Corbusierhaus
Das Corbusierhaus (auch Le Corbusierhaus, Corbusierhaus Berlin oder Wohnmaschine) ist ein nach Plänen des Architekten Le Corbusier errichtetes Hochhaus im Berliner Ortsteil Westend des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf.
Geschichte
Das eigentlich als Unité d’Habitation, type Berlin (französisch für ‚Wohneinheit, Typ Berlin‘) bezeichnete Gebäude gehört zu dem von Le Corbusier entwickelten Hochhaustyp der „Unité d’Habitation“. Es wurde für die Internationale Bauausstellung von 1957 (Interbau) entworfen und sollte ursprünglich im Hansaviertel realisiert werden. Die Gestaltung des Hansaviertels wird als Reaktion West-Berlins auf die Architektur in Ost-Berlin verstanden, vor allem auf die dortigen Bauten rund um die Karl-Marx-Allee. Mit den Entwürfen der Interbau und so auch mit dem Corbusierhaus sollte diesen Neubauten im Ostteil Berlins entgegnet werden.[1][2] Aufgrund der geplanten Größe des Gebäudes wurde es jedoch letztlich nicht im Hansaviertel errichtet. Berlin stellte für den Bau ein städtisches Grundstück zwischen dem Berliner Olympiastadion und der Heerstraße zur Verfügung, das sogenannte „Heilsberger Dreieck“, zwischen der Heilsberger Allee, der heutigen Flatowallee und der S-Bahn-Trasse gelegen. Auf einer die Umgebung überragenden leichten Anhöhe wurde das Gebäude zwischen 1956 und 1958 errichtet.[3] Es beinhaltet nunmehr 530 Wohnungen auf 17 Geschossen, die über zehn „Straßen“ erschlossen werden. Wegen der Vorschriften der deutschen Bauordnung und für den sozialen Wohnungsbau zeigt die Umsetzung des Gebäudes starke Abweichungen vom ursprünglichen Entwurf. Die Raumhöhe beträgt 2,50 Meter statt der von Corbusiers Proportionsschema Modulor vorgesehenen 2,26 Meter.[4] Ebenso sind die für diesen Haustyp markanten Stützen nicht plastisch und skulptural, sondern als einfache Scheiben ausgeführt. Zwar akzeptierte Le Corbusier die Abweichungen im Jahr 1957. Ein Jahr später distanzierte sich der Architekt jedoch vom ausgeführten Bau.[5] Le Corbusier strich daher das Gebäude letztendlich aus seinem Lebenswerk. Das Corbusierhaus steht seit 1996 unter Denkmalschutz.[6] Seit der Umbenennung der Reichssportfeldstraße im Jahr 1997 lautet die Adresse Flatowallee 16.
Literatur
- Frithjof Müller-Reppen: Le Corbusiers Wohneinheit „Typ Berlin“, Faksimile der Originalausgabe von 1958 mit einem aktualisierten Anhang, WEG Corbusier-Haus/Förderverein Corbusierhaus Berlin e. V. (Hrsg.), JOVIS Verlag Berlin 2008, ISBN 978-3-86859-005-0.
- Bärbel Högner: „Typ Berlin“ Das Corbusierhaus in Charlottenburg, JOVIS Verlag Berlin 2008, ISBN 978-3-86859-004-3.
- Heinz Ohff und Rainer Höynck, Das BerlinBuch, Stapp Verlag, Berlin, 1987; S. 190, 206/207, ISBN 3-87776-231-X.
- Mohr, Philipp Café Corbusier: Eine Rekonstruktion in Berlin, edition Kronzeugen, Raufehdern, 2021, ISBN 3-9821953-6-5.
Weblinks
Einzelnachweise
- Tänzler, Jade-Yasmin (2007): Gebrauchsanweisung für Corbusiers Wohnmaschine: Landesdenkmalamt übergibt Pflegeplan. In: Berliner Zeitung vom 15. März 2007, S. 20
- Ohne Autor (2012): Berlin zeigt Ost und West in einer Stadt: Karl-Marx-Allee und Hansaviertel am Start. In: Mitteldeutsche Zeitung, 7. Juli 2012, S. 26
- Unité d’Habitation – Corbusier Bürgerverein Hansaviertel.
- Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler Berlin, Berlin, Deutscher Kunstverlag 2006, S. 246
- Ohne Autor (2007): Das Hansaviertel und 50 Jahre Interbau. In: Berliner Zeitung, 15. Mai 2007, S. 27
- Jade-Yasmin Tänzler: Gebrauchsanweisung für Corbusiers Wohnmaschine: Landesdenkmalamt übergibt Pflegeplan. In: Berliner Zeitung, 15. März 2007, S. 20