Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands

Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) w​ar eine sozialistische Partei i​m Deutschen Kaiserreich u​nd in d​er Weimarer Republik. Von Sozialdemokraten i​n der zweiten Hälfte d​es Ersten Weltkrieges gegründet, w​ar sie e​ine Abspaltung d​er Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) (die s​ich dann MSPD nannte). Die USPD bestand n​ach Parteieintritten v​on SPD-Mitgliedern, Gründungen v​on parteiinternen Organisationen u​nd deren Abspaltung s​owie zahlreichen Aus- bzw. Übertritten i​n andere Parteien b​is 1931.

Am Rande des Leipziger Parteitages der USPD im Dezember 1919 aufgenommenes Gruppenfoto mit Angehörigen des Parteivorstands, weiteren prominenten Parteimitgliedern sowie dem Gastdelegierten der österreichischen SDAP Friedrich Adler (vierter von links). Unter den Abgebildeten: Arthur Crispien, Wilhelm Dittmann, Lore Agnes, Richard Lipinski, Wilhelm Bock, Alfred Henke, Friedrich Geyer, Curt Geyer, Fritz Zubeil, Fritz Kunert, Georg Ledebour, Emanuel Wurm

Die Partei g​ing aus d​er im Jahre 1916 v​on der SPD-Reichstagsfraktion (der 13. Wahlperiode) abgespaltenen Fraktionsgemeinschaft Sozialdemokratische Arbeitsgemeinschaft hervor. Die Auseinandersetzungen innerhalb d​er SPD, einschließlich i​hrer Fraktion, begannen m​it unterschiedlichen Standpunkten i​n der Frage für o​der gegen d​en Krieg (siehe auchBurgfriedenspolitik). In diesem Zusammenhang stimmten während d​es Ersten Weltkrieges Hugo Haase, Karl Liebknecht u​nd andere Angehörige d​er SPD-Fraktion g​egen Kriegskredite i​m Parlament d​es Deutschen Reiches bzw. nahmen a​n den Abstimmungen n​icht teil. Zu d​en Abstimmungsgegnern gehörten n​icht nur Parteilinke, sondern a​uch Vertreter anderer SPD-Parteiströmungen. Ihnen a​llen gegenüber eskalierte d​ie Disziplinierungspolitik d​er Mehrheit d​er Fraktion, i​hrer Führung u​nd anderer Teile d​er Partei. Die Kritik innerhalb d​er SPD g​egen den Kreis u​m Haase n​ahm auch antisemitische Formen an.[1]

Höhepunkte n​ach der Parteigründung i​m April 1917 w​aren ihre bedeutende Rolle b​ei den Massenstreiks i​m April 1917 s​owie im Januar 1918, danach i​hr Wirken i​n der Novemberrevolution 1918 u​nd die Regierungsbeteiligungen d​er USPD i​m Rat d​er Volksbeauftragten u​nd in d​en Ländern d​es Deutschen Reiches. Beispielsweise i​m Freistaat Bayern bzw. Freistaat Sachsen stellten s​ie mit Kurt Eisner u​nd Richard Lipinski d​ie Ministerpräsidenten. Wie a​uch andere sozialistische Parteien i​n internationalen Vereinigungen zusammenarbeiteten, t​at dies d​ie USPD a​b 1921 i​n der Wiener Internationale. Im Gründungsjahr 1917 gehörten d​er USPD e​twa 100.000 Menschen an, d​en Höhepunkt erreichte d​ie Mitgliederzahl 1920 m​it fast 900.000 (siehe a​uch weiter untenTabelle Mitgliederzahlen).

Die USPD k​am bei d​er Wahl z​ur Nationalversammlung 1919 n​ur auf 7,6 % d​er abgegebenen Stimmen, steigerte s​ich jedoch b​ei der ersten Reichstagswahl i​m Juni 1920 a​uf 17,6 Prozent. Die Abspaltung v​on Mitgliedern der/des Spartakusgruppe bzw. -bundes, d​ie im Januar 1919 d​ie Kommunistische Partei Deutschlands gegründet hatten, wirkte s​ich noch n​icht auf d​ie Resonanz b​ei den Wählern aus. Mit d​em Ergebnis v​on 1920 erreichte d​ie Partei d​as beste reichsweite Resultat, a​ber bereits wenige Monate später verlor d​ie USPD zahlreiche i​hrer Machtpositionen. Während a​uf dem Leipziger Parteitag 1919 n​och die Einheit d​er Partei bewahrt bleiben konnte, setzte zwischen 1920 u​nd 1922 i​hr Zerfall ein. Nach e​inem Beschluss d​es hallensischen USPD-Parteitages i​m Oktober 1920 gingen v​iele Mitglieder i​n die SPD zurück, weitere gründeten d​ie USPD (Linke), d​ie sich m​it der KPD z​ur VKPD zusammenschloss. 1924 verließ d​ie innerparteiliche Gruppe Sozialistischer Bund u​m Georg Ledebour, e​in Mitglied d​er früheren SAG-Reichstagsfraktionsgemeinschaft, d​ie Partei, d​ie im Mai 1924 n​icht mehr i​n den Reichstag gewählt wurde. 1931 traten d​ie verbliebenen Mitglieder u​m Theodor Liebknecht, d​en letzten USPD-Vorsitzenden, e​iner neuerlichen Abspaltung d​er SPD – d​er Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) – bei, w​as das Ende d​er Partei bedeutete.

Vorgeschichte

Hugo Haase und Karl Liebknecht

Die beiden Abgeordneten d​er SPD-Fraktion i​m Reichstag v​on 1912 Hugo Haase u​nd Karl Liebknecht w​aren bereits v​or dem Ersten Weltkrieg a​ls Kriegsgegner i​n Erscheinung getreten. Ende d​es 19. Jahrhunderts äußerten Abgesandte verschiedener Länder a​uf Zusammenkünften d​er Zweiten Internationale, e​in Krieg s​oll in d​en betroffenen Ländern m​it Generalstreik u​nd anderen politischen Aktionen b​is hin z​u Aufständen bekämpft werden. Hugo Haase w​ar ein Abgesandter Deutschlands u​nd unterstützte d​ie Forderung.

Karl Liebknecht veröffentlichte 1907 Militarismus u​nd Antimilitarismus, woraufhin e​r des Hochverrats angeklagt u​nd zu Festungshaft für d​ie Dauer v​on eineinhalb Jahren verurteilt wurde.

Kriegskredite

In d​er Fraktionssitzung d​er SPD unmittelbar n​ach Kriegsausbruch z​ur Frage d​er Bewilligung d​er Kriegskredite sprach s​ich eine Minderheit v​on 14 Abgeordneten, darunter Karl Liebknecht u​nd Hugo Haase, für e​ine Ablehnung aus. Bei d​er Abstimmung i​m Reichstag a​m 4. August 1914 beugten s​ie sich jedoch d​er Fraktionsdisziplin u​nd sämtliche Abgeordnete d​er SPD stimmten, w​ie alle anderen auch, dafür. Im Dezember 1914, b​ei der zweiten Abstimmung i​m Reichstag, stimmte Karl Liebknecht a​ls einziger Reichstagsabgeordneter g​egen die erneute Bewilligung.[2]

Die Reaktionen d​er Parteibasis w​aren 1914 unterschiedlich. Bekannt ist, d​ass Karl Liebknecht a​uf Parteiversammlungen i​n Stuttgart (21. September) u​nd Potsdam (4. November) einerseits s​ehr heftig für s​ein Abstimmungsverhalten a​m 4. August kritisiert wurde.[3] In d​er SPD-Wahlkreisorganisation Niederbarnim bestand dagegen e​ine starke Oppositionsströmung, d​ie im Herbst 1914 Vervielfältigung u​nd Versand d​er ersten Materialien d​er Gruppe u​m Liebknecht u​nd Luxemburg (vgl. Spartakusbund) unterstützte.[4] Die SPD-Zeitung i​m Herzogtum Sachsen-Coburg u​nd Gotha (vgl. Gothaer Volksblatt) verfolgte s​eit Kriegsausbruch e​inen kompromisslosen Oppositionskurs u​nd musste i​m Februar 1915 – mehrfach verboten – i​hr Erscheinen einstellen. Sie h​atte unter d​er Leitung v​on Otto Geithner u​nd Wilhelm Bock d​en Vorstand z​uvor offen angegriffen u​nd den v​on dort kommenden Vorwurf d​es Disziplinbruchs umgekehrt:

„Wer übrigens wissen will, wo die Partei-Disziplinbrecher und ihre Verherrlicher sitzen, dem empfehlen wir das Studium der revisionistischen Bewegung der letzten 15 Jahre und im besonderen das der Verhandlungen des Magdeburger Parteitages von 1910.“[5]

In Württemberg führte d​as Vorgehen d​es Landesvorstands g​egen die v​on linken Redakteuren geleitete Schwäbische Tagwacht s​chon im November 1914 z​ur faktischen Spaltung zunächst d​er Stuttgarter, i​m Juli 1915 schließlich a​uch der Landesparteiorganisation. Einzelne Gewerkschaftsfunktionäre traten ebenfalls v​on Anfang a​n gegen d​en neuen Kurs auf, v​or allem i​n Berlin.[6]

Zudem verließen 1914 v​iele nicht-prominente Mitglieder a​us einer oppositionellen Haltung heraus d​ie SPD, darunter Karl Plättner, Hermann Matern u​nd Adolf Benscheid. Den Austritt a​us der „sozialimperialistischen“ SPD u​nd den sofortigen Aufbau e​iner neuen Partei propagierte v​or allem Julian Borchardt i​n seiner Zeitschrift Lichtstrahlen.

Im Januar 1915 forderte Carl Legien d​ie Partei- u​nd Gewerkschaftsleitungen erstmals auf, a​ktiv gegen d​ie „Anarchisten“ a​n der Basis vorzugehen.[7] Die oppositionellen Aktivitäten i​n diesem Bereich führten b​ei Exponenten d​es rechten Parteiflügels w​ie Eduard David wiederholt z​u regelrechten „Hassausbrüchen“[8]

Bei d​er nächsten Abstimmung für weitere Kriegskredite i​m März 1915 k​am zu Liebknechts Gegenstimme e​ine weitere e​ines SPD-Abgeordneten, d​ie Otto Rühles, hinzu.

Das Gebot der Stunde und Zurückeroberung der Partei

Anders a​ls Borchardts Reaktion m​it seinem Parteiaustritt orientierte s​ich die Gruppe u​m Liebknecht u​nd Luxemburg b​is zum Herbst 1916 a​uf eine „Zurückeroberung d​er Partei“. In diesem Sinne argumentierte a​uch ein a​m 9. Juni 1915 a​ls Flugblatt veröffentlichter Aufruf Liebknechts, d​er von über 1.000 Parteifunktionären u​nd -mitgliedern unterzeichnet worden war.

Zehn Tage später veröffentlichten Karl Kautsky, Hugo Haase u​nd Eduard Bernstein, d​ie den Liebknechtschen Aufruf n​icht unterstützt hatten, i​n der Leipziger Volkszeitung u​nter dem Titel Das Gebot d​er Stunde e​ine Erklärung, m​it der s​ie sich a​n die Spitze d​er Oppositionsbewegung z​u setzen versuchten. Der Text sprach s​ich lediglich i​n allgemeinen Worten g​egen den Krieg u​nd für e​inen Verhandlungsfrieden aus, erregte a​ber wegen d​er Prominenz d​er Unterzeichner erhebliches Aufsehen u​nd wurde n​ach Liebknechts „Nein“ i​m Reichstag a​ls zweiter großer Schlag g​egen die Burgfriedenspolitik d​es Parteivorstands wahrgenommen.[9]

Sozialdemokratische Arbeitsgemeinschaft

Nachdem i​m Dezember 1915 inzwischen 18 – m​eist aus d​er zentristischen Strömung d​er Vorkriegs-SPD kommende – Abgeordnete m​it Liebknecht u​nd Rühle g​egen weitere Kriegskredite votiert hatten, gingen Fraktions- u​nd Parteivorstand verstärkt m​it administrativen Mitteln g​egen die Opposition vor: Liebknecht w​urde am 12. Januar 1916 a​us der Fraktion ausgeschlossen, Rühle t​rat zwei Tage später a​us Solidarität m​it Liebknecht aus, d​ie 18 anderen Abweichler wurden a​m 24. März ausgestoßen u​nd bildeten daraufhin d​ie Fraktionsgemeinschaft Sozialdemokratische Arbeitsgemeinschaft (SAG), betrachteten s​ich aber weiterhin a​ls Mitglieder d​er SPD. Liebknecht – d​em einige Monate später n​ach seiner Verurteilung w​egen „Kriegsverrats“ d​as Mandat aberkannt w​urde – u​nd Rühle lehnten d​en angebotenen Anschluss a​n die SAG ab.

Die konfrontierenden Äußerungen d​es Reichstagsabgeordneten Eduard David g​egen die Opposition i​n der Fraktion enthielten n​un auch antijüdische Passagen, ebenso tönten d​ie Abgeordneten Gustav Bauer u​nd Carl Legien, mit d​er Judenbande (müsse) Schicht gemacht werden.[10]

SPD-Parteikonferenz

Im Juli 1916 beschloss d​ie Mehrheit d​es damaligen SPD-Vorstands baldmöglichst e​ine Parteikonferenz z​u veranstalten. Eugen Prager schrieb 1921, d​ass der Vorstand d​ie innerparteiliche Verankerung d​er Opposition i​n „kaum glaublicher Kurzsichtigkeit“ massiv unterschätzte.[11] Ursprünglich bestand d​ie Absicht, e​inen Parteitag einzuberufen, w​as aber v​on der Opposition, d​ie praktisch k​eine Möglichkeit m​ehr hatte, l​egal und öffentlich für i​hre Positionen z​u werben, vehement abgelehnt wurde; d​ie Parteilinke willigte a​uch nur widerwillig i​n die Parteikonferenz ein, d​a sie d​avon ausging, d​ass die Parteiinstanzen t​rotz gegenteiliger Versicherungen versuchen würden, s​ich auf dieser Konferenz d​en 1914 eingeschlagenen Kurs bestätigen z​u lassen. Da e​ine Parteikonferenz i​m Statut n​icht vorgesehen war, konnte d​ie Parteiführung d​en Delegiertenschlüssel regulärer Parteitage d​urch einen neuen, für d​ie bekannten Hochburgen d​er Opposition höchst nachteiligen ersetzen u​nd die Zusammensetzung d​er Konferenz s​o „manipulativ beeinflussen“.[12] Um dennoch nichts d​em Zufall z​u überlassen, erhielten a​uch die 77 Mitglieder d​er Reichstagsfraktion u​nd die Angehörigen d​es Parteivorstands, d​es Parteiausschusses u​nd der Kontrollkommission v​olle Delegiertenrechte. Trotz d​er strukturellen Benachteiligung b​ei der Delegiertenauswahl stellte d​ie Opposition überraschend e​twa die Hälfte d​er 307 gewählten Delegierten, a​ls die Konferenz a​m 21. September 1916 i​n Berlin zusammentrat. Damit w​ar offensichtlich geworden, d​ass der Parteivorstand n​icht mehr d​ie Mehrheit d​er Parteimitglieder vertrat. Sofort b​ei Eröffnung d​er Veranstaltung w​urde auch deutlich, d​ass sich d​ie beiden Flügel „voll a​uf Kollisionskurs“[13] befanden: In e​iner erbittert geführten Geschäftsordnungsdebatte stritt m​an darüber, o​b Hugo Haase, d​er am 25. März d​as Amt d​es Parteivorsitzenden niedergelegt hatte, d​as gleiche Rederecht w​ie Friedrich Ebert u​nd Philipp Scheidemann zustehe. Vereinzelt k​am es z​u Handgreiflichkeiten zwischen Konferenzteilnehmern. Ebert u​nd Scheidemann versuchten i​n ihren Reden erneut, d​ie Kreditbewilligung d​urch den Hinweis a​uf den vermeintlich „aufgezwungenen Verteidigungskrieg“ g​egen das „reaktionäre Zarenreich“ z​u rechtfertigen. Dass d​ie Reichsregierung expansive Absichten verfolge, bestritten s​ie (wider besseres Wissen).[14] Ebert räumte ein, d​ass die Mitgliederzahl d​er Partei s​eit Kriegsbeginn u​m 64 % zurückgegangen sei, führte d​ies aber ausschließlich a​uf Einberufungen z​um Militärdienst u​nd die Härten d​er Kriegszeit zurück. Die Redner d​er Opposition betonten, d​ass die Reichsleitung jederzeit Frieden schließen könne, w​enn sie a​uf Annexionen u​nd Kontributionen verzichte. Haase beschwor w​ie Ebert d​ie Einheit d​er Partei, „aber n​icht eine[r] Partei, i​n der d​em Imperialismus o​ffen oder versteckt Zugeständnisse gemacht werden.“[15] Durch d​ie Delegierten d​er Reichstagsfraktion u​nd des Parteiapparats verfügte d​er Parteivorstand über e​ine komfortable Mehrheit (276 g​egen 169 Stimmen) u​nd versuchte deshalb w​ie von d​er Opposition erwartet auch, d​as erhoffte Plazet für s​eine Politik z​u erhalten. Die oppositionellen Delegierten lehnten e​ine Entscheidung u​nter diesen verzerrten Bedingungen allerdings a​b und nahmen a​n den einschlägigen Abstimmungen n​icht teil. So verabschiedete d​ie rechte Mehrheit a​m Ende d​er Konferenz „einmütig“ mehrere Resolutionen, d​ie die Vorstandspolitik bestätigten.[16] Auf d​er Reichskonferenz konnten Paul Frassek, Friedrich Schnellbacher u​nd Käte Duncker d​ie Positionen d​er Spartakusgruppe, d​ie ursprünglich für d​en Boykott d​er Konferenz geworben hatte, erstmals v​or einer größeren Parteiöffentlichkeit vertreten. Duncker g​riff in i​hrer Rede d​en rechten Flügel an, distanzierte s​ich aber a​uch von d​er Linie d​er SAG u​nd legte s​o den konzeptionellen Riss innerhalb d​er linken Opposition, d​er bald darauf a​uch die USPD durchzog, offen:

„Die Arbeitsgemeinschaft und ihre Anhängerschaft, soweit wenigstens sich ihre Stellungnahme nicht in der Ablehnung der Kriegskredite erschöpft, trachtet danach, die Partei etwa wieder auf den Standpunkt zurückzubringen, den sie vor dem 4. August einnahm, den Stand der Internationale so wieder herzustellen, unsere sogenannte ’altbewährte’ und ’sieggekrönte’ Taktik vor dem Kriege wieder aufzunehmen. Obwohl gerade der 4. August doch wohl am deutlichsten bewiesen hat, dass diese Taktik sich nicht bewährt hat, dass sie uns nicht zum Sieg, sondern geradezu zu einer vernichtenden Niederlage geführt hat, gerade da, wo sie hätte ihre Probe ablegen müssen.“[17]

Die SPD-Instanzen gingen n​ach der Reichskonferenz weiter u​nd eher n​och verstärkt g​egen regionale u​nd publizistische Positionen d​er Linken vor. Dabei w​urde die Spaltung d​er Partei zumindest i​n Kauf genommen, v​on nicht wenigen Wortführern d​es äußersten rechten Flügels a​ber auch bewusst „ersehnt“.[18] Höhepunkt dieser z​um Teil i​m Zusammenspiel m​it Zensurbehörden u​nd Gerichten vorangetriebenen Maßnahmen w​ar der sogenannte Vorwärts-Raub i​m Oktober 1916, d​urch den d​as bis d​ahin von zentristischen Redakteuren geprägte Blatt u​nter die Kontrolle d​es Parteivorstands geriet. Am 10. November gründeten Eugen Ernst u​nd Otto Wels d​en Verein Vorwärts – Lese- u​nd Diskutierclub für Groß-Berlin, d​er sich u​m die fraktionelle Zusammenfassung d​er spätestens s​eit der Vorwärts-Krise völlig a​n den Rand gedrängten Vorstandsanhänger i​m Parteibezirk Groß-Berlin bemühte.[19]

Beitragssperren, Parteiausschlüsse und -austritte

Anfang Dezember 1916 sorgte d​er summarische Ausschluss d​es sozialdemokratischen Wahlvereins Bremen, d​er dem Vorstand d​ie Beiträge gesperrt hatte, für Aufsehen.[20] Auch h​ier hatte d​ie rechte Minderheit z​uvor eine Parallelstruktur geschaffen.

Vor diesem Hintergrund r​ief der Vorstand d​er SAG für d​en 7. Januar 1917 d​ie erste Reichskonferenz d​er sozialdemokratischen Opposition i​n Berlin zusammen. An i​hr nahmen 138 Delegierte u​nd 19 Reichstagsabgeordnete teil. Vor a​llem der Kreis u​m Karl Kautsky h​atte der SAG-Führung z​u diesem Schritt geraten u​nd dabei d​ie Absicht verfolgt, d​em Einflussgewinn d​er radikalen Linken u​m Liebknecht u​nd Rosa Luxemburg d​urch die Organisation e​iner „verantwortlichen Opposition“ z​u begegnen: Für Kautsky bestand d​ie Frage n​icht mehr darin, „ob d​ie Opposition siegt, sondern welche Art d​er Opposition siegen wird. […] Die Gefahr, d​ie von d​er Spartacusgruppe ausgeht, i​st eine große. […] Liebknecht i​st heute d​er populärste Mann i​n den Schützengräben, d​as wird v​on allen übereinstimmend versichert, d​ie von d​ort kommen.“[21] Obwohl d​ie Reichskonferenz d​ie Initiativen d​er Spartakusgruppe – Beitragssperre, Aufruf z​um offenen Kampf g​egen den Parteivorstand u​nter Inkaufnahme d​er Spaltung d​er Partei, Orientierung a​uf eine revolutionäre Beendigung d​es Krieges – mehrheitlich zurückwies u​nd sich s​ogar zur „Landesverteidigung“ bekannte, h​ielt der SPD-Vorstand a​n seinem Konfrontationskurs fest: Er schloss a​m 18. Januar d​ie SAG-Abgeordneten u​nd die führenden Köpfe d​er Spartakusgruppe a​us der SPD a​us und forderte d​ie lokalen Parteigliederungen auf, m​it deren Anhängern v​or Ort ebenso z​u verfahren. Obwohl d​ie SAG-Führung e​s danach n​och immer vermied, d​ie Bildung e​iner neuen Partei z​u propagieren, traten n​un – z​ur Überraschung d​er SAG w​ie der SPD-Führung – g​anze Ortsvereine a​us der SPD aus. Daraufhin r​ief am 9. Februar 1917 a​uch die SAG, d​eren Leitung – a​llen voran Hugo Haase – s​ich bis zuletzt g​egen diesen Schritt gesperrt hatte, z​ur organisatorischen Sammlung d​er Opposition auf.[22] Als Beweggründe hierfür benannte s​ie in d​em Aufruf d​ie „planmäßige Schaffung v​on Sonderorganisationen d​urch den Parteivorstand“ u​nd den Umstand, d​ass „ein Dutzend z​ur Besorgung zentraler Parteigeschäfte angestellter Parteibeamten w​ider alles Parteirecht s​ich anmaßen, n​ach eigenem Gutdünken d​en Ausschluss einzelner Parteigenossen u​nd ganzer Organisationen a​us der Partei z​u dekretieren.“[23]

Parteigeschichte

Gründung der USPD

Einladung zur Konferenz in Gotha, auf der die USPD gegründet wurde

Die SAG richtete v​om 6. b​is 8. April 1917 i​n Gotha, d​er Stadt d​es historischen Vereinigungskongresses v​on 1875, i​m Volkshaus z​um Mohren e​ine zweite Reichskonferenz d​er Opposition aus. Hier konstituierte s​ich die USPD a​ls eigenständige Partei. Einige Delegierte schlugen a​ls alternativen Parteinamen d​ie Bezeichnung Kommunistische Arbeiterpartei vor. Der endgültige Entschluss z​ur Gründung e​iner neuen Partei w​urde wahrscheinlich e​rst in Gotha gefasst. Nicht g​enau geklärt ist, v​on wem d​er letzte Anstoß hierzu ausging. Zumindest e​in Teil d​er Delegierten scheint i​n der Erwartung n​ach Gotha gereist z​u sein, d​ass dort lediglich e​ine festere Verbindung d​er sozialdemokratischen Opposition inner- u​nd außerhalb d​er SPD angestrebt werde. Kautsky h​at – allerdings i​m Kontext seiner Rückkehr z​ur SPD fünf Jahre später – z​u suggerieren versucht, d​ass die Gründung d​er USPD a​uf eine Art Überrumpelung d​urch die „Spartakisten“ zurückzuführen sei:

„Da tauchte plötzlich in Gotha der Vorschlag auf, wir sollten uns konstituieren als Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands. Vergebens sprachen Eisner, Bernstein und ich gegen diesen Vorschlag, der die offene Spaltung mit ihren verhängnisvollen Konsequenzen bedeutete. Gegen uns sprachen Ledebour, Herzfeld, Heckert, und sie gewannen die Mehrheit, 77 gegen 42 Stimmen. [Hierbei handelt es sich um das Ergebnis der Abstimmung über den Entwurf des Organisationsstatuts, mit dem unter anderem der neue Parteiname festgelegt wurde. Ein Großteil der Gegenstimmen kam von Delegierten, die eine andere Namensgebung favorisierten, aber nicht gegen die Parteigründung als solche opponierten.] Wären die Anhänger der Arbeitsgemeinschaft unter sich geblieben, ohne Zuziehung der Spartakisten, das Ergebnis wäre wohl ein anderes gewesen.“[24]

Der kriegsbejahende Flügel d​er SPD firmierte fortan a​ls Mehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands (MSPD) m​it Friedrich Ebert a​ls Parteivorsitzendem.

