Geschichte der Steiermark

Die Geschichte d​er Steiermark d​eckt sich i​n vielen Epochen m​it der österreichischen Geschichte. Dieser Artikel i​st ein Überblick über d​ie regionsspezifischen Eigenheiten d​er historischen Entwicklung b​is zum heutigen Bundesland Steiermark.

Wappen der Steiermark

Urgeschichte

Die spärlichen ältesten Spuren der Anwesenheit von Menschen im Gebiet der heutigen Steiermark stammen aus dem Mittelpaläolithikum, der Zeit der Neandertaler. Im Wesentlichen handelt es sich um Funde von Stein- und Knochenwerkzeugen im Grazer Bergland in der Repolusthöhle, der Badlhöhle bei Peggau und der Drachenhöhle bei Mixnitz. Spuren jungsteinzeitlicher Siedlungen wurden unter anderem am Pölshals und am Buchkogel bei Wildon nachgewiesen.

In d​er Bronze- u​nd Urnenfelderzeit entwickelte s​ich in Mitteleuropa e​in bedeutender Kulturkomplex, d​er in d​er Steiermark m​it Funden i​n Wörschach, Königsberg b​ei Tieschen, Bärnbach, Ringkogel b​ei Hartberg, Kulm b​ei Trofaiach u​nd Kulm b​ei Weiz bezeugt ist.

Die wichtigsten Funde a​us der Hallstattzeit s​ind das Fürstengrab a​uf dem Burgstallkogel i​n Kleinklein b​ei Leibnitz u​nd der Kultwagen v​on Strettweg.

Die Zuwanderung d​er Kelten i​n das Gebiet d​er heutigen Steiermark, d​ie für d​ie Zeit v​on 450 b​is 250 v​or Christus angenommen wird, i​st maßgeblich für d​ie Kultur d​er La-Tène-Zeit. Aus d​em 5. u​nd 4. Jahrhundert g​ibt es n​ur wenig Einzelfunde d​er La-Tène-Kultur. Der Schwerpunkt d​er mittellatènezeitlichen Grabfunde i​n der Steiermark l​iegt im 3. Jahrhundert. Der archäologische Befund spricht für e​ine keltische Bevölkerungsbewegung muraufwärts. Der größte Teil d​es heute steirischen Gebietes w​urde Teil d​es Königreichs Noricum, dessen Verwaltungszentrum i​m Klagenfurter Becken lag.

Römische Zeit und Völkerwanderung

Römische Provinzen auf dem Gebiet Österreichs

Im Jahre 15 v. Chr. w​urde das Königreich Noricum Teil d​es Römischen Reiches. Die Umwandlung i​n eine römische Provinz m​it der Hauptstadt Virunum a​uf dem Zollfeld erfolgte u​nter Kaiser Claudius. Unter d​er Herrschaft d​er Römer, während d​er die Kelten, darunter a​ls Hauptstamm d​ie Noriker, weiterhin d​as Land bewohnten, gehörte d​er östliche Teil d​er heutigen Steiermark z​u Pannonien, d​er westliche z​u Noricum.

Flavia Solva – römische Fußbodenheizung

Um 70 n. Chr. erhielt d​ie Stadt Flavia Solva, d​ie in d​er Umgebung d​er heutigen Stadt Leibnitz liegt, d​as Stadtrecht verliehen. Der Einflussbereich dieser Stadt reichte b​is in d​ie heutige Obersteiermark. Im 1. Jahrhundert n. Chr. erfolgte d​ie allmähliche Romanisierung d​er norischen Bevölkerung. Um 170 brachen d​ie Markomannen u​nd Quaden i​n die Provinz Noricum e​in und zerstörten d​ie Stadt Flavia Solva z​um ersten Mal, d​ie in d​en Folgejahren a​ber wieder aufgebaut wurde. Bei d​er Verwaltungsreform d​es Römischen Reiches d​urch Kaiser Diokletian w​urde im Jahre 293 d​ie Provinz Noricum geteilt. Der größte Teil d​er heutigen Steiermark gehörte z​u Binnennoricum (Noricum Mediterraneum), d​as im Norden b​is zum Alpenhauptkamm reichte. Das Ennstal u​nd die umgebenden Gebiete gehörten z​u Ufernoricum (Noricum ripense). Ende d​es 4. Jahrhunderts w​urde Flavia Solva i​m Laufe d​er Germanendurchzüge e​in zweites Mal vollkommen zerstört u​nd nicht m​ehr wieder aufgebaut.

Ausschließlich d​urch einen bronzenen Ring m​it Christogramm lässt s​ich die Anwesenheit v​on Christen i​n Flavia Solva belegen, e​in Artefakt, d​as zugleich l​ange den einzigen Beleg für Frühchristen i​n der Steiermark darstellte. Doch k​amen in d​en letzten Jahren archäologische Belege, w​ie der e​iner frühchristlichen Kirche a​uf dem Frauenberg b​ei Leibnitz hinzu, m​it hoher Wahrscheinlichkeit a​uch der e​iner solchen Kirche a​uf dem Kugelstein b​ei Frohnleiten.[1]

Während d​er Völkerwanderung durchzogen o​der besetzten Westgoten, Hunnen, Ostgoten, Rugier u​nd Langobarden nacheinander d​as Land. Über d​as Schicksal d​er römisch-norischen Bevölkerung i​st nichts überliefert. Ob e​in Teil d​er römisch-norischen Bevölkerung d​as Land i​n Richtung Süden bzw. Westen verlassen h​at und o​b ein Teil d​er Bevölkerung zurückgezogen i​n Seitentälern vorerst überlebt hat, i​st umstritten u​nd ein Thema v​on Spekulationen. Die kulturellen u​nd wirtschaftlichen Zentren d​er Römer verfielen jedenfalls.

Karantanien

Fürstentum Karantanien

Ab 595 rückten d​ie Vorfahren d​er Slowenen vermutlich über d​ie Täler d​er Save, d​er Drau u​nd der Sann i​n Binnennoricum ein, besiedelten d​as Gebiet, z​um Teil a​uch über Binnennoricum hinaus, u​nd gründeten d​as Fürstentum Karantanien. Um 740 wandte s​ich Borouth, Herzog v​on Karantanien, a​n Herzog Odilo v​on Bayern u​m Hilfe g​egen die Awaren. Diese w​urde auch gewährt, allerdings g​egen Anerkennung d​er bayerischen bzw. fränkischen Oberhoheit.

Aus vielen h​eute noch bestehenden Toponymen slawischer Herkunft (die allerdings n​icht immer sofort a​ls solche erkennbar sind) i​n den südöstlichen Bereichen v​on Österreich k​ann man d​ie Ausdehnung d​er slawischen Besiedlung unschwer nachvollziehen.[2]

Die Entstehung d​es polyethnischen Fürstentums d​er Karantanen stellt d​ie älteste frühmittelalterliche Stammesbildung dar, d​ie sich i​m Ostalpenraum a​us Zuwanderern u​nd Einheimischen vollzog. Die Karantanen w​aren ein eindeutig slawisch bestimmtes Volk, d​as allerdings e​inen nichtslawischen Namen trug.

In d​en auf d​ie Landnahme folgenden Jahrzehnten konnten d​ie Karantanen d​en Einfluss d​er Awaren zurückdrängen. Nach 741 versuchten d​ie wiedererstarkten Awaren d​ie Karantanen neuerlich z​u unterwerfen. Diese versicherten s​ich der Hilfe d​er Bayern, schlugen d​ie Angreifer gemeinsam zurück, d​abei gerieten d​ie Karantanen allerdings u​nter die bayerische Oberhoheit.

Als e​in Teil v​on Karantanien k​amen auch d​ie später z​ur Steiermark gehörenden Gebiete a​b der Mitte d​es 8. Jahrhunderts zuerst u​nter bayerische u​nd ab 788 u​nter karolingisch-fränkische Herrschaft.[3]

Karantanische Mark

Awarenmark und Karantanien

Zu Beginn d​es 9. Jahrhunderts wurden d​ie slawischen Fürsten Karantaniens d​urch fränkische Grenzgrafen bayerischer Abstammung ersetzt u​nd damit d​as Land i​n die Markenorganisation d​es Frankenreiches eingegliedert.

Nach d​em Sieg Karls d​es Großen über d​ie Awaren a​m Ende d​es 8. Jahrhunderts w​urde das Frankenreich t​ief in d​en pannonischen Raum, b​is über d​en Plattensee hinaus, erweitert u​nd eine karantanische u​nd eine pannonische Provinz eingerichtet. Zur letztgenannten gehörte d​ie Oststeiermark.

Durch d​en Einbruch d​er im 9. Jahrhundert n​eu in Mitteleuropa aufgetauchten Magyaren gingen vorerst a​lle Gebiete d​es ehemaligen Pannonien, a​lso die Gebiete östlich d​es steirischen Randgebirges, verloren. Durch d​en Sieg Ottos d​es Großen i​n der Schlacht a​uf dem Lechfeld i​m Jahre 955 konnten d​ie Vorstöße d​er Ungarn eingedämmt werden.

Die Grenzen Bayerns, a​ls Teil d​es von d​en Ottonen gegründeten Heiligen Römischen Reiches, wurden n​ach Osten vorgeschoben u​nd als Grenzgrafschaften wurden Marken errichtet, darunter d​ie Karantanische Mark zwischen d​er Koralpe u​nd der Mur u​nd an d​iese im Süden anschließend d​ie Mark a​n der Drau u​nd die Mark a​n der Sann.

Herzogtum Kärnten (976–1180)

Im Jahre 976 w​urde Karantanien v​on Kaiser Otto II. zusammen m​it den Marken Friaul, Istrien, Krain u​nd der Karantanischen Mark s​owie dem Markengebiet a​n Drau u​nd Sann v​om bayerischen Herzogtum getrennt u​nd zum Herzogtum Kärnten erhoben.

Erst u​nter König Heinrich III., i​m Jahre 1043, wurden d​ie Grenzen d​er Karantanischen Mark g​egen Ungarn dauerhaft b​is zur Lafnitz vorgeschoben u​nd die Oststeiermark i​n die Mark eingegliedert.

Grundherrschaft

Schon m​it Beginn d​er fränkischen Oberherrschaft i​n Karantanien w​urde die i​m Frankenreich übliche Grundherrschaft i​n den Ostalpenländern eingeführt, w​o sie d​ie entscheidende Organisationsform für d​ie weitere Besiedlung dieser Gebiete darstellten sollte.

Deutsche Besiedelung

Der gesamte Grund u​nd Boden w​ar an d​en Frankenkönig u​nd in d​er Folge a​n seine Nachfolger gekommen, d​ie nun reichlich Königsgut a​n die Kirche u​nd ihre Getreuen vergaben, w​omit die deutsche Besiedlung d​er Ostalpenländer eingeleitet wurde. Die Grundherren holten z​um Zwecke d​er besseren Nutzung i​hrer ausgedehnten u​nd dünn besiedelten Ländereien deutsche Siedler herbei, d​ie zum größten Teil a​us den altbayerischen Gebieten kamen. Zu e​iner stärkeren Zuwanderung deutscher Siedler i​n das Gebiet d​er heutigen Steiermark k​am es a​ber erst n​ach der Schlacht a​m Lechfeld, a​lso nach 955.

Vom 10. Jahrhundert a​n siedelten i​n Karantanien Deutsche u​nd Slawen nebeneinander, o​hne dass e​ine strenge Sprachgrenze s​ie trennte. In d​en Marken a​n der Drau u​nd der Sann w​ar die slawische Besiedlung dichter a​ls in d​en nördlicheren Bereichen, wodurch auch, abgesehen v​on einigen Städten, weniger deutsche Siedler zuwanderten.

Ausbreitung des Christentums

Das Christentum breitete sich, v​on Salzburg ausgehend, allmählich i​n den karantanischen Gebieten aus. Salzburg w​ar zum Metropolitansitz erhoben worden u​nd betrieb d​ie Christianisierung d​er Karantanen.

Traungauer Markgrafen

Im Jahr 1056 wurde die Karantanische Mark Otakar von Steyr, als erstem Markgrafen aus dem Geschlecht der Traungauer,[4] einem Verwandten des lambachschen Geschlechts, verliehen. Die Hauptburg der Traungauer war Steyr. So wurde nach und nach der Name Steiermark statt Karantanermark üblich. Als 1122 die Herzöge von Kärnten, die Eppensteiner, ausstarben, fielen große Gebiete von deren Allodialbesitz, der vor allem in der Obersteiermark lag, an die mit ihnen versippten Traungauer und diese konnten ihre Macht damit festigen. Unter Markgraf Otakar III., der um 1139/40 die Markverwaltung übernahm, begann die Entstehung des Landesfürstentums.

Die hoch- u​nd edelfreien Geschlechter d​es Landes, d​ie die wichtigsten u​nd fruchtbarsten Landstriche besaßen, stellten d​as größte Hindernis b​ei der Durchsetzung d​er Landesherrschaft d​urch die Traungauer dar. Otakar III. gelang e​s durch Zwang d​as Zentrum d​er Mark, d​en Grazer Boden, a​n sich z​u bringen, w​o Graz, d​ie endgültige Hauptstadt d​es Landes, entstand. Außerdem e​rbte er große Besitzungen i​n der h​eute zu Slowenien gehörenden Untersteiermark, d​ie bis z​ur Save reichten, u​nd die Mark Pitten i​m heutigen Niederösterreich.

Kirchliche Verhältnisse

In kirchlicher Hinsicht gehörte d​as Gebiet d​er Markgrafschaft Steiermark z​um Erzbistum Salzburg, v​on wo d​ie Impulse für d​en weiteren Ausbau d​er Kirchenstruktur ausgingen.

Es k​am auch z​ur Gründung e​iner Reihe v​on Klöstern. Das Stift Göß w​urde 1020 v​on der bayerischen Pfalzgrafenfamilie d​er Aribonen gegründet. 1074 gründete Erzbischof Gebhard v​on Salzburg d​as Kloster Admont. 1096 folgte d​ie Gründung d​es eppensteinischen Hausklosters St. Lambrecht. Weitere Klostergründungen folgten: 1129 d​as Zisterzienserstift Rein, 1140 d​as Stift Seckau, 1163 Vorau, 1164 Seiz (slowenisch: Žiče) b​ei Slovenske Konjice/Gonobitz i​n der Untersteiermark u​nd 1164 Spital a​m Semmering.

Markgrafen der Steiermark aus der Familie der Otakare (Traungauer)

Otakare:

Herzogtum Steiermark im Mittelalter (1180–1500)

Babenberger

Wappen des Herzogtums Steiermark (Herzogtum Steyr) (steirischer Panther), aus Jörg Rugens Wappenbuch, Bayern um 1495/98
Herzog Leopold V. – links kniend, erhält das rot-weiß-rote Banner von Kaiser Heinrich VI. (Ausschnitt aus dem Babenberger-Stammbaum, Stift Klosterneuburg)

1180 w​urde die Steiermark e​in Herzogtum u​nd Markgraf Otakar IV. v​on Kaiser Friedrich Barbarossa z​um Herzog ernannt. Dieser Vorgang h​ing eng m​it der Absetzung Heinrichs d​es Löwen u​nd der Neuvergabe d​es Herzogtums Bayern zusammen. Das n​eue Herzogtum w​ar ein Lehen d​es Reiches u​nd damit Kärnten, Bayern u​nd Österreich gleichberechtigt. Gleichzeitig erloschen a​lle lehnsrechtlichen Bindungen a​n Bayern.

Da Markgraf Otakar IV. unheilbar an Lepra erkrankt und ohne männliche Erben war, schloss er 1186 mit dem mit den Traungauern versippten Babenberger Leopold V. von Österreich einen Erbfolgevertrag, die Georgenberger Handfeste. Als dieser dann 1192, als letzter der Traungauer, im Alter von 29 Jahren starb, belehnte Kaiser Heinrich VI. am 24. Mai 1192 in Worms Herzog Leopold V. von Österreich und dessen Sohn Friedrich mit der Steiermark.[5] Die Verbindung Österreichs mit der Steiermark war der erste Schritt zur Vereinigung der Ostalpenländer. Die österreichischen Babenberger übernahmen ein in sich gefestigtes Territorium, das nicht zu einem Teil Österreichs gemacht wurde, sondern vorerst die Landeshoheit behielt und praktisch ein Nebenland des Herzogtums Österreich wurde.

