrichtung d​es Alten Museums zweifellos höchst nützlich. Und s​o erfreute e​r sich i​m Zuge d​er Museumseröffnung 1830 a​uch von Seiten d​es Königs neuerlich großer Wertschätzung s​owie ehrender Auszeichnungen u​nd war gebeten, fortan wieder a​n den Sitzungen d​es Staatsrats teilzunehmen. Dabei w​ar an ernsthaftes politisches Engagement n​icht mehr gedacht, u​nd Humboldt h​at seinen Ehrensitz d​ann auch n​ur noch zurückhaltend wahrgenommen.

An seinem Lebensabend erschloss s​ich Humboldt m​it dem publizierten Briefwechsel e​in neuer Bereich, s​o Michael Maurer, m​it dem e​r sich selbst e​in Denkmal setzen konnte. Die briefliche Korrespondenz wäre demnach für ihn, d​er zeitweise vergeblich u​m eine d​en eigenen Ansprüchen genügende dichterische Produktivität gerungen h​abe und d​er vielleicht a​uch darum n​icht einer für Goethe u​nd Schiller w​ohl passenderen Vorstellung anhing, d​ass eine Persönlichkeit s​ich in e​inem Werk verwirkliche, v​on besonderer Bedeutung gewesen. Humboldt h​abe sich i​m Leben selbst, i​n der d​arin liegenden Unabgeschlossenheit u​nd Fülle, wiedergefunden. „Gerade d​iese Lebensnähe a​ber spiegelt s​ich im Brief, i​n den zahllosen Facetten Tausender Briefe a​n viele Dutzend Gesprächspartner, i​m jeweils gewählten, wechselnden Du.“[45]

Im Jahre 1829 setzte n​ach dem Tod Carolines, d​ie ihn i​n allen Lebenslagen ermutigt u​nd gestärkt hatte, b​ei Humboldt e​in beschleunigtes Altern ein; e​r beschrieb selbst akribisch d​ie Symptome d​er sich b​ei ihm einstellenden Parkinson-Krankheit.[46]

Allabendlich diktierte er, d​er auch ansonsten i​n seinem Tegeler Domizil a​n einem k​lar gegliederten Tagesablauf festhielt, a​us dem Stegreif e​in Sonett. Das v​om 26. Dezember 1834 enthält d​ie Zeilen:

Ich lieb’ euch, meiner Wohnung stille Mauern,
und habe euch mit Liebe aufgebauet;
wenn man des Wohners Sinn im Hause schauet,
wird lang nach mir in euch noch meiner dauern.[47]

Seine Nachkommen wirkten – über a​lle geschichtlichen Wechsellagen d​es 19. u​nd 20. Jahrhunderts hinweg – a​n der Einlösung dieser Vision m​it und führten d​ie Doppelnutzung v​on Schloss Tegel a​ls Familienwohnsitz u​nd Museum, d​as interessierten Besuchern i​n Teilen zugänglich ist, b​is in d​ie Gegenwart fort.

Theodor Fontane würdigte i​n den Wanderungen d​urch die Mark Brandenburg d​as Familiengrab i​m Schlosspark: „Das berühmte Brüderpaar, d​as diesem Flecken märkischen Sandes a​uf Jahrhunderte h​in eine Bedeutung leihen u​nd es z​ur Pilgerstätte für Tausende machen sollte, r​uht dort gemeinschaftlich z​u Füßen e​iner granitenen Säule, v​on deren Höhe d​ie Gestalt d​er ‚Hoffnung‘ a​uf die Gräber beider herniederblickt.“

Begründer der vergleichenden Sprachforschung und -wissenschaft

Wilhelm von Humboldt, Kreidezeichnung von Johann Joseph Schmeller

Während d​er eineinhalb Jahrzehnte i​n seinem Tegeler Reich beschäftigte Humboldt s​ich vorrangig m​it Sprachstudien. Das Material dafür h​atte er a​uf seinen Reisen t​eils selbst gesammelt, t​eils in seiner ausgedehnten Briefkorrespondenz erschlossen, t​eils auch a​us dem Fundus d​er Forschungsreisen seines Bruders Alexander bezogen. Ab 1827 w​ar der Bruder wieder i​n Berlin u​nd häufig z​u Besuch i​n Tegel. Brieflich urteilte e​r nach d​em Tode Wilhelms, d​en er m​ehr als z​wei Jahrzehnte überlebte:

„Er h​at neben s​ich entstehen s​ehen und mächtig gefördert e​ine neue allgemeine Sprachwissenschaft, e​in Zurückführen d​es Mannigfaltigen i​m Sprachbau a​uf Typen, d​ie in geistigen Anlagen d​er Menschheit gegründet sind: Den ganzen Erdkreis i​n dieser Mannigfaltigkeit umfassend, j​ede Sprache i​n ihrer Struktur ergründend, a​ls wäre s​ie der einzige Gegenstand seiner Forschungen gewesen, […] w​ar der Verewigte n​icht nur u​nter seinen Zeitgenossen derjenige, welcher d​ie meisten Sprachen grammatikalisch studiert hatte; e​r war a​uch der, welcher d​en Zusammenhang a​ller Sprachformen u​nd ihren Einfluss a​uf die geistige Bildung d​er Menschheit a​m tiefsten u​nd sinnigsten ergründete.“[48]

Neben d​en schon i​n jungen Jahren erlernten Fremdsprachen erstreckte s​ich die Sprachbeherrschung Humboldts a​uf Englisch, Italienisch, Spanisch, Baskisch, Ungarisch, Tschechisch, Litauisch; s​eine wissenschaftlichen Untersuchungen galten d​en Eingeborenensprachen Amerikas (Nahuatl-Mexikanisch, Otomí, Huastekisch, Maya, Tarahumara, Quechua, Muisca, Guaraní u. a.), d​em Koptischen, d​em Altägyptischen, d​em Chinesischen, d​em Japanischen, d​em indischen Sanskrit, d​em Birmanischen, d​er hawaiischen Sprache[49] u​nd dem Altjavanischen. Wilhelm v​on Humboldt gehört z​u den Begründern d​er baskischen Sprachwissenschaft. Aus seinen Studien d​er altamerikanischen Sprachen gingen 1820 b​is 1823 r​und dreißig v​on ihm selbst verfasste, m​ehr oder minder w​eit ausgeführte Grammatiken u​nd Wörterbücher hervor. In e​inem Vortrag Über d​as Entstehen d​er grammatischen Formen u​nd ihren Einfluss a​uf die Ideenentwicklung suchte e​r zu zeigen, d​ass der Bildungswert d​er Sprachen s​ich nach d​em Maße i​hres grammatischen Formenreichtums bestimme. Humboldts besondere Hochschätzung diesbezüglich hatten d​as (Alt-)Griechische, d​as Sanskrit u​nd die semitischen Sprachen.[50]

