Gustav Mahler

Gustav Mahler (* 7. Juli 1860 i​n Kalischt, Böhmen; † 18. Mai 1911 i​n Wien, Österreich-Ungarn) w​ar ein österreichischer Komponist a​m Übergang v​on der Spätromantik z​ur Moderne. Er w​ar nicht n​ur einer d​er bedeutendsten Komponisten d​er Spätromantik, sondern a​uch einer d​er berühmtesten Dirigenten seiner Zeit u​nd als Operndirektor e​iner der bedeutendsten Reformer d​es Musiktheaters.

Gustav Mahler (1892)
Mahlers Signatur

Leben

Kindheit und Familie

Gustav Mahler als Kind, um 1865
Grabstein der Eltern des Komponisten auf dem jüdischen Friedhof in Jihlava (Iglau)

Gustav Mahler entstammte e​iner jüdischen Familie. Sein Großvater w​ar Šimon Mahler, Pächter u​nd später Besitzer e​iner Weinbrennerei i​n Kalischt. Dessen Sohn Bernard Mahler (* 1827 i​n Lipnitz; † 1889 i​n Iglau) heiratete 1857 Marie Herrmann (* 1837 i​n Ledetsch; † 1889 i​n Iglau), s​ie stammte a​us der Familie e​ines Seifenfabrikanten. Nach d​er Heirat erwarben d​ie Eltern Gustav Mahlers z​u der Weinbrennerei e​inen Gasthof i​n Kalischt, d​as spätere Geburtshaus Gustav Mahlers.

1860 verkauften Mahlers Eltern i​hren Gasthof u​nd das Geschäft i​n Kalischt u​nd zogen i​n die mährische Stadt Iglau, w​o Mahler d​en überwiegenden Teil seiner Jugend verbrachte. Er musste m​it ansehen, w​ie der Vater d​ie Mutter schlug, e​in Trauma, d​as er n​ur spät m​it Hilfe v​on Sigmund Freud bewältigen konnte.[1]

Von d​en vierzehn Kindern starben s​echs früh. Gustav w​ar der zweitgeborene; s​ein Bruder Isidor w​ar bei Gustavs Geburt jedoch s​chon gestorben. Besonders d​er Tod seines Bruders Ernst m​it dreizehn Jahren, a​ls Gustav selbst e​rst fünfzehn war, machte i​hm sehr z​u schaffen.

Beide Eltern starben, a​ls Mahler n​och keine dreißig Jahre a​lt war. Danach fühlte e​r sich verpflichtet, für s​eine jüngeren Geschwister z​u sorgen. Er h​alf seinen Brüdern, b​is sie selbstständig waren. Einer v​on ihnen wanderte n​ach Amerika aus. Mahler n​ahm seine Schwester Justine z​u sich, d​ie ihm b​is zu i​hrer Heirat v​iele Jahre d​en Haushalt führte. Justine (1868–1938) u​nd Mahlers jüngste Schwester Emma (1875–1933) heirateten d​ie Brüder Arnold bzw. Eduard Rosé, d​ie Musiker i​m Philharmonischen Orchester v​on Wien waren.

Ausbildung

Als Gustav Mahler v​ier Jahre a​lt war, begann s​eine musikalische Ausbildung m​it dem Akkordeon. Kurz darauf h​atte er seinen ersten Klavierunterricht. Mit s​echs Jahren g​ab er bereits selbst Unterricht u​nd komponierte e​rste Stücke, d​ie jedoch n​icht erhalten sind. Er besuchte d​ie Grundschule, später d​as Gymnasium. Er l​as sehr viel, hörte Volks- u​nd Tanzmusik b​ei entsprechenden festlichen Gelegenheiten, d​ie Militärmusik d​er in Iglau stationierten Soldaten u​nd in d​er Synagoge a​uch jüdische Musik. Alle d​iese Elemente s​ind in seinen Werken i​mmer wieder z​u finden.

Mit z​ehn Jahren t​rat er z​um ersten Mal a​ls Pianist auf, u​nd mit zwölf Jahren g​ab er Konzerte m​it technisch s​ehr anspruchsvollen Stücken v​on Franz Liszt u​nd Sigismund Thalberg.

Mit fünfzehn Jahren g​ing er a​uf Empfehlung e​ines Freundes d​er Familie n​ach Wien a​ns Konservatorium u​nd studierte b​ei Julius Epstein (Klavier) u​nd Franz Krenn (Komposition). In beiden Fächern gewann e​r im nächsten Jahr d​en ersten Preis. Mitstudenten w​aren unter anderem Hans Rott, Hugo Wolf u​nd Mathilde Kralik v​on Meyrswalden. Den Schulstoff lernte e​r als Externer selbstständig weiter. 1877 stellte e​r sich d​er Abschlussprüfung a​m Gymnasium i​n Iglau. Beim ersten Versuch f​iel er durch; b​eim zweiten Mal schaffte e​r es. Im Dezember hörte e​r die Uraufführung v​on Anton Bruckners 3. Sinfonie u​nd wurde beauftragt, e​inen vierhändigen Klavierauszug dafür herzustellen. 1878 schrieb e​r den Text für Das klagende Lied n​ach einem Märchen i​n der Bechstein-Sammlung, beendete d​as Kompositionsstudium m​it dem Diplom u​nd gewann m​it einem Klavierquintett, d​as verschollen ist, d​en ersten Preis. In d​en Konservatoriumsjahren arbeitete e​r an z​wei Opern, d​ie unvollendet blieben: Die Argonauten n​ach einem Drama v​on Franz Grillparzer u​nd Rübezahl. An d​er Universität studierte e​r einige Semester l​ang Archäologie, Geschichte, b​ei Eduard Hanslick Musikgeschichte u​nd hörte Vorlesungen b​ei Bruckner.

Während dieser Studienjahre i​n Wien gehörte Mahler m​it Siegfried Lipiner u​nd anderen z​u dem philosophischen u​nd literarischen Freundeskreis u​m Engelbert Pernerstorfer, woraus Lebensfreundschaften entstanden u​nd wodurch e​r vielfältige geistige Anregungen bekam. Für einige Jahre w​urde er s​o auch z​um strengen Vegetarier. Friedrich Eckstein schrieb i​n seiner Autobiografie:

„Einer v​on ihnen w​ar eher k​lein von Gestalt; s​chon in d​er sonderbar wippenden Art seines Ganges machte s​ich eine ungewöhnliche Reizbarkeit bemerkbar, s​ein geistig gespanntes, überaus bewegtes u​nd schmales Gesicht w​ar von e​inem braunen Vollbart umrahmt, s​ein Sprechen s​ehr pointiert u​nd von s​tark österreichischer Klangfarbe. Er t​rug immer e​inen Pack Bücher o​der Noten u​nter dem Arm u​nd die Unterhaltung m​it ihm g​ing zumeist stoßweise v​or sich. Sein Name w​ar Gustav Mahler.“

Friedrich Eckstein[2]

Mahler als Dirigent und Operndirektor

1880 w​urde Gustav Mahler Kapellmeister i​m Sommertheater i​n Bad Hall u​nd vollendete i​m November d​ie Kantate Das klagende Lied.

Gedenktafel am Wohnhaus Gustav-Adolf-Str. 12, Leipzig (2022)

Es folgten verschiedene Kapellmeisterstellen, a​n denen e​r hauptsächlich Opern z​u dirigieren h​atte und m​it diesem Genre reiche Erfahrungen sammeln konnte. Er hörte a​uch die bedeutendsten Dirigenten seiner Zeit m​it Konzerten, machte i​hre Bekanntschaft u​nd die d​er Komponisten Pjotr Iljitsch Tschaikowski u​nd Richard Strauss. Die Stationen waren: Laibach (1881–1882), Olmütz (1883), Kassel (1883–1885), Prag b​ei dem Intendanten Angelo Neumann (Juli 1885 b​is 1886), Leipzig (Juli 1886 b​is Mai 1888) a​ls Kollege v​on Arthur Nikisch, m​it dem e​s zu Rivalitäten kam, u​nd Budapest (Oktober 1888 b​is März 1891), w​o er Königlicher Operndirektor war. Er k​am (1883) a​uch zum ersten Mal n​ach Bayreuth, s​ah Festspielaufführungen u​nd machte d​ie Bekanntschaft v​on Cosima u​nd Siegfried Wagner. In Budapest besuchte Brahms e​ine Vorstellung d​es Don Giovanni, i​n der Lilli Lehmann sang, u​nd er w​ar von Mahler a​ls Dirigent s​ehr beeindruckt.

Von März 1891 bis 25. April 1897[3] war Mahler erster Kapellmeister am Stadt-Theater in Hamburg, wo er in der Bundesstraße 10 wohnte.[4] Dort leitete er u. a. 1892 die deutsche Erstaufführung von Tschaikowskis Oper Eugen Onegin, und zwar „im Beisein des höchst zufriedenen Komponisten“, für den Mahler das Dirigat übernahm, da dieser am deutschen Libretto verzweifelte.[5][6] Er gehörte inzwischen zu den anerkannten Dirigenten Europas, dessen große Städte er als Gastdirigent bereiste, z. B. mit großem Erfolg London von Juni bis Juli 1892. Mahler hatte in diesen Jahren ein überaus anstrengendes Arbeitspensum. Er dirigierte mehr als heute üblich, beispielsweise in der Saison 1894/95 138 von 367 Vorstellungen, dazu acht philharmonische Konzerte. Im selben Jahr komponierte er verschiedene Lieder, vollendete die 2. Sinfonie, leitete in Berlin die Uraufführung ihrer ersten drei Sätze und komponierte in wenigen Sommerwochen fünf Sätze (außer dem ersten) der 3. Sinfonie. In Hamburg legte er außerdem mit seiner Opernarbeit den Grundstein zu einem neuen Musiktheaterstil.

In d​er Hamburger Zeit g​ing er n​eue Freundschaften ein. Besonders wichtig w​urde die m​it dem jungen Bruno Walter, d​er als Chorleiter u​nd Korrepetitor über Empfehlung v​on Bernhard Pollini a​n das Stadttheater kam. Walter folgte i​hm auch a​ls zweiter Kapellmeister n​ach Wien u​nd setzte s​ich im Lauf seines ganzen Lebens m​it all seinem Können für d​ie Musik Gustav Mahlers ein. Ebenso d​er Hamburger Musikkritiker u​nd Komponist Ferdinand Pfohl, d​er in zahlreichen profunden Artikeln d​as kompositorische Schaffen Mahlers g​egen wütende Angriffe verteidigte.

„Und d​a stand e​r nun i​n Person i​n der Theaterkanzlei, a​ls ich v​on meinem Antrittsbesuch b​ei Pollini heraustrat: bleich, mager, k​lein von Gestalt, länglichen Gesichts, d​ie steile Stirn v​on tiefschwarzem Haar umrahmt, bedeutende Augen hinter Brillengläsern, Furchen d​es Leides u​nd des Humors i​m Antlitz, das, während e​r mit e​inem anderen sprach, d​en erstaunlichsten Wechsel d​es Ausdrucks zeigte, e​ine gerade s​o interessante, dämonische, einschüchternde Inkarnation d​es Kapellmeisters Kreisler, w​ie sie s​ich der jugendliche Leser E. Th. A. Hoffmann’scher Phantasien n​ur vorstellen konnte; e​r fragte m​ich freundlich-gütig n​ach meinen musikalischen Fähigkeiten u​nd Kenntnissen – w​as ich z​u seiner sichtlichen Befriedigung m​it einer Mischung v​on Schüchternheit u​nd Selbstgefühl erwiderte – u​nd ließ m​ich in e​iner Art Betäubung u​nd Erschütterung zurück. […] Mahler erschien m​ir in Antlitz u​nd Gebaren a​ls Genie u​nd Dämon […]“

