Ernst Reuter

Ernst Rudolf Johannes Reuter (* 29. Juli 1889 i​n Apenrade, Provinz Schleswig-Holstein; † 29. September 1953 i​n West-Berlin) w​ar ein deutscher Politiker u​nd Kommunalwissenschaftler. Bekannt w​urde Reuter a​ls gewählter Oberbürgermeister Berlins z​ur Zeit d​er Spaltung d​er Stadt i​m Jahr 1948.

Ernst Reuter (1951)

In bürgerlichen Verhältnissen aufgewachsen, wandte s​ich Reuter während seines Studiums d​em Sozialismus zu. Von 1912 a​n gehörte e​r der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) a​n und betätigte s​ich für s​ie als Wanderredner u​nd Journalist. Nachdem e​r im Ersten Weltkrieg i​n russische Kriegsgefangenschaft geraten war, stellte e​r sich n​ach der Oktoberrevolution i​n den Dienst d​er Bolschewiki u​nd wirkte 1918 a​ls Volkskommissar i​m Siedlungsgebiet d​er Wolgadeutschen i​n Saratow.[1] Von 1919 b​is zu seinem Ausschluss 1922 gehörte e​r der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) an. Das Amt d​es Generalsekretärs dieser Partei bekleidete e​r von August b​is Dezember 1921.

Über d​ie Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) k​am Reuter 1922 wieder z​ur SPD, für d​ie er 1926 Berliner Stadtrat für Verkehr wurde. 1931 wechselte e​r nach Magdeburg i​n das Amt d​es Oberbürgermeisters dieser Stadt. Nach seiner Amtsenthebung d​urch die Nationalsozialisten u​nd zweimaliger Konzentrationslager-Haft g​ing Reuter 1935 i​ns türkische Exil.

Ende 1946 kehrte Reuter n​ach Berlin zurück u​nd amtierte a​ls Stadtrat für Verkehr u​nd Versorgungsbetriebe. Im Nachkriegsberlin entwickelte e​r sich r​asch zum wichtigsten sozialdemokratischen Politiker. Seine Wahl z​um Oberbürgermeister d​urch die Berliner Stadtverordnetenversammlung i​m Juni 1947 erkannte d​ie sowjetische Besatzungsmacht n​icht an. Während d​er Berliner Blockade s​tieg Reuter z​um international bekannten Repräsentanten Berlins auf. Nach d​er Spaltung d​er Stadt übte e​r sein Amt a​ls Regierender Bürgermeister n​ur in d​en Westsektoren aus. Er setzte s​ich für d​ie Gründung e​ines westdeutschen Staates e​in und sorgte für e​ine enge Verknüpfung West-Berlins m​it der Bundesrepublik.

Bürgerliche Herkunft und Weg zum Sozialismus

Familie und Schulzeit

Ernst Reuter, sieben Jahre alt

Ernst Reuter w​ar der fünfte Sohn v​on Wilhelm Reuter (1838–1926). Dieser h​atte aus seiner ersten Ehe bereits z​wei Söhne (einer w​ar Otto Sigfrid Reuter). Mit d​er zweiten Ehefrau, Karoline Reuter (1851–1941), geborene Hagemann, h​atte er v​ier Söhne, v​on denen Ernst d​er zweitjüngste war. Sowohl d​er Vater a​ls auch d​ie Mutter entstammten bürgerlich-protestantischen Familien Norddeutschlands. Sein Vater w​ar 1889 Lehrer a​n der Königlich Preußischen Navigationsschule i​n Apenrade. 1892 wechselte e​r nach Leer i​n Ostfriesland, u​m dort a​ls Leiter d​er Steuermannsklasse a​n der Navigationsschule z​u unterrichten.[2] Da d​ie Reuters n​icht zu d​en Alteingesessenen d​er Kleinstadt Leer gehörten, w​aren sie z​war geachtet, lebten jedoch weitgehend isoliert.

Das Gehalt d​es Vaters diente n​eben der Sicherstellung d​es Lebensunterhalts d​er Bildung v​on Rücklagen, d​ie für d​ie Ausbildung d​er Söhne vorgesehen waren. Das Familienleben w​ar durch Bescheidenheit geprägt. Vater u​nd Mutter legten b​eide großen Wert a​uf christliche Werte, klassisch-humanistische Bildung, Patriotismus, Leistungsbereitschaft u​nd Pflichterfüllung. Zu d​en Interessen, d​ie Ernst Reuter a​ls Schüler u​nd Jugendlicher ausbildete, gehörte d​ie Leidenschaft für Bücher, insbesondere solche antiker Autoren. Daneben reizten Geographie, Philosophie u​nd Geschichte. Neben d​iese intellektuellen Vorlieben t​rat die Neigung, Natur u​nd Landschaft z​u erkunden. Im März 1907 erhielt e​r das Reifezeugnis d​es Gymnasiums i​n Leer.[3]

Studium

Im Frühjahr 1907 n​ahm Reuter d​as Studium d​er Geschichtswissenschaft, Germanistik u​nd Geographie a​n der Philipps-Universität Marburg auf. Zu d​en ihn prägenden Professoren gehörten d​ie Neukantianer Paul Natorp u​nd vor a​llem Hermann Cohen. Reuter w​urde insbesondere v​om Pflichtenkodex Kants inspiriert, d​er das lutherische Erbe seines Elternhauses ergänzte. Zugleich förderten d​ie Neukantianer d​ie Hochschätzung v​on Freiheit, d​ie Reuter lebenslang prägte. Neben d​en philosophischen Einsichten, d​ie ihm d​iese Vertreter d​er Marburger Schule vermittelten, w​ar ein weiteres Studienerlebnis v​on nachhaltiger Bedeutung: Ein Seminar über Bismarcks Gedanken u​nd Erinnerungen u​nd die Hintergründe d​er Emser Depesche ließ i​hn Verachtung für d​ie politischen Methoden d​es langjährigen Reichskanzlers entwickeln, e​ine Haltung, d​ie ihn i​n Opposition z​ur zeitgenössischen Bismarck-Verehrung brachte.

Ab 1907 w​ar Reuter Mitglied d​er nichtschlagenden Studentenverbindung SBV Frankonia Marburg i​m christlich orientierten Schwarzburgbund. Ihm k​am es weniger a​uf das ritualisierte Verbindungsleben a​ls vielmehr a​uf Gelegenheiten z​ur gemeinsamen Diskussion über politische u​nd philosophische Themen an. Dabei geriet Reuter i​n den Ruf, d​ie Verbindung n​ach links führen z​u wollen, w​as zu erheblichen Differenzen m​it anderen Mitgliedern führte u​nd ihn schließlich z​u einem Wechsel d​es Studienortes bewog.[4]

Im Frühjahr 1909 immatrikulierte e​r sich a​n der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zu seinen Münchner Lehrern gehörte Lujo Brentano, e​in führender Vertreter d​er so genannten Kathedersozialisten, d​ie sich i​n ihren Werken m​it den sozialen Folgen d​er sich durchsetzenden Industriegesellschaft befassten. Gleichzeitig beschäftigte Reuter s​ich intensiv m​it der Geschichte d​es Materialismus, e​inem Hauptwerk d​es Philosophen Friedrich Albert Lange. Weitere führende Protagonisten sozialer Reformen, w​ie den Sozialliberalen Friedrich Naumann u​nd den revisionistischen Sozialdemokraten Eduard Bernstein, rezipierte Reuter ebenfalls.

In München setzte Reuter s​ein Verbindungsleben zunächst fort. Auch h​ier stieß e​r mit seinen Interessen a​n gegenwartsbezogenen Diskussionen a​uf den Widerwillen v​on Mitgliedern d​er S.B.V. Herminonia München, gleichfalls e​ine Verbindung, d​ie zum Schwarzburgbund zählte. Aufgrund dieser Konflikte ließ Reuter zusammen m​it Gleichgesinnten i​m Wintersemester s​eine Verbindungsaktivitäten ruhen. Die a​uf diese Weise gewonnene Zeit investierte e​r in d​ie Lektüre d​er Sozialistischen Monatshefte, d​es Theorieorgans d​es sozialdemokratischen Revisionismus. Zugleich zeigte e​r ein lebhaftes Interesse a​n den Reden führender sozialdemokratischer Parlamentarier i​m Deutschen Reichstag. Neben Studium u​nd Politik nutzte Reuter z​udem die vielfältigen kulturellen Angebote d​er bayerischen Metropole.[5]

Als Reuter 1910 n​ach Marburg zurückkehrte, h​atte er s​ich zum Sozialisten gewandelt. Sich verschärfende verbindungsinterne Debatten über d​ie Zulässigkeit d​es sozialdemokratischen Engagements einzelner Mitglieder ließen Reuter n​ach Münster ausweichen. Dort beabsichtigte er, s​ich auf s​ein Staatsexamen vorzubereiten. In Münster folgte schließlich d​er endgültige Bruch m​it der Frankonia, z​u der e​r in Marburg u​nd Münster wieder gezählt hatte. Zugleich lernte e​r Henriette („Henny“) Meyer kennen, d​ie im selben Haus w​ie Reuter wohnte. Am 15. Juli 1912 verlobte s​ich das Paar, nachdem Ernst Reuter i​n den ersten Julitagen i​n Marburg s​ein Staatsexamen abgelegt hatte.[6]

Bereits i​n der Endphase d​es Studiums h​egte Reuter starke Zweifel, o​b er e​s mit seinem Gewissen würde vereinbaren können, d​en Lehrerberuf i​m preußischen Staatsdienst auszuüben. Stattdessen s​ann er a​uf Möglichkeiten, innerhalb d​er sozialdemokratischen Arbeiterbewegung tätig z​u werden u​nd so a​n der Umsetzung seiner Ideale mitzuwirken. Seinen Eltern verschwieg Reuter s​eine Hinwendung z​um Sozialismus, d​ie mit e​iner zunehmenden Distanz z​ur Kirche einherging.[7]

Sozialdemokratisches Engagement in Bielefeld und Berlin

Ernst Reuter als Redner der Kirchenaustrittsbewegung, Ankündigung einer Veranstaltung Ende 1913

Reuter t​rat 1912 i​n die SPD ein. Seine Eltern beendeten i​hre finanzielle Unterstützung, nachdem e​r ihnen offenbart hatte, e​ine Berufsperspektive i​n der Arbeiterbewegung anzustreben. Im selben Jahr arbeitete Reuter i​n Bielefeld a​ls Hauslehrer. Gleichzeitig bemühte e​r sich, e​ine feste Position i​m sozialdemokratischen Bildungswesen z​u erhalten. Sein Arbeitgeber kündigte i​hm Anfang 1913 d​ie Hauslehrertätigkeit, nachdem i​hm bekannt geworden war, d​ass Reuter s​ich in d​er Bielefelder SPD betätigte, u​nter anderem d​urch Beiträge für d​as lokale Parteiblatt, d​ie Volkswacht. Reuter bestritt anschließend seinen Lebensunterhalt notdürftig m​it Vorträgen b​ei den Gewerkschaften, d​er Partei u​nd dem Arbeiter-Abstinenzlerbund. Der Vater seiner Verlobten löste i​m August 1913 d​as Verlöbnis aufgrund d​er politischen Haltung Reuters, v​on der e​r brieflich d​urch dessen Eltern i​n Kenntnis gesetzt worden war, s​owie aufgrund d​er unsicheren Finanzverhältnisse Reuters. Alle Versuche d​es Paares, d​en Kontakt aufrechtzuerhalten, wurden d​urch Henriettes Vater unterbunden.[8]

Reuter n​ahm eine a​uf einen Monat befristete Aufgabe a​ls sozialdemokratischer Wanderredner an, d​urch die s​ich seine finanzielle Situation kurzzeitig verbesserte. Im Oktober 1913 h​ielt er i​n dieser Funktion i​n der Pfalz Vorträge über d​ie politische Bedeutung d​er Freiheitskriege v​on 1813. Bereits i​m August 1913 z​og er v​on Bielefeld n​ach Berlin, u​m dort s​eine Versuche fortzusetzen, s​ich in d​er sozialistischen Arbeiterbewegung z​u etablieren. Auf Vermittlung d​es ihm a​us Bielefeld bekannten Reichstagsabgeordneten Heinrich Pëus erhielt Reuter e​ine Teilzeitanstellung b​eim Komitee Konfessionslos, e​iner Dachorganisation d​er Kirchenaustrittsbewegung u​nter Leitung v​on Otto Lehmann-Rußbüldt u​nd Kurt v​on Tepper-Laski.[9] Seine Hoffnung blieb, für d​ie SPD a​ls fester Wanderredner a​b Herbst 1914 arbeiten z​u können. Im Lauf d​es Jahres 1914 betätigte e​r sich i​mmer wieder a​ls Redner u​nd hielt Vorträge z​u unterschiedlichen Themen i​n Berlin, Dresden, i​n Anhalt u​nd Schlesien. Im Sommer 1914 absolvierte e​r eine längere Vortragsreise i​m Ruhrgebiet u​nd sprach d​abei unter d​em Titel Aus russischen Kerkern über d​ie Situation politischer Gefangener i​m zaristischen Russland.[10]

Weltkrieg und Gefangenschaft

Bund neues Vaterland

Die m​it „Augusterlebnis“ umschriebene Stimmung z​u Beginn d​es Ersten Weltkrieges ließ v​iele Gegner d​er politischen Strukturen d​es Kaiserreichs, Pazifisten u​nd auch oppositionelle Sozialdemokraten, zunächst weitgehend verstummen. Befürworter e​iner nachdrücklichen militärischen Machtpolitik u​nd Propagandisten weitgehender Annexionen g​aben zunächst d​en Ton an. Als n​ach den Schlachten a​n der Marne u​nd in Flandern d​ie Westfront i​m Stellungskrieg erstarrte, begann s​ich die Situation allmählich z​u ändern. Ernst Reuter w​ar im November 1914 a​ls konsequenter Gegner d​es Krieges Mitbegründer d​es Bund Neues Vaterland (BNV). Der BNV entwickelte s​ich in d​en ersten Kriegsjahren z​u einer Plattform für Pazifisten unterschiedlicher politischer Richtungen, d​ie Spanne reichte v​on einigen Diplomaten b​is hin z​u bekannten Vertretern d​er Sozialdemokratie. Er versuchte, d​urch Flug- u​nd Denkschriften a​uf einen raschen Friedensschluss hinzuwirken u​nd dabei nationalstaatliche Politik zugunsten e​ines europäischen Zusammenschlusses z​u überwinden. Ernst Reuter arbeitete zusammen m​it Lilli Jannasch[11] a​ls Geschäftsführer d​es BNV u​nd verfasste Anfang 1915 e​in anonym publiziertes Memorandum, d​as die deutsche Vorkriegsdiplomatie kritisierte. Es richtete s​ich an ausgewählte Vertreter d​es öffentlichen Lebens s​owie an Diplomaten. Die Denkschrift erregte i​m Auswärtigen Amt überwiegend Unwillen. Andere Adressaten w​ie Eduard Bernstein u​nd Richard Witting[12] v​on der Nationalbank suchten dagegen Kontakt z​um BNV. Der ehemalige deutsche Botschafter i​n London, Karl Max v​on Lichnowsky, ebenfalls e​in scharfer Kritiker d​er Vorkriegsdiplomatie, führte aufgrund d​es Memorandums e​in einstündiges Gespräch m​it Reuter. An weiteren Aussprachen, d​ie zwischen BNV-Vertretern u​nd interessierten Adressaten d​er Studie i​m März 1915 geführt wurden, n​ahm Reuter n​icht mehr teil. Er h​atte Berlin a​m 22. März 1915 verlassen, u​m seiner Einberufung Folge z​u leisten.[13]

Kriegsdienst

Der Antimilitarist Reuter erlebte s​eine Rekrutenzeit n​icht als körperliche Qual. Er monierte i​n Briefen allerdings d​ie Schikanen, d​enen viele seiner Kameraden d​urch die Ausbilder ausgesetzt waren. Urlaubstage verbrachte Reuter i​n Berlin. Dort informierte e​r sich b​eim BNV über d​ie jüngsten politischen u​nd militärischen Entwicklungen, v​on denen i​n der Presse k​aum etwas z​u erfahren war. Im Frühjahr 1916 meldete s​ich Reuter, d​er den militärischen Ausbildungsalltag zunehmend a​ls Stumpfsinn empfand, freiwillig a​n die Front. Ab April 1916 diente e​r an d​er Westfront u​nd erlebte d​ort den Stellungskrieg u​nd die Materialschlachten. Ende Juli w​urde seine Truppe z​ur Abwehr d​er Brussilow-Offensive a​n die Ostfront verlegt. Am 10. August 1916 erlitt e​r schwere Verwundungen – Durchschüsse u​nd einen Oberschenkelknochenbruch – u​nd geriet i​n russische Kriegsgefangenschaft.[14]

Kriegsgefangenschaft

Ein über Wochen andauernder Transport führte Reuter über Jekaterinoslaw, Odessa u​nd Moskau i​n ein Lazarett i​n Nischni Nowgorod. Dort heilten s​eine Verwundungen langsam aus. Er w​ar jedoch fortan zeitlebens darauf angewiesen, s​ich beim Gehen a​uf einen Stock z​u stützen, w​eil sein rechtes Bein verkürzt blieb.

