Sowjetisches Ehrenmal (Tiergarten)
Das Sowjetische Ehrenmal im Tiergarten befindet sich im Großen Tiergarten im Berliner Ortsteil Tiergarten (Bezirk Mitte) an der Straße des 17. Juni. Die Anlage wurde 1945 errichtet, um die im Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten der Roten Armee zu ehren.
Sowjetische Ehrenmale in Berlin
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden von der Roten Armee im Stadtgebiet von Berlin vier sowjetische Ehrenmale angelegt. Sie sollten an die getöteten Rotarmisten erinnern, insbesondere an die etwa 80.000 Soldaten, die bei der Schlacht um Berlin gefallen waren. Diese Ehrenmale sind nicht nur Denkmale an den Sieg, sondern zugleich Gedenkstätten in Verbund mit Soldatenfriedhöfen und somit sowjetische Kriegsgräberstätten in Deutschland. Das zentrale Ehrenmal ist die große Anlage im Treptower Park (Treptower Park). Daneben entstand das Ehrenmal im Großen Tiergarten, das Ehrenmal in der Schönholzer Heide (Schönholzer Heide) und das Ehrenmal im Bucher Schlosspark (Berlin-Buch). Die beiden letztgenannten befinden sich im Bezirk Pankow.
Standort und Einweihung des Bauwerks
Das Ehrenmal wurde aufgrund eines Beschlusses des Kriegsrats der 1. Weißrussischen Front von den Bildhauern Lew Kerbel und Wladimir Zigal gemeinsam mit dem Architekten Nikolai Sergijewski entworfen und an der Kreuzung der Siegesallee mit der damaligen Charlottenburger Chaussee (heute: Straße des 17. Juni) errichtet. Es wurde als Riegel errichtet, quer zu der damals existierenden wilhelminischen Siegesallee (erbaut in den Jahren 1895 bis 1901). Dieses Ehrenmal ist das letzte auf dem Kampfweg der 1. Weißrussischen Front von Küstrin über Seelow bis Berlin.[1] Am 11. November 1945 wurde das Ehrenmal mit einer Parade der alliierten Truppen eingeweiht.
Geschichte
Das Ehrenmal lag auf dem Territorium des Britischen Sektors von Berlin.[2] Der Viermächtestatus Berlins erlaubte jedoch die Bewachung durch sowjetische Soldaten. Nach dem Bau der Mauer im Jahr 1961 wurde es durch die britische Besatzungsmacht abgeriegelt und gesichert.[1]
1970 schoss der West-Berliner Hilfspfleger Ekkehard Weil auf einen am Ehrenmal aufgestellten sowjetischen Wachsoldaten, der bei dem Anschlag von zwei Kugeln getroffen wurde und überlebte. Der Attentäter hatte die Tat für den 7. November, den 53. Jahrestag der Oktoberrevolution, geplant, und zuvor mit roter Farbe Parolen in den Tiergarten gemalt. Weil verübte später weitere rechtsterroristische Anschläge.[3][4]
Bis zum 22. Dezember 1990 waren Ehrenwachen der Sowjetarmee am Ehrenmal stationiert. Danach wurde die Anlage an die Stadt Berlin übergeben. Es existieren bilaterale Vereinbarungen zwischen Deutschland und der Russischen Föderation, gemäß denen sich Deutschland verpflichtet hat, diese und andere Kriegsgräberstätten zu erhalten. Umfangreiche Instandsetzungen fanden Mitte der 1990er Jahre und 2014 im Vorfeld des 70. Jahrestages des Kriegsendes statt. Unter anderem wurden die Bronzeskulptur des Rotarmisten neu verankert, die Geschütze und Panzer grundsaniert sowie die Inschriften und Embleme neu vergoldet.[5]
Die Opfer
Im rückwärtigen – gärtnerisch gestalteten – Teil der Anlage liegen die Gräber sowjetischer Soldaten. Ihre genaue Zahl ist nicht bekannt, die Angaben hierzu bewegen sich zwischen 2000 und 2500 gefallener Rotarmisten. Hier ruhen im April und Mai 1945 bei den Kämpfen um Berlin gefallene sowjetische Soldaten.[6] Auf den zwei großen Grasflächen hinter dem Ehrenmal befinden sich keine Grabsteine mit den Namen der Verstorbenen. Auf den Säulen des Ehrenmals sind auf Vorder- und Rückseite Namen verzeichnet.