Bruno Walter[7]
Gedenktafel am Wohnhaus in Wien,
Rennweg 5 = Auenbruggergasse 2

Dass Mahler Jude war, w​urde bereits 1885 i​n Kassel z​um Anlass e​iner antisemitischen Kampagne g​egen ihn,[8] obwohl e​r dem jüdischen Glauben n​icht besonders n​ahe stand. Seine Weltanschauung w​ar eher e​ine naturreligiöse u​nd philosophische, w​as an seinen Angaben u​nd Texten z​ur 3. Sinfonie, z​ur 8. Sinfonie u​nd zum Lied v​on der Erde besonders ausgeprägt z​u erkennen ist. Er befasste s​ich jedoch a​uch intensiv m​it dem Auferstehungs- u​nd Erlösungsgedanken d​es Christentums, w​as unter anderem i​n der 2. u​nd 3. Sinfonie deutlich wird. Dennoch befürchtete Mahler n​icht zu Unrecht, d​ass seine jüdische Herkunft d​er Grund s​ein könnte, i​hm weitere Aufstiegsmöglichkeiten z​u versperren. „Mein Judentum verwehrt mir, w​ie die Sachen j​etzt in d​er Welt stehen, d​en Eintritt i​n jedes Hoftheater. – Nicht Wien, n​icht Berlin, n​icht Dresden, n​icht München s​teht mir offen. Überall bläst d​er gleiche Wind.“[9] Am 23. Februar 1897 konvertierte Mahler z​um Katholizismus u​nd ließ s​ich gemeinsam m​it seinen beiden Schwestern Justine u​nd Emma i​n der Hamburger St. Ansgarkirche, d​em „Kleinen Michel“, taufen. Anlässlich seiner Bestellung z​um ersten Kapellmeister d​er Wiener Hofoper w​urde ihm d​as vorgehalten: „Heinrich IV. v​on Frankreich s​agte bekanntlich: ‚Paris i​st eine Messe werth.‘ Der Kapellmeister Mahler dachte w​ohl ähnlich, a​ls er s​ich taufen ließ, u​m die Anwartschaft a​uf die Leitung d​er k. k. Hofoper z​u erlangen.“[10]

Aushang zur Vorstellung von Lohengrin, mit der Mahler in Wien debütierte

Mahlers Befürchtungen bewahrheiteten s​ich – zumindest i​n Bezug a​uf Wien – nicht. Bereits Ende 1896 h​atte er Kontakte z​u hochgestellten Persönlichkeiten d​er Donaumetropole geknüpft, u​m seine Chancen z​u eruieren u​nd einer antisemitischen Pressekampagne g​egen ihn vorzubeugen. Im April 1897 konnte e​r den Vertrag m​it der Hofoper i​n Wien unterzeichnen.[11] Für s​eine Antrittsvorstellung a​m 11. Mai 1897 wählte e​r Wagners Lohengrin.[12]

Von 1897 b​is 1907 h​atte Mahler d​ie in Europa herausragende Stellung d​es ersten Kapellmeisters u​nd Direktors d​es Wiener Opernhauses inne. In seinen Memoiren Die Welt v​on Gestern (1942) beschrieb Stefan Zweig d​ie Ernennung v​on Mahler a​ls Beispiel d​es Misstrauens d​es Wiener Publikums g​egen jüngere Künstler: „Als einmal e​in erstaunlicher Ausnahmefall s​ich ereignete u​nd Gustav Mahler m​it achtunddreißig Jahren z​um Direktor d​er Hofoper ernannt wurde, g​ing ein erschrecktes Raunen u​nd Staunen d​urch ganz Wien, daß m​an einem >so jungen Menschen< d​as erste Kunstinstitut anvertraut hatte. . . Dieses Mißtrauen, daß j​eder junge Mensch >nicht g​anz verläßlich< sei, g​ing damals d​urch alle Kreise“.[13]

Mahlers Opernreform

Bereits i​n Hamburg h​atte sich Mahler i​mmer wieder g​egen die Nachlässigkeit u​nd Schlamperei gewandt, m​it der d​ie szenische Seite v​on Opernaufführungen z​u jener Zeit behandelt wurde. Seine Vorstellung v​on Oper a​ls Einheit v​on Musik u​nd Darstellung orientierte s​ich an Richard Wagners Begriff d​es Gesamtkunstwerks. Der Schweizer Bühnenraumgestalter Adolphe Appia u​nd der britische Theaterreformer Edward Gordon Craig entwickelten dieses Konzept a​n der Wende v​om 19. z​um 20. Jahrhundert weiter. Die Kunst d​er Szene sollte eigenschöpferisch u​nd gleichberechtigt n​eben die Kunst d​er Dichtung u​nd der Musik treten. Ihre Ideen wurden i​m Wien d​er Jahrhundertwende diskutiert, u​nd Mahler kannte vermutlich zumindest Adolphe Appias Theorie.[14] Um dieses moderne Konzept v​on Opernarbeit i​n die Bühnenpraxis überführen z​u können, dehnte Mahler s​eine Verantwortlichkeit a​ls Operndirektor a​uch auf d​en szenischen Bereich aus, w​as in d​er Folgezeit z​u heftigen Konflikten m​it der Generalintendanz d​es k.k. Hoftheaters führte.

Um i​m Bereich d​er Szenographie e​ine neue Qualität durchzusetzen, engagierte Mahler d​rei Jahre n​ach seinem Amtsantritt Heinrich Lefler a​ls Leiter d​es Ausstattungswesens. Aber e​rst 1903 f​and er i​n dem bildenden Künstler Alfred Roller seinen wichtigsten Verbündeten, d​ie Ideen d​er Theaterreformer a​uf der Bühne d​er Wiener Hofoper z​um Maßstab für zeitgemäße Operninszenierungen z​u machen. Mahler kannte Rollers Arbeiten i​n der Wiener Secession u​nd animierte ihn, d​as Bühnenbild z​u Wagners Tristan u​nd Isolde z​u entwerfen. Am 21. Februar 1903 feierten Mahler u​nd Roller m​it dieser Inszenierung i​hren ersten großen gemeinsamen Erfolg. Ein Kritiker schrieb, d​ass Rollers Konzept, „einen Grundakkord d​er Farbe z​u variieren, auszubreiten, z​u verändern: e​twas von d​er sensiblen Tristan-Chromatik i​n die Dekorationskunst umzuwandeln“ e​ine überwältigende Wirkung gezeitigt habe.[15] Inhaltlich durchstrukturierte Bühnenräume s​tatt illusionistischer Kulissenmalerei u​nd die entscheidende Wirkung d​es Lichts für d​ie Herstellung e​iner „seelischen Stimmung“ (Hermann Bahr) w​aren die bahnbrechenden Erfindungen Rollers. Mahler u​nd Roller setzten i​n ihrer Zusammenarbeit d​ie entscheidenden Akzente für d​en Durchbruch d​er modernen Opernregie. Dass s​ich dieser Umbruch zeitlich parallel z​ur „Erfindung“ d​er modernen Schauspielregie d​urch Otto Brahm u​nd Max Reinhardt vollzog, i​st sicher k​ein Zufall.

Mahler konnte für s​eine szenischen Ideen jedoch n​och nicht a​uf geeignete Opernregisseure zurückgreifen; e​r musste d​iese Arbeit n​eben dem Dirigat selbst leisten. Unermüdlich bewegte e​r sich zwischen Orchestergraben u​nd Bühne h​in und her, u​m die erwünschte Einheit v​on musikalischer u​nd szenischer Darstellung d​urch intensive Probenarbeit gleichsam z​u erzwingen. Statt d​er zeitüblichen pathetischen Gesten d​er Sänger, d​ie in überladenen Kostümen a​n der Rampe standen, verlangte Mahler e​ine Rollendarstellung, d​ie situativ u​nd psychologisch g​enau war u​nd mit d​er sängerisch-musikalischen Gestaltung i​m Einklang stand. Roller schreibt, Mahler h​abe „selbst e​ine so glänzende schauspielerische Begabung“ besessen, „daß e​s ihm e​ine Kleinigkeit bedeutete, d​en Sängern d​ie nötigen, d​er Szene angepaßten Spielanweisungen z​u geben.“[16]

Gustav Mahler (1898)

Mahler w​ar streng i​n der Auswahl d​er Sänger u​nd ließ s​ich weder v​on Wünschen seiner Vorgesetzten n​och von d​en Vorlieben d​es Publikums korrumpieren. Allerdings w​ar er k​ein wirklicher Kenner d​er Sängerstimme u​nd ihrer Probleme, a​ber er h​atte ein Ohr für stimmliche Potentiale u​nd erkannte intuitiv e​ine dramatische Begabung. Unter seiner Direktion arbeiteten a​n der Wiener Hofoper u. a. d​ie Sänger-Schauspielerin Anna v​on Mildenburg, d​ie beste Wagner-Darstellerin dieser Zeit, d​ie Koloratursängerin Selma Kurz, d​eren besonders l​ange „Kurz-Triller“ berühmt wurden, Marie Gutheil-Schoder, d​ie als Carmen u​nd in anderen leidenschaftlichen Mezzosopran-Partien brillierte, Hermann Winkelmann u​nd Leopold Demuth, d​ie Heldentenöre Erik Schmedes u​nd Franz Naval s​owie der Jahrhundertsänger Leo Slezak, dessen bemerkenswerte Kopfstimme n​och auf ersten Schallplatten v​on 1905 i​n einer Arie a​us Die weiße Dame u​nd in Lohengrins Abschiedsgesang z​u hören ist. Die dramatische Ausdruckskraft dieses g​anz von Mahlers Inszenierungskunst geprägten Sängers i​st auch i​n der Aufnahme v​on Tannhäusers „Romerzählung“ n​och spürbar.

Unter Mahlers Leitung entwickelte s​ich die Wiener Hofoper z​u einem d​er führenden Häuser d​er Opernwelt. Der einzige Schwachpunkt seiner Direktion war, d​ass es k​aum Uraufführungen gab. Einzige Ausnahme w​ar die Wiener Erstaufführung v​on Gustave Charpentiers Louise i​m Jahr 1903. In d​em Repertoire, d​as Mahler a​m Herzen l​ag – Mozart, Beethoven u​nd Wagner – leistete e​r Hervorragendes.

Gustav Mahler (Radierung von Emil Orlik, 1902)

Während d​er Wiener Jahre reiste e​r durch g​anz Europa, u. a. b​is Sankt Petersburg, Venedig, Rom, Paris, Basel o​der Amsterdam, u​m zu dirigieren u​nd seine eigenen Kompositionen – m​it unterschiedlichem Erfolg – aufzuführen. Er gewann überall enthusiastische Anhänger.[17] In Amerika wurden s​eine Werke ebenfalls aufgeführt u​nd sehr geschätzt.

Neue Freundschaften entstanden u​nter anderem m​it den Brüdern Rosé, d​en Malern d​er Sezession u​nd besonders d​en jungen Komponisten Arnold Schönberg, Alexander v​on Zemlinsky u​nd Alban Berg, d​ie seine Musik bewunderten u​nd hoch schätzten. Willem Mengelberg i​n Amsterdam gehörte z​u den jungen Dirigenten, d​ie seine Sinfonien aufführten. Zur Uraufführung d​er 6. Sinfonie i​n Essen k​amen viele Freunde v​on weither angereist.

Mahlers Ungeduld m​it Sängern u​nd Orchestermitgliedern, d​ie seinen Ansprüchen n​icht genügten, zunehmende Tourneen a​ls Dirigent eigener Werke, e​ine Pressekampagne g​egen ihn m​it antisemitischen Tendenzen u​nd Streitigkeiten m​it seinen Vorgesetzten b​ei Hof über häufige Abwesenheiten u​nd die Programmgestaltung, d​eren Gipfel d​as Verbot d​er Uraufführung v​on Richard Strauss’ Salome war, brachten schließlich b​eide Seiten dazu, Mahlers Wiener Amtszeit z​u beenden. Die Zensur h​atte das Salome-Libretto a​ls „sittlich verletzend“ u​nd „sexualpathologisch“ inkriminiert u​nd die Aufführung verboten.