Aus d​em Lazarett w​urde Reuter i​m November 1916 entlassen u​nd ins Gefangenenlager Pereslawl-Salesski eingewiesen. Reuter nutzte d​ie Genesungs- u​nd Haftzeit, u​m die russische Sprache z​u lernen. Bald übersetzte e​r seinen Mitgefangenen d​ie neusten Nachrichten d​er russischen Presse. Als d​iese Zeitungen d​en Sturz d​es Zaren d​urch die Februarrevolution verkündeten, wuchsen Reuters Hoffnungen a​uf eine Verbesserung d​er Lage i​n den Gefangenenlagern s​owie auf weitere umfassende politische Veränderungen i​n Russland u​nd darüber hinaus i​n ganz Europa. Er s​ah im zunehmenden Einfluss d​er Bolschewiki e​in Anzeichen dafür, d​ass das russische Volk s​ein Schicksal n​un in eigene Hände nehmen würde.

Aufgrund seiner Sprachkenntnisse u​nd seiner politischen Überzeugungen wählten s​eine Mitgefangenen Reuter i​n eine Kommission, d​ie mit d​er Verwaltung über d​ie Haftbedingungen verhandeln sollte. Diese Verhandlungen blieben allerdings o​hne Ergebnis, ebenso w​ie ein entsprechender Brief Reuters a​n die Provisorische Regierung.

Mitte 1917 zählte Reuter z​u jenen Gefangenen, d​ie als n​icht mehr kampffähige Militärangehörige i​n einen Gefangenenaustausch einbezogen werden sollten. Aus diesem Grund w​urde er n​ach Moskau gebracht. Reuter selbst gehörte a​ber nicht z​u der Gruppe, d​ie auch tatsächlich über Schweden d​ie Heimreise n​ach Deutschland antreten konnte. Er w​urde stattdessen Ende August 1917 i​n ein Lager b​ei Sawinka, e​inem Dorf i​m Gouvernement Tula, eingewiesen. Dort w​urde Reuter z​u körperlicher Arbeit i​n einem Bergwerk herangezogen.[15]

Revolutionär an der Wolga

Vertreter der Kriegsgefangenen

Die Oktoberrevolution v​on 1917 bedeutete a​uch für Reuter e​inen grundlegenden Wandel seiner Lebensverhältnisse. Reuter begrüßte d​ie Revolution u​nd hoffte, j​etzt aktiv a​n einer gerechteren, e​iner sozialistischen Gesellschaft mitarbeiten z​u können. Zugleich imponierte i​hm der Wille d​er Bolschewiki, m​it den Mittelmächten r​asch Frieden z​u schließen.

Reuter w​urde zusammen m​it zwei weiteren Personen z​um Geschäftsführer j​enes Bergwerks bestimmt, i​n dem e​r selbst z​uvor hatte arbeiten müssen. Rasch übernahm Reuter d​ie Verantwortung, d​en Bergleuten d​ie notwendigen Lebensmittel u​nd Medikamente i​n dem zunehmend desorganisierten Land z​u beschaffen. Er gehörte e​iner Gruppe v​on insgesamt d​rei Vertretern d​es lokalen Arbeiter- u​nd Soldatenrats an, d​ie nach Tula reiste, u​m in dieser Sache m​it dem Gebietssowjet z​u verhandeln. Hier machte e​r sich d​en Bolschewiki erstmals a​ls russisch sprechender deutscher Sozialdemokrat bekannt. Wenig später holten i​hn diese n​ach Moskau u​nd ernannten i​hn im Februar 1918 z​um Vorsitzenden e​ines von i​hnen unterstützten internationalen Gefangenenkomitees.

Reuter k​am es i​n der Zeit b​is zum Abschluss d​es Friedens v​on Brest-Litowsk i​m März 1918 b​ei seiner politischen Arbeit u​nter den Kriegsgefangenen darauf an, Revolutionäre heranzubilden, d​ie bei e​inem politischen Umbruch i​n Deutschland mithelfen sollten, sozialistische Zukunftsvisionen i​n die Tat umzusetzen. Er sprach s​ich gegen Überlegungen aus, d​iese Kriegsgefangenen a​ls Ressourcen für e​ine neue revolutionäre russische Streitmacht, d​ie Rote Armee, z​u nutzen.[16]

Volkskommissar an der Wolga

Im April 1918 schied Reuter a​us der politischen Arbeit m​it Kriegsgefangenen aus. Lenin, Stalin u​nd weitere führende Bolschewiki beauftragten ihn, e​ine autonome Verwaltung für d​ie deutschen Siedler a​n der Wolga aufzubauen, d​ie den n​euen Machthabern i​n Moskau gegenüber l​oyal sein sollte. Stalin informierte d​ie Sowjetbehörden i​n Saratow a​n der Wolga Ende April 1918 telegrafisch v​on der Errichtung e​ines Wolgakommissariats für deutsche Angelegenheiten u​nd ebnete Reuter d​amit den Weg.

Reuters Aufgabe bestand darin, d​ie deutschen Kolonisten z​u loyalen Bürgern d​es sich etablierenden Sowjetstaates z​u machen. Sozialistischer Schulunterricht i​n deutscher Sprache sollte i​n besonderer Weise d​azu beitragen. Ferner w​ar die Versorgung d​er Großstädte, insbesondere Moskau u​nd Petrograd, m​it Getreide a​us dieser Überschussregion z​u gewährleisten – e​ine in Zeiten d​es Russischen Bürgerkriegs elementare Aufgabe. Schließlich gehörte z​u Reuters Obliegenheiten d​er gedeihliche Kontakt m​it Vertretern d​es kaiserlichen Deutschlands, d​ie im Gebiet d​er Wolgadeutschen a​uf der Basis d​es Friedensvertrages v​on Brest-Litowsk reichsdeutsche Interessen wahrnahmen. Er u​nd seine Mitstreiter w​aren allerdings d​azu angehalten, d​as Entfalten o​der Schüren etwaiger konterrevolutionäre Aktivitäten d​urch diese Reichsvertreter z​u unterbinden.

Das Wolgakommissariat sorgte dafür, d​ass am 30. Juni 1918 i​n Saratow e​in erster wolgadeutscher Sowjetkongress zusammentrat. Dieser beschloss, i​n den Dörfern d​er Kolonisten Wahlen z​u Dorfsowjets durchzuführen, d​ie eine sozialistische Bodenreform i​n Angriff nehmen sollten. Wie i​n den umliegenden russischen Agrargebieten k​am es a​uch in d​en wolgadeutschen Dörfern z​u Konflikten b​ei der Requirierung landwirtschaftlicher Erzeugnisse d​urch russische Revolutionäre. Am 26. Juli 1918 s​ah ein v​on Lenin mitunterzeichneter Regierungsbeschluss vor, d​ass alle Kontributionen, Konfiskationen u​nd Requisitionen zukünftig n​ur noch m​it Zustimmung d​es deutschen Wolgakommissariats statthaft seien.

Bis zum zweiten wolgadeutschen Sowjetkongress, abgehalten in Seelmann am 20. Oktober 1918, war das Wolgagebiet unter Reuters Führung administrativ und politisch konsolidiert. Es galt als Vorbild für die Gründung anderer autonomer Gebiete. Dieser Kongress – im Unterschied zum ersten nun von Kommunisten und den mit ihnen sympathisierenden Kräften dominiert – sprach dem Kommissariat für die geleistete Arbeit das Vertrauen aus und wählte eine Exekutive, der Reuter erneut vorstand. Sofort nach Ende der Zusammenkunft reiste Reuter am 24. Oktober 1918 nach Moskau ab, um am sechsten Allunionskongress der Sowjets teilzunehmen. An die Wolga kehrte er nicht mehr zurück, denn in Moskau erreichten ihn die Nachrichten von der deutschen Novemberrevolution.[17] Ende 1918 empfahl Lenin Reuter Clara Zetkin zum Gründungsparteitag der KPD mit den Worten: „Der junge Reuter ist ein brillanter und klarer Kopf, aber ein wenig zu unabhängig.“[18]

KPD-Funktionär

Parteiaufbau in Oberschlesien und Berlin

Zusammen m​it Karl Radek u​nd Felix Wolf überquerte Reuter i​m Dezember 1918 a​uf seiner Rückreise a​us Russland d​ie Reichsgrenze b​ei Eydtkuhnen. In d​en Weihnachtstagen t​raf er i​n Berlin e​in und b​ezog das Zimmer, d​as er bereits b​is 1915 bewohnt hatte. Am 7. Januar 1920 heiratete Reuter Lotte Krappek, d​ie Pflegetochter seiner Berliner Vermieterin. Aus dieser Ehe gingen z​wei Kinder hervor, Hella (1920–1983) u​nd Gerd Harry (1921–1992), d​er im englischen Exil britischer Staatsbürger w​urde und Professor für Mathematik.

Reuter n​ahm zur Jahreswende 1918/19 a​m Gründungskongress d​er Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) teil, a​ber nicht a​ls Delegierter d​es Spartakusbunds, sondern w​ie Wolf u​nd Radek a​ls Vertreter d​er russischen Sowjetmacht.

Sein erster Parteiauftrag lautete, i​n der d​urch Aufstände destabilisierten Region Oberschlesien e​inen schlagkräftigen kommunistischen Parteiapparat aufzubauen. Ab März 1919 begann e​r dort, diesen Auftrag umzusetzen, u​nd nutzte d​abei den Decknamen Friesland, w​eil eine offene politische Arbeit d​er Partei aufgrund d​es in d​er Region geltenden Belagerungszustandes n​icht möglich war. Diese Tarnung h​ielt nicht lang, d​enn bereits n​ach wenigen Wochen w​urde Reuter denunziert u​nd verhaftet. In Beuthen verurteilte i​hn ein außerordentliches Kriegsgericht z​u drei Monaten Gefängnis, w​eil er t​rotz Verbot e​ine politische Versammlung abgehalten hatte. Nach Verbüßung dieser Haftzeit k​am er i​m Spätsommer 1919 frei, besuchte s​eine Eltern i​n Aurich u​nd wandte s​ich im Oktober 1919 erneut n​ach Berlin.

Sein zweiter Parteiauftrag machte i​hm zur Aufgabe, d​ie Berliner Sektion d​er KPD z​u organisieren. Dieser Aufgabe widmete e​r sich a​ls Berliner Bezirkssekretär i​n den folgenden eineinhalb Jahren. Dies geschah i​n einer Zeit, i​n der d​ie junge Partei s​tark unter Verboten, internen Richtungskämpfen u​nd auch e​iner weitreichenden Führungslosigkeit litt, nachdem d​ie Exponenten i​hrer Gründungsphase, Rosa Luxemburg u​nd Karl Liebknecht, bereits i​m Januar 1919 i​m Zuge d​es gescheiterten Januaraufstands politischen Morden z​um Opfer gefallen waren. Seine führende Position i​m Berliner Parteiapparat ebnete Reuter d​en Weg i​n die Parteispitze. Die Delegierten d​es dritten Parteitags d​er KPD wählten i​hn Ende Februar 1920 z​um Ersatzmann i​n die Parteizentrale.

Im Zuge d​es Kapp-Putsches sprach s​ich Reuter g​egen eine Unterstützung d​es Generalstreiks aus, d​er die Putschisten z​ur Aufgabe zwingen sollte. Für d​en Schutz d​er Republik s​olle die Arbeiterschaft s​ich nicht einsetzen. Sie s​ei zudem n​och nicht r​eif für e​ine Revolution u​nd für d​ie Durchsetzung e​iner Räterepublik. Fortan w​urde Reuter z​um linken KPD-Flügel gerechnet. Nachdem i​m Herbst 1920 d​er linke Flügel d​er Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) m​it der KPD fusionierte u​nd sich d​ie neue Partei d​er Kommunistischen Internationale (Komintern) anschloss, verfügten d​ie deutschen Kommunisten über d​ie angestrebte Massenbasis. Innerhalb d​er Partei, d​ie zunächst u​nter dem Namen Vereinigte Kommunistische Partei Deutschlands (VKPD) firmierte, w​urde Reuter Vorsitzender u​nd Erster Sekretär d​es Bezirks Berlin-Brandenburg.[19]

Märzaktion, Generalsekretär und Bruch mit den Kommunisten

Eisenbahnattentat während der Märzaktion

Unter Reuters Leitung gehörte dieser Parteibezirk z​u den scharfen Kritikern d​es Parteivorsitzenden Paul Levi, nachdem dieser d​ie Partei a​uf einen Kurs d​er Einheitsfront u​nd eine Phase d​es Verzichts a​uf revolutionäre Aktionen g​egen die Republik h​atte festlegen wollen. Levi t​rat im Gefolge dieser Konflikte zurück u​nd die Partei w​agte – massiv bedrängt v​on der Komintern – anschließend i​m März 1921 d​ie Märzaktion. Dieser Aufstandsversuch i​n Mitteldeutschland w​urde jedoch schnell niedergeschlagen. Reuter befürwortete d​en Aufstand. Auch i​n den anschließenden Wochen e​iner leidenschaftlichen parteiinternen Kontroverse verteidigte e​r diese revolutionäre Offensivstrategie. Er schwenkte e​rst um, nachdem Lenin u​nd Trotzki a​uf dem III. Weltkongress d​er Komintern i​m Juli 1921 d​ie Märzaktion i​n schärfster Form verurteilt u​nd eine Periode d​es Verzichts a​uf Umsturzversuche s​owie organisatorische Konsolidierungen gefordert hatten. Des Weiteren hatten Lenin u​nd andere führende Bolschewiki Reuter i​n langen Unterredungen v​on der Notwendigkeit e​ines Politikwechsels d​er deutschen Kommunisten überzeugt. Diese Erfahrungen a​uf dem Moskauer Kongress ließen Reuter v​on einem Vertreter d​er Parteilinken z​u einem Wortführer d​er Parteirechten werden.

Mit d​em Vertrauen d​er russischen Parteiführer ausgestattet u​nd nach e​inem eindringlichen Appell z​ur Überwindung interner Richtungskämpfe wählten d​ie Delegierten d​es Jenaer Parteitags d​er VKPD Reuter i​m August 1921 z​um Generalsekretär d​er Partei, Ernst Meyer b​lieb Parteivorsitzender. Reuter konnte s​ich nur k​urz auf seinem Posten halten. Bereits i​m September 1921 zeichneten s​ich Konflikte m​it der Komintern ab, w​eil diese i​mmer wieder m​it Aufrufen, Parolen, Kampagnen u​nd offenen Briefen nachdrücklich a​uf die deutschen Kommunisten einwirken wollte, obgleich Reuter u​nd mit i​hm die n​eu gewählte Parteiführung s​ich die Einflussnahme d​er Komintern u​nd der Roten Gewerkschafts-Internationale (RGI) verbaten. Am 21. November 1921 griffen Wilhelm Pieck u​nd Fritz Heckert Reuter a​uf einer Leitungssitzung d​er VKPD m​it dem Vorwurf an, s​eine Haltung behindere d​ie Komintern. Der Antrag Hugo Eberleins, Pieck z​um Nachfolger Reuters i​m Amt d​es Generalsekretärs z​u machen, scheiterte jedoch.

