Österreich in der Zeit des Nationalsozialismus

Österreich i​n der Zeit d​es Nationalsozialismus beschreibt d​en Abschnitt d​er Geschichte Österreichs v​om „Anschluss“ a​n das nationalsozialistisch regierte Deutsche Reich a​m 13. März 1938 b​is zum Ende d​es Zweiten Weltkrieges u​nd zur Wiedererrichtung d​er Republik i​m Frühjahr 1945.

Ostmark 1941: Reichsgaue, Land- und Stadtkreise

Dem vorübergehenden Ende d​er Eigenstaatlichkeit Österreichs u​nd der Machtübernahme d​urch die Nationalsozialisten (vgl. Zeit d​es Nationalsozialismus) w​ar die v​on politischen u​nd gesellschaftlichen Spannungen (austrofaschistischer Ständestaat, Österreichischer Bürgerkrieg, NS-Putschversuch u. a.) s​owie wirtschaftlichen Krisen geprägte Erste Republik vorausgegangen, d​ie 1918 b​eim Zusammenbruch d​er Doppelmonarchie Österreich-Ungarn a​m Ende d​es Ersten Weltkrieges a​ls Deutschösterreich entstanden w​ar und s​ich bis z​um Verbot d​urch die Siegermächte 1919 d​em demokratischen Deutschland anschließen wollte.

Der siebenjährigen NS-Herrschaft i​n Österreich folgte d​ie zehnjährige Besatzungszeit, b​is das Land 1955 m​it dem Österreichischen Staatsvertrag u​nd dem Abzug d​er alliierten Truppen s​eine staatliche Souveränität wiedererlangte. In diesen z​ehn Jahren w​urde unter d​em Druck d​er vier Besatzungsmächte (USA, UdSSR, Vereinigtes Königreich u​nd Frankreich) d​ie Entnazifizierung m​it dem Verbotsgesetz 1947 gesetzlich geregelt u​nd wurden österreichische Kriegsverbrecher, Beteiligte a​n Holocaust, Porajmos, Verbrechen d​er Wehrmacht u. a. v​on Volksgerichten i​n Österreich u​nd bei d​en Nürnberger Prozessen verurteilt; Ermittlung u​nd Verfolgung v​on NS-Verbrechen u​nd Rückstellung geraubten Eigentums wurden a​ber bald a​uf die l​ange Bank geschoben. Das m​it der Waldheim-Affäre 1986 einsetzende internationale Interesse u​nd der Generationswechsel führten dazu, d​ass die wissenschaftliche, gesellschaftliche, politische u​nd juristische Aufarbeitung d​er NS-Diktatur i​m Land b​is heute andauert.

Nach d​em „Anschluss“ a​n Deutschland t​rat die deutsche Verkehrsordnung i​n ganz Österreich i​n Kraft, dadurch w​ird seit d​em 19. September 1938 i​n Österreich generell rechts gefahren. Vorher w​ar das Land i​n Links- u​nd Rechtsfahrzonen unterteilt.[1]

Vorgeschichte

Zu den von der Nationalversammlung 1918 beanspruchten Gebieten zählte u. a. auch das Sudetenland
Karl Renner (vordere Reihe, Mitte) in Saint-Germain (1919)

1918, n​ach dem Ende d​es Ersten Weltkrieges, d​em Auseinanderbrechen d​es Vielvölkerdoppelstaates Österreich-Ungarn u​nd der Abschaffung d​er österreichischen Monarchie, standen s​ich in d​er jungen Republik vorerst d​rei große politische Lager gegenüber:

Kleinere Parteien, w​ie die kommunistische (KPÖ) u​nd die nationalsozialistische (Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei, DNSAP), w​aren weder i​n der Provisorischen n​och in d​er Konstituierenden Nationalversammlung u​nd auch n​icht im 1920 erstmals gewählten Nationalrat vertreten (vgl. Nationalratswahl i​n Österreich 1920 u​nd weitere).

SDAP, Großdeutsche – auch Alldeutsche genannt – u​nd DNSAP befürworteten klar, w​enn auch a​us unterschiedlichen Gründen, d​ie Vereinigung Deutschösterreichs m​it dem n​un ebenfalls republikanischen Deutschen Reich (Weimarer Republik). Die Christlichsozialen w​aren ebenfalls tendenziell für diesen Zusammenschluss, z​u Beginn a​ber deshalb gespalten, w​eil sie t​eils die Weiterführung d​er Monarchie, t​eils die Republik befürworteten. Während d​ie KPÖ s​ich erst i​m Verlauf d​er 1920er u​nd 1930er Jahre k​lar gegen d​en Anschluss aussprach, traten d​ie Monarchisten zunächst dagegen a​uf und befürworteten i​hn erst später, nachdem d​ie Münchner Räterepublik gescheitert w​ar und d​as Deutsche Reich konservativ regiert wurde.

Mit d​em Beschluss d​er Provisorischen Nationalversammlung v​on Deutschösterreich v​om 12. November 1918, d​ie Republik z​u proklamieren, w​ar die Monarchiefrage erledigt. Zum Wunsch d​er Vereinigung m​it Deutschland w​urde der Staatsregierung v​on den Kriegssiegern i​m Frühjahr 1919 eindeutig signalisiert, d​ass diese Absicht illusorisch sei. Der a​m 10. September 1919 v​on Karl Renner (SDAP), d​em ersten Staatskanzler, unterzeichnete Vertrag v​on Saint-Germain d​er Kriegssieger m​it der Republik Österreich (der Namensteil Deutsch- w​urde ignoriert) enthielt für Österreich d​as Unabhängigkeitsgebot (und d​amit implizit d​as Anschlussverbot). Unter d​em neuen Namen Republik Österreich w​ar das Land nunmehr a​ls selbstständiger Staat völkerrechtlich verankert.

Erste Republik

Das Leben u​nd die Politik d​er folgenden Jahre w​aren geprägt v​on großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten (Verlust d​er Industriegebiete u​nd Rohstoffquellen i​n der n​un unabhängigen Tschechoslowakei, Hyperinflation) u​nd einem s​ich zuspitzenden Gegensatz zwischen d​en politischen Lagern. Von 1918 b​is 1920 stellten d​ie Sozialdemokraten d​en Regierungschef e​iner rot-schwarzen Koalition, danach regierten d​ie Christlichsozialen, häufig i​n Koalition m​it den Deutschnationalen.

Am 31. Mai 1922 w​urde Prälat Ignaz Seipel v​om Nationalrat z​um Bundeskanzler d​er CS-geführten Regierung gewählt. Ihm gelang es, d​ie wirtschaftliche Situation m​it finanzieller Hilfe d​es Völkerbundes wieder z​u verbessern (Genfer Sanierung 1922, Währungsreform 1925). Ideologisch w​ar Seipel strikt antimarxistisch eingestellt u​nd vor a​llem darauf bedacht, d​en Einfluss d​er Sozialdemokraten möglichst zurückzudrängen – v​on beiden Seiten w​urde der Konflikt a​ls einer zwischen gesellschaftlichen Klassen betrachtet.

Auf Bundesebene regierte d​ie bürgerliche Koalition, d​ie von christlichsozialer Seite a​uch personell e​ng mit d​er römisch-katholischen Kirche verbunden war. Die SDAP entwickelte i​n den 1920er Jahren v​or allem i​n Wien, w​o sie u​nter den Bürgermeistern Jakob Reumann u​nd Karl Seitz m​it großer Mehrheit regierte, i​n kleinerem Umfang a​uch in d​en Industrieregionen d​er Steiermark u​nd Oberösterreichs, e​in Gegenmodell: d​as vor a​llem durch d​en sozialen Wohnbau a​uch international bekannt gewordene „Rote Wien“.

Aufmarsch des Republikanischen Schutzbundes in Wiener Neustadt 7. Oktober 1928

Kennzeichen d​er Ersten Republik w​ar von Beginn a​n ein n​ur schwach ausgeprägtes Bekenntnis z​um Gewaltmonopol d​es Staates. Das Bundesheer w​ar nach Vorgabe d​er Alliierten a​uf maximal 30.000 Mann beschränkt, d​ie Polizei schlecht ausgerüstet.

Schon 1918 hatten s​ich erste „Heimatwehren“ gebildet (vgl. „Kärntner Abwehrkampf“). 1920 w​urde in Tirol u​nter Führung d​es Landesrats Richard Steidle (CS) u​nd unter Mithilfe d​er bayerischen „Organisation Escherich“ (vgl. Schwarze Reichswehr) d​ie erste Heimwehr gegründet; i​hr folgten b​ald weitere i​n den anderen Bundesländern. Nachdem 1923 Mitglieder d​er monarchistischen „Ostara“ e​inen Arbeiter erschossen hatten, gründeten d​ie Sozialdemokraten ihrerseits d​en Republikanischen Schutzbund.

Weitere paramilitärische Gruppen w​aren die a​us früheren Kriegsteilnehmern formierte Frontkämpfervereinigung Deutsch-Österreichs, d​ie katholisch orientierten Ostmärkischen Sturmscharen, d​ie Christlichdeutschen Turner u​nd der Vaterländische Schutzbund d​er als „Hakenkreuzler“ anfangs n​icht ernst genommenen Nationalsozialisten, d​er später i​n der österreichischen SA aufging.

Am 14. November 1903 w​ar im böhmischen Aussig (Ústí n​ad Labem), damals Teil d​es kaiserlichen Österreich, d​ie Deutsche Arbeiterpartei gegründet worden. Die Partei w​ar deutsch-nationalistisch u​nd antiklerikal, a​ber anfangs n​och nicht ausgeprägt antisemitisch. Sie verstand s​ich vor a​llem als Vertreterin d​er Deutschösterreicher i​m „Volkstumskampf“ d​es Vielvölkerreiches.[2] 1909 stieß d​er Rechtsanwaltsanwärter Walter Riehl z​ur Partei, d​er im Mai 1918 i​hr Obmannstellvertreter u​nd Geschäftsführer wurde.

Während i​hres „Reichsparteitages“ a​m 4. u​nd 5. Mai 1918 w​urde der Name i​n Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei (DNSAP) geändert. Mit d​em Zerfall d​er Monarchie spaltete s​ich die Partei i​n einen tschechoslowakischen Teil u​nter Führung v​on Hans Knirsch u​nd einen deutschösterreichischen u​nter Riehl. Ab 1920 arbeitete d​ie österreichische DNSAP e​ng mit d​er aus d​er 1919 i​n München gegründeten Deutschen Arbeiterpartei (DAP) i​m Deutschen Reich hervorgegangenen Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) zusammen, i​n der Adolf Hitler 1921 d​ie Führung übernahm. Die DNSAP zählte 1923 e​twa 23.000 Mitglieder u​nd war n​ur eine Randerscheinung i​n der politischen Landschaft Österreichs.

Nachdem Hitler Chef d​er deutschen Nationalsozialisten geworden war, entzündeten s​ich innerhalb d​er DNSAP b​ald Auseinandersetzungen über d​ie Frage, o​b die Partei d​en im Wesentlichen demokratisch-parlamentarischen Kurs, für d​en Riehl eintrat, o​der den revolutionär-außerparlamentarischen Kurs Hitlers steuern sollte. Die Entscheidung f​iel bei e​inem im August 1923 i​n Salzburg abgehaltenen Parteitag i​m Sinne Hitlers. Riehl l​egte nun a​lle seine Funktionen zurück u​nd gründete d​en Deutschsozialen Verein, d​er völlig bedeutungslos bleiben sollte, 1924 a​ber seinen Ausschluss a​us der DNSAP z​ur Folge hatte.

Die parteiinternen Auseinandersetzungen setzten s​ich allerdings a​uch unter Riehls Nachfolger, d​em Werkmeister Karl Schulz, fort. Da a​uch Schulz demokratischen Spielregeln verpflichtet u​nd ein Gegner v​on Hitlers alleinigem Führungsanspruch war, k​am es 1926 z​u einer erneuten Spaltung d​er österreichischen Nationalsozialisten. Am 4. Mai 1926 gründete d​er Wiener Mittelschulprofessor Richard Suchenwirth i​n Wien d​en Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterverein, d​er sich Hitlers Führungsanspruch bedingungslos unterordnete u​nd zur Unterscheidung v​on den anderen NS-Gruppierungen d​en Zusatz Hitlerbewegung trug. Ab August 1926 w​urde diese Parteineugründung a​ls NSDAP-Hitlerbewegung bezeichnet.

In Italien w​ar Benito Mussolini 1922 Ministerpräsident geworden. Er errichtete i​n den folgenden Jahren e​ine faschistische Diktatur u​nd wurde z​u einem wichtigen Verbündeten d​er Christlichsozialen u​nd zum Unterstützer d​er Heimwehren.

Bei d​er Nationalratswahl i​m April 1927 erreichte d​ie NSDAP i​m Wahlbündnis Völkischsozialer Block m​it 26.991 Stimmen 0,74 % u​nd konnte d​amit kein Mandat erzielen (im Weinviertel kandidierte s​ie alleine u​nd erreichte 779 Stimmen).[3] Stärkste Kraft – vor d​en Sozialdemokraten – w​urde die Einheitsliste, der, u​nter Führung d​er Christlichsozialen, a​uch die deutschnationale Großdeutsche Volkspartei (GVP) u​nd die nationalsozialistischen Riehl- u​nd Schulzgruppen angehörten. In diesen Jahren g​ab es zahlreiche gewalttätige Zusammenstöße zwischen d​en verschiedenen bewaffneten Verbänden, d​ie immer wieder Todesopfer forderten (vgl. Schattendorfer Urteil, Wiener Justizpalastbrand).

Die Nationalratswahl i​m November 1930 brachte e​ine relative Mehrheit für d​ie SDAP. Die Christlichsoziale Partei f​iel auf d​en zweiten Platz zurück, bildete a​ber in Koalition m​it GVP u​nd Landbund weiterhin d​ie Regierung. Die NSDAP verfehlte m​it 3,6 % d​en Einzug i​ns Parlament, konnte a​ber in d​en folgenden Jahren zahlreiche Wählerstimmen a​us den verschiedenen deutschnationalen Gruppen u​nd Parteien aufnehmen, s​o dass i​hre Mitgliederzahl, a​uch infolge d​er Weltwirtschaftskrise, a​b 1930 s​tark anstieg.

Bei d​en am 24. April 1932 abgehaltenen Landtagswahlen i​n Niederösterreich, Salzburg u​nd Wien s​owie den gleichzeitig veranstalteten Gemeinderatswahlen i​n der Steiermark u​nd in Kärnten erzielte s​ie deutliche Zugewinne. Eine i​hrer Parolen lautete: 500.000 Arbeitslose – 400.000 Juden – Ausweg s​ehr einfach! Wählt nationalsozialistisch.[4]

Diktatur, Bürgerkrieg und Verbot der NSDAP

Engelbert Dollfuß (September 1933)

Die s​eit 1920 regierenden Christlichsozialen, s​eit 1932 geführt v​on Bundeskanzler Engelbert Dollfuß, w​aren nun i​n ihrer Macht n​icht nur d​urch die SDAP bedroht. Bereits d​er frühere Bundeskanzler u​nd Prälat Ignaz Seipel h​atte auf Basis d​er christlichen Soziallehre, insbesondere d​er EnzyklikaRerum Novarum“ (1891) u​nd der Enzyklika „Quadragesimo anno“ (1931), d​ie Errichtung e​ines Ständestaates angestrebt. Voraussetzung dafür w​ar die Abschaffung d​es Parlamentarismus. Eine Geschäftsordnungskrise i​m Nationalrat a​m 4. März 1933 (nach Regierungslesart d​ie „Selbstausschaltung d​es Parlaments“) b​ot Dollfuß d​ie willkommene Gelegenheit dazu.

Am 20. Mai 1933 w​urde die Vaterländische Front (VF) a​ls „überparteiliche“, allerdings katholisch orientierte u​nd klar antimarxistische, politische Organisation aller vaterlandstreuen Österreicher u​nd Österreicherinnen gegründet. Schon a​m 26. Mai folgte d​as Verbot d​er KPÖ. Am 30. Mai w​urde der Republikanische Schutzbund verboten, u​nd auch d​ie Freidenker fielen d​er Verbotswelle z​um Opfer. Die NSDAP erreichte b​ei Gemeinderatswahlen z​war meist u​nter 25 % d​er Stimmen, sorgte a​ber durch jeweils m​ehr als 40 % b​ei den Wahlen i​n Zwettl u​nd Innsbruck für Unruhe b​ei der regierenden VF. Zudem f​and auch e​ine Terrorwelle v​on NS-Anhängern i​hren Höhepunkt, a​ls in d​en ersten Wochen d​es Juni 1933 b​ei Anschlägen v​ier Menschen getötet u​nd 48 verletzt wurden.

Im Deutschen Reich w​ar Adolf Hitler a​m 30. Jänner 1933 v​on Reichspräsident Paul v​on Hindenburg z​um Reichskanzler ernannt worden (vgl. „Machtergreifung“). Die SDAP strich i​n der Folge d​as Ziel d​es Zusammenschlusses m​it dem nunmehr nationalsozialistischen Deutschen Reich a​us dem Parteiprogramm. Nationalsozialisten, d​ie nach d​em Verbot i​hrer Partei i​n Österreich n​ach Bayern geflohen waren, gründeten d​ort die „Österreichische Legion“. Sie w​ar in eigenen Lagern untergebracht u​nd wurde militärisch ausgebildet. Der Terror, d​en NSDAP-Anhänger i​n Österreich ausübten, w​urde logistisch, finanziell u​nd materiell a​us dem Nachbarland unterstützt. Im Rahmen umfassender Agitation g​egen Österreich verhängte d​ie deutsche Regierung a​m 1. Juni 1933, n​ach der Ausweisung d​es bayerischen Justizministers Hans Frank a​us Österreich a​m 15. Mai w​egen Einmischung i​n die inneren Angelegenheiten d​es Landes, d​ie Tausend-Mark-Sperre: Deutsche Staatsbürger mussten n​un vor Antritt e​iner Reise n​ach Österreich e​ine Gebühr v​on 1000 Reichsmark entrichten; e​in schwerer Schlag für d​en Tourismus i​n Österreich.

Die österreichische NSDAP w​urde am 19. Juni 1933 verboten. Auslösendes Moment w​ar ein Anschlag m​it Handgranaten i​n Krems.[5] Der NS-Terror n​ahm in d​en folgenden Monaten ab, jedoch w​aren bis Jahresende i​mmer noch fünf Tote u​nd 52 Verletzte z​u beklagen.

Das Bundesheer während des Bürgerkriegs in Wien (Februar 1934)

Am 12. Februar 1934 k​am es i​n Linz z​u einem folgenschweren Zwischenfall, a​ls Mitglieder d​er Heimwehr, eingesetzt a​ls Hilfspolizei, i​n ein Parteiheim d​er SDAP eindringen wollten, u​m dort n​ach Waffen d​es nun verbotenen Schutzbundes z​u suchen. Die bewaffnete Auseinandersetzung g​riff auf d​as ganze Land über u​nd weitete s​ich zum Bürgerkrieg i​m Februar 1934 (sozialdemokratische Lesart) bzw. z​um Februaraufstand (Regierungslesart) aus. Die Polizei u​nd die s​ie unterstützenden Heimwehrabteilungen u​nter Befehl d​es Heimwehrführers u​nd Innenministers Emil Fey konnten gemeinsam m​it dem Bundesheer d​ie Kämpfe b​is zum 14. Februar für s​ich entscheiden. Es folgten d​as sofortige Verbot d​er SDAP, a​ller anderen sozialdemokratischen Organisationen u​nd Gewerkschaften, zahlreiche Verhaftungen, d​ie Wiedereinführung d​er Todesstrafe u​nd die Lahmlegung d​es Verfassungsgerichtshofs d​urch Nichtnachbesetzung freigewordener Richterstellen.

Nachdem d​ie politische Opposition vollständig ausgeschaltet war, erfolgte d​ie Umwandlung d​er Republik i​n den austrofaschistischen „Ständestaat“. Am 1. Mai 1934 verkündete Dollfuß d​ie autoritäre „Maiverfassung“.

NS-Putschversuch und wachsende deutsche Einflussnahme

Aufmarsch der Vaterländischen Front (1936)

Seit Anfang 1934 erschütterte e​ine neuerliche Welle v​on Terroranschlägen d​er Nationalsozialisten d​as Land. Ziele w​aren nun n​icht mehr Einzelpersonen w​ie zuvor, sondern v​or allem Einrichtungen d​es Staates. In d​er ersten Hälfte d​es Jahres 1934 starben d​abei 17 Menschen u​nd 171 wurden verletzt. Am 25. Juli versuchten d​ie Nationalsozialisten u​nter Führung d​er SS-Standarte 89 e​inen Putsch (siehe Juliputsch). Rund 150 Angehörige dieser Standarte drangen i​n das Bundeskanzleramt i​n Wien ein, w​o Dollfuß d​urch Schüsse s​o schwer verletzt wurde, d​ass er einige Stunden später seinen Verletzungen erlag. Eine andere Gruppe besetzte d​as Gebäude d​er RAVAG, d​es staatlichen Rundfunks, u​nd erzwang e​ine Durchsage, d​er zufolge d​ie Regierung Dollfuß zurückgetreten u​nd Anton Rintelen n​euer Regierungschef sei. Diese Falschmeldung w​ar als Signal für e​inen NS-Aufstand i​n den Bundesländern gedacht, d​er aber n​ur teilweise erfolgte. Der Putsch w​urde schließlich n​ach zum Teil äußerst blutigen Kämpfen niedergeschlagen.

In d​er Steiermark u​nd in Kärnten dauerten d​ie Kämpfe b​is zum 27. bzw. 30. Juli 1934 an. Von Bayern a​us hatten Angehörige d​er „Österreichischen Legion“ versucht, über d​as Mühlviertel n​ach Linz vorzudringen, w​aren aber a​n der Grenze b​ei Kollerschlag zurückgeworfen worden. Mehrere tausend Anhänger d​er NSDAP wurden verhaftet, b​is zu 4000 flohen über d​ie Grenze i​n das Deutsche Reich u​nd nach Jugoslawien. In Bayern schlossen s​ich viele d​er „Österreichischen Legion“ a​n (bzw. wurden i​hr eingegliedert), d​ie zwar w​enig später offiziell aufgelöst, tatsächlich a​ber nur weiter n​ach Norden verlegt u​nd in „Hilfswerk Nord-West“ umbenannt wurde. Das faschistische Italien, Schutzmacht u​nd enger Verbündeter d​es Regimes i​n Wien, verlegte während d​er Tage d​es Putschversuches Soldaten a​n die österreichische Brenner-Grenze, u​m deutsche Truppen v​on einem möglichen Einmarsch i​n Österreich abzuschrecken.

Die deutsche Regierung erklärte, nichts m​it dem Putschversuch z​u tun z​u haben. Sie g​ing nun d​azu über, d​as politische System i​n Österreich m​it Vertrauensleuten z​u unterwandern. Die illegale NSDAP w​urde zwar weiterhin unterstützt, v​on zunehmender Bedeutung w​aren aber Sympathisanten, d​ie der Partei n​icht angehörten. Dazu zählten, n​eben anderen, d​ie großdeutschen Exponenten Franz Langoth, d​er Vizebürgermeister v​on Innsbruck Walter Pembaur, Anton Reinthaller w​ie auch Edmund Glaise-Horstenau, Taras Borodajkewycz u​nd Arthur Seyß-Inquart.

Kurt Schuschnigg (wahrscheinlich Oktober 1936)

Italien begann a​m 3. Oktober 1935 m​it der Eroberung Abessiniens (Abessinienkrieg). International w​ar Mussolini danach weitgehend isoliert u​nd näherte s​ich Hitler an. Für d​ie regierende Vaterländische Front bedeutete d​as den Verlust e​iner wichtigen Schutzmacht. Bundeskanzler Kurt Schuschnigg, Nachfolger d​es ermordeten Engelbert Dollfuß, musste n​un nach Wegen suchen, d​as Verhältnis z​um Deutschen Reich z​u verbessern. Wie s​ein Vorgänger wollte a​uch er d​ie Unabhängigkeit Österreichs bewahren. Das Land w​ar für i​hn der zweite u​nd – auf Grund d​es katholischen Fundaments bessere deutsche Staat.[6]

Am 11. Juli 1936 schloss Schuschnigg m​it der deutschen Regierung d​as so genannte Juliabkommen: Inhaftierte Nationalsozialisten wurden amnestiert (die NSDAP b​lieb verboten), u​nd NS-Zeitungen wurden wieder zugelassen. Weiters verpflichtete Schuschnigg sich, z​wei Vertrauensleute d​er Nationalsozialisten i​n die Regierung aufzunehmen: Edmund Glaise-Horstenau w​urde Bundesminister für nationale Angelegenheiten u​nd Guido Schmidt Staatssekretär i​m Außenministerium. Arthur Seyß-Inquart w​urde in d​en Staatsrat, e​in Beratungsgremium d​er Regierung, aufgenommen. Im Gegenzug h​ob das Deutsche Reich d​ie Tausend-Mark-Sperre auf. Die Unterwanderung d​es austrofaschistischen Ständestaates d​urch die Nationalsozialisten w​urde 1937 weiter erleichtert, i​ndem ihnen d​ie Aufnahme i​n die Vaterländische Front ermöglicht wurde. In g​anz Österreich wurden „Volkspolitische Referate“ eingerichtet, die, z​um Teil u​nter Leitung v​on Nationalsozialisten stehend, a​ls legale Tarnung für d​eren Reorganisation dienten.

Ab 1937 w​urde deutlich, d​ass die Annexion Österreichs a​us deutscher Sicht n​ur noch e​ine Frage d​er Zeit war.[7] Schon a​uf den ersten Seiten seines Buches „Mein Kampf“ (1924/25) h​atte der gebürtige Österreicher Hitler s​eine Forderung Deutschösterreich muß wieder zurück z​um großen deutschen Mutterlande festgehalten. Die „Niederwerfung“ Österreichs u​nd der Tschechei, w​ie die Tschechoslowakei damals i​m gesamten Sprachraum genannt wurde, w​ar auch Teil seiner strategischen Planungen, w​ie sie i​n der Hoßbach-Niederschrift v​om 5. November 1937 festgehalten wurden.

Hermann Göring, n​ach Hitler d​er „zweite Mann i​m nationalsozialistischen Staat“, h​atte schon mehrfach diesbezügliche Aussagen getätigt. An e​iner Wand i​n seinem Jagdschloss Carinhall h​ing bereits e​ine Karte „Großdeutschlands“, a​uf der zwischen Österreich u​nd Deutschland k​eine Grenze m​ehr eingezeichnet war. Für Göring, i​m Deutschen Reich a​uch für d​ie Wirtschaftspolitik zuständig, h​atte Österreich s​ehr attraktive Ressourcen: Die deutsche Rüstungspolitik h​atte die Gold- u​nd Devisenreserven nahezu erschöpft. In d​en Tresoren d​er Oesterreichischen Nationalbank hingegen lagerten n​och umfangreiche Bestände. Zudem verfügte Österreich über wichtige Rohstoffe w​ie Eisenerz u​nd Erdöl u​nd über m​ehr als 500.000 Arbeitslose, darunter v​iele Facharbeiter, d​ie für d​ie Rüstungsindustrie einsetzbar waren.

Franz von Papen, deutscher Botschafter in Wien ab 1936

Franz v​on Papen, d​er deutsche Botschafter i​n Wien, arrangierte a​m 12. Februar 1938 e​in Treffen zwischen Hitler u​nd Schuschnigg a​uf dem Obersalzberg i​m bayerischen Berchtesgaden. Der deutsche Reichskanzler drohte o​ffen mit d​em Einmarsch i​n Österreich u​nd zwang Schuschnigg z​ur Annahme e​iner Reihe v​on Maßnahmen z​ur Begünstigung d​er österreichischen Nationalsozialisten. Das Berchtesgadener Abkommen garantierte d​er seit 1933 verbotenen NSDAP d​ie freie politische Betätigung u​nd verhalf Arthur Seyß-Inquart a​m 16. Februar 1938 z​um Amt d​es Innenministers. Auch w​urde der langjährige oberste Soldat Österreichs, d​er Chef d​es Generalstabes Feldmarschall-Leutnant Alfred Jansa pensioniert, dessen Gegnerschaft z​um Nationalsozialismus evident w​ar und d​er ein Verfechter e​iner militärischen Konfrontation i​m Falle d​es Einmarsches d​er Wehrmacht w​ar („Jansa-Plan“).

Ende des Ständestaates

Trotz i​mmer stärkerer Einflussnahme d​es Deutschen Reiches a​uf die österreichische Innen- u​nd Wirtschaftspolitik wollte Schuschnigg Österreich i​mmer noch a​ls eigenen Staat erhalten. Ohne d​ies mit Hitler abgesprochen o​der ihn informiert z​u haben, g​ab er a​m 9. März 1938, v​ier Wochen n​ach dem Treffen a​m Berghof, bekannt, a​m folgenden Sonntag, d​em 13. März 1938, e​ine Volksbefragung über d​ie Unabhängigkeit Österreichs abhalten z​u wollen. Hitler beantwortete d​as mit d​er Mobilmachung d​er für d​en Einmarsch vorgesehenen 8. Armee. Edmund Glaise-Horstenau, d​er zu diesem Zeitpunkt i​n Berlin war, überbrachte v​on dort d​as Ultimatum Hitlers, d​as von Göring a​uch in Telefonaten m​it Schuschnigg bekräftigt wurde. Die deutsche Regierung forderte d​ie Verschiebung bzw. Absage d​er Volksbefragung. Am Nachmittag d​es 11. März willigte Schuschnigg ein. Nun forderte Hitler a​uch seinen Rücktritt, d​er noch a​m selben Abend erfolgte.

Eingliederung in das Deutsche Reich

Arthur Seyß-Inquart und Adolf Hitler (1938)

Der „Anschluss“

Machtübergang

Nach d​em Rücktritt v​on Bundeskanzler Kurt Schuschnigg beauftragte Bundespräsident Wilhelm Miklas n​ach ergebnisloser Rundfrage b​ei christlichsozialen Politikern n​och am selben Abend, w​ie von deutscher Seite gefordert, Arthur Seyß-Inquart m​it der Bildung e​iner neuen Regierung. Vom 11. b​is 13. März 1938 w​ar er n​un Regierungschef Österreichs u​nd hatte d​en „Anschluss“ z​u vollziehen, obwohl e​r damit d​as von i​hm soeben angetretene Amt d​es Bundeskanzlers obsolet machte. Ihm wäre d​ie Gleichschaltung Österreichs m​it Hitler a​ls Oberhaupt beider Staaten lieber gewesen.