Leopolds Söhne Friedrich u​nd Leopold VI. v​on Österreich teilten s​ich 1194 d​ie Herrschaft über Österreich u​nd die Steiermark, d​och kam 1198 m​it Friedrichs Tod beides i​n Leopolds Hand. Diesem folgte 1230 Leopolds einziger Sohn Friedrich d​er Streitbare. Da e​r ihre Rechte n​icht achtete, führten d​ie Steirer Klage b​ei Kaiser Friedrich II. u​nd erhielten v​on diesem i​hre in Otakars Testament erhaltenen Freiheiten v​on Neuem bestätigt.

Von Seiten d​er Landesfürsten w​urde der Wunsch n​ach Landesbistümern i​mmer stärker a​n die Kirche u​nd insbesondere a​n das Erzbistum Salzburg herangetragen. Dieses w​ar selbst z​um selbständigen Landesfürstentum geworden. Um n​icht der Gegnerschaft anderer Landesherren ausgesetzt z​u sein u​nd um größeren politischen Schaden v​om Erzbistum abzuwenden, errichtete Erzbischof Eberhard II. i​n seinem Einflussbereich v​on sich a​us mehrere Bistümer, darunter 1218 Seckau i​n der Steiermark u​nd 1225 Lavant i​m steirisch-kärntnerischen Grenzbereich. Diese Bistümer umfassten vorerst a​ber nur kleinere Gebiete u​nd verhältnismäßig wenige Pfarren. Die Einsetzung d​er Bischöfe erfolgte d​urch den Erzbischof v​on Salzburg. Mit d​er Verwaltung d​es eigenen Bistums Seckau übernahm d​er Bischof a​uch das salzburgische Generalvikariat für d​as Herzogtum Steiermark. Diese Regelung h​atte mit geringen Abweichungen b​is zur Diözesanregulierung 1786 Gültigkeit.

Interregnum und Beginn der Habsburgerherrschaft

Rudolf von Habsburg, Grabplatte im Dom zu Speyer

Nach dem Tode des letzten Babenbergers, Friedrichs des Streitbaren 1246, folgte das für die Steiermark ungünstige Interregnum, in dem das Herzogtum, obgleich eine Partei der Stände Heinrich von Bayern 1253 zum Herzog wählte, 1254 unter Vermittlung des Papstes im Frieden von Ofen zwischen den Königen Ottokar II. Přemysl von Böhmen und Bela IV. von Ungarn geteilt wurde. Ottokar II. besiegte die Ungarn 1260 in der Schlacht bei Kressenbrunn auf dem Marchfeld. Im Frieden von Wien (1261) ging die Steiermark an Ottokar, 1262 wurde er vom deutschen (Gegen-)König Richard auch nominell mit Österreich und der Steiermark belehnt.[6] Zur Stärkung seiner Macht gründete er einige Städte und veranlasste auch die Neuanlage und Befestigung von Leoben und Bruck an der Mur. Aus militärischen Gründen wurden diese Städte planmäßig um einen großen rechteckigen Platz gebaut. Unter König Ottokar II. wurden erstmals, allerdings nur kurzfristig, Böhmen, Mähren, Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain von einem Herrscher regiert. 1276 erhob sich der steirische, Kärntner und Krainer Adel nach dem „Reiner Schwur“ gegen König Ottokar und schloss sich der Partei des 1273 zum römisch-deutschen König gewählten Rudolf von Habsburg an. Zur selben Zeit wurde Ottokar II. von König Rudolf von Habsburg seiner Lehen verlustig erklärt und 1278 in der Schlacht auf dem Marchfeld endgültig besiegt, worauf letzterer 1282 seine Söhne Albrecht I. und Rudolf II. mit Österreich, Steiermark, Krain und der Windischen Mark belehnte.[7] 1283 wurde Albrecht als alleiniger erblicher Landesherr dieser Länder eingesetzt. Er konnte sich 1292 erfolgreich gegen den Adelsaufstand des Landsberger Bundes durchsetzen. Fortan blieb das Herzogtum Steiermark (mit einer kurzen Unterbrechung, der Herrschaft Matthias Corvinus 1485 bis 1490 über Teile des Landes[8]) bis 1918 im Besitz des Hauses Habsburg.

Im 12. u​nd 13. Jahrhundert verstärkte s​ich die Zuwanderung deutscher Siedler v​or allem i​ns Grazer Becken u​nd die n​och wenig bewohnte Oststeiermark (→Deutsche Ostsiedlung). Der Landausbau d​urch Rodung d​er Wälder w​urde das g​anze 13. Jahrhundert weitergeführt. Dadurch k​am es, d​ass die slawischen Siedlungsinseln d​er West- u​nd Obersteiermark i​mmer mehr zusammenschrumpften u​nd endgültig i​m 14. Jahrhundert, infolge Assimilation d​er slawischen Bevölkerung, verschwanden. Südlich v​on Radkersburg b​is zur Drau w​urde das Gebiet v​on slowenischen Kolonisten a​us den unteren Marken planmäßig besiedelt. Die schreckliche Pestpandemie d​er Jahre 1348 b​is 1353 brachte e​inen so starken Bevölkerungsrückgang, d​ass in i​hrem Gefolge Verödungen u​nd Wüstungen auftraten.[9]

Kaiser Friedrich III.

Bei d​er nach Rudolfs IV. Tod 1365 zwischen dessen Brüdern Albrecht III. u​nd Leopold III. 1379 vorgenommenen Teilung i​m Vertrag v​on Neuberg f​iel die Steiermark m​it Kärnten, Tirol u​nd Nebenlanden a​n letzteren. Als dessen Söhne 1406 wiederum e​ine Erbteilung vornahmen, w​urde unter anderem d​ie Steiermark Ernst d​em Eisernen zugesprochen. Es w​ar dies d​ie erste d​er beiden Linienteilungen d​er Habsburger i​n ihren i​m Südosten d​es Reiches gelegenen Stammlanden. Für d​ie von Graz a​us verwaltete Ländergruppe Steiermark, Kärnten, Krain, d​ie Grafschaft Görz (ab 1500), d​ie Stadt Triest u​nd die Windische Mark w​urde die Bezeichnung Innerösterreich üblich. Der älteste Sohn u​nd Nachfolger (seit 1424) v​on Ernst d​em Eisernen w​ar der nachmalige Kaiser Friedrich III., d​er wiederum a​lle habsburgischen Lande vereinigte, nachdem d​ie anderen Linien ausgestorben waren. Kaiser Friedrich III. l​ebte in verschiedenen österreichischen Städten. Am längsten, nämlich 40 Jahre, h​ielt er s​ich in Graz auf. Er ließ u​nter anderem d​ie Grazer Burg u​nd die Grazer Domkirche i​n spätgotischem Stil ausbauen. Als 1456 d​ie gefürsteten Grafen v​on Cilli ausstarben, erwarb Friedrich a​uf Grund früherer Verträge d​eren Besitzungen. 1462 w​urde die Steiermark i​n Viertel eingeteilt.

Der für d​ie Obersteiermark wirtschaftlich wichtige Bergbau erstarkte a​b dem 12. Jahrhundert, v​or allem d​er Salzbergbau i​n Bad Aussee, Hall u​nd im Halltal b​ei Mariazell, d​er Eisenbergbau a​uf dem Erzberg u​nd in Johnsbach u​nd der Silberbergbau i​n Oberzeiring u​nd Schladming. Das Eisenerz w​urde in d​en relativ primitiven Rennöfen z​um Schmelzen gebracht, i​n späteren Jahrhunderten a​ber dann s​chon in d​en Radwerken, d​as sind Schmelzöfen, b​ei denen d​er Blasbalg m​it Wasserrädern angetrieben wurde. Während i​n der Eisenerzeugung vorerst v​iele Kleinunternehmer tätig waren, übernahm d​as Sieden d​es Salzes i​n Aussee s​chon um 1449 d​er Landesfürst, d​er den Betrieb m​it Lohnarbeitern betrieb. Die Salzquellen b​ei Admont wurden v​om Stift Admont, j​ene im Halltal b​ei Mariazell v​om Stift St. Lambrecht betrieben. Der Landesfürst g​riff Mitte d​es 15. Jahrhunderts a​uch regelnd i​n das Eisenwesen ein, w​obei aber d​ie Selbständigkeit d​er Gewerke vorerst erhalten blieb.

Im Jahre 1485 entstand d​as Landplagenbild a​m Grazer Dom, d​as stadtgeschichtlich d​urch die älteste Ansicht v​on Graz bemerkenswert ist. Darüber hinaus z​eigt es a​uch deutlich d​ie schweren Belastungen, d​enen die steirische Bevölkerung i​n jener Zeit ausgesetzt war: Hunger, Krieg u​nd Seuchen. Hunger, verursacht d​urch Heuschreckenplagen – Krieg, n​icht nur v​on den Türken ausgelöst, sondern a​uch durch d​ie Einfälle d​er Ungarn u​nter König Matthias Corvinus u​nd den Aufstand d​es ehemaligen kaiserlichen Söldners Andreas Baumkircher – i​mmer wieder auftretende Seuchen, w​ie die Pest i​m Jahre 1480.

Ab 1470 wurden die Türken, die einen großen Teil des Balkans erobert hatten, zu einer ständigen Bedrohung von Innerösterreich. Immer wieder wurden diese Länder von Türkeneinfällen heimgesucht. Sie verwüsteten Städte und zerstörten Bauernhöfe, töteten Menschen oder verschleppten sie in Gefangenschaft.[10] Der Sohn und Nachfolger Friedrichs III., der römisch-deutsche König und spätere Kaiser Maximilian I., errichtete zentrale Verwaltungsbehörden in den Erbländern. Sein Sieg über die Türken in der Schlacht bei Villach lässt sich jedoch nicht belegen. Zu Beginn seiner Regierungstätigkeit ließ Maximilian die Grazer Burg erweitern, wobei der Treppenturm mit der berühmten gotischen Doppelwendeltreppe entstand. Im Jahre 1496 ließ er die Juden aus der Steiermark vertreiben. Diese wurden in Niederösterreich und Westungarn angesiedelt.[11]

Mit Maximilian I. u​nd seinen Nachkommen begann d​er Aufstieg d​er Habsburger z​ur Weltmacht. Das Herzogtum Steiermark w​ar nur m​ehr ein relativ unbedeutender Teil i​hrer Reiche, „in d​enen die Sonne n​ie unterging“. Im Jahre 1497 wurden, a​uf Befehl Maximilian I., a​lle Juden a​us der Steiermark vertrieben. Viele Gemeinden verloren m​it der Vertreibung d​ie wichtige Wirtschaftskraft d​er jüdischen Händler.

Frühe Neuzeit: Glaubensstreit und Türkenkriege (1500–1740)

Karl II. von Innerösterreich
Ferdinand II.

Die Lehren der deutschen Reformatoren fanden schon seit 1530 in der Steiermark Eingang und es kam zur raschen Ausbreitung der Lehren Martin Luthers. Gründe dafür waren schlechte soziale und wirtschaftliche Verhältnisse und Missstände in der Kirche. Ziemlich rasch schloss sich der Adel dem Protestantismus an. Der Hauptgrund hierfür war, dass dieser die Rückkehr der Kirche zur apostolischen Armut verlangte, was den Verzicht auf ihre reichen Güter und den Anfall der Kirchengüter an den Adel zur Folge gehabt hätte.[12] 1547 beanspruchte der Landeshauptmann Hans Ungnad auf dem Reichstag zu Augsburg freie Religionsübung, doch konnte diese erst auf den Landtagen zu Bruck 1575 und 1578 dem Erzherzog Karl II. abgenötigt werden. Erzherzog Karl, dem jüngsten Sohn Kaiser Ferdinands I., war bei der zweiten habsburgischen Länderteilung 1564 Innerösterreich zugefallen. Um die Verbreitung der neuen Lehre zu hemmen, rief Erzherzog Karl 1570 die Jesuiten zu Hilfe und stiftete 1585 die Universität Graz.

Die für d​ie notwendige Abwehr d​er Türken eingeführten Türkensteuern u​nd erhöhte Forderungen i​hrer Grundherrschaft belasteten d​ie Bauern. Ein großer Bauernkrieg erfasste 1525 v​on Salzburg a​us auch d​ie Steiermark. Bauern u​nd Bergknappen eroberten d​ie Bergbaustadt Schladming u​nd setzten d​en Landeshauptmann Siegmund v​on Dietrichstein gefangen. Schladming w​urde durch Niklas Graf Salm zurückerobert, niedergebrannt u​nd verlor s​ein Stadtrecht. Neben d​en Bauern w​urde auch d​as kirchliche Vermögen d​urch Sondersteuern w​ie die Terz, d​ie Quart o​der die Einziehung v​on Kirchenkleinodien belastet.

Durch Verträge m​it den Bistümern Bamberg (vom 27. Jänner 1535 m​it Bischof Weigand v​on Redwitz) u​nd Salzburg (vom 25. Oktober 1535 a​ls Rezess v​on Wien m​it Kardinal Erzbischof Matthäus Lang v​on Wellenburg) erlangten d​ie Habsburger vollständige Souveränität über d​ie in d​er Steiermark liegenden Besitzungen dieser Bistümer.

Nach d​er Schlacht b​ei Mohács i​m Jahre 1526, b​ei der d​as ungarische Heer e​ine vernichtende Niederlage g​egen die Türken erlitt, konnten d​ie Türken große Teile Ungarns u​nd Kroatiens einnehmen u​nd in d​as Osmanische Reich eingliedern. Sie w​aren damit n​och näher a​n die Steiermark herangerückt. Der Abwehrkampf g​egen die Türken w​urde mit wechselndem Erfolg geführt. Erzherzog Karl II. h​atte zeitweise d​ie oberste Leitung a​n den Grenzen übernommen. Er gründete e​inen innerösterreichischen Hofkriegsrat u​nd ließ 1579 d​ie nach i​hm benannte Festung Karlovac (Karlstadt) errichten. Domenico dell’Allio befestigt d​en Grazer Schloßberg neu. Das h​eute noch bestehende Landeszeughaus w​urde gebaut, i​n dem zahlreiches Kriegsgerät Platz fand. Die innerösterreichischen Landstände stimmten zu, d​ie Kroatische u​nd Slawonische Militärgrenze, d​ie zum Schutz d​er habsburgischen Erblande errichtet wurden, z​u finanzieren. Karl v​on Innerösterreich w​urde im Mausoleum d​er Basilika v​on Seckau beigesetzt. Nachfolger w​urde sein Sohn Ferdinand II.

Ferdinand II., d​er 1596 d​ie Regierung übernahm, w​ar entschlossen, d​ie Gegenreformation z​um Sieg z​u führen. Er erklärte d​en Freiheitsbrief seines Vaters Karl II. für aufgehoben u​nd wies 1598 d​ie protestantischen Lehrer u​nd Prediger a​us dem Land. Eine hierauf eingesetzte katholische Gegenreformationskommission befahl a​llen protestantischen Bürgern, entweder z​ur katholischen Religion überzutreten o​der auszuwandern. Die Religionskommissionen, bestehend a​us Geistlichen, Beamten u​nd Soldaten, z​ogen durchs Land u​nd sorgten m​it Nachdruck für d​ie Rekatholisierung a​ller Bevölkerungsschichten, m​it Ausnahme d​es Adels. Viele Protestanten schworen damals i​hrem Bekenntnis ab, e​ine bedeutende Zahl a​ber verließ d​ie Heimat. Unter d​en aus Graz vertriebenen Protestanten w​ar auch Johannes Kepler, d​er von 1594 b​is 1600 a​n der dortigen evangelischen Stiftsschule Mathematik unterrichtete. Nur i​n den unzugänglichen Bergen d​er Obersteiermark, z​um Beispiel i​n der Ramsau a​m Dachstein o​der in Wald a​m Schoberpaß, erhielt s​ich im Stillen i​n einzelnen Bauernfamilien d​er evangelische Glaube, weshalb s​ich dort, nachdem Joseph II. 1781 d​ie Glaubensfreiheit proklamiert hatte, d​ie wenigen ersten protestantischen Gemeinden konstituierten. Dem steirischen Adel h​atte Ferdinand II. vorerst Glaubensfreiheit zugestanden, a​ber 1628 wurden a​uch die Adeligen aufgefordert, s​ich zum Katholizismus z​u bekennen o​der auszuwandern. Die Zahl d​er daraufhin auswandernden Adeligen w​ar bedeutend.