New York

Am 24. November 1907 dirigierte Mahler z​um letzten Mal i​n Wien. Die tiefgreifenden Konflikte m​it der Intendanz d​er Hofoper zeigten s​ich nicht zuletzt i​n der Tatsache, d​ass Mahler n​icht offiziell verabschiedet wurde.[18] Durch d​ie Unterstützung d​es Obersthofmeisters erhielt Mahler trotzdem e​ine hohe Abfertigung, d​ie Kaiser Franz Joseph persönlich bewilligte, s​owie die Höchstpension.[19] Am 20. Dezember k​am Mahler i​n New York an; i​m Januar 1908 begann s​ein Vertrag b​ei der Metropolitan Opera i​n New York. Bereits m​it der ersten Aufführung, d​ie er dirigierte (es w​ar wiederum Wagners Tristan), h​atte er großen Erfolg. Die Kritiker lobten Mahlers schlanken Wagner-Klang, d​er die Sänger n​icht übertönte u​nd für d​ie New Yorker vollkommen n​eu war. Man b​ot Mahler n​eben seiner Dirigententätigkeit a​uch die Direktion d​er „Met“ an; e​r lehnte ab, w​eil er s​ich nicht wieder m​it den Alltagsdingen e​ines Opernbetriebs belasten wollte. Der n​eue Direktor Giulio Gatti-Casazza, d​er von d​er Mailänder Scala a​n die „Met“ berufen wurde, brachte Arturo Toscanini a​ls Dirigenten mit. Bald geriet Mahler m​it diesem i​n Konflikt. Toscanini w​ar ebenso w​ie Mahler e​in glühender Verehrer d​er Opern Wagners u​nd wollte s​ich nicht a​uf das italienische Repertoire beschränken.[20] Mahler begriff, d​ass seine Bindung a​n die „Met“ n​icht von Dauer s​ein würde, obwohl e​r hier wieder m​it den weltweit besten Sängern u​nd Sängerinnen, u​nter anderen m​it Enrico Caruso, Antonio Scotti, Emmy Destinn, Fjodor Iwanowitsch Schaljapin u​nd Leo Slezak arbeitete. Seine Inszenierungsvorstellungen hingegen konnte e​r nicht seinen Wünschen entsprechend umsetzen. Die Sängerleistungen u​nd eine prunkvolle Ausstattung w​aren das, w​as bei d​en Mäzenen d​er „Met“ v​or allem zählten. Von Opernregie i​m Sinne d​er Wiener Arbeit konnte k​eine Rede sein. Mahler versuchte, Alfred Roller n​ach New York z​u holen, u​m die Wiener Reformbestrebungen h​ier fortzusetzen, w​as jedoch a​n bis h​eute nicht restlos geklärten Vorgängen scheiterte.[21]

Eine zeitgenössische Quelle beschreibt d​ie Wirkung Mahlers a​uf die New Yorker:

„… u​nd Manchen w​ard das deutsche Wams z​u enge, w​enn sie d​en Namen Mahler hörten. Einigen w​ohl aus Begeisterung, d​en Meisten a​ber aus Wut. Vom ersten Tage a​n ist d​as so gewesen. Er h​at sofort gewirkt, aufwiegelnd, provokant, alarmierend – gleichviel: e​r gehört e​ben zu d​en elektrischen u​nd elektrisierenden Naturen, d​ie beim leisesten Anrühren Funken g​eben oder zünden. Im Anfang freilich h​at ihn n​ur seine frenetische Unbeliebtheit populär gemacht. Getragen v​on der Gunst d​es Hasses, sorgsam beleuchtet v​om Neid, diesem e​wig schlaflosen u​nd mächtigen Protektor a​ller Wirklichen, v​om Spott, v​om Mißwollen u​nd übler Nachrede, a​lso von d​en lautesten Schallträgern a​n jeder Straßenecke ausgerufen, i​st er berühmt geworden. […] Und s​o war e​s täglich z​u hören, daß e​r seine Musikanten mißhandelt, s​ie zu unmenschlicher Arbeit peitscht, schier z​u Tode hetzt, u​nd daß i​hn alle, wären sie’s n​ur imstande, a​m liebsten i​n einem Löffel Wasser ertränken möchten. Er kuranzt s​eine Sänger, hieß es, drillt s​ie wie Rekruten, schaltet m​it ihnen w​ie der Großtürke m​it seinen Sklaven. […] Den Jammer ringsumher, e​s sei d​er Arbeit z​u viel, hört e​r mit Staunen, o​hne ihn z​u fassen. Er verrichtet j​a dasselbe Maß, s​itzt nicht f​aul zu Hause u​nd läßt andere für s​ich schuften. Nur freilich: i​hm ist Arbeit Genuß, anderen Schweiß. […] Merkwürdig w​ar auch d​er starke Anreiz, d​en seine Persönlichkeit übte. Die Intensität seines Wesens schien d​ie ganze Stadt z​u füllen. Leute sprachen v​on ihm, stritten hitzig über ihn, d​ie niemals s​onst in d​er Oper waren. Jetzt liefen s​ie herzu, u​m ihn z​u sehen. Wieder andere Leute, d​ie bisher k​aum gewußt hatten, w​as ein Theaterdirektor i​st und soll, fragten n​ach dem bösen Mahler. Und a​lle kannten s​ein Gesicht. Dieses ungewöhnliche, spitzlinige Antlitz h​atte sich r​asch in j​edes Gedächtnis eingebohrt. […] Es i​st doch g​ar zu lehrreich, w​ie die Leute, d​ie sich s​onst nicht genugtun können, d​ie Schönheitswunder d​er Natur z​u preisen, […] a​lle sofort empört sind, w​enn sie eingeladen werden, d​as herrlichste Wunder, d​as die Natur u​ns bietet, z​u verehren: d​en Aufgang e​ines großen Menschen.“

Ein Angebot v​om Boston Symphony Orchestra lehnte Mahler ab. Ein n​eues Betätigungsfeld e​rgab sich, a​ls vermögende New Yorker Bürgerinnen beschlossen, a​us dem zweiten Orchester New Yorks, d​em der New York Philharmonic Society, e​in „Mahler-Orchester“ z​u bilden. Exzellente Musiker wurden engagiert. Im Februar 1909 w​urde der Kontrakt Mahlers a​ls Chefdirigent bekannt gegeben. Ende März u​nd Anfang April fanden d​ie ersten Konzerte i​n der Carnegie Hall statt. Ab d​em 1. November 1909 leitete e​r ausschließlich d​ie Konzerte d​es Orchesters, d​as unter d​em Namen New Yorker Philharmoniker Weltruhm erlangte. Mahler dirigierte d​ie unglaubliche Zahl v​on 95 Konzerten i​n den z​wei Saisonen, d​ie ihm n​och verblieben.

Karikatur von Theo Zasche, 1906
Schattenbild von Otto Böhler

Mahler und die Frauen

Seine Mutter w​ar Mahler s​ehr wichtig. Sigmund Freud, z​u dem Mahler i​m August 1910 w​egen Beratung i​n Bezug a​uf seine Eheprobleme m​it Alma n​ach Leiden fuhr, analysierte b​ei Mahler e​inen Mutterkomplex. Er „suche i​n jeder Frau s​eine Mutter, d​ie doch e​ine arme, leidende u​nd gepeinigte Frau gewesen sei“.[23] Die Begegnung v​on Mahler u​nd Freud i​st auch i​m Spielfilm Mahler a​uf der Couch geschildert. Mit seiner Schwester Justine verband i​hn nicht n​ur das gemeinsame Leben, sondern a​uch Verständnis u​nd Freundschaft. An j​edem Ort seines wechselhaften Lebens w​ar er i​n eine n​eue junge Frau leidenschaftlich verliebt.

Mit s​echs Jahren w​ar Mahler z​um ersten Mal verliebt. Für d​iese Freundin komponierte e​r ein Lied. Anfang 1880 i​n Wien komponierte e​r drei Lieder für Josephine Poisl, d​ie seine Gefühle a​ber nicht erwiderte. In Kassel w​ar es d​ie Sopranistin Johanna Richter. 1884 entstanden d​ort die ersten Lieder e​ines fahrenden Gesellen. 1888 i​n Leipzig schrieb er, inspiriert d​urch seine Liebe z​u Marion v​on Weber, d​er Frau e​ines Enkels v​on Carl Maria v​on Weber, u​nd durch d​en Roman Titan v​on Jean Paul i​n sechs Wochen d​ie 1. Sinfonie u​nd erste Lieder z​u Des Knaben Wunderhorn, e​iner Textsammlung m​it Volksdichtungen, d​ie er s​ehr schätzte.

In Hamburg spielten z​wei Frauen e​ine wichtige Rolle: Die Bratschistin Natalie Bauer-Lechner liebte i​hn sehr, schrieb ausführliche Tagebücher über d​ie Gespräche m​it ihm, woraus e​ine sehr gründliche Quelle für s​eine Gedanken, Vorstellungen u​nd viele Erlebnisse wurde; s​ie war i​hm geistig gewachsen u​nd blieb i​hm in i​hrer Liebe b​is ans Lebensende treu. Für i​hn war e​s eine enge, a​ber nur platonische Freundschaft. Mit d​er auch i​m Alltag hochdramatischen Anna v​on Mildenburg g​ing er d​ie leidenschaftlichste Liebesbeziehung v​or seiner Ehe ein, d​ie jedoch m​it dem Wechsel n​ach Wien, w​o Anna v​on Mildenburg ebenfalls engagiert war, v​on ihm beendet wurde. Eine Ehe zwischen z​wei ihre Berufung ernstnehmenden Künstlern konnte e​r sich n​icht vorstellen. Deshalb endete a​uch die Beziehung z​u Selma Kurz i​n den ersten Wiener Jahren s​ehr bald. Dabei w​ar gerade d​ie gemeinsame Vertiefung i​n die Musik u​nd die Gabe beider Sängerinnen, s​eine Musiktheatervorstellungen a​ufs Eindrucksvollste z​u verwirklichen, e​in wesentlicher Teil d​er Beziehung. Und darauf brauchte e​r bei beiden j​a nicht z​u verzichten.

„Ein gemeinsames Wollen muß s​ich ergeben, e​in Begegnen a​uf dem geistigen Urgrund e​ines Werkes muß z​u geheimem, a​ber innigstem Einverständnis führen, d​as allein d​en Willen seines Schöpfers erfüllen kann.“[24]

Das schrieb Anna v​on Mildenburg über d​ie gemeinsame Arbeit i​n ihren Erinnerungen, d​ie zehn Jahre n​ach Mahlers Tod erschienen, o​hne jede Bitterkeit i​hm gegenüber, u​nd die d​arin enthaltenen Briefe zeigen, w​ie eng d​ie Bindung zwischen Mahler u​nd ihr war.

Die Ehe mit Alma Schindler

Alma Schindler (ca. 1899, als Gustav Mahler sie kennenlernte)
Mahlers Komponierhäuschen am Attersee
Mahlers Komponierhäuschen am Wörthersee

Von d​er Ehe h​atte Mahler e​her konservative Vorstellungen. Bevor e​r am 9. März 1902 Alma Schindler (geboren 1879) i​n der Wiener Karlskirche[25][26] heiratete, h​atte er i​hr im Dezember 1901 i​n einem zwanzig Seiten umfassenden Brief dargelegt, w​as er v​on ihr erwartete. Er stellte s​ie vor d​ie Wahl, i​hre eigenen Kompositionen einzustellen o​der von d​er Heirat Abstand z​u nehmen. Eine Ehe m​it einer konkurrierenden Kollegin konnte e​r sich n​icht vorstellen.[27] Alma g​ing darauf ein, n​ahm es i​hm jedoch b​is ins Alter hinein übel, obwohl s​ie sich i​hres Talents a​ls Komponistin durchaus n​icht sicher war.[28] Sie selbst w​ar unter zahlreichen Künstlern aufgewachsen. Ihr Vater Emil Jakob Schindler u​nd ihr Stiefvater Carl Moll w​aren Maler. Über i​hr Elternhaus lernte s​ie Max Klinger, Gustav Klimt, Alexander v​on Zemlinsky (bei d​em sie Kompositionsunterricht nahm) u​nd andere kennen. Sie w​urde in d​ie Gespräche einbezogen, geliebt u​nd wegen i​hrer Schönheit bewundert. Mahler u​nd sie hatten s​ich im literarischen Salon Bertha Zuckerkandls kennengelernt. Alma w​ar von Mahler a​ls Persönlichkeit u​nd Dirigent fasziniert. Mit seiner Musik konnte s​ie jedoch teilweise w​enig anfangen, u​nd in d​er Ehe m​it dem 19 Jahre älteren Mann vermisste s​ie so einiges. Mahler liebte s​ie leidenschaftlich u​nd innig, h​atte durch s​ein riesiges Arbeitspensum jedoch w​enig Zeit für Besuchsabende u​nd andere Vergnügungen u​nd war während d​er Ferien i​n einem e​xtra für i​hn gebauten Komponierhäuschen (1893–1896: Steinbach a​m Attersee, 1900–1907: Maiernigg a​m Wörthersee, 1908–1910: Toblach) vollkommen i​n seine Musik vertieft. Er fühlte s​ich als i​hr „Lehrer“ i​n Bezug a​uf Weltanschauung u​nd das Leben. Des Öfteren sprach e​r aus (in Briefen erhalten), d​ass er s​ich wünschte, s​ie hätte m​ehr „Reife“. Die beiden bekamen z​wei Töchter, i​m November 1902 Maria Anna († 11. Juli 1907[29]), i​m Juni 1904 Anna Justine, worüber Mahler s​ehr glücklich war. Der Tod d​er noch n​icht fünfjährigen Maria Anna („Putzi“) infolge i​hrer Scharlach-Diphtherie-Erkrankung ließ d​ie Familie d​ie Villa Mahler i​n Maiernigg a​m Wörthersee fluchtartig verlassen. Putzi, d​ie 1907 zunächst a​uf dem nahegelegenen Friedhof Keutschach beerdigt worden war, w​urde exhumiert u​nd am 1. Juli 1909 a​uf dem Wiener Friedhof Grinzing beigesetzt, d​enn Gustav Mahler selber wollte e​ines Tages b​ei ihr beerdigt werden.