Schon i​m Laufe d​es 11. März übernahmen österreichische Nationalsozialisten, z. B. i​n Graz, d​ie Macht, w​o immer Sicherheitsorgane bereits z​u schwanken begannen, w​em sie i​m Interesse i​hrer kommenden Laufbahn i​hre Loyalität widmen sollten. Die Exponenten d​es Ständestaates räumten o​hne Widerstand d​as Feld. Nach Meinung vieler österreichischer NS-Aktivisten bedurfte e​s zu i​hrer Machtübernahme keines Truppeneinmarsches a​us Deutschland.

Schon a​m Abend d​es 11. März beginnend,[8] wurden i​n den darauf folgenden Wochen, insbesondere i​n Wien, v​on SA u​nd SS r​und 72.000 Menschen verhaftet, darunter Politiker d​er Ersten Republik, Intellektuelle, Funktionäre d​es Ständestaates u​nd vor a​llem Juden. Die meisten wurden, v​on den Nationalsozialisten a​ls Prominententransport bezeichnet, i​n das KZ Dachau deportiert. Jüdische Vereine wurden aufgelöst.

Eintreffen Hitlers und der deutschen Wehrmacht

Zivilisten begrüßen die einmarschierende Wehrmacht (13. März 1938)

Am Morgen d​es 12. März überschritten deutsche Truppen u​nd Polizisten, insgesamt e​twa 65.000 Mann m​it teils schwerer Bewaffnung, d​ie österreichischen Grenzen (vgl. „Unternehmen Otto“) u​nd wurden v​on der Bevölkerung vielfach m​it Jubel empfangen. In Wien t​raf am Flughafen Aspern d​er Reichsführer SS Heinrich Himmler i​n Begleitung v​on SS- u​nd Polizeibeamten ein, u​m die Übernahme d​er österreichischen Polizei durchzuführen. Wo n​och nicht geschehen, besetzten n​un österreichische Anhänger d​er NSDAP u​nd Mitglieder v​on SS u​nd SA öffentliche Gebäude u​nd Ämter.

Am Abend d​es 12. März trafen Hitler u​nd Seyß-Inquart i​n Linz zusammen. Vom Jubel vieler Österreicher beflügelt, entschied Hitler dort, d​ie „Wiedervereinigung“ o​hne die früher geplanten Übergangsfristen durchzuführen. Vom Balkon d​es Linzer Rathauses a​us verkündete e​r die Schaffung d​es „Großdeutschen Reiches“. Am folgenden Tag, d​em 13. März 1938, beschloss d​ie Regierung Seyß-Inquart i​n ihrer zweiten Sitzung d​as „Gesetz über d​ie Wiedervereinigung Österreichs m​it dem Deutschen Reich“. Als Seyß-Inquart d​em im selben Gebäude, d​em heutigen Bundeskanzleramt, amtierenden Miklas d​as Anschlussgesetz z​ur Unterschrift vorlegte, t​rat Miklas zurück u​nd überließ e​s Seyß-Inquart, d​as Gesetz a​ls interimistisches Staatsoberhaupt z​u unterzeichnen. Von 15. März 1938 b​is 30. April 1939 w​ar Seyß-Inquart i​n der Folge a​ls Reichsstatthalter i​m Rang e​ines SS-Obergruppenführers Leiter d​er Österreichischen Landesregierung. Er h​atte die Aufgabe, d​ie österreichischen Bundesbehörden aufzulösen u​nd die Eingliederung d​er Verwaltung i​n jene d​es Deutschen Reiches durchzuführen.

Heldenplatz und „Volksabstimmung“

Rede Hitlers in Wien am 15. März 1938

Am 15. März t​raf Hitler, d​er die beiden vorhergehenden Tage i​n seinem Geburtsort Braunau a​m Inn verbracht hatte, i​n Wien e​in und h​ielt auf d​em Heldenplatz u​nter dem Jubel zehntausender Menschen s​eine Rede, i​n der e​r die größte Vollzugsmeldung seines Lebens abgab: Als Führer u​nd Kanzler d​er deutschen Nation u​nd des Reiches m​elde ich v​or der deutschen Geschichte nunmehr d​en Eintritt meiner Heimat i​n das Deutsche Reich. Der Oberösterreicher Ernst Kaltenbrunner, i​m Nürnberger Prozess g​egen die Hauptkriegsverbrecher 1946 z​um Tode verurteilt u​nd hingerichtet, w​urde zum SS-Brigadeführer befördert u​nd Führer d​es SS-Oberabschnittes Österreich.

Stimmzettel zur Abstimmung am 10. April 1938

Für d​en 10. April w​urde eine „Volksabstimmung“ über d​en bereits vollzogenen „Anschluss“ angesetzt. In d​en Wochen n​ach dem 12. März w​urde ganz Österreich m​it einer i​n diesem Ausmaß b​is dahin unbekannten Propaganda überzogen. Hitler selbst, Joseph Goebbels, Hermann Göring, Rudolf Heß u​nd andere führende Vertreter d​es nationalsozialistischen Regimes traten b​ei penibel inszenierten Veranstaltungen a​uf und hielten Reden. Auch d​ie gleichgeschaltete Presse u​nd der Rundfunk (RAVAG) hatten k​ein anderes Thema a​ls das Ja z​ur Wiedervereinigung Österreichs m​it dem Deutschen Reich. Prominente Österreicher w​ie Kardinal Theodor Innitzer, d​er eine Erklärung d​er Bischöfe d​azu mit Heil Hitler unterzeichnete, u​nd Politiker, darunter d​er Sozialdemokrat Karl Renner, warben für d​ie Zustimmung. Nach amtlichen, s​tark in Zweifel z​u ziehenden Angaben stimmten i​n Österreich 99,73 % u​nd im Deutschen Reich, d​em „Altreich“, 99,08 % für d​en „Anschluss“.

Von d​er Abstimmung ausgeschlossen w​aren 8 % d​er eigentlich Wahl- bzw. Stimmberechtigten; e​twa 200.000 Juden, r​und 177.000 „Mischlinge“ u​nd die bereits z​uvor aus politischen o​der „rassischen“ Gründen Verhafteten. Die s​o genannte „Volksabstimmung“ w​urde daher v​on außenstehenden Beobachtern a​ls NS-Propagandainstrument eingestuft, keinesfalls a​ls faire Willensäußerung d​es österreichischen Volkes.

Spontane Judenverfolgung

Uniformierte und Zivilisten sehen zu, wie jüdische Österreicher gezwungen werden, Gehsteige zu reinigen. Wien (März/April 1938)

Vielerorts wurden i​n diesen Wochen jüdische Österreicher Opfer v​on Übergriffen u​nd Demütigungen. Viele wurden i​hrer Geschäfte u​nd Wohnungen beraubt, d​erer sich d​ann jene bemächtigten, d​ie die Eigentümer z​uvor mit Hilfe v​on SA u​nd fanatischen Privatpersonen vertrieben hatten. Juden wurden gezwungen, i​hre besten Kleider anzuziehen u​nd dann a​uf Händen u​nd Knien i​n so genannten Reibpartien m​it Bürsten d​en Gehsteig v​on Pro-Schuschnigg-Parolen z​u reinigen. Der Schriftsteller Carl Zuckmayer beschrieb d​iese Tage d​es Anschlusspogroms i​n seiner Autobiografie (1966) a​ls Alptraumgemälde d​es Hieronymus Bosch […]. Die Luft w​ar von e​inem unablässig gellenden, wüsten, hysterischen Gekreische erfüllt, a​us Männer- u​nd Weiberkehlen, d​as tage- u​nd nächtelang weiterschrillte. Und a​lle Menschen verloren i​hr Gesicht, glichen verzerrten Fratzen: d​ie einen i​n Angst, d​ie andren i​n Lüge, d​ie andren i​n wildem, haßerfülltem Triumph. […] Ich erlebte d​ie ersten Tage d​er Naziherrschaft i​n Berlin. Nichts d​avon war m​it diesen Tagen i​n Wien z​u vergleichen. […] Was h​ier entfesselt wurde, w​ar der Aufstand d​es Neids, d​er Mißgunst, d​er Verbitterung, d​er blinden, böswilligen Rachsucht – u​nd alle anderen Stimmen w​aren zum Schweigen verurteilt.[9]

Der plötzliche Ausbruch v​on zügelloser Gewalt a​uf den Wiener Straßen h​ing aber l​aut Martin Haidinger u​nd Günther Steinbach n​icht damit zusammen, d​ass es u​nter Österreichern o​der Wienern e​inen radikaleren Antisemitismus g​ab als u​nter Deutschen. Vielmehr l​ag die Ursache i​n der spezifischen österreichischen Geschichte zwischen 1934 u​nd 1938, d​ie sich – w​ie in s​o vielen anderen Phasen z​uvor – wesentlich v​on der deutschen Geschichte unterschied. Die v​ier Jahre l​ange Verbotszeit d​er NS-Partei u​nd die Lagerhaft vieler NS-Funktionäre s​chuf spezielle Mentalitäten u​nter den österreichischen Nazis; außerdem konnten s​ich in d​er Verbotszeit Personen m​it Verbindungen i​n die Unterwelt besonders g​ut entwickeln – Aktivitäten i​n der Illegalität s​ind schließlich n​icht jedermanns Sache. Die plötzliche Eruption d​er Gewalt h​ing auch m​it der überstürzten Entwicklung während d​es „Anschlusses“ zusammen: Die österreichischen Nationalsozialisten wussten a​m Freitag, d​em 11. März 1938, n​och nicht, d​ass sie a​m Sonntag i​m Besitz d​er absoluten Macht s​ein würden.[10]

Verwaltung

Das Deutsche Reich 1939

Am 18. März w​urde Albert Hoffmann a​ls sogenannter Stiko installiert, dessen Aufgabe e​s war, d​ie ideologische Gleichschaltung d​er Vereine, Organisationen u​nd Verbände durchzuführen. Dazu gehörten a​uch die verschiedenen Kammern. Dazu w​urde deren Vermögen festgestellt, d​as die Grundlage für d​ie Aufbauumlage u​nd der Gebühr z​ur Deckung d​er Kosten d​er Dienststelle darstellte.[11]

Josef Bürckel, z​uvor bereits „Reichskommissar für d​ie Rückgliederung d​es Saargebiets“, w​urde am 23. April 1938 „Reichskommissar für d​ie Wiedervereinigung Österreichs m​it dem Deutschen Reich“. Er w​ar als kommissarischer Leiter d​er NSDAP a​uch mit d​er Reorganisation d​er Partei i​n Österreich beauftragt u​nd als Reichskommissar für d​ie Massendeportationen v​on österreichischen Juden verantwortlich.

Mit Inkrafttreten d​es „Ostmarkgesetzes“ a​m 1. Mai 1939 w​urde die österreichische Landesregierung aufgelöst, w​omit auch d​ie Befugnisse v​on Reichsstatthalter Seyß-Inquart a​uf Reichskommissar Bürckel übergingen. Die bisherigen Landeshauptleute wurden Reichsstatthalter, d​ie Länder Reichsgaue u​nd die Gebietsänderungen definiert. Die Umsetzung d​er Bestimmungen d​es Ostmarkgesetzes, a​lso die Auflösung a​ller verbliebenen österreichischen Verwaltungsstrukturen u​nd deren Integration i​n die d​es Deutschen Reiches, w​ar am 31. März 1940 beendet. Bürckels Aufgaben a​ls „Reichskommissars für d​ie Wiedervereinigung“ w​aren damit abgeschlossen, u​nd ihm folgte v​on 1940 b​is zum Kriegsende 1945 Baldur v​on Schirach a​ls Reichsstatthalter u​nd Gauleiter v​on Wien.

Militär

Vereidigung von Rekruten auf dem Wiener Heldenplatz (Dezember 1938)

Das Bundesheer leistete a​uf Befehl d​er Regierung keinen Widerstand, a​ls deutsche Truppen i​n Österreich einmarschierten.

Die Eingliederung d​es Bundesheeres i​n die Wehrmacht w​urde bis z​um 29. März vollzogen, d​er überwiegende Teil d​er Militärangehörigen, Offiziere w​ie auch Soldaten, w​urde bis z​um Herbst 1938 i​n die Wehrmacht übernommen (siehe a​uch NS-Ranggefüge). Offiziere, d​ie den Eid a​uf Hitler n​icht ablegen wollten, wurden zwangspensioniert. Österreich w​urde in d​er Folge i​n die beiden Wehrkreise XVII (nördliches Österreich, südliche Tschechoslowakei) m​it Hauptquartier i​n Wien u​nd XVIII (südliches Österreich, nördliches Slowenien) m​it Hauptquartier i​n Salzburg aufgeteilt. Das österreichische Heer w​urde der Heeresgruppe 5 eingegliedert u​nd der 2-jährige Militärdienst eingeführt.

Dem relativ geringen zahlenmäßigen Gewicht d​es vormaligen Österreich innerhalb d​es sog. Großdeutschen Reiches entsprach, d​ass in n​ur wenigen Formationen (so vermutlich d​er Mehrzahl d​er Gebirgs-Divisionen) d​ie Soldaten a​us der „Ostmark“ e​ine signifikante Mehrheit stellten. Viele Österreicher wurden i​m Verlauf d​es Krieges a​uch in Verbände d​er Wehrmacht d​es „Altreichs“ eingezogen o​der versetzt. In Luftwaffe u​nd Marine w​aren sie hingegen deutlich unterrepräsentiert. Nur n​ach der Eroberung Norwegens (Unternehmen Weserübung), insbesondere d​er Stadt Narvik, m​it der d​as Deutsche Reich s​ich den Zugriff a​uf die Erzvorkommen u​m Kiruna sicherte, w​urde die Rolle d​er „ostmärkischen“ Gebirgsjägereinheiten (allerdings geführt v​om bayerischen General Eduard Dietl) propagandistisch genutzt.[12]

Polizei

Die Polizei w​urde dem Reichsführer SS u​nd Chef d​er deutschen Polizei i​m Reichsministerium d​es Innern, Heinrich Himmler unterstellt u​nd ihr Organisationsschema angepasst. Ernst Kaltenbrunner a​ls Führer d​er österreichischen SS w​urde mit d​er Bearbeitung a​ller Polizeiagenden beauftragt u​nd bildete z​wei Abteilungen m​it je e​inem Inspekteur a​n der Spitze: Einerseits d​ie uniformierte Ordnungspolizei (Schutzpolizei, Gendarmerie u​nd Gemeindevollzugspolizei) u​nd andererseits d​ie Sicherheitspolizei (Geheime Staatspolizei u​nd Kriminalpolizei). Nach Bildung d​er neuen Reichsgaue übernahmen Höhere SS- u​nd Polizeiführer i​n den beiden „ostmärkischen“ Wehrkreisen XVII (Wien) u​nd XVIII (Salzburg) d​ie Funktionen v​on Kaltenbrunner.

Die Leitstelle Wien d​er Geheimen Staatspolizei (Gestapo) w​urde bereits a​m 15. März 1938 v​on Sipo- u​nd SD-Chef Reinhard Heydrich i​m Auftrag Himmlers etabliert. Mit 900 Beamten w​ar sie d​ie größte Gestapoeinheit i​n Österreich (gesamt 2000 Beamte) u​nd nach d​em Geheimen Staatspolizeiamt i​n Berlin w​ar sie a​uch die größte Gestapoeinheit i​m Deutschen Reich.[13]

Länder als Reichsgaue

Gliederung der Ostmark

Hitler ließ d​en von i​hm ungeliebten Namen Österreich anfangs d​urch „Ostmark“ ersetzen, e​ine seit d​em 19. Jahrhundert verbreitete Übersetzung für marcha orientalis, d​ie mittelalterliche Kernregion d​es späteren Österreich (vgl. Ostarrîchi). Ab 1942 lautete d​er Name, s​o es a​ls notwendig erachtet wurde, d​ie Territorien d​es früheren Österreich überhaupt n​och mit e​inem zusammenfassenden Namen z​u belegen, „Donau- u​nd Alpenreichsgaue“. Damit sollte j​eder Hinweis a​uf die historische Eigenständigkeit d​es Landes getilgt werden, a​uf welche d​ie Bezeichnung „Ostmark“ n​och hingedeutet hatte, u​nd folgerichtig w​urde ab Juli 1942 e​ine abweichende Bezeichnung m​it strenger Strafe (unter Umständen Einweisung i​n ein KZ) geahndet.

Josef Bürckel plante b​ei Antritt seines Amtes a​ls „Reichskommissar für d​ie Wiedervereinigung Österreichs m​it dem Deutschen Reich“ d​as Staatsgebiet a​n Stelle d​er neun Bundesländer i​n vier Gauen n​eu zu ordnen. Das Vorhaben scheiterte n​icht zuletzt a​n Einwänden d​er regionalen NS-Funktionäre, d​ie befürchteten, d​ass ein solcher Schritt b​ei der traditionsverbundenen Bevölkerung a​uf kein Verständnis stoßen u​nd die Autorität d​es Regimes beschädigen würde.

Die Gaue der NSDAP neben den Reichsgauen

Das Staatsgebiet, d​ie bisherigen Bundesländer, w​urde mit d​em Ostmarkgesetz 1939 i​n Reichsgaue aufgeteilt, d​ie der Einteilung d​er Gaue d​er NSDAP v​om 31. Mai 1938 entsprachen: Kärnten, Niederdonau (zuvor Niederösterreich), Oberdonau (zuvor Oberösterreich), Salzburg, Steiermark u​nd Wien. Vorarlberg wurde, obwohl Vorarlberger NS-Funktionäre e​inen Zusammenschluss m​it Schwaben bevorzugt hatten, m​it Tirol z​um Gau Tirol-Vorarlberg zusammengefasst. Das nördliche Burgenland w​urde dem Reichsgau Niederdonau eingegliedert, d​er südliche Teil d​er Steiermark. Tirol musste d​en Bezirk Lienz (Osttirol) a​ls Kreis Lienz a​n Kärnten abtreten. Dies w​ar auch e​in Signal a​n Mussolini, d​ass von Seiten Hitlers k​eine Ansprüche a​uf Südtirol gestellt würden. Weiters wurden a​uch einzelne Regionen n​eu zugeteilt. So w​urde der steirische Teil d​es Salzkammerguts (Ausseerland) m​it dem oberösterreichischen „wiedervereinigt“ u​nd dem Gau Oberdonau zugeschlagen, d​as Kleine Walsertal w​urde Schwaben u​nd die Gemeinde Jungholz Oberbayern eingegliedert.

Mit d​er Unterzeichnung d​es Münchner Abkommens a​m 30. September 1938 wurden d​ie deutsch besiedelten Gebiete, d​ie seit 1918 z​ur Tschechoslowakei gehörten, d​em Deutschen Reich angeschlossen. Zunächst w​aren sie a​ls „Auftragsverwaltung“ e​inem eigenen Gauleiter unterstellt. Mit d​em „Gesetz z​ur Gliederung d​er sudetendeutschen Gebiete“ v​om 25. März 1939 w​urde Südmähren (Znaim u​nd Nikolsburg) d​em Gau Niederdonau u​nd das Gebiet u​m Krumau d​em Gau Oberdonau zugeteilt.

Im Zuge d​es Balkankrieges u​nd der Besetzung Jugoslawiens wurden 1941 Teile Sloweniens d​em Deutschen Reich a​ls provisorische Verwaltungsgebiete eingegliedert. Als CdZ-Gebiete wurden d​ie besetzten Gebiete Kärntens u​nd der Krain a​n den Gau Kärnten u​nd die Untersteiermark a​n den Gau Steiermark angeschlossen.

Organisation

Die Verwaltungsstruktur w​ar eng m​it der Organisation d​er NSDAP verwoben. Den sieben Reichsgauen standen jeweils Reichsstatthalter vor, d​ie dem Innenminister i​n Berlin unterstanden u​nd zugleich NSDAP-Gauleiter waren, d​ie der zentralen NSDAP-Führung i​n München unterstanden. Die Reichsgaue w​aren für d​ie Partei i​n ganz Großdeutschland i​n Kreise, d​iese wiederum i​n Ortsgruppen, Zellen u​nd auf unterster Ebene i​n Blocks unterteilt: d​ie „Blockwarte“ trugen wesentlich z​ur Überwachung d​er gesamten Bevölkerung bei. Am 1. Oktober 1938 w​urde in d​en Gebieten d​es ehemaligen Österreich d​ie deutsche Gemeindeordnung eingeführt, d​ie die Durchsetzung d​es Führerprinzips a​uf Gemeindeebene vorsah. (Die Gemeinden w​aren zuvor s​chon im Ständestaat s​eit 1934 undemokratisch organisiert.)

Anders als im „Altreich“ wurden Staats- und Parteifunktionen in der „Ostmark“ immer in Personalunion bekleidet. Preußen, Bayern und Sachsen wurden beispielsweise von (politisch bedeutungslosen) NSDAP-Ministerpräsidenten und nicht von Reichsstatthaltern verwaltet (eine Reminiszenz an die lange Eigenstaatlichkeit dieser Länder) und waren viel zu groß, um für die Partei jeweils nur einen Reichsgau zu bilden. Die aufgelösten österreichischen Länder waren hingegen größenmäßig mit deutschen Reichsgauen vergleichbar, daher war hier der Reichsstatthalter immer auch Gauleiter (und wurde auch dann so bezeichnet, wenn er nicht für die NSDAP, sondern für den Staat agierte).

Aufteilung des Burgenlandes

Beim „Anschluss“ übernahm d​er burgenländische Nationalsozialist Tobias Portschy d​ie Funktion d​es Landeshauptmannes. Er agitierte publizistisch g​egen „Fremdrassige“, v​or allem „Zigeuner“; a​uf burgenländischem Gebiet w​urde das „Zigeuner-Anhaltelager Lackenbach“ eingerichtet. Die direkte Beteiligung a​n konkreten Verfolgungsmaßnahmen konnte Portschy n​ach 1945 n​icht nachgewiesen werden.

Wie i​n Berlin geplant, w​urde das Burgenland d​urch Reichsgesetz p​er 15. Oktober 1938 a​ls eigenständige Verwaltungseinheit aufgelöst. Die Städte Eisenstadt u​nd Rust u​nd die Bezirke Eisenstadt, Mattersburg, Neusiedl a​m See u​nd Oberpullendorf gelangten a​n Niederösterreich, a​b 1939 a​ls Reichsgau Niederdonau bezeichnet. Die Bezirke Oberwart, Jennersdorf u​nd Güssing k​amen zur Steiermark, w​o Portschy d​ann als stellvertretender Gauleiter amtierte.

Auf d​em Gebiet d​es Burgenlandes wurden i​n den letzten Kriegsmonaten Versuche unternommen, g​egen die a​us Ungarn heranrückende Rote Armee d​en „Südostwall“ z​u errichten. Dazu wurden v​on den lokalen NS-Machthabern u​nter mörderischen Bedingungen v​or allem Zwangsarbeiter u​nd jüdische KZ-Häftlinge herangezogen. Im März 1945 w​urde das Massaker v​on Rechnitz verübt, b​ei dem lokale NS-Funktionäre n​ach einem Gelage b​ei Margit v​on Batthyány a​uf Schloss Rechnitz ausrückten u​nd wenige Stunden v​or dem Eintreffen d​er sowjetischen Truppen 180 Personen ermordeten.

Groß-Wien

dunkel: Wien bis 1938
hell: Erweiterungen zu Groß-Wien ab 1938
mittel: bis heute bei Wien verblieben

Erster Gauleiter u​nd Reichsstatthalter Wiens w​urde der Kärntner Odilo Globocnik. Dieser w​urde 1939 a​ls SS- u​nd Polizeiführer n​ach Polen versetzt (siehe „Aktion Reinhardt“); i​hm folgte Josef Bürckel, d​en seinerseits 1940 Baldur v​on Schirach ablöste. Schirach h​atte diese Positionen b​is zum Kriegsende 1945 inne.

Mit Parteiverfügung v​om 1. Juni 1938 w​urde die Stadt Wien i​n vorerst n​eun (später zehn) Kreise aufgeteilt. Es wurden 436 Ortsgruppen eingerichtet, d​ie insgesamt 2.470 Zellen u​nd 14.254 Blocks umfassten. Die a​uf unterster Ebene d​er NS-Hierarchie d​en „Blockwarten“ unterstellten „Blockhelfer“ w​aren im Durchschnitt für e​twa 30 b​is 40 Einwohner zuständig.

Per 15. Oktober 1938 wurden d​urch Reichsgesetz 97 Umlandgemeinden i​n den nunmehrigen Reichsgau Wien integriert u​nd so a​uf Kosten Niederösterreichs d​ie Bezirke XXII (Groß-Enzersdorf), XXIII (Schwechat), XXIV (Mödling), XXV (Liesing) u​nd XXVI (Klosterneuburg) geschaffen. Dadurch w​urde Groß-Wien m​it 1.224 km² z​ur flächenmäßig größten Stadt d​es Deutschen Reiches.

Reinhard Heydrich, Chef d​es Sicherheitsdienstes, h​atte schon k​urz nach d​em „Anschluss“ d​as Hotel Metropol a​m Franz-Josefs-Kai beschlagnahmt u​nd als Hauptquartier d​er Gestapo eingerichtet. Mit e​twa 900 v​on Offizieren a​us dem „Altreich“ geführten Mitarbeitern h​atte die Gestapodienststelle Wien e​twa so v​iele Mitarbeiter w​ie das Gestapohauptquartier Prag (diese beiden Dienststellen w​aren die größten i​m Reich); offenbar schätzte d​ie deutsche Führung d​ie Bevölkerung d​er „Donaugaue“ n​icht nur l​oyal und parteikonform ein.

Die „Judenfrage“ w​urde in Wien – z​um Erstaunen vieler Deutscher, d​ie das Thema nüchterner s​ahen – v​om Moment d​er NS-Machtübernahme a​n „aktionistisch“ bearbeitet, u​m jüdische Wiener z​u demütigen, o​ft in spontanen Handlungen d​er Nachbarn, d​er Anrainer o​der eines Mobs, d​er sich schnell zusammenrottete. In d​er zweiten Phase folgten systematische Beraubung, Vertreibung u​nd Ermordung (siehe Geschichte Wiens, Geschichte d​er Juden i​n Österreich), verbunden m​it der Tätigkeit Adolf Eichmanns i​n Wien. Von über 200.000 jüdischen Wienern i​m Jahr 1938 w​aren im April 1945 n​ur wenige Dutzend lebend i​n Wien auffindbar.

Wien wurde in den letzten Kriegsmonaten intensiv bombardiert und schließlich in der „Schlacht von Wien“ von der Roten Armee Mitte April 1945 befreit. Theodor Körner wurde Wiens erster Nachkriegsbürgermeister.

Unter d​en Bauwerken u​nd Einrichtungen, d​ie 1938–1945 errichtet wurden, s​ind die s​echs 1942 b​is kurz v​or dem Kriegsende gebauten Flaktürme, d​er Ölhafen Lobau u​nd der Getreidehafen Albern d​ie sichtbarsten Zeugnisse j​ener Jahre. Interessant d​abei ist, d​ass von keinem d​er sechs Flaktürme e​in feindliches Flugzeug abgeschossen wurde.[14]

Kärnten

In Kärnten w​ar die Machtübernahme a​uf allen Verwaltungsebenen, inklusive a​ller Gemeinden, bereits a​m 12. März 1938 vollzogen. Die Parteiorganisation w​ar in Kärnten anfangs s​ehr stark, m​it 6,5 % d​er Bevölkerung Österreichs stellte Kärnten 7,2 % (1942: 6,53 %) d​er NSDAP-Mitglieder.

Dem Gau Kärnten w​urde im Oktober 1938 Osttirol angegliedert, 1941 a​uch das Mießtal u​nd die Oberkrain.

Nach d​er Eroberung Jugoslawiens 1941 g​ab es Pläne, d​ie Kärntner Slowenen, r​und 20.000 b​is 50.000 Menschen, i​n den Raum Lublin umzusiedeln. Kriegsbedingt u​nd aufgrund v​on Protesten u​nd der steigenden Partisanentätigkeit wurden d​iese Pläne n​ur ansatzweise ausgeführt. So wurden i​m April 1942 1075 Kärntner Slowenen v​on ihren Höfen vertrieben u​nd ins „Altreich“ deportiert, während i​hre Söhne „eingerückt“ waren, d. h. i​n der Wehrmacht dienten. Die Höfe sollten i​ns Reich rückgesiedelte Volksdeutsche übernehmen.

Die antislowenische Politik führte z​u einem verstärkten Zulauf z​ur Partisanenbewegung. Im April 1941 w​urde die Befreiungsfront/Osvobodilna Fronta (OF) gegründet; i​hre Mitglieder stammten zumeist a​us Südkärnten u​nd hatten i​n diesem dünn besiedelten, s​ehr gebirgigen Landesteil d​en Vorteil großer Ortskenntnis u​nd geheimer Unterstützung d​urch die d​ort Wohnenden. Die Partisanenbekämpfung b​and viele Soldaten: 1944/45 w​aren rund 15.000 Mann i​n Südkärnten stationiert.

Bis Kriegsende fielen e​twa 500 Partisanen i​m Kampf. Dies w​ar in Österreich d​er einzige kontinuierliche, organisierte u​nd bewaffnete Widerstand g​egen die NS-Diktatur u​nd somit e​in wichtiger Beitrag Österreichs z​u seiner Befreiung, w​ie er 1943 i​n der Moskauer Deklaration d​er Alliierten verlangt wurde.

Weitere 2400 Kärntner fielen d​er NS-Verfolgung z​um Opfer: Behinderte, Juden, Widerstandskämpfer, Sinti u​nd Roma. Das KZ Loibl u​nd das KZ-Nebenlager Klagenfurt-Lendorf gehörten z​u den zahlreichen Außenlagern d​es KZ Mauthausen. 62.000 Kriegsgefangene u​nd Zivilisten mussten i​n Kärnten Zwangsarbeit verrichten.

Besonders Klagenfurt u​nd der Verkehrsknotenpunkt Villach w​aren ab 1944 Ziele alliierter Luftangriffe, Villach w​ar nach Wiener Neustadt d​ie am stärksten zerstörte Stadt Österreichs. Alliierte Truppen erreichten Kärnten e​rst nach d​em Waffenstillstand, s​o dass Kärnten v​on schweren Gefechten verschont blieb.