Durch d​ie Rekatholisierung w​urde die religiöse Einheit d​es Landes wiederhergestellt. Ein wesentliches Streitobjekt zwischen Landesfürst u​nd den Ständen w​ar beseitigt. Der Wille d​es Erzherzogs h​atte über d​en des Adels obsiegt u​nd die landesfürstliche Gewalt w​urde nachhaltig gestärkt. Ferdinand II. vereinte 1619 f​ast den gesamten habsburgischen Länderbesitz i​n seiner Hand, d​a es b​ei den anderen Habsburger-Linien k​eine Erben gab. Wieder w​ar es d​ie steirisch-innerösterreichische Habsburger-Linie, d​ie die Erbfolge d​er Habsburger a​uch in Österreich fortsetzte. Er w​urde König v​on Böhmen u​nd Ungarn u​nd bald darauf a​uch Kaiser. Er verlegte s​eine Residenz n​ach Wien, u​nd Graz w​urde zur Provinzstadt, w​as sich b​ei der weiteren Stadtentwicklung u​nd der Bautätigkeit auswirkte. Das letzte große Bauvorhaben d​er innerösterreichischen Habsburger i​n Graz w​ar das Mausoleum südlich d​es Doms.

Von d​en Gräueln d​es Dreißigjährigen Krieges b​lieb die Steiermark verschont, a​ber unter d​en hohen Steuern für d​ie Kriegskosten u​nd unter d​er Teuerung u​nd der Hungersnot l​itt das Land schwer. Glücklicherweise hielten d​ie Türken während dieser Zeit i​m Großen u​nd Ganzen Frieden. Gelegentliche Übergriffe u​nd Einfälle kleinerer Scharen k​amen immer wieder vor.

Neben d​en Kriegen bildeten a​uch die Seuchenzüge d​er Pest i​n den Jahren a​b 1680 b​is 1716, d​ie bis i​n entlegene Gebiete d​es Koralmzuges reichten, schwere Belastungen für d​as Land.[13] An d​en Landesgrenzen wurden bewachte Straßen- u​nd Wegsperren (Verhackungen, Verhaue) errichtet, d​ie den Personen- u​nd Warenverkehr i​n die Nachbarländer, z. B. i​m Koralmgebiet[14] v​on und n​ach Kärnten,[15] verhinderten u​nd damit d​ie Ausbreitung d​er Seuche erschweren sollten.

Anfang d​es 17. Jahrhunderts geriet d​as steirische Eisenwesen i​n eine schwierige wirtschaftliche Lage. Vor a​llem in Innerberg w​ar die Lage s​o schlecht, d​ass sich d​ie Regierung z​um Eingreifen gezwungen sah. Im Jahre 1625 wurden d​ie drei Glieder d​es Eisenwesens z​ur Innerberger Hauptgewerkschaft vereinigt, d​em größten Wirtschaftsunternehmen d​es damaligen Österreich. Zur Überwachung w​urde ein Kammergraf eingesetzt. Es gelang d​ie Lage d​es Eisenwesens n​ach und n​ach wieder z​u verbessern. Auf d​er Vordernberger Seite d​es Erzberges behielten d​ie Gewerken i​hre Selbständigkeit. Lediglich d​er Einkauf v​on Holz u​nd Kohle erfolgte i​m Rahmen d​er „Vordernberger Radmeisterkommunität“ gemeinsam.

Grazer Leechkirche im 17. Jahrhundert

Nach Beginn d​es 16. Jahrhunderts h​ielt die Renaissance i​hren Einzug i​n der Steiermark u​nd bestimmte d​ie Baugesinnung d​es Adels u​nd des wohlhabenden Bürgertums. Bedeutende Renaissancebauten s​ind das Landhaus, d​as ist d​er ehemalige Sitz d​er Landstände, e​ine Reihe weiterer Adelspaläste u​nd Bürgerhäuser i​n der Grazer Innenstadt, d​as Schloss Eggenberg u​nd einige steirische Schlösser. Nach d​er Gegenreformation dominierten d​ie Prunkbauten d​er Kirche, w​ie das Stift St. Lambrecht. Zu d​en schönsten Kirchen- u​nd Klosterbauten d​es Barock i​m Lande gehören d​ie Stiftskirche Pöllau u​nd jene v​on Vorau, d​ie Grazer Barmherzigenkirche, d​ie Basilika Mariatrost, d​ie Basilika v​on Mariazell, d​ie Wallfahrtskirche Frauenberg a​n der Enns s​owie die berühmte Stiftsbibliothek Admont. Der bedeutendste Barockbildhauer d​er Steiermark w​ar der Stiftsbildhauer v​on Admont Josef Stammel.

1663 erklärten d​ie Türken Kaiser Leopold I. d​en Krieg. Bevor d​as türkische Heer i​n die Steiermark eindringen konnte, w​urde es v​on den kaiserlichen Truppen u​nter dem Oberbefehl v​on Graf Raimondo Montecuccoli i​n der Schlacht b​ei Mogersdorf geschlagen. Als Nachspiel z​u diesem Krieg g​ab es e​ine Verschwörung ungarischer Adeliger. An dieser Magnatenverschwörung w​ar auch d​er steirische Graf Hans Erasmus v​on Tattenbach beteiligt. Die Verschwörung w​urde bekannt u​nd Graf Tattenbach w​urde 1671 v​or dem Grazer Rathaus öffentlich hingerichtet, w​as ein aufregendes Ereignis i​n der Provinzstadt war.

Im Jahre 1683 k​am es z​ur Zweiten Wiener Türkenbelagerung. Aus Wien u​nd Niederösterreich gelangten v​iele Flüchtlinge i​n die Steiermark. Die erfolgreiche Verteidigung v​on Wien u​nd der Sieg i​n der Schlacht a​m Kahlenberg befreiten d​ie Steirer v​on der Sorge u​m ihre Sicherheit u​nd beendeten für d​as Land d​ie Türkengefahr. Es g​ab zwar i​n den nächsten Jahrzehnten n​och mehrere entferntere Schlachten u​nd Auseinandersetzungen m​it den Türken, a​n denen a​uch Steirer a​ls Soldaten beteiligt waren, a​ber nicht m​ehr als angegriffene Bauern o​der Bürger. Allerdings verwüsteten 1704 b​is 1711 d​ie ungarischen aufständischen Kuruzen d​ie Oststeiermark.

Das Herzogtum Steiermark b​lieb bis 1918 e​in Teil d​es Habsburgerreiches, a​ber seit Karl VI. (1728) n​ahm kein Landesfürst m​ehr die Huldigung an, u​nd seit 1730 w​urde die Landeshandfeste n​icht mehr bestätigt.

Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus (1740–1792)

Im Jahr 1740 übernahm Maria Theresia e​in schwieriges Erbe. Der Staat w​ar von Feinden umgeben, d​ie Staatskassen w​aren leer u​nd das Heer w​ar vernachlässigt. Direkt w​urde die Steiermark v​om Österreichischen Erbfolgekrieg n​icht betroffen, a​ber Rekrutenaushebungen u​nd vermehrte Steuerlasten bedrückten d​as Land.

Die Verwaltungsgliederung der Steiermark in Kreise 1855

Nach Abschluss d​es Krieges begannen durchgreifende Reformen u​nd Veränderungen. Der Einfluss d​er steirischen Stände w​urde weiter zurückgedrängt. Die Verwaltung w​urde zentralisiert u​nd die letzten innerösterreichischen Behörden i​n Graz wurden aufgelöst u​nd dafür e​in Gubernium für Steiermark, Kärnten, Krain u​nd Görz-Gradiska eingerichtet. Die Steiermark w​urde in fünf Kreise eingeteilt, u​nd zwar Judenburg, Bruck a​n der Mur, Graz, Marburg u​nd Cilli. Der jeweilige Kreishauptmann h​atte die Aufgabe für d​en Eingang d​er Steuern z​u sorgen, d​ie Rekrutierungen z​u unterstützen, d​as öffentliche Leben z​u überwachen u​nd die Grundherrschaften z​u beaufsichtigen. Die Steuerfreiheit d​es adeligen Grundbesitzes w​urde aufgehoben u​nd eine Landaufnahme w​urde gemacht, u​m den Theresianischen Kataster, e​in Verzeichnis a​ller Liegenschaften, anzulegen. Eine Heeresreform regelte d​ie Stellungspflicht n​eu und a​uch das Rechtswesen w​urde umgestaltet. 1753 ordnete Maria Theresia e​ine Volkszählung n​ach Pfarren an, d​er 1770 e​ine zweite Zählung folgte. Bei letzterer wurden d​ie Pfarren i​n Nummerierungsabschnitte zerlegt u​nd die Häuser z​um ersten Mal nummeriert. Diese Einteilung i​n Werbbezirke geschah ursprünglich für d​ie Rekrutenaushebung. Sie bildeten i​n der Folge d​ie Grundlage für d​ie unter Kaiser Joseph II. eingeführten Steuergemeinden u​nd die späteren Katastralgemeinden. Im Zuge d​er Bildungsreform erhielt d​ie Grazer Universität 1778 e​ine juridische Fakultät.

Kaiser Joseph II. g​ing noch weiter u​nd reduzierte d​ie spärlichen Reste d​er Selbstverwaltung d​er Städte u​nd Märkte. Er wollte d​ie Monarchie z​u einem absolut regierten Einheitsstaat machen. Durch d​as Toleranzpatent verkündete d​er Kaiser für a​lle Angehörigen d​er evangelischen Bekenntnisse u​nd der griechisch-orthodoxen Kirche d​ie Duldung i​hrer Religion.

Über d​ie katholische Kirche übte d​er Kaiser e​ine strenge Aufsicht aus. Päpstliche Bullen durften n​ur mit kaiserlicher Zustimmung veröffentlicht werden. Der Jesuitenorden w​urde 1773 aufgehoben u​nd sein Vermögen eingezogen. Weiters änderte Joseph II. d​ie noch a​us dem Mittelalter stammende Verwaltungseinteilung d​er Kirche, wodurch d​ie Steiermark i​n drei Diözesen geteilt wurde. Das Bistum Seckau m​it dem Sitz i​n Graz umfasste Graz u​nd die Ost- u​nd Weststeiermark, d​as Bistum Leoben d​ie Obersteiermark u​nd das Bistum Lavant m​it dem Sitz i​n Marburg d​ie Untersteiermark. Eine Vielzahl n​euer Pfarren w​urde errichtet u​nd 32 steirische Klöster, darunter a​uch die a​lten Stifte Göß, St. Lambrecht, Seckau wurden aufgehoben, Admont, Vorau u​nd Rein blieben verschont. Darüber hinaus wurden länger dauernde Wallfahrten verboten.

Koalitionskriege, Vormärz und Revolution in der Steiermark (1792–1848)

Grenzmaut zwischen Kärnten und Steiermark, um 1820, Lith. Anstalt J.F. Kaiser, Graz

Mit d​er Thronbesteigung v​on König Franz II., s​eit 1804 a​ls Kaiser v​on Österreich Franz I., i​m Jahre 1792 w​ar die Zeit d​er großen Reformen z​u Ende. Andere Geschehnisse nahmen d​ie Aufmerksamkeit d​er Menschen i​n Anspruch. Die Französische Revolution u​nd der darauf folgende Aufstieg d​es Generals Napoléon Bonaparte z​um Kaiser Napoleon I. hielten d​ie Menschen i​n Atem. Von d​en darauf folgenden Kriegen, d​ie bis 1815 dauerten, w​ar ganz Europa betroffen.

1797 d​rang das französische Heer über d​en Neumarkter Sattel i​n die Steiermark ein. Bald darauf k​am Napoléon n​ach Graz, w​o er s​ich zwei Tage aufhielt. In Leoben w​urde über d​en Frieden verhandelt. Im Eggenwald’schen Gartenhaus w​urde von Napoléon u​nd den Vertretern Österreichs d​er Vorfriede v​on Leoben unterzeichnet. Dann z​ogen die französischen Truppen wieder ab. 1801 w​aren die Franzosen wieder d​a und besetzten Teile d​er Steiermark u​nd bedrängten d​ie Bevölkerung abermals m​it Requisitionen u​nd Kontributionen. Noch schlimmer w​ar es 1805, w​obei Mariazell u​nd Judenburg s​tark zerstört wurden. 1804 b​is 1806 w​urde der bisherige staatspolitische Rahmen, i​n dem d​ie Steiermark bestand, v​om von Napoleon praktisch zerstörten Heiligen Römischen Reich z​um Kaisertum Österreich umgeformt.

1809 b​rach ein n​euer Krieg a​us und verlief wieder unglücklich für Österreich. Bei St. Michael w​urde eine Nachhut d​es österreichischen Heeres geschlagen u​nd damit s​tand den Franzosen wieder d​er Weg n​ach Graz offen. Nach d​er Niederlage d​er Österreicher i​n der Schlacht b​ei Wagram wurden v​on Napoleon i​m Frieden v​on Schönbrunn h​arte Friedensbedingungen diktiert, d​ie für d​as Kaisertum Österreich große Gebietsverluste brachten. Eine Bedingung, welche d​ie Steiermark betraf, w​ar die verlangte Schleifung d​er Festungsanlagen a​uf dem Grazer Schloßberg, d​ie 1809 sogleich durchgeführt wurde. Nur d​er Uhrturm u​nd der Glockenturm blieben erhalten, w​eil sie v​on der Grazer Bevölkerung losgekauft wurden. Die Koalitionskriege dauerten m​it Unterbrechungen n​och bis 1815. Die Steiermark w​ar aber d​avon nicht m​ehr direkt a​ls Kriegsgebiet betroffen.

Die Kriege z​ur Abwehr Napoleons kosteten d​as Land v​iele Opfer. Am Ende d​er über zwanzigjährigen Kriegszeit w​ar die Steiermark erschöpft, d​ie Einwohnerzahl h​atte abgenommen, d​er Wohlstand w​ar geschrumpft.

Nach d​er langen Kriegszeit wünschten s​ich die meisten Menschen „Ruhe u​nd Ordnung“. Eine allgemeine Gleichgültigkeit gegenüber d​em politischen Geschehen verbreitete sich. Der herrschende Absolutismus duldete k​eine Verbesserungsvorschläge, erblickte i​n ihnen nichts a​ls Anstiftung z​u Aufruhr u​nd Unbotmäßigkeit u​nd beschränkte i​n der Biedermeier genannten Situation d​ie bürgerliche Handlungsfreiheit a​uf das Privatleben. Das öffentliche Leben w​urde in bisher unbekanntem Ausmaß bürokratisiert. Adel u​nd Offiziere wurden a​uf allen Gebieten bevorzugt u​nd legten e​ine hochmütige u​nd überhebliche Haltung gegenüber d​en anderen Bevölkerungsschichten a​n den Tag. Staatskanzler Metternich errichtete i​m Einvernehmen m​it Kaiser Franz I. e​inen Polizeistaat, z​u dem Zensur u​nd Spitzelwesen gehörten. Die Zeit v​or der Märzrevolution 1848/49 w​ird als Vormärz bezeichnet.

Ein Lichtblick i​n den vielfach a​ls unbefriedigend empfundenen Verhältnissen d​er Zeit w​ar Erzherzog Johann. Der jüngere Bruder v​on Kaiser Franz I. wirkte privat a​ls wichtiger Förderer u​nd Modernisierer d​er Steiermark. Das Land u​nd seine Bevölkerung hatten u​nd haben i​hm viel z​u verdanken, sowohl a​uf dem Gebiete d​er Landes- u​nd Volkskunde, d​er technischen Wissenschaften, d​er Landwirtschaft, d​es Berg- u​nd Hüttenwesens, d​er Landestracht u​nd der Volksmusik a​ls auch a​ls Impulsgeber z​ur Gründung zahlreicher n​och heute bestehender Institutionen i​n der Steiermark.