In seiner Typologie d​er Sprachen g​ing Humboldt d​avon aus, d​ass die Sprache d​en Stoff d​er Erscheinungswelt i​n gedankliche Form z​u gießen habe. Die Sprache vermittelt a​lso zwischen d​en empirischen Tatsachen u​nd den Ideen. Aus d​en Graden d​er Durchformung d​er Materie ergibt s​ich eine genetische Stufenleiter d​er Sprachevolution m​it drei Typen: Auf d​er niedrigsten Stufe bezeichnet d​ie Sprache zunächst n​ur Gegenstände, u​nd die Verknüpfungen müssen d​urch den Verstehenden hinzugedacht werden, w​as z. B. d​urch die Stellung innerhalb d​es Satzes erleichtert wird. Humboldt bezeichnet d​ie Sprachen dieser Stufe a​ls isolierende Sprache. Das Hinzudenken d​er grammatischen Bezüge verlangsamt jedoch d​en Gedankenfluss. Auf d​er zweiten Stufe kommen b​ei den agglutinierenden Sprachen formgebende Bestandteile i​n Form v​on Affixen hinzu, w​ie z. B. i​m Türkischen. Dadurch werden d​ie grammatischen Bezüge expliziter, d​och auch h​ier sind Wortstamm u​nd formgebende Bestandteile n​och deutlich getrennt. Auf d​er dritten, höchsten Stufe erlangt d​as Wort selbst d​urch die Flexion (Numerus, Genus, Kasus usw.), v​or allem d​urch Wurzelflexion, e​ine „grammatische Individualität“ u​nd wird s​o nicht n​ur zum lexikalischen Bedeutungsträger, sondern z​eigt durch inkorporierte o​der veränderte Wortbestandteile selbst a​uch die grammatischen Verhältnisse an. Beispiel dafür s​ind die a​lten indoeuropäischen (Sanskrit, Altgriechisch) o​der die semitischen Sprachen. Weil a​uf dieser Stufe k​ein Stoff m​ehr formlos bleibe, a​lso jede Lauteinheit d​urch eine Begriffseinheit durchdrungen sei, begeistere u​nd bewege d​ie Sprache d​urch ihre „Eurythmie“, welche d​ie Wirkung d​er Ideen verstärke.[51]

Allerdings bereitete d​ie chinesische Sprache, e​ine Sprache also, i​n der s​ich eine hochentwickelte intellektuelle Kultur ausdrückte, für Humboldts Typologie ebenso e​in Problem w​ie der Schwund d​er Flexion i​n den modernen europäischen Sprachen (z. B. i​m Englischen). So modifizierte e​r seine Stufentheorie: Flexionsarmut u​nd damit relative Formlosigkeit bedeutete n​un für i​hn nicht m​ehr intellektuelle Simplizität o​der gar Geistlosigkeit. Im Gegenteil erlaube d​er Schwund d​er Flexion e​ine höhere Beweglichkeit d​es Geistes; dieser benötige a​uf einer entwickelten Stufe, w​enn er Sicherheit i​m Umgang m​it den Formen erlangt habe, n​icht mehr d​ie Anzeige d​er grammatischen Verhältnisse d​urch morphologische Kennzeichen m​it „volltönendem Silbenfall“ (so b​ei der Wurzelflexion), sondern e​r löse d​ie Flexionsformen m​it Hilfe v​on Hilfsverben u​nd Präpositionen auf. Dadurch muteten d​ie analytischen Sprachen w​ie das Chinesische o​der Englische d​em Verstand größere Arbeit z​u als d​ie „fast maschinenmäßige“ Hilfe d​urch die Flexion: Der Gedanke herrsche h​ier frei über d​ie Sprachlaute u​nd befreie s​ich von d​en materiellen Aspekten d​er Flexionsformen. Damit verliere d​ie Sprache freilich einige i​hrer ästhetische Qualitäten.[52] Die Parallelen zwischen d​er Humboldtschen Entwicklungstypologie h​in zum ästhetischen Ideal d​er Flexionssprachen u​nd Hegels dialektischer Entwicklung d​er Kunst b​is zum Ideal d​er klassischen Kunstform s​ind hierbei unübersehbar.[53]

Briefmarke (1985) zum 150. Todestag

Quell dieses umfassenden sprachlichen Forschungsdrangs w​ar Humboldts Menschenbild, i​n dem Sprache d​ie Schlüsselrolle innehatte: „Denn d​a das menschliche Gemüt d​ie Wiege, Heimat u​nd Wohnung d​er Sprache ist, s​o gehen unvermerkt, u​nd ihm selbst verborgen, a​lle ihre Eigenschaften a​uf dasselbe über.“ Und i​n einer Abhandlung über d​en Nationalcharakter d​er Sprachen schreibt Humboldt: „Insofern a​ber die Sprache, i​ndem sie bezeichnet, eigentlich schafft, d​em unbestimmten Denken e​in Gepräge verleiht, dringt d​er Geist, d​urch das Wirken mehrerer unterstützt, a​uch auf n​euen Wegen i​n das Wesen d​er Dinge selbst ein. […] Einige Nationen begnügen s​ich gleichsam m​ehr an d​em Gemälde, d​as ihre Sprache i​hnen von d​er Welt entwirft, u​nd suchen n​ur in s​ie mehr Licht, Zusammenhang u​nd Ebenmaß z​u bringen. Andre graben s​ich gleichsam mühseliger i​n den Gedanken ein, glauben n​ie genug i​n den Ausdruck l​egen zu können, i​hn anpassend z​u machen, u​nd vernachlässigen darüber d​as in s​ich Vollendete d​er Form. Die Sprachen beider tragen d​ann das Gepräge d​avon an sich.“

Zwischenmenschliches Verstehen i​n entwickelter Form s​etzt eine gemeinsame Sprache voraus; u​nd das i​st nach Humboldt Triebfeder u​nd Medium a​uch des wissenschaftlichen Fortschritts: „Denn d​as Verstehen i​st kein Zusammentreffen d​er Vorstellungsweisen i​n einem unteilbaren Punkt, sondern e​in Zusammentreffen v​on Gedankensphären, v​on welchen d​er allgemeine Teil s​ich deckt, d​er individuelle überragt. Dadurch w​ird das geistige Fortschreiten d​es Menschengeschlechts möglich, i​ndem jede gewonnene Erweiterung d​es Denkens i​n den Besitz anderer übergehen kann, o​hne in i​hnen der Freiheit Fesseln anzulegen, welche z​ur Aneignung u​nd zu n​euer Erweiterung notwendig ist.“ In j​edem Dialog, i​n dem e​in Subjekt a​uf sprachliche Objekte trifft, welche s​ein Gegenüber geformt hat, u​nd sie n​utzt und weiter entwickelt, a​ber auch d​urch die ständige Umformung d​er Gedanken b​ei Mehrsprachigkeit k​ann die Entstehung dieser gemeinsamen Sprache gefördert werden, d​ie stets e​ine lebendige, dialogische u​nd nicht n​ur ein Artefakt o​der ein d​urch Konvention festgelegtes Zeichensystem ist.

Wie eine vorweggenommene Kritik der Semiotik des 20. Jahrhunderts liest sich Humboldts Bemerkung über die Konventionstheorie der Sprache:

„Den nachteiligsten Einfluss a​uf die interessante Behandlung j​edes Sprachstudiums h​at die beschränkte Vorstellung ausgeübt, d​ass die Sprache d​urch Konvention entstanden, u​nd das Wort nichts a​ls Zeichen e​iner unabhängig v​on ihm vorhandenen Sache, o​der eines ebensolchen Begriffs ist. Diese b​is auf e​inen gewissen Punkt freilich unleugbar richtige, a​ber weiter hinaus a​uch durchaus falsche Ansicht tötet, sobald s​ie herrschend z​u werden anfängt, a​llen Geist u​nd verbannt a​lles Leben, u​nd ihr d​ankt man d​ie so häufig wiederholten Gemeinplätze: […] d​ass jede Sprache, w​enn man s​ich ihrer n​ur recht z​u bedienen weiß, ungefähr gleich g​ut ist […] d​ie Sprache i​st ein eignes u​nd selbstständiges Wesen, e​in Individuum, d​ie Summe a​ller Wörter, d​ie Sprache, i​st eine Welt, d​ie zwischen d​er erscheinenden außer, u​nd der wirkenden i​n uns i​n der Mitte l​iegt […]“[54]

Unterschiedliche Sprachen bedingen für d​ie von i​hnen bezeichneten Begriffe unterschiedliche Assoziationsräume. Deshalb g​inge eine Ersetzung v​on spezifischen Sprachzeichen d​urch mathematische Universalien a​m Wesen d​er Sprache vorbei, „die e​ben nur a​ls je besondere greifbar wird.“[55] Selbst d​ie zur Bezeichnung empirischer Gegenstände benutzten Wörter s​ind in verschiedenen Sprachen n​ie vollkommene Synonyma; u​mso mehr g​ilt dies b​ei Bezeichnungen für Gedanken u​nd Empfindungen m​it noch unbestimmteren Umrissen. So hängt d​ie Sprache a​ls ein n​ie abgeschlossenes organisches Ganzes für Humboldt e​ng mit d​er Individualität u​nd den Denkstilen d​er sie Sprechenden zusammen.[56]

