Rathausstraße (Berlin)
Die Rathausstraße ist eine Berliner Straße im Bezirk Mitte, die unter dem Namen König(s)straße zu den ältesten Geschäftsstraßen Alt-Berlins gehörte und heute zum Teil Fußgängerzone ist.
Rathausstraße | |
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Rathausstraße mit den Rathauspassagen | |
Basisdaten | |
Ort | Berlin |
Ortsteil | Mitte |
Angelegt | im Mittelalter |
Hist. Namen | An der langen Brücke im St. Nikolai-Viertel, Oderberger Straße, Georgenstraße, Königs Straße, Königstraße |
Querstraßen | Poststraße, Spandauer Straße, Jüdenstraße, Gontardstraße, |
Plätze | Alexanderplatz, Schloßplatz |
Bauwerke | Rathauspassagen, Rotes Rathaus, Rathausbrücke, Kino Cubix |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr (teilweise) |
Technische Daten | |
Straßenlänge | 780 Meter |
Verlauf
Die Straße beginnt an der Gontardstraße/Alexanderplatz und endet an der Rathausbrücke. Sie verläuft damit der ursprünglichen Nummerierung entgegengesetzt. Zwischen Alexanderplatz und Jüdenstraße ist sie unter Einbeziehung in den weiträumigen unbebauten Bereich um den Fernsehturm Fußgängerzone, wie der Alexanderplatz selbst. Die Straße verläuft in südwestlicher Richtung und ist nur auf ihrer Südseite bebaut und nummeriert. Sie kreuzt die Spandauer Straße und geht nach Überquerung der Rathausbrücke in den Schloßplatz über.
Geschichte
Die Straße ist eine der ältesten Straßenzüge des Berliner Stadtgrundrisses. Sie verlief von der Langen Brücke, der Rathausbrücke, quer durch das mittelalterliche Berlin bis zu dem nach der Stadt Oderberg führenden Oderberger Tor an ihrem östlichen Ende, etwa auf Höhe des Stadtbahnviadukts, und trug daher den Namen Oderberger Straße. Als sich im 17. Jahrhundert die Vorstadt um die Georgenkirche weiter ausgedehnt hatte, erhielten das Tor den Namen Georgentor und die dahin führende Straße den Namen Georgenstraße.
Eine weitere Umbenennung erfolgte 1701, als König Friedrich I. nach seiner Krönung in Königsberg, der Hauptstadt des neuen Königreichs Preußen, über die Georgenstraße feierlich zum Berliner Schloss zog. Die Straße erhielt den Namen Königs Straße, und das Tor hieß ab sofort Königstor.
Für den Bau der Akzisemauer wurden die inzwischen zur Sternfestung ausgebauten Wehranlagen abgetragen. Das Königstor bekam daraufhin den heute noch bekannten Standort am Rande des Berliner Urstromtals. Die so entstandene Verbindung zwischen der Königsstraße und dem Königstor wurde Neue Königsstraße (von 1966 bis 1995: Hans-Beimler-Straße; seit 1995: Otto-Braun-Straße) genannt. Dieser Name geht jedoch auf einen anderen Namensgeber zurück, die Benennung erfolgte zum „Andenken an den Einzug Friedrich Wilhelm III. nach dem Frieden von Tilsit am 23. Dezember 1809“.[1]
Das stetige Wachstum von Berlin führte zu gestiegenen Anforderungen an die Verwaltung, sodass das mittelalterliche Rathaus nicht mehr ausreichte. Es wurde abgetragen und zwischen 1861 und 1869 das neue Berliner Rathaus etwas versetzt an der südlichen Seite der Königsstraße errichtet. Wegen seines aus roten Backsteinen gestalteten Äußeren erhielt es bald die Bezeichnung Rotes Rathaus.
Ab 1873 fiel das Fugen-s im Straßennamen weg. Sie hieß von nun an Königstraße. Wenige Jahre später verkehrten die ersten Straßenbahnen durch die verhältnismäßig enge Straße, die sich zu einem Nadelöhr im Berliner Verkehrsnetz entwickelte. So wurden im Jahr 1916 pro Stunde 282 Straßenbahnwagen gezählt. Gleichzeitig entwickelte sich die Königstraße zu einer der wichtigsten Einkaufsstraßen in der Berliner Innenstadt. Zahlreiche Kaufhäuser, beispielsweise ein Kaufhaus des Wertheim-Konzerns, sowie zahlreiche Gastwirtschaften richteten sich hier ein.
Um 1930 wurde eine zweigeschossige Abstellanlage für die Linie E der Berliner U-Bahn unter der Königstraße gebaut, die unmittelbar vor dem Rathaus endet.
Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die meisten Gebäude entlang der Königstraße beschädigt oder zerstört, darunter auch das Rathaus. Mit dessen Wiederaufbau als Sitz des Oberbürgermeisters von Groß-Berlin, faktisch aber nur noch von Ost-Berlin, wurde die Straße 1951 in Rathausstraße umbenannt. Im gleichen Jahr wurden die Straßenbahngleise entfernt. Einige kriegsbeschädigte Gebäude wurden wiederhergestellt und weiter benutzt, andere abgetragen. Gegenüber dem Roten Rathaus wurden 1956 die Skulpturen Aufbauhelfer und Trümmerfrau von Fritz Cremer aufgestellt.[2] Bis Anfang der 1970er Jahre wurden die noch verbliebenen Gebäude auf der Südseite der Straße und in den früheren Querstraßen (Hoher Steinweg, Poststraße, Burgstraße), darunter das an der Ecke Jüdenstraße befindliche Gouverneurshaus von 1721, ab 1808 auch Sitz des Stadtgerichts, abgetragen, um Platz für den Berliner Fernsehturm und die umgebende Grünanlage sowie die Rathauspassagen zu schaffen. Zwischen Alexanderplatz und Jüdenstraße wurde die Rathausstraße in eine Fußgängerzone umgewandelt. Auf der Südseite der Straße wurden die Rathauspassagen und die Großgaststätte Alextreff errichtet.
Im Hinblick auf die Umgestaltung der Parkanlage im Karree Karl-Liebknecht-Straße, Spandauer Straße, Rathausstraße und der Spree sowie in Vorbereitung der Denkmalsaufstellung für Karl Marx und Friedrich Engels erfolgte 1983 eine Umbenennung des Abschnitts zwischen Spandauer Straße und Rathausbrücke in Marx-Engels-Forum. 1991 wurde dieser Abschnitt wieder in die Rathausstraße einbezogen.
Nach der deutschen Wiedervereinigung wurden Fassaden und Inneres der Rathauspassagen umfangreich saniert. Die dortigen Geschäfte erhielten neue Eigentümer oder Pächter. Außerdem verkaufte die Stadt Berlin das Grundstück mit der Gaststätte Alextreff an einen Investor, der an ihrer Stelle 2000/2001 das Multiplex-Kino Cubix errichten ließ.
Das bauliche Umfeld der Rathausstraße ist jedoch nur wenig geändert. Im Zusammenhang mit dem U-Bahn-Bau unter der Straße entstanden jedoch Pläne zu einer geeigneten Wiederbelebung der historischen Straßenstruktur. Diese sind aber bisher nicht über das Ideenstadium hinaus gekommen.
Im Jahr 2005 wurde ein asphaltierter Radfahrstreifen in den Fußgängerbereich integriert. Seit 2009 laufen Bauarbeiten zur Verlängerung der U-Bahn-Linie U5 vom Alexanderplatz unter der Rathausstraße mit einem neu zu erbauenden U-Bahnhof Rotes Rathaus zum Hauptbahnhof. Im Zuge der Bauarbeiten wurden 16 verloren geglaubte Kunstwerke der Klassischen Moderne wiederentdeckt. Die in den 1990er Jahren geplante Straßenbahnlinie vom Alexanderplatz bis zum Rathaus und weiter über Spittelmarkt zum Potsdamer Platz sollte ursprünglich bis 2003 in Betrieb genommen werden; die Umsetzung ist aber bis heute weder erfolgt noch beschlossen (Stand Ende 2018).
An der Ecke Gontardstraße wurde von 2012 bis 2014 das Wohn- und Geschäftshaus Alea 101 errichtet.
Historische Rathausstraße
Bereits seit 1869, also dem Fertigstellungsjahr des Rathauses, existierte eine Rathausstraße an der Rückseite des Rathauses (bis zur Rechtschreibreform im Jahr 1901 Rathhausstraße). Als die Königstraße 1951 in Rathausstraße umbenannt wurde, erhielt die ehemalige Rathausstraße den Namen Hinter dem Rathaus.[3] Im Jahr 1991 wurde sie in Gustav-Böß-Straße zu Ehren von Gustav Böß umbenannt, der von 1920 bis 1929 Oberbürgermeister Berlins war.[4]
Weblinks
- Rathausstraße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
- Oderberger Straße. In: Luise.
- Georgenstraße. In: Luise.
- An der langen Brücke im Heiligen Geist-Viertel. In: Luise.
- An der langen Brücke im St. Nikolai-Viertel. In: Luise.
- Königsstraße. In: Luise.
- Rathausstraße 1869. In: Luise.
- historische Ansichten der einstigen Königstraße in interaktiver Karte (aktives-museum.de), abgerufen am 22. Februar 2018
Einzelnachweise
- (Neue) Königstraße. In: Berliner Adreßbuch, 1909, Teil 3, S. 412.
- Bronzene Zeugen des Aufbaus. In: Berliner Zeitung, 24. November 1956, S. 6.
- Hinter dem Rathaus. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins
- Gustav-Böß-Straße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)