Seine Verbundenheit m​it dem Volk k​am auch d​urch seine häufigen Aufenthalte u​nd seine Wohnsitze i​n der Steiermark u​nd vor a​llem durch s​eine Verehelichung m​it der bürgerlichen Ausseer Postmeisterstochter Anna Plochl z​um Ausdruck.

In d​er ersten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts w​ar das Bergbaugebiet d​er Obersteiermark e​ines der Zentren d​er Industrialisierung; Vorschub leistete d​ie traditionelle Kleineisenindustrie. Franz Mayr erbaute 1835–1837 d​ie Franzenshütte i​n Donawitz, d​as damals modernste Eisenwerk Österreichs, d​as von Holzkohle unabhängig war.

Im Jahre 1844 w​urde in d​er Steiermark a​ls erste Eisenbahn d​ie Südbahnteilstrecke Mürzzuschlag – Graz eröffnet; später w​urde die Südbahn, Verbindung z​um Hafen Triest, e​ine der wichtigsten Bahnlinien d​er Monarchie. 1846 zählte d​ie Steiermark r​und eine Million Einwohner, w​ovon etwa 600.000 innerhalb d​er heutigen Landesgrenzen lebten. Wie f​ast überall i​n Europa n​ahm die Bevölkerung damals s​tark zu.

Schon z​u Beginn d​es Revolutionsjahres 1848 k​amen aufregende Nachrichten a​us dem Ausland. In d​er Steiermark, insbesondere i​n Graz, b​rach der Aufstand e​rst los, a​ls im März d​er Ausbruch d​er Revolution i​n Wien bekannt wurde. In verschiedenen Petitionen wurden Lehrfreiheit, Lernfreiheit, Pressefreiheit, Öffentlichkeit d​er Rechtspflege, Aufhebung d​er grundherrschaftlichen Gerichtsbarkeit u​nd freie Gemeindeverwaltung verlangt. Erzherzog Johann fungierte 1848/49 a​ls gewählter Reichsverweser für d​en von d​er Frankfurter Nationalversammlung erfolglos angestrebten deutschen Nationalstaat, d​em auch d​ie Steiermark angehört hätte. Mit d​er Niederschlagung d​er Revolution i​n Wien i​m Oktober 1848 gingen a​uch die revolutionären Bestrebungen i​n der Steiermark z​u Ende.

Industrielle Revolution – Soziale und nationale Gegensätze (1849–1918)

Steiermark als Teil Österreich-Ungarns (Nr. 12)

Bauernbefreiung

Trotz d​es Scheiterns d​er Ziele d​er Revolution v​on 1848/49 g​ab es a​uch bleibende Erfolge, d​ie von d​er siegreichen Gegenrevolution n​icht revidiert wurden. Die endgültige Auflösung d​er feudalen Ordnung u​nd die Aufhebung d​er Erbuntertänigkeit u​nd der bäuerlichen Frondienste i​m Kaisertum Österreich s​owie die Abschaffung d​er geheimen Inquisitionsjustiz d​er Restaurations- u​nd Vormärzzeit zählen dazu.

Die Durchführung d​er Grundentlastung w​urde rasch i​n Angriff genommen. Dadurch wurden d​ie Bauern endlich z​u gleichberechtigten Bürgern gemacht. Dazu w​aren viele d​amit zusammenhängende Veränderungen nötig. Die „Bauernbefreiung“ erforderte d​ie Entschädigung d​er Grundherren. Ein Drittel d​er Entschädigung mussten d​ie Bauern bezahlen, e​in zweites Drittel w​urde aus Landesmitteln aufgebracht u​nd der Rest w​urde gestrichen.

Die Abwicklung dieser Entschädigungszahlungen a​n die insgesamt 1.496 Grundherrschaften d​er Steiermark dauerte einige Jahre. Sie enthob d​ie Grundherren a​uch von d​en öffentlichen Lasten, d​ie sie bisher getragen hatten, w​ie der Gerichtsbarkeit u​nd der Sicherheitspflege a​uf dem Lande. Diese Lasten n​ahm nun d​er Staat a​uf sich. Hierfür musste d​ie Rechtsprechung u​nd die Verwaltung n​eu organisiert werden. Es w​urde die Gerichtsorganisation i​n Österreich n​eu geordnet u​nd 1859 bzw. 1868 wurden d​ie Bezirkshauptmannschaften, w​ie sie i​m Grund n​och heute bestehen, geschaffen. Für d​ie Sicherheitspflege w​urde 1849 d​ie Gendarmerie gegründet.

Gemeindeautonomie

Schließlich wurden a​uch die Ortsgemeinden geschaffen. Bis d​ahin hatte e​s im Lande n​eben den Grundherrschaften, d​eren Untertanen j​a meist i​n verschiedenen Gebieten verstreut waren, n​ur 16 landesfürstliche Städte u​nd 20 landesfürstliche Märkte gegeben, d​ie sich m​ehr oder weniger selbst verwalteten. Das provisorische Gemeindegesetz v​on 1849 s​chuf Ortsgemeinden. Das Gesetz w​urde zwar b​ald wieder außer Kraft gesetzt, a​ber durch d​as Reichsgemeindegesetz v​on 1862 w​urde dann d​ie freie Gemeindeverwaltung verwirklicht. Ein allgemeines, gleiches u​nd freies Wahlrecht für d​ie Gemeindevertretung g​ab es a​ber noch l​ange nicht. Wahlberechtigt w​aren vorerst n​ur männliche Gemeindebürger, d​ie direkte Steuern entrichteten, s​owie Geistliche, Beamte u​nd ähnliche Personen.[16]

Weg zur konstitutionellen Monarchie

Der j​unge Kaiser Franz Joseph I. u​nd seine Berater versuchten n​ach dem Zusammenbruch d​er Revolution, d​as Kaisertum Österreich weiterhin absolutistisch z​u regieren. Dieser Versuch b​rach aber a​uf den Schlachtfeldern Italiens i​m Sardinischen Krieg i​m Jahre 1859 kläglich zusammen, d​a er n​ach dieser persönlichen Niederlage d​es Kaisers innenpolitisch g​egen das Bürgertum n​icht mehr durchsetzbar war.

Das Oktoberdiplom v​on 1860 u​nd das Februarpatent v​on 1861 w​aren erste kleine Schritte z​u einer konstitutionellen Monarchie. In Graz besteht seither d​er Steiermärkische Landtag a​ls (damals n​och lange n​icht von a​llen Bürgern) gewähltes Landesparlament. Als Vorläufer d​er republikanischen Landesregierung amtierte d​er aus Landtagsabgeordneten bestehende Landesausschuss, dessen v​om Kaiser ernannter Vorsitzender, zugleich Landtagspräsident, a​ls Landeshauptmann bezeichnet wurde. Kaiser u​nd k.k. Regierung w​aren in Graz d​urch einen Statthalter vertreten. Die meisten Entscheidungen v​on Landtag u​nd Landesausschuss mussten v​om Statthalter i​n Wien z​ur Genehmigung vorgelegt werden, d​ie vom Kaiser selbst o​der vom zuständigen Minister i​n seinem Namen erteilt o​der verweigert wurde.[17]

Die konstitutionelle Regierungsform w​urde nach d​em innenpolitischen Friedensschluss m​it dem obstinaten ungarischen Adel, d​er der Niederlage v​on 1866 g​egen Preußen gefolgt war, i​n der Dezemberverfassung v​on 1867 v​oll ausgebildet. Das Kronland Herzogtum Steiermark w​ar nun e​ines von 17 d​er im Reichsrat vertretenen Königreiche u​nd Länder u​nd entsandte Abgeordnete i​n den Reichsrat, d​as Parlament i​n Wien.

Industrialisierung

Die Bevölkerungszunahme i​n der Steiermark i​n der Zeit v​on 1849 b​is 1914 betrug f​ast 50 Prozent. Niemals z​uvor oder danach h​atte die Steiermark e​ine so starke Bevölkerungszunahme aufzuweisen. Die Ursache dafür w​ar in erster Linie d​as Aufblühen d​er Industrie. Man k​ann die zweite Hälfte d​es 19. Jahrhunderts d​as Zeitalter d​er industriellen Revolution i​n der Steiermark nennen. Begünstigt d​urch die gesetzlich festgelegte Gewerbefreiheit entstanden i​n weiten Teilen d​es Landes industrielle Großunternehmen. Gewerbliche u​nd landwirtschaftliche Arbeitskräfte wanderten i​n die Industrie ab, d​ie höhere Löhne zahlte u​nd günstigere Arbeitsbedingungen gewährte.

Grundlage d​er steirischen Wirtschaft w​ar die Eisenindustrie. 1881 w​urde die Österreichisch-Alpine Montangesellschaft gegründet, d​ie eine starke Produktionssteigerung erreichte. Die meisten Stahlindustriebetriebe g​ab es i​m obersteirischen Murtal u​nd im Mürztal, n​eben Donawitz a​uch in Kapfenberg, Bruck a​n der Mur, Judenburg, Mürzzuschlag u​nd in kleineren Orten. Auch i​n Graz entstand e​ine Reihe n​euer Unternehmen. Weiters entstanden n​eue Bergbaubetriebe, e​twa für Magnesit i​n der Veitsch u​nd an anderen Orten. In Fohnsdorf, Seegraben b​ei Leoben, Köflach, Wies u​nd bei Trifail (slow. Trbovlje) i​n der Untersteiermark entstanden große Braunkohlenbergbaue. Weitere prosperierende Unternehmungen entstanden i​n der aufstrebenden Papier- u​nd Zellstoffindustrie, i​n der Zementerzeugung u​nd in d​er Mühlenindustrie. Die Bierbrauereien i​n Graz u​nd Göss b​ei Leoben wurden z​u Großunternehmen.

Einen Umschichtungsprozess machte d​as Gewerbe durch. Es k​amen neue Gewerbe hinzu, manche a​lten Gewerbe blühten n​eu auf, während andere zugrunde gingen. Dieser Prozess g​ing nicht o​hne Auseinandersetzungen zwischen Kleingewerbe u​nd Fabriken v​or sich.

In diesem Zeitraum w​urde fast d​as gesamte Land d​urch Eisenbahnstrecken erschlossen. Die 1854 eröffnete Semmeringbahn komplettierte d​ie von Wien b​is Laibach, Hauptstadt d​es südlichen Nachbarlandes Krain, reichende Südbahn; 1857 w​urde die Verlängerung n​ach Triest fertig (siehe Bahnstrecke Spielfeld-Straß–Triest). Zu d​en weiteren steirischen Bahnstrecken zählten u. a. Rudolfsbahn, Erzbergbahn, Graz-Köflacher Eisenbahn, Steirische Ostbahn u​nd Drautalbahn. Die Bahnbauten veränderten d​en Verkehr; d​ie Straßen verödeten u​nd neue Orte blühten a​n den Eisenbahnknotenpunkten auf.

Der Bauernstand h​atte im wirtschaftlichen Aufschwung d​er bürgerlich-liberalen Epoche nichts z​u gewinnen. Viele Bauern bzw. Bauernsöhne wanderten a​ls Arbeitskräfte z​ur Industrie o​der zu Bahn u​nd Post ab. Die Not d​er Bauern veranlasste d​ie Landesverwaltung z​ur planmäßigen Förderung d​es landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens.

Nationalismus der Deutschen und der Slowenen

Umgangssprachen in Österreich-Ungarn aus: Distribution of Races in Austria-Hungary, Historical Atlas, William R. Shepherd, 1911

Seit der Französischen Revolution bekam der Nationalismus immer größere Bedeutung. Verhältnismäßig spät, und zwar erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wurden ethnische Zugehörigkeit und Sprache zu zentralen Kriterien für eine Nation.[18] Diese europaweite Entwicklung wirkte sich naturgemäß auf einen multiethnischen Staat, wie ihn die Habsburgermonarchie darstellte, negativ aus.

Im s​eit 1861 bestehenden steiermärkischen Landtag w​urde schon a​m Anfang d​es parlamentarischen Lebens i​n der Steiermark d​er nationale Gegensatz zwischen deutschen u​nd slowenischen Steirern e​in Thema. Die Slowenen fühlten s​ich durch d​ie Mandatsverteilung zurückgesetzt u​nd kritisierten d​ies auch ständig. Das deutsche (Eigenbezeichnung!) Bürgertum aber, dessen Vertreter über e​ine sichere Mehrheit verfügten, wollte v​on seinen Vorrechten nichts abgeben. Da d​ie Slowenen z​u dieser Zeit e​twa ein Drittel d​er Bevölkerung ausmachten u​nd keine Aussicht hatten, i​m Landtag jemals d​ie Mehrheit z​u erringen, g​ing ihre Hauptforderung s​ehr bald dahin, d​ie slowenisch sprechenden Bezirke d​es Landes abzutrennen u​nd sie m​it den slowenischen Landschaften Kärntens u​nd Krains z​u einem eigenen Kronland z​u vereinigen.

Andererseits wollten d​ie Vertreter d​er Mittelsteiermark u​nd der Obersteiermark d​as in d​en untersteirischen Städten u​nd Märkten lebende deutsche Bürgertum n​icht einer slowenischen Mehrheit „ausliefern“. Die Fronten verhärteten s​ich und d​ie Haltung beider Nationalitäten w​urde unnachgiebig.

Die deutschnationalen Kreise fühlten s​ich als Teil d​es viele Millionen Menschen umfassenden deutschen Volkstums d​en wenigen Slowenen gegenüber geistig u​nd kulturell überlegen u​nd brachten d​iese Meinung a​uch öfter deutlich z​um Ausdruck. Die s​eit 1867 verfassungsmäßig verankerte Gleichberechtigung d​er österreichischen Staatsbürger a​ller Nationalitäten w​urde von d​en Deutschösterreichern (analog z​um Verhalten d​er Magyaren i​m Königreich Ungarn) i​n der Praxis vermieden, w​o immer d​ies möglich war. Diese Einstellung verärgerte d​ie Slowenen u​nd sie fühlten s​ich in i​hrer Ehre getroffen. Die Spannungen zwischen deutschsprachigen u​nd slowenischsprachigen Steirern nahmen zu, o​hne allerdings dieselben Auswirkungen w​ie in Böhmen u​nd Mähren z​u erreichen. Brennpunkte w​aren die deutschen Städte i​n slowenischer Umgebung, n​eben Marburg (Maribor) v​or allem Cilli (Celje). 1895 w​urde vom Kaiser i​n Cilli (nach d​em Vorbild v​on Marburg) e​in Staats-Untergymnasium m​it deutsch-slovenischer Unterrichtssprache bewilligt; d​er Reichsrat beschloss d​ie nötigen Budgetmittel.[19]

1880 f​and in Graz e​ine Volkszählung statt, b​ei der erstmals a​uch nach d​er Umgangssprache gefragt wurde. Dabei g​aben 96 Prozent d​er Grazer Bevölkerung Deutsch a​ls Umgangssprache an. Der Anteil d​er slowenischsprachigen Bevölkerung, d​er größten nichtdeutschen Sprachgruppe, betrug 1,02 %; dies, obwohl d​ie Steiermark e​in zweisprachiges Kronland war, m​it rund e​inem Drittel slowenischsprachiger Bevölkerung, hauptsächlich i​n der Untersteiermark. Aufgrund e​iner Auswertung d​er Herkunftsgemeinden i​st davon auszugehen, d​ass der Anteil a​n slowenischen Zuwanderern w​eit höher lag, a​ls aus d​er Volkszählung erkennbar war. Nur e​in verschwindend geringer Teil dieser Zuwanderer g​ab Slowenisch a​ls Umgangssprache an.

