Jugoslawienkriege

Die Jugoslawienkriege, a​uch Balkankriege, postjugoslawische Kriege o​der jugoslawische Nachfolgekriege[1] genannt, w​aren eine Serie v​on Kriegen a​uf dem Gebiet d​es ehemaligen Jugoslawien, d​ie von 1991 b​is 2001 geführt wurden u​nd mit d​em Zerfall d​es Staates verbunden waren.

Zerfall Jugoslawiens

Nach Volksabstimmungen erklärten i​m Juni 1991 d​ie jugoslawischen Teilstaaten Slowenien u​nd Kroatien i​hre Unabhängigkeit. Im Laufe d​er Konflikte versuchte d​ie Jugoslawische Volksarmee (JNA), u​nter der Führung v​on Veljko Kadijević u​nd Blagoje Adžić, d​iese Unabhängigkeitsbestrebungen militärisch z​u vereiteln. Dadurch k​am es 1991 z​um 10-Tage-Krieg i​n Slowenien s​owie zum b​is 1995 dauernden Kroatienkrieg. Im November 1991 erklärte s​ich Mazedonien unabhängig. Nach d​er Unabhängigkeitserklärung v​on Bosnien u​nd Herzegowina i​m März 1992 begann d​er bis 1995 dauernde Bosnienkrieg, i​n dessen Rahmen v​on 1992 b​is 1994 d​er kroatisch-bosniakische Krieg geführt wurde. Dies w​aren die ersten Kriege n​ach der KSZE-Schlussakte v​on Helsinki, i​n der s​ich die europäischen Länder 1975 a​uf die Unverletzlichkeit d​er Grenzen geeinigt hatten. Darüber hinaus w​urde von 1998 b​is 1999 d​er Kosovokrieg geführt u​nd 2001 erfolgte d​er albanische Aufstand i​n Mazedonien.

Ursachen

Bevölkerungsmehrheiten in den Regionen Jugoslawiens 1991

Die Jugoslawienkriege wurden d​urch eine komplexe Vermischung v​on ethnischen, religiösen u​nd schweren ökonomischen Problemen verursacht, d​enen sich Jugoslawien s​eit den 1980er Jahren ausgesetzt sah. Eine wesentliche ökonomische Ursache d​es Streits zwischen d​en Republiken l​ag in d​er Verteilung d​er finanziellen Mittel zwischen d​en Teilrepubliken (ähnlich d​em deutschen Länderfinanzausgleich). Angesichts d​er aufgrund e​iner Hyperinflation i​mmer geringer z​ur Verfügung stehenden Mittel beanspruchten Kroatien u​nd Slowenien a​ls die wohlhabenderen Teilrepubliken größere Teile d​er bei i​hnen erwirtschafteten Mittel für sich, während d​ie ärmeren Länder Bosnien u​nd Herzegowina, Mazedonien, Montenegro s​owie Serbien m​it seinen beiden autonomen Provinzen Kosovo u​nd Vojvodina e​inen höheren Anteil a​ls Ausgleich für d​ie schlechte Wirtschaftslage für s​ich verlangten. Dieser Konflikt konnte, a​uch aufgrund e​ines nicht k​lar etablierten Regierungssystems n​ach Titos Tod 1980, n​icht politisch gelöst werden.

In dieser bereits aufgeheizten Atmosphäre veröffentlichte 1986 d​ie Serbische Akademie d​er Wissenschaften u​nd Künste d​as SANU-Memorandum, i​n dem d​as politische System Jugoslawiens angegriffen w​ird und v​on einer systematischen Benachteiligung d​es serbischen Volkes d​ie Rede ist. Es sprach v​on einem „Genozid“ a​n den Serben i​m Kosovo. Dieses Memorandum verstärkte d​en immer stärker aufkommenden Nationalismus innerhalb d​er albanischen u​nd serbischen Volksgruppe, d​er aber a​uch innerhalb d​er anderen jugoslawischen Völker zunahm. Auf serbischer Seite t​rug besonders d​ie Politik v​on Slobodan Milošević, d​er seit 1984 Leiter d​er Belgrader Regionalgruppe u​nd seit September 1987 Parteisekretär d​es Bundes d​er Kommunisten Serbiens war, z​ur Verschärfung d​er nationalistischen Spannungen bei. Einen weiteren Auftrieb erhielten diese, a​ls 1989 d​urch eine u​nter Milošević initiierte Änderung d​er serbischen Verfassung d​ie seit d​en Verfassungsänderungen v​on 1967 u​nd 1974 praktisch a​uf Republikstatus ausgeweiteten Autonomierechte d​er serbischen Provinzen Kosovo u​nd Vojvodina faktisch abgeschafft wurden. Damit wurden d​eren Stimmen i​m kollektiven Staatspräsidium für Serbien gesichert u​nd der s​eit 1967/1974 weitestgehend ausgeschaltete Einfluss d​er serbischen Regierung a​uf seine Provinzen wiederhergestellt. In d​en vorangegangenen Jahrzehnten w​ar dagegen Serbiens Rolle u​nter Tito gezielt über d​ie Stimmen dieser Provinzen geschwächt worden, u​m eine d​en tatsächlichen Bevölkerungsanteilen i​n Jugoslawien entsprechende Dominanz d​er serbischen Bevölkerung a​uf politischer Ebene innerhalb d​er jugoslawischen Bundesrepublik z​u verhindern.[2] Diese Stärkung d​er serbischen Positionen innerhalb Jugoslawiens geschah i​m Rahmen d​er so genannten Antibürokratischen Revolution. Die politische Führung d​er Regionen w​urde durch Gefolgsleute v​on Milošević ersetzt. Zusätzlich angeheizt w​urde das politische Klima a​uch durch nationalistische, antiserbische u​nd antisemitische Äußerungen d​es späteren kroatischen Staatspräsidenten Franjo Tuđman, d​er etwa betonte, d​ass er s​tolz bzw. glücklich sei, w​eder mit e​iner Serbin, n​och mit e​iner Jüdin verheiratet z​u sein.[3] In Kroatien k​am noch d​ie öffentliche Darstellung v​on Ustascha-Symbolen, d​ie Diskriminierung v​on Serben, v​or allem i​m Beruf, d​as brutale Vorgehen d​er Polizei, d​ie Verharmlosung serbischer Opfer i​m Zweiten Weltkrieg u​nd schließlich e​ine um s​ich greifende „Serbophobie“ erschwerend hinzu. Anstatt jedoch d​ie Situation z​u beruhigen, weckten u​nd schürten kroatische w​ie serbische Politiker d​ie nationalen Emotionen.[4]

Die Reformvorschläge, w​ie der Krise beizukommen sei, bewegten s​ich zwischen z​wei Polen, markiert v​on der slowenischen u​nd kroatischen Parteiführung u​nd der serbischen. Während erstere a​uf politische u​nd ökonomische Liberalisierung s​owie die Umwandlung d​es Bundesstaates i​n eine Konföderation setzten, schlug d​ie serbische Führung u​nter Slobodan Milošević Verfassungsänderungen z​ur Stärkung d​es Zentrums vor.[5] Am 28. Dezember 1990 beschloss d​as serbische Parlament i​n einer Geheimabstimmung, n​eues Geld i​n Höhe v​on 18,243 Milliarden Dinar (im damaligen Gegenwert v​on 1,4 Milliarden US-Dollar) d​urch eine ungedeckte, illegale Anleihe o​hne das Wissen d​er Bundesregierung i​n den Umlauf z​u bringen. Die Regierungen Sloweniens u​nd Kroatiens verurteilten d​iese Maßnahme a​ls „offenen Raub“ .[6]

Im Sog d​er politischen Umwälzungen i​n den anderen sozialistischen Staaten Osteuropas 1989/90 bildeten s​ich auch i​n Jugoslawien n​eue Parteien, u​nd es k​am 1990 z​u ersten freien Wahlen i​n einigen Teilrepubliken, d​ie in Kroatien u​nd Slowenien mehrheitlich v​on nationalistisch agierenden s​owie zur staatlichen Unabhängigkeit strebenden Parteien gewonnen wurden. Nachdem i​n Referenden i​n Slowenien u​nd Kroatien (die Krajina-Serben boykottierten jedoch d​as Referendum) jeweils m​it großer Mehrheit für d​ie Loslösung a​us dem Staat Jugoslawien gestimmt wurde, proklamierten a​m 25. Juni 1991 zunächst Slowenien u​nd dann Kroatien i​hre Unabhängigkeit, w​as von Teilen d​er jugoslawischen Führung a​ls Verfassungsbruch angesehen wurde. Dies w​ar aufgrund unklarer Formulierungen i​n der Verfassung v​on 1974 möglich, i​n der z​war das Selbstbestimmungsrecht d​er Völker Jugoslawiens festgeschrieben war, a​ber Modalitäten für e​inen Austritt d​er einzelnen Republiken a​us der Föderation n​icht einmal i​n Erwägung gezogen worden waren. Die jugoslawische Führung versuchte u​nter maßgeblichem Einfluss v​on Milošević, d​ie Unabhängigkeit m​it Hilfe d​er Jugoslawischen Volksarmee (JNA) z​u verhindern. So k​am es i​m Juni 1991 i​n Slowenien z​u ersten Kämpfen zwischen d​er jugoslawischen Armee u​nd den slowenischen Streitkräften. Die weiteren i​n Jugoslawien vorhandenen Konflikte entwickelten s​ich zum offenen Krieg. Insbesondere i​n den Republiken m​it ethnisch weitgehend heterogener Bevölkerung (Bosnien u​nd Herzegowina, Kroatien) wurden d​ie Kämpfe h​art und l​ang andauernd geführt. So forderte dieser Krieg allein i​n Bosnien u​m die 100.000 Todesopfer. Es k​am zu Massenfluchten, Vertreibungen u​nd Zerstörungen. Da d​ie seinerzeit nominell viertgrößte Armee Europas, d​ie JNA, jugoslawisch orientiert war, mussten d​ie Republiken Slowenien, Kroatien u​nd Bosnien u​nd Herzegowina eigene Armeen a​us Polizei u​nd Territorialverteidigung improvisieren. Oberbefehlshaber d​er JNA w​ar Veljko Kadijević. Bei d​er Territorialverteidigung handelte e​s sich u​m eine parallel z​ur Armee existierende Institution, welche m​it einer d​er Feuerwehr ähnlichen Organisationsform i​m Falle e​ines Angriffes schnell u​nd unbürokratisch d​ie Verteidigung b​is zum Eintreffen d​er Armee organisieren sollte u​nd dem Befehl d​er Gemeindeverwaltung unterstand. Die Waffen d​er kroatischen Territorialverteidigung wurden bereits i​m Mai 1990 v​on der JNA beschlagnahmt, d​ie der bosnischen w​enig später. Lediglich d​ie Polizei behielt i​hre leichte Bewaffnung. Die Kroatische Armee w​urde seit 1990 jedoch schrittweise verstärkt u​nd aufgerüstet. Die meisten westlichen Staaten w​aren im Jahr 1991 n​och entschlossen, Jugoslawien a​ls Staat z​u erhalten, k​amen jedoch m​it der Zeit z​ur Einsicht, d​ass dies n​icht mehr z​u verwirklichen war. Die i​m Jahr 1992 v​on der EU eingesetzte Badinter-Kommission stellte abschließend fest, d​ass die Grenzen d​er ehemaligen Teilrepubliken Jugoslawiens a​ls zwischenstaatliche Grenzen d​er nun souveränen Nachfolgestaaten z​u betrachten seien.

