Deutsches Patent- und Markenamt
Das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA), bis 1998 Deutsches Patentamt, ist eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Justiz mit Sitz in München und Außenstellen in Jena, Berlin und Hauzenberg. Zum Jahresende 2019 beschäftigte es 2747 Mitarbeiter, davon arbeiteten über 1000 in der Patentprüfung.[2]
Deutsches Patent- und Markenamt | |
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Staatliche Ebene | Bund |
Stellung | Bundesoberbehörde |
Aufsichtsbehörde | Bundesministerium der Justiz |
Gründung | 1. Juli 1877 in Berlin als Kaiserliches Patentamt 1919 Umbenennung zu Reichspatentamt 1998 als Deutsches Patent- und Markenamt |
Hauptsitz | München, Bayern |
Behördenleitung | Cornelia Rudloff-Schäffer, Präsidentin; Bernd Maile, Vizepräsident; Ulrich Deffaa, Vizepräsident |
Bedienstete | ca. 2800[1] |
Netzauftritt | www.dpma.de |
Aufgabe
Das Patentamt ist die Zentralbehörde auf dem Gebiet des gewerblichen Rechtsschutzes in Deutschland und ist unter anderem für die Erteilung von Patenten, für die Eintragung von Gebrauchsmustern, Marken und Designs sowie für die Information der Öffentlichkeit über bestehende gewerbliche Schutzrechte zuständig. Anerkannte Kooperationspartner des DPMA in den Bundesländern sind die Patentinformationszentren, vereinigt in der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Patentinformationszentren e. V.
Rechtsgrundlage ist § 26 des deutschen Patentgesetzes. Ursprünglich wurden Beschwerden gegen Entscheidungen des Deutschen Patentamtes von diesem selbst entschieden; seit 1961 ist hierfür das Bundespatentgericht zuständig.
Geschichte
Vom Kaiserlichen Patentamt (1877) zum Reichspatentamt (1919)
Am 25. Mai 1877 wurde das erste einheitliche deutsche Patentgesetz erlassen, welches auch die Einrichtung einer Behörde vorsah, die Patente vergeben sollte. Auf dieser Grundlage wurde am 1. Juli 1877 als erste deutsche Patentbehörde das Kaiserliche Patentamt in Berlin gegründet.[4][5] Am 2. Juli 1877 wurde das erste deutsche Patent für ein „Verfahren zur Herstellung einer rothen Ultramarinfarbe“ des Erfinders Johannes Zeltner erteilt.[3] Die erste Marke Perkeo wurde am 16. Oktober 1894 für einen Berliner Lampenproduzenten eingetragen.[6][7]
Zunächst war das Amt in einem reichseigenen Gebäude in der Wilhelmstraße untergebracht. Im April 1879 wurde es in Mietshäuser an der Königgrätzer Straße (heute Stresemannstraße) verlegt, im März 1882 dann in andere Gebäude derselben Straße. 1891 bezog das Amt einen Neubau in der Luisenstraße 34 in Berlin-Mitte, um 1895 kam auf dem Grundstück Nr. 32 ein Erweiterungsbau hinzu.[8][9] Im Jahr 1905 konnte das von den Architekten Hermann Solf und Franz Wichards konzipierte Patentamtsgebäude in der Gitschiner Straße Ecke Lindenstraße in Berlin-Kreuzberg bezogen werden. Der Bau weist eine charakteristische 243 Meter lange Front entlang der Hochbahntrasse auf.[10][11][5] Das nun frei werdende Gründerzeithaus wurde in Zeitungsannoncen Nachnutzern angeboten.[12]
Nach der Abschaffung der Monarchie 1918 erhielt die Behörde die Bezeichnung Reichspatentamt.
1945 Einstellung der Tätigkeit
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, 1945 stellte das Patentamt seine Tätigkeit ein, nachdem die Alliierten aufgrund der Artikel II und X des Kontrollratsgesetzes Nr. 5 vom 30. Oktober 1945[13] unter anderem Patente, Marken und Schutzzeichen beschlagnahmt hatten, die sich im Auslandsvermögen von deutschen Eigentümern befanden. Der Artikel II dieses Gesetzes wurde am 31. August 1951 außer Kraft gesetzt, das gesamte Kontrollratsgesetz aber erst am 15. März 1991 mit dem Inkrafttreten des Vertrags über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland. Bis 1951 wurden die beschlagnahmten Patente durch die Alliierten technologisch und wirtschaftlich genutzt.