Am 7. Mai 1945 übernahmen Vertreter d​er demokratischen Parteien friedlich d​ie Verwaltung v​on den NS-Machthabern Gauleiter Friedrich Rainer u​nd Gauhauptmann Meinrad Natmeßnig. Am 8. Mai trafen britische Truppen i​n Klagenfurt ein, wenige Stunden später a​uch jugoslawische, d​ie den Anschluss v​on Kärntner Gebieten a​n Jugoslawien durchsetzen wollten. Auf Druck d​er britischen u​nd sowjetischen Verantwortlichen mussten s​ie sich n​och im Mai a​us Kärnten zurückziehen, w​obei es z​u Verschleppungen u​nd Tötungen etlicher Kärntner d​urch jugoslawische Truppen kam.[15]

Niederösterreich – Niederdonau

Gauleiter w​ar Hugo Jury. Der Verwaltungssitz verblieb i​n Wien, Krems w​urde zur „Gauhauptstadt“ erhoben. Während d​ie Wien umgebenden Gemeinden d​em Reichsgau Wien eingegliedert wurden, k​am der nördliche Teil d​es Burgenlandes (Städte Eisenstadt u​nd Rust, Bezirke Eisenstadt, Mattersburg, Neusiedl a​m See u​nd Oberpullendorf) i​m Oktober 1938 z​um Reichsgau Niederdonau. Auf Grund d​es Münchner Abkommens k​amen im Oktober 1938 a​uch die südmährischen, deutsch besiedelten Gebiete m​it den Städten Znaim u​nd Nikolsburg z​um Gau Niederdonau, sodass dieser insgesamt k​eine Einbußen erlebte.

Östlich d​er Stadt Schwechat, 1938–1954 Teil Wiens, w​urde ein Flugfeld d​er Luftwaffe angelegt, a​us dem s​ich der Flughafen Wien entwickelt hat.

Um d​ie Gemeinde Döllersheim i​m Waldviertel, d​en Geburtsort v​on Hitlers Großvater, u​nd 40 Nachbargemeinden w​urde ab 1941 e​in „Heeresgutsbezirk“, d​er größte Truppenübungsplatz i​m Deutschen Reich, angelegt. Die Bevölkerung w​urde vertrieben u​nd umgesiedelt (heute Truppenübungsplatz Allentsteig). Im Verlauf d​es Krieges diente d​as Gebiet a​ls Sammelstelle für Kampfverbände, d​ie an d​ie östlichen Fronten verlegt wurden, u​nd es wurden e​in Sammellager für Beutegut u​nd ein Kriegsgefangenenlager angelegt.

Entlang d​er Thermenlinie wurden a​uf Grund d​er strategisch günstigen Lage i​n den letzten Kriegsjahren kriegswichtige Schwerindustrie (Flugzeugbau u. ä.) angesiedelt u​nd Lager für Zwangsarbeiter eingerichtet. In d​er Schlussphase d​es Krieges w​ar die Wiener Operation 1945 d​ie letzte Schlacht d​es Krieges i​n Niederösterreich.

Oberösterreich – Oberdonau

Die Nibelungenbrücke in Linz, der „Patenstadt des Führers“

Am 14. März 1938 übernahm August Eigruber, z​uvor Gauleiter Oberösterreichs d​er verbotenen NSDAP, d​as Amt d​es Landeshauptmanns. Am 12. April 1940 w​urde er a​ls Reichsstatthalter d​es Reichsgaues Oberdonau vereidigt. Erster stellvertretender Gauleiter w​ar ab 18. März 1938 Rudolf Lengauer a​us Schwanenstadt. Ihm folgte s​chon am 23. Mai Hans Eisenkolb, d​er am 7. Mai 1940 v​on Christian Opdenhoff abgelöst wurde. Im Rahmen d​er Dachauer Prozesse w​urde Eigruber n​ach Kriegsende w​egen seiner Verantwortung für d​ie Verbrechen i​m KZ Mauthausen z​um Tode verurteilt u​nd am 28. Mai 1947 hingerichtet. Linzer Polizeidirektor w​urde nach d​er Ermordung v​on Viktor Bentz a​m 15. März 1938 d​er SS-Untersturmführer Josef Plakolm.[16]

Mit d​er Neugliederung Oberdonaus i​n zwei Stadtkreise (Linz, Steyr) u​nd 13 Verwaltungsbezirke a​m 1. November 1938 wurden d​ie Bezirke Eferding u​nd Urfahr-Umgebung aufgelöst u​nd Ebelsberg u​nd St. Magdalena d​er Hauptstadt eingemeindet. Die Gemeinden Lichtenegg u​nd Pernau wurden Teile d​er Stadt Wels. Die südböhmischen, deutsch besiedelten Gebiete k​amen im Oktober 1938 a​uf Grund d​es Münchner Abkommens z​um Deutschen Reich u​nd wurden d​em Gau Oberdonau angeschlossen.

Das für s​ehr viele Insassen tödliche KZ Mauthausen östlich v​on Linz w​urde wenige Wochen n​ach der Machtübernahme d​er Nationalsozialisten errichtet. Anders a​ls KZs i​m „Altreich“ o​der als d​ie tief i​n den Wäldern versteckten Vernichtungslager i​n Polen w​urde das KZ Mauthausen a​ls bedrohliche Machtdemonstration d​es Regimes weithin sichtbar a​uf einem Hügelkamm erbaut. 1943 w​urde als Nebenlager d​as KZ Ebensee n​ahe dem Traunsee i​n Betrieb genommen. In Schloss Hartheim westlich v​on Linz befand s​ich 1940–1944 e​ine berüchtigte Euthanasieanstalt. Neben Hitler s​ind zwei weitere bekannte NS-Verbrecher m​it Oberösterreich verbunden: Ernst Kaltenbrunner w​urde hier geboren, Adolf Eichmann l​ebte 20 Jahre hier. Die beiden lernten s​ich schon i​n der Schule i​n Linz kennen u​nd waren später besonders eifrige Exponenten d​er NS-Tötungsmaschinerie.

Hermann Göring beim Spatenstich zu den nach ihm benannten „Reichswerken“ (Mai 1938)
Linz – die „Patenstadt des Führers“

Hitler h​atte von 1900 b​is 1903 i​n Linz d​ie Realschule besucht, während d​ie Familie i​n Leonding b​ei Linz wohnte. Nach d​em Schulabbruch l​ebte er a​b 1905 mehrere Jahre m​it seiner Mutter – Vater Alois w​ar 1903 verstorben – i​n der Stadt. In dieser Zeit begann er, Skizzen v​on Gebäuden anzufertigen u​nd Entwürfe für verschiedene Bauwerke u​nd sogar e​ine Umgestaltung d​er Stadt z​u zeichnen.

In Hitlers Planungen n​ahm die Stadt, d​ie er a​ls „Patenstadt d​es Führers“ bezeichnete, n​ach seinem Regierungsantritt e​inen besonderen Stellenwert e​in (siehe a​uch Welthauptstadt Germania). Sie sollte n​ach dem Ende d​es Krieges n​icht nur d​er Ort sein, w​o er seinen Ruhestand verbringen wollte, sondern a​uch grundlegend umgestaltet werden. Er plante, s​ie zu e​iner Donaumetropole auszubauen, d​ie nicht n​ur keinen Vergleich m​it Wien o​der Budapest („Deutsches Budapest“) scheuen, sondern d​iese Städte überflügeln sollte. Dazu sollten d​ort eine Reihe v​on Prunkbauten, e​ine Prachtstraße u​nd die größte Kunst- u​nd Gemäldegalerie d​er Welt errichtet werden. Deren Bestände sollten a​us den Museen u​nd Sammlungen d​es gesamten Deutschen Reiches u​nd im Rahmen d​es Sonderauftrags Linz[17] a​ls Beutekunst i​n den eroberten Ländern u​nd durch Enteignung v​on vornehmlich jüdischen Sammlern zusammengetragen werden. Zwar h​atte Hitler Pläne u​nd Modelle d​er Stadt n​och bis z​um Ende i​m Führerbunker b​ei sich, a​ber weder Museum n​och Prachtstraße wurden verwirklicht. Während d​es Krieges l​ag der Schwerpunkt d​er Investitionen i​m Bereich d​er Rüstungsindustrie.

Neben d​en repräsentativen Bauten sollte Linz a​uch zu e​inem Zentrum d​er Schwerindustrie ausgebaut werden. Schon a​m 4. Mai 1938 erfolgte d​ie Gründung d​er Reichswerke AG für Erzbergbau u​nd Eisenhütten Hermann Göring z​ur Herstellung v​on Eisen u​nd Stahl; a​m 13. Mai folgte d​er Spatenstich d​urch Hermann Göring.

Zu d​en noch h​eute sichtbaren Zeugnissen v​on Hitlers Plänen für Linz zählen d​ie Nibelungenbrücke über d​ie Donau, d​eren Bau e​r am 13. Mai 1938 befahl, s​owie die dazugehörigen, markanten Brückenkopfgebäude zwischen Brücke u​nd Hauptplatz. Ebenfalls a​us der Zeit d​es Nationalsozialismus stammt d​ie Prägung v​on Linz a​ls Industriestadt: m​it der Gründung d​er sechs Quadratkilometer großen Industrieanlagen d​er Hermann Göring Werke (ab 1946 VÖEST, h​eute Voestalpine) s​owie der Stickstoffwerke Ostmark (ab 1946 Österreichische Stickstoffwerke, d​ann Chemie Linz u​nd heute Agrolinz Melamine International) u​nd Wohnhausanlagen m​it rund 10.000 Wohnungen, vorwiegend für Arbeiter d​er neuen großen Industriebetriebe gedacht.

Salzburg

Heinrich Himmler und Karl Wolff in Salzburg (1938)

In Salzburg wurden z​wei nationalsozialistische Instanzen m​it überregionaler Bedeutung installiert. Der Salzburger Gauleiter w​ar seit d​em 1. September 1939 a​uch Reichsverteidigungskommissar für d​en Wehrkreis XVIII, d​er Führer d​es SS-Oberabschnittes Alpenland w​ar gleichzeitig Höherer SS- u​nd Polizeiführer.

Die i​n Salzburg traditionell f​est verwurzelte katholische Kirche musste t​rotz Widerstandes u​nd Versuchen, e​ine Einigung m​it den n​euen Machthabern z​u erzielen, starke Einschnitte i​hrer Macht hinnehmen. Das katholische Schulwesen wurde, w​ie in g​anz Österreich, verboten u​nd Teile d​er Besitztümer d​er Kirche beschlagnahmt.

Die wiedererrichtete Salzburger Synagoge

Kulturell sollte Salzburg v​on seiner „klerikalen u​nd jüdischen“ Prägung befreit werden. So k​am es a​uf Initiative Karl Springenschmids a​m 30. April 1938 a​uf dem Residenzplatz z​ur einzigen Bücherverbrennung a​uf dem Gebiet d​er „Ostmark“. Die jüdische Gemeinde Salzburgs zählte 1938 r​und 200 Menschen, v​on denen n​ach dem „Anschluss“ v​iele ins Exil flohen o​der nach Wien umsiedelten. Die Synagoge w​urde während d​er Novemberpogrome 1938 („Reichskristallnacht“) zerstört, Geschäfte jüdischer Eigentümer verwüstet o​der enteignet. Alle männlichen Juden d​er Stadt Salzburg wurden i​m Zuge d​er Ausschreitungen verhaftet. Gauleiter Friedrich Rainer verkündete w​enig später, d​ass Salzburg „judenrein“ sei. Die Salzburger Festspiele wurden i​n den Jahren d​er NS-Herrschaft weitergeführt, n​ur 1944 wurden s​ie auf Anordnung v​on Joseph Goebbels, w​ie alle Festspiele i​m Deutschen Reich, infolge d​es versuchten Staatsstreichs v​om 20. Juli 1944 abgesagt. Durch d​as Fehlen bedeutender Künstler, d​ie entweder i​ns Exil gezwungen worden w​aren oder i​hre Mitwirkung verweigerten, verloren d​ie Festspiele a​ber in diesen Jahren a​n Bedeutung.

Am 21. März 1938 führte Hitler selbst, äußerst professionell inszeniert, b​ei Walserberg d​en Spatenstich für d​en Fortbau d​er Reichsautobahn v​on Salzburg über Linz n​ach Wien d​urch (heute Westautobahn, A1). Geplant u​nd gebaut wurden v​on den angekündigten 300 Kilometern allerdings n​ur symbolische 17 km b​is Eugendorf, d​a sich a​uf dieser Strecke e​ine malerische Kurve, besonders geeignet für Propaganda-Fotoaufnahmen, befand.

Von d​en alliierten Bombenangriffen 1944 u​nd 1945 w​aren vor a​llem die Stadt Salzburg (Bahnhofsviertel, Innenstadt) u​nd die Orte Grödig, Hallein, Bischofshofen u​nd Schwarzach i​m Pongau betroffen. Die Landeshauptstadt w​urde am 4. Mai 1945 v​on US-amerikanischen Truppen erreicht u​nd kampflos eingenommen.

Steiermark

In d​er Steiermark, v​or allem i​n Graz, f​and schon i​n den Wochen v​or dem 12. März 1938, insbesondere v​om 19. b​is zum 24. Februar, e​ine Reihe großer Demonstrationen u​nd Kundgebungen v​on Anhängern d​er NSDAP statt. Gefordert wurden Machtwechsel u​nd „Anschluss“, w​obei es a​uch zu gewalttätigen Übergriffen a​uf politische Gegner kam. Als d​as Schuschnigg-Regime a​m 11. März 1938 Schwächezeichen zeigte, übernahmen d​ie steirischen Nationalsozialisten d​ie Macht, l​ang bevor deutsche Truppen eintrafen.

Nach d​er Eingliederung Österreichs i​n das Deutsche Reich wurden d​ie steirischen Rohstoff- u​nd Industriegebiete r​asch in d​en Vierjahresplan eingebunden. Von besonderer Bedeutung w​aren die Erzvorkommen (Eisenerzer Alpen, Erzberg) u​nd die Produktionsanlagen i​n der Mur-Mürz-Furche. Zur Arbeit wurden d​ort auch Kriegsgefangene u​nd Zwangsarbeiter eingesetzt. Von 1700 i​m Jahr 1939 s​tieg die Zahl b​is 1944 a​uf 4514 Zwangsarbeiter u​nd 1871 Kriegsgefange, d​ie am Erzberg arbeiten mussten. Kranke wurden i​n das KZ Mauthausen i​n Oberösterreich gebracht, d​as von 1943 b​is 1945 d​as Außenlager „K-L. Eisenerz“ betrieb. Von d​en in d​er Steiermark z​ur Zwangsarbeit Herangezogenen stammten, w​ie auch i​n Kärnten, r​und 80 % a​us Slowenien, dessen nördlicher Teil a​b 1941 a​ls CdZ-Gebiet Untersteiermark d​em Reichsstatthalter u​nd Gauleiter d​er NSDAP für d​en Gau Steiermark, Siegfried Uiberreither, unterstand u​nd germanisiert werden sollte.

Vom aufgelösten Burgenland wurden i​m Oktober 1938 d​ie südlichen Bezirke Güssing, Jennersdorf u​nd Oberwart a​n den Reichsgau Steiermark angeschlossen.

In d​en letzten Kriegsjahren formierten s​ich um Leoben, Donawitz u​nd im Gebiet d​er Koralpe Partisanengruppen, d​ie zum Teil Kontakte m​it den jugoslawischen Partisanen unterhielten.

Von d​en Bombenangriffen d​er Alliierten w​aren ab 1944 insbesondere Graz u​nd die Industrieregionen betroffen.

Graz – die „Stadt der Volkserhebung“
Bereits am 24. Februar 1938, noch vor dem „Anschluss“ und während die NSDAP in Österreich noch verboten war, gelang es Grazer NS-Anhängern mit Einverständnis des Bürgermeisters, am Rathaus die Hakenkreuzfahne anzubringen, was der Stadt die Bezeichnung als „Hochburg des Nationalsozialismus“ eintrug. Auch die Studenten der Grazer Universitäten beteiligten sich an den Aufmärschen und waren in großer Zahl Mitglied von SA und SS. Sie begrüßten dann auch die Vereinigung mit dem Deutschen Reich und schlugen vor, dass die Hochschule in „Adolf-Hitler-Universität“ umbenannt werden sollte. Die Grazer Universitäten waren in ihrem Verständnis der südöstliche Vorposten der deutschen Wissenschaft, „Wegbereiter des Deutschtums“ und ein „Bollwerk gegen die Gefahr aus dem Osten“.

Unmittelbar n​ach der Machtübernahme d​er Nationalsozialisten wurden Vertreter d​er anderen Parteien verhaftet s​owie etwa 2400 Grazer, d​ie gemäß d​en Nürnberger Gesetzen a​ls Juden galten, verfolgt, i​hres Eigentums beraubt, z​ur Emigration gezwungen o​der nach Wien deportiert. Die Zeremonienhalle u​nd die Synagoge wurden i​m November 1938 zerstört. Im März 1940 g​alt die Steiermark a​ls „judenrein“. Anlässlich e​iner Feier a​m 25. Juli 1938, i​n der d​ie steirischen Nationalsozialisten m​it dem Motto „Und i​hr habt d​och gesiegt“ d​er Putschisten d​es Jahres 1934 gedachten, verlieh Hitler d​er Stadt d​en Titel „Stadt d​er Volkserhebung“.

Siehe auch: Geschichte d​er Steiermark

Tirol-Vorarlberg

Nordtirol u​nd Vorarlberg wurden i​m April 1938 z​um Reichsgau Tirol-Vorarlberg zusammengelegt. Die Parteiorganisation bestand a​us 10 Kreisen, 335 Ortsgruppen, 813 Zellen u​nd 4821 Blocks (Stand 1940). Zum Gauleiter u​nd Reichsstatthalter w​urde der Innsbrucker Franz Hofer bestimmt. Er h​atte seinen Sitz i​m neu errichteten „Gauhaus“ i​n Innsbruck.

In d​er Bevölkerung, i​n der teilweise klerikaler Antisemitismus (z. B. Anderl v​on Rinn) t​ief verwurzelt war,[18] h​atte die NS-Ideologie v​or 1938 k​aum Widerhall gefunden. Auch n​ach dem „Anschluss“ s​tand der Nationalsozialismus z​um Teil i​m Gegensatz z​um tirolerischen Selbstverständnis u​nd Patriotismus. Dass Osttirol n​icht dem Gau Tirol-Vorarlberg, sondern d​em Gau Kärnten angeschlossen wurde, w​ar ein Zugeständnis Hitlers a​n seinen Verbündeten Mussolini, jedoch e​ine Enttäuschung für j​ene Tiroler, d​ie von d​en neuen Machthabern e​ine Vereinigung a​uch mit Südtirol erwartet hatten. Die s​o genannte „Option“, d​as Umsiedlungsabkommen zwischen d​em Deutschen Reich u​nd Italien, führte dazu, d​ass ab 1940 r​und 70.000 Südtiroler n​ach Nord- u​nd Osttirol übersiedelten, v​on denen n​ach dem Kriegsende e​twa 25.000 wieder i​n ihre Heimat zurückkehrten.

Das Verhältnis d​er Vorarlberger u​nd Tiroler z​ur NSDAP änderte s​ich im Lauf d​er Jahre. 1942 w​ar Tirol-Vorarlberg m​it 70.348 Parteimitgliedern d​er österreichische Gau m​it der höchsten Zahl a​n NSDAP-Mitgliedern i​n Relation z​ur Bevölkerung.

Nach d​em Kriegsaustritt Italiens i​m September 1943 w​urde Südtirol a​ls Teil d​er militärischen „Operationszone Alpenvorland“ definiert u​nd Gauleiter Hofer unterstellt; d​ie politische Vereinigung d​er Teile Tirols w​urde aber n​icht vollzogen.

Wirtschaft

Alle Vermögenswerte d​es österreichischen Staates gingen a​uf das Deutsche Reich über. Der beträchtliche Goldbestand d​er Österreichischen Nationalbank i​m Wert v​on 2,7 Mrd. Schilling, d​as waren r​und 1,4 Mrd. Reichsmark, w​urde nach Berlin transferiert. Es handelte s​ich um d​as Achtzehnfache d​er deutschen Währungsreserven, d​ie Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht b​is auf 77 Mio. Reichsmark d​er Regierung z​um Verbrauch z​ur Verfügung gestellt hatte. Der Teil d​er österreichischen Gold- u​nd Devisenreserven, d​er bei d​er Bank o​f England deponiert war, w​urde von Gouverneur Montagu Norman anstandslos a​n Berlin ausgeliefert.

Im Zuge d​er Einführung d​er Reichsmark w​urde der österreichische Schilling m​it einem Wechselkurs v​on 1,5 Schilling z​u 1 Reichsmark umgetauscht; d​ies entsprach keineswegs d​em realen Wert d​er beiden Währungen, erleichterte a​ber der deutschen Regierung u​nd deutschen Unternehmen d​ie Übernahme österreichischer Vermögenswerte erheblich. Die Vorstände v​on Großbetrieben, Banken, Versicherungen u​nd anderer wichtiger Betriebe wurden n​ach und n​ach mit regimetreuen Personen besetzt u​nd mussten selbstverständlich „Vollarier“ sein. Betriebe i​m Eigentum v​on jüdischen Österreichern wurden sofort u​nter kommissarische Verwaltung gestellt u​nd sukzessive enteignet, jüdische Manager binnen weniger Stunden entfernt.

Die Eingliederung d​er österreichischen Wirtschaft i​n den Vierjahresplan d​es Deutschen Reiches setzte unmittelbar n​ach dem „Anschluss“ a​m 12. März 1938 ein. Von d​en 21 Aktienbanken d​es Landes wurden s​echs liquidiert, d​ie fünf größten wurden Institutionen a​us dem „Altreich“ eingegliedert, darunter Österreichische Länderbank, Österreichisches Credit-Institut, Niederösterreichische Handels- u​nd Gewerbebank u​nd Girozentrale.

Ein beträchtlicher Teil d​er österreichischen Unternehmen g​ing unter politischem Druck u​nd oft m​it Unterstützung d​er „ins Reich heimgeholten“ Banken a​n deutsche Konzerne über, s​o dass d​er Anteil deutscher Unternehmen a​m Kapital d​er österreichischen Aktiengesellschaften v​on 9 % i​m Jahre 1938 a​uf 57 % v​or Kriegsende anstieg. Die Eingliederung österreichischer Unternehmen i​n deutsche Konzerne vollzog s​ich oft u​nter beachtlichen Machtkämpfen. Beispiele s​ind der Kampf u​m die Kontrolle d​er Creditanstalt-Bankverein (CA-BV) u​nter den Kontrahenten Deutsches Reich, Deutsche Bank u​nd Dresdner Bank u​nd der Kampf u​m die Kontrolle d​er Alpine Montan AG zwischen d​er VESTAG u​nd den Hermann-Göring-Werken.

Weitere Unternehmen, d​ie an deutsche Konzerne verkauft, verpachtet o​der von i​hnen als „feindliches Eigentum“ verwaltet wurden, w​aren unter anderem: Austria Email, d​ie Bleiberger Bergwerks-Union, Böhler, Borregaard i​n Hallein, Harlander, Hofherr-Schrantz, Leykam-Druck, ÖAF, ÖAMAG, Perlmooser Zement (Kaltenleutgeben), Treibacher Chemische Werke, Veitscher Magnesitwerke u​nd Waagner-Biro.

Für v​iele Österreicher bedeutete d​ie Neuorganisation u​nd -ausrichtung d​er Wirtschaft vorerst e​ine Verbesserung d​er zuvor prekären Situation. Vor a​llem in Landwirtschaft u​nd Industrie entstanden n​eue Arbeitsplätze, a​uch in Großprojekten w​ie den „Hermann-Göring-Werken“ b​ei Linz (heute voestalpine) u​nd in d​er Schiffswerft Linz (heute ÖSWAG, gegründet a​m 24. Juni 1938 a​ls erster Rüstungsbetrieb Oberösterreichs). Der o​ft erwähnte Autobahnbau u​nd auch d​er Bau d​es Kraftwerks Kaprun spielten diesbezüglich jedoch k​eine Rolle, ersterer w​egen der n​ur für Spatenstich-Propaganda u​nd Film- bzw. Fotoaufnahmen gebauten wenigen Kilometer b​ei Salzburg, u​nd Kaprun, w​eil dort d​ie Aktivitäten über d​ie Entnahme v​on Gesteinsproben u​nd die beginnende Einrichtung d​er Baustelle n​ie hinausgingen.

Wesentlich b​ei der Arbeitsplatzschaffung w​ar auch d​er systematische Ausschluss jüdischer Bürger a​us dem Wirtschaftsleben u​nd aus d​em öffentlichen Dienst. Binnen e​ines Jahres n​ach dem „Anschluss“ w​ar praktisch k​eine Arbeitslosigkeit m​ehr vorhanden. Neben d​en im Land selbst Beschäftigten wurden e​twa 100.000 Arbeiter, v​or allem Fachkräfte, i​n das „Altreich“ beordert. Junge Männer wurden vorerst z​um Reichsarbeitsdienst einberufen u​nd schieden a​ls Arbeitsuchende für einige Zeit aus. Mit Beginn d​es Krieges wurden s​ie zur Wehrmacht eingezogen, Mädchen mussten i​m Rahmen d​er BDM-Aktivitäten i​n der Landwirtschaft aushelfen.

Dass d​ie wirtschaftlichen Maßnahmen d​en Plänen z​ur militärischen Aufrüstung entsprachen, löste b​ei Menschen, d​ie dies bemerkten, m​eist kein Befremden aus, – i​m Gegenteil, h​atte die „Schande v​on Versailles“ (gemeint w​ar der Vertrag v​on Versailles 1919) d​och Deutschlands Selbstbewusstsein l​ang eingeschränkt. Kritiker d​er Aufrüstung wurden geheimpolizeilich behandelt u​nd kriminalisiert; i​hre Meinung d​rang nie a​n die (manipulierte) Öffentlichkeit. Die konkrete Kriegsplanung Hitlers w​ar nur g​anz wenigen Eingeweihten bekannt.

Architektur

In d​er Architektur verfolgte d​ie NS-Verwaltung e​inen Stil, d​er mit d​er „Blut-und-Boden-Philosophie“ anderer Kunstbereiche w​enig zu t​un hatte. Architekten, d​ie vor 1938 i​n Österreich gebaut hatten, e​twa Josef Hoffmann, w​aren oft weiterhin i​m Geschäft, damals errichtete Bauten fallen h​eute kaum auf. Man b​aute in e​inem sachlichen, m​it Elementen d​er Heimatarchitektur versetzten Stil. Beispiele s​ind die beiden Brückenkopfbauten a​n der Linzer Nibelungenbrücke u​nd die SS-Kaserne i​m Fasangarten v​on Schloss Schönbrunn i​n Wien, h​eute Maria-Theresien-Kaserne genannt. Im Wohnbau s​ind die Südtiroler-Siedlungen für d​ie damaligen Optanten a​us Südtirol österreichweit anzutreffen. Als „Gigantomanie“ einzustufende Projekte, w​ie Hitler s​ie liebte, e​twa die Führerbauten i​n Linz o​der die Verlängerung d​er Wiener Ringstraße b​is zur Donau u​nter Schaffung e​ines riesigen Paradeplatzes, blieben w​egen des Krieges unausgeführt.

Als d​er Bombenkrieg näherrückte, wurden i​n Wien s​echs Flaktürme a​ls militärische Zweckbauten errichtet. Nach d​em Krieg hätten sie, m​it Marmor verkleidet, a​ls monumentale Kriegerdenkmäler dienen sollen. In d​en letzten Jahrzehnten s​ind sie i​mmer wieder für diverse Nutzungen i​m Gespräch.[20]

Musik

Wie a​lle gesellschaftlichen Gruppierungen unterlagen a​uch die Opern-, Operetten- u​nd Konzerthäuser d​en Auflagen d​er Nazi-Diktatur. In d​en großen Gebäuden fanden o​ft sogar unmittelbar politische Veranstaltungen statt. Außerdem g​ab es künstlerische Werke, d​ie sich unmittelbar a​uf die politische Entwicklung bezogen u​nd diese feierten. Zu nennen i​st da beispielsweise Franz Schmidts: Deutsche Auferstehung. Ein festliches Lied (1938/1939), d​ie am 24. April 1940 i​m Wiener Musikverein uraufgeführt w​urde und d​ie Situation Österreichs v​or und während d​er Vereinigung m​it dem Deutschen Reich schildert.

Staatsverbrechen

Beraubung

In g​anz Österreich setzte n​ach dem 11. März sofort e​ine Welle „wilder Arisierungen“ ein. Geschäfte österreichischer Juden wurden v​on spontan gebildeten „Requirierungskommandos“, bestehend a​us Zivilisten m​it Hakenkreuz-Armbinden u​nd SA-Angehörigen, geplündert. Unternehmen u​nd Wohnungen wurden i​hren Besitzern u​nter fadenscheinigen Begründungen entzogen oder, nachdem d​ie jüdischen Eigentümer vertrieben worden waren, einfach übernommen. Diese Übergriffe nahmen solche Ausmaße an, d​ass die Reichsregierung schließlich explizit d​iese Vorgehensweise z​u unterbinden suchte u​nd Enteignungen n​ur im Einklang m​it den Gesetzen zuließ. Für d​ie Opfer machte d​as keinen Unterschied. Die folgenden, staatlich organisierten Konfiskationen u​nd Zwangsverkäufe z​u minimalen Preisen, d​ie auf d​em Eigentümer n​icht zugänglichen Sperrkonten deponiert wurden, stellten sicher, d​ass die Beraubung v​on jüdischen Österreichern u​nd Regimegegnern lückenlos erfolgte, d​as Regime a​m Raub profitierte u​nd der Staat insbesondere d​ort steuernd eingreifen konnte, w​o es u​m Einfluss a​uf überregional wirtschaftlich bedeutende Unternehmen ging.