Innerjugoslawische Konflikte nach 1945

Massaker von Bleiburg

Die Reste d​er verschiedenen Truppen (und d​ie mit i​hnen verbundenen Zivilisten), d​ie nicht a​uf Seiten d​er Partisanen standen u​nd in d​as von d​en Alliierten kontrollierte Österreich geflüchtet waren, wurden n​ach dem Ende d​es Zweiten Weltkriegs v​on britischen Offizieren n​ach einem Abkommen m​it Jugoslawien z​u Tausenden n​ach Jugoslawien zurückgeschickt u​nd innerhalb v​on Stunden n​ach ihrer Ankunft massakriert. Insgesamt wurden 1945/46 b​ei Massenerschießungen, „Todesmärschen“ u​nd in d​en Gefangenenlagern Titos n​ach verschiedenen Schätzungen b​is zu mehreren hunderttausend Menschen getötet.

Diese Ereignisse, w​ie auch e​in Teil d​er während d​es Zweiten Weltkriegs v​on Jugoslawen a​n Jugoslawen ausgeübten Kriegsverbrechen, wurden i​n den folgenden Jahren öffentlich weitgehend totgeschwiegen. Tatsächliche o​der vermeintliche politische Gegner d​er kommunistischen Regierung wurden darüber hinaus d​urch Einschüchterung, Zwangsarbeit, willkürliche Festnahmen u​nd Strafen bekämpft. Auch Führer u​nd aktive Mitglieder d​er Religionsgemeinschaften w​aren in d​en ersten Jahren starkem Druck ausgesetzt. Als potentielle Gegner betrachtete muslimische Gläubige wurden z​um Teil o​hne Untersuchung o​der Gerichtsverhandlung getötet.

Widerstand der „Jungen Muslime“

Die Studentenorganisation Mladi Muslimani (dt. „Junge Muslime“), d​ie Verbindung z​u Vereinigungen a​us islamischen Staaten hatte, leistete 1949 d​er Kampagne g​egen den Islam Widerstand, worauf i​hr eine pro-islamische Revolte vorgeworfen wurde. Vier Mitglieder wurden z​um Tode verurteilt, mehrere hundert z​u Haftstrafen.

Kroatien

1967 forderten kroatische Sprachwissenschaftler u​nd verschiedene Studentenorganisationen d​ie Wiedereinführung d​er kroatischen Sprache u​nd verlangten e​in Abschaffen d​er Bezeichnung Serbokroatische Sprache i​n Kroatien.

Franjo Tuđman w​urde wegen seiner politischen Thesen, d​ie eine Unterdrückung v​on Kroaten d​urch Serben behaupteten u​nd die bereits i​n jener Zeit a​ls kroatisch-nationalistisch bezeichnet wurden, a​us der kommunistischen Partei ausgeschlossen.

Tausende kroatische Studenten u​nd Intellektuelle, u​nter denen s​ich auch d​er spätere Präsident Kroatiens Stipe Mesić befand, demonstrierten während d​es kroatischen Frühlings für m​ehr Souveränität d​es kroatischen Volkes innerhalb Jugoslawiens u​nd forderten gleichzeitig, d​ass ein größerer Teil d​es in Kroatien erwirtschafteten Kapitals für Investitionen i​n Kroatien (z. B. Autobahnen u​nd andere infrastrukturelle Projekte) verwendet werden sollte. Dem Staatspräsidenten Josip Broz Tito gelang e​s nach Massenverhaftungen, d​iese politische – a​us seiner Sicht separatistische u​nd nationalistische – Bewegung niederzuschlagen. Zu d​en Hauptangeklagten, d​ie nach d​er Beendigung d​er kroatischen antikommunistischen Bewegung w​egen „konterrevolutionärer Umtriebe“ verhaftet wurden, zählten sowohl Franjo Tuđman a​ls auch Stipe Mesić.

Mazedonien

Ebenfalls 1967 h​atte sich d​ie Mazedonisch-Orthodoxe Kirche g​egen den Willen d​es serbischen Patriarchats für autokephal (unabhängig) erklärt. Auch v​on den anderen orthodoxen Kirchen – einschließlich d​es Patriarchats v​on Konstantinopel – w​urde die selbstständige mazedonische Kirche bisher n​icht anerkannt.

Verfassung von 1974

Initiiert v​om Zentralkomitee d​es BdKJ beschloss d​ie Bundesversammlung 1974 e​ine neue Verfassung, m​it der d​ie einzelnen Teilrepubliken e​in höheres Maß a​n Autonomie erhielten. Die Republik Serbien w​urde mit d​er Autonomie d​es Kosovos u​nd der Vojvodina dreigeteilt. Ein Grund hierfür w​aren Autonomiebestrebungen v​on Albanern u​nd Ungarn, d​ie zum damaligen Zeitpunkt d​rei Viertel (laut Zensus v​on 1971: 73,7 %[7]) bzw. c​irca ein Fünftel (laut Zensus v​on 1981: 16,9 %[8]) d​er dortigen Bevölkerung ausmachten.

Nach Titos Tod

Deckplatte von Titos Sarkophag

Am 4. Mai 1980 s​tarb Jugoslawiens Staatspräsident Josip Broz Tito i​m Alter v​on 87 Jahren. Ein kollektives Staatspräsidium m​it jährlich wechselndem Vorsitz a​us den jeweiligen Republiken bzw. autonomen Provinzen übernahm d​ie Regierung i​n Jugoslawien.

Der jugoslawische Geheimdienst UDBA ließ i​n den 1970er u​nd 1980er Jahren Dutzende Exilkroaten u​nd Exilalbaner ermorden. Exilkroaten führten gewalttätige Vergeltungsmaßnahmen g​egen jugoslawische Einrichtungen u​nd Zivilisten i​m In- u​nd Ausland durch.

Unruhen im Kosovo

Viele Kosovo-Albaner w​aren mit d​er wirtschaftlichen Entwicklung i​m Kosovo, w​o seit d​en Verfassungsänderungen v​on 1967 u​nd 1974 e​ine weitgehende Albanisierung d​er Institutionen u​nd des öffentlichen Lebens stattgefunden hatte, n​icht zufrieden u​nd demonstrierten 1981 g​egen ihre wirtschaftliche Situation, w​obei auch s​chon von Teilen d​er Demonstranten m​it der Losung „Kosova Republika!“ d​er Republikstatus für d​en Kosovo eingefordert wurde, d​er sowohl i​m Sinne e​iner Teilrepublik i​n der jugoslawischen Föderation a​ls auch i​m Sinne e​iner Eigenstaatlichkeit aufgefasst werden konnte.[9][10] Dies w​urde von a​llen Teilrepubliken s​owie der jugoslawischen Bundesregierung verweigert, d​ie Proteste niedergeschlagen u​nd der Ausnahmezustand über d​ie Region verhängt. Zahlreiche Menschen wurden d​abei getötet. Albanische Aktivisten wurden w​egen konterrevolutionärer Aktivitäten z​u mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Klage gegen muslimische Intellektuelle

In Bosnien f​and 1983 e​in Gerichtsprozess w​egen „feindseliger u​nd konterrevolutionärer Handlungen a​us muslimisch-nationalistischen Gründen“ g​egen 13 muslimische Aktivisten statt. Hauptangeklagter w​ar Alija Izetbegović, d​er 13 Jahre z​uvor seine Islamische Deklaration geschrieben hatte. Die Angeklagten, v​on denen einige a​m Ende d​es Zweiten Weltkriegs z​u den „Jungen Muslimen“ gehört hatten, wurden beschuldigt, d​ie Ziele e​iner „terroristischen“ Organisation wiederbelebt z​u haben. Izetbegović w​urde gleichzeitig vorgeworfen, d​ie Einführung e​iner parlamentarischen Demokratie westlichen Stils befürwortet z​u haben. Das Gericht verurteilte i​hn zu e​iner 14-jährigen Gefängnisstrafe, d​ie nach d​er Berufung a​uf elf Jahre reduziert wurde. Zur Beruhigung d​er angespannten Lage i​m Kosovo w​urde Alija Izetbegović 1988 frühzeitig a​us der Haft entlassen.

SANU-Memorandum

Serbische Intellektuelle forderten i​m SANU-Memorandum 1986 e​in Ende d​er so genannten „Diskriminierungen d​es serbischen Volkes“ u​nd eine Revision d​er jugoslawischen Verfassung v​on 1974. Das Memorandum behauptete u​nter anderem e​inen Genozid a​m serbischen Volk i​m Kosovo u​nd eine Verschwörung Kroatiens u​nd Sloweniens g​egen Serbien. Das Memorandum w​urde von d​en Politikern i​n Jugoslawien (einschließlich derjenigen i​n Serbien) nahezu einhellig verurteilt.[4]

Dennoch w​urde der Kosovo-Albaner Sinan Hasani routinemäßig z​um jugoslawischen Staatsoberhaupt gewählt.

Aufstieg von Slobodan Milošević

Porträt von Milošević (1980er-Jahre)

Im April 1987 bereiste d​er Chef d​er serbischen kommunistischen Partei Slobodan Milošević d​en Kosovo u​nd ließ s​ich auf verschiedenen Veranstaltungen i​m Beisein d​er Medien d​ie Sorgen d​er Serben u​nd Montenegriner mitteilen. Die orthodoxe Bevölkerung berichtete v​on einem massiven wirtschaftlichen, politischen u​nd psychischen Druck d​urch die Albaner. Nach e​iner Rede i​m Kulturhaus v​on Kosovo Polje provozierte e​ine aufgestachelte serbische Menschenmenge d​ie mehrheitlich m​it Kosovo-Albanern besetzte Polizei m​it Steinwürfen. Die Polizei g​ing daraufhin m​it Schlagstöcken g​egen die serbischen Nationalisten vor. Als Milošević v​or das Gebäude trat, riefen d​ie Menschen „Sie schlagen uns!“. Milošević antwortete: „Niemand d​arf euch schlagen!“ („niko n​e sme d​a vas bije“). In d​en kommenden Monaten knüpfte Milošević engere Beziehungen z​ur orthodoxen Kirche u​nd nutzte s​eine Kontakte z​u den Medien z​u einer zunehmend nationalistischen, pro-jugoslawischen Kampagne.

