Berliner Stadtreinigungsbetriebe
Die Berliner Stadtreinigung (BSR) ist ein Dienstleistungsunternehmen des Landes Berlin und verantwortlich für Müllabfuhr, Straßenreinigung und Abfallbehandlung. Das Unternehmen zählt mit knapp 6000 Beschäftigten[2] zu den größten Arbeitgebern Berlins und ist der größte kommunale Entsorger in Deutschland.
Berliner Stadtreinigung | |
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Rechtsform | Anstalt des öffentlichen Rechts |
Gründung | 1951 |
Sitz | Berlin, Deutschland |
Leitung | Stephanie Otto (Vorsitzende des Vorstands), Martin Urban (Vorstand Personal), Werner Kehren (Vorstand Finanzen)[1] |
Mitarbeiterzahl | 5966[2] |
Umsatz | 615,9 Mio. Euro[2] |
Branche | Abfallentsorgung |
Website | www.bsr.de |
Stand: 28. Mai 2018 |
Die BSR entsorgt den Berliner Haus-, Bio- und Sperrmüll und ist in einigen Stadtgebieten auch für die Leerung der Wertstofftonnen zuständig. Außerdem halten die Beschäftigten die Straßen und Plätze sauber und sorgen im Winter für sichere Fahrbahnen. Darüber hinaus betreibt die BSR unter anderem das Berliner Müllheizkraftwerk, eine Biogasanlage sowie 17 Recyclinghöfe.[3]
Unternehmensgeschichte
Ab 1. Oktober 1875 wurde durch königliche Kabinettsorder die gesamte öffentliche Straßenreinigung der Stadt Berlin ein Teil der kommunalen Selbstverwaltung. 1894 gründeten die Berliner Hauseigentümer die Wirtschaftsgenossenschaft Berliner Grundbesitzer GmbH zur Müllbeseitigung, um von den privaten Abfuhrunternehmen unabhängig zu sein. Am 1. Oktober 1922 übernahm die neu gebildete Berliner Müllabfuhr-Aktiengesellschaft (BEMAG) den Müllabfuhrbetrieb. An dem Gesellschaftskapital war die Kommune zu einem Viertel beteiligt, hatte sich allerdings durch den Aufsichtsratsvorsitz (Oberbürgermeister) die Oberaufsicht gesichert. Sukzessive erwarb die Stadt Aktienanteile der Gesellschaft, 1927 lagen sie bei 85,8 Prozent. Ab 1. April 1935 wurde die BEMAG in eine Städtische Müllbeseitigungsanstalt umgewandelt.
Auf Befehl der Alliierten Kommandantur entstand am 27. August 1945 die Großberliner Straßenreinigung und Müllabfuhr. Der Viermächte-Status führte zur Spaltung der Stadtverwaltung und damit auch des Stadtreinigungsbetriebes. Während das im Ostteil Berlins ansässige Unternehmen nach der Spaltung der Stadt dort bis 1976 unter gleichem Namen fortgeführt wurde, begann in Berlin (West) 1948 der Aufbau eines neuen Entsorgungsbetriebes.
1951 erfolgte eine Neugründung unter dem Namen Berliner Stadtreinigung (BSR) und wurde 1967 in einen städtischen Eigenbetrieb umgewandelt. Nach der Wende erfolgte 1992 die Fusion mit der Stadtreinigung Berlin (SB), die 1991 aus dem VEB Kombinat Stadtwirtschaft Berlin hervorgegangen war. Seit dem 1. Januar 1994 sind die Berliner Stadtreinigungsbetriebe eine Anstalt des öffentlichen Rechts.
im Jahre 2000 wurde die Berlin Recycling GmbH[4], eine hundertprozentige Tochter der BSR, gegründet. Mit rund 300 Mitarbeitern[4] und einer Flotte von 100 Fahrzeugen[4] zählt sie zu einem der größten überregionalen Wertstoff- und Entsorgungsunternehmen in Berlin und bedient 75.000 Kunden im Berliner Stadtgebiet und Umland.
2005 und 2012 wurden die Stadtreinigungsbetriebe mit dem Integrationspreis für die vorbildliche Beschäftigung schwerbehinderter Menschen im Land Berlin ausgezeichnet, 2014 für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie "Deutschlands nachhaltigste Marken 2014" nominiert.
Einige Daten
- Die Anzahl der Mitarbeiter betrug 2020 5966. Die BSR hatte 2020 227 Auszubildende.[2]
- Der Fuhrpark umfasst etwa 1700 Fahrzeuge.[5]
- Umsatzerlöse 2020: 615,9 Mio. EUR[2]
- Jahresüberschuss 2020: 27,0 Mio. EUR[2]
- Eigenkapital 2017: 154,7 Mio. EUR[2]
- Vorstandsbezüge: Die drei Mitglieder des Vorstands bezogen 2020 insgesamt 907 Tsd. Euro.[2]
Betriebsbereiche
Das Kerngeschäft gliedert sich in die Bereiche Müllabfuhr,[6] Straßenreinigung[7] und Winterdienst.[8]
Bereich Müllabfuhr
Der Hausmüll wird durch Fahrzeuge von vier Betriebshöfen (Forckenbeckstraße, Gradestraße, Malmöer Straße, Nordring) eingesammelt. Daneben existieren 14 Recyclinghöfe mit Integration der Sonderabfallwirtschaft.