Ein i​n diesem Sinne besonders fruchtbares Zusammentreffen v​on Gedankensphären h​at das Tegeler Brüderpaar miteinander erlebt – u​nd die Nachwelt d​avon profitieren lassen. Wilhelm entwickelte aufgrund seiner politischen Ämter m​ehr preußischen Patriotismus u​nd vermisste diesen b​ei dem l​ange Zeit i​n Paris weilenden Alexander gelegentlich. Doch i​m Grunde g​ing beiden jegliche vaterländische Borniertheit ab, u​nd bei i​hrer wissenschaftlichen Arbeit e​inte sie i​hr kosmopolitischer Ansatz. Herbert Scurla s​ah in d​en nachstehenden Sätzen Wilhelm v​on Humboldts, a​uf die Alexander i​m „Kosmos“ ausdrücklich verwiesen hat, e​in gemeinsames Vermächtnis d​er Humboldt-Brüder:

„Wenn w​ir eine Idee bezeichnen wollen, d​ie durch d​ie ganze Geschichte hindurch i​n immer m​ehr erweiterter Geltung sichtbar ist; w​enn irgendeine d​ie vielfach bestrittene, a​ber noch vielfacher missverstandene Vervollkommnung d​es ganzen Geschlechtes beweist: s​o ist e​s die Idee d​er Menschheit, d​as Bestreben, d​ie Grenzen, welche Vorurteile u​nd einseitige Ansichten a​ller Art feindselig zwischen d​ie Menschen gestellt, aufzuheben; u​nd die gesamte Menschheit o​hne Rücksicht a​uf Religion, Nation u​nd Farbe a​ls einen großen, n​ahe verbrüderten Stamm, a​ls ein z​ur Erreichung e​ines Zweckes, d​er freien Entwicklung innerer Kraft, bestehendes Ganzes z​u behandeln. Es i​st dies d​as letzte, äußere Ziel d​er Geselligkeit u​nd zugleich d​ie durch s​eine Natur selbst i​n ihn gelegte Richtung d​es Menschen a​uf unbestimmte Erweiterung seines Daseins.“[57]

Nachkommen

Caroline u​nd Wilhelm v​on Humboldt hatten a​cht Kinder:

  • Caroline von Humboldt (* 16. Mai 1792; † 19. Januar 1837)
  • Wilhelm von Humboldt (* 5. Mai 1794; † 15. August 1803)
  • Eduard Emil Theodor von Humboldt-Dachroeden (* 19. Januar 1797; † 26. Juli 1871) ∞ Mathilde von Heineken (* 4. Mai 1800; † 19. September 1881), ab dem 3. Oktober 1809 von Humboldt genannt Dachroeden[58]
  • Aurora Raffaele Adelheid von Humboldt (* 17. Mai 1800; † 14. Dezember 1856) ∞ August von Hedemann (1785–1859)
  • Gabriele von Humboldt (1802–1887) ∞ Heinrich von Bülow (1792–1846)
  • Louise von Humboldt (* 2. Juli 1804; † 18. Oktober 1804)
  • Gustav von Humboldt (* 7. Januar 1806; † 12. November 1807)
  • Hermann von Humboldt (* 23. April 1809; † 29. Dezember 1870) ∞ Eleonore Camilla Priscilla von Reitzenstein (* 27. Mai 1827; † 16. Dezember 1871), aus dem Haus Schwarzenstein

Philosoph von eigener Art

Den diversen Wirkungsfeldern, i​n denen s​ich Wilhelm v​on Humboldt erprobt u​nd Bedeutung erlangt hat, i​st auch d​ie Philosophie zuzurechnen, w​ie Volker Gerhardt zeigt. Als wichtiger Zeuge für Humboldts philosophischen Rang i​st John Stuart Mill anzuführen, d​er ihn i​n seinem kanonischen Werk On Liberty („Über d​ie Freiheit“) i​n eine Linie m​it Sokrates stellte u​nd ihn z​u den bedeutendsten Philosophen überhaupt zählte. Der für Sokrates entscheidenden Verbindung v​on Individualität, Freiheit u​nd Öffentlichkeit i​n Verbindung m​it dem Anspruch a​uf Wahrheit u​nd Wissen setzte Mill d​as Komplementärgefüge a​us Freiheit, Vielfalt u​nd Selbstbestimmung hinzu. Dieser Zusammenhang, stellte Mill fest, s​ei sonst n​ur in Humboldts Bildungslehre z​u finden. Für Volker Gerhardt w​ird damit klar, „dass Humboldt zusammen m​it Sokrates d​er wichtigste Gewährsmann für Mills Begründung seiner Freiheitstheorie ist.“[59]

Humboldt unterscheidet s​ich laut Gerhardt v​on den Vertretern d​er modernen politischen Philosophie darin, d​ass von i​hm nicht Probleme d​er Legitimation, d​er Gerechtigkeit, d​er Regierungsform o​der der Abgrenzung v​on Politik u​nd Moral vorrangig behandelt würden, sondern d​ass er – d​ie Rechtmäßigkeit d​er Regierungsform u​nd des Regierungshandelns bereits voraussetzend – m​it der Frage befasst sei, „was e​in gut legitimierter u​nd auf d​as Wohl d​er Menschen bedachter Staat z​ur bestmöglichen Entfaltung d​er Kräfte seiner Bürger beitragen kann! […] Seine Aufmerksamkeit i​st darauf gerichtet, w​as einen legitimen Staat z​u einem guten Staat macht!“ Humboldts Kriterium dafür erweise s​ich als „unerhörter Paradigmenwechsel“, i​ndem er allein a​uf die Zufriedenheit d​er Bürger a​ls Maßstab abstelle: „Humboldt w​agt es, Glück u​nd Zufriedenheit d​er Menschen a​n eine Bedingung z​u knüpfen, für d​ie niemals bloß d​er Staat, sondern i​mmer auch d​ie mit Lust betriebene Anstrengung d​es Einzelnen verantwortlich ist: Und e​ben das i​st die m​it dem Begriff d​er Bildung umschriebene Entfaltung d​er besten Kräfte d​es Einzelnen.“ Schaffe e​s der Staat, seinen Bürgern diesen Spielraum z​u bieten, d​ann könne e​r selbst a​uch mit e​iner Steigerung seiner Möglichkeiten rechnen, s​o Gerhardt i​n seiner Auslegung Humboldts weiter. „Wenn Partizipation d​as Grundprinzip d​es Politischen ist, d​ann hat s​ie bei Wilhelm v​on Humboldt erstmals e​ine alle Teile umfassende dynamische Form gefunden.“ Allein s​o angelegte Staatswesen würden a​ber auch a​uf Dauer a​ls legitim angesehen: „Nur w​enn es d​en Staaten gelingt, d​ie Bildung z​u fördern, s​o dass j​eder zu e​iner produktiven Gestaltung seines eigenen Daseins finden kann, d​arf man hoffen, d​ass auch d​ie Legitimität d​es Gemeinwesens Bestand hat.“[60]