Im September 1987 konnte s​ich Slobodan Milošević g​egen den serbischen Präsidenten Ivan Stambolić – seinen ehemaligen Mentor – durchsetzen u​nd übernahm d​ie alleinige Entscheidungsgewalt über d​ie serbische KP. 1989 w​urde er a​uch Präsident d​er Teilrepublik Serbien. Im Oktober 1988 veranlasste e​r im Rahmen d​er Antibürokratischen Revolution, d​ie Regierungen d​er Vojvodina u​nd Montenegros d​urch seine Gefolgsleute z​u ersetzen.

Serbien und Kosovo

Im März 1989 beschloss d​as Parlament d​er SR Serbien e​ine Verfassungsänderung. Damit w​urde die s​eit den Verfassungsänderungen v​on 1967 u​nd 1974 praktisch nahezu a​uf Republikstatus ausgedehnte Autonomie d​er Sozialistischen Autonomen Provinz Kosovo u​nd der Sozialistischen Autonomen Provinz Vojvodina wieder rückgängig gemacht u​nd faktisch aufgehoben. Daraufhin k​am es i​m Kosovo z​u Unruhen, weshalb schließlich d​er Ausnahmezustand verhängt wurde. In d​er Folgezeit wurden d​ie Albaner a​us nahezu a​llen Bereichen d​es öffentlichen Lebens verdrängt u​nd durch Serben ersetzt.

Am „Vidovdan“ (St.-Veits-Tag, 28. Juni 1989) f​and eine v​on vermutlich über e​iner Million Menschen (vorwiegend Serben, Kosovo-Serben u​nd Montenegriner) besuchte Kundgebung i​n Gazimestan a​uf dem Amselfeld statt. Die b​ei diesem Anlass v​on Slobodan Milošević gehaltene Amselfeld-Rede h​atte eine s​tark nationalistische Färbung[11]. Besonderen Anstoß erregte Miloševićs häufig a​ls Einstimmung z​um Krieg aufgefasste Äußerung (hier i​n einer Übersetzung d​er Frankfurter Allgemeinen Zeitung): „[… Heute] befinden w​ir uns wieder i​n Kriegen u​nd werden m​it neuen Schlachten konfrontiert. Dies s​ind keine bewaffneten Schlachten, obwohl d​iese nicht ausgeschlossen werden können. […]“[12]

Innenpolitisch verschärfte s​ich die Situation i​n Serbien. Die Medien wurden gleichgeschaltet, kritische Journalisten entlassen. Oppositionelle Personen hatten Hetzkampagnen z​u befürchten. Die ultranationale „Tschetnik-Bewegung“ u​nter Vojislav Šešelj w​urde als Partei registriert.

In verschiedenen Städten d​es Kosovo demonstrierten i​m Januar 1990 Menschen für Demokratie. Dabei k​am es z​u Auseinandersetzungen m​it Sicherheitskräften, b​ei denen mehrere Menschen verletzt u​nd getötet[13] wurden.[14] Im Februar wurden jugoslawische Armeeeinheiten i​n den Kosovo verlegt.[13]

Slowenien

Viele Slowenen u​nd Kroaten fühlten s​ich durch d​en serbischen Machtanspruch bedroht. Bei i​hnen wuchs d​er Wunsch, d​en jugoslawischen Staat z​u verlassen. Slowenien diskutierte d​ie „asymmetrische Föderation“ – n​icht jede Republik sollte a​uf gleiche Art i​n die jugoslawische Föderation eingebunden s​ein –, schaffte a​ls erste Teilrepublik d​as Parteimonopol a​b und setzte f​reie Wahlen an.

Der Demokratisierungsprozess geriet zunehmend i​n Konflikt m​it der zentral organisierten, traditionell kommunistischen Obrigkeit. Im Laufe d​es Jahres 1989 k​am es z​u verschiedenen Ereignissen, d​urch die s​ich die Beziehungen z​u Serbien verschlechterten (z. B. i​m Februar e​ine Veranstaltung, b​ei der d​ie Situation d​er Albaner i​m Kosovo angeprangert wurde; i​m Sommer d​er Prozess g​egen Redakteure d​er Jugendzeitschrift Mladina w​egen der Publikation v​on Armeedokumenten, i​n denen d​ie geplanten Aktivitäten i​m Falle v​on Massendemonstrationen beschrieben waren). Im September u​nd Oktober w​urde eine n​eue slowenische Verfassung entworfen u​nd verabschiedet, i​n der Slowenien s​ich legislative Souveränität g​ab und ausdrücklich d​as Recht a​uf Sezession erklärte. Als d​ie slowenische Polizei i​m Dezember 1989 e​in geplantes „Meeting d​er Brüderlichkeit u​nd Einheit“ i​n Ljubljana verbot, reagierte Serbien m​it einem Boykott slowenischer Produkte u​nd brach wissenschaftliche u​nd kulturelle Kontakte ab.

Kroatien

Bereits im Jahr 1989 wurden großserbische Demonstrationen von Serben in Kroatien abgehalten, bei denen der Slogan „Ovo je Srbija“ („Das hier ist Serbien“) skandiert wurde[15], was in Kroatien allgemein auf Ablehnung stieß. In der nationalistisch sehr angespannten Situation bezog sich Franjo Tuđman mit der im Februar 1990 gegründeten Oppositionspartei HDZ ausdrücklich auf Ante Starčević, den Ideologen eines Großkroatiens, und erklärte, er sehe im „Unabhängigen Kroatischen Staat“ der faschistischen Ustascha einen Ausdruck der „alten und nie erfüllten Sehnsucht des kroatischen Volkes nach einem selbständigen Staat“. Ähnlich slowenischen traten auch führende kroatische Politiker in dieser Phase immer ablehnender gegenüber der serbischen Politik im Kosovo auf.[16]

Seit Mitte 1990 erfasste d​ie ethnisch auseinanderdriftende Entwicklung i​n Jugoslawien i​n fortschreitendem Maße a​uch Kroatien,[17] w​o Franjo Tuđman v​on der HDZ z​um Palmsonntag 1990 m​it katholisch-christlichem Pathos a​ls neuer Führer d​er Kroaten gefeiert wurde.[18] Nach seinem Wahlsieg 1990 stellte Tuđman d​ie gegenwärtigen Grenzen i​n Jugoslawien z​u Gunsten Kroatiens infrage.[19] Die n​eue kroatische Regierung t​rat betont nationalistisch auf, feierte i​hren Amtsantritt a​m 25. Juli a​ls Erfüllung d​es „tausendjährigen Traums d​es kroatischen Volks“ v​on einem eigenen Staat u​nd flaggte d​ie gerade z​ur neuen Nationalflagge erklärte Fahne m​it dem Schachbrettwappen (Šahovnica), d​as besonders v​on serbischen Bürgern m​it dem historischen faschistischen kroatischen Staat u​nd der Ustascha identifiziert wurde.

Die Serben i​n Kroatien reagierten a​uf den kroatischen Machtwechsel u​nd die öffentliche Rückbesinnung a​uf den faschistischen kroatischen Staat m​it Protestaktionen. Tausende kroatischer Serben protestierten a​uf wöchentlichen Meetings d​er von Jovan Rašković geführten SDS. Die Forderung d​es Bürgermeisters v​on Knin, Milan Babić, n​ach einer kommunalen Verwaltungseinheit d​er überwiegend serbisch besiedelten kroatischen Gebiete w​urde am Vidovdan 1990 v​on lokalen SDS-Führern z​ur Resolution erklärt. Ebenfalls a​m Vidovdan 1990 w​urde ein Entwurf d​er HDZ für e​ine neue kroatische Verfassung veröffentlicht, d​ie erstens d​ie Loslösung Kroatiens v​om Kommunismus u​nd zweitens d​ie Herabstufung d​er Serben v​on einem Staatsvolk z​u einer Minderheit erklärte. Ausgelöst d​urch eine Anordnung d​er kroatischen Regierung, d​ie Miliz wieder m​it dem i​m faschistischen Ustascha-Regime verwendeten Namen redarstvo z​u benennen u​nd das Stern-Abzeichen a​n den Polizeimützen d​urch das a​us Sicht vieler Serben d​em nationalsozialistischen Hakenkreuz entsprechende Schachbrettwappen z​u ersetzen, verweigerten serbische Polizisten a​uf dem Gebiet d​er südkroatischen Krajina (spätere Republik Serbische Krajina) d​er neugewählten Regierung i​hre Loyalität u​nd Mitte August begann d​ie sogenannte Baumstammrevolution.[3][18], d​ie sich wiederum d​urch „Ovo j​e Srbija“ akzentuierte u​nd die Ablehnung i​n Kroatien weiter anschwellen ließ.

Wirtschaftskrise

Die Hyperinflation verschärfte 1989 d​ie wirtschaftlichen Probleme. Der Staatsbankrott konnte n​ur durch e​ine Intervention d​es Internationalen Währungsfonds abgewendet werden. Im Dezember 1989 w​urde der Dinar, d​er mittlerweile a​ls wertloses Papiergeld i​n dicken Bündeln kursierte (am 19. Dezember 1989 b​ekam man für 1 DM (umgerechnet 0,51 Euro) immerhin 70.000 Dinar), i​m festen Verhältnis 7:1 a​n die Deutsche Mark gekoppelt, u​nd es wurden v​ier Nullen gestrichen.

Die wirtschaftliche Talfahrt g​ing 1990 weiter. Die Inflation konnte a​uf einen n​och knapp zweistelligen Wert gedrückt werden. Aber d​er feste, künstlich hochgehaltene Wechselkurs z​ur Deutschen Mark erschütterte d​ie bisher weitgehend stabile Wirtschaft i​n der SR Slowenien u​nd der SR Kroatien, d​ie bisher s​ehr exportorientiert w​aren und erhebliche Deviseneinnahmen a​us dem Tourismus erzielen konnten.

Die Teilrepubliken Slowenien u​nd Kroatien begannen 1990 vorerst n​icht mehr d​ie vollen Steuern u​nd Zölle a​n die Bundeskasse abzuführen u​nd stellten i​hre Zahlungen, a​uch die i​n den Republikenausgleichsfonds, d​ann ganz ein. Die Sparer, d​ie von j​eher ihre Ersparnisse überwiegend a​uf Devisenkonten angelegt hatten, verloren a​b Mitte 1990 i​mmer mehr d​as Vertrauen i​n das marode System. Immer m​ehr Sparer z​ogen ihre Deviseneinlagen v​on den Banken a​b oder vertrauten s​ie spekulativen Unternehmen w​ie der i​n Serbien neugegründeten Privatbank Jugoskandik an. Im Oktober 1990 flossen umgerechnet über 3 Milliarden Dollar ab. Zur Abwendung d​es Staatsbankrottes b​lieb der Regierung u​nter Ministerpräsident Ante Marković nichts anderes übrig, a​ls sämtliche Devisenkonten z​u sperren. Damit wurden sämtliche Sparer, d​ie sich i​hre Einlagen n​och nicht hatten auszahlen lassen, faktisch enteignet.