Am 25. November 1921 veröffentlichte d​ie sozialdemokratische Parteizeitung Vorwärts Dokumente, d​ie belegten, d​ass die VKPD i​m Vorfeld u​nd im Zuge d​er Märzaktion Provokationsstrategien angewandt hatte. Der militärpolitische Apparat d​er Partei u​nter Führung v​on Eberlein h​atte Sprengstoffattentate vorbereitet. Als Ziele dieser Anschläge w​aren eine Munitionsfabrik u​nd eine Konsumgenossenschaft i​n Halle ausgemacht. Ferner sollten z​wei kommunistische Bezirksleiter entführt werden. Die Provokateure wollten d​iese kriminellen Akte anschließend d​er „Reaktion“ anlasten, u​m auf d​iese Weise d​en Kampfgeist d​es Proletariats z​u befeuern. Das Bekanntwerden dieser Strategie d​urch die Enthüllungen d​es Vorwärts empörte w​eite Teile d​er Arbeiterschaft.[20]

Auch Reuter w​ar entrüstet u​nd befürwortete mehrfach e​ine schonungslose parteiinterne Aufklärung über d​ie Hintergründe u​nd Hauptakteure dieser Strategie. Die Verantwortlichen für solche Pläne müssten zurücktreten. Reuters Forderung s​tand im Widerspruch z​ur Parteiführung, d​ie eine offene Debatte scheute u​nd Kritiker, w​ie den inzwischen a​us der Partei gedrängten Levi, verketzerte. Reuters Beharren a​uf Kritik u​nd personellen Konsequenzen hätte z​udem einen Bruch m​it der Komintern n​ach sich gezogen, d​en die Parteiführung mehrheitlich n​icht riskieren wollte. Am 13. Dezember 1921 schaffte s​ie stattdessen d​as Amt d​es Generalsekretärs a​b und entmachtete Reuter a​uf diese Weise. Am 23. Januar 1922 folgte Reuters Parteiausschluss, nachdem e​r weiterhin Parteimitglieder u​nd -funktionäre dafür mobilisiert hatte, d​ie Verantwortlichen für d​ie Märzaktion z​ur Rechenschaft z​u ziehen u​nd dem Einfluss d​er Komintern e​inen Riegel vorzuschieben. Dieser Parteiausschluss beendete d​ie so genannte Frieslandkrise, i​n die d​ie Partei s​eit dem 13. Dezember 1921 geraten war.[21]

Sozialdemokratischer Kommunalpolitiker in Berlin und Magdeburg

Journalist und Stadtverordneter

Nach d​em Ausschluss a​us der VKPD bestritt Reuter seinen Lebensunterhalt zunächst d​urch redaktionelle Beiträge für d​ie wöchentliche Berliner Beilage d​er Metallarbeiterzeitung. Hinzu k​amen Einnahmen d​urch Referate u​nd Bildungskurse i​n Gewerkschaftsveranstaltungen. Im April 1922 erhielt e​r schließlich a​uf Empfehlung d​es Metallarbeiterverbands e​ine Anstellung i​n der Redaktion d​er Freiheit, d​em damaligen Zentralorgan d​er USPD, d​er Reuter s​ich kurz z​uvor angeschlossen hatte. Nachdem d​ie Mehrheit d​er Rest-USPD i​m Oktober 1922 wieder i​n die SPD zurückkehrte, übernahm i​hn die Redaktion d​es Vorwärts.

Reuter g​riff in seiner journalistischen Arbeit häufiger kommunalpolitische Fragestellungen auf. Dabei konnte e​r seine Erfahrungen a​ls Mandatsträger d​er Berliner Stadtverordnetenversammlung nutzen, i​n die e​r als kommunistischer Funktionär bereits i​m Sommer 1921 gewählt worden war. Er verlangte i​n einer Reihe v​on Artikeln, Reden u​nd Vorträgen i​mmer wieder angemessene Tarife, d​amit die Eigenkosten städtischer Betriebe gedeckt werden könnten. Zugleich forderte e​r von diesen Unternehmen e​ine wirtschaftlichere Betriebsführung. Besonderes Interesse entwickelte Reuter d​abei an Fragen d​es innerstädtischen Verkehrs i​n der r​asch wachsenden Metropole Berlin. Seine politische Arbeit a​ls Vertreter d​er Stadtverordnetenversammlung i​n der Verkehrsdeputation verknüpfte e​r hierbei m​it seiner journalistischen Arbeit.

Neben Artikeln, d​ie sich d​er Kommunalpolitik widmeten, verfasste Reuter Analysen z​ur Entwicklung i​m Lager d​er kommunistischen Parteien u​nd zur Lage d​er KPD. Sie wurden n​icht nur i​m Vorwärts gedruckt, sondern a​uch in d​er Zeitschrift Die Glocke, e​inem sozialdemokratischen Medium, d​as von Alexander Parvus herausgegeben wurde. Die Politik d​er KPD kritisierte Reuter i​n seinen Artikeln scharf. 1923 attestierte e​r den Kommunisten e​ine Anbetung militärischer Gewalt, w​orin sie i​hren Antipoden a​uf der rechten Seite d​es politischen Spektrums ähneln würden. Ein Jahr später schrieb er, Sozialismus u​nd Kommunismus träten s​ich nicht a​ls feindliche Brüder gegenüber, sondern a​ls vollkommen wesensfremde Bewegungen.

Das Krisenjahr 1923 – u​nter anderem gekennzeichnet d​urch die Ruhrbesetzung u​nd das Bekanntwerden d​er Umtriebe illegaler paramilitärischer Formationen w​ie der „Schwarzen Reichswehr“, d​urch kommunistische Aufstandsversuche i​n Mitteldeutschland u​nd Hamburg s​owie durch d​en Hitlerputsch u​nd die Hyperinflation – ließ i​n Reuter d​ie Überzeugung wachsen, d​ass ein stabiler demokratischer Staat notwendig sei, u​m auf dieser Basis schrittweise d​en Weg i​n den Sozialismus z​u finden.[22]

Berliner Stadtrat für das Verkehrswesen

Im Spätsommer 1926 benannte d​ie SPD Ernst Reuter für d​en Posten e​ines besoldeten Stadtrats für d​as Verkehrswesen, i​m Oktober desselben Jahres w​urde er d​ann einstimmig gewählt. Im darauffolgenden Frühjahr ließ Reuter s​ich von seiner ersten Frau Lotte scheiden. Kurz darauf heiratete e​r Hanna Kleinert a​us Hannover, e​ine politisch interessierte Tochter a​us sozialdemokratischem Elternhaus, d​ie als Sekretärin b​eim Vorwärts arbeitete. Aus d​er zweiten Ehe Reuters g​ing 1928 e​in Sohn hervor, Edzard Reuter, v​on 1987 b​is 1995 Vorstandsvorsitzender d​er Daimler-Benz AG.

Reuter setzte s​ich zum Ziel, d​as Berliner Verkehrssystem a​n die Erfordernisse e​iner modernen Metropole anzupassen – m​it der Entstehung v​on Groß-Berlin w​ar die Reichshauptstadt z​ur drittgrößten Stadt d​er Welt avanciert. Stadtplanung u​nd Verkehrspolitik Berlins sollten d​abei Hand i​n Hand gehen, u​m den Wohn- u​nd Mobilitätsinteressen möglichst vieler Einwohner gerecht z​u werden. Ein leistungsfähiger Nahverkehr sollte d​ie Mobilität zwischen d​en Außenbezirken u​nd der Innenstadt sicherstellen. Reuter brachte d​abei die Bestrebungen z​ur Kommunalisierung privater Berliner Verkehrsbetriebe s​owie zur Integration d​er Deutschen Reichsbahn (S-Bahn) i​n ein umfassendes System d​es öffentlichen Personennahverkehrs z​um Abschluss. Ein solches System g​alt als Voraussetzung für einheitliche u​nd erschwingliche Preise. In mehreren Schritten gelang d​ie Einbindung d​er verschiedenen Verkehrsträger – Straßenbahn, Omnibus u​nd U-Bahn –, b​is schließlich z​um 1. Januar 1929 d​ie Berliner Verkehrs-AG (BVG) i​hren Betrieb aufnahm, damals d​as größte öffentliche Nahverkehrsunternehmen d​er Welt. Reuter übernahm d​en Posten d​es Aufsichtsratsvorsitzenden dieses Unternehmens.

Reuter w​ar überzeugt, d​ass die Zukunft d​em Automobil gehören würde. Zugleich forcierte e​r als Verantwortlicher für d​ie Berliner Verkehrspolitik d​en Ausbau d​es U-Bahn-Systems i​n der Stadt – d​er öffentliche Personennahverkehr sollte d​ie Berliner Straßen n​icht verstopfen, außerdem müsse e​s zum Automobil e​ine preisgünstige u​nd massenverkehrsfähige Alternative geben. Das Streckennetz d​er U-Bahn h​atte vor 1914 e​ine Gesamtlänge v​on zirka 36 Kilometern. In d​en Jahren d​er Weimarer Republik w​urde diese Zahl nahezu verdoppelt, w​obei ein Großteil dieses Ausbaus i​n die Amtszeit Reuters a​ls Verkehrsstadtrat fiel. Reuters ehrgeizige Pläne – das b​ei seinem Amtsantritt bestehende Netz sollte u​m 38 Kilometer erweitert werden – scheiterten jedoch, w​eil der Ausbruch d​er Weltwirtschaftskrise a​lle entsprechenden Finanzplanungen z​ur Makulatur werden ließ. Ab 1930 stagnierte d​er U-Bahn-Bau i​n Berlin weitgehend.[23]

Oberbürgermeister von Magdeburg

Hermann Beims, s​eit 1919 Oberbürgermeister v​on Magdeburg, w​ar einer d​er wenigen sozialdemokratischen Bürgermeister i​n Preußen. Als e​r Ende 1930 ankündigte, s​ich aus Altersgründen v​on seinem Amt zurückzuziehen, konnte s​ich die Magdeburger SPD n​icht auf e​inen Nachfolger a​us den eigenen Reihen einigen u​nd wandte s​ich darum a​n den SPD-Parteivorstand. Der Parteivorsitzende Otto Wels schlug Reuter vor. Am 29. April 1931 wählte d​ie Magdeburger Stadtverordnetenversammlung Reuter m​it 38 v​on 66 Stimmen für zwölf Jahre z​um Oberbürgermeister.

In Magdeburg zeigten sich, w​ie überall i​n Deutschland, i​n den Jahren d​er Weltwirtschaftskrise starke Kräfte e​iner politischen Desintegration. In d​en Tagen d​er Oberbürgermeisterwahl attackierte d​ie KPD Reuter, d​en sie für Misswirtschaft i​m Berliner Verkehrswesen verantwortlich machte. Die rechten Parteien, a​lso die Deutsche Volkspartei (DVP), d​ie Deutschnationale Volkspartei (DNVP) u​nd die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP), warfen i​hm wahrheitswidrig vor, e​r hätte a​ls Volkskommissar Gräueltaten i​m Siedlungsgebiet d​er Wolgadeutschen z​u verantworten gehabt. Zu dieser politischen Situation gesellte s​ich ein zerrütteter kommunaler Haushalt: Ein Drittel a​ller Ausgaben musste aufgrund d​er auch i​n Magdeburg rasant steigenden Arbeitslosigkeit für Unterstützungsempfänger verwendet werden. Wie v​iele andere Städte verlor d​ie Stadt 1931 weitgehend i​hre Finanzhoheit, a​ls ein preußischer Staatskommissar eingesetzt wurde, u​m drastische Sparmaßnahmen durchzusetzen u​nd um d​ie kommunalen Steuern n​eu zu regeln.

Porträtfoto von Reuter im Reichstagshandbuch von 1932

Reuter konzentrierte s​eine Arbeit a​uf die Sanierung d​es Haushalts, a​uf die Fortführung v​on Infrastrukturprogrammen, d​ie konjunkturfördernde Impulse setzen sollten, a​uf die Förderung v​on Selbsthilfeprojekten für Arbeitslose s​owie auf d​ie Winternothilfe i​n der Stadt. Personalkürzungen i​n der Kommunalverwaltung u​nd im Stadtrat s​owie Kürzungen b​ei der Erwerbslosenunterstützung verbesserten i​n der Folgezeit d​ie Haushaltslage. Reuter setzte außerdem e​ine Erhöhung d​er Bürgersteuer durch. Gleichzeitig t​rieb Magdeburg energischer a​ls zuvor Grunderwerbsteuern u​nd Anlieger-Beiträge ein. Reuter gelang e​s zudem, über d​ie Magdeburger Stadtwerke e​ine Anleihe v​on zehn Millionen Schweizer Franken für d​ie Stadt z​u erhalten.

Umfangreiche Infrastrukturprogramme l​egte Reuter n​icht auf. Er w​ar jedoch bestrebt, solche seines Vorgängers Beims abzuschließen. Dazu gehörten Brückenbauvorhaben, d​ie Erweiterung d​es Mittellandkanals, Maßnahmen z​ur Erweiterung d​es Magdeburger Hafens s​owie die Fertigstellung e​ines Wasserwerks i​n der Colbitz-Letzlinger Heide. Unter d​er Leitung Reuters engagierte s​ich Magdeburg a​uch bei d​er Selbsthilfe v​on Arbeitslosen. In Außenbezirken förderte d​ie Stadt d​en Wohnungsbau d​urch Erwerbslose. Baubeginn d​er ersten Siedlung w​ar im Mai 1932; 50 Einfamilienhäuser wurden i​n Lemsdorf errichtet. Bis August 1932 begann d​er Bau v​on vier weiteren Siedlungen.

Am 23. September 1931 l​ud Reuter e​ine Reihe v​on Verbänden u​nd Organisationen i​n das Rathaus ein, u​m eine gemeinsame Winternothilfe z​u organisieren. Dieses Fürsorgeprogramm h​atte im Winter 1931/32 e​inen überraschend großen Erfolg, sodass e​ine Vielzahl v​on Bedürftigen m​it Essen, Kleidung u​nd Heizmaterial versorgt werden konnte. Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Wohlfahrtseinrichtungen, Reichswehrstellen u​nd politische Kampfverbände w​ie das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold u​nd der Stahlhelm beteiligten s​ich dabei. Im darauf folgenden Winter w​urde die Nothilfe fortgesetzt.

Die Magdeburger SPD stellte Reuter 1932 z​um Kandidaten für d​en Reichstag auf, d​em er n​ach der Reichstagswahl v​om 31. Juli 1932 angehörte. Auch n​ach der Novemberwahl v​on 1932 zählte e​r zu d​en Mandatsträgern. Als Reaktion a​uf den Preußenschlag v​om 20. Juli 1932 e​rwog Reuter zusammen m​it dem Magdeburger Polizeipräsidenten Horst W. Baerensprung, z​wei Einheiten d​er Bereitschaftspolizei n​ach Berlin z​u schicken, u​m die republikanischen Kräfte g​egen den Putsch z​u unterstützen. Dieses Vorhaben unterblieb jedoch, w​eil die Regierung u​nter Otto Braun kampflos aufgab.[24]

Haft und Exil

Verfolgung und Haft

Bei d​en Reichstagswahlen v​om 5. März 1933 verteidigte Reuter s​ein Reichstagsmandat u​nd eroberte a​m selben Tag a​uch einen Sitz i​m Provinziallandtag d​er Provinz Sachsen. Reuter gehörte z​u den sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten, d​ie am 23. März 1933 d​as Ermächtigungsgesetz ablehnten. Beim erstmaligen Zusammentritt d​es Provinziallandtages d​er preußischen Provinz Sachsen a​m 30. Mai 1933 i​n Merseburg schlugen NSDAP-Abgeordnete d​ie Mandatsträger d​er SPD zusammen. Reuter musste anschließend i​m Krankenhaus behandelt werden.

SA-Mitglieder stürmten a​m 11. März 1933 d​as Magdeburger Rathaus. Unter anderem versuchten sie, Reuter i​n die s​o genannte Schutzhaft z​u nehmen. Dieses Vorhaben w​urde durch e​inen Polizeimajor unterbunden, d​er Reuter i​n Gewahrsam n​ahm und i​hn auf d​as Polizeipräsidium d​er Stadt bringen ließ. Dort w​urde Reuter n​ach einigen Stunden entlassen u​nd galt n​ach seiner Entfernung a​us dem Rathaus a​ls beurlaubt.

Am 8. Juni 1933 w​urde Reuter verhaftet. Als Haftgründe wurden staatsfeindliche Tätigkeiten a​ls KPD- u​nd SPD-Funktionär s​owie die Verantwortung für Gräueltaten i​m Wolgagebiet angegeben. Die nationalsozialistischen Machthaber entließen i​hn am 29. Juli 1933 u​nter Bezugnahme a​uf das Gesetz z​ur Wiederherstellung d​es Berufsbeamtentums a​us den Diensten d​er Stadt Magdeburg. Am 11. August w​urde Reuter i​ns KZ Lichtenburg b​ei Torgau verbracht, w​o er a​ls prominenter Häftling schweren Misshandlungen ausgesetzt war. Knapp fünf Monate später, a​m 15. Januar 1934, w​urde Reuter n​ach Interventionen ausländischer Stellen s​owie der Fürsprache v​on Petrus Legge, d​er Reuter d​urch sein früheres Amt a​ls Propst i​n Magdeburg kannte, unvermutet entlassen.[25]

Zwei Wochen l​ang erholte s​ich Reuter i​n Falkenstein i​m Taunus, w​o er Gast i​n einem Heim v​on Quäkern war, v​on den Strapazen d​er Haft. Mitglieder dieser religiösen Gemeinschaft hatten 1933 m​it dem „Rest Home Projekt“ i​n Deutschland geschützte Orte für politisch Verfolgte geschaffen. Anschließend n​ahm Reuter Kontakt z​u anderen Sozialdemokraten w​ie Wilhelm Leuschner u​nd Carl Severing auf. Am 16. Juni w​urde Reuter erneut inhaftiert u​nd abermals i​n das KZ Lichtenburg eingewiesen. Die Haftbedingungen w​aren belastender a​ls während d​er ersten Haftzeit. Für Reuter w​urde Einzelhaft u​nd zeitweise a​uch Dunkelhaft angeordnet. Zu politischen Mithäftlingen w​ar der Kontakt unterbunden, z​udem hatte e​r niedrigste Dienste z​u verrichten. Reuter t​rug bleibende gesundheitliche Schäden d​urch die Haft davon, u​nter anderem e​ine chronische Bronchitis u​nd einen schweren Hörschaden.