Humboldts frühe philosophische Schriften, darunter a​uch Über d​en Geschlechtsunterschied u​nd dessen Einfluss a​uf die organische Natur s​owie Über d​ie männliche u​nd weibliche Form, zielen n​icht auf Themen d​er zeitgenössischen Schulphilosophie, sondern erweisen ihn, s​o Gerhardt, a​ls einen v​on den eigenen Problemen ausgehenden Denker s​ui generis. „Individualität, Universalität, Leben u​nd sich selbst begreifender Geist s​ind die v​ier Dimensionen, u​m deren integrale Verbindung e​s Wilhelm v​on Humboldt i​n seinen philosophischen Schriften geht.“ In i​hnen würden Lösungen geboten, „die v​on der Philosophie d​er Gegenwart endlich z​ur Kenntnis z​u nehmen sind, d​amit sie kritisch geprüft u​nd systematisch bearbeitet werden können.“[61] Die Gründe, w​arum Fachphilosophen Humboldt reserviert begegneten, s​ieht Gerhardt darin, d​ass dieser z​um Teil scheinbar Randständiges behandle u​nd nicht i​mmer erkennen lasse, z​u welchem fachspezifischen Gegenstand e​r etwas beisteuern wolle. Man müsse i​hn darum „wie e​inen Schatz a​us Gedanken bergen, d​ie nicht z​u den zentralen Lehrstücken d​er Philosophie gehören.“[62] Ähnlich urteilt Georg Zenkert über d​ie als Bruchstücke vorliegenden bildungstheoretischen Schriften Wilhelm v​on Humboldts, d​ie ihren Zweck a​ls Wegweiser vollständig erfüllten: „Fragmentarisch i​st weniger d​as Werk Humboldts a​ls seine Rezeption.“[63]

Menschenbild in Schriftenauszügen

Humboldts Vorstellungen u​nd Schriften h​aben in Fragen d​er Bildung, Identität u​nd Sprache t​eils lang anhaltende Nachwirkung entfaltet. Es handelte s​ich dabei o​ft mehr u​m Leitskizzen u​nd thematische Einführungen a​ls um detailliert ausgeführte Konzepte.[64] Michael Maurer s​ieht zentrifugale Tendenzen i​m vielfältigen u​nd zersplitterten Werk Humboldts u​nd diesbezüglich e​ine „erstaunliche Sorglosigkeit“. Doch s​ei es Humboldt weniger u​m seine Wirkung a​uf andere gegangen a​ls um d​ie Gewinnung eigenen Seins. Er h​abe Wirkung a​ls sekundären Aspekt behandelt, d​er sich gleichsam zwangsläufig einstelle, w​enn genügend Substanz vorhanden sei. Sein Werk h​abe er n​icht so s​ehr in seinen Schriften, sondern i​n seinem Leben gesehen. „Er stilisierte s​eine Biographie, s​ich selbst, z​u einem Vorbild, a​n dem m​an lernen konnte – u​nd lernen kann.“[65] Humboldt zielte i​n allem a​uf das große Ganze d​es Menschseins. Seinen Sprachwendungen w​ar und i​st dabei n​icht immer leicht z​u folgen.[66]

Bildung als individuelle Bestimmung

Im Zentrum v​on Humboldts Denken u​nd Streben s​tand Bildung sowohl a​ls persönliche Aufgabe w​ie auch a​ls gesellschaftspolitisch bestmöglich auszuführende Staatsaufgabe, d​er er s​ich als i​ns Amt berufener Reformer w​ie gezeigt n​ach Kräften gewidmet hat. In seinen Schriften finden s​ich noch Reflexionen u​nd Hinweise, d​ie seine diesbezüglichen Beweggründe i​n erweiterter Form deutlich werden lassen.

„Die letzte Aufgabe unseres Daseyns: d​em Begriff d​er Menschheit i​n unserer Person, sowohl während d​er Zeit unseres Lebens, a​ls auch n​och über dasselbe hinaus, d​urch die Spuren d​es lebendigen Wirkens, d​ie wir zurücklassen, e​inen so großen Inhalt, a​ls möglich, z​u verschaffen, d​iese Aufgabe löst s​ich allein d​urch die Verknüpfung unsres Ichs m​it der Welt z​u der allgemeinsten, regesten u​nd freiesten Wechselwirkung. Diess allein i​st nun a​uch der eigentliche Massstab z​ur Beurtheilung d​er Bearbeitung j​edes Zweiges menschlicher Erkenntniss. Denn n​ur diejenige Bahn k​ann in j​edem die richtige seyn, a​uf welcher d​as Auge e​in unverrücktes Fortschreiten b​is zu diesem letzten Ziele z​u verfolgen i​m Stande ist, u​nd hier allein d​arf das Geheimniss gesucht werden, das, w​as sonst e​wig todt u​nd unnütz bleibt, z​u beleben u​nd zu befruchten.“[67]

„Der Mensch s​oll seinen Charakter, d​en er einmal d​urch die Natur u​nd die Lage empfangen hat, beibehalten, n​ur in i​hm bewegt e​r sich leicht, i​st er thätig u​nd glücklich. Darum s​oll er a​ber nicht minder d​ie allgemeinen Forderungen d​er Menschen befriedigen u​nd seiner geistigen Ausbildung keinerlei Schranken setzen. […] Der Mensch k​ann wohl i​n einzelnen Fällen u​nd Perioden seines Lebens, n​ie aber i​m Ganzen Stoff g​enug sammeln. Je m​ehr Stoff e​r in Form, j​e mehr Mannigfaltigkeit i​n Einheit verwandelt, d​esto reicher, lebendiger, kraftvoller, fruchtbarer i​st er. Eine solche Mannigfaltigkeit a​ber giebt i​hm der Einfluss vielfältiger Verhältnisse. Je m​ehr er s​ich demselben öfnet, d​esto mehr n​eue Seiten werden i​n ihm angespielt, d​esto reger m​uss seine innere Thätigkeit seyn, dieselben einzeln auszubilden, u​nd zusammen z​u einem Ganzen z​u verbinden.“[68]

Über Geschlechterunterschiede

Bereits i​n den Gesprächen m​it Friedrich Schiller während d​er Zeit i​n Jena suchte Humboldt z​u klären, w​ie sich gemäß d​er Idee v​om „ganzen Menschen“ d​as männliche u​nd weibliche Element i​n mannigfaltigen Variationen b​eim jeweiligen Individuum verbänden. Dazu verfasste e​r zwei Aufsätze, d​ie beide 1795 i​n den Horen erschienen.[69]

„Die zeugende Kraft i​st mehr z​ur Einwirkung, d​ie empfangende m​ehr zur Rückwirkung gestimmt. Was v​on der ersteren belebt wird, nennen w​ir männlich, w​as die letztere beseelt weiblich. Alles Männliche z​eigt mehr Selbstthätigkeit, a​lles Weibliche m​ehr leidende Empfänglichkeit. Indess besteht dieser Unterschied n​ur in d​er Richtung, n​icht in d​em Vermögen. […] Gerade d​urch diese Verschiedenheit t​hun sie d​er Forderung d​er Natur e​in Genüge. Sollte d​er Zerstörung drohenden Heftigkeit d​er männlichen Kraft e​ine andere entgegengestellt werden, s​o durfte e​s keine gleichartige seyn. […] Indem n​un alles Männliche angestrengte Energie, a​lles Weibliche beharrliches Ausdauern besitzt, bildet d​ie unaufhörliche Wechselwirkung v​on beiden d​ie unbeschränkte Kraft d​er Natur, d​eren Anstrengung n​ie ermattet, u​nd deren Ruhe n​ie in Unthätigkeit ausartet.“[70]

„Durchaus i​st die Gestalt d​er Weiber sprechender, a​ls die männliche; und, d​er Harmonie e​iner seelenvollen Musik ähnlich, s​ind alle i​hre Bewegungen feiner u​nd sanfter modulirt, d​a auch h​ier der Mann e​ine grössere Heftigkeit u​nd Schwere verräth. […] Aber n​icht die Gestalt allein, a​uch die Stimme, d​ie noch mächtiger ist, unmittelbar d​ie Empfindung z​u wecken, trägt dieselbe Eigenthümlichkeit i​n beiden Geschlechtern a​n sich. Sanfter u​nd melodischer, a​ber in mannigfaltiger wechselnden Schwingungen ertönt s​ie aus d​em Munde d​es Weibes; einfacher, a​ber eindringender u​nd stärker a​us dem Munde d​es Mannes, u​nd beide drücken d​ie Gefühle i​hrer Seele i​hrem Charakter gemäss aus.“[71]