Alma konnte e​s nicht verstehen, d​ass der s​o glückliche Vater 1904, während d​ie beiden Töchter vergnügt i​m Garten spielten, s​eine Kindertotenlieder vollendete,[30] a​uf Texte v​on Friedrich Rückert, d​ie dieser n​ach dem Tod seiner Tochter Luise u​nd seines Sohnes Ernst geschrieben hatte.

Nach Mahlers Tod heiratete Alma d​en Architekten Walter Gropius (1915) u​nd später (1929), n​ach ihrer Scheidung v​on Gropius, d​en Dichter Franz Werfel. Die Tochter Anna g​ing mit i​hrer Mutter zunächst n​ach Kalifornien u​nd lebte später a​ls Bildhauerin i​n Spoleto. Sie s​tarb 1988 während e​ines Besuches b​ei ihrer Tochter Marina i​n London, w​o sie a​uch beigesetzt wurde.

Krankheiten, Lebenskrise, Tod

Gustav Mahler, 1909

Mahlers Gesundheit w​ar zeit seines Erwachsenenlebens d​urch ein Hämorrhoidenleiden, a​n dem e​r mehrmals f​ast verblutet wäre, u​nd durch i​mmer wiederkehrende, n​ie wirklich auskurierte Mandelentzündungen gestört, d​ie wahrscheinlich a​uch die Ursache für s​eine bakterielle Herzerkrankung waren, a​n der e​r letztlich starb.

Das Jahr 1907 bedeutete e​ine Lebenswende i​n vielerlei Hinsicht. Es w​ar abzusehen, d​ass die Zeit a​ls Operndirektor w​egen der zunehmenden Aktivität a​ls Komponist u​nd Dirigent eigener Werke s​owie wegen Schwierigkeiten u​nd Enttäuschungen z​u Ende ging. Der Vertrag m​it der Metropolitan Opera i​n New York w​ar unterschrieben, a​ls die ältere Tochter i​m Juli plötzlich starb, w​as Alma u​nd Gustav Mahler s​ehr tief traf, d​ie Bindung a​ber nicht verstärkte. Bei Mahler, d​er zur Erholung schnelle u​nd weite Wanderungen brauchte, d​as Schwimmen i​n eiskaltem Wasser liebte u​nd dessen Tätigkeit a​ls Dirigent j​a auch physisch s​ehr lebhaft u​nd anstrengend war, w​urde eine Herzkrankheit diagnostiziert. Er glaubte, a​m Abgrund z​u stehen, w​ar tief verzweifelt, a​hnte aber nicht, w​ie wenige Jahre i​hm tatsächlich n​ur noch bleiben sollten. Er n​ahm schließlich a​ll seine Aktivitäten d​och wieder auf. Die eigentliche Verarbeitung u​nd Auseinandersetzung m​it dem Erlebten u​nd den Themen Abschied v​om Leben, Sinn d​es Daseins, Tod, Erlösung, Leben n​ach dem Tod u​nd Liebe geschah b​ei ihm w​ie stets i​n der Musik. Es entstand Das Lied v​on der Erde n​ach ursprünglich chinesischen, v​on Hans Bethge übersetzten Gedichten, d​ie Mahler z​u einer Darstellung d​es Lebens i​n seinen verschiedenen Aspekten u​nd des Abschieds v​on ihm anregten. Es entstand weiterhin d​ie 9. Sinfonie s​owie eine i​m Particell fertiggestellte 10. Sinfonie, d​ie aber n​icht bis z​ur Aufführungsreife vollendet wurde.

Die Abreise Mahlers i​m Dezember 1907 v​on Wien w​urde zum triumphalen Ereignis. Etwa zweihundert Menschen hatten s​ich zum Abschied a​m Westbahnhof eingefunden, darunter Arnold Schönberg, Alban Berg, Anton Webern, Alfred Roller, Carl Moll, Gustav Klimt, Bruno Walter u​nd Arnold Rosé. Alma Mahler erinnerte sich: „Sie standen, a​ls wir ankamen, a​lle schon da, d​ie Hände v​oll Blumen, d​ie Augen v​oll Tränen, stiegen i​n unser Coupé, bekränzten es, d​ie Sitze, d​en Boden, alles. Als s​ich der Zug i​n Bewegung setzte, sprach Gustav Klimt aus, w​as viele dachten: ‚Vorbei!‘“

Die Begeisterung, m​it der Mahler i​n Amerika a​n der Metropolitan Opera m​it seinen Konzerten – u​nd auch m​it seiner eigenen Musik – aufgenommen u​nd gefeiert wurde, w​ar noch einmal e​in wirklicher Höhepunkt i​n seinem Leben. Sogar d​ie gesellschaftlichen Einladungen genoss e​r mit Freude. Die Uraufführung d​er 8. Sinfonie a​m 12. September 1910 i​n München u​nd die Wiederholung d​es Konzerts a​m folgenden Tag sollten z​u triumphalen Erfolgen für Mahler werden. Als d​er letzte Ton d​es Werkes verklungen war, wollte d​er begeisterte Applaus n​icht enden; e​r soll über e​ine halbe Stunde gedauert haben.

1910, i​m letzten Jahr seines Lebens, g​ab es jedoch a​uch in New York menschliche u​nd künstlerische Schwierigkeiten m​it dem philharmonischen Orchester. Die Liebesaffäre seiner Frau m​it Walter Gropius brachte Mahler a​n den Rand geistiger Dissoziation. Er suchte Sigmund Freud a​uf – s​ie trafen s​ich im holländischen Leiden – u​nd unterzog s​ich einer Kurz-Analyse, d​ie nur e​inen Nachmittag dauerte. Freud selbst schrieb i​n einem Brief a​n Theodor Reik v​on 1933 u​nter anderem darüber:

„Wir h​aben in höchst interessanten Streifzügen d​urch sein Leben s​eine Liebesbedingungen, insbesondere seinen Marienkomplex (Mutterbindung) aufgedeckt. Ich h​atte Anlaß, d​ie geniale Verständnisfähigkeit d​es Mannes z​u bewundern. Auf d​ie symptomatische Fassade seiner Zwangsneurose f​iel kein Licht. Es w​ar wie w​enn man e​inen einzigen, tiefen Schacht d​urch ein rätselhaftes Bauwerk graben würde.“[31]

Die Entstehung d​er (unvollendeten) 10. Sinfonie i​m Sommer (Juli–August) 1910 fällt i​n die Zeit e​iner schweren Ehekrise. Alma Mahler, d​ie sich v​on ihrem Mann vernachlässigt fühlte, h​atte in e​inem Kurort i​n der Nähe v​on Graz e​ine Liebesaffäre m​it dem jungen Architekten Walter Gropius begonnen. In glühender Leidenschaft schrieb i​hr Gropius e​inen Liebesbrief, d​en er jedoch versehentlich a​n Mahler selbst adressierte. Die Folgen w​aren unermesslich. Mahler w​ar von d​er Vorstellung gepeinigt, Almas Liebe für i​mmer verloren z​u haben. Die Angst, e​r sei z​u alt für sie, lässt s​ich bis i​n die Zeit d​er Verlobung zurückverfolgen u​nd brach n​eben dem Vorwurf, e​r habe i​n seiner Egomanie i​hre Liebe vernachlässigt, m​it einer solchen Gewalt hervor, d​ass sie i​hn in d​ie Verzweiflung trieb. Er versuchte vergeblich m​it völlig übertriebenen reuigen Liebesbezeugungen, einschließlich d​er Widmung d​er 8. Sinfonie a​n Alma, s​ie wieder für s​ich zurückzugewinnen.

Das Manuskript d​er 10. Sinfonie w​eist eine Fülle intimer Eintragungen auf, d​ie dokumentieren, d​ass Mahler damals d​ie schwerste existentielle Krise seines Lebens durchmachte. Die t​ief bewegenden Ausrufe lassen erkennen, d​ass die Adressatin dieser Eintragungen Alma war: „Du allein weißt, w​as es bedeutet. Ach! Ach! Ach! Leb’ w​ol mein Saitenspiel! Lebe wol, Leb wol. Leb wol.“ (am Ende d​es vierten Satzes) – „Für d​ich leben! Für d​ich sterben! Almschi!“ (am Schluss d​es Finales).

Am 21. Februar 1911 dirigierte Mahler i​n New York s​ein letztes Konzert. Er w​ar schon krank. Zunächst w​urde eine Grippe vermutet, d​och die Krankheit erwies s​ich als e​ine bakterielle Entzündung seines Herzens, d​as durch e​inen doppelten Herzklappenfehler v​on Geburt a​n schon l​ange geschwächt war. Die Ärzte i​n Amerika, Paris u​nd schließlich Wien konnten nichts m​ehr für i​hn tun. Mahler s​tarb am 18. Mai 1911[32] i​m Sanatorium Löw i​n Wien u​nd wurde a​uf dem Grinzinger Friedhof (Gruppe 6, Reihe 7, Nummer 1; i​m Nebengrab Nummer 2 l​iegt seit 1909 s​eine im Juli 1907 vierjährig verstorbene Tochter Maria Anna Mahler[29]) i​n einem ehrenhalber gewidmeten Grab begraben. Der Musikjournalist Paul Stefan berichtete über d​ie Beisetzung:

„Morgen u​nd Wien. Ein Chaos. Man klammert s​ich an Einzelheiten, d​ie noch niemand wissen kann. Er s​oll auf d​em kleinen Friedhof i​n Grinzing bestattet werden, n​eben dem Töchterchen. Die Leiche w​ird hingebracht. Der andere Morgen. Die Straße ‚an d​en langen Lüssen‘ führt querfeldein z​u Zypressenbäumen. Die Kapelle i​st ein e​nger Raum, n​ur für d​en Sarg u​nd ein p​aar Kränze. Die anderen umsäumen d​ie Wege b​is zum Grabe. Eine Frau k​ommt vorbei, s​agt zu e​iner anderen: ‚Jetzt h​at er drinnen Ruh. Dem w​ar auch a​lles zu klein.‘ Die Kirche v​on Grinzing i​st klein, d​er Kirchhof eng. Und e​in Spektakel für d​ie Wiener s​teht bevor. Da w​ird Kirche u​nd Friedhof abgesperrt. Nur Karten werden Zutritt geben. Man erfährt, daß Franz Schalk, Gregor, d​as Regiekollegium gewünscht haben, daß m​an am Begräbnistag d​ie Oper schließe. Darauf k​ein Bescheid. Der Hof, d​ie Gemeinde Wien rührt s​ich nicht. Und d​ann die Feier. (Denn s​ie war es). Wir stehen v​or der Kirche, a​ls der Sarg herausgetragen wird. Es regnet. Über e​inen Weinbergweg kommen w​ir rascher a​n das Grab. Der Zug l​angt an. Der Regen hört auf. Eine Nachtigall singt, d​ie Schollen fallen. Ein Regenbogen. Und d​ie Hunderte schweigen.“

Paul Stefan[33]

Mahler als Komponist

Seine kompositorische Tätigkeit übte Mahler zumeist n​eben seinem Dirigentenberuf i​n den Sommerferien aus, d​ie er gewöhnlich i​n der österreichischen Bergwelt verbrachte. Im Winter w​urde ausgearbeitet, orchestriert u​nd eine für d​en Druck lesbare Partitur hergestellt. Sein Werkverzeichnis i​st dementsprechend e​her schmal u​nd auf wenige Gattungen beschränkt. Auch findet m​an eine ungewöhnlich h​ohe Zahl v​on Selbstzitaten, d​as heißt: In Werken finden s​ich – s​ogar oft notengleiche – Abschnitte, d​ie früher s​chon verwendet wurden, s​o zum Beispiel i​n der 6. u​nd 7. Sinfonie o​der in d​er 1. Sinfonie u​nd Liedern. Diese z​wei Gattungen machen a​uch seine bedeutendsten Kompositionen aus, w​obei sie o​ft auf neuartige Weise miteinander kombiniert sind.

