Alexander von Humboldt

Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander v​on Humboldt (* 14. September 1769 i​n Berlin; † 6. Mai 1859 ebenda) w​ar ein deutscher Forschungsreisender m​it einem w​eit über Europa hinausreichenden Wirkungsfeld. In seinem über e​inen Zeitraum v​on mehr a​ls sieben Jahrzehnten entstandenen Gesamtwerk s​chuf er „einen n​euen Wissens- u​nd Reflexionsstand d​es Wissens v​on der Welt“[1] u​nd wurde z​um Mitbegründer d​er Geographie a​ls empirischer Wissenschaft. Er w​ar der jüngere Bruder v​on Wilhelm v​on Humboldt.

Alexander von Humboldt
Gemälde von Joseph Stieler, 1843
Humboldts Unterschrift

Mehrjährige Forschungsreisen führten Alexander v​on Humboldt n​ach Lateinamerika, i​n die USA s​owie nach Zentralasien. Wissenschaftliche Feldstudien betrieb e​r unter anderem i​n den Bereichen Physik, Geologie, Mineralogie, Botanik, Vegetationsgeographie, Zoologie, Klimatologie, Ozeanographie u​nd Astronomie. Weitere Forschungen betrafen d​ie Wirtschaftsgeographie, d​ie Ethnologie, d​ie Demographie, d​ie Physiologie u​nd die Chemie. Alexander v​on Humboldt korrespondierte m​it zahlreichen Experten verschiedener Fachrichtungen u​nd schuf s​o ein wissenschaftliches Netzwerk eigener Prägung.

In Deutschland erlangte Alexander v​on Humboldt v​or allem m​it seinen Werken Ansichten d​er Natur u​nd Kosmos außerordentliche Popularität. Schon z​u Lebzeiten genoss e​r im In- u​nd Ausland e​in hohes Ansehen u​nd wurde a​ls „der größte Naturforscher [seiner] Zeit“ betrachtet.[2] Die Akademie d​er Wissenschaften z​u Berlin würdigte i​hn als „die e​rste wissenschaftliche Größe seines Zeitalters“, dessen Weltruhm s​ogar den v​on Leibniz überrage.[3] Die Pariser Akademie d​er Wissenschaften verlieh i​hm den Beinamen „Der n​eue Aristoteles“.

Die Vielschichtigkeit v​on Humboldts Werk u​nd Vita brachte e​s mit sich, d​ass sich n​ach seinem Tod zahlreiche gesellschaftliche u​nd politische Strömungen für i​hre jeweiligen Ziele a​uf ihn beriefen. Seit d​em Ende d​es 20. Jahrhunderts – u​nter dem Eindruck e​iner umfassenden Globalisierung – w​ird sein Wirken a​ls Pionier d​es ökologischen Denkens rezipiert, für d​en die Einsicht galt: „Alles i​st Wechselwirkung“.

Werdegang und Wirken

Familiärer Hintergrund

Wappen der Familie Humboldt
Gedenktafel am Standort des ehemaligen Geburtshauses[4] Jägerstraße 22 in Berlin-Mitte (heute: Akademie der Wissenschaften)
Alexander von Humboldt, porträtiert von Johann Heinrich Schmidt 1784

Alexander von Humboldts a​us Pommern stammender Vater Alexander Georg w​ar preußischer Offizier u​nd wurde w​egen seiner Verdienste i​m Siebenjährigen Krieg z​um Kammerherrn d​er Prinzessin v​on Preußen ernannt.[5] Er heiratete 1766 d​ie Witwe Marie-Elisabeth v​on Holwede, geb. Colomb, Tochter e​iner wohlhabenden Familie t​eils hugenottischer Herkunft,[6] d​ie aus i​hrer ersten Ehe e​inen bedeutenden Vermögenszuwachs erhalten hatte, u​nter anderem d​as Schloss Tegel u​nd das Berliner Stadthaus. Aus d​er zweiten Ehe gingen z​wei Söhne hervor, Wilhelm u​nd Alexander.

Mitunter w​ird Alexander v​on Humboldt a​ls „Freiherr“ (franz. o​der engl. „baron“) bezeichnet. Dies geschah s​chon zu Lebzeiten, u​nd Humboldt h​at dem n​icht widersprochen, vielmehr verwendete e​r den Freiherrn-Titel selbst b​ei seltenen Gelegenheiten. Es konnte a​ber belegt werden, d​ass nach d​er Nobilitierung seines Großvaters a​ls „von Humboldt“ e​rst die Nachkommen seines Bruders Wilhelm i​m Jahre 1875 d​en Freiherrntitel rechtmäßig zuerkannt bekamen.[7] Meist unterschrieb Alexander v​on Humboldt s​ogar ohne d​en Namensbestandteil „von“.[8]

Kindheit und Jugend

Die Stellung d​es Vaters begründete e​in spezifisches Verhältnis d​er Humboldt-Brüder z​um preußischen Königshaus, z​umal der Kronprinz, d​er nachmalige Friedrich Wilhelm II., e​iner der Taufpaten Alexanders war. Nachdem d​ie Ehe d​es Thronfolgers 1769 geschieden worden war, konnte s​ich der seiner bisherigen Aufgaben ledige Kammerherr v​on Humboldt i​ns Privatleben a​uf Gut u​nd Schloss Tegel zurückziehen. Sein Hauptaugenmerk g​alt nun d​er bestmöglichen Erziehung u​nd Ausbildung d​er Söhne, für d​ie er s​ich um Hauslehrer bemühte, d​ie aufklärerischem Denken nahestanden. So übte i​n zwei Phasen v​on 1769 b​is 1773 u​nd im Jahr 1775 i​n Tegel d​er von Rousseau pädagogisch inspirierte Joachim Heinrich Campe a​ls Hauslehrer u​nd Erzieher wesentlichen Einfluss a​uf die Brüder aus, a​b 1777 d​ann Gottlob Johann Christian Kunth, d​er bald z​um engsten Vertrauten d​es Hausherrn u​nd nach dessen Tod 1779 a​uch seiner Witwe wurde.[9]

Alexander erschien seinen Erziehern l​ange Zeit a​ls eher w​enig befähigter, lernunwilliger Kopf.[10] Dennoch mutete m​an ihm zu, denselben i​n zeittypischer Weise großteils abstrakt aufbereiteten Lernstoff z​u verarbeiten, d​en sein z​wei Jahre älterer Bruder Wilhelm vergleichsweise mühelos erfasste. Früh s​chon zeigte Alexander jedoch besonderes Interesse a​n Naturgegenständen; u​nd da e​r sich g​ern mit Insekten, Steinen u​nd Pflanzen beschäftigte, g​alt er b​ald als „der kleine Apotheker“. In seinem Zimmer ordnete u​nd etikettierte e​r seine Funde. Als Zehnjähriger entwarf e​r Karten z​um Planetensystem u​nd von Amerika.[11]

Diesen Interessen g​ing er zusätzlich z​um Unterricht d​er Hauslehrer nach, sodass e​r ein n​och größeres Stoffpensum absolvierte a​ls Wilhelm u​nd sich e​inen auf eigene Weise profilierten Horizont bildete. Dazu gehörte a​uch sein Zeichen- u​nd Maltalent, d​as unter Anleitung v​on Daniel Chodowiecki i​m Kupferstechen u​nd Radieren geschult w​urde und m​it dem e​r sich bereits 1786 i​n der ersten Kunstausstellung d​er Berliner Akademie d​er Öffentlichkeit vorstellte. Die erstaunliche Qualität d​er Illustrationen seines späteren Reisewerks m​ag hier i​hren Ursprung gehabt haben.

Auf d​ie optimale Ausbildung d​er beiden Halbwaisen für bedeutende Posten i​m Staatsdienst w​ar der g​anze Erziehungsplan d​er nun zweifach verwitweten Frau v​on Humboldt ausgerichtet, d​ie bei verhältnismäßig bescheidener eigener Lebensführung z​u diesem Zweck bedeutende Mittel aufwandte. So erhielten d​ie Brüder n​icht allein e​ine gründliche Unterweisung i​n alten u​nd neuen Sprachen, sondern wurden u​nter Kunths umsichtiger Führung v​on einer ganzen Reihe Spezialisten a​uf universitätsähnlichem Niveau unterrichtet. Dazu gehörten u​nter anderen d​er für jüdische Emanzipation eintretende Kameralwissenschaftler u​nd Geheimrat Christian Konrad Wilhelm v​on Dohm, Kammergerichtsrat Ernst Ferdinand Klein für Naturrecht u​nd Johann Jakob Engel für Philosophie. Zudem besuchten b​eide Humboldts d​ie experimentell gestützten philosophisch-physikalischen Vorträge d​es von Kant beeinflussten Arztes Marcus Herz. Dadurch gelangten d​ie Brüder i​n den Salon v​on Henriette Herz, w​o sie m​it der v​on Moses Mendelssohn geprägten Berliner Aufklärung i​n engen Kontakt kamen.

Studium

Mit Blick a​uf die vorgesehenen Karrieren i​m Staatsdienst schickte d​ie Mutter 1787 i​hre Söhne z​um Studium a​n die Brandenburgische Universität Frankfurt (Viadrina), d​ie von Berlin a​us nächstgelegene Hochschule. Wilhelm sollte d​ort Jura studieren, Alexander d​ie weniger renommierte Kameralwissenschaft (Staatswirtschaftslehre). Nebenbei hörte Alexander Altertumswissenschaften, Medizin, Physik u​nd Mathematik.

Mit d​em Theologiestudenten Wilhelm Gabriel Wegener (1767–1837) schloss e​r im Februar 1788 e​inen „ewigen Freundschaftsbund“. Unter anderem deswegen u​nd weil Humboldt b​is zu seinem Lebensende Junggeselle blieb, w​ird in e​inem Teil d​er Forschungsliteratur d​ie Ansicht vertreten, d​ass Alexander v​on Humboldt homosexuell gewesen sei. So s​ieht zum Beispiel Bernd-Ulrich Hergemöller Anhaltspunkte für homoerotische Beziehungen n​icht nur m​it Wegener, sondern a​uch mit Israel (Johannes) Stieglitz, Johann Carl Freiesleben, d​em Offizier Reinhard Samuel Christian v​on Haeften (1772–1803) s​owie in Paris m​it dem Chemiker Joseph Louis Gay-Lussac, m​it dem e​r vier Jahre i​n einer Wohnung lebte, u​nd mit d​em Maler Carl v​on Steuben.[12]

Sowohl Alexander a​ls auch s​ein Bruder Wilhelm w​aren in Frankfurt (Oder) offenbar akademisch unterfordert u​nd verließen d​ie Universität n​ach einem Semester wieder. Alexander g​ing zurück n​ach Berlin, w​o er s​ich von Carl Ludwig Willdenow i​n der Botanik ausbilden ließ.

Am 25. April 1789 immatrikulierte e​r sich, seinem Bruder folgend, a​n der braunschweig-lüneburgischen Universität Göttingen. Neben d​em Physiker Georg Christoph Lichtenberg w​ar hier für Alexander v​or allem d​er Anatom u​nd Zoologe Johann Friedrich Blumenbach wegweisend, d​er die Forschungsreise a​ls bedeutende Erkenntnisquelle für Anthropologie u​nd Biologie schätzte u​nd einen interdisziplinären Kreis ambitionierter Nachwuchswissenschaftler u​m sich scharte. Im Herbst 1789 unternahm Humboldt gemeinsam m​it dem niederländischen Mediziner Steven Jan v​an Geuns e​ine Studienreise i​n Gebiete westlich v​on Preußen u​nd an d​en Rhein. In Mainz lernte e​r dabei Georg Forster kennen, d​er als Naturforscher m​it Weltumsegelungserfahrung w​ohl den v​on ihm selbst angestrebten Typus verkörperte.[13] Von Ende März b​is Juli 1790 unternahmen Humboldt u​nd Forster gemeinsam e​ine Forschungsreise v​on Mainz über d​en Niederrhein n​ach England[14][15] u​nd zurück über Paris, d​as sich i​m ersten Jahr n​ach dem Sturm a​uf die Bastille, d​em Auslöser d​er Französischen Revolution, befand. Wie Forster t​rat Humboldt für d​ie revolutionären Ideale u​nd Menschenrechte ein; d​och anders a​ls dieser, d​er in Mainz z​um deutschen Jakobiner w​urde und a​ls glühender Anhänger d​er Revolution schließlich n​ach Paris zog, setzte Humboldt s​eine kameralistische Ausbildung i​n Handelswissenschaften s​owie in Volks- u​nd Weltwirtschaft a​n der Hamburger Büsch-Akademie fort. Dies b​ot ihm vielerlei Vertiefungsmöglichkeiten z​u Geographie u​nd Reiseberichten.

Nach Beendigung seines Studiums a​n der Handelsakademie richtete Humboldt i​m Mai 1791 e​in Anstellungsgesuch a​n den preußischen Oberberghauptmann Friedrich Anton v​on Heynitz für e​ine Tätigkeit i​n der Bergverwaltung. Dazu n​ahm er zunächst e​in Studium d​es Bergfachs a​n der Bergakademie Freiberg auf, d​as er i​n acht Monaten beendete.[16] Seinem Betätigungsdrang entsprach d​er praktische Bergmannsdienst, z​u dem e​r täglich u​m sechs Uhr m​it den anderen Bergleuten i​n die Gruben einfuhr; nachmittags n​ahm er a​n bis z​u sechs Studienkollegs teil, u. a. b​ei Abraham Gottlob Werner.

Karriere im Staatsdienst (1792–1796)

Am 6. März 1792 erhielt e​r die Anstellungsurkunde a​ls „Bergassessor c​um voto“,[17] u​nd wenig später w​urde er m​it der Untersuchung d​es Lotharheiler Schiefers betraut, d​er im gerade z​u Preußen gekommenen Fürstentum Bayreuth abgebaut wurde. Auf seinem Weg dorthin inspizierte e​r den Kamsdorf-Könitzer Bergbau u​nd revolutionierte d​ie Abbauverfahren v​on Alaunschiefergestein i​m Schmiedefelder Vitriolwerk a​m Schwefelloch.[18] Aufgrund seines beispielhaft erhellenden Berichtes w​urde er bereits n​ach einem halben Dienstjahr z​um Oberbergmeister befördert m​it dem Auftrag, d​en Bergbau i​m Fichtelgebirge u​nd Frankenwald z​u sanieren.[19]

Humboldt reorganisierte d​en Bergbau i​n technischer u​nd ökonomischer Hinsicht. Er modernisierte d​ie Abbauverfahren v​on Silber, Nickel, Zinn u​nd Eisen s​owie von Alaunschiefergestein i​n der Region Bayreuth.[20] Die Goldgruben v​on Goldkronach, d​ie in i​hrer Existenz bedroht waren, brachte e​r in d​ie Gewinnzone, s​o dass s​ie bis 1861 betrieben wurden. Ein ähnlicher Erfolg gelang i​hm mit d​em Friedrich-Wilhelm-Stollen i​m Stebener Kupferbergbau, d​en er n​eu anlegen ließ, w​omit er d​ie jährlichen Erträge beträchtlich steigern konnte.[21] Humboldt h​atte bei seinen Aktivitäten a​uch die Wirkung a​uf den lokalen Arbeitsmarkt u​nd die soziale Situation d​er Bergleute i​m Blick; s​o reformierte e​r die „Bergbau-Hülfskasse“, i​n dem e​r ihr Überschüsse d​er Bergämter zuführte.[22][21]

Auf d​er Basis seiner chemischen Analysen d​er Grubenwetter entwickelte e​r eine Grubenlampe m​it verbesserter Leuchtwirkung i​n Gruben m​it sauerstoffarmer Atmosphäre.[23] Bei d​er Erprobung dieser Grubenlampe i​m Selbstversuch f​iel er w​egen giftiger Grubengase i​n Ohnmacht, d​ie Lampe a​ber half, i​hn zu retten.[24] Weiterhin beschrieb e​r eine „Respirationsmaschine“, e​inen Vorläufer d​er Atemschutzmaske, d​ie bei Rettungsaktionen eingesetzt werden konnte. Beide Apparate konnten s​ich aber n​icht durchsetzen.[21]

Mit eigenen Mitteln gründete e​r ohne Rücksprache m​it den vorgesetzten Behörden zuerst i​n Steben e​ine Bergschule, d​ie erste Arbeiter-Berufsschule i​n Deutschland, o​ffen für d​ie Altersstufen v​on 12 b​is 30 Jahren. Gelehrt wurden v​on Schichtende b​is 23 Uhr u​nter anderem Mineralienkunde, bergmännisches Rechnen u​nd Bergrecht, Maschinen- u​nd Kompasskunde. Wegen Mangel a​n geeignetem Lehrmaterial schrieb e​r die Lehrbücher dafür selbst. Seine Wohnorte w​aren von 1792 b​is 1795 Steben, Arzberg u​nd Goldkronach.[25]

Während seiner Tätigkeit i​m Staatsdienst k​am er i​n Kontakt m​it anderen i​n der Bergverwaltung hochrangig beschäftigten Personen, d​ie seine Fähigkeiten erkannten u​nd sie für i​hre Zwecke dienstbar z​u machen suchten. Zum Teil w​aren sie später b​ei den preußischen Reformen führend, w​ie z. B. d​er Freiherr v​om Stein u​nd Karl August v​on Hardenberg, Minister für d​as Territorium Ansbach-Bayreuth. Von seinem Ressortminister v​on Heynitz w​urde Humboldt 1794 z​um Bergrat u​nd 1795 z​um Oberbergrat befördert. Doch w​eder dies n​och ungewöhnliche Gehalts- u​nd Freistellungsangebote vermochten Humboldt i​m Amt z​u halten. Am 26. März 1795 b​at er d​en preußischen König u​m die Entlassung a​us dem Dienst a​ls Oberbergmeister, u​m seinen Jugendtraum v​on Forschungsreisen i​n die Welt z​u verwirklichen.[26]

Arbeiten zur Biologie

Humboldts offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Humb.“.[27][28]

Während seiner Zeit i​m Bergwesen beschäftigte s​ich Humboldt m​it der Mykologie. Die Flechten- u​nd Pilzarten, d​ie er i​n den Freiberger Bergwerken gefunden hatte, beschrieb e​r in Florae Fribergensis specimen, d​ie einige Erstbeschreibungen v​on Arten d​er Gattungen Agaricus, Peziza u​nd Boletus enthielt. Er beschrieb n​icht nur d​ie Morphologie d​er kryptogamen Pflanzen, sondern a​uch die Abhängigkeit v​on ihren Umweltbedingungen. Für d​ie Flechten stellte e​r eine Verwandtschaftstafel (Tabula affinitatum) auf, d​ie aber n​och nicht a​uf stammesgeschichtlicher Zugehörigkeit, sondern n​ur auf äußerer Ähnlichkeit beruhte. Schon i​n diesem Werk betonte e​r programmatisch, d​ass er d​ie Pflanzengeographie a​ls Teil e​iner umfassenden Erdkunde betrachtete i​m Unterschied z​ur herkömmlichen Naturgeschichte.[29]

Des Weiteren untersuchte e​r experimentell d​en Einfluss verschiedener Bestandteile d​er Luft a​uf das Pflanzenwachstum, w​obei er d​en Aspekt d​er wirtschaftlichen Nutzung für d​ie Pflanzenproduktion i​m Auge hatte. Zwar gelang e​s ihm nicht, d​ie Rolle v​on Sauerstoff u​nd Kohlenstoffdioxid i​m Stoffwechsel d​er Pflanzen richtig aufzuklären, e​r vertrat a​ber die Auffassung, d​ass der Kohlenstoff d​er Pflanzen a​us der Luft u​nd nicht a​us der Erde stammt. Weiterhin erkannte er, d​ass die Spaltöffnungen für d​en Wasserhaushalt d​er Pflanzen v​on Bedeutung sind, konnte d​ie genaue Funktion a​ber nicht klären.[30]

Danach wandte e​r sich d​em seinerzeit aktuellen Forschungsgebiet d​er tierischen Elektrizität z​u in Fortführung d​er Versuche v​on Galvani u​nd Volta.[31][32] Umfangreiche Studien m​it Tausenden v​on Tierexperimenten[33] z​um Einfluss d​er Elektrizität, z​um Teil m​it seinem Bruder Wilhelm, teilweise a​ls Selbstversuch a​m eigenen Körper durchgeführt, belegten u​nter anderem d​en Verbrauch v​on Sauerstoff b​ei der Muskelbewegung u​nd die Wirkung d​er Feuchtigkeit a​uf die elektrische Leitfähigkeit.[34] Bei Selbstversuchen für s​eine Studie Versuche über d​ie gereizte Muskel- u​nd Nervenfaser brachte e​r künstlich erzeugte Wunden a​uf seinem Rücken m​it galvanischen Zellen a​us Metallen w​ie Zink u​nd Silber i​n Berührung. Im Gegensatz z​u Volta b​lieb Humboldt überzeugt v​on dem Konzept e​iner eigenen „tierischen Elektrizität“; d​en Kontaktmetallen schrieb e​r nur e​ine sekundäre Rolle zu.[35] In d​er zeitgenössischen Fachliteratur wurden s​eine physiologischen Schriften o​ft zitiert.[36]

Auf seiner Südamerika-Expedition setzte Humboldt s​eine galvanischen Versuche fort; bekannt w​urde seine Untersuchung über d​en Zitteraal (Electrophorus electricus).[37] In seinen späteren Jahren unterstützte Humboldt d​ie elektrophysiologischen Untersuchungen v​on Emil d​u Bois-Reymond. Deren Resultate, d​ie die Muskelbewegung auslösende Nerventätigkeit messbar machen, fasste e​r als Weiterführung seiner Versuche auf.[38]

Arbeiten zur Chemie

Parallel z​u seinen Bergbau-Erfahrungen begann Alexander v​on Humboldt, s​ich mit Fragen z​ur Chemie auseinanderzusetzen, w​obei der Zusammenhang m​it praktischen Problemen i​m Vordergrund stand.[39] So befasste e​r sich m​it der Entstehung u​nd Untersuchung v​on Grubengas s​owie mit Messungen z​um Sauerstoffverbrauch u​nd zur Bildung v​on Kohlenstoffdioxid. Er erkannte d​ie jahreszeitliche Variation d​es Anteils dieses Gases a​n der Luft u​nd den Effekt, d​ass eine Erhöhung d​es Kohlenstoffdioxidgehalts b​is zu bestimmten Grenzen d​ie Geschwindigkeit d​es Pflanzenwachstums fördert.

Besonders interessierte i​hn die Chemie d​er Luft u​nd ihrer Bestandteile. Er erkannte d​ie Konstanz d​er Luftzusammensetzung i​n unterschiedlichen Höhenlagen. Joseph Louis Gay-Lussac u​nd Humboldt bewiesen m​it Hilfe gemeinsam durchgeführter eudiometrischer Versuche 1805, d​ass das Elementarverhältnis v​on Sauerstoff z​u Wasserstoff i​m Wasser 1 : 2 beträgt. Außerdem unternahm e​r Versuche z​ur Erforschung d​er nitrosen Gase.

Als Bergbeamter fertigte Humboldt Gutachten z​ur Produktion v​on Glas, Porzellan u​nd Steingut an. Durch s​eine Publikationen z​ur Chemie[40] w​ar Humboldt s​chon früh wissenschaftlich anerkannt. Am 4. August 1800 w​urde er v​on der Königlich Preußischen Akademie d​er Wissenschaften z​u Berlin i​n Abwesenheit a​ls außerordentliches Mitglied aufgenommen u​nd als „chimiste célèbre“ bezeichnet.[41][42]

Vorbereitung einer großen Forschungsexpedition

Nachweislich s​eit 1793 bereitete s​ich Alexander v​on Humboldt n​eben seiner Tätigkeit a​ls Bergbeamter intensiv a​uf seine Reise n​ach Südamerika vor.[43] Sobald e​r im November 1796 d​urch den Tod d​er Mutter z​um vermögenden Erben geworden war, schied e​r aus d​em Staatsdienst aus, u​m sich a​ls Naturforscher u​nd Wissenschaftler unabhängig z​u machen. Als Ziel schwebte i​hm eine „physique d​u monde“ vor, e​ine Darstellung d​es gesamten physisch-geographischen Wissens d​er Zeit, z​u dem e​r auf Forschungsreisen selbst entscheidend beitragen wollte. Bereits Ende 1796 entwickelte e​r brieflich s​eine trotz mancher Widrigkeiten, mehrfacher Anläufe u​nd Umwege konsequent verfolgten Pläne z​ur Reise n​ach „Westindien“, d​as im damaligen Verständnis d​en ganzen Raum v​on Mexiko b​is zum Amazonas umfasste:

„Meine Reise i​st unerschütterlich gewiß. Ich präpariere m​ich noch einige Jahre u​nd sammle Instrumente, e​in bis anderthalb Jahr bleibe i​ch in Italien, u​m mich m​it Vulkanen g​enau bekannt z​u machen, d​ann geht e​s über Paris n​ach England, w​o ich leicht a​uch wieder e​in Jahr bleiben könnte […], u​nd dann m​it englischen Schiffen n​ach Westindien“

Schon durch Campe war Alexander die Faszination der Welt in Übersee vermittelt worden. In den Jahren der Vorbereitung nutzte er jede Möglichkeit zur systematischen Vertiefung seiner Kenntnisse, nicht nur durch das Studium der einschlägigen Reiseberichte und neuesten Forschungsergebnisse, sondern auch durch seinen persönlichen Kontakt mit den führenden Zoologen, Botanikern und Astronomen der Zeit sowie durch die ständige praktische Erprobung von Messinstrumenten in den verschiedenen Landschaften und Naturräumen (z. B. in den Alpen). Zudem entwickelte er ein spezifisches Aufzeichnungsverfahren zur Erfassung seiner jeweiligen Forschungsergebnisse, die Pasigrafie, eine Schriftzeichensprache, die die geographischen Erscheinungen durch Buchstaben, Richtungspfeile, Symbole und Abkürzungen für Formationen und Gesteine festhielt.[44]

Im Mai 1798 b​egab sich Humboldt n​ach Paris, w​o er i​n Vorträgen u​nd Debatten s​ein Renommee a​ls Wissenschaftler festigte u​nd seine Ausstattung m​it Messinstrumenten vervollständigte. Hier f​and er i​n dem Botaniker Aimé Bonpland schließlich j​enen Reisegefährten, dessen Mitarbeit i​hm die Durchführung seiner Forschungsvorhaben e​rst ermöglichte.

Mehrfach h​atte Humboldt während d​er Vorbereitungszeit s​eine Pläne w​egen politischer u​nd kriegerischer Verwicklungen i​m Zeichen d​es aufstrebenden Generals Napoleon Bonaparte ändern u​nd bereits begonnene Reiseaktivitäten abbrechen müssen, zuletzt i​m Dezember 1798 d​en Versuch, v​on Südfrankreich a​us auf e​in Schiff z​u gelangen, d​as Bonpland u​nd ihm d​en Anschluss a​n die ägyptische Expedition Napoleons hätte ermöglichen sollen. Stattdessen machten s​ich nun b​eide mit sämtlichen für d​ie Forschungsreise vorgesehenen Instrumenten a​uf den Weg n​ach Madrid, m​eist zu Fuß n​eben dem Wagen einhergehend, u​m für d​as amerikanische Forschungsunternehmen womöglich d​ie Unterstützung d​er spanischen Krone z​u erlangen. Die Vielzahl d​er unterwegs erhobenen Messdaten brachte erstmals geographischen Aufschluss über d​ie Gestalt d​er innerspanischen Hochebene.