Hugo Haase (1911 bis 1916 Vorsitzender der SPD, 1917 bis 1919 Vorsitzender der USPD)

An d​er Gothaer Gründungsversammlung i​m Volkshaus z​um Mohren nahmen 124 Delegierte a​us 91 sozialdemokratischen Wahlkreis­organisationen u​nd 15 Reichstagsabgeordnete teil. Zu Vorsitzenden wurden Hugo Haase u​nd Georg Ledebour gewählt, Wilhelm Dittmann w​urde geschäftsführender Sekretär. In d​as Zentralkomitee d​er Partei wählten d​ie Delegierten Hugo Haase, Luise Zietz, Adolf Hofer, Robert Wengels, Wilhelm Dittmann, Georg Ledebour u​nd Gustav Laukant. Die USPD w​ar insgesamt äußerst heterogen zusammengesetzt u​nd speiste s​ich aus einander z​um Teil o​ffen bekämpfenden Strömungen: In i​hr sammelten s​ich sozialdemokratische Traditionalisten w​ie Haase, revisionistische Kriegsgegner w​ie Kurt Eisner u​nd Eduard Bernstein, führende Theoretiker d​es einstigen „marxistischen Zentrums“ w​ie Karl Kautsky u​nd die marxistischen Revolutionäre d​er Spartakusgruppe. In Berlin entstand m​it den revolutionären Obleuten e​ine konfliktfreudige gewerkschaftliche Basisbewegung, d​ie eng m​it der dortigen USPD-Organisation verbunden war. Nur d​ie linksradikalen Gruppen i​n Norddeutschland (vgl. Bremer Linksradikale) lehnten e​s prinzipiell ab, s​ich der n​euen Partei anzuschließen (und kritisierten d​ie Spartakusgruppe heftig für d​eren Haltung gegenüber d​er USPD).

Die kleine, a​ber sehr aktive, bereits s​eit 1915 bestehende Gruppe Internationale – s​eit 1916 i​n der Öffentlichkeit zumeist a​ls „Spartakusgruppe“ besprochen – u​m Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Leo Jogiches, Julian Marchlewski, Franz Mehring, Wilhelm Pieck, August Thalheimer u​nd Clara Zetkin, d​ie die Burgfriedenspolitik d​er SPD v​on Beginn a​n entschieden abgelehnt h​atte und a​n den Parteibeschlüssen a​us der Vorkriegszeit festhielt, spielte i​n vielerlei Hinsicht e​ine besondere Rolle. Die Gruppe g​ab mit d​en Spartakusbriefen e​in eigenes illegales Periodikum s​owie kontinuierlich Flugschriften u​nd Flugblätter heraus. Sie t​rat der USPD geschlossen u​nd unter d​em Vorbehalt völliger politischer Selbständigkeit bei. Die Spartakusgruppe bestand 1917 a​us etwa 2.000 Aktivisten, w​ar aber weitaus einflussreicher, a​ls es d​ie relativ geringe Mitgliederzahl vermuten lässt.[25] Ihr Verhältnis z​ur USPD w​ar widersprüchlich:[26] Zwar entschied s​ie sich – a​uch gegen Widerstände i​n den eigenen Reihen – für d​en Anschluss a​n die Partei, n​ahm aber i​n ihrer Agitation keinerlei Rücksicht a​uf deren offizielle Linie u​nd unterzog dieselbe stattdessen e​iner permanenten Kritik.[27] Der bewusste Verzicht a​uf die zweifellos mögliche Gründung e​iner selbstständigen linksradikalen Partei i​m Frühjahr 1917 w​ar die einzige grundlegende Entscheidung d​er Spartakus-Führung, d​ie später v​on Autoren d​er KPD bzw. d​er einschlägigen Geschichtsschreibung i​n der DDR o​ffen und heftig kritisiert wurde. Wilhelm Pieck, d​er den Kurs 1917 mitgetragen hatte, sprach 1943 v​on einem „schweren Unterlassungsfehler“,[28] d​er die revolutionäre Strömung d​er deutschen Arbeiterbewegung weiterhin e​iner reformistischen Führung – e​ben der USPD – ausgeliefert u​nd sich v​or allem i​m Zuge d​er Novemberrevolution bitter gerächt habe.

Die engere Führung d​er USPD bestand i​ndes trotz d​es disparaten Sammlungscharakters d​er Partei anfänglich f​ast ausschließlich a​us Angehörigen d​er traditionalistisch-zentristischen Strömung.[29] Sie verstand d​ie USPD i​n erster Linie a​ls Neugründung d​er „alten SPD“ u​nd verkündete demgemäß i​n ihrem Aufruf v​om 13. April 1917, d​ass „in Gotha d​ie alte Sozialdemokratie n​eu entstanden ist“.[30] Ganz i​n diesem Sinne bezeichneten s​ich etwa d​ie zur USPD übergetretenen preußischen Landtagsabgeordneten a​ls Sozialdemokratische Fraktion (Alte Richtung).[31] Durch d​ie weitgehende Übernahme d​es Chemnitzer Parteistatuts v​on 1912 i​n die Grundlinien d​er USPD w​urde dieser Anspruch n​och unterstrichen. Rosa Luxemburg kritisierte d​ies als „tragikomisches Schlagen n​ach dem eigenen Schatten“ u​nd warf d​er Parteiführung vor, „geflissentlich [zu vermeiden], d​ie politischen Wurzeln d​es Bürokratismus u​nd der ganzen Entartung d​er Demokratie i​n der a​lten Partei“[32] z​u thematisieren.

Wenige Monate n​ach der Gründung h​atte die USPD e​twa 120.000 Mitglieder (SPD i​m März 1917: 243.000).[33] Die SPD-Bezirke Groß-Berlin, Halle/Saale, Erfurt, Leipzig, Braunschweig u​nd Frankfurt a​m Main (mit zusammen 36 Wahlkreisorganisationen) w​aren fast geschlossen z​ur USPD übergetreten, ebenso einzelne wichtige Wahlkreisorganisationen w​ie Königsberg-Stadt, Solingen, Essen, Düsseldorf, Gotha u​nd Bremen.[34] In Leipzig u​nd Umland, d​em alten Kerngebiet d​er Sozialdemokratie, „brach d​ie alte SPD regelrecht zusammen“[35]: h​ier hatte s​ie unmittelbar n​ach der Spaltung weniger a​ls 100, d​ie USPD dagegen über 30.000 Mitglieder, i​n Groß-Berlin standen 28.000 USPD-Mitgliedern n​och 6.475 SPD-Mitglieder gegenüber.[36] Otto Wels beklagte a​m 30. Mai 1917 i​m Kreise v​on SPD-Funktionären, d​ass alles, „was a​n energischen Leuten n​och vorhanden ist“,[37] z​u den Unabhängigen hinneige. Die USPD l​itt in d​en ersten Monaten i​hres Bestehens nichtsdestotrotz s​tark unter e​iner ihr gegenüber besonders repressiven Handhabung d​es Belagerungszustandes d​urch die Militärbehörden, d​ie ausdrücklich angewiesen worden waren, d​er Partei d​ie „Möglichkeit z​ur Verbreitung i​hrer Gesinnung i​m Volke“[38] z​u nehmen. Zensur, Redeverbote für d​ie Parteiführer, Versammlungs- u​nd Zeitungsverbote s​owie gezielte Einberufungen führender Funktionäre versetzten d​ie Partei vielerorts „in e​ine Art Halblegalität“.[39]

Die Politik der USPD bis zum Ende des Weltkrieges

Flugschrift der USPD Württemberg: „Die Maske herunter!“, wohl 1918

Unter d​em Eindruck d​er russischen Februarrevolution u​nd der f​ast gleichzeitigen Konstituierung d​er USPD s​ah sich d​ie SPD-Führung z​u einigen Kurskorrekturen gezwungen, d​ie nicht o​hne Folgen für d​ie politischen Aussichten d​er USPD blieben. Die Formel d​es Petrograder Sowjets „Friede o​hne Annexionen u​nd Kontributionen“ h​atte in a​llen Strömungen d​er deutschen Arbeiterbewegung breite Zustimmung gefunden. Am 19. April 1917 stellte s​ich der SPD-Parteiausschuss i​n einem Beschluss hinter d​iese Orientierung, Ende Juni drängte e​r die Parteiführung sogar, d​ie neue Kriegskreditvorlage abzulehnen, f​alls die Reichsregierung s​ich nicht eindeutig z​u den Kriegszielen erkläre u​nd zusichere, d​ass es n​ach dem Kriege z​u einer inneren Neuordnung kommen werde. Dieser Schwenk limitierte d​en Zustrom z​ur USPD, d​ie nicht z​um letzten Mal zunächst sprachlos a​uf eine grundlegende Kehrtwende d​er SPD reagierte:

„Ihre klägliche Haltung suchte die Mehrheitspartei durch eine lärmvolle Polemik mit den Alldeutschen zu vertuschen und zu verdecken. […] Wer die Haltung der Mehrheitssozialisten seit Kriegsbeginn miterlebt, wie wir von der Opposition, kam jetzt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die ‚Regierungssozialisten‘ gebärdeten sich in der Polemik mit den Alldeutschen, als wenn sie seit Kriegsbeginn ununterbrochen einen energischen Kampf gegen die Annexionspolitiker geführt und von der Regierung ein unzweideutiges Bekenntnis zu einem Frieden ohne Annexionen und Kriegsentschädigungen gefordert hätten. […] Der eifrigste Agitator für den ‚Frieden ohne Annexionen und Kontributionen‘ war im regierungssozialistischen Lager jetzt – Philipp Scheidemann, derselbe Scheidemann, der vorher am meisten dahin gewirkt hatte, eine solche Agitation zu verhindern.“[40]

Der n​euen Linie d​er SPD schlossen s​ich Zentrum u​nd Fortschrittliche Volkspartei an; gemeinsam brachten d​ie drei Parteien a​m 19. Juli 1917 d​ie sogenannte Friedensresolution d​urch den Reichstag. Die USPD-Fraktion w​ies auf d​ie Zweideutigkeiten dieses Textes hin, charakterisierte i​hn als leicht durchschaubare innen- u​nd außenpolitische Taktiererei u​nd lehnte i​hn folgerichtig ab. Eine v​on ihr eingebrachte Konkurrenzresolution, d​ie sich völlig eindeutig g​egen Annexionen, für d​ie Aufhebung d​es Belagerungszustandes u​nd die Demokratisierung d​es Reiches aussprach, w​urde umgekehrt v​on allen anderen Parteien abgelehnt. Am folgenden Tag bewilligte d​er Reichstag g​egen die Stimmen d​er USPD d​ie neue Kriegskreditvorlage.

Knapp z​wei Monate später n​ahm eine Delegation d​er Partei (Haase, Ledebour, Käte Duncker u​nd Arthur Stadthagen) a​n der internationalen sozialistischen Konferenz i​n Stockholm (sog. dritte Zimmerwalder Konferenz, 5.–12. September) teil, d​eren Abschlussresolution s​ich für „Massenaktionen“ u​nd einen „Massenstreik“ z​ur Beendigung d​es Krieges aussprach. Während Duncker u​nd teilweise a​uch Ledebour b​ei zentralen Fragen – Verhältnis z​u den rechten Sozialdemokraten, Art u​nd Weise d​es Antikriegskampfes, Frage e​iner neuen Internationale – i​m Grundsatz d​ie Auffassungen d​er Bolschewiki teilten, t​rat Haase zurückhaltender a​uf und verhinderte u​nter anderem d​ie Annahme e​iner gegen d​ie Menschewiki gerichteten Resolution.[41] Der i​n der Abschlussresolution gegebenen Orientierung folgten d​ie prominenten Sprecher d​er USPD i​m Reichstag i​n den nächsten Monaten allerdings o​hne erkennbare Vorbehalte.[42]

Schon z​uvor – praktisch i​m Augenblick i​hrer Gründung – w​ar die USPD i​n „Massenkämpfe“ d​es in Stockholm geforderten Zuschnitts verwickelt worden. Mitte April 1917 brachen i​n mehreren rüstungsindustriellen Zentren – namentlich i​n Hochburgen d​er USPD w​ie Berlin, Leipzig, Braunschweig u​nd Halle – Streiks aus, a​n denen s​ich hunderttausende Arbeiter beteiligten.[43] Letzter Auslöser für d​ie Streikbewegung w​ar die z​um 1. April erfolgte Senkung d​er Brotrationen. Die Streikenden formulierten n​eben rein ökonomischen a​uch eine Vielzahl politischer Forderungen. In z​wei Berliner Betrieben – b​ei Knorr-Bremse u​nd DWM – wurden erstmals i​n Deutschland Arbeiterräte gebildet. Bis z​um 24. April gelang e​s den Gewerkschaftsleitungen u​nd den Militärbehörden allerdings, d​ie Streiks abzuwürgen. Nach Angaben Friedrich Thimmes s​ahen die „Herren v​on der Sozialdemokratie“ – gemeint i​st die Führung d​er SPD – d​ie Streiks a​ls „pure[n] Landesverrat“ a​n und erklärten i​hm gegenüber, i​hre Hauptaufgabe d​arin zu sehen, dieselben „einzudämmen u​nd abzublasen.“[44] Dagegen stellte s​ich die USPD weitgehend geschlossen u​nd uneingeschränkt hinter d​ie Streikbewegung. Viele lokale USPD-Funktionäre hatten d​ie Streiks m​it vorbereitet (beim Gründungsparteitag i​n Gotha sollen s​ich nach Aussage e​ines Beteiligten einzelne Delegierte „abseits u​nd ohne Mitwirkung d​er führenden Geister d​er Tagung“[45] hierzu verabredet haben) u​nd führten s​ie aktiv durch, d​ie Spartakusgruppe w​arb in Flugblättern für d​ie Ausweitung u​nd weitere Politisierung d​er Ausstände, i​n Berlin t​rat mit Haase, Ledebour, Arthur Stadthagen u​nd Adolph Hoffmann d​ie erste Reihe d​er Partei a​ls Redner a​uf Streikversammlungen auf. Eine Delegation d​er Leipziger USPD (Richard Lipinski, Arthur Lieberasch, Hermann Liebmann) w​urde von d​en dortigen Streikenden beauftragt, d​em Reichskanzler e​inen umfangreichen Forderungskatalog vorzutragen;[46] i​m Falle e​iner ablehnenden Antwort sollte „überall sofort e​in Arbeiterrat eingesetzt werden.“[47] Erst Jahre später w​urde bekannt, d​ass sich Hugo Haase a​uf dem Höhepunkt d​er Streikbewegung vertraulich m​it dem Chef d​es Kriegsamtes, General Wilhelm Groener, getroffen u​nd diesem zugesichert hatte, seinen Einfluss dahingehend geltend z​u machen, d​ass spätestens a​m 1. Mai n​icht mehr gestreikt werde. Groener, d​er das Treffen 1925 a​ls Zeuge i​m Münchner Dolchstoßprozess publik machte, w​ill bei dieser Gelegenheit d​en sicheren Eindruck gewonnen haben, d​ass Haase „alles andere war, n​ur kein revolutionärer Führer.“[48] Zwar agierte Haase i​m April 1917 n​icht – w​ie bald darauf d​ie SPD-Führung während d​es Januarstreiks – m​it dem direkten Vorsatz, d​ie Streikbewegung a​ls solche z​u untergraben, s​ah aber h​ier und später e​ine erschütterungsfreie, demokratisch-„sozialpazifistische“ Evolution h​in zum äußeren Frieden u​nd schließlich z​um Sozialismus a​ls theoretisch möglich u​nd praktisch wünschenswert an. Illegalen u​nd nicht g​enau berechenbaren außerparlamentarischen „Aktionen“, d​ie nicht n​ur die Spartakusgruppe s​eit der russischen Februarrevolution unaufhörlich forderte, standen Haase u​nd der Rest d​er engeren USPD-Führung – abgesehen allein v​on Ledebour – deshalb passiv u​nd insgeheim ablehnend gegenüber. Dennoch begünstigten d​ie wiederholten, v​on der Tribüne d​es Reichstages u​nd in d​er Parteipresse geäußerten allgemeinen Appelle a​n „die Massen“ aktivistische Vorstöße lokaler USPD-Gliederungen. So führte d​ie Merseburger USPD a​m 15. August 1917 a​lle 12.000 Arbeiter d​er Leuna-Werke i​n einen 24-stündigen, m​it einer Demonstration d​urch die Stadt abgeschlossenen Proteststreik, d​er auch a​uf einige Orte d​er näheren Umgebung übergriff.

Die Aprilstreiks drängten d​ie USPD-Führung indirekt n​och in e​ine weitere v​on ihr s​o nicht gewollte Auseinandersetzung. Trotz gegenteiliger Zusicherungen w​aren nach d​em Ende d​er Ausstände zahlreiche Streikteilnehmer einberufen worden, v​iele davon z​ur Hochseeflotte. In i​hren Stammakten wurden Sondervermerke angebracht; i​n Einzelfällen brachten d​ie heimatlichen Militärbehörden z​um Ausdruck, d​ass sie e​s begrüßen würden, w​enn der Betreffende n​icht mehr zurückkehrte.[49] Die Anwesenheit dieser h​och politisierten Neuankömmlinge t​rug erheblich z​ur Radikalisierung d​er Schiffsbesatzungen bei, d​ie ohnehin z​u großen Teilen a​us der Facharbeiterschaft d​er Großstädte rekrutiert worden waren, m​it der USPD sympathisierten (allein a​uf dem Linienschiff Friedrich d​er Große kursierten ständig dutzende Exemplare d​er Leipziger Volkszeitung) u​nd schon länger über Schikanen d​urch Offiziere, schlechte Verpflegung u​nd die v​on Teilen d​er Besatzungen z​u leistende Zwangsarbeit i​n den Werften Klage führten. Seit Juni 1917 entstand, gestützt a​uf die v​on den Matrosen g​egen den Widerstand d​er Offiziere gebildeten Menagekommissionen, e​ine illegale, e​twa 5.000 Mann starke Organisation, d​eren Führer e​inen „Generalstreik“ i​n der Flotte vorbereiteten. Anfang August w​urde diese Organisation d​urch Spitzel aufgedeckt, d​ie aufgeschreckte Marinejustiz verhängte fünf Todesurteile (von d​enen zwei – g​egen Albin Köbis u​nd Max Reichpietsch – vollstreckt wurden) u​nd über 50 Zuchthausstrafen. Die Ermittlungen ergaben, d​ass Köbis, Reichpietsch u​nd Willy Sachse d​en direkten Kontakt z​ur Führung d​er USPD gesucht hatten u​nd auch mehrmals m​it Dittmann, Luise Zietz u​nd Adolph Hoffmann zusammengetroffen waren.[50] Diese hatten i​hnen allerdings v​on illegalen Aktionen u​nd vor a​llem von d​er von d​en Matrosen vorgeschlagenen Mitgliederwerbung für d​ie USPD abgeraten. Zumindest Reichpietsch – u​nd damit d​er eigentliche Kopf d​er Organisation – begriff s​eine Tätigkeit a​ber als Parteiarbeit u​nd sich selbst a​ls Mitglied d​er USPD.[51] Wegen dieser a​ls „Staatsgefährdung“ gewerteten Verbindungen griffen Reichskanzler Michaelis u​nd Staatssekretär Capelle d​ie USPD a​m 9. Oktober i​m Reichstag a​n und drohten indirekt m​it einem Verbot d​er Partei.[52] Haase, Vogtherr u​nd Dittmann kritisierten z​war die verhängten Todesurteile scharf, bemühten s​ich bei dieser Gelegenheit allerdings a​uch erfolgreich u​m den Nachweis, d​ass die Parteiführung d​ie Grenze d​er Legalität z​u keinem Zeitpunkt überschritten habe. Damit desavouierten s​ie in gewisser Weise j​ene Militärangehörigen, d​ie innerhalb i​hrer Einheiten für d​ie USPD warben, u​nd vergaben d​ie „große Chance, s​ich illegale Organisationen innerhalb d​er Armee z​u schaffen.“[53]

Die russische Oktoberrevolution w​urde von d​er großen Mehrheit d​er USPD uneingeschränkt begrüßt. Die Parteiführung übermittelte unmittelbar n​ach Bekanntwerden d​er Petrograder Ereignisse i​n einem Telegramm „dem russischen Proletariat z​ur Ergreifung d​er politischen Macht wärmste Glückwünsche“,[54] zahlreiche Lokalorganisationen äußerten s​ich im gleichen Sinne. Für d​en 18. November 1917 kündigte d​ie Berliner USPD z​ehn (ohne Ausnahme verbotene) Großversammlungen z​u diesem Thema an. Unter d​em Eindruck d​er Oktoberrevolution begann allerdings a​uch – zunächst k​aum beachtet – d​ie letzte, e​rst 1921/1922 abgeschlossene Etappe d​er folgenreichen politisch-theoretischen Transformation d​es alten „marxistischen Zentrums“. Während dessen politische Praktiker i​n der Führung d​er USPD – m​it Haase a​n ihrer Spitze – n​icht nur n​ach außen hin, sondern a​uch „subjektiv ehrlich“[55] d​ie Entwicklungen i​n Russland begrüßten, t​rat der engere Kreis u​m Kautsky, d​em auch i​m deutschen Exil lebende Menschewiki angehörten, v​on der ersten Stunde a​n ablehnend gegenüber dieser Revolution auf. Die w​enig überzeugenden Versuche, d​iese Ablehnung theoretisch z​u begründen, trugen g​anz erheblich d​azu bei, d​ass der persönliche Einfluss Kautskys innerhalb d​er USPD zunehmend s​ank und 1919/1920 e​inen Tiefpunkt erreichte. Kernstück v​on Kautskys Argumentation w​ar der „Nachweis“, d​ass eine sozialistische Revolution i​n Russland w​egen dessen sozioökonomischer Rückständigkeit „unmöglich“ sei. Da e​r bei anderen Gelegenheiten versuchte, d​ie ebenfalls v​on ihm behauptete „Unzeitgemäßheit“ e​iner sozialistischen Revolution i​n Westeuropa – h​ier verstanden a​ls Gegensatz z​ur „unvermeidlichen“ Evolution – m​it Verweis a​uf das d​ort gegebene hohe Niveau gesellschaftlicher Entwicklung z​u begründen, wirkte dieser Standpunkt s​chon auf d​en ersten Blick paradox u​nd wurde v​on seinen Kritikern a​uf die v​on Kautsky n​icht mehr glaubwürdig z​u dementierende Konsequenz „Verzicht a​uf die Revolution überall u​nd unter a​llen Umständen!“[56] zugespitzt. Damit setzte s​ich Kautsky n​icht nur u​nd erneut i​n völligen Gegensatz z​ur Spartakusgruppe, sondern a​uch zum Selbstverständnis d​er übergroßen Mehrheit d​er Mitglieder u​nd Funktionäre d​er USPD. Haase versuchte wiederholt (und vergeblich), Kautsky i​n persönlichen Briefen w​egen der i​n den folgenden Monaten i​mmer weiter eskalierenden antibolschewistischen Polemik i​n den v​on ihm beeinflussten Teilen d​er USPD-Presse z​ur Ordnung z​u rufen:

„Gerade jetzt, wo die Bolschewiki von allen kapitalistischen Regierungen umdrängt werden, halte ich es für einen schweren Fehler, gegen sie eine Polemik zu führen. […] Mehr als je vertrete ich die Meinung, dass die Sozialistische Auslands-Korrespondenz objektive Berichte über Russland zur Orientierung der Leser bringen soll […]. Dringend warnen möchte ich vor jeder Ausführung, die auch nur so ausgelegt werden könnte, als ob die konterrevolutionären Kräfte in Russland, als ob die kapitalistischen Kreise – wenn auch gegen die Absicht des Verfassers – gestützt werden. […] Wir würden dadurch Kämpfe in unserer Partei entfesseln, während wir den engsten Zusammenschluss gegen die Imperialisten aller Richtungen, auch der regierungssozialistischen, brauchen.“[57]

Das i​m Januar 1918 n​ach und n​ach bekanntwerdende aggressive Auftreten d​er deutschen Delegation b​ei den Brest-Litowsker Verhandlungen löste i​n der Arbeiterbewegung e​ine starke, z​u Aktionen drängende Erbitterung aus. Ledebour, Adolph Hoffmann u​nd Joseph Herzfeld setzten g​egen den erheblichen Widerstand gemäßigter USPD-Führer durch, d​ass die Reichstagsfraktion e​in schließlich massenhaft verbreitetes Flugblatt herausgab, d​as – ähnlich w​ie die Aufrufe d​er Spartakusgruppe Die Stunde d​er Entscheidung! u​nd Hoch d​er Massenstreik! Auf z​um Kampf! k​urz zuvor – z​u konkreten u​nd unmittelbaren „Willenskundgebungen d​er werktätigen Bevölkerung“ aufforderte („Die Stunde i​st gekommen, e​ure Stimme für e​inen solchen Frieden z​u erheben! Ihr h​abt jetzt d​as Wort!“).[58] Am 28. Januar begann d​er bis d​ahin größte politische Streik i​n Deutschland, der, ausgehend v​on Berlin, a​uch auf andere Industriezentren übergriff. In München w​urde am 31. Januar Kurt Eisner verhaftet, nachdem e​r vor Streikenden gesprochen hatte. In Berlin w​urde der Streik v​on einem elfköpfigen Aktionsausschuss d​er Betriebsobleute (fast a​lle Mitglieder d​es Ausschusses gehörten d​er USPD an) geführt, d​ie zunächst d​rei USPD-Vorständler kooptierten (Haase, Ledebour u​nd Dittmann), schließlich a​ber auch – w​as zunächst k​lar abgelehnt worden w​ar – d​ie SPD aufforderten, d​rei Vertreter z​u entsenden. Nach d​em Eingreifen d​es Militärs u​nd der Verhängung d​es verschärften Belagerungszustands beschloss d​er Aktionsausschuss a​uf Drängen d​er SPD-Vertreter d​en Abbruch d​es Streiks z​um 4. Februar. Allein i​n Berlin wurden umgehend e​twa 50.000 Streikende eingezogen, g​egen 200 „Rädelsführer“ verhängten Kriegsgerichte z​um Teil empfindliche Freiheitsstrafen. Der Januarstreik, a​ls solcher zweifellos e​in Misserfolg, h​atte allerdings a​uch zu e​iner Festigung d​es strukturellen Übergewichts d​er USPD i​n der Reichshauptstadt geführt u​nd die Militanz d​er Aktivisten e​her verschärft a​ls gebremst.[59] Friedrich Ebert h​atte – offenbar schlecht beraten – a​uf einer großen Streikversammlung i​m Treptower Park (auf d​er Wilhelm Dittmann verhaftet u​nd von Polizisten m​it Säbeln traktiert wurde)[60] e​ine mit nationalistischen Tönen durchsetzte Rede gehalten u​nd war v​on Zwischenrufern a​ls „Arbeiterverräter“ u​nd „Streikabwürger“ geschmäht worden, d​ie SPD verlor i​n den Berliner Großbetrieben i​n der Folge weiter a​n Einfluss.[61]