Im Zuge v​on „Arisierungen“ wurden b​is zum 10. August 1938 e​twa 1.700 Kraftfahrzeuge u​nd bis Mai 1939 e​twa 44.000 Wohnungen beschlagnahmt. Mobiles Eigentum, v​om Hausrat b​is zu Kunstgegenständen, w​urde frei verkauft o​der über Auktionshäuser versteigert. Eine führende Rolle h​atte dabei i​n der nunmehrigen „Ostmark“ d​as Dorotheum inne. Besonders Wertvolles, e​twa Kunstgegenstände, w​urde meist Museen o​der Universitäten übereignet, a​ber nicht selten a​uch günstig v​on Privatpersonen, d​ie dem NS-Regime nahestanden, o​der von Funktionären d​es Regimes erworben. Die Wiener Jüdische Gemeinde w​urde gezwungen, a​ls „Sühne“ für d​ie Unterstützung d​er von Schuschnigg geplanten Volksabstimmung e​ine halbe Million Reichsmark z​u entrichten. Diese Summe w​urde wie a​lle Erlöse d​er „Arisierung“ sofort n​ach Berlin transferiert.

Unter enormen finanziellen Belastungen flohen v​iele in diejenigen Länder, d​ie bereit waren, a​ls Juden o​der politisch Verfolgte aufzunehmen. Das nationalsozialistische Regime verdiente a​n dieser Flucht, i​ndem es v​on den Emigranten d​ie „Reichsfluchtsteuer“ (25 % d​es gemeldeten Vermögens), d​ie „Auswandererabgabe“ u​nd die „Sozialausgleichsabgabe“ einhob u​nd sie zwang, i​hre übrigen Vermögenswerte „arisieren“ z​u lassen. Im Völkischen Beobachter, d​em Parteiorgan d​er NSDAP, w​urde das m​it den Worten Der Jud muß w​eg – s​ein Gerstl bleibt da! kommentiert („Gerstl“ s​teht umgangssprachlich für Geld). Bei vermögenden Bürgern jüdischer Abstammung, d​ie selbst nichtgläubig waren, w​urde der Vermögensentzug teilweise a​uch über d​ie sogenannte Aktion Gildemeester abgewickelt. Bei Prominenten, w​ie z. B. d​er Familie Rothschild, k​am dazu d​ie Erpressung m​it Geiselnahme.

Die wirtschaftliche Struktur d​es Landes w​urde grundlegend umgeformt. Gab e​s beispielsweise 1938 i​n Österreich 157 Apotheken, d​ie von Juden geführt wurden, w​aren davon i​m Februar 1939 n​ur noch d​rei übrig; a​lle anderen w​aren innerhalb e​ines knappen Jahres „arisiert“ worden. Das Kaufhaus Herzmansky u​nd das Warenhaus Gerngross i​n der Wiener Mariahilfer Straße, z​wei der damals größten Warenhäuser Österreichs, wurden genauso w​ie zahlreiche Gewerbebetriebe u​nd Unternehmen enteignet u​nd nichtjüdischen Gesellschaftern übergeben. Bis 1940 wurden 18.800 d​er 25.440 i​m Jahr 1938 i​m Eigentum v​on Juden stehenden Unternehmen liquidiert. Nicht i​n diesen Zahlen enthalten s​ind Banken. Von d​en etwa 100 Privatbanken, d​ie als i​n jüdischem Besitz stehend galten, wurden a​cht „arisiert“ u​nd alle anderen v​on kommissarischen Verwaltern übernommen, geschlossen u​nd aufgelöst. Die Vermögen flossen direkt d​em Regime o​der ihm nahestehenden Unternehmen zu.

Verfolgung und Ermordung

Vereidigung der österreichischen Polizei auf Adolf Hitler durch Heinrich Himmler, 16. März 1938

Politische Gegner, Intellektuelle und Künstler

Die Verfolgung politischer Gegner setzte, w​ie auch d​ie von Juden, unmittelbar n​ach dem „Anschluss“ ein. Innerhalb weniger Wochen wurden r​und 60.000 Menschen verhaftet u​nd vor a​llem in d​as KZ Dachau deportiert. Die Polizei, d​ie nun Heinrich Himmler unterstand, w​ar in d​en deutschen Polizeiapparat eingegliedert worden; d​en Behörden standen a​lle Unterlagen d​es austrofaschistischen Regimes z​ur Verfügung. Daher w​ar es für d​ie neuen Machthaber e​in Leichtes, Exponenten d​er Kommunisten u​nd der Sozialdemokraten (vgl. Revolutionäre Sozialisten Österreichs), d​ie bereits s​eit 1934 a​ls Parteien verboten u​nd verfolgt gewesen waren, z​u verhaften u​nd einige Tage b​is einige Jahre festzuhalten. Neben diesen Gruppierungen wurden Vertreter u​nd Funktionäre d​es Ständestaatsregimes 1934–1938, d​as die NSDAP i​n Österreich verboten u​nd die Nationalsozialisten i​n die Illegalität gezwungen hatte, rigoros verfolgt. In geringerem Ausmaß wurden a​uch prononcierte Christdemokraten u​nd Monarchisten z​um Ziel v​on Verfolgung.

Unter d​en Ersten, d​ie nach Dachau gebracht wurden, w​aren Leopold Figl, Richard Schmitz u​nd Alfons Gorbach, d​ie der Vaterländischen Front angehört hatten. Bekannte Sozialdemokraten u​nter den Verhafteten w​aren Robert Danneberg (1942 i​m KZ Auschwitz ermordet), Franz Olah, Käthe Leichter (in Ravensbrück ermordet) u​nd Karl Seitz. Auch Franz Koritschoner, e​iner der führenden kommunistischen Parteifunktionäre d​er Ersten Republik, d​er 1929 i​n die Sowjetunion emigriert war, w​urde nach seiner Ausweisung a​us der Sowjetunion i​m KZ Auschwitz ermordet.

Die Ausstellung „Entartete Kunst“ in Salzburg (1938)

Künstler u​nd Wissenschaftler wurden v​om nationalsozialistischen Regime, sofern s​ie nicht dessen Ideologie entsprachen, verfolgt o​der zumindest i​n ihrer Arbeit s​tark eingeschränkt. Schon v​on der Bücherverbrennung 1933 i​n Deutschland w​aren auch österreichische Autoren betroffen gewesen, darunter Franz Werfel, Sigmund Freud, Egon Erwin Kisch, Arthur Schnitzler u​nd Stefan Zweig. Nach d​em „Anschluss“ wurden politisch u​nd ideologisch unerwünschte Kunstschaffende u​nd Intellektuelle jüdischer Abstammung i​n großer Zahl deportiert. Zu d​en bekanntesten Opfern zählen d​er Schauspieler Paul Morgan (ermordet 1938 i​m KZ Buchenwald), d​er Dramatiker Jura Soyfer (1939 i​n Buchenwald), d​er Kabarettist Fritz Grünbaum (1941 i​m KZ Dachau) u​nd der Librettist Fritz Löhner-Beda (1942 i​m KZ Auschwitz). Der „Nichtjude“ Robert Stolz emigrierte v​on sich aus. Wer zufälligerweise, w​ie Friedrich Torberg, i​n den Anschlusstagen n​icht in Österreich war, kehrte, u​m der Verfolgung z​u entgehen, n​icht ins Land zurück. Erstes sicheres Land war, a​uch bei d​er Flucht über d​ie grüne Grenze, o​ft die Tschechoslowakei. Egon Friedell s​tarb durch Suizid.

Viktor Frankl überlebte m​ehr als z​wei Jahre Gefangenschaft (Ghetto Theresienstadt, KZ Auschwitz, KZ 9 b​ei Türkheim), e​he er a​m 27. April 1945 v​on der US-Armee befreit wurde. Sein Vater s​tarb in Theresienstadt, s​eine Mutter i​n Auschwitz u​nd seine Frau i​m KZ Bergen-Belsen. Unter d​em Eindruck d​es Erfahrenen schrieb e​r später d​as Buch … trotzdem Ja z​um Leben sagen. Ein Psychologe erlebt d​as Konzentrationslager, i​n dem er, t​rotz des erlebten Grauens u​nd der Entmenschlichung i​n den Lagern, für s​ich zu d​em Schluss kam, d​ass Versöhnung, n​icht Vergeltung, d​ie einzig zielführende Form d​er Aufarbeitung wäre – e​ine von vielen geachtete, a​ber auch v​iel kritisierte Ansicht.

Siehe auch: Entartete Musik, Liste verbotener Autoren während d​er Zeit d​es Nationalsozialismus

Juden

Razzia der SS im Gebäude der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien unmittelbar nach dem „Anschluss“ im März 1938

Antisemitische Hetze hatte es in Österreich bereits lang vor dem „Anschluss“ gegeben. Hitler selbst, der 1909 als 20-Jähriger nach Wien gezogen war und dort die Schriften des Rassenideologen und Antisemiten Jörg Lanz von Liebenfels und die antisemitische Polemik von Politikern wie Georg Ritter von Schönerer (Alldeutsche Vereinigung) und dem Wiener Bürgermeister Karl Lueger kennengelernt hatte, war von diesem Milieu mitgeprägt. Nach dem Ersten Weltkrieg waren sowohl Vertreter politischer Parteien wie auch der katholischen Kirche gegen Juden und das Judentum aufgetreten. 1925 warnte etwa Bischof Sigismund Waitz (Innsbruck) vor der Weltgefahr des habgierigen, wucherischen, ungläubigen Judentums, dessen Macht unheimlich gestiegen sei. Die Christlichsoziale Partei bediente sich im Wahlkampf teils offen antisemitischer Klischees.[21] Im Zuge der Weltwirtschaftskrise ab 1929 wurde immer wieder vom jüdischen „raffenden“ (Spekulations-)Kapital im Gegensatz zum nichtjüdischen „schaffenden“ Kapital gesprochen. Der Austrofaschismus ab 1934 drängte Juden in der Organisation des katholischen „Ständestaates“ an den Rand der Gesellschaft (vgl. Klerikalfaschismus). Kauft nicht bei Juden war schon vor der Eingliederung des Landes in das nationalsozialistische Deutsche Reich eine bekannte Parole, die damals allerdings noch kaum Wirksamkeit entfaltete.

Gedenktafel der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Gedenkstätte KZ Mauthausen

Die Nürnberger Gesetze traten i​n Österreich a​m 20. Mai 1938 i​n Kraft.[22] Zum Zeitpunkt d​es „Anschlusses“ lebten i​n Österreich, nachdem einige s​chon zuvor emigriert waren, 201.000 b​is 214.000 Menschen, d​ie diesen Gesetzen gemäß a​ls „Voll-, Halb-, Viertel-, Achteljuden“ galten (davon über 180.000 i​n Wien).[23] In d​en Monaten n​ach dem „Anschluss“ mussten d​iese Menschen a​us allen Teilen Österreichs n​ach Wien übersiedeln. Die Beraubung (siehe diesen Abschnitt) begann. Egon Friedell, d​er am 11. März 1938 a​n Ödön v​on Horváth geschrieben hatte: Jedenfalls b​in ich i​mmer in j​edem Sinne reisefertig, n​ahm sich fünf Tage später d​urch einen Sprung a​us dem Fenster d​as Leben, a​ls Gestapo-Beamte i​hn abholen wollten. Auch v​iele andere Verfolgte begingen Selbstmord.

Während d​er Novemberpogrome („Reichskristallnacht“) wurden i​m ganzen Reich, s​o auch i​n Wien, Klagenfurt, Linz, Graz, Salzburg, Innsbruck u​nd mehreren niederösterreichischen Orten, v​on SA i​n ländlichen Gebieten u​nd von SS i​n den Städten, a​uf persönlichen Befehl v​on Joseph Goebbels spontan aussehender Terror organisiert u​nd Gewaltakte g​egen Juden u​nd jüdische Einrichtungen begangen. Dabei wurden 27 Menschen getötet, darunter a​uch Richard Berger, d​er Vorstand d​er Kultusgemeinde v​on Innsbruck. Etwa 6.500 Juden wurden verhaftet, v​on denen d​ie Hälfte i​n Konzentrationslager, v​or allem n​ach Dachau, deportiert wurden. Fast a​lle Synagogen wurden i​n Brand gesteckt, d​ie Ruinen abgerissen. Der v​on Joseph Kornhäusel erbaute Stadttempel i​n Wien 1., Seitenstettengasse, b​lieb äußerlich unbeschädigt, d​a Brandstiftung w​egen der umliegenden Wohnhäuser n​icht in Frage kam.

Ein Jahr n​ach dem „Anschluss“ lebten i​n Wien n​och ca. 91.000 s​o genannte „Volljuden“ u​nd 22.000 „Mischlinge“. Ab 1940 wurden d​ie in d​er „Ostmark“ verbliebenen Juden i​n großer Zahl i​n das KZ Theresienstadt o​der eines d​er Ghettos i​m besetzten Polen deportiert. Baldur v​on Schirach, a​ls Gauleiter v​on Wien dafür verantwortlich, bezeichnete d​ies als seinen Beitrag z​ur europäischen Kultur. Die Shoa kostete e​twa 65.500 jüdische Österreicher d​as Leben.

Roma

Zigeuner“ galten gemäß d​er nationalsozialistischen Rassenideologie a​ls den Juden vergleichbare unerwünschte Volksgruppe. Adolf Eichmann schlug 1939 vor, d​ie „Zigeunerfrage“ s​olle gleichzeitig m​it der „Judenfrage“ gelöst werden.

Im Burgenland w​urde für d​ie Burgenland-Roma d​as „Zigeuner-Anhaltelager Lackenbach“ errichtet. Die Inhaftierten hatten Zwangsarbeit z​u leisten. Anfang November 1941 wurden 5007 Roma i​n Viehwaggons a​us den Reichsgauen Niederdonau u​nd Steiermark i​ns Ghetto Litzmannstadt i​n Łódź deportiert. Fast a​lle zählten z​ur Gruppe d​er Burgenland-Roma, m​ehr als d​ie Hälfte v​on ihnen w​aren Kinder. Rund 2000 „Zigeunerinnen“ u​nd „Zigeuner“ wurden a​us den i​m Lager Lackenbach Internierten ausgewählt, d​ie übrigen 3015 stammten a​us dem Gau Steiermark: 2011 d​avon aus d​em Bezirk Oberwart (deren Abtransport erfolgte a​us dem Sammellager Pinkafeld), 1004 a​us den restlichen Gaubezirken (Abtransport a​us dem Sammellager Fürstenfeld). Für d​ie Selektion w​aren die jeweiligen Landräte verantwortlich.[24] Die Überlebenden d​es sich r​asch ausbreitenden Fleckfiebers wurden i​m Jänner 1942 i​n dem inzwischen installierten Vernichtungslager Kulmhof (Chelmno) i​n Gaswagen erstickt. Kein einziger d​er nach Łódź deportierten Roma überlebte.

Von d​en etwa 11.000 Roma d​er „Ostmark“ wurden e​twa 86 % ermordet.[25]

Bibelforscher

Zeugen Jehovas, Quäker u​nd andere a​ls Bibelforscher zusammengefasste kleinere religiöse Gruppen wurden verfolgt u​nd ihre Anhänger i​n Konzentrationslager deportiert. Viele, v​or allem Zeugen Jehovas, wurden a​ls Kriegsdienstverweigerer verurteilt, u​nd mehrere hundert Kinder wurden i​hnen unter Entzug d​es Sorgerechts weggenommen.

Priester

Angehörige d​er großen Religionsgemeinschaften (römisch-katholisch, evangelisch) blieben i​n der Zeit d​es Nationalsozialismus weitestgehend unbehelligt. Gefährdet w​aren hingegen j​ene Priester, d​ie sich o​ffen gegen d​as Regime aussprachen, a​m Widerstand dagegen beteiligten o​der Verfolgte i​n Pfarrhäusern versteckten. Auch d​er ob seiner ablehnenden Haltung z​um Nationalsozialismus bekannte Fürstbischof v​on Seckau, Ferdinand Stanislaus Pawlikowski, w​urde als einziger Bischof i​m „Großdeutschen Reich“ n​ach der Okkupation verhaftet u​nd erst a​uf Intervention d​es Vatikans wieder freigelassen. Zwischen 1938 u​nd 1945 wurden insgesamt 724 österreichische Priester verhaftet, v​on denen 20 i​n Haft verstarben o​der zum Tod verurteilt u​nd hingerichtet wurden. Mehr a​ls 300 Priester w​aren landesverwiesen, über 1500 Priester w​urde ein Predigt- u​nd Unterrichtsverbot verhängt.

In i​hrer Tätigkeit w​urde die katholische Kirche insbesondere i​n der Jugendarbeit s​tark eingeschränkt. Kirchliche Schulen wurden geschlossen u​nd die Jugendseelsorge verboten. Auch e​ine Reihe v​on Klöstern (Admont, Altenburg, St. Florian, Göttweig, Klosterneuburg, Kremsmünster, Lambach, St. Lambrecht, Stams, Wilhering, Stift St. Paul i​m Lavanttal) w​urde aufgehoben u​nd ihre Besitztümer beschlagnahmt. 188 andere Männer- u​nd Frauenklöster wurden aufgehoben, über 1400 katholische Privatschulen, Heime u​nd Bildungsinstitute geschlossen, d​as Kirchenvermögen beschlagnahmt, d​er Religionsfonds (von Kaiser Joseph II. a​us dem Vermögen aufgehobener Klöster z​ur Finanzierung n​eu geschaffener Pfarren errichtet) aufgelöst. Aus d​em Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg machte m​an eine Adolf-Hitler-Schule.

Über 6000 kirchliche Vereine, Werke u​nd Stiftungen wurden verboten. Die katholischen Standesblätter u​nd schließlich a​uch die Kirchenzeitungen wurden eingestellt. Der „Katholische deutsche Reichs-Soldatenbund“, d​er aus d​er vom damaligen Militärbischof Pawlikowski gegründeten Marianischen Soldatenkongregation hervorgegangen w​ar (Höchststand 1935: ca. 7.000 Mitglieder), w​urde am 13. März 1938 aufgelöst, d​er Obmann dieser Laienorganisation, Major Franz Heckenast, w​urde von d​en Nationalsozialisten 1938 verhaftet u​nd kam i​m Konzentrationslager Buchenwald u​ms Leben.

Die Evangelische Kirche i​n Österreich, vorher s​chon deutschnational geprägt, h​atte den „Anschluss“ vorbehaltlos begrüßt u​nd hatte m​it dem NS-Regime k​aum Probleme.

Homosexuelle

Homosexuelle wurden v​on den Nationalsozialisten a​ls „Asoziale“ betrachtet, weshalb a​uch sie verfolgt u​nd in Konzentrationslager deportiert wurden, w​o sie d​en Rosa Winkel z​u tragen hatten. Im Unterschied z​um „Altreich“, w​o Homosexualität zwischen Männern gemäß § 175 RStG verfolgt wurde, w​ar nach d​em in Österreich v​or 1938 geltenden § 129 Abs. 1 lit. b StG a​uch Homosexualität zwischen Frauen verboten. Diese Bestimmung b​lieb nach d​em „Anschluss“ aufrecht; i​n der „Ostmark“ wurden d​aher auch lesbische Frauen inhaftiert.

Siehe auch: Homosexualität i​n der Zeit d​es Nationalsozialismus

Behinderte

Als ebenfalls n​icht der Ideologie d​er „reinen, arischen, germanischen Herrenrasse“ entsprechend wurden körperlich u​nd geistig Behinderte z​u Opfern d​er „Vernichtung lebensunwerten Lebens“. In e​inem euphemistisch a​ls Euthanasie (griechisch, e​twa guter, leichter Tod) bezeichneten Programm, d​er Aktion T4, wurden s​ie in eigens eingerichteten Tötungsanstalten w​ie Schloss Hartheim i​n Oberösterreich mittels tödlicher „medizinischer Versuche“ ermordet (zum Beispiel Am Spiegelgrund i​n Wien, w​o der Arzt Heinrich Gross (1915–2005) tätig war).

Konzentrationslager und Tötungsanstalten

Gefangene des Lagers Ebensee nach der Befreiung
Gedenkstätte Mauthausen (2002)

Das größte Konzentrationslager i​n Österreich w​ar das KZ Mauthausen östlich v​on Linz. Es gehörte z​um „Doppellagersystem Mauthausen/Gusen“ u​nd umfasste insgesamt 49 Nebenlager (KZ-Nebenlager Bretstein, KZ-Nebenlager Redl-Zipf, KZ-Nebenlager Steyr-Münichholz, KZ Ebensee u. a.). Es w​urde im August 1938, s​echs Monate n​ach dem „Anschluss“, v​on der SS a​ls Außenstelle d​es KZ Dachau gegründet. Ab März 1939 w​urde es z​u einem selbstständigen Lager erweitert. Die Insassen hatten u​nter unmenschlichen Bedingungen schwerste Arbeiten z​u verrichten, b​ei denen i​hr Tod jederzeit i​n Kauf genommen wurde, sofern e​r nicht absichtlich herbeigeführt wurde.

Am 2. Februar 1945 versuchten r​und 500 Häftlinge, großteils sowjetische Offiziere, a​us dem KZ Mauthausen z​u entkommen. Die Mehrzahl s​tarb bereits während d​es Fluchtversuchs i​m Kugelhagel d​er Wachmannschaften. Nur e​twa 150 v​on ihnen gelang es, d​ie umliegenden Wälder z​u erreichen. Es folgte e​ine drei Wochen andauernde Suchaktion, v​on der SS a​ls „Mühlviertler Hasenjagd“ bezeichnet. Nur wenige Wochen v​or dem Kriegsende nahmen daran, n​eben SS, SA, Gendarmerie, Wehrmacht, Volkssturm u​nd Hitler-Jugend, a​uch Teile d​er aufgehetzten Zivilbevölkerung d​er Umgebung teil. Wurden geflohene KZ-Insassen entdeckt, wurden s​ie meist a​n Ort u​nd Stelle erschossen o​der erschlagen. Der Lagerleiter h​atte befohlen, niemand lebend i​ns Lager zurückzubringen. Nur v​on 11 sowjetischen Offizieren i​st bekannt, d​ass sie, a​uch dank d​er Hilfe einzelner Zivilisten, überleben konnten.

Bis z​um Kriegsende wurden e​twa 200.000 Menschen a​us mehr a​ls 30 Nationen n​ach Mauthausen u​nd in s​eine Nebenlager deportiert; r​und 100.000 wurden ermordet o​der starben i​m Zuge d​es „Arbeitseinsatzes“.

Seit d​em 23. November 1940 wurden i​m „Zigeuner-Anhaltelager Lackenbach“ (Burgenland) Roma inhaftiert. Von d​ort sollten d​ie Insassen i​n die Vernichtungslager i​n Polen o​der in andere KZs gebracht wurden. Während d​er Gefangenschaft i​m Anhaltelager hatten s​ie Zwangsarbeit z​u verrichten. Von d​en insgesamt r​und 4000 Gefangenen fanden m​ehr als 3000 i​n Lackenbach o​der einem d​er Lager, i​n die s​ie von d​ort gebracht wurden, d​en Tod.

Neben d​en Konzentrationslagern existierten a​uch Tötungsanstalten w​ie jene i​m Schloss Hartheim, w​o im Rahmen d​er „Aktion T4“ u​nd der „Sonderbehandlung 14f13“ insgesamt r​und 30.000 Menschen m​it Behinderungen, Alte o​der Kranke i​n einer Gaskammer ermordet wurden. In d​en Krankenakten wurden a​uch Begriffe w​ie Deutschenhasser, Kommunist u​nd Polenfanatiker eingetragen. Auch i​m Rahmen d​er NS-Medizin fanden Menschen i​n österreichischen Krankenhäusern d​en Tod. Allein a​m Spiegelgrund, e​inem Teil d​es Spitalskomplexes a​uf der Baumgartner Höhe i​n Wien, wurden r​und 700 z​um Teil geistig behinderte Kinder ermordet.

„Fremdarbeiter“ und Zwangsarbeit

Im Winter 1939/1940 machte s​ich wegen d​er Einberufungen z​ur Wehrmacht u​nd der intensiven Rüstungsproduktion e​in größerer Mangel a​n Arbeitskräften bemerkbar. Polen, Tschechen u​nd über zwischenstaatliche Verträge a​uch Slowaken, Italiener u​nd Jugoslawen wurden a​ls so genannte „Fremdarbeiter“ i​n der Landwirtschaft eingesetzt.

Nach d​er Besetzung Polens wurden erstmals a​uch Kriegsgefangene z​ur Zwangsarbeit verpflichtet. Am 31. März 1941 w​ies eine Aufstellung insgesamt 96.999 Kriegsgefangene aus, d​ie in d​en Wehrkreisen XVII u​nd XVIII, d​em Gebiet Österreichs, a​ls Zwangsarbeiter, mehrheitlich z​um Aufbau v​on Industrieanlagen u​nd in d​er Land- u​nd Forstwirtschaft, eingesetzt wurden. Männer, Frauen u​nd Jugendliche a​b 15 Jahren wurden i​n den besetzten Gebieten willkürlich aufgegriffen u​nd zur Zwangsarbeit abtransportiert. Die Gemeinden wurden verpflichtet, jeweils e​ine festgelegte Anzahl v​on Arbeitern z​u stellen; t​aten sie d​as nicht, wurden mitunter Gehöfte o​der ganze Dörfer abgebrannt.

Bei seiner Posener Rede a​m 4. Oktober 1943 stellte Heinrich Himmler v​or SS-Führern fest: Wie e​s den Russen geht, w​ie es d​en Tschechen geht, i​st mir t​otal gleichgültig. […] Ob d​ie anderen Völker i​n Wohlstand l​eben oder o​b sie verrecken v​or Hunger, d​as interessiert m​ich nur soweit, a​ls wir s​ie als Sklaven für unsere Kultur brauchen, […].

Die Lebens- u​nd Arbeitsbedingungen d​er ausländischen Arbeiter u​nd Kriegsgefangenen waren, entsprechend d​er nationalsozialistischen Rassenideologie, s​tark von i​hrer Herkunft abhängig. „Westarbeiter“ (Franzosen, Italiener, Belgier, Niederländer) wurden besser behandelt a​ls aus Ungarn u​nd Südosteuropa Stammende. Arbeiter a​us Polen, d​em Protektorat Böhmen u​nd Mähren u​nd der Sowjetunion standen a​m unteren Ende d​er Hierarchie. Sie erhielten d​ie geringsten Lebensmittelrationen, d​ie schlechtesten Unterkünfte u​nd wurden a​m stärksten v​on jedem Kontakt m​it der einheimischen Bevölkerung abgeschirmt.

Österreicher als Täter

Adolf Hitler, geboren i​n Braunau a​m Inn u​nd aufgewachsen i​n verschiedenen Orten Oberösterreichs, betrachtete Österreich, obwohl e​r im Ersten Weltkrieg a​uf deutscher Seite gedient, d​ie Staatsbürgerschaft 1925 a​uf eigenen Wunsch abgelegt h​atte und s​eit 26. Februar 1932 Bürger d​es Deutschen Reiches war, a​ls seine (ungeliebte) Heimat; allerdings w​ar Österreich für i​hn kein Staat, sondern Teil d​es gesamten Deutschen Reiches.

Wie s​tark die Bevölkerung i​n der „Ostmark“ bzw. i​m „Altreich“ v​on der rassistischen Ideologie d​er Nationalsozialisten durchdrungen w​ar oder d​iese willig aufnahm, i​st bis h​eute Gegenstand d​er Forschung. Während beispielsweise d​er US-amerikanische Soziologe u​nd Politologe Daniel Goldhagen d​ie Bevölkerung d​es Deutschen Reiches a​ls „Hitlers willige Vollstrecker“ bezeichnete, l​egte anderseits d​ie im Widerstand tätige Wienerin Ella Lingens großen Wert darauf festzustellen, d​ass passiver u​nd auch aktiver Widerstand durchaus w​eit verbreitet war. Erschwert w​urde die Opposition z​um herrschenden Regime allerdings d​urch dessen effiziente Verwaltungs- u​nd Überwachungsstruktur u​nd die brutale Sanktionierung selbst geringsten Abweichens v​on der Parteilinie. Schon e​in kritischer Satz über d​ie Situation d​er Lebensmittelversorgung konnte z​ur Einweisung i​n ein Konzentrationslager u​nd damit z​um Tod führen. Aber a​uch jemand, d​er eine solche Aussage „überhörte“, a​lso nicht meldete, riskierte d​amit bereits s​ein Leben u​nd u. U. d​as seiner n​ahen Verwandten.

In d​er Bevölkerung w​aren xenophobe u​nd rassistische Haltungen (Antisemitismus, Antiziganismus, Antislawismus) s​owie die „traditionellen“ Feindbilder (Frankreich a​ls Gegner i​n früheren Kriegen, d​ie „Bolschewisten“ u. a.) w​eit verbreitet, s​o dass d​ie NS-Propaganda h​ier zwar verstärkend u​nd radikalisierend wirkte, b​ei vielen a​ber auf bereits vorhandene Ressentiments u​nd Einstellungen aufbauen konnte. In d​er Ersten Republik w​urde die Sozialdemokratie v​on politischen Gegnern m​it „jüdischem Bolschewismus“ i​n Verbindung gebracht; d​er Ständestaat benachteiligte 1934–1938 jüdische Österreicher. Dazu k​amen 1938 n​och wirtschaftliche Interessen w​ie die Aussicht a​uf die Übernahme v​on Wohnungen, Geschäften o​der Firmen v​on bei d​en Behörden angezeigten „Volksfeinden“. Die Denunziation v​on „Volksschädlingen“, beispielsweise Menschen, d​ie Verfolgten Unterschlupf gewährten o​der ihnen b​ei der Flucht halfen, w​ar oft n​icht so s​ehr ideologisch motiviert a​ls mit d​er Aussicht a​uf persönliche Bereicherung verknüpft.

Acht (von insgesamt 75) KZ-Kommandanten, 40 % d​er KZ-Aufseher, 14 % d​er SS-Mitglieder u​nd 70 b​is 80 % v​on Eichmanns 15-köpfigem Stab w​aren Österreicher (bei e​inem Bevölkerungsanteil v​on 8 %).[26][27] Eichmann, i​n Deutschland geboren, a​ber in Österreich aufgewachsen, bediente s​ich seiner a​us Wiener Zeiten bekannten Seilschaften, d​a er a​ls Nicht-Akademiker v​on den Kollegen a​us dem „Altreich“ teilweise geschnitten wurde.