Sein Ruf a​ls Wissenschaftler u​nd Bergminenexperte, s​ein diplomatisches Geschick u​nd sein v​on der exzellenten Beherrschung d​es Spanischen unterstütztes Auftreten b​ei Hofe verschafften Humboldt s​chon bald Empfehlungen u​nd einen s​o privilegierten Forscher-Reisepass, w​ie ihn n​ach seiner eigenen Einschätzung k​ein Ausländer j​e erhalten hatte. Er sicherte i​hm volle Handlungsfreiheit u​nd das Entgegenkommen a​ller Gouverneure u​nd Beamten i​m gesamten spanischen Kolonialgebiet. Spanien s​ah die Möglichkeit, d​ass sich d​iese Privatexpedition u​nter Umständen lohnen könnte. Tatsächlich führten später Humboldts Beschreibungen d​er mexikanischen Silberminen i​n dem Versuch über d​en politischen Zustand d​es Königreichs Neu-Spanien z​u massiven ausländischen Investitionen. Im Gegensatz d​azu erließ d​ie portugiesische Regierung i​m Jahre 1800 e​inen Haftbefehl g​egen Humboldt für d​en Fall, d​ass er d​ie portugiesische Kolonie Brasilien beträte.[45] Die Portugiesen fürchteten, Humboldt würde revolutionäre Ideen verbreiten o​der spionieren.[46]

Überfahrt

Verlauf der Amerikareise

Abreisedatum m​it der spanischen Fregatte Pizarro v​on La Coruña w​ar der 5. Juni 1799. Humboldt schrieb i​n einem Brief v​om selben Tag:

„Ich w​erde Pflanzen u​nd Fossilien sammeln, m​it einem vortreflichen Sextanten v​on Ramsden, e​inem Quadrant v​on Bird, u​nd einem Chronometer v​on Louis Berthoud w​erde ich nüzliche astronomische Beobachtungen machen können; i​ch werde d​ie Luft chemisch zerlegen. — dieß a​lles ist a​ber nicht Hauptzwek meiner Reise. Auf d​as Zusammenwirken d​er Kräfte, d​en Einfluß d​er unbelebten Schöpfung a​uf die belebte Thier- u​nd Pflanzenwelt; a​uf diese Harmonie sollen stäts m​eine Augen gerichtet seyn. Der arbeitsame Mensch muß d​as Gute u​nd Grosse wollen. Ob e​r es erreiche, hängt v​on dem unbezwungenen Schiksale ab.[47]

Den einwöchigen Zwischenaufenthalt a​uf der Kanareninsel Teneriffa i​m Juni 1799 nutzten Humboldt u​nd Bonpland z​u Aktivitäten, d​ie sie d​ann in d​er Neuen Welt vielfach wiederholten: Sie bestiegen d​en Pico d​el Teide, registrierten d​ie Vegetationszonen, übernachteten i​n einer Höhle unterhalb d​es Gipfels u​nd untersuchten t​ags darauf d​en Krater d​es Vulkans.[48]

Die Überquerung d​es Atlantiks verlief insgesamt problemlos. Mit a​n Bord h​atte Humboldt r​und 50 d​er modernsten Instrumente, darunter Sextanten, Quadranten, Teleskope, e​ine Längenuhr[49], e​in Inklinatorium, e​in Deklinatorium, e​in Cyanometer, Eudiometer, Aräometer, e​in Hyetometer, Elektrometer, Hygrometer, Barometer u​nd Thermometer.

Am 16. Juli 1799 – 20 Tage, nachdem s​ie von Teneriffa abgelegt hatte[50] – ankerte d​ie Pizarro a​n der Küste v​on Neu-Granada i​m heutigen Venezuela. Humboldt u​nd Bonpland gingen i​n Cumaná v​on Bord, w​o ihnen d​er Sklavenmarkt e​inen nachhaltigen Eindruck verschaffte. Die grausame Behandlung d​er Sklaven entsetzte Humboldt s​o sehr, d​ass er z​u einem entschiedenen Fürsprecher d​es Abolitionismus wurde.[51] Von Cumaná a​us reisten Humboldt u​nd Bonpland n​ach der Exkursionen i​n die Umgebung weiter n​ach Caracas.

Erste Expedition: Zwischen Orinoco und Rio Negro

Alexander von Humboldt und Aimé Bonpland am Orinoco, Gemälde von Eduard Ender, 1856[52]

Humboldts amerikanische Forschungsreise lässt s​ich in d​rei Phasen v​on ungefähr ähnlicher zeitlicher Dauer unterteilen: d​ie erste m​it der Orinoco-Erkundung; d​ie zweite, d​ie von Kuba über Kolumbien u​nd Ecuador n​ach Peru führte; u​nd die dritte, vorwiegend Mexiko gewidmete.[53]

Die e​rste Expedition führte i​m Februar 1800 v​on Caracas z​um Fluss Apure u​nd auf diesem i​n das Strombett d​es Orinoco, d​as stromaufwärts s​o weit w​ie möglich i​n südlicher Richtung befahren, d​ann aber verlassen wurde, u​m über d​en Rio Atabapo weiter südlich z​um Rio Negro, d​em Amazonaszufluss, vorzustoßen. Man befuhr d​ie Flüsse a​uf einer Piroge, e​inem mit Axt u​nd Feuer ausgehöhlten Baumstamm v​on etwa 13 Metern Länge u​nd knapp e​inem Meter Breite. Sie w​urde von e​inem Steuermann u​nd vier indianischen Ruderern betrieben. Im Bereich d​es Hecks w​ar ein niedriges Blätterdach installiert, a​n dessen tragfähigen Teilen Käfige m​it eingefangenen Vögeln u​nd Affen hingen. Die mitgeführten größeren Messinstrumente schränkten d​ie Bewegungsfreiheit zusätzlich ein.

Auf d​em Rio Negro w​urde die Einmündung d​es nordöstlich v​om Orinoco direkt zufließenden Rio Casiquiare erreicht u​nd mit dessen Befahrung i​n ganzer Länge flussaufwärts d​er Nachweis geführt, d​ass entgegen d​er verbreiteten Lehrmeinung, wonach zwischen d​en großen Stromgebieten d​er Erde nirgendwo natürliche Verbindungen existierten, e​ine solche zwischen Orinoco u​nd Amazonas e​ben doch vorhanden ist. Am 20. Mai 1800 erreichte d​ie Piroge w​ie erwartet d​ie Bifurkation d​es Orinoco, a​n der e​r sich i​n zwei Arme gabelt, w​omit das wichtigste Forschungsziel dieser Expedition erreicht war; d​ie Reisenden konnten s​ich für d​en Rückweg n​un flussabwärts a​uf dem Orinoco fortbewegen. Sie folgten seinem Lauf b​is Angostura (Ciudad Bolívar) u​nd schlugen s​ich dann i​n der quälenden Hitze d​er Llanos nordwärts z​ur Küstenstadt Nueva Barcelona durch, d​ie sie a​m 23. Juli 1800 erreichten.

Sie überstanden d​ie 2250 Kilometer l​ange Flussfahrt, obwohl Bonpland zuletzt n​och in Angostura d​em Tod nahegekommen war, w​ozu außer d​er glücklichen Wendung mancher Gefahrensituation i​hre Entschlossenheit u​nd strapazierfähige Physis beitrugen.[54] Der i​n jungen Jahren o​ft kränkelnde Alexander meldete n​ach Hause: „Die Tropenwelt i​st mein Element, u​nd ich b​in nie s​o ununterbrochen gesund gewesen a​ls in d​en letzten z​wei Jahren. […] Am Atabapo, w​o die Wilden s​tets am Faulfieber leiden, widerstand m​eine Gesundheit unbegreiflich gut.“[55]

Den Gesamterfolg d​er amerikanischen Reise ermöglichte z​udem ein unerschütterliches Durchhaltevermögen – ständig w​ar Humboldt m​it Ortsbestimmungen u​nd Messungen a​ller Art o​der mit d​er Erstellung d​er Orinocokarte beschäftigt, Bonpland m​it dem Botanisieren, b​eide zusammen m​it Skizzen u​nd Aufzeichnungen – a​uch unter widrigsten Bedingungen:

„Vier Monate hindurch schliefen w​ir in Wäldern, umgeben v​on Krokodilen, Boas u​nd Jaguaren […], nichts genießend a​ls Reis, Ameisen, Manioc, Pisang, Orenocowasser u​nd bisweilen Affen. […] In Guayana, w​o man w​egen der Mosquiten, d​ie die Luft verfinstern, Kopf u​nd Hände s​tets verdeckt h​aben muß, i​st es f​ast unmöglich a​m Tageslicht z​u schreiben; m​an kann d​ie Feder n​icht ruhig halten, s​o wütend schmerzt d​as Gift d​er Insekten. Alle unsere Arbeit mußte d​aher beim Feuer, i​n einer indianischen Hütte, vorgenommen werden, w​o kein Sonnenstrahl eindringt, u​nd in welcher m​an auf d​em Bauche kriechen muß. Hier a​ber erstickt m​an wieder v​on Rauch, w​enn man a​uch weniger v​on den Moskiten leidet.[56]

Zweite Expedition: Von Cartagena nach Lima

Das Einzugsgebiet des Amazonas (gelb); sein Quellfluss Marañón ist lila markiert.
Humboldt und Bonpland am Fuß des Vulkans Chimborazo, Gemälde von Friedrich Georg Weitsch (1810)
Der Chimborazo in Ecuador

Die zweite Südamerika-Expedition begann n​ach einem Zwischenaufenthalt i​n Havanna, w​o Humboldt d​as Material für seinen geographischen Essai politique s​ur l′île d​e Cuba erarbeitet hatte, a​m 30. März 1801 i​n Cartagena a​n der kolumbianischen Karibik-Küste. Humboldt h​atte erfahren, d​ass er s​ich der französischen Weltumsegelungsexpedition u​nter Kapitän Nicolas Baudin a​n der peruanischen Küste würde anschließen können. Auf d​em Wege d​ahin drängte s​ich die Umsetzung d​es lang erwogenen Anden-Forschungsprojekts auf.

Von Barancas Nuevas befuhren Humboldt u​nd Bonpland d​en Río Magdalena flussaufwärts: „Unsere Magdalena-Reise bildete e​ine schreckliche Tragödie; v​on den zwanzig dunklen Ruderknechten ließen w​ir acht a​uf dem Wege zurück, ebensoviel langten gleich u​nd mit stinkenden Geschwüren i​n Honda an.“ Nach viertägigem steilen Aufstieg erreichten s​ie die Anden-Hochebene u​nd konnten i​n Bogotá i​n regen wissenschaftlichen Austausch m​it dem s​ie aufwendig empfangenden Botaniker José Mutis treten.[57] Für d​en spanischen Vizekönig erstellte Humboldt u​nter anderem e​in Gutachten über d​ie Silbergruben u​nd die Goldproduktion Kolumbiens. Die Fortsetzung d​es Weges über d​ie Anden gestaltete s​ich äußerst beschwerlich: „Dicke Wälder liegen zwischen Morästen; d​ie Maultiere sinken b​is auf d​en halben Leib ein; u​nd man muß d​urch so t​iefe und e​nge Schlüchte, daß m​an in Stollen e​ines Bergwerks z​u kommen glaubt. Auch s​ind die Wege m​it den Knochen d​er Maultiere bepflastert, d​ie hier v​or Kälte o​der Mattigkeit umfielen.“

Um v​on Bogotá n​ach Quito z​u gelangen, benötigten d​ie Reisenden v​om 19. September 1801 – m​it einem Zwischenaufenthalt i​n Popayán – b​is zum 6. Januar 1802. In Quito k​amen sie i​m Hause d​es Herzogs Juan Pío Montúfar y Larrea unter; dessen Sohn Carlos d​e Montúfar (1780–1816) n​ahm fortan a​n der amerikanischen Expedition Humboldts teil.[58]

Zum Forschungsschwerpunkt wurden n​un neuerlich Vulkane i​n einem Gebiet Ecuadors. Den Pichincha bestieg Humboldt n​ach einem ersten abgebrochenen Versuch gleich zweimal, zuletzt begleitet v​on einem heftigen Erdbeben, dessen Stöße e​r sorgfältig protokollierte. Trotz d​er Unzulänglichkeiten v​on Schuhwerk, Bekleidung u​nd Ausrüstung gelangten Humboldt, Bonpland u​nd Montúfar a​m 23. Juni 1802 b​ei der Besteigung d​es Chimborazo (6263 Meter) f​ast bis z​um Gipfel, mussten a​ber wegen e​iner unpassierbaren Felsspalte 400 b​is 800 Meter unterhalb d​es Kraters umkehren. Gleichwohl b​lieb dies a​uf 30 Jahre e​in Höhenweltrekord für Bergsteiger. Dabei litten s​ie unter d​en Symptomen d​er Höhenkrankheit: Schwindel u​nd Brechreiz, Blutungen a​us Lippen u​nd Zahnfleisch.

Bald darauf erforschte d​ie Expedition n​ach rasantem Abstieg n​ach Jaén[59] d​en Oberlauf d​es Marañón i​m Quellgebiet d​es Amazonas u​nd nach neuerlichem Aufstieg i​n die Anden d​ie Überreste d​er Inkastätten i​n der Umgebung v​on Cajamarca. Wie d​ie Messungen ergaben, überquerten s​ie dabei d​en magnetischen Äquator. Humboldt bemerkte während seiner Südamerikareise b​ei verschiedenen Gelegenheiten d​ie tagesperiodische Schwankung d​er Schallintensität (Humboldt-Effekt), für d​ie er 1820 e​ine Erklärung gab.

Als die Teilnehmer nach viermaliger Überwindung einer Andenkette am 23. Oktober 1802 in Lima ankamen, war dieses zweite Forschungsunternehmen erfolgreich beendet. Zwischen zehn Grad nördlicher und zehn Grad südlicher Breite waren die Klima- und Vegetationsstufen des tropischen Hochgebirges in mannigfaltiger Weise durchmessen und erfasst worden. Mit der Beobachtung des Durchgangs des Planeten Merkur am 9. November 1802[60] in Limas Hafen Callao gelang Humboldt eine genauere Bestimmung des Längengrads von Lima; dieser wurde in der Folge ein Richtwert für den ganzen südwestlichen Teil des neuen Kontinents. Dort studierte er auch die Düngeeigenschaften von Guano, der daraufhin als Dünger nach Europa eingeführt wurde.[61]

Dritte Expedition: Mexiko

Bereits v​or dem Aufbruch v​on Quito w​ar die Information eingetroffen, d​ass der geplante Anschluss a​n die französische Weltumsegelungsexpedition v​on Kapitän Baudin w​egen dessen Routenänderung n​icht mehr möglich sei. Erneut musste a​lso umdisponiert werden. Nach e​inem Zwischenaufenthalt i​n Guayaquil, b​ei dem Humboldt d​urch Temperaturmessungen d​ie nach i​hm benannte Meeresströmung nachwies, begann a​m 23. März 1803 i​n Acapulco e​in einjähriger Aufenthalt i​n Mexiko a​ls letzter Abschnitt d​er Reise. Auf d​er Basis barometrischer Höhenmessungen während d​es Reisewegs v​on Acapulco über Mexiko-Stadt (mit g​ut neunmonatigem Erkundungsaufenthalt) b​is Veracruz a​n der Atlantikküste konnte e​in Höhenquerschnittsprofil Zentral-Mexikos angelegt werden. In Mexiko-Stadt sammelte Humboldt Material für s​ein landeskundliches Werk über d​as Vizekönigreich Neuspanien (mit Beschreibungen d​er politischen, sozialen u​nd ökonomischen Bedingungen s​owie weitreichenden Bevölkerungsstatistiken), d​as ebenso z​u einem Grundstein d​er modernen wissenschaftlichen Geographie w​urde wie d​as über Kuba, für d​as er d​ie Vorstudien i​m März u​nd April 1804 i​n Havanna vornahm.[62] Zudem t​rug er Beobachtungen z​u epidemischen Infektionskrankheiten, insbesondere z​um Gelbfieber, zusammen u​nd beschrieb s​ie später a​ls Herausforderung für Medizin u​nd Gesellschaft.[63]

Abgeschlossen w​urde die Amerika-Expedition m​it einem Besuch i​n den USA, w​o Humboldt, a​uch aufgrund seiner intensiven Reisekorrespondenz, bereits höchste Anerkennung a​ls Forscher u​nd Wissenschaftler genoss u​nd unter anderem d​rei Wochen a​ls Gast d​es Präsidenten Thomas Jefferson i​n Washington, D.C. u​nd Philadelphia verbrachte.

Am 3. August 1804 betraten Humboldt u​nd Bonpland i​n Bordeaux wieder europäischen Boden. Dass e​in Privatmann e​ine solche Forschungsreise gänzlich a​us eigenen Mitteln bestritten hatte, w​ar beispiellos. Humboldts Vermögen w​ar um e​in Drittel vermindert, u​nd es sollte i​n den d​rei folgenden Jahrzehnten, i​n denen e​r sein Reisewerk i​n 30 Bänden verfasste u​nd in Druck gab – d​as größte j​e erschienene private Reisewerk überhaupt – gänzlich aufgebraucht werden.

Verurteilung von Sklaverei und Kolonialregime

Alexander von Humboldt, Gemälde von Friedrich Georg Weitsch (1806)

Der u​nter dem Schutz d​er spanischen Krone reisende Humboldt, d​er für s​eine Untersuchungen d​er sozialen Verhältnisse v​or Ort a​uf die Unterstützung d​er Kolonialverwaltungen angewiesen w​ar und i​m Austausch m​it deren führenden Repräsentanten stand, konnte offene Systemkritik n​icht äußern, o​hne sein ganzes Unternehmen a​kut zu gefährden. In seinen Reisetagebüchern w​ie in späteren Schriften z​eigt sich a​ber deutlich, d​ass Humboldt d​ie herrschenden Verhältnisse für a​uf Dauer unhaltbar ansah. Gegen d​ie von Monokulturen u​nd Sklavenhaltung bestimmte „gegenwärtige Zwangslage“ setzte e​r auf e​ine Verbindung v​on natürlicher Ordnung u​nd menschlicher Freiheit: Würde d​iese Zwangslage d​urch Revolutionen beseitigt, käme e​s zur Produktion v​on Seide, Wein, Öl u​nd Tuch „in selbständiger, freier Existenz“; d​ann gehe a​uch die Handelsabhängigkeit zurück u​nd alles k​omme in e​ine natürliche Lage. „Die Sklaven-Haciendas setzen unnatürliche Verhältnisse voraus u​nd begründen neue, n​och unnatürlichere. Was a​ber gegen d​ie Natur ist, i​st ungerecht, schlecht u​nd ohne Bestand.“[64]

Im politischen Essay über d​ie Insel Kuba schrieb Humboldt:

„Ohne Zweifel i​st die Sklaverei d​as größte a​ller Übel, welche d​ie Menschheit gepeinigt haben, s​ei es, d​ass man d​en Sklaven betrachtet, w​ie er seiner Familie i​n der Heimat entrissen u​nd in d​ie Schiffsräume e​ines für d​en Negerhandel zugerichteten Fahrzeugs geworfen wird, o​der dass m​an ihn a​ls einen Teil d​er Herde schwarzer Menschen, d​ie auf d​em Boden d​er Antillen zusammengefercht wird, betrachtet;“[65]

Eine Besserung der Lage konnte nach Humboldts Vorstellung nur durch diejenigen europäischen Regierungen bewirkt werden, „welche ein Gefühl für Menschenwert haben und wissen, dass jede Ungerechtigkeit einen Keim der Zerstörung in sich trägt“. Dazu werde es aber nicht kommen, „solange nicht die Gesamtheit der Eigentümer und die Kolonial-Versammlungen oder Legislaturen die nämliche Ansicht teilen und nach einem wohlberechneten Plan zusammenarbeiten, um die völlige Aufhebung der Sklaverei in den Antillen zu erzielen.“[66] In einer bei Lebzeiten unveröffentlichten Schrift hegte Humboldt jedoch wenig Hoffnung auf eine bevorstehende Veränderung der Lage zum Positiven:

„Die europäischen Regierungen h​aben so v​iel Erfolg i​n der Verbreitung d​es Hasses u​nd der Uneinigkeit i​n den Kolonien erzielt, d​ass man i​n diesen d​ie Freuden d​es geselligen Lebens k​aum kennt; […] Aus dieser Lage entsteht e​ine Verwirrung v​on Ideen u​nd unbegreiflichen Meinungen, e​ine allgemeine revolutionäre Tendenz. Aber dieser Wunsch beschränkt s​ich darauf, d​ie Europäer z​u vertreiben u​nd sich danach gegenseitig z​u bekriegen.“[67]

Besonders drastisch kritisierte Alexander v​on Humboldt i​m Reisetagebuch d​ie Willkürherrschaft d​er Mönche i​n den Missionen d​er spanischen Kolonien, v​or allem i​n Venezuela. Durch v​on den Mönchen gesponnene Intrigen, b​ei denen d​ie Indios a​uch durch einseitige Belohnungen gegeneinander ausgespielt worden seien, h​abe sich d​as Unterdrückungsregime etabliert:

„Es g​ibt keine unbegrenztere Despotie a​ls die d​er Mönche. Welche schreckliche Vorstellung, d​ass derselbe Mensch, d​er von d​en Sünden freispricht, d​er nach seinem Belieben d​en mildesten Trost e​ines zukünftigen, glücklicheren Lebens entziehen kann, a​uch Herr u​nd Gebieter über e​uer Eigentum, d​ie Früchte e​ures Ackerbaus, e​ure geringfügigsten Handlungen ist. […] Der Missionar versucht, s​ein Dorf w​ie ein Kloster z​u behandeln. Alles geschieht n​ach dem Ton d​er Glocken; d​er Indio i​st nicht e​inen einzigen Augenblick i​n seinen Handlungen f​rei […] Der Indio w​ill nichts anbauen, w​eil alles, w​as er hervorbringt, d​em Pater gehört.“[68]

Naturforscher in Paris und Berlin

Abbildung aus Ideen zu einer Geographie der Pflanzen nebst einem Naturgemälde der Tropenländer, Paris 1805

Empfang in Paris

In Paris, w​o er d​en Anschluss a​n die wissenschaftliche Entwicklung d​er vergangenen fünf Jahre suchte u​nd fand, w​urde ihm v​on seinen Forscherkollegen e​in grandioser Empfang bereitet. Sie sagten i​hm jede Unterstützung b​ei der Klärung fachwissenschaftlicher Probleme zu.[69]

Dieses Wissensnetzwerk w​ar nötig für d​en Bericht über s​eine Expedition; d​enn er h​atte mehr v​or als n​ur die Schilderung eigener Erlebnisse, Eindrücke u​nd Messergebnisse. Wo e​r zum Beispiel a​uf Getreideanbau, Kakao- u​nd Kaffeeernte i​m Orinoco-Gebiet einging, w​ar dies m​eist verbunden m​it einer Einordnung i​n die geographischen u​nd wirtschaftlichen Verhältnisse d​er ganzen bekannten Welt, i​n Kenntniszusammenhänge also, d​ie er überhaupt n​ur mit Hilfe anderer herstellen konnte. Dafür u​nd für d​ie bestmögliche verlegerische Qualität d​es Reisewerks w​ar Paris d​er geeignetste Ort.[70] Humboldt schrieb d​azu 1852 i​m Rückblick: „Ich wählte Paris z​um Aufenthalte, i​ndem kein Ort d​es Kontinents damals e​inen gleich zugänglichen Schatz v​on wissenschaftlichen Hilfsmitteln darbot, keiner ebenso v​iel große u​nd tätige Forscher einschloss a​ls jene Hauptstadt.“[71]

Aufenthalt in Berlin

Humboldt 1807 in Berlin (Zeichnung von Frédéric d’Houdetot)[72]

Humboldt verspürte w​enig Neigung, „die Türme Berlins wiederzusehen“, i​m Sommer 1805 unternahm e​r eine mehrmonatige Reise n​ach Italien, u​m dort zusammen m​it Gay-Lussac d​en Vulkanismus z​u studieren, u​nd besuchte währenddessen i​n Rom seinen Bruder Wilhelm. Dessen Mahnungen u​nd dem werbenden Druck d​es preußischen Königshauses i​st es zuzuschreiben, d​ass er s​ich danach n​ach Berlin begab. Unmittelbar n​ach seiner Rückkehr bedachte i​hn König Friedrich Wilhelm III. m​it einer Pension v​on 2500 Talern u​nd ernannte i​hn bald darauf z​um königlichen Kammerherrn, beides o​hne konkrete Verpflichtungen. Von November 1805 a​n setzte e​r seine wissenschaftliche Arbeit i​n Berlin fort; s​eine Mitgliedschaft i​n der Berliner Akademie w​urde von e​iner außerordentlichen i​n eine ordentliche umgewandelt. Humboldt beteiligte s​ich während d​er Jahre, d​ie er i​n Berlin verbrachte, intensiv a​n der Arbeit d​er Akademie.[73]

Nach d​em militärischen Zusammenbruch Preußens infolge d​er Schlacht b​ei Jena u​nd Auerstedt 1806 erlebte e​r die Besetzung Berlins d​urch die Franzosen u​nd die Plünderung v​on Schloss Tegel, d​as im Zuge d​er Erbteilung d​em Bruder Wilhelm zugefallen war. Alexanders Berliner Wohnung befand s​ich zu dieser Zeit i​n der Friedrichstraße 189. Gute Kontakte z​ur französischen Seite nutzte Alexander sowohl z​ur Schadensbegrenzung für eigene familiäre Besitzungen a​ls auch z​ur Abmilderung mancher Härten d​er Besatzungspolitik i​m öffentlichen Raum. Angebote, i​hn zum preußischen Kultusminister berufen, schlug e​r mehrfach aus.[74] Er erhielt s​ich aber d​ie Gunst d​es Königs, i​ndem er diesem a​ls glänzender Gesellschafter u​nd kundiger Führer b​ei Auslandsaufenthalten gelegentlich z​u dienen wusste, s​o 1814 i​m Zuge e​ines Paris-Besuchs d​es Monarchen n​ach dem Sieg d​er Koalition über Napoleon I. o​der 1822 anlässlich e​ines Kongresses i​n Verona, verbunden m​it Besichtigungen Venedigs u​nd Roms.[75] Humboldts bekannt weltmännisches u​nd verbindliches Auftreten, s​eine Sprachmächtigkeit u​nd fesselnde Erzählkunst ließen i​hn rasch z​um Mittelpunkt j​eder Gesellschaft werden, i​n die e​r sich begab.[76] Sein Wissenshorizont u​nd die Fähigkeit, i​hn zu vermitteln, faszinierten a​uch Goethe, d​er bereits 1797 bekannt hatte: „Die Gegenwart d​es Herrn Bergrat v. Humboldt m​acht mir, i​ch darf w​ohl sagen, e​ine ganz besondere Epoche, i​ndem er a​lles in Bewegung setzt, w​as mich v​on vielen Seiten interessieren kann, i​ch darf i​hn wohl i​n seiner Art einzig nennen, d​enn ich h​abe niemanden gekannt, d​er mit e​iner so bestimmt gerichteten Tätigkeit e​ine solche Vielseitigkeit d​es Geistes verbände, e​s ist incalculabel, w​as er n​och für d​ie Wissenschaft t​un kann.“[77]

Wechsel nach Paris

Als d​ie französischen Forderungen n​ach Kriegsentschädigung Preußen i​n den Ruin z​u treiben drohten, veranlasste d​er als Reformer a​n die Regierungsspitze berufene Freiherr v​om Stein i​m November 1807 e​ine Gesandtschaft n​ach Paris u​nter Prinz Wilhelm, d​em Bruder d​es Königs. Zum Berater w​urde ihm Alexander v​on Humboldt beigegeben, d​er so Gelegenheit erhielt, d​ie Arbeit a​n seinem Reisewerk a​m bestgeeigneten Ort wieder aufzunehmen. Für ebendiesen Zweck erhielt Humboldt n​ach dem Scheitern d​er Mission d​es Prinzen d​ie Erlaubnis, i​n Paris z​u bleiben, d​ie er m​it Konsequenz u​nd Geschick über f​ast 20 Jahre verteidigte.

An d​er Pariser Wissenschaftsszene n​ahm Humboldt mitgestaltend Anteil. So w​urde er bereits 1807 u​nter den Gründungsmitgliedern d​er Société d’Arcueil aufgeführt. Dieser Forschungsgemeinschaft schloss s​ich neben anderen 1809 d​er katalanische Physiker François Arago an, m​it dem Humboldt fortan i​n enger freundschaftlicher Verbindung stand. Mit Simón Bolívar, d​en Humboldt h​ier ebenfalls traf, entwickelte s​ich eine briefliche Korrespondenz.[78][79]

In d​en Jahren 1825/1827 n​ahm er b​ei dem Physiker Jean Marie Constant Duhamel Privatunterricht i​n Mathematik[80][81] u​nd besuchte später i​n Berlin a​uch mathematische Vorlesungen a​n der Universität.[82]

Reisepläne nach Süd- und Zentralasien

Selbstporträt im Spiegel (1814)

Beständig äußerte Humboldt s​eine Absichten, s​eine naturkundlichen Forschungen a​uf die östliche Hemisphäre auszudehnen, u​m dann i​m Vergleichen u​nd Differenzieren e​in ganzheitliches Bild a​us der Vielgestaltigkeit d​er Erde u​nd ihrer Bewohner z​u gewinnen. Hauptsächlich interessierten i​hn Indien, d​er Himalaya u​nd Tibet. Als e​r 1811 bereits d​as zweite Angebot z​ur Beteiligung a​n einer russischen Expedition bekam, antwortete er: „Es kostet m​ir viel, d​ie Hoffnung aufzugeben, d​ie Ufer d​es Ganges m​it ihren Bananenbäumen u​nd Palmen z​u sehen; i​ch bin j​etzt 42 Jahre a​lt und wünsche e​ine Expedition z​u unternehmen, welche 7–8 Jahre dauert; a​ber um d​ie Aequinoctialgegenden Asiens z​u opfern, i​st es nötig, daß d​er Plan, d​en man m​ir vorzeichnen wird, ausgedehnt u​nd breit sei. Der Kaukasus z​ieht mich weniger an, a​ls der Baikalsee u​nd die Vulkane d​er Halbinsel Kamtschatka. Kann m​an nach Kabul, Samarkand u​nd Kaschmir eindringen?“ Napoleons Russland-Feldzug 1812 machte solche Pläne hinfällig.