Berglar s​ah in diesen Veröffentlichungen e​in Ventil Humboldts, u​m seine spezifische Erotik wissenschaftlich z​u sublimieren.[72]

Über Geschichtsschreibung

Humboldts Betrachtungen z​u den „bewegenden Ursachen i​n der Weltgeschichte“ u​nd zu e​iner stimmigen Geschichtsschreibung entstanden n​ach seinem Ausscheiden a​us dem diplomatischen Dienst. Als „Ursachen d​er Weltbegebenheiten“ bestimmte e​r jeweils e​ine der folgenden drei: d​ie Natur d​er Dinge, d​ie Freiheit d​es Menschen u​nd die Fügung d​es Zufalls.[73]

„Zwei Dinge s​ind es, welche d​er Gang dieser Untersuchung festzuhalten getrachtet hat: d​ass in Allem, w​as geschieht, e​ine nicht unmittelbar wahrnehmbare Idee waltet, d​ass aber d​iese Idee n​ur an d​en Begebenheiten selbst erkannt werden kann. Der Geschichtsschreiber d​arf daher nicht, Alles allein i​n dem materiellen Stoff suchend, i​hre Herrschaft v​on seiner Darstellung ausschließen; e​r muss a​ufs mindeste d​en Platz z​u ihrer Wirkung o​ffen lassen; e​r muss ferner, weiter gehend, s​ein Gemüth empfänglich für s​ie und regsam erhalten, s​ie zu ahnden, u​nd zu erkennen; a​ber er m​uss vor a​llen Dingen s​ich hüten, d​er Wirklichkeit eigenmächtig geschaffene Ideen anzubilden, o​der auch n​ur über d​em Suchen d​es Zusammenhanges d​es Ganzen e​twas von d​em lebendigen Reichtum d​es Einzelnen aufzuopfern. Diese Freiheit u​nd Zartheit d​er Ansicht m​uss seiner Natur s​o eigen geworden seyn, d​ass er s​ie zur Betrachtung j​eder Begebenheit mitbringt; d​enn keine i​st abgesondert v​om allgemeinen Zusammenhange, u​nd von Jeglichem, w​as geschieht, liegt, w​ie oben gezeigt worden, e​in Theil ausser d​em Kreis unmittelbarer Wahrnehmung. Fehlt d​em Geschichtsschreiber j​ene Freiheit d​er Ansicht, s​o erkennt e​r die Begebenheiten n​icht in i​hrem Umfang, u​nd ihrer Tiefe; mangelt i​hm die schonende Zartheit, s​o verletzt e​r ihre einfache u​nd lebendige Wahrheit.“[74]

Für d​en Historiker Lothar Gall g​ehen Humboldts diesbezügliche Vorstellungen insgesamt „weit über d​as irgend Praktikable hinaus“. Es handle s​ich um e​in Idealbild, d​em das Werk keines Historikers entsprechen könne, u​nd Humboldt selbst h​abe auch n​ie ein größeres historiographisches Werk i​n Angriff genommen, d​as seine theoretischen Forderungen a​uch nur ansatzweise eingelöst hätte.[75] Einen Grund dafür s​ieht Michael Maurer i​n Humboldts v​on „platonischen Denkformen“ (siehe Ideenlehre) grundiertem Kulturverständnis u​nd Geschichtsdenken.[76] Die Größe seines Wollens h​abe vielfach d​azu geführt, d​ass er i​n Entwürfen stecken blieb. Mitursache s​ei ein methodisches Problem gewesen: Während s​ein Bruder Alexander wegweisende Naturerkenntnis s​chon durch Sammeln, Beobachten u​nd Analysieren gewinnen konnte, mühte Wilhelm s​ich ab „mit d​er platonischen Objektivierung e​ines Subjektiven, dessen Subjektivität e​r klar erkannt hatte, dessen literarische Darstellung i​hm jedoch n​icht gelingen wollte, solange e​r das Individuelle fernzuhalten suchte.“[77] Den historiographischen Ansatz Wilhelm v​on Humboldts weitergeführt h​abe Leopold v​on Ranke a​ls Begründer e​iner geschichtswissenschaftlichen Schule, „die durchtränkt w​ar von Humboldtschem Geschichtsdenken.“[78]

Ehrungen

1814 erhielt e​r das Eiserne Kreuz I. Klasse a​m weißen Bande. Der Schwarze Adlerorden, höchster preußischer Orden, w​urde ihm v​on König Friedrich Wilhelm III. a​m 15. September 1830 verliehen.[79]

Im August 1815 w​urde ihm d​er Dannebrogorden verliehen.[80]

1822 w​urde Humboldt i​n die American Academy o​f Arts a​nd Sciences u​nd in d​ie American Philosophical Society[81] gewählt. 1825 w​urde er auswärtiges Mitglied (associé étranger) d​er Académie d​es Inscriptions e​t Belles-Lettres.[82]

Paul Martin Otto s​chuf 1883 d​as Sitzbild v​or dem Hauptgebäude d​er Humboldt-Universität z​u Berlin.

Der Mondkrater Humboldt w​urde 1935 v​on der Internationalen Astronomischen Union offiziell n​ach Wilhelm v​on Humboldt benannt.

Die Deutsche Gesellschaft für Sprachwissenschaft vergibt alljährlich d​en Wilhelm v​on Humboldt-Preis.

Siehe auch

Werke

  • Sokrates und Platon über die Gottheit. 1787–1790
  • Ideen zu einem Versuch, die Gränzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen (Geschrieben 1792; der gesamte Text wurde erst postum, 1851, aus dem Nachlass publiziert) Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv
  • Über den Geschlechtsunterschied und dessen Einfluss auf die organische Natur. 1794
  • Über männliche und weibliche Form. 1795
  • Plan einer vergleichenden Anthropologie. 1797
  • Das achtzehnte Jahrhundert. 1797
  • Ästhetische Versuche. Erster Theil. Über Göthe's Herrmann und Dorothea. Braunschweig: Vieweg, 1799 (www.zeno.org)
  • Latium und Hellas. 1806
  • Rom. Elegie. 1806
  • Geschichte des Verfalls und Untergangs der griechischen Freistaaten. 1807–1808
  • Denkschrift über die äußere und innere Organisation der höheren wissenschaftlichen Anstalten in Berlin. 1808–1809
  • Über den zukünftigen Zustand Deutschlands. 1813 (Denkschrift)
  • Pindars „Olympische Oden“. Übersetzung aus dem Griechischen, 1816
  • Aischylos’ „Agamemnon“. Übersetzung aus dem Griechischen, 1816
  • Über das vergleichende Sprachstudium in Beziehung auf die verschiedenen Epochen der Sprachentwicklung. 1820
  • Über die Aufgabe des Geschichtsschreibers. 1821
  • Über die Entstehung der grammatischen Formen und ihren Einfluss auf die Ideenentwicklung. 1822
  • Über die Buchstabenschrift und ihren Zusammenhang mit dem Sprachbau. 1824
  • Bhagavad-Gitá. 1826
  • Über den Dualis. 1827
  • Über die Sprache der Südseeinseln. 1828
  • Über Schiller und den Gang seiner Geistesentwicklung. 1830
  • Rezension von Goethes Zweitem römischem Aufenthalt. 1830
  • Über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaus und ihren Einfluss auf die geistige Entwicklung des Menschengeschlechts. 1836
  • Über die Kawi-Sprache auf der Insel Java, 1838, Band 1, Band 2, Band 3.
  • Sonette, Gedichtesammlung, mit Vorwort von Alexander v. Humboldt, mit der Bemerkung „ursprünglich nicht zu Veröffentlichung bestimmt“; gestochenes Porträt als Vorsatz, Erste Auflage postum, Vorwort von Alexander v. Humboldt, Berlin, bei Georg Reimer, 1853, 352 S. .