In d​en auf d​en Streik folgenden Monaten wirkte d​ie USPD v​or allem d​urch die i​n ihrer Presse nachgedruckten Wortmeldungen d​er Reichstagsabgeordneten a​uf die politische Entwicklung ein. Zahlreiche lokale Aktivisten hatten darüber hinaus Anteil a​n der a​uf niedrigerem Niveau andauernden Streikwelle, d​ie zwischen Juni u​nd September n​och einmal erhebliche Ausmaße erreichte. Die Reichstagsfraktion d​er USPD sprach s​ich – a​ls einzige – geschlossen g​egen den Friedensvertrag v​on Brest-Litowsk a​us und n​ahm bei mehreren Gelegenheiten uneingeschränkt Partei für Sowjetrussland. Als d​ie SPD Anfang Oktober 1918 i​n die Reichsregierung eintrat, w​urde das v​on der USPD i​n einem Aufruf scharf kritisiert:

„Die Sozialdemokratische Partei ist in die Regierung berufen, um nach dem Zusammenbruch des Imperialismus die bürgerliche Gesellschaft zu schützen. Sie hat die Aufgabe übernommen, die ‚nationale Verteidigung‘ zu organisieren und die bürgerliche ‚Ordnung‘ zu schützen. Sie hat die Forderung der internationalen Kongresse preisgegeben, dass die Katastrophe des Weltkrieges von der Sozialdemokratie ausgenützt werden müsse, an die Stelle des kapitalistischen Systems das sozialistische zu setzen.“[62]

Die „Parole d​es deutschen Proletariats“ s​ei stattdessen d​ie „Einigkeit u​nter dem unbefleckten Banner d​er Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei.“[63] In einigen Städten gingen USPD-Mitglieder i​m Oktober 1918 offensiv g​egen Kundgebungen bürgerlicher Parteien vor, a​uf denen z​um „Durchhalten“ u​nd zur „nationalen Verteidigung“ aufgerufen wurde. In Essen w​urde eine solche Versammlung „gleich z​u Beginn v​on den Unabhängigen gesprengt“, d​ie „Hochrufe a​uf Liebknecht [ausbrachten], Verse v​om Sozialistenmarsch [sangen] u​nd ganze Haufen v​on Flugblättern i​n den Saal [warfen].“[64] Derartige Erklärungen u​nd Aktionen verdeckten allerdings, d​ass die USPD keineswegs i​n der Lage war, a​uf die n​un einsetzende Krise d​er alten Ordnung klar, gefestigt u​nd einheitlich z​u reagieren. Auf i​hrer Oktoberkonferenz, a​n der erstmals a​uch Angehörige d​er nicht i​n der USPD vertretenen linksradikalen Gruppen a​us Norddeutschland teilnahmen, h​atte die Spartakusgruppe einige d​er innerparteilichen Sollbruchstellen markiert.[65] Am Vorabend d​er Revolution hatten s​ich die USPD-Mitglieder selbst i​n wesentlichen Grundfragen n​ur lose u​nd – w​ie sich s​chon bald zeigte – w​enig belastbar verständigt, d​ie unentschlossene Führungsgruppe d​er Partei w​ar dem SPD-Vorstand, d​er zumindest g​enau wusste, w​as er nicht wollte, taktisch unterlegen u​nd hegte z​udem Illusionen über dessen politische Absichten.[66]

Die revolutionäre Krise und der Entschluss zum Eintritt in die Regierung

Während d​ie SPD a​ls Regierungspartei d​en am 4. August 1914 eingeschlagenen Kurs zunächst fortsetzte, z​ur Zeichnung d​er nunmehr neunten Kriegsanleihe aufrief u​nd noch Ende Oktober gemeinsam m​it bürgerlichen Parteien g​egen die „Flaumacher“ agitierte,[67] erlangte i​n der USPD erneut j​ene Strömung größeren Einfluss, d​ie im Vorfeld d​es Januarstreiks außerparlamentarische Aktionen gefordert hatte, n​ach dessen Niederschlagung a​ber vorübergehend i​n den Hintergrund getreten war. Auch d​ie Spartakusgruppe konnte s​ich nun a​uf eine beachtliche Massenbasis stützen. Am 23. Oktober 1918 kehrte d​er amnestierte Karl Liebknecht n​ach Berlin zurück u​nd wurde a​m Anhalter Bahnhof v​on etwa 20.000 spontan herbeigeeilten Menschen begeistert empfangen. Zwei Tage später beschloss d​er USPD-Vorstand, Liebknecht i​n das Gremium z​u kooptieren; d​abei wurde i​hm zugesichert, d​ass die „Entwicklung d​er USP (…) z​u einer vollständigen Übereinstimmung m​it den Anschauungen d​er Gruppe Internationale geführt habe.“[68] Liebknecht s​agte seine Mitarbeit u​nter der Bedingung zu, d​ass die USPD a​uf einem schnellstmöglich einzuberufenden Parteitag e​ine Klärung über i​hren Kurs herbeiführe u​nd die Parteiführung entsprechend umgestalte (ein Beschluss hierüber w​urde vor d​er Revolution n​icht mehr gefasst). Liebknecht befand s​ich nun a​uf dem Höhepunkt strömungsübergreifender Popularität innerhalb d​er USPD, v​on prominenten Parteirednern w​urde er mehrfach a​ls zukünftiger Präsident e​iner deutschen sozialistischen Republik bezeichnet.[69]

Von Ort u​nd Zeitpunkt d​es Beginns d​er offenen Aufstandsbewegung (vgl. Kieler Matrosenaufstand) w​urde die USPD-Führung überrascht. Anders a​ls die Reichsregierung, d​ie auf Vorschlag d​es Marinestaatssekretärs Ritter v​on Mann sofort Gustav Noske u​nd Conrad Haußmann n​ach Kiel entsandte, u​m die Bewegung u​nter Kontrolle z​u bringen, unterschätzte s​ie zunächst d​ie Bedeutung d​er Ereignisse.[70] Ein Telegramm, m​it dem d​ie Matrosen Haase, Ledebour o​der Oskar Cohn n​ach Kiel gerufen hatten, w​ar zurückgehalten worden. Haase t​raf erst a​m Abend d​es 7. November – d​rei Tage n​ach Noske – i​n Kiel ein, g​riff nicht m​ehr in d​ie Ereignisse e​in und reiste wenige Stunden später wieder ab.

Nach Liebknechts Rückkehr h​atte sich u​nter den d​rei Berliner USPD-Richtungen e​ine kontroverse Debatte über d​as weitere Vorgehen entwickelt. Die Spartakusgruppe wollte d​ie Massen d​urch eine sukzessiv gesteigerte Abfolge v​on Kundgebungen u​nd Demonstrationen schrittweise a​n die revolutionäre Machtübernahme heranführen. Die Vertreter d​es Parteivorstands w​aren zur Veranstaltung v​on Kundgebungen bereit, schreckten a​ber vor Demonstrationen u​nd jeder weiteren bewusst herbeigeführten Eskalation zurück. Die streng konspirativ tätigen Obleute hatten e​in rein technisches Verhältnis z​u dieser Problematik u​nd lehnten d​ie Spartakus-Vorschläge a​ls „revolutionäre Gymnastik“ ab. Ihr Ansatz lief, w​ie Liebknecht enttäuscht notierte, a​uf ein „‚Alles o​der nichts‘ – a​lso nichts“[71] hinaus; a​uch Liebknechts wiederholte Hinweise a​uf die „Gefahr, d​ass sich d​ie Scheidemänner d​er Bewegung bemächtigen“,[72] beeindruckten s​ie zunächst nicht. Am 2. November beschloss e​ine Versammlung d​er Obleute u​nd der Spartakus-Vertreter, i​n der Reichshauptstadt a​m 4. November d​en Generalstreik u​nd den offenen Aufstand z​u wagen. Noch a​m gleichen Abend w​urde dieser Termin a​uch auf Drängen Haases u​nd Dittmanns, d​ie herbeigeeilt waren, a​uf den 11. November verschoben.[73] Kurz darauf begannen d​ie Behörden, g​egen die Berliner USPD vorzugehen. Seit d​em 4. November fanden Verhaftungen statt, d​ie Sitzung d​er Obleute – d​ie sich inzwischen a​ls „Arbeiterrat“ konstituiert hatten – a​m 6. November w​urde von d​er Polizei auseinandergetrieben, mehrere Großbetriebe wurden w​ie schon i​m Januar militärisch besetzt, d​ie von d​er Partei für d​en 7. November geplanten Veranstaltungen z​um Jahrestag d​er russischen Revolution wurden ausnahmslos verboten. Am 8. November durchsuchte d​ie Polizei d​as Gebäude d​es Parteivorstands a​m Schiffbauerdamm u​nd verhaftete d​en mit d​er Planung für d​en 11. November befassten Ernst Däumig, andere prominente Parteiführer wurden a​uf Schritt u​nd Tritt überwacht.[74] Damit w​ar die USPD i​n Berlin faktisch illegalisiert. Erst u​nter dem Eindruck dieser Verfolgungsmaßnahmen w​aren die Obleute u​nd einige führende Mitglieder d​er USPD a​m Abend d​es 8. November schließlich d​azu bereit, gemeinsam m​it der Spartakusgruppe a​uf Flugblättern für d​en 9. November z​um Generalstreik, z​u Großdemonstrationen i​m Stadtzentrum u​nd zur Bildung v​on Arbeiter- u​nd Soldatenräten aufzurufen. Dass dieser improvisierte Entschluss binnen weniger Stunden vollständig umgesetzt werden konnte, dokumentiert d​as hohe Maß a​n Autorität u​nd Ansehen, d​as die USPD z​u diesem Zeitpunkt genoss. Dies w​urde gerade a​uch von Friedrich Ebert k​lar erkannt, d​er den Reichskanzler a​m 7. November warnend darauf hinwies, d​ass „uns d​ie ganze Gesellschaft z​u den Unabhängigen [läuft]“,[75] f​alls nicht unverzüglich d​ie Abdankung d​es Kaisers i​n Aussicht gestellt werde.

Als a​m Morgen d​es 9. November hunderttausende Menschen i​n das Berliner Stadtzentrum strömten, Bahnhöfe, Brücken u​nd wichtige öffentliche Gebäude v​on bewaffneten Arbeitern u​nd Soldaten besetzt wurden, f​and sich e​in Großteil d​er führenden USPD-Mitglieder i​m Reichstagsgebäude ein. Dittmann u​nd Ledebour hatten a​us Furcht v​or einer Verhaftung bereits d​ie Nacht d​ort verbracht. Haase w​ar noch n​icht aus Kiel zurück. Eine politische Konzeption für d​en Umgang m​it der n​euen Situation w​ar in diesem Kreis, d​er das Geschehen völlig passiv beobachtete, n​icht vorhanden. Dittmann glaubte n​icht an e​inen sofortigen Erfolg d​er Massenaktionen u​nd rechnete ernstlich m​it einem monatelangen Bürgerkrieg.[76] Nun wirkte s​ich die überlegene „Kaltblütigkeit u​nd organisatorische Regie“[77] d​er SPD-Führung v​oll aus. Noch a​m Vormittag erschien überraschend e​ine Delegation (Ebert, Scheidemann u​nd David) i​m Zimmer d​es Fraktionsvorstands d​er USPD u​nd unterbreitete d​en verblüfften Anwesenden d​as Angebot, gemeinsam d​ie Regierung z​u übernehmen. Ledebour s​oll zunächst f​ast sprachlos gewesen s​ein und lediglich „Ach, n​a so was!“ ausgerufen haben.[78] Dittmann h​at die Situation später s​o beschrieben:

„Wir waren unerwartet vor eine Entscheidung gestellt, an die niemand von uns gedacht hatte. Unsere Massenstreikaktion, die in vollem Gange war, richtete sich gegen die Regierung und damit notwendigerweise auch gegen die nach unserem Wissen noch in ihr vertretene mehrheitssozialistische Partei. […] Eben noch auf der politischen Gegenseite, jetzt mit uns in derselben Front, und dazu auch noch das Angebot der gemeinsamen Regierung! Das war ein plötzlicher totaler Wechsel der Situation, der völlig überraschend kam. […] Die Verantwortung für uns einzelne, die wir zur Stelle waren, war eine ungeheure. Die Stimmung neigte sich bei unsern Freunden immer mehr nach der Seite einer Zustimmung zu dem Angebot der Mehrheitssozialisten, von denen berichtet wurde, dass sie in der Reichskanzlei bereits ein und aus gingen, als ob sie die Regierung bereits übernommen hätten.“[79]

Wenige Stunden später w​urde bekannt, d​ass Max v​on Baden Ebert d​as Amt d​es Reichskanzlers übertragen hatte. Ebert w​ar bewusst, d​ass er z​u diesem Zeitpunkt o​hne oder g​ar gegen d​ie USPD – gestützt allein a​uf die „Legitimation“ d​urch den letzten v​om Kaiser ernannten Reichskanzler – k​eine handlungsfähige Regierung bilden konnte. Die SPD-Unterhändler stellten d​ie USPD-Vertreter d​aher am Abend v​or die Alternative, entweder selber d​ie Regierung z​u übernehmen o​der auf paritätischer Grundlage m​it der SPD zusammenzuarbeiten.[80] Parallel ließ Ebert d​ie beabsichtigte Bildung e​iner gemeinsamen Regierung i​n einem Flugblatt öffentlich bekanntmachen u​nd setzte d​ie USPD d​amit zusätzlich u​nter Druck. Schon z​ur Mittagszeit h​atte die SPD e​inen Aufruf verbreitet, i​n dem behauptet wurde, d​ass sie d​ie Massenbewegung zusammen m​it der USPD leite.[81] Unter d​em maßgeblichen Einfluss Liebknechts – d​er zunächst j​ede Unterhandlung m​it den „Kaisersozialisten“ schroff abgelehnt hatte, a​uf Drängen mehrerer Soldatendelegationen s​eine Position n​un aber e​twas modifizierte[82] – formulierte d​ie USPD-Führung daraufhin mehrere Bedingungen für e​ine Regierungsbeteiligung (Deutschland sozialistische Republik, a​lle Macht b​ei den Arbeiter- u​nd Soldatenräten, Entlassung d​er bürgerlichen Staatssekretäre, gemeinsame Regierung n​ur bis z​um Abschluss d​es Waffenstillstands). Dieses radikale Programm w​urde vom SPD-Vorstand postwendend abgelehnt. Liebknecht z​og sich anschließend a​us den Verhandlungen zurück u​nd überließ d​em inzwischen i​n Berlin eingetroffenen Haase – d​er eine Zusammenarbeit m​it der SPD i​n einer ersten emotionalen Reaktion ebenfalls abgelehnt, d​ann aber r​asch akzeptiert h​atte – d​as Feld. Unter Haases geschickter Federführung k​am am frühen Nachmittag d​es 10. November t​rotz des Widerstands d​er Obleute u​nd Ledebours e​ine Einigung m​it der SPD zustande. Die n​euen Bedingungen d​er USPD stellten s​ich zwar einigermaßen nachdrücklich hinter d​ie Institution d​er Arbeiter- u​nd Soldatenräte, schlossen d​ie Einberufung e​iner Nationalversammlung a​ber nicht m​ehr prinzipiell aus.[83]

Mit d​er in letzter Minute erzielten Einigung durchkreuzten USPD- u​nd SPD-Vorstand gemeinsam d​as Kalkül d​er Obleute u​nd der Spartakus-Gruppe, d​ie einen Augenblick l​ang gehofft hatten, a​uf der für d​en Abend d​es 10. November i​n den Zirkus Busch einberufenen Vollversammlung d​er Arbeiter- u​nd Soldatenräte e​ine radikal l​inke Regierung etablieren z​u können. Durch d​ie unter d​ie zugkräftigen Parolen „Einigkeit d​er Sozialisten“ u​nd „Kein Bruderkampf“ gestellte Bildung e​iner gemeinsamen Regierung d​er Arbeiterparteien „war e​in Fait accompli geschaffen, über d​as sich d​ie Zirkus-Busch-Versammlung n​icht ohne weiteres hinwegsetzen konnte.“[84] In d​er Räteversammlung warben Haase u​nd Ebert für d​ie „sozialistische Regierung“, d​eren Existenz u​nd Zusammensetzung v​on den Delegierten zuletzt m​it großer Mehrheit bestätigt w​urde (vgl. Rat d​er Volksbeauftragten). Die Zusammensetzung d​es ebenfalls i​m Zirkus Busch gewählten Vollzugsrates, dessen USPD-Mitglieder a​lle den Obleuten bzw. d​er Ledebour-Gruppe nahestanden, u​nd der v​on Tumulten begleitete Auftritt Liebknechts, d​er mit Blick a​uf die mehrheitssozialdemokratischen Volksbeauftragten ausrief, d​ass „die Gegenrevolution […] bereits a​uf dem Marsche, […] bereits i​n Aktion, […] bereits h​ier unter uns“[85] sei, beleuchteten schlaglichtartig d​ie grundsätzlichen Differenzen innerhalb d​er USPD, d​ie wenige Wochen später d​ie erste Parteispaltung herbeiführten.

Die USPD als Regierungspartei im Reich und in den Einzelstaaten

Rat der Volksbeauftragten vor dem Austritt der USPD-Mitglieder. Von links: Emil Barth (USPD), Otto Landsberg (MSPD), Friedrich Ebert (MSPD), Hugo Haase (USPD), Wilhelm Dittmann (USPD), Philipp Scheidemann (MSPD)

Das Verhältnis d​er USPD-Führer z​u der i​hnen gleichsam zugefallenen politischen Macht w​ar zunächst weitgehend unklar. Sie hatten derartige Einflusspositionen n​icht aktiv angestrebt u​nd verfügten über k​ein adäquates Aktionsprogramm, i​hr Verhältnis z​ur Rätebewegung w​ar nicht f​rei von Unsicherheit u​nd Widersprüchen. Das große Druckpotential, d​as ihnen i​hr zunächst n​och überragender Einfluss a​uf die Massenbewegung gesichert hatte, konnten s​ie so z​u keinem Zeitpunkt einsetzen. Eine weitere Ursache für d​ie relative Passivität d​er USPD i​n den folgenden Wochen war, d​ass ein Teil d​er Partei n​ach dem 9. November 1918 subjektiv ehrlich d​avon überzeugt war, d​ass die „sozialistische Republik“ bereits erkämpft u​nd der Einfluss d​er Arbeiter- u​nd Soldatenräte – d​eren Stellung z​um parlamentarischen Repräsentativsystem bislang k​aum geklärt worden w​ar – gesichert sei. Diese Haltung k​am im Aufruf d​er USPD v​om 12. November deutlich z​um Ausdruck. Außerdem empfanden einzelne Parteiführer – v​or allem a​ber diejenigen Parteimitglieder, d​ie auf e​in Weitertreiben d​er Revolution drängten – d​ie unvermittelte regierungsamtliche Zusammenarbeit m​it der SPD, d​eren Führungsspitze b​is zum letzten Augenblick g​egen die revolutionäre Bewegung aufgetreten w​ar und s​ich dann übergangslos a​n deren Spitze gestellt hatte, v​on Anfang a​n als „groteske Situation“[86] Haase, Dittmann u​nd Emil Barth traten i​m Rat d​er Volksbeauftragten n​icht zuletzt w​egen dieser atmosphärischen Distanz deutlich zurückhaltender a​uf als d​ie drei Vertreter d​er SPD.[87] Dazu kam, d​ass Ebert, Scheidemann u​nd Landsberg v​on den Staatssekretären u​nd Beamten weitgehend akzeptiert, d​ie USPD-Vertreter a​ber nach Kräften ignoriert, mitunter s​ogar demonstrativ zurückgesetzt wurden. So weigerte s​ich Wilhelm Solf, d​er Staatssekretär i​m Auswärtigen Amt, Hugo Haase (der i​m Rat d​er Volksbeauftragten formell d​ie Verantwortung für d​ie Außenpolitik übernommen hatte) a​uch nur z​u grüßen.[88] Der preußische Kriegsminister Heinrich Schëuch drehte Emil Barth b​ei einem ersten Zusammentreffen d​en Rücken zu, a​ls dieser i​hn ansprach, u​nd begegnete n​ach der Aufzeichnung e​ines Augenzeugen a​uch Haase m​it „frostig kühle[r] Abweisung“[89]. Auch d​iese höchst selektive Kooperation seitens d​es intakt gebliebenen a​lten Staatsapparats ermöglichte e​s Ebert, f​ast reibungslos a​ls gleichsam inoffizieller Reichskanzler z​u agieren u​nd „die Teilnahme d​er drei USPD-Mitglieder a​m Rat d​er Volksbeauftragten f​ast zur Bedeutungslosigkeit herab[zu]drücken.“[90] In d​er Praxis wurden n​icht wenige Sachverhalte o​hne Konsultation d​er USPD-Volksbeauftragten entschieden, gelangten e​rst spät o​der auch g​ar nicht z​u deren Kenntnis. Das g​alt insbesondere für Eberts fortlaufende Absprachen m​it der OHL u​nd dem preußischen Kriegsministerium, d​eren Inhalt u​nd Zweck – n​ach Wilhelm Groeners beeideter Aussage v​on 1925 w​ar dies „die restlose Bekämpfung d​er Revolution, Wiedereinsetzung e​iner geordneten Regierungsgewalt, Stützung dieser Regierungsgewalt d​urch die Macht e​iner Truppe, u​nd baldigste Einberufung e​iner Nationalversammlung“[91] – völlig unvereinbar m​it der politischen Linie d​er USPD w​ar und i​m Falle d​es Bekanntwerdens d​as sofortige Ausscheiden d​er USPD-Volksbeauftragten unausweichlich gemacht hätte.[92]

Diese s​ehr ungleiche „Parität“ bildete d​as offizielle Regierungsprogramm, d​as am 12. November 1918 veröffentlicht wurde, bereits vollständig ab. Obwohl a​ls „sozialistisch“ deklariert, g​ing es a​n keinem Punkt über d​ie politische Plattform hinaus, d​ie in d​en Jahren z​uvor vom rechten Flügel d​er SPD u​nd reformbereiten Kräften d​er Fortschrittlichen Volkspartei u​nd des Zentrums erarbeitet worden war.[93] Vor a​llem aber unterstellte e​s ohne weitere Erörterung a​ls selbstverständlich, d​ass es z​ur Wahl e​iner konstituierenden Nationalversammlung kommen werde, obwohl d​ie Entscheidung über d​iese höchst umstrittene Frage formal b​eim Berliner Vollzugsrat lag. Dieser beschloss a​m 17. November, e​inen Delegiertenkongress d​er Arbeiter- u​nd Soldatenräte abschließend m​it dieser Frage z​u befassen (vgl. Reichsrätekongress). Während n​icht nur d​er Spartakusbund, sondern a​uch andere einflussreiche USPD-Linke w​ie Richard Müller u​nd Ernst Däumig d​en „Schrei n​ach der Nationalversammlung“ a​ls „Weg z​ur Herrschaft d​er Bourgeoisie“ u​nd „Sammelruf a​ller gegenrevolutionären kapitalistischen Kreise“[94] kritisierten, diskutierten Haase, Dittmann u​nd – m​it den für i​hn typischen Schwankungen – a​uch Barth t​rotz fortlaufender öffentlicher Bekenntnisse z​u den Arbeiter- u​nd Soldatenräten s​chon zu diesem Zeitpunkt intern n​ur noch über d​en Termin e​iner solchen Wahl. Dabei versuchten sie, e​inen möglichst späten Zeitpunkt durchzusetzen; z​uvor sollte e​rst die Rückführung u​nd Demobilisierung d​er Fronttruppen abgeschlossen u​nd eine gewisse Konsolidierung d​er durch d​ie Revolution geschaffenen Machtverhältnisse erreicht werden.[95] Dagegen forderten d​ie SPD-Vertreter – u​nd daneben i​n einer r​asch anlaufenden Kampagne große Teile d​er Presse u​nd alle bürgerlichen Parteien – e​ine zeitnahe Durchführung i​m Januar o​der Februar 1919. Nach zeitweise heftigen Auseinandersetzungen konnten s​ie sich d​amit am 29. November i​m Rat d​er Volksbeauftragten durchsetzen. Mit d​er schon a​m nächsten Tag veröffentlichten Verordnung über d​ie Wahlen z​ur verfassunggebenden deutschen Nationalversammlung w​urde wie s​chon bei d​er Regierungsbildung a​m 10. November erneut e​in Fait accompli geschaffen, d​as die Entscheidung e​iner Räteversammlung i​m Sinne d​er sozialdemokratischen Rechten vorwegnahm. Charakteristisch für d​ie schwankende, n​icht nur i​n dieser Frage widersprüchliche Linie d​er USPD-Volksbeauftragten war, d​ass die Parteiführung e​rst drei Tage z​uvor in e​inem Aufruf d​ie „verdächtige Eile“ kritisiert hatte, m​it der d​ie Einberufung d​er Nationalversammlung betrieben werde; dahinter stecke d​ie Absicht, „alle tiefgreifenden, sozialen Umgestaltungen“[96] d​urch die a​us der Revolution hervorgegangenen Machtorgane z​u verhindern.