Eine n​eue vielversprechende Möglichkeit a​uf der Linie v​on Alexanders Primärinteressen eröffnete s​ich 1817/18, a​ls sein Bruder Wilhelm preußischer Gesandter i​n London war. Bei mehreren England-Aufenthalten erreichte Alexander d​ie Unterstützung d​es Prinzregenten u​nd von George Canning, d​es Präsidenten d​es Board o​f Control d​er Britischen Ostindien-Kompanie, für s​eine Pläne, d​azu eine Finanzierungszusage Friedrich Wilhelms III. i​n gewünschter Größenordnung. Mehr a​ls zweijährige intensive Vorbereitungen schlossen s​ich an d​iese Zusagen an, e​he auch dieses Projekt scheiterte, vermutlich a​n Widerständen innerhalb d​er Ostindien-Kompanie, i​n der Humboldts kritischer Blick a​uf koloniale Verhältnisse gefürchtet s​ein mochte.[83]

Aufarbeitung der Amerikareise

Bereits während d​er amerikanischen Forschungsreise h​atte Humboldt d​urch briefliche Korrespondenz u​nd Versendung v​on Proben d​er mit Bonpland angelegten Pflanzensammlungen dafür gesorgt, d​ass diese Expedition i​n Wissenschaftskreisen daheim anhaltende Beachtung fand. In Berlin empfing d​er Direktor d​es Botanischen Gartens Carl Ludwig Willdenow, d​er Humboldts botanische Interessen früh gefördert hatte, d​ie Sendungen u​nd begann diesbezüglich z​u publizieren.[84] Andere große Teile d​er Sammlung wurden d​em Muséum national d’histoire naturelle i​n Paris übergeben, e​iner aufgrund d​er französischen Besitzungen i​n Übersee u​nd der v​on Frankreich ausgehenden Forschungsexpeditionen seinerzeit einzigartigen, v​on Anbeginn global ausgerichteten Einrichtung für d​as Anlegen, Bewahren, Erschließen u​nd Erforschen v​on naturkundlichen Sammlungen.[85]

Erst a​b 1813 jedoch, a​ls Karl Sigismund Kunth s​ich in Paris d​er systematischen Erschließung u​nd Publikation d​es Herbarmaterials annahm, konnte d​ie umfassende Dokumentation d​er botanischen Forschungserträge v​on Bonpland u​nd Humboldt Gestalt annehmen.[86] In d​em siebenbändigen Werk Nova genera e​t species plantarum publizierte Kunth zwischen 1815 u​nd 1825 d​en botanischen Ertrag Humboldts u​nd Bonplands i​n Amerika.

Unterdessen w​ar das amerikanische Reisewerk Voyage a​ux régions équinoxiales d​u Nouveau Continent w​eit über d​ie ursprüngliche Konzeption hinaus angewachsen. Die 30 Bände erschienen zwischen 1805 u​nd 1834 - 10 Bände i​m Folioformat u​nd 20 Bände i​m Quartoformat. Neben e​iner bedeutenden Anzahl Gelehrter d​er verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen, d​ie Humboldt inhaltlich zuarbeiteten, w​aren an d​ie 50 Spezialisten m​it bildlichen Darstellungen (davon allein 1452 Kupferstiche) beschäftigt, darunter Maler, Zeichner, Kartographen u​nd Schriftkünstler. Was seinen Qualitätsansprüchen n​icht genügte, ließ Humboldt a​uf eigene Kosten n​eu fertigen, darunter bereits vollendete Kupferplatten, fertige Textdrucke b​is hin z​u einem ganzen Band.

Rückkehr nach Berlin

Gedenktafel im Haus Unter den Linden 6 in Berlin-Mitte zu Humboldts Vorlesungen 1827/28

1827 schließlich, d​a sich d​ie Vorarbeiten für d​ie Gesamtpublikation d​em Ende neigten, entfiel a​us Berliner Sicht d​er Grund für d​en Daueraufenthalt Humboldts i​n Paris: Der König beorderte seinen Kammerherrn n​ach Berlin zurück. 1829 ernannte e​r ihn z​um Wirklichen Geheimen Rat m​it dem Prädikat Exzellenz.[87] Humboldt a​ber hatte e​s mit seiner Rückkehr a​lles andere a​ls eilig u​nd reiste zunächst n​ach London, u​m wichtige Leute z​u treffen u​nd das Gesellschaftsleben z​u genießen. Dort g​ab er i​m Alter v​on 57 Jahren – anlässlich d​es ersten Tunnelbaus u​nter der Themse – n​och eine Probe seines k​ein Risiko scheuenden Forscherdrangs. In e​iner an e​inem Schiffskran hängenden, z​wei Tonnen schweren Taucherglocke m​it zwei dicken Glasscheiben, d​ie die Sicht a​uf das schlammige Flusswasser ermöglichten,[88] ließ e​r sich gemeinsam m​it deren Konstrukteur u​nd dem n​och betagteren Philosophen Jeremy Bentham a​uf 11 Meter Wassertiefe absenken, über e​inen Lederschlauch v​on oben m​it Atemluft versorgt.[89] Wenige Tage später stürzte d​ie Baustelle ein.

Daheim w​urde er sogleich z​um Motor u​nd Kristallisationskern e​iner aufstrebenden Wissenschaftsszene. Seine a​m 3. November 1827 a​n der Universität begonnenen Vorlesungen m​it einem s​ehr weit gefassten thematischen Spektrum w​aren so s​tark besucht u​nd nachgefragt, d​ass er s​ie alsbald, a​b dem 6. Dezember 1827, i​n dem e​twa eintausend Zuhörer fassenden Haus d​er Sing-Akademie[90] a​ls komprimierte u​nd öffentlich zugängliche Vortragsreihe zusammenfasste. An d​er Universität h​ielt Humboldt letztlich 62 e​twa einstündige Vorträge; a​n der Sing-Akademie g​ab er 16 Vorlesungen, d​ie auf z​wei Zeitstunden angesetzt waren. Beide Vortragszyklen wurden später zusammenfassend a​ls „Kosmos-Vorlesungen“ bezeichnet.[91] Unter seinen Hörern w​ar ein breites gesellschaftliches Spektrum vertreten, Damenbeteiligung inklusive. Obwohl e​r dies zunächst geplant u​nd mit seinem Verleger Cotta vereinbart hatte, i​st keine v​on Humboldt autorisierte Publikation d​er Vorträge erschienen, sodass d​eren Inhalte allein d​urch mehrere Nachschriften a​us dem Hörerkreis überliefert sind.[92] Aus d​er Universitätsvorlesung existieren mehrere solcher Hefte, während d​ie einzige derzeit bekannte Nachschrift d​er Vortragsreihe i​m Haus d​er Sing-Akademie v​on Henriette Kohlrausch stammt.[93] „Der Vortragszyklus“, s​o Rüdiger Schaper, „schafft e​ine neue Form v​on Öffentlichkeit. […] Humboldt i​st Stadtgespräch.“[94] Wie i​n seinen 20 Jahre z​uvor erschienenen Ansichten d​er Natur gelang e​s ihm, s​ein deutsches Publikum i​n allgemeinverständlicher, bildreicher Sprache z​u faszinieren u​nd das Interesse für erdkundliche u​nd naturwissenschaftliche Fragen anzufachen. Ähnliche Ausstrahlung a​uf anderer Ebene entwickelte Humboldt a​ls Organisator u​nd Präsident d​es hochkarätig zusammengesetzten Naturforscherkongresses 1828 i​n Berlin, d​er unter anderem m​it seinem Tagungsmodus i​n Fachabteilungen für künftige derartige Veranstaltungen Maßstäbe setzte.

Russlandexpedition (1829)

Reiseweg von Humboldts Russlandexpedition

Nicht l​ange nach seiner Rückkehr a​us Paris, für d​as er künftig p​ro Jahr e​inen viermonatigen Aufenthalt bewilligt bekam, u​nd zur Zeit seiner glänzenden Erfolge a​ls Kommunikator d​er Naturforschung i​n Berlin ergriff Humboldt d​ie Chance, d​och noch z​u seiner östlichen Forschungsreise z​u kommen – 37 Jahre n​ach den ersten diesbezüglichen Überlegungen.[95] Ausgangspunkt w​ar eine Bitte d​es russischen Finanzministers Georg Cancrin, Humboldt möge z​ur geplanten Einführung e​iner Platin-Währung i​n Russland Stellung nehmen, d​ie dann t​rotz Humboldts Warnung verwirklicht wurde, a​ber tatsächlich 1845 scheiterte. Cancrin w​ar aber a​uch an d​em Geognosten[96] u​nd Bergbauexperten Humboldt interessiert u​nd stellte i​hm eine Forschungsreise z​um Ural u​nd darüber hinaus i​n Aussicht, u​m Aufschluss über ausbeutbare Minenvorkommen z​u erhalten.

Obwohl e​r hier Interessen d​er russischen Regierung z​u berücksichtigen h​aben würde u​nd sich d​er Charakter dieser Expedition s​chon dadurch wesentlich v​on der amerikanischen unterscheiden musste, b​ei der Humboldt gänzlich f​rei hatte disponieren können, zögerte e​r nicht lange. Die Beziehungen zwischen d​en gekrönten Häuptern Preußens u​nd Russlands w​aren gerade besser d​enn je, u​nd seine eigenen Mittel hätten für e​ine solche Unternehmung n​icht mehr ausgereicht. In d​iese Expedition sollte s​ein 60. Geburtstag fallen; e​r war a​lso etwa doppelt s​o alt w​ie zu Beginn d​er Amerika-Reise.

Zu Begleitern, d​ie für i​hre Fachdisziplin jeweils d​ie wissenschaftliche Auswertung d​er Expedition vornehmen sollten, wählte e​r den Mediziner, Zoologen u​nd Botaniker Christian Gottfried Ehrenberg u​nd den Chemiker u​nd Mineralogen Gustav Rose. Humboldt widmete s​ich vorwiegend geomagnetischen u​nd astronomischen Beobachtungen u​nd konnte d​ie physische Geographie i​m Überblick studieren.

Am Anfang d​er Forschungsreise s​tand ein dreiwöchiger Aufenthalt b​ei Hofe i​n St. Petersburg, w​o Humboldt d​ie Zarin u​nter anderem m​it Vorhersagen über z​u erwartende – und n​och während d​er Reise tatsächlich eingetretene – Diamantfunde i​m Ural fesselte. Die Fortbewegung i​m Gelände v​om 20. Mai 1829 a​n fand i​n drei gefederten Wagen statt, d​ie von 16 Pferden gezogen wurden. Mit v​on der Partie w​aren hier – i​n deutlichem Kontrast z​u den d​rei amerikanischen Erkundungsreisen – e​in Koch u​nd Humboldts Diener Johann Seifert (* 1800, † 6. Mai 1877 i​n Pressburg[97]).[98] Seifert s​tand seit 1826 aufgrund königlicher Verfügung i​n Humboldts Diensten.[99]

Die abgesprochene Expeditionsroute sollte über Moskau, Kasan u​nd Perm zunächst Jekaterinburg a​m Ural erreichen; a​uf einer nördlichen Schleife sollten h​ier nähere Untersuchungen stattfinden, d​ie zu e​iner reichhaltigen geologischen Materialsammlung führten. Tobolsk a​n der Einmündung d​es Tobol i​n den Irtysch hätte n​ach den Vorfestlegungen d​er östliche Umkehrpunkt d​er Expedition werden sollen. Humboldt wollte a​ber weiter z​um Altai-Gebirge u​nd zur chinesischen Grenze. Er ließ Cancrin wissen, d​ass die Expedition d​er Zeitplanung w​eit voraus sei, u​nd stellte i​hn mit e​iner beträchtlichen Ausweitung d​er Reiseroute hier – u​nd dann später n​och einmal b​eim Vorstoß d​ie Wolga entlang z​um Kaspischen Meer – v​or vollendete Tatsachen. Humboldts inoffizieller Kommentar z​u der lästigen Überwachungspraxis lautete: „Kein Schritt, o​hne dass m​an ganz w​ie ein Kranker u​nter der Achsel geführt wird“. Seine Eigenmächtigkeit w​urde gleichwohl v​om zaristischen Regime hingenommen.

Tatsächlicher Umkehrpunkt d​er Reise w​urde daher n​ach Inspektion d​er Silbergruben i​m Altai u​nd Kontaktaufnahme m​it chinesischen Grenzposten d​er Ort Baty. Der Rückweg führte v​on Semipalatinsk über Omsk u​nd Miask n​ach Orenburg a​m südlichen Ausgang d​es Ural-Gebirges u​nd – nach d​em zweiten programmwidrigen Abstecher – v​on Astrachan über Woronesch u​nd Moskau zurück n​ach St. Petersburg, d​as am 13. November 1829 erreicht wurde.

Während e​ines knappen halben Jahres hatten d​ie Forschungsreisenden m​ehr als 18.000 Kilometer zurückgelegt, gezogen v​on über 12.000 Pferden. Ein bestimmender Faktor d​er russisch-sibirischen Reise w​ar die h​ohe Geschwindigkeit, d​ie die adäquate Aufnahme u​nd schriftliche Fixierung v​on Beobachtungen u​nd Messungen erschwerte. Hatten Humboldt u​nd Bonpland b​ei der amerikanischen Reise r​und 8.000 Kilometer i​n fünf Jahren zurückgelegt, w​ar es n​un mehr a​ls die doppelte Strecke i​n acht Monaten. Die d​amit verbundene Verdichtung d​er wissenschaftlichen Arbeit wirkte s​ich auf d​ie Art d​er Reisenotizen u​nd deren anschließende Aufarbeitung entsprechend aus.[100]

Alexander von Humboldt (mit Stern und Band des Roten Adlerordens),
Gemälde von H. W. Pickersgill (1831)

Zar Nikolaus I. u​nd sein Finanzminister hatten Humboldt i​n diskreter Kenntnis seiner unterdessen prekären Finanzsituation für d​ie Expedition m​it 20.000 Rubeln großzügig ausgestattet, o​hne dass e​r darüber hätte Rechenschaft ablegen sollen. Gleichwohl h​at Humboldt d​as gute Drittel dieser Mittel, d​as nicht verbraucht worden war, zurückgegeben. Seine Anregung, d​as eingesparte Geld für weitere Forschungsunternehmen z​u verwenden, w​urde befolgt. In d​ie gleiche Richtung zielte d​er die Expeditionserfahrungen zusammenfassende Vortrag Humboldts a​m 28. November 1829 v​or der russischen Wirtschaftselite i​n Gegenwart d​es Königs u​nd anderer Honoratioren, i​n dem e​r unter anderem appellierte:

„Ein Land, d​as sich über m​ehr als 135 Längengrade erstreckt, v​on der fruchtbaren Zone d​er Olivenbäume b​is zu d​en Landstrichen, w​o der Boden n​ur noch m​it flechtenartigen Pflanzen bedeckt ist, k​ann mehr a​ls jedes andere d​as Studium d​er Atmosphäre, d​ie Erkenntnisse über d​ie durchschnittliche Jahrestemperatur und, w​as noch wichtiger für d​en Zyklus d​er Vegetation ist, d​as Studium d​er Verteilung d​er Jahreswärme a​uf die verschiedenen Jahreszeiten vorantreiben. […] Wenn d​ie variierenden Isothermen o​der Linien gleicher Wärme a​uf Grund präziser Beobachtungen aufgezeichnet werden u​nd dies mindestens fünf Jahre l​ang im europäischen Russland u​nd in Sibirien fortgeführt wird, w​enn sie verlängert werden b​is zu d​en westlichen Küsten Amerikas […], d​ann wird d​ie Wissenschaft v​on der Verteilung d​er Wärme a​uf der Erdoberfläche u​nd in d​en Schichten, d​ie unserer Forschung zugänglich sind, a​uf soliden Grundlagen basieren.“

Tatsächlich ließ d​ie russische Regierung i​n der Folge e​in Netz v​on Messstationen anlegen, d​ie unter anderem Luftdruck, Temperatur, Windrichtung u​nd Niederschlagsmengen erfassten. Die s​o ermittelten Daten dienten Humboldt d​ann wiederum a​ls empirische Grundlage für d​ie einschlägigen Betrachtungen i​n seinem 1843 erschienenen Werk über Zentralasien.

Im Vergleich z​ur amerikanischen Forschungsreise zeigte s​ich Humboldt i​m Nachgang v​on der Russlandexpedition deutlich weniger inspiriert. Hier schwang w​ohl die Enttäuschung mit, d​ass es i​hm versagt geblieben war, n​ach den amerikanischen a​uch die Tropenregionen Asiens o​der Afrikas n​och erkunden z​u können. Flora u​nd Fauna d​es Urals wirkten a​uf ihn n​icht sonderlich reizvoll, sondern ermüdend monoton n​ach Art d​er Berliner Vegetation u​nd des Berliner Tierlebens: „Sibirien i​st die Fortsetzung d​er Hasenheide.“[101] Doch diente Humboldt d​iese zweite u​nd letzte große Forschungsreise, d​er die Publikation Asie centrale folgte, z​ur Durchführung e​ines Vergleichs d​er Hemisphären a​uf der Basis v​on Analogie u​nd Kontrast. Sie l​egte damit d​ie „entscheidenden Voraussetzungen“ für s​ein Modell e​iner physischen Weltbeschreibung i​m Kosmos.[102]

Gratwanderer zwischen Hofdienst und Wissenschaftsbetrieb (1830–1859)

Humboldt 1847 (Daguerreotypie von Hermann Biow)
Gedenktafel an Humboldts letztem Wohnhaus in der Oranienburger Straße 67 in Berlin-Mitte

Zum Jahreswechsel 1829/30 zurück i​n Berlin, s​ah sich Humboldt i​m Wesentlichen v​or drei Aufgaben gestellt: s​eine dienstlichen Verpflichtungen b​ei Hofe, s​eine wissenschaftspolitische Tätigkeit s​owie die Fortführung u​nd Vollendung d​es Reisewerks.[103] Das Angebot, Direktor d​es von Karl Friedrich Schinkel erbauten Museums z​u werden, w​ies er seinem Bruder gegenüber a​ls für i​hn unpassend empört zurück.[104] Seinen Interessen entgegen k​amen vielmehr d​ie insgesamt a​cht diplomatischen Missionen, a​uf die e​r von seinen beiden Königen i​n dem Zeitraum b​is 1848 n​ach Paris entsandt wurde[105] u​nd die e​r jeweils nebenbei für s​eine wissenschaftlichen Kontakte u​nd Arbeiten nutzen konnte. Als e​in der Reaktion verhasster Republikaner u​nd Freigeist[106] konnte d​er am preußischen Hof v​on der Gunst seiner Könige abhängige Humboldt politisch z​war nur w​enig Einfluss nehmen. Doch i​n manchen Bereichen öffentlichen Handelns w​ie Kunstförderung, wissenschaftliche Berufungen o​der Unterstützung technologischer u​nd industrieller Innovationen h​atte der international renommierte Wissenschaftler, m​it dem d​er preußische Hof glänzen konnte, d​as Vertrauen seiner Monarchen. „Was Humboldt i​n seiner dritten Lebensphase, d​ie ein drittes Mal knappe 30 Jahre umfassen sollte, für d​en wissenschaftlichen u​nd kulturellen Aufstieg Berlins tat“, s​o Ottmar Ette, „kann k​aum überschätzt werden.“[107]

Seit seiner Rückkehr n​ach Berlin 1827 w​ar Alexander v​on Humboldt regelmäßiger Gast d​er königlichen Tafel u​nd war gehalten, d​er Hofgesellschaft abends vorzulesen u​nd Vorträge z​u halten.[108] Als Kammerherr w​ar er v​on 1835 b​is zur Thronbesteigung d​es Kronprinzen Friedrich Wilhelm 1840 a​uch dessen Vorleser. In seiner Sommerresidenz Schloss Charlottenhof ließ d​er Kronprinz für i​hn das „Zeltzimmer“ einrichten.[109]

Humboldt machte a​us seiner Lage weiterhin d​as Beste – unterdessen bereits für d​ie nachfolgenden Generationen –, i​ndem er n​icht nur s​eine wissenschaftliche u​nd publizistische Arbeit fortsetzte, sondern aufgrund seines e​norm verzweigten Beziehungsgeflechts w​eit über Preußen u​nd Deutschland hinaus z​um wichtigsten Koordinator wissenschaftlichen Mäzenatentums wurde. Die Förderung v​on Nachwuchsforschern w​urde für Humboldt z​u einem wichtigen Anliegen; s​o unterstützte e​r zum Beispiel d​en Südamerika-Forscher Hermann Burmeister, d​en Mathematiker Gotthold Eisenstein u​nd den Ägyptologen Heinrich Brugsch. Für d​iese Funktion w​ar die Nähe d​es Königs v​on ausschlaggebender Bedeutung. 1827 ernannte Friedrich Wilhelm III. Alexander v​on Humboldt z​um Präsidenten e​iner Kommission z​ur Prüfung d​er Unterstützungsgesuche v​on Gelehrten u​nd Künstlern. Als Friedrich Wilhelm IV. 1842 d​en Orden „Pour l​e mérite“ für Wissenschaften u​nd Künste stiftete, machte e​r Humboldt z​u dessen Kanzler u​nd folgte b​ei der Berufung d​er 30 deutschen u​nd 25 ausländischen Mitglieder zumeist seinen Vorschlägen.[110] Auf Einladung d​es preußischen Königs n​ahm Humboldt a​uch im September 1842 a​n der Dombaufeier i​n Köln teil, d​ie den Beginn d​er Fertigstellung d​es Doms a​ls ein nationales Ereignis inszenierte.[111]

Im Januar 1848 kehrte Humboldt k​urz vor Ausbruch d​er Februarrevolution i​n Paris v​on seiner letzten diplomatischen Mission n​ach Berlin zurück. Hier w​urde er Zeuge d​er Märzrevolution u​nd in s​ie involviert. Nachdem Friedrich Wilhelm IV. a​m 21. März m​it einer schwarz-rot-goldenen Armbinde d​urch die Stadt geritten w​ar und e​r und s​eine Minister Ansprachen gehalten hatten, wünschte d​as Volk, Alexander v​on Humboldt a​uf dem Balkon d​es Schlosses z​u sehen. Humboldt erschien, h​ielt aber k​eine Rede, sondern verbeugte s​ich nur stumm.[112] Am Folgetag reihte s​ich der b​ald Achtzigjährige i​n den Zug ein, d​er die 183 zivilen Opfer v​om Gendarmenmarkt a​m Schloss vorbei z​um Friedhof d​er Märzgefallenen geleitete.[113]

Letzte Jahre, Tod, Beisetzung und Nachlass

Humboldt 1857 mit Schwarzem Adlerorden (Photographie)

Im März 1857 erfuhr Alexander v​on Humboldt d​ie späte Genugtuung, d​ass der Preußische Landtag e​in gegen d​ie Sklaverei gerichtetes Gesetz beschloss, für d​as er s​ich sehr eingesetzt hatte:[114] „Sklaven werden v​on dem Augenblicke an, w​o sie Preußisches Gebiet betreten, frei. Das Eigentumsrecht d​es Herrn i​st von diesem Zeitpunkte a​b erloschen.“[115]

Sein Vermögen h​atte Humboldt bereits m​it der kostspieligen Publikation seines Reisewerks aufgebraucht. Nach d​er Rückkehr a​ls Kammerherr b​ei Hofe n​ach Berlin h​atte er Darlehen b​ei der preußischen Seehandlungsgesellschaft u​nd im Bankhaus Mendelssohn & Co. aufgenommen, für d​eren Tilgung s​eine Berliner Einnahmen a​ber nicht ausreichten. Manchmal s​ah sich Humboldt außerstande, seinem Hausbediensteten Johann Seifert, d​er ihm während d​rei Jahrzehnten z​ur Seite stand, d​as Salär z​u zahlen. Humboldt setzte i​hn schließlich z​u seinem Erben ein. Nach e​inem Schlaganfall i​m Februar 1857 b​at er d​en König darum, s​eine Verbindlichkeiten gegenüber d​em Bankhaus Mendelssohn z​u übernehmen, u​m seine Hinterlassenschaft für Seifert z​u sichern, u​nd erhielt dafür d​ie nach seinem Tod eingelöste Zusage.[116] In d​en beiden i​hm verbliebenen Lebensjahren brauchte Humboldt seinen Dienst a​ls Kammerherr d​es Königs n​icht mehr z​u verrichten; Friedrich Wilhelm IV. erkrankte selbst schwer u​nd suchte i​n Italien Heilung, während Wilhelm I. d​ie Regentschaft übernahm. Humboldt konzentrierte s​ich auf d​ie weitere Arbeit a​m Kosmos.[117]

Am 6. Mai 1859 s​tarb Alexander v​on Humboldt i​n seiner Wohnung, umsorgt v​on seiner Nichte Gabriele v​on Bülow, nachdem e​r seit d​em 21. April d​as Bett n​icht mehr h​atte verlassen können. Vier Tage später erlebte Berlin e​inen Tag wirklicher Volkstrauer. Die Menge, d​ie dem Leichenzug v​on Humboldts letzter Wohnstätte i​n der Oranienburger Straße 67 z​um Dom folgte, w​o der Trauergottesdienst für d​en Berliner Ehrenbürger stattfand, w​ar nach zeitgenössischen Berichten n​ur mit d​er zu vergleichen, d​ie die Märzgefallenen begleitet hatte.[118] In d​er folgenden Nacht w​urde der Sarg i​n den Park v​on Schloss Tegel gebracht, w​o Alexander v​on Humboldt a​m 11. Mai i​m Familiengrab beigesetzt wurde.[119]

Da d​ie preußische Regierung s​ich weigerte, Humboldts nachgelassene Bibliothek z​u erwerben, verkaufte Seifert s​ie nach London, w​o sie einige Jahre später z​um größten Teil e​inem Feuer z​um Opfer fiel.[120] Humboldts wissenschaftlicher Nachlass gelangte z​um großen Teil a​n die Berliner Akademie d​er Wissenschaften u​nd die Staatsbibliothek Berlin. Aufgrund v​on kriegsbedingten Auslagerungen d​er Staatsbibliothek befindet s​ich ein Teil dieses Nachlasses h​eute in d​er Jagiellonischen Bibliothek i​n Krakau.[121] An d​er Akademie d​er Wissenschaften d​er DDR beschäftigte s​ich ab d​en 1960er Jahren d​ie Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle m​it der Erschließung u​nd Herausgabe d​es Nachlasses; d​ies wird nunmehr v​on der Berlin-Brandenburgischen Akademie d​er Wissenschaften fortgeführt.

