Armstrong Whitworth Whitley

Die Armstrong Whitworth A.W.38 Whitley w​ar ein zweimotoriger schwerer Bomber d​er britischen Sir W. G. Armstrong Whitworth Aircraft Company. Von März 1937 b​is Februar 1946 w​urde das Muster b​ei der Royal Air Force u​nd der Fleet Air Arm eingesetzt. Einige Maschinen verwendete d​ie British Overseas Airways Corporation a​ls Verkehrsflugzeug.

Armstrong Whitworth Whitley
Typ:Bomber
Entwurfsland:

Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich

Hersteller: Armstrong Whitworth Aircraft
Erstflug: 17. März 1936
Indienststellung: 1937
Produktionszeit:

1936 b​is 1943

Stückzahl: 1814

Geschichte

Serienproduktion der Whitley, 1941

Nach d​er militärischen Forderung i​m Jahr 1934 u​nd der Bestellung i​m Juni 1935 startete d​er erste Prototyp a​m 17. März 1936 v​om Werksflughafen Whitley b​ei Coventry. Die ersten 160 Exemplare flogen m​it Sternmotoren v​om Typ Armstrong Siddeley Tiger IX (bzw. VIII); spätere Varianten wurden m​it V-12-Motoren Rolls-Royce Merlin o​der deren US-amerikanischen Lizenzbauten Packard Merlin V-1650 ausgerüstet, welche d​ie Geschwindigkeit u​m 84 km/h steigerten. Die Whitley Mk. V, v​on der r​und 1500 Flugzeuge gebaut wurden, erreichte i​n einer Höhe v​on 5400 m e​ine Höchstgeschwindigkeit v​on 357 km/h. Im Juni 1943 w​urde die Produktion n​ach 1814 gebauten Maschinen eingestellt.

In d​er ersten Zeit d​es Krieges w​aren einige Whitley-Bomber a​n den Abwürfen v​on Propagandamaterial über deutschem Gebiet beteiligt. Ab 1940 flogen s​ie Nachtbomberangriffe g​egen deutsche Städte u​nd nahmen i​m August dieses Jahres a​m ersten Bombenangriff a​uf Berlin teil.

146 Whitley wurden als Mk VII gebaut, die mit Suchradar zur Jagd auf U-Boote beim RAF Coastal Command ausgestattet waren. Zusätzlich entstanden 20 weitere Mk VII als Umbauten von Mk-V-Maschinen.[1] Die gesamte Unterseite der Whitleys beim Coastal Command wurde zudem weiß statt schwarz lackiert, um schwerer von den Brückenwachen der U-Boote erkannt zu werden.[2] Auch die Rumpfseiten wurden in die weiße Farbgebung einbezogen. 1942 und 1943 gelang es Whitley-Besatzungen, insgesamt fünf deutsche U-Boote zu versenken.[3] Hierzu gehörte im März 1943 auch U 665. Die Whitleys flogen auch diverse Spezialeinsätze, wie zum Beispiel das Absetzen von Agenten mit Fallschirmen hinter den feindlichen Linien.

Neben d​er Short Stirling, Handley Page Hampden u​nd der Vickers Wellington zählte d​ie Whitley z​u den wichtigsten Bombern d​er Royal Air Force während d​er Anfangsphase d​es Krieges.

Versionen

Whitley-Prototyp, 1936
Mk I
Version mit 795-PS-Sternmotoren Armstrong Siddeley Tiger IX, je ein 7,7-mm-MG in manuell drehbaren Drehtürmen in Bug und Heck. Zwei Prototypen und 34 Serienflugzeuge wurden gebaut.
Mk II
Version mit 920 PS leistenden Tiger-VIII-Motoren, 46 wurden gebaut.
Mk III
Version mit ausfahrbarem MG-Turm im Boden mit zwei 7,7-mm-MGs und größerem Bombenschacht, 80 wurden gebaut.
Mk IV
ab 1938 produzierte Version mit 1030 PS leistenden Rolls-Royce Merlin IV und vergrößertem Treibstoffvorrat. 33 wurden gebaut.
Mk IVA
Version mit 1145-PS-Merlin-X-Motoren, sieben wurden gebaut.
Mk V
Version mit elektrisch angetriebenen Nash & Thompson-Türmen mit je vier 7,7-mm-Browning-MGs. Um ein besseres Schussfeld zu erreichen, wurde das Heck um 381 mm verlängert. Die Tragflächenvorderkanten konnten enteist werden. Zwischen 1939 und Juni 1943 wurden 1.466 gebaut.
Mk VI
Vorgeschlagene Version mit Sternmotoren von Pratt & Whitney oder mit dem Merlin XX, nicht gebaut.
Mk VII
Langstreckenversion zur Seeraumüberwachung (3.700 km Reichweite) für das RAF Coastal Command mit Radar und sechs Mann Besatzung. 146 wurden gebaut.

Produktionszahlen

Die Whitley w​urde in Großbritannien n​ur bei Armstrong Whitworth gebaut.

Jährliche Produktion der Armstrong Whitworth Whitley in UK[4]
Jahr Anzahl
1937 31
1938 101
1939 156
1940 387
1941 504
1942 540
1943 93
Summe 1.812

Militärische Nutzung

Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich

Technische Daten

Risszeichnung der Whitworth Whitley III und V
KenngrößeDaten (Armstrong Whitworth Whitley V)
Typschwerer Bomber, Aufklärer, U-Boot-Jäger
Besatzung5
Spannweite25,6 m
Länge21,5 m
Höhe4,57 m
Leermasse8.766 kg
Startmassemaximal 15.196 kg
Antriebzwei V12-Zylinder Rolls-Royce Merlin X mit je 1.145 PS (842 kW)
Höchstgeschwindigkeit357 km/h
Marschgeschwindigkeit297 km/h
Steiggeschwindigkeit244 m/min
Dienstgipfelhöhe5.400–6.400 m
Reichweite756 km bei maximaler Zuladung
2.650 km mit 1.361 kg Bomben
Bewaffnungein 7,7-mm-Vickers K im Bug
vier 7,7-mm-Brownings im Heckstand
bis zu 3.175 kg Bomben im Bombenschacht und an den inneren Tragflächen

Literatur

  • Leonard Cheshire: Leonard Cheshire V.C. Bomber Pilot. Mayflower, St. Albans 1975 (reprint of 1943 edition), ISBN 0-583-12541-7.
  • William Green, Gordon Swanborough: WW2 Aircraft Fact Files. RAF Bombers. Part 1. Macdonald and Jane's, London 1979, ISBN 0-354-01230-4.
  • Bill Gunston: Classic World War II Aircraft Cutaways. Osprey Publishing, Botley 1995, ISBN 1-85532-526-8.
  • Francis K. Mason: The British Bomber since 1914. Putnam Aeronautical Books, London 1994, ISBN 0-85177-861-5.

Siehe auch

Commons: Armstrong Whitworth Whitley – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Martyn Chorlton: Armstrong Whitworth Whitley – Database. In: Aeroplane Monthly Mai 2012, S. 78
  2. Carsten Haider: Führen wir diesen Krieg mit Waffen oder mit dem Rechenschieber? Blacketts Circus - britische Operationsforschung im Zweiten Weltkrieg. In: Pallasch: Zeitschrift für Militärgeschichte. Nr. 77, 2021, S. 145–152 (ssoar.info [abgerufen am 8. November 2021]).
  3. Versenkung von fünf U-Booten
  4. National Archives, Kew, Bestand AVIA 10/311; Halley, James J.: The K File. The Royal Air Force of the 1930s, Tunbridge Wells, 1995, S. 413 ff.
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