Preußischer Landtag (Gebäude)
Der Preußische Landtag ist ein Baudenkmal in der Niederkirchnerstraße 5 im Berliner Ortsteil Mitte. Errichtet in den Jahren 1892–1897 nach Plänen von Friedrich Schulze im Stil der Neorenaissance, beheimatete das Gebäude bis 1918 das Abgeordnetenhaus des Königreichs Preußen und bis 1933 den Landtag des Freistaats Preußen. Seit 1993 dient es als Sitz des Berliner Abgeordnetenhauses.
Gebäude
Der Gebäudekomplex erstreckt sich zwischen Leipziger Straße und Prinz-Albrecht-Straße (heute: Niederkirchnerstraße).
Das eigentliche Gebäude des preußischen Abgeordnetenhauses wurde zwischen 1892 und 1898 von dem Architekten Friedrich Schulze im italienischen Neorenaissance-Stil gebaut. Es wurde am 16. Januar 1899 mit einer feierlichen Parlamentssitzung eröffnet. Das Gebäude wurde von der Fachpresse überaus gelobt, galt es doch sogar als das gelungenere Parlamentsgebäude gegenüber dem Reichstagsgebäude. Dies zeigte sich darin, dass in seiner heutigen Nutzung viele Räume die unveränderte Funktion haben, also wenig Umbauten notwendig waren. Der Baustil der Neorenaissance war, wie in Ansätzen auch beim Reichstag, bewusst als „Bürgerstil“ gewählt worden.
Innen war das Gebäude vornehm, aber etwa im Vergleich zum Reichstagsgebäude eher dezent prachtvoll ausgestattet. Den Plenarsaal schmückten zwei Statuen – die Allegorien des Rechts und des Gesetzes – sowie mehrere große Wandbilder, die Ansichten der wichtigsten preußischen Städte zeigten: Zur Front hin das Berliner Schloss, das Königsberger Schloss und Magdeburg mit seinem Dom, an der Westseite die Ansichten von Köln, Frankfurt am Main und Münster jeweils mit ihren Hauptkirchen, an der Ostseite Kiel, Stettin und Danzig mit ihren Häfen sowie an der Südseite Posen, Breslau und Hannover mit ihren Rathäusern.
Von 1899 bis 1904 wurde am nördlich angrenzenden Grundstück ein Neubau für das Preußische Herrenhaus errichtet, das heute als Bundesratsgebäude dient. Beide Häuser sind durch ein gemeinsames Kantinen- und Wirtschaftsgebäude verbunden.
Nutzung
1899–1918: Preußisches Abgeordnetenhaus
Als Volkshaus des Preußischen Landtags errichtet diente es dessen zweiter Kammer, dem Preußischen Abgeordnetenhaus, von 1899 bis 1918 als Sitz. Zuvor tagte das Preußische Abgeordnetenhaus im Palais Hardenberg. Die erste Kammer war das Preußische Herrenhaus. Gemeinsam bildeten diese zwei Kammern den „Preußischen Landtag“. Neben den beiden Kammern hatte auch das Preußische Staatsministerium Sitzungssäle und Arbeitsräume in dem Gebäudekomplex.
1918–1933: Preußischer Landtag
In der Zeit der Weimarer Republik wurden die Kammern umbenannt. Die erste hieß nun „Preußischer Landtag“, die zweite Preußischer Staatsrat. Da nur die erste Kammer das Gebäude nutzte, wurde der Name der Kammer zum Begriff für das Gebäude.
1933–1990: Preußenhaus, Haus der Flieger, Haus der Ministerien
Das Gebäude des Landtags wurde in der Zeit des Nationalsozialismus zeitweise vom Volksgerichtshof genutzt und dann zunächst zum Preußenhaus, später zum Haus der Flieger als Teil des Reichsluftfahrtministerium umgestaltet. Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt.
Von der DDR teilweise wiederaufgebaut, beherbergte das Gebäude von 1946 bis 1949 die Deutsche Wirtschaftskommission, von 1949 bis 1953 den Ministerrat der DDR unter Otto Grotewohl und ab 1961 die Staatliche Plankommission als Teil des „Hauses der Ministerien II“. Zudem bestanden hier Horcheinrichtungen des Ministeriums für Staatssicherheit.
Seit 1990: Abgeordnetenhaus von Berlin
Das Abgeordnetenhaus von Berlin entschied im Oktober 1990, vom Rathaus Schöneberg in das historische Gebäude umzuziehen. Nach aufwendiger Modernisierung und Renovierung wurde das nun offiziell „Preußischer Landtag“ genannte Preußische Abgeordnetenhaus am 29. April 1993 vom Berliner Landesparlament in Betrieb genommen.
Auf dem Vorplatz stehen seit 2003 links das Stein-Denkmal und seit 2011 rechts das Hardenberg-Denkmal. Die beiden Bronzestandbilder zu Ehren der preußischen Reformer, Karl Freiherr vom Stein (1757–1831) und Karl August Fürst von Hardenberg (1750–1822), waren ursprünglich auf dem Dönhoffplatz errichtet worden.
Literatur
- Hans Wilderotter: Das Haus der Abgeordneten: Ein Denkmal preußischer und deutscher Geschichte in der Mitte Berlins. Philo Fine Arts, Dresden 2001, ISBN 3-364-00378-5