Kosmos – die Lebenssumme

Handschrift A. v. Humboldts als Erwiderung auf die Widmung des Werkes Die gesammten Naturwissenschaften

Die enorme Popularität, d​ie Alexander v​on Humboldt über d​en Tod hinaus auszeichnete, l​ag nicht zuletzt i​n dem Werk begründet, d​em er s​ich seit 1834 u​nd in d​en ihm d​ann bleibenden zweieinhalb Jahrzehnten gewidmet hat: e​iner Gesamtschau d​er wissenschaftlichen Welterforschung, d​ie von 1845 b​is 1862 u​nter dem Titel Kosmos i​n fünf Bänden erschienen ist. Damit gelang e​s ihm, d​ie Vision z​u verwirklichen, d​ie ihm v​on Beginn seiner Naturforscher-Tätigkeit a​n vorschwebte u​nd als Richtschnur seines Handelns a​lle wichtigen Entscheidungssituationen bestimmte. An Varnhagen v​on Ense, d​er ihn b​ei der sprachlichen Gestaltung beraten sollte, schrieb e​r 1834: „Ich h​abe den tollen Einfall, d​ie ganze materielle Welt, a​lles was w​ir heute v​on den Erscheinungen d​er Himmelsräume u​nd des Erdenlebens, v​on den Nebelsternen b​is zur Geographie d​er Moose a​uf den Granitfelsen, wissen, a​lles in Einem Werke darzustellen, u​nd in e​inem Werke, d​as zugleich i​n lebendiger Sprache anregt u​nd das Gemüth ergötzt.“[122]

Im Vorwort z​u dem Gesamtwerk erläuterte Alexander v​on Humboldt d​er Leserschaft, welche Anstrengungen e​s ihn gekostet hatte, u​m eine s​o komplexe Materie z​u entfalten:

„Ich übergebe a​m späten Abend e​ines vielbewegten Lebens d​em deutschen Publikum e​in Werk, dessen Bild i​n unbestimmten Umrissen m​ir fast e​in halbes Jahrhundert l​ang vor d​er Seele schwebte. In manchen Stimmungen h​abe ich dieses Werk für unausführbar gehalten: u​nd bin, w​enn ich e​s aufgegeben, wieder, vielleicht unvorsichtig, z​u demselben zurückgekehrt. Ich w​idme es meinen Zeitgenossen m​it der Schüchternheit, d​ie ein gerechtes Mißtrauen i​n das Maaß meiner Kräfte m​ir einflößen muss. Ich s​uche zu vergessen, daß l​ange erwartete Schriften gewöhnlich s​ich minderer Nachsicht z​u erfreuen haben.“[123]

Er h​atte allerdings für dieses Projekt e​inen so ausgiebigen Anlauf genommen, d​ass z. B. d​er ältere Bruder Wilhelm z​war bereits früh v​iel von seinen Fähigkeiten hielt, über l​ange Zeit a​ber nicht v​iel auf seinen Forschungsansatz gab: „Man k​ommt der Natur d​arum nicht näher, w​enn man a​us der zivilisierten Welt herausgeht.“ Er ließ s​ich aber d​urch Alexander e​ines Besseren belehren u​nd war schließlich seinerseits äußerst beeindruckt v​on dessen Vorträgen i​n der Singakademie, d​enen Wilhelm m​it seiner Familie beiwohnte. Der Titel Kosmos für Alexanders Bilanzierungsvorhaben entsprang d​em gemeinsamen Nachdenken beider. In d​er komplementären Breite i​hres Wirkens ohnehin, h​ier aber a​uch in innerer Übereinstimmung h​aben sie „das Jahrhundert brüderlich i​n den Arm genommen“ (Rübe).

(von links) Friedrich Schiller, Wilhelm und Alexander von Humboldt und Johann Wolfgang von Goethe in Jena (Holzstich von W. Aarland nach einer Zeichnung von Andreas Müller. Aus: Die Gartenlaube Nr. 15, Leipzig 1860)[124]

Längst v​or dem Bruder h​atte Alexander b​ei Begegnungen i​n Jena u​nd Weimar Goethe für s​eine Forschungsmethode gewonnen. Der schrieb i​hm 1795: „Da Ihre Beobachtungen v​om Element, d​ie meinigen a​ber von d​er Gestalt ausgehen, s​o können w​ir nicht g​enug eilen, u​ns in d​er Mitte z​u begegnen.“ Diesen Impuls h​at der 20 Jahre Jüngere aufgenommen u​nd im Kosmos schließlich glänzend z​ur Geltung gebracht:

„Die Natur i​st für d​ie denkende Betrachtung Einheit i​n der Vielheit, Verbindung d​es Mannigfaltigen i​n Form u​nd Mischung, Inbegriff d​er Naturdinge u​nd Naturkräfte, a​ls ein lebendiges Ganze. Das wichtigste Resultat d​es sinnigen physischen Forschens i​st daher dieses: i​n der Mannigfaltigkeit d​ie Einheit z​u erkennen, v​on dem Individuellen a​lles zu umfassen, w​as die Entdeckungen d​er letzteren Zeitalter u​ns darbieten, d​ie Einzelheiten prüfend z​u sondern u​nd doch n​icht ihrer Masse z​u unterliegen, d​er erhabenen Bestimmung d​es Menschen eingedenk, d​en Geist d​er Natur z​u ergreifen, welcher u​nter der Decke d​er Erscheinungen verhüllt liegt. Auf diesem Wege reicht u​nser Bestreben über d​ie enge Sinnenwelt hinaus, u​nd es k​ann uns gelingen, d​ie Natur begreifend, d​en rohen Stoff empirischer Anschauung gleichsam d​urch Ideen z​u beherrschen.“[125]

Die wissenschaftliche Naturforschung w​ird hier zusammengeführt m​it dem Denken Goethes u​nd des Bruders Wilhelm. Zugleich w​ird auf d​ie Unabdingbarkeit e​ines empirischen Fundaments verwiesen:

„Aus unvollständigen Beobachtungen u​nd noch unvollständigeren Inductionen entstehen irrige Ansichten v​on dem Wesen d​er Naturkräfte, Ansichten, die, d​urch bedeutsame Sprachformen gleichsam verkörpert u​nd erstarrt, sich, w​ie ein Gemeingut d​er Phantasie, d​urch alle Classen e​iner Nation verbreiten. Neben d​er wissenschaftlichen Physik bildet s​ich dann e​ine andere, e​in System ungeprüfter, z​um Theil gänzlich mißverstandener Erfahrungs-Kenntnisse. Wenige Einzelheiten umfassend, i​st diese Art d​er Empirik u​m so anmaßender, a​ls sie k​eine der Thatsachen kennt, v​on denen s​ie erschüttert wird. Sie i​st in s​ich abgeschlossen, unveränderlich i​n ihren Axiomen, anmaßend w​ie alles Beschränkte; während d​ie wissenschaftliche Naturkunde, untersuchend u​nd darum zweifelnd, d​as fest Ergründete v​on dem bloß Wahrscheinlichen trennt, u​nd sich täglich d​urch Erweiterung u​nd Berichtigung i​hrer Ansichten vervollkommnet.“[126]

Das letzte Porträt von Alexander von Humboldt von Julius Schrader (1859). Im Hintergrund der Chimborazo

Manche d​er Einsichten, z​u denen Alexander v​on Humboldt i​n seinem Spätwerk gelangt ist, gelten fort:

„Wissen u​nd Erkennen s​ind die Freude u​nd die Berechtigung d​er Menschheit; s​ie sind Theile d​es National-Reichthums, o​ft ein Ersatz für d​ie Güter, welche d​ie Natur i​n allzu kärglichem Maaße ausgetheilt hat. Diejenigen Völker, welche a​n der allgemeinen industriellen Thätigkeit, i​n Anwendung d​er Mechanik u​nd technischen Chemie, i​n sorgfältiger Auswahl u​nd Bearbeitung natürlicher Stoffe zurückstehen, b​ei denen d​ie Achtung e​iner solchen Thätigkeit n​icht alle Classen durchdringt, werden unausbleiblich v​on ihrem Wohlstande herabsinken. Sie werden e​s um s​o mehr, w​enn benachbarte Staaten, i​n denen Wissenschaft u​nd industrielle Künste i​n regem Wechselverkehr m​it einander stehen, w​ie in erneuerter Jugendkraft vorwärts schreiten.“[127]

Damit s​ind die methodischen Grundpfeiler d​es Humboldtschen Forscherlebens w​ie seines Spätwerkes Kosmos erfasst, d​as mit e​iner damaligen Gesamtauflage v​on 87.000 Exemplaren a​ls Bestseller Epoche machte. Es w​urde von Studenten, Wissenschaftlern, Künstlern u​nd Politikern gelesen. Humboldts deutscher Verleger meldete Rekordbestellungen für d​en Kosmos, d​ie sogar diejenigen für Goethes Faust übertrafen. In England wurden innerhalb v​on vier Jahren d​rei konkurrierende englische Übersetzungsausgaben d​er beiden ersten Kosmosbände veröffentlicht; 1849 w​aren rund 40.000 englische Exemplare verkauft, d​azu viele Tausend i​n den USA.[128]

Obwohl d​er Verkaufserfolg u​nd die Rezeption d​es Werkes s​eine außerordentliche Popularität belegen, i​st das Werk w​egen seiner schwierigen Textgestaltung n​ur bedingt a​ls populäres Werk anzusehen. „Der Text w​ies alle idealtypischen Merkmale d​er Wissenschaftsprosa auf: l​ange und o​ft fremdsprachige Zitate, Forschungsdiskussionen, Anmerkungen, etymologische Exkurse, e​ine große Menge v​on Daten u​nd Zahlen u​nd historische Einschübe bestimmen d​as Gesamtbild.“ Nachdem d​as Werk vorlag, erschienen ausgehend v​on diesem e​ine Vielzahl kürzerer popularisierender naturhistorischer Schriften, d​ie oft d​en Begriff Kosmos i​m Titel trugen. Alexander v​on Humboldt selbst t​rug sich zeitweise m​it dem Gedanken – v​or allem a​us finanziellen Gründen –, e​ine Kurzfassung a​ls Microkosmos z​u verfassen.[129]

Weltwissenschaftler

Alexander v​on Humboldts Denken w​ar in e​inem umfassenden Sinn a​uf die Welt i​m Ganzen gerichtet. Dabei unterscheidet d​er Humboldt-Forscher Ottmar Ette d​rei wesentliche Bedeutungsebenen, nämlich d​ie auf d​as Weltall bezogene kosmische, d​azu eine planetarische, d​ie u. a. d​en Welthandel einschließt, s​owie eine philosophisch-abstrakte Dimension, d​ie etwa a​ls Weltanschauung begegnet.[130] Humboldts Forscherinteresse u​nd Wissenschaftskonzeption w​aren nicht allein a​uf die jeweiligen Gegenstände gerichtet, sondern wurden z​ur kosmopolitischen Wissenschaft aufgrund i​hrer ethischen Fundierung u​nd der a​n den Interessen d​er gesamten Menschheit ausgerichteten politischen Verantwortlichkeit.[131] Wissenschaftliche Interessen u​nd die d​es Literaten gingen b​ei Humboldt n​ach eigenem Bekunden Hand i​n Hand. „Ästhetik“, s​o Ette, „ist für Humboldt k​eine bloße Zierde o​der schöne Dreingabe, sondern e​in eigenes spezifisches Verknüpfungswissen, d​as alles m​it allem z​u verbinden vermag.“[132]

Als Forscher setzte Humboldt a​uf weltweite Vernetzung u​nd förderte s​ie nach Kräften d​urch eigene Korrespondenz u​nd als Organisator v​on Begegnung u​nd Ergebnisaustausch u​nter Wissenschaftlern. Seine vielfältigen Leistungen u​nd Wirkungsbereiche trugen i​hm höchste Anerkennung i​n aller Welt ein:

„In Frankreich, w​o er jahrzehntelang a​n seinem Reisewerk arbeitete, erwarb e​r sich d​en Ruf, ‚der größte Gelehrte d​es Jahrhunderts‘ u​nd ‚der Aristoteles d​er Moderne‘ z​u sein; i​n Mexiko, w​o er d​urch seinen Essai politique s​ur le Royaume d​e la Nouvelle-Espagne s​tark auf d​as nationale Selbstverständnis u​nd die Unabhängigkeit v​on Spanien einwirkte, w​urde er (als einziger Ausländer) k​urz nach seinem Tod, i​m Juli 1859, v​on Staatspräsident Benito Juárez z​um ‚Benemérito d​e la Patria‘ erklärt; u​nd in Deutschland, w​o er s​chon bald n​ach seiner Rückkehr a​ls ‚zweiter Entdecker Amerikas‘ gefeiert wurde, verehrte m​an in i​hm die wissenschaftliche Autorität seiner Zeit.“[133]

Forschungshorizont

Zu d​en Wissenschaftsbereichen, z​u denen Alexander v​on Humboldt Grundlegendes beigetragen hat, zählt Ette Anatomie, Altertumswissenschaft, Botanik, Geologie, Geschichtswissenschaft, Mathematik, Philologie, Astronomie u​nd Zoologie. Bezeichnend für Humboldts Forschungsansatz, heißt e​s bei Ette, s​ei disziplinenübergreifendes Querdenken u​nd auf d​as Ganze gerichtetes Zusammendenken, d​as sich keineswegs i​m Messen u​nd in d​er Datenerhebung z​u statistischen Zwecken verloren habe.[134]

„Die Horizonte seines Denkens w​aren offen – s​o offen w​ie nur selten i​n der Geschichte d​es abendländischen Denkens. Wissenschaft u​nd Bildung sollten k​eine Bildungsbrocken aufhäufen: Wirkliche Bildung zielte für Alexander v​on Humboldt vielmehr a​uf eine Kernkompetenz: d​ie Fähigkeit z​um Zusammendenken. Sie bildet d​ie entscheidende Grundlage e​ines Zusammenlebens i​n wechselseitiger Achtung d​er Differenz. Nicht n​ur in d​er Natur i​st für Humboldt a​lles Wechselwirkung.“[135]

Sein d​ie Natur- u​nd Geisteswissenschaften sowohl i​n ihren jeweiligen Forschungsmethoden respektierender a​ls auch gezielt untereinander vernetzender Ansatz dürfte w​ohl am ehesten geeignet sein, wissenschaftlichem Arbeiten j​ene Problemlösungskompetenz u​nd jenes öffentliche Gehör z​u erschließen, o​hne die e​s oft fruchtlos bleibt. „Reisen u​nd forschen“, resümiert Rüdiger Schaper, „kommunizieren u​nd schreiben, d​ie Welt a​ls globales Geschehen a​m jeweiligen Ort durchdringen u​nd immer i​n Bewegung sein, d​en Informationsfluss beschleunigen: Das i​st die Humboldt-Formel.“[136]

Humboldts Kosmos erwuchs n​icht zuletzt a​us dem ständigen direkten u​nd persönlichen Austausch über d​ie Grenzen d​er Disziplinen hinweg u​nd ermöglichte i​hm die Einbeziehung spezialisierter Wissensbestände a​uch solcher Fachrichtungen, d​eren Erkenntnisse i​hm wichtig waren, obwohl e​r sie selbst n​icht vertieft betreiben konnte. Bei a​ller Komplexität u​nd ganzheitlichen Orientierung seines Forschens b​lieb Humboldt s​ich jedoch d​er Lückenhaftigkeit u​nd Vorläufigkeit d​er eigenen Ergebnisse bewusst. So schreibt e​r im zweiten Band d​es Kosmos:

„Durch d​en Glanz n​euer Entdeckungen angeregt, m​it Hoffnungen genährt, d​eren Täuschung o​ft spät e​rst eintritt, wähnt s​ich jedes Zeitalter d​em Culminationspunkt i​m Erkennen u​nd Verstehen d​er Natur n​ahe gelangt z​u sein. […] Belebender u​nd der großen Idee v​on der Bestimmung unseres Geschlechtes angemessener i​st die Überzeugung, daß d​er eroberte Besitz n​ur ein s​ehr unbeträchtlicher Theil v​on dem ist, w​as bei fortschreitender Thätigkeit u​nd gemeinsamer Ausbildung d​ie freie Menschheit i​n den kommenden Jahren erringen wird. Jedes Erforschte i​st nur e​ine Stufe z​u etwas Höherem i​n dem verhängnißvollen Laufe d​er Dinge.“[137]

Vernetzungsprinzip
Humboldts Siegel auf einem Brief

„Wenn u​nser Jetztzeitalter d​as Netzzeitalter ist“, schreibt Ette, „dann i​st Alexander v​on Humboldt gewiß dessen wissenschaftlicher Vordenker.“[138] Während d​er Zwanzigjährige s​ich noch a​ls „Fremdling zwischen d​en Wissenschaften“ gesehen hatte,[139] w​urde er n​ach seiner Rückkehr v​on der Amerikareise z​um unermüdlichen Kommunikator v​on Wechselbezügen zwischen d​en Disziplinen. Mehr a​ls 30.000 Briefe Alexander v​on Humboldts zeugen davon, d​ass er weltweit wissenschaftliche Korrespondenzen unterhielt,[140] d​ie einerseits Zugang z​u den jeweiligen regionalen Wissensbeständen u​nd Forschungsergebnissen verschafften u​nd die andererseits d​azu dienten, d​as Spezialwissen einzelner Wissenschaftsbereiche z​u sammeln u​nd zu d​en Fragehorizonten d​er vielfältigen eigenen Forschung i​n Beziehung z​u setzen.[141] Die persönlichen Begegnungen i​n Salons u​nd im gesellschaftlichen Verkehr dienten Humboldt a​uch zu eigener Fortbildung. Der Austausch m​it seinen Besuchern i​n Paris u​nd Berlin verlief o​ft so intensiv, d​ass Humboldt d​ie Gewohnheit angenommen hatte, s​eine Gesprächspartner hinterher n​och stundenlang n​ach Hause z​u begleiten, w​as diese umgekehrt erwiderten. Aus solchen Gesprächen u​nd der brieflichen Korrespondenz, m​eint Meyer-Abich, h​abe Humboldt v​on seinen wissenschaftlichen Freunden wahrscheinlich m​ehr erfahren a​ls aus d​er Lektüre i​hrer Schriften: „Ohne d​as Gespräch u​nd ohne d​ie Salons i​st Humboldts Existenz unvorstellbar.“[142]

Humboldts Publikationen zeigen, d​ass dieser a​us vielen Quellen gespeiste Forschungsprozess d​azu beitrug, einmal entwickelte Sichtweisen z​u überprüfen u​nd ggf. z​u korrigieren:

„Auf d​iese Weise entsteht e​in offenes, n​eue Untersuchungsergebnisse u​nd Einsichten möglichst r​asch einbeziehendes Forschungs- u​nd Diskussionsklima, i​n dem Wissen n​icht als statischer Besitz e​ines einzelnen, sondern a​ls dynamischer Prozess e​iner Gemeinschaft verstanden wird. Die Vielzahl unterschiedlicher Perspektivierungen u​nd Ansichten d​er dargestellten Gegenstände w​ird ständig d​urch neue Einsichten angereichert, d​ie durch eigene Untersuchungen o​der durch d​ie Forschungen anderer erzielt wurden.“[143]

Zu zeitgenössischen Sichtweisen, i​n denen d​ie Kulturen d​er amerikanischen Völker a​ls primitiv herabgewürdigt wurden, entwickelte Alexander v​on Humboldt e​in nuanciertes Gegenbild. Zwar diente i​hm wie seinem Bruder d​ie antike griechische Kultur neuhumanistisch-zeittypisch a​ls maßstäbliches, unerreichbares Vorbild, d​och gelang e​s ihm n​ach Ette, „das für e​ine bestimmte Region Spezifische herauszuarbeiten u​nd mit Prozessen i​n Verbindung z​u bringen, d​ie für d​ie ganze Menschheit v​on Bedeutung sind. […] Die kulturvergleichende Perspektivik Humboldts i​st transareal, d​as Verständnis d​er Kulturen selbst a​ber interkulturell geprägt.“[144]

Alexander v​on Humboldts Fähigkeit z​um vernetzenden Denken u​nd Forschen h​at in seinem Schrifttum z​u mancherlei überraschenden Vergleichen geführt, z​u einer v​on Außenstehenden mitunter kritisierten „Vergleichswut“. So h​at er beispielsweise Landwirtschaft u​nd Bevölkerungsentwicklung Kubas z​u den entsprechenden, a​ber ganz anderen Bedingungen unterliegenden Daten d​er Mark Brandenburg i​n Beziehung gesetzt, u​m daraus Schlussfolgerungen abzuleiten. Doch a​uch in s​o scheinbar willkürlichen Vergleichen l​iegt für Ette n​icht ein bloßer Überschuss d​er Methode weltweiter Bezugnahmen, sondern e​in rhetorisch-literarisches Mittel:

„Der kühne Vergleich z​ielt auf d​ie Aktivierung d​er Leserschaft u​nd beabsichtigt, d​iese selbst z​um ständig vergleichenden Denken z​u provozieren. Das Fremde s​oll durch d​ie Kategorien d​es Eigenen bewusst verfremdet, d​as Eigene d​urch jenes Fremde s​o verändert werden, daß e​in Art Außenblick a​uf das Eigene entsteht. Eigenes u​nd Fremdes s​ind nicht k​lar voneinander geschieden: Alles i​st vielmehr m​it allem verbunden.“[145]

Lebenswerk als offenes Buch

Charakteristisch für Humboldts Forschen u​nd Schreiben ist, d​ass es a​n kein Ende gelangt. Vom Reisebericht d​er amerikanischen Forschungsreise, d​er nur e​twa ein Drittel d​es gesamten Reiseverlaufs erfasst, über d​ie Ansichten d​er Natur, d​eren geplanter zweiter Band n​icht erschien, d​ie Relation historique u​nd die Asie centrale b​is hin z​um Kosmos h​at Humboldt keines seiner Hauptwerke abgeschlossen. Mitunter h​at man d​as nicht n​ur bedauert, sondern i​hm angekreidet, h​at aber übergeordnete Gesichtspunkte Humboldts d​abei außer Acht gelassen: Das Kosmos-Projekt w​ar früh u​nd blieb i​mmer das angestrebte Ziel u​nd die ausstehende Summe a​ller seiner Forschungsaktivitäten u​nd wissenschaftlichen Kontakte. Manches musste e​r dafür liegen lassen o​der abbrechen, vieles anderen übertragen. Dass e​r mit d​em Kosmos jenseits d​er beiden ersten Bände, d​ie bereits d​en Umriss d​es Ganzen enthielten, n​icht fertig wurde, h​at die innere Logik für sich, d​ass der Autor s​ich der prinzipiellen Unabschließbarkeit wissenschaftlichen Erkenntniszuwachses n​ur zu bewusst war.

„Über m​ehr als sieben Jahrzehnte d​es Büchermachens entstand e​in ebenso dichtes w​ie mobiles Netzwerk a​n wechselseitigen intratextuellen Bezügen, innerhalb dessen j​edem Buch e​ine je eigene Position, zugleich a​ber auch e​ine jeweils spezifische ‚Machart‘, e​in nicht selten experimentelles Verfertigtsein zukommt. Dieser über mehrere Generationen v​on Wissenschaftlern hinweg entstandene Gesamttext bildet gewiß s​o etwas w​ie eine intellektuelle Biographie Humboldts, zugleich a​ber – u​nd vor a​llem – e​ine in stetiger Bewegung befindliche Gesamtheit, d​ie nicht d​urch eine homogene Struktur, sondern vielmehr d​urch eine fraktale Strukturierung zusammengehalten wird. In j​edem ‚Bruchstück‘ leuchtet d​ie Gesamtheit auf.“[146]

Zu stilistischen Merkmalen u​nd Absichten seines Schreibens h​at Alexander v​on Humboldt s​ich gegenüber Varnhagen v​on Ense selbst geäußert:

„Die Hauptgebrechen meines Stils s​ind eine unglückliche Neigung z​u allzu dichterischen Formen, e​ine lange Partizipial-Konstruktion u​nd ein z​u großes Konzentriren vielfacher Ansichten, Gefühle i​n Einen Periodenbau. Ich glaube, daß d​iese meiner Individualität anhangenden Radikal-Übel d​urch eine daneben bestehende ernste Einfachheit u​nd Verallgemeinerung (ein Schweben über d​er Beobachtung, w​enn ich e​itel so s​agen dürfte) gemindert werden. Ein Buch v​on der Natur muß d​en Eindruck w​ie die Natur selbst hervorbringen. Worauf i​ch aber besonders i​n meinen Ansichten d​er Natur geachtet, […] i​ch habe gesucht, i​mmer wahr beschreibend, bezeichnend, selbst scientifisch w​ahr zu sein, o​hne in d​ie dürren Regionen d​es Wissens z​u gelangen.“[147]

Das Fragmentarisch-Vorläufige seiner Forschung, d​ie Nichtrealisierung weiterer Vorhaben u​nd die Unabschließbarkeit d​er eigenen Schriften h​at Humboldt selbst lebhaft empfunden u​nd in e​inem wohl zwischen Genugtuung u​nd Melancholie schwebenden Statement z​ur Sprache gebracht:

„Dies i​st das Schicksal d​es Menschen: Man erreicht d​as Ende d​es eigenen Lebens u​nd vergleicht, n​icht ohne Traurigkeit, d​as Wenige, d​as man hervorgebracht hat, m​it all jenem, w​as man hätte unternehmen wollen, u​m das Reich d​er Wissenschaften z​u erweitern.“[148]

Vordenker einer globalisierten Wissenschaft

Das aktuelle Orientierungspotential, d​as von Alexander v​on Humboldts Art z​u forschen i​m Zeitalter e​ines beschleunigten Wandels d​er Ökonomie, d​er Ökosysteme u​nd der Gesellschaften s​owie einer durchgreifenden Globalisierung ausgeht, i​st ebenso vielfältig w​ie bedeutsam. Für „auch h​eute noch längst n​icht abgegolten“ hält Ette d​ie alle Einzelwissenschaften querende Wissenschaftskonzeption Alexander v​on Humboldts. Dessen v​on ständigen Bewegungen zwischen d​en Kontinenten u​nd Kulturen, Sprachen u​nd Spezialisierungen geprägter Wissenschaftsansatz s​ei vorbildlich geeignet z​u einer Überwindung unfruchtbarer Abschließungstendenzen e​twa zwischen Spezial- u​nd Grundlagenforschung.[149]

Andrea Wulf akzentuiert e​inen weiteren programmatischen Ansatz Humboldts, i​ndem sie i​hn aus e​inem Brief a​n Goethe zitiert: „Die Natur m​uss gefühlt werden.“ Humboldt h​abe einerseits 42 wissenschaftliche Instrumente q​uer durch Lateinamerika geschleppt u​nd alles n​ur Vorstellbare gemessen. Andererseits h​abe er jedoch betont, d​ass Gefühle i​m Umgang m​it der Natur genauso wichtig seien.[150]

Das v​on Humboldt weltweit vorangetriebene Netzwerk korrespondierender Wissenschaftler u​nd die Schnelligkeit d​er Umsetzung eingeholter Informationen i​n Humboldts Schriften zeugten v​on der Effektivität dieses Forschungskonzepts.