1949 Wiedereröffnung in München
Am 1. Oktober 1949 eröffnete das Deutsche Patentamt seine Räume im Deutschen Museum in München. Seitdem tragen die Patente in Deutschland die Bezeichnung Deutsches Bundespatent gefolgt von der Patentnummer. Die entsprechende Abkürzung DBP (anfänglich auch D.B.P.) findet sich gelegentlich auch zum Zwecke der Assoziation mit einer höheren Qualität auf patentierten Produkten. 1951 wurde eine Außenstelle im alten Reichspatentamt in West-Berlin eröffnet. 1959 zog das Patentamt in ein eigenes Gebäude in München um, welches von Franz Hart und Georg Hellmuth Winkler entworfen worden war.
1973 Europäisches Patentamt
Seit 1973 besteht mit der Europäischen Patentorganisation (EPO) eine übergeordnete Einrichtung und seit 1977 mit dem Europäischen Patentamt ein weiteres Patentamt. Das Europäische Patentamt, dessen Aufgabe die Prüfung und Erteilung europäischer Patente ist, hat am 1. Juni 1978 die erste Patentanmeldung registriert. Es erteilt auch in Deutschland wirksame Patente und hat seinen Sitz in München und Dienststellen in Rijswijk (bei Den Haag), Berlin, Wien und ein Verbindungsbüro in Brüssel.
1990 Fusion mit dem Patentamt der DDR
Im Jahr 1990, infolge der deutschen Wiedervereinigung fusionierte das Deutsche Patentamt mit dem Amt für Erfindungs- und Patentwesen der DDR in Ost-Berlin. Vor diesem Hintergrund wurde im Jahr 1998 in Jena eine Dienststelle errichtet, und der größte Teil der ehemaligen DDR-Dienststelle Berlin dorthin verlagert. Das Amt verfügt damit fortan über drei Standorte (München, Jena und Berlin). Im selben Jahr wurde die Behörde von Deutsches Patentamt in Deutsches Patent- und Markenamt umbenannt, was der gestiegenen Bedeutung von Marken als Arbeitsgebiet des Amtes Rechnung tragen soll.[14]
Präsidenten (Auswahl)
Kaiserliches und Reichs-Patentamt
Der erste Präsident des Kaiserlichen Patentamts war bis 1879 Karl Rudolf Jacobi.[15]
Letzter Präsident des Reichspatentamts war Georg Klauer, der 1947 durch Suizid starb.
Deutsches Patentamt, Deutsches Patent- und Markenamt
Erster Präsident des Deutschen Patentamts war Eduard Reimer (verstorben 1957). Sein Nachfolger wurde Herbert Kühnemann, der 1962 starb. Ihm folgten Kurt Haertel (Amtszeit von 1963 bis 1975), Erich Häußer (Amtszeit von 1975 bis 1995), Norbert Haugg (1995 bis 2000), Jürgen Schade (2001 bis 2008). Seit 2009 ist Cornelia Rudloff-Schäffer Präsidentin des Amts.
Gebäudekomplex in München
Das heutige Dienstgebäude wurde durch das Landbauamt München und die Architekten Franz Hart und Helmuth Winkler als Neubau in den Jahren 1954 bis 1959 auf einem Grundstück einer im Krieg zerstörten Kaserne erstellt. Der erste Bauabschnitt bestand aus dem fünfgeschossigen Atriumbau, der zweite Bauabschnitt aus dem zwölfgeschossigen Hochhaus parallel zur Isar. Diese städtebauliche Dominante ist weithin sichtbar. Das Gebäude wird der kontextbewussten und künstlerisch ambitionierten Moderne zugerechnet.
30 Jahre nach der Grundsteinlegung bestand ein grundsätzlicher Sanierungsbedarf. Im Rahmen dieser im Jahre 2001 abgeschlossenen „Großen Maßnahme“ wurde auch ein Wettbewerb zur Kunst am Bau durchgeführt. Für die Kantine im 10. Obergeschoss wurde von Dietmar Tanterl eine mediale Lichtskulptur entwickelt. Im Hause wurden über die zehn Stockwerke jeweils gegenüber dem Paternoster 28 Fotoarbeiten von Beate Passow angebracht. Die Fotoarbeit „Die Erfindung des rothen Ultramarin“ bezieht sich auf die erste Patentschrift des kaiserlichen Patentamtes von 1877.