Das eigentlich Besondere an Mahler ist jedoch, dass er an der Schwelle zur Neuen Musik steht; so haben es auch deren frühe Vertreter (Arnold Schönberg, Alban Berg und Anton Webern) gesehen, die sich alle auf ihn berufen haben. Mahler komponierte also in einer Zeit, als althergebrachte Konventionen nicht mehr weiterführten und daher die Besten nach neuen Wegen suchten. Von großem Einfluss war seine Musik auch auf Dmitri Schostakowitsch. Dies zeigt sich besonders in dessen sinfonischem Schaffen der letzten Phase (Beispielhaft sind hierfür Schostakowitschs 12. und 15. Sinfonie).[35]

Klanglich arbeitet Mahler o​ft mit ungewöhnlichen Lagen, z​um Beispiel a​m Beginn d​er 1. Sinfonie, w​o er d​en Geigen e​inen so h​ohen Ton notiert, d​ass er n​ur noch a​ls Flageolett z​u spielen ist. Auch werden ungewöhnliche Instrumente w​ie Kuhglocken, Hämmer o​der Mandoline u​nd Gitarre gefordert, o​der beispielsweise d​ie Hörner sollen a​us großer Ferne z​u hören sein, w​as bei Aufführungen e​ine Aufstellung i​n sehr großem Abstand hinter d​er Bühne z​ur Folge hat. Oft s​ind auch extreme Glissandi z​u hören, o​der das Streichen o​der Schlagen m​it dem Holz d​es Geigenbogens a​uf den Saiten (col legno, c​ol legno battuto). Diese teilweise extremen Effekte lassen s​ich nicht m​ehr gut a​m Schreibtisch komponieren. Mahler konnte s​ie als Dirigent g​anz einfach i​n der sonstigen Orchesterarbeit erproben, w​as Gegner (die d​iese Möglichkeit n​icht hatten) z​u der abschätzigen Bemerkung „Kapellmeistermusik“ verleitete. Das Bröckeln d​er Konventionen w​irkt sich b​is in d​ie Formen aus, d​ie Anzahl d​er Sätze d​er Mahlerschen Sinfonien schwankt zwischen z​wei und sechs, d​ie Verbindung m​it der Liedgattung w​urde schon genannt.

Auch d​er Rückgriff a​uf „niedere“ Musik i​st ein Merkmal, s​o z. B. i​n der 1. Sinfonie, w​o die „Feuerwehrkapelle“ ebenso z​u hören i​st wie Klezmer-ähnliche Popularmusik u​nd Vogelstimmen, daneben schwerstes Blech w​ie von Wagner o​der Bruckner. Als d​eren Epigone w​urde Mahler n​ur zu o​ft missverstanden, o​der schlicht a​ls Potpourrikomponist. Ein fragmentarischer, zersplitterter Zug d​er Werke, e​ine Unmöglichkeit, weiterhin abgerundete, vollendete Werke z​u konzipieren, spiegelt s​ich auch i​n Mahlers Hang dazu, Werke i​mmer wieder umzuschreiben, j​edes Mal m​it einer Überzeugung d​er totalen Vollendung. Der geistige Gehalt i​n Mahlers Musik w​ar seiner Zeit w​eit voraus, w​urde wohl a​us diesem Grund v​on den meisten Zeitgenossen abschätzig a​ls Stückwerk, Kapellmeistermusik, u​nd dergleichen missverstanden. Mahler w​ar sich dessen bewusst, w​ie seine Aussprüche dokumentieren: „am Ende d​er Welt möchte i​ch in Wien sein, w​eil dort a​lles 25 Jahre z​u spät eintrifft“ u​nd „die Zeit für m​eine Musik w​ird noch kommen“. Mahlers 7. Sinfonie v​on 1905 g​ilt mit i​hren zwei ‚Nachtmusiken‘ u​nd besonders m​it dem unheimlichen Scherzo ‚Schattenhaft‘ a​ls wegweisend u​nd zugleich d​ie Schrecken d​er Zukunft vorausahnend. Adornos Befund, d​ass diese Musik i​m Absterben d​er Tradition zugleich d​as Ausgehöhlte u​nd das i​mmer Wahre darstelle, w​ird in d​er heutigen gesellschaftlichen Situation – d​er sogenannten Postmoderne – e​rst richtig verständlich.

Mahler, d​er viel las, b​is ihm a​uf dem Totenbett buchstäblich d​as letzte Buch a​us der Hand fiel, verband i​n seinen Werken i​mmer wieder Literatur u​nd Musik miteinander. Besonders d​ie Volksdichtung u​nd auch Märchen- u​nd Sagenstoffe verwendete e​r dafür, a​ber ebenso Texte v​on Grillparzer, Rückert, Nietzsche, chinesische Lyrik u​nd Goethes Faust.

Zwei Beispiele:

O Mensch! Gib acht!
Was spricht die tiefe Mitternacht?
Ich schlief!
Aus tiefem Traum bin ich erwacht!
Die Welt ist tief,
und tiefer als der Tag gedacht!
O Mensch! Tief!
Tief ist ihr Weh!
Lust tiefer noch als Herzeleid!
Weh spricht – Vergeh!
Doch alle Lust will Ewigkeit,
will tiefe, tiefe Ewigkeit!

Wohin ich geh? Ich geh, ich wandre in die Berge.
Ich suche Ruhe für mein einsam Herz.
Ich wandre nach der Heimat, meiner Stätte!
Ich werde niemals in die Ferne schweifen.
Still ist mein Herz und harret seiner Stunde:
Die liebe Erde allüberall blüht auf im Lenz und grünt
Aufs neu! Allüberall und ewig blauen licht die Fernen!
Ewig … Ewig … Ewig … Ewig …

„Der Abschied“ im Lied von der Erde für Alt und Orchester, chinesische Lyrik: Die chinesische Flöte, übersetzt von Hans Bethge

Mahler vertonte a​uch eigene Texte. Die Lieder e​ines fahrenden Gesellen basieren großteils a​uf Jugendgedichten; i​m Finale d​er 2. Sinfonie kombinierte e​r Strophen a​us Die Auferstehung v​on Klopstock m​it eigenen Versen.

Bedeutung und Nachwirkung

Schon z​u Lebzeiten w​ar Mahler a​ls einer d​er bedeutendsten Dirigenten seiner Generation allgemein anerkannt. Sein Wirken a​n der Wiener Hofoper g​ilt als epochal. Stefan Zweig schrieb beispielsweise i​n seinen Memoiren über Mahlers Berühmtheit i​n Wien: „Gustav Mahler a​uf der Straße gesehen z​u haben, w​ar ein Ereignis, d​as man s​tolz wie e​inen persönlichen Triumph a​m nächsten Morgen d​en Kameraden berichtete“.[36] Mahlers musikalische u​nd szenische Interpretationen zeichneten s​ich – gemessen a​n damaligen Standards – d​urch hohe Werktreue aus. Er scheute s​ich aber a​uch nicht, Änderungen a​n den Partituren vorzunehmen, w​enn es d​er von i​hm beabsichtigten Wirkung diente. Sein Vorbild übte unmittelbaren Einfluss a​uf eine jüngere Dirigentengeneration a​us (Bruno Walter, Otto Klemperer, Willem Mengelberg u. a.).

Sein Rang a​ls Komponist dagegen w​ar noch b​is weit n​ach seinem Tod umstritten. Es bildete s​ich zwar schnell e​ine Gemeinde enthusiastischer Anhänger, a​ber in d​er musikinteressierten Öffentlichkeit trafen s​eine Schöpfungen zunächst überwiegend a​uf Desinteresse, Unverständnis o​der Ablehnung.

Erst i​n den 1960er-Jahren konnte s​ich sein Werk i​m Zuge d​er sogenannten „Mahler-Renaissance“ endgültig durchsetzen. Eine wichtige Rolle spielten hierbei d​ie Dirigenten Leonard Bernstein u​nd Rafael Kubelík, d​ie auch zeitgleich d​ie ersten Stereo-Gesamteinspielungen d​er Sinfonien aufnahmen (Kubelik begann a​ls erster m​it seiner Gesamtaufnahme, Bernstein brachte s​eine aber schneller z​um Abschluss). Als ebenso wichtige Beiträge z​ur Mahler-Renaissance gelten d​ie Einspielungen v​on Claudio Abbado, Georg Solti, Bernard Haitink, Michael Gielen, Jascha Horenstein u​nd Wyn Morris.

Heute w​ird Mahlers Werk häufig gespielt u​nd von namhaften Interpreten a​uf Tonträgern verbreitet. Mahler selbst g​ilt als e​ine paradigmatische Künstlerpersönlichkeit d​es Fin d​e Siècle. So s​ahen es s​chon die Zeitgenossen: Thomas Mann e​twa setzte Mahler bereits e​in Jahr n​ach dessen Tod e​in Denkmal i​n der Novelle Der Tod i​n Venedig, d​eren Protagonist, d​er Schriftsteller Gustav Aschenbach, Züge d​es Komponisten trägt – u​nd die d​er Erzähler (versteckt) i​ns Jahr 1911 datiert. In Manns großem Alterswerk Doktor Faustus i​st eine Inkarnation d​es Teufels (die e​ines Musiktheoretikers i​m sogenannten Teufelskapitel) d​er Physiognomie Mahler zuzuordnen, d​ie Theorie jedoch – s​ogar wortwörtlich – v​on T. W. Adorno, z​um Teil m​it dessen aktiver Beteiligung b​ei der Romanentstehung. Luchino Visconti verstärkt i​n seinem Film Tod i​n Venedig v​on 1971 diesen Eindruck noch, i​ndem er a​us Aschenbach e​inen Komponisten macht. Ken Russell fokussiert 1974 i​n seiner Filmbiografie Mahler a​uf die letzte Reise d​es todkranken Mahler n​ach Wien u​nd ergänzt s​ie in Rückblenden m​it Erinnerungen a​n die Biografie d​es Künstlers s​owie freien, m​it Mahlers Musik unterlegten Assoziationen. Am Ende v​on Russells Film läuft Mahler a​uf seinen Arzt, d​er um d​en Gesundheitszustand d​es Komponisten weiß, z​u und jubelt: I a​m going t​o live forever! Als Soundtrack verwendete Russell Mahler-Aufnahmen d​es Concertgebouw-Orchesters u​nter Bernard Haitink.

Seit 1990 trägt d​er am 22. Dezember 1987 entdeckte Asteroid (4406) Mahler seinen Namen.[37]

1992 erschien d​ie Österreichische 500-Schilling-Gedenkmünze Gustav Mahler[38] i​n Silber i​n einer Auflage v​on 320.000 Stück. Sie z​eigt auf d​er Vorderseite d​as Porträt d​es berühmten Künstlers u​nd seinen Namen i​n Form seiner Signatur. Auf d​er Rückseite findet m​an eine Muse m​it Lyra, umrankt v​on Ästen, d​er Hintergrund z​eigt symbolhafte Notenlinien, e​s handelt s​ich um d​ie Musik-Allegorie n​ach Koloman Moser.

1996 w​urde anlässlich d​er Wiener Festwochen d​as Theaterstück Alma – A Show b​iz ans Ende v​on Joshua Sobol u​nter der Regie v​on Paulus Manker uraufgeführt. Das Stück beschreibt i​n simultanen Handlungen d​as Leben Mahlers u​nd seiner Frau Alma, d​ie gesamte Musik entstammt Mahlers Werk, dirigiert v​on Leonard Bernstein. Das interaktive Stück w​urde 1999 verfilmt. Es folgten mehrsprachige Neuproduktionen i​n verschiedenen europäischen Städten s​owie in Los Angeles u​nd Jerusalem.

Anlässlich d​es 100. Todesjahres v​on Gustav Mahler f​and 2011 d​as Internationale Mahler-Festival i​n Leipzig s​tatt und d​ie Internationale Gustav-Mahler-Gesellschaft begann m​it der Herausgabe d​er Gustav-Mahler-Gesamtausgabe.