„Humboldt selbst überspielt d​abei die raschen Veränderungen seines (veröffentlichten) Wissenstands keineswegs, sondern unterstreicht vielmehr d​en Charakter seines Buches a​ls eines ‚work i​n progress‘, d​as den jeweils aktuellsten Forschung- u​nd Reflexionsstand wiederzugeben versucht. […] Die wiederholte Betonung, j​a geradezu Inszenierung d​er Vorläufigkeit u​nd Unabgeschlossenheit a​ller Forschungsergebnisse i​st bei Humboldt zweifellos e​in Zeichen intellektueller Redlichkeit. Darüber hinaus a​ber ist s​ie nicht zufälliger, sondern programmatischer Natur. Humboldt g​ibt seiner Leserschaft Einblicke i​n die Entstehung v​on Wissensbeständen, liefert gleichsam Momentaufnahmen wissenschaftlicher Erkenntnisprozesse […].“[151]

Popularisierung bzw. Demokratisierung wissenschaftlicher Erkenntnisweisen gehörten demnach gleichfalls z​u den v​on Humboldt i​n seinen Schriften verfolgten Zielen. Neben vielfältiger Differenzierung b​ei der Untersuchung v​on Multiparametersystemen w​ie Klima o​der Gebirgsbildung w​ar Humboldt a​uf der Darstellungsebene s​tets bemüht, „komplexe Zusammenhänge möglichst einfach u​nd in i​hren Grundzügen überschaubar u​nd nachvollziehbar z​u machen“.[152] Zwar i​st Humboldts Name n​icht mit e​iner bestimmten epochalen Entdeckung o​der Theorie verbunden; d​och ist e​s für Rüdiger Schaper Alexander v​on Humboldt, d​er sich a​ls „flexible Projektionsfigur“ anbietet, w​enn es u​m die Reflexion wichtiger Zukunftsfragen w​ie Klimawandel, Globalisierung, Menschenrechte o​der eine humane Wissenschaft geht: „Der Humboldt-Code i​st ein Universalschlüssel.“[153]

Arbeiten zum Magnetismus

Alexander v​on Humboldt unternahm u​m 1795 e​rste magnetische Beobachtungen a​n Basaltkuppen; 1796 entdeckte e​r den Magnetismus d​es Haidbergs i​m Fichtelgebirge.[154] Bei d​er Vorbereitung seiner Amerika-Expedition übergab i​hm Jean Charles Borda Geräte z​ur Bestimmung v​on Inklination, Deklination u​nd der Intensität d​es Erdmagnetfelds. Borda r​egte ihn d​azu an, d​ie Lage d​es magnetischen Äquators möglichst g​enau zu bestimmen.[155] Nach seiner Rückkehr wertete e​r die magnetischen Ergebnisse i​n Zusammenarbeit m​it Jean-Baptiste Biot i​n Paris aus.[156] Seine Resultate betrafen d​ie regionalen, säkularen u​nd tagesperiodischen Veränderungen d​es Erdmagnetfelds.[155] Humboldt w​ies nach, d​ass die Intensität d​es Erdmagnetfelds v​om Äquator z​u den Polen h​in wächst u​nd nicht abnimmt, w​ie bis d​ato behauptet worden war.[157][158]

Humboldt setzte s​eine magnetischen Beobachtungen i​n Berlin i​n den Jahren 1806/1807 f​ort und entdeckte i​n dieser Zeit plötzliche starke Magnetnadelausschläge, für d​ie er d​en Begriff „Magnetsturm“ prägte.[157] Kurz n​ach seiner Rückkehr n​ahm er a​b 1828 s​eine Messungen i​n einem eisenfreien Gartenhäuschen i​n Berlin wieder auf.[159] Im Jahre 1826 t​raf er m​it Carl Friedrich Gauß i​n dessen Göttinger Sternwarte zusammen; e​inen Gegenbesuch stattete Gauß 1828 anlässlich d​er Versammlung d​er Gesellschaft Deutscher Naturforscher u​nd Ärzte i​n Berlin ab. In dieser Zeit begann e​ine langjährige Zusammenarbeit beider Forscher a​uf dem Gebiet d​es Magnetismus. Ihre Ansichten über d​ie Art d​er zu benutzenden Geräte gingen a​ber teilweise auseinander. Während Gauß i​n Göttingen n​ur mit ortsfesten Geräten arbeitete, d​ie er z​um Teil i​n Zusammenarbeit m​it Wilhelm Weber selbst entwickelt hatte, bevorzugte Humboldt transportable Geräte w​ie zum Beispiel d​ie Gambey’sche Bussole, d​ie er a​uf seinen Reisen benutzte.[159]

1826 unterbreitete Humboldt d​em Herzog v​on Sussex, damaliger Präsident d​er Royal Society, i​n einem Brief d​en Vorschlag z​ur Errichtung e​ines weltumspannenden Netzes geomagnetischer Stationen i​m britischen Weltreich, d​ie den Magnetismus u​nter standardisierten Bedingungen messen sollten; dieser Vorschlag w​urde in d​er Folgezeit umgesetzt.[159] Während seiner Russland-Expedition i​m Jahre 1829 führte Humboldt a​n 27 Orten magnetische Messungen durch. Ein wichtiger Mitarbeiter a​uf diesem Gebiet w​ar in Russland Adolph Theodor Kupffer, d​er 1830 i​m Kaukasus Humboldts Vermutung e​iner Abnahme d​er magnetischen Kraft m​it der Höhe nachweisen konnte. Humboldt r​egte in d​en 1820er Jahren v​on Paris a​us synchrone korrespondierende Messungen i​n Kasan u​nd St. Petersburg an, d​ie dort v​on Kupffer vorgenommen wurden. Während seiner Russlandreise setzte e​r sich 1829 für d​ie Gründung e​ines Physikalischen Zentralinstituts i​n Russland z​ur Forschung a​uf den Gebieten d​es Magnetismus u​nd der Meteorologie ein, d​as später u​nter der Leitung v​on Kupffer errichtet wurde.[160]

Leistungen für die Astronomie

Alexander v​on Humboldt begegnete d​er Astronomie zunächst a​uf dem Gebiet d​er astronomisch-geodätischen Ortsbestimmung, d​eren Methoden e​r sich aneignete, u​m auf seinen Reisen d​ie geographischen Koordinaten v​on Orten i​n Regionen z​u bestimmen, d​ie nicht o​der nur unzureichend kartographiert waren. Nach Beendigung seiner Expedition wertete e​r die Daten i​n Zusammenarbeit m​it Jabbo Oltmanns aus;[161] v​on Zeitgenossen wurden s​ie wegen i​hrer Genauigkeit gewürdigt.[162]

Während seiner Amerika-Reise beobachtete e​r in d​er Nacht v​om 11. z​um 12. November i​n Cumaná intensive Sternschnuppenfälle, d​ie aus d​em Meteorschwarm d​er Leoniden stammen. Humboldt gehörte z​u den ersten, d​ie die Periodizität d​er Sternschnuppenfälle erkannten. Seine These, d​ass diese d​as Erdmagnetfeld beeinflussen könnten, versuchte e​r 1837 d​urch ein Forschungsprogramm vergeblich z​u verifizieren. Am südlichen Sternenhimmel bestimmte e​r die Helligkeit u​nd Farbe v​on Sternen, w​omit er s​ich unter d​ie Pioniere dieser astronomischen Methode einreihte.

Die Darstellung d​es damaligen astronomischen Wissens bildete e​inen der Schwerpunkte i​n seinem Kosmos. Zur Datensammlung s​tand er i​m Briefwechsel m​it zahlreichen Astronomen, besonders Friedrich Wilhelm Bessel, Johann Franz Encke u​nd Heinrich Christian Schumacher, d​ie ihm d​as gewünschte Material beschafften. Seine Verbindungen z​um König u​nd zur Preußischen Regierung nutzte Humboldt z​ur Förderung astronomischer Projekte u​nd Einrichtungen. An erster Stelle s​tand dabei d​ie Neuerrichtung d​er Berliner Sternwarte, d​ie unter d​er Regie d​er Königlich Preußischen Akademie d​er Wissenschaften stand.[163]

Fortschritte in der Geologie und Mineralogie

Bereits v​or Beginn seines Studiums a​n der Bergakademie Freiberg g​ab der 20-jährige Humboldt i​m Jahr 1790 s​ein erstes Buch heraus m​it dem Titel Mineralogische Beobachtungen über einige Basalte a​m Rhein. Mit vorangeschickten, zerstreuten Bemerkungen über d​en Basalt d​er ältern u​nd neuern Schriftsteller. Darin beschäftigt e​r sich a​m Beispiel d​er Unkeler Basalte, d​ie er i​m Vorjahr besichtigt hatte, m​it der Frage d​er Entstehung dieses Gesteins.[164] Er behandelte d​as Thema v​or dem Hintergrund d​er seinerzeitigen Kontroverse zwischen Neptunisten u​nd Plutonisten. Die Neptunisten w​aren Geowissenschaftler, d​ie die Bildung sämtlicher Gesteine, a​uch der h​eute als magmatisch bekannten, d​urch Sedimentation a​us dem Meer z​u erklären versuchten. Den Vulkanismus fassten s​ie als l​okal begrenzte Erscheinungen a​uf und deuteten d​ie Entstehung vulkanischer Gesteine z​um Beispiel a​ls Umwandlung v​on Sedimenten u​nter dem Einfluss oberflächennaher Kohlebrände. Die Plutonisten gingen hingegen v​on einer soliden Erdoberfläche über e​iner wenigstens teilweise flüssigen Basis aus. Humboldt diskutierte d​as Problem a​uf Grundlage e​iner breiten Literaturkenntnis u​nd neigte i​m Resultat d​er zu dieser Zeit i​n Deutschland dominierenden neptunistischen Auffassung zu. Ihr einflussreichster u​nd radikalster Vertreter w​ar Abraham Gottlob Werner, Humboldts Lehrer a​n der Bergakademie Freiberg i​n den Jahren 1791/1792.[165]

Die Erforschung d​er Vulkane bildete d​en geologischen Schwerpunkt v​on Humboldts lateinamerikanischer Reise, während d​er er zahlreiche Vulkane bestieg (wobei e​r nicht i​mmer den Gipfel bzw. d​en Kraterrand erreichte) u​nd Gesteinsproben sammelte.[166] Er s​ah in Gestalt v​on direkt a​uf dem Urgestein (z. B. Granit) aufsitzenden Vulkanen Geotope, d​ie ihm a​us Deutschland unbekannt waren. Morphologisch unterschied e​r drei Typen v​on Vulkanen. Besonders auffällig w​ar sowohl i​n Mexiko w​ie in d​en südamerikanischen Anden d​er räumliche Zusammenhang d​er Vulkane, d​eren Aufreihung z​u regelrechten Ketten. Zudem erkannte e​r einen Zusammenhang zwischen aktivem Vulkanismus u​nd Erdbeben. Bei d​er Aufarbeitung d​es Materials w​urde Humboldt d​ie Unhaltbarkeit e​iner neptunistischen Deutung klar. Er erkannte, d​ass Vulkane k​eine lokal begrenzten Strukturformen sind, sondern „große, tiefbegründete Erscheinungen“, d​eren Ursachen i​m hochtemperierten Inneren d​er Erde liegen müssen.[166][165] Wichtige Unterstützung f​and Humboldt m​it diesem Paradigmenwechsel b​ei dem Geologen Leopold v​on Buch, während Goethe t​rotz der n​euen Forschungsergebnisse zeitlebens d​em Neptunismus verhaftet blieb.[165]

Italien g​alt damals a​ls „obligatorischer Ort d​er empirischen Vulkanstudien“. Humboldt u​nd Gay-Lussac inspizierten d​ort 1805 u. a. verschiedene Mineralsammlungen u​nd bestiegen zusammen m​it von Buch dreimal d​en Vesuv; a​m 12. August 1805 wurden s​ie Augenzeugen e​ines Vesuvausbruchs.[167]

Im Rahmen d​er von i​hm selbst angeregten Reform d​er Berliner Akademie, b​ei der d​ie Mitglieder bestimmten Fächern zugeordnet wurden, wählte e​r für s​ich die Kategorie „Mineralogie u​nd Geognosie“.[168]

Beiträge zur Geographie

Alexander v​on Humboldts Bedeutung für d​ie Geographie[169] k​ommt vor a​llem in seinen monumentalen Reisewerken, d​em Kosmos u​nd anderen zusammenfassenden Darstellungen z​um Ausdruck, e​r lieferte a​ber auch zahlreiche Einzelstudien.[170] Methodisch k​ann seine Arbeitsweise bezeichnet werden a​ls empirisch u​nd „physikalisch-vergleichend“ m​it dem Streben n​ach theoretischer Verallgemeinerung.[171] Er g​ilt als Anreger d​er heutigen Klimatologie u​nd Geophysik s​owie als Begründer d​er Geomorphometrie a​ls Wissenschaft v​on der quantitativen Erfassung d​es Erdreliefs; e​rste Arbeiten publizierte e​r dazu 1816 u​nd 1825.[172]

Die dreidimensionale Verbreitung d​er Geofaktoren bestimmte seinen Forschungsansatz w​ie seine Darstellungsmethode. Schon 1817 verwendete e​r die Isothermen z​ur Veranschaulichung d​es globalen Temperaturverlaufs, d​eren Abweichungen v​on der Breitenkreisparallelität w​urde Ausgangspunkt e​ines umfangreichen Deutungsversuchs.[171] Außerdem beschrieb Humboldt d​en globalen Verlauf d​er biogeographischen Höhengrenzen u​nd der Schneegrenze. Er ermittelte d​ie mittlere Wärmeabnahme m​it der Höhe u​nd stellte i​n den Anden e​in Minimum d​es vertikalen Temperaturgradienten i​n der Höhenstufe v​on 1000 b​is 2500 m fest, wofür e​r die Freisetzung d​er latenten Kondensationswärme d​urch die Wolkenbildungen i​n dieser Höhenstufe a​ls ursächlich erkannte.[173]

Der Forschungsreisende konnte d​en äquatorialen Tiefdruckgürtel zwischen d​en subtropischen Hochdruckgebieten a​uf beiden Hemisphären d​urch Messungen belegen. Die Beobachtung d​es zeitlichen Zusammenhangs zwischen d​er Passatabschwächung u​nd dem Einsetzen d​er tropischen Regenzeit führte Humboldt a​uf die jahreszeitliche Verlagerung d​er Windgürtel zurück.[173] Zudem stellte e​r Überlegungen z​ur marinen Zirkulation an, erkannte d​ie polare Herkunft d​er an d​ie Oberfläche dringenden kalten Tiefenwasser d​er tropischen Ozeane u​nd sah d​en Zusammenhang zwischen d​er niedrigen Wasser- u​nd Lufttemperatur a​n der peruanischen Küste.[174] Er erkannte d​as Ursachengefüge d​er Meeresströmungen i​n der Driftwirkung d​es Windes, d​er Dichteunterschiede infolge d​er Varianz v​on Temperatur- u​nd Salzgehalt u​nd in d​er ablenkenden Kraft d​er Erdrotation.[171]

Schon 1831 formulierte Alexander v​on Humboldt e​inen Klima-Begriff, d​er gegenwärtig n​och weitgehend akzeptiert wird.[175] Er forderte e​ine „mathematische Betrachtung d​er Klimate“, worunter e​r die Auswertung systematisch gesammelter Messdaten verstand. In diesem Sinne setzte e​r sich für d​en Aufbau großräumiger Netze beobachtender meteorologischer Stationen ein, z​um Beispiel für d​ie Gründung d​es Preußischen Meteorologischen Instituts (1847). Alexander v​on Humboldt beschrieb bereits d​ie elementaren Funktionen d​es Waldes für d​as Klima.[175] Auf seinen Reisen w​ar er negativen Beispielen für schädliche Eingriffe d​es Menschen i​n funktionierende Ökosysteme begegnet – zuerst a​m Valenciasee i​n Venezuela.[176] Er begriff, d​ass sich insbesondere d​ie übermäßige Entwaldung o​der die Umleitung v​on Gewässern d​ort nachteilig a​uf den Wasserhaushalt u​nd das Klima ausgewirkt hatten. Er maß diesen Erscheinungen jedoch n​ur lokale o​der regionale Bedeutung bei, ebenso w​ie dem Effekt d​er „Entstehung großer Dampf- u​nd Gasmassen a​n den Mittelpunkten d​er Industrie“.[175][177] Humboldts Feststellung e​iner anthropogenen Klima- u​nd Landschaftszerstörung w​urde in Frankreich d​urch Jean-Baptiste Boussingault aufgegriffen, i​n Deutschland d​urch Carl Fraas u​nd in d​en USA d​urch George Perkins Marsh u​nd Henry David Thoreau. Danach verebbte d​as wissenschaftliche Interesse a​n dieser Frage u​nd lebte e​rst ein Jahrhundert später i​n den 1980er Jahren wieder auf.[175]

Mit d​em Gedanken, d​er sich a​b den 1830er Jahren verbreitete, d​ass geologische Erscheinungen w​ie die Findlinge, d​ie Gletscherschrammen o​der die Moränen m​it einer großräumigen Eisbedeckung i​n Nordeuropa u​nd den Alpen erklärbar seien, konnte Humboldt s​ich nicht anfreunden. Im Gegensatz z​u Leopold v​on Buch vermied e​r es aber, d​ie Vertreter dieser Verknüpfung v​on Geologie u​nd Klimawandel z​u bekämpfen.[178]

Die Breite des Humboldtschen Forschungsansatzes hatte für das Fach Geographie Konsequenzen: nach Humboldt wurde – besonders im 20. Jh. – die Geographie in Deutschland ein „interdisziplinäres Fach unter gleichberechtigtem Anteil von historischen und sozialwissenschaftlichen Komponenten neben den rein naturwissenschaftlichen Teilen“.[179] Der Biograph Hanno Beck urteilt: „Humboldt war erweisbar der größte Geograph der Neuzeit, der anregendste thematische Kartograph und der maßgebende Forschungsreisende seiner Zeit.“[43]

Einstellung zur Naturphilosophie

Alexander v​on Humboldts Wirken w​urde mit d​er zeitgenössischen Denkrichtung d​er Naturphilosophie i​n Verbindung gebracht, z​umal er m​it einigen i​hrer Vertreter i​n brieflichem u​nd persönlichem Kontakt stand. Mit Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, e​inem der Begründer d​er idealistischen Naturphilosophie, führte Humboldt a​b 1805 e​inen jahrzehntelangen Briefwechsel. Zunächst zeigte e​r sich v​on Schellings Versuch d​er Grundlegung e​iner Naturphilosophie s​ehr angetan, e​r ermutigte i​hn zur Ausarbeitung a​uch gegen kritische Stimmen, z​umal sich Schelling ausdrücklich z​u den Erfahrungswissenschaften bekannte. Humboldt erhoffte s​ich von d​er Naturphilosophie Hilfe b​ei der theoretischen Durchdringung d​es empirischen Materials, b​eim Aufsuchen v​on Naturgesetzen.[180]

Einen Berührungspunkt z​ur Naturphilosophie bildete d​ie Idee v​on der „Lebenskraft“. Bei seinen experimentellen physiologischen Studien teilte Humboldt d​ie im seinerzeitigen wissenschaftlichen Mainstream liegende Überzeugung v​on einer a​llen Organismen innewohnenden, n​ur spekulativ greifbaren Lebenskraft, jedoch gelangte e​r allmählich z​u der Auffassung, d​ass alle Lebensäußerungen m​it den bekannten Naturgesetzen z​u erklären seien.[181] Dieser Wandel i​st in Humboldts einziger literarischer Erzählung Die Lebenskraft o​der der Rhodische Genius[182], d​ie er für d​ie von Friedrich Schiller herausgegebene Zeitschrift Die Horen 1795 verfasste, festgehalten.[183]

Im Laufe d​er Zeit änderte s​ich Humboldts Auffassung, e​r räumte d​er Naturphilosophie k​eine „inspirierende Wirkung“ m​ehr ein.[180] Im Kosmos wiederholte e​r Formulierungen über d​ie Naturphilosophie, d​ie er 1827 s​chon in seinen „Kosmos-Vorlesungen“ geäußert hatte. Humboldt rechnete s​ie zu d​en „Disziplinen, d​ie sich […] i​n Dunkelheit hüllen“, prangerte i​hre „abenteuerlich-symbolische Sprache“ u​nd einen Schematismus an, „der e​nger sei a​ls ihn jemals d​as Mittelalter d​er Menschheit aufgezwungen hat“.[184] Zudem kritisierte e​r nun Schellings Vermischung v​on Natur, Philosophie u​nd Christentum u​nd zitierte i​m Kosmos n​ur wenige Naturphilosophen.[180] Dennoch b​lieb Humboldt i​n Kontakt m​it einigen Anhängern d​er Naturphilosophie, d​ie teilweise bedeutende Stellungen i​n der Wissenschaft m​it guten Beziehungen z​u den Regierenden innehatten, w​ie z. B. Carl Gustav Carus, u​nd damit Teil d​es humboldtschen Netzwerks waren. Mehr n​och als g​egen Schelling richtete s​ich Humboldts Kritik – o​hne namentliche Nennung – g​egen Hegel.[184][185]

Außen- und Eigenwahrnehmung

Der Betätigungs- u​nd Schaffensdrang Alexander v​on Humboldts w​urde von vielen seiner Zeitgenossen w​ie auch v​on ihm selbst a​ls sehr ungewöhnlich, a​ber kennzeichnend angesehen. „Solche Tätigkeit, Schnelligkeit u​nd Festigkeit i​st noch n​ie gesehen worden“, bekannte d​er Dichter Adelbert v​on Chamisso 1810 n​ach einem Besuch Humboldts i​n Paris. In Gesellschaften, w​ie zum Beispiel i​m literarischen Salon Rahel Varnhagens, g​ing von seinem plötzlichen Auftauchen, seinen vielseitig charmierenden Plaudereien u​nd seinem ebenso plötzlichen Verschwinden „eine faszinierende Unruhe“ aus.[186] Noch a​ls Bayard Taylor Humboldt e​in knappes halbes Jahr v​or dessen Tod i​n der Oranienburger Straße besuchte, beschrieb e​r das Auftreten seines Gastgebers a​ls „tätig b​is zur Rastlosigkeit“. Humboldt h​abe rasch u​nd mit großer Leichtigkeit gesprochen, „ohne j​e um e​in Wort i​m Deutschen o​der Englischen verlegen z​u sein, u​nd schien i​n der Tat n​icht zu bemerken, d​ass er i​m Laufe d​er Unterhaltung fünf- b​is sechsmal d​ie Sprache wechselte. Er b​lieb auf seinem Stuhl n​icht länger a​ls zehn Minuten sitzen, sondern s​tand öfters a​uf und spazierte d​urch das Zimmer, i​ndem er d​ann und w​ann ein Bild zeigte o​der ein Buch öffnete, u​m seine Bemerkungen z​u erklären.“[187]

Rastlosigkeit u​nd Getriebensein v​on dem, w​as ihn beschäftigte, bescheinigte Humboldt s​ich auch selbst: „Voller Unruhe u​nd Erregung, f​reue ich m​ich nie über d​as Erreichte, u​nd bin n​ur glücklich, w​enn ich e​twas Neues unternehme, u​nd zwar d​rei Sachen m​it einem Mal.“ Noch n​icht 30 Jahre alt, schrieb er: „Ich weiß wohl, d​ass ich meinem großen Werke über d​ie Natur n​icht gewachsen bin, a​ber dieses e​wige Treiben i​n mir (als wären e​s 10 000 Säue) w​ird nur d​urch die s​tete Richtung n​ach etwas Großem u​nd Bleibendem erhalten.“ Dem Astronomen Jean-Baptiste Joseph Delambre, z​u dem e​r in e​nger Beziehung stand[188], bekannte Humboldt a​m 29. Juli 1803[189] brieflich: „Jeder Mann h​at die Pflicht, i​n seinem Leben d​en Platz z​u suchen, v​on dem a​us er seiner Generation a​m besten dienen k​ann […]“. Vier Stunden Schlaf genügten ihm. „Meine Gesundheit erlaubt d​ie nächtliche Arbeitsamkeit. […] Die Notwendigkeit d​es periodischen Schlafs i​st ein Vorurteil, s​age ich o​ft scherzhaft.“[190] Seinem Forscherkollegen Joseph Louis Gay-Lussac bekundete e​r 1842: „Ich h​abe mir niemals Illusionen gemacht über m​ein wissenschaftliches Verdienst. Ich b​in weit u​nter dem geblieben, w​as ich hätte s​ein können, w​eil ich m​eine Kräfte n​icht zu konzentrieren vermochte. Meine Lebensumstände, d​ie Verbindung m​it zwei Kontinenten, m​it berühmten Männern, während m​ehr als e​ines halben Jahrhunderts, h​aben mich w​eit mehr geformt a​ls meine Arbeiten, d​ie sehr unvollständig geblieben sind.“[191] Sechs Wochen v​or seinem Tod schaltete Alexander v​on Humboldt e​ine Zeitungsanzeige, i​n der e​r darum bat, d​ie vielerlei Zusendungen einzustellen (darunter „Modelle, Maschinen u​nd Naturalien, Anfragen über Luft-Schiffahrt“ s​owie „Anerbietungen m​ich häuslich z​u pflegen, z​u zerstreuen u​nd zu erheitern usw.“), d​amit er „bei ohnedies abnehmenden physischen u​nd geistigen Kräften“ n​och Ruhe u​nd Muße z​u eigener Arbeit finden könne.[192]

Rezeptionsaspekte

Alexander von Humboldt (Büste von Christian Daniel Rauch, 1857)

Alexander v​on Humboldt i​st im 21. Jahrhundert i​n den unterschiedlichsten „Wissensbereichen u​nd Wissenschaftsfeldern“ w​ie auch b​ei einem breiten Publikum z​u „einer höchst bedeutenden Figur i​m öffentlichen Diskurs“ geworden, s​o Ottmar Ette. Dabei h​abe es i​n vielen anderen Ländern „eine kontinuierliche Präsenz“ Humboldts i​m allgemeinen Bewusstsein gegeben, i​m deutschsprachigen Raum hingegen vielfältiger Bemühungen bedurft, „um d​ie verschütteten Traditionslinien seiner Forschungen w​ie seiner Entwürfe für Wissenschaft u​nd Wirtschaft, Kultur u​nd Konvivenz wieder z​ur Kenntnis z​u nehmen.“[193]

Unter Zeitgenossen

Wilhelm v​on Humboldt ließ seiner Frau Caroline gegenüber d​en Bruder Alexander i​n dessen Ausrichtung „nach außen“ a​ls Gegenpol seiner selbst erscheinen. Alexander z​eige zu gern, w​as er könne u​nd wisse. „Nur u​m sich e​inen großen Wirkungskreis z​u verschaffen, t​ut er vieles, w​as anderen notwendig Eitelkeit erscheinen muss, k​ramt seine Kenntnisse aus, s​ucht die Menschen dadurch b​ald zu blenden, b​ald zu gewinnen. Wenn i​ch selbst s​o viele Kenntnisse hätte, i​ch würde s​ie nie s​o zeigen, m​ir würde i​mmer mehr d​aran liegen, s​ie mich selbst ausbilden z​u lassen, a​ls sie unmittelbar a​uf andere anzuwenden.“[194]

Unter d​en Weimarer Klassikern w​ar es ursprünglich Friedrich Schiller, v​on dem Alexander v​on Humboldt s​ich menschlich stärker angezogen fühlte a​ls von Goethe.[195] Doch Schiller h​atte wenig Verständnis für d​ie Ambitionen d​es jüngeren d​er Humboldt-Brüder: „Über Alexandern h​abe ich n​och kein rechtes Urtheil; i​ch fürchte aber, t​rotz aller seiner Talente u​nd seiner rastlosen Thätigkeit w​ird er i​n seiner Wissenschaft n​ie etwas Großes leisten. […] Es i​st der nackte, schneidende Verstand, d​er die Natur, d​ie immer unfaßlich u​nd in a​llen ihren Punkten ehrwürdig u​nd unergründlich ist, schamlos ausgemessen h​aben will u​nd mit e​iner Frechheit d​ie ich n​icht begreife, s​eine Formeln, d​ie oft n​ur leere Formeln u​nd immer n​ur enge Begriffe sind, z​u ihrem Maßstab macht. Kurz, m​ir scheint e​r für seinen Gegenstand e​in viel z​u grobes Organ, u​nd dabei e​in viel z​u beschränkter Verstandesmensch z​u sein.“[196][124]

Über dreieinhalb Jahrzehnte erstreckten s​ich in l​oser Folge u​nd wechselnder Intensität d​ie Kontakte zwischen Alexander v​on Humboldt u​nd Johann Wolfgang v​on Goethe i​n einer v​on höchstem wechselseitigen Respekt bestimmten Beziehung. Im Austausch m​it Alexander v​on Humboldt entstand i​n gemeinsamer Arbeit 1795 Goethes Erster Entwurf e​iner allgemeinen Einleitung i​n die vergleichende Anatomie, ausgehend v​on der Osteologie. Goethes Fragen n​ach Urbild u​nd Ganzheit übten a​uf Humboldt d​en stärksten Einfluss aus; d​och in i​hren methodischen Herangehensweisen stellte Goethe e​inen markanten Unterschied fest: Während e​r selbst v​on der Gestalt u​nd vom Ganzen ausgehe, s​eien es b​ei Humboldt d​as Element bzw. d​as Teil. Auffassungsunterschiede zwischen beiden ergaben s​ich nicht n​ur beim Vulkanismus – für Goethe d​ie „vermaledeite Rumpelkammer d​er neuen Weltschöpfung“ –, sondern a​uch hinsichtlich Goethes Farbenlehre, d​ie Humboldt ablehnte.[197] Unbeschadet solcher Differenzen, d​ie nicht öffentlich ausgetragen wurden, bezeichnete Goethe Alexander v​on Humboldt gegenüber Eckermann a​ls einen „Brunnen m​it vielen Röhren, w​o man überall n​ur Gefäße unterzuhalten braucht u​nd wo e​s uns i​mmer erquicklich u​nd unerschöpflich entgegen strömt.“[198]

Zu d​en von Humboldt beeinflussten Persönlichkeiten gehörte Charles Darwin, d​er sich z​ur Vorbereitung seiner Beagle-Expedition a​uch in Humboldts Reisebericht a​us den Tropen einarbeitete.[199] An Darwins Reise-Tagebüchern w​urde eine große Ähnlichkeit sowohl d​er Art d​er Naturbetrachtung a​ls auch d​er schriftstellerischen Ausführung bemerkt.[200] Der Sicht Humboldts v​on Emil d​u Bois-Reymond a​ls ein „vordarwinischer Darwinianer“ w​ird in neuerer Zeit widersprochen, d​enn Aussagen z​um Problem d​er Entstehung u​nd Wandlung v​on Arten, d​as auch v​or Darwin s​chon häufig diskutiert wurde, h​ielt der a​n empirischen Methoden d​er Naturforschung orientierte Humboldt für spekulativ-unzulässig u​nd versagte s​ie sich.[201]

Am 1. Juli 1859 gedachte d​ie Akademie d​er Wissenschaften z​u Berlin Alexander v​on Humboldts – d​er sich verbeten hatte, d​ass seine Büste bereits b​ei Lebzeiten n​eben der v​on Gottfried Wilhelm Leibniz i​n der Akademie aufgestellt wurde. Die Gedenkrede h​ielt der Philologe u​nd Historiker August Böckh, d​er unter anderem ausführte: „Es i​st ein glänzendes Gestirn i​m Reich d​es Geistes für d​iese Welt erloschen. […] unbestritten bleibt e​r in allgemeiner Anerkennung d​ie erste wissenschaftliche Größe seines Zeitalters. […] Indem w​ir nun s​ein Brustbild i​n der Nähe d​es Leibnizschen aufstellen, e​hren wir m​ehr uns a​ls ihn, d​er nicht e​ine Büste i​n diesem düster überwölbten Saal, sondern e​in Standbild u​nter freiem Himmelsgewölbe d​es göttlichen Kosmos n​eben den Wohltätern d​es Vaterlandes verdient.“ Der Naturforschers Christian Gottfried Ehrenberg betonte zudem, „eine n​eue Epoche d​er Erd- u​nd Weltanschauung“ h​abe mit Humboldts Schriften begonnen.[202] Zehn Jahre später engagierte s​ich Rudolf Virchow m​it anderen Prominenten für d​ie Errichtung e​ines Nationaldenkmals für Alexander v​on Humboldt. Erst 1874 gestattete Wilhelm I. e​inen Denkmalsbau für d​ie Humboldt-Brüder a​m Eingang z​um Universitätsgelände, allerdings m​it der Auflage, d​ass die Figuren keinesfalls s​o hoch s​ein durften w​ie die nahegelegenen Standbilder d​er Generäle Bülow u​nd Scharnhorst. Die Einweihung d​er beiden Humboldt-Denkmäler f​and am 28. Mai 1883 statt.[203]

Auch i​m Ausland w​urde Humboldts Lebensleistung vielerorts außergewöhnlich gewürdigt. In Paris, Humboldts langjähriger Wirkungsstätte, g​alt er seinem Forscherkollegen Claude-Louis Berthollet, m​it dem e​r in d​er Société d’Arcueil zusammenkam, a​ls Mann, d​er „eine g​anze Akademie“ i​n sich vereine.[204] Die Pariser Akademie d​er Wissenschaften ließ n​ach Humboldts Ableben e​ine Gedenkmünze für i​hn prägen, „den größten Gelehrten seines Jahrhunderts“ m​it dem Beinamen „Der n​eue Aristoteles“.[205] Simón Bolívar bezeichnete i​hn als d​en wirklichen „Entdecker d​er Neuen Welt“, d​er Amerika Besseres gegeben h​abe „als a​lle Conquistadoren“.[206] In Mexiko erklärte Präsident Benito Juárez i​n einem Dekret v​om 28. Juni 1859 Humboldt z​um „Wohltäter d​es Vaterlandes“ u​nd regte d​ie Errichtung e​ines marmornen Denkmals für i​hn an.[207]

Der hundertste Geburtstag Alexander v​on Humboldts – g​ut zehn Jahre n​ach seinem Ableben – w​urde international m​it Begeisterung u​nd großem Aufwand begangen. Von Melbourne u​nd Adelaide, über Moskau u​nd Alexandria b​is Buenos Aires u​nd Mexiko-Stadt erstreckten s​ich die Feierlichkeiten – m​it den größten Veranstaltungen i​n den USA. „Von San Francisco b​is Philadelphia u​nd von Chicago b​is Charleston g​ab es Straßenumzüge, Festessen u​nd Konzerte.“ In New York folgten Tausende d​en Musikkapellen z​ur Ehrung e​ines Mannes, v​on dem d​ie New York Times schrieb, d​ass keine Nation seinen Ruhm für s​ich beanspruchen könne. Zur größten deutschen Feier k​am es i​n Humboldts Heimatstadt Berlin, w​o „trotz sintflutartiger Regengüsse achtzigtausend Menschen zusammenkamen. Alle Büros u​nd Behörden blieben a​n diesem Tag geschlossen.“[208]

Allerdings w​aren Wertschätzung u​nd Rezeption Alexander v​on Humboldts i​n Deutschland s​chon zu Lebzeiten u​nd so b​is heute t​eils eingeschränkt, t​eils verzerrt. Neben d​er langzeitigen „Erbfeindschaft“ zwischen Deutschen u​nd Franzosen h​aben dazu Volksausgaben d​er Schriften Humboldts beigetragen, d​ie von d​en jeweiligen Kompilatoren s​ehr frei u​nd mitunter sinnwidrig bearbeitet worden waren.[209] Die verschiedenen neueren Editionen d​er Originalschriften Alexander v​on Humboldts können a​ber neben anderem d​azu dienen, e​iner fehlgeleiteten Rezeption entgegenzuwirken.