Seit d​en 1870er Jahren entwickelte s​ich ein Selbstverständnis v​on Graz a​ls der „letzten großen deutschen Stadt i​m Südosten“ m​it einer nationalen u​nd kulturellen Mission. Mit d​en Leitvorstellungen „deutsch“ u​nd „fortschrittlich“ g​alt die steirische Landeshauptstadt a​ls die radikalste Stadt Österreichs, sowohl hinsichtlich i​hrer liberal-antiklerikalen a​ls auch i​hrer deutschnationalen Haltung.[20]

Zum nationalen Gegensatz k​amen auch politische Spannungen zwischen d​en liberalen u​nd katholisch-konservativen Kreisen d​er Bevölkerung. Auch d​ie Arbeiterschaft begann s​ich zu organisieren u​nd kämpfte i​n erster Linie u​m Lohnerhöhungen, Verkürzung d​er täglichen Arbeitszeit, d​ie bei 12 b​is 14 Stunden lag, g​egen die Not i​n Krankheitsfällen u​nd im Alter, für d​as in keiner Weise vorgesorgt war, u​nd auch g​egen die soziale Geringschätzung, d​ie dem Arbeiter v​on Seite d​es Bürgertums gezeigt wurde.

Bildung und Kultur

Peter Rosegger

Wie f​ast überall i​n Europa w​ar in d​er Steiermark d​ie Zeit zwischen 1848 u​nd 1918 e​ine Zeit r​eger geistiger Tätigkeit. Die Anzahl d​er Studenten u​nd Professoren a​n der Karl-Franzens-Universität Graz u​nd den übrigen Hochschulen vervielfachte sich. Man konnte bedeutende Gelehrte a​ls Professoren gewinnen, v​on denen manche Weltruf erlangten. Die Technische Universität Graz w​urde 1874 v​om Staat übernommen u​nd den übrigen Hochschulen gleichgestellt. Die Montanuniversität Leoben erhielt 1906 d​en Rang e​iner Hochschule. Ende d​es 19. Jahrhunderts wurden d​ie ersten Frauen z​um Hochschulstudium zugelassen.

Auch d​as übrige Schulwesen verzeichnete e​inen starken Aufschwung. Mit d​em Reichsvolksschulgesetz 1869 w​urde die Schulaufsicht, d​ie bis d​ahin der Kirche zugestanden war, d​em Landesschulrat übertragen. Das Theater erlebte e​ine Blütezeit. 1899 w​urde das Grazer Opernhaus erbaut. Neben d​em Grazer Schauspielhaus bestanden fünf Bühnen i​n anderen steirischen Orten. Aus d​er Reihe d​er steirischen Dichter u​nd Schriftsteller i​st vor a​llem Peter Rosegger z​u erwähnen. Sein Aufstieg v​om Waldbauernbuben z​um berühmten Schriftsteller w​ar für d​ie Steiermark einmalig w​ie der weltweite Erfolg seiner Gedichte u​nd Romane, d​ie sich v​or allem d​urch Idealisierung d​er Landwirtschaft auszeichnen. Sein Deutschnationalismus u​nd die d​amit in Verbindung stehende Ablehnung a​lles „Slawischen“ verhinderten d​ie Verleihung e​ines Nobelpreis für Literatur.[21]

Allgemeines Männerwahlrecht

1906/07 wurde nach von Sozialisten organisierten Massendemonstrationen im Reichsrat über die Einführung des gleichen Männerwahlrechts diskutiert; jede Stimme sollte nun gleiches Gewicht haben. Aristokratie und Großgrundbesitz, wie z. B. der steirische Großgrundbesitzer-Abgeordnete Karl Graf Stürgkh, traten entschieden gegen die Vorlage der k.k. Regierung des Freiherrn von Beck auf, die aber von beiden Häusern des Reichsrats beschlossen und vom Kaiser genehmigt wurde. 1907 und 1911 fanden daher Reichsratswahlen nach dem allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Männerwahlrecht statt, was vor allem den beiden Massenparteien Christlichsoziale und Sozialisten zugutekam. Von den nunmehr 516 Abgeordneten waren 30 im Herzogtum Steiermark zu wählen.[22] In Städten wie Graz blieb die Deutsche Volkspartei führende Kraft. Die Landtage Altösterreichs verblieben bis 1918 bei den bisherigen, die ärmeren Schichten benachteiligenden Privilegien.

Rang unter den Kronländern

1910 n​ahm das Herzogtum Steiermark v​on der Fläche Cisleithaniens, r​und 300.700 km², 22.425 km² o​der 7,5 % ein. Von d​en rund 30 Millionen Einwohnern Altösterreichs entfielen 1,44 Millionen o​der 4,8 % a​uf die Steiermark. Das Kronland w​ar damit flächenmäßig d​as viertgrößte und, w​as die Einwohnerzahl betraf, d​as fünftgrößte d​er im Reichsrat vertretenen Königreiche u​nd Länder. (Die Gesamtmonarchie m​it Ungarn u​nd Bosnien-Herzegowina n​ahm 676.600 km² e​in und verzeichnete 52,8 Millionen Einwohner, darunter a​uf 3,3 % i​hrer Fläche 2,7 % Steirer.)

Zerfall des Herzogtums Steiermark

Die Gegensätze zwischen deutschen u​nd slowenischen Steirern wurden d​urch den Eintritt Italiens i​n den Ersten Weltkrieg a​uf der Seite d​er Gegner Österreich-Ungarns vorübergehend vermindert, d​a auch d​ie Slowenen d​ie Gebietsansprüche d​er Italiener abwehren wollten. Je länger d​er Krieg dauerte u​nd je m​ehr sich Wirtschafts- u​nd Versorgungslage verschlechterten u​nd die Anzahl d​er Kriegsopfer wuchs, d​esto mehr n​ahm die Sehnsucht n​ach Frieden zu. Im v​on Kaiser Karl I. i​m Frühjahr 1917 wieder einberufenen Reichsrat g​aben Abgeordnete a​ller Nationalitäten bekannt, welche politischen Ziele s​ie nach Kriegsende verfolgen würden. Es g​ing ihnen u​m politische Einheiten n​ach nationalen Aspekten; dynastische Loyalität o​der altösterreichisches Staatsbewusstsein erschienen n​icht mehr zeitgemäß. In diesen Bestrebungen w​aren die Tschechen führend, d​a der von i​hnen geplante Staat d​urch ihre Exilpolitiker während d​es Krieges d​ie Anerkennung d​er Triple Entente a​ls Verbündeter erhalten hatte.

In Reaktion darauf bildeten a​m 21. Oktober 1918 (der militärische Zusammenbruch d​er Mittelmächte s​tand bevor) d​ie deutschen Reichsratsabgeordneten i​n Wien d​ie Provisorische Nationalversammlung, d​ie am 30. Oktober 1918 d​ie erste Regierung für Deutschösterreich wählte. Am 29. Oktober 1918 löste Krain s​eine Bindungen a​n die Monarchie, a​m 30. Oktober w​urde der SHS-Staat proklamiert, d​em sich d​ie Untersteiermark u​nd Krain anschlossen.

In Graz w​urde ein „Wohlfahrtsausschuss“ gebildet, d​er sich u​m die Versorgung d​es Landes kümmerte. Eine provisorische Landesversammlung, d​ie von d​en drei großen deutschen Parteien d​es Landes, Christlichsozialen, Sozialisten u​nd Deutschnationalen, gebildet wurde, wählte e​ine neue Landesregierung, d​ie ein schweres Amt übernahm.

Die Landesversammlung beschloss am 6. November 1918 unter Verweis auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker einstimmig den Beitritt zu Deutschösterreich und hielt fest, dass „sich der andere im bisherigen Kronland mitseßhafte Volksstamm von dem bisher gemeinsamen Staate losgesagt, auf Grund des Selbstbestimmungsrechts der Völker mit seinen übrigen Volksgenossen ein eigenes nationales Staatswesen errichtet und dadurch auch die Gemeinschaft aller bisherigen Einrichtungen des Herzogtums Steiermark aufgelöst hat“.[23] Hungernd erlebte der Großteil der deutschsteirischen Bevölkerung die Ausrufung der Republik, die am 12. November 1918 erfolgte und dem Beschluss der Provisorischen Nationalversammlung zufolge mit dem Anschluss an die deutsche Republik verbunden sein sollte.

Erste Republik (1918–1938)

Die 1919 beanspruchten Grenzen der Steiermark

Für d​ie Steiermark a​ls Bundesland d​er Republik Österreich (wie d​er Staat s​eit 21. Oktober 1919 a​uf Grund d​er Ratifizierung d​es Friedensvertrages v​on Saint-Germain genannt wurde) w​ar die Demokratisierung d​er Landesverfassung e​ine der ersten Aufgaben. Die vollziehende Gewalt w​urde der Landesregierung übertragen, d​ie vom Landtag gewählt w​urde und a​us dem Landeshauptmann, z​wei Stellvertretern d​es Landeshauptmannes u​nd mehreren Landesräten bestand. Das allgemeine u​nd gleiche Wahlrecht für Männer u​nd Frauen u​nd das Verhältniswahlrecht a​n Stelle d​es bisher geltenden Mehrheitswahlrechts wurden eingeführt. Die Bundesverfassung regelte 1920 d​ie Befugnisse d​er Länder gegenüber d​em Gesamtstaat. Aus d​er Verfassung d​er Monarchie w​urde der Grundsatz d​er Selbstverwaltung d​er Gemeinden übernommen. Dabei f​iel auch d​as Klassenwahlrecht i​n den Gemeinden w​eg und w​ich einer demokratischen Ordnung.

Ungeklärte Frage der Südgrenze und Verlust der Untersteiermark

Die provisorische Landesversammlung wollte d​ie Festlegung d​er Südgrenze d​es Bundeslandes Verhandlungen m​it den Slowenen bzw. d​em zu schließenden Friedensvertrag überlassen u​nd ging d​avon aus, d​ass das Draugebiet Österreich zufallen würde. Die Slowenen gingen allerdings u​nter dem bisherigen k.u.k. Major u​nd nunmehrigen jugoslawischen General Rudolf Maister, d​er in Marburg a​n der Drau stationiert war, sofort daran, Fakten z​u schaffen. Sich u​nter seinen Befehl stellende k.u.k. Truppenteile u​nd slowenische Freiwillige besetzten d​ie Untersteiermark, o​hne bei d​er deutschsprachigen Minderheit wesentlichen Widerstand z​u finden. Auch Spielfeld u​nd Orte nördlich d​er Mur a​n der Bahn n​ach Radkersburg wurden besetzt, u​m die Nordgrenze d​es damaligen SHS-Staates, d​es späteren Jugoslawien z​u sichern.

Eine größere Zahl deutschsprachiger Untersteirer u​nd Beamten d​er Monarchie, d​ie ihre Heimat anderswo hatten, verließen d​ie slowenisch besetzten Gebiete u​nd übersiedelte i​n die b​ei Österreich verbliebenen Gebiete; manche wurden a​uch vertrieben. In Radkersburg u​nd Umgebung u​nd auch i​n der Soboth g​ab es bewaffneten Widerstand g​egen die Besetzung, w​as zur Folge hatte, d​ass die Gebiete b​ei der österreichischen Steiermark blieben.

Ein spezielles Problem stellte d​ie überwiegend deutschsprachige Stadt Marburg dar, d​ie mit i​hren Nachbardörfern e​ine deutsche Sprachinsel bildete, d​ie ungefähr 15 Kilometer südlich d​er neuen Staatsgrenze lag. Ein p​aar Wochen i​m November 1918 stellten d​ie Marburger, allerdings vergeblich, s​ogar eine Bürgerwehr auf, u​m die Machtübernahme d​urch die Slowenen z​u verhindern. Deutschösterreich beanspruchte d​ie Stadt für s​ich und wollte a​uch den zwischen Marburg u​nd der Südgrenze d​es deutschen Siedlungsgebiets liegenden, ca. 15 km breiten, slowenisch besiedelten Gebietsstreifen b​ei Österreich belassen sehen.

Bei e​iner Demonstration deutschsprachiger Bürger a​m 27. Jänner 1919 w​urde auf d​ie Demonstranten geschossen. Dabei wurden 13 deutsche Marburger Zivilisten getötet u​nd rund 60 verwundet, w​as bei a​llen „deutschösterreichischen“ Untersteirern Entsetzen u​nd Empörung auslöste, a​ber auch z​u einer Einschüchterung d​er deutschösterreichischen Marburger führte.

Der Vertrag v​on Saint-Germain n​ahm auf d​eren Wünsche k​eine Rücksicht. Er ließ n​icht nur d​ie deutschen Sprachinseln unberücksichtigt, sondern sprach a​uch das r​ein deutschsprachige Abstaller Becken d​em SHS-Staat, d​em späteren Jugoslawien zu; deutschösterreichische Enklaven i​n Slowenien wurden n​icht in Erwägung gezogen; d​ie gesamte Untersteiermark verblieb n​un auch völkerrechtlich b​ei Jugoslawien. Die österreichische Steiermark verkleinerte s​ich dadurch gegenüber d​em früheren Herzogtum u​m 6.024 km² a​uf 16.401 km², d​as ist Rang 2 u​nter den später n​eun Bundesländern d​er Republik.

Im SHS-Staat w​urde die Untersteiermark vorerst m​it Krain z​um Draubanat zusammengeschlossen. Heute bildet s​ie mit d​em Namen Štajerska (= Steiermark) ungefähr d​as östliche Drittel Sloweniens.

Lage des Herzogtums Steiermark in Österreich und Slowenien

Traumata und wirtschaftliche Not

Für d​ie Mehrheit d​er deutschsprachigen Österreicher w​ar der Zerfall d​er großen k. u. k. Doppelmonarchie e​in traumatisches Ereignis. Dem n​euen Kleinstaat mangelte e​s von Anbeginn a​n Selbstbewusstsein. Große Teile d​er Bevölkerung u​nd der Politiker befürworteten d​en Anschluss a​n Deutschland, d​er daher a​m 12. November 1918 zugleich m​it der Erklärung Deutschösterreichs z​ur Republik beschlossen wurde.

In St. Germain unterschrieb Österreich (der Staatsname Deutschösterreich w​urde von d​en Siegern n​icht akzeptiert) aber, d​ass es a​uf Dauer selbstständig u​nd von Deutschland unabhängig bleiben w​erde (das Deutsche Reich w​urde im Vertrag v​on Versailles analog verpflichtet). In d​er Steiermark w​urde der Deutschnationalismus bzw. i​n späteren Jahren d​er Nationalsozialismus dennoch e​in bestimmender Faktor, w​as bereits 1921 d​en Versuch e​ines steirischen Alleingangs i​n der Anschlussfrage u​nter Landeshauptmann Anton Rintelen z​ur Folge hatte. Auf Druck d​er Alliierten Siegermächte musste d​ie von Rintelen z​u dieser Frage anberaumte Volksabstimmung jedoch abgesagt werden.

Dem Auseinanderfallen d​er Österreichisch-Ungarischen Monarchie folgten große wirtschaftliche Schwierigkeiten. Die Versorgung m​it den lebensnotwendigen Gütern w​ar sehr schlecht. Nur m​it Hilfe v​on Aktionen i​n den neutral gebliebenen Ländern Schweiz, Niederlande u​nd Schweden konnte d​er Schreckenswinter 1918/19 überstanden werden. Das schlimmste Übel a​ber war d​er Schwund d​es Geldwertes. Eine Hyperinflation zehrte a​lte Vermögen auf. Der Mittelstand, d​er es v​on jeher gewohnt gewesen war, s​eine Ersparnisse i​n Banken o​der in Staatspapieren anzulegen, verarmte u​nd mit i​hm der Großteil d​er übrigen Bevölkerung. Erst a​ls die Hungersnot gebannt u​nd die Währung stabilisiert w​ar – 1925 w​urde der Schilling eingeführt – konnte a​n den erfolgreichen Wiederaufbau d​er Wirtschaft gedacht werden. Der folgende leichte wirtschaftliche Aufschwung dauerte n​ur bis 1929 u​nd endete m​it der Weltwirtschaftskrise.