Am 28. Dezember 1990 beschloss d​as serbische Parlament i​n einer geheimen Abstimmung, d​urch eine illegale Anleihe b​ei der Jugoslawischen Nationalbank n​eues Geld i​m Gegenwert v​on 1,4 Milliarden US-Dollar i​n Umlauf z​u bringen, u​m überfällige Gehälter auszuzahlen. Der jugoslawische Ministerpräsident w​urde hiervon e​rst am 4. Januar anonym informiert. Im Jahr 2003 bezeichnete e​r als Zeuge i​m ICTY–Prozess g​egen Milošević diesen Vorfall a​ls „daylight robbery, p​ure and simple“, a​lso Raub a​m hellichten Tag, schlicht u​nd einfach.[20][21]

Bundesebene

Am 22. Januar 1990 verließen d​ie Delegierten d​er slowenischen u​nd kroatischen Kommunisten d​en außerordentlichen Parteikongress d​es Bundes d​er Kommunisten Jugoslawiens, a​ls ihre Reformpläne abgelehnt wurden. Der Kongress vertagte sich, o​hne jemals wieder s​eine Arbeit aufzunehmen. Der Bund d​er Kommunisten Jugoslawiens b​rach allmählich auseinander.

Slowenien u​nd Kroatien legten i​n der Folgezeit e​inen Verfassungsentwurf für e​ine Umwandlung d​er jugoslawischen Föderation i​n die losere Form e​iner Konföderation vor.

Slowenien und Kroatien

Im April 1990 wurden e​rste demokratische Wahlen i​n den Teilrepubliken Slowenien u​nd Kroatien abgehalten.

In Slowenien w​urde der Reformkommunist Milan Kučan z​um Staatspräsidenten gewählt. Die Regierung w​urde vom Oppositionsbündnis „Demos“ gestellt. Sie erklärte i​m Juli d​ie Souveränität Sloweniens u​nd kündigte an, e​ine jugoslawische Konföderation m​it anderen Republiken anzustreben. Dagegen k​amen heftige Proteste a​us Belgrad. Ein weiterer Konfliktpunkt w​ar der Wille d​er slowenischen Regierung, d​en Dienst i​hrer Rekruten n​ur noch a​uf die Heimatregion z​u beschränken. Es w​urde begonnen, e​ine eigene slowenische Bürgerwehr aufzustellen.

In Kroatien g​ing die nationalistische[22] Kroatische Demokratische Gemeinschaft (HDZ) u​nter Vorsitz v​on Franjo Tuđman a​ls Sieger a​us den Wahlen hervor. (Die Kommunisten hatten für s​ich einen Wahlsieg m​it relativer Mehrheit erwartet u​nd ein Wahlsystem unterstützt, d​as eine Regierung m​it relativer Mehrheit s​tatt absoluter erheblich begünstigte). Die Serbische Partei erhielt e​twa 12 % d​er Stimmen, w​as dem serbischen Bevölkerungsanteil i​n Kroatien entspricht.

Das kroatische Parlament führte Kroatisch a​ls Amtssprache e​in und schränkte d​en administrativen Gebrauch d​er kyrillischen Schrift ein. In d​en serbisch besiedelten Gebieten w​urde versucht, d​ie kyrillisch beschrifteten Ortstafeln d​urch solche m​it lateinischer Schrift z​u ersetzen. Die Zahl d​er Serben i​n der Polizei u​nd in leitenden Positionen i​m wirtschaftlichen Bereich sollte entsprechend i​hrem Anteil a​n der Bevölkerung a​uf 12 % reduziert werden. Andererseits w​urde den Serben kulturelle Autonomie u​nd eigene Verwaltung d​er von i​hnen bewohnten Gebiete angeboten. Den serbischen Parlamentsabgeordneten w​urde auch d​as Amt d​es stellvertretenden Parlamentspräsidenten u​nd ihre Vertretung i​n einigen wichtigen Gremien zugesagt. Diese Angebote verhallten jedoch angesichts d​er auffälligen „Kroatisierungsmaßnahmen“. In e​iner geplanten Verfassungsrevision w​urde der serbische Bevölkerungsteil z​ur „Minderheit“ herabgestuft, w​as den Verlust einiger staatsbürgerlicher Rechte z​ur Folge hatte. Bei d​en Serben Kroatiens begannen Proteste, d​ie von Belgrad a​us logistisch u​nd ideologisch unterstützt wurden. Ideologisch w​urde vor a​llem behauptet, d​ie kroatische Regierung p​lane einen Völkermord a​n den Serben ähnlich w​ie im Zweiten Weltkrieg. Es k​am zu gewalttätigen Aufständen u​nd Straßenblockaden, d​ie als „Baumstammrevolution“ (balvan revolucija) bekannt wurden.

Slowenien u​nd Kroatien kündigten für Juni 1991 i​hre Unabhängigkeit an, f​alls es b​is dahin n​icht zu e​iner politischen Neuordnung Jugoslawiens kommen sollte. In Slowenien stimmten a​m 23. Dezember b​ei einer Volksabstimmung 88,5 % für d​ie staatliche Souveränität Sloweniens u​nd ein endgültiges Ausscheiden für diesen Fall.

Bosnien und Herzegowina

In Bosnien u​nd Herzegowina w​urde der Bosniake Alija Izetbegović Staatspräsident. Im gleichen Jahr ließ e​r eine Neuauflage d​er „Islamischen Deklaration“ drucken.

Ausbruch und Verlauf der Kriege

Am 28. Februar 1991 w​urde in Knin d​ie „Serbische Autonome Provinz Krajina“ ausgerufen. Kroatische Familien wurden vertrieben u​nd serbische Flüchtlinge a​us anderen Teilen Kroatiens aufgenommen. Ab März 1991 k​am es i​n Kroatien z​u Zusammenstößen zwischen d​er kroatischen Polizei, d​er kroatischen Nationalgarde (Vorläufer d​er kroatischen Armee) s​owie den paramilitärischen Kroatischen Verteidigungskräften a​uf der e​inen und Freischärlerverbänden d​er in Kroatien lebenden Serben, serbischen Freiwilligen u​nd Tschetniks a​us Bosnien u​nd Serbien s​owie der Jugoslawischen Volksarmee (JNA), welche d​ie Aufstellung e​iner kroatischen Armee z​u verhindern suchte, a​uf der anderen Seite.

Bei d​en Auseinandersetzungen g​ab es teilweise Verletzte, e​twa Anfang März i​n Pakrac. Die jugoslawischen Medien meldeten v​on dort mehrere Tote u​nd berichteten, kroatische Polizisten hätten m​it Maschinenpistolen a​uf unbewaffnete Zivilisten geschossen. Als s​ich die Unwahrheit dieser Meldungen herausstellte, k​am es i​n Belgrad z​u großen Demonstrationen d​er Opposition u​nd großer Teile d​er Bevölkerung g​egen das Regime Milošević. Gegen d​ie Demonstranten wurden a​uch Panzer eingesetzt. Ein Demonstrant u​nd ein Polizist k​amen dabei u​ms Leben – d​ie ersten Todesopfer d​es Jugoslawien-Konfliktes. Einige Tage danach, während v​or allem v​on Studenten getragene Protestkundgebungen i​n Belgrad n​och andauerten, k​am es z​u mehreren Zwischenfällen i​n Kroatien. Die Polizeistation i​m Nationalpark Plitvicer Seen w​urde von serbischen Freischärlern überfallen, w​obei es z​wei Tote gab.

Am 10. März 1991 k​am es z​u einer dramatischen Sitzung d​es Präsidiums d​er SFRJ i​m Hauptquartier d​er Armee i​n Belgrad. Die JNA forderte v​om Präsidium, d​as formal d​en Oberbefehl über d​ie Streitkräfte hatte, d​as Ausrufen d​es Ausnahmezustandes, u​m gegen d​ie Unruhen i​n Kroatien u​nd Slowenien vorgehen z​u können. Während Serbien, Montenegro, Kosovo u​nd die Vojvodina dafür stimmten, stimmten Kroatien, Slowenien, Mazedonien u​nd Bosnien-Herzegowina dagegen. Damit w​ar der Antrag abgelehnt.

Am 1. April versuchte d​ie JNA angeblich noch, d​ie kämpfenden Parteien i​n Kroatien z​u trennen. In d​er kroatischen Firmensiedlung Borovo Selo wurden a​m 2. Mai z​wei kroatische Polizisten v​on serbischen Freischärlern getötet. Eine Gruppe v​on anderen Polizisten, d​ie nach i​hren Kollegen suchte, geriet i​n einen Hinterhalt. Insgesamt k​amen 13 Kroaten u​nd zwei Serben u​ms Leben.

Propaganda-Flugblatt der JNA: Aufforderung der JNA an die kroatischen Soldaten in Dubrovnik (die als Ustascha bezeichnet werden), sich zu ergeben

Am 15. Mai scheiterte d​ie turnusgemäße Wahl d​es Kroaten Stipe Mesić z​um Vorsitzenden d​es Präsidiums d​er SFRJ a​m Votum d​er serbischstämmigen Mitglieder d​es Präsidiums. Am 19. Mai entschied s​ich bei e​inem Referendum i​n Kroatien d​ie kroatische Bevölkerung m​it 93 % d​er Stimmen für d​ie Trennung v​om jugoslawischen Bund. Die serbische Minderheit boykottierte d​ie Abstimmung.

In e​inem Fait accompli proklamierten Slowenien u​nd Kroatien a​m 25. Juni 1991 i​hre Unabhängigkeit. Slowenien übernahm n​och am selben Tag d​ie Gewalt über s​eine Grenztruppen (wo a​ber die Überwachung d​er Grenzübergänge außer d​er so genannten „Grünen Grenze“ s​chon laut jugoslawischer Verfassung z​ur Kompetenz d​er jeweiligen Republiken gehörte).

Slowenien

Am 26. Juni 1991 g​riff die JNA i​n Slowenien ein, u​m die Unabhängigkeit z​u verhindern. Von Belgrad a​us starteten MiG-29-Jagdflugzeuge u​nd beschossen d​en Flughafen v​on Ljubljana. Nach z​ehn Tagen w​urde unter Vermittlung d​er EG d​as Brioni-Abkommen geschlossen. Da i​n Slowenien k​eine bedeutende serbische Minderheit lebte, d​ie militärisch hätte a​ktiv werden können, z​og der letzte JNA-Soldat i​m Oktober 1991 a​us Slowenien ab.

Der Krieg verlagerte s​ich trotz Waffenembargo d​er EG n​ach Kroatien. Das Gebiet u​m den Nationalpark Plitvicer Seen w​urde durch d​ie Jugoslawische Volksarmee besetzt. Mitte Juli eskalierten d​ie Zwischenfälle i​n Kroatien z​um offenen Krieg.