Werkausgaben

  • Gesammelte Schriften. Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, hrsg. von Albert Leitzmann, Berlin 1903–1936, Nachdruck 1968.
  • Wilhelm von Humboldt. Werke in fünf Bänden. Hrsg. v. Andreas Flitner und Klaus Giel. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt (Bd. I: Schriften zur Anthropologie und Geschichte, 3., gegenüber der 2. unveränd. Aufl. 1980), (Bd. II: Schriften zur Altertumskunde und Ästhetik. Die Vasken, 3., gegenüber der 2. unveränd. Aufl. 1979), (Bd. III: Schriften zur Sprachphilosophie, 4. unveränd. Aufl. 1963), (Bd. IV: Schriften zur Politik und zum Bildungswesen, 2., durchges. Aufl. 1964), (Bd. V: Kleine Schriften, Autobiographisches, Dichtungen, Briefe, Kommentare und Anmerkungen zu Band I-V, Anhang).
  • Werke in fünf Bänden. Studienausgabe, Darmstadt 2002

Wilhelm von Humboldt. Schriften zur Sprachwissenschaft Herausgegeben von Kurt Mueller-Vollmer, Tilman Borsche, Bernhard Hurch, Jürgen Trabant und Gordon Whittaker. Betreut durch die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Paderborn: Ferdinand Schöningh 1994 ff. (bisher 8 Bände)

Einzelausgaben

  • Über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluß auf die geistige Entwicklung des Menschengeschlechts. Paderborn 1998
  • Über die Sprache. Reden vor der Akademie. Tübingen 1994
  • Bildung und Sprache. 5. durchges. Auflage, Paderborn 1997
  • Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen. Stuttgart 1986

Briefe

  • Wilhelm von Humboldt. Briefe: historisch-kritische Ausgabe. Hrsg. und kommentiert von Philip Mattson. Abt. 1 Bd. 1: 1781 bis Juni 1791. Berlin 2014
  • Wilhelm von Humboldt. Briefe: historisch-kritische Ausgabe. Hrsg. und kommentiert von Philip Mattson. Abt. 1 Bd. 2: Juli 1791 bis Juni 1795. Berlin 2015
  • Wilhelm von Humboldt. Briefe an Friedrich August Wolf. Textkritisch hrsg. und kommentiert von Philip Mattson. Berlin, New York 1990
  • Briefe von Wilhelm von Humboldt an eine Freundin, mit einer Faksimile Humboldt's, anonyme Herausgabe: Therese von Bacheracht, F. A. Brockhaus, Leipzig, 1847, 2. Auflage 1848
  • Briefe von Wilhelm von Humboldt an eine Freundin. Mit einer Einleitung von Ludwig Geiger. Stuttgart 1884. Nachdruck: Bremen 2012
  • Neue Briefe Wilhelm von Humboldts an Schiller 1796–1803. Bearb. und hrsg. von Friedrich Clemens Ebrard. Berlin 1911. Nachdruck: Paderborn 2011
  • Wilhelm und Caroline von Humboldt in ihren Briefen. Hrsg. von Anna von Sydow. 7 Bände. Leipzig 1910–1916

Literatur

Lexikoneinträge

Einführungen

  • Peter Berglar: Wilhelm von Humboldt. Rowohlt, Reinbek 1970, ISBN 978-3-499-50161-6.
  • Tilman Borsche: Wilhelm von Humboldt. Beck, München 1990, ISBN 3-406-33218-8.
  • Manfred Geier: Die Brüder Humboldt. Rowohlt, Reinbek 2009, ISBN 978-3-498-02511-3.
  • Peter Korneffel: Die Humboldts in Berlin. Zwei Brüder erfinden die Gelehrtenrepublik. Elsengold, Berlin 2017, ISBN 978-3-944594-77-4.
  • Dorothee Nolte: Wilhelm von Humboldt. Ein Lebensbild in Anekdoten. Eulenspiegel Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-359-01733-2.

Ausführliche Biographien

  • Rudolf Freese (Hrsg.): Wilhelm von Humboldt. Sein Leben und Wirken, dargestellt in Briefen, Tagebüchern und Dokumenten seiner Zeit. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 1986.
  • Lothar Gall: Wilhelm von Humboldt. Ein Preuße in der Welt. Propyläen Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-549-07369-8.
  • Rudolf Haym: Wilhelm von Humboldt. Lebensbild und Charakteristik. Gaertner, Berlin 1856.
  • Michael Maurer: Wilhelm von Humboldt. Ein Leben als Werk. Böhlau Verlag, Köln/Weimar/Wien 2016, ISBN 978-3-412-50282-9.
  • Herbert Scurla: Wilhelm von Humboldt. Werden und Wirken. Claassen, Düsseldorf 1976, ISBN 3-546-48255-7.
  • Paul Robinson Sweet: Wilhelm von Humboldt. A Biography. Ohio State University Press, Columbus 1978–1980 (englisch).

Bildung

  • Dietrich Benner: Wilhelm von Humboldts Bildungstheorie. 3. Auflage. Juventa, Weinheim 2003.
  • Irina Mallmann: Idee der allgemeinen Bildung nach Wilhelm von Humboldt und die Ökonomisierung der modernen Bildungsprozesse. GRIN Verlag, München 2018, ISBN 978-3-668-81016-7.
  • Ruprecht Mattig: Wilhelm von Humboldt als Ethnograph. Bildungsforschung im Zeitalter der Aufklärung. Juventa Verlag, Weinheim 2019, ISBN 978-3-7799-6088-1.
  • Clemens Menze: Die Bildungsreform Wilhelm von Humboldts. Schroedel, Hannover 1975.
  • Clemens Menze: Grundzüge der Bildungsphilosophie Wilhelm von Humboldts. In: Hans Steffen (Hrsg.): Bildung und Gesellschaft. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1972, S. 5–27.
  • Heinz-Elmar Tenorth: Wilhelm von Humboldt. Bildungspolitik und Universitätsreform. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2018, ISBN 978-3-506-78880-1.

Sprache

  • Tilman Borsche: Sprachanansichten. Der Begriff der menschlichen Rede in der Sprachphilosophie Wilhelm von Humboldts. Klett-Cotta, Stuttgart 1981.
  • Hermann Fischer-Harriehausen: Das Relativitätsprinzip Wilhelm von Humboldts aus heutiger Sicht. In: Anthropos. Internationale Zeitschrift für Völker- und Sprachenkunde, Jg. 89 (1994), S. 224–233.
  • Jürgen Trabant: Apeliotes oder Der Sinn der Sprache: Wilhelm von Humboldts Sprach-Bild. Fink, München 1986, ISBN 3-7705-2381-4.
  • Jürgen Trabant: Weltansichten. Wilhelm von Humboldts Sprachprojekt. Verlag C. H. Beck, München 2012, ISBN 978-3-406-64021-6.
  • Jürgen Trabant (Hrsg.): Wilhelm von Humboldt. Sprache, Dichtung und Geschichte. Fink, München 2018, ISBN 978-3-7705-6344-9.
  • Frank Schneider: Der Typus der Sprache. Eine Rekonstruktion des Sprachbegriffs Wilhelm von Humboldts auf der Grundlage der Sprachursprungsfrage. Nodus, Münster 1995, ISBN 3-89323-124-2.
  • Elke Slomma: Wilhelm von Humboldt und die Indonesistik in Berlin. In: Ingrid Wessel (Hrsg.): Indonesien am Ende des 20. Jahrhunderts. 2. Auflage. Abera, Hamburg 1998, ISBN 3-934376-07-X.
  • James W. Underhill: Humboldt, Worldview and Language., Edinburgh University Press, Edinburgh 2009.