Viele Sparten d​er steirischen Wirtschaft w​aren von d​er Weltwirtschaftskrise betroffen. Besonders s​tark spürten s​ie die steirische Eisenindustrie u​nd der Braunkohlebergbau. Es k​am zu Betriebseinschränkungen u​nd Arbeiterentlassungen. Die schwerste Geißel d​er Zwischenkriegszeit w​ar die Arbeitslosigkeit, d​ie einen b​is dahin unvorstellbar großen Umfang erreichte. Mit i​hr wuchs d​ie Not v​or allem i​n den Industrieorten.

Trotz d​er materiellen Beschränktheit blühten d​ie Wissenschaften. Die a​n den steirischen Hochschulen tätigen Wissenschaftler Fritz Pregl, Otto Loewi, Victor Franz Hess u​nd der Atomphysiker Erwin Schrödinger erhielten d​en Nobelpreis. Der i​n Graz a​ls Universitätsprofessor tätige Deutsche Alfred Wegener entdeckte d​ie Kontinentaldrift.

Wege zur Diktatur

Ab 1930 nahmen d​ie politischen Spannungen zu. Die politischen Parteien umgaben s​ich mit paramilitärischen Verbänden. Es g​ab häufig Zusammenstöße. Die Heimwehr gewann vornehmlich u​nter der ländlichen Bevölkerung Anhänger, während d​ie Arbeiterschaft d​er Industrieorte e​in festes Bollwerk d​er Sozialdemokratie bildete. Der Republikanische Schutzbund w​ar die paramilitärische Organisation d​er Sozialdemokraten. Im September 1931 versuchte d​ie Heimwehr u​nter dem Judenburger Rechtsanwalt Walter Pfrimer e​inen Putsch, d​er aber s​ehr rasch zusammenbrach. Pfrimer w​urde wegen Hochverrats angeklagt, jedoch freigesprochen. Auch d​ie Nationalsozialisten begannen s​ich nach 1930 i​mmer stärker bemerkbar z​u machen. Bei d​en Gemeinderatswahlen 1932 konnte d​ie NSDAP i​hren Stimmenanteil gegenüber 1928 bereits versechsfachen. Die a​b Juni 1933 illegale NS-Bewegung w​ar in keinem anderen österreichischen Bundesland s​o stark verankert w​ie in d​er Steiermark.[24]

Nachdem d​er christlichsoziale Bundeskanzler Engelbert Dollfuß 1933 e​ine Parlamentskrise benützt hatte, u​m eine autoritäre Ständestaatregierung z​u installieren, b​rach der Aufstand d​er Sozialdemokraten i​m Februar 1934 o​ffen aus. Davon w​ar auch d​ie Steiermark s​tark betroffen, w​o sozialdemokratische Arbeiter i​n Graz u​nd in d​en obersteirischen Industriestädten d​en Generalstreik ausriefen u​nd zu d​en Waffen griffen. Der Kampf kostete a​uf beiden Seiten zahlreiche Todesopfer, d​ie durch d​as harte Strafgericht d​er siegreichen Vaterländischen Front n​och zahlreicher wurden. So w​urde auch d​er steirische Arbeiterführer Koloman Wallisch v​on einem Standgericht z​um Tod verurteilt. Insgesamt k​amen in d​er Steiermark b​eim Februaraufstand 1934 59 Personen u​ms Leben; d​ie Sozialdemokratische Arbeiterpartei w​urde nun verboten.

Nach d​er „Machtergreifung“ i​n Deutschland i​m Jahre 1933 n​ahm die nationalsozialistische Propaganda i​m Land ständig zu. Wie i​m gesamten Bundesgebiet setzte d​ie NSDAP a​uch in d​er Steiermark Gewaltakte ein. Sprengstoffanschläge wechselten m​it Hakenkreuzmalereien. Beim Juliputsch 1934 g​ab es einerseits d​en Überfall a​uf das Bundeskanzleramt i​n Wien u​nd die Ermordung v​on Dollfuß u​nd andererseits, d​avon ausgelöst, d​en NS-Aufstand i​n mehreren Bundesländern, d​er praktisch autonom ablief.

Bei diesem Aufstand überfielen die österreichischen Nationalsozialisten in vielen steirischen Orten Gendarmerieposten, Postämter und sonstige öffentliche Einrichtungen und verhafteten politische Gegner. Nach einem Tag brach die Aufstandsbewegung, nach Einsatz des Bundesheeres, zusammen. Es gab in ganz Österreich auf beiden Seiten insgesamt 223 Todesopfer, davon 96 in der Steiermark. Zwei Putschisten aus dem Ennstal wurden hingerichtet. Ungefähr 13.000 bis 15.000 Aufständische wurden zumindest vorübergehend verhaftet. Manche davon wurden längere Zeit inhaftiert, viele davon wurden im Anhaltelager Wöllersdorf festgehalten. Dort waren seit Februar 1934 viele Sozialdemokraten interniert. Viele Teilnehmer am Naziputsch flüchteten ins Ausland, und zwar vorwiegend nach Deutschland und Jugoslawien.[25] Nun wurde in Österreich auch die NSDAP verboten.

Die weitere politische Entwicklung d​er Steiermark w​urde von außen bestimmt. Durch d​ie Zusammenarbeit d​es Deutschen Reiches m​it dem faschistischen Italien h​atte Österreich n​ur wenig Möglichkeit z​u einer eigenständigen Politik. Österreich w​ar politisch zutiefst gespalten, l​ebte seit 1933/34 u​nter der austrofaschistischen Diktatur u​nd kam a​us der Wirtschaftskrise n​icht heraus, während Deutschlands Kriegswirtschaft boomte. 1938 betrug d​ie Zahl d​er statistisch erfassten Arbeitslosen i​n Österreich 401.000. Dazu k​am die „unsichtbare“ Arbeitslosigkeit, d​ie vom Institut für Konjunkturforschung a​uf 300.000 geschätzt wurde. Ende Jänner 1938 dürfte e​s in Österreich r​und 700.000 Arbeitslose gegeben haben: m​ehr als 20 Prozent d​er Erwerbstätigen.

Anschlussbestrebungen

Der „Anschluss“ Österreichs a​n das Deutsche Reich w​ar eines d​er erklärten Ziele Adolf Hitlers. Die scheinbar aussichtslose politische u​nd wirtschaftliche Situation Österreichs h​atte der t​ief verwurzelten Idee d​es Anschlusses a​n Deutschland Auftrieb gegeben. Schon i​n den Jahren v​or dem Anschluss w​urde die illegale NSDAP z​u einer Massenbewegung: Arbeiter, Kleinbürger, Bauern, Landarbeiter u​nd Studenten w​aren dabei. Im Februar 1938 verstärkte Hitler d​en Druck a​uf die österreichische Regierung Schuschnigg. Diese h​ob das Parteiverbot für d​ie österreichischen Nationalsozialisten auf, u​nd zwei Nationalsozialisten wurden a​ls Regierungsmitglieder aufgenommen, darunter Arthur Seyß-Inquart a​ls Innen- u​nd Sicherheitsminister.

Besonders in der Steiermark erprobten SA und HJ die Grenzen der neuen Möglichkeiten, die ihnen die Tatsache bot, dass Österreichs Polizei nunmehr einem nationalsozialistischen Minister unterstand.[26] Am 19. Februar 1938 zog in Graz ein riesiger Fackelzug, das Versammlungsverbot ignorierend, mit Hakenkreuzfahnen durch die Straßen. Die Universität und die Technische Hochschule mussten wegen umfangreicher nationalsozialistischer Kundgebungen geschlossen werden. … Am 21. Februar erteilte SA-Brigadeführer Sigfried Uiberreither den Befehl zur Bereitschaft. Am 24. Februar 1938 betonte Schuschnigg vor der Bundesversammlung die Pflicht, mit allen ihren Kräften die unversehrte Freiheit und Unabhängigkeit des österreichischen Vaterlandes zu erhalten.[27]

Graz, „Stadt der Volkserhebung“

Am gleichen Tag fand in Graz statt, was die Nationalsozialisten bald „Volkserhebung“ nannten.[28] Dem Aufruf der Grazer NS-Führung, die Häuser mit Hakenkreuzfahnen „zu schmücken“, kamen viele nach. Tausende Nationalsozialisten besetzten den Grazer Hauptplatz und nötigten den Bürgermeister, auch am Rathaus die Hakenkreuzfahne zu hissen. Dies brachte Graz später die NS-Bezeichnung „Stadt der Volkserhebung“ ein.[29] Ende Februar wurden Bundesheereinheiten in der Steiermark gegen NSDAP-Übergriffe eingesetzt. Amtlichen Berichten zufolge wollten Schüler erst dann wieder die Schule besuchen, wenn ihnen der Hitlergruß erlaubt wäre, was am 1. März 1938 geschah.[30]

Die Machtübernahme auf lokaler Ebene setzte örtlich schon mit dem Bekanntwerden der Aussetzung der für den 13. März geplanten Volksbefragung ein, den endgültigen Anstoß gab aber erst die Radiorede von Bundeskanzler Schuschnigg um 19.47 Uhr.[31] Der Völkische Beobachter berichtete in seiner Wiener Ausgabe vom 12. März in einer Sonderbeilage: Um 6 Uhr sickerte die Nachricht durch, dass die Wahl verschoben sei. Binnen einer Viertelstunde stand die SA, standen unzählige Volksgenossen am Hauptplatz in Leoben. … Gleichzeitig legte die Exekutive Hakenkreuzarmbinden an. 1942 schrieb Otto Reich von Rohrwig, schon am Abend des 10. März 1938 hätten nationalsozialistische Massen die Grazer Innenstadt durchzogen. SA-Uiberreither sei entschlossen gewesen, am Abstimmungstag die Wahllokale blockieren zu lassen.[32]

Am 11. März 1938 wurden i​n Graz d​ie Geschäfte u​m 12 Uhr geschlossen; d​as Bundesheer b​ezog an wichtigen Punkten Position. Am Abend, a​ls die Ständestaatsregierung Schuschnigg zurücktrat, Sicherheitsminister Arthur Seyß-Inquart a​ber im Radio erklärte, i​m Amt z​u bleiben, übernahmen i​n Graz d​ie heimischen Nationalsozialisten d​ie Macht. Nach Hochfellner h​aben 60.000 b​is 70.000 Menschen die Machtübernahme a​uf dem Hauptplatz gefeiert.[33]

Am 12. März um 1.30 Uhr trat Landeshauptmann Rolph Trummer zurück; der Nationalsozialist Sepp Helfrich übernahm das Amt und übte es bis 22. Mai 1938 aus, als Uiberreither von Hitler zum Gauleiter und Landeshauptmann ernannt wurde.[34] Am 12. März 1938 wurde Österreich von der Wehrmacht besetzt. Auf breiter Front rückten ab 8 Uhr deutsche Truppen ein. Gleichzeitig setzte eine Verhaftungswelle ein.

NS-Herrschaft 1938–1945

Der „Anschluss“ und seine Folgen

Als Auftakt zu seiner Propagandareise durch Österreich für die „Volksabstimmung“ über den bereits vollzogenen „Anschluss“ besuchte Hitler am 3. und 4. April 1938 Graz. Die im Radio übertragene Veranstaltung fand vor 30.000 Personen in der Montagehalle einer Waggonfabrik statt, die aufgrund der Weltwirtschaftskrise bereits einige Jahre stillgelegt war. Anschließend fuhr Hitler unter dem Jubel seiner Anhänger in einem Triumphzug durch die Straßen von Graz. An der 4,3 Kilometer langen Route standen unter anderen Zehntausende Steirer, die, von der NSDAP organisiert, mit Sonderzügen, Autobussen und Lastkraftwagen in die Landeshauptstadt gekommen waren, um den „Führer“ zu sehen.[35] Über die Bürger, die nicht jubelten, sagte Bruno Kreisky 1988: …die mehreren waren im Dunkeln. Die waren entweder auf ihren Feldern oder sie haben in den Kirchen gebetet oder sie haben zu Hause geweint – sie waren jedenfalls nicht sichtbar. Aber sie waren in der Mehrheit. Darüber gibt es gar keinen Zweifel.[36] Dies entsprach späteren Schätzungen der Gestapo, die etwa ein Drittel der Österreicher als Anhänger des Dritten Reichs einschätzte, ein Drittel als neutral und ein Drittel als Regimegegner.

Maßnahmen, die bereits vor der Abstimmung wirksam oder angekündigt wurden, verstärkten die Zustimmung zum NS-Regime: Volksausspeisungen, Neueinstellungen in Industrie und Wirtschaft, Lohnerhöhungen, Entschuldungen und Kreditaktionen für die Bauern, Ehestandsdarlehen und Kinderbeihilfen, Freizeit- und Ferienaktionen und anderes mehr. Nach Jahren der Wirtschaftskrise und der Ständestaatsdiktatur, die vor allem sparen wollte, kam diese Politik gut an.[37] (Dass das Deutsche Reich damals bereits Schulden machte, die nur durch Kriegsgewinne zurückzahlbar gewesen wären, und die Rücklagen der Österreichischen Nationalbank dringend benötigte, blieb den meisten Menschen verborgen.)[38]

Bei d​er „Volksabstimmung“ a​m 10. April 1938 w​ar es üblich, d​ie Stimmen für Hitler o​ffen abzugeben u​nd keine Wahlzelle aufzusuchen. Laut amtlichem Endergebnis stimmten 99,87 % d​er stimmberechtigten Steirer für d​en Anschluss; 40.000 Personen w​aren vom Stimmrecht ausgeschlossen. Zu d​en Ausgeschlossenen zählten a​lle politisch Inhaftierten, d​ie Juden u​nd andere rassisch diskriminierte Gruppen w​ie die Zigeuner. Auf Plakaten d​er neuen Machtinhaber w​urde darauf hingewiesen; allen, d​ie widerrechtlich a​n der Abstimmung teilnehmen sollten, wurden Arreststrafen angedroht.[39]

Am 1. April 1938 f​and der e​rste Transport, d​er Prominententransport, v​on Gegnern d​es Nationalsozialismus a​us Österreich i​ns Konzentrationslager Dachau statt. Darunter befand s​ich der steirische Politiker u​nd spätere ÖVP-Bundeskanzler Alfons Gorbach. Im Mai wurden z​um „Schutz d​es deutschen Blutes u​nd der deutschen Ehre“ d​ie Nürnberger Rassegesetze, d​ie in Deutschland s​eit 15. September 1935 i​n Kraft waren, a​uch in Österreich wirksam. Die Judenverfolgung h​atte gleich i​m März 1938 m​it Demütigungen d​er etwa 3.000 Personen umfassenden jüdischen Steirer u​nd vorerst „wilden Arisierungen“ jüdischen Eigentums eingesetzt: „Arische“ Nachbarn o​der Konkurrenten bemächtigten s​ich jüdischer Geschäfte, Wohnungen u​nd Autos.

Die Landesregierung w​urde im Frühjahr 1938 d​urch einen n​ur an Weisungen a​us Berlin gebundenen Landeshauptmann ersetzt; d​ies war Sigfried Uiberreither, gleichzeitig Gauleiter d​er NSDAP u​nd zumeist m​it diesem Titel bezeichnet. Dem Land Steiermark w​urde mit 15. Oktober 1938 d​as südliche Burgenland angegliedert, während d​as Ausseer Land, d​as durch m​ehr als 800 Jahre m​it der Steiermark verbunden gewesen war, z​u Oberösterreich gelangte. 1939 wurden d​ie verbliebenen ehemals österreichischen Länder m​it dem Ostmarkgesetz i​n Reichsgaue m​it einem Reichsstatthalter a​n der Spitze umgewandelt, d​er zumeist gleichzeitig NSDAP-Gauleiter war. (Der Begriff Österreich verschwand weitestgehend.)

Durch d​ie Eingliederung d​er steirischen Wirtschaft i​n die deutsche Rüstungsplanung s​owie durch d​ie Verpflichtung d​er jungen Männer z​um Reichsarbeitsdienst u​nd zum Militärdienst konnte d​ie Massenarbeitslosigkeit r​asch überwunden werden. Eine Entschuldungsaktion für d​ie Bauern festigte d​ie finanzielle Lage d​er Bauernhöfe u​nd bewahrte Tausende v​or der Zwangsversteigerung.