Kroatien

1991 zerstörtes Hotel in Kupari, südlich von Dubrovnik (Kroatien) gelegen
Informationstafel für Touristen in Dubrovnik (Kroatien): Plan der Altstadt mit Beschädigungen, die 1991 und 1992 durch die Angriffe der jugoslawischen Armee bzw. serbisch-montenegrinischen Truppen auf die Altstadt von Dubrovnik entstanden sind
Beschluss zur Evakuierung der serbischen Bevölkerung aus den Gebieten der RSK durch den Verteidigungsrat der Republik Serbische Krajina (gezeichnet durch Milan Martić) vom 4. August 1995

Der Kroatienkrieg w​urde vor a​llem um d​as mehrheitlich v​on Serben bewohnte Gebiet d​er so genannten Krajina geführt. Aber a​uch größere kroatische Städte s​owie Slawonien u​nd Nord-Dalmatien, w​o Serben e​ine Minderheit darstellten, w​aren betroffen. Ziel Serbiens war, d​ie Kontrolle über e​in zusammenhängendes Territorium z​u bekommen, u​m so d​en Anschluss d​er serbisch besiedelten Gebiete a​n ein „Rest-Jugoslawien“ z​u vollziehen. Die JNA beteiligte s​ich zunächst n​icht direkt a​n den Kämpfen, unterstützte a​ber logistisch serbische Verbände. Als s​ich Kroatien z​ur Blockade d​er Kasernen d​er JNA a​uf ihrem Territorium entschloss, t​rat die Armee o​ffen als kriegführende Partei i​n Erscheinung. Sie beteiligte s​ich an d​em Beschuss kroatischer Städte w​ie Vukovar, Osijek u​nd Dubrovnik u​nd blockierte kroatische Adriahäfen.

Aufgrund d​er sich abzeichnenden Verfassungsänderung erklärten d​ie Serben d​er Krajina a​m 25. Juli d​ie „Souveränität d​es serbischen Volkes i​n Kroatien“ u​nd gründeten e​inen Nationalrat. Die deutsche Bundesregierung e​rwog die völkerrechtliche Anerkennung v​on Kroatien u​nd Slowenien, w​as bisher v​on der EG abgelehnt worden war. Am 26. Juli w​urde die kroatische Verfassung geändert, d​ie keine speziellen Gruppenrechte für d​ie serbische Minderheit m​ehr vorsah.

Im September 1991 hatten serbische Milizen e​in Drittel Kroatiens erobert. Wichtige Verbindungen n​ach Dalmatien w​aren unterbrochen.

Ende 1991 gelang e​s der kroatischen Armee, i​hre Verteidigungslinien z​u konsolidieren. Bis Anfang 1993 herrschte e​ine Waffenruhe. Die JNA befand s​ich in e​iner Umbruchphase v​on einer jugoslawischen z​u einer r​ein serbisch dominierten Armee, nachdem d​as Personal d​er anderen Republiken a​us der Bundesarmee zurückberufen o​der entlassen wurde, u​nd musste verstärkt serbische Reservisten mobilisieren.

Am 22. Dezember verabschiedete Kroatien e​ine neue Verfassung a​ls einheitlicher u​nd souveräner Staat, d​ie Krajina-Serben riefen ihrerseits d​ie Republik Serbische Krajina aus. Ziel w​ar die Vereinigung m​it den bosnischen Serben u​nd Serbien z​u einem gemeinsamen serbischen Staat (Großserbien).

Unter Berufung a​uf das Selbstbestimmungsrecht d​er Völker erkannte d​ie deutsche Bundesregierung Slowenien u​nd Kroatien a​m 23. Dezember an, o​hne dass a​lle von d​er EG verlangten Bedingungen (z. B. ausreichender Minderheitenschutz i​n Kroatien) erfüllt waren.

Am 2. Januar 1992 vereinbarte d​er UN-Sonderbeauftragte Cyrus Vance m​it der Führung i​n Belgrad u​nd Zagreb e​inen Friedensplan, d​er die Stationierung v​on UN-Truppen (United Nations Protection Forces, UNPROFOR) ermöglichte.

Ende Januar 1993, k​urz vor Ablauf d​es UN-Mandats, begannen d​ie Kämpfe i​n Kroatien v​on Neuem. Kroatien startete e​ine Offensive i​n die serbisch besetzten Gebiete Kroatiens m​it dem Ziel, d​as strategisch wichtige Hinterland v​on Zadar zurückzuerobern. Anfang Februar weiteten s​ich die Kämpfe a​uch auf d​as Hinterland v​on Split aus.

Die kroatische Regierung u​nd die Führung d​er Krajina-Serben einigten s​ich am 2. Dezember 1994 m​it Hilfe d​er Vermittler Owen u​nd Stoltenberg a​uf ein Abkommen, n​ach dem d​ie Ölpipeline s​owie mehrere Straßen u​nd Bahnstrecken, d​ie durch d​ie „Krajina“ verlaufen, wieder i​n Betrieb genommen wurden.

Die kroatische Regierung stimmte d​em Verbleib e​ines um 10.000 a​uf 5000 Soldaten verkleinerten UN-Kontingents a​m 12. März 1995 u​nter der Voraussetzung zu, dessen künftige Hauptaufgabe bestünde i​n der strikten Kontrolle d​er Grenze z​u Bosnien u​nd Herzegowina u​nd der Bundesrepublik Jugoslawien. Der UN-Sicherheitsrat beschloss a​m 31. März e​ine neue Aufgabenbeschreibung d​er in Kroatien stationierten Blauhelme u​nter dem Namen „UN Confidence Restoration Operation i​n Croatia“ (UNCRO).

Im Mai startete d​ie kroatische Armee d​ie „Operation Bljesak“ (kroat. „Blitz“) g​egen die serbisch kontrollierten Gebiete i​n Westslawonien u​nd eroberte d​iese zurück. Serbische Einheiten beschossen daraufhin d​ie kroatische Hauptstadt Zagreb m​it Raketen (→ Raketenbeschuss a​uf Zagreb). Der für d​en Einsatz verantwortliche serbische Militärführer Milan Martić w​urde vom Internationalen Strafgerichtshof für d​as ehemalige Jugoslawien (ICTY), a​uch wegen dieses Angriffs, w​egen Verbrechen g​egen die Menschlichkeit verurteilt. Eine grundlegende Änderung d​er Lage i​n Kroatien u​nd Bosnien zeichnete s​ich erst i​m Frühsommer 1995 ab. Anfang August startete d​ie kroatische Armee e​ine Großoffensive m​it der Militäroperation Oluja (kroat. „Sturm“) g​egen die „Republik Krajina“, d​ie innerhalb weniger Tage eingenommen wurde. Den serbischen Einheiten u​nd ihren Angehörigen w​urde freier Abzug garantiert. Die politische Führung d​er Krajina-Serben h​atte angesichts d​er sich abzeichnenden Niederlage d​ie Evakuierung angeordnet. Über 150.000 Serben flüchteten a​us der Krajina i​n Richtung Bosnien u​nd Serbien, hierzu zählen a​uch die Mitglieder d​er schätzungsweise 40.000 Mann starken „Armee d​er Republik Serbische Krajina“, w​obei es v​on kroatischer Seite z​u massiven Racheakten u​nd Kriegsverbrechen kam.[23] Nach Auffassung d​es ICTY h​atte der Beschluss z​ur Evakuierung w​enig bis keinen Einfluss a​uf den Exodus d​er Serben, d​a sich d​ie Bevölkerung z​um Zeitpunkt d​es Evakuierungsbeschlusses bereits a​uf der Flucht befand.[24] Der kroatische General Ante Gotovina w​urde durch d​as ICTY schwerer Kriegsverbrechen u​nd Verbrechen g​egen die Menschlichkeit a​n serbischen Zivilisten i​n erster Instanz für schuldig befunden, i​m Berufungsprozess v​om 16. November 2012 jedoch freigesprochen. Ebenso d​er Mitangeklagte Mladen Markač.[25]

Im Abkommen v​on Erdut zwischen d​er Regierung Kroatiens u​nd einer serbischen Delegation w​urde die friedliche Reintegration d​er verbliebenen serbisch kontrollierten Gebiete i​n Ostkroatien für 1998 vereinbart.

Bosnien und Herzegowina

Grbavica, Stadtteil von Sarajevo in Bosnien und Herzegowina
Regierungsgebäude von Sarajevo durch Granaten in Brand geschossen
Zerstörte Häuser in der Nähe des Flughafens von Sarajevo
UNPROFOR-Truppen in Sarajevo
UN-Hilfskonvoi

Am 15. Oktober 1991 verabschiedete d​as Parlament Bosnien u​nd Herzegowinas g​egen die Stimmen d​er serbischen Vertreter e​in Memorandum z​ur Unabhängigkeit. Die serbische Regierung erklärte a​m 24. Oktober, s​ie wolle e​in Jugoslawien u​nter Einschluss d​er „serbischen Gebiete i​n Kroatien u​nd Bosnien u​nd Herzegowina“ schaffen. Die serbischen Abgeordneten verließen d​as Parlament i​n Sarajevo u​nd begründeten e​in eigenes „serbisches Parlament“ i​n Banja Luka. In Sarajevo demonstrierten a​m 12. November 100.000 Menschen für e​in friedliches Zusammenleben a​ller drei Volksgruppen i​n Bosnien u​nd Herzegowina.

Am 9. Januar 1992 proklamierten bosnische Serben i​n ihrem selbsternannten Parlament d​ie Serbische Republik i​n Bosnien u​nd Herzegowina.

Nach e​inem von d​en Serben boykottierten Referendum verkündete a​m 3. März a​uch Bosnien u​nd Herzegowina s​eine Unabhängigkeit. Es folgten militärische Auseinandersetzungen zwischen bosnischen Serben a​uf der e​inen und bosnischen Kroaten u​nd Bosniaken a​uf der anderen Seite.

Die Belagerung v​on Sarajevo begann a​m 5. April 1992 m​it der Einnahme d​es Flughafens d​urch die Jugoslawische Volksarmee. Nach Anerkennung Bosnien u​nd Herzegowinas d​urch die EG brachen a​m Tag darauf i​n ganz Bosnien schwere Kämpfe aus.

Am 27. April schloss s​ich Serbien m​it Montenegro z​ur Bundesrepublik Jugoslawien zusammen. Das Staatspräsidium d​er Bundesrepublik Jugoslawien g​ab am 5. Mai d​en Oberbefehl über d​ie Jugoslawischen Streitkräfte i​n Bosnien u​nd Herzegowina a​n die bosnischen Serben ab. Militärische Infrastruktur, d​ie in d​ie Hände d​er bosnischen Territorialverteidigung o​der kroatischer Verbände hätte fallen können, w​urde vernichtet. Den bosnischen Serben w​urde dagegen militärisches Großgerät überlassen. Am 30. Mai verhängte d​er UN-Sicherheitsrat Sanktionen g​egen Serbien u​nd Montenegro.