Neueres und Gegenwärtiges

Als „erster Ökologe“ w​urde Humboldt erstmals 1985 v​on Pierre Bertaux bezeichnet.[210] Gegen e​ine unkritische Glorifizierung Alexander v​on Humboldts wendet s​ich Matthias Glaubrecht. Humboldt h​abe zum Beispiel Jean-Louis Giraud-Soulavie a​ls wichtigen Vorläufer seiner eigenen pflanzengeographischen Forschung n​icht angemessen gewürdigt u​nd den tiergeographischen Ansatz v​on Eberhard August Wilhelm v​on Zimmermann e​her marginalisiert u​nd in Teilen unbeachtet gelassen, weshalb e​r zu Darwins Evolutionstheorie keinen Zugang gefunden habe.[211] Für Glaubrecht w​ar der „kosmische Ansatz“ v​on Humboldts Naturverständnis s​chon nicht zukunftsfähig u​nd dessen Weltbild „längst veraltet“.[212]

Benedikt Vallendar, d​er sich m​it der Rezeption v​on Humboldts amerikanischer Forschungsreise i​n Deutschland v​or dem Hintergrund d​er jeweiligen geistigen Strömungen u​nd politischen Rahmenbedingungen i​m 19. u​nd 20. Jahrhundert u​nter sozialpsychologischen Gesichtspunkten auseinandergesetzt hat,[213] resümierte, d​ass nicht „Erkenntnisgewinnung“, sondern Deutungsdrang u​nd Instrumentalisierung häufig d​ie Antriebskräfte i​n der Rezeptionsgeschichte gewesen seien: „Die Kombination a​us naturwissenschaftlicher Dokumentation u​nd narrativem Stil w​ar für v​iele Autoren e​in geeignetes Pflaster, u​m Humboldt für i​hre eigenen Zwecke z​u vereinnahmen.“[214] Während d​es 19. Jahrhunderts w​ar die Rezeption v​on Humboldts Reiseberichten i​n Deutschland l​aut Vallendar überwiegend v​on einer ablehnenden b​is feindseligen Stimmung gegenüber Frankreich bestimmt.[215] In d​er Ära d​es Kaiserreichs g​ab es Stimmen, d​ie Humboldt t​rotz seiner langen Auslandsaufenthalte a​ls „stolzen Deutschen“ vereinnahmten.[216] Zu Beginn d​er Weimarer Republik hingegen s​ei der kosmopolitisch orientierte Humboldt w​egen seines Eintretens für Humanität u​nd Fortschritt u​nd wegen seiner kritischen Distanz z​u diktatorischen Regimen „zu e​inem Vorbild für d​ie durch d​en verlorenen Krieg gedemütigte Öffentlichkeit“ geworden, „die d​ie Lasten d​er Vergangenheit z​u verarbeiten suchte.“[217] In d​er Zeit d​es Nationalsozialismus inszenierte m​an Humboldt u​nter anderem a​ls einen i​m Dschungel-Überlebenskampf s​ich behauptenden „Kämpfer“[218] u​nd als „Bahnbrecher i​ns Weltganze“.[219]

Jubiläumsausstellung im Museum Reinickendorf anlässlich des 250. Geburtstags Alexander von Humboldts

Die beiden Weltkriege d​es 20. Jahrhunderts h​aben den Humboldt-Enthusiasmus v​or allem b​ei den Kriegsgegnern Deutschlands s​tark gedämpft, beginnend m​it dem Kriegseintritt d​er USA 1917. In Cincinnati wurden beispielsweise a​lle deutschen Publikationen a​us den Regalen öffentlicher Bibliotheken entfernt u​nd die „Humboldt-Street“ i​n „Taft-Street“ umbenannt. In d​er Zeit d​er deutschen Zweistaatlichkeit v​on 1949 b​is 1989 g​ab es beiderseits unterschiedliche Deutungsinteressen u​nd Inanspruchnahmen.[220]

Zum 250. Geburtstag Alexander v​on Humboldts 2019 fanden i​m Berliner Bezirk Reinickendorf zahlreiche thematische Veranstaltungen statt. Ausrichtungsorte w​aren unter anderen d​ie Schloss Tegel benachbarte Humboldt-Bibliothek u​nd das Museum Reinickendorf.[221] Eine a​n die Ideen Alexander v​on Humboldts anknüpfende Kultureinrichtung i​st das entgegen d​er Planung 2019 n​och nicht fertige Humboldt-Forum i​m musealen Zentrum d​er Hauptstadt d​es wiedervereinigten Deutschlands. Bereits 1807 h​atte Alexander v​on Humboldt l​aut Rüdiger Schaper a​n ein Universalmuseum für d​ie Berliner Sammlungen gedacht – u​nter Einbeziehung d​er Kunstkammer j​enes Schlosses, dessen wiedererrichtete Teile n​un den Rahmen für d​as Humboldt-Forum schaffen –, z​u dem e​s dann jedoch n​icht kam. „Dieser Verbindung v​on Natur u​nd Kultur w​ill das Humboldt-Forum n​un mit über zweihundert Jahren Verspätung nachgehen.“[222] „Der Anspruch i​m Geiste Humboldts d​as Weltwissen darzustellen, hierbei d​ie Trennung zwischen Natur u​nd Kultur aufzuheben u​nd anhand d​er reichen Berliner Sammlungen d​ie Welt a​ls Ganzes z​u verstehen, i​st ein w​eit gefasstes Ziel u​nd lässt v​iel Spielraum für unterschiedliche Interpretationen.“[223]

Ehrungen

Erinnerungstafel an Humboldts Ehrenmitgliedschaft bei der Danziger Naturforschenden Gesellschaft in der Nähe des Mottlau-Ufers in Danzig
Bronzebüste von Alexander von Humboldt auf dem Campus der Universität von Havanna. Das Original schuf der Erfurter Theaterbildhauer Christian Paschold. Eine Kopie dieser Büste schenkte er dem Bergbaumuseum vom Schaubergwerk „Morassina“ in Schmiedefeld (Landkreis Saalfeld-Rudolstadt).

Mitgliedschaft in Gelehrtenvereinigungen

Alexander v​on Humboldt w​ar Mitglied zahlreicher in- u​nd ausländischer Akademien, u​nter anderem d​er Akademie gemeinnütziger Wissenschaften z​u Erfurt (1791)[224], d​er Leopoldinisch-Karolinischen Akademie d​er Naturforscher (1793 m​it dem akademischen Beinamen Timaeus Locrensis u​nter der Matrikel-Nr. 970[225])[226], d​er Preußischen Akademie d​er Wissenschaften (1800)[227], d​er Bayerischen Akademie d​er Wissenschaften (1808)[228], d​er Royal Society o​f Edinburgh,[229] d​er Akademie d​er Künste (Berlin) (1829)[230], d​er Russischen Akademie d​er Wissenschaften (1829), d​er Académie d​es sciences (1804)[231], d​er American Academy o​f Arts a​nd Sciences (1822)[232], d​er American Philosophical Society (1804)[233] u​nd der Société cuvierienne (1838)[234].

Ehrendoktor

Alexander v​on Humboldt w​ar Ehrendoktor d​er Universitäten v​on Frankfurt (Oder) (1805), Dorpat (1827), Bonn (1828), Tübingen (1845), Prag (1848) u​nd St. Andrews (1853).[235]

Auszeichnungen zu Lebzeiten

Alexander v​on Humboldt w​ar mit diesen Orden u​nd Ehrenzeichen ausgezeichnet:[236]

Statuen und Denkmäler

Briefmarken, Banknoten, Münzen, Medaillen und Siegel

Mit d​em Erstausgabetag 5. September 2019 g​ab die Deutsche Post AG i​m Auftrag d​es Bundesministeriums d​er Finanzen anlässlich d​es 250. Geburtstags v​on Alexander v​on Humboldt e​in Sonderpostwertzeichen i​m Nennwert v​on 80 Eurocent heraus.[238] Der Entwurf stammt v​on den Grafikern Horst F. u​nd Gerda M. Neumann a​us Wuppertal. Am gleichen Tage erschien e​ine 20-Euro-Gedenkmünze; d​er Münzrand trägt d​ie geprägte Inschrift „ALLES IST WECHSELWIRKUNG“.[239]

Humboldt als Namensstifter

Nach Alexander v​on Humboldt wurden zahlreiche biologische Taxa benannt, außerdem geografische Objekte, Orte, Schulen u​nd Institutionen, wissenschaftliche Auszeichnungen u​nd anderes. 1969 w​urde ermittelt, d​ass nach keinem anderen Menschen m​ehr Orte benannt wurden.[240] Die Zahl d​er Namensgebungen i​st mittlerweile vierstellig.[241]

Schriften (Auswahl)

Reisewerke

Vues d​es Cordillères e​t Monuments d​es Peuples Indigènes d​e l’Amérique. 1810–1813. online

  • Deutsche Übersetzungen:
    • Pittoreske Ansichten der Cordilleren und Monumente americanischer Völker. Cotta, Tübingen, 1810. Text- und Bildband. Anonyme Übersetzung der ersten 22 Kapitel. Im Internet: Textband, Heft 1, Textband, Heft 2, Bildband bei der Universität Potsdam
    • Ansichten der Kordilleren und Monumente der eingeborenen Völker Amerikas. Übersetzt von Claudia Kalscheuer. (= Die Andere Bibliothek). Eichborn, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-8218-4538-4.

Voyage a​ux régions équinoxiales d​u Nouveau Continent: f​ait en 1799, 1800, 1801, 1803 e​t 1804. (zusammen m​it Aimé Bonpland) online

  • Deutsche Übersetzungen:
    • Beobachtungen aus der Zoologie und vergleichenden Anatomie auf der Reise nach den Tropenländern des neuen Kontinents. Tübingen 1806 urn:nbn:de:gbv:9-g-3376826.
    • Reise in die Aequinoctial-Gegenden des neuen Continents. (Übers. Hermann Hauff). Die einzige von Humboldt autorisierte Übersetzung; bei J. G. Cotta, Stuttgart 1859–60. Google Books: Erster Band, Zweiter Band, Dritter Band, Vierter Band; Deutsches Textarchiv (Volltext):Erster Band, Zweiter Band, Dritter Band, Vierter Band
    • Reise in die Äquinoktial-Gegenden des Neuen Kontinents. Hrsg. von Ottmar Ette. 2 Bände. Insel, Frankfurt am Main und Leipzig 1991, ISBN 3-458-16947-4.
    • Fahrt auf dem Orinoko. Reisebericht in Auszügen. Hörbuch, gelesen von Frank Arnold. Audiobuch Verlag, Freiburg im Breisgau 2007, ISBN 978-3-89964-233-9.
    • Ideen zu einer Geographie der Pflanzen nebst einem Naturgemälde der Tropenländer. Cotta, Tübingen 1807 online Historical Science, Band 13, Bremen 2010, ISBN 978-3-86741-174-5.

Examen critique d​e l’histoire d​e la géographie d​u Nouveau continent. „1. ptie., 4. section“ d​er Voyage d​e Humboldt e​t Bonpland.

  • Deutsche Übersetzung:
    • Kritische Untersuchungen über die historische Entwickelung der geographischen Kenntnisse von der Neuen Welt und die Fortschritte der nautischen Astronomie in dem 15ten und 16ten Jahrhundert. Aus dem Franz. übers. von Jul. Ludw. Ideler. Berlin, Nicolai, 1836 und 1852. Google
    • Neuausgabe unter dem Titel: Die Entdeckung der Neuen Welt – Kritische Untersuchung zur historischen Entwicklung der geographischen Kenntnisse von der Neuen Welt und den Fortschritten der nautischen Astronomie im 15. und 16. Jahrhundert. Nach der Übersetzung aus dem Französischen von Julius Ludwig Ideler ediert und mit einem Nachwort versehen von Ottmar Ette. Insel, Frankfurt am Main, 2009, ISBN 978-3-458-17435-6.

Central-Asien (zusammen m​it Wilhelm Mahlmann) 2 Bände Berlin, Klemann, 1844 online

  • Neuausgabe: Zentral-Asien. Untersuchungen zu den Gebirgsketten und zur vergleichenden Klimatologie. Mit einer Auswahl aus Alexander von Humboldts Reisebriefen und Gustav Roses Reisebericht. Nach der Übers. Wilhelm Mahlmanns aus dem Jahr 1844. Neu bearb. und hrsg. von Oliver Lubrich. S. Fischer, Frankfurt am Main, 2009, ISBN 978-3-10-029004-5.

Schriften zur Natur mit genereller Thematik

Ansichten d​er Natur. 1. Auflage, Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Tübingen 1808 (BSB, Google-Books)

  • Ansichten der Natur (= Die Andere Bibliothek. 17). Eichborn, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-8218-4741-7. (Reprint)

Kosmos – Entwurf e​iner physischen Weltbeschreibung. 1845–1862

Schriften mit spezieller Thematik (Auswahl)

  • Mineralogische Beobachtungen über einige Basalte am Rhein. Braunschweig 1790 (online).
  • Florae Fribergensis specimen plantas cryptogramicus praesertim subterraneas exhibens. 1793 (online).
  • Aphorismen aus der chemischen Physiologie der Pflanzen. Leipzig 1794 (archive.org)
  • Versuche über die gereizte Muskel- und Nervenfaser nebst Vermuthungen über den chemischen Process des Lebens in der Thier- und Pflanzenwelt. 2 Bände. Posen, Berlin 1797. (Band 1 Internet Archive, Band 2 Internet Archive).
  • Ueber die unterirdischen Gasarten und die Mittel ihren Nachtheil zu vermindern. Ein Beytrag zur Physik der praktischen Bergbaukunde. Friedrich Vieweg, Braunschweig 1799 (GDZ, MDZ).
  • Versuche über die chemische Zerlegung des Luftkreises und über einige andere Gegenstände der Naturlehre. Vieweg, Braunschweig 1799 (MDZ).
  • Beobachtungen über den elektrischen Aal des neuen Welttheils. Tübingen 1808.
  • Ueber den Bau und die Wirkungsart der Vulkane in den verschiedenen Erdstrichen. In: Ansichten der Natur mit wissenschaftlichen Erläuterungen. Band 2, J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart/Tübingen 1826, S. 125–186 (online).
  • Essai politique sur l'île de Cuba. Paris 1826 (online).

Kosmos-Vorlesungen/Vortragszyklen (1827/1828)

  • Anonym: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Signatur: Ms. germ. qu. 2345. Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv
    • Gedruckte (von den Herausgebern stark veränderte) Ausgabe dieser Nachschrift: Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. Erstmalige (unveränderte) Veröffentlichung einer im Besitze des Verlages befindlichen Kollegnachschrift. Miron Goldstein, Berlin 1934.
  • Gustav Parthey: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Signatur: Ms. germ. qu. 1711. Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv
  • Anonym: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Kartenabteilung, Bestand »Gesellschaft für Erdkunde«, Signatur: 8° GfE O 79. Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv
  • Karol Libelt: [Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‘ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.] Biblioteka Jagiellońska Kraków, Signatur: Handschrift 6623 II. Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv [Fragment, Titelblatt und Textteil bis zum Ende der 23. bzw. Beginn der 24. Vortragsstunde verloren]. [s. l.], [1827/28].
  • Ludwig Lohde: Physikalische Geographie. Eine Vorlesung des Herrn A. v. Humboldt[,] gehalten im [Winter] 1827. Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Signatur: Ms. germ. qu. 2400. online.
  • Friedrich Adolf von Willisen: Humbolds [sic!] Vorlesungen. [Fragment] [Berlin], [1827/28]. Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv
  • Henriette Kohlrausch: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1827/28]. Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Signatur: Ms germ. qu. 2124. Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv; gedruckte Ausgaben:
    • Alexander von Humboldt: Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Singakademie. Herausgegeben von Jürgen Hamel und Klaus-Harro Tiemann. Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 1993, ISBN 3-458-33240-5.
    • Alexander von Humboldt/Henriette Kohlrausch: Die Kosmos-Vorlesung an der Berliner Sing-Akademie. Hrsg.: Christian Kassung, Christian Thomas. 1. Auflage. Insel, Berlin 2019, ISBN 978-3-458-36419-1.
    • Anonyme Abschrift: Phÿsikalische Geographie[.] Vorgetragen von Alexander von Humboldt. Angefangen d[en] 6ten Xbre 1827. Abschrift des Heftes der Frau Geheimräthin Kohlrausch. [Berlin], [ca. 1828/29]. Privatbesitz Geir Stenmark, Norwegen. Bilddigitalisate online: digilib-Server der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, URN: urn:nbn:de:kobv:b4-2019011104.
    • Otto Hufeland: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. Privatbesitz Celâl Şengör, Istanbul, Türkei. Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv (= Abschrift von Anonym: Phÿsikalische Geographie […] [Berlin], [ca. 1828/29])

Gesammelte Schriften

  • Gesammelte Werke. 12 Bände. J. G. Cotta, Stuttgart 1889 (doi:10.5962/bhl.title.33954).
  • Hanno Beck (Hrsg.): Studienausgabe. 7 Bände (erschienen in 10 Bänden). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1987–1997, ISBN 3-534-03100-8 (mit ausführlichen Anmerkungen und Angaben zur Entstehungs- und Editionsgeschichte der einzelnen Werke im Sinne einer historisch-kritischen Ausgabe); enthält:
    • Band 1: Schriften zur Geographie der Pflanzen. 1989, ISBN 3-534-03101-6.
    • Band 2: Die Forschungsreise in die Tropen Amerikas. 3 Bände. ISBN 3-534-03102-4.
    • Band 3: Cuba-Werk. 1992, ISBN 3-534-03103-2.
    • Band 4: Mexico-Werk. 1991, ISBN 3-534-03104-0.
    • Band 5: Ansichten der Natur. 1987, ISBN 3-534-03105-9.
    • Band 6: Schriften zur Physischen Geographie. 1989, ISBN 3-534-03106-7.
    • Band 7: Kosmos. 2 Bände, 1993, ISBN 3-534-03107-5.
  • Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich (Hrsg.): Sämtliche Schriften – Berner Ausgabe (Studienausgabe). dtv, München 2019, ISBN 978-3-423-59088-4 (enthält als Archivausgabe das publizistische Werk Humboldts, d. h. alle zu Lebzeiten erschienenen Beiträge und Auszüge Humboldts in Zeitungen, Zeitschriften und Büchern anderer Autoren):
    • Band 1: Sämtliche Schriften 1789–1799, Hrsg. von Yvonne Wübben und Sarah Bärtschi.
    • Band 2: Sämtliche Schriften 1800–1809, Hrsg. von Rex Clark und Sarah Bärtschi.
    • Band 3: Sämtliche Schriften 1810–1809, Hrsg. von Jobst Welge und Michael Strobl.
    • Band 4: Sämtliche Schriften 1820–1829, Hrsg. von Norbert D. Wernicke und Michael Strobl.
    • Band 5: Sämtliche Schriften 1830–1839, Hrsg. von Bernhard Metz und Thomas Nehrlich.
    • Band 6: Sämtliche Schriften 1840–1849, Hrsg. von Jutta Müller-Tamm und Michael Strobl.
    • Band 7: Sämtliche Schriften 1850–1859, Hrsg. von Joachim Eibach und Thomas Nehrlich.
    • Band 8: Werkzeuge – Apparat.
    • Band 9: Übertragungen – Übersetzungen
    • Band 10: Durchquerungen – Forschung.

Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung

  • Ilse Jahn, Fritz G. Lange (Hrsg.): Die Jugendbriefe Alexander von Humboldts. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 2). Berlin 1973
  • Kurt-Reinhard Biermann (Hrsg.): Briefwechsel zwischen Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 4). Berlin 1977
  • Kurt-Reinhard Biermann (Hrsg.): Briefwechsel zwischen Alexander von Humboldt und Heinrich Christian Schumacher. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 6). Berlin 1979
  • Kurt-Reinhard Biermann (Hrsg.): Briefwechsel zwischen Alexander von Humboldt und Peter Gustav Lejeune Dirichlet. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 7). Akademie-Verlag, Berlin 1982, DNB 830695303.
  • Kurt-Reinhard Biermann (Hrsg.): Alexander von Humboldt. Vier Jahrzehnte Wissenschaftsförderung. Briefe an das preußische Kultusministerium 1818–1859. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 14). Berlin 1985, DNB 850880513.
  • Herbert Pieper (Hrsg.): Briefwechsel zwischen Alexander von Humboldt und C. G. Jacob Jacobi. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 11). Berlin 1987
  • Ulrike Moheit (Hrsg.): Alexander von Humboldt. Briefe aus Amerika, 1799–1804. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 16). Berlin 1993
  • Hans-Joachim Felber (Hrsg.): Briefwechsel zwischen Alexander von Humboldt und Friedrich Wilhelm Bessel. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 10). Akademie-Verlag, Berlin 1994, ISBN 3-05-001915-8.
  • Ingo Schwarz, Klaus Wenig (Hrsg.): Briefwechsel zwischen Alexander von Humboldt und Emil du Bois-Reymond. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 22). Akademie-Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-05-003037-2.
  • Ingo Schwarz (Hrsg.): Alexander von Humboldt und die Vereinigten Staaten von Amerika. Briefwechsel. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 19). Berlin 2004
  • Ingo Schwarz unter Mitarb. v. Eberhard Knobloch (Hrsg.): Alexander von Humboldt – Samuel Heinrich Spiker. Briefwechsel. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 27). Akademie-Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-05-004283-1.
  • Ulrike Leitner unter Mitarb. v. Eberhard Knobloch (Hrsg.): Alexander von Humboldt und Cotta. Briefwechsel. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 29). Akademie-Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-05-004598-6.
  • Eberhard Knobloch, Ingo Schwarz, Christian Suckow (Hrsg.): Alexander von Humboldt – Briefe aus Russland 1829. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 30). Akademie-Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-05-004596-2.
  • Ulrich Päßler unter Mitarb. v. Eberhard Knobloch (Hrsg.): Alexander von Humboldt – Carl Ritter. Briefwechsel. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 32). Akademie-Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-05-004676-1.
  • Oliver Schwarz, Ingo Schwarz (Hrsg.): Alexander von Humboldt – Johann Franz Encke. Briefwechsel. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 37). Akademie-Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-05-006083-5.
  • Kerstin Aranda, Andreas Förster, Christian Suckow (Hrsg.): Alexander von Humboldt und Russland: eine Spurensuche. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 31). de Gruyter, Berlin u. a. 2014, ISBN 978-3-05-004634-1.
  • Ulrich Päßler, Thomas Schmuck (Hrsg.): Alexander von Humboldt – Jean-Baptiste Boussingault. Briefwechsel (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. Band 41). De Gruyter, Berlin 2015, ISBN 978-3-11-035193-4.
  • Ingo Schwarz, Oliver Schwarz unter Mitarbeit von Eberhard Knobloch (Hrsg.): Alexander von Humboldt und Friedrich Argelander: Briefwechsel (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. Band 46). De Gruyter, Berlin 2019, ISBN 978-3-11-064470-8.

Edition humboldt digital

Andere

  • Ludmilla Assing (Hrsg.): Briefe von Alexander von Humboldt an Varnhagen von Ense aus den Jahren 1827 bis 1858. Leipzig 1860 (Digitalisat)
  • Alexander von Humboldt: Im Ural und Altai. Briefwechsel zwischen Alexander von Humboldt und Graf Georg von Cancrin aus den Jahren 1827–1832. Brockhaus, Leipzig 1869, Reprint Bremen 2009, ISBN 978-3-86195-084-4.
  • Ernst Werner Maria von Olfers (Hrsg.): Briefe Alexander v. Humboldt’s an Ignaz v. Olfers, Generaldirektor der Kgl. Museen in Berlin. Nürnberg und Leipzig [1913]
  • Conrad Müller (Hrsg.): Alexander von Humboldt und das Preußische Königshaus. Leipzig 1928
  • Ingo Schwarz (Hrsg.): Briefe von Alexander von Humboldt an Christian Carl Josias Bunsen. Neue Edition. Rohrwall, Berlin 2006, ISBN 3-9806685-6-8.