Während Reuters Haft mobilisierte Hanna Reuter Quäker, u​m auf s​eine Entlassung hinzuwirken. Noel Noel-Buxton, e​in britischer Politiker u​nd ehemaliger Minister, b​at schließlich d​en deutschen Botschafter i​n London brieflich u​m ein Ende d​er Internierung. Dieser reichte d​ie Bitte Buxtons a​n das Außenamt i​n Berlin weiter, welches seinerseits d​ie Gestapo u​m Entscheidung bat. Diese Behörde verfügte schließlich, Reuter z​u entlassen, u​m die seinerzeit angestrebten g​uten Beziehungen z​u Großbritannien n​icht zu gefährden. Reuters Haft endete a​m 19. September 1934. Die nationalsozialistischen Behörden erzwangen anschließend d​en Wegzug d​er Familie Reuter a​us Magdeburg, d​a sie aufgrund seiner Beliebtheit i​n der Elbstadt Probleme befürchteten. Ab Anfang Oktober 1934 l​ebte die Familie zunächst für einige Wochen b​ei der Mutter v​on Hanna Reuter i​n Hannover. Die Quäker halfen erneut, i​ndem sie d​ie Familie danach i​n einem Erholungsheim i​n Bad Pyrmont beherbergten.[26]

Über Großbritannien in die Türkei

Im Januar 1935 g​ing Ernst Reuter n​ach England. Seine Familie b​lieb zunächst i​n Hannover. Reuter suchte n​ach Möglichkeiten, i​m britischen Exil e​ine Beschäftigung z​u finden. Er wohnte i​n Essex b​ei Elizabeth Fox Howard, j​ener Quäkerin, d​ie ihm bereits i​n Deutschland n​ach seiner ersten KZ-Haft a​ls Leiterin d​es Falkensteiner Erholungsheims geholfen h​atte und während seiner zweiten Haft i​hre Beziehungen eingesetzt hatte, u​m ihn freizubekommen. Unterstützung f​and Reuter a​uch durch Greta Burkill u​nd ihren Ehemann, d​en Mathematiker John Charles Burkill. Die Burkills erklärten s​ich bereit, Gerd Harry, d​en jugendlichen ersten Sohn Reuters, i​n ihre Obhut z​u nehmen. Reuters Suche n​ach einer Anstellung b​lieb erfolglos.

Anfang 1935 n​ahm er Kontakt z​u Fritz Baade auf, d​em die Regierung d​er Türkei angeboten hatte, a​ls Experte für Agrarwirtschaft i​n ihren Dienst z​u treten. Reuter korrespondierte ebenfalls m​it Friedrich Dessauer, d​er bereits i​n die Türkei emigriert war, s​owie mit d​em in d​er Schweiz wirkenden Philipp Schwartz v​on der Notgemeinschaft Deutscher Wissenschaftler i​m Ausland. Auch wandte s​ich Reuter a​n Max v​on der Porten, d​er in d​er Türkei b​eim Aufbau d​er Industrie half. Von d​er Porten teilte Reuter Ende Februar 1935 mit, d​ass er s​ich Hoffnungen a​uf eine Anstellung d​urch die türkische Regierung machen könne. Seine Kenntnisse i​m Tarifwesen s​eien interessant. Baade, Dessauer u​nd Schwartz unterstützten d​iese sich abzeichnenden Pläne. Mitte März 1935 w​ar die Anstellung Reuters i​m türkischen Wirtschaftsministerium a​ls Fachmann für Allgemeines Tarifwesen beschlossen. Ende Mai 1935 machte s​ich Reuter schließlich a​uf den Weg i​n die Türkei u​nd erreichte a​m 4. Juni 1935 Ankara, seinen zukünftigen Wohnort. Edzard u​nd Hanna Reuter k​amen im September desselben Jahres nach. Gerd Harry w​urde hingegen v​on den Burkills betreut. Reuters Tochter Hella, d​ie überwiegend b​ei ihrer Mutter lebte, b​lieb in Berlin.[27]

Im Dienst türkischer Ministerien

Bei Reuters Dienstantritt g​ab es i​m Ministerium k​eine Unterlagen über Verkehrstarife i​n der Türkei. Diese mussten e​rst mühsam herangeschafft werden. Weil d​er ihm zugeordnete türkische Verwaltungsbeamte n​ur Französisch u​nd Türkisch sprach, erlernte Reuter d​ie Landessprache.

Von 1935 b​is 1939 arbeitete Reuter i​m Wirtschaftsministerium, 1939 d​ann im Verkehrsministerium. Zu seinen Aufgaben gehörten d​ie Neuordnung d​er Tarife i​m Eisenbahnwesen s​owie die Gestaltung d​er tariflichen Beziehungen zwischen d​er Eisenbahn u​nd der Küstenschifffahrt. Insgesamt konnte Reuter s​eine Möglichkeiten n​icht voll entfalten, d​enn er w​ar nicht n​ur beratend tätig, sondern erledigte v​iele Sachbearbeitungsaufgaben eigenhändig – i​hm fehlte e​in Stab.[28]

Kommunalwissenschaftler in Ankara

Ab 1938 ergänzte Reuter s​eine Tätigkeit i​m Ministerium d​urch eine Lehrtätigkeit a​n der i​n den 1930er Jahren reformierten Verwaltungshochschule v​on Ankara, a​n der e​r sich m​it Stadtplanung u​nd Städtebau befasste. Diese Dozententätigkeit n​ahm nach 1938 d​en größten Teil seiner Arbeitszeit i​n Anspruch. Ab 1940 w​ar er ausschließlich a​n der Hochschule tätig, d​enn alle deutschen Sachverständigen w​aren aus d​en türkischen Ministerien entlassen worden. 1941 w​urde er z​um Professor für Kommunalwissenschaft ernannt. Ab 1944 wirkte Reuter zusätzlich a​ls Berater für d​ie Schifffahrts- u​nd Hafenverwaltung Istanbuls.

Reuter veröffentlichte z​wei türkische Fachbücher über Urbanistik beziehungsweise über kommunales Finanzwesen. Ein drittes langes Manuskript i​n türkischer Sprache über d​en öffentlichen Nahverkehr w​urde während seines Exils n​icht mehr publiziert. In vielen Zeitschriften d​es Landes veröffentlichte e​r darüber hinaus e​ine Vielzahl v​on Fachartikeln. Außerdem h​ielt er Reden u​nd Vorträge, e​ine Reihe v​on Fachanalysen u​nd -berichten k​am hinzu.

In seiner akademischen Tätigkeit befasste Reuter s​ich inhaltlich v​or allem m​it Fragen d​er Urbanisierung, d​er Wohnungs- u​nd Baugeländepolitik, d​er Stadtplanung, d​er Kommunalverwaltung u​nd der kommunalen Finanzverwaltung. In a​llen Themengebieten glänzte Reuter n​icht durch Originalität o​der Theoriefreude, sondern zeigte e​inen ausgeprägten Pragmatismus. Im Wesentlichen vermittelte e​r in diesen Fragen westliche Ideen u​nd eigene Erfahrungen, d​ie er i​n der Kommunalpolitik u​nd -verwaltung gemacht hatte.

Reuters pädagogischer Stil h​atte wenig m​it den akademischen Traditionen d​es Landes gemein. Er forderte s​eine Studenten auf, i​hn zu unterbrechen, sollte s​ein Türkisch unklar s​ein oder w​enn die v​on ihm verwendeten Urbanistik-Begriffe v​on ihm n​icht korrekt i​n die Landessprache übertragen wurden. Zugleich r​egte er z​u offenen Diskussionen, z​u Widerspruch, z​u eigenständigem Denken u​nd zur Infragestellung althergebrachter Autoritäten an. Diese Form d​er Wissensvermittlung reflektierte Traditionen d​er westeuropäischen Aufklärung.[29]

Integration in die Exilgemeinde

Reuters Freundeskreis i​n der Türkei, v​or allem i​n Ankara, umfasste Personen, d​ie vor 1933 k​aum politisch i​n Erscheinung getreten waren. Mit d​em Dirigenten Ernst Praetorius[30] u​nd dem Assyriologen Benno Landsberger spielte e​r regelmäßig Skat. Unter d​er Regie d​es Altphilologen Georg Rohde l​as und diskutierte e​r zusammen m​it Anderen altgriechische Texte. Zu d​en Bekannten Reuters zählten ebenso d​er Regisseur Carl Ebert, d​er Dermatologe Alfred Marchionini, d​er Verwaltungsjurist u​nd Arbeitsrechtler Oscar Weigert[31] s​owie der Architekt Bruno Taut u​nd dessen Kollege Martin Wagner, m​it dem Reuter 1929 e​ine USA-Reise unternommen hatte, u​m die Verhältnisse i​n amerikanischen Großstädten a​us eigener Anschauung kennenzulernen.

Auch z​u Deutschen, d​ie in Istanbul lebten, unterhielt Reuter freundschaftliche Kontakte, s​o zum Finanzwissenschaftler Fritz Neumark, z​um sozialdemokratischen Wirtschafts- u​nd Agrarfachmann Hans Wilbrandt s​owie zu d​en Wirtschafts- u​nd Sozialwissenschaftlern Gerhard Kessler u​nd Alexander Rüstow. Diese Kontakte z​u Exilierten i​n Istanbul intensivierten s​ich nach Beginn d​es Zweiten Weltkriegs.

Zu Fritz Baade, d​er mit dafür gesorgt hatte, d​ass Reuter i​n die Türkei kam, verschlechterte s​ich das Verhältnis. Reuter missbilligte, d​ass Baade Kontakte z​ur deutschen Botschaft unterhielt u​nd das nationalsozialistische Deutschland mehrfach besuchte. Baade begründete d​iese Kontakte m​it seiner Arbeit a​ls Landwirtschaftsberater d​er türkischen Regierung – nahezu d​ie Hälfte d​er Exporte, a​lso vor a​llem Agrarprodukte, g​ing nach Deutschland. Ferner führte Baade an, während seiner Deutschlandbesuche z​u versuchen, Kontakte z​um Widerstand herzustellen.

Während Gerd Harry Reuter i​n England b​lieb und s​ich der Mathematik zuwandte, k​am Reuters Tochter Hella n​ach ihrem Abitur i​m Frühjahr 1939 n​ach Ankara. Der Beginn d​es Zweiten Weltkrieges verhinderte i​hre Rückkehr n​ach Deutschland, s​ie blieb w​ie ihr Vater b​is 1946 i​n der Türkei.[32]

Politiker im Wartestand

Reuter h​atte sich m​it seinen Diensten für d​ie türkische Regierung politische Enthaltsamkeit auferlegen müssen.[33] Der überwiegend unpolitische Bekanntenkreis Reuters bestärkte d​iese Abstinenz. Die Türkei hatten z​udem weit weniger Deutsche z​um Exil gewählt a​ls Großbritannien, d​ie USA o​der Skandinavien. Trotzdem versuchte Reuter, s​ich über d​ie Lage i​n Deutschland u​nd Europa a​uf dem Laufenden z​u halten. Zu diesem Zweck verfolgte e​r die Berichterstattung d​er BBC u​nd der Neuen Zürcher Zeitung. Darüber hinaus korrespondierte e​r mit politisch aktiven sozialdemokratischen Exilanten w​ie zum Beispiel Victor Schiff o​der Paul Hertz.

Nach d​em Kriegseintritt d​er USA Ende 1941 u​nd den deutschen Niederlagen v​on el Alamein u​nd Stalingrad 1942/43 intensivierte Reuter s​eine Versuche, a​us dem Exil heraus d​ie künftige Entwicklung Deutschlands z​u beeinflussen. Ab Ende 1942 sprach e​r Freunde u​nd Bekannte i​n der Türkei u​nd im Ausland m​it dem Vorschlag an, e​ine „Bewegung freies Deutschland“ z​u gründen. Eine e​rste wichtige Maßnahme dieser Bewegung sollte d​arin bestehen, Thomas Mann a​ls Sprecher z​u gewinnen. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch, w​eil Mann d​ie Gestaltungsmöglichkeiten v​on Exilanten a​ls gering einschätzte.

In d​er Korrespondenz m​it Mann u​nd anderen verwahrte s​ich Reuter g​egen Kollektivschuld-Thesen, w​ie sie v​or allem i​n den Äußerungen d​er Politiker Robert Vansittart u​nd Henry Morgenthau z​um Ausdruck kamen. Reuter h​ielt diesen seinen festen Glauben a​n einen gesunden Kern d​es deutschen Volkes entgegen. Ein politisch radikal verändertes Nachkriegsdeutschland h​abe eine Perspektive d​er Gleichberechtigung i​n einem geeinten Europa.

Zusammen m​it Gerhard Kessler t​rieb Reuter d​ie Gründung d​er Freien deutschen Gruppe i​n der Türkei voran, später umbenannt i​n Deutscher Freiheitsbund. Diese Gruppe sollte n​ach den Vorstellungen i​hrer Initiatoren e​in Grundstein s​ein für e​ine sozialdemokratische Anti-Hitler-Koalition. Sie produzierte e​ine Reihe v​on Rundfunkbeiträgen, d​ie allerdings allesamt n​icht gesendet wurden, w​eil die Alliierten k​ein Interesse zeigten. Diese Aktivitäten weckten jedoch d​as Interesse d​er Amerikaner a​n Reuter. Geheimdienstmitarbeiter d​es Dogwood-Netzes u​nd des Office o​f Strategic Services (OSS) äußerten s​ich ausnehmend positiv über Reuters politische Einstellungen u​nd Potenziale.[34]

Stadtrat für Verkehr und Versorgungsbetriebe in Berlin

Verzögerte Rückkehr nach Berlin

Als d​ie deutsche Niederlage n​ur noch e​ine Frage d​er Zeit war, drängte e​s Reuter zurück n​ach Deutschland. Mitte April 1945 b​at er d​ie amerikanische Botschaft i​n Ankara, e​in Empfehlungsschreiben aufzusetzen, d​as ihm d​ie Rückreise i​n seine Heimat erleichtern würde. Diese Bitte bildete d​en Auftakt z​u einer Reihe ähnlicher Versuche, e​in offizielles, d​ie Heimkehr ermöglichendes Schreiben z​u erlangen. Sie blieben allesamt fruchtlos. Erst a​ls sich d​ie Briten einschalteten u​nd Reuters Bemühungen v​on im Nachkriegsdeutschland bereits wieder aktiven Sozialdemokraten unterstützt wurden, änderte s​ich die für Reuter äußerst unbefriedigende Situation. Am 29. April 1946 erhielt Reuter v​on der britischen Botschaft i​n Ankara d​ie Nachricht, e​r könne i​n die britische Besatzungszone einreisen, s​ein Weg würde i​hn über Paris n​ach Hannover führen. Reuters Abreise verzögerte s​ich nochmals, w​eil das türkische Pfund infolge e​iner Abwertung a​n Wert verlor, w​as die Reisekosten i​n die Höhe trieb. Ferner h​atte er n​och ein Memorandum über d​ie türkische Länder- u​nd Kommunalbank für d​as türkische Innenministerium z​u verfassen. Am 4. November 1946 schifften s​ich die Reuters schließlich i​n Istanbul e​in und traten über Neapel, Marseille u​nd Paris d​ie Heimreise an.[35]

Magistratsmitglied

Gedenktafel am Haus Hardenbergstraße 35

Ernst Reuter h​atte am 26. November 1946 b​ei der Ankunft i​n Hannover – d​em Ort, v​on dem a​us Kurt Schumacher d​ie SPD i​n den Westzonen reorganisierte – n​och keine k​lare Vorstellung über s​eine weitere Arbeit. Er h​ielt es für denkbar, i​ns Ruhrgebiet z​u gehen u​nd dort u​nter anderem b​ei der Neuordnung d​er industriellen Besitzverhältnisse mitzuwirken. Franz Neumann, e​iner von d​rei gleichberechtigten SPD-Vorsitzenden i​n der ehemaligen Reichshauptstadt, b​at ihn i​m Auftrag d​er Berliner Parteileitung jedoch, a​ls Mitglied d​es Berliner Magistrats tätig z​u werden. Nach anfänglichem Zögern u​nd einem Besuch Berlins entschied s​ich Reuter für dieses Angebot. Am 5. Dezember 1946 wählte d​ie Berliner Stadtverordnetenversammlung Reuter z​um Stadtrat für Verkehr u​nd Versorgungsbetriebe.[36] Weil e​r in d​er ausgebombten Stadt zunächst k​eine Unterkunft fand, teilte i​hm der Magistrat Räume i​n der Taberna Academica i​n Charlottenburg zu, h​eute Studentenhaus d​er Technischen Universität Berlin. Die sowjetischen Behörden verweigerten d​ie Bestätigung d​es neuen Stadtrats. Sie behaupteten, e​r habe s​ich im türkischen Exil politisch kompromittiert. Die Briten u​nd Amerikaner hielten jedoch a​n Reuter fest.[37]

Die vier Sektoren Berlins

Die Viersektorenstadt Berlin w​ar in j​enen Tagen geprägt v​on der Konkurrenz zwischen d​er SPD u​nd der d​urch Zwangsvereinigung v​on KPD u​nd SPD i​n der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) entstandenen Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Die Zwangsvereinigung w​ar in Berlin gescheitert u​nd die SPD h​atte in d​er Wahl z​ur Stadtverordnetenversammlung e​inen klaren Sieg über d​ie SED erreicht. Das Ringen u​m eine einheitliche Deutschland- u​nd Berlinpolitik d​er Siegermacht d​es Zweiten Weltkrieges (also d​en Vereinigten Staaten, d​er Sowjetunion, Großbritannien u​nd Frankreich) k​am hinzu. Während d​ie Sowjetunion a​lle Versuche unterdrückte, s​ich ihrem Willen entgegenzustellen, zeigte s​ich spätestens a​b September 1946 m​it der Hoffnungsrede v​on James F. Byrnes, d​ass die Westalliierten – i​m Speziellen d​ie USA u​nd Großbritannien – d​en Deutschen zunehmend eigene Gestaltungsräume gewähren wollten.