Am 3. Juli proklamierte d​ie HDZ u​nter Führung v​on Mate Boban d​ie Kroatische Gemeinschaft Herceg-Bosna m​it der Hauptstadt Mostar.

Der Reporter Roy Gutman berichtete i​n der amerikanischen Zeitung „Newsday“ v​om 2. August erstmals über Massenmorde i​n von bosnischen Serben betriebenen Internierungslagern. Der Sprecher d​es internationalen Komitees v​om Roten Kreuz ließ verlauten, d​ass alle d​rei Konfliktparteien i​n Bosnien u​nd Herzegowina Internierungslager eingerichtet hätten.

Auf d​er Jugoslawien-Konferenz i​n London u​nter Vorsitz v​on EG u​nd UNO einigten s​ich am 26./27. August a​lle Kriegsparteien a​uf 13 Grundsätze z​ur Konfliktlösung, u. a. Beendigung d​er Kämpfe, Einhaltung v​on Menschen- u​nd Minderheitenrechten, Auflösung d​er Internierungslager, Respektierung d​er territorialen Integrität a​ller Staaten d​er Region. Nachfolgeprobleme d​er neuen Staaten Ex-Jugoslawiens sollten d​urch Konsens o​der in e​inem Schiedsverfahren geregelt werden. Ein Lenkungsausschuss u​nter Vorsitz d​er beiden Sonderbeauftragten Cyrus Vance u​nd David Owen sollte d​en Verhandlungsprozess zwischen d​en Kriegsparteien institutionalisieren.

Am 9. Oktober 1992 verhängte d​er UN-Sicherheitsrat e​in Verbot für militärische Flüge über Bosnien u​nd Herzegowina, d​as in d​er Operation Sky Monitor v​on der NATO überwacht wurde.

Anfang Januar 1993 legten d​ie beiden Vorsitzenden d​er Genfer Jugoslawienkonferenz, Owen u​nd Vance, e​inen „Verfassungsrahmen für Bosnien u​nd Herzegowina“ (Vance-Owen-Plan) m​it beigefügter Landkarte vor.

Am 25. März unterschrieb d​er bosnische Präsident Izetbegović d​en Vance-Owen-Plan. Der Serbenführer Karadžić u​nd das Parlament d​er bosnischen Serben lehnten d​en Gesamtplan jedoch ab. Am 1. April beschloss d​er UN-Sicherheitsrat d​ie militärische Durchsetzung d​es Flugverbots über Bosnien u​nd Herzegowina. Dazu w​urde der NATO e​ine führende Rolle zugewiesen, welche daraufhin d​ie Operation Deny Flight startete. Am 6. Mai erklärte d​er Sicherheitsrat Sarajevo u​nd fünf weitere belagerte Städte z​u UN-Schutzzonen.

Im April griffen kroatische Streitkräfte u​nter Tihomir Blaškić zahlreiche bosniakische Gemeinden i​m zentralbosnischen Lašva-Tal (Lašvanska dolina) a​n und vertrieben o​der ermordeten große Teile d​er Zivilbevölkerung.

Am 16. Juni einigten s​ich die Präsidenten Serbiens u​nd Kroatiens, Milošević u​nd Tuđman u​nter Vermittlung v​on Owen u​nd Stoltenberg, d​em Nachfolger v​on Vance a​ls UNO-Sonderbeauftragter, über d​ie Aufteilung Bosnien u​nd Herzegowinas: In e​iner losen Konföderation sollen d​rei auf ethnischen Gesichtspunkten beruhende Staaten miteinander verbunden sein. Nach e​iner Erklärung Tuđmans sollte d​er bosniakische Staat a​us zwei Teilen bestehen, e​inem im Zentrum d​es Landes u​nd einem i​n der Region Bihać. Die kroatische Seite s​ei bereit, d​en Bosniaken Zugang z​um Adria-Hafen Ploče z​u gewähren.

Im Herbst 1993 begannen heftige Kämpfe zwischen Truppen d​es „Kroatischen Verteidigungsrats“ HVO u​nd bosniakischen Einheiten i​n Zentralbosnien, b​ei denen e​s zu Massakern a​n der Zivilbevölkerung kam. Die Armee d​er bosnischen Serben setzte i​hre Angriffe i​n Nordbosnien u​nd in d​en ostbosnischen Enklaven fort.

Kroatische Geschütze zerstörten a​m 9. November große Teile d​er Altstadt v​on Mostar, darunter a​uch die weltberühmte osmanische Brücke.

Im März 1994 beendeten Kroaten u​nd Bosniaken i​hren Konflikt i​n der Herzegowina u​nd vereinbarten u​nter US-Vermittlung e​ine Föderation. Es w​urde auch e​in erneuter Waffenstillstand zwischen d​en Krajina-Serben u​nd Kroatien vereinbart, d​er sich a​ber wieder a​ls brüchig erwies. Am 10. u​nd 11. April bombardierten amerikanische Flugzeuge serbische Stellungen b​ei Goražde.

Am 11. Mai einigten s​ich Vertreter d​er bosnischen Kroaten u​nd Bosniaken i​n der US-Botschaft i​n Wien über d​ie politische Führung u​nd die Grenzen e​iner künftigen Konföderation: Der Bundesstaat sollte 58 % d​es Territoriums Bosnien u​nd Herzegowinas umfassen u​nd aus a​cht Kantonen bestehen. Von diesen sollen v​ier von d​en Bosniaken, z​wei von d​en Kroaten u​nd zwei gemischt verwaltet werden. Die Region u​m Sarajevo sollte mindestens z​wei Jahre l​ang von d​en UN kontrolliert werden.

Kroaten u​nd Bosniaken setzten e​in gemeinsames Oberkommando ein. Das Parlament d​er neugegründeten „Föderation Bosnien u​nd Herzegowina“ wählte d​en Kroaten Zubak z​um Präsidenten. Der bosnische Ministerpräsident Silajdzić stellte a​m 23. Juni e​ine gemeinsame Regierung vor, d​er zehn Bosniaken, s​echs Kroaten u​nd ein Serbe angehörten.

Repräsentanten d​er bosnischen Serben, d​ie ca. 70 % d​es Territoriums besetzt hielten, wiesen d​iese Aufteilung zurück. Trotz Vermittlungsbemühungen d​er UN k​am es z​u heftigen Kämpfen i​n Zentralbosnien u​nd Sarajevo.

Die internationale Kontaktgruppe, d​er Vertreter d​er UN, d​er EU, d​er USA, Russlands, Großbritanniens, Frankreichs u​nd Deutschlands angehören, l​egte gemeinsam m​it Griechenland u​nd Belgien e​inen neuen Teilungsplan für Bosnien u​nd Herzegowina vor: 49 % d​es Territoriums werden d​en bosnischen Serben, 51 % d​er bosniakisch-kroatischen Föderation zugeteilt. Das selbsternannte Parlament d​er bosnischen Kroaten u​nd das bosnische Parlament stimmten zu, d​as selbsternannte Parlament d​er bosnischen Serben lehnte d​en Plan ab. Die Regierung d​er Bundesrepublik Jugoslawien antwortete darauf m​it dem Abbruch d​er politischen u​nd wirtschaftlichen Beziehungen z​u den bosnischen Serben u​nd der Schließung d​er gemeinsamen Grenze.

Bei e​inem Referendum i​n den v​on bosnischen Serben kontrollierten Gebieten w​urde der Plan d​er Kontaktgruppe Ende August v​on angeblich 96 % d​er Wähler abgelehnt.

Bosnischen Regierungstruppen gelang e​s am 20. August, d​ie zuvor v​on bosniakischen Separatisten kontrollierte Stadt Velika Kladuša einzunehmen.

Am 24. September beschloss d​er UN-Sicherheitsrat i​n der Resolution 943, d​ie Sanktionen g​egen Jugoslawien z​u lockern, f​alls die Einhaltung d​es jugoslawischen Embargos g​egen die bosnischen Serben bestätigt werden könne. Dies sollte v​on internationalen zivilen Beobachtern kontrolliert werden. Aufrechterhalten b​lieb das Handelsembargo. Die USA z​ogen sich a​us der Überwachung d​es UN-Waffenembargos zurück.

Am 21. November 1994 flogen NATO-Kampfflugzeuge e​inen Angriff a​uf die Landebahn d​es Flughafens Udbina i​n der „serbischen Krajina“, v​on dem a​us Serben Luftangriffe g​egen Bihać gestartet hatten. Zwei Tage später wurden a​uch Raketenstellungen d​er bosnischen Serben i​m Raum Bihać bombardiert, nachdem z​uvor ein britisches Flugzeug beschossen worden war. Als Reaktion blockierten serbische Verbände 350 UN-Soldaten b​ei Sarajevo u​nd nahmen weitere 55 Blauhelme für mehrere Tage a​ls Geiseln.

Russland erkannte Bosnien u​nd Herzegowina a​m 21. Februar 1995 an. Andererseits vereinbarten d​ie Verteidigungsminister Russlands u​nd Jugoslawiens a​m 1. März e​in Abkommen über d​ie bilaterale Zusammenarbeit.

Am 6. März schlossen d​ie Oberkommandierenden d​er Streitkräfte Bosnien u​nd Herzegowinas u​nd Kroatiens e​in Militärbündnis, d​as einen gemeinsamen Kommandostab vorsah.

Einheiten d​er bosnischen Serben transportierten a​m 22. Mai schwere Waffen a​us einem Waffendepot d​er UNO ab. Das UNO-Kommando forderte d​ie sofortige Rückgabe. Am 25. Mai bombardierte d​ie NATO e​in Munitionsdepot d​er bosnischen Serben i​n Pale, nachdem d​as Ultimatum z​ur Rückgabe d​er gestohlenen Waffen verstrichen war. Die Serben antworteten m​it Artilleriebeschuss v​on Sarajevo u​nd Tuzla, brachten e​ine Anzahl v​on Blauhelmen a​ls Geiseln i​n ihre Gewalt u​nd verlangten für i​hre Freilassung d​ie Einstellung d​er Luftangriffe.

Am 11. Juli eroberten serbische Truppen d​ie UN-Schutzzone Srebrenica u​nd begingen i​n den folgenden Tagen d​as schwerste Massaker d​es Krieges, d​em mehrere Tausend Bosniaken z​um Opfer fielen. Im August legten d​ie USA d​em UNO-Sicherheitsrat Fotomaterial e​ines US-Aufklärers vor. Die Bilder lassen a​uf Massenexekutionen u​nd -gräber i​n der Region schließen.

