Heldenplatz
Der Heldenplatz ist ein historischer Platz in Wien, der zum Gelände der Hofburg gehört. Der Bundespräsident residiert im angrenzenden Teil der Hofburg, der Bundeskanzler am mit dem Heldenplatz verbundenen Ballhausplatz.
Heldenplatz | |
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Heldenplatz mit Blick auf die Hofburg (2007) | |
Basisdaten | |
Ort | Wien |
Ortsteil | Innere Stadt |
Einmündende Straßen | Burgring |
Bauwerke | Hofburg, Burgtor, Präsidentschaftskanzlei |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Autos, Fußgänger, Fiaker |
Platzgestaltung | Denkmal von Erzherzog Carl, Grünflächen |
Geschichte
An der Stelle des heutigen Heldenplatzes befand sich ursprünglich die Burgbastei als Teil der Wiener Stadtmauern. Im Rahmen des Fünften Koalitionskriegs besetzten 1809 die Truppen Napoleons die Stadt Wien und sprengten in der Folge Teile der Stadtbefestigung, darunter die Burgbastei. Die Reste wurden erst 1817–1819 entfernt, wodurch der „äußere Burgplatz“ entstand. (Im Rahmen von Bauarbeiten wurden 2016 die Fundamente der Burgbastei ergraben.) Der neu entstandene Platz hieß damals volkstümlich Promenadeplatz und offiziell Neuer Paradeplatz.
Im Zuge der Errichtung der Ringstraßenzone wurde der „äußere Burgplatz“ unter Kaiser Franz Joseph I. als Teil des Kaiserforums konzipiert, das jedoch nie vollendet wurde. Geplant war, einen rechteckigen Platz zu schaffen, der durch den Leopoldinischen Trakt, die Neue Hofburg, die Habsburgischen Sammlungen (heutiges Kunsthistorisches und Naturhistorisches Museum) sowie von einem nie gebauten Pendant der Neuen Burg an der Stelle des Volksgartens eingerahmt werden sollte. Der Platz zwischen den Museen ist heute als Maria-Theresien-Platz bekannt, weil dort das Maria-Theresien-Denkmal von Kaspar von Zumbusch steht. Die unverbaut gebliebene Nordwestseite bietet einen umfassenden Rundblick über die westliche Ringstraße mit Parlament, Wiener Rathaus und Burgtheater.
Der Name Heldenplatz wurde 1878 festgelegt; er kommt von den beiden Reiterdenkmälern, die beide von Anton Dominik Fernkorn (mit den Aufbauten von Eduard van der Nüll) stammen. Das ältere ist dasjenige Erzherzog Karls, das 1860 enthüllt wurde. Es diente zur militärischen Glorifizierung der Dynastie, zumal einer ihrer Angehörigen hier als Feldherr gefeiert wird. Kurz vor der Enthüllung des Denkmals unterlag Österreich Italien allerdings in der Schlacht von Solferino. Das Denkmal ist insofern bemerkenswert, als das Pferd im Aufspringen dargestellt ist, so dass nur die beiden Hinterbeine den Sockel berühren. Inspiriert ist das Denkmal vom bekannten Schlachtenbild Johann Peter Kraffts. 1865 wurde auch das Pendant fertiggestellt, die Reiterstatue Prinz Eugens, die kurz vor der Niederlage von Königgrätz enthüllt wurde. Nach Schlaganfällen Fernkorns wurde sie von Schülern vollendet. Die technische Perfektion des Erzherzog-Karl-Denkmals wurde nicht mehr erreicht, hier berührt auch der Schweif des Pferdes den Sockel.
Den Abschluss des Heldenplatzes bildet das Äußere Burgtor, das 1824 von Peter von Nobile gestaltet wurde und als Denkmal für die Soldaten der Napoleonischen Kriege gedacht war. Heute dient es allgemein als Denkmal für Kriegsgefallene. Das Innere des Baus ist nur im Rahmen staatlicher Zeremonien zugänglich. Vom Heldenplatz aus gesehen auf der rechten Seite des Burgtors befindet sich das Denkmal der Exekutive, ein Denkmal für die im Dienst getöteten Polizisten und Gendarmen Österreichs. Die künstlerische Gestaltung übernahm Florian Schaumberger, das Denkmal wurde am 2. Mai 2002 enthüllt.