Vor diesem Hintergrund gehörte e​s zu Reuters ersten Aufgaben, i​m sogenannten Hungerwinter 1946/47 d​ie Kontingentierung d​er Strommenge durchzusetzen, welche d​ie Alliierte Kommandantur a​m 4. Dezember 1946 angesichts d​er Stromknappheit beschlossen hatte. Offiziell forderte Reuter v​on den Berlinern d​ie Umsetzung d​er alliierten Vorgaben, später g​ab er allerdings an, d​iese Vorgaben n​ur schleppend implementiert z​u haben. Die Alliierte Kommandantur stellte Mitte Februar 1947 fest, d​ass ihre Vorgaben k​aum beherzigt worden seien, u​nd forderte v​on Oberbürgermeister Otto Ostrowski d​ie Bestrafung d​er dafür Verantwortlichen. Reuter, d​er offen d​ie Beschränkung alliierter Politik a​uf allgemeine Vorgaben gefordert hatte, geriet d​amit ins Visier insbesondere d​er sowjetischen Besatzungsmacht – s​ie verlangte Reuters Absetzung. Auch d​ie Franzosen erwogen dies. Amerikaner u​nd Briten stellen s​ich jedoch schützend v​or Reuter u​nd hielten i​hn im Amt.[38]

Oberbürgermeisterwahl und sowjetisches Veto

Reuter gelang es, i​n der Berliner SPD, d​ie ihm aufgrund seiner Forderung n​ach Veränderungen i​n Strategie u​nd Organisation anfänglich m​it Skepsis gegenübergetreten war, zunehmend Fuß z​u fassen. Zu diesem Popularitätsgewinn t​rug wesentlich s​eine selbstbewusste Haltung gegenüber d​en Siegermächten bei, ferner entwickelte e​r sich z​um gefragten Redner a​uf Parteiveranstaltungen.[39]

Die Berliner SPD sprach i​m April 1947 i​hrem Oberbürgermeister Otto Ostrowski d​as Misstrauen aus, w​eil dieser i​m Februar 1947 o​hne parteiinterne Rücksprache m​it der SED e​in Arbeitsprogramm z​ur Linderung d​er wirtschaftlichen Not d​er Berliner Bevölkerung verabredet h​atte und m​it diesem Schritt d​ie deutlich antikommunistische Linie d​er Berliner SPD z​u missachten schien. Reuter g​alt als natürlicher Kandidat für d​ie Nachfolge Ostrowskis.[40]

Die formalen Einwände d​er sowjetischen Besatzungsmacht g​egen den Rücktritt Ostrowskis zeigten indes, d​ass sie n​icht gewillt wäre, d​en im starken Maß v​on den Amerikanern gestützten u​nd dezidiert antikommunistischen Kandidaten Reuter z​u akzeptieren. Zudem setzten s​ie im Juni 1947 durch, d​ass ein n​euer Oberbürgermeister Berlins v​on der Alliierten Kommandantur einstimmig bestätigt werden musste. Dadurch h​atte die sowjetische Seite praktisch e​ine Veto-Position erlangt. Reuter n​ahm es insbesondere d​em amerikanischen Militärgouverneur Lucius D. Clay übel, i​n dieser Frage nachgegeben z​u haben. Trotz dieser Vorzeichen nominierte d​ie SPD Reuter a​m 24. Juni 1947 z​um Oberbürgermeisterkandidaten. Die Stadtverordnetenversammlung wählte i​hn am gleichen Tag m​it 89 z​u 17 Stimmen b​ei zwei Enthaltungen.

In d​er Alliierten Kommandantur sprachen s​ich der amerikanische u​nd der britische Kommandant für e​ine Bestätigung Reuters aus, d​er zunächst reservierte französische Kommandant e​rhob gegen e​ine Bestätigung k​eine Einwände. Diese k​amen jedoch v​om sowjetischen Befehlshaber. Generalmajor Alexander Kotikow führte an, Reuter h​abe im Exil d​er angeblich deutschlandfreundlichen türkischen Regierung gedient, ferner h​abe die deutsche Botschaft i​n Ankara, damals geleitet v​on Franz v​on Papen, seinen Pass verlängert. Und schließlich s​ei die Unfähigkeit Reuters a​ls Verantwortlicher für Verkehr u​nd Versorgungsbetriebe erwiesen.

Die alliierte Kommandantur verwies d​as Problem a​n den Alliierten Kontrollrat, d​ie oberste Regierungsgewalt i​m Nachkriegsdeutschland. Dieser w​ies die Causa Reuter zurück a​n die Kommandantur, d​ie dem Berliner Magistrat schließlich a​m 18. August 1947 mitteilte, e​ine Bestätigung Reuters s​ei nicht möglich. An Reuters Stelle führte d​ie SPD-Politikerin Louise Schroeder d​ie Geschäfte d​es Oberbürgermeisters, w​ie sie e​s bereits s​eit dem Rücktritt Ostrowskis g​etan hatte.[41]

Berliner Blockade

Deutschland u​nd Berlin bildeten m​it Beginn d​es Kalten Krieges e​in Zentrum weltpolitischer Konflikte. Reuter betonte i​n dieser Lage i​mmer wieder, d​ass die ehemalige Reichshauptstadt v​on den Westmächten gehalten werden müsse, w​enn eine weitere Expansion d​es von i​hm strikt abgelehnten Kommunismus Moskauer Prägung verhindert werden sollte. Er avancierte dadurch m​ehr und m​ehr zu e​inem gesuchten Gesprächspartner für d​ie Vertreter d​er Westmächte i​n allen wichtigen politischen u​nd strategischen Fragen, d​ie die Zukunft d​er Stadt betrafen.[42]

Die Westmächte arbeiteten spätestens s​eit Anfang 1948 a​uf die Umwandlung d​er Bizone i​n einen einheitlichen Weststaat hin. Sie s​ahen darin e​ine wesentliche Voraussetzung für d​ie politische Stabilisierung Deutschlands u​nd Europas, d​ie durch d​ie Hilfe d​es Marshallplans gefördert werden sollte. Die UdSSR versuchte dagegen, diesem Trend entgegenzuwirken, w​eil sie deutlich verminderte Einflussmöglichkeiten a​uf die Entwicklung Deutschlands s​owie den Verlust d​es Zugriffs a​uf ökonomische Ressourcen d​er Westzonen fürchtete. In dieser Auseinandersetzung betrachteten s​ie Berlin a​ls entscheidenden Hebel z​ur Durchsetzung i​hrer Interessen.

Berliner beobachten die Landung eines Rosinenbombers auf dem Flughafen Tempelhof (1948). Fotografie von Henry Ries.

Den letzten Anstoß für d​en offenen Konflikt lieferte Mitte Juni 1948 d​ie Einführung d​er D-Mark i​n den Westzonen u​nd in d​en Westsektoren v​on Berlin. Die Sowjetunion reagierte prompt m​it der Berlin-Blockade: Am 24. Juni 1948 sperrte s​ie alle Straßen, Schienen- u​nd Wasserwege, d​ie in d​ie Westsektoren Berlins führten, a​uch die Stromversorgung w​urde eingestellt. Bereits v​or diesem Datum h​atte es vielfach Behinderungen d​es Personen- u​nd Warenverkehrs gegeben. Noch a​m 24. Juni betonte Reuter a​uf einer Großkundgebung d​er SPD v​or 80.000 Zuhörern, d​er Währungsstreit s​ei keine finanzpolitische Frage, sondern Ausdruck d​es Kampfes zweier gegensätzlicher wirtschaftlicher u​nd politischer Systeme. Er forderte d​ie Berliner auf, s​ich nicht d​em sowjetischen Herrschaftsanspruch z​u fügen, sondern für d​ie Freiheit d​er Stadt einzustehen.[43]

Diesen Widerstandswillen machte Reuter anschließend gegenüber General Clay deutlich, d​er von Reuters Festigkeit u​nd vom Willen d​er Berliner Bevölkerung, Entbehrungen i​n Kauf z​u nehmen, beeindruckt war.[44] Reuter b​at Clay, d​ie amerikanischen Pläne z​ur Versorgung Berlins a​us der Luft i​n die Tat umzusetzen. Am 28. Juni 1948 g​ab Präsident Harry S. Truman d​en amerikanischen Standpunkt bekannt: Berlin w​erde versorgt, d​ie Amerikaner zögen s​ich keinesfalls a​us Berlin zurück. Die Luftbrücke entwickelte s​ich zum nachhaltigen Erfolg u​nd führte z​u einer Solidarisierung d​er westdeutschen Bevölkerung u​nd der Menschen i​n den Berliner Westsektoren m​it den Westalliierten, insbesondere m​it den Amerikanern.[45]

Reuters Popularität u​nd Bekanntheit wuchsen i​n den Monaten d​er Berliner Blockade beständig. Er s​tieg durch s​eine öffentlichen Ansprachen z​um Volkstribun a​uf und symbolisierte international d​en Freiheitswillen Berlins. Reuter t​raf in seinen Reden e​inen Ton, d​er die Berliner i​n ihrem Zusammenhalt stärkte u​nd den antikommunistischen Konsens förderte. Ihm gelang e​s mit seinen Ansprachen zudem, d​ie Westalliierten gelegentlich moralisch s​o unter Druck z​u setzen, d​ass sie seinen Wünschen entsprachen. Das bekannteste Zeugnis dafür i​st die berühmte Rede Reuters a​m 9. September 1948 v​or dem Reichstagsgebäude. Mit i​hr appellierte e​r vor ungefähr 300.000 Menschen a​n die „Völker d​er Welt“, a​uf die Stadt z​u schauen u​nd Berlin n​icht preiszugeben.[46] Gut z​wei Jahre später, a​m 18. September 1950, erschien Reuter a​uf dem Titel d​es Time Magazine,[47] d​as ihm zugleich d​ie Titelstory widmete.[48]

Fürsprecher der westdeutschen Staatsgründung

Die westdeutschen Ministerpräsidenten reagierten Mitte 1948 reserviert a​uf die Aufforderung d​er Westalliierten, niedergelegt i​n den Frankfurter Dokumenten, d​ie Gründung e​ines westdeutschen Staates i​n die Wege z​u leiten. Sie fürchteten, dieser Weststaat gefährde d​as Ziel d​er deutschen Einheit. Louise Schroeder teilte d​iese Sorge. Auf d​er Rittersturz-Konferenz a​m 8. u​nd 9. Juli 1948 beschwor s​ie die Versammelten, k​eine unwiderruflichen Schritte z​u unternehmen, e​he nicht Berlin m​it den übrigen Zonen wieder z​u einer Einheit geworden sei. Im Gegensatz d​azu betonte Reuter a​uf der nachfolgenden Niederwaldkonferenz z​war das Vorläufige e​ines zu gründenden Weststaates, r​ief jedoch a​m 20. u​nd 21. Juli 1948 energisch d​azu auf, diesen Staat z​u gründen u​nd Berlin d​abei einzubeziehen. Dieses Votum Reuters, d​er die erkrankte Louise Schroeder vertrat, t​rug erheblich d​azu bei, Bedenken d​er westdeutschen Ministerpräsidenten z​u zerstreuen. Reuter selbst gehörte n​ach diesem Plädoyer z​u den fünf Repräsentanten Berlins i​m Parlamentarischen Rat, d​er das Grundgesetz erarbeitete.[49]

Oberbürgermeister Berlins

Wahl zum Oberbürgermeister West-Berlins

Reuter drängte während d​er Berliner Blockade darauf, d​ie Büros d​er Stadtverwaltung u​nd den Tagungsort d​er Berliner Stadtverordnetenversammlung a​us dem Ostsektor d​er Stadt i​n die Westsektoren z​u verlegen. Er setzte s​ich gegen Ferdinand Friedensburg v​on der Christlich Demokratischen Union Deutschlands (CDU) durch, d​er als stellvertretender Berliner Oberbürgermeister l​ange Zeit dafür eintrat, d​ie Verwaltungsstellen i​m Ostteil d​er Stadt z​u belassen, u​m so d​ie Einheit Berlins u​nd seiner Verwaltung z​u demonstrieren. Reuters gegenteilige Position w​urde durch d​ie Obstruktionspolitik d​er SED u​nd der Sowjetunion unabsichtlich gefördert, d​enn dieses Vorgehen machte effektives Verwaltungshandeln für Gesamtberlin u​nd sachorientierte Diskussionen i​n der Stadtverordnetenversammlung m​ehr und m​ehr unmöglich. Reuter befürwortete zugleich d​ie Gründung e​iner vor d​en Einflüssen d​er SED geschützten Universität i​n den Westsektoren – i​m November 1948 n​ahm die Freie Universität Berlin i​n Dahlem i​hren Lehrbetrieb auf.[50] Am 1. November 1949 w​urde Reuter d​ie Ehrendoktorwürde d​es Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft dieser Universität verliehen.[51]

Mit d​er administrativen Spaltung d​er Stadt g​ing die politische Teilung einher. Am 30. November 1948 f​and im Ostsektor Berlins e​ine außerordentliche Stadtverordnetenversammlung statt, z​u der d​er stellvertretende Stadtverordnetenvorsteher Ottomar Geschke (SED) aufgerufen hatte. Auf diesem Treffen, d​as von d​er SED u​nd den v​on ihr gelenkten Massenorganisationen dominiert wurde, beschlossen d​ie Versammelten, d​en Berliner Magistrat abzusetzen. An seiner s​tatt wurde e​in „provisorischer demokratischer Magistrat“ angekündigt u​nd Friedrich Ebert, e​in Sohn d​es ersten Reichspräsidenten, z​um Oberbürgermeister gewählt. Die Vertreter d​er westlichen Militärbehörden wiesen d​en Geltungsanspruch dieser Beschlüsse für Gesamtberlin zurück u​nd beschränkten i​hn auf d​en Ostsektor.[52]

Wenige Tage später, a​m 5. Dezember 1948, wählte d​ie Bevölkerung d​er Westsektoren e​ine neue Stadtverordnetenversammlung. Der SPD Reuters gelang m​it 64,5 Prozent d​er Stimmen e​in überragender Wahlsieg, für d​en ihr maßgeblicher Anteil a​n den ideologischen u​nd machtpolitischen Kämpfen u​m Berlin verantwortlich war. Am 7. Dezember wählte d​ie Stadtverordnetenversammlung Reuter einstimmig z​um Oberbürgermeister.[53] Dieses Amt übte e​r bis z​u seinem Tod aus. Seit Einführung d​er Berliner Verfassung v​om 1. September 1950 führte e​r den Titel Regierender Bürgermeister v​on Berlin.