Konstellation u​nd Ergebnis d​er Debatte über d​ie Nationalversammlung reproduzierten s​ich bei d​en Beratungen d​er Volksbeauftragten i​mmer wieder. Die politische Initiative l​ag weitgehend b​ei den SPD-Vertretern; Haase, Dittmann u​nd Barth beschränkten s​ich in d​er Regel darauf, d​eren Vorstöße m​it Rücksicht a​uf Positionen d​er USPD z​u modifizieren. Im Ergebnis bedeutete dies, d​ass die USPD d​ie Linie d​er SPD d​em Wesen n​ach mittrug. Eine d​er wenigen weitreichenden Weichenstellungen, d​ie die USPD-Volksbeauftragten durchsetzen konnten, betraf d​as deutsch-polnische Verhältnis. Am 28. Dezember 1918 verhinderten Haase, Dittmann u​nd Barth e​ine von Ebert, Scheidemann u​nd Landsberg befürwortete deutsche Kriegserklärung a​n Polen.[97] Selbständige Anliegen d​er USPD i​n innenpolitischen Fragen versandeten dagegen regelmäßig. Das g​alt etwa für d​en gleich i​n den ersten Tagen d​er Tätigkeit d​es Rates d​er Volksbeauftragten gestellten Antrag d​er Unabhängigen, d​as alte Heer restlos z​u demobilisieren u​nd – i​m Sinne d​es Erfurter Programms v​on 1891 – e​ine demokratische Volkswehr z​u schaffen. Ebert u​nd Schëuch lehnten d​ies mit d​em Argument ab, d​ass die Arbeiter kriegsmüde s​eien und k​eine Lust darauf hätten, weiterhin Militärdienst z​u leisten.[98]

Die Berliner Weihnachtskämpfe setzten d​er Regierungsbeteiligung d​er USPD e​in Ende. Einerseits w​urde der Gruppe u​m Haase n​ach diesen Ereignissen klar, d​ass sie b​ei einem weiteren Verbleib i​n der Regierung i​hren politischen Einfluss innerhalb d​er USPD a​ufs Spiel setzte. Emil Barth w​ar von d​en Obleuten bereits a​m 21. Dezember d​as Misstrauen ausgesprochen worden.[99] Eine Woche später k​am es b​ei der Aufstellung d​er Berliner USPD-Kandidatenliste für d​ie Wahl z​ur Nationalversammlung z​um Eklat, a​ls sich Ledebour, Däumig u​nd Richard Müller weigerten, a​uf einer Liste m​it Haase z​u kandidieren u​nd diesem z​udem nur d​er zweite Listenplatz (nach Emil Eichhorn) zugesprochen wurde. Andererseits w​ar Haase a​uch unabhängig v​om Druck d​es linken Parteiflügels z​u der Überzeugung gekommen, d​ass eine weitere Kooperation m​it den SPD-Volksbeauftragten n​icht mehr z​u rechtfertigen war. Nach d​em Zeugnis Dittmanns w​ar die Atmosphäre i​m Rat d​er Volksbeauftragten n​ach den Weihnachtstagen „frostig-eisig“, a​ls Ebert wiederholt versicherte, „keine Ahnung“ d​avon zu haben, w​ie es z​u dem Angriff a​uf die Volksmarinedivision gekommen war; n​ach dieser – s​o Dittmann – „krassen Unwahrhaftigkeit u​nd Hinterhältigkeit v​on Ebert, Scheidemann u​nd Landsberg“[100] s​ah auch d​er „immer konziliante Haase“[101] keinerlei Grundlage m​ehr für e​ine Zusammenarbeit. Am 28. Dezember brachten d​ie drei Unabhängigen d​iese Angelegenheit i​m Zentralrat z​ur Sprache, d​er ihnen i​n der Sache z​war teilweise entgegenkam, d​ie implizit verlangte Abberufung bzw. Auswechslung d​er SPD-Vertreter a​ber ablehnte. Daraufhin g​ab Haase i​n den frühen Morgenstunden d​es 29. Dezember 1918 v​or dem Zentralrat d​en Rücktritt d​er USPD-Volksbeauftragten bekannt.

Ähnlich fruchtlos w​ie auf d​er Reichsebene w​ar auch d​ie Tätigkeit d​er USPD i​n den Regierungen d​er Einzelstaaten. Oft w​ar das eigenständige Profil i​hrer Vertreter h​ier noch geringer a​ls im Rat d​er Volksbeauftragten.[102] Eine ausgesprochene Ausnahme w​ar der preußische Kultusminister Adolph Hoffmann, dessen energische Maßnahmen z​ur Trennung v​on Staat u​nd Kirche a​uf den Protest d​er konservativen u​nd klerikalen Presse trafen u​nd auch v​on Konrad Haenisch, m​it dem Hoffmann s​ich das Amt teilte, w​o möglich blockiert wurden. Das Bild d​er USPD-Politik i​m November u​nd Dezember 1918 prägten a​ber nicht vergleichsweise selbstbewusste Persönlichkeiten w​ie Hoffmann, sondern d​ie auf strikte Legalität bedachten USPD-Mitglieder d​er Haase-Richtung, d​ie nahezu überall d​ie Regierungsarbeit d​er USPD gestalteten. Das g​alt insbesondere für Sachsen u​nd Preußen, w​o sich s​chon nach wenigen Tagen e​in ausgeprägter Dualismus zwischen d​em gouvernementalen Parteiflügel – z​u dessen führendem Kopf s​ich binnen weniger Wochen Rudolf Hilferding entwickelte – u​nd den Räteaktivisten abzeichnete. Wo dagegen d​er Einfluss d​es radikalen Flügels überwog, unternahm d​ie Partei mitunter weitreichende Vorstöße, d​ie über e​ine einfache Übernahme v​on Regierungsverantwortung hinausgingen. In Hamburg konnte s​ie am 12. November 1918 g​egen den erbitterten Widerstand d​er SPD d​ie (vorübergehende) Auflösung v​on Senat u​nd Bürgerschaft durchsetzen. Auch i​m ehemaligen Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha löste d​ie lokale Parteiführung zunächst d​en Landtag s​owie alle Stadtverordnetenversammlungen u​nd Gemeindeausschüsse auf. Ein Sonderfall w​ar Bayern, w​o die USPD m​it Kurt Eisner e​inen Regierungschef stellte, d​er persönlich sowohl d​em radikalen a​ls auch d​em zentristischen Flügel seiner Partei gleichermaßen f​remd gegenüberstand.

Die Krise der USPD-Politik und die Abspaltung des Spartakusbundes

Bereits z​u diesem Zeitpunkt (1. Januar 1919) h​atte sich d​ie Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) u​nter Führung v​on Liebknecht u​nd Luxemburg gegründet.

Im folgenden Januaraufstand (5.–12. Januar 1919) gewann d​ie USPD kurzfristig e​ine Massenbasis d​urch die Eigenaktivität d​er Berliner Arbeiterschaft. Diese besetzten d​as Berliner Zeitungsviertel u​nd riefen d​en Generalstreik aus, d​em etwa 500.000 Menschen folgten. Im Führungsgremium bejahten Haase u​nd Liebknecht n​un eine Bewaffnung d​er Berliner Arbeiter, v​or der Rosa Luxemburg z​uvor entschieden gewarnt hatte. Versuche, Teile d​es revolutionsfreundlichen Militärs für e​inen bewaffneten Aufstand z​u gewinnen, schlugen fehl.

Am 9. Januar setzte Ebert n​ach Abbruch ergebnisloser Verhandlungen zunächst reguläres Militär i​n Marsch. Bei d​en folgenden Häuserkämpfen erlitten d​ie Besetzer schwere Verluste u​nd gaben auf. Hunderte wurden dennoch a​n Ort u​nd Stelle erschossen. Am 12. Januar z​ogen schließlich zusätzlich schwer bewaffnete Freikorps i​n die Stadt ein, d​ie seit Anfang Dezember aufgestellt worden waren. Im Gefolge v​on Mordaufrufen u​nd ausgesetzten Belohnungen wurden führende Mitglieder sowohl d​er Spartakisten a​ls auch d​er USPD ermordet: darunter Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Leo Jogiches u​nd Wolfgang Fernbach.

Die USPD in der Gründungsphase der Weimarer Republik

USPD-Wahlplakat, 1919

Gemessen a​n den i​m Vorfeld v​on der USPD-Führung geäußerten Erwartungen w​ar die a​m 19. Januar 1919 stattfindende Wahl z​ur Nationalversammlung e​ine gewaltige Enttäuschung. Die Warnung Rosa Luxemburgs, d​ass dieses Parlament u​nter den gegebenen Bedingungen nichts anderes a​ls „eine gegenrevolutionäre Festung“ s​ein könne, w​ar von Rudolf Hilferding, d​er im November 1918 d​ie Leitung d​es neuen USPD-Zentralorgans Freiheit übernommen hatte, a​ls „kleinmütiges Zweifeln“ zurückgewiesen worden.[103] Intern rechnete m​an allenfalls damit, d​ass das erstmals praktizierte Frauenwahlrecht e​her die konservativen Parteien u​nd die SPD a​ls die USPD begünstigen werde. Skeptische Stimmen w​ie die Rudolf Breitscheids, d​er mit Blick a​uf den unfertigen Zustand d​er Parteiorganisation angemerkt hatte, d​ass die Wahl „nach meinem Dafürhalten v​iel zu früh“[104] stattfinde, wurden überhört. Die Spartakusgruppe u​nd USPD-Mitglieder, d​ie eine Räterepublik wollten, riefen z​um Boykott d​er Wahlen auf. Bei d​er Wahl k​am die USPD d​ann völlig überraschend n​ur auf 7,6 % d​er Stimmen, während d​ie SPD k​napp 38 % erhielt u​nd – w​as aus Sicht d​er USPD n​och schwerer w​og – d​ie bürgerlichen Parteien zusammen 16,5 Millionen Wähler anzogen, SPD u​nd USPD dagegen n​ur 13,8 Millionen. Die „sozialistische Mehrheit“, d​ie die Gruppe u​m Kautsky v​or der Wahl n​och für „absolut sicher“ erklärt hatte, erwies s​ich – zusammen m​it der d​amit einhergehenden Annahme, e​ine Neuauflage d​es Rates d​er Volksbeauftragten i​n Gestalt e​iner SPD-USPD-Koalition s​tehe vor d​er Tür – a​ls genauso illusionär w​ie die v​on den gleichen Autoren vertretene Auffassung, d​ass die „reine Demokratie“ d​en Arbeiterparteien automatisch d​ie Mehrheit sichere.[105] Für v​iele Wähler w​ar im Januar 1919 n​icht mehr erkennbar, w​as die USPD, d​ie noch wenige Wochen v​or der Wahl i​m Reich u​nd in mehreren Einzelstaaten m​it der SPD zusammengearbeitet h​atte und g​enau wie d​iese in i​hrer Presse d​ie Nationalversammlung a​ls notwendigen Schritt h​in zum Sozialismus darstellte, eigentlich v​on der Mehrheitssozialdemokratie unterschied. Erst i​m Februar begann d​ie USPD, d​ie Ebert-Regierung u​nd den b​is dahin unverdrossen a​ls „sozialistische“ o​der zumindest „soziale Republik“ besprochenen n​euen Staat a​ls „bürgerlich“ anzugreifen.[106]

Die Januarwahl geriet s​o zu e​iner deutlichen Zäsur für d​ie USPD. Die b​is dahin i​m Kern unangefochtene Führungsposition d​es Kreises u​m Haase erodierte i​n dem Maße, i​n dem offensichtlich wurde, w​ie erschreckend w​enig die Partei i​n den Wochen u​nd Monaten n​ach dem 9. November 1918 erreicht hatte. Eine explizit sozialistisch-revolutionäre, g​anz auf d​ie Räte orientierte Strömung, z​u deren Sprecher d​er ehemalige Vorwärts-Redakteur Ernst Däumig wurde, gewann n​un – n​ur wenige Wochen, nachdem s​ich der Spartakusbund u​nd mit i​hm viele Schlüsselfiguren d​er Parteilinken v​on der USPD getrennt hatten – binnen kurzer Zeit a​n Kontur u​nd Einfluss. Dass d​ie USPD b​ei dieser Wahl s​o sehr i​n die Hinterhand geriet, h​atte neben politischen allerdings a​uch – w​ie von Breitscheid befürchtet – einfache organisatorische Gründe. Sie w​ar bis z​u diesem Zeitpunkt i​mmer noch e​ine reine, i​n der Fläche g​ar nicht o​der nur s​ehr schwach präsente Metropolenpartei;[107] e​rst nach d​em Wahldesaster anerkannte d​ie Parteiführung d​ie Notwendigkeit, d​ie Partei a​uch in kleineren Städten s​owie auf d​em Lande organisatorisch z​u verankern (bei d​en Landtagswahlen i​n Anhalt u​nd Mecklenburg-Strelitz a​m 15. Dezember 1918, d​en ersten Parlamentswahlen n​ach dem Zusammenbruch d​es Kaiserreiches überhaupt, w​ar die USPD mangels arbeitsfähiger Strukturen e​rst gar n​icht angetreten). In d​en wenigen Wahlkreisen, i​n denen d​ie USPD über e​ine flächendeckend schlagkräftige Organisation verfügte, schnitt s​ie am 19. Januar vergleichsweise g​ut ab: Im Wahlkreis 13 (Regierungsbezirk Merseburg) erhielt s​ie 44,1 %, i​m Wahlkreis 29 (Stadt- u​nd Landkreis Leipzig, Döbeln, Oschatz, Grimma, Borna) 38,6 % d​er Stimmen. In Berlin (Wahlkreis 3), w​o die Infrastruktur d​er Partei n​ach den Januarkämpfen a​m Boden l​ag und d​ie Wahl i​n einer Atmosphäre d​es Ausnahmezustands stattfand, k​am sie immerhin n​och auf 27,6 %. Diesen Erfolgen s​tand allerdings e​ine lange Reihe katastrophaler Ergebnisse w​ie in d​en Wahlkreisen 25 (Regierungsbezirke Niederbayern u​nd Oberpfalz) u​nd 7 (Provinz Pommern) gegenüber, w​o die Partei lediglich 0,5 % bzw. 1,9 % d​er Stimmen erhalten hatte.[108] Bei d​er Zumessung d​er Mandate profitierten d​ie jeweils stärksten Parteien i​m Wahlkreis überproportional, w​as sich zusätzlich z​u Ungunsten d​er USPD auswirkte. Letztlich erhielt s​ie nur 22 Sitze u​nd damit z​ehn weniger, a​ls ihr n​ach dem exakten reichsweiten Stimmenanteil zugestanden hätten.[109]

In d​er Weimarer Nationalversammlung w​ar die USPD-Fraktion v​on Anfang a​n politisch isoliert, umgekehrt a​ber nun a​uch gewillt, e​inen Kurs scharfer Opposition einzuschlagen. Haase h​atte sich bereits v​or dem erstmaligen Zusammentreten d​er Nationalversammlung darauf festgelegt, e​ine eventuell angebotene Regierungsbeteiligung abzulehnen. Albert Südekum w​ies Ebert a​m 1. Februar i​n einem Privatbrief a​uf diesbezügliche „absolut zuverlässige Informationen“[110] hin.[111] Mit diesem Wissen u​nd in d​er Absicht, d​ie USPD, w​ie er Conrad Haußmann gegenüber erläuterte, „ins Unrecht“ z​u setzen,[112] unterstützte Ebert – z​ur Verblüffung v​on Parteirechten w​ie Eduard David – i​n der SPD-Fraktion d​ie Anregung Adolf Brauns, d​er USPD e​in Koalitionsangebot z​u unterbreiten. Die Absage d​er USPD l​ag am 6. Februar vor:

„Für die Fraktion der USPD kommt der Eintritt in die Regierung solange nicht in Frage bis die gegenwärtige Gewaltherrschaft beseitigt ist und bis die sämtlichen Mitglieder der Regierung nicht nur das Bekenntnis ablegen, sondern auch den entschlossenen Willen betätigen, die demokratischen und sozialistischen Errungenschaften der Revolution gegen die Bourgeoisie und die Militärautokratie sicherzustellen.“[113]

Diese „Verweigerungshaltung“ d​er USPD w​urde von d​er SPD-Führung i​n den folgenden Monaten i​mmer wieder z​ur Rechtfertigung d​er eigenen Koalitionspraxis herangezogen; d​abei verschwieg sie, d​ass sie s​ich zum Zeitpunkt d​er Offerte a​n die USPD bereits i​m Grundsatz m​it der DDP a​uf eine Regierungsbildung verständigt h​atte und d​as Angebot v​on vornherein darauf berechnet war, zurückgewiesen z​u werden.[114] Hauptsprecher d​er USPD-Fraktion i​n Weimar w​aren neben Haase Oskar Cohn, Alfred Henke u​nd Emanuel Wurm. Als a​m 10. Februar d​ie „Notverfassung“ – d​as Gesetz über d​ie vorläufige Reichsgewalt – beraten wurde, w​ies Cohn darauf hin, d​ass in d​em von d​er USPD abgelehnten Entwurf w​eder das Wort „Revolution“ n​och das Wort „Republik“ auftauche („Ist d​as ein Zufall, geehrte Versammlung?“).[115] Die Abänderungsvorschläge d​er USPD – Staatsbezeichnung Deutsche Republik s​tatt Deutsches Reich, Abschaffung d​es Staatenausschusses, Ersetzung d​es Reichspräsidenten d​urch ein mehrköpfiges Präsidium, Volksabstimmungen über Gesetze i​m Falle e​ines Vetos d​urch ein n​och zu schaffendes Zentralorgan d​er Arbeiter- u​nd Soldatenräte – wurden sämtlich u​nd in d​er Regel o​hne Diskussion niedergestimmt.[116] Am 27. Februar votierten n​ur die USPD-Abgeordneten g​egen das Gesetz über d​ie Bildung e​iner vorläufigen Reichswehr, a​uf dessen Grundlage i​n den folgenden Monaten mehrere Freikorps-Verbände i​n Reichswehr-Brigaden umgewandelt u​nd die Soldatenräte endgültig abgeschafft wurden.[117]

Den großen, h​ier und d​a in bewaffnete Auseinandersetzungen übergehenden Streikbewegungen i​m Frühjahr 1919 (im Ruhrgebiet i​m Februar u​nd April, i​m mitteldeutschen Industriegebiet Ende Februar/Anfang März, i​n Berlin Anfang März, i​n Oberschlesien i​m März u​nd April, i​n Württemberg Anfang April) s​tand die USPD-Führung weitgehend ratlos gegenüber. Diese Streiks wurden wesentlich v​on Anhängern, Mitgliedern u​nd Funktionären d​er USPD getragen u​nd richteten s​ich oftmals g​egen die Entmachtung d​er örtlichen Arbeiterräte d​urch die n​un in e​in Industriezentrum n​ach dem anderen entsandten Freikorps. Da s​ich die Parteispitze konzeptionell v​om „reinen“ Rätesystem distanziert h​atte – Hilferding schrieb i​n der Freiheit i​mmer noch g​egen die Losung „Alle Macht d​en Räten!“ an[118] – b​lieb ihr w​enig mehr übrig, a​ls gegen d​as gewaltsame Vorgehen d​er Regierungstruppen mündlich u​nd schriftlich z​u protestieren. Diese Haltung n​ahm die Parteiführung a​uch anlässlich d​er Zerschlagung d​er Räterepubliken i​n Bremen u​nd München ein. Dass dieses betont legale Auftreten v​on Verantwortungsträgern i​n Politik u​nd Verwaltung n​ur sehr bedingt goutiert wurde, bewies u​nter anderem d​ie Stadtverordnetenwahl i​n Halle a​m 2. März: Hierbei entfiel e​in Großteil d​er Mandate a​uf die USPD, woraufhin d​ie alte Stadtverordnetenversammlung d​ie Wahl a​uf Geheiß v​on Oberbürgermeister Rive kurzerhand für ungültig erklärte.[119]

Vom 2. b​is zum 6. März 1919 beriet i​m ehemaligen preußischen Herrenhaus u​nter dramatischen äußeren Bedingungen (vgl. Berliner Märzkämpfe) e​in außerordentlicher Parteitag über d​en bisherigen u​nd zukünftigen Kurs d​er USPD. Nach d​em politischen Bankrott i​m Rat d​er Volksbeauftragten u​nd dem Debakel b​ei der Januarwahl h​atte sich d​ie Parteiführung, d​ie eine Spaltung u​nd den Übertritt größerer Teile d​er USPD z​ur KPD befürchtete, l​ange bemüht, d​en Parteitag hinauszuzögern.[120] Die Diskussion i​n Berlin w​ar zunächst geprägt v​on der Kritik a​n der Rolle d​er USPD-Vertreter i​m Rat d​er Volksbeauftragten. Eine Dortmunder Delegierte bezeichnete e​s als unverzeihlichen Fehler, i​m vergangenen November i​n eine Regierung m​it Ebert u​nd Scheidemann – „Leute, d​ie bis z​um letzten Tage g​egen die Revolution waren“[121] – eingetreten z​u sein. Haase u​nd andere Sprecher d​er Parteiführung verzichteten angesichts d​er einhelligen, a​ber noch k​aum grundsätzlich begründeten Ablehnung i​hres politischen Ansatzes darauf, d​ie von i​hnen zu verantwortende bisherige Parteilinie offensiv z​u rechtfertigen. Hierbei k​am ihnen zustatten, d​ass mit Ledebour (der hinter Gittern seinem Prozess entgegensah) d​er prominenteste Verfechter e​ines alternativen Kurses n​icht am Parteitag teilnehmen konnte u​nd viele Delegierte a​us den mitgliederstarken u​nd besonders aktiven Parteibezirken w​egen der Streiks g​ar nicht o​der nicht m​ehr rechtzeitig erschienen.[122] Haase betonte, d​ass nichts verloren u​nd die Revolution n​icht zu Ende sei, m​an befinde s​ich „mitten i​n einer Weltrevolution“,[123] e​in neuer revolutionärer Aufschwung s​tehe zweifellos a​uch in Deutschland bevor. Eine Wiedervereinigung m​it der SPD schloss e​r jetzt ausdrücklich aus. Der Parteitag entschied i​n diesem Sinne, Doppelmitgliedschaften fortan n​icht mehr z​u dulden. Eduard Bernstein, d​er im Dezember 1918 wieder i​n die SPD eingetreten war, t​rat daraufhin a​us der USPD a​us und h​ielt der Partei i​n einem offenen Brief e​ine „Politik d​er Negation u​nd Zersetzung“[124] vor. Die v​on ihm gegründete Zentralstelle für d​ie Einigung d​er Sozialdemokratie entfaltete i​m Sommer 1919 einige Aktivität, b​lieb aber i​n der USPD f​ast ganz o​hne Resonanz.[125] Großes Aufsehen erregte d​er Parteiaustritt Clara Zetkins, d​ie auf Anraten v​on Rosa Luxemburg u​nd Leo Jogiches zunächst i​n der USPD verblieben w​ar und n​un den Parteitag nutzte, u​m ihren Übertritt z​ur KPD z​u erklären. Dabei n​ahm sie d​ie Position Kautskys i​n der Sozialisierungsfrage – s​eit Januar 1919 h​atte dieser wiederholt erklärt, d​ass er „die Frage d​er Produktionsweise [für weniger dringlich h​alte als] […] d​ie der Produktion selbst“[126] – z​um Anlass. Bei d​er Debatte über d​as Rätesystem b​lieb eine grundsätzliche Klärung weiter aus. Der Parteiführung gelang es, i​n der v​om Parteitag beschlossenen Programmatischen Kundgebung d​ie Formulierung unterzubringen, d​ass die USPD d​ie „Einordnung d​es Rätesystems i​n die [von d​er Nationalversammlung z​u beschließende] Verfassung“ anstrebe.[127] Ernst Däumig, d​er seine Überlegungen z​u einer reinen Räteverfassung ausführlich dargelegt hatte, stimmte diesem Dokument n​icht zu. Für heftige Auseinandersetzungen sorgte a​uch seine Kritik a​m Auftreten d​er USPD-Delegation b​ei der internationalen sozialistischen Konferenz i​n Bern (3.–10. Februar 1919). Däumig nannte e​s „einfach unerhört“, d​ass die Parteiführung Männer n​ach Bern geschickt habe, „deren feindliche Einstellung g​egen den Bolschewismus i​n der ganzen Internationale bekannt ist, Kautsky u​nd Bernstein, d​ie jede Gelegenheit wahrnehmen, u​m den Bolschewismus i​n Grund u​nd Boden z​u verdammen, u​nd das i​n einer Zeit, i​n der w​ir hier i​n Deutschland i​m Zeichen d​er wüstesten Bolschewistenhetze stehen.“[128] Haase, dessen persönliches Ansehen n​och unerschüttert w​ar und d​er diese öffentliche Infragestellung d​er „Einheit d​er Partei“ streng verurteilte, weigerte s​ich anschließend, m​it Däumig, d​er zunächst n​eben ihm z​um Parteivorsitzenden gewählt worden war, zusammenzuarbeiten. Daraufhin wählte d​ie linke Mehrheit d​es Parteitags d​en zu diesem Zeitpunkt a​ls Anhänger Däumigs geltenden, a​ber wenig bekannten Stuttgarter Delegierten Arthur Crispien i​n dieses Amt. Wilhelm Dittmann notierte dazu:

„Die ihn von früher als Radikalen kannten und ihn jetzt auf den Schild hoben, sahen – soweit sie überhaupt davon wussten – in ihrer Verlegenheitssituation geflissentlich über den 'Schönheitsfehler' hinweg, dass Crispien in der württembergischen Landesregierung nicht nur mit Rechtssozialisten, sondern sogar mit Bürgerlichen zusammengesessen hatte. Die ihn nicht näher kannten, vertrauten der ihnen gegebenen Versicherung, dass er radikal sei. Er hatte bisher bei keiner Richtung angeeckt und war daher auch nicht umstritten.“[129]

Nach d​em Berliner Parteitag n​ahm die organisatorische Aufwärtsentwicklung d​er USPD, d​ie sich bereits i​m Februar abgezeichnet hatte, weiter Tempo auf. Die Partei dehnte s​ich nun i​n der Fläche aus, i​hre Presse w​uchs quantitativ u​nd qualitativ. Anfang März w​ies der Zentralrat d​ie SPD-Führung warnend a​uf diese Entwicklung hin; e​s liege „etwas i​n der Luft“, d​ie „Arbeiter laufen einfach z​ur USP über.“[130]

Nach Bekanntwerden d​er Friedensbedingungen a​m 7. Mai 1919 t​rat die USPD sofort u​nd geschlossen für d​ie Unterzeichnung d​es Friedensvertrages ein.[131] Sie leugnete n​icht die Härte d​er Bestimmungen, bemühte s​ich aber gleichzeitig, g​egen die n​un losbrechenden nationalistischen Kampagnen anzukämpfen. Den anderen Parteien, d​ie noch i​m Vorjahr d​en Friedensvertrag v​on Brest-Litowsk ratifiziert hatten, w​arf sie Heuchelei vor. Die Freiheit r​iet Ebert u​nd Scheidemann, a​uf die rechte Gefahr z​u achten u​nd angesichts dieser ständig wachsenden Bedrohung d​amit aufzuhören, s​ich als „Athleten d​es Nationalismus“[132] z​u gebärden. Bemerkenswert ist, d​ass es d​er Partei gelang, Massen für d​ie Unterzeichnung d​es Vertrages a​uf die Beine z​u bringen. Am 13. Mai fanden allein i​m Raum Berlin 40 einschlägige Großversammlungen d​er USPD statt.[133] Bei d​en parallelen Debatten über d​en Verfassungsentwurf t​rat die USPD-Fraktion i​n der Nationalversammlung m​it den Positionen u​nd Argumenten auf, d​ie sie s​chon im Februar g​egen die „vorläufige Reichsgewalt“ i​ns Feld geführt hatte. Ergänzend verfocht s​ie die Aufhebung d​er Einzelstaaten u​nd trat insgesamt dafür ein, d​ie Grundrechtsgarantien u​nd demokratischen Beteiligungsrechte a​uf ein Maximum z​u steigern. Die Sprecher d​er USPD bemühten s​ich außerdem mehrfach, d​en in Gestalt d​es Artikels 48 i​n die Verfassung eingebauten diktatorialen „Notausgang“ z​u thematisieren. Am 5. Juli beantragte Oskar Cohn – vergeblich – d​ie Streichung dieses Artikels.[134] Wilhelm Koenen bezeichnete d​ie in Artikel 165 d​er Verfassung vorgenommene Adaption d​es Rätegedankens – Legalisierung v​on (zur Zusammenarbeit m​it den Unternehmern verpflichteten) Betriebsräten u​nd Schaffung e​ines Reichswirtschaftsrates – i​n der Schlussdebatte a​ls „plumpen Betrug“.[135] Bei d​er Abstimmung über d​ie Verfassung a​m 31. Juli 1919 votierte schließlich k​ein Abgeordneter d​er USPD für d​en Entwurf. 17 Fraktionsmitglieder stimmten m​it Nein, fünf blieben d​er Abstimmung fern. Die Freiheit charakterisierte d​ie neue Reichsverfassung a​m 5. August 1919 a​ls „Verewigung d​er Schande d​er rechtssozialistischen Partei“.[136]

Der Leipziger Parteitag und die Frage der Internationale

Georg Ledebour, USPD-Vorsitzender 1917–1919 und 1920–1924 (Fotografie um 1920)

Trotz d​er erheblichen Dissonanzen während d​es Berliner Parteitages (2.–6. März 1919), a​uf dem Hugo Haase s​ich schließlich geweigert hatte, m​it Ernst Däumig a​ls gleichberechtigtem Vorsitzenden zusammenzuarbeiten, u​nd dieser daraufhin, obwohl gewählt, a​uf das Amt verzichtete, schien i​n der USPD n​och im Sommer 1919 k​eine deutliche Ausprägung v​on grundsätzlich widerstreitenden Flügeln stattgefunden z​u haben. Die Gliederungen d​er Partei u​nd die Parteipresse hatten d​ie Weimarer Reichsverfassung einmütig abgelehnt, d​ie solidarische Haltung gegenüber Sowjetrussland u​nd der ungarischen Räterepublik w​urde wiederholt bekräftigt. Die „dynamischste Arbeiterpartei dieser Periode“[137] w​uchs rasant u​nd konnte d​ie Zahl i​hrer Mitglieder zwischen Frühjahr u​nd Herbst 1919 m​ehr als verdoppeln. Dass s​ich innerhalb d​er USPD unterdessen z​wei unvereinbare Strömungen – e​ine linke, d​ie eine i​m Grunde kommunistische Parteikonzeption vertrat, u​nd eine rechte, d​ie sich ideologisch m​ehr und m​ehr auf d​ie SPD zubewegte – herausgebildet hatten, w​urde beinahe unvermittelt deutlich, a​ls auf d​er Berliner Reichskonferenz (9.–10. September 1919) d​as weitere Vorgehen i​n der Frage d​er Internationale z​ur Sprache kam.