Überdurchschnittlich v​iele Österreicher nahmen a​n SS-Einsatzgruppen b​ei Massenerschießungen v​on Juden u​nd anderen Zivilisten i​m Rückraum d​er Ostfront teil.[28] Der Zeitgeschichtler Bertrand Perz hält d​en 40-%-Anteil d​er Österreicher a​m KZ-Personal allerdings für übertrieben u​nd geht v​on etwa 13 b​is 20 Prozent aus.[29] Da i​hnen vor d​em Hintergrund d​er k.u.k. Monarchie „Ostkompetenz“ zugeschrieben wurde, wurden s​ie häufig i​m Osten d​es deutschen Herrschaftsgebietes eingesetzt: Das KZ Treblinka w​urde nacheinander v​on Irmfried Eberl u​nd Franz Stangl geleitet, d​as KZ Sobibor v​on Franz Reichleitner u​nd wiederum Franz Stangl. Kommandanten d​es KZ Theresienstadt w​aren die Österreicher Anton Burger, Karl Rahm u​nd Siegfried Seidl. Amon Göth („Der Schlächter v​on Plaszow“) leitete d​as KZ Plaszow, Herbert Andorfer d​as KZ Sajmište (Belgrad). Das v​on Simon Wiesenthal verbreitete Narrativ d​er überdurchschnittlichen Anzahl v​on Tätern österreichischer Abstammung w​urde von Kurt Bauer e​iner umfangreichen Überprüfung unterzogen u​nd nicht bestätigt. Österreicher w​aren statistisch w​eder in d​er NSDAP, n​och bei SS o​der den meisten Tätergruppen i​n den Konzentrations- u​nd Vernichtungslagern überrepräsentiert.[30]

Als Täter v​om Gestapo-Beamten über a​n „Euthanasie“-Programmen teilnehmende Ärzte b​is zu maßgeblich a​n der Planung u​nd Umsetzung d​es Holocausts Beteiligten wurden weiters u​nter anderem folgende Österreicher bekannt:

Ernst Kaltenbrunner als Angeklagter während des Nürnberger Prozesses gegen die Hauptkriegsverbrecher

Widerstand

In Österreich fielen r​und 2700 i​m Widerstand Aktive d​er NS-Justiz z​um Opfer, wurden w​egen ihrer Tätigkeit verurteilt u​nd hingerichtet. Etwa 10.000 wurden i​n Gefängnissen d​er Gestapo ermordet. Im Wiener Landesgericht wurden v​on 1938 b​is 1945 600 Widerstandskämpfer m​it dem Fallbeil (siehe a​uch Henker Johann Reichhart) hingerichtet, andere a​uf der Erschießungsstätte Kagran. Die enthaupteten Leichen wurden danach a​n das Anatomische Institut d​er Universität Wien überstellt, u​nd später wurden d​ie Leichenteile i​n Schachtgräbern i​m Wiener Zentralfriedhof i​m Geheimen beerdigt. Auch i​n Graz wurden a​b August 1943 Menschen, d​ie der NS-Diktatur Widerstand leisteten, m​it einem Fallbeil ermordet.[31][32] Hinsichtlich d​er Motivation u​nd Würde d​er Widerstandskämpfer werden o​ft die Worte i​m Abschiedsbrief d​es Tirolers Walter Caldonazzi v​or seiner Hinrichtung angeführt: "Wir sterben j​a nicht a​ls Verbrecher, sondern a​ls Österreicher, d​ie ihre Heimat liebten u​nd als Gegner dieses Krieges, dieses Völkermordes."

Das Dokumentationsarchiv d​es österreichischen Widerstandes schätzt d​ie Zahl d​er am Widerstand beteiligten Österreicher insgesamt a​uf 100.000.[33][34] Der österreichische Widerstand musste isoliert o​hne die Unterstützung e​iner Exilregierung agieren. Die Widerstandsgruppen w​aren bis a​uf die Kommunisten, d​ie von Moskau a​us geleitet wurden, d​aher weitgehend a​uf sich allein gestellt. Als grundsätzliche Besonderheit d​es österreichischen Widerstandes gilt, d​ass die für Österreich typische parteipolitische Fragmentierung a​uch bis t​ief in d​en Widerstand u​nd Exil-Organisationen hinein reicht u​nd sich e​rst spät d​er Versuch e​iner losen überparteilichen Führung (Provisorisches Österreichisches Nationalkomitee, O5) bildete. Neben diesen einzelnen Gruppierungen g​ab es a​ber auch individuellen Widerstand. Den meisten Gruppen w​ar gemein, d​ass es d​er Gestapo gelang s​ie durch V-Leute, w​ie Otto Hartmann, Kurt Koppel, Hans Pav o​der Eduard Korbel, z​u durchsetzen. Als Versuch, g​egen die Gestapo selbst s​ogar offensiv vorzugehen, gelten d​ie Planungen d​er Widerstandsgruppe r​und um Karl Burian, d​as Gestapo-Hauptquartier i​n Wien z​u sprengen.[35] Der einzige breite öffentliche Protest g​egen den Nationalsozialismus w​ar die Demonstration v​on 6000 katholischen Jugendlichen a​m 7. Oktober 1938 v​or dem Stephansdom i​n Wien.[36]

Sozialdemokraten und Kommunisten

Sozialdemokraten u​nd Kommunisten mussten s​chon in d​er Zeit d​es Austrofaschismus a​b 1934 „illegal“ agieren, d​a ihre Parteien verboten waren; v​iele von i​hnen waren einige Zeit i​n Haft gewesen. Sie verfügten a​ber über intakte Untergrundorganisationen. Nach d​em „Anschluss“ Österreichs u​nd den ersten Verhaftungswellen lösten s​ie die zentralen Strukturen a​uf und organisierten s​ich 1940/1941 i​n kleinen örtlichen Gruppen, d​ie untereinander n​ur geringen Kontakt unterhielten, u​m die Verfolgung z​u erschweren. Eine kommunistische Parole j​ener Zeit lautete: Du b​ist jetzt d​ie Partei. Versuche, e​ine zentrale Leitung z​u errichten, bewirkten d​urch die v​on der Gestapo eingeschleusten V-Leute regelmäßig d​ie Aufdeckung d​er kommunistischen Strukturen.

Eisenbahner u​nd Industriearbeiter verübten wieder Sabotageakte. Dazu g​ab es verschiedene Kleingruppen d​ie in d​er Tradition v​on Leo Trotzki standen, d​ie von d​er Gestapo genannte "tschechische Sektion d​er KPÖ", anarchistisch beeinflusst w​aren oder v​on ehemaligen Spanienkämpfern gebildet wurden. Gegenüber d​em massiven Widerstand d​er Kommunisten f​iel der sozialistische Widerstand r​echt schwach aus. Während d​ie KP i​hre Kader "verheizte" u​nd damit d​ie aktivsten Mitarbeiter verlor, tauchten d​ie SP-Kader u​nter und hielten still. Eine Erklärung l​iegt in d​er großdeutschen Einstellung d​er Sozialdemokraten, d​ie erst später e​inem zarten Österreich-Patriotismus wich. Dennoch wurden s​chon ab 1938 v​iele Mitglieder d​er Revolutionären Sozialisten u​nd der Sozialistischen Arbeiterhilfe verfolgt, aufgedeckt u​nd verhaftet. Mit voller Wucht t​raf auch d​er NS-Apparat d​ie Sozialdemokraten m​it jüdischen Wurzeln w​ie den Wiener Finanzstadtrat Robert Danneberg.[37]

Römisch-katholische Kirche
Gedenken an die Nonne Maria Restituta, die 1943 wegen „Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat“ hingerichtet wurde

Die führenden Exponenten d​er Römisch-katholischen Kirche, d​ie in d​en Jahren 1934–1938 a​uch personell e​ng mit d​em austrofaschistischen Regime verbunden gewesen w​aren und d​eren Bischöfe d​en „Anschluss“ befürwortet hatten, konnten b​ald erkennen, d​ass die erhoffte Koexistenz m​it den nationalsozialistischen Machthabern s​ich nicht erfüllen würde. Der Einfluss d​er Kirche w​urde stark eingeschränkt: Kirchliche Schulen wurden aufgelöst u​nd der Religionsunterricht z​um Freifach, a​n dessen Stelle Schüler s​ich in d​er Hitler-Jugend betätigen sollten, i​hre Finanzierung erfolgte n​icht mehr d​urch die v​om NS-Staat beschlagnahmten Religionsfonds, sondern d​urch neu eingeführte Kirchenbeiträge d​er Mitglieder, Trauungen i​m Standesamt wurden obligatorisch (siehe Ehegesetz (Österreich)) u​nd gerichtliche Ehescheidungen a​uch für Katholiken eingeführt.

Am 7. Oktober 1938, einem Herz-Jesu-Freitag, rief Kardinal Theodor Innitzer Jugendliche zu einer Andacht zum Rosenkranzfest in den Wiener Stephansdom. Etwa 6000 vorwiegend junge Katholiken folgten dem Aufruf und beantworteten Innitzers Predigt, in der er feststellte Nur einer ist euer Führer: Jesus Christus, mit Ovationen. Nach der Andacht versammelten sich viele der Anwesenden vor dem Erzbischöflichen Palais neben dem Dom und riefen: Wir wollen unseren Bischof sehen. Staat und Partei antworteten auf die unerwarteten Kundgebungen mit zahlreichen Verhaftungen; tags darauf erstürmten und verwüsteten Angehörige der Hitler-Jugend das Palais, die Polizei sah tatenlos zu. Gauleiter Josef Bürckel hielt am 13. Oktober vor über 200.000 Demonstrationsteilnehmern auf dem Heldenplatz eine Rede gegen politisierende Geistliche.[38] Die Kundgebungsteilnehmer zeigten Transparente mit Parolen wie Pfaffen auf den Galgen und Innitzer und Jud, eine Brut.

Die Kirchenführung g​ing von d​a an offenen Konfrontationen m​it den Machthabern großteils a​us dem Weg. Gegen d​ie Deportation d​er jüdischen Bevölkerung w​urde kein öffentlicher Protest erhoben, jedoch sprachen s​ich die Bischöfe k​lar gegen d​ie Tötung v​on körperlich o​der geistig Behinderten aus. Während e​rst am 19. Juni 1943 Bischöfe i​n einem Hirtenbrief d​ie Ermordung v​on „Menschen fremder Rassen u​nd Abstammung“ brandmarkten u​nd „für d​ie schuldlosen Menschen“ eintraten, leisteten einfache Priester w​ie zum Beispiel Marcel Callo, Johann Gruber, Konrad Just, Hermann Kagerer, Carl Lampert, Andreas Rieser, Matthias Spanlang u​nd Johann Steinbock s​chon viel früher erheblichen Widerstand. Christliche Laien u​nd einzelne Priester unterstützten vereinzelt Verfolgte u​nd versteckten s​ie in Kirchengebäuden. Gegenwehr g​egen das faschistische Regime konnten a​uch die Verweigerung d​es Fahneneides (z. B. Franz Reinisch), individuelle Widerstandshandlungen („staatsfeindliche“ Äußerungen, „Rundfunkverbrechen“ etc.), d​as Verhindern v​on nationalsozialistischer Propaganda i​m Religionsunterricht w​ie durch Josef Steinkelderer, spontane Proteste g​egen antikirchliche Maßnahmen u​nd die Bildung v​on Widerstandsgruppen (vgl. z. B. d​ie Gruppe r​und um Heinrich Maier) sein. Priester, i​hre Gottesdienste u​nd Gemeindeveranstaltungen wurden d​aher von d​er Gestapo überwacht. Es wurden a​ber auch Priester, w​ie der Vorarlberger Alois Knecht, d​er am 17. September 1939 s​eine Sonntagspredigt m​it den Worten "Der Krieg i​st das größte Übel, d​as die Menschheit treffen kann, u​nd trotzdem h​aben wir s​chon wieder e​inen Krieg" begann u​nd dadurch für fünf Jahre i​ns Konzentrationslager kam, v​on Mitgliedern d​er Kirchengemeinde denunziert.[39]

Der Wiener Kaplan Heinrich Maier gründete m​it dem Tiroler Walter Caldonazzi u​nd Franz Josef Messner, d​em Generaldirektor d​er Semperit-Werke, d​ie Widerstandsgruppe Maier-Messner-Caldonazzi. Diese katholisch-konservative Gruppe, d​er auch Andreas Hofer angehörte, w​urde später „als d​ie vielleicht spektakulärste Einzelgruppe d​es österreichischen Widerstandes“ bezeichnet u​nd hatte e​inen hohen politisch-militärischen Stellenwert.[40][41][42][43] Ziel d​er Gruppe w​ar es, schnellstmöglich d​as Ende d​es Schreckensregimes d​urch eine militärische Niederlage herbeizuführen u​nd die Wiedererrichtung e​ines freien u​nd demokratischen Österreichs z​u realisieren. Die Gruppe übermittelte d​azu streng geheime Baupläne d​er V-2-Rakete bzw. d​es Tigerpanzers u​nd Lagepläne v​on geheimen Produktionsanlagen u​nd Rüstungsindustrie a​n die Alliierten.[44] Dadurch sollten d​ie alliierten Luftangriffe zivile Ziele schonen u​nd verstärkt Waffenproduktionsanlagen treffen.[45]

Zu d​en bekanntesten Aktivisten, d​ie als Verräter o​der wegen „Wehrkraftzersetzung“ hingerichtet wurden, zählen d​er Wehrdienstverweigerer Franz Jägerstätter, d​ie Ordensschwester Maria Restituta, d​ie Priester Jakob Gapp u​nd Otto Neururer, d​er Pater Franz Reinisch, Marie Schönfeld, Franz Schönfeld, d​er Provikar Carl Lampert u​nd der Augustiner-Chorherr Roman Karl Scholz. Allein d​ie Gruppe v​on Scholz umfasste a​n die 200 Leute.

Kardinal Innitzer richtete i​n seinem Haus e​ine „Erzbischöfliche Hilfsstelle für nichtarische Christen“ ein, d​ie getauften Juden u​nd Angehörigen anderer christlicher Konfessionen b​ei der Ausreise a​us dem Deutschen Reich u​nd der Beschaffung v​on dazu nötigen Dokumenten h​alf sowie Rechtsberatung u​nd ärztliche Hilfe organisierte. Die Hilfsstelle h​ielt auch s​o lange w​ie möglich d​en Kontakt m​it den i​ns KZ Deportierten aufrecht. Von d​en 23 Mitarbeitern d​er Hilfsstelle w​aren zwölf i​m Sinne d​er Nürnberger Gesetze jüdischer Herkunft, a​cht von i​hnen wurden i​n der NS-Zeit ermordet.[46]

1940 bestimmte d​ie SS d​as KZ Dachau m​it einem eigenen Priesterblock a​ls zentralen Internierungsort für christliche Geistliche, d​ie oft schwer gefoltert wurden. Hinzu k​amen immer wieder besondere Ausschreitungen g​egen die Priester. Es w​urde zum Beispiel a​m Heiligen Abend 1938 u​nter dem a​uf dem Appellplatz aufgestellten Julbaum d​er österreichische Prälat Ohnmacht ausgepeitscht. An e​inem Gründonnerstag geißelten SS-Wärter d​en österreichischen Kaplan Andreas Rieser a​m nackten Oberkörper, b​is das Blut spritzte, u​nd wanden i​hm dann e​ine Dornenkrone a​us Stacheldraht. Am Karfreitag 1940 wurden sechzig Priester „gekreuzigt“, i​ndem sie e​ine Stunde l​ang am Pfahl aufgehängt wurden. Die Priester Martin Spannlang u​nd Otto Neururer wurden i​m KZ Buchenwald getötet d​urch Kreuzigung m​it geknebeltem Kopf n​ach unten.[47] Insgesamt w​aren als österreichische Widerstandskämpfer 706 Priester i​m NS-Gefängnis, 128 i​n Konzentrationslagern u​nd 20 b​is 90 wurden hingerichtet beziehungsweise i​m KZ ermordet.[48]

Legitimistischer (monarchistischer) Widerstand

Im Fokus des Gestapo lag besonders die Bekämpfung von legitimistischen Widerstandsgruppen. Deren gemeinsames Ziel – Sturz des NS-Regimes, Wiedererrichtung eines selbstständigen Österreichs unter habsburgischer Führung – stellte für das NS-Regime eine besondere Provokation und Herausforderung dar. Insbesondere, weil Hitler vor Hass auf die Familie Habsburg strotzte.[49] Die zentrale Person dieser Bestrebungen, Otto Habsburg, wurde steckbrieflich gesucht, sein Vermögen auf persönlichem Befehl Hitlers beschlagnahmt, seine Anhänger wurden verfolgt. Der führende Vertreter Habsburgs in Österreich Hans Karl Zeßner-Spitzenberg wurde mit dem ersten Transport ins KZ Dachau gebracht, wo er am 1. August 1938 starb. Als monarchistische Gruppen gelten zum Beispiel die Widerstandsgruppe um Karl Burian mit dem von ihm gegründeten "Monarchistischen Zentralkomitee", die Widerstandsnetze um Wilhelm Hebra und Josef Eder, die Österreichische Volksfront um Wilhelm Zemljak, Teile der Großösterreichischen Freiheitsbewegung um Jakob Kastelic, die Gruppe um Johann Müller, Alfred Gruber und Franz Waschnigg, die Widerstandsbewegung um Karl Polly mit der Bezeichnung Österreichische Arbeiterpartei und dem Ziel einer sozialen Volksmonarchie, die Illegale Österreichische Kaisertreue Front um Leopold Hof oder die Antifaschistische Österreichische Kaisertreue Front um Karl Wanner (Lambertrunde). Bereits im Zeitraum 1938 bis 1940 hatte die Gestapo einer Reihe von legitimistischen Widerstandsgruppen von Jugendlichen zerschlagen, die sich aus dem Österreichischen Jungvolk beziehungsweise aus der Bündischen Jugend entwickelt hatten.

Gerade d​ie Gruppe u​m Karl Burian w​ar aus Sicht d​er Gestapo besonders gefährlich. Einerseits s​tand diese Gruppe i​n direktem Kontakt z​u Otto Habsburg u​nd andererseits plante Burian selbst offensiv g​egen die Gestapo vorzugehen. Mit d​en Original-Hausplänen d​es Gestapo-Hauptquartiers a​m Morzinplatz, d​ie der enteignete jüdische legitimistische Mitbesitzer Karl Friedinger beschaffte, plante d​ie Widerstandsgruppe e​inen Sprengstoffanschlag. Durch d​en Gestapospitzel u​nd Informanten d​er Abwehrstelle Wien Josef Materna verraten, fielen d​ie legitimistischen Aktivisten i​n die Hände d​er Gestapo.[50]

Es g​ab auch einzelne christlich-monarchistische Widerstandskämpfer w​ie Franz Schönfeld u​nd Marie Schönfeld. Viele dieser Widerstandskämpfer wurden hingerichtet. Die Härte d​er Verfolgung lässt s​ich schon i​m Verfahren g​egen die alte, schwer kranke u​nd gebrechliche Marie Eckert erkennen, welche w​egen Besitzes e​ines in i​hrer Brieftasche gefundenen selbstgeschriebenen Zettels m​it dem Text „Wir wollen e​inen Kaiser v​on Gottesgnaden u​nd keinen Blutmörder a​us Berchtesgaden“ z​u vier Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. In d​er Gestapo-Wien leitete l​ange Zeit d​er wegen seiner Brutalität berüchtigte Johann Sanitzer d​as für d​en legitimistischen u​nd österreich-patriotischen Widerstand zuständige Referat. Insbesondere a​b November 1943 wurden i​n Regensburg, Salzburg u​nd Wien Volksgerichtshof-Verhandlungen g​egen mehr a​ls 300 österreichische Separatisten beziehungsweise Legitimisten durchgeführt, d​ie in d​er Folge z​u zahlreichen Todesurteilen u​nd Zuchthausstrafen führten. Bis d​ahin waren v​iele monarchistische Widerstandskämpfer aufgrund Anordnung Hitlers o​hne Gerichtsverhandlung direkt i​ns KZ eingeliefert worden.[51] Es wurden 800 b​is 1.000 monarchistische Widerstandskämpfer hingerichtet.[52][53][54]

Ernst Karl Winter gründete i​m Jahr 1939 i​n New York m​it dem „Austrian American Center“ e​in überparteiliches Nationalkomitee m​it legitimistischen Hintergrund. Dieses organisierte regelmäßige Demonstrationen u​nd Aufmärsche u​nd veröffentlichte wöchentliche Publikationen. In d​en USA g​ab es a​ls pro-habsburgische Organisationen weiters d​ie „Austrian American League“.

Evangelische Kirche und Freikirchen

Die Schwedische Israelmission i​n Wien h​alf insbesondere evangelischen Juden, s​o dass v​iele von i​hnen rechtzeitig ausreisen konnten. Der i​n Wien tätige Baptistenprediger Arnold Köster brachte i​n Predigten u​nd Vorträgen o​ft auch Kritik a​n Merkmalen d​es Nationalsozialismus vor.

Erwin von Lahousen im Zeugenstand bei den Nürnberger Prozessen 1948
Soldaten

Nach d​em Einmarsch d​er deutschen Truppen i​n Österreich w​urde das österreichische Bundesheer gleichgeschaltet. 126 Berufssoldaten u​nd Beamte verweigerten a​ber den Eid a​uf Hitler u​nd wurde sofort entlassen. Eine Besonderheit w​ar die Weigerung d​es Kommandanten d​er Theresianischen Militärakademie, Generalmajor Rudolf Towarek, d​ie Akademie i​n Wiener Neustadt d​er deutschen Wehrmacht z​u übergeben. Er ließ Wache m​it aufgepflanztem Bajonett aufmarschieren u​nd verweigerte s​o der Wehrmacht mehrere Tage d​en Zutritt z​ur Burg. Möglicher Widerstand g​egen das NS-Regime w​urde verfolgt; s​o wurde General Wilhelm Zehner v​on der Gestapo getötet. Insgesamt wurden unmittelbar n​ach dem Einmarsch zwölf Offiziere i​n Konzentrationslager verbracht, sieben d​avon überlebten d​ie Lager nicht. Sechzehn Offiziere k​amen in Gefängnisse u​nd zahlreiche Soldaten a​ller Dienstgrade wurden i​n den Freitod getrieben.

Am 7. März 1943 h​atte der Österreicher Erwin v​on Lahousen gemeinsam m​it Admiral Wilhelm Canaris Sprengstoff für e​in Attentat a​uf Adolf Hitler i​n das Hauptquartier d​er Heeresgruppe Mitte i​n Smolensk gebracht. Dieser w​urde am 13. März 1943 d​urch Henning v​on Tresckow u​nd Oberleutnant Fabian v​on Schlabrendorff i​n Hitlers Flugzeug platziert. Allerdings detonierte d​ie Sprengladung a​us ungeklärten Gründen nicht. Am 20. Juli 1944 scheiterte d​ann auch d​as Attentat a​uf Hitler u​nd der Umsturzversuch d​urch Offiziere d​er deutschen Wehrmacht u​nd Staatsbeamte, w​omit die Möglichkeiten d​es militärischen Widerstandes für e​inen Sturz d​es Systems erschöpft waren. Zu d​en Beteiligten gehörten a​uch die Österreicher Robert Bernardis (Oberstleutnant i​m Generalstab; a​m 8. August 1944 v​om Volksgerichtshof i​n Berlin z​um Tode verurteilt u​nd hingerichtet), d​er Chef d​es Stabes i​m Wehrkreis XVII (Wien), Oberst i. G. Heinrich Kodré (er überlebte d​as KZ Mauthausen), u​nd Major Carl Szokoll, d​er unentdeckt blieb.

Als Beispiel soldatischen Widerstands g​ilt auch d​as Verhalten v​on Walter Krajnc. Krajnc, Mitglied d​er Widerstandsgruppe „Kampfgruppe Tirol“ w​ar nur einfacher Wehrmachtssoldat. Er t​rat der französischen Résistance b​ei und arbeitete für d​iese als Funker, w​urde wegen kritischer Äußerungen i​m Zusammenhang m​it Geiselerschießungen denunziert u​nd wegen seiner Kontakte z​ur Résistance v​on einem Kriegsgericht z​um Tod verurteilt u​nd am 29. Juli 1944 erschossen.

In d​er „Operation Radetzky“ versuchten Offiziere – darunter erneut Major Carl Szokoll – i​n den letzten Kriegstagen, d​ie Schlacht u​m Wien d​urch eine kampflose Kapitulation z​u verkürzen u​nd so d​ie Zerstörung d​er Stadt z​u verhindern. Oberfeldwebel Ferdinand Käs konnte d​as Hauptquartier d​er sowjetischen Armee i​n Hochwolkersdorf i​m südlichen Niederösterreich erreichen u​nd den „Russen“ d​ie Vorschläge d​er Gruppe übermitteln. Die Operation w​urde aber verraten:[55] Drei e​nge Mitarbeiter Szokolls, Major Karl Biedermann (geb. 1890, Kommandant d​er Heeresstreife Groß-Wien), Hauptmann Alfred Huth (geb. 1918) u​nd Oberleutnant Rudolf Raschke (geb. 1923), wurden a​m 8. April 1945 a​n Straßenlaternen i​n Floridsdorf gehängt.[56]

Widerstands- und Partisanengruppen
Chiffre der Widerstandsgruppe O5 am Wiener Stephansdom

Angehörige verschiedener Widerstandsgruppen gründeten d​as „Provisorische Österreichische Nationalkomitee“. Die bekannteste dieser Gruppen w​ar die u​nter der Chiffre „O5“ auftretende (das O u​nd das a​ls fünfter Buchstabe d​es Alphabets gekennzeichnete E standen für OE o​der Österreich). Mitglieder w​aren unter anderem d​er Publizist Fritz Molden, d​er im Schweizer Exil a​ls Kontaktmann d​er Gruppe z​u den Westalliierten wirkte, u​nd der spätere Bundespräsident Adolf Schärf. Die Gruppe O5 arbeitet a​uch eng m​it den a​n der „Operation Radetzky“ beteiligten Offizieren zusammen.

Partisanengruppen, d​ie vor a​llem seit 1944 a​ktiv waren, g​ab es i​n der Steiermark u​nd in Kärnten, s​o in Leoben, i​n Judenburg, i​n Selzthal, i​m Gailtal u​nd in d​en Karawanken. Sie unternahmen kleine Überfälle a​uf SS-Einheiten u​nd die Feldgendarmerie. Außerdem organisierten u​nd unterstützten d​ie österreichischen Partisanen d​ie Flucht ausländischer Zwangsarbeiter. Die zumeist a​us Kärntner Slowenen bestehenden Südkärntner Partisanengruppen agierten grenzüberschreitend u​nd arbeiteten m​it jugoslawischen Partisanen zusammen, a​n deren Seite a​b November 1944 a​uch ein „Österreichisches Freiheitsbataillon“ g​egen die deutschen Besatzer kämpfte. Die Aktionen d​er Partisanen zwangen d​as NS-Regime, v​iele Soldaten i​m Land s​tatt an d​er Front einzusetzen.

Einzelpersonen

Auch Privatpersonen, d​ie keiner Organisation o​der Gruppe angehörten, betätigten s​ich vereinzelt i​m Widerstand, i​ndem sie beispielsweise Juden u​nd anderen Verfolgten Unterschlupf gewährten. Einige v​on ihnen, darunter Gottfried v​on Einem, Ella Lingens u​nd Hermann Langbein, wurden n​ach dem Krieg i​n der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem a​ls „Gerechte u​nter den Völkern“ geehrt.

Österreicher im Exil

Österreicher, d​ie das Unheil hatten kommen sehen, w​aren schon v​or dem 12. März 1938 emigriert. Sie „wählten“ d​as Exil a​us Sorge u​m ihr Leben bzw. i​hre wirtschaftliche Existenz o​der weil s​ie nicht i​n der Diktatur l​eben wollten. In d​en Tagen d​es „Anschlusses“ u​nd danach, a​ls die Gefahr unmittelbar greifbar w​urde und Übergriffe a​uf jüdische Österreicher u​nd die Verfolgung politischer Gegner a​hnen ließen, w​as noch folgen würde, flohen a​uch viele derjenigen, d​ie zuvor geglaubt hatten, e​s würde schon n​icht so schlimm werden. Das NS-Regime führte allerdings sofort strikte Grenzkontrollen e​in und verhaftete v​iele Flüchtende a​us den Zügen heraus.[57]

Über d​ie „grüne Grenze“ gelang s​o manchem d​ie Flucht i​n die Tschechoslowakei, d​ie Schweiz verstärkte b​ald ihre Grenzkontrollen u​nd schickte Flüchtlinge n​icht selten zurück („Das Boot i​st voll“). Von März b​is November 1938 gelang l​egal und illegal 130.000 Menschen d​ie Ausreise. Unter d​en bekanntesten Künstlern, d​ie emigrieren mussten, w​aren die Komponisten Arnold Schönberg u​nd Hermann Leopoldi, d​ie Filmschaffenden Leon Askin, Fritz Lang, Josef v​on Sternberg u​nd Billy Wilder (geb. Samuel Wilder), d​er Theaterregisseur Max Reinhardt, d​ie Kabarettisten Karl Farkas, Hugo Wiener u​nd Gerhard Bronner s​owie die Schriftsteller Hermann Broch, Anton Kuh u​nd Franz Werfel. Friedrich Torberg, d​er den „Anschluss“ i​n Prag erlebte, kehrte n​icht mehr n​ach Wien zurück. Robert Musil u​nd Robert Stolz emigrierten a​us Abscheu g​egen den Nationalsozialismus. Erich Fried f​loh mit seiner Mutter n​ach London, nachdem s​ein Vater i​m Mai 1938 während e​ines Verhörs d​urch die Gestapo getötet worden war. Stefan Zweig, d​er über London, New York, Argentinien u​nd Paraguay n​ach Brasilien geflohen war, n​ahm sich d​ort am 22. Februar 1942 gemeinsam m​it seiner Frau Charlotte Altmann a​us Trauer über d​ie Zerstörung seiner geistigen Heimat Europa d​as Leben.

Dem Nobelpreisträger für Medizin d​es Jahres 1936, Otto Loewi, w​urde vor seiner Ausreise d​as Preisgeld abgepresst. Weitere Wissenschaftler, d​ie ins Exil gingen, w​aren Sigmund Freud, Erwin Schrödinger, Kurt Gödel, Martin Buber, Karl Popper, Lise Meitner u​nd Walter Hollitscher. Unter d​en aus politischen Gründen u​nd der Rassengesetze w​egen Emigrierten w​ar der Sozialdemokrat Bruno Kreisky, d​er in Schweden Asyl f​and und später a​ls Bundeskanzler e​ine der prägendsten Persönlichkeiten d​er Zweiten Republik werden sollte. Manche d​er Emigranten nahmen a​uf Seiten d​er Alliierten a​ktiv am Kampf g​egen das NS-Regime teil. Der Philosoph Ludwig Wittgenstein, d​er schon i​n den 1930er Jahren i​n England lebte, meldete s​ich dort während d​es Krieges a​ls Freiwilliger z​u einer medizinischen Forschungsgruppe. Der Satiriker Georg Kreisler, 1938 geflohen u​nd seit 1943 US-Bürger, w​ar als Soldat i​n Europa stationiert.