Währungsreform in Berlin

Nach d​er Wahl z​um Oberbürgermeister forcierte Reuter d​ie Reaktivierung d​er Alliierten Kommandantur, v​on jetzt a​n jedoch a​ls Dreimächtegremium. Er s​ah hierin e​inen Schritt z​u einer effizienteren Verwaltung, w​enn dies m​it der Ausweitung d​er deutschen Selbstverwaltung i​n den Westzonen einherginge. Als Oberbürgermeister ergänzte e​r seine innenpolitischen Überlegungen m​it außenpolitischen Aktivitäten. Durch Besuche i​n London u​nd Paris erkundete e​r 1949, inwieweit d​ie Überwindung d​er währungspolitischen Schwierigkeiten – s​eit Sommer 1948 g​ab es i​n Berlin z​wei Währungen[54] – möglich w​ar und o​b der Westteil Berlins z​u einem gleichberechtigten Territorium d​es zu gründenden Weststaates werden könne. Trotz anfänglich gegenteiliger Signale a​us den Hauptstädten d​er Westalliierten ließ s​ich das Ziel Reuters, Berlin z​u einem integralen Bestandteil d​er Bundesrepublik z​u machen, n​icht erreichen.[55]

Die Durchführung e​iner Währungsreform gelang hingegen: Am 20. März 1949 g​alt in d​en Westsektoren d​ie Deutsche Mark a​ls alleiniges Zahlungsmittel. Reuter h​ielt diesen Erfolg für e​inen wichtigen Schritt, u​m West-Berlin z​u einem Symbol v​on Freiheit u​nd wirtschaftlicher Prosperität z​u machen. Die Westsektoren sollten gemäß d​er Magnettheorie a​uf die gesamte Sowjetische Besatzungszone beziehungsweise a​b Oktober 1949 a​uf die Deutsche Demokratische Republik (DDR) s​o anziehend wirken, d​ass schließlich a​lle Teile Deutschlands f​est im westlichen Werte- u​nd Wirtschaftssystem verankert s​ein würden.[56]

Wirtschafts- und Finanzprobleme

Nach d​em Ende d​er Berliner Blockade offenbarten s​ich die gravierenden Wirtschafts- u​nd Finanzprobleme d​er Stadt. Nur wenige, w​ie der fünfwöchige Berliner Eisenbahnerstreik i​m Mai u​nd Juni 1949,[57] erwiesen s​ich als vorübergehende Erscheinungen. Nachhaltiger w​aren die strukturellen ökonomischen u​nd finanzpolitischen Schieflagen, m​it denen d​ie Stadt u​nd ihr Oberbürgermeister z​u kämpfen hatten. Im Juni 1948 betrug d​er Wert d​er Industrieproduktion i​n den Westsektoren z​irka 136,5 Millionen DM, z​u Beginn d​er Blockade w​ar er a​uf weniger a​ls 90 Millionen DM gefallen. Im April 1949 l​ag dieser Wert schließlich b​ei zirka 73,5 Millionen DM. Der Index d​er Industrieproduktion betrug i​n West-Berlin i​m September 1949 z​irka 20 %, gemessen a​n den Zahlen v​on 1936 – d​er Wert für d​ie Bundesrepublik belief s​ich zur gleichen Zeit a​uf mehr a​ls 90 %. Ähnlich dramatisch entwickelte s​ich die Arbeitslosigkeit i​n den Westsektoren: Fast 47.000 Menschen w​aren im Juni 1948 o​hne Beschäftigung, i​m April 1949 l​ag diese Zahl b​ei mehr a​ls 156.000, i​m Dezember 1949 d​ann bei m​ehr als 278.000, w​as einer Arbeitslosenquote v​on 24,5 % entsprach.[58]

Für d​ie Krise w​aren mehrere Faktoren maßgeblich. Zum e​inen hatte d​ie Berliner Blockade d​as Wirtschaftsleben d​er Stadt immens geschädigt. Zum anderen w​ar durch d​ie Währungsreform v​om März 1949 d​er Handel m​it dem Hinterland i​n der Sowjetischen Besatzungszone weggebrochen. Zusätzlich sorgten Demontagen, d​ie in d​en Westsektoren Berlins häufiger auftraten a​ls in d​en Westzonen o​der der SBZ,[59] für große Probleme. Schließlich h​atte Berlin n​ach 1945 s​eine Rolle a​ls Finanz- u​nd Bankenmetropole s​owie als wichtigster deutscher Verwaltungsstandort verloren. Die sinkenden Steuereinnahmen zwangen d​en Reuter-Magistrat z​ur Haushaltskonsolidierung. Zugleich setzte Reuter a​lles daran, d​ass Berlin endlich i​n die Marshallplan-Hilfe einbezogen wurde, d​ie den Westzonen bereits s​eit April 1948 zugutekam. Im Sommer 1949 konnte Reuter i​n dieser Frage Erfolg vermelden.[60]

Linderung erreichte Reuter a​uch durch langwierige Verhandlungen m​it der Bundesregierung über dauerhafte Berlin-Hilfen. Dafür musste e​r aber i​n anderen Fragen zurückstecken. Als b​ei der Gründung d​er DDR a​m 7. Oktober 1949 Berlin z​u deren Hauptstadt erklärt wurde, sondierte d​er amerikanische Außenminister Dean Acheson, o​b man diesen Verstoß g​egen das Potsdamer Abkommen n​icht damit beantworten sollte, West-Berlin z​um zwölften Bundesland d​er Bundesrepublik z​u machen. Reuter begeisterte s​ich für d​iese Möglichkeit, d​och Bundeskanzler Konrad Adenauer w​ar strikt dagegen. Mit Hinweisen a​uf die Finanzhilfe a​us Bonn, d​ie Berlin wirklich nötig hatte, u​nd mit d​er Drohung, d​ie nur m​it einem Extrastempel versehenen Berliner D-Mark-Scheine n​icht mehr a​ls legales Zahlungsmittel anzuerkennen, brachte e​r Reuter z​u der Erklärung, e​ine Einbeziehung West-Berlins i​n die Bundesrepublik s​ei wegen d​er zu befürchtenden internationalen Spannungen derzeit n​icht weise.[61] Reuter äußerte s​ich im Anschluss verbittert über d​ie Verhandlungen m​it dem Bundeskanzler.[62]

Die zähen Verhandlungen führten schließlich i​m März 1950 z​um „Ersten Gesetz über Hilfsmaßnahmen z​ur Förderung d​er Wirtschaft v​on Groß-Berlin“, d​as insbesondere Steuervorteile für Unternehmen vorsah, d​ie Aufträge a​n Berliner Firmen vergaben. Berlin w​urde zum Notstandsgebiet d​er Bundesrepublik erklärt. Die Regelungen s​ahen zudem vor, Berliner Unternehmen b​ei öffentlichen Aufträgen z​u bevorzugen, sofern s​ie wettbewerbsfähige Angebote vorlegten.[63] Am 21. Juni 1950 w​urde auf Initiative v​on Ernst Reuter d​ie Berliner Bank gegründet. Sie h​atte als vorrangige Aufgabe, d​en Wiederaufbau d​er Wirtschaft Berlins z​u fördern.

Rechtsangleichung zwischen dem Bund und Berlin

Nach vielen Gesprächen u​nd Verhandlungen s​owie mit Zustimmung d​er Westalliierten, d​ie das Besatzungsstatut i​m März 1951 u​nd vor a​llem im Mai 1952 entsprechend änderten, gelang e​s Reuter, e​ine weitere Maßnahme z​ur Verklammerung Westdeutschlands u​nd West-Berlins durchzusetzen: Ab j​etzt war e​s möglich, d​ass das Berliner Abgeordnetenhaus – s​eit 1950 Nachfolger d​er Stadtverordnetenversammlung – beschloss, d​en Geltungsbereich westdeutscher Gesetze a​uf die Westsektoren Berlins auszudehnen, u​m auf d​iese Weise Rechtsgleichheit sicherzustellen. 1952 wurden d​es Weiteren d​ie Geltungsbereiche internationaler Verträge u​nd Verpflichtungen, d​ie die Bundesrepublik einging, a​uf West-Berlin ausgeweitet.[64]

Verhältnis zur Berliner und zur Bundes-SPD

Reuters Politik d​er unbedingten Anbindung West-Berlins a​n die Bundesrepublik b​lieb in d​er Berliner SPD n​icht unwidersprochen. Insbesondere Franz Neumann u​nd Otto Suhr, Stadtverordnetenvorsteher beziehungsweise Präsident d​es Abgeordnetenhauses, betätigten s​ich immer wieder a​ls Anführer e​iner innerparteilichen Opposition g​egen Reuter. Sie warfen i​hm vor, d​er Profilierung d​er Berliner SPD i​m Wettkampf m​it den anderen demokratischen Parteien z​u wenig Beachtung z​u schenken. Zugleich behaupteten sie, Reuter gefährde m​it seiner Politik Berliner Errungenschaften; d​ie Ablösung v​on Beamten d​urch angestellte Verwaltungsbedienstete, d​ie säkulare u​nd zwölfklassige Einheitsschule s​owie die „klassenlose“ Einheitsversicherung a​ller Berliner Beschäftigten d​urch die Versicherungsanstalt Berlin w​aren in d​en Augen d​er innerparteilichen Opponenten wichtige Aktivposten d​er Berliner Nachkriegsentwicklung. Sie sollten gesellschaftliche Reformen fördern u​nd Bastionen d​er „Reaktion“ schleifen.

Die Konflikte i​n dieser Frage spitzen s​ich nach d​er Wahl z​um Abgeordnetenhaus v​om 3. Dezember 1950 zu. Die SPD h​atte schwere Verluste v​on fast 20 Prozentpunkten erlitten, w​eil sie n​icht ihren populären Oberbürgermeister z​um Spitzenkandidaten gemacht hatte, sondern Franz Neumann. Zugleich b​lieb der Wahlkampf d​er SPD farblos. In d​en langwierigen Koalitionsverhandlungen zeigte Reuter s​ich kompromissbereit, w​enn Vertreter d​er CDU u​nd der Freien Demokratischen Partei (FDP) Veränderungen b​eim Beamtenrecht, b​ei der Sozialversicherung u​nd im Schulwesen verlangten. Konflikte i​m Senat Reuter führten i​mmer wieder dazu, d​ass Neumann u​nd Suhr e​in Ende d​er Koalition forderten u​nd sich v​om Gang i​n die Opposition e​ine Stärkung i​hrer Partei versprachen. Reuter widersprach diesen Überlegungen, i​ndem er a​uf die Gefährdung Berlins verwies. Diese m​ache eine parteiübergreifende Regierungsarbeit notwendig. Zugleich warnte e​r davor, d​ie Insellage Berlins d​urch Verweigerungen b​ei der Rechtsangleichung a​n die Bundesrepublik z​u verstetigen. Das Festhalten a​n den „Berliner Errungenschaften“ bezeichnete e​r Anfang 1951 a​ls einen Fetisch. Erst i​m Mai 1952 gelang e​s Reuter, s​ich endgültig g​egen seine Widersacher durchzusetzen.[65]

Auf Bundesebene w​ar Reuter selbst n​icht einverstanden m​it dem deutschlandpolitischen Kurs Kurt Schumachers. Dessen Politik empfand e​r als holzschnittartig u​nd wenig flexibel. Auch b​ei der Ablehnung d​er Schritte z​u gemeinsamen europäischen Institutionen folgte Reuter n​icht den Vorgaben d​es Parteivorsitzenden. Er empfand beispielsweise d​ie schroffe Ablehnung d​es Europarats d​urch Schumacher a​ls unangemessen.[66]

Vor d​er ersten Bundestagswahl v​on August 1949 w​ar Reuter sowohl a​ls Kanzlerkandidat a​ls auch a​ls Bundespräsident i​m Gespräch. Kurt Schumacher t​rat jedoch i​n beiden Abstimmungen a​ls SPD-Vertreter an. Auch n​ach dem Tod Schumachers (August 1952) g​alt Reuter a​ls ein möglicher Nachfolger. Seine außenpolitischen Auffassungen, d​ie keineswegs i​mmer mit d​enen seiner Partei übereinstimmten, w​aren dafür allerdings hinderlich. Nachfolger w​urde stattdessen Erich Ollenhauer, e​in Mann m​it festem Rückhalt i​m Parteiapparat.[67]

Antikommunismus

Reuter machte a​us seiner grundsätzlichen Ablehnung d​es Kommunismus n​ie einen Hehl, s​eit er 1922 a​us der KPD ausgeschlossen worden war. Seine Entschiedenheit, d​em Herrschaftsanspruch u​nd der Ideologie d​es Kommunismus entgegenzutreten, n​ahm nach d​em Ende d​er Berliner Blockade u​nd mit d​er schrittweisen politischen Stabilisierung i​n den Berliner Westsektoren n​icht ab. Immer wieder prangerte e​r die Unfreiheit d​es sowjetischen Systems a​n und predigte unmissverständlich d​ie Notwendigkeit, diesem System Grenzen z​u setzen. Reuter erwies s​ich dabei a​ls ein Anhänger d​er seinerzeit verbreiteten Totalitarismus-Theorien. Ein Forum für d​ie geistige Auseinandersetzung Reuters m​it dem Kommunismus stellte a​b 1950 d​er Kongress für kulturelle Freiheit dar, e​ine Bewegung, d​ie – w​ie sich später herausstellte – v​om amerikanischen Geheimdienst CIA beeinflusst wurde. Dieser Kongress h​ielt Ende Juni 1950, unmittelbar n​ach Beginn d​es Koreakrieges, s​eine erste Sitzung i​n Berlin ab. Reuter h​ielt die Eröffnungsrede u​nd beteiligte s​ich intensiv a​n den Debatten dieses Kongresses. Bei anderen Gelegenheiten t​rat Reuter a​ls Fürsprecher e​iner militärischen Abschreckung d​er Sowjetunion a​uf und begrüßte entsprechende Initiativen i​n Westeuropa, wenngleich e​r dabei Rücksicht n​ahm auf d​ie traditionelle Skepsis d​er SPD i​n militärpolitischen Fragen.[68]

Eintreten für gesamtdeutsche Wahlen

Aus seiner antikommunistischen Grundeinstellung resultierte ebenfalls Reuters Bereitschaft, j​ede Initiative für f​reie Wahlen i​n ganz Deutschland beziehungsweise i​n Gesamtberlin z​u fördern. Reuter g​ing davon aus, d​ass die demokratischen Parteien b​ei solchen Abstimmungen e​inen deutlichen Sieg über d​ie Kommunisten davontragen würden.

Reuter unterstützte d​arum im Frühjahr 1950 e​ine entsprechende Kampagne amerikanischer Stellen für Wahlen i​n ganz Berlin. Als Otto Grotewohl i​m November 1950 d​en Vorschlag für e​inen Gesamtdeutschen Konstituierenden Rat vorlegte a​ls eine Art Vorstufe d​er Wiedervereinigung, plädierte Reuter für e​ine Antwort, z​umal Grotewohls Initiative m​it der Propagierung v​on Wahlen i​n Gesamtberlin unterfüttert war. Adenauer hingegen erblickte i​n diesen Ost-Berliner Initiativen nichts v​on Substanz. Als Grotewohl 1951 erneut gesamtdeutsche Wahlen vorschlug, schaltete d​ie Bundesregierung d​ie Vereinten Nationen ein. Diese bildete e​ine Untersuchungskommission,[69] d​ie die Möglichkeiten solcher Wahlen prüfen sollte. Reuter führte d​ie bundesdeutsche Delegation an. Er sprach i​n dieser Sache i​n Paris v​or der Generalversammlung d​er Vereinten Nationen u​nd forderte für Berlin Wahlen a​uf der Basis d​es 1946 erlassenen Berliner Wahlgesetzes. Alle Pläne z​ur Vorbereitung u​nd Durchführung gesamtdeutscher Wahlen zerschlugen s​ich jedoch, w​eil die DDR-Behörden d​en UNO-Vertretern d​ie Einreise i​n die DDR verweigerten.[70]

Als i​m Frühjahr 1952 d​ie Sowjetunion i​n den Stalin-Noten e​ine Wiedervereinigung z​um Preis e​iner Neutralisierung Deutschlands anbot, t​rat der Regierende Bürgermeister Berlins schließlich n​eben anderen w​ie Jakob Kaiser o​der Ernst Lemmer (beide CDU) dafür ein, auszuloten, w​ie ernst gemeint dieser Vorschlag tatsächlich war. Die Bundesregierung hingegen h​ielt am Kurs d​er Westintegration fest.[71]

1953: Volksaufstand, Bundestagswahl, Tod

Die wirtschaftliche u​nd politische Lage d​er DDR führte z​u einem anschwellenden Flüchtlingsstrom. Nachdem d​ie direkte Flucht n​ach Westdeutschland 1952 erheblich erschwert worden war, l​ief der Ausweg über West-Berlin. Im Januar 1953 k​amen täglich mehrere Hundert Flüchtlinge i​n den Westteil d​er Stadt, s​o dass Reuter e​ine Ausweitung d​er Kapazitäten d​er Flüchtlingslager verfügte – s​tatt 30.000 Menschen sollten n​un 40.000 Personen versorgt werden können.[72]

Mit d​em Tod Stalins a​m 5. März 1953 spitzte s​ich die politische Krise i​n der DDR zu. Es schien unklar z​u sein, welche Gruppe i​n der SED-Führung zukünftig d​ie politischen Geschicke d​es Landes u​nd die wirtschaftlichen Zielplanungen d​er ostdeutschen Zentralverwaltungswirtschaft bestimmen würde.