Die Anlage
Das Zentrum des Ehrenmals besteht aus einer – zur Straße hin – nach innen gewölbt angeordneten Pfeilerreihe mit einem zentralen, größeren Pfeiler als Sockel für eine acht Meter hohe Bronzestatue. Die Plastik zeigt einen Rotarmisten mit geschultertem Gewehr – ein Hinweis auf das Kriegsende. Die russische Inschrift bedeutet: „Ewiger Ruhm den Helden, die für die Freiheit und Unabhängigkeit der Sowjetunion im Kampf gegen die faschistischen deutschen Eindringlinge gefallen sind. 1941–1945.“ An den Pfeilern finden sich Texte, die auf die unterschiedlichen Waffengattungen verweisen, sowie die Namen von gefallenen Soldaten. Den Zugang zum Ehrenmal flankieren zwei T-34/76-Panzer und zwei Kanonen, die in der Schlacht um Berlin im Einsatz waren. Rechts und links vom Hauptweg stehen zwei Sarkophage mit den Namen gefallener Offiziere.
Es gibt zahlreiche Vermutungen, dass Teile der abgerissenen Neuen Reichskanzlei als Baumaterial für verschiedene Ehrenmäler gedient haben.[7] Der Kunsthistoriker Hans-Ernst Mittig gibt an, dass für das Ehrenmal in Tiergarten lediglich Kalkstein von den Außenwänden des Gebäudes verwendet worden sein kann, da es nicht aus Marmor besteht.[8]
Literatur
- Helga Köpstein: Die sowjetischen Ehrenmale in Berlin. Berlin 2006, ISBN 3-9811048-1-1.
- Frank Schumann: Denkmale der Befreiung: Spuren der Roten Armee in Deutschland. In: Neues Leben, 2020, ISBN 978-3-355-01890-6.
Weblinks
- Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste
- Ehrenmal Tiergarten auf den Seiten der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
Einzelnachweise
- Siehe Text auf der Tafel im kleinen Gebäude hinter dem Ehrenmal.
- Entwicklung des Kreuzungsbereichs Siegesallee/Charlottenburger Chaussee auf dem Plan 4233 aus den Jahren 1936/1937, 1939, 1950 und 1955 (Memento vom 16. November 2016 im Internet Archive)
- BERLIN / ATTENTAT : Fern von Frauen - DER SPIEGEL 47/1970. Abgerufen am 5. Dezember 2020.
- Bernd Siegler: Auferstanden aus Ruinen: Rechtsextremismus in der DDR. Bittermann, 1991, ISBN 978-3-923118-87-8 (google.de [abgerufen am 5. Dezember 2020]).
- Uwe Aulich: Sowjetisches Ehrenmal in Berlin-Tiergarten: Neuer Lack für die Panzer. In: Berliner Zeitung, 22. Oktober 2014, abgerufen 26. Januar 2017
- Siehe Text auf der Tafel am Gitter des Ehrenmals. Datei:Berlin-sowjetisches-ehrenmal-tiergarten-plaque-grabstätte.JPG
- Sven Felix Kellerhoff: Spuren der Steine. In: Berliner Morgenpost, 13. August 2006 (nicht zugänglicher weblink)
- Bingen, Dieter / Hinz, Hans-Martin: Die Schleifung: Zerstörung und Wiederaufbau historischer Bauten in Deutschland und Polen. Otto Harrassowitz Verlag 2005, S. 177.