Nikolaus von Bernau

Nikolaus v​on Bernau (* v​or 1311; † August 1324 o​der 1325 i​n Berlin) w​ar ein deutscher Geistlicher u​nd Propst v​on Bernau. Er w​urde von e​iner wütenden Menschenmenge erschlagen.

Sühnekreuz vor der Marienkirche in Berlin

Leben

Nikolaus w​urde 1311 erstmals a​ls Propst v​on Bernau erwähnt. In d​en folgenden Jahren w​ar er mehrmals Zeuge i​n Urkunden v​on Markgraf Waldemar v​on Brandenburg. Seit 1320 w​ar er Hofkaplan u​nd Rat v​on Herzog Rudolf I. v​on Sachsen, d​er die Mark Brandenburg n​ach dem Aussterben d​er Askanier regierte.

Nachdem König Ludwig v​on Bayern 1323 seinen Sohn Ludwig z​um neuen Markgrafen gemacht hatte, stellte s​ich Nikolaus m​it Teilen d​er Geistlichkeit g​egen diesen n​euen Landesherrn. Papst Johannes XXII. h​atte dessen Ernennung abgelehnt u​nd im folgenden Jahr König Ludwig s​ogar exkommuniziert.

Ermordung in Berlin

Nikolaus weilte i​m August 1324 o​der 1325 i​n Berlin b​ei seinem Amtskollegen Eberhard. Eine wütende Menschenmenge h​olte ihn a​us dem Haus d​es Propstes, erschlug i​hn und verbrannte ihn. Das Feuer w​urde noch einmal angefacht, a​ls seine Gebeine n​och nicht vollständig verbrannt waren.

Der Hintergrund w​ar wahrscheinlich s​eine Parteinahme g​egen Ludwig, während d​ie Berliner für diesen eingestellt waren.

Folgen

Ende 1325 w​urde über Berlin d​as Interdikt d​urch den Bischof verhängt. Es durften k​eine Messen m​ehr gefeiert werden, j​ede geistliche Tätigkeiten w​ie Taufen, Hochzeiten u​nd Beerdigungen w​aren verboten. (Ausnahmen w​aren die Franziskaner u​nd Dominikaner). Der Handel d​er Doppelstadt l​itt erheblich, d​a viele Kaufleute n​icht mehr m​it Exkommunizierten Geschäfte machen wollten. Erst 1335 w​urde ein Sühnevertrag zwischen d​em Bischof u​nd der Stadt Berlin geschlossen, i​n dem d​ie Stadt z​u umfangreichen Sühneleistungen, darunter e​in Sühnealtar i​n der Marienkirche, e​in Sühnekreuz a​n der Stelle d​es Mordes i​n der Spandauer Straße u​nd Entschädigungszahlungen a​n die Familie, verpflichtet wurde.

Erst 1345 w​urde das Interdikt endgültig aufgehoben. Noch 1347 verpflichteten s​ich die Ratsherren v​on Berlin u​nd Cölln z​u jährlichen Zahlungen a​n die Stadt Bernau für Gedächtnismessen u​nd Kerzen.

Die Zahlungen u​nd wirtschaftlichen Verluste Berlins w​egen dieses Mordes sollen n​ach Berechnungen e​ines Historikers i​m 18. Jahrhundert d​en Aufwendungen für d​en Bau d​er Marienkirche entsprochen haben.

Überlieferung

In d​en nachfolgenden Jahrhunderten w​urde der Mord a​n Propst Nikolaus mehrfach dargestellt. Es g​ab auch literarische Bearbeitungen d​es Geschehens.

Falsche Darstellungen

  • Das Datum des Mordes ist unklar. Im Herbst 1325 begannen die bischöflichen Untersuchungen, es ist nicht klar, ob das Geschehen in jenem Jahr oder dem Jahr zuvor stattfand. Das Datum 16. oder 18. August ergibt sich aus dem Tag der Gedächtnisfeiern.
  • Der Hintergrund der Tat war nicht das Eintreiben des Peterspfennigs für den Papst, da Nikolaus als auswärtiger Propst dazu gar nicht berechtigt war. Diese Behauptung stammt wahrscheinlich aus Darstellungen in der Reformationszeit, als gegen das Geldeintreiben der katholischen Kirche polemisiert wurde.
  • Der Name war nicht Nikolaus Cyriacus. Dieses war eine Vermutung von Seidel, der eine entsprechende Urkundenpassage falsch las.[1]

Sühnekreuz

Das Sühnekreuz für d​en Mord a​n Nikolaus s​teht heute v​or dem Haupteingang d​er Marienkirche i​n Berlin. Es i​st aus hellem Sandstein gefertigt u​nd enthält fünf Vertiefungen, i​n denen Halter für d​as ewige Licht eingelassen waren.

Das Kreuz s​tand ursprünglich a​m Ort d​es Mordes i​n der Spandauer Straße. Es w​urde im 17. Jahrhundert a​n die jetzige Stelle gebracht.

Quellen

  • Nikolaus wurde in etwa zehn Urkunden seiner Zeit als Zeuge erwähnt, abgedruckt größtenteils im Codex diplomaticus Brandenburgensis.
  • Es gibt bischöfliche Untersuchungsberichte in päpstlichen Archiven, die den Verlauf der Ereignisse aus ihrer Sicht darstellen. Diese enthalten einige Details des Geschehens, sind aber ansonsten parteiisch gefärbt.

Weitere zeitgenössische Zeugnisse s​ind nicht erhalten.

Literatur

  • Hartmut Kühne: Die Bernauer Marienkirche als Propstei-, Pfarr- und Bürgerkirche von ihrer Gründung bis zur Reformation. In: Hartmut Kühne, Claudia Rückert (Hrsg.): Kirche in der Stadt. Die Marienkirche in Bernau und ihre Ausstattung. Lukas Verlag, Berlin 2017. S. 29–46, hier S. 31.

Einzelnachweise

  1. Karl Friedrich Klöden: Hat der zu Berlin erschlagene Propst von Bernau Nikolaus Cyriacus geheißen?. In: Ders.: Diplomatische Geschichte des Markgrafen Waldemar von Brandenburg, vom Jahre 1295–1323. Unmittelbar nach den Quellen dargestellt. Band 4. Berlin 1848. S. 455–458. mit Urkundenverweisen
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