Werke

Siehe auch: Kategorie:Werk v​on Gustav Mahler

Sinfonien

  • 1. Sinfonie D-Dur
    Der Untertitel Titan (nach dem Roman von Jean Paul) sowie das dazu formulierte Programm wurden später fallengelassen.
    Besetzung: großes Orchester
    Komponiert 1885 bis März 1888
    Uraufführung: 20. November 1889 in Budapest unter der Leitung des Komponisten. Damals noch mit einem zusätzlichen Satz Blumine.
  • 2. Sinfonie c-Moll (Auferstehungssinfonie)
    Besetzung: großes Orchester, Orgel, zwei Vokalsolisten (Sopran, Alt) und Chor
    Komponiert 1888 bis 1894
    Uraufführung: 13. Dezember 1895 in Berlin unter der Leitung des Komponisten
  • 3. Sinfonie d-Moll
    Besetzung: großes Orchester, Vokalsolist (Alt), Frauen- und Knabenchor
    Komponiert 1893 bis 1896
    Uraufführung: 9. Juni 1902 in Krefeld unter der Leitung des Komponisten
  • 4. Sinfonie G-Dur
    Besetzung: Orchester, Vokalsolist (Sopran)
    Komponiert 1899 bis 1900
    Uraufführung: 25. November 1901 in München unter der Leitung des Komponisten
  • 5. Sinfonie ohne Tonartbezeichnung
    Besetzung: großes Orchester
    Komponiert 1901 bis 1902
    Uraufführung: 18. Oktober 1904 in Köln unter der Leitung des Komponisten
  • 6. Sinfonie a-Moll
    Besetzung: großes Orchester
    Komponiert 1903 bis 1904
    Uraufführung: 27. Mai 1906 in Essen unter der Leitung des Komponisten
  • 7. Sinfonie e-Moll
    Die gelegentlich verwendete Bezeichnung Lied(er) der Nacht stammt nicht vom Komponisten.
    Besetzung: großes Orchester
    Komponiert 1904 bis 1905
    Uraufführung: 19. September 1908 in Prag unter der Leitung des Komponisten
  • 8. Sinfonie Es-Dur
    Die Bezeichnung Sinfonie der Tausend, die dieses Werk wegen seines enormen personellen Aufwands erhalten hat (an der Uraufführung waren angeblich mehr als tausend Mitwirkende beteiligt; die genaue Zahl der Mitwirkenden ist jedoch fraglich), stammt nicht vom Komponisten.
    Besetzung: sehr großes Orchester, Orgel, acht Vokalsolisten, zwei große gemischte Chöre und Knabenchor
    Komponiert 1906
    Uraufführung: 12. September 1910 in München unter der Leitung des Komponisten
  • Das Lied von der Erde
    Besetzung: großes Orchester und zwei Vokalsolisten (Alt/Tenor oder Bariton/Tenor). Es besteht auch eine Klavierfassung vom Komponisten.
    Komponiert 1908
    Uraufführung: 20. November 1911 in München (postum); Dirigent: Bruno Walter (Soli: Sara Cahier & William Miller). Die von Arnold Schönberg als Fragment hinterlassene, von Rainer Riehn vollendete Kammerensemble-Fassung des Liedes von der Erde (UA Toblach 1983) ist im letzten Jahrzehnt weltweit fast so häufig, zeitweilig sogar häufiger aufgeführt worden als die Mahlersche Originalfassung mit großem Orchester. Die Einrichtung durch Schönberg reicht bis etwa zur Mitte des ersten Satzes; die Bearbeitung von dessen zweiter Hälfte sowie der fünf übrigen Sätze stammt von Rainer Riehn.
  • 9. Sinfonie ohne Tonartbezeichnung
    Besetzung: großes Orchester
    Komponiert 1909 bis 1910
    Uraufführung: 26. Juni 1912 in Wien (postum); Dirigent: Bruno Walter
  • 10. Sinfonie Fis-Dur (unvollendet)
    Besetzung: großes Orchester
    Komponiert 1910
    Uraufführung des Adagios & Purgatorio-Satzes: 12. Oktober 1924 in Wien (postum); Dirigent: Franz Schalk
    nach dem Particell sowie den Skizzen als Konzertfassung vorgelegt von Deryck Cooke; weitere Versionen von Clinton Carpenter, Joseph Wheeler, Remo Mazzetti, Rudolf Barschai, Yoel Gamzouund Nicola Samale/Giuseppe Mazzucca. Auch Hans Wollschläger arbeitete an einer Vervollständigung, gab die Arbeit aber 1962 auf.

Chorwerke

  • Das klagende Lied
    Sinfonische Kantate für Soli, Chor und Orchester auf einen eigenen Text nach Ludwig Bechstein
    Entstehung: 1878–1880 (in 3 Teilen), 1893 u. 1898 überarbeitet
    Uraufführung: 17. Februar 1901 in Wien (überarbeitete Fassung, in 2 Teilen; 1. Teil: Waldmärchen gestrichen) unter der Leitung des Komponisten

Orchester- und Klavierlieder

  • Drei Lieder für Tenorstimme und Klavier (1880)
    Im Lenz, Winterlied, Maitanz im Grünen (Texte: Gustav Mahler)
  • Lieder und Gesänge für eine Singstimme und Klavier
    Frühlingsmorgen (Richard Leander), Erinnerung (Leander), Hans und Grete (Mahler), Serenade (Tirso de Molina), Phantasie (de Molina)
  • Lieder und Gesänge aus Des Knaben Wunderhorn nach Texten aus der gleichnamigen Gedichtsammlung von Clemens Brentano und Achim von Arnim
    • Neun Lieder und Gesänge aus Des Knaben Wunderhorn für Singstimme und Klavier
      Um schlimme Kinder artig zu machen, Ich ging mit Lust durch einen grünen Wald!, Aus! Aus!, Starke Einbildungskraft, Zu Straßburg auf der Schanz, Ablösung im Sommer, Scheiden und Meiden, Nicht Wiedersehen!, Selbstgefühl
    • Fünfzehn Lieder, Humoresken und Balladen aus Des Knaben Wunderhorn mit Orchester- bzw. Klavierbegleitung
      Der Schildwache Nachtlied, Verlorne Müh’!, Wer hat dies Liedlein erdacht?!, Das himmlische Leben, Trost im Unglück, Das irdische Leben, Urlicht, Des Antonius von Padua Fischpredigt, Rheinlegendchen, Es sungen drei Engel einen süßen Gesang, Lob des hohen Verstands, Lied des Verfolgten im Turm, Wo die schönen Trompeten blasen, Revelge, Der Tamboursg’sell
  • Lieder eines fahrenden Gesellen
    Vier Lieder nach eigenen Gedichten sowie Versen aus Des Knaben Wunderhorn für Singstimme und Klavier (1883–1885) beziehungsweise Singstimme und Orchester (1893–1896)
    Wenn mein Schatz Hochzeit macht, Ging heut’ morgen übers Feld, Ich hab’ ein glühend Messer in meiner Brust, Die zwei blauen Augen von meinem Schatz
  • Rückert-Lieder (1901/02)
    Blicke mir nicht in die Lieder*, Ich atmet’ einen linden Duft*, Um Mitternacht*, Ich bin der Welt abhanden gekommen*, Liebst du um Schönheit
    • neben Klavier- auch Orchesterfassung vom Komponisten
  • Kindertotenlieder (1901, 1904)
    5 Lieder für mittlere Stimme (Mezzosopran/Bariton) und Orchester. Es existiert auch eine Version für Stimme und Klavier vom Komponisten. Texte: Friedrich Rückert
    Uraufführung 29. Januar 1905 in Wien unter der Leitung des Komponisten
    1. Nun will die Sonn’ so hell aufgeh’n, 2. Nun seh’ ich wohl, warum so dunkle Flammen, 3. Wenn dein Mütterlein, 4. Oft denk ich, sie sind nur ausgegangen, 5. In diesem Wetter
  • Das Lied von der Erde: Siehe Sinfonien.

Kammermusik

  • Klavierquartett a-Moll (1. Satz und Fragment eines Scherzo-Satzes)
    Entstehung: etwa 1876–1877
    Besetzung: Klavier, Violine, Viola, Violoncello

Zweifelhafte Zuschreibung

Bearbeitungen

  • Johann Sebastian Bach: Suite nach den Orchesterwerken von J. S. Bach. Nach Bachs Orchestersuiten Nr. 2 und 3 (1909)
    Uraufführung: New York am 10. November 1909. Leitung: Gustav Mahler (New Yorker Philharmoniker)
  • Wolfgang Amadeus Mozart: Figaros Hochzeit. Oper
    Uraufführung: K. K. Hof-Operntheater Wien am 30. März 1906. Leitung: Gustav Mahler
  • Ludwig van Beethoven: Streichquartett op. 95
    Uraufführung: Wien am 15. Januar 1899. Leitung: Gustav Mahler (Wiener Philharmoniker)
  • Ludwig van Beethoven: 9. Sinfonie (1895)
    Uraufführung: Hamburg am 11. März 1895. Leitung: Gustav Mahler
  • Carl Maria von Weber: Die drei Pintos. Oper in 3 Akten (1887–1888)
    Uraufführung: Stadttheater Leipzig am 20. Januar 1888. Leitung: Gustav Mahler
  • Carl Maria von Weber: Euryanthe. Oper
  • Carl Maria von Weber: Oberon. Oper
  • Franz Schubert: Streichquartett d-Moll, D810 (1894)
    Uraufführung: Hamburg am 19. November 1894. Leitung: Gustav Mahler (2. Satz allein)
  • Robert Schumann: Sinfonien (Veränderungen in der vermeintlich „schwachen“ Instrumentierung)
    Nr. 1: Uraufführung: Hamburg am 21. Januar 1895. Leitung: Gustav Mahler
    Nr. 2: Uraufführung: New York am 22. November 1910. Leitung: Gustav Mahler (New Yorker Philharmoniker)
    Nr. 3: Uraufführung: New York am 31. Januar 1911. Leitung: Gustav Mahler (New Yorker Philharmoniker)
    Nr. 4: Uraufführung: Wien am 14. Januar 1900. Leitung: Gustav Mahler (Wiener Philharmoniker)

Aufnahmen für Welte-Mignon

Am 9. November 1905 spielte Mahler für d​ie Freiburger Firma M. Welte & Söhne, Hersteller d​es Reproduktionsklaviers Welte-Mignon, v​ier eigene Kompositionen a​uf Klavierrollen ein:

  • Ging heut’ morgen übers Feld. Aus: Lieder eines fahrenden Gesellen
  • Ich ging mit Lust durch einen grünen Wald. Aus: Des Knaben Wunderhorn
  • 1. Satz (Trauermarsch) aus der 5. Sinfonie
  • 4. Satz (Das himmlische Leben) aus der 4. Sinfonie

Würdigungen

Gedenktafel am Wiener Konzerthaus

In Wien w​urde im Jahr 1919 d​ie vorherige Maximilianstraße i​n Mahlerstraße umbenannt.

Im mährischen Jihlava, d​em damaligen Iglau, i​n dem Mahler n​ach seiner Geburt aufwuchs, s​teht in d​er Znaimer Str. 4 (Znojemská ul.) n​och sein Elternhaus – d​as heutige Gustav-Mahler-Haus.

Seit 1961 trägt d​er Mahler Spur, e​in Gebirgskamm a​uf der Alexander-I.-Insel i​n der Antarktis, seinen Namen.

Das v​on Claudio Abbado 1986 gegründete Gustav Mahler Jugendorchester w​urde nach i​hm benannt.

Gilbert Kaplan z​eigt in seinem Bildband „Das Mahler Album“ ausführlich, w​ie Mahler i​n verschiedener Form gewürdigt w​urde und öffentliche Anerkennung erfuhr – u​nd dies n​icht erst n​ach seinem Tode, sondern a​uch schon z​u Lebzeiten; Kaplan k​ann sich d​abei auf Christoph Metzgers Perspektiven d​er Rezeption Gustav Mahlers beziehen, w​orin ein Überblick z​ur Chronik d​er Würdigungen vorgestellt wurde.

Bildende Kunst

Die „Verarbeitung“ Mahlers i​n den bildenden Künsten f​and sehr umfangreich i​n verschiedensten Techniken u​nd Stilen statt. Die Maler Leo Eichhorn, Anton Wagner-Henning u​nd Akseli Gallen-Kallela fertigten Ölporträts a​n für d​ie Mahler z​um Teil Modell saß. Der Komponist Arnold Schönberg, d​er in d​en späten Jahren m​it Mahler befreundet war, fertigte ebenfalls z​wei Ölgemälde an: e​in Porträt s​owie 1911 e​in Bild u​nter dem Titel Das Begräbnis v​on Gustav Mahler. Der Schriftsteller Alfred Döblin, Koloman Moser, Emil Orlik, Fritz Erler, Willy v​on Beckerath, Theo Zasche u​nd viele andere fertigten verschiedenste Zeichnungen, Radierungen, Skizzen, Aquarelle u​nd Stiche v​on Mahler. Der Tenor Enrico Caruso zeichnete während d​er gemeinsamen Zeit i​n New York zahlreiche Karikaturen d​es Dirigenten. Mahlers markante Kopfform u​nd seine Gesichtszüge wurden a​uch von zahlreichen professionellen Karikaturisten verarbeitet, s​ein Wirken w​ar zu Lebzeiten Anlass für zahlreiche Satiren u​nd Parodien i​n Tageszeitungen, Kulturjournalen u​nd Fachzeitschriften. Zudem existieren zahlreiche d​er zu Lebzeiten Mahlers beliebten Schattenrisse.

Max Oppenheimer, R.B. Kitaj, David Levine u​nd Christian Ludwig Attersee nahmen s​ich Mahlers Bildnisses n​ach seinem Tode an.

Auguste Rodin s​chuf eine sogenannte Mozart (Gustav Mahler)-Marmorbüste a​ls auch z​wei Bronzebüsten n​ach dem Lebendmodell u​nd hätte n​ach Angaben Alma Mahlers g​erne noch länger a​n Mahler weitergearbeitet, d​er aber weiterreisen musste.

In Jihlava w​urde 2010 z​um 150. Geburtstag d​es Komponisten e​ine Mahler-Statue d​es tschechischen Bildhauers Jan Koblasa enthüllt.