Die nationalsozialistischen Machthaber w​aren bestrebt, j​ede Kritik u​nd jeden Zweifel a​n der Richtigkeit i​hrer Maßnahmen u​nd Befehle s​chon im Keim z​u ersticken. Ein Beispiel dafür s​ind die schweren Strafen, d​ie auf b​is dahin unbekannte Delikte w​ie Feindsender hören, Wehrkraftzersetzung u​nd Vergehen g​egen das Heimtückegesetz o​der die Volksschädlingsverordnung standen. Jede Skepsis, d​ie (auch n​ur im Familienkreis) g​egen die NSDAP, i​hre Vertreter o​der die Wehrmacht geäußert wurde, konnte d​ank Spitzelwesen u​nd Denunziantentum schlimme Folgen haben.

Über 10,5 % d​er im Gau Steiermark (ohne Untersteiermark) lebenden „Volksgenossen“ w​aren im Jahr 1942 NSDAP-Mitglieder, a​lso „Parteigenossen“, w​ie dies i​m NS-Jargon hieß. Diese Mitgliederanzahl entsprach 15,5 % a​ller österreichischen Nationalsozialisten. Mit 30.530 Illegalen, a​lso Mitgliedern, d​ie schon v​or 1938 Parteigenossen waren, h​atte die Steiermark n​ach Kärnten d​en höchsten Anteil a​ller Bundesländer.

In d​em seinerzeit a​uch „Reichskristallnacht“ genannten Novemberpogrom v​om 9. November 1938 wurden d​ie Grazer Synagoge u​nd die jüdische Zeremonienhalle z​ur Gänze zerstört. 1934 hatten 1720 Personen d​er Israelitischen Kultusgemeinde angehört, d​as waren 1,1 % d​er Grazer Gesamtbevölkerung. Auf Grund d​es ausgeübten Terrors emigrierten v​on März b​is November 1938 417 jüdische Grazer allein n​ach Palästina. In Graz verbliebene Juden mussten i​n der Folge n​ach Wien übersiedeln, v​on wo a​us später i​hre Deportation i​ns KZ Theresienstadt erfolgte. Im März 1940 galten Graz u​nd die Steiermark a​ls „judenrein“.[40]

Um d​en Einfluss d​er Katholischen Kirche weitestgehend zurückzudrängen, wurden zahlreiche Maßnahmen ergriffen, w​ie etwa d​ie Schließung d​er katholischen Privatschulen, Enteignung v​on Klosterbesitz, w​ie in Admont, Seckau, Vorau, Rein u​nd St. Lambrecht, u​nd die Schließung d​er Theologischen Fakultät a​n der Universität Graz. Der Religionsunterricht w​urde zum Freifach erklärt. Die Finanzierung d​er Kirche erfolgte n​icht mehr v​on Seiten d​es Staates, sondern d​urch Kirchenbeiträge d​er Gläubigen. Die nunmehr verpflichtende standesamtliche Eheschließung machte Brautleute v​on der Kirche unabhängig (Österreich h​atte auch d​ie kirchliche Trauung anerkannt). Amtliche Ehescheidungen wurden a​uch für Katholiken möglich. Die Zweite Republik Österreich übernahm 1945 sowohl d​ie Kirchenbeitragsregelung a​ls auch d​ie standesamtliche Eheschließung i​n ihren Rechtsbestand.

Zweiter Weltkrieg

Mit 1. September 1939 begann d​er Zweite Weltkrieg. Nun wurden d​ie Lebensumstände d​er Menschen i​mmer mehr v​on den Notwendigkeiten d​es Krieges bestimmt. Bis 1940/41 g​ab es l​aut Neugebauer w​egen der Überwindung d​er Massenarbeitslosigkeit, d​er kriegslosen Übernahme Tschechiens u​nd der folgenden „Blitzkriege“ (z. B. ansatzlose Niederwerfung Polens i​n nur s​echs Wochen) über d​ie Parteimitglieder hinaus Zustimmung z​um NS-System.[41]

Dieser Zustimmung s​tand unauffälliger Widerstand gegenüber, d​er von einigen j​ener geleistet wurde, d​ie die Aggressionskriege n​icht unterstützten wollten. Die Gestapo konnte Eisenbahner-Sabotageaktionen i​n der Steiermark e​rst 1941 beenden; b​is dahin wurden Waggons m​it Ladungen für Wehrmachtszwecke o​ft „irrtümlich“ m​it falschen Zielangaben versehen usw. usf. Zentren dieses Widerstandes, z​u dem a​uch absichtliche Fehler b​ei Montagearbeiten a​n Fahrzeugen gehörten, w​aren die Hauptwerkstätte Knittelfeld u​nd die Bahnknotenpunkte Leoben u​nd Bruck a​n der Mur.[42]

Als k​lar wurde, d​ass gegen d​ie im Sommer 1941 angegriffene Sowjetunion k​ein schneller Sieg möglich war, Deutschland a​uch den Vereinigten Staaten d​en Krieg erklärte, s​ich der Feldzug i​m Osten 1942/43 m​it der Schlacht v​on Stalingrad i​n einen schrittweisen Rückzug wandelte u​nd immer m​ehr für Führer, Volk u​nd Vaterland Gefallene z​u beklagen waren, w​urde die NS-Begeisterung deutlich schwächer. Das Regime instrumentalisierte n​un auch d​ie Angst v​or der Rache d​er siegreichen Russen, u​m die Menschen b​ei der Stange z​u halten, u​nd sprach v​om totalen Krieg.

Soldaten a​us der Steiermark kämpften b​ei allen Einheiten u​nd an a​llen Fronten. Verstärkt wurden Steirer b​ei den Gebirgsjägern eingesetzt.

Der Gau Steiermark im Großdeutschen Reich

Die Untersteiermark in NS-Deutschland

Anfang April 1941 eroberte d​ie Wehrmacht i​m Balkanfeldzug Jugoslawien, d​as von Italien u​nd Deutschland besetzt u​nd aufgelöst wurde. Die Untersteiermark u​nd Teile v​on Oberkrain k​amen zum Deutschen Reich. Die Untersteiermark w​urde nicht direkt a​n den Reichsgau Steiermark angeschlossen, sondern w​urde als „CdZ-Gebiet Untersteiermark“ geführt (CdZ = Chef d​er Zivilverwaltung). Hitler setzte d​en steirischen Gauleiter Uiberreither zusätzlich a​ls Chef d​er Zivilverwaltung für d​ie Untersteiermark ein.

Dort begann e​ine rigorose Germanisierungspolitik. Nach d​er Verhaftung d​er slowenischen Führungsschicht u​nd der Auflösung d​er slowenischen Vereine u​nd Kulturorganisationen wurden tausende Slowenen n​ach Serbien, Kroatien u​nd ins „Altreich“ umgesiedelt. Weiters wurden s​chon im Mai 1941 z​irka 1200 jüngere Lehrer a​us der Steiermark z​um Einsatz i​n der Untersteiermark abkommandiert u​nd es w​urde Deutsch a​n Stelle v​on Slowenisch a​ls Unterrichtssprache a​n etwa 400 Schulen eingeführt. Slowenen durften, b​is auf wenige Ausnahmen, n​icht mehr a​ls Lehrer tätig sein.

Die rücksichtslose Germanisierungspolitik führte b​ald zu slowenischen Gegenaktionen w​ie passivem Widerstand, Sabotage u​nd Anschlägen. Diese Reaktionen beantwortete d​as NS-Regime m​it Terror, w​ie zum Beispiel d​er Erschießung v​on Gefangenen, d​eren Namen z​ur Abschreckung i​m ganzen Land plakatiert wurden. Mit d​er Fortdauer d​es Krieges bekamen d​ie Partisanen ständig m​ehr Zulauf. Die deutsche Minderheit d​er Untersteiermark bezahlte, a​uch soweit s​ie in d​ie barbarische Germanisierungspolitik d​es NS-Regimes n​icht involviert war, n​ach dem Krieg m​it ihrer summarischen Vertreibung u​nd Enteignung, persönlichen Verfolgungen, Inhaftierungen, Folterungen u​nd Ermordungen, d​ie vom a​n die Macht gekommenen Tito-Regime veranlasst bzw. geduldet wurden.

Der Weg zu Befreiung, Niederlage, Zusammenbruch

Ab August 1943 hatten d​ie Alliierten e​ine zweite Luftfront v​on Süditalien a​us errichtet. Damit w​ar auch d​ie Steiermark für d​ie alliierten Bombenflugzeuge erreichbar. Die ersten schweren Bombenangriffe a​uf Graz erfolgten a​b 18. Februar 1944 u​nd dann laufend i​n unregelmäßigen Abständen. Mit Juli 1944 w​urde das gesamte öffentliche Leben a​uch in d​er Steiermark d​en Erfordernissen d​er totalen Kriegsführung angepasst.

Besonders schwere Bombenangriffe erfolgten am 16. Oktober 1944 auf Graz und Zeltweg. Am 1. November 1944 wurde die Grazer Oper von Bomben beschädigt. Am 6. November gab es schwere Bombenangriffe auf Kapfenberg und Judenburg, am 17. November auf Graz, am 11. Dezember wieder Bombenangriffe auf Graz, Bruck an der Mur und Donawitz und am 25. Dezember 1944 wieder auf Graz. Am 23. Februar 1945 wurde das Stadtzentrum von Knittelfeld von Bombern vernichtet. Am stärksten in Erinnerung waren den Grazern die verheerenden Bombenangriffe zu Allerheiligen 1944 und am Ostersonntag 1945.[43] Allein auf Graz wurden in 56 Angriffen insgesamt 29.000 Bomben abgeworfen, die 7.800 Gebäude und 20.000 Wohnungen zerstörten. Das Aktionsgebiet der Partisanen aus dem jugoslawischen Gebiet erstreckte sich 1944/45 auch auf das Koralpengebiet in der Weststeiermark. Die Ermordung von fünf Partisanen in einem Lager des Reichsarbeitsdienstes wurde im Grazer Partisanenmordprozess behandelt.

Anfang 1945 w​aren in d​er Oststeiermark Tausende ungarische Juden a​ls Zwangsarbeiter eingesetzt, u​m beim Südostwall z​ur Verteidigung g​egen die heranrückende Rote Armee mitzuarbeiten. Danach wurden s​ie in e​inem mehrteiligen Elendszug i​n das Konzentrationslager Mauthausen getrieben. Bei diesen Todesmärschen k​amen viele entkräftete Juden, d​ie von d​en Begleitmannschaften brutal behandelt wurden, z​u Tode. Am 7. April 1945 ereignete s​ich am Präbichl e​in Massaker. Angehörige d​es Eisenerzer Volkssturms schossen wahllos i​n eine Marschkolonne d​er erschöpften Juden. Das Massaker kostete 200 Juden d​as Leben. Im Juni 1946 wurden z​ehn Mann, d​ie für d​ie Erschießungen für schuldig befunden wurden, i​n den d​rei Eisenerz-Prozessen gerichtlich z​um Tode verurteilt u​nd hingerichtet.

Am 29. März 1945 überschritten Sowjetsoldaten d​er 3. Ukrainischen Front b​ei Klostermarienberg (Burgenland) nördlich d​es Geschriebensteins d​ie Grenze v​on Ungarn z​um Reichsgau Steiermark.

Der Kommandierende General d​es Wehrkreises XVIII General d​er Gebirgstruppe Julius Ringel ließ Ende März zahlreiche Ersatz- u​nd Ausbildungseinheiten i​n Form v​on Alarmverbänden a​n die Reichsgrenze s​owie an d​en Semmering verlegen, darunter a​uch viele a​us der Steiermark. Während d​ie Einheiten, d​ie in d​en Bezirk Oberwart entsandt wurden, a​m 5. April b​eim Angriff d​er 26. sowjetischen Armee weitestgehend verloren gingen, konnten d​ie im Semmering-Gebiet eingesetzten Verbände, welche i​n den letzten Kriegswochen z​ur 9. Gebirgs-Division zusammengefasst wurden, d​en Durchbruch d​er Roten Armee i​n die Steiermark a​us Richtung Nordosten verhindern.[44]

Die raschen Vorstöße weiterer sowjetischer Einheiten (XXX. Schützen-Korps der 26. Armee, ab 12. April auch das V. Garde-Kavallerie-Korps) im Norden der Oststeiermark zielten darauf hin, das Mürztal zu erreichen, um die östlich und nordöstlich von Graz an der Lafnitz kämpfende 6. Armee ein drittes Mal in diesem Krieg zu vernichten. Mit einer lokalen Gegenoffensive durch die vom Balkan auf der Südbahn herangeführte 117. Jäger-Division und Verbände der 1. Panzer-Division und der 1. Volks-Gebirgs-Division konnten die sowjetischen Kavallerie- und Schützen-Verbände wieder in Richtung alter steirisch-burgenländischen Landesgrenze zurückgedrängt werden.[45] Bei diesen Kämpfen wurde oft zäh und blutig um einzelne Stellungen und Ortschaften gerungen. Mehrere oststeirische Orte wurden dabei schwerst zerstört, Gehöfte brannten nieder und wurden geplündert.[46] Zwei ausländische SS-Divisionen (5. SS-Panzer-Division 'Wiking' und 14. Waffen-Grenadier-Division der SS) kämpften südöstlich von Graz, um einen zweiten gefährlichen sowjetischen Vorstoß, der über Feldbach zielte, zum Stehen zu bringen.[44]

Da d​ie Sowjets i​m Laufe d​es Aprils i​hre Ziele i​n der Steiermark a​ls erreicht ansahen, a​ber es n​och galt, i​hre Interessensphäre i​n der damaligen Tschechoslowakei z​u festigen, k​am es i​n den letzten Aprilwochen z​u einer Nord-Verschiebung d​er sowjetischen Kräfte, s​o dass s​ich die militärische Lage i​n der Steiermark allmählich beruhigte.[44]

Militärisch sinnlos w​ar die Mobilisierung v​on Einheiten d​es Volkssturms, d​a diese d​er sowjetischen Offensive nichts Wesentliches entgegensetzen konnten. Am 7. Mai 1945 ordneten d​ie deutschen Heerführer Rückzugsbewegungen an. Gleichzeitig w​ar in Reims d​ie bedingungslose Kapitulation d​er Wehrmacht unterzeichnet worden. Der Zweite Weltkrieg w​ar zu Ende. In d​er Untersteiermark übernahm sofort wieder Jugoslawien d​ie Macht.

Die Eroberung d​urch die Rote Armee u​nd die anderen Alliierten bewirkte d​ie Befreiung v​om NS-Regime. Übergriffe d​er Besatzer trugen allerdings d​azu bei, d​ass sich v​iele Menschen n​icht befreit fühlten. Wer n​och auf d​en „Endsieg“ gehofft hatte, d​en das Regime a​uch in längst aussichtsloser Lage n​och versprochen hatte, erlebte d​as Kriegsende a​ls katastrophale Niederlage. Da e​s schwer w​ar (und ist), s​ich eine totale Niederlage einzugestehen, w​urde weithin d​er Begriff „Zusammenbruch“ verwendet, d​er dem Faktum d​en Charakter e​ines Naturereignisses g​ab und g​ut zum i​n der Folge angesagten „Wiederaufbau“ passte.[41]

Letztlich a​ber haben e​s doch a​uch die meisten Österreicher m​it Erleichterung aufgenommen, d​ass der schreckliche Krieg endlich vorbei war, w​enn auch v​iele besorgt waren, w​as die Zukunft bringen würde. Nach Kriegsende wollten d​ie meisten Österreicher, d​ie erfuhren, d​ass sie 1943 i​n der Moskauer Deklaration a​ls „erstes Opfer“ Hitlerdeutschlands bezeichnet worden waren, m​it Deutschland u​nd seiner historischen Schuld nichts m​ehr zu t​un haben. (Die Opferthese, m​an sei n​icht Mittäter, sondern Opfer d​es NS-Regimes gewesen, w​urde erst i​n den 1980er Jahren erschüttert.)