Mit dem Heldenplatz ist der Ballhausplatz verbunden, er befindet sich zwischen Leopoldinischem Trakt und Bundeskanzleramt. Letzteres stammt von Johann Lucas von Hildebrandt und ist seit dem späten 18. Jahrhundert ein zentraler politischer Ort.
Nach dem Verlust des Ersten Weltkrieges, dem Zerfall der österreich-ungarischen Doppelmonarchie unter der Herrschaft der Dynastie Habsburg-Lothringen sowie der Gründung der ersten österreichischen Republik diente der Heldenplatz als Kundgebungsplatz aller politischen Lager sowie als Paradeplatz des österreichischen Bundesheeres. Eine „Heldengedenkstätte“ mit dem habsburgischen Doppeladler im Gedächtnis an alle Schlachten Österreichs wurde im Inneren des Burgtores angelegt und von Bundespräsident Wilhelm Miklas am 9. September 1934 feierlich eingeweiht. Der Balkon der Neuen Hofburg wurde bereits ab 1935 unter Bundeskanzler Kurt Schuschnigg als politische Rednertribüne bei offiziellen Anlässen benutzt.[1]
Am 15. März 1938 verkündete Adolf Hitler quasi als Geste des Triumphes über die Vorgängerregierung vom Balkon der Neuen Burg aus den versammelten Massen auf dem Heldenplatz den „Anschluss Österreichs“ an das Deutsche Reich (landläufig auch als NS-Staat bezeichnet). Der Titel des Theaterstücks Heldenplatz von Thomas Bernhard bezieht sich auf dieses Ereignis. Ebenso das berühmte Gedicht wien: heldenplatz des Wiener Lyrikers Ernst Jandl, das die Stimmung während der Hitler-Rede am Heldenplatz einzufangen versucht.
Auf Veranlassung des Gauleiters und Reichsstatthalters von Wien Baldur von Schirach sollte der Architekt Hanns Dustmann ab dem Jahr 1940 die nicht fertiggestellte architektonische Rahmung des Heldenplatzes – der Nordwest-Flügel der Neuen Hofburg war nicht gebaut worden – erstellen. Dustmann plante nicht die Fertigstellung des fehlenden Zwillings zum bereits existierenden Südost-Flügel, sondern entwarf nach Vorlagen Hitlers den Heldenplatz als gepflasterte Paradefläche mit offener Blickachse zum Universitätsring. Ein kubischer Museumsbau mit vier Eckrisaliten sollte dem Naturhistorischen Museum am Burgring gegenübergestellt werden und der Theseustempel sollte in die Mittelachse des Heldenplatzes versetzt werden. Der Tempel sollte auf einem etwa zehn Meter hohen Unterbau nach dem Vorbild der Walhalla bei Donaustauf neu aufgeständert sowie mit breiten Flankenbauten ergänzt werden, um ihn an die monumentalen rechteckigen Platzverhältnisse anzupassen.[2]
Der Heldenplatz heute
Seit Jahrzehnten findet auf dem Heldenplatz anlässlich des österreichischen Nationalfeiertags am 25. und 26. Oktober eine Veranstaltung des Bundesheers statt. Am 26. Oktober findet die traditionelle Angelobung unter Führung des Bundespräsidenten statt.
Nachdem 2012 im Denkmal des toten Soldaten ein verstecktes NS-Pamphlet gefunden und Namen von SS-Leuten in den Totenbüchern entdeckt wurden, ließ das zuständige Bundesheer die Gedenkräume leeren.
Anlässlich des 68. Jahrestags der Befreiung vom Nationalsozialismus hielt am 8. Mai 2013 das Bundesheer erstmals eine Mahnwache für die Opfer des Nationalsozialismus auf dem Heldenplatz ab. Zusätzlich fand, initiiert vom Mauthausen Komitee Österreich und den Wiener Symphonikern, erstmals ein Fest der Freude[3] mit einem großen Festkonzert der Wiener Symphoniker bei freiem Eintritt auf dem Heldenplatz statt.[4][5] Diese Veranstaltung findet seither alljährlich statt, wird von rund 15.000 Menschen besucht und seit 2015 auch im Fernsehen übertragen.