Im Jahr 2017 wurden 851.722 Tonnen überlassungspflichtige Siedlungsabfälle[9] und 36.838 Tonnen Sperrmüll[10] angenommen. 2,66 Millionen Kunden[10] besuchten die 15 Recyclinghöfe der BSR.
2011 führte die BSR die Orange Box flächendeckend in Berlin ein. In dieser sollten Wertstoffe wie Elektromüll, unbehandeltes Holz oder Metallteile gesammelt werden. 2010 hatte das Entsorgungsunternehmen Alba geplant, selber eine solche Tonne in einem Großteil der Berliner Haushalte aufzustellen (Gelbe Tonne plus), war aber am Widerstand der kommunalen Müllentsorgung gescheitert.[11]
- Müllwagen der BSR
- Güterbahnhof Teltowkanal der Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn, Zug mit Containern der BSR, 2006
- Recyclinghof Tempelhofer Weg
Bereich Reinigung
Die Reinigung der Stadt Berlin erfolgt von fünf Regionalzentren aus. Im Bereich Flächenreinigung sind etwa 2.400 Mitarbeiter[10] angestellt, welche bei der Straßen- und Gehwegreinigung fast 1,4 Millionen Kilometer im Jahr zurücklegen. Dabei werden täglich 23.000 Papierkörbe geleert.[10]
- Kehrmaschine auf dem Kurfürstendamm
- Gehweg-Kehrmaschine
- BSR Straßenreinigungs-fahrzeug
Bereich Abfallverwertung
Das Müllheizkraftwerk (MHKW) und die Biogasanlage in Ruhleben sowie die Abfallumladestation Süd/Gradestraße sind Eigentum der BSR.
Das MHKW wurde im Zuge des Baus der Berliner Mauer 1961 geplant und ging 1967 im Betrieb. Im Müllheizkraftwerk werden knapp über 41 % der von der BSR eingesammelten Abfälle thermisch behandelt und dabei Dampf erzeugt. Dieser wird im angrenzenden Heizkraftwerk Reuter West zu Fernwärme und Strom umgewandelt. Ferner entsteht Metallschrott, welcher sortiert und verkauft wird, und Schlacke, welche zur Deponieabdeckung verwendet wird.
In zwei Anlagen zur Mechanisch-Physikalischen-Stabilisierung (MPS)[12] in Pankow und Reinickendorf werden rund 26 % der Abfälle, primär aus Straßensammlung, stofflich in wiederverwertbare Komponenten getrennt. Nicht wiederverwertbare Materialien werden hier zu Pellets als Brennstoff in Kraftwerken verarbeitet.
Seit 2013 ist die Biogasanlage Ruhleben in Betrieb. Hier werden pro Jahr 60.000 Tonnen Bioabfall aus den Haushalten Berlins zu Biogas verarbeitet. Das Biogas wird zum Betrieb der rund 150 gasbetriebenen Müllfahrzeuge der BSR verwendet.[13]
Außerdem betreut die Abfallverwertung zahlreiche Deponien in und um Berlin, die Altablagerungen beinhalten.[14]
- Müllheizkraftwerk Ruhleben
- Biogasanlage Ruhleben
Literatur
- Berliner Müllabfuhr AG (BEMAG) (PDF; 99 kB) Landesarchiv Berlin; A Rep. 261
Weblinks
Einzelnachweise
- Vorstandsteam der Berliner Stadtreinigung BSR. Abgerufen am 8. Dezember 2016.
- BSR: Jahresabschluss und Lagebericht der BSR 2020. Abgerufen am 24. Oktober 2021. (PDF)
- Recyclinghöfe der BSR
- Berlin Recycling in Zahlen. Abgerufen am 29. Mai 2018.
- Fahrzeugtechnik der BSR
- Hausmüll: Energiefutter für die graue Tonne. Abgerufen am 8. Dezember 2016.
- Straßenreinigung in Berlin: saubere Sache. Abgerufen am 8. Dezember 2016.
- Winterdienst der BSR: sicher durch die Eiszeit. Abgerufen am 8. Dezember 2016.
- BSR Entsorgungsbilanz 2017, Seite 9 (PDF)
- BSR: BSR: Geschäftsbericht 2017 "Wir sind Berlin". Abgerufen am 28. Mai 2018. (PDF)
- Niemand hat die Absicht, eine Tonne aufzustellen. In: Berliner Zeitung, 16. Juli 2010
- MPS-Anlagen: Hightech für die Kreislaufwirtschaft. Abgerufen am 8. Dezember 2016.
- Biogasanlage: Klimaschutz mit Bioabfall
- Alte Deponien: Öko-Kraftwerke auf renaturiertem Grund. Abgerufen am 8. Dezember 2016.