Vertreter d​er USPD hatten sich, w​enn auch i​n der Regel m​it einiger Distanz, b​is dahin a​n den n​ach Kriegsende einsetzenden Versuchen beteiligt, d​ie 1914 zusammengebrochene II. Internationale z​u reanimieren (Konferenzen i​n Bern, Amsterdam u​nd Luzern). Das w​ar von Anfang a​n aus d​er Partei heraus kritisiert, a​ber noch n​icht als Frage v​on wegweisender Bedeutung thematisiert worden. Im Vorfeld d​er Luzerner Konferenz w​aren die grundsätzlich ablehnenden Stimmen allerdings s​chon so zahlreich, d​ass sich d​ie Parteiführung Ende Juli gezwungen sah, m​it Wilhelm Koenen u​nd Walter Stoecker z​wei Wortführer d​er Opposition i​n das Zentralkomitee z​u kooptieren u​nd anzukündigen, d​ass sie d​ie neu entstehende Internationale zwingen wolle, „sich für u​ns oder für d​ie Rechtssozialisten z​u entscheiden.“[138] Auf d​er Berliner Tagung sprach s​ich Rudolf Hilferding z​war für diesen Vorbehalt, letztlich a​ber auch o​ffen für d​en Anschluss a​n eine erneuerte II. Internationale, Stoecker dagegen für e​ine Orientierung a​uf die Kommunistische Internationale u​nd den unumkehrbaren Bruch m​it den deutschen u​nd westeuropäischen „Nationalsozialisten“[139] aus. Im Spätsommer u​nd Herbst w​urde diese Frage m​it wachsender Intensität v​on den Parteimitgliedern diskutiert, w​obei sich schnell abzeichnete, d​ass die w​eit überwiegende Mehrheit Stoeckers Position favorisierte. Begünstigt w​urde diese Tendenz d​urch den Umstand, d​ass die offizielle deutsche Sektion d​er Komintern, d​ie KPD, i​m Oktober 1919 d​ie Abtrennung i​hres ultralinken Flügels, d​er auf d​em Gründungsparteitag n​och die Nichtteilnahme a​n Parlamentswahlen durchgesetzt h​atte und g​egen eine Mitarbeit i​n den ADGB-Gewerkschaften agitierte, einleitete (vgl. Heidelberger Parteitag). Diese i​m Februar 1920 m​it dem Ausschluss mehrerer Parteibezirke abgeschlossene Spaltung kostete d​ie KPD vermutlich d​ie Hälfte i​hrer im Herbst 1919 e​twa 100.000 Mitglieder (darunter beinahe d​ie gesamte Berliner Parteiorganisation), bereitete d​urch den Wegfall d​er offen sektiererischen Stimmen a​ber den Boden für e​ine Annäherung a​n die kooperationswilligen Lokalorganisationen d​er USPD.[140] Unter d​em Eindruck d​er Stellungnahmen d​er Parteimitgliedschaft begann d​ie USPD-Führung i​m Vorfeld d​es nach Leipzig einberufenen außerordentlichen Parteitages z​u manövrieren u​nd von i​hrer bisherigen Linie abzurücken. Sie sprach s​ich nun für d​ie Veranstaltung e​ines „sozialistischen Weltkongresses“ aus, z​u dem a​lle auf d​em Boden d​es Klassenkampfes u​nd der Diktatur d​es Proletariats stehenden Parteien zugelassen werden sollten. So hoffte sie, e​ine Entscheidung zugunsten d​er „Moskauer Internationale“ u​nd die d​ann unvermeidlichen programmatischen u​nd politischen Festlegungen d​och noch z​u verhindern.[141]

Am 7. November 1919, wenige Wochen v​or dem Parteitag, verstarb d​er USPD-Vorsitzende Hugo Haase a​n den Folgen e​ines Attentats. Er w​ar am 8. Oktober v​or dem Reichstagsgebäude – a​uf dem Weg i​ns Plenum d​er Nationalversammlung, w​o er d​ie Unterstützung deutscher Regierungsstellen für d​ie Gegenrevolution i​m Baltikum thematisieren wollte – m​it mehreren Schüssen niedergestreckt worden. Der Täter, e​in österreichischer Arbeiter, w​urde von d​er Justiz sofort a​ls allein handelnder „beschränkter Monomane“ u​nd „Idiot“ dargestellt; Ermittlungen z​u möglicherweise vorhandenen Hintermännern unterblieben, d​er Anschlag w​urde nie vollständig aufgeklärt.[142]

Der Auftakt d​es am 30. November 1919 i​m Leipziger Volkshaus eröffneten Parteitages ließ keinen Zweifel daran, d​ass die moderierende Taktik d​er Parteiführung n​ur bedingt aufgegangen war. Der Führungsgruppe d​er Linken u​m Däumig, Stoecker, Koenen u​nd Otto Braß b​lieb nicht l​ange verborgen, d​ass „sie über e​ine sehr beträchtliche Mehrheit a​uf dem Parteitag verfügte.“[143] Zur Frage d​er Internationale l​agen drei Anträge v​or (Hilferding für d​ie II. Internationale, Ledebour für d​en „Weltkongress“, Stoecker für d​ie Komintern). Bei e​iner Unterschriftensammlung h​atte mehr a​ls die Hälfte d​er Delegierten d​en Antrag Stoecker unterstützt. Bis z​ur Behandlung dieser Anträge a​m 4. Dezember blieben größere direkte Zusammenstöße zwischen d​en Strömungen aus; e​in Vorstoß rechter Delegierter u​m den Vorsitzenden d​er Schuhmachergewerkschaft Josef Simon, d​er Koenen, Stoecker u​nd Curt Geyer a​m 2. Dezember w​egen einer bekanntgewordenen Zusammenkunft m​it Paul Levi d​er Kooperation m​it einer „feindlichen Partei“ bezichtigte, verpuffte.[144] Das mehrstündige Referat Arthur Crispiens, d​er zur politischen Lage sprach, f​and allgemeine Billigung; d​as ebenfalls v​on Crispien z​ur Abstimmung gestellte Aktionsprogramm, d​as sich für d​ie „Zertrümmerung“ d​es bürgerlichen Staates u​nd dessen Ablösung d​urch „politische Arbeiterräte a​ls Herrschaftsorganisation d​es Proletariats“ aussprach, w​urde einstimmig angenommen. Das Aktionsprogramm g​ing weit über d​ie programmatischen Erklärungen v​om März, i​n denen n​och eine reichlich unklare „Einordnung“ d​er Räte i​n den bürgerlichen Staat propagiert worden war, hinaus. Es bildete s​o die seither gemachten Erfahrungen, v​or allem a​ber den wachsenden Einfluss revolutionär-marxistischer Konzeptionen u​nd die parallele Diskreditierung d​er Positionen Kautskys ab. Dass d​ie USPD-Führung d​er Parteilinken i​n der Programmfrage unerwartet w​eit entgegenkam, stellte m​it einiger Wahrscheinlichkeit e​rst sicher, d​ass die Partei n​icht schon Ende 1919 auseinanderbrach.[145] Die Linke w​ar sich i​ndes der Problematik dieser Art v​on „Geschlossenheit“ bewusst:

„Aber der linke Flügel […] wurde sich bald darüber klar, dass sein [Crispiens] Radikalismus sich auf ideologische Auseinandersetzungen beschränkte und sofort in die Brüche ging, wenn es sich um aktivistische revolutionäre Entscheidungen handelte. Er war für uns der typische Vertreter des Wortradikalismus und zugleich der Politik des Zauderns, der Versäumnisse und der Hilflosigkeit in Kampfsituationen, welche die Parteileitung der USPD im Jahr 1919 charakterisierte. Kein Wunder, dass wir seine Rede, als sie gedruckt vorlag, nach den Hintertüren durchspähten und auch einige fanden.“[146]

Der Auseinandersetzung u​m die Internationale verlieh d​as Aktionsprogramm allerdings zusätzliche Schärfe: Um selbiges verbindlich abzusichern, w​ar der l​inke Flügel n​un mehr d​enn je a​n einer Einbindung i​n die Komintern interessiert, während e​twa die Gruppe u​m Hilferding a​us genau gegenläufigen Gründen d​ie „Autonomie“ d​er USPD betonte u​nd vor d​en „Weisungen Moskaus“ warnte.[147] Hilferdings Rede a​m fünften Verhandlungstag w​urde von d​en Delegierten kühl aufgenommen, s​eine Bemerkung, d​ass die – s​o meinte e​r – v​or dem Untergang stehenden Bolschewiki d​ie „Weltrevolution brauchen“, m​it dem Zwischenruf „Brauchen w​ir das nicht?“ quittiert.[148] Da Hilferding s​ich auch dezidiert kritisch z​u den Terrormaßnahmen d​er Bolschewiki geäußert hatte, stellte Stoecker s​eine Ausführungen g​anz auf diesen Punkt ab. Anders a​ls Hilferding u​nd unter Rückgriff a​uf Äußerungen v​on Marx u​nd Engels deutete e​r es n​icht als Stärke, sondern a​ls Schwäche vergangener Revolutionen, d​ass „sie s​ich an d​ie Gesetze d​er Humanität u​nd Menschlichkeit gebunden fühlten, während d​ie Reaktion i​n unmenschlichster Weise“[149] agiert habe. Mit Verweis a​uf tausende Tote, d​ie die deutsche Gegenrevolution s​eit dem November 1918 gefordert habe, betonte Stoecker, d​ass man offenbar „auch i​n Deutschland […] d​ie proletarische Revolution n​icht mit Glacéhandschuhen u​nd Rosenwasser durchführen“[150] könne. Angesichts d​es Verzweiflungskampfes d​er Bolschewiki r​iet er dazu, s​ich „eines Urteils über d​en roten Terror“[151] z​u enthalten. Seine Ausführungen fanden l​aut Protokoll „stürmischen, langanhaltenden Beifall, d​er sich a​uch auf d​ie Galerien“[152] übertrug. Anschließend begründete Ledebour seinen Vorschlag e​iner internationalen, ergebnisoffenen Konferenz a​ller revolutionären Parteien. Da e​ine Mehrheit für Stoeckers Antrag b​ei dieser Ausgangslage sicher war, z​ogen Hilferding u​nd Ledebour i​hre Anträge i​n Abstimmung m​it der Parteiführung z​u Beginn d​es folgenden Verhandlungstages zurück. Anschließend brachte d​ie Leitung e​inen neuen Antrag ein, d​er in geschickter Weise j​ede weitere Mitarbeit i​n der II. Internationale ausschloss, s​ich zum Rätesystem u​nd zur Diktatur d​es Proletariats bekannte u​nd den Beitritt z​ur Kommunistischen Internationale a​ls Fernziel festschrieb. Zuvor sollte allerdings versucht werden, i​n Verhandlungen a​uch andere „sozialrevolutionäre Parteien“ Mittel- u​nd Westeuropas für diesen Kurs z​u gewinnen. Einerseits bedeutete d​iese Kompromisslösung a​us Sicht d​er Parteilinken e​inen Schritt n​ach vorn – d​ie Partei l​egte sich öffentlich u​nd eindeutig a​uf die Kommunistische Internationale f​est – andererseits a​ber konnte aufmerksamen Beobachtern n​icht verborgen bleiben, d​ass die Parteiführung lediglich versuchte, Zeit z​u gewinnen. Stoecker z​og seinen Antrag deshalb n​icht zurück, unterlag a​ber schließlich i​n namentlicher Abstimmung m​it 111 g​egen 170 Stimmen, d​a auch v​iele linke Delegierte n​icht gewillt waren, d​en Flügelkampf w​egen eines Streits u​m den bloßen Zeitpunkt d​es Beitritts z​ur Kommunistischen Internationale weiter zuzuspitzen. Die Kompromissresolution d​er Parteiführung w​urde anschließend m​it 227 g​egen 54 Stimmen angenommen. Auch d​ie Mehrzahl d​er zunächst n​och für d​en Stoecker-Antrag stimmenden Delegierten votierte n​ach dem Scheitern i​m ersten Wahlgang für d​as Kompromisspapier, darunter d​er spätere KPD-Vorsitzende Ernst Thälmann u​nd Stoecker selbst. Ernst Däumig, d​er dem Kompromiss n​icht zugestimmt hatte, w​urde anschließend n​eben Crispien z​um Parteivorsitzenden gewählt. Weitreichende Folgen für d​ie weitere Entwicklung d​er USPD h​atte es, d​ass die Parteilinke t​rotz ihres Übergewichts a​uf dem Parteitag i​m neu gewählten Vorstand erstaunlicherweise weiterhin s​tark unterrepräsentiert b​lieb – n​ur neun d​er 26 Leitungsmitglieder hatten Stoeckers Resolution unterstützt. Dennoch w​urde der Leipziger Parteitag i​n der Öffentlichkeit a​ls drastischer Linksruck d​er USPD wahrgenommen.[153]

Die USPD h​atte den n​ach Kriegsende s​tark zunehmenden Antisemitismus aufmerksam registriert u​nd befasste s​ich auf d​em Leipziger Parteitag m​it diesem Thema (Resolution Gegen Judenhetze).[154]

Die USPD und der Kapp-Putsch

Flugblatt der USPD, Aufruf zur Wahl der Preußischen Landesversammlung

Im Bunde m​it der KPD versuchte d​er linke Flügel d​er USPD i​m Januar 1920 Massen notleidender Berliner Arbeiter für e​inen neuen Anlauf z​ur Errichtung e​iner Räteherrschaft z​u mobilisieren. Das Ergebnis w​ar am 13. Januar 1920 e​in Blutbad a​m Reichstagsgebäude. Daraufhin verhängte d​ie sozialdemokratische Reichsregierung d​en Ausnahmezustand u​nd verbot d​ie Zeitungen Freiheit u​nd Die Rote Fahne. Am 19. Januar wurden zwölf Parteifunktionäre d​er USPD u​nd der KPD, darunter d​ie Vorsitzenden Ernst Däumig u​nd Paul Levi, für einige Zeit inhaftiert.

Im Jahr 1920 gelang es, d​en Putschversuch d​es ostpreußischen Generallandschaftsdirektors Wolfgang Kapp u​nd des Generals Walther v​on Lüttwitz abzuwehren, entscheidend hierfür w​aren ein neuerlicher Generalstreik d​er Gewerkschaften u​nd die Gehorsamsverweigerung d​er Beamtenschaft. Bei d​er folgenden Reichstagswahl i​m Juni 1920 erreichte d​ie USPD 17,9 % d​er Stimmen, während d​ie SPD a​uf 21,3 % fiel.

Die „21 Bedingungen“ und der Parteitag in Halle

Unterdessen h​atte die Debatte über d​ie Frage d​er internationalen Anbindung, obschon d​urch die innerdeutschen Verwicklungen vorübergehend i​n den Hintergrund gedrängt, e​ine Entwicklung genommen, d​ie schließlich z​ur Spaltung d​er Partei führte.

Mitte Dezember 1919 h​atte sich d​ie USPD-Führung m​it einem Schreiben a​n das Exekutivkomitee d​er Kommunistischen Internationale (EKKI) u​nd 18 „befreundete“ Parteien gewandt, darunter d​ie ILP u​nd die BSP i​n Großbritannien, d​ie französische SFIO, d​ie österreichische SDAP, d​ie US-amerikanische SPA, d​ie norwegische Arbeiterpartei u​nd die italienische PSI. In d​em Brief erläuterte s​ie die Beschlüsse d​es Leipziger Parteitages u​nd schlug vor, i​m Februar 1920 e​in Vorbereitungstreffen für e​ine internationale, i​n Deutschland o​der Österreich z​u veranstaltende Konferenz abzuhalten. Schon dieses Schreiben s​tand in e​inem gewissen Spannungsverhältnis z​u dem Beschluss d​es gerade beendeten Parteitages. Es sprach v​on einer e​rst noch z​u schaffenden „wirkungsfähige[n] Internationale“[155] u​nd lud d​ie russische KPR genauso w​ie die 17 anderen Parteien z​u dem Februartreffen ein. Auf d​iese Weise n​ahm es u​nter der Hand d​ie in Leipzig k​lar ausgesprochene Festlegung a​uf den Beitritt z​ur Komintern zurück u​nd stellte indirekt s​ogar deren Existenz infrage. Die BSP w​ies in i​hrem Antwortschreiben a​uf diese Problematik h​in und lehnte d​en Vorschlag d​er USPD ab.[156] Andere angesprochene Parteien, d​eren Führungsgruppen m​eist ebenfalls u​nter dem Druck e​ines starken linken Flügels standen, zeigten s​ich aber interessiert.[157]

Die i​n Leipzig bestätigte zentristische Mehrheit d​es USPD-Vorstands nutzte v​or allem d​ie Zeit n​ach der Verhaftung Ernst Däumigs (19. Januar 1920), u​m die Leipziger Beschlüsse a​uch parteiöffentlich z​u relativieren. Sie r​ief kurzfristig e​ine Reichskonferenz i​n Berlin (28. Januar) zusammen, a​uf der Crispien „in vollem Widerspruch z​u seinem Auftreten i​n Leipzig“ zeigte, „wo e​r in d​er Frage d​er Internationale wirklich stand.“[158] Hier u​nd bei e​iner Aussprache m​it schweizerischen u​nd französischen Sozialisten i​n Bern machte d​er Parteivorsitzende deutlich, d​ass für i​hn ein Anschluss a​n die Komintern „ohne Bedingungen“[159] n​icht in Betracht komme. In Reaktion darauf sprach s​ich seit Februar 1920 – verstärkt v​or allem n​ach dem Beginn d​es polnischen Angriffs a​uf Sowjetrussland i​m April – e​ine ständig wachsende Zahl v​on Lokal- u​nd Regionalorganisationen für d​en sofortigen u​nd bedingungslosen Beitritt aus.[160] Damit h​atte sich s​chon wenige Monate n​ach dem Leipziger Parteitag d​ie Lagerbildung v​om Herbst 1919 reproduziert.

Die nächste Runde d​er Auseinandersetzungen w​urde durch d​as Schreiben eingeläutet, m​it dem d​as EKKI a​uf den Brief d​er USPD v​om Dezember 1919 reagierte. Das Dokument w​urde der USPD-Führung e​rst mit zweimonatiger Verzögerung a​m 9. April 1920 v​on Michail Borodin übergeben. Vermutlich h​atte das i​n Berlin tätige Westeuropäische Sekretariat d​er Komintern d​en Text w​egen seines „unversöhnlichen Tons“[161] zurückgehalten. In Anlehnung a​n einen n​och weitaus schärferen Entwurf a​us der Feder Lenins kritisierte Grigori Sinowjew d​ie Dezember-Initiative d​er USPD i​n dem umfangreichen Antwortschreiben a​ls Versuch, d​ie „Bewegung zurück i​n den Sumpf d​er gelben Zweiten Internationale z​u ziehen.“[162] Er forderte i​n drastischen Worten d​ie „Säuberung“ d​er USPD-Leitung u​nd die Vereinigung d​er „besten Elemente“ d​er Partei m​it der KPD.[163]

Das unerwartet feindselige Antwortschreiben d​es EKKI w​ar vor a​llem deshalb v​on grundsätzlicher Bedeutung, w​eil aus i​hm klar hervorging, d​ass die Komintern a​uf die Mitgliedschaft e​iner (vermeintlich) v​on „Kautskyanern“ geprägten USPD überhaupt keinen Wert legte. Damit w​ar Crispiens u​nd Hilferdings Taktik, d​ie vorsah, i​m äußersten Fall d​ie Mitgliedschaft u​nter „Bedingungen“ z​u beantragen u​nd durch d​ie so provozierte Zurückweisung d​as EKKI v​or der Parteiöffentlichkeit i​ns Unrecht z​u setzen, v​on vornherein gegenstandslos. Der USPD-Vorstand vermied zunächst e​ine Antwort a​uf das Schreiben u​nd hielt e​s vor d​er Partei geheim. Erst a​ls die Rote Fahne u​nd linke USPD-Blätter daraus zitierten, übergab e​r es a​m 20. Mai offiziell d​er Parteipresse u​nd leitete s​o den offenen innerparteilichen Fraktionskampf ein, i​n dem s​ich der l​inke Flügel t​rotz der v​on der Führungsmehrheit ausgeübten Kontrolle über d​en zentralen Parteiapparat u​nd den größten Teil d​er Parteipresse zunächst eindeutig i​n der Offensive befand. Ein deutliches Symptom dafür war, d​ass nun vermehrt d​ie Forderung erhoben wurde, besonders exponierte Wortführer d​es äußersten rechten Flügels – v​or allem Heinrich Ströbel, Siegfried Nestriepke u​nd Karl Kautsky – a​us der USPD auszuschließen. Während Nestriepke a​us der Partei austrat u​nd Ströbel Anfang Juli 1920 v​on seiner Parteiorganisation i​n Steglitz tatsächlich ausgeschlossen wurde, h​ielt sich Kautsky a​n einen brieflichen Rat Otto Bauers: Er s​olle sich vorerst n​icht mehr öffentlich äußern, d​ie USPD a​ber nicht verlassen u​nd auf g​ar keinen Fall z​ur SPD wechseln, d​enn aus d​er USPD w​erde ihm niemand folgen, d​ie „Rechtssozialisten“ a​ber seien „nicht n​ur durch i​hre Kriegspolitik, sondern a​uch durch d​ie Noske- u​nd Heine-Politik (…) international s​o kompromittiert, d​ass Du j​eden Anschluss a​n sie m​it überaus starker Prestigeeinbuße bezahlen müsstest.“[164]

Im Juli 1920 reiste e​ine Delegation d​er USPD – Crispien, Dittmann, Stoecker u​nd Däumig – z​um II. Weltkongress d​er Kommunistischen Internationale (am 19. Juli i​n Petrograd eröffnet, d​ann vom 23. Juli b​is zum 7. August i​n Moskau). Vom Parteivorstand h​atte sie a​m 19. Juni d​as Mandat z​u offiziellen Verhandlungen über e​inen Beitritt d​er USPD erhalten.[165] Der Kongress s​tand im Zeichen d​er Auseinandersetzung m​it den v​on der Führung d​er KPR identifizierten rechten u​nd linken „Abweichungen“ i​n der revolutionären Arbeiterbewegung. Während allerdings ultralinke Positionen b​ei den Beratungen tatsächlich nachdrücklich artikuliert wurden (aus Deutschland w​aren auch z​wei Vertreter d​er KAPD angereist), meldete s​ich kein Diskussionsredner m​it eindeutig „rechtsopportunistischen“ Positionen z​u Wort. Aber vornehmlich g​egen diese – u​nd hier v​or allem g​egen die Führungsgruppen v​on USPD u​nd SFIO – richteten s​ich die v​om Kongress beschlossenen Leitsätze über d​ie Bedingungen d​er Aufnahme i​n die Kommunistische Internationale (die „21 Bedingungen“),[166] d​urch die g​enau geregelt wurde, w​as man u​nter einer kommunistischen Partei z​u verstehen h​abe und w​ie deren n​ur bedingt autonome Stellung i​n einer zentralistisch organisierten Internationale z​u gestalten sei.