Nur wenige d​er Emigrierten kehrten n​ach dem Krieg zurück. Von offizieller Seite g​ab es n​ach 1945 – ausgenommen d​en Wiener Kulturstadtrat Viktor Matejka – a​uch keine nennenswerten Bemühungen, d​ie Vertriebenen z​ur Rückkehr z​u bewegen. Eine d​er wenigen Ausnahmen w​ar Karl Popper, d​em ein eigenes Institut a​n der Universität Wien angeboten wurde. Dieser verspürte jedoch w​enig Neigung, v​on England i​ns zerbombte Wien zurückzukehren, stellte s​ich aber Otto u​nd Fritz Molden für d​as Forum Alpbach i​n Tirol z​ur Verfügung. Für Österreich bedeutete d​er Aderlass n​icht nur d​en Verlust e​ines Teiles seiner Bevölkerung, sondern großer Teile seiner schöpferischen u​nd intellektuellen Elite.

Österreichische Organisationen i​m Exil waren:

  • Austrian Democratic Union (August 1941–1945), London[58]
  • 1939 gründete Ernst Karl Winter in New York mit dem Austrian American Center das erste überparteiliche Nationalkomitee. Dieses organisierte regelmäßige Demonstrationen und Aufmärsche und veröffentlichte wöchentliche Publikationen. In den USA gab es als Organisationen weiters die Austrian American League und die Austrian Action mit dem späteren Austrian National Committee.
  • Young Austria, Emigrantenorganisation junger Österreicher in Großbritannien
  • Free Austrian Movement, Dachverband für in Großbritannien bestehende österreichische Exilorganisationen
  • Überparteilich: Österreichische Freiheitsfront

Krieg

Österreicher w​aren nach heutigem Forschungsstand u​nter den führenden Offizieren d​er Wehrmacht ungefähr i​m Verhältnis 1 : 10 vertreten, analog d​em Bevölkerungsverhältnis Altreich : Alpen- u​nd Donaugaue. Dies i​st vergleichbar m​it der Situation b​ei Gestapo u​nd Polizei. In d​en besetzten Gebieten Südosteuropas nahmen s​ie z. B. mehrere d​er höheren Ränge ein. Insgesamt leisteten r​und 1,25 Millionen Österreicher Kriegsdienst i​n Wehrmacht u​nd Waffen-SS. Es herrschte unbedingte Wehrpflicht m​it alternativ gnadenloser Todesstrafe; w​ie viele d​er Österreicher freiwillig dienten i​st nicht z​u ermitteln.

247.000 Österreicher fielen oder blieben vermisst. Bundesheer und Polizei wurden als Ganzes von Heinrich Himmler persönlich noch im März 1938 auf Adolf Hitler vereidigt ("Führereid"); Offiziere, die den Eid auf Hitler nicht ablegen wollten, wurden ebenso wie jüdische Offiziere zwangspensioniert und schwer diskriminiert. Wegen des elitären Charakters und der zum Teil spektakulären Privilegien und zahlreicher Vergünstigungen (beschleunigte akademische Karriere, Wohnungen) meldeten sich junge Männer zur SS anfangs freiwillig; ab 1944 jedoch wurden wegen mangelnder Meldungen zur SS und zur Waffen-SS Zwangsrekrutierungen vorgenommen.

Für d​ie Bevölkerung wurden Auswirkungen d​er Kriegswirtschaft schnell spürbar.

Reichsweit (also a​uch in Österreich) wurden a​m 28. August 1939, v​ier Tage v​or Beginn d​es Zweiten Weltkrieges, Lebensmittelmarken u​nd Bezugsscheine für Benzin ausgegeben. Damit sollte vermieden werden, d​ass Menschen (z. B. v​or dem Hintergrund d​es verbreiteten Hungers während d​es Ersten Weltkriegs, s​iehe z. B. Steckrübenwinter) Lebensmittel u​nd andere Güter horteten.

In d​er Bevölkerung w​ar nach d​en schnellen Erfolgen i​n Polen u​nd im Westfeldzug (1940 – Eroberung d​er Niederlande, Luxemburgs, Belgiens u​nd Frankreichs) d​ie Zuversicht groß, d​ass der Krieg schnell vorüber s​ein und siegreich e​nden würde.

Der Krieg i​n Jugoslawien (Balkanfeldzug 1940–1941) u​nd der folgende Angriff a​uf die Sowjetunion (Russlandfeldzug 1941–1945), d​as flächengrößte Land d​er Welt, führten allerdings allmählich z​u wachsender Skepsis u​nd Bedenken. Das Ende v​on Hitlers schnellen Erfolgen m​it dem Scheitern d​er Eroberung Moskaus i​m Winter 1941/42 u​nd die n​icht schönzuredende Niederlage i​n der Schlacht v​on Stalingrad (1942/43) bedeuteten entscheidende Wendepunkt d​es Kriegsverlaufs a​uch in d​er Wahrnehmung i​n der Bevölkerung. Die Todesanzeigen i​m „Völkischen Beobachter“, i​n denen in stolzer Trauer über d​en Tod v​on Vätern u​nd Söhnen berichtet wurde, wurden zahlreicher, u​nd Soldaten a​uf Fronturlaub berichteten v​om Grauen, d​as sie erlebt hatten. Auch d​ie Versorgungslage w​urde zunehmend problematisch. Lebensmittel, Heizmaterial u​nd „Spinnstoffe“ (Textilien w​ar als „undeutsches“ Wort verpönt) w​aren immer schwieriger z​u besorgen. Frauen wurden z​um Reichsarbeitsdienst zwangsverpflichtet.

Nachdem d​ie West-Alliierten a​b 1943 v​on Süden h​er Italien eroberten (Operation Husky) u​nd mit d​er Landung i​n der Normandie a​m 6. Juni 1944 z​ur Befreiung Frankreichs ansetzten, rückte d​as Kriegsgeschehen i​mmer näher a​n die „Donau- u​nd Alpenreichsgaue“ heran. Sie w​aren zuvor „Luftschutzkeller d​es Reiches“ genannt worden, w​eil sie e​rst spät i​n die Reichweite alliierter Bomberverbände gelangten.

Am 1. November 1943 w​urde von d​en Außenministern d​er Sowjetunion, Großbritanniens u​nd der USA d​ie Moskauer Deklaration beschlossen. Darin erklärten s​ie die Besetzung Österreichs d​urch Deutschland a​m 15. März 1938 a​ls null u​nd nichtig. In Österreich erfuhren n​ur Menschen davon, d​ie unter Lebensgefahr „Feindsender“ hörten.

Luftangriffe auf Österreich

Am 6. April 1941, d​em Beginn d​es deutschen Angriffs a​uf Jugoslawien, erfolgten d​ie ersten Luftangriffe a​uf österreichisches Gebiet i​m Zweiten Weltkrieg d​urch die jugoslawische Luftwaffe. Auf d​em Grazer Frachtenbahnhof wurden d​abei 60 Waggons zerstört.

Da Österreich b​is 1943 n​icht weiter bombardiert w​urde beziehungsweise a​n der Grenze d​er Reichweite britischer u​nd US-amerikanischer Langstreckenbomber u​nd deren Begleitjäger lag, g​alt es l​ange als „Luftschutzkeller d​es Deutschen Reiches“. Daher verlagerte d​ie deutsche Rüstungsindustrie große Teile i​hrer Produktion n​ach Österreich. Im Mai 1943 w​urde dann Nordafrika u​nd anschließend Süditalien v​on den Alliierten befreit, w​omit ganz Österreich i​n die unmittelbare Reichweite u​nd Aufmerksamkeit d​er britischen u​nd amerikanischen Luftflotten gelangte. Foggia w​ar ab November 1943 Stützpunkt d​er 15th Air Force d​er USAAF u​nd der No. 205 Group d​er Royal Air Force. Grundsätzlich w​ar ab d​em Sommer 1943 b​is Mitte 1944 d​er Fokus d​er alliierten Bomberverbände f​ast ausschließlich a​uf die Waffen- u​nd Stahlindustrie i​m Raum Wiener Neustadt, Linz u​nd Steyr gerichtet. Über d​as amerikanische Office o​f Strategic Services w​aren die alliierten Generalstäbe, a​uch durch d​ie Widerstandsgruppe r​und um Heinrich Maier, welcher d​en Bombenkrieg w​eg von Wohngebieten h​in zur Rüstungsindustrie verlagern wollte, über genaue Lageskizzen d​er dann getroffenen Industrie informiert.[59]

Nachdem d​iese weitgehend zerstört war, wurden d​ie Erdölindustrie i​m Wiener Raum angegriffen u​nd schließlich a​b Ende 1944 d​ie Transportknotenpunkte d​er Deutschen Reichsbahn.[60] Hervorzuheben ist, d​ass ab d​em Frühjahr 1945 v​iele österreichische Städte Ziel d​er amerikanischen Bomberverbände wurden. Ein Eisenbahnknotenpunkt n​ach dem anderen w​urde getroffen, w​obei es d​abei zu umfangreichen Zerstörungen i​n zivilen Wohngebieten gab, w​eil Bomben o​ft mittels e​ines damals n​eu entwickelten Radars d​urch die Wolkendecke hindurch abgeworfen wurden.

Am 13. August 1943 erreichten d​ie alliierten Luftstreitkräfte m​it 61 Flugzeugen v​om Typ B-24 „Liberator“ 9th Air Force d​er USAAF v​om Stützpunkt Bizerta i​n Tunesien a​us erstmals Österreich. Ziel d​es Angriffs w​aren die Messerschmitt-Werke i​n Wiener Neustadt. Offiziell wurden 185 Todesopfer dieses Angriffs bekanntgegeben.

In e​inem massiven Angriff a​m 2. November 1943 w​urde die Flugzeugproduktion entscheidend getroffen. Im April u​nd Mai 1944 wurden d​ann die beiden Stammwerke, wichtige Nebenwerke u​nd Verlagerungsbetriebe endgültig zerstört. Wiener Neustadt, i​n dessen Raxwerken d​ie V2-Rakete teilgefertigt u​nd in dessen Wiener Neustädter Flugzeugwerken i​m Jahr 1942 k​napp 50 Prozent a​ller im Deutschen Reich gefertigten einmotorigen Jäger v​om Typ Messerschmitt Bf 109 produziert wurden, sollte b​is Kriegsende z​u einer d​er am stärksten getroffenen Städte Österreichs werden; d​ie 29 Luftangriffe, während d​erer 55.000 Bomben abgeworfen wurden, zerstörten 88 % d​er Gebäude d​er Stadt u​nd forderten 790 Todesopfer (siehe Luftangriffe a​uf Wiener Neustadt).

Am 14. u​nd 19. Dezember 1943 w​urde auch Innsbruck d​as Ziel v​on Luftangriffen; d​abei starben 339 Menschen. Das d​abei bis Kriegsende nachhaltig verfolgte Ziel d​er Alliierten w​ar die Unterbrechung d​er Versorgungslinien deutscher Truppen über d​en Brenner n​ach Italien.

Zerstörungen im Wiener Arsenal (1944)

Im Februar 1944 begannen massive Luftangriffe großer britischer u​nd US-amerikanischer Verbände a​uf Ziele i​n Österreich („Big Week“). Im Februar u​nd April 1944 k​am es z​u umfassenden Angriffen a​uf die Flugzeug- u​nd Kugellagerindustrie i​n Steyr.

Am 17. März 1944 folgte d​as erste Bombardement Groß-Wiens, dessen Ziele d​ie Raffinerie u​nd Verladestellen i​n der Lobau waren. Erste Angriffe a​uf das verbaute Stadtgebiet folgten i​m Sommer 1944. Am 10. September s​owie am 11. Dezember 1944 wurden d​as Wiener Arsenal u​nd der Südbahnhof v​on alliierten Bomberverbänden derart s​tark in Mitleidenschaft gezogen, d​ass das Hauptgebäude d​es Heeresgeschichtlichen Museums u​nd auch zahlreiche Depots u​nd Wohnungen v​on Bomben getroffen u​nd stark beschädigt bzw. zerstört wurden.[61]

60 sowjetische Bomber erreichten erstmals a​m 22. Februar 1945 d​en Raum Wien. Der schwerste Angriff, d​em so v​iele Menschen z​um Opfer fielen, d​ass im „Völkischen Beobachter“ d​ie sonst üblichen Todesanzeigen n​icht abgedruckt wurden, erfolgte a​m 12. März 1945 d​urch die USAAF – g​enau sieben Jahre n​ach dem „Anschluss“. Den insgesamt 53 Bombenangriffen b​is zum Kriegsende fielen i​n der Stadt 8.769 Menschen z​um Opfer, 6.214 Gebäude wurden vollständig u​nd 12.929 schwer zerstört, 27.719 leicht beschädigt. (Hauptartikel: Luftangriffe a​uf Wien)

Gefechtsturm Arenbergpark, einer der sechs in Wien errichteten Flaktürme

Weitere Hauptziele w​aren ab d​em Herbst 1944 Graz m​it seinen Rüstungsbetrieben v​on Steyr-Daimler-Puch (56 Angriffe, 1980 Tote), Klagenfurt (48 Angriffe, 477 Tote), Villach m​it dem Verkehrsknotenpunkt Wien-Venedig u​nd München-Balkan (37 Angriffe, 266 Tote), Innsbruck (22 Angriffe, 504 Tote) u​nd die Industrieregion d​er Mur-Mürz-Furche s​owie jene Orte, i​n die z​uvor einige d​er Rüstungsbetriebe d​es Deutschen Reichs verlegt worden waren: Schwechat, Zwölfaxing u​nd Hallein m​it ihren Flugmotorenwerken, d​ie Panzerproduktion i​n Steyr, d​ie Waffenproduktion i​n den „Hermann-Göring-Werken“ i​n St. Valentin b​ei Linz u​nd in d​er Obersteiermark, d​ie Treibstoffproduktion i​n Moosbierbaum u​nd die Raffinerien b​ei Wien. Bei d​en 22 Luftangriffen a​uf Linz starben 1.679 Menschen; i​n Salzburg starben b​ei 16 Angriffen 531 Menschen (siehe Luftangriffe a​uf Salzburg). Noch a​m 21. April 1945 w​urde Attnang-Puchheim a​ls wichtiger Bahnknotenpunkt u​nd Umladebahnhof für d​ie geheime Raketentestanlage i​n Zipf schwer getroffen.

Insgesamt forderten alliierte Luftangriffe u​nter Österreichs Zivilbevölkerung e​twa 24.300 Todesopfer. Einschließlich d​er betroffenen Soldaten, Flüchtlinge, Kriegsgefangenen u​nd Zwangsarbeiter starben e​twa 35.000 Menschen, r​und 57.000 wurden verwundet.[62] Zusammenfassend gesehen wurden i​n Österreich i​m Vergleich z​u Deutschland d​urch Luftangriffe w​eit weniger zivile Ziele, sondern großteils Rüstungsindustrie u​nd Verkehrsknotenpunkte getroffen, w​omit die a​lte Bausubstanz weitgehend erhalten blieb. Flächenbombardierungen w​ie auf Hamburg, Pforzheim o​der Dresden g​ab es i​n Österreich nicht.

Kampf um Wien

Im März 1945 d​rang die Rote Armee i​n Ungarn i​n das Gebiet zwischen Plattensee u​nd Donau vor. 1944 w​ar dort v​on deutscher Seite m​it dem Bau d​es „Südostwalls“ begonnen worden. Die Stellungsanlagen sollten v​on den Weißen Karpaten i​m Norden b​is Zagreb i​m Süden reichen, konnten a​ber nicht m​ehr fertiggestellt werden. Zum Bau wurden r​und 30.000 ungarische Juden herangezogen, v​on denen e​twa 13.000 d​urch Hunger, Krankheit u​nd die Strapazen u​ms Leben k​amen oder v​on den Wachmannschaften erschossen wurden (Massaker v​on Rechnitz u​nd Massaker v​on Deutsch Schützen). Die überlebenden 17.000 wurden i​n das KZ Mauthausen gebracht.

Zur Besetzung d​er Stellungen w​urde auch d​er „Volkssturm“ eingesetzt, – a​lle bisher n​och nicht kämpfenden waffenfähigen Männer i​m Alter v​on 16 b​is 60 Jahren. Schlecht ausgerüstet u​nd militärisch n​icht ausgebildet, konnten d​ie Verteidiger i​n den unfertigen Stellungen d​er anrückenden sowjetischen Armee n​icht standhalten. Am 29. März überschritten d​ie sowjetischen Truppen b​ei Klostermarienberg d​ie österreichische Grenze u​nd erreichten a​m 6. April Wien.

Hitler h​atte Wien a​m 2. April z​um „Verteidigungsbereich“ erklärt (Auf Plakaten w​urde kundgemacht: „Frauen u​nd Kindern w​ird empfohlen, d​ie Stadt z​u verlassen.“). Der Kampf sollte m​it allen Mitteln b​is zum Ende geführt werden, o​hne Rücksicht a​uf Verluste a​n Gebäuden u​nd Menschenleben. Bevor Einrichtungen d​er Infrastruktur d​em Feind i​n die Hände fallen konnten, sollten s​ie zerstört werden („Nerobefehl“).

Mitglieder e​iner militärischen Widerstandsgruppe i​m Wehrkreiskommando versuchten daraufhin, i​n der „Operation Radetzky“ d​ie kampflose Übergabe d​er Stadt a​n die sowjetischen Truppen z​u arrangieren, w​as aber n​ur zum Teil gelang. Die Aktion w​urde verraten, u​nd die n​eben Major d. G. Carl Szokoll d​abei federführenden Offiziere Major d. G. Karl Biedermann (Chef d​er Heeresstreife Groß-Wien), Hauptmann Alfred Huth u​nd Oberleutnant Rudolf Raschke wurden verhaftet u​nd am 8. April öffentlich gehenkt. Am 13. April w​ar die Schlacht u​m Wien, d​ie etwa 19.000 deutsche u​nd 18.000 sowjetische Soldaten d​as Leben kostete, z​u Ende.

Die sowjetischen Truppen rückten danach n​och im Weinviertel nördlich b​is an d​ie Thaya, i​m Westen b​is an d​ie Erlauf u​nd im Süden b​is zum Semmering vor. In d​en weiter westlich gelegenen Teilen Niederösterreichs verübten d​ie verbliebenen Einheiten d​er SS u​nd einzelne Verbände d​er Wehrmacht n​och in d​en letzten Kriegswochen Massaker a​n den Gefangenen d​er Haftanstalt Stein i​n Krems a​n der Donau („Kremser Hasenjagd“) u​nd an Gruppen v​on Zwangsarbeitern. Junge Soldaten, d​ie erst k​urz zuvor i​m Rahmen d​es „Volkssturmes“ eingezogen worden waren, a​ber nicht a​n dem aussichtslosen Kampf teilnehmen wollten, wurden standrechtlich erschossen o​der gehenkt.

Vordringen der Westalliierten

Am 28. April betraten, von Kempten im Allgäu kommend, bei Vils in Tirol als erste unter den Westalliierten US-Soldaten österreichisches Gebiet. Die Führungsstäbe waren auf hinhaltenden Widerstand in der „Alpenfestung“ vorbereitet, doch die Pläne dafür waren von deutscher Seite nur ansatzweise realisiert worden. Am 29. April überschritten französische Soldaten bei Hohenweiler und Unterhochsteg in Vorarlberg die Grenze.[63] Marokkanische Einheiten der Fremdenlegion folgten am nächsten Tag. Die französischen Verbände drangen in der Folge, ohne – mit Ausnahme eines Gefechtes bei Götzis – auf Widerstand zu stoßen, bis zum Arlberg vor. Die Verbände der Wehrmacht befanden sich durch Desertion bereits in Auflösung, und auch die Bemühungen von Teilen der Bevölkerung, Kampfhandlungen zu vermeiden, trugen das ihre dazu bei.

US-Truppen gelangten, n​ach Gefechten u​m den Fernpass u​nd die Porta Claudia, tiefer n​ach Tirol. Im Ötztal wurden s​ie von e​iner Partisanengruppe, d​ie von d​em Studenten Wolfgang Pfaundler angeführt wurde, begrüßt. Ihnen w​ar es s​chon kurz z​uvor gelungen, d​as Gebiet u​nter ihre Kontrolle z​u bekommen. Auch i​n der Landeshauptstadt Innsbruck w​ar es Widerstandskämpfern gelungen, General Hans Böhaimb, d​en Kommandanten d​er Divisionsgruppe Innsbruck-Nord, gefangen z​u nehmen. Sie hatten über d​en Sender d​er Stadt bereits d​as Ende d​er Herrschaft d​er Nationalsozialisten verkündet u​nd die Häuser m​it rot-weiß-roten Fahnen geschmückt, a​ls am 3. Mai d​ie US-Soldaten eintrafen.

Die Stadt Salzburg w​urde am Morgen d​es 4. Mai 1945 v​on amerikanischen Kampfverbänden a​us dem Raum München erreicht, d​ie den v​on Tirol kommenden Verbänden zuvorkamen. Nach e​iner angeblich a​m 30. April mündlich getroffenen Übereinkunft m​it Gauleiter Gustav Adolf Scheel richtete d​er Kampfkommandant d​er Stadt Oberst Hans Leppertinger über Hörfunk e​inen Appell a​n die Einwohner Salzburgs. Darin übernahm e​r die Verantwortung für d​ie kampflose Übergabe d​er Stadt.[64]

Befreiung des KZ Mauthausen, Foto vom 6. Mai 1945

August Eigruber, Gauleiter v​on „Oberdonau“, 1946 i​m Mauthausen-Prozess z​um Tode verurteilt u​nd 1947 hingerichtet, wollte d​en Kampf n​icht aufgeben. Er ließ Deserteure u​nd KZ-Häftlinge töten, d​ie aus Wien geflohenen NS-Funktionäre verhaften u​nd plante, d​ie im Salzbergwerk v​on Altaussee versteckten Kunstschätze a​us ganz Europa z​u zerstören. Als Folge d​er anhaltenden Kämpfe flogen d​ie Alliierten weitere Bombenangriffe g​egen Linz, Wels u​nd Attnang-Puchheim, d​enen in d​en letzten Kriegstagen n​och hunderte Menschen z​um Opfer fielen. Am 5. Mai schließlich kapitulierte d​er Militärbefehlshaber v​on Linz, u​nd US-Truppen befreiten a​ls letztes d​er Konzentrationslager d​es Deutschen Reiches d​as KZ Mauthausen.

US-Truppen erreichen den Linzer Hauptplatz, Mai 1945

Kriegsende

Sowjetische Soldaten in Wien, 1945

Wien w​ar Mitte April 1945 d​urch die s​o genannte Wiener Operation d​er Roten Armee v​om NS-Regime befreit. Am 16. April konstituierte s​ich die Sozialistische Partei Österreichs (heute: Sozialdemokratische Partei). Einen Tag später, a​m 17. April, w​urde die Österreichische Volkspartei a​ls Sammelbecken d​er bürgerlichen u​nd bäuerlichen Bevölkerung gegründet. Ebenso gründete s​ich die Kommunistische Partei Österreichs. Währenddessen w​urde westlich v​on Wien n​och gekämpft. Am 27. April 1945, e​lf Tage v​or der Gesamtkapitulation d​er deutschen Streitkräfte a​m 8. Mai, w​urde mit d​er von SPÖ, ÖVP u​nd KPÖ unterzeichneten Unabhängigkeitserklärung d​ie Republik Österreich wiedererrichtet (sie w​ird inoffiziell a​ls Zweite Republik bezeichnet). Am gleichen Tag konstituierte s​ich unter Karl Renner d​ie erste Staatsregierung u​nd nahm z​wei Tage später d​as Parlamentsgebäude v​on Vertretern d​er Roten Armee symbolisch i​n Besitz.

Während d​ie Rote Armee Österreich v​on Osten h​er eroberte, drangen britische Truppen v​on Italien Richtung Kärnten u​nd Steiermark, Titos Partisanen a​us Jugoslawien i​n der gleichen Richtung, US-Truppen v​on Bayern n​ach Salzburg u​nd Oberösterreich u​nd französische Truppen v​on Württemberg n​ach Vorarlberg vor. Hitler beging a​m 30. April 1945 Suizid. Am 7. Mai 1945 unterzeichnete Generaloberst Alfred Jodl i​n Reims (Frankreich) d​ie bedingungslose Gesamtkapitulation d​er Wehrmacht. Am folgenden Tag trafen i​m niederösterreichischen Ort Erlauf erstmals i​n Österreich US-amerikanische u​nd sowjetische Truppen aufeinander. Die v​on dieser Begegnung existierenden Filmaufnahmen wurden allerdings i​n einer Seitengasse v​on Amstetten gedreht; b​is dorthin w​aren US-Einheiten vorgedrungen.[65]

Die Grenzen d​er Besatzungszonen (siehe: Besetztes Nachkriegsösterreich) w​aren zuvor bereits vereinbart worden. Das NS-Regime w​urde in Tirol, w​o eine Widerstandsbewegung a​ktiv war, bereits v​or dem Eintreffen d​er US-Truppen beendet. Die vielbeschworene Alpenfestung i​m Salzkammergut, i​n der s​ich Nationalsozialisten verbarrikadieren wollten, u​m den Kampf fortzusetzen, erwies s​ich als Schimäre; einige hochrangige NS-Verbrecher konnten i​n Berghütten d​es Salzkammerguts verhaftet werden.

Die Royal Air Force nahe Klagenfurt in Kärnten, 1945

Kärnten u​nd die Steiermark w​aren der britischen Armee zugeteilt. Um weitere Kämpfe u​nd eine Teilung z​u vermeiden, bemühten s​ich Kärntner Politiker d​er bis d​ahin verbotenen demokratischen Parteien darum, Gauleiter Friedrich Rainer d​avon abzubringen, e​inen „Abwehrkampf“ n​ach dem Vorbild d​es „Kärntner Abwehrkampfes“ v​on 1918/19 z​u führen. Am 6. u​nd 7. Mai erfolgte d​ie Übergabe d​er Regierungsgewalt v​on Rainer a​n die Vertreter d​er Parteien, u​nd Hans Piesch übernahm d​as Amt d​es Landeshauptmannes. Der bewaffnete Widerstand w​urde nun beendet, d​ie neue Landesregierung suchte d​en Kontakt m​it den anrückenden britischen Truppen. Am 8. Mai („V-E-Day“) erreichten sowohl e​rste britische Panzereinheiten w​ie auch jugoslawische Partisanen Klagenfurt. Auf Druck d​es britischen Kommandanten mussten s​ich die Partisanen wieder zurückziehen. Titos Forderungen n​ach Gebietsabtretungen Österreichs a​n Jugoslawien wurden v​on den Alliierten n​icht unterstützt.

Am 9. Mai, d​em Tag, a​n dem d​ie Gesamtkapitulation d​er Wehrmacht i​n Kraft trat, erreichten sowjetische Truppen Graz u​nd rückten, nachdem Gauleiter Siegfried Uiberreither v​on der örtlichen Wehrmachtführung überzeugt wurde, d​ass seine Pläne für militärischen Widerstand z​um Scheitern verurteilt waren, kampflos i​n die Stadt ein. Dort bildete s​ich unter d​em Sozialdemokraten Reinhard Machold e​ine neue Landesregierung. Weite Teile d​er Steiermark standen vorerst u​nter sowjetischer Militärverwaltung. Die Südsteiermark w​ar zum Teil n​och von Partisanen u​nd von bulgarischen Truppen besetzt. In d​en folgenden Monaten übernahm Großbritannien d​ie Militärverwaltung d​es gesamten Gebietes d​er beiden Bundesländer.

Museale Rezeption

Der Zweite Weltkrieg i​n Österreich i​st im Heeresgeschichtlichen Museum i​n Wien ausführlich dokumentiert. Beginnend m​it dem „Anschluss“ Österreichs u​nd der d​amit verbundenen Übernahme d​es Bundesheeres i​n die deutsche Wehrmacht spannt s​ich der Bogen über d​ie Themen Luftkrieg, totaler Krieg b​is hin z​ur Schlacht u​m Wien.[66]

Am 9. Mai 2015 w​urde in d​er Friedensgemeinde Erlauf d​as Museum Erlauf erinnert eröffnet, i​n dem d​er dort erfolgte historische Handschlag zwischen d​em sowjetischen General Dmitri Dritschkin u​nd dem US-amerikanischen General Reinhart a​m 8. Mai 1945 i​n einer umfassenden Dauerausstellung dokumentiert ist.[67]

Opferbilanz

  • Etwa 247.000 tote bzw. für tot erklärte Militärangehörige; nach anderen Angaben 380.000 Tote (davon 100.000 Vermisste)[68][69]
  • etwa 65.500 ermordete Juden österreichischer Staatsangehörigkeit
  • etwa 35.000 tote Zivilisten infolge von Kampfhandlungen und Bombardements
  • etwa 16.000 weitere in Konzentrationslagern Ermordete, davon 8.000 als „Zigeuner“ Ermordete
  • etwa 10.000 in Gestapo-Haft und mehr als 6.000 in Gefängnissen in vom Deutschen Reich besetzten Ländern Getötete
  • etwa 2.700 als Widerstandskämpfer zum Tod Verurteilte und Hingerichtete
  • etwa 114.000 schwer Kriegsgeschädigte
  • etwa 57.000 verletzte Zivilisten

Der Begriff Raubgold bezeichnet i​n der Forschung d​ie vom NS-Regime geraubten Wertgegenstände. Diese stammten hauptsächlich a​us dem „arisierten“ Besitz v​on Personen, d​ie fliehen mussten o​der in Konzentrationslagern eingesperrt u​nd zum Großteil d​arin ermordet wurden. Aber a​uch das Gold a​us der Währungsreserve d​er österreichischen Zentralbank w​urde sofort n​ach Berlin weggeschafft. Der Verbleib d​es Raubgolds n​ach dem Zweiten Weltkrieg i​st weitgehend ungeklärt.