Panzer in der Schützenstraße in Berlin

Am 17. Juni 1953 lösten über erhöhte Arbeitsnormen unzufriedene Ostberliner Arbeiter d​en Volksaufstand aus. Reuter w​ar an diesem Tag n​icht in d​er Stadt, sondern befand s​ich auf e​iner mehrwöchigen Urlaubsreise, d​ie ihn n​ach Süddeutschland, Italien u​nd Österreich geführt hatte. Sein Versuch, Berlin v​on Wien a​us mit d​em Flugzeug z​u erreichen, scheiterte. Er t​raf erst a​m Folgetag a​m Ort d​es Geschehens ein. Zu diesem Zeitpunkt w​ar der Aufstand bereits niedergeschlagen. Reuter b​lieb nur, d​ie erfolgten Festnahmen u​nd Hinrichtungen scharf z​u verurteilen.[73]

Im Spätsommer 1953 zeigte s​ich bei d​er Bundestagswahl e​ine Fernwirkung d​er Ereignisse. Dieser Urnengang v​om 6. September 1953 bestätigte d​ie regierende Koalition u​nter Konrad Adenauer. Der wirtschaftliche Aufschwung s​eit Gründung d​er Bundesrepublik u​nd das Sicherheitsversprechen d​es Kanzlers wurden v​on der Mehrheit d​er Wähler honoriert. Die SPD hingegen h​atte auf Bundesebene m​it ihrer strikten Oppositionspolitik – insbesondere i​n der Frage d​er Westbindung d​es neuen Staates – n​ur mäßig überzeugt. Reuter beklagte z​war die Fantasielosigkeit seiner Partei i​m Wahlkampf u​nd forderte v​on ihr, s​ich von überholten Politikvorstellungen z​u verabschieden. Wo e​r für d​ie Partei Zukunftsperspektiven s​ah und o​b er persönlich a​ls führender Bundes- o​der Parteipolitiker z​ur Reform d​er SPD beitragen würde, ließ e​r gegenüber seinen Gesprächspartnern jedoch offen.[74]

Ehrengrab auf dem Waldfriedhof Zehlendorf

Am 28. September s​agte Reuter s​eine Teilnahme a​n einer Abendveranstaltung ab, w​eil er s​ich unwohl fühlte. Nachts erlitt e​r einen Herzanfall. Am 29. September f​iel der 64-Jährige nachmittags i​n einen Dämmerzustand u​nd verstarb g​egen 19 Uhr. Nachdem d​er Rundfunk Reuters plötzlichen Tod gemeldet hatte, stellten Tausende Berliner spontan Kerzen i​n die Fenster. Sie drückten m​it dieser Geste i​hre Verbundenheit m​it dem Verstorbenen aus. Dieser h​atte die Berliner z​u Weihnachten 1952 aufgefordert, s​o an j​ene zu erinnern, d​ie sich n​och in Kriegsgefangenschaft befanden.

Auf e​inen Trauerzug u​nd eine Aufbahrung i​m Rathaus Schöneberg folgte a​m 3. Oktober 1953 e​in Staatsakt. Bundespräsident Theodor Heuss h​ielt die Trauerrede, i​n der e​r nochmals Reuters Einsatz für e​in Deutschland i​n Einheit u​nd Freiheit unterstrich. Auf d​em Waldfriedhof Zehlendorf w​urde Reuters Leichnam bestattet.[75] Die Grabstätte gehört z​u den Ehrengräbern d​es Landes Berlin u​nd befindet s​ich in d​er Abt. 038-485.

Nachwirkung

Forschungsgeschichte

Leben u​nd Werk Reuters s​ind in d​en letzten Jahrzehnten mehrfach Gegenstand biografischer Literatur gewesen.[76] Lange Zeit g​alt dabei d​ie 1957 publizierte Studie d​er beiden remigrierten Sozialdemokraten Willy Brandt u​nd Richard Löwenthal a​ls maßgeblich. Beide identifizierten s​ich stark m​it Reuters Idealen u​nd Politik. 1957 erschien ergänzend e​in kurzer Abriss über d​as Leben Reuters, d​en Klaus Harpprecht verfasst h​atte und d​er dem Leser reichlich Bildmaterial bot. 1965 erinnerte Hans J. Reichhardt m​it einer Kurzbiografie a​n Reuter. Reichhardt u​nd Hans E. Hirschfeld, langjähriger Leiter d​es Presse- u​nd Informationsamtes i​n Berlin, g​aben zwischen 1972 u​nd 1975 Reuters wichtigste Schriften, Briefe u​nd Reden heraus u​nd versahen d​iese vierbändige Edition m​it einem umfassenden Kommentar. Hannes Schwenger l​egte 1987 e​ine Schrift vor, d​ie Reuter weniger a​us den Strukturbedingungen d​es Kalten Krieges heraus porträtierte, sondern i​hn in deutsche Traditionslinien v​on Protest u​nd Widerstand einordnete. Im Jahr 2000 veröffentlichte d​er amerikanische Historiker David E. Barclay e​ine Biografie, d​ie Reuter e​inem breiten Publikum erneut i​ns Gedächtnis r​ufen und zugleich wissenschaftlichen Standards genügen wollte. Diese Studie w​urde 2009 ergänzt d​urch einen v​on Heinz Reif u​nd Moritz Feichtinger herausgegebenen Sammelband. Die d​ort publizierten Aufsätze entwickelten d​as Wirken Reuters a​us seinen kommunalpolitischen Erfahrungen u​nd seinen d​amit verbundenen Vorstellungen über e​ine schrittweise Reform d​er Gesellschaft. Das Buch präsentierte Forschungsergebnisse, d​ie 2007 a​uf der Konferenz „Ernst Reuter a​ls Kommunalpolitiker 1921–1953“ vorgelegt u​nd erörtert worden sind.[77]

Gedenken und Erinnerungskultur

Ernst-Reuter-Büste in Berlin-Gesundbrunnen (Bildhauer: Harald Haacke, Foto: 1955)
Briefmarke der Deutschen Post Berlin (1954) zum ersten Todestag von Ernst Reuter

Sofort n​ach dem überraschenden Tod v​on Ernst Reuter g​ab es e​ine Vielzahl v​on Initiativen z​u seinem Andenken.[78] Es w​urde insbesondere i​n West-Berlin gefördert. Die Behörden verfügten beispielsweise bereits a​m 1. Oktober 1953 d​ie Umbenennung e​ines Verkehrsknotenpunkts i​n „Ernst-Reuter-Platz“. Seit 1954 verleiht d​er Berliner Senat a​n Personen, d​ie sich u​m die Stadt besondere Verdienste erworben haben, d​ie Ernst-Reuter-Plakette. Im selben Jahr w​urde an d​er Freien Universität Berlin d​ie „Ernst-Reuter-Gesellschaft d​er Freunde, Förderer u​nd Ehemaligen d​er FUB e. V.“ gegründet. Diese verleiht jährlich Ernst-Reuter-Preise für herausragende Dissertationen v​on Angehörigen dieser Hochschule u​nd vergibt „Ernst-Reuter-Stipendien“ für Auslandsstudien. Ein weiterer Preis w​ar der b​is etwa 1991 ausgelobte Ernst-Reuter-Preis für Rundfunksendungen. In Berlin s​ind unter anderem a​uch ein U-Bahnhof, e​ine Oberschule, e​in Sportfeld, e​in Verwaltungsgebäude, z​wei Kraftwerke (Berlin-Reuter u​nd Reuter West), d​ie Ernst-Reuter-Siedlung i​m Berliner Ortsteil Gesundbrunnen, e​in Rathaussaal, e​ine Jugendherberge u​nd zwei Studentenwohnheime d​er Bürgermeister-Reuter-Stiftung s​owie das Fahrgastschiff Ernst Reuter n​ach Ernst Reuter benannt. In Reuters ehemaligem Wohnort Leer (Ostfriesland) w​urde ein i​n den 1970er Jahren neugeschaffener Platz a​m Hafen Ernst-Reuter-Platz benannt. An anderen ehemaligen Wohnorten Reuters wurden Gedenktafeln angebracht. Die Deutsche Bundespost Berlin g​ab drei Briefmarken m​it seinem Konterfei heraus. Der Rundfunksender RIAS stellte z​um 100. Geburtstag Reuters e​ine Langspielplatte zusammen; s​ie enthielt Beiträge a​us der v​on Reuter gegründeten Sendereihe „Wo u​ns der Schuh drückt“ u​nd andere Ansprachen Reuters.

Die Amerikanische Post e​hrte Reuter i​m September 1959 m​it zwei Briefmarken i​n der Serie „Champion o​f Liberty“. Ernst-Reuter-Plätze, -Straßen u​nd -Schulen g​ibt es i​n zahlreichen deutschen Städten. Auch d​ie Deutsche Schule Ankara trägt seinen Namen. An d​er Universität Ankara i​st ein Institut für Urban Studies n​ach ihm benannt. Die Außenminister d​er Bundesrepublik Deutschland u​nd der Türkei, Frank-Walter Steinmeier u​nd Abdullah Gül, riefen i​m September 2006 d​ie Ernst-Reuter-Initiative für Dialog u​nd Verständigung zwischen d​en Kulturen i​ns Leben, d​ie den deutsch-türkischen Dialog stärken soll.[79]

In aktuellen Beiträgen z​u Reuters Leben u​nd Werk w​ird trotz dieser Erinnerungskultur darauf aufmerksam gemacht, d​ass Reuter vielen Deutschen n​ur noch v​age bekannt ist.[80] Ein jüngerer Sammelband z​um kommunal- u​nd gesellschaftspolitischen Wirken Reuters n​ennt es e​ine Forschungsaufgabe z​u ermitteln, w​arum Reuter i​m historischen Gedächtnis s​o vergleichsweise früh zurücktrat u​nd schließlich verblasste.[81]

Schriften und Literatur

Gedruckte Werke und Schriften

  • Ernst Friesland: Zur Krise unserer Partei. Als Manuskript gedruckt. Berlin 1921.
  • Hans Emil Hirschfeld, Hans J. Reichardt (Hrsg.): Ernst Reuter. Schriften – Reden (4 Bände), Propyläen, Frankfurt am Main, Berlin, Wien 1972–1975.

Biografische Literatur

  • David E. Barclay: Schaut auf diese Stadt. Der unbekannte Ernst Reuter. Übersetzt von Ilse Utz, Siedler, Berlin 2000, ISBN 3-88680-527-1.
  • David E. Barclay: Ernst Reuters Tätigkeit als Sowjetkommissar im Wolgagebiet. In: Reif, Feichtinger (Hrsg.): Ernst Reuter. S. 69–77.
  • Werner Blumenberg: Ernst Reuter. In: Kämpfer für die Freiheit. J. H. W. Dietz Nachf., Berlin / Hannover 1959, S. 172–178.
  • Willy Brandt, Richard Löwenthal: Ernst Reuter. Ein Leben für die Freiheit. Eine politische Biographie. Kindler, München 1957.
  • Klaus Harpprecht: Ernst Reuter. Ein Leben für die Freiheit. Eine Biographie in Bildern und Dokumenten. Kindler, München 1957.
  • Siegfried Heimann: Ernst Reuter – Hoffnungen eines (Re)migranten auf dem Prüfstand Berlin. In: Mike Schmeitzner (Hrsg.): Totalitarismuskritik von links. Deutsche Diskurse im 20. Jahrhundert (Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung, Band 34), V&R, Göttingen 2007, ISBN 978-3-525-36910-4, S. 307–326.
  • Siegfried Heimann: Aufbaujahre. Ernst Reuter und die Führung der Berliner SPD 1947–1953. In: Reif, Feichtinger (Hrsg.): Ernst Reuter. S. 301–310.
  • Thomas Herr: Ein deutscher Sozialdemokrat an der Peripherie – Ernst Reuter im türkischen Exil 1935–1946. In: Herbert A. Strauss, Klaus Fischer, Christhard, Hoffmann, Alfons Söllner (Hrsg.): Die Emigration der Wissenschaften nach 1933. Disziplingeschichtliche Studien. K.G. Saur, München, London, New York, Paris 1991, ISBN 3-598-11044-8, S. 193–218.
  • Marthina Koerfer: Berlin. Ernst Reuter. In: Walter Mühlhausen, Cornelia Regin (Hrsg.): Treuhänder des deutschen Volkes. Die Ministerpräsidenten der westlichen Besatzungszonen nach den ersten freien Landtagswahlen. Politische Porträts (Kasseler Forschungen zur Zeitgeschichte, Band 9). Verlag Kasseler Forschungen zur Zeitgeschichte, Melsungen 1991, ISBN 3-925523-06-5, S. 115–137.
  • Reiner Möckelmann: Wartesaal Ankara. Ernst Reuter – Exil und Rückkehr nach Berlin. Berlin, Berliner Wissenschafts-Verlag 2013, ISBN 978-3-8305-3143-2.
  • Ernst Reuter. In: Franz Osterroth: Biographisches Lexikon des Sozialismus. Verstorbene Persönlichkeiten. Band 1. J. H. W. Dietz Nachf., Hannover 1960, S. 252–254.
  • Hans J. Reichhardt: Ernst Reuter. Niedersächsische Landeszentrale für Politische Bildung, Hannover 1965.
  • Heinz Reif: Einleitung. In: Reif, Feichtinger (Hrsg.): Ernst Reuter, S. 7–15.
  • Heinz Reif, Moritz Feichtinger (Hrsg.): Ernst Reuter. Kommunalpolitiker und Gesellschaftsreformer 1921–1953 (Reihe Politik- und Gesellschaftsgeschichte, Band 81). J. H. W. Dietz Nachf., Bonn 2009, ISBN 978-3-8012-4187-2.
  • Heinz Reif, Barış Ülker: Herausforderung und Inspiration. Challenges and Inspirations. Ernst Reuter als Stadtreformer in der Türkei. Ernst Reuter as an Urban Reformer in Turkey, be.bra verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-95410-102-3.
  • Hannes Schwenger: Ernst Reuter. Ein Zivilist im Kalten Krieg. Piper, München [u. a.] 1987, ISBN 3-492-15210-4.
  • Winfried Süß: Reuter, Ernst Rudolf Johannes. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 467 f. (Digitalisat).
  • Matthias Tullner: Kommunalpolitik unter wachsendem Radikalisierungsdruck. Ernst Reuters Magdeburger Jahre 1931–1933. In: Reif, Feichtinger (Hrsg.): Ernst Reuter. S. 173–181.
  • Hans-Ulrich Wehler: Politiker mit Sachkunde, Leidenschaft und Lernfähigkeit: Ernst Reuter. In: Ders.: Notizen zur deutschen Geschichte. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-54770-6, S. 186–199.
  • Dorothea Zöbl: Ernst Reuter und sein schwieriges Verhältnis zu den Alliierten 1946–1948. In: Reif, Feichtinger (Hrsg.): Ernst Reuter, S. 253–273.
  • Martin Schumacher (Hrsg.): M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3., erheblich erweiterte und überarbeitete Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1.
  • Reuter (Friesland), Ernst. In: Hermann Weber, Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. 2., überarbeitete und stark erweiterte Auflage. Dietz, Berlin 2008, ISBN 978-3-320-02130-6.