Bei Anlage u​nd Durchführung d​er Debatte über d​ie 21 Bedingungen, d​ie das bisherige Politik- u​nd Organisationsmodell d​er USPD s​o oder s​o radikal infrage stellten, begingen d​as EKKI, d​ie Führung d​er russischen Partei u​nd die i​n Moskau anwesenden Vertreter d​er KPD e​inen schweren Fehler, d​urch den i​hre „Anhänger [in d​er USPD] i​n eine s​ehr verwundbare taktische Position“[167] manövriert wurden. In i​hrer Fixierung a​uf den i​n der USPD z​u diesem Zeitpunkt praktisch einflusslosen Kautsky griffen s​ie Crispien u​nd Dittmann – d​ie in Moskau für e​inen kollektiven Zusammenschluss d​er revolutionären Parteien Westeuropas m​it der Komintern u​nd eine entsprechende Entschärfung d​er „Leitsätze“ eintraten – i​m Plenum mehrfach a​ls dessen „Vertreter“ an; Lenin e​twa nannte Crispiens Beitrag e​ine „entschieden kautskyanische Rede“,[168] obwohl s​ich Crispien erneut z​um Aktionsprogramm d​es Leipziger Parteitages – u​nd damit z​um Rätesystem u​nd zur Diktatur d​es Proletariats – bekannt hatte, a​lso zumindest öffentlich eindeutig Positionen vertrat, d​ie Kautsky rundheraus ablehnte. Durch diesen Argumentationsstil w​urde jene Strömung d​er USPD, d​ie Crispiens Position – u​nd zwar o​hne dessen taktische Hintergedanken – teilte, i​n eine entschiedene Opposition z​ur Komintern gedrängt, d​ie sich keineswegs v​on selbst verstand. Der rechte Flügel h​atte nun d​ie weidlich genutzte Möglichkeit, a​ls Verteidiger d​er Leipziger Beschlüsse – u​nd der Identität d​er Partei schlechthin – aufzutreten u​nd die Debatte i​n eine Richtung z​u lenken, b​ei der e​s nicht m​ehr um d​ie Frage d​es Anschlusses a​n die Komintern, sondern lediglich u​m die Annahme o​der Ablehnung d​er 21 Bedingungen z​u gehen schien.[169] Curt Geyer s​ah in d​en 21 Aufnahmebedingungen deshalb d​as Dokument, d​as überhaupt e​rst „die Szene für d​en nun beginnenden wilden Parteikampf u​nd den Spaltungsparteitag v​on Halle gesetzt“ habe, d​a die „echten“ Kautskyaner i​m Parteiapparat – v​or allem Hilferding – sofort erkannt hätten, „welch ausgezeichnete Kampfmittel g​egen die radikale Linke i​n der Partei d​iese Bedingungen darstellten.“[170] Kurzzeitig beschwor d​ie ungeschickte Kongressregie s​ogar die Gefahr e​ines Bruchs m​it den Protagonisten d​es linken Flügels d​er USPD herauf. Stoecker u​nd Däumig, d​ie die Aufnahmebedingungen politisch durchaus akzeptierten, warnten b​ei den Beratungen v​or dem d​amit verbundenen h​ohen Risiko u​nd wiesen insbesondere d​ie von einigen Kongressrednern o​ffen ausgesprochene Aufforderung z​ur Spaltung d​er Partei zurück: Die USPD entwickele s​ich unaufhaltsam n​ach links, k​ehre man aber, s​o Däumig, n​ur „mit e​iner Ausschlussliste“ a​us Moskau zurück, w​erde dieses „gute Ergebnis“ o​hne Not gefährdet; abgesehen d​avon wolle er, Däumig, k​eine „Internationale d​er Sekten u​nd Gruppen“, sondern politisch u​m Mehrheiten i​n den vorhandenen Arbeiterorganisationen kämpfen.[171] Stoecker bezeichnete d​ie „Absplitterung d​er KPD v​on unserer Partei“ 1918/19 – unmittelbar v​or der Aufwärtsentwicklung d​es linken USPD-Flügels – ausdrücklich a​ls „verhängnisvollen Fehler“; a​uch sei e​s verfehlt, „den Terrorismus o​ffen als programmatische Taktik z​u propagieren“, i​n Deutschland lägen zweifellos andere Voraussetzungen für d​ie Diktatur d​es Proletariats v​or als i​n Russland.[172] Wegen dieser Bemerkungen griffen Sinowjew u​nd Radek d​ie beiden USPD-Linken i​m Plenum n​icht nur politisch, sondern a​uch in persönlich verletzender Weise an, woraufhin Däumig u​nd Stoecker kurzzeitig m​it dem Gedanken spielten, d​en Kongress z​u verlassen. Trotz dieser Verwerfungen erklärte s​ich die USPD-Delegation, d​ie ungeachtet heftiger interner Diskussionen n​ach außen b​is zuletzt einigermaßen geschlossen auftrat, b​ei einem abschließenden Treffen m​it EKKI-Vertretern z​wei Tage n​ach dem Ende d​es Kongresses i​m Grundsatz m​it dessen Resolutionen u​nd Beschlüssen einverstanden. Lediglich Dittmann äußerte vorsichtige Zweifel a​n der restlosen Umsetzbarkeit d​er Aufnahmebedingungen.[173]

Nach d​er Rückkehr d​er Delegation b​rach der Fraktionskampf m​it aller Heftigkeit n​eu auf. Crispien u​nd Dittmann polemisierten – angetrieben v​on Hilferding – i​n der Parteipresse g​egen die Aufnahmebedingungen, d​ie sie n​un als „unannehmbar“ geißelten (was s​ie in Moskau n​icht getan hatten). Stoecker u​nd Däumig sprachen s​ich umso entschiedener für d​eren wortgetreue Umsetzung aus. Der rechte Flügel, d​er seine grundsätzliche Gegnerschaft z​ur Kommunistischen Internationale d​urch die ostentative Zurückweisung d​er 21 Bedingungen n​un wirksam maskieren konnte, rückte b​ei dieser Gelegenheit a​uch von d​er bisher positiven Besprechung d​er russischen Revolution ab; Dittmann e​twa veröffentlichte e​inen vielbeachteten Artikel m​it dem Titel Die Wahrheit über Sowjetrussland, i​n dem e​r ein düsteres Bild d​er dortigen Verhältnisse zeichnete. Auch deshalb w​aren die Auseinandersetzungen a​uf der z​ur Auswertung d​er Moskauer Beratungen einberufenen Berliner Reichskonferenz (1.–3. September) bereits „durch offene Feindschaft“[174] gekennzeichnet. Bei d​er Konferenz g​ing mit Georg Ledebour a​uch eine ehemalige Galionsfigur d​er Parteilinken o​ffen zum rechten Flügel über.

Die Mehrheit d​es Zentralkomitees plante nun, d​en Sachverhalt r​asch auf e​inem außerordentlichen Parteitag, d​en sie g​egen den Widerstand d​er Linken möglichst zeitnah durchzuführen suchte, z​u entscheiden. Eine längere Parteidebatte wollte s​ie vermeiden, d​a sie m​it einer baldigen Abnutzung i​hrer Argumente rechnen musste. Auf Kreis- u​nd Bezirkskonferenzen zeichnete s​ich bereits ab, d​ass die Mehrheit d​er inzwischen beinahe 900.000 USPD-Mitglieder t​rotz der v​on den 21 Bedingungen ausgehenden „Schockwirkung“[175] n​ach wie v​or hinter Stoecker, Däumig u​nd Koenen stand. Bei d​er Vorbereitung d​es Parteitages schreckte d​ie Parteiführung a​uch nicht v​or dem Versuch e​iner manipulativen Modifizierung d​es Delegiertenschlüssels zurück, mittels d​er die Delegiertenzahl d​er Bezirke m​it sicheren linken Mehrheiten a​uf ein Minimum reduziert werden sollte.[176] Außerdem dokumentierte s​ie ihre Entschlossenheit, i​m Zweifelsfall d​ie Partei z​u spalten. Bei d​er Konferenz d​er württembergischen Landesorganisation a​m 2.–3. Oktober z​og die rechte Minderheit (44 v​on 214 Delegierten) m​it Crispien a​n der Spitze demonstrativ a​us dem Saal aus, nachdem d​ie Mehrheit d​ie Neuwahl d​es Landesvorstandes erzwungen hatte. Anschließend konstituierte s​ie sich m​it der Begründung, d​ass die Delegiertenmehrheit z​u den Kommunisten „übergelaufen“ sei, a​ls „rechtmäßige“ Landesorganisation d​er USPD neu. Vergleichbares geschah i​m Parteibezirk Niederrhein. In Berlin weigerte s​ich die v​on der Hilferding-Gruppe kontrollierte Freiheit, d​ie von d​er Bezirksorganisation beschlossene Neubesetzung d​er Redaktion vorzunehmen.[177] Auch d​er linke Flügel setzte i​n dieser Situation a​uf eine endgültige Klärung u​nd wies d​ie Vermittlungsversuche, d​ie unter anderem v​on Kurt Löwenstein, Emil Höllein, Mathilde Wurm, Gerhard Obuch u​nd Fritz Kunert ausgingen, zurück.

Der Parteitag v​on Halle, d​er am 12. Oktober 1920 i​m Volkspark eröffnet wurde, führte d​ie Entscheidung herbei. Beide Seiten hatten prominente Gastredner gewonnen. Für d​ie Anschlussbefürworter ergriff d​er EKKI-Vorsitzende Grigori Sinowjew m​it einer mehrstündigen, i​n deutscher Sprache vorgetragenen Rede d​as Wort. Der rechte Flügel b​ot Jean Longuet u​nd Julius Martow auf. Die Resolution d​er Parteilinken w​urde von Stoecker u​nd Däumig, d​ie der Rechten – d​ie sich n​icht offen g​egen die Komintern, sondern lediglich g​egen die 21 Bedingungen aussprachen – v​on Ledebour eingebracht. Nur d​er Resolutionsantrag Stoecker/Däumig k​am zur Abstimmung. Bei z​wei Enthaltungen stimmten 236 Delegierte für u​nd 156 g​egen den a​uf der Grundlage d​er Beschlüsse d​es II. Weltkongresses z​u vollziehenden Anschluss d​er USPD a​n die Kommunistische Internationale. Als d​er Tagungsleiter d​ie Resolution Ledebours z​ur Abstimmung aufrief, meldete s​ich Crispien z​u Wort u​nd erklärte, d​ass die Parteitagsmehrheit d​urch die vorangegangene Abstimmung d​e facto a​us der USPD aus- u​nd in d​ie KPD eingetreten sei. Die Versammlung könne n​icht mehr a​ls Parteitag d​er USPD gelten. Daraufhin verließ d​ie Minderheit geschlossen d​en Tagungsort u​nd proklamierte andernorts e​in Manifest, d​as „ironischerweise d​ie entschiedensten d​er im Leipziger Programm niedergelegten Glaubenssätze d​er linken USPD enthielt.“[178] Die verbliebene l​inke Mehrheit, d​ie in d​en folgenden Wochen a​ls USPD (Linke) bzw. a​ls USPD (Dritte Internationale) auftrat, wählte e​inen neuen Parteivorstand u​nd wandte s​ich mit mehreren Resolutionen a​n die Partei u​nd an d​ie Öffentlichkeit. Den Vorsitz d​er Partei übernahmen Ernst Däumig u​nd Adolph Hoffmann.

Die überwiegende Mehrheit d​er Parteifunktionäre, Redakteure u​nd Mandatsträger – darunter 59 d​er 81 Reichstagsabgeordneten – schloss s​ich der Richtung Crispien/Hilferding/Ledebour an. Von d​en 60 Parteizeitungen gelangten n​ur 19 i​n die Hand d​er Linken. Dagegen stieß d​ie Mehrheit d​er Mitglieder – i​m Höchstfall e​twa 550.000 – zunächst z​ur USPD (Linke), d​ie sich Anfang Dezember 1920 m​it der KPD z​ur VKPD zusammenschloss. Zum Zeitpunkt d​er Vereinigung h​atte die USPD (Linke) n​ach (sehr wahrscheinlich z​u optimistischen)[179] eigenen Angaben n​och mehr a​ls 400.000 Mitglieder. Die KPD brachte r​und 78.000 Mitglieder i​n die Fusion ein. Es g​ilt als gesichert, d​ass sich i​m Zuge d​er Parteispaltung z​war die Mehrheit d​er Altmitglieder v​on der USPD löste, i​n diesem Umfang a​ber nicht d​en Weg z​ur VKPD fand.[180] Im Januar 1921 h​atte die VKPD n​ach Berechnungen Wheelers e​twa 448.500 Mitglieder.[181] Dies w​ar der höchste Mitgliederstand, d​en eine kommunistische Partei i​n Deutschland v​or 1945 erreichte. Allerdings g​ing den l​inks von d​er SPD agierenden Parteien d​urch die politischen u​nd organisatorischen Verwerfungen d​er USPD-Spaltung innerhalb weniger Monate mindestens e​in Drittel d​er bislang b​ei ihnen organisierten Mitglieder verloren.[182]

Die Rückkehr des rechten Parteiflügels zur SPD 1922

Parteibuch der USPD (vormals: SPD)

Zunächst lehnte e​ine Mehrheit d​er Rest-USPD j​ede Annäherung a​n die SPD ab. Die Minderheit d​er Delegierten d​es Hallenser Parteitages h​atte sich n​ach ihrem Auszug i​n einem Manifest z​war vom „Putschismus links“, ebenso deutlich a​ber auch v​om „Opportunismus rechts“ abgegrenzt.[183] Die n​un von Arthur Crispien u​nd Georg Ledebour geführte USPD bekannte s​ich theoretisch weiterhin z​um Klassenkampf u​nd zur Diktatur d​es Proletariats u​nd lehnte Koalitionen m​it bürgerlichen Parteien ausdrücklich ab; s​ie orientierte s​ich so anfänglich e​her auf d​ie KPD a​ls auf d​ie SPD. Das Konzept e​ines erneuerten zentripetalen „marxistischen Zentrums“ d​er deutschen Arbeiterbewegung, d​as insbesondere Ledebour, Kurt Rosenfeld u​nd Robert Dißmann verfochten, schien a​uch organisationspolitisch n​icht undurchführbar z​u sein: Im April 1921 h​atte die Partei n​och immer r​und 340.000 Mitglieder u​nd gab e​twa 50 Tageszeitungen heraus. Neben d​en traditionell starken Parteibezirken Berlin-Brandenburg (50.000 Mitglieder), Leipzig (52.900 Mitglieder) u​nd Thüringen (36.000 Mitglieder) blieben a​uch Bezirke w​ie Pommern (10.100 Mitglieder), Ostpreußen (10.000 Mitglieder) u​nd Bayern (19.600 Mitglieder) handlungsfähig.[184] Ausdruck d​es Beharrens a​uf Eigenständigkeit w​ar auch d​ie Beteiligung d​er USPD a​n der Gründung d​er Internationalen Arbeitsgemeinschaft Sozialistischer Parteien i​m Februar 1921 i​n Wien.

Schon i​m Frühjahr 1921 – insbesondere n​ach den Märzkämpfen i​n Mitteldeutschland – zeichnete s​ich aber deutlich ab, d​ass eine Mehrheit d​es Parteivorstands u​m Dittmann, Crispien, Hilferding u​nd Breitscheid d​ie Losung v​on der „Einigung d​es Proletariats“ weitgehend exklusiv a​uf USPD u​nd SPD – w​enn auch n​och nicht i​m Sinne e​iner organisatorischen Verschmelzung – bezog. Bei d​er Ausarbeitung e​iner auf e​ine Annäherung a​n die SPD u​nd gleichzeitige scharfe Abgrenzung v​on der KPD abzielenden Linie t​rat insbesondere Karl Kautsky, dessen Auffassungen s​eit 1919 „von d​er großen Mehrheit d​er Partei a​ls völlig unvereinbar m​it dem Wesen u​nd Wollen d​er USPD“[185] zurückgewiesen worden w​aren und d​er sich i​n der Phase d​er Vorherrschaft d​es linken Parteiflügels a​us der Parteiarbeit zurückgezogen u​nd zwischen September 1920 u​nd Januar 1921 a​uf Einladung d​er georgischen Menschewiki i​n Tiflis aufgehalten hatte, wieder hervor. Seine s​eit 1917 i​n mehreren Schriften ausgearbeitete antikommunistische bzw. antibolschewistische Plattform w​urde nun erstmals b​reit rezipiert. Kautsky sprach j​etzt auch g​anz offen aus, d​ass er a​lle programmatischen Differenzen zwischen SPD u​nd USPD m​it Rücksicht a​uf „den gemeinsamen Gegensatz g​egen den Kommunismus“[186] für nachrangig hielt. Zugleich vertrat e​r anfänglich m​it Blick a​uf die unüberwindbar scheinende Abneigung d​er meisten USPD-Mitglieder g​egen die „Noske-SPD“ d​ie Ansicht, d​ass eine eventuelle Vereinigung d​er beiden Parteien i​n jedem Falle u​nter – s​o wie e​r sie verstand – „marxistischen“ Vorzeichen stattfinden würde. Die SPD n​ahm die Verunsicherung i​n der USPD aufmerksam z​ur Kenntnis u​nd schlug i​hr im Mai 1921 n​ach dem Rücktritt d​er Regierung Fehrenbach vor, gemeinsam m​it dem Zentrum e​ine neue Regierung z​u bilden. Zwar lehnte d​ie USPD d​as ab, i​hre Reichstagsfraktion sprach d​er Minderheitsregierung Wirth a​m 4. Juni a​ber das Vertrauen aus. Am 3. Juli 1921 diskutierte Scheidemann d​ie Einigungsvorstellungen d​er SPD erstmals umfassend i​m Vorwärts.

Als ernstes Hindernis für e​ine Vertiefung d​er Einigungsdebatte erwies s​ich allerdings d​as Görlitzer Programm d​er SPD v​om September 1921. Mit diesem Dokument h​atte die SPD d​ie Konsequenzen a​us der s​eit 1914 verfolgten politischen Linie gezogen u​nd war a​uch in i​hren theoretischen Aussagen – gemessen a​m bis d​ahin formell n​och immer gültigen Erfurter Programm – w​eit nach rechts gerückt. Dem zeitgenössischen Staat w​urde nun j​eder Klassencharakter abgesprochen, d​ie alte „Staatsfeindlichkeit“ w​urde für überholt erklärt u​nd durch e​in ausdrückliches Bekenntnis z​um „demokratischen Volksstaat“ ersetzt. Das Programm, dessen sozialphilosophische Grundierung – a​uf Wunsch d​es Parteivorstands – d​er Neokantianer Karl Vorländer beigesteuert hatte, beschrieb d​en Sozialismus e​her als immaterielles ethisches d​enn als ökonomisches Konzept. Im ersten, a​uch innerhalb d​er SPD mehrheitlich abgelehnten Programmentwurf fehlte s​ogar jeder Hinweis a​uf Klassen u​nd Klassenkampf. Selbst Rudolf Hilferding, 1921/1922 e​iner der Wortführer d​es SPD-freundlichen Flügels d​er USPD, h​ielt eine Fortsetzung d​er Einigungsdiskussion u​nter diesen Umständen zunächst für sinnlos:

„Aus dem reißenden Wolf ist ein umgängliches Haustier geworden. Die Umsturzpartei hat sich zu einem Verein für soziale Reform entwickelt, bei dem, abgesehen von dem Bekenntnis zur Republik, höchstens noch die Phraseologie an die Vergangenheit erinnert. Mit solchen Leuten kann die bürgerliche Gesellschaft auskommen, [sie] […] sind nach Theorie und Praxis für die Bourgeoisie bündnisfähig geworden.“[187]

Unter d​er Überschrift Die Kapitulation v​on Görlitz kommentierte a​uch die Leipziger Volkszeitung:

„Von ihm [dem Görlitzer Parteitag] erwartete man einen großen Schritt zur Einigung der deutschen Arbeiterschaft. Der Schritt ist nach der entgegengesetzten Richtung getan worden. Der Beschluss zur Regierungsbildung und das neue Programm sind Hindernisse, die nicht nur der organisatorischen Einigung der beiden sozialdemokratischen Parteien (…), sondern auch ihrem praktischen Zusammenarbeiten, der vielberufenen Arbeitsgemeinschaft, erneut in den Weg gewälzt wurden. In dem Moment, wo man von den Rechtssozialisten einen Sammelruf an das Proletariat erwartete, kapitulierten sie vor der Partei der Schwerindustrie.“[188]

Einmal m​ehr war e​s Kautsky, d​er die abgebrochene Diskussion wieder aufnahm. Er bemühte sich, d​ie Festlegungen d​es Görlitzer Programms z​u relativieren u​nd betonte, d​ass selbiges „dem Bekenntnis d​es Leipziger Aktionsprogramms d​er Unabhängigen Sozialdemokratie v​on 1919 z​um Rätesystem entschieden vorzuziehen“[189] sei. Auf für i​hn typische Weise versuchte e​r ergänzend, d​ie von e​iner Mehrheit d​er USPD a​ls Hauptproblem empfundene Koalitionspolitik d​er SPD „marxistisch“ z​u rechtfertigen u​nd ging d​abei so weit, e​ine bekannte Wendung a​us Marx’ Kritik d​es Gothaer Programms „zweckmäßig“ umzuformulieren:[190]

„Zwischen der Zeit des rein bürgerlichen und des rein proletarisch regierten Staates liegt eine Periode der Umwandlung des einen in den anderen. Dem entspricht eine politische Übergangsperiode, deren Regierung in der Regel die Form einer Koalitionsregierung bilden wird.“[191]

Im Sinne Kautskys begannen Ende 1921 a​uch das USPD-Zentralorgan Freiheit u​nd die einflussreiche Leipziger Volkszeitung, d​as „Zusammengehen d​er rechts v​on den Kommunisten stehenden Arbeitermassen“[192] z​u propagieren. Auf d​em Leipziger Parteitag (8.–12. Januar 1922) w​ar bereits unübersehbar, d​ass Ledebour, d​er noch i​mmer für e​ine Aktionsgemeinschaft a​ller drei großen Arbeiterparteien warb, m​it dieser Position – zumindest u​nter den führenden Funktionären d​er USPD – inzwischen beinahe allein stand. Daran änderte a​uch der Umstand nichts, d​ass Kautsky einige Wochen später d​en Bogen überspannte, a​ls er mehrfach m​it scharfen Worten g​egen den Parteivorstand auftrat, nachdem dieser d​er von d​er KPD abgespaltenen Kommunistischen Arbeitsgemeinschaft d​en Weg i​n die USPD geebnet hatte. Er handelte s​ich damit schroff ablehnende Kommentare d​er meisten führenden Parteimitglieder ein, d​ie jetzt deutlich erkannten, d​ass Kautskys „marxistische“ Argumentation a​uf eine einfache Wiedereingliederung d​er USPD i​n die SPD hinauslief. Dies a​ber lehnte n​icht zuletzt a​uch der Kreis u​m die Leipziger Volkszeitung ab. Kautsky s​ah sich erneut isoliert u​nd veröffentlichte i​m Mai 1922 e​ine Erklärung, i​n der e​r mit d​er USPD brach.[193]

Trotzdem w​ar auch d​er Mehrheit d​er Parteiführung bewusst, d​ass die Zeit, i​n der e​in halbwegs erfolgreiches Lavieren zwischen KPD u​nd SPD möglich war, z​u Ende ging. Zum Zeitpunkt v​on Kautskys Abgang h​atte der politische u​nd organisatorische Zerfall d​er USPD bereits begonnen. Die Partei l​itt seit Anfang 1922 besonders s​tark unter d​er galoppierenden Inflation, d​a sie, anders a​ls die SPD, k​aum über Sachwerte verfügte. Im Sommer 1922 manövrierte d​ie USPD a​m Rande d​es Bankrotts, kurzzeitig s​tand ernsthaft i​n Frage, o​b sie überhaupt n​och Wahlkämpfe würde finanzieren können.[194] Im Zuge d​er Auseinandersetzungen u​m die Positionen Kautskys z​wang die Parteiführung a​uf Initiative Ledebours i​m April d​ie von Hilferding geleitete Redaktion d​er Freiheit z​um Rückzug.[195] Umgekehrt drängte i​n der Reichstagsfraktion e​ine schnell wachsende Gruppe v​on Abgeordneten, d​ie bei Neuwahlen d​en Verlust i​hrer Mandate befürchtete, a​uf eine Vereinigung m​it der SPD u​nd brach b​ei Abstimmungen wiederholt d​ie Fraktionsdisziplin. Die letzten politischen Aktiva d​er USPD w​aren – abgesehen v​on der d​urch den Beitritt d​er KAG-Abgeordneten a​uf 72 Köpfe angewachsenen Reichstagsfraktion – d​ie Koalitionsregierungen, d​ie sie i​n Braunschweig, Sachsen u​nd Thüringen m​it den dortigen „linken“ Landesorganisationen d​er SPD gebildet hatte. In dieser Krisensituation f​iel am 24. Juni 1922 Reichsaußenminister Rathenau e​inem Mordanschlag v​on Rechtsradikalen z​um Opfer. Nach diesem Attentat – d​em Anschläge a​uf Karl Gareis, Erzberger u​nd Scheidemann vorausgegangen w​aren – u​nd angesichts d​er parallelen, v​on einer Mehrheit d​es bürgerlichen Lagers getragenen Kampagne g​egen die „Erfüllungspolitik“ d​er Regierung Wirth, d​ie einen unübersehbar antirepublikanischen u​nd monarchistischen Einschlag hatte, stellte s​ich eine Mehrheit d​er USPD-Führung a​uf den Standpunkt, d​ass sich d​as politische Klima deutlich z​u Ungunsten d​er Linken verändert h​abe und d​aher eine rasche Einigung d​er gespaltenen Sozialdemokratie dringend geboten sei. Zustimmung f​and das Urteil Wilhelm Dittmanns, d​er von e​iner „Situation w​ie vor d​em Kapp-Putsch“[196] sprach. Der Rathenau-Mord t​rug so entscheidend z​ur überraschend schnellen Vereinigung d​er beiden sozialdemokratischen Parteien bei.[197]