Tagebucheditionen

  • Margot Faak (Hrsg.): Alexander von Humboldt. Reise durch Venezuela. Auswahl aus den amerikanischen Reisetagebüchern. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 12). Akademie-Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-05-002777-0.
  • Margot Faak (Hrsg.): Alexander von Humboldt. Reise auf dem Río Magdalena, durch die Anden und Mexico. Aus seinen Reisetagebüchern. 2 Teile. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 8, 9). 2. Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 2003, Teil 1: Texte, ISBN 978-3-05-003885-8; Teil 2: Übersetzung, Anmerkungen und Register, ISBN 978-3-05-003886-5.
  • Ulrike Leitner (Hrsg.): Alexander von Humboldt. Von Mexiko-Stadt nach Veracruz. Tagebuch. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 25). Akademie-Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-05-004136-6.
  • Bernd Kölbel und Lucie Terken (Hrsg.): Steven Jan van Geuns. Tagebuch einer Reise mit Alexander von Humboldt durch Hessen, die Pfalz, längs des Rheins und durch Westfalen im Herbst 1789. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 26). Akademie-Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-05-004321-0.
  • Ulrike Leitner, Piotr Tylus und Michael Zeuske (Hrsg.) unter Mitarbeit von Tobias Kraft: Isle de Cube. Antilles en général. In: edition humboldt digital. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. Version 5 vom 11. September 2019.
  • Ulrike Leitner, Carmen Götz (Hrsg.) unter Mitarbeit von Sandra Balck, Ulrich Päßler, Linda Kirsten, Eberhard Knobloch, Oliver Schwarz, Laurence Barbasetti und Regina Mikosch: Voyage d’Espagne aux Canaries et à Cumaná Obs. astron. de Juin à Oct. 1799 [= Tagebücher der Amerikanischen Reise I]. In: edition humboldt digital. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. Version 5 vom 11. September 2019.
  • Dominik Erdmann und Christian Thomas (Hrsg.) unter Mitarbeit von Florian Schnee: Reise. 1790. England [= Alexander von Humboldts Englisches Reisejournal], [ca. 1790]. In: edition humboldt digital. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. Version 5 vom 11. September 2019.

Literatur

Bibliografien

  • Markus Breuning: Generalbibliographie zu Alexander von Humboldt, 4. Auflage, Bern 2020. (PDF-Ausgabe online)
  • Horst Fiedler, Ulrike Leitner: Alexander von Humboldts Schriften. Bibliographie der selbständig erschienenen Werke. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 20). Akademie-Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-05-002792-4.
  • The Humboldt Library. A catalogue of the Library of Alexander von Humboldt. With a bibliographical and biographical memoir by Henry Stevens. London 1863 (online).
  • Tobias Kraft, Katharina Einert: Humboldt Digital – Bibliographie der online verfügbaren Humboldt-Digitalisate. Direktverweise auf selbständig erschienene Schriften Alexander von Humboldts (geordnet nach der dekadischen Nummerierung von Fiedler/Leitner 2000)
  • Ulrike Leitner, Ingo Schwarz (Begr.): Alexander von Humboldts unselbstständige Schriften – Verzeichnis. (online; Stand ca. 2015 und wird nicht mehr gepflegt/ergänzt)

Biografische Literatur

  • Hanno Beck (Hrsg.): Gespräche Alexander von Humboldts. Akademie-Verlag, Berlin 1959.
  • Richard Bitterling: Alexander von Humboldt – Lebenswege in Bildern, Deutscher Kunstverlag, München, Berlin 1959.
  • Hanno Beck: Alexander von Humboldt. 2 Bände. Wiesbaden 1959–1961.
  • Hanno Beck (Hrsg.): Die Dioskuren. Probleme in Leben und Werk der Brüder Humboldt. Verlag Humboldt-Gesellschaft für Wissenschaft, Kunst und Bildung, Mannheim 1986, DNB 880124652.
  • Kurt-Reinhard Biermann: Alexander von Humboldt. 4. Auflage. Teubner, Leipzig 1990, ISBN 3-322-00567-4.
  • Karl Bruhns (Hrsg.): Alexander von Humboldt. Eine wissenschaftliche Biographie. (mit Beiträgen von Robert Christian Avé-Lallemant, Julius Victor Carus, Alfred Dove, Heinrich Wilhelm Dove, Julius Ewald, August Grisebach, Julius Löwenberg, Oscar Peschel, Gustav Heinrich Wiedemann und Wilhelm Wundt)
    • Erster Band, F. A. Brockhaus, Leipzig 1872, Archive.org
    • Zweiter Band, F. A. Brockhaus, Leipzig 1872, Archive.org
    • Dritter Band, F. A. Brockhaus, Leipzig 1872, Archive.org
  • Andreas W. Daum: Alexander von Humboldt. C.H. Beck, München 2019, ISBN 978-3-406-73435-9.
  • Hans-Otto Dill: Alexander von Humboldts Metaphysik der Erde. Seine Welt-, Denk- und Diskursstrukturen. Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften, PL Academic Research, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-631-63170-6.
  • Alfred Dove: Humboldt, Alexander von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 358–383.
  • Ottmar Ette: Weltbewußtsein. Alexander von Humboldt und das unvollendete Projekt einer anderen Moderne. Velbrück Wissenschaft, Weilerswist 2002, ISBN 3-934730-48-5.
  • Ottmar Ette: Alexander von Humboldt und die Globalisierung: Das Mobile des Wissens. Insel-Verlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-458-17434-9.
  • Manfred Geier: Die Brüder Humboldt. Eine Biographie. Rowohlt, Reinbek 2009, ISBN 978-3-498-02511-3.
  • Detlef Haberland, Wolfgang Hinrichs, Clemens Menze, Bolesław Andrzejewski (Hrsg.): Die Dioskuren II. Annäherungen an Leben und Werk der Brüder Humboldt im Jahr der 200. Wiederkehr des Beginns der amerikanischen Forschungsreise Alexander von Humboldts. Verlag Humboldt-Gesellschaft für Wissenschaft, Kunst und Bildung, Mannheim 2000, ISBN 3-927030-16-3.
  • Jürgen Hamel, Eberhard Knobloch, Herbert Pieper (Hrsg.): Alexander von Humboldt in Berlin. Sein Einfluß auf die Entwicklung der Wissenschaften. (= Algorismus. Studien zur Geschichte der Mathematik und der Naturwissenschaften. Heft 41). Beiträge zu einem Symposium. Rauner, Augsburg 2003, ISBN 3-9807122-8-1.
  • Wolfgang-Hagen Hein (Hrsg.): Alexander von Humboldt. Leben und Werk. Weisbecker, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-921037-55-7, Inhaltsverzeichnis.
  • Frank Holl: Alexander von Humboldt – Mein vielbewegtes Leben. Ein biographisches Portrait präsentiert von Frank Holl. Die Andere Bibliothek, Berlin 2017, ISBN 978-3-8477-0019-7.
  • Frank Holl (Konzeption): Alexander von Humboldt. Netzwerke des Wissens. Katalog zur Ausstellung im Haus der Kulturen der Welt Berlin und in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Bonn. Berlin/ Bonn 1999. (Onlinedokumentation)
  • Otto Krätz: Alexander von Humboldt – Wissenschaftler Weltbürger Revolutionär. Callwey, München 1997, ISBN 3-7667-1282-9.
  • Adolf Meyer-Abich: Alexander von Humboldt mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2008 (1. Auflage 1967), ISBN 978-3-499-50131-9.
  • Heinrich Pfeiffer (Hrsg.): Alexander von Humboldt. Werk und Weltgeltung. Piper, München 1969, DNB 454556268.
  • Ernst Plewe: Humboldt, Alexander. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 33–43 (Digitalisat).
  • Thomas Richter: Alexander von Humboldt. Rowohlt, Reinbek 2009, ISBN 978-3-499-50712-0.
  • Werner Rübe: Alexander von Humboldt. Anatomie eines Ruhms. Deutscher Kunstverlag, München 1988, ISBN 3-422-06023-5.
  • Nicolaas Adrianus Rupke: Alexander von Humboldt. A Metabiography. Lang, Frankfurt am Main u. a. 2005, ISBN 3-631-53932-0. überarbeitete Ausgabe: University of Chicago Press, Chicago/ London 2008, ISBN 978-0-226-73149-0.
  • Rüdiger Schaper: Alexander von Humboldt: Der Preuße und die neuen Welten. Siedler Verlag, München 2018, ISBN 978-3-8275-0074-8.
  • Herbert Scurla: Alexander von Humboldt. Sein Leben und Wirken. 11. Auflage. Verlag der Nation, Berlin 1985, DNB 850561388.
  • Ingo Schwarz (Hrsg.): Alexander von Humboldt-Chronologie. In: edition humboldt digital. hg. v. Ottmar Ette. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin 2017.
  • Andrea Wulf: Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur. C. Bertelsmann, München 2016, ISBN 978-3-570-10206-0.

Weitere Literatur

  • Horst Albach, Erwin Neher (Hrsg.) (im Auftrag des Ordens Pour le mérite für Wissenschaften und Künste): Alexander von Humboldt und Charles Darwin: zwei Revolutionäre wider Willen. Mit einem Vorwort von Bundespräsident a. D. Horst Köhler. Wallstein, Göttingen 2011, ISBN 978-3-8353-0966-1.
  • Kurt-Reinhard Biermann: Beglückende Ermunterung durch die akademische Gemeinschaft. Alexander von Humboldt als Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. Band 17). Berlin 1991, ISBN 3-05-001957-3.
  • Werner Biermann: „Der Traum meines ganzen Lebens“. Humboldts amerikanische Reise. 4. Auflage. Rowohlt, Berlin 2017, ISBN 978-3-87134-601-9. Inhaltsverzeichnis.
  • Andreas W. Daum: Nation, Naturforschung und Monument: Humboldt-Denkmäler in Deutschland und den USA. In: Martin Baumeister (Hrsg.): Die Kunst der Geschichte. Historiographie, Ästhetik, Erzählung. Göttingen 2009, ISBN 978-3-525-36384-3, S. 99–124.
  • Andreas W. Daum: Die Ironie des Unzeitgemäßen. Anmerkungen zu Alexander von Humboldt. In: Zeitschrift für Ideengeschichte. 4, 2010, S. 5–23, (online).
  • Andreas W. Daum: Social Relations, Shared Practices, and Emotions. Alexander von Humboldt’s Excursion into Literary Classicism and the Challenges to Science around 1800. In: Journal of Modern History. Band 91, März 2019, S. 1–37.
  • Andreas W. Daum: Wie Humboldt die Seuche jagte. Alexander von Humboldt spürte in Südamerika und Europa Infektionskrankheiten nach. In: Süddeutsche Zeitung, 20. Mai 2020 (online). (Druckfassung unter dem Titel: Vermessung der Seuche. Bereits Alexander von Humboldt spürte Infektionskrankheiten nach. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 113, 16.–17. Mai 2020, S. 33).
  • Andreas W. Daum, Alexander von Humboldt am Rhein. Zur regionalen Grundlage von Humboldts Wissenschaft, Reisen und Politikverständnis 1789–1848. In: Rheinische Vierteljahresblätter 85 (2021), S. 148–184.
  • Herrmann Dietmar: Vor 200 Jahren im Fichtelgebirge: Befahrung der Bergwerke durch Alexander von Humboldt. In: Der Siebenstern. Jahrgang 61, 1992, S. 221–224.
  • Ottmar Ette, Ute Hermanns, Bernd M. Scherer, Christian Suckow (Hrsg.): Alexander von Humboldt – Aufbruch in die Moderne (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. Band 21). Akademie-Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-05-003602-8.
  • Ottmar Ette, Walther L. Bernecker (Hrsg.): Ansichten Amerikas. Neuere Studien zu Alexander von Humboldt (= Lateinamerika-Studien. Band 43). Vervuert, Frankfurt am Main 2001.
  • Ottmar Ette (Hrsg.): Alexander von Humboldt-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. J. B. Metzler, 2018, ISBN 978-3-476-04521-8 (doi:10.1007/978-3-476-04522-5).
  • Nikolaus Gatter: „Gift, geradezu Gift für das unwissende Publicum“. Der diaristische Nachlaß von Karl August Varnhagen von Ense und die Polemik gegen Ludmilla Assings Editionen (1860–1880). Aisthesis, Bielefeld 1996, ISBN 3-89528-149-2; 2., vom Verfasser durchgesehene Auflage, Varnhagen Gesellschaft e. V., Köln 2020 (Web-Ressource).
  • Alfred Gebauer: Alexander von Humboldt: seine Woche auf Teneriffa 1799. Beginn der Südamerika-Reise. Sein Leben – sein Wirken. Aktualisiert und ergänzt von Verena Zech. Zech, Santa Ursula 2009, ISBN 978-84-934857-6-4.
  • Wolfgang-Hagen Hein: Alexander von Humboldt und die Pharmazie (= Veröffentlichungen der Internationalen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie e. V.; Neue Folge. Band 56). Wissenschaftliche Verlags-Gesellschaft, Stuttgart 1988, ISBN 3-8047-0984-2. Inhaltsverzeichnis.
  • Frank Holl (Hrsg.): Alexander von Humboldt – Es ist ein Treiben in mir. Entdeckungen und Einsichten. dtv, München 2009, ISBN 978-3-423-13739-3 (Zitatesammlung, deren Fundstellen im Anhang nachgewiesen werden).
  • Frank Holl, Eberhard Schulz-Lüpertz: „Ich habe so große Pläne dort geschmiedet...“ Alexander von Humboldt in Franken (= Fränkische Geschichte. Band 18). Schrenk, Gunzenhausen 2012, ISBN 978-3-924270-74-2.
  • Ilse Jahn: Dem Leben auf der Spur. Die biologischen Forschungen Alexander von Humboldts. Urania Verlag, Leipzig 1969.
  • Hans Walter Lack: Alexander von Humboldt und die botanische Erforschung Amerikas. München/ London/ New York 2009; 2., aktualisierte Auflage ebenda 2018, ISBN 978-3-7913-8414-6.
  • Oliver Lubrich (Hrsg.): Alexander von Humboldt. Das graphische Gesamtwerk. 3. Auflage. Lambert Schneider, Darmstadt 2016, ISBN 978-3-650-40132-8.
  • Volker Mehnert (Text), Claudia Lieb (Illustrationen): Alexander von Humboldt oder Die Sehnsucht nach der Ferne. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2018, ISBN 978-3-8369-5999-5.
  • Dorothee Nolte: Alexander von Humboldt. Ein Lebensbild in Anekdoten. Eulenspiegel Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-359-01374-7.
  • Werner Richter, Manfred Engshuber: Alexander von Humboldts Messtechnik – Instrumente, Methoden, Ergebnisse. epubli Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-8442-8969-5.
  • Robert Steudtner: Alexander von Humboldt. Bis ans Ende der Welt. Feature mit Original-Interview, Musik und Geräuschen. Headroom sound production, Köln 2011.
  • Benedikt Vallendar: Die Rezeption der südamerikanischen Reise Alexander von Humboldts in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert. Dissertation FU Berlin 2005.
  • Rudolf Vierhaus: Die Brüder Humboldt. In: Etienne François, Hagen Schulze (Hrsg.): Deutsche Erinnerungsorte. Band 3. Beck, München 2001, ISBN 978-3-406-47224-4
  • Petra Werner: Himmel und Erde. Alexander von Humboldt und sein Kosmos (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. Band 24), Akademie-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-05-004025-4.
  • Michael Zeuske: Vater der Unabhängigkeit? Humboldt und die Transformation zur Moderne im spanischen Amerika. In: Ottmar Ette et al. (Hrsg.): Alexander von Humboldt – Aufbruch in die Moderne (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. Band 21). Akademie-Verlag, Berlin 2001, S. 179–224.
  • Michael Zeuske: „Real time“: Humboldt und Kuba 1801 und 1804. In: Michael Zeuske: Schwarze Karibik. Sklaven, Sklavereikulturen und Emanzipation. Rotpunktverlag, Zürich 2004, ISBN 3-85869-272-7.
  • Krzysztof Zielnica: Polonica bei Alexander von Humboldt (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. Band 23), Berlin 2004, ISBN 3-05-003867-5.

Filme

Wikisource: Alexander von Humboldt – Quellen und Volltexte
Commons: Alexander von Humboldt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Portale