Da das Parlamentsgebäude von 2017 bis 2022 saniert wird, wurden am Heldenplatz zwei provisorische Pavillons errichtet; sie bieten Raum für Büros und Öffentlichkeitsarbeit. Die Aushubarbeiten wurden von Archäologen begleitet, wobei im Sommer 2016 Reste des Burgtores ergraben wurden. Die Gebäude sollten 2020 wieder entfernt werden.[6]
Am Heldenplatz fanden in den vergangenen Jahren wiederholt große Veranstaltungen statt. Am 23. Jänner 1993 gab es dort mit dem „Lichtermeer“ die größte Demonstration in der österreichischen Geschichte. Am 5. Mai 2003 erfolgte der Massenstart von zehntausenden weißen Luftballons mit Briefen an Opfer des Nationalsozialismus durch A Letter To The Stars.
Am 3. Oktober 2015 kamen über 100.000 Menschen zu Voices for Refugees, einem Solidaritätskonzert für Asylsuchende. Jährlich wiederkehrende Veranstaltungen sind z. B. die Leistungsschau des Bundesheers und von Einsatzorganisationen am Nationalfeiertag und die Mitmach-Präsentation am Tag des Sports. Im Sommerhalbjahr startet und endet das Friday Night Skating am befestigten Teil des Platzes. Am 30. Juni 2018 fand am Heldenplatz die Abschlusskundgebung einer gewerkschaftlichen Demonstration gegen den 12-Stunden-Tag statt, an der ebenfalls in etwa 100.000 Menschen teilnahmen.[7] Seit Dezember 2018 finden am Heldenplatz regelmäßig Klimastreiks von Fridays for Future statt, der bisher (Stand: Februar 2020) größte davon war am 27. September 2019 mit bis zu 80.000 Teilnehmenden.[8]
Bilder
- Der Heldenplatz in einer Ballonaufnahme um 1900
- Reiterstandbild Erzherzog Karls von A. D. Fernkorn
- Das Äußere Burgtor zur Heldenplatzseite
- Denkmal für die im Dienst getöteten Polizisten und Gendarmen
- Bauarbeiten im August 2016
- Erläuterung zu den Bauarbeiten 2016
Literatur
- Margaret Gottfried: Das Wiener Kaiserforum. Utopien zwischen Hofburg und Museumsquartier. Böhlau Verlag, Wien 2001, ISBN 3-205-99196-6.
- Florian Oberhuber: Stichwort „Heldenplatz“. In: Oswald Panagl, Peter Gerlich (Hrsg.): Wörterbuch der politischen Sprache in Österreich. Österreichischer Bundesverlag, Wien 2007, ISBN 3-209-05952-7.
- Peter Stachel: Mythos Heldenplatz. Pichler Verlag, Wien 2002, ISBN 3-85431-286-5.
Weblinks
Einzelnachweise
- Fernsehdokumentation ZIB 2 History: Hitler am Heldenplatz, gesendet am 15. März 2018, 22.30 Uhr, 44:52 Minuten; https://www.youtube.com/watch?v=ls8fVk5ouRM, abgerufen am 17. Februar 2019.
- ORF-Dokumentation: Wien - Hitlers Stadt der Träume, 2017, Film von Anna Sigmund; https://www.youtube.com/watch?v=InzK_KSM1UY, abgerufen am 9. Februar 2019.
- Fest der Freude, veranstaltet vom Mauthausen Komitee Österreich
- Mahnwache auf dem Heldenplatz, Ö1. ORF.at, 7. Mai 2013
- Mahnwache: "Heldenplatz von Ewiggestrigen befreit", Die Presse 8. Mai 2013
- Bauarbeiten am Heldenplatz, Der Standard vom 18. Juli 2016, abgerufen am 26. August 2016
- https://www.derstandard.at/story/2000082576227/rund-100-000-demonstrierten-in-wien-gegen-den12-stunden-tag
- https://www.derstandard.at/jetzt/livebericht/2000109165686/earth-strike-oesterreich-steht-vor-groesstem-klimaprotest-seiner-geschichte?responsive=false