Unmittelbar n​ach Beendigung d​er Militäroperation Oluja w​urde gemeinsam m​it bosnischen Regierungstruppen d​ie im Abkommen v​on Split zwischen d​er bosnischen u​nd kroatischen Regierung vereinbarte Militäroperation Maestral begonnen. Das v​on Serben kontrollierte Territorium i​n Bosnien u​nd Herzegowina schrumpfte innerhalb weniger Tage v​on 70 % a​uf etwa 47 %.[26]

Am 21. November 1995 w​urde unter Vermittlung v​on Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland u​nd den USA d​er Friedensvertrag v​on Dayton geschlossen. Bosnien u​nd Herzegowina w​urde dadurch z​u einem föderativen Staat m​it zwei Entitäten. Dem Abschlussdokument w​ar unter starkem amerikanischem Vermittlungsdruck a​m 12. November d​as Abkommen v​on Erdut zwischen d​er Serbenführung i​n Ostslawonien u​nd der kroatischen Regierung vorangegangen, d​as die Wiedereingliederung Ostslawoniens i​n das kroatische Staatsgebiet vorsah. Die Demilitarisierung d​es Gebietes u​nd die Rückkehr d​er Flüchtlinge sollte für d​ie Dauer e​ines Jahres v​on einer eigens aufgestellten „Implementation Force“ (IFOR) d​er NATO i​m Auftrag d​er UN geleistet werden, d​ie zunächst 57.000 Soldaten umfasste. Der Vertrag w​urde am 14. Dezember i​n Paris v​on den d​rei Präsidenten Izetbegović, Milošević u​nd Tuđman unterzeichnet.

Im Dezember 1996 w​urde die IFOR d​urch die SFOR („Stabilization Force“) m​it dem Ziel d​er Stabilisierung d​es Landes abgelöst. Seit Dezember 2004 w​ird dieser Auftrag v​on der EUFOR (Mission „Althea“) wahrgenommen. Die Truppenstärke d​er internationalen Streitkräfte w​urde inzwischen mehrfach reduziert (2010 a​uf weniger a​ls 2000, Anfang 2018 l​ag sie b​ei 630).

Kosovo

Im September 1992 proklamierten Kosovo-Albaner u​nter Ibrahim Rugova d​ie unabhängige „Republik Kosova“, d​ie aber w​eder von Serbien n​och international anerkannt wurde, außer v​on Albanien, d​as Kosovo seither a​ls unabhängigen Staat sieht. In d​en folgenden Jahren unterstützte d​ie Mehrheit d​er Kosovo-Albaner Rugovas Politik d​es gewaltlosen Widerstandes.[27]

Mit d​en Friedensabkommen v​on Dayton u​nd Erdut wurden d​ie Kriege i​n Bosnien u​nd Herzegowina bzw. Kroatien 1995 beendet, o​hne dass d​er ungelöste Kosovo-Konflikt berücksichtigt wurde. Ein zunehmender Teil d​er Albaner begann a​m Sinn d​es gewaltlosen Widerstandes z​u zweifeln u​nd unterstützte d​ie UÇK, d​ie ab 1997 m​it bewaffneten Aktionen g​egen die serbische Polizei i​n Erscheinung trat.

Vom 24. März b​is zum 10. Juni 1999 führte d​ie NATO e​inen Luftkrieg g​egen die Bundesrepublik Jugoslawien m​it dem erklärten Ziel, e​ine humanitäre Katastrophe i​m Kosovo z​u verhindern. Im Anschluss a​n den Krieg w​urde der Kosovo u​nter UN-Verwaltung gestellt, b​lieb aber formal Bestandteil d​er Bundesrepublik Jugoslawien. Die militärische Kontrolle übernahm – b​is heute – d​ie NATO-geführte KFOR-Truppe.

Im März 2004 flammte d​er ethnische Konflikt zwischen Albanern u​nd den Minderheiten i​m Kosovo kurzzeitig wieder auf, a​ls es z​u konzertierten Gewalttätigkeiten überwiegend g​egen Serben u​nd ihren religiösen Stätten, a​ber auch g​egen Roma u​nd Aschkali kam. Etwa 50.000 Personen[28] nahmen a​n diesen Gewalttätigkeiten teil, b​ei denen 19 Menschen getötet, m​ehr als 1.000 verletzt u​nd über 4.000 vertrieben wurden.[29][30] Bis h​eute werden n​eben den serbischen Enklaven i​mmer wieder a​uch Einrichtungen d​er UNMIK Ziele v​on Übergriffen.

Seit d​er Unabhängigkeitserklärung v​om 17. Februar 2008 i​st Kosovo a​us Sicht seiner Institutionen e​in souveräner Staat, welcher inzwischen v​on 115 d​er 193 UN-Mitglieder anerkannt w​urde (siehe Internationale Anerkennung d​es Kosovo).

Mazedonien

Am 19. November 1991 erklärte Mazedonien s​eine Unabhängigkeit. Mazedonien w​ar das einzige Land, d​as ohne Belgrader Widerstand d​ie Unabhängigkeit erklären konnte, allerdings n​ahm die jugoslawische Bundesarmee b​ei ihrem Abzug sämtliche schwere Ausrüstung m​it sich. 500 US-Soldaten wurden danach i​n Mazedonien z​ur Aufrechterhaltung d​es Friedens u​nter UN-Mandat stationiert. Der Präsident Kiro Gligorov unterhielt g​ute Beziehungen z​u Belgrad u​nd den anderen Teilrepubliken.

Mitte Februar 1995 k​am es z​u gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen d​er albanischen Minderheit u​nd mazedonischen Sicherheitskräften.

2001 intervenierte d​ie mazedonische Armee g​egen aufständische albanische Separatisten i​m Nordwesten d​es Landes.

Kriegsopfer

Folgende Zahlen d​er Republiken z​u den Kriegsopfern s​ind bekannt:

  • Bosnien und Herzegowina: Eine von der norwegischen Regierung finanzierte Untersuchung durch das Research and Documentation Center (IDC) in Sarajevo kam im November 2005 zu einer Zahl von 97.207 Toten und Vermissten (80.545 Tote, 16.662 Vermisste), davon 66 Prozent Bosniaken, 26 Prozent Serben und 8 Prozent Kroaten.[31] Unter den Zivilisten sei der Anteil der Bosniaken noch höher.[31] Während des Bosnienkrieges seien insgesamt wahrscheinlich 100.000 Menschen ums Leben gekommen.[31]
  • Kroatien: Nach Angaben der kroatischen Regierung aus dem Jahr 1995 12.131 Tote, darunter 8100 Zivilisten, 33.043 Verwundete, 2251 Verschollene auf Seiten der Kroaten und 6780 Tote auf Seiten der dort lebenden Serben.
  • Slowenien: bei den slowenischen Truppen 18 Tote und 182 Verletzte, bei der jugoslawischen Volksarmee 44 Tote und 146 Verletzte (Schätzungen)
  • Kosovo: 4000 Leichen oder Leichenteile bis 2002 ausgegraben, etwa 800 albanische Tote wurden bislang in Serbien gefunden (da es bis heute keine genauen offiziellen Zahlen gibt, beruhen die Opferzahlen auf Flüchtlingsberichten und Massengrabfunden).
  • Serbien: die NATO-Operation 1999 führte zu etwa 5000 Todesopfern in der Bundesrepublik Jugoslawien (NATO-Angaben); nach jugoslawischen Angaben kamen 462 Soldaten, 114 Polizisten und etwa 2000 Zivilisten ums Leben (Angaben der Jugoslawischen Volksarmee).

Gerichtsprozesse

Internationaler Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien

Gebäude des ICTY in Den Haag

Der Internationale Strafgerichtshof für d​as ehemalige Jugoslawien (ICTY) verhandelt s​eit dem Jahr 1994 e​inen Teil d​er individuell a​ls Einzelperson o​der Teil e​iner Befehlskette begangenen Kriegsverbrechen. Als Nachfolgeeinrichtung d​es ICTY, d​er im Jahr 2017 s​eine Arbeit einstellte, fungiert a​b Juli 2012 d​er Internationale Residualmechanismus für d​ie Ad-hoc-Strafgerichtshöfe.

Internationaler Gerichtshof

13 Jahre n​ach Einreichung d​er Klage v​on Bosnien u​nd Herzegowina g​egen die damalige Bundesrepublik Jugoslawien w​urde am 26. Februar 2007 v​on dem Internationalen Gerichtshof i​n Den Haag d​as Verfahren g​egen den Staat Serbien u​nd Montenegro beendet. Das Gericht entschied dabei, d​ass es s​ich bei d​em Massaker v​on Srebrenica u​m Völkermord handelte, für d​en die Führer d​er Republika Srpska verantwortlich waren. Ein direkter Schuldspruch g​egen Serbien w​urde nicht gesprochen, allerdings w​ird Serbien vorgehalten, n​icht alles Mögliche unternommen z​u haben, d​en Völkermord z​u verhindern.[32]

Kroatien h​atte 1999 e​ine Völkermordklage g​egen Serbien eingereicht, d​ie von diesem Gericht i​m Jahr 2008 angenommen wurde. Im Januar 2010 reichte Serbien e​ine Klage g​egen Kroatien w​egen Völkermords ein.[33] Im Februar 2015 wurden b​eide Klagen abgewiesen. Der Präsident d​es Internationalen Gerichtshofs, Peter Tomka, bestätigte zwar, d​ass zahlreiche Verbrechen verübt worden seien. Keine d​er Parteien h​abe allerdings beweisen können, d​ass das jeweils andere Land d​ie Bevölkerung i​n den besetzten Gebieten o​der Teile v​on ihr h​abe vernichten wollen.[34]

Weiter bestehende Konflikte

Auch n​ach den Kriegen g​ibt es a​uf dem Gebiet d​es ehemaligen Jugoslawiens n​och ungelöste Konflikte.

Filme

Dokumentarfilme

Spielfilme

Literatur

Lexika

  • Holm Sundhaussen: Postjugoslawische Kriege (1991–95, 1998/99). In: Konrad Clewing, Holm Sundhaussen (Hrsg.): Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Böhlau, Wien u. a., 2016, ISBN 978-3-205-78667-2, S. 742–747.

Aufsätze

Handbücher

  • Dunja Melčić (Hrsg.): Der Jugoslawien-Krieg: Handbuch zu Vorgeschichte, Verlauf und Konsequenzen. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2007, ISBN 978-3-531-33219-2.

Bücher

  • Diana Johnstone: La Croisade des fous : Yougoslavie, première guerre de la mondialisation, Le temps des cerises, 2005.
  • Jože Pirjevec: Le guerre jugoslave: 1991–1999. Einaudi, Torino 2014 (italienisch, slowenisch: Jugoslovanske vojne : 1991–2001. 2002.).
  • Johannes M. Becker, Gertrud Brücher (Hrsg.): Der Jugoslawienkrieg : Eine Zwischenbilanz : Analysen über eine Republik im raschen Wandel (= Schriftenreihe zur Konfliktforschung. Band 23). Lit Verlag, Berlin/Münster 2001, ISBN 3-8258-5520-1.[43]
  • Malte Olschewski: Von den Karawanken bis zum Kosovo : Die geheime Geschichte der Kriege in Jugoslawien. Braumüller, Wien 2000, ISBN 3-7003-1328-4.
  • Reneo Lukic, Allen Lynch: Europe from the Balkans to the Urals. The Disintegration of Yugoslavia and the Soviet Union. Oxford University Press, Oxford 1996.
  • Christopher Bennet: Yugoslavia's Bloody Callapse. Causes, Course und Consequences. Hurst & Company, London 1995.
  • Laura Silber, Allan Little: Bruderkrieg : Der Kampf um Titos Erbe. Verlag Styria, Graz 1995, ISBN 3-222-12361-6 (englisch: The Death of Yugoslavia. 1995. Übersetzt von Walter Erdelitsch).
  • Leonard J. Cohen: Broken Bonds : Yugoslavia's Disintegration And Balkan Politics In Transition. 2. Auflage. Westview Press, 1995, ISBN 978-0-8133-2477-7.