Patentanmelder
Spitzenreiter beim Deutschen Patent- und Markenamt im Jahr 2016 waren die Unternehmen Bosch mit 3693 Patentanmeldungen, Schaeffler mit 2316 Patentanmeldungen und Daimler mit 1946 Patentanmeldungen.[16] 2017 wurden 6 % der Patente von Frauen angemeldet.[17] In Baden-Württemberg werden elf Mal so viele Patente pro 100.000 Einwohner angemeldet wie in Mecklenburg-Vorpommern.[18]
Erfindergalerie
1984 eröffnete das DPMA eine Erfindergalerie. Sie soll „Ansporn sein für alle innovatorischen Kräfte, sich weiter zu entfalten, und ein Signal an die Verantwortlichen, diese nachhaltig zu fördern.“ Sie wurde in den Jahren 1987 und 1999 erweitert und umfasst seitdem 17 deutsche Erfinder:[19] Béla Barényi, Gerd Binnig, Ludwig Bölkow, Walter Bruch, Jürgen Dethloff, Artur Fischer, Rudolf Hell, Heinz Lindenmeier, Hermann Oberth, Hans Joachim Pabst von Ohain, Oskar-Erich Peter, Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger, Ernst Ruska, Hans Sauer, Felix Wankel, Ernst-Ludwig Winnacker und Konrad Zuse.
Literatur
- Reichspatentamt (Hrsg.): Das Reichspatentamt 1877–1927. Rückblick auf sein Werden und Wirken. Heymanns, Berlin 1927 (Digitalisat)
- Martin Otto: Deutsches Patent- und Markenamt (DPMA). In: Historisches Lexikon Bayerns
Weblinks
Einzelnachweise
- Wir über uns. DPMA, 26. Februar 2020, abgerufen am 4. August 2020.
- Jahresbericht 2019. (PDF) DPMA, abgerufen am 8. April 2021.
- Verfahren zur Herstellung einer rothen Ultramarinfarbe. (PDF) Johannes Zeltner in Nürnberger Ultramarinfabrik. In: Patentschrift No. 1. Kaiserliches Patentamt, 1. Juli 1877, S. 1, abgerufen am 13. Mai 2020.
- Reichspatentamt (Hrsg.): Das Reichspatentamt 1877–1927. Rückblick auf sein Werden und Wirken. Heymann, Berlin 1927 (digitalis.uni-koeln.de [abgerufen am 5. März 2010]).
- Das Kaiserliche Patentamt. In: Berlin-Kalender 1997, Hrsg. Luisenstädtischer Bildungsverein, 1997, ISBN 3-89542-089-1, S. 130/131.
- Vgl. Auskunft zur Marke PERKEO im Register des Deutschen Patent- und Markenamtes (DPMA)
- 16. Oktober 1894: Erste Marke ins Markenregister eingetragen, WDR-Stichtag vom 16. Oktober 2014. Abruf 3. Juni 2017.
- Das deutsche Patentamt 1877–1945. (Festvortrag anläßlich des 90-jährigen Bestehens des Deutschen Patentamts 1967) abgerufen am 22. August 2016.
- Kathrin Chod, Herbert Schwenk, Hainer Weisspflug: Kaiserliches Patentamt. In: Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon, Mitte. Luisenstädtischer Bildungsverein. Haude und Spener / Edition Luisenstadt, Berlin 2003, ISBN 3-89542-111-1 (luise-berlin.de – Stand 7. Oktober 2009).
- Das neue Dienstgebäude für das Kaiserliche Patentamt in Berlin. In: Otto Sarrazin, Friedrich Schultze (Hrsg.): Zentralblatt der Bauverwaltung. Band XXV, Nr. 79, 30. September 1905, S. 489–492 (zlb.de).
- Das neue Dienstgebäude für das Kaiserliche Patentamt in Berlin (Schluß). In: Otto Sarrazin, Friedrich Schultze (Hrsg.): Zentralblatt der Bauverwaltung. Band XXV, Nr. 80, 30. Oktober 1905, S. 497–499 (zlb.de).
- Anzeige (rechts, unten). In: Berliner Tageblatt, 4. August 1905.
- Kontrollratsgesetz Nr. 5
- Geschichtliches auf den Seiten des DPMA
- Das Reichs-Patentamt. In: Provinzial-Correspondenz. Band 15, Nr. 28, 11. Juli 1877, S. 2 (amtspresse.staatsbibliothek-berlin.de [PDF]).
- DPMA Jahresbericht 2016. (Memento vom 19. August 2017 im Internet Archive; PDF) S. 7.
- Patente Frauen. DPMA, abgerufen am 19. April 2019.
- Patente. DPMA, abgerufen am 19. April 2019.
- Die Erfindergalerie des Deutschen Patent- und Markenamts. (online [abgerufen am 3. Juni 2017]).