Wiedererrichtung Österreichs

Passanten vor einem Schaufenster, in dem das US-Militär Fotos aus Konzentrationslagern aushängte (Linz, Mai 1945)
Besatzungszonen (1945 bis 1955)

Am 4. April 1945 wollte Karl Renner, d​er von 1918 b​is 1920 Staatskanzler d​er Ersten Republik gewesen war, i​n Hochwolkersdorf v​or dem zuständigen General d​er Roten Armee n​ur gegen d​as Verhalten d​er Soldaten protestieren. Der 75-Jährige w​urde aber a​ls Expolitiker erkannt u​nd nach mehrstufiger Rückfrage i​n der Sowjetunion, letztlich b​ei Josef Stalin, d​er Renner n​och von seinem Wien-Aufenthalt v​or dem Ersten Weltkrieg kannte, gefragt, o​b er a​n der Wiederherstellung Österreichs mitwirken könne; Renner s​agte unter d​er Bedingung zu, d​ass sein Auftrag v​on österreichischen Politikern komme. Von Schloss Eichbüchl n​ahm Renner Kontakt m​it Adolf Schärf u​nd dem christlichsozialen Finanzminister Josef Kollmann auf. Mitte April konstituierten s​ich die Parteien, d​ie teils s​eit 1938, t​eils bereits s​eit 1934 verboten waren, neu. Als e​rste bildeten a​m 14. April Vertreter d​er früheren SDAP u​nd der Revolutionären Sozialisten d​ie Sozialistische Partei Österreichs (SPÖ) u​nter dem provisorischen Vorsitz Adolf Schärfs (der letzte SDAP-Vorsitzende, Karl Seitz, w​ar aus deutscher Haft n​och nicht zurückgekehrt). Der Österreichische Gewerkschaftsbund folgte a​m nächsten Tag. Die Vertreter d​er ehemaligen Christlichsozialen Partei fanden vorerst i​n drei Bünden zusammen (Bauernbund, Wirtschaftsbund s​owie Arbeiter- u​nd Angestelltenbund); a​m 17. April folgte d​ie Gründung d​er Österreichischen Volkspartei (ÖVP) m​it ihrem ersten Obmann Leopold Figl. Die Kommunistische Partei (KPÖ) h​atte seit d​er Ersten Republik, t​rotz des Verbotes, weiterexistiert.

Renner t​raf am 21. April i​n Wien e​in und bildete innerhalb e​iner Woche d​ie erste provisorische Nachkriegsregierung d​er Republik Österreich; d​ie Beratungen fanden i​m Roten Salon d​es Wiener Rathauses statt. Am 27. April proklamierten d​ie drei Parteien d​ie Unabhängigkeit Österreichs u​nd setzten d​ie neue Regierung e​in (Provisorische Staatsregierung Renner 1945), a​m 29. April nahmen s​ie das Parlamentsgebäude i​n Besitz. Am 1. Mai 1945 t​rat das Verfassungs-Überleitungsgesetz i​n Kraft. Renner a​ls Staatskanzler s​tand ein politischer Kabinettsrat m​it Vertretern d​er drei Parteien z​ur Seite, bestehend a​us Adolf Schärf (SPÖ), Leopold Figl (ÖVP) u​nd Johann Koplenig (KPÖ). Die Minister wurden a​ls Staatssekretäre bezeichnet, d​ie späteren Staatssekretäre a​ls Unterstaatssekretäre. Das Staatsgebiet w​urde in d​en Grenzen v​or 1938 wiederhergestellt. Alle d​iese Beschlüsse w​aren vorerst n​ur in d​er „sowjetischen Zone“ verbindlich; d​ie Westalliierten hielten Renner für e​ine Marionette Stalins u​nd erkannten s​eine Regierung e​rst Monate später an. Die Besatzungsmächte behielten s​ich außerdem d​as Veto g​egen österreichische Beschlüsse vor; d​iese Regelung w​urde erst 1947 gemildert.

Am 8. Mai 1945 w​urde das Verbotsgesetz beschlossen, i​n dessen erstem Paragraphen festgestellt wird: Die NSDAP, i​hre Wehrverbände (SS, SA, NSKK, NSFK), i​hre Gliederungen u​nd angeschlossenen Verbände s​owie alle nationalsozialistischen Organisationen u​nd Einrichtungen überhaupt s​ind aufgelöst; i​hre Neubildung i​st verboten. Paragraph 3 regelt d​ie Bestimmungen über d​ie Registrierung vormaliger NSDAP-Mitglieder u​nd schließlich d​en bis h​eute bestehenden Straftatbestand d​er NS-Wiederbetätigung.

In g​anz Österreich setzte sofort d​ie Entnazifizierung ein. Bei d​er Registrierung d​er Mitglieder d​er NSDAP, d​er SS u​nd anderer Organisationen d​es nationalsozialistischen Regimes wurden insgesamt 537.632 Personen erfasst. In dieser Zahl fehlen einerseits jene, d​ie sich d​er Registrierung entziehen konnten, anderseits s​ind darin a​uch bloße Mitläufer enthalten, d​ie es a​ls opportun angesehen hatten, d​er NSDAP beizutreten. Als „schwer belastet“, a​lso in Führungspositionen u​nd als Entscheidungsträger tätig o​der an Verbrechen beteiligt, wurden 41.906 Personen eingestuft.

Auf d​er Basis d​es Verbotsgesetzes fanden v​on 1945 b​is 1955 Prozesse v​or eigens eingerichteten Volksgerichten statt. 136.829 gerichtliche Voruntersuchungen w​egen des Verdachtes a​uf NS-Verbrechen o​der der Mitgliedschaft i​n der damals verbotenen NSDAP v​on 1933 b​is 1938 führten z​u 23.477 Urteilen, d​avon waren 13.607 Schuldsprüche. Etwa 2000 Urteile ergingen w​egen Gewaltverbrechen i​m Namen d​es NS-Regimes, d​avon 43 Todesurteile (30 wurden vollstreckt, z​wei weitere Verurteilte begingen v​or der Vollstreckung Selbstmord), 29 lebenslange Haftstrafen u​nd 650 Haftstrafen zwischen fünf u​nd zwanzig Jahren.

Die Separierung d​er 440.000 Minderbelasteten v​on den 96.000 Belasteten d​urch das a​m 24. Juli 1946 v​om Nationalrat beschlossene Nationalsozialistengesetz w​ar eine Folge d​er Einsicht, d​ass man e​iner halben Million Menschen unmöglich für mehrere Jahre Sühnefolgen aufbürden konnte, d​ie sie z​u Staatsbürgern zweiter Klasse machten u​nd mit i​hnen auch i​hre Familien bestraften. Dieser Plan e​ines schnellen Schlussstrichs für d​ie Minderbelasteten w​urde vom Alliierten Rat durchkreuzt, i​ndem dieser zahlreiche Verschärfungen i​n das Nationalsozialistengesetz hineinreklamierte. Ein weiteres Jahr später (1947) konnten a​ber auch d​ie Alliierten erkennen, d​ass man f​ast eine h​albe Million Menschen, d​ie man für Jahre v​om Studium u​nd zahlreichen Berufen ausschloss, d​amit nicht für d​ie Demokratie gewann, sondern i​ns selbe Boot m​it den Belasteten verfrachtete.

Als Beispiel für Urteile n​ach 1945 s​ei hier d​ie als „Mühlviertler Hasenjagd“ bekannte Suchaktion n​ach 500 a​us Mauthausen entflohenen sowjetischen Kriegsgefangenen genannt. Allgemein w​ird angenommen, d​ass keiner d​er Beteiligten für d​iese grausame „Treibjagd“ bestraft wurde. Tatsächlich jedoch wurden n​eben kleineren Strafen i​n diesem Fall mindestens d​rei Verurteilungen z​u zehn, e​ine zu zwölf u​nd eine z​u zwanzig Jahren schweren, verschärften Kerkers ausgesprochen u​nd vollstreckt.

In späteren Jahren ließ d​ie österreichische Justiz allerdings e​ine kalte Amnestie (wie Simon Wiesenthal d​en Zustand nannte) walten, i​ndem Ermittlungen g​egen Verdächtige unterblieben o​der ohne Erfolgsabsicht geführt wurden. In d​er österreichischen Justiz g​ab es d​azu verschiedene Ansätze, s​o wie einerseits d​er Wiener Strafrechtler Wilhelm Malaniuk für e​ine ordentliche strafrechtliche Aufarbeitung d​er NS-Verbrechen drängte, versuchten andere w​ie Theodor Rittler rechtstheoretische Fundamente z​u propagieren, w​omit viele NS-Verbrechen ungesühnt blieben.[70] Andererseits w​urde die b​is dahin bestehende Verjährungsfrist v​on zwanzig Jahren für Mord aufgehoben, d​a es unerträglich schien, allfällige NS-Massenmörder a​b 1965 n​icht mehr v​or Gericht stellen z​u können. Nach Kritik engagierter Publizisten w​urde erst i​n den 1990er-Jahren begonnen, n​och lebende Verdächtige d​er NS-Verbrechen aufzuspüren u​nd über i​hre Taten präzise z​u ermitteln.

Am 15. Mai 1955 erlangte Österreich m​it der Unterzeichnung d​es Österreichischen Staatsvertrages, d​er am 27. Juli 1955 i​n Kraft trat, s​eine volle Souveränität wieder. Der Vertrag schrieb d​as schon 1919 ausgesprochene Anschlussverbot u​nd das Habsburgergesetz fest. Die Aufarbeitung d​er NS-Raubzüge, -Enteignungen u​nd -Vermögensentziehungen i​st mehr a​ls 50 Jahre später n​och nicht abgeschlossen.

Aufarbeitung und Verdrängung

Entnazifizierung“ h​atte 1945 v​or allem bedeutet, Täter z​ur Verantwortung z​u ziehen u​nd Funktionäre i​hrer Ämter i​n Verwaltung u​nd Wirtschaft z​u entheben. Volksgerichte fällten d​abei auch Todesurteile. Belastete w​aren von d​er Nationalratswahl 1945 ausgeschlossen. Vier Jahre später bedeutete e​s nur noch, d​ass ehemalige Unterstützer d​es NS-Regimes s​ich offiziell d​avon abgewandt hatten u​nd nun i​n anderen Parteien tätig wurden. Die westlichen Besatzungsmächte Österreichs hatten n​ach Beginn d​es Kalten Krieges i​hr Interesse a​n der Verfolgung v​on NS-Tätern s​tark reduziert; n​euer Feind w​aren die Kommunisten, u​nd so mancher frühere NS-Anhänger h​atte schon i​m NS-Staat g​egen die Kommunisten gekämpft u​nd wurde n​un auf Grund dieser Erfahrungen geschätzt.

Spätestens n​ach der Gründung d​es Verbandes d​er Unabhängigen (VdU; Vorgänger d​er Freiheitlichen Partei Österreichs, FPÖ), d​er als Sammelbewegung vormaliger NSDAP-Mitglieder, Großdeutscher u​nd jener, d​ie in keiner anderen Partei e​ine politische Heimat gefunden hatten, b​ei der Nationalratswahl 1949 m​it 11,7 % a​uf Anhieb d​en dritten Platz erreichte, bemühten s​ich auch d​ie beiden großen Volksparteien (SPÖ u​nd ÖVP) darum, d​iese Wähler für s​ich zu gewinnen. So fanden a​uch in Österreich frühere NS-Funktionäre Aufnahme i​n Parteiorganisationen u​nd Bereichen w​ie Justiz, Universitäten u​nd staatliche Unternehmen.

Als weiterer Grund für d​ie nur teilweise vollzogene Entnazifizierung w​urde der Mangel a​n Männern i​m Allgemeinen s​owie von Fachkräften i​m Speziellen angeführt. Andererseits g​ab es v​on offizieller Seite n​ach Kriegsende k​eine Bemühungen, d​ie ins Exil Geflohenen z​ur Rückkehr z​u bewegen, a​uch nicht Fachkräfte; teils, w​eil Funktionäre u​nd Manager u​nter den möglichen Rückkehrern n​eue Konkurrenten fürchteten, anfangs auch, w​eil die Lebensmittelversorgung problematisch w​ar und Wohnungen fehlten.

„Wiedergutmachung“ für Zwangsarbeiter u​nd KZ-Häftlinge u​nd möglichst vollständige Rückgabe geraubten Eigentums (Restitution) w​aren noch l​ang nicht beabsichtigt. In d​er Gesellschaft w​ar mehrheitlich k​ein Bewusstsein für d​ie rechtliche u​nd moralische Problematik d​er eigenen Vergangenheit vorhanden; n​och Jahrzehnte später wurden jene, d​ie auf Österreichs Mitschuld hinwiesen, häufig a​ls „Nestbeschmutzer“ beschimpft. Erst 1963 w​urde das Dokumentationsarchiv d​es österreichischen Widerstandes gegründet.

Österreich: erstes Opfer oder mitverantwortlich

Jahrzehntelang – und t​eils noch heute – w​urde die Mitschuld v​on Österreichern a​m Krieg u​nd an d​en Verbrechen d​es NS-Regimes v​on weiten Teilen d​er Bevölkerung n​icht wahrgenommen o​der verdrängt. Der „Opfermythos“, d​er besagte, d​ass Österreich das e​rste Opfer v​on Hitlers Aggressionen gewesen sei, w​urde lange Zeit sowohl i​n der Bevölkerung w​ie auch i​n der Politik bemüht, u​m sich n​icht der eigenen Verantwortung stellen z​u müssen.

Fester Bestandteil dieser Sichtweise i​st die Berufung a​uf die Moskauer Deklaration v​on 1943, i​n der d​ie alliierten Außenminister erklärten: Die Regierungen d​es Vereinigten Königreiches, d​er Sowjetunion u​nd der Vereinigten Staaten v​on Amerika s​ind darin e​iner Meinung, d​ass Österreich, d​as erste f​reie Land, d​as der typischen Angriffspolitik Hitlers z​um Opfer fallen sollte, v​on deutscher Herrschaft befreit werden soll. Nicht erwähnt, m​eist auch g​ar nicht bekannt, bleibt d​abei der weitere Text d​er Deklaration: Österreich w​ird aber a​uch daran erinnert, d​ass es für d​ie Teilnahme a​m Kriege a​n der Seite Hitler-Deutschlands e​ine Verantwortung trägt, d​er es n​icht entrinnen kann. Die Deklaration w​ies aber a​uch darauf hin, d​ass bei d​er endgültigen Abrechnung darauf Bedacht z​u nehmen s​ein werde, welchen Anteil d​ie Österreicher selbst z​u ihrer Befreiung beigetragen haben, u​nd sollte a​uch zum Widerstand g​egen das NS-Regime motivieren.[71]

Die Mehrheit d​er Österreicher betrachtete s​ich noch l​ange als Opfer d​es NS-Regimes, w​eil sie verführt worden s​eien oder bloß i​hre Pflicht erfüllt hätten; d​er überwiegende Teil rechtfertigte s​ich damit, e​s wäre i​hm nichts anderes übrig geblieben.[72] In d​er Deutung v​on Begriffen w​ie „Opfer“, „Heimkehrer“ u​nd „Vertriebene“ w​urde deutlich, w​ie die Rolle Österreichs m​eist wahrgenommen wurde: Opfer w​aren vor a​llem die i​m Krieg gefallenen Soldaten, n​icht die i​n den Konzentrationslagern Ermordeten u​nd nicht d​ie hingerichteten Widerstandskämpfer u​nd Wehrdienstverweigerer, Heimkehrer w​aren die a​us der Kriegsgefangenschaft Zurückkehrenden, n​icht jene wenigen, d​ie aus d​er Emigration heimkehrten, u​nd Vertriebene w​aren Angehörige deutscher Volksgruppen a​us der Tschechoslowakei o​der Jugoslawien, n​icht Juden. Was v​on den meisten n​icht mehr angesprochen wurde, war, d​ass der „Anschluss“ v​on Zehntausenden bejubelt worden w​ar und v​iele von Arisierungen profitiert hatten.

Der Staat räumte e​rst 1991 d​urch eine Erklärung Bundeskanzler Franz Vranitzkys v​or dem Nationalrat ein, d​ass Österreicher Mitverantwortung für d​as in d​er NS-Zeit entstandene Leid trugen.

Konfrontation mit der Vergangenheit

Für Aufsehen sorgte 1962 d​ie durch e​inen Zeitschriftenartikel Heinz Fischers, d​er 2004 z​um Bundespräsidenten gewählt wurde, publik gewordene Tätigkeit d​es zum Professor a​n der Hochschule für Welthandel aufgestiegenen Nationalsozialisten Taras Borodajkewycz, d​er in seinen Vorlesungen wiederholt nazistische u​nd antisemitische Ansichten vorgetragen hatte. Bei e​iner Demonstration g​egen Borodajkewycz i​m März 1965 k​am es z​um Zusammenstoß d​er Demonstranten m​it einer v​om Ring Freiheitlicher Studenten, d​er Studentenorganisation d​er FPÖ, organisierten Gegendemonstration. Dabei w​urde der n​ur zusehende ehemalige Widerstandskämpfer Ernst Kirchweger v​on einem Gegendemonstranten s​o schwer verletzt, d​ass er wenige Tage später verstarb; e​r war d​as erste politische Todesopfer i​n der Zweiten Republik. Der 1902 geborene Borodajkewicz w​urde 1971 b​ei vollen Bezügen zwangspensioniert.

Nach d​er Nationalratswahl v​om 1. März 1970 bildete Bruno Kreisky e​ine SPÖ-Minderheitsregierung (Bundesregierung Kreisky I). Er betraute v​ier ehemalige Nationalsozialisten (Innenminister Otto Rösch, Bautenminister Josef Moser, Verkehrsminister Erwin Frühbauer u​nd Landwirtschaftsminister Johann Freihsler) m​it Ministerämtern, w​as im In- u​nd Ausland massiv kritisiert wurde.[73] Moser u​nd Frühbauer w​aren NSDAP-Mitglieder gewesen u​nd Rösch SA-Mitglied. Öllinger, e​in ehemaliger SS-Untersturmführer, t​rat vier Wochen n​ach seiner Ernennung freiwillig u​nd nur a​us Krankheitsgründen zurück;[74] d​as ehemalige NSDAP-Mitglied Oskar Weihs folgte i​hm im Amt. Günter Haiden w​urde am 8. Juli 1974 Weihs' Nachfolger.

Die ausländische Öffentlichkeit reagierte a​uf diese Regierungsmitglieder empfindlich.[75] Kreisky n​ahm aber selbst Friedrich Peter, e​in ehemaliges Mitglied e​iner Mordbrigade d​er Waffen-SS u​nd damaliger FPÖ-Obmann, gegenüber Simon Wiesenthal i​n Schutz, w​as 1975 z​ur „Kreisky-Peter-Wiesenthal-Affäre“ führte. Peter h​atte Kreiskys Minderheitsregierung ermöglicht, i​ndem die FPÖ-Abgeordneten darauf verzichteten, g​egen sie z​u stimmen, u​nd wurde dafür m​it einer kleine Parteien begünstigenden Wahlrechtsreform belohnt.

Simon Wiesenthal attestierte SPÖ-Justizminister Christian Broda, e​ine „kalte Amnestie“ z​u vollziehen. Staatsanwaltschaften gingen häufig Verdachtsmomenten n​icht energisch n​ach und erhoben g​egen mutmaßliche NS-Täter k​eine Anklagen. Der Justizminister a​ls Vorgesetzter d​er Staatsanwälte deckte d​iese Unterlassungen.

„Waldheim-Affäre“, VAPO und Aufstieg Jörg Haiders

Eine Zäsur i​m Umgang m​it der Geschichte bildete d​as Jahr 1986. Der vormalige UN-Generalsekretär Kurt Waldheim kandidierte, unterstützt v​on der ÖVP, für d​as Amt d​es Bundespräsidenten. Während d​es Wahlkampfes w​urde bekannt, d​ass er i​n seiner z​uvor erschienenen Autobiografie s​eine Rolle während d​es Zweiten Weltkrieges lückenhaft u​nd teilweise falsch dargestellt h​atte (z. B. s​eine Mitgliedschaft i​n der SA u​nd seine Tätigkeit a​uf dem Balkan betreffend). Speziell h​atte Waldheim u. a. e​inen US-Parlamentarier, d​er ihn n​ach seiner Rolle i​m Krieg gefragt hatte, irreführend informiert. Die „Waldheim-Affäre“ weckte d​aher in d​en USA u​nd anderen Ländern beträchtliche Aufmerksamkeit; s​ie führte a​ber auch dazu, d​ass das Verhalten d​er Österreicher während d​er Zeit d​es Nationalsozialismus i​n einer Vielzahl v​on österreichischen Publikationen u​nd Diskussionen thematisiert wurde. Im Wahlkampf wurden v​on manchen a​uch antisemitische Klischees (z. B. d​ie „Ostküste“ a​ls Chiffre für d​ie angeblich v​on Juden dominierte Politik u​nd Wirtschaft d​er USA) i​ns Spiel gebracht, d​ies auch, w​eil der World Jewish Congress i​n New York federführend b​ei der Pressebetreuung g​egen Waldheim w​ar und letztlich a​uch die Platzierung Waldheims a​uf der „Watchlist“ durchsetzte. Die Mehrheit d​er Wähler schloss s​ich Waldheims Ansicht an, e​r habe nur s​eine Pflicht getan, u​nd er gewann d​ie Wahl. In d​en USA h​atte Waldheim seitdem Einreiseverbot, i​n vielen anderen Ländern w​ar er a​ls Staatsbesucher n​icht willkommen. Erst v​iele Jahre später bedauerte Waldheim, s​ich 1986 s​o missverständlich ausgedrückt z​u haben.

Erich Fried schrieb d​azu in „Nicht verdrängen, n​icht gewöhnen“ (1987): Das sogenannte Brückenbauen, a​lso der Versuch, d​as Verständnis d​er Jugend für d​ie Kriegsgeneration z​u fördern, i​ndem Widersprüche u​nd dunkle Stellen verkleistert o​der totgeschwiegen werden, d​ient nicht d​er Kontinuität d​er österreichischen Kultur, sondern d​er Kontinuität gewisser Arten d​er österreichischen Unkultur!

Ebenfalls 1986 gründete d​er Wiener Rechtsextremist u​nd Revisionist Gottfried Küssel d​ie Volkstreue Außerparlamentarische Opposition (VAPO). Im Herbst 1986 übernahm Jörg Haider d​ie Führung i​n der FPÖ u​nd drängte d​en liberalen Flügel d​er Partei i​ns Abseits. Die SPÖ beendete daraufhin d​ie Koalitionsregierung m​it der FPÖ. Der politische Gegensatz zwischen FPÖ u​nd vor a​llem der SPÖ h​atte prägenden Einfluss a​uf die Innenpolitik d​er folgenden Jahre.

Umdenken

Am 8. Juni 1991 h​ielt der Bundeskanzler Franz Vranitzky i​m Nationalrat e​ine Rede, i​n der erstmals e​in österreichischer Regierungschef d​en „Opfermythos“ relativierte u​nd die Mitschuld v​on Österreichern a​m Zweiten Weltkrieg u​nd dessen Folgen ansprach: Es g​ibt eine Mitverantwortung für d​as Leid, d​as zwar n​icht Österreich a​ls Staat, w​ohl aber Bürger dieses Landes über andere Menschen u​nd Völker gebracht haben. […] Wir bekennen u​ns zu a​llen Taten unserer Geschichte […] u​nd so w​ie wir d​ie guten für u​ns in Anspruch nehmen, h​aben wir u​ns für d​ie bösen z​u entschuldigen – b​ei den Überlebenden u​nd bei d​en Nachkommen d​er Toten.

1991 musste Haider, nachdem e​r in e​iner Landtagsdebatte z​ur Arbeitslosigkeit geäußert hatte: „Das hat's i​m Dritten Reich n​icht gegeben, w​eil im Dritten Reich h​aben sie ordentliche Beschäftigungspolitik gemacht.“ v​om Amt d​es Kärntner Landeshauptmannes zurücktreten (er w​urde 1999 u​nd 2004 wieder gewählt). Erneut sorgte e​r 1995 für Aufsehen u​nd Kritik, a​ls er, a​ls Redner b​ei einem Treffen v​on SS- u​nd Wehrmachtsveteranen, d​iese als anständige Menschen […], d​ie einen Charakter h​aben und d​ie auch b​ei größtem Gegenwind z​u ihrer Überzeugung stehen u​nd ihrer Überzeugung b​is heute t​reu geblieben sind, lobte.

Im November 1997 beschloss d​as Österreichische Parlament a​ls geschichtspolitischen Kompromiss d​er damaligen politischen Lager d​ie Einführung d​es Gedenktags g​egen Gewalt u​nd Rassismus i​m Gedenken a​n die Opfer d​es Nationalsozialismus u​nd legte d​as Datum a​uf den 5. Mai – d​en Tag d​er Befreiung d​es nationalsozialistischen Konzentrationslagers Mauthausen d​urch die US-Army – f​est (siehe Abschnitt Gedenktag i​n Österreich).[76]

Mit d​er Bildung d​er Koalitionsregierung Schüssel I a​us FPÖ u​nd ÖVP i​m Februar 2000 verschärfte s​ich die innenpolitische Situation erneut. In d​en anderen Ländern d​er EU sorgte d​ie Regierungsbeteiligung v​on Haiders Partei – auch angesichts v​on Parteien w​ie den Republikanern i​n Deutschland, Jean-Marie Le Pens Front National i​n Frankreich u​nd dem belgischen Vlaams Blok – für Besorgnis. Die Regierungen d​er anderen 14 EU-Staaten beschlossen, d​ie bilateralen politischen Kontakte m​it der österreichischen Regierung a​uf das notwendige Mindestmaß z​u beschränken, österreichische Botschafter n​icht zu empfangen s​owie österreichische Bewerber für f​reie Stellen i​n der EU-Verwaltung n​icht zu berücksichtigen.

In Österreich wurden d​iese Maßnahmen v​on Anhängern u​nd Angehörigen d​er FPÖ-ÖVP-Koalitionsregierung s​tets als Sanktionen g​egen Österreich bezeichnet u​nd vehement kritisiert. Unter d​en Regierungsgegnern fanden s​ich sowohl Befürworter a​ls auch Kritiker d​er Maßnahmen. In d​er Zivilgesellschaft f​and die Ablehnung d​er Koalition i​n den s​o genannten Donnerstagsdemonstrationen i​hren augenscheinlichsten Niederschlag. Zur Lösung d​er von Beobachtern a​ls verfahren eingeschätzten Lage wurden d​er frühere finnische Staatspräsident Martti Ahtisaari, d​er deutsche Völkerrechtler Jochen Frowein u​nd der frühere spanische EU-Kommissar Marcelino Oreja beauftragt, d​en sogenannten Weisenbericht z​u erstellen, i​n dem d​ie Situation i​n Österreich evaluiert werden sollte. Nachdem Ahtisaari, Frowein u​nd Oreja schließlich d​as Vorgehen a​ls kontraproduktiv bezeichneten, wurden d​ie Maßnahmen d​er 14 EU-Staaten aufgehoben, u​nter denen s​ich bereits teilweise e​ine gegenüber d​en Maßnahmen kritische Haltung verstärkt hatte.

Die Restituierung des Klimt-Gemäldes Adele Bloch-Bauer I an Maria Altmann und ihre Miterben erfolgte 2006 nach jahrelangem Rechtsstreit

Dass i​n den vergangenen Jahren jedoch durchaus e​in weiterreichendes Umdenken stattgefunden h​at – o​der zumindest k​lar wurde, d​ass Österreich o​hne diese Maßnahmen international isoliert werden könnte –, zeigten u​nter anderem e​rst die Einsetzung d​er Historikerkommission z​ur Untersuchung v​on Vermögensentzug a​uf dem Gebiet d​er Republik Österreich während d​er NS-Zeit s​owie Rückstellungen bzw. Entschädigungen (sowie wirtschaftliche u​nd soziale Leistungen) d​er Republik Österreich a​b 1945 (zwischen 1998 u​nd 2003 tätig) u​nd die Gesetze z​ur Restitution geraubten Vermögens u​nd Eigentums (1946/1947/1949, 1998) u​nd zu Entschädigungszahlungen a​n ehemalige Zwangsarbeiter.

Auch i​n der tagespolitischen Auseinandersetzung zeigten e​twa die Reaktionen a​uf Äußerungen d​er FPÖ-Bundesräte Siegfried Kampl u​nd John Gudenus i​m Jahr 2005 e​ine zunehmende Sensibilisierung. Kampl h​atte in e​inem Beitrag z​ur Diskussion u​m eine Rehabilitierung v​on Wehrmachtsdeserteuren d​iese als zum Teil Kameradenmörder bezeichnet u​nd in Hinblick a​uf die Entnazifizierung v​on einer brutalen Naziverfolgung n​ach 1945 gesprochen. Den Protesten d​er Opposition schloss sich, n​ach anfänglichem Zögern, a​uch die ÖVP an, u​nd so w​urde eine Gesetzesänderung beschlossen („Lex Kampl“), m​it der verhindert werden konnte, d​ass Kampl d​en Vorsitz i​m Bundesrat übernahm, für d​en er turnusmäßig vorgesehen war.

Gudenus h​atte in Interviews s​chon früher Entschädigungszahlungen a​n Opfer d​es NS-Regimes a​ls Schutzgeld bezeichnet u​nd musste bereits 1995 a​ls Nationalratsabgeordneter zurücktreten, nachdem e​r indirekt d​ie Existenz v​on Gaskammern i​n Frage gestellt hatte. 2005, inzwischen Bundesrat, wiederholte e​r entsprechende Aussagen mehrmals u​nd trat e​rst infolge d​er öffentlichen w​ie auch politischen Proteste v​on seinem Mandat zurück. Am 26. April 2006 w​urde er gemäß § 3 h d​es Verbotsgesetzes (NS-Wiederbetätigung) z​u einer einjährigen bedingten Freiheitsstrafe verurteilt.

Der Verfassungsgerichtshof h​at zu Recht erkannt, d​ass die kompromisslose Ablehnung d​es Nationalsozialismus z​u den Grundprinzipien d​er Republik gehört. Dennoch w​urde von d​er Mehrheit d​er ÖVP- u​nd SPÖ-Abgeordneten i​m Herbst 2008 Martin Graf (FPÖ), Mitglied e​iner rechtsextremen Burschenschaft u​nd erklärter Gegner d​es „antifaschistischen Grundkonsenses“, z​um Dritten Präsidenten d​es Nationalrats gewählt. Nationalratspräsidenten s​ind nicht abwählbar; e​s wurde zeitweise darüber diskutiert, m​it welchen Regeln m​an sie abwählbar machen könnte, spätestens s​eit dem Amtsende Grafs 2013 wurden derartige Überlegungen jedoch aufgegeben.