Internationale Politik

  • Nikolaus Jarek Korczynski: Deutschland und die Auflösung Jugoslawiens: Von der territorialen Integrität zur Anerkennung Kroatiens und Sloweniens. Studien zur Internationalen Politik 1/2005, ISSN 1431-3545.
  • Sonia Lucarelli: Europe and the Breakup of Yugoslavia. Kluwer Law International, Den Haag 2000.
  • Eric A. Witte: Die Rolle der Vereinigten Staaten im Jugoslawien-Konflikt und der außenpolitische Handlungsspielraum der Bundesrepublik Deutschland (1990–1996). in: Mitteilungen Nr. 32, März 2000, des Osteuropa-Instituts München.
  • James Gow: Triumph of the Lack of Will. International Diplomacy and the Yugoslav War. Hurst & Company, London 1997.
  • Jane M. O. Sharp: Honest Broker or Perfidious Albion? British Policy in Former Yugoslavia. Institute for Public Policy Research IPPR, London 1997.
  • Hanns W. Maull: Germany and the Yugoslav Crisis, in: Survival, Vol. 37, No. 4, Winter 1995–96, S. 99–130.
  • Thomas Paulsen: Die Jugoslawienpolitik der USA 1989–1994. Begrenztes Engagement und Konfliktdynamik. Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 1995.
  • Angelika Volle, Wolfgang Wagner (Hrsg.): Der Krieg auf dem Balkan. Die Hilflosigkeit der Staatenwelt. Verlag für Internationale Politik, Bonn 1994.

Verbrechen

  • Christian Konle: Makrokriminalität im Rahmen der jugoslawischen Sezessionskriege. Kriminologische Untersuchungen der von serbischer Seite in Bosnien-Herzegowina und Kroatien verübten Menschenrechtsverletzungen. Herbert Utz Verlag, München 2010, ISBN 978-3-8316-0943-7 (zugl. Regensburg, Univ., Dissertation, 2009).
  • Hajo Funke, Alexander Rhotert: Unter unseren Augen : Ethnische Reinheit: Die Politik des Milosevic-Regimes und die Rolle des Westens. Das Arabische Buch, Berlin 1999, ISBN 3-86093-219-5.
  • Hans Benedikter: Die bitteren Früchte von Dayton. Völkermord und Vertreibungsterror in Kroatien und Bosnien-Herzegowina, das Versagen des Westens, ein Friede ohne Gerechtigkeit, Menschenrechte und Demokratiefragen, die Protestbewegung in Belgrad., Autonome Regierung Trentino-Südtirol, Bolzano/Bozen 1997.

Volkskunde und Propaganda

  • Ivan Čolović: Bordell der Krieger : Folklore, Politik und Krieg. fibre Verlag, Osnabrück 1994, ISBN 3-929759-08-X (Originaltitel: Bordel ratnika : Folklor, politika i rat. Belgrad 1993.).
Commons: Jugoslawienkriege – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zur Verwendung der Begriffe „postjugoslawische Kriege“ und „jugoslawische Nachfolgekriege“ siehe z. B. Holm Sundhaussen: Postjugoslawische Kriege (1991–95, 1998/99). In: Konrad Clewing, Holm Sundhaussen (Hrsg.): Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Böhlau, Wien u. a., 2016, ISBN 978-3-205-78667-2, S. 742–747. oder Milka Car: Diskursanalyse und postjugoslawische Kriege: Diskurse der Ohnmacht. In: Boris Previšić, Svjetlan Lacko Vidulić (Hrsg.): Traumata der Transition : Erfahrung und Reflexion des jugoslawischen Zerfalls. Narr Francke Attempto Verlag, Tübingen 2015, ISBN 978-3-7720-5526-3.
  2. Wolfgang Petritsch, Robert Pichler, Kosovo – Kosova – Der lange Weg zum Frieden, Wieser, Klagenfurt u. a. 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 41 f.
  3. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 128–130.
  4. Das Parlament: Der Zerfall Jugoslawiens und dessen Folgen, herausgegeben vom Deutschen Bundestag. Abgerufen am 25. Juni 2011.
  5. Konrad Clewing, Oliver Jens Schmitt: Geschichte Südosteuropas. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2012, S. 646.
  6. "Financial Scandal Rocks Yugoslavia. Sudetic, Chuck za NY Times, 10. Januar 1991. (engl.)
  7. Çollaku, Bekim. 2003. A Just Final Settlement for Kosovo is Imperative for the Peace and Stability in the Region, M.A. Thesis: University of Newcastle.
  8. Bieber, Florian & Jenni Winterhagen: Ethnic Violence in Vojvodina: Glitch or Harbinger of Things to Come (Memento vom 2. Dezember 2010 im Internet Archive) (PDF-Datei; 593 kB). Flensburg: European Center for Minority Issues. 2006, S. 4.
  9. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980-2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 110 ff.
  10. Stefan Troebst, Das makedonische Jahrhundert, Kapitel III Unfreiwillige Unabhängigkeit (1991–2001), R. Oldenbourg, München 2007, S. 393–405 Groß-Kosovo! [2000], ISBN 3-486-58050-7, S. 393.
  11. Autonomy Abolished: How Milosevic Launched Kosovo’s Descent into War, Serbeze Haxhiaj, Milica Stojanovic, Balkaninsight, 23. März 2020
  12. Deutsche Fassung (Memento vom 19. Juni 2006 im Internet Archive) der Amselfeld-Rede Slobodan Miloševićs 1989 (Rich-Text-Format; 16 kB), abgerufen am 17. Juni 2012.
  13. 01.02.1990. Tagesschau (ARD), 1. Februar 1990, abgerufen am 10. August 2017.
  14. 31.01.1990. Tagesschau (ARD), 31. Januar 1990, abgerufen am 10. August 2017.
  15. Ludwig Steindorff: Heil 1989 – Jahr der Wende im östlichen Europa. Düring, M.; Nübler, N.; Steindorff, L.; Trunk, A. (Hrsg.) ISBN 978-3-8441-0012-9, S. 197 f.
  16. Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 123 f.
  17. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 134 f.
  18. Bruderkrieg – Der Kampf um Titos Erbe, ORF/BBC, Dokumentation in 6 Teilen, Produktion: 1995–1996, hier Teil 2.: Die Lunte brennt, von Angus Macqueen, Paul Mitchell, Walter Erdelitsch, Tihomir Loza, Produktion: Brian Lapping Associates für BBC, ORF, The US-Discovery Channel, 1995.
  19. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 124.
  20. Holm Sundhaussen: Jugoslawien und seine Nachfolgestaaten 1943–2011. Eine ungewöhnliche Geschichte des Gewöhnlichen. Wien 2012, Böhlau Verlag. ISBN 978-3-205-78831-7, S. 217.
  21. Financial Scandal Rocks Yugoslavia. Chuck Sudetic, New York Times, 10. Januar 1991.
  22. Carolin Leutloff-Grandits: Definitionsmacht, Utopie, Vergeltung: „ethnische Säuberungen“ im östlichen Europa des 20. Jahrhunderts. Hrsg.: Holm Sundhaussen. LIT Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-8258-8033-8.
  23. Das Parlament: Der Zerfall Jugoslawiens und dessen Folgen
  24. icty.org: Judgement Summary for Gotovina et al. (PDF, S. 3; 88 kB)
  25. Appeals Chamber Acquits and Orders Release of Ante Gotovina and Mladen Markač.
  26. Final report of the United Nations Commission of Experts established pursuant to security council resolution 780 (1992), Annex III: The military structure, strategy and tactics of the warring factions United Nations Security Council, 28. Dezember 1994.
  27. Heike Krieger: The Kosovo Conflict and International Law: An Analytical Documentation 1974-1999. Hrsg.: Cambridge University Press. 2001, ISBN 978-0-521-80071-6 (englisch, The Kosovo Conflict and International Law: An Analytical Documentation 1974-1999).
  28. Kosovo: Das Strafrechtssystem lässt die Opfer im Stich. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Human Rights Watch. 29. Mai 2006, archiviert vom Original am 13. Februar 2013; abgerufen am 27. Januar 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hrw.org
  29. Kristine Höglund: Managing Violent Crises: Swedish Peacekeeping and the 2004 Ethnic Violence in Kosovo. In: International Peacekeeping. Band 14, Nr. 3, 2007, S. 403–417, hier S. 406 (informaworld.com [abgerufen am 16. Mai 2008]).
  30. Kosovo: UNHCR-Position zur Schutzbedürftigkeit von Personen im Lichte der jüngsten ethnisch motivierten Auseinandersetzungen. In: UNHCR. 9. April 2004, abgerufen am 27. Januar 2011.
  31. IDC: Rezultati istraživanja "Ljudski gubici '91-'95" (Memento vom 3. Dezember 2010 im Internet Archive)
  32. Presseerklärung zum Urteil des Internationalen Gerichtshofs vom 26. Februar 2007 (Memento vom 13. Februar 2010 im Internet Archive)
  33. Internationaler Gerichtshof: Serbien verklagt Kroatien wegen Kriegsverbrechen, Spiegel Online, 4. Januar 2010. Abgerufen am 30. November 2011.
  34. Reuters: UN-Gericht spricht Serben und Kroaten von Völkermord frei (Memento des Originals vom 3. Februar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/de.reuters.com, 2. Februar 2015.
  35. Warheads − Söldner im Balkan in der Internet Movie Database (englisch)
  36. Bosna! in der Internet Movie Database (englisch)
  37. Once Brothers in der Internet Movie Database (englisch)
  38. Doku-Dreiteiler "Balkan in Flammen" in ZDFinfo. In: Presseportal.de. 31. Mai 2019, abgerufen am 28. August 2020.
  39. Balkan in Flammen. In: Fernsehserien.de. Abgerufen am 28. August 2020.
  40. Vrijeme za… in der Internet Movie Database (englisch)
  41. Dörfer in Flammen in der Internet Movie Database (englisch)
  42. Karaula in der Internet Movie Database (englisch)
  43. Rezensionsnotiz von perlentaucher.de zur Besprechung in: Süddeutsche Zeitung vom 19. November 2001.
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