Ziegeleipark Mildenberg
Der Ziegeleipark Mildenberg ist ein Industriedenkmal in der Nähe des Dorfes Mildenberg, das seit 2003 Ortsteil der Stadt Zehdenick im Landkreis Oberhavel in Brandenburg ist. Er befindet sich auf dem Betriebsgelände zweier benachbarter Ziegeleien, die noch bis 1991 in Betrieb waren.
Er ist zu erreichen u. a. über den Radweg Berlin–Kopenhagen.[1]
Geschichte des Standorts
Der Beginn der Ziegelproduktion in der Gegend geht auf das Jahr 1887 zurück, als beim Bau der Eisenbahnstrecke Löwenberg–Templin reiche Vorkommen an Ton entdeckt wurden. Da zu der Zeit die Tonvorkommen in Glindow (bei Werder (Havel)) fast erschöpft waren, entstand zu Anfang des 20. Jahrhunderts innerhalb kurzer Zeit bei Mildenberg eines der größten zusammenhängenden Ziegeleigebiete Europas. Begünstigt wurde die Entwicklung dadurch, dass die Tonstiche in unmittelbarer Nähe zur Havel lagen und so über den Wasserweg günstige Transportmöglichkeiten per Lastkahn bestanden. Das sich gerade durch Zuwanderung rasant vergrößernde Berlin hatte einen enormen Bedarf an Baumaterial, der nun gedeckt werden konnte.
Ein Höhepunkt der Produktion mit 625 Millionen Stück Mauerziegeln im Jahr, gebrannt in 57 Hoffmannschen Ringöfen, war im Jahre 1910 erreicht. Berlin und seine Nachbarstädte Charlottenburg und Schöneberg verzeichneten ihre größten Wachstumsraten vor dem Ersten Weltkrieg. Während der Weltwirtschaftskrise 1929/1930 gab es auch in der Ziegelproduktion starke Einbußen, mehrere Ziegeleien wurden aufgegeben.
Nach 1945 entwickelte sich die Ziegelindustrie in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone wieder gut. Der Wiederaufbau erforderte erneut Massen an Baumaterial. In der DDR war die Gegend um Mildenberg der größte, nun volkseigene, Hersteller von Ziegelsteinen und Dachziegeln, bis die Einführung der Plattenbautechnologie seit den 1960er Jahren erneut zu einem Rückgang in der Bedeutung führte. Nach der Wende 1991 wurde der Betrieb eingestellt, westliche Investoren sahen hier keine Zukunft.
Museum und Park
Das Industriemuseum ist ein Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH)[2] und eine Station der Deutschen Tonstraße. Es bietet in verschiedenen Erlebnis-Ausstellungen Informationen über die Technik der Ziegelherstellung von handgestrichenen Ziegeln bis zur automatischen Strangpresse, die in den 1950er Jahren die modernste Technik auf dem Gebiet darstellte. Eine andere Ausstellung beschäftigt sich mit der Arbeitswelt der Ziegler, die als Wanderarbeiter saisonal eingestellt wurden und unter oftmals schlechten Bedingungen lebten und produzierten, sowie mit der Entwicklung der Gewerkschaften.
Einen großen Bereich des Ziegeleiparks nehmen betriebsfähige Feldbahnen mit unterschiedlichen Spurweiten ein. Die Besucher bekommen einerseits während der Fahrt mit einer ehemaligen Ziegeleibahn einen ersten Eindruck von dem großen Gelände des Industriemuseums, andererseits lädt eine originale Tonlorenbahn zu einer Fahrt durch die Tonstichseenlandschaft ein.
Der Park besteht außer den alten Ziegeleien und Feldbahnen auch aus einer „Spielwiese“, einem Spielplatz mit Rutsche, Labyrinth und einigen anderen Spielgeräten. Eine weitere Besucherattraktion ist – einmal im Jahr – das selbstständige Formen von Tonziegeln, die anschließend gebrannt werden. Außerdem fährt die Tonlorenbahn mit einer besonderen Lok, sofern das Wetter an diesem Tag dafür geeignet ist. Denn im Sommer, wenn die Ziegel geformt werden, darf bei zu hohen Temperaturen diese Lok wegen Brandschutz nicht in Betrieb genommen werden, am Festtag fährt sie aber in der Regel.
Teil des Parks ist der ehemalige Ziegeleihafen, der heute als Yachthafen verwendet wird[3]. Zu Wasser ist er über die Obere Havel-Wasserstraße erschlossen.
Siehe auch
Weblinks
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09165537 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
- Offizielle Website
Einzelnachweise
- Zehdenick–Fürstenberg | Berlin–Kopenhagen. Abgerufen am 14. Mai 2017.
- ERIH Entry: Ziegeleipark Mildenberg. European Route of Industrial Heritage. 2014. Abgerufen am 15. Januar 2015.
- Alter Hafen. Abgerufen am 27. August 2014 (Selbstdarstellung).