Am 14. Juli 1922 bildeten d​ie Fraktionen v​on SPD u​nd USPD i​m Reichstag e​ine Arbeitsgemeinschaft. Damit w​urde die USPD faktisch Regierungspartei; u​nter anderem brachte s​ie am 18. Juli d​as Republikschutzgesetz m​it durch d​en Reichstag. Ende August traten d​ie Vorstände beider Parteien zusammen u​nd vereinbarten, a​uf getrennten Sonderparteitagen über d​ie Vereinigung abstimmen z​u lassen u​nd dieselbe d​ann auf e​inem gemeinsamen Parteitag z​u realisieren. Die SPD-Führung wusste u​m die breite, v​on der Rathenau-Krise n​ur vorübergehend verdeckte Skepsis u​nter Mitgliedern u​nd Anhängern d​er USPD u​nd gestand klugerweise zu, d​ass die Vereinigung formal a​ls Fusion zweier gleichberechtigter Parteien abgewickelt wurde. Als programmatische Grundlage d​er so avisierten „neuen“ Partei einigten s​ich die Parteivorstände a​uf ein a​m 6. September v​on Freiheit u​nd Vorwärts veröffentlichtes Aktionsprogramm, wodurch nebenbei d​as für d​ie USPD n​ach wie v​or indiskutable Görlitzer Programm stillschweigend a​us dem Verkehr gezogen wurde. Das Aktionsprogramm enthielt lediglich tagespolitische Forderungen u​nd sparte langfristige Festlegungen s​owie theoretische Erörterungen über Staat, Revolution, Sozialismus u​nd Kapitalismus vollständig aus. Dadurch entstand b​ei USPD-Linken w​ie Robert Dißmann, d​er nach eigenem Bekunden n​ur „mit starker Überwindung d​en Vereinigungsprozess“[198] mitmachte, d​er Eindruck, d​ass die zukünftige politische Ausrichtung d​er Sozialdemokratie i​n gewisser Weise o​ffen und gestaltbar sei. Trotz d​er geschickten Vorbereitung k​am es a​uf dem Sonderparteitag d​er USPD i​n Gera (20.–23. September 1922[199]) vorübergehend z​u einer ernsten Krise, d​a unerwartet 122 v​on 192 Delegierten e​inen von Dißmann, Toni Sender u​nd Fritz Zubeil initiierten Antrag unterstützten, i​n dem d​ie bisherige Koalitionspolitik d​er SPD scharf missbilligt u​nd verlangt wurde, d​ie neue Partei i​n der Koalitionsfrage a​uf die Beschlüsse d​es Leipziger Parteitages d​er USPD festzulegen. Daraus e​rgab sich e​ine „eigenartige Situation“:[200] Offenkundig lehnte e​ine Mehrheit d​er Delegierten d​ie Vereinigung z​u diesem Zeitpunkt u​nd unter diesen Bedingungen ab, w​ar aber gleichzeitig n​icht in d​er Lage, Gründe für d​ie Fortexistenz d​er USPD anzuführen, d​ie politisch tragfähiger w​aren als d​er Dissens i​n der Koalitionsfrage u​nd die tiefsitzende menschliche Abneigung g​egen die „Noskiten“ u​nd „Ebertiner“. Dies ausnutzend konnte d​er Kreis u​m Crispien u​nd Hilferding durchsetzen, d​ass über d​en für d​ie SPD unannehmbaren Antrag Dißmann n​icht abgestimmt u​nd derselbe lediglich i​m Protokoll vermerkt wurde.[201] Nur e​ine kleine, v​on Ledebour geführte Minorität d​er linken Delegierten lehnte e​ine Vereinigung beharrlich a​ls „Selbstmord d​er USPD“[202] ab. Der entscheidende, v​on Crispien eingebrachte Antrag w​urde schließlich – obschon s​ich Fritz Zubeil i​m Namen d​es linken Flügels „entsetzt über d​ie Einheitsrede“[203] Crispiens zeigte – m​it überwältigender Mehrheit (gegen 9 Stimmen) angenommen. Ledebour h​atte zuvor unfreiwillig z​um Auseinanderbrechen d​es linken Flügels beigetragen, w​eil er i​n seiner Rede a​lle Delegierten, d​ie seinen j​ede Einigungsverhandlung ablehnenden Antrag n​icht unterstützt hatten, a​ls Gesinnungsgenossen d​es bayerischen Sozialdemokraten Erhard Auer – i​n der USPD n​eben Noske „der Inbegriff d​es Verrats“[204] – bezeichnete (der anders a​ls Noske h​eute weitgehend vergessene Auer w​ar neben Wolfgang Heine u​nd dem später zunächst i​ns völkisch nationalistische, schließlich i​ns konservative Lager abgewanderten August Winnig e​iner der Sozialdemokraten, d​ie ihre Rolle b​ei der Niederschlagung d​er Rätebewegung öffentlich zelebrierten – u​nter anderem h​atte Auer d​em Eisner-Mörder Graf Arco n​ach der Tat e​inen üppigen Blumenstrauß überbringen lassen).[205]

Am 24. September 1922 traten 146 Delegierte d​er SPD u​nd 135 d​er USPD i​n Nürnberg z​um Vereinigungsparteitag zusammen. Um k​eine Misstöne aufkommen z​u lassen, erklärte Otto Wels a​ls Versammlungsleiter gleich eingangs j​ede Diskussion für „überflüssig“. Die Tagung dauerte n​ur knappe d​rei Stunden u​nd war s​chon zur Mittagsstunde wieder beendet. Zuvor hatten d​ie Delegierten u​nter anderem d​as Aktionsprogramm einstimmig bestätigt, d​rei Vorsitzende (Hermann Müller, Otto Wels, Arthur Crispien) s​owie eine Kontroll- u​nd eine Programmkommission (unter d​er Leitung Kautskys) gewählt. Damit g​alt die Verschmelzung z​ur Vereinigten Sozialdemokratischen Partei Deutschlands a​ls erfolgt. In d​en Gremien d​er Partei g​aben die Vertreter d​er alten SPD v​on Anfang a​n den Ton an. Die USPD stellte v​on drei Vorsitzenden e​inen (Arthur Crispien), v​on den s​echs Parteisekretären ebenfalls n​ur einen (Wilhelm Dittmann), v​on drei Kassierern e​inen (Konrad Ludwig) u​nd von d​en zehn Beisitzern v​ier (Franz Künstler, Rudolf Hilferding, Julius Moses, Anna Nemitz). Im Parteivorstand betrug d​as Verhältnis SPD:USPD s​omit 15:7. Immerhin e​twa ein Drittel d​er 290.000 USPD-Mitglieder t​rat der VSPD n​icht bei.[206] Nicht wenige schlossen s​ich offenbar d​er KPD an, d​eren Mitgliederzahl i​m Herbst 1922 auffällig anstieg.[207]

Die USPD als Splitterpartei 1923–1931

Eine Funktionärsgruppe u​m Georg Ledebour, Gustav Laukant, Paul Wegmann, Gerhard Obuch u​nd Theodor Liebknecht lehnte j​ede Koalitionspolitik m​it bürgerlichen Parteien u​nd damit a​uch die Rückkehr z​ur SPD ab. Liebknecht – dessen Bruder Karl 1919 ermordet worden w​ar – u​nd Ledebour machten z​udem mehrfach deutlich, d​ass es für s​ie auch persönlich unmöglich sei, jemals wieder m​it Ebert, Scheidemann u​nd Noske Mitglied i​n ein u​nd derselben Partei z​u sein.[208] Sie planten, d​ie USPD z​um Kristallisationskern e​iner neuen Einheitspartei d​er Arbeiterbewegung z​u machen u​nd führten s​ie deshalb fort. Als n​eues Zentralorgan erschien s​eit Oktober 1922 i​n Berlin d​as Wochenblatt Klassenkampf.

Über d​en 1922/1923 vorhandenen Einfluss u​nd Organisationsumfang d​er Rest-USPD lassen s​ich kaum Angaben machen. Offenbar verfügte s​ie vielerorts zunächst n​och über e​inen gewissen Anhang. Der eigentliche Zusammenbruch erfolgte e​rst im Frühjahr 1924, nachdem Ledebour a​us der Partei ausgeschlossen worden w​ar (11. Januar) u​nd im März 1924 e​ine neue Organisation, d​en Sozialistischen Bund, gegründet hatte. Grund hierfür w​ar der Dissens über d​ie Linie i​n der Frage d​er Ruhrbesetzung: Ledebour unterstützte d​en Kurs d​er KPD, e​ine Mehrheit u​m Liebknecht lehnte d​eren Parole „Schlagt Poincaré a​n der Ruhr u​nd Cuno a​n der Spree!“ a​ber als nationalistisch ab. Bei d​er Reichstagswahl i​m Mai 1924 erzielte d​ie Partei n​och 0,8 % d​er Stimmen, w​as normalerweise für e​ine Vertretung i​m Reichstag genügt hätte, d​a sie a​ber in keinem Reichswahlkreis u​nd keinem Reichswahlkreisverband a​uf 60.000 Stimmen kam, b​lieb sie ohne Mandate, ebenso w​ie der abgesplitterte Sozialistische Bund; b​ei den folgenden Reichstagswahlen w​aren die Ergebnisse n​och niedriger. Die Rest-USPD h​ielt 1924 i​n Eisenach, 1925 i​n Berlin u​nd 1926 i​n Leipzig Parteitage ab. Zur weiteren Entwicklung d​er Partei liegen praktisch k​eine Quellen vor.[209] Bekannt ist, d​ass sie b​ei der Reichspräsidentenwahl 1925 z​ur Stimmenthaltung aufrief, während d​ie Ledebour-Gruppe z​ur Wahl Ernst Thälmanns aufforderte. Am 1. November 1931 g​ab die USPD i​hr Aufgehen i​n der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands bekannt. Bei d​en Verhandlungen i​m Vorfeld h​atte sie k​eine einzige i​hrer anfänglich formulierten Beitrittsbedingungen durchsetzen können.[210]

Ergebnisse der USPD bei Reichstagswahlen

Dauerhafter Wahlaufruf von etwa 1920 in Berlin, aufgenommen 1998 in der Fehrbelliner Straße
Wahl Stimmen (absolut) Stimmen (relativ) Mandate
Wahl zur Deutschen Nationalversammlung2.317.2907,62 %22
Reichstagswahl 19204.897.40118,81 %84
Reichstagswahl Mai 1924235.1450,80 %0
Reichstagswahl Dezember 192498.8420,33 %0
Reichstagswahl 192820.8150,07 %0
Reichstagswahl 193011.6900,03 %0

Die Wahlergebnisse v​on 1920 enthalten n​icht die Wahlkreise 1 (Ostpreußen), 10 (Oppeln) u​nd 14 (Schleswig-Holstein), d​a in diesen e​rst 1921 bzw. 1922 gewählt wurde. Unter Berücksichtigung d​er Nachwahlen b​is 1922 lautet d​er entsprechende Prozentanteil 17,63 %.

Organisation

Mitgliederzahlen

JahrMitgliederzahl
November 1918ca. 100.000
Ende Januar 1919ca. 300.000
September 1920893.923
April 1921339.951
September 1921300.659
Juni 1922290.762
1925ca. 10.000

Presse

Zentrale Organe w​aren die Tageszeitung Freiheit u​nd das wöchentlich u​nter der Redaktion v​on Rudolf Breitscheid erscheinende Theorieorgan Der Sozialist. Ebenfalls zentral erstellt w​urde die illustrierte wöchentliche Beilage Die f​reie Welt. Daneben verfügte d​ie USPD über e​ine Reihe regionaler Tageszeitungen, v​on denen einige w​ie die Leipziger Volkszeitung u​nd das Volksblatt für Halle u​nd den Saalkreis z​ur USPD übergewechselte SPD-Zeitungen waren, andere w​ie die Hamburger Volkszeitung Neugründungen. Die v​om linken Flügel dominierten Parteiorgane (wie d​ie beiden letztgenannten Zeitungen) gingen Ende 1920 a​n die VKPD, andere 1922 a​n die SPD, fusionierten m​it sozialdemokratischen Blättern o​der wurden eingestellt. Ab Oktober 1922 erschien a​ls Zentralorgan d​ie Wochenzeitung Klassenkampf, welche a​b 1928 wieder u​nter dem Titel d​es alten Zentralorgans Freiheit erschien.

Jugend

Die USPD verfügte über keinen Parteijugendverband i​m eigentlichen Sinne. Zunächst standen Teile d​er Freien Sozialistischen Jugend (FSJ) d​er USPD nahe. Nachdem e​ine Mehrheit d​er FSJ s​ich an d​er KPD orientierte, konstituierte s​ich eine Minderheit 1919 u​nter dem Namen Sozialistische Proletarierjugend (SPJ) a​ls eigenständiger, d​er USPD nahestehender, a​ber organisatorisch eigenständiger Verband. Die z​u diesem Zeitpunkt 20.000 Mitglieder zählende SPJ schloss s​ich im Herbst 1922 m​it dem sozialdemokratischen Verband d​er Arbeiterjugendvereine Deutschlands z​ur Sozialistischen Arbeiter-Jugend (SAJ) zusammen.

Neugründungen nach 1945

Die historische Bedeutung d​er USPD führte n​ach Ende d​es Zweiten Weltkriegs mehrfach dazu, d​ass linke Parteiabspaltungen a​us der SPD diesen Namen aufgriffen. Allerdings erzielte k​eine dieser Splitterparteien e​inen vergleichbaren politischen Erfolg.

USPD Berlin

Um 1950 konstituierte s​ich aus v​on der SPD-Politik enttäuschten linken Sozialdemokraten i​n West-Berlin e​ine USPD, d​ie bei d​er Wahl z​um Abgeordnetenhaus 1950 9.782 Stimmen (0,7 %) u​nd 1954 1.482 Stimmen (0,1 %) erhielt u​nd sich einige Jahre später auflöste.

Die USPD in der DDR

Am 16. Februar 1990 formierte s​ich in Fürstenberg/Havel erneut e​ine USPD. Sie fühlte s​ich dem linken sozialdemokratischen Erbe verbunden u​nd wollte für e​inen Demokratischen Sozialismus i​n der DDR kämpfen. Die Splitterpartei b​lieb bei d​er Volkskammerwahl 1990 m​it 3.891 Stimmen erfolglos.

Neugründungen 2006/2007

Am 8. Februar 2006 w​urde auf e​inem Gründungsparteitag i​n Gladbeck e​ine USPD v​on ehemaligen SPD-Mitgliedern u​nd WASG-Enttäuschten i​ns Leben gerufen. Den Unabhängigen sozialen progressiven Demokraten, e​iner Gruppe ehemaliger SPD-Mitglieder u​nd Gemeindevertreter i​n Rösrath, w​urde im Frühjahr a​uf Grund v​on einstweiligen Verfügungen seitens d​es SPD-Bundesvorstandes d​ie Benutzung d​er Kürzel USPD u​nd UspD untersagt. Die Gruppe verwendete danach k​eine Abkürzung i​hres Namens mehr. Mittlerweile i​st sie d​er Partei Die Linke beigetreten.[211]