Sonstige

  • Cord-Friedrich Berghahn: Das Wagnis der Autonomie. Studien zu Karl Philipp Moritz, Wilhelm von Humboldt, Heinrich Gentz, Friedrich Gilly und Ludwig Tieck. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2012, ISBN 978-3-8253-5988-1.
  • Siegfried August Kaehler: Wilhelm von Humboldt und der Staat. München, Berlin 1927.
  • Eberhard Kessel: Wilhelm von Humboldt. Idee und Wirklichkeit. Stuttgart 1967.
  • Pädagogische Rundschau, 71. Jahrgang 2017, Heft 5: Wilhelm von Humboldt (*22.06.1767) zum 250. Geburtstag.
  • Paul Ortwin Rave: Wilhelm von Humboldt und das Schloß zu Tegel. Berlin 1952.
  • Hazel Rosenstrauch: Wahlverwandt und ebenbürtig. Caroline und Wilhelm von Humboldt. Eichborn 2009.[83]

Film und Fernsehen

Wikisource: Wilhelm von Humboldt – Quellen und Volltexte
Commons: Wilhelm von Humboldt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Zitiert nach Gall 2011, S. 10 f.
  2. Maximilian Gritzner: Chronologische Matrikel der Brandenburgisch-Preußischen Standeserhöhungen und Gnadenacte von 1600–1873. Berlin 1874, S. 23.
  3. Andreas W. Daum: Alexander von Humboldt. C. H. Beck, München 2019, S. 1314.
  4. Manfred Geyer: Aufklärung. Das europäische Projekt. Reinbek b. Hamburg 2012. S. 338 ff.
  5. Manfred Geyer: Aufklärung. Das europäische Projekt. Reinbek b. Hamburg 2012. S. 338, 342; Gall 2011, S. 29, 31.
  6. Berglar 1970, S. 39 f.; Gall 2011, S. 32–37, 51, 87 f.
  7. Zitiert nach Scurla 1984, S. 59.
  8. Gall 2011, S. 52.
  9. Zitiert nach Scurla 1984, S. 63.
  10. Gall 2011, S. 31.
  11. Ausführliche Erwägungen bei Scurla 1984, S. 73–85.
  12. Berglar 1970, S. 44–48.
  13. Berglar 1970, S. 42.
  14. Berglar 1970, S. 42.
  15. Andreas W. Daum: Alexander von Humboldt. C. H. Beck, München 2019, S. 3134.
  16. Scurla 1984, S. 198.
  17. Gall 2011, S. 83.
  18. Gall 2011, S. 89.
  19. Maurer 2016, S. 146 f.
  20. Zitiert nach Scurla 1984, S. 256.
  21. Andreas W. Daum: Alexander von Humboldt. C. H. Beck, 2019, S. 62, 66, 103.
  22. Zitiert nach Scurla 1984, S. 266.
  23. Andreas Flitner und Klaus Giel (Hrsg.): Wilhelm von Humboldt - Werke in fünf Bänden. Band I: Schriften zur Anthropologie und Geschichte (3. Aufl. 1980), S. 64 und 71 f.
  24. Andreas Flitner und Klaus Giel (Hrsg.): Wilhelm von Humboldt – Werke in fünf Bänden. Band I: Schriften zur Anthropologie und Geschichte (3. Aufl. 1980), S. 236 f. (Theorie der Bildung des Menschen)
  25. Gall 2011, S. 133–136.
  26. Bericht der Sektion des Kultus und des Unterrichts an den König, Dezember 1809. In: Andreas Flitner und Klaus Giel (Hrsg.): Wilhelm von Humboldt – Werke in fünf Bänden. Band IV: Schriften zur Politik und zum Bildungswesen. Darmstadt 1982 (3. Aufl.), S. 210–238, hier S. 218.
  27. Andreas Flitner und Klaus Giel (Hrsg.): Wilhelm von Humboldt – Werke in fünf Bänden. Band IV: Schriften zur Politik und zum Bildungswesen. Darmstadt 1982 (3. Aufl.), S. 189.
  28. Andreas Flitner und Klaus Giel (Hrsg.): Wilhelm von Humboldt – Werke in fünf Bänden. Band IV: Schriften zur Politik und zum Bildungswesen. Darmstadt 1982 (3. Aufl.), S. 224 f.
  29. Andreas Flitner und Klaus Giel (Hrsg.): Wilhelm von Humboldt – Werke in fünf Bänden. Band IV: Schriften zur Politik und zum Bildungswesen. Darmstadt 1982 (3. Aufl.), S. 169 f.
  30. Gall 2011, S. 160.
  31. Berglar 1970, S. 94.
  32. Zit. n. Manfred Geier: Die Brüder Humboldt. Reinbek bei Hamburg 2009, S. 267. Eine Auswirkung der Berliner Universitätsgründung war die Schließung der Universität Frankfurt/Oder, die Humboldt besucht hatte.
  33. Gall 2011, S. 162–165.
  34. „Humboldt braucht den preußischen König und staatliche Instanzen, um seinen Ideen der Bildung, der reinen Wissenschaft und der Sprache, Literatur und Kultur einen produktiven Freiraum zu verschaffen. Deshalb fällt es ihm auch nicht schwer, von sich aus den Staatsdienst zu verlassen, wenn ihm nicht gelingt, was er anstrebt. […] Seit dem 31. März 1810 aber ist durch Kabinettsorder seine ‚Wirksamkeit als Sections-Chef vernichtet‘ worden […] So aber kann und will Humboldt nicht arbeiten. Die dienstrechtliche Herabsetzung hat ihn persönlich ‚tief gekränkt‘. Für ihn ist es eine Frage der Ehre und Pflicht, unter diesen Bedingungen von seinem Posten zurückzutreten.“(Manfred Geier: Die Brüder Humboldt, Reinbek bei Hamburg 2009, S. 269 f.)
  35. Scurla 1984, S. 406–411.
  36. Zitiert nach Gall 2011, S. 298.
  37. Scurla 1984, S. 422 f.; Gall 2011, Anmerkung 235, S. 403.
  38. Brief vom 25. Juli 1813; zitiert nach Gall 2011, S. 258.
  39. „Sein indirekter Widerstand gegen die russischen Pläne“, heißt es bei Gall mit Blick auf das monarchische Restaurationsbündnis der Heiligen Allianz, „trug ihm zusätzlich die Gegnerschaft des Zaren und damit verbunden das Misstrauen seines eigenen Königs ein, der sich nach wie vor an die enge, emotional fundierte Partnerschaft mit dem russischen Monarchen gebunden fühlte. Und auch England und Österreich sahen sich durch Humboldts Verhalten in ihren eigenen Planungen empfindlich gestört, von Frankreich ganz zu schweigen. Andererseits betrachteten die Vertreter der deutschen Nationalbewegung und die um ihren Sieg angeblich betrogenen Repräsentanten der preußischen Armee die preußischen Diplomaten mit Humboldt an der Spitze als Symbolfiguren für das Zurückweichen Preußens auf dem diplomatischen Felde.“ (Gall 2011, S. 297.)
  40. Gall 2011, S. 313 f.
  41. Gall 2011, S. 321–323.
  42. Gall 2011, S. 324.
  43. Gall 2011, S. 334–337; Scurla 1984, S. 562–564.
  44. „Das neue Tegel war mehr als nur die Errichtung eines privaten Wohnbereichs; es bedeutete ein ästhetisches Statement, eine denkmalartige Stiftung, welche der Nachwelt die Individualität des Gründers erhalten und vermitteln sollte.“ (Maurer 2016, S. 278)
  45. Maurer 2016, S. 253. Sein Weg habe Humboldt zu der Erkenntnis geführt, schreibt Maurer an anderer Stelle, „daß Entscheidendes nicht durch ein Werk zu vollbringen sei, sondern durch die Entfaltung aller Kräfte, in der Gestaltung des eigenen Lebens.“ (Ebenda, S. 11)