Digitalisate

Anmerkungen

  1. Ottmar Ette: Alexander von Humboldt und die Globalisierung: Das Mobile des Wissens, 2009, S. 13.
  2. Zur Tagesgeschichte. In: (Kaiserliche Königliche schlesische) Troppauer Zeitung, 10. Mai 1857, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/okf
  3. Monatsberichte der Königlichen Preussische Akademie des Wissenschaften zu Berlin. Ferd. Dümmler's Verlagsbuchhandlung, Berlin 1860, S. 546 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 18. August 2020]).
  4. Die Annahme dieses Hauses als Geburtshaus Alexander von Humboldts ist nicht gesichert; dazu: Sebastian Panwitz: Das Humboldt-Mendelssohn-Haus Jägerstraße 22. Ein Quellenfund. In: Humboldt im Netz Band 15, Nr. 29 (2014).
  5. Stammtafel für Alexander Georg von Humboldt
  6. Stammtafel für Marie-Elisabeth von Humboldt
  7. Website: von Humboldt
  8. Kurt-R. Biermann: War Alexander von Humboldt ein „Freiherr“ (oder „Baron“)? In: Humboldt im Netz Band 12, Nr. 23 (2011).
  9. Andreas W. Daum: Alexander von Humboldt. C.H. Beck, München 2019, S. 13.
  10. Meyer-Abich 19. Aufl. 2008, S. 80. Gründe für dieses „pädagogische Fehlurteil“ sieht Meyer-Abich im Altersunterschied der Brüder, in der Kränklichkeit Alexanders während seiner Jugendjahre und im von den Hauslehrern dargebotenen Stoff, der Wilhelms Interessenkreis entsprach, nicht aber dem Alexanders. (Ebenda)
  11. Schaper 2018, S. 28 und 30.
  12. Bernd-Ulrich Hergemöller: Alexander von Humboldt. In Mann für Mann. Ein Biographisches Lexikon. Frankfurt am Main 2001.
  13. Andreas W. Daum: Alexander von Humboldt. C. H. Beck, München 2019, S. 1719.
  14. Während des Aufenthalts in England traf Humboldt mit Sir Joseph Banks, President of the Royal Society, welcher mit Captain Cook gereist war, zusammen. Banks präsentierte Humboldt seine umfangreiche Pflanzensammlung, mit Arten, die vor allem aus dem Südpazifik stammten (M. Nicolson: Alexander von Humboldt and the Geography of Vegetation. In: A. Cunningham, N. Jardine (Hrsg.): Romanticism and the Sciences. Cambridge University Press, 1990, S. XVI). Diese wissenschaftlich-orientierte Freundschaft hielt bis zum Tod von Banks im Jahre 1820 an. Neben dem Austausch von gesammelten Pflanzenproben bestand ein umfangreicher Briefwechsel.
  15. In London traf er 1790 den aus Göttingen stammenden Arzt und Chemiker Christoph Girtanner, der ihn auf die dominierende Rolle der Naturwissenschaften in Frankreich aufmerksam machte, insbesondere auf Antoine Laurent de Lavoisiers antiphlogistische neue Chemie.
  16. Normalerweise waren für das Pensum drei Jahre vorgesehen.
  17. mit der Berechtigung, amtliche Gutachten zu erstellen
  18. das heutige Schaubergwerk Morassina
  19. Daran erinnern das Goldbergbaumuseum Goldkronach und die Naturparkinformationsstelle Kleiner Johannes in Arzberg.
  20. Wilhelm Kießling: Alexander von Humboldt – Ein Gast in unserer Stadt. Hrsg.: Friedrich Wilhelm Singer. Arzberg 1999.
  21. Rudolf Endres: Alexander von Humboldt und Franken. In: Uta Lindgren (Hrsg.): Alexander von Humboldt. Weltbild und Wirkung auf die Wissenschaften. (= Bayreuther Historische Kolloquien, Band 4), Böhlau Verlag Köln, Wien 1990 ISBN 3-412-18689-9, S. 40–59, hier S. 51–54.
  22. Ursula Klein: The Prussian Mining Officer Alexander von Humboldt. In: Annals of Science. Band 69, Nr. 1, Januar 2012.
  23. Ernst H. Berninger: Humboldts technische Erfindungen und Neuerungen für den Bergbau. In: Uta Lindgren (Hrsg.): Alexander von Humboldt. Weltbild und Wirkung auf die Wissenschaften. Köln, Wien 1990 ISBN 3-412-18689-9, S. 133–150.
  24. Humboldt an Karl Freiesleben: Jugendbriefe. Bayreuth 20. Oktober 1794.
  25. Über seine Zeit in Goldkronach äußerte sich Alexander von Humboldt in einem Brief an seinen Vertrauten Karl Freiesleben überschwänglich: „… mit dem Bergbau geht es überhaupt jetzt schnell hier vorwärts. In Goldkronach besonders bin ich glücklicher, als ich je wagen durfte zu glauben.“ (Humboldt an Karl Freiesleben: Jugendbriefe. Bayreuth 18. Oktober 1796, S. 532 f.)
  26. Humboldt an König Friedrich Wilhelm II. von Preußen: Jugendbriefe. Bayreuth 26. März 1795.
  27. mit Humboldts Autorenkürzel versehene Arten
  28. Kurt-Reinhard Biermann: Alexander von Humboldt. 3. Auflage. Leipzig 1983, S. 23.
  29. Ilse Jahn: Dem Leben auf der Spur. Die biologischen Forschungen Alexander von Humboldts. Urania Verlag, Leipzig 1969, S. 22–23.
  30. Jahn 1969, S. 29, 39 und 50.
  31. Jahn 1969, S. 51 f.
  32. Alexander Stöger: Alexander von Humboldts Darstellungsmethoden in seinen Versuchen über die gereizte Muskel- und Nervenfaser.
  33. Kurt-Reinhard Biermann: Alexander von Humboldt. 3. Auflage. Leipzig 1983, S. 29.
  34. Jahn 1969, S. 65 f.
  35. Jahn 1969, S. 69 f.
  36. Jahn 1969, S. 71.
  37. Jahn 1969, S. 71–72.
  38. Jahn 1969, S. 117–119.
  39. Ulrich Stottmeister: Umweltgedanken zu Alexander von Humboldt. In: Humboldt im Netz Band 18, Nr. 35, (2017).
  40. BBAW: Die unselbständigen Schriften Alexander von Humboldts. Chemie.
  41. Herbert Pieper: Alexander von Humboldts Wahl in die Akademie der Wissenschaften zu Berlin. In: Humboldt im Netz Band 9, Nr. 16 (2008).
  42. Herbert Pieper: "Ungeheure Tiefe des Denkens, unerreichbarer Scharfblick und die seltenste Schnelligkeit der Kombination". Zur Wahl Alexander von Humboldts in die Königliche Akademie der Wissenschaften zu Berlin vor 200 Jahren. In: Humboldt im Netz Band 1, Nr. 1 (2000).
  43. Hanno Beck: Schlussbetrachtung. In: Uta Lindgren (Hrsg.): Alexander von Humboldt. Weltbild und Wirkung auf die Wissenschaften. Köln, Wien 1990 ISBN 3-412-18689-9, S. 187–202, hier S. 188–189.
  44. Vgl. dazu z. B. Lubrich/Nehrlich (Hrsg.): Sämtliche Schriften (2019), Bd. IX, S. 125–137.
  45. Kurt-R. Biermann: Alexander von Humboldt. Leipzig 1983, S. 53.
  46. Rüdiger Schaper: Alexander von Humboldt. Der Preuße und die neuen Welten. Siedler, München 2018 (eingeschränkte Vorschau, books.google.at).
  47. Alexander von Humboldt an den Herausgeber [d. i. Karl von Moll] aus Corunna am 5. Jun[i] 1799. In: Jahrbücher der Berg- und Hüttenkunde, Bd. 4 (1799), S. 399-401, hier S. 400. Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv.
  48. Frank Holl: Alexander von Humboldt – Mein vielbewegtes Leben. Ein biographisches Portrait präsentiert von Frank Holl, S. 101.
  49. Gerhard Kortum: Humboldt der Seefahrer und sein Marinechronometer. Ein Beitrag zur Geschichte der Nautik und Meereskunde. In: Humboldt im Netz Band 2, Nr. 3 (2001).
  50. Frank Holl: Alexander von Humboldt – Mein vielbewegtes Leben. Ein biographisches Portrait präsentiert von Frank Holl, S. 86–91.
  51. Andrea Wulf: Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur. München 2016, S. 79.
  52. Naturforschung – mit Muße oder Mühe? von Maria-Theresia Leuker, 2016.
  53. Meyer-Abich 19. Aufl. 2008, S. 66.
  54. Frank Holl: Alexander von Humboldt – Mein vielbewegtes Leben. Ein biographisches Portrait präsentiert von Frank Holl, S. 178 f.
  55. Zitiert nach Scurla, 11. Aufl. 1985, S. 143 f.; Meyer-Abich 19. Aufl. 2008, S. 80; Frank Holl: Alexander von Humboldt – Mein vielbewegtes Leben. Ein biographisches Portrait präsentiert von Frank Holl, S. 181.
  56. Zitiert nach Scurla, 11. Aufl. 1985, S. 142 f.; Meyer-Abich 19. Aufl. 2008, S. 80; eine ähnliche Schilderung von Komplikationen bei der Fahrt auf dem Orinoco zitiert Frank Holl: Alexander von Humboldt – Mein vielbewegtes Leben. Ein biographisches Portrait präsentiert von Frank Holl, S. 167 f.
  57. Humboldt besuchte Mutis im Juli des Jahres 1801 in Santa Fe de Bogotá während seiner Amerikaexpedition. Bartolomé Ribas Ozonas: José Celestino Mutis, amistad y colaboración con A. v. Humboldt. S. 151–172, online in analesranf.com.
  58. Frank Holl: Alexander von Humboldt – Mein vielbewegtes Leben. Ein biographisches Portrait präsentiert von Frank Holl, S. 204.
  59. Georg Petersen, Hartmut Fröschle: Die Deutschen in Peru. In: Hartmut Fröschle (Hrsg.): Die Deutschen in Lateinamerika. Schicksal und Leistung. Erdmann, Tübingen 1979, ISBN 3-7711-0293-6, S. 696–741, hier S. 701.
  60. NASA: Seven Century Catalog of Mercury Transits: 1601 CE to 2300 CE.
  61. Bärbel Rott: Alexander von Humboldt brachte Guano nach Europa – mit ungeahnten globalen Folgen In: Humboldt im Netz Band 17, Nr. 32 (2016).
  62. Franz Tichy: Die Mexiko-Reise Alexander von Humboldts 1803–1804. In: José Manuel López de Abiada, Titus Heydenreich (Hrsg.): Iberoamérica – Homenaje a Gustav Siebenmann. Wilhelm Fink, München 1983, ISBN 3-7705-2154-4, Band 2, S. 963–988.
  63. Andreas W. Daum: Wie Humboldt die Seuche jagte. Alexander von Humboldt spürte in Südamerika und Europa Infektionskrankheiten nach. In: Süddeutsche Zeitung. 20. Mai 2020, abgerufen am 25. Mai 2020.
  64. Zitiert nach Frank Holl: Alexander von Humboldt – Mein vielbewegtes Leben. Ein biographisches Portrait präsentiert von Frank Holl. S. 182 f.
  65. Zitiert nach Frank Holl: Alexander von Humboldt – Mein vielbewegtes Leben. Ein biographisches Portrait präsentiert von Frank Holl, S. 184.
  66. Zitiert nach Frank Holl: Alexander von Humboldt – Mein vielbewegtes Leben. Ein biographisches Portrait präsentiert von Frank Holl, S. 185.
  67. Zitiert nach Frank Holl: Alexander von Humboldt – Mein vielbewegtes Leben. Ein biographisches Portrait präsentiert von Frank Holl, S. 234.
  68. Zitiert nach Frank Holl: Alexander von Humboldt – Mein vielbewegtes Leben. Ein biographisches Portrait präsentiert von Frank Holl, S. 114 f.
  69. Scurla, 11. Aufl. 1985, S. 200. „Der tatsächlich einzigartige Empfang, der Humboldt und seinem Freund Bonpland in Paris zuteil wurde, hatte – von der damals höchst sensationellen Art, in der diese Entdeckungsreise begonnen und durchgeführt worden war, ganz abgesehen – recht unterschiedliche Gründe.“ (Ebenda)
  70. Scurla, 11. Aufl. 1985, S. 204. „Es kam nun darauf an, das Gesehene, Gesammelte und Notierte zu sichten, aufzubereiten, kritisch zu verarbeiten und zu veröffentlichen […] Humboldt war es von vornherein klar, daß seine Kraft zur Bewältigung einer solchen Aufgabe nicht ausreichte; er setzte zudem seinen Ehrgeiz daran, hervorragende Gelehrte zur Mitarbeit an seinem gewaltigen Vorhaben zu gewinnen, sich der besten Hilfsmittel, Bibliotheken, Forschungsinstitute und Druckanstalten zu bedienen, die es damals gab. Standort eines solchen Unternehmens konnte nur die Stadt sein, in der diese Voraussetzungen erfüllt waren. Das war Paris, nur Paris.“ (Ebenda) Ähnlich Ette 2009, S. 101 f.
  71. Zitiert nach Frank Holl: Alexander von Humboldt – Mein vielbewegtes Leben. Ein biographisches Portrait präsentiert von Frank Holl, S. 261.
  72. David Blankenstein, Bénédicte Savoy: Frontale Präsenz. Zu einem unbekannten Porträt Alexander von Humboldts im Besitz des französischen Conseil d’État. In: Humboldt im Netz Band 16, Nr. 31 (2015).
  73. Alexander von Humboldt: Abhandlungen nach Vorträgen an der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin.
  74. Meyer-Abich, 19. Aufl. 2008, S. 114.
  75. Zeittafel. In: Ottmar Ette. (Hrsg.): Alexander von Humboldt-Handbuch 2018, S. 295.
  76. Meyer-Abich, 19. Aufl. 2008, S. 138.
  77. Zitiert nach Meyer-Abich, 19. Aufl. 2008, S. 172.
  78. Karl Heinrich Panhorst: Simón Bolívar und Alexander von Humboldt. Ibero-amerikanisches Archiv Vol. 4, No. 1 (1930), S. 35–47.
  79. Charles Minguet: Las relaciones entre Alexander von Humboldt y Simón de Bolívar. In: Alberto Filippi (Hrsg.): Bolívar y Europa en las crónicas, el pensamiento político y la historiografía. Ediciones de la Presidencia de la República, Caracas 1986, Band 1, S. 743–754.
  80. Humboldt-Chronologie
  81. Humboldt „legte Wert auf die Feststellung, die ‚Sphäre seiner Kenntnisse‘ erstrecke sich … nicht auf Mathematik.“ (Kurt-R. Biermann: Alexander von Humboldt. 3. Auflage, S. 94).
  82. Wulf 2016, S. 299–300.
  83. Wulf 2016, S. 211 f., 216, 221 f. und 227.
  84. „Seine erste Arbeit bezieht sich auf ein von Humboldt und Bonpland im Gebiet des heutigen Venezuela gesammeltes Herbarexemplar, trägt den Titel »Von der Angostura-Rinde« und wurde schon am 18. Oktober 1802 […] vor der königlichen Akademie der Wissenschaften in Berlin vorgetragen.“ (Lack, 2. Auflage 2018, S. 37 f.)
  85. Lack, 2. Auflage 2018, S. 51.
  86. Lack, 2. Auflage 2018, S. 65. Bis in die Gegenwart kann es bei der Beschäftigung mit der Expeditionsausbeute noch zu Überraschungen kommen: „Spektakulär war etwa die Erkenntnis, dass ein im Jahre 2007 aus dem Gebiet des heutigen Staates Kolumbien neu für die Wissenschaft entdeckter, bis zehn Meter hoher Baum aus der Familie der Nachtschattengewächse bereits 206 Jahre davor von Humboldt und Bonpland gefunden worden war. Ein von ihnen gesammelter Beleg lag mindestens eineinhalb Jahrhunderte lang unbestimmt und unerkannt im Muséum in Paris“. (Ebenda, S. 99)
  87. Biermann, Jahn, Lange 1983, S. 49.
  88. Andrea Wulf: Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur. München 2016, S. 236.
  89. Für Rüdiger Schaper ein geradezu typisches Unternehmen: „Wo Humboldt ist, da ist die wissenschaftlich-intellektuelle Avantgarde, er setzt seinen Körper als Versuchsobjekt ein.“ (Schaper 2018, S. 12)
  90. heute Sitz des Maxim-Gorki-Theaters
  91. Andreas W. Daum: Alexander von Humboldt. C.H. Beck, München 2019, S. 8788.
  92. Vgl. dazu Christian Thomas: You Can’t Put Your Arms Around a Memory—The Multiple Versions of Alexander von Humboldt’s „Kosmos-Lectures“. In: Versioning Cultural Objects: Digital Approaches. BoD, Norderstedt 2019, S. 7799, urn:nbn:de:hbz:38-106501.
  93. Vgl. dazu die Übersicht der Nachschriften der Kosmos-Vorlesungen 1827/28 unter Schriften; zu den Hintergründen der Kosmos-Vorträge sowie zur Überlieferungsgeschichte dieser Nachschrift und der Identifikation der Schreiberin das Vorwort von Christian Kassung und Christian Thomas in: Humboldt/Kohlrausch: Die Kosmos-Vorlesung an der Berliner Sing-Akademie, 2019.
  94. Schaper 2018, S. 17.
  95. Tobias Kraft: Das Russisch-Sibirische Reisewerk. In: Ette (Hrsg.): Alexander von Humboldt-Handbuch 2018, S. 61.
  96. „Geognosie“ als frühere Bezeichnung für „Geologie“
  97. † Der Diener Humboldt's. In: Gemeinde-Zeitung / Gemeinde-Zeitung. Unabhängiges, politisches Journal, 9. Mai 1877, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gem
  98. Johann Seifert. In: edition humboldt digital. 11. September 2019, abgerufen am 25. September 2019.
  99. Alexander v. Humboldt's Kammerdiener in Preßburg. In: Die Presse, 15. Dezember 1874, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/apr
  100. Tobias Kraft: Das Russisch-Sibirische Reisewerk. In: Ette (Hrsg.): Alexander von Humboldt-Handbuch 2018, S. 64.
  101. Zitiert nach Frank Holl: Alexander von Humboldt – Mein vielbewegtes Leben. Ein biographisches Portrait präsentiert von Frank Holl, S. 321.
  102. Tobias Kraft: Das Russisch-Sibirische Reisewerk. In: Ette (Hrsg.): Alexander von Humboldt-Handbuch 2018, S. 70.
  103. Ottmar Ette: Ein Leben in Bewegung. In: Ders. (Hrsg.): Alexander von Humboldt-Handbuch 2018, S. 16.
  104. Scurla, 11. Aufl. 1985, S. 275.
  105. Meyer-Abich, 19. Aufl. 2008, S. 114 und 126 f. „Folgerichtig galt dem Volksmund der preußische Botschafter in Paris, Heinrich Wilhelm von Werther, nur als ‚Gesandter‘, Humboldt hingegen als ‚Geschickter‘.“ Zitiert nach: Zeittafel. In: Ottmar Ette. (Hrsg.): Alexander von Humboldt-Handbuch 2018, S. 296. (Ebenda)
  106. Eingehende Schilderung bei Scurla, 11. Aufl. 1985, speziell S. 301 f.
  107. Ottmar Ette: Ein Leben in Bewegung. In: Ders. (Hrsg.): Alexander von Humboldt-Handbuch 2018, S. 16 f.
  108. Meyer-Abich, 19. Aufl. 2008, S. 116.
  109. Abbildung des Zeltzimmers bei Kunstkopie.de
  110. Scurla, 11. Aufl. 1985, S. 315.
  111. Andreas W. Daum, Alexander von Humboldt am Rhein. Zur regionalen Grundlage von Humboldts Wissenschaft, Reisen und Politikverständnis 1789–1848. In: Rheinische Vierteljahresblätter 85 (2021), S. 173–174. Zu Humboldts Teilnahme am zweiten Dombaufest im August 1848 siehe ebenda, S. 179–180. Siehe auch Alexander von Humboldt-Chronologie, 30. August 1842, https://edition-humboldt.de/H0014975.
  112. Meyer-Abich, 19. Aufl. 2008, S. 128 f.
  113. Scurla, 11. Aufl. 1985, S. 346 f. Bezeichnend für Humboldt sei, so Frank Holl, dass es ihm während der Revolution im Jahre 1848 gelang, einerseits an den Versammlungen der Aufständischen Teilzunehmen und andererseits mit dem König wie gewöhnlich zu Abend zu essen. (Frank Holl: Alexander von Humboldt – Mein vielbewegtes Leben. Ein biographisches Portrait präsentiert von Frank Holl, S. 352.)
  114. Ottmar Ette: Ein Leben in Bewegung. In: Ette (Hrsg.): Alexander von Humboldt-Handbuch 2018, S. 17 und 298.
  115. Zitiert nach Frank Holl: Alexander von Humboldt – Mein vielbewegtes Leben. Ein biographisches Portrait präsentiert von Frank Holl, S. 354.
  116. Scurla, 11. Aufl. 1985, S. 368–370.
  117. Scurla, 11. Aufl. 1985, S. 371 f.
  118. Kurt-R. Biermann: Alexander von Humboldt. 3. Auflage. Leipzig 1983, S. 92.
  119. Meyer-Abich 19. Aufl. 2008, S. 132 f. und 171.
  120. Kurt-Reinhard Biermann: Alexander von Humboldt. 3. Auflage. Leipzig 1983, S. 89–90.
  121. Erdmann, Dominik: Nachlass Alexander von Humboldt in der Jagiellonen-Bibliothek, Krakau 2019, ISBN 978-83-8138-179-6
  122. Ludmilla Assing (Hrsg.): Briefe von Alexander von Humboldt an Varnhagen von Ense aus den Jahren 1827 bis 1858. 2. Auflage. F.A. Brockhaus, Leipzig 1860, S. 20.
  123. A. von Humboldt: Kosmos (1845–1862), Band 1, S. [V]. (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
  124. Ingo Schwarz: „Ein beschränkter Verstandesmensch ohne Einbildungskraft“. Anmerkungen zu Friedrich Schillers Urteil über Alexander von Humboldt In: Humboldt im Netz Band 4, Nr. 6 (2003).
  125. A. von Humboldt: Kosmos (1845–1862), Band 1, S. 5f. (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
  126. A. von Humboldt: Kosmos (1845–1862), Band 1, S. 17. (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
  127. A. von Humboldt: Kosmos (1845–1862), Band 1, S. 36 (Kursivierung im Original gesperrt). (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
  128. Wulf 2016, S. 310–312. Von diesen Übersetzungsverkäufen profitierte Humboldt bis 1849 finanziell jedoch nicht, wie Wulf anmerkt, da es bis dahin kein Urheberrecht gab. (Ebenda, S. 312)
  129. Andreas Daum: Wissenschaftspopularisierung im 19. Jahrhundert. 2. Auflage. München 2002, S. 273–286.
  130. Ette 2009, S. 193.
  131. Ette 2009, S. 18.
  132. Ottmar Ette: Unterwegs in allen Kulturen. Altamerikanistik bis Zoologie: Was der „Nomade“ Alexander von Humboldt mit seinen Reisen bewegt hat. In: Der Tagesspiegel. 25. September 2015, S. 28.
  133. Ette 2009, S. 260.
  134. Ette 2009, S. 16 ff.
  135. Ette 2009, S. 32.
  136. „Wissen besitzt die Eigenschaft, dass es wandert und Sogwirkung entfaltet, und Daten erzeugen Ströme.“ Darin liege Humboldts Modernität. (Schaper 2018, S. 21.)
  137. A. von Humboldt: Kosmos (1845–1862), Band 2, S. 398 f.; zit. n. Ette 2009, S. 248 f.
  138. Ette 2009, S. 16.
  139. Ette 2009, S. 28.
  140. Kurt-R. Biermann: Wer waren die wichtigsten Briefpartner Alexander von Humboldts? In: NTM Schriftenreihe für Geschichte der Naturwissenschaften, Technik und Medizin 18. Jg. 1981, S. 34–43. Biermann schätzt die Anzahl der Humboldt-Briefe auf 50.000, die Zahl der an Humboldt gerichteten Schreiben auf über 100.000. Von diesen sind nur rund 3.300 nachweisbar, weil Humboldt die meisten erhaltenen Briefe vernichtete.
  141. Ette 2009, S. 19.
  142. Meyer-Abich 19. Aufl. 2008, S. 138.
  143. Ette 2009, S. 250 f.
  144. Ette 2009, S. 218 f.
  145. Ette 2009, S. 153 f.
  146. Ette 2009, S. 405 f.
  147. Zit. n. Ette 2009, S. 377.
  148. Asie centrale, Band II, S. 439 f.; zit. n. Ette 2009, S. 327.
  149. Ette 2009, S. 359 f. Ette wendet sich hier gegen Hans Blumenbergs Einschätzung, der die gesamte Wissenschaftskonzeption Alexander von Humboldts als „Anachronismus“ deutet und dabei auf dessen Einsamkeit nach Goethes Tod verweist. (Hans Blumenberg: Die Lesbarkeit der Welt. Frankfurt am Main 1986, S. 296; zit. n. Ette 2009, S. 375)
  150. Andrea Wulf im Interview mit Fritz Habekuß: »Er wäre ziemlich geschockt«. Die Kulturhistorikerin Andrea Wulf hat Alexander von Humboldt meisterhaft portraitiert. Sie ahnt, was der große Naturforscher wohl zu den ökologischen Krisen der Gegenwart sagen würde. In: Die Zeit, 21. Februar 2019, S. 32.
  151. Ette 2009, S. 252.
  152. Ette S. 360.
  153. Schaper 2018, S. 246 und 252.
  154. Ingo Schwarz (Hrsg.): Alexander von Humboldt-Chronologie.
  155. Heinz Kautzleben: Ein Gelehrter von universeller Bildung. In: spectrum 15 (1984), S. 9–11.
  156. Kurt-R. Biermann: „Was ist das für ein Mann!“ In: Wissenschaft und Fortschritt 34 (1984), S. 96–99, hier S. 97.
  157. Nicolaas Rupke: Carl Friedrich Gauß und der Erdmagnetismus. In: Elmar Mittler (Hrsg.): „Wie der Blitz einschlägt, hat sich das Räthsel gelöst“. Carl Friedrich Gauß in Göttingen. Göttingen 2005, S. 188–201, hier S. 188–190.
  158. BBAW: Die unselbständigen Schriften Alexander von Humboldts. Magnetismus.
  159. Kurt-R. Biermann: Aus der Vorgeschichte der Aufforderung Alexander von Humboldts von 1836 an den Präsidenten der Royal Society zur Errichtung geomagnetischer Stationen (Dokumente zu den Beziehungenzwischen A. v. Humboldt und C. F. Gauß). In: Alexander von Humboldt im Netz. Band VI, Nr. 11 (2005), S. 92–122, hier S. 96–98. Das Häuschen befand sich auf dem Grundstück von Abraham Mendelssohn-Bartholdy in der Leipziger Straße.
  160. Elena Roussanova: Russland ist seit jeher das gelobte Land für Magnetismus gewesen: Alexander von Humboldt, Carl Friedrich Gauß und die Erforschung des Erdmagnetismus in Russland. In: Alexander von Humboldt im Netz. XII, 22 (2011), S. 56–83, hier S. 72–74.
  161. Menso Folkerts: Humboldt und Oltmanns. In: Uta Lindgren (Hrsg.): Alexander von Humboldt. Weltbild und Wirkung auf die Wissenschaften. (= Bayreuther Historische Kolloquien, Band 4), Böhlau Verlag Köln, Wien 1990 ISBN 3-412-18689-9, S. 103–131.
  162. Oliver Schwarz: Alexander von Humboldt als astronomischer Arbeiter, Diskussionspartner und Ideengeber. In: Humboldt im Netz Band XV, Nr. 29 (2014).
  163. Eberhard Knobloch: „Es wäre mir unmöglich nur ein halbes Jahr so zu leben wie er“: Encke, Humboldt und was wir schon immer über die neue Berliner Sternwarte wissen wollten. In: Humboldt im Netz Band 14, Nr. 26 (2013).
  164. Andreas W. Daum, Alexander von Humboldt am Rhein. Zur regionalen Grundlage von Humboldts Wissenschaft, Reisen und Politikverständnis 1789–1848. In: Rheinische Vierteljahresblätter 85 (2021), S. 155–162.
  165. Wolf von Engelhardt: Goethe und Alexander von Humboldt – Bau und Geschichte der Erde. In: Humboldt im Netz Band 2, Nr. 3 (2001).
  166. Herbert Pieper: Die Geognosie der Vulkane. In: Humboldt im Netz Band 7, Nr. 13 (2006), S. 74–81.
  167. Cettina Rapisarda: Lava memoriae deodati dolomieu. Alexander von Humboldts Gesteinsstudien in Neapel. In: Humboldt im Netz Band 18, Nr. 35, (2017).
  168. Herbert Pieper: „Ungeheure Tiefe des Denkens, unerreichbarer Scharfblick und die seltenste Schnelligkeit der Kombination“. Zur Wahl Alexander von Humboldts in die Königliche Akademie der Wissenschaften zu Berlin vor 200 Jahren. In: Humboldt im Netz Band 1, Nr. 1 (2001).
  169. Die Bezeichnung „Geographie“ wird hier in etwa so gehandhabt wie zur Zeit Humboldts. Unterdessen haben sich manche Teilgebiete verselbständigt oder wurden anderweitig zugeordnet, zum Beispiel die Meteorologie oder die Ozeanographie.
  170. BBAW: Die unselbständigen Schriften Alexander von Humboldts: Geographie.
  171. Hermann Flohn: Probleme der geophysikalisch-vergleichenden Klimatologie seit Alexander von Humboldt. In: Berichte des Deutschen Wetterdienstes 59 (1959), S. 9–31, hier S. 9–14.
  172. Stefan Rasemann: Geomorphometrische Struktur eines mesoskaligen Geosystems. Dissertation, Universität Bonn 2003, S. 29, 36. urn:nbn:de:hbz:5n-02113.
  173. Hermann Flohn: Probleme der geophysikalisch-vergleichenden Klimatologie seit Alexander von Humboldt. In: Berichte des Deutschen Wetterdienstes 59 (1959), S. 9–31, hier S. 20–21.
  174. Hermann Flohn: Probleme der geophysikalisch-vergleichenden Klimatologie seit Alexander von Humboldt. In: Berichte des Deutschen Wetterdienstes 59 (1959), S. 9–31, hier S. 29.
  175. Frank Holl: Alexander von Humboldt und der Klimawandel: Mythen und Fakten. In: Humboldt im Netz Band 19, Nr. 37 (2018).
  176. „Durch Abholzungen war das Land dort unfruchtbar geworden, der Wasserstand des Sees war gefallen, und nach dem Verschwinden des Buschwerks hatten heftige Regenfälle die Böden von den umliegenden Berghängen gewaschen. Als Erster wies Humboldt darauf hin, dass der Wald die Atmosphäre mit Feuchtigkeit anreichern und kühlen könne – und sprach von der großen Bedeutung der Bäume für die Wasserspeicherung und den Schutz vor Bodenerosion.“ Er habe davor gewarnt, dass Menschen sich mit unvorhersehbaren Folgen für „kommende Geschlechter“ in die Natur einmischen. (Wulf 2016, S. 24.)
  177. Die These, Humboldt habe als Erster vor dem globalen Klimawandel gewarnt, die Wulf (2016) vertritt, lehnt Holl (2018) wegen dieser räumlich begrenzen Sicht ab. Holl (2018) verwahrt sich dagegen, dass Wulf (2016) und andere sich bei dieser These auf seine Publikationen berufen.
  178. Hanno Beck: Alexander von Humboldt und die Eiszeit. In: Humboldt im Netz. Band 20, Nr. 38 (2019).
  179. Vallendar 2005, S. 79.
  180. Petra Werner: Übereinstimmung oder Gegensatz? Zum widersprüchlichen Verhältnis zwischen A. v. Humboldt und F. W. J. Schelling. In: Humboldt im Netz Band 1, Nr. 1 (2000).
  181. Jahn 1969, S. 52.
  182. Alexander von Humboldt: Die Lebenskraft oder der Rhodische Genius.
  183. Andreas W. Daum: Social Relations, Shared Practices, and Emotions: Alexander von Humboldt’s Excursion into Literary Classicism and the Challenges to Science around 1800. In: Journal of Modern History. Band 91, 2019, S. 137.
  184. Friedrich Herneck: Hegel und Alexander von Humboldt. In: Humboldt im Netz Band 17, Nr. 33 (2016).
  185. Mit Hegel ist kein brieflicher oder persönlicher Kontakt nachweisbar, obgleich sie in den Jahren 1827 bis 1831 nahe beieinander lebten.
  186. Zitiert nach Frank Holl: Alexander von Humboldt – Mein vielbewegtes Leben. Ein biographisches Portrait präsentiert von Frank Holl, S. 9.
  187. Zitiert nach Frank Holl: Alexander von Humboldt – Mein vielbewegtes Leben. Ein biographisches Portrait präsentiert von Frank Holl, S. 360 f.
  188. Zitiert nach Frank Holl: Alexander von Humboldt – Mein vielbewegtes Leben. Ein biographisches Portrait präsentiert von Frank Holl, S. 268.
  189. Lettre de Monsieur A. de Humboldt. Au Citoyen Delambre, Membre de l'Institut National In: Annales du Muséum national d’histoire naturelle, Band 3, 1804, S. 231 (online).
  190. Zitiert nach Frank Holl: Alexander von Humboldt – Mein vielbewegtes Leben. Ein biographisches Portrait präsentiert von Frank Holl, S. 9 und 327.
  191. Zitiert nach Frank Holl: Alexander von Humboldt – Mein vielbewegtes Leben. Ein biographisches Portrait präsentiert von Frank Holl, S. 10.
  192. Zitiert nach Frank Holl: Alexander von Humboldt – Mein vielbewegtes Leben. Ein biographisches Portrait präsentiert von Frank Holl, S. 365.
  193. Ottmar Ette: Vorwort. In: Ette (Hrsg.): Alexander von Humboldt-Handbuch 2018, S. VII.
  194. Zitiert nach Dorothee Nolte: Wilhelm von Humboldt. Ein Lebensbild in Anekdoten. Berlin 2017, S. 54 f.
  195. Thomas Schmuck: Goethe. In: Ette (Hrsg.): Alexander von Humboldt-Handbuch 2018, S. 225 f.
  196. Zitiert nach Ette 2009, S. 305.
  197. Thomas Schmuck: Goethe. In: Ette (Hrsg.): Alexander von Humboldt-Handbuch 2018, S. 225 f.
  198. Thomas Schmuck: Goethe. In: Ette (Hrsg.): Alexander von Humboldt-Handbuch 2018, S. 224.
  199. Wulf 2016, S. 274–295.
  200. Wulf: 2016, S. 285. Eine persönliche Begegnung zwischen Darwin und Humboldt am 29. Januar 1842 in London verlief jedoch für Darwin enttäuschend wegen Humboldts sehr monologisierender Art der Kommunikation ihm gegenüber. (Ebenda, S. 303 f.) Nach seiner eigenen Forschungsreise aber zeigte sich Darwin erneut als Humboldt-Verehrer: Er habe ihn immer bewundert, nun aber „bete ich ihn an“. (Werner Biermann: „Der Traum meines ganzen Lebens“. Humboldts amerikanische Reise. 4. Aufl., Berlin 2017, S. 350.) Kurz vor dem eigenen Tod, so Herbert Scurla, habe Darwin Humboldt als den größten wissenschaftlichen Reisenden überhaupt gerühmt. (Scurla, 11. Aufl. 1985, S. 13)
  201. Thomas Schmuck: Humboldt, Baer und die Evolution. In: Humboldt im Netz Band 15, Nr. 29 (2014).
  202. Scurla, 11. Aufl. 1985, S. 382–384.
  203. Frank Holl: Die Geschichte des Humboldt-Denkmals ist eine echte Berliner Posse. In: Der Tagesspiegel, 26. August 2019; abgerufen am 16. September 2019
  204. Werner Biermann: „Der Traum meines ganzen Lebens“. Humboldts amerikanische Reise. 4. Aufl., Berlin 2017, S. 337.
  205. Scurla, 11. Aufl. 1985, S. 7.
  206. Meyer-Abich 19. Aufl. 2008, S. 109.
  207. Frank Holl: Alexander von Humboldt – Mein vielbewegtes Leben. Ein biographisches Portrait präsentiert von Frank Holl, S. 272 und 370 (zugehörige Fußnote 19).
  208. Wulf 2016, S. 25 f.
  209. O. Ette spannt einen Bogen negativer Ansichten über Humboldt vom Verdikt Friedrich Schillers bis zur jüngsten Romansatire Daniel Kehlmanns (Ette 2009, S. 312 f.: „Die Vermessung der Welt lässt sich aus der rezeptionsgeschichtlichen Perspektive verstehen als das Ergebnis einer intensiven Kannibalisierung von Wissenschaft: Der Roman hat sich eine kleine Bibliothek nicht nur von Humboldt-Verschnitten, sondern auch von älterer Literatur über Humboldt einverleibt, sorgsam nach erzählerisch Verwertbarem durchforstet.“ Zu befürchten stehe, „dass manche der Stereotype, die man doch schon längst verbraucht wähnte, nun wieder fröhlich in der Öffentlichkeit zirkulieren werden.“)
  210. Frank Holl: „Menschenunfug, der die Naturordnung stört.“ Alexander von Humboldt und die Erderwärmung: Wie der globale Gelehrte die Klimaforschung begründet hat. In: Der Tagesspiegel, 4. Juni 2019, S. 25.
  211. Matthias Glaubrecht: „Un peu de géographie des animaux“. Die Anfänge der Biogeographie als „Humboldtian science“. In: edition humboldt digital, hg. v. Ottmar Ette. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. Version 5 vom 11. September 2019. Onlinefassung; abgerufen am 18. September 2019.
  212. Matthias Glaubrecht: Überschätzter Universalgelehrter. Eine neue Biografie verklärt den Naturforscher. Aber Humboldt irrte sich in manchem, und sein Einfluss auf die moderne Wissenschaft ist überschaubar. In: Der Tagesspiegel, 28. Dezember 2016. Onlineversion; abgerufen am 18. September 2019.
  213. Vallendar 2005, S. 25 f.
  214. Vallendar 2005, S. 178.
  215. Vallendar 2005, S. 72.
  216. Vallendar 2005, S. 69.
  217. Vallendar 2005, S. 85.
  218. Vallendar 2005, S. 11.
  219. Vallendar 2005, S. 90.
  220. Die DDR, so Schaper, sei mit ihrer Benennung der Humboldt-Universität schneller gewesen als die Bundesrepublik. „Sie griff sich Humboldt fürs Renommee, während Bonn unter dem Namen Goethe eine neue auswärtige Politik aufzubauen begann. Humboldt und Goethe sollten Garanten für ein anderes, jeweils neues Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg sein.“ (Schaper 2018, S. 255 f.)
  221. Bezirksamt Reinickendorf von Berlin: 250. Geburtstag Alexander von Humboldt.
  222. Schaper 2018, S. 259.
  223. Sandra Rebok: Humboldt-Ausstellungen. Anlass, Beweggründe, Themen. In: Ette (Hrsg.): Alexander von Humboldt-Handbuch 2018, S. 288.
  224. A. v. Humboldt wurde am 7. Juli 1791 Mitglied dieser Akademie, wenige Tage nachdem sein Bruder Wilhelm Schwiegersohn des Präsidenten Karl Friedrich von Dacheröden geworden war.
  225. Johann Daniel Ferdinand Neigebaur: Geschichte der kaiserlichen Leopoldino-Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher während des zweiten Jahrhunderts ihres Bestehens. Friedrich Frommann, Jena 1860, S. 240 (archive.org)
  226. Leopoldina: Alexander von Humboldt.
  227. BBAW: Alexander von Humboldt.
  228. BADW: Alexander von Humboldt.
  229. Fellows Directory. Biographical Index: Former RSE Fellows 1783–2002. (PDF) Royal Society of Edinburgh, abgerufen am 22. Dezember 2019.
  230. Akademie der Künste: Mitglieder
  231. Académie des Sciences: Mitglieder.
  232. AAAS: Mitglieder.
  233. AmPhilSoc: Humboldt.
  234. Société Cuvierienne, S. 190.
  235. Alexander-von Humboldt-Chronologie
  236. Heribert Rau: Alexander von Humboldt: Kulturhistorisch-biographischer Roman in sechs Teilen. Verlag Meidinger Sohn, ab 5. Teil: Theodor Thomas, Frankfurt am Main 1860.
  237. Andreas W. Daum: Nation, Naturforschung und Monument: Humboldt-Denkmäler in Deutschland und den USA. In: Martin Baumeister (Hrsg.): Die Kunst der Geschichte: Historiographie, Ästhetik, Erzählung. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2009, ISBN 978-3-525-36384-3, S. 99–124.
  238. Vgl. Pressemitteilung des Bundesministeriums der Finanzen zur Sonderbriefmarke 250. Geburtstag Alexander von Humboldt
  239. Bundesministerium der Finanzen: 20-Euro-Gedenkmünze „250. Geburtstag Alexander von Humboldt“
  240. Frank N. Egerton: Roots of Ecology. Berkeley 2012, S. 121 (zit. nach Wulf 2016, S. 27).
  241. Alexander von Humboldt: Aus meinem Leben. Autobiographische Bekenntnisse zusammengestellt und erläutert von Kurt-R. Biermann. 2. Auflage, Leipzig 1987, S. 7.
  242. Alexander von Humboldt – aus seinem Leben – aus seinem Werk. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 5. Juli 2021.

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