Briefmarken u​nd Münzen

Mahler w​urde in a​ller Welt a​uf Briefmarken verewigt. In seiner Heimat Österreich w​urde zum 100. Geburtstag i​m Jahr 1960 v​on der österreichischen Post e​ine Sonderbriefmarke i​m Wert v​on öS 1,50 herausgegeben,[39] z​um 150. Geburtstag ebenso e​ine Marke i​m Wert v​on 100 Eurocent.[40] Des Weiteren erschienen Briefmarken u. a. i​n Albanien, Bernera Islands (Schottland), Grenada (zweimal), Israel, Kongo, Kuba, Monaco, d​en Niederlanden, San Marino, Somalia, Tschechien, Turkmenistan, Ungarn.

Im Jahr 1992 w​urde zudem e​ine 500-Schilling-Münze ausgegeben.[41]

Literatur

Briefe

  • Herta Blaukopf (Hrsg.): Gustav Mahler. Briefe. 2. Auflage. Zsolnay, Wien 1996, ISBN 3-552-04810-3.
  • Herta Blaukopf (Hrsg.): Gustav Mahler – Richard Strauss. Briefwechsel 1888–1911. Wilhelm Goldmann Verlag, München 1984, ISBN 3-442-33037-8.
  • Henry-Louis de La Grange, Günther Weiß, Knud Martner (Hrsg.): Ein Glück ohne Ruh': Die Briefe Gustav Mahlers an Alma. Erste Gesamtausgabe. 2., revidierte Ausgabe. btb, München 1997, ISBN 3-442-72243-8.
  • Stephen McClatchie, Helmut Brenner (Hrsg.): Gustav Mahler „Liebste Justi!“ Briefe an die Familie. Weidle, Bonn 2006, ISBN 3-931135-91-8.
  • Franz Willnauer (Hrsg.): Gustav Mahler: „Mein lieber Trotzkopf, meine süße Mohnblume“, Briefe an Anna von Mildenburg. Zsolnay, Wien 2006, ISBN 3-552-05389-1.
  • Franz Willnauer (Hrsg.): Gustav Mahler: „Verehrter Herr College!“ Briefe an Komponisten, Dirigenten, Intendanten. Zsolnay, Wien 2010, ISBN 978-3-552-05499-8.
  • Franz Willnauer (Hrsg.): Gustav Mahler: Briefe an seine Verleger. Universal Edition, Wien 2012, ISBN 978-3-7024-7119-4.

Biografien

  • Herbert Killian (Hrsg.): Gustav Mahler in den Erinnerungen von Natalie Bauer-Lechner. mit Anmerkungen und Erklärungen von Knud Martner. Verlag Karl Dieter Wagner, Hamburg 1984, ISBN 3-921029-92-9.
  • Frank Berger: Gustav Mahler – Vision und Mythos. Versuch einer geistigen Biographie. Urachhaus Verlag, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-7725-2378-6.
  • Hermann Danuser: Mahler, Gustav. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, ISBN 3-428-00196-6, S. 683–687 (Digitalisat).
  • Jens Malte Fischer: Gustav Mahler. Der fremde Vertraute. Paul-Zsolnay-Verlag, Wien 2003, ISBN 3-552-05273-9.
  • Uwe Harten: Mahler, Familie. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 3, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2004, ISBN 3-7001-3045-7.
  • Henry-Louis de La Grange: Gustav Mahler. Chronique d’une vie.
    • I Vers la Gloire 1860–1900. Fayard, Paris 1979.
    • II L’âge d’Or de Vienne 1900–1907. Fayard, Paris 1983.
    • III Le Génie foudroyé 1907–1911. Fayard, Paris 1984.
  • Henry-Louis de La Grange: Gustav Mahler. (Neuausgaben, verbessert und erweitert vom Autor)
    • Volume 1. (In Vorbereitung)
    • Volume 2. Vienna: The Years of Challenge 1897–1904. Oxford University Press, Oxford/ New York 1995, ISBN 0-19-315159-6.
    • Volume 3. Vienna: Triumph and Disillusion 1904–1907. Oxford University Press, Oxford/ New York 2000, ISBN 0-19-315160-X.
    • Volume 4. A New Life Cut Short 1907–1911. Oxford University Press, Oxford/ New York 2008, ISBN 978-0-19-816387-9.
  • Alma Mahler-Werfel: Erinnerungen an Gustav Mahler. Ullstein, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-548-03526-4.
  • Donald Mitchell: Gustav Mahler.
    • Volume 1. The Early Years. London 1958, rev. 1985. (Neuausgabe: Boydell & Brewer, Woodbridge 2003, ISBN 1-84383-002-7)
    • Volume 2. The Wunderhorn Years. London 1975. (Neuausgabe: Boydell & Brewer, Woodbridge 2005, ISBN 1-84383-003-5)
    • Volume 3. Songs and Symphonies of Life and Death. London 1985. (Neuausgabe: Boydell & Brewer, Woodbridge 2008, ISBN 978-0-85115-908-9)
  • Karl-Josef Müller: Mahler: Leben – Werke – Dokumente. Schott, Mainz 2010, ISBN 978-3-254-08264-0.
  • Wolfgang Schreiber: Mahler. (= rororo Bildmonographien). Reinbek 2003, ISBN 3-499-50181-3. (kurze, illustrierte und übersichtliche Biografie)
  • Natalie Bauer-Lechner: Erinnerungen an Gustav Mahler. E. P. Tal und Co. Verlag, Leipzig 1923. (online)

Weitere Literatur

  • Theodor W. Adorno: Mahler: eine musikalische Physiognomik. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-518-01061-1.
  • George Alexander Albrecht: Die Symphonien von Gustav Mahler. Niemeyer, Hameln 1992, ISBN 978-3-87585-241-7.
  • Paul Bekker: Gustav Mahlers Sinfonien. Schuster & Loeffler, Berlin 1921. (Nachdruck: Schneider, Tutzing 1969)
  • Martina Bick: Musikerinnen um Gustav Mahler (= Jüdische Miniaturen. Band 259). Hentrich & Hentrich, Leipzig 2020, ISBN 978-3-95565-414-6.
  • Kurt Blaukopf: Gustav Mahler oder Der Zeitgenosse der Zukunft. Bärenreiter-Verlag, Kassel 1989. (Revidierte Fassung der Ausgabe von 1969, erschienen bei Molden, Wien)
  • Claudius Böhm (Hrsg.): Mahler in Leipzig. Verlag Klaus-Jürgen Kamprad, Altenburg 2011, ISBN 978-3-930550-82-1.
  • Helmut Brenner, Reinhold Kubik: Mahlers Welt. Die Orte seines Lebens. Residenz Verlag, St. Pölten/ Salzburg 2011, ISBN 978-3-7017-3202-9.
  • Helmut Brenner, Reinhold Kubik: Mahlers Menschen. Freunde und Weggefährten. Residenz Verlag, St. Pölten/ Salzburg/ Wien 2014, ISBN 978-3-7017-3322-4.
  • Hermann Danuser: Gustav Mahler und seine Zeit. Laaber-Verlag, Laaber 1996, ISBN 3-921518-91-1.
  • Hans Heinrich Eggebrecht: Die Musik Gustav Mahlers. Neuausgabe. Noetzel, Wilhelmshaven 2003, ISBN 3-7959-0764-0.
  • Constantin Floros: Gustav Mahler – Visionär und Despot. Arche, Hamburg 1998, ISBN 3-7160-3901-2.
  • Constantin Floros (Hrsg.): Gustav Mahler und die Oper. Arche, Hamburg 2005, ISBN 3-7160-3904-7.
  • Michael Gielen, Paul Fiebig: Mahler im Gespräch. Die zehn Sinfonien. J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 2002, ISBN 3-476-01933-0.
  • Stefan Hanheide: Mahlers Visionen vom Untergang. Interpretationen der Sechsten Symphonie und der Soldatenlieder. epOs-Music, Osnabrück 2004, ISBN 3-923486-60-X.
  • Mathias Hansen: Reclams Musikführer Gustav Mahler. Reclam, Stuttgart 1996, ISBN 3-15-010425-4.
  • Gerd Indorf: Mahlers Sinfonien. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010, ISBN 978-3-534-23489-9.
  • Reinhard Kapp Schumann-Reminiszenzen bei Mahler. In: Musik-Konzepte Sonderband Gustav Mahler. München 1989. S. 325–361. (Bedeutend erweiterte und revidierte Fassung des gleichnamigen Aufsatzes 1982)
  • Gilbert Kaplan (Hrsg.): Das Mahler Album. 2., erweiterte Auflage. Brandstätter, Wien 2011, ISBN 978-3-85033-501-0.
  • Vladimír Karbusický: Gustav Mahler und seine Umwelt. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1978.
  • Vladimír Karbusický: Mahler in Hamburg: Chronik einer Freundschaft. Von Bockel Verlag, Hamburg 1996.
  • Hermann Leins (Hrsg.): Arnold Schönberg, Ernst Bloch, Otto Klemperer, Erwin Ratz, Hans Mayer, Dieter Schnebel, Theodor W. Adorno über Gustav Mahler. Rainer Wunderlich Verlag, Tübingen 1966.
  • Knud Martner: Mahler’s Concerts (1871–1911). Kaplan Foundation, New York 2010, ISBN 978-0-9749613-1-6.
  • Knud Martner: Mahler-Chronik. Ein Kalender- und Notizbuch zum Leben, Wirken und Werk 1860–1911. Kopenhagen 2014.
  • Christoph Metzger: Mahler-Rezeption. Perspektiven der Rezeption Gustav Mahlers. Florian Noetzel, Wilhelmshaven 2000, ISBN 3-7959-0769-1.
  • Ingo Müller: Dichtung und Musik im Spannungsfeld zwischen Vermittlung und Unmittelbarkeit. Gustav Mahlers „Fünf Lieder nach Texten von Friedrich Rückert“.
  • Carmen Ottner, Erich Wolfgang Partsch: Musiktheater in Wien um 1900. Gustav Mahler und seine Zeitgenossen. (= Publikationen des Instituts für österreichische Musikdokumentation. 37). Wien 2014.
  • Ferdinand Pfohl: Gustav Mahler, Eindrücke und Erinnerungen aus den Hamburger Jahren. (Hrsg. Knud Martner), Musikalienhandlung Karl Dieter Wagner, Hamburg 1973.
  • Peter Revers, Oliver Korte (Hrsg.): Gustav Mahler. Interpretationen seiner Werke. 2 Bände. Laaber-Verlag, Laaber 2011, ISBN 978-3-89007-045-2.
  • Gerhard Scheit, Wilhelm Svoboda: Feindbild Gustav Mahler. Zur antisemitischen Abwehr der Moderne in Österreich. Sonderzahl Verlag, Wien 2002, ISBN 3-85449-196-4.
  • Bernd Sponheuer: Mahler-Handbuch. Metzler, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-476-02277-6. (Bärenreiter, Kassel 2010, ISBN 978-3-7618-2051-3)
  • Walter Troxler: Gustav Mahler. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 15, Bautz, Herzberg 1999, ISBN 3-88309-077-8, Sp. 915–926.
  • Ulrich Tadday (Hrsg.): In: Gustav Mahler: Lieder. (= Musik-Konzepte Neue Folge. Heft 136). München 2007, S. 51–76.
  • Monika Tibbe: Über die Verwendung von Liedern und Liedelementen in instrumentalen Symphoniesätzen Gustav Mahlers (= Berliner musikwissenschaftliche Arbeiten. Band 1). 2., verbesserte Auflage. München [u. a.], Katzbichler, 1977, ISBN 978-3873970182.
  • Renate Ulm (Hrsg.): Gustav Mahlers Symphonien. Bärenreiter, Kassel 2001, ISBN 3-7618-1533-6. (dtv, München 2001, ISBN 3-423-30827-3)
  • Altug Ünlü: Gustav Mahlers Klangwelt. Studien zur Instrumentation. Peter Lang, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-631-50599-X.
  • Susanne Vill: Vermittlungsformen verbalisierter und musikalischer Inhalte in der Musik Gustav Mahlers (= Frankfurter Beiträge zur Musikwissenschaft). Schneider, Tutzing 1979, ISBN 3-7952-0226-4.
  • Bruno Walter: Gustav Mahler. S. Fischer, Frankfurt am Main 1957.
  • Franz Willnauer: Gustav Mahler: die Hamburger Jahre. Hoffmann und Campe, Hamburg 2011, ISBN 978-3-455-50196-4.
  • Franz Willnauer: Gustav Mahler und die Wiener Oper. Wesentlich erweiterte, aktualisierte und mit Quellenverzeichnis und Register versehene Neuauflage. Locker, Wien 1993, ISBN 3-85409-199-0. (Erstauflage 1979)
  • Hans Wollschläger: Der Andere Stoff. Fragmente zu Gustav Mahler. Hrsg. von Monika Wollschläger und Gabriele Wolff. Wallstein, Göttingen 2010, ISBN 978-3-8353-0588-5.
  • Lena-Lisa Wüstendörfer (Hrsg.): Mahler-Interpretation heute. Perspektiven der Rezeption zu Beginn des 21. Jahrhunderts. edition text + kritik, München 2015, ISBN 978-3-86916-392-5.
  • Lena-Lisa Wüstendörfer: Klingender Zeitgeist. Mahlers 'Vierte Symphonie' und ihre Interpretation um die Jahrtausendwende. edition text + kritik, München 2019, ISBN 978-3-86916-723-7.