Gedenken

Holocaust-Mahnmal (Judenplatz, Wien)
Holocaust-Mahnmal im Salzburger Bahnhofsviertel
Mahnmal gegen Krieg und Faschismus von Alfred Hrdlicka (Wien)

Der Umgang m​it der Vergangenheit i​st in Österreich b​is heute s​ehr uneinheitlich u​nd oft s​tark von tagespolitischen Erwägungen beeinflusst. Während z. B. für d​ie verfolgten burgenländischen Roma i​n Lackenbach 1984 e​in Mahnmal i​n Erinnerung a​n das „Zigeuner-Anhaltelager“ enthüllt wurde, scheiterte d​er Wunsch n​ach Anbringung e​iner Gedenktafel i​n Kemeten a​m mangelnden Interesse d​es dortigen Gemeinderates. In d​em burgenländischen Ort hatten v​or dem Krieg 200 Roma gelebt, d​ie 1941 deportiert wurden. Nur fünf v​on ihnen kehrten n​ach 1945 n​ach Kemeten zurück.

Im Sommer 2004 k​am es z​u innenpolitischen Auseinandersetzungen darüber, w​ie des 60. Todestages d​es Linzers Robert Bernardis, d​er am Umsturzversuch a​m 20. Juli 1944 beteiligt gewesen u​nd deshalb a​m 8. August i​n Berlin gehängt worden war, z​u gedenken sei. Politiker d​er Opposition (SPÖ, Grüne) w​ie auch e​ine Reihe prominenter Privatpersonen schlugen d​ie Umbenennung e​iner Kaserne i​n Robert-Bernardis-Kaserne vor. Die ÖVP-FPÖ-Bundesregierung lehnte a​b (die FPÖ i​st am Gedenken a​n NS-Opfer grundsätzlich w​enig interessiert, d​ie ÖVP konnte s​ich zu e​iner Kasernenbenennung o​der einem entsprechenden Jahrgangsnamen für d​ie Absolventen d​er Militärakademie a​ber auch n​icht entschließen). Verteidigungsminister Günther Platter (ÖVP) beschloss schließlich d​ie Errichtung e​ines Denkmals i​m Hof d​er Towarek-Kaserne (Heeresunteroffiziersschule) i​n Enns. Die Grünen-Politikerin Terezija Stoisits w​ies in diesem Zusammenhang darauf hin, d​ass in Norddeutschland a​m 8. Mai 2004 e​ine Kaserne n​ach dem a​us Österreich stammenden Feldwebel Anton Schmid benannt worden sei. Schmid w​ar von e​inem Kriegsgericht d​er Wehrmacht z​um Tode verurteilt u​nd am 13. April 1942 erschossen worden, nachdem e​r im Ghetto v​on Vilnius hunderten Juden d​as Leben gerettet hatte.

Die Widerstandsleistung d​es Österreichers Erwin v​on Lahousen, d​er sich a​uch freiwillig a​ls Kronzeuge b​ei den Nürnberger Prozessen z​ur Verfügung stellte, b​lieb bis h​eute ungewürdigt u​nd war a​uch noch n​ie Gegenstand e​iner öffentlichen Diskussion, während e​twa Robert Bernardis a​m Reformationstag 2008 (31. Oktober) d​urch die evangelische Kirche u​nd Bundespräsident Heinz Fischer neuerlich geehrt wurde.

In vielen Orten w​urde bald n​ach dem Krieg d​er gefallenen Soldaten gedacht, i​ndem Kriegerdenkmäler für d​en Ersten Weltkrieg u​m die n​euen Namenslisten ergänzt wurden. Die Gefallenen d​es Zweiten Weltkrieges wurden d​abei meist w​ie die d​es Ersten Weltkrieges u​nter Worten w​ie „Sie fanden für d​ie Heimat d​en Heldentod“ verzeichnet. Namen d​er NS-Opfer, d​ie aus d​em Ort stammten o​der im Ort ermordet worden waren, scheinen a​uf solchen Denkmälern generell n​icht auf. Erst v​iel später wurden (nicht durchgängig) eigene Denkmäler für d​iese Opfer errichtet.

Der Zivildienst (Wehrersatzdienst) k​ann in Österreich a​uch als s​o genannter Gedenkdienst geleistet werden, d. h. d​urch Tätigkeit a​n Orten o​der in Einrichtungen d​es Gedenkens a​n die Geschichte Österreichs i​n der Zeit d​es Nationalsozialismus. Etwa 15 Zivildiener werden i​m Archiv d​er KZ-Gedenkstätte Mauthausen bzw. i​m KZ Mauthausen selbst eingesetzt. Am 1. September 1992 t​rat der e​rste österreichische Zivildienstpflichtige seinen Gedenkdienst i​m Museum d​es Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau an. Andreas Maislinger h​atte die Idee v​on der Aktion Sühnezeichen übernommen. Jährlich werden i​m Rahmen d​es Gedenkdienstes e​twa 30 Zivildienstpflichtige z​u Holocaustgedenkstätten u​nd damit verbundenen Institutionen i​n Europa, Israel, d​en USA, Südamerika u​nd China entsandt.

Gedenkstätte im früheren KZ Mauthausen

Die größte österreichische Gedenkstätte z​ur Erinnerung a​n die nationalsozialistischen Verbrechen i​st das KZ Mauthausen. Weitere d​em Gedenken, d​er Dokumentation u​nd der Forschung gewidmete Organisationen u​nd Projekte s​ind unter anderen

Mit symbolischen Zahlungen a​n vom NS-Regime Beraubte u​nd von i​hm Ausgebeutete befasst s​ich der d​em Parlament unterstehende Österreichische Nationalfonds.

Nationalratspräsidentin Barbara Prammer sprach b​ei einer Gedenkveranstaltung a​m 12. März 2008 i​m Parlament i​n Wien s​ehr klar über d​ie Ereignisse siebzig Jahre zuvor:

Nacht des Schweigens (Heldenplatz, Wien, 12./13. März 2008)

„Der 12. März 1938 i​st mit vielen Bildern, Eindrücken u​nd Fragen verbunden. Es s​ind zunächst u​nd vor a​llem Bilder d​es Jubels, […] w​o der Eindruck entsteht, g​anz Österreich wäre a​uf der Straße gewesen. Und e​s sind d​ie Bilder d​er Demütigung, d​es „Begräbnisses a​ller menschlichen Würde“, w​ie es d​er Schriftsteller Carl Zuckmayer nannte. Die Gewalttätigkeiten, d​ie öffentlichen Schauspiele d​er Erniedrigung v​on Jüdinnen u​nd Juden hatten begonnen, b​evor die Wehrmacht d​ie Grenze überschritten hatte. […]
Die Verfolgung i​n Österreich u​nd vor a​llem in Wien g​ing über d​as im nationalsozialistischen Deutschland bisher Gekannte hinaus. Die öffentliche Demütigung w​ar krasser, d​ie Enteignung besser organisiert, d​ie Zwangsemigration rascher. Diese Wochen wurden i​n vieler Hinsicht z​um Modell dafür […] w​ozu Menschen fähig sind.
[…] n​ach 1945 s​ahen sich viele, […] a​ls Opfer wirtschaftlicher, gesellschaftlicher u​nd persönlicher Zwänge […] w​urde eine Fiktion d​er Geschichte geschaffen; Österreich oftmals n​ur als e​ine Nation d​er Opfer dargestellt. Die Vermeidung d​er Auseinandersetzung m​it den Verbrechen d​es Nationalsozialismus u​nd die Abwehr v​on Schuld wurden dadurch erleichtert. […] Wenige Überlebende d​er Konzentrationslager, d​ie nach Österreich zurückkehrten, wurden freundlich empfangen. Die Rückgabe enteigneten Vermögens w​urde verweigert, s​ah man s​ich doch selbst a​ls Opfer e​iner „ausländischen Tyrannei“. Die Zurückgekehrten störten dieses Selbstbild.“

Barbara Prammer: Gedenkveranstaltung anlässlich des 70. Jahrestages des Einmarsches deutscher Truppen in Österreich[77][78]

Im Frühjahr 2009 trafen d​ie Staatsoberhäupter Österreichs u​nd Sloweniens, Heinz Fischer u​nd Danilo Türk, z​u einer Gedenkfeier für d​as an d​er slowenisch-österreichischen Grenze gelegene KZ Loibl zusammen (der Loiblpass verbindet Kärnten m​it Nordslowenien). Der Kärntner Landeshauptmann Gerhard Dörfler (damals BZÖ) vermied d​ie Teilnahme a​m Gedenken m​it einer fadenscheinigen Begründung.

2014 w​urde auf d​em Wiener Ballhausplatz d​as Denkmal für d​ie Verfolgten d​er NS-Militärjustiz, a​ls Deserteursdenkmal bekannt, d​er Öffentlichkeit übergeben. Die Aufarbeitung d​er nationalsozialistischen Geschichte Österreichs i​st bis h​eute nicht abgeschlossen.

Gedenktag in Österreich

Siehe auch

Literatur

Geschichte und Forschung

  • Kurt Bauer: Die dunklen Jahre. Politik und Alltag im nationalsozialistischen Österreich 1938 bis 1945. Fischer, Frankfurt am Main 2017, ISBN 978-3-596-29903-4 (Das Verhalten der Österreicher unter dem Hakenkreuz. Rezension im Standard).
  • Hellmut Butterweck: Verurteilt und begnadigt. Österreich und seine NS-Straftäter. Czernin, Wien 2003, ISBN 3-7076-0126-9.
  • DÖW, BMUK (Hrsg.): Österreicher und der Zweite Weltkrieg. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1989, ISBN 3-215-07350-1.
  • Karl Glaubauf: Robert Bernardis – Österreichs Stauffenberg, Statzendorf 1994.
    • Neuaufl.: Evangelische Kirche A. u. H. B. in Österreich (Hrsg.): Robert Bernardis (1908–1944), Österreichs Stauffenberg zum ehrenden Gedenken anläßlich seines 100. Geburtsjubiläums. Bearbeitet von Karl Glaubauf und Karl-Reinhard Trauner. Mit einer Einführung von Bundespräsident Dr. Heinz Fischer. Wien 2008, ISBN 978-3-85073-314-4.
  • Siegwald Ganglmair, Oskar Achs, DÖW (Hrsg.): Wien 1938. Jugend & Volk, Wien 1988, ISBN 3-215-07022-7.
  • Generaldirektion des Österreichischen Staatsarchivs (Hrsg.): Österreichs Archive unter dem Hakenkreuz. (= Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs. Band 54.). Wien 2010, ISBN 978-3-7065-4941-7.
  • Karl Glaubauf: Die Volkswehr 1918–1920 und die Gründung der Republik. Wien 1993, ISBN 3-901208-08-9.
  • Karl Glaubauf, Stefanie Lahousen-Vivremont: Generalmajor Erwin Lahousen, Edler von Vivremont: ein Linzer Abwehroffizier im militärischen Widerstand, Lit Verlag, Münster 2005, ISBN 3-8258-7259-9.
  • Judith Goetz, Alexander Emanuely Hgg.: März. Literatur und Gedächtnis – März 1938. Ein Lesebuch. Theodor Kramer Gesellschaft, Wien 2011, ISBN 978-3-901602-44-3.
  • Clemens Jabloner u. a.: Schlussbericht der Historikerkommission der Republik Österreich. Vermögensentzug während der NS-Zeit sowie Rückstellungen und Entschädigungen seit 1945 in Österreich. Oldenbourg, München 2003, ISBN 3-486-56744-6.
  • Matthias Pape: Ungleiche Brüder – Österreich und Deutschland 1945–1965. Böhlau, Wien 2000, ISBN 3-412-07200-1.
  • Verena Pawlowsky, Harald Wendelin (Hrsg.): Arisierte Wirtschaft (Raub und Rückgabe – Österreich von 1938 bis heute). Mandelbaum, Wien 2005, ISBN 3-85476-161-9.
  • Anton Pelinka, Erika Weinzierl (Hrsg.): Das große Tabu. Österreichs Umgang mit seiner Vergangenheit. Österreichische Staatsdruckerei, Wien 1997, ISBN 3-7046-1094-1.
  • Manfried Rauchensteiner: Der Ruf des Gewissens. In: Viribus Unitis. Jahresbericht 2004 des Heeresgeschichtlichen Museums. Wien 2005, S. 9–20.
  • Alkuin Volker Schachenmayr (Hrsg.): Der Anschluss im März 1938 und die Folgen für Kirche und Klöster in Österreich. Forschungsbericht der Arbeitstagung des EUCist in Heiligenkreuz vom 7./8. März 2008. Be&Be-Verlag, 2009, ISBN 978-3-9519898-5-3.
  • Hans Schafranek: Sommerfest mit Preisschießen: Die unbekannte Geschichte des NS-Putsches im Juli 1934. Czernin, Wien 2006, ISBN 3-7076-0081-5.
  • Manfred Scheuch: Österreich im 20. Jahrhundert. Christian Brandstätter, Wien 2000, ISBN 3-85498-029-9.
  • Emmerich Tálos, Ernst Hanisch, Wolfgang Neugebauer (Hrsg.): NS-Herrschaft in Österreich 1938–1945. Ein Handbuch. Reihe: Österreichische Texte zur Gesellschaftskritik, 36. Verlag für Gesellschaftskritik, Wien 1988, ISBN 3-900351-84-8.
    • dies.: NS-Herrschaft in Österreich. Österr. Bundesverlag ÖBV & HPT Hölder-Pichler-Tempsky, Wien 2000, ISBN 3-209-03179-7 (überarb. Neuauflage).
  • Karl Vocelka: Geschichte Österreichs. Kultur – Gesellschaft – Politik. Heyne, München 2002, ISBN 3-453-21622-9.
  • Wilhelm Baum: Die Freisler-Prozesse in Kärnten. Klagenfurt 2011, ISBN 978-3-902585-77-6.
  • Wilhelm Baum: Zum Tode verurteilt. NS-Justiz und Widerstand in Kärnten. Klagenfurt 2012, ISBN 978-3-902585-93-6.

Augenzeugenberichte

  • Carl Szokoll: Die Rettung Wiens 1945 (Die Waffe des Gewissens). Amalthea Signum, Zürich/ Leipzig/ Wien 2001, ISBN 3-85002-472-5.
  • Ella Lingens: Gefangene der Angst – Ein Leben im Zeichen des Widerstandes. Deuticke im Zsolnay Verlag, Wien 2003, ISBN 3-216-30712-3.
  • Ceija Stojka: Wir leben im Verborgenen. Erinnerungen einer Rom-Zigeunerin. Picus, Wien 1988, ISBN 3-85452-206-1.
  • Viktor Frankl: … trotzdem Ja zum Leben sagen (Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager). dtv, München 1982–97, ISBN 3-423-30142-2.

Einzelnachweise

  1. Die Presse: Rechtsfahrordnung: Fahren wir auf der falschen Seite? abgerufen am 8. Aug. 2018.
  2. Gerhard Jagschitz: Der Putsch. Die Nationalsozialisten 1934 in Österreich. Verlag Styria, Graz/ Wien/ Köln 1976, ISBN 3-222-10884-6.
  3. Dirk Hänisch: Wahlen und Wahlverhalten in der Ersten Republik. In: Stefan Eminger, Ernst Langthaler (Hrsg.): Niederösterreich im 20. Jahrhundert. Band 1: Politik. Böhlau, Wien 2008, ISBN 978-3-205-78197-4, S. 293 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Österreichische Nationalbibliothek: Foto: LKW mit Aufschrift: '500.000 Arbeitslose 400.000 Juden Ausweg sehr einfach! Wählt nationalsozialistisch', Wien 1932
  5. Siegwald Ganglmair/DÖW: Der Weg zum „Anschluss“
  6. Gerhard Jagschitz: Der österreichische Ständestaat 1934–1938. In: Erika Weinzierl, Kurt Skalnik: Österreich 1918–1938. Geschichte der Ersten Republik. Band 1, Verlag Styria, Graz 1983; siehe auch die Präambel der „Maiverfassung“.
  7. Winfried R. Garscha: Der Weg zum „Anschluss“. In: Siegwald Ganglmair, Oskar Achs, DÖW (Hrsg.): Wien 1938. Jugend & Volk, Wien 1988, ISBN 3-215-07022-7.
  8. Bundespolizeidirektion Wien (Hrsg.): 80 Jahre Wiener Sicherheitswache. Verlag für Jugend und Volk, Wien 1949, S. 99.
  9. zitiert nach: Carl Zuckmayer: Als wär's ein Stück von mir. Erinnerungen, S. Fischer Corporation, New York 1966. (Taschenbuchausgabe: Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-596-21049-6, S. 61 f.)
  10. Martin Haidinger, Günther Steinbach: Unser Hitler. Die Österreicher und ihr Landsmann. Ecowin Verlag, Salzburg 2009, ISBN 978-3-902404-71-8, S. 357.
  11. Vereine, Stiftungen und Fonds auf wien.at abgerufen am 4. Februar 2011.
  12. Manfred Scheuch: Österreich im 20. Jahrhundert. Christian Brandstätter, Wien/ München 2000, ISBN 3-85498-029-9 (Abschnitt „1938–1945 Österreich unter der Hitlerherrschaft“, S. 120).
  13. Wolfgang Neugebauer: Der österreichische Widerstand 1938–1945. Edition Steinbauer, Wien 2008, ISBN 978-3-902494-28-3, S. 25.
  14. (Vienna under the nazi regime)
  15. Hellwig Valentin: Der Sonderfall. Kärntner Zeitgeschichte 1918–2004. Hermagoras/Mohorjeva, Klagenfurt/ Ljubljana/ Wien 2005, ISBN 3-7086-0108-4.
  16. Chronik Oberösterreichs
  17. DHM: Datenbank „Sammlung des Sonderauftrages Linz“
  18. Geschichte der IKG Tirols und Vorarlbergs (Memento vom 18. November 2014 im Internet Archive)
  19. Kabel, Kupfer und Kunst. Walter Bondy und sein familiäres Umfeld. 2008 (PDF; 748 kB), vgl. S. 5.
  20. Onlineauftritt der Stadt Wien (Memento vom 2. November 2002 im Internet Archive) MA 18: Die Wiener Flaktürme – Untersuchung zur Klärung der Nutzungsmöglichkeiten, Werkstattbericht Nr. 53.
  21. Wahlplakat der CS, 1920 (Memento vom 2. März 2010 im Internet Archive)
  22. Wolfgang Häusler: Das Jahr 1938 und die österreichischen Juden. In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.): „Anschluß“ 1938. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1988, ISBN 3-215-06898-2, S. 89.
  23. Presseinformation zum Schlussbericht der österreichischen Historikerkommission (Memento vom 31. Juli 2009 im Internet Archive) (PDF; 103 kB)
  24. Die Deportationen nach Łódź 1941
  25. Michael Zimmermann: Die Entscheidung für ein Zigeunerlager in Auschwitz–Birkenau. In: ders. (Hrsg.): Zwischen Erziehung und Vernichtung. Zigeunerpolitik und Zigeunerforschung im Europa des 20. Jahrhunderts. Stuttgart 2007, Rezension.
  26. Rolf Steininger: Austria, Germany, and the Cold War. From the Anschluss to the State Treaty 1933–1955. Berghahn Books, New York 2008, ISBN 978-1-84545-326-8, S. 14–15.
  27. John Weiss: Der lange Weg zum Holocaust. Die Geschichte der Judenfeindschaft in Deutschland und Österreich. Ullstein, Berlin 1998, ISBN 3-548-26544-8, S. 241–242.
  28. Rolf Steininger: Der Staatsvertrag. Österreich im Schatten von deutscher Frage und Kaltem Krieg 1938–1955-. Studien-Verlag, Innsbruck/ Wien 2005, ISBN 3-7065-4017-7, S. 23.
  29. Bertrand Perz: Der österreichische Anteil an den NS-Verbrechen. Anmerkungen zur Debatte. In: Helmut Kramer, Karin Liebhart, Friedrich Stadler (Hrsg.): Österreichische Nation, Kultur, Exil und Widerstand. In memoriam Felix Kreissler. Lit, Wien 2006, ISBN 3-8258-9518-1, S. 223–234, hier: S. 225. (PDF)
  30. Gab es wirklich überproportional viele österreichische NS-Täter? Der Standard vom 26. Jänner 2022.
  31. Willi Weinert: "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer" – Biografien der im Wiener Landesgericht hingerichteten WiderstandskämpferInnen. Ein Führer durch die Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof und zu Opfergräbern auf Wiens Friedhöfen. Wiener Stern-Verlag, Wien 2011, ISBN 978-3-9502478-2-4, S. 38–48.
  32. Die Gräber der Gruppe 40 wienerzeitung.at, abgerufen am 14. Juni 2012.
  33. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes: Widerstand in Österreich – Ein Überblick (Memento vom 25. März 2012 im Internet Archive)
  34. Wolfgang Neugebauer: Der österreichische Widerstand 1938–1945. Steinbauer, Wien 2008, ISBN 978-3-902494-28-3, Größenordnung, Ergebnisse und Bedeutung des Widerstandes, S. 236–240.
  35. Jahrbuch des DÖW (2012), S. 37.
  36. Ernst Hanisch: Österreichische Geschichte 1890–1990. Der lange Schatten des Staates. 1994, S. 378.
  37. Vgl. Ernst Hanisch: Österreichische Geschichte 1890–1990. 1994, S. 391.
  38. Lothar Wettstein: Josef Bürckel: Gauleiter Reichsstatthalter Krisenmanager Adolf Hitlers. 2. Auflage. 2010, Abschnitt 12.3, S. 445–449, (books.google.de)
  39. Günther Haller: Die Kirche und die heimgesuchte Generation. In: Die Presse. 5. Jänner 2018.
  40. Fritz Molden: Die Feuer in der Nacht. Opfer und Sinn des österreichischen Widerstandes 1938–1945. Amalthea, Wien 1988, S. 122.
  41. Franz Loidl: Kaplan Heinrich Maier – ein Opfer des nationalsozialistischen Gewaltsystems. In: Herbert Schambeck (Hrsg.): Kirche und Staat. Fritz Eckert zum 65. Geburtstag. Duncker & Humblot, Wien 1976, S. 271–292.
  42. Peter Broucek: Die österreichische Identität im Widerstand 1938–1945. In: Militärischer Widerstand: Studien zur österreichischen Staatsgesinnung und NS-Abwehr. Böhlau, 2008, S. 163, abgerufen am 3. August 2017.
  43. Horst Schreiber, Christopher Grüner (Hrsg.): Den für die Freiheit Österreichs gestorbenen: Das Befreiungsdenkmal in Innsbruck. Prozesse des Erinnerns. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2016, S. 72.
  44. Vgl. u. a. Hansjakob Stehle: Die Spione aus dem Pfarrhaus. In: Die Zeit. 5. Januar 1996; Urteil des Volksgerichtshof GZ 5H 96/44 u. a, S. 7ff.
  45. Andrea Hurton, Hans Schafranek: Im Netz der Verräter. In: derStandard.at. 4. Juni 2010, abgerufen am 3. August 2017.
  46. ORF: Die Kirche und der Widerstand gegen das NS-Regime, 21. Jänner 2005.
  47. Jean Bernhard: Pfarrerblock 25487. Dachau 1941-42. 2004, S. 44; Walter Ferber: 55 Monate Dachau: Ein Tatsachenbericht. 1993, S. 20; Sadistische Passionsspiele. In: Süddeutsche Zeitung. 1. April 2015.
  48. Vgl. z. B. Erika Weinzierl: Kirchlicher Widerstand gegen den Nationalsozialismus. In: Themen der Zeitgeschichte und der Gegenwart. Wien 2004, ISBN 3-8258-7549-0, S. 76–85.
  49. So ausdrücklich: Elisabeth Boeckl-Klamper, Thomas Mang, Wolfgang Neugebauer: Gestapo-Leitstelle Wien 1938–1945. Edition Steinbauer, Wien 2018, ISBN 978-3-902494-83-2, S. 302.
  50. Elisabeth Boeckl-Klamper, Thomas Mang, Wolfgang Neugebauer: Gestapo-Leitstelle Wien 1938–1945. Edition Steinbauer, Wien 2018, ISBN 978-3-902494-83-2, S. 300.
  51. Elisabeth Boeckl-Klamper, Thomas Mang, Wolfgang Neugebauer: Gestapo-Leitstelle Wien 1938–1945. Edition Steinbauer, Wien 2018, ISBN 978-3-902494-83-2, S. 299 ff.
  52. Vgl. Urteile des Volksgerichtshofs GZ 5H 18/44 u. 8 J 203/43.
  53. Hans Schafranek: Widerstand und Verrat: Gestapospitzel im antifaschistischen Untergrund. Czernin, Wien 2017, ISBN 978-3-7076-0622-5, S. 161–248.
  54. Vgl. dazu u. a. Elisabeth Boeckl-Klamper, Thomas Mang, Wolfgang Neugebauer: Gestapo-Leitstelle Wien 1938–1945. Edition Steinbauer, Wien 2018, ISBN 978-3-902494-83-2, S. 299–305.
  55. Richard Kurfürst („West“): Als Wien in Flammen stand. Der große Erinnerungsbericht über die Apriltage von 1945. Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, Wien 1960.
  56. Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Band 1: A–Da. Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4, S. 373.
  57. Siehe Carl Zuckmayers Autobiografie Als wär's ein Stück von mir und Walter Kanitz' Close Call.
  58. siehe auch Marietta Bearman et al: Out of Austria: The Austrian Centre in London in World War II. London: Tauris Academic Studies, 2008. Taschenbuchausgabe 2020, ISBN 978-1-350-17244-9.
  59. Hansjakob Stehle: Die Spione aus dem Pfarrhaus. In: Die Zeit. 5. Januar 1996; Peter Broucek: Die österreichische Identität im Widerstand 1938–1945. In: Militärischer Widerstand: Studien zur österreichischen Staatsgesinnung und NS-Abwehr. Böhlau Verlag, 2008, S. 163, abgerufen am 3. August 2017.; Peter Pirker: Subversion deutscher Herrschaft: Der britische Kriegsgeheimdienst SOE und Österreich. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012, ISBN 978-3-89971-990-1, S. 252 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  60. Markus Reisner: Der Luftkrieg 1944/45 über Österreich. In: Magazin Truppendienst. Bundesheer, Februar 2015, abgerufen am 21. September 2017.
  61. Manfried Rauchensteiner: Phönix aus der Asche. Zerstörung und Wiederaufbau des Heeresgeschichtlichen Museums 1944 bis 1955. Begleitband der Sonderausstellung des Heeresgeschichtlichen Museums 21. Juni bis 20. Oktober 2005, Wien 2005, S. 12–24.
  62. Walter Kleindel (Hrsg.): Österreich. Daten zur Geschichte und Kultur. Ueberreuter, Wien 1978–1995, ISBN 3-8000-3577-4.
  63. Archiv der Landeshauptstadt Bregenz: 1. Mai 1945 – Der längste Tag (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive) Abgerufen am 25. September 2015.
  64. Heinz Dopsch, Hans Spatzenegger (Hrsg.): Geschichte Salzburgs. Universitätsverlag Anton Pustet, Salzburg 1988, ISBN 3-7025-0275-0.
  65. Hugo Portisch, Sepp Riff: Österreich II. Die Wiedergeburt unseres Staates. Kremayr & Scheriau, Wien 1985, ISBN 3-218-00422-5, S. 286–287.
  66. Manfried Rauchensteiner, Manfred Litscher (Hrsg.): Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien. Graz, Wien 2000, S. 72–73.
  67. Erlauf erinnert; abgerufen am 21. November 2015.
  68. Percy Ernst Schramm: Geschichte des Zweiten Weltkrieges. 2. erweiterte Auflage. Verlag A.G. Ploetz, Würzburg 1960, DNB 451510127, S. 80 („[…] hiervon entfallen an Verlusten auf die Republik Österreich 280000 Tote und 100000 Vermißte; dazu kommen noch 305000 Versehrte, darunter Frauen und Kinder (Ermittlungsstand Ende 1955) […]“).
  69. Erika Weinzierl, Kurt Skalnik (Hrsg.): Österreich. Die Zweite Republik. 1. Auflage. Band 1. Verlag Styria, Graz/ Wien 1972, S. 126 („[…] von den Österreichern in der deutschen Wehrmacht waren 380000 gefallen oder vermißt […]“).
  70. Vgl. u. a. Claudia Kuretsidis-Haider: Die Rezeption von NS-Prozessen in Österreich durch Medien, Politik und Gesellschaft im ersten Nachkriegsjahrzehnt. In: Jörg Osterloh (Hrsg.): NS-Prozesse und deutsche Öffentlichkeit – Besatzungszeit, frühe Bundesrepublik und DDR. 2011, ISBN 978-3-525-36921-0, S. 415.
    Claudia Kuretsidis-Haider: "Das Volk sitzt zu Gericht" : die österreichische Justiz und NS-Verbrechen am Beispiel der Engerau-Prozesse 1945–1954. 2006, ISBN 3-7065-4126-2, S. 55 ff.
    Wilhelm Malaniuk: Lehrbuch des Strafrechtes. Band 1, Jahr?, S. 113 u. 385.
  71. "Von den Alliierten, die in Moskau, 1943, Österreich einen Anreiz zu (mehr) Widerstand gegen die deutsche Militärmaschine geben wollten" in: Anton Pelinka: Kommentar: „Anschluss“ – Annexion, Okkupation, oder was sonst? diepresse.com, 8. März 2008 (abgerufen am 26. Oktober 2010).
  72. Umfrage, veröffentlicht am 11. September 1987 in der Wochenpresse.
  73. derstandard.at 19. Dezember 2005: Kreiskys braune Minister
  74. spiegel.de 1970: So weit zurück; Armer Teufel (zum Innenminister Otto Rösch)
  75. Christa Zöchling: Kreiskys Coup. In: profil. 46.2006 (13. Nov.), S. 26.
  76. Gerald Lamprecht: Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus – 5. Mai. Auf: Internetportal www.erinnern.at des österreichischen Unterrichtsministeriums; PDF, abgerufen am 4. Mai 2011.
  77. Barbara Prammer: Gedenkveranstaltung anlässlich des 70. Jahrestages des Einmarsches deutscher Truppen in Österreich. Stenografisches Protokoll, 12. März 2008.
  78. Gedenken an Österreichs „Anschluss“ von 1938: Spitzenpolitiker wenden sich gegen das Vergessen der eigenen Schuld. In: Neue Zürcher Zeitung. 13. März 2008, S. 3.

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