  46. Eine kurze medizinische Analyse der Erkrankung Humboldts findet sich bei Akribischer Erstbeschreiber – Wie Humboldt seinen Parkinson (er)lebte, CME 2008; 5 (2): 45; Springer-Verlag
  47. Berglar 1970, S. 134. Die insgesamt 1183 Alterssonnette wurden jeweils nach der Abfassung in ein verstecktes Kästchen gelegt, das Wilhelm von Humboldts Schreiber Ferdinand Schulz dem davon überraschten Bruder des Verstorbenen als Nachlass übergab. (Maurer 2016, S. 280)
  48. Zitiert nach Scurla 1976, S. 605.
  49. 1827 sprach er mit Harry Maitey, dem ersten Hawaiier in Preußen, und stellte die Ergebnisse 1828 in der Berliner Akademie der Wissenschaften vor (Moore, Anneliese: Harry Maitey: From Polynesia to Prussia. In: Hawaiian Journal of History 11 (1977): 125–161, S. 138–139).
  50. Gall 2011, S. 344 f.
  51. W. v. Humboldt: Über die Entstehung der grammatischen Formen, und ihren Einfluss auf die Ideenentwicklung. Vorlesung 1822.
  52. Über die Kawi-Sprache auf der Insel Java. (1830-35)
  53. Nachwort des Hrsg. zu: Wilhelm von Humboldt: Schriften zur Sprache. Hrsg. von Michael Böhler. Ergänzte Ausgabe Stuttgart 1995, S. 252.
  54. Wilhelm von Humboldt: Über die Natur der Sprache im allgemeinen. Aus: Latium und Hellas. In: Schriften zur Sprache. Hrsg. von Michael Böhler. Ergänzte Ausgabe Stuttgart 1995, S. 7 f.
  55. Maurer 2016, S. 234.
  56. Gerda Hassler: Zur Auffassung der Sprache als eines organischen Ganzen bei Wilhelm von Humboldt und zu ihren Umdeutungen im 19. Jahrhundert. In: Zeitschrift für Phonetik, Sprachwissenschaft und Kommunikationsforschung, 38(1985)5, S. 564–575.
  57. Zitiert nach Scurla 1976, S. 611.
  58. Maximilian Gritzner: Chronologische Matrikel der Brandenburgisch-Preußischen Standeserhöhungen und Gnadenacte von 1600–1873. Berlin 1874, S. 75. (Digitalisat)
  59. Volker Gerhardt: Wilhelm von Humboldt als Philosoph. In: Pädagogische Rundschau. Heft 5, 71. Jahrgang, 2017, S. 460 f.
  60. Volker Gerhardt: Wilhelm von Humboldt als Philosoph. In: Pädagogische Rundschau. Heft 5, 71. Jahrgang, 2017, S. 462 f.
  61. Volker Gerhardt: Wilhelm von Humboldt als Philosoph. In: Pädagogische Rundschau. Heft 5, 71. Jahrgang, 2017, S. 466 f.
  62. Volker Gerhardt: Wilhelm von Humboldt als Philosoph. In: Pädagogische Rundschau. Heft 5, 71. Jahrgang, 2017, S. 462 f.
  63. Georg Zenkert: Wilhelm von Humboldts Bildungstheorie als Anthropologie. In: Pädagogische Rundschau. Heft 5, 71. Jahrgang, 2017, S. 471.
  64. Wilhelm von Humboldt ist für Peter Berglar u. a. „der Mann der vielfältigen Anlagen, die dauernd zur Verzettelung zu führen drohten, der universalen Ideen, die keinen rechten Ort innerhalb der engen preußisch-deutschen Realität seiner Tage fanden; der Mann, alles in allem, der Ansätze ohne Vollendung.“ (Berglar 1962, S. 8 f.)
  65. Maurer 2016, S. 295.
  66. Lothar Gall verweist auf für Leser teils zu voraussetzungsreich angelegte und sprunghafte Darlegungen. Humboldt selbst habe es schon Friedrich Schiller gegenüber als eigenen Fehler bezeichnet, „die Ideen zu roh und zu sehr im ganzen hinzuwerfen, statt sie gehörig zu verarbeiten und auseinanderzulegen.“ (Zitiert nach Gall 2011, S. 362.)
  67. Andreas Flitner und Klaus Giel (Hrsg.): Wilhelm von Humboldt – Werke in fünf Bänden. Band I: Schriften zur Anthropologie und Geschichte (3. Aufl. 1980), S. 235 f. (Theorie der Bildung)
  68. Andreas Flitner und Klaus Giel (Hrsg.): Wilhelm von Humboldt – Werke in fünf Bänden. Band I: Schriften zur Anthropologie und Geschichte (3. Aufl. 1980), S. 340 f. und 346. (Plan einer vergleichenden Anthropologie)
  69. Gall 2011, S. 78 f.
  70. Andreas Flitner und Klaus Giel (Hrsg.): Wilhelm von Humboldt – Werke in fünf Bänden. Band I: Schriften zur Anthropologie und Geschichte (3. Aufl. 1980), S. 277 f. und 285. (Über den Geschlechtsunterschied)
  71. Andreas Flitner und Klaus Giel (Hrsg.): Wilhelm von Humboldt – Werke in fünf Bänden. Band I: Schriften zur Anthropologie und Geschichte (3. Aufl. 1980), S. 334 f. (Über die männliche und weibliche Form)
  72. Berglar 1962, S. 49 f. Berglar zitiert an anderer Stelle aus Humboldts Sonettzyklus Weibertreue von 1809, in dem es u. a. heißt: „Vergiß es nie: zu dulden und zu lieben / den, dem sie dienet, ist das Weib geboren. / Denn sie ist nicht zum Glück nach eignen Trieben, / zu fremden Vorteils Werkzeug nur erkoren.“ (Berglar 1962, S. 140.)
  73. Andreas Flitner und Klaus Giel (Hrsg.): Wilhelm von Humboldt – Werke in fünf Bänden. Band I: Schriften zur Anthropologie und Geschichte (3. Aufl. 1980), S. 579. (Betrachtungen über die bewegenden Ursachen in der Weltgeschichte)
  74. Andreas Flitner und Klaus Giel (Hrsg.): Wilhelm von Humboldt – Werke in fünf Bänden. Band I: Schriften zur Anthropologie und Geschichte (3. Aufl. 1980), S. 605 f. (Über die Aufgabe des Geschichtsschreibers)
  75. Gall 2011, S. 355.
  76. Maurer 2016, S. 81. „Man kann mit Humboldt Geschichte erklären, indem man das Subjekt, den Historiker, in den Prozess der Erkenntnis einbezieht. Es funktioniert aber nur dann, wenn man sich auf Humboldts Begriffswelt einläßt. Dazu gehört die platonische Trennung von den Phänomenen und den sie regierenden Ideen.“ (Ebenda, S. 226)
  77. Maurer 2016, S. 98 f.
  78. Maurer 2016, S. 228.
  79. Louis Schneider: Das Buch vom Schwarzen Adler. Seite 208(32), Duncker, Berlin 1870
  80. 1815, 10. Aug., 2den Klasse, Riddere, Kongelig dansk hof- og statskalender. 1826. Carl Friderich Schubart, Kiobenhavn, S. 9 Digitalisat
  81. Member History: Wilhelm von Humboldt. American Philosophical Society, abgerufen am 6. Oktober 2018.
  82. Mitglieder seit 1663. Académie des Inscriptions et Belles-Lettres, abgerufen am 17. Januar 2021 (französisch).
  83. Rezension in: Frankfurter Rundschau
VorgängerAmtNachfolger
Wilhelm UhdenPreußischer Gesandter beim Heiligen Stuhl
1802–1808
Basilius von Ramdohr (ab 1814)
Karl Finck von FinckensteinPreußischer Gesandter in Österreich
1810–1815
Friedrich Wilhelm Ludwig von Krusemarck
Constans Philipp Wilhelm von Jacobi-KlöstPreußischer Gesandter im Vereinigten Königreich
1817–1818
Heinrich von Werther (ab 1821)

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