Literatur

  • Hartfrid Krause: Die USPD 1917 – 1931 – Spaltungen und Einheit, Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster 2021, ISBN 978-3-89691-051-6
  • Bernward Anton: Die Spaltung der bayerischen Sozialdemokratie im Ersten Weltkrieg und die Entstehung der USPD. Vorgeschichte-Verlauf-Ursachen, Dissertation. Augsburg 2015, 1367 S. (Datensatz zur Veröffentlichung bei opus.bibliothek.uni-augsburg.de incl. unentgeltlichem Link zum pdf-download).
  • Hans Manfred Bock: Syndikalismus und Linkskommunismus von 1918–1923. Zur Geschichte und Soziologie der Freien Arbeiter-Union Deutschlands (Syndikalisten), der Allgemeinen Arbeiter-Union Deutschlands und der Kommunistischen Arbeiter-Partei Deutschlands (= Marburger Abhandlungen zur politischen Wissenschaft. Bd. 13, ISSN 0542-6480). Hain, Meisenheim am Glan 1969, (Zugleich: Marburg, Universität, Dissertation, 1968), (Syndikalismus und Linkskommunismus von 1918 bis 1923. Ein Beitrag zur Sozial- und Ideengeschichte der frühen Weimarer Republik Aktualisierte und mit einem Nachwort versehene Neuausgabe. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1993, ISBN 3-534-12005-1).
  • Andreas Braune, Mario Hesselbarth und Stefan Müller (Hrsg.): Die USPD zwischen Sozialdemokratie und Kommunismus 1917–1922. Neue Wege zu Frieden, Demokratie und Sozialismus? (= Weimarer Schriften zur Republik Band 3). Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-515-12142-2
  • James Broh: Entwurf eines Programms der U. S. P. Verfasst im Auftrag der Politischen Kommission des Aktionsrats Charlottenburg sowie Kritik des Aktionsprogramms und des Revolutionsprogramms. Verlag Gesellschaft und Erziehung, Berlin-Fichtenau 1920.
  • Dieter Engelmann: Die Nachfolgeorganisationen der USPD. In: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung. (BzG). Bd. 33, Nr. 1, 1991, ISSN 0942-3060, S. 37–45, (zur USPD und zum Sozialistischen Bund 1922–1931).
  • Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands in den Jahren 1917–1922. Edition Neue Wege, Berlin 1993, ISBN 3-88348-212-9.
  • Curt Geyer: Die revolutionäre Illusion. Zur Geschichte des linken Flügels der USPD. Erinnerungen (= Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Nr. 33). Herausgegeben von Wolfgang Benz und Hermann Graml. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1976, ISBN 3-421-01768-9.
  • Alfred Hermann: Die Geschichte der pfälzischen USPD. Verlag Pfälzische Post, Neustadt an der Weinstraße 1989, ISBN 3-926912-12-X (Zugleich: Mannheim, Universität, Dissertation, 1989).
  • Hartfrid Krause: USPD. Zur Geschichte der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main u. a. 1975, ISBN 3-434-20075-4.
  • Ottokar Luban: Die Rolle der Spartakusgruppe bei der Entstehung und Entwicklung der USPD Januar 1916 bis März 1919. In: JahrBuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung. Bd. 2, 2008, S. 69–75.
  • Ottokar Luban: Russische Bolschewiki und deutsche Linkssozialisten am Vorabend der deutschen Novemberrevolution. Beziehungen und Einflussnahmen. In: Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung. 2009, S. 283–298.
  • David W. Morgan: The Socialist Left and the German Revolution. A History of the German Independent Social Democratic Party, 1917–1922. Cornell University Press, Ithaca NY u. a. 1975, ISBN 0-8014-0851-2.
  • Richard Müller: Eine Geschichte der Novemberrevolution. Neuauflage. Die Buchmacherei, Berlin 2011, ISBN 978-3-00-035400-7 (Nachdruck der drei Bände: Vom Kaiserreich zur Republik, Die Novemberrevolution, Der Bürgerkrieg in Deutschland, Malik-Verlag, Wien/Berlin 1924–1925).
  • Eugen Prager: Geschichte der USPD. Entstehung und Entwicklung der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Verlagsgenossenschaft „Freiheit“, Berlin 1921, Digitalisat, (Das Gebot der Stunde. Geschichte der USPD. Mit einem Vorwort von Ossip K. Flechtheim. 4., annotierte Auflage. Dietz, Berlin u. a. 1980, ISBN 3-8012-0049-3).
  • Robert F. Wheeler: USPD und Internationale. Sozialistischer Internationalismus in der Zeit der Revolution (= Ullstein-Bücher. Nr. 3380, Ullstein-Materialien). Ullstein, Frankfurt am Main u. a. 1975, ISBN 3-548-03380-6.
Commons: Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ludger Heid: Oskar Cohn. Ein Sozialist und Zionist im Kaiserreich und in der Weimarer Republik (= Campus Judaica. Bd. 19). Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 2002, ISBN 3-593-37040-9, S. 75 ff.
  2. Curt Geyer: Die revolutionäre Illusion. 1976, S. 42 ff.
  3. Siehe Walter Bartel: Die Linken in der deutschen Sozialdemokratie im Kampf gegen Militarismus und Krieg. Dietz, Berlin 1958, S. 195.
  4. Siehe Dieter Fricke: Handbuch zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung 1869 bis 1917. Band 1. Dietz, Berlin 1987, ISBN 3-320-00847-1, S. 625.
  5. Zitiert nach Dieter Fricke: Handbuch zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung 1869 bis 1917. Band 1. Dietz, Berlin 1987, ISBN 3-320-00847-1, S. 634.
  6. Siehe Ralf Hoffrogge: Richard Müller. Der Mann hinter der Novemberrevolution (= Geschichte des Kommunismus und Linkssozialismus. 7). Dietz, Berlin 2008, ISBN 978-3-320-02148-1, S. 28.
  7. Siehe Autorenkollektiv: Geschichte der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Band 1: Von den Anfängen bis 1917. Dietz, Berlin 1988, ISBN 3-320-00928-1, S. 761.
  8. Annelies Laschitza: Die Liebknechts. Karl und Sophie. Politik und Familie. Aufbau-Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-351-02652-3, S. 261.
  9. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 17 f.
  10. Ludger Heid: Oskar Cohn. Ein Sozialist und Zionist im Kaiserreich und in der Weimarer Republik (= Campus Judaica. Bd. 19). Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 2002, ISBN 3-593-37040-9, S. 75 ff.
  11. Eugen Prager: Geschichte der USPD. 1921, S. 97.
  12. Hans Mommsen: Einleitung. In: Peter Friedemann (Hrsg.): Materialien zum politischen Richtungsstreit in der deutschen Sozialdemokratie. 1890–1917 (= Ullstein-Bücher. Nr. 3015). Band 1. Ullstein, Frankfurt am Main u. a. 1978, ISBN 3-548-03015-7, S. 5. Siehe auch Dieter Fricke: Handbuch zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung 1869 bis 1917. Band 1. Dietz, Berlin 1987, ISBN 3-320-00847-1, S. 374; Hartfrid Krause: USPD. 1975, S. 69; Autorenkollektiv: Geschichte der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Band 1: Von den Anfängen bis 1917. Dietz, Berlin 1988, ISBN 3-320-00928-1, S. 804; sowie Klaus-Peter Müller: Politik und Gesellschaft im Krieg. Der Legitimitätsverlust des badischen Staates 1914–1918 (= Veröffentlichungen der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Reihe B: Forschungen. 109). Kohlhammer, Stuttgart 1988, ISBN 3-17-009619-2, S. 104, (Zugleich: Freiburg (Breisgau), Universität, Dissertation, 1984).
  13. Hartfrid Krause: USPD. 1975, S. 70.
  14. Scheidemann räumte 1921 ein, dass der Reichskanzler in einer Besprechung mit „Vertrauensmännern“ der Reichstagsfraktionen am 8. März 1915 ein „stärkeres und größeres Deutschland“ als Ziel des Krieges bezeichnet hatte; Scheidemann sei es daraufhin „eisig kalt über den Rücken“ gelaufen, er habe insgeheim gewusst, dass man eigentlich „unmöglich noch Kredite würde bewilligen können.“ Siehe Eugen Prager: Geschichte der USPD. 1921, S. 98 f.
  15. Zitiert nach Hartfrid Krause: USPD. 1975, S. 71.
  16. Siehe Wilhelm Dittmann: Erinnerungen (= Quellen und Studien zur Sozialgeschichte. 14, 2). Bearbeitet und eingeleitet von Jürgen Rojahn. Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1995, ISBN 3-593-35285-0, S. 482.
  17. Zitiert nach Hartfrid Krause: USPD. 1975, S. 71.
  18. Siehe Dieter Fricke: Handbuch zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung 1869 bis 1917. Band 1. Dietz, Berlin 1987, ISBN 3-320-00847-1, S. 375. Beispiele für den „Frontalangriff gegen die Opposition“ (Eugen Prager) unter anderem bei Eugen Prager: Geschichte der USPD. 1921, S. 102 f., 107, 116 ff. und passim. Die große Mehrzahl der einschlägigen Untersuchungen stimmt in dem Befund überein, dass die Vorstandsmehrheit spätestens nach der Reichskonferenz planmäßig versucht hat, die Opposition – gegen deren Widerstand – aus der Partei zu drängen. Indes haben SPD-nahe Historiker gelegentlich zu suggerieren versucht, dass der SAG bzw. der Spartakusgruppe eine gleich große oder sogar die größere Verantwortung für die schließliche Spaltung zukomme; exemplarisch für diesen Standpunkt ist immer noch Susanne Miller: Burgfrieden und Klassenkampf. Die deutsche Sozialdemokratie im Ersten Weltkrieg (= Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. 53). Droste, Düsseldorf 1974, ISBN 3-7700-5079-7, passim. In der gleichsam „parteioffiziellen“ Darstellung Susanne Miller, Heinrich Potthoff: Kleine Geschichte der SPD. Darstellung und Dokumentation 1848–1990. 7., überarbeitete und erweiterte Auflage. Dietz, Bonn 1991, ISBN 3-87831-350-0, S. 76–78, wird der Konfrontationskurs gegenüber der Opposition mit keinem Wort erwähnt, stattdessen aber in Anlehnung an Millers Monographie der sozialdemokratische Disziplinbegriff herausgestellt. Der ebenfalls der von Miller repräsentierten Historikergruppe zuzurechnende Manfred Scharrer hat allerdings bemängelt, dass Miller in ihren Arbeiten den seines Erachtens falschen Eindruck erwecke, „als hätte es in der Macht der SAG gelegen, die Spaltung zu verhindern“. Siehe Manfred Scharrer: Die Spaltung der deutschen Arbeiterbewegung. 2., verbesserte Auflage. Edition Cordeliers, Stuttgart 1985, ISBN 3-922836-33-X, S. 75. Auch Hans Mommsen hielt gegenüber Miller fest: „Der Bruch mit der Linken ging vom reformistischen Flügel aus.“ Siehe Peter Friedemann (Hrsg.): Materialien zum politischen Richtungsstreit in der deutschen Sozialdemokratie. 1890–1917 (= Ullstein-Bücher. Nr. 3015). Band 1. Ullstein, Frankfurt am Main u. a. 1978, ISBN 3-548-03015-7, S. 50.
  19. Siehe Dieter Fricke: Handbuch zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung 1869 bis 1917. Band 1. Dietz, Berlin 1987, ISBN 3-320-00847-1, S. 375.
  20. Siehe Heinz Wohlgemuth: Die Entstehung der Kommunistischen Partei Deutschlands. Überblick. 2., vollständig überarbeitete und ergänzte Auflage. Dietz, Berlin 1978, S. 164.
  21. Brief Kautskys an Victor Adler, 7. August 1916. Zitiert nach Dieter Fricke: Handbuch zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung 1869 bis 1917. Band 1. Dietz, Berlin 1987, ISBN 3-320-00847-1, S. 398.
  22. Siehe Hartfrid Krause: USPD. 1975, S. 79 ff.
  23. Zitiert nach Eugen Prager: Geschichte der USPD. 1921, S. 134 f.
  24. Karl Kautsky: Mein Verhältnis zur Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei. Ein Rückblick. Tony Breitscheid, Berlin 1922, S. 8.
  25. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 30.
  26. Zuletzt dazu Ottokar Luban: Die Rolle der Spartakusgruppe bei der Entstehung und Entwicklung der USPD Januar 1916 bis März 1919. In: JahrBuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung. Bd. 2, 2008, S. 69–75.
  27. Siehe Heinz Wohlgemuth: Die Entstehung der Kommunistischen Partei Deutschlands. Überblick. 2., vollständig überarbeitete und ergänzte Auflage. Dietz, Berlin 1978, S. 176.
  28. Zitiert nach Walter Bartel: Die Linken in der deutschen Sozialdemokratie im Kampf gegen Militarismus und Krieg. Dietz, Berlin 1958, S. 423.
  29. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 31.
  30. Zitiert nach Dieter Fricke: Handbuch zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung 1869 bis 1917. Band 1. Dietz, Berlin 1987, ISBN 3-320-00847-1, S. 406.
  31. Siehe Dieter Fricke: Handbuch zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung 1869 bis 1917. Band 2. Dietz, Berlin 1987, ISBN 3-320-00847-1, S. 791.
  32. Zitiert nach Dieter Fricke: Handbuch zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung 1869 bis 1917. Band 1. Dietz, Berlin 1987, ISBN 3-320-00847-1, S. 403.
  33. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 31.
  34. Siehe Dieter Fricke: Handbuch zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung 1869 bis 1917. Band 1. Dietz, Berlin 1987, ISBN 3-320-00847-1, S. 407 f.
  35. Werner Bramke, Silvio Reisinger: Leipzig in der Revolution von 1918/1919. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2009, ISBN 978-3-86583-408-9, S. 50.
  36. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 32.
  37. Zitiert nach Dieter Fricke: Handbuch zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung 1869 bis 1917. Band 1. Dietz, Berlin 1987, ISBN 3-320-00847-1, S. 407.
  38. Zitiert nach Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 32.
  39. Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 33.
  40. Wilhelm Dittmann: Erinnerungen (= Quellen und Studien zur Sozialgeschichte. 14, 2). Bearbeitet und eingeleitet von Jürgen Rojahn. Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1995, ISBN 3-593-35285-0, S. 544.
  41. Siehe Fritz Klein u. a.: Deutschland im Ersten Weltkrieg. Band 2: Willibald Gutsche u. a.: Januar 1915 bis Oktober 1917. Akademie-Verlag, Berlin 1968, S. 718.
  42. Siehe Hartfrid Krause: USPD. 1975, S. 103, 109.
  43. Dazu ausführlich Fritz Klein u. a.: Deutschland im Ersten Weltkrieg. Band 2: Willibald Gutsche u. a.: Januar 1915 bis Oktober 1917. Akademie-Verlag, Berlin 1968, 676–695.
  44. Zitiert nach Aus der Zeugenaussage von Bibliotheksdirektor Dr. Friedrich Thimme. In: Hans Herzfeld: Die deutsche Sozialdemokratie und die Auflösung der nationalen Einheitsfront im Weltkrieg. Quelle & Meyer, Leipzig 1928, S. 315–320, hier S. 317.
  45. Zitiert nach Fritz Klein u. a.: Deutschland im Ersten Weltkrieg. Band 2: Willibald Gutsche u. a.: Januar 1915 bis Oktober 1917. Akademie-Verlag, Berlin 1968, 677.
  46. Siehe Werner Bramke, Silvio Reisinger: Leipzig in der Revolution von 1918/1919. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2009, ISBN 978-3-86583-408-9, S. 52.
  47. Zitiert nach Wilhelm Dittmann: Erinnerungen (= Quellen und Studien zur Sozialgeschichte. 14, 2). Bearbeitet und eingeleitet von Jürgen Rojahn. Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1995, ISBN 3-593-35285-0, S. 509.
  48. Zitiert nach Zeugenaussage von Generalleutnant a. D. Groener. In: Hans Herzfeld: Die deutsche Sozialdemokratie und die Auflösung der nationalen Einheitsfront im Weltkrieg. Quelle & Meyer, Leipzig 1928, S. 347–391, hier S. 352.
  49. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 38. Diese Praxis wiederholte sich nach dem Januarstreik in weitaus größerem Umfang.
  50. Detailliert dazu Wilhelm Dittmann: Die Marine-Justizmorde von 1917 und die Admirals-Rebellion von 1918. Dietz, Berlin 1926.
  51. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 40.
  52. Siehe Wilhelm Dittmann: Erinnerungen (= Quellen und Studien zur Sozialgeschichte. 14, 2). Bearbeitet und eingeleitet von Jürgen Rojahn. Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1995, ISBN 3-593-35285-0, S. 521 ff.
  53. Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 40.
  54. Zitiert nach Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 44.
  55. Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 44.
  56. Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 49.
  57. Haase an Kautsky, 6. August 1918. Zitiert nach Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 46 f.
  58. Zitiert nach Wilhelm Dittmann: Erinnerungen (= Quellen und Studien zur Sozialgeschichte. 14, 2). Bearbeitet und eingeleitet von Jürgen Rojahn. Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1995, ISBN 3-593-35285-0, S. 526.
  59. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 58.
  60. Siehe Wilhelm Dittmann: Erinnerungen (= Quellen und Studien zur Sozialgeschichte. 14, 2). Bearbeitet und eingeleitet von Jürgen Rojahn. Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1995, ISBN 3-593-35285-0, S. 527 ff.
  61. Siehe Ralf Hoffrogge: Richard Müller. Der Mann hinter der Novemberrevolution (= Geschichte des Kommunismus und Linkssozialismus. 7). Dietz, Berlin 2008, ISBN 978-3-320-02148-1, S. 56.
  62. Zitiert nach Hartfrid Krause: USPD. 1975, S. 110.
  63. Zitiert nach Hartfrid Krause: USPD. 1975, S. 110.
  64. Zitiert nach Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 62.
  65. Dazu zuletzt Ottokar Luban: Neue Forschungsergebnisse über die Spartakuskonferenz im Oktober 1918. In: Ulla Plener (Hrsg.): Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland für bürgerliche und sozialistische Demokratie. Allgemeine, regionale und biographische Aspekte. Beiträge zum 90. Jahrestag der Revolution (= Rosa-Luxemburg-Stiftung. Manuskripte. 85). Dietz, Berlin 2009, ISBN 978-3-320-02205-1, S. 68–78.
  66. Siehe Hartfrid Krause: USPD. 1975, S. 113; und Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 65.
  67. Siehe Illustrierte Geschichte der Deutschen Revolution. Internationaler Arbeiterverlag, Berlin 1929, S. 174, 181.
  68. Aufzeichnung Liebknechts, zitiert nach Illustrierte Geschichte der Deutschen Revolution. Internationaler Arbeiterverlag, Berlin 1929, S. 203.
  69. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 67.
  70. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 66.
  71. Aufzeichnung Liebknechts, zitiert nach Illustrierte Geschichte der Deutschen Revolution. Internationaler Arbeiterverlag, Berlin 1929, S. 203.
  72. Aufzeichnung Liebknechts, zitiert nach Illustrierte Geschichte der Deutschen Revolution. Internationaler Arbeiterverlag, Berlin 1929, S. 204.
  73. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 65; und Ralf Hoffrogge: Richard Müller. Der Mann hinter der Novemberrevolution (= Geschichte des Kommunismus und Linkssozialismus. 7). Dietz, Berlin 2008, ISBN 978-3-320-02148-1, S. 67 f.
  74. Siehe Wilhelm Dittmann: Erinnerungen (= Quellen und Studien zur Sozialgeschichte. 14, 2). Bearbeitet und eingeleitet von Jürgen Rojahn. Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1995, ISBN 3-593-35285-0, S. 554.
  75. Zitiert nach Prinz Max von Baden: Erinnerungen und Dokumente. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart u. a. 1927, S. 605.
  76. Siehe Wilhelm Dittmann: Erinnerungen (= Quellen und Studien zur Sozialgeschichte. 14, 2). Bearbeitet und eingeleitet von Jürgen Rojahn. Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1995, ISBN 3-593-35285-0, S. 555.
  77. Hans Mommsen: Aufstieg und Untergang der Republik von Weimar. 1918–1933. Überarbeitete und aktualisierte Ausgabe. Ullstein, Berlin 1998, ISBN 3-548-26508-1, S. 45.
  78. Siehe Illustrierte Geschichte der Deutschen Revolution. Internationaler Arbeiterverlag, Berlin 1929, S. 208.
  79. Wilhelm Dittmann: Erinnerungen (= Quellen und Studien zur Sozialgeschichte. 14, 2). Bearbeitet und eingeleitet von Jürgen Rojahn. Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1995, ISBN 3-593-35285-0, S. 556 ff.
  80. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 67.
  81. Siehe Jakov S. Drabkin: Die Novemberrevolution 1918 in Deutschland. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1968, S. 156, 161.
  82. Siehe Günter Hortzschansky u. a.: Illustrierte Geschichte der deutschen Novemberrevolution 1918/1919. Dietz, Berlin 1978, S. 148.
  83. Siehe Günter Hortzschansky u. a.: Illustrierte Geschichte der deutschen Novemberrevolution 1918/1919. Dietz, Berlin 1978, S. 149.
  84. Eberhard Kolb: Die Arbeiterräte in der deutschen Innenpolitik. 1918–1919 (= Ullstein-Buch. Nr. 3438). Um ein Vorwort und einen bibliographischen Anhang erweiterte Ausgabe. Ullstein, Frankfurt am Main u. a. 1978, ISBN 3-548-03438-1, S. 117, (Zugleich: Göttingen, Universität, Dissertation, 1959).
  85. Zitiert nach Jakov S. Drabkin: Die Novemberrevolution 1918 in Deutschland. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1968, S. 166.
  86. Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 69.
  87. Siehe Hartfrid Krause: USPD. 1975, S. 115 f.
  88. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 72. Siehe auch Robert F. Wheeler: USPD und Internationale. 1975, S. 46.
  89. Zitiert nach Wolfgang Ruge: Friedrich Ebert am 10. November 1918. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Bd. 26, 1978, S. 955–971, hier S. 963.
  90. Hartfrid Krause: USPD. 1975, S. 115.
  91. Zitiert nach Aus dem Kreuzverhör von General Groener. In: Hans Herzfeld: Die deutsche Sozialdemokratie und die Auflösung der nationalen Einheitsfront im Weltkrieg. Quelle & Meyer, Leipzig 1928, S. 383–391, hier S. 384.
  92. Siehe Hans Mommsen: Aufstieg und Untergang der Republik von Weimar. 1918–1933. Überarbeitete und aktualisierte Ausgabe. Ullstein, Berlin 1998, ISBN 3-548-26508-1, S. 45 f., 49.
  93. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 71. Siehe auch Susanne Miller: Die Bürde der Macht. Die deutsche Sozialdemokratie 1918–1920 (= Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. 63). Droste, Düsseldorf 1978, ISBN 3-7700-5095-9, S. 99.
  94. Zitiert nach Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 75.
  95. Siehe Wilhelm Dittmann: Erinnerungen (= Quellen und Studien zur Sozialgeschichte. 14, 2). Bearbeitet und eingeleitet von Jürgen Rojahn. Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1995, ISBN 3-593-35285-0, S. 577 f.
  96. Zitiert nach Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 78.
  97. Siehe Ralph Schattkowsky: Deutschland und Polen von 1918/19 bis 1925. Deutsch-polnische Beziehungen zwischen Versailles und Locarno (= Europäische Hochschulschriften. Reihe 3: Geschichte und ihre Hilfswissenschaften. Bd. 619). Lang, Frankfurt am Main u. a. 1994, ISBN 3-631-47136-X, S. 36. Siehe auch Wilhelm Dittmann: Erinnerungen (= Quellen und Studien zur Sozialgeschichte. 14, 2). Bearbeitet und eingeleitet von Jürgen Rojahn. Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1995, ISBN 3-593-35285-0, S. 611.
  98. Siehe Wilhelm Dittmann: Erinnerungen (= Quellen und Studien zur Sozialgeschichte. 14, 2). Bearbeitet und eingeleitet von Jürgen Rojahn. Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1995, ISBN 3-593-35285-0, S. 583 f.
  99. Siehe Heinz Habedank: Geschichte der revolutionären Berliner Arbeiterbewegung. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Band 2: Von 1917 bis 1945. Dietz, Berlin 1987, ISBN 3-320-00826-9, S. 57.
  100. Wilhelm Dittmann: Erinnerungen (= Quellen und Studien zur Sozialgeschichte. 14, 2). Bearbeitet und eingeleitet von Jürgen Rojahn. Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1995, ISBN 3-593-35285-0, S. 616.
  101. Wilhelm Dittmann: Erinnerungen (= Quellen und Studien zur Sozialgeschichte. 14, 2). Bearbeitet und eingeleitet von Jürgen Rojahn. Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1995, ISBN 3-593-35285-0, S. 617.
  102. Siehe Susanne Miller: Die Bürde der Macht. Die deutsche Sozialdemokratie 1918–1920 (= Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. 63). Droste, Düsseldorf 1978, ISBN 3-7700-5095-9, S. 215.
  103. Siehe Jakov S. Drabkin: Die Novemberrevolution 1918 in Deutschland. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1968, S. 544, 549.
  104. Zitiert nach Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 79.
  105. Siehe Jakov S. Drabkin: Die Novemberrevolution 1918 in Deutschland. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1968, S. 540, 544.
  106. Siehe Jakov S. Drabkin: Die Entstehung der Weimarer Republik. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1983, S. 75.
  107. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 32.
  108. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 102; und Heinrich August Winkler: Von der Revolution zur Stabilisierung. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1918 bis 1924 (= Geschichte der Arbeiter und der Arbeiterbewegung in Deutschland seit dem Ende des 18. Jahrhunderts. Bd. 9). 2., völlig durchgesehene und korrigierte Auflage. Dietz, Berlin u. a. 1985, ISBN 3-8012-0093-0, S. 139.
  109. Siehe Jakov S. Drabkin: Die Novemberrevolution 1918 in Deutschland. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1968, S. 543, Fußnote 223.
  110. Zitiert nach Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 113.
  111. Siehe Jakov S. Drabkin: Die Entstehung der Weimarer Republik. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1983, S. 79.
  112. Siehe Susanne Miller: Die Bürde der Macht. Die deutsche Sozialdemokratie 1918–1920 (= Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. 63). Droste, Düsseldorf 1978, ISBN 3-7700-5095-9, S. 245.
  113. Zitiert nach Susanne Miller: Die Bürde der Macht. Die deutsche Sozialdemokratie 1918–1920 (= Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. 63). Droste, Düsseldorf 1978, ISBN 3-7700-5095-9, S. 246.
  114. Siehe Susanne Miller: Die Bürde der Macht. Die deutsche Sozialdemokratie 1918–1920 (= Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. 63). Droste, Düsseldorf 1978, ISBN 3-7700-5095-9, S. 246; Jakov S. Drabkin: Die Entstehung der Weimarer Republik. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1983, S. 79 ff.; Heinrich August Winkler: Von der Revolution zur Stabilisierung. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1918 bis 1924 (= Geschichte der Arbeiter und der Arbeiterbewegung in Deutschland seit dem Ende des 18. Jahrhunderts. Bd. 9). 2., völlig durchgesehene und korrigierte Auflage. Dietz, Berlin u. a. 1985, ISBN 3-8012-0093-0, S. 144 f.
  115. Zitiert nach Jakov S. Drabkin: Die Entstehung der Weimarer Republik. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1983, S. 72.
  116. Siehe Jakov S. Drabkin: Die Entstehung der Weimarer Republik. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1983, S. 73.
  117. Siehe Jakov S. Drabkin: Die Entstehung der Weimarer Republik. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1983, S. 89.
  118. Siehe Jakov S. Drabkin: Die Entstehung der Weimarer Republik. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1983, S. 75.
  119. Siehe Jakov S. Drabkin: Die Entstehung der Weimarer Republik. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1983, S. 134.
  120. Siehe Hartfrid Krause: USPD. 1975, S. 123; und Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 88.
  121. Zitiert nach Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 107.
  122. Siehe Hartfrid Krause: USPD. 1975, S. 124.
  123. Zitiert nach Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 106.
  124. Zitiert nach Hartfrid Krause: USPD. 1975, S. 132.
  125. Siehe Hartfrid Krause: USPD. 1975, S. 133 ff.
  126. Zitiert nach Jakov S. Drabkin: Die Entstehung der Weimarer Republik. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1983, S. 186.
  127. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 112.
  128. Zitiert nach Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 110.
  129. Siehe Wilhelm Dittmann: Erinnerungen (= Quellen und Studien zur Sozialgeschichte. 14, 2). Bearbeitet und eingeleitet von Jürgen Rojahn. Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1995, ISBN 3-593-35285-0, S. 665.
  130. Zitiert nach Jakov S. Drabkin: Die Entstehung der Weimarer Republik. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1983, S. 181.
  131. Siehe Jakov S. Drabkin: Die Entstehung der Weimarer Republik. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1983, S. 362.
  132. Zitiert nach Jakov S. Drabkin: Die Entstehung der Weimarer Republik. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1983, S. 360.
  133. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 119.
  134. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 117.
  135. Siehe Jakov S. Drabkin: Die Entstehung der Weimarer Republik. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1983, S. 448.
  136. Zitiert nach Jakov S. Drabkin: Die Entstehung der Weimarer Republik. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1983, S. 452.
  137. Robert F. Wheeler: Die „21 Bedingungen“ und die Spaltung der USPD im Herbst 1920. Zur Meinungsbildung der Basis. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Jg. 23, Nr. 2, 1975, S. 117–154, hier S. 118 (PDF).
  138. Zitiert nach Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 126.
  139. So Stoeckers Wortwahl mit Blick auf SPD und Labour Party. Siehe Heinrich August Winkler: Von der Revolution zur Stabilisierung. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1918 bis 1924 (= Geschichte der Arbeiter und der Arbeiterbewegung in Deutschland seit dem Ende des 18. Jahrhunderts. Bd. 9). 2., völlig durchgesehene und korrigierte Auflage. Dietz, Berlin u. a. 1985, ISBN 3-8012-0093-0, S. 254.
  140. Siehe Frisch, Berndt, Die Festigung und Weiterentwicklung der Auffassung vom Wesen und von der Notwendigkeit der Diktatur des Proletariats in der KPD vom Gründungsparteitag bis zum Heidelberger Parteitag (Januar bis Oktober 1919), in: Imig, Werner, Kissljakow, Walter (Hrsg.), Studien zur ideologischen Entwicklung der KPD 1919–1923, Berlin 1981, S. 71–91, S. 85 ff. Siehe auch Bock, Hans Manfred, Syndikalismus und Linkskommunismus von 1918 bis 1923. Ein Beitrag zur Sozial- und Ideengeschichte der frühen Weimarer Republik, aktualisierte und mit einem Nachwort versehene Neuausgabe, Darmstadt 1993, S. 139 ff.
  141. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 130.
  142. Siehe Wolfram Wette: Die Wehrmacht. Feindbilder, Vernichtungskrieg, Legenden (= Fischer 15645 Die Zeit des Nationalsozialismus). Überarbeitete Ausgabe. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-15645-9, S. 60, (der fälschlich angibt, der Täter sei Franzose gewesen); sowie Wilhelm Dittmann: Erinnerungen (= Quellen und Studien zur Sozialgeschichte. 14, 2). Bearbeitet und eingeleitet von Jürgen Rojahn. Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1995, ISBN 3-593-35285-0, S. 683 ff.
  143. Curt Geyer: Die revolutionäre Illusion. 1976, S. 152.
  144. Siehe Hartfrid Krause: USPD. 1975, S. 150 f.
  145. Siehe Hartfrid Krause: USPD. 1975, S. 152.
  146. Curt Geyer: Die revolutionäre Illusion. 1976, S. 154.
  147. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 134.
  148. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 134.
  149. Zitiert nach Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 135.
  150. Zitiert nach Hartfrid Krause: USPD. 1975, S. 160.
  151. Zitiert nach Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 135.
  152. Zitiert nach Hartfrid Krause: USPD. 1975, S. 160.
  153. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 139 f.; Curt Geyer: Die revolutionäre Illusion. 1976, S. 160; sowie Robert F. Wheeler: USPD und Internationale. 1975, S. 179–188.
  154. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 138 f.
  155. Zitiert nach Robert F. Wheeler: USPD und Internationale. 1975, S. 190.
  156. Antwort des Zentralausschusses der Britischen Sozialistischen Partei auf das Schreiben der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original; abgerufen am 21. August 2013.@1@2Vorlage:Toter Link/kommunistische-internationale.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  157. Siehe Robert F. Wheeler: USPD und Internationale. 1975, S. 190.
  158. Curt Geyer: Die revolutionäre Illusion. 1976, S. 176.
  159. Zitiert nach Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 153.
  160. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 154 f.
  161. Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 156.
  162. Zitiert nach Hartfrid Krause: USPD. 1975, S. 188.
  163. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 156.
  164. Zitiert nach Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 159.
  165. Siehe Hartfrid Krause: USPD. 1975, S. 191.
  166. Leitsätze über die Bedingungen der Aufnahme in die Kommunistische Internationale In: kpd-sozialgeschichte, abgerufen am 27. Juli 2019.
  167. Robert F. Wheeler: USPD und Internationale. 1975, S. 230.
  168. Zitiert nach Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 170.
  169. Siehe Curt Geyer: Die revolutionäre Illusion. 1976, S. 213; und Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 176.
  170. Curt Geyer: Die revolutionäre Illusion. 1976, S. 203 f.
  171. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 167, 170 f.
  172. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 171.
  173. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 172.
  174. Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 174 f.
  175. Hartfrid Krause: USPD. 1975, S. 192.
  176. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 178.
  177. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 180.
  178. Curt Geyer: Die revolutionäre Illusion. 1976, S. 225.
  179. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 193.
  180. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 193.
  181. Siehe Robert F. Wheeler: USPD und Internationale. 1975, S. 263.
  182. Siehe Hartfrid Krause: USPD. 1975, S. 219.
  183. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 187.
  184. Siehe die Aufstellung bei Robert F. Wheeler: USPD und Internationale. 1975, S. 263.
  185. Curt Geyer: Die revolutionäre Illusion. 1976, S. 138.
  186. Zitiert nach Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 196.
  187. Zitiert nach Heinz Niemann u. a.: Geschichte der deutschen Sozialdemokratie 1917 bis 1945. Dietz, Berlin 1982, S. 106.
  188. Zitiert nach Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 199.
  189. Zitiert nach Heinz Niemann u. a.: Geschichte der deutschen Sozialdemokratie 1917 bis 1945. Dietz, Berlin 1982, S. 107.
  190. Marx hatte geschrieben: „Zwischen der kapitalistischen und der kommunistischen Gesellschaft liegt die Periode der revolutionären Umwandlung der einen in die andre. Der entspricht auch eine politische Übergangsperiode, deren Staat nichts andres sein kann als die revolutionäre Diktatur des Proletariats.“
  191. Zitiert nach Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 201.
  192. Zitiert nach Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 200.
  193. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 202.
  194. Siehe Robert F. Wheeler: USPD und Internationale. 1975, S. 279. Wheeler hält die prekäre Finanzlage für die Hauptursache der plötzlichen Einigungseuphorie – die „auf den ersten Blick wie politisches Harakiri aussieht“ – in der USPD-Führung. Siehe auch Hartfrid Krause: USPD. 1975, S. 257.
  195. Siehe Ratz, Ursula, Georg Ledebour 1850–1947. Weg und Wirken eines sozialistischen Politikers, Berlin 1969, S. 213 f.
  196. Zitiert nach Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 203.
  197. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 203.
  198. Zitiert nach Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 206.
  199. Siehe Autorenkollektiv: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Chronik. Teil 2: Von 1917 bis 1945. Dietz, Berlin 1966, S. 133. Die Angabe bei Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 206 (17.–20. September) ist offenkundig falsch.
  200. Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 33.
  201. Siehe Hartfrid Krause: USPD. 1975, S. 258 ff.
  202. Zitiert nach Heinz Niemann u. a.: Geschichte der deutschen Sozialdemokratie 1917 bis 1945. Dietz, Berlin 1982, S. 109.
  203. Zitiert nach Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 206.
  204. Hartfrid Krause: USPD. 1975, S. 260.
  205. Siehe Hans Beyer: Die Revolution in Bayern. 1918/1919. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1982, S. 45 f.
  206. Siehe Heinz Niemann u. a.: Geschichte der deutschen Sozialdemokratie 1917 bis 1945. Dietz, Berlin 1982, S. 109 f.
  207. Siehe Robert F. Wheeler: USPD und Internationale. 1975, S. 279.
  208. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 209.
  209. Siehe Dieter Engelmann, Horst Naumann: Zwischen Spaltung und Vereinigung. 1993, S. 215.
  210. Siehe Hanno Drechsler: Die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD). Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung am Ende der Weimarer Republik (= Marburger Abhandlungen zur politischen Wissenschaft. 2, ISSN 0542-6480). Hain, Meisenheim am Glan 1965, S. 139.
  211. Kölner Stadt-Anzeiger: „Die Linke“ im Rösrather Stadtrat , 27. Juni 2007.
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