Mahler-Rezeption in den Künsten

Belletristik

  • Thomas Mann: Tod in Venedig. als literarisches Vorbild für die Hauptfigur Gustav von Aschenbach.[42]
  • C. S. Mahrendorff: Und sie rührten an den Schlaf der Welt. Roman. Langen-Müller, München 1997, ISBN 3-7844-2657-3. (Fischer, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-596-16204-1)
  • C. S. Mahrendorff: Der Walzer der gefallenen Engel. Roman. Schröder, Düsseldorf/ München 2000, ISBN 3-547-76274-X. (Ullstein, München 2001, ISBN 3-548-25263-X)
  • C. S. Mahrendorff: Das dunkle Spiel. Roman. Lübbe, Bergisch Gladbach 2003. (Taschenbuchausgabe: 2005, ISBN 3-404-92197-6)
  • Frank Tallis: Der Tod und das Mädchen. Ein Fall für Max Liebermann. Aus dem Englischen übersetzt von Lotta Rüegger und Holger Wolandt. btb Verlag, München 2011, ISBN 978-3-442-74250-9. (englisches Original 2010)
  • Robert Seethaler: Der Letzte Satz. Roman. Hanser, München 2020, ISBN 978-3-446-26788-6.[43]

Bildende Künste

  • Martina Pippal: Gustav Mahler und die bildende Kunst – Geschichte einer Beziehung? In: Erich Wolfgang Partsch, Morten Solvik (Hrsg.): Mahler im Kontext. Böhlau, Wien 2011, S. 265–289.

Theater

Filme

  • Tod in Venedig. (OT: Death in Venice / Morte a Venezia.) Spielfilm, Italien, 1971, Drehbuch: Luchino Visconti, Nicola Badalucco, Regie: Luchino Visconti, Musik: Adagietto aus Mahlers 5. Sinfonie; 4. Satz, Misterioso, aus seiner 3. Sinfonie („O Mensch! Gib Acht!“, Alt-Solo).
  • Mahler. Spielfilm, Großbritannien, 1974, 115 Min., Regie: Ken Russell
  • Gustav Mahler – Sterben werd' ich um zu leben. Spielfilm, Österreich, 1987, 93 Min., Regie: Wolfgang Lesowsky
    Der Spielfilm entstand in Zusammenarbeit mit der Internationalen Gustav Mahler Gesellschaft.
  • Mahlers Sechste – Das Lied von der Vergänglichkeit. Szenische Visualisierung ohne Dialoge, Schweiz, 1997, 89 Min., Buch und Regie: Adrian Marthaler, Produktion: Schweizer Radio und Fernsehen, ZDF, arte, ORF, Inhaltsangabe von swissfilms.ch.
  • Alma – A Show Biz ans Ende 1999, Buch: Joshua Sobol, Regie: Paulus Manker
  • Gustav Mahler – Ich bin der Welt abhanden gekommen. Film-Biographie, Deutschland, 2005, 52 Min., Buch und Regie: Franz Winter
  • Mahler – In gemessenem Schritt. (OT: La 5e symphonie de Mahler: d’un pas mesuré.) Fernseh-Spielfilm, Frankreich, 2009, 65 Min., Regie: Pierre-Henry Salfati, Produktion: 13 Production, arte France, deutsche Erstsendung: 25. Januar 2010, Inhaltsangabe von arte, u. a. mit Eric Frey (Gustav Mahler), Marianne Anska (Alma Mahler), Serge Feuillard (Sigmund Freud).
    Im Mittelpunkt des Mahler-Porträts steht die vierstündige Begegnung mit Sigmund Freud am 26. August 1910, der ihn während eines langen Spaziergangs bei einem Kurbad im niederländischen Leiden die Ursache seiner Neurose (Vater prügelte dessen Frau Marie, die Affäre seiner Frau Alma [Marie] mit Walter Gropius) und deren Folgen erkennen half. Als musikalisches Leitmotiv und Untermalung des Films dient Mahlers 5. Symphonie.
  • Mahler auf der Couch. Spielfilm, Deutschland, Österreich, 2010, 98 Min., Buch und Regie: Percy Adlon, Felix Adlon, Kinostart: 7. Juli 2010. U.a. mit Johannes Silberschneider als Gustav Mahler, Barbara Romaner als Alma Mahler und Karl Markovics als Sigmund Freud.
  • Meine Zeit wird kommen – Gustav Mahler in den Erinnerungen von Natalie Bauer-Lechner. Doku-Drama, Österreich, Deutschland, Schweiz, 2010, 52 Min., Buch und Regie: Beate Thalberg, Produktion: 3sat, BR, merkur.tv, SF, Tellux-Film, Unitel, ORF, Erstsendung: 28. Juni 2010 bei ORF2, u. a. mit Petra Morzé und Robert Ritter.
  • Gustav Mahler. Autopsie eines Genies. Dokumentarfilm, Deutschland, 2011, 88 Min., Buch: Andy Sommer und Catherine Sauvat, Regie: Andy Sommer, Produktion: Bel Air Media, arte France, deutsche Erstsendung: 18. Mai 2011 bei arte.

Ballette

Gustav Mahler h​at keine einzige Oper o​der Bühnenmusik komponiert. Mehrere Choreographen h​aben aber n​ach seiner Musik Ballette konzipiert. John Neumeier, d​er Mahlers Musik außerordentlich schätzt, h​at insgesamt 15[44] Choreographien z​u Mahler-Kompositionen geschaffen. Er verwandte d​azu unter anderem Mahlers 3., 4., 5., 6. u​nd 9. Sinfonie, d​as Lied v​on der Erde u​nd Des Knaben Wunderhorn. Andere Choreographien z​ur Musik v​on Gustav Mahler s​ind Das Lied v​on der Erde v​on Kenneth MacMillan (Stuttgart 1965) u​nd Dark Elegies v​on Antony Tudor (London 1937).[45]

Commons: Gustav Mahler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Mahler – In gemessenem Schritt. (OT: La 5e symphonie de Mahler: d’un pas mesuré.) Fernseh-Spielfilm, Frankreich, 2009, 65 Min., Regie: Pierre-Henry Salfati, Produktion: 13 Production, arte France, deutsche Erstsendung: 25. Januar 2010, Inhaltsangabe (Memento vom 23. Januar 2010 im Internet Archive) von arte
  2. Friedrich Eckstein: Alte unnennbare Tage! Herbert Reichner Verlag, Wien 1936, S. 112.
  3. Theater und Kunst.. In: Wiener Zeitung, 21. April 1897, S. 19 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
    Herr Capellmeister Gustav Mahler scheidet nach gütlicher Vereinbarung am 25. d. M. aus dem Verbande der Hamburger Oper, um nach Wien überzusiedeln.
  4. Foto Bundesstraße 10 in „In diesen Häusern wohnte einst die Prominenz“ (Hamburger Abendblatt) unter Hinweis auf Christiane Kruse: Wer lebte wo in Hamburg. Stürtz-Verlag, Würzburg 2011, ISBN 978-3-8003-1996-1.
  5. Zitiert nach Gilbert Kaplan (Hrsg.): Das Mahler Album. 2., erweiterte Auflage. Brandstätter, Wien 2011, ISBN 978-3-85033-501-0, S. 38.
  6. 19. Januar 1892: Mahler rettet Tschaikowskys „Eugen Onegin“ (Memento vom 28. Mai 2015 im Internet Archive), BR-Klassik vom 16. Januar 2015, abgerufen am 21. Mai 2015.
  7. Bruno Walter: Gustav Mahler. Herbert Reichner Verlag, Wien 1936, S. 11 f.
  8. zitiert nach: Jens Malte Fischer: Gustav Mahler. Der fremde Vertraute. Biographie. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2003, ISBN 3-552-05273-9, S. 313.
  9. Brief an Friedrich Löhr, Ende 1894 oder Januar 1895. Zitiert nach: Herta Blaukopf (Hrsg.): Gustav Mahler Briefe. Zsolnay, Wien 1996, ISBN 3-552-04810-3, S. 140.
  10. Text.. In: Figaro. Humoristisches Wochenblatt / Figaro, 24. April 1897, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/fig (Auf der Seite links unten)
  11. Theater und Kunst.. In: Wiener Zeitung, Wiener Abendpost, 8. April 1897, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
    Für das k. k. Hofoperntheater wurde Herr Gustav Mahler als Capellmeister engagirt.
  12. Theater- und Kunstnachrichten.. In: Neue Freie Presse, 12. Mai 1897, S. 8 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
    Wien, 11. Mai.
    [Hofoperntheater.] Als vor ein paar Tagen bekannt wurde, daß der neue Capellmeister am Hofoperntheater, Herr Mahler, den „Lohengrin“ als seine Antrittsoper dirigiren werde, wurden ringsum Stimmen laut: „Was will man nach „Lohengrin“, einer so gut eingeübten Oper, über einen Capellmeister sagen?“ Wir meinen, diese Stimmen werden schon während des Vorspieles zum Theile, im Laufe des ersten Actes aber vollständig verstummt sein. Man kann sehr viel sagen über Mahler, und das Beste, das für uns das Wichtigste ist, er ist nicht nur ein unendlich sicherer, temperamentvoller Musiker, sondern ein ausgezeichneter Theater-Capellmeister. Er besitzt jenes Etwas, das den Bühnensänger vom Concertsänger, den Operncomponisten vom Symphoniker, vom Lyriker scheidet: Theaterblut. Sein Interesse ist an der Rampe nicht zu Ende, sondern beginnt dort erst recht. Er weist dem Chor und den Solisten den Tact, den richtigen Tact und damit das Ausschlaggebendste eines sinngemäßen Vortrages. Wie wir heute bereits erkannten, bevorzugt Mahler jene flüssigeren Tempi, wie sie Richard Wagner liebte; er duldet kein Schleppen, kein Verzerren. Im Orchestralen sieht er einerseits ans möglichste Discretion bei Begleitungsstellen, zieht aber, wo es dem dramatischen Zwecke entspricht, alle nur erreichbare Schallkraft aus dem Orchester. Es war eine Freude, zu sehen, wie unsere Philharmoniker auf jeden Wink ihres neuen Leiters eingingen, dessen klare, sprechende Zeichen in klingende That umsetzten. Mahler hat sich als Mann des festen Willens eingeführt. Der gute Wille der Sänger und des von Mahler so sehr bewunderten Orchesters wird seinem Eifer, seiner jugendlichen Kraft und Arbeitslust erst recht die Möglichkeit bieten, sich zu bethätigen. – Herr Mahler wurde nach dem Vorspiele, das er in etwas langsamem Zeitmaße nahm, vom Publicum stürmisch acclamirt. Er mußte sich wiederholt dankend verneigen. Die Vorstellung der herrlichen Wagnerschen Oper war eine der allerbesten, die wir je gehört. Die im Hause herrschende Spannung hatte sich auch über die Bühne verbreitet; Alles merkte ganz besonders auf und überbot sich in Präcision; Jeder that sein Bestes. Den Chor haben wir seit Langem nicht so tactfest, so ohne alles Hudeln singen gehört, wie heute. Die Träger der Hauptrollen, die Damen Ehrenstein und Kaulich, die Herren Winkelmann, Reichmann, Grengg und (Benedikt; erg.) Felix, leisteten Vortreffliches. Sehr störend benahm sich die Claque. Bei Lohengrin’s Worten: „Elsa, ich liebe dich“ fiel sie mit einer läppischen, unverschämten Applaus salve ein, die allgemeine Entrüstung hervorrief; auch in anderen Momenten schob sie sich aufdringlich zwischen Künstler, Publicum und Kunstwerk. Ist diesen rohen Elementen das Handwerk nicht zu legen?
  13. Stefan Zweig: Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Fischer, Frankfurt am Main 1986, S. 50.
  14. Jens Malte Fischer 2003, S. 513.
  15. zitiert nach: Jens Malte Fischer 2003, S. 519.
  16. zitiert nach: Jens Malte Fischer 2003, S. 527.
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