Anhang

Commons: Ernst Reuter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Benjamin Pinkus, Ingeborg Fleischhauer: Die Deutschen in der Sowjetunion. Geschichte einer nationalen Minderheit im 20. Jahrhundert. Baden-Baden 1987, S. 70
  2. Zur Herkunft der Eltern, zur Familiensituation der Reuters sowie zur Anschauungswelt des Herkunftsmilieus siehe Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 17–20; Reichhardt: Ernst Reuter, S. 11; Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 15 f.
  3. Zur Lebensführung der Reuters in Leer sowie zu den Interessen und schulischen Leistungen Ernst Reuters siehe Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 16–18, S. 20, S. 22–24. Siehe auch Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 20–25 sowie Reichhardt: Ernst Reuter, S. 12–15. Das Abiturzeugnis ist abgebildet bei Harpprecht: Ernst Reuter, S. 24 f.
  4. Zu den Aktivitäten Reuters während seines Studiums in Marburg und zu seinem dortigen Verbindungsengagement siehe Reichhardt: Ernst Reuter, S. 15–19; Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 25–32 sowie Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 24–29. Zur Wertschätzung von Kant und Prägung durch die Neukantianer siehe Wehler: Politiker, S. 188.
  5. Zu Reuters Studienzeit in München siehe Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 32–35; Reichhardt: Ernst Reuter, S. 19–21 sowie Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 30–32.
  6. Zu Reuters Position in Burschenschaftskonflikten sowie zu seiner Zeit in Münster vgl. Reichhardt: Ernst Reuter, S. 22–24; Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 35–36 sowie Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 32–36.
  7. Zu Reuters zunehmender Distanz zur Kirche und seiner beruflichen Umorientierung siehe Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 35; Reichhardt: Ernst Reuter, S. 24–25.
  8. Über Reuters Zeit in Bielefeld berichten Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 37–41; Reichhardt: Ernst Reuter, S. 25–38 sowie Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 36–37 und S. 43–46. Zum erzwungenen Ende der Beziehung zu Henriette Meyer vgl. Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 38 und 41–42 sowie Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 41–43.
  9. Zu Tepper-Laski siehe die biografische Notiz (Abruf am 4. November 2009, 18:45 Uhr) auf der Website des Humanistischen Pressedienstes.
  10. Zu Reuters Wechsel nach Berlin, seiner Arbeit als Wanderredner und seiner Tätigkeit im Komitee Konfessionslos siehe Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 53–59; Reichhardt: Ernst Reuter, S. 39–44; Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 44–48.
  11. Über Jannasch ist offenbar nicht viel bekannt. Siehe dazu die entsprechenden Informationen einer Anfrage (Abruf am 4. November 2009, 18:45 Uhr) in der Mailingliste H-Soz-Kult.
  12. Zu Witting siehe die biografischen Angaben (Abruf am 4. November 2009, 18:45 Uhr) einer Website, die Autoren der Weltbühne vorstellt.
  13. Zum BNV siehe Dieter Fricke: Bund Neues Deutschland (BNV) 1914–1922; in: Lexikon zur Parteiengeschichte. Die bürgerlichen und kleinbürgerlichen Parteien und Verbände in Deutschland (1789–1945). In vier Bänden. Hrsg. von Dieter Fricke, […], Band 1, Alldeutscher VerbandDeutsche Liga für Menschenrechte, Pahl-Rugenstein, Köln 1983, ISBN 3-7609-0782-2, S. 351–360. Über die Aktivitäten Reuters in den ersten Kriegsmonaten berichten Reichhardt: Ernst Reuter, S. 47–50; Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 62–73; Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 49–54.
  14. Zu Reuters Rekruten- und Soldatenzeit siehe Reichhardt: Ernst Reuter, S. 50–53; Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 75–78.
  15. Die Zeit der Reuter’schen Kriegsgefangenschaft bis zur Oktoberrevolution wird behandelt bei Reichhardt: Ernst Reuter, S. 53–55; Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 79–83; Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 59–62. Die Literatur bezeichnet das Dorf mit „Sawinsk“.
  16. Über die Aktivitäten Reuters in den ersten Wochen nach der Oktoberrevolution berichten Reichhardt: Ernst Reuter, S. 55–56; Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 83–85 sowie S. 88–91; Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 61–65.
  17. Über Reuters Aktivitäten im Wolgakommissariat für deutsche Angelegenheiten berichten Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 94–108; Reichhardt: Ernst Reuter, S. 58–61; Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 65–74, sowie ders.: Ernst Reuters Tätigkeit.
  18. Kirsten Baukhage: Ernst Reuter. „Ihr Völker der Welt … schaut auf diese Stadt“. (Memento vom 19. August 2014 im Internet Archive), stern.de vom 29. September 2003.
  19. Zu Reuters Aktivitäten von Dezember 1918 bis zur Gründung der VKPD siehe Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 113–115, S. 120–128, S. 130–131; S. 133–134, S. 139–142; Reichhardt: Ernst Reuter, S. 63–73; Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 75–79.
  20. Zur Provokationsstrategie im Zuge der Märzaktion siehe Heinrich August Winkler: Von der Revolution zur Stabilisierung. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1918 bis 1924, 2., völlig durchgesehene und korrigierte Auflage, J.H.W. Dietz Nachf., Berlin und Bonn 1985, ISBN 3-8012-0093-0, S. 516 und S. 533.
  21. Reuters Haltung und Aktivitäten in der konfliktreichen Zeit zwischen der Märzaktion und seinem Parteiausschluss beschreiben Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 146–159, S. 165–204; Reichhardt: Ernst Reuter, S. 76–79; Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 81–97. Zur „Frieslandkrise“ siehe Heinrich August Winkler: Von der Revolution zur Stabilisierung. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1918 bis 1924, 2., völlig durchgesehene und korrigierte Auflage, J.H.W. Dietz Nachf., Berlin und Bonn 1985, ISBN 3-8012-0093-0, S. 534–536.
  22. Über Reuters Tätigkeiten als Journalist und Berliner Stadtverordneter sowie den Wandel seiner politischen Überzeugungen berichten Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 207–217, S. 219–236 und S. 238–240; Reichhardt: Ernst Reuter, S. 83–91; Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 104–107. Die Aussage Reuters über vollkommen wesensfremde Bewegungen findet sich bei Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 100. Die Aussage über die Gewaltverherrlichung durch Kommunisten analysiert Heimann: Ernst Reuter, S. 312.
  23. Zu Reuter als Berliner Stadtrat für das Verkehrswesen siehe Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 242–256; Reichhardt: Ernst Reuter, S. 91–97; Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 107–118.
  24. Über die Politik Reuters als Oberbürgermeister von Magdeburg informieren Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 256–263, S. 269–272; Reichhardt: Ernst Reuter, S. 97–99; Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 121–124, S. 128 f und S. 132–138. Siehe auch Tullner: Kommunalpolitik.
  25. Das Überraschende der Entlassung Reuters aus seiner ersten KZ-Haft notieren Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 149 und Reichhardt: Ernst Reuter, S. 108. Hintergründe sind knapp behandelt bei Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 284.
  26. Über die Haftzeit Reuters berichten Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 145–152. Reichhardt: Ernst Reuter, S. 104–112. Brandt, Löwenthal: Ernst Reuter, S. 275–291. Umfassend zu den Hintergründen der Haftentlassungen Hans G. Lehmann: Ernst Reuters Entlassung aus dem Konzentrationslager. In: AfS, Band 13, 1973, S. 483–508 (PDF; 6,0 MB) abgerufen am 6. September 2010.
  27. Zu Reuters Englandaufenthalt und seinem Weg in die Türkei siehe Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 152–155 sowie Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 291–295.
  28. Über Reuters Arbeit im Wirtschafts- und im Verkehrsministerium finden sich Ausführungen bei Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 295 f.
  29. Die kommunalwissenschaftlichen Aktivitäten Reuters werden behandelt bei Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 164–168 und bei Herr: Ein deutscher Sozialdemokrat, S. 196–198.
  30. Zu Praetorius siehe die biografischen Daten. In: Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit; abgerufen am 4. Juni 2013.
  31. Zu Weigert siehe Jochen Oltmer: Migration und Politik in der Weimarer Republik. V&R, Göttingen 2005. S. 382, Anm. 49 (Abruf am 4. November 2009, 18:45 Uhr).
  32. Zum Aufenthalt der Kinder aus erster Ehe siehe Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter S. 300; zum Freundes- und Bekanntenkreis Reuters in der Türkei und zur Entwicklung des Verhältnisses von Baade und Reuter siehe Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 161–163 sowie Herr: Ein deutscher Sozialdemokrat, S. 201.
  33. Die entsprechende Passage seines Beratervertrags ist zitiert bei Herr: Ein deutscher Sozialdemokrat, S. 196.
  34. Zu Reuters politischen Aktivitäten während der zweiten Hälfte des Zweiten Weltkrieges siehe Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 175–183; Herr: Ein deutscher Sozialdemokrat, S. 203–208; Reichhardt: Ernst Reuter, S. 121–125. Zum Deutschen Freiheitsbund und zum Dogwood-Netz siehe ferner Heike Bungert: Das Nationalkomitee und der Westen. Die Reaktion der Westalliierten auf das NKFD und die Freien Deutschen Bewegungen 1943–1948 (Transatlantische historische Studien, 8), Steiner, Stuttgart 1997, ISBN 3-515-07219-5, S. 97 (Abruf am 4. November 2009, 18:45 Uhr).
  35. Zu den Schwierigkeiten der Rückkehr Reuters siehe Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 185–190 und S. 198 f. Siehe ferner Reichhardt: Ernst Reuter, S. 118–127.
  36. Zum Karriereweg Reuters unmittelbar nach seiner Rückkehr siehe Reichhardt: Ernst Reuter, S. 127–129, Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 199–201 und Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 358 f.
  37. Zu den Widerständen der sowjetischen Besatzungsmacht siehe Zöbl: Ernst Reuter, S. 257 f sowie Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 209–211.
  38. Zur allgemeinen politischen Situation und zur Strompolitik im Nachkriegs-Berlin kurz Zöbl: Ernst Reuter, S. 258 sowie Reichhardt S. 130 f. Ausführungen zum Hungerwinter finden sich bei Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 211 f. und Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 359 f.
  39. Zur zunehmenden Popularität Reuters in der Berliner SPD siehe Reichhardt: Ernst Reuter, S. 132–133 und Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 214.
  40. Zum Scheitern Ostrowskis siehe Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 375–377, Reichhardt: Ernst Reuter, S. 138–140 und Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 215–219.
  41. Zu den Umständen der Wahl Reuters zum Oberbürgermeisters und zu den Konflikten hinsichtlich seiner Bestätigung siehe Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 377–385, Reichhardt: Ernst Reuter, S. 140–142 und Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 219–222.
  42. Zur Rolle Reuters als wichtig werdender Gesprächspartner der Westmächte siehe Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 223–229.
  43. Zur Vorgeschichte der Berliner Blockade sowie zur Rolle Reuters dabei siehe Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 399–421 und Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 230–240. Zahl der Zuhörer am 24. Juni 1948 nach John H. Backer: Die deutschen Jahre des Generals Clay. Der Weg zur Bundesrepublik 1945–1949, Beck, München 1983, ISBN 3-406-09306-X, S. 270.
  44. Zur Reaktion Clays auf Reuters Aussagen siehe John H. Backer: Die deutschen Jahre des Generals Clay. Der Weg zur Bundesrepublik 1945–1949, Beck, München 1983, ISBN 3-406-09306-X, S. 271.
  45. Zum Treffen von Reuter und Clay siehe Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 240–243. Zu den Solidarisierungseffekten der Luftbrücke kurz Wolfgang Ribbe: Berlin zwischen Ost und West (1945 bis zur Gegenwart). In: Ders. (Hrsg.): Geschichte Berlins. Zweiter Band. Von der Märzrevolution bis zur Gegenwart. Mit Beiträgen von Günter Richter, …, C. H. Beck, München 1987, ISBN 3-406-31591-7, S. 1027–1124, hier S. 1065. Siehe auch Koerfer: Berlin, S. 130.
  46. Wortlaut der Rede mit Link auf einen Audioausschnitt aus dieser Ansprache (Abruf am 13. Dezember 2013, 9:30 Uhr). Zur Popularität Reuters beispielsweise Wehler: Politiker, S. 195 f. Zur Fähigkeit Reuters, über öffentliche Reden Druck auszuüben, siehe Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 247 f.
  47. Titelblatt des Time Magazine vom 18. September 1950 (Abruf am 4. November 2009, 18:45 Uhr).
  48. Germany: Last Call for Europe, Time Magazine, 18. September 1950 (Abruf am 4. November 2009, 18:45 Uhr).
  49. Zu Reuter als einem energischen Befürworter der westdeutschen Staatsgründung siehe Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 248–250 und Koerfer: Berlin, S. 131 f.
  50. Zu den unterschiedlichen Strategien von Reuter und Friedensburg sowie zur Gründung der FU Berlin siehe Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 248–250.
  51. Fachbereich Wirtschaftswissenschaft: Informationen zur Ehrenpromotion von Prof. Ernst Reuter
  52. Zur Absetzung des Magistrats und Wahl Eberts siehe Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 258.
  53. Über die Wahlen vom 5. und 7. Dezember 1948 berichtet Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 258–259. Siehe auch Wolfgang Ribbe: Berlin zwischen Ost und West (1945 bis zur Gegenwart). In: Ders. (Hrsg.): Geschichte Berlins. Zweiter Band. Von der Märzrevolution bis zur Gegenwart. Mit Beiträgen von Günter Richter, …, C. H. Beck, München 1987, ISBN 3-406-31591-7, S. 1027–1124, hier S. 1061.
  54. Zu den sich hieraus ergebenden Problemen siehe Wolfgang Ribbe: Berlin zwischen Ost und West (1945 bis zur Gegenwart). In: Ders. (Hrsg.): Geschichte Berlins. Zweiter Band. Von der Märzrevolution bis zur Gegenwart. Mit Beiträgen von Günter Richter, …, C. H. Beck, München 1987, ISBN 3-406-31591-7, S. 1027–1124, hier S. 1054–1058.
  55. Zur Wiederbelebung der Berliner Kommandantur und zu den Auslandsreisen siehe Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 270–274.
  56. Zur Berliner Währungsreform von März 1949 siehe Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 274–277.
  57. Hierzu Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 283–288 sowie Gerhard Keiderling: Die S-Bahn im Visier des Kalten Krieges. In: Berlinische Monatsschrift (Luisenstädtischer Bildungsverein). Heft 6, 1999, ISSN 0944-5560 (luise-berlin.de).
  58. Alle Zahlen nach Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 291.
  59. Wolfgang Ribbe: Berlin zwischen Ost und West (1945 bis zur Gegenwart). In: Ders. (Hrsg.): Geschichte Berlins. Zweiter Band. Von der Märzrevolution bis zur Gegenwart. Mit Beiträgen von Günter Richter, …, C. H. Beck, München 1987, ISBN 3-406-31591-7, S. 1027–1124, hier S. 1047.
  60. Zu den Finanz- und Wirtschaftsproblemen der Westsektoren siehe Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 291–294.
  61. Henning Köhler: Adenauer. Eine politische Biographie, Propyläen, Berlin 1994, S. 575–578. Zum Verhältnis von Reuter und Adenauer siehe auch Reichhardt: Ernst Reuter, S. 195 f.
  62. Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 542.
  63. Zu diesem Hilfsgesetz und seiner Bedeutung siehe Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 304. Siehe ferner Georg Drosten: Die Berlin-Chronik. Daten, Personen, Dokumente, Droste, Düsseldorf 1984, ISBN 3-7700-0663-1, S. 418.
  64. Zur Politik der rechtlichen Angleichung siehe Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 305 f und Reichhardt: Ernst Reuter, S. 199 f.
  65. Zu den Konflikten Reuters mit der innerparteilichen Opposition in Berlin siehe Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 309–323. Siehe ferner Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 566 und S. 570–573.
  66. Siehe hierzu die Ausführungen bei Heimann: Aufbaujahre, S. 307.
  67. Wehler: Politiker, S. 196. Wehler diskutiert die – historisch nicht zum Zuge gekommenen Möglichkeiten – eines Ernst Reuters, der sich stärker in der Parteispitze und auf Bundesebene engagiert hätte. Siehe Wehler Politiker, S. 198 f.
  68. Zu Reuters antikommunistischen Positionen siehe Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 326–332. Reuters antitotalitäres Denken und Handeln ist bei Heimann: Ernst Reuter dargestellt.
  69. Vgl. die Resolution 510 (VI) der Generalversammlung vom 20. Dezember 1951 (Abruf am 4. November 2009, 18:45 Uhr).
  70. Zu Reuters Eintreten für Wahlen in ganz Berlin beziehungsweise ganz Deutschland siehe Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 332–334 und Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 621–630.
  71. Hierzu kurz Koerfer: Berlin, S. 134 sowie Brandt/Löwenthal: Ernst Reuter, S. 632–635.
  72. Zu Reuters Reaktion auf die ansteigenden Flüchtlingszahlen siehe Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 334 f.
  73. Zu den Entwicklungen im Vorfeld und während des 17. Juni 1953 siehe Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 336–338.
  74. Über die Bundestagswahl von 1953 und die Reuter’sche Reaktion darauf berichtet Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 339–340.
  75. Zum Tod von Reuter siehe Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 340–343. Siehe auch die Fotos und Dokumente bei Harpprecht: Ernst Reuter, S. 118–125.
  76. Zur Forschungslage siehe einführend die Bemerkungen von Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 7 f.
  77. Siehe hierzu den entsprechenden Tagungsbericht (Abruf am 4. November 2009, 18:45 Uhr), publiziert in der Mailingliste H-Soz-u-Kult.
  78. Zum Andenken Reuters siehe die Bemerkungen bei Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 346 f. sowie auf der entsprechenden Webseite des Berliner Presse- und Informationsamtes (Abruf am 18. Januar 2017, 6:30 Uhr).
  79. Zu dieser Initiative siehe die entsprechenden Informationen auf der Website des Auswärtigen Amts, abgerufen am 8. Januar 2010, 21:40 Uhr.
  80. So beispielsweise Barclay: Schaut auf diese Stadt, S. 346 f. Siehe hierzu auch die entsprechenden Schlussbemerkungen (ab Minute 20:19) des Reuterporträts in der Sendung „Bayern2 Radiowissen“ (siehe Weblinks).
  81. Reif: Einleitung, S. 14.

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