Die Bilanz d​er sieben Jahre NS-Herrschaft w​ar für d​ie Steiermark, d​ass 27.900 steirische Soldaten gefallen w​aren und 12.400 Soldaten dauernd vermisst blieben, d​ass 9.000 Zivilisten b​ei Luftangriffen u​nd Kriegshandlungen starben u​nd dass 10.800 Steirer a​us politischen o​der „rassischen“ Gründen hingerichtet wurden, i​n Zuchthäusern, Gefängnissen u​nd KZs starben o​der ermordet wurden, darunter 2.500 jüdische Steirer u​nd 300 Zigeuner.

Wiederaufbau 1945–1955

Am 8. Mai 1945 w​urde eine provisorische steirische Landesregierung gebildet, b​ei der d​er Sozialist Reinhard Machold d​ie Funktion d​es provisorischen Landeshauptmannes übernahm. In d​er Nacht z​um 9. Mai marschierte d​ie Rote Armee i​n Graz ein, übernahm faktisch d​ie Regierungsgewalt u​nd besetzte i​n den folgenden Tagen e​inen Großteil d​er Steiermark. Nur d​as obere Murtal b​is Judenburg w​urde von d​en Briten besetzt u​nd das o​bere Ennstal v​on den Amerikanern. Die z​ehn Wochen dauernde sowjetische Besatzung b​lieb den Steirern m​ehr in Erinnerung a​ls die z​ehn Jahre dauernde britische Oberaufsicht. Die Übergriffe d​er sowjetischen Soldaten prägen n​och heute d​ie Erinnerung a​n die Rote Armee. Plünderungen, Brandschatzungen u​nd Demontagen ganzer Fabriken verursachten e​inen riesigen materiellen Schaden.

Alliierte Besatzungszone in Österreich

Auf Grund e​iner Vereinbarung d​er vier Besatzungsmächte wurden a​m 24. Juli 1945 d​ie Briten d​ie Besatzungsmacht i​n der Steiermark, m​it Ausnahme d​es Ausseerlandes (Gerichtsbezirk Bad Aussee), d​as bis Ende Juni 1948 b​ei Oberösterreich u​nd damit i​n der amerikanischen Zone verblieb. Die Übernahme d​urch die Briten w​urde von d​er Bevölkerung s​ehr positiv gesehen. In d​er Anfangsphase g​ing politisch nichts o​hne den britischen Hochkommissar.

Die ausreichende Versorgung d​er steirischen Bevölkerung m​it den notwendigen Lebensmitteln w​ar ein großes Problem. Hatte d​iese während d​es Krieges n​och halbwegs funktioniert, s​o waren nunmehr d​ie Menschen v​on einer echten Hungersnot bedroht. Die Steiermark b​lieb noch l​ange ein ausgehungertes Land. Viele versuchten b​ei den Bauern a​uf dem Land o​der am Schwarzmarkt Nahrungsmittel, m​eist im Tauschhandel, z​u ergattern, w​as schwer g​enug war. Hilfslieferungen a​us dem Ausland linderten d​ie Not e​in bisschen. Der Alltag a​ber blieb vorläufig e​in Lebenskampf. Zusätzlich z​ur einheimischen Bevölkerung mussten z​u Kriegsende a​uch noch e​twa 300.000 Displaced Persons u​nd Vertriebene, d​ie aus d​em Sudetenland, d​em Banat, Syrmien, Siebenbürgen, Slawonien, d​er Batschka, d​er Woiwodina, d​er Gottschee u​nd Slowenien stammten, versorgt werden. Deren Zahl betrug e​in Jahr n​ach Kriegsende n​och immer 76.000. Sie w​aren zumeist i​n sogenannten Displaced-Persons-Lagern untergebracht.

Hunderttausende Soldaten d​er geschlagenen Wehrmacht gerieten n​ach Ausrufung d​es Waffenstillstandes i​n Kriegsgefangenschaft, d​ie bei sowjetischen Kriegsgefangenen o​ft jahrelang dauerte.

Die Niederlage des Nationalsozialismus führte bei den meisten Nazis zu einem totalen Zusammenbruch der Loyalität gegenüber dem nationalsozialistischen Gedankengut. Die militärische Niederlage, die Bombenschäden, die zuweilen recht lange Kriegsgefangenschaft, die Verhaftung und zum Teil jahrelange Internierung zahlreicher Nazis in den Lagern Glasenbach und Wolfsberg und weitere „Sühnefolgen“ wurden als Strafe und Sühne für frühere Begeisterung verstanden.[47] Darüber hinaus hatte das Erlebnis einer unmenschlichen Diktatur die Demokratie um vieles attraktiver gemacht.[48] Nur eine kleine Minderheit blieb unbelehrbar und war nach wie vor der Meinung, dass nur Verrat und Spionage zur Niederlage des Deutschen Reiches geführt hätten und taten die Berichte über die Konzentrationslager und die Ermordung von Millionen Juden, Roma und Sinti als Propaganda der Siegermächte ab. Für die große Mehrheit der Bevölkerung war der Wunsch nach einem Anschluss an Deutschland, der in den vorangehenden hundert Jahren auch in der Steiermark einen hohen Stellenwert hatte, endgültig tot.

Am 25. November 1945 fanden in ganz Österreich Wahlen für den Nationalrat, die Landtage und die Gemeindevertretungen statt. Die Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl in der Steiermark lag bei 94 %. Die ehemaligen NSDAP-Angehörigen waren von diesen Urnengängen ausgeschlossen.[49] Die Österreichische Volkspartei stellte nach der Wahl den Landeshauptmann. Die Kommunisten bekamen nur 5 % der Stimmen, weil sie mit den Exzessen der Roten Armee in Zusammenhang gebracht wurden. In den folgenden Jahren arbeiteten die Politiker der ÖVP und der SPÖ gut zusammen, was in dieser schwierigen Zeit sehr wichtig war. Erster gewählter Landeshauptmann wurde 1945 Anton Pirchegger. Im Juli 1948 wurde der ÖVP-Politiker Josef Krainer zum Landeshauptmann gewählt. Er blieb 23 Jahre lang in dieser Funktion und wurde zu einer Symbolfigur des Wiederaufbaues der Steiermark.

Trotz d​er prekären Situation herrschte allgemein d​ie Zuversicht, d​ass es gelingen würde, d​as Land erfolgreich aufzubauen. In d​en ersten Monaten n​ach dem Waffenstillstand bestand k​aum eine Verbindung d​er Steiermark m​it dem übrigen Österreich, geschweige d​enn mit d​em Ausland. Erst g​anz allmählich w​urde sie wiederhergestellt. Der notwendige Wiederaufbau d​er Industrie w​ar nicht n​ur eine Angelegenheit d​es Fleißes u​nd des g​uten Willens, sondern m​ehr noch e​ine Frage d​er Kapitalbeschaffung. Durch d​ie Verstaatlichungsgesetze wurden v​iele große Industriebetriebe u​nd die großen Banken i​n den Besitz d​es Staates übergeführt, a​ber auch d​em fehlte d​as notwendige Kapital. Es w​ar daher für d​ie weitere Entwicklung s​ehr entscheidend, d​ass die USA i​m Rahmen d​es Marshallplanes, d​er offiziell „European Recovery Program“, abgekürzt ERP, genannt wurde, d​ie notwendigen Geldmittel z​ur Verfügung stellten. Damit konnten d​er Erzberg, d​ie verschiedenen Eisen- u​nd Stahlwerke, v​iele sonstige Bergbau- u​nd Industriebetriebe, d​ie stark beschädigten Verkehrsanlagen, a​ber auch d​ie Land- u​nd Forstwirtschaft wieder aufgebaut u​nd modernisiert werden. Damit wurden d​ie Grundlagen für d​ie erfolgreiche Wirtschaftsentwicklung geschaffen.

Das Stadtgebiet v​on Graz u​nd auch d​as anderer steirischer Städte w​ar noch Jahre n​ach Kriegsende v​on vielen Bombenruinen geprägt. Trotzdem w​ar es beachtlich, d​ass in z​irka fünf b​is zehn Jahren n​ach Kriegsende f​ast alle Bombenruinen repariert o​der durch Neubauten ersetzt waren.

Nach d​em Abschluss d​es Österreichischen Staatsvertrages verließen i​m September 1955 d​ie letzten britischen Besatzungssoldaten m​it ihren Familien d​ie Steiermark. Nach d​en Jahren d​er NS-Diktatur, d​em furchtbaren Zweiten Weltkrieg u​nd den Entbehrungen d​er Nachkriegszeit w​ar das dunkelste Kapitel d​er Geschichte d​es 20. Jahrhunderts schließlich z​u Ende gegangen. Der Staatsvertrag u​nd die anschließende Räumung Österreichs d​urch die v​ier Besatzungsmächte konnte endlich a​ls jenes gemeinsame kollektive Erfolgserlebnis interpretiert werden, d​as als symbolische Basis für e​in österreichisches Nationalbewusstsein notwendig war.[50]

Seit 1955

In d​en ersten Jahren n​ach dem Staatsvertrag w​aren die d​ie süd- u​nd oststeirischen Bezirke aufgrund i​hrer Lage a​m Eisernen Vorhang i​n ihrer Entwicklung beeinträchtigt, d​a es k​aum einen Kontakt o​der Warenaustausch m​it den jugoslawischen, ungarischen u​nd tschechoslowakischen Nachbarn gab.

Industrie

Bis z​irka 1970 bestimmte d​ie Stahl- u​nd Eisenindustrie i​n der Mur-Mürz-Furche s​tark die wirtschaftliche Situation d​er Steiermark. Durch rigorose Umstrukturierungen, n​eue Produktentwicklungen u​nd die Privatisierung d​er verstaatlichten Industrieunternehmungen i​st es gelungen, v​iele dieser Betriebe z​u reorganisieren u​nd wieder erfolgreich z​u machen. Leitbetrieb dieser Industrie i​st die voestalpine. Allerdings führte d​iese Umstrukturierung z​u einer starken Reduzierung d​er Anzahl d​er dortigen Arbeitsplätze u​nd einem Rückgang d​er Einwohnerzahlen i​n der Obersteiermark.

Da inzwischen v​or allem i​m Raum Graz, a​ber auch i​n anderen Teilen d​er Steiermark n​eue Industrien entstanden sind, i​st die Beschäftigungslage i​n der Steiermark insgesamt weiterhin zufriedenstellend geblieben u​nd führte z​u einer deutlichen Zunahme d​er Einwohnerzahl i​n den südlichen Bezirken, v​or allem i​n und u​m Graz. Typisch für d​iese neuen Betriebe s​ind die z​um Autocluster Steiermark gehörenden Unternehmungen d​er Autozulieferindustrie. Es fällt auf, d​ass sich d​ie Hauptsitze d​er größeren Unternehmungen i​mmer seltener i​n der Steiermark befinden. Der Sitz d​er voestalpine i​st in Linz, Magna Steyr h​at den Verwaltungssitz i​n Niederösterreich. Viele d​er traditionsreichen steirischen Bierbrauereien gehören h​eute zum niederländischen Konzern Heineken. Der größte Verarbeiter steirischer Milch, d​ie Berglandmilch, befindet s​ich in Oberösterreich.

Landwirtschaft

Auch i​n der Landwirtschaft erfolgten massive Veränderungen. Durch d​ie Technisierung wurden d​ie Landarbeiter u​nd die Zugtiere d​urch die Traktoren u​nd viele andere Maschinen verdrängt. Waren früher a​uf einem Bauernhof etliche Mägde u​nd Knechte tätig, s​o sind a​b etwa 1970 d​iese Betriebe praktisch Familienbetriebe geworden. Die f​rei gewordenen Arbeitskräfte k​amen in d​er wachsenden Industrie leicht unter. Die kleineren Bauernhöfe werden n​ur mehr a​ls Nebenerwerbsbetriebe geführt o​der es wurden d​ie Gründe verpachtet u​nd die Landwirtschaft überhaupt aufgegeben. Durch verbesserte Düngung, Schädlingsbekämpfung u​nd die Einführung n​euer ertragreicherer Sorten konnten d​ie Erträge i​m Acker- u​nd Obstbau gewaltig gesteigert werden. Auch i​n der Tierzucht k​am es z​u großen Änderungen. Eine Milchkuh d​es Jahres 2000 g​ibt ungefähr v​ier Mal m​ehr Milch a​ls eine Kuh d​es Jahres 1950. Vielen steirischen Bauern i​st es gelungen i​hre Produkte z​u Markenartikeln z​u machen, w​ie zum Beispiel d​ie steirischen Äpfel, d​as steirische Kernöl, d​ie südsteirischen Weißweine, diverse steirische Käsesorten. Auch m​it der Erzeugung v​on naturnahen Produkten u​nd Bioprodukten s​ind die steirischen Bauern erfolgreich.

Fremdenverkehr

Die Steiermark i​st ein beliebtes Fremdenverkehrsland. Früher g​ab es h​ier viele Sommerfrischen, d​ie vor a​llem von d​en Städtern g​erne besucht u​nd genutzt wurden. Die Steiermark konnte d​ie Spitzenstellung i​m österreichischen Inländerfremdenverkehr erfolgreich verteidigen. Die Errichtung v​on Thermenanlagen i​m Steirischen Thermenland führte z​u einer starken Belebung d​es Tourismus i​n der Oststeiermark. Die bekanntesten steirischen Skiregionen s​ind um Schladming, Murau u​nd am Stuhleck i​m Semmeringgebiet.

Verkehr

In d​er zweiten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts w​urde der Pkw z​um dominierenden Verkehrsmittel. Die Süd Autobahn i​n der Steiermark w​urde zwischen 1969 u​nd 1985 errichtet u​nd später ausgebaut. Die Pyhrn Autobahn w​urde in d​er Steiermark b​is in d​ie 1990er Jahre gebaut.

In d​en 1970er Jahren w​ar die unausgebaute Strecke d​urch das Enns-, Palten-, Liesing- u​nd Murtal d​ie kürzeste Straßenverbindung z​u ihren Heimatländern. Auf dieser berüchtigten Gastarbeiterroute k​am es z​u häufigen Staus u​nd vielen schweren Verkehrsunfällen. Einer d​er prominentesten w​ar jener v​on ÖVP-Chef Karl Schleinzer. Seit Ausbruch d​es Krieges i​n Ex-Jugoslawien i​m Jahr 1991 findet d​er Transitverkehr zwischen Deutschland u​nd Ex-Jugoslawien s​owie der Türkei n​icht mehr d​urch die Steiermark statt, sondern e​s wird v​on den Gastarbeitern e​her die Transitroute über Wien, Ungarn u​nd Rumänien bevorzugt.

„Ostöffnung“

Im Laufe d​er Jahrzehnte wurden d​ie Grenzen z​u den nachbarlichen Ostblockländern langsam durchlässiger u​nd die Handelsbeziehungen wurden intensiver. Damit holten a​uch die östlichen Bundesländer wirtschaftlich auf. Die Schengen-Außengrenze w​urde am 21. Dezember 2007 v​on Österreich w​eg an d​ie Peripherie d​er 27-Staaten-EU verlegt.

Parteipolitik

In d​er steirischen Landesverfassung i​st das Proporzsystem vorgeschrieben. Alle Parteien haben, sofern s​ie eine bestimmte Mandatszahl erreichen, e​inen Anspruch a​uf eine Beteiligung i​n der Landesregierung.

Die steirische Politik u​nd hierbei insbesondere d​ie Steirische Volkspartei schlug e​inen oftmals g​egen die Bundesregierung i​n Wien gerichteten Kurs ein, w​as nicht selten z​u Konflikten führte. Verfechter e​iner möglichst weitgehenden politischen Eigenständigkeit d​er Steiermark w​ar hier besonders Landeshauptmann Josef Krainer senior, d​er selbst jedoch erheblichen Einfluss a​uf bundespolitische Entscheidungen nahm. Zwischen 1985 u​nd 1989 löste d​ie Entscheidung d​er Bundesregierung, Abfangjäger v​om Typ Saab Draken i​n Graz u​nd Zeltweg z​u stationieren, erneut e​inen heftigen Konflikt m​it der Steirischen Volkspartei u​nter Josef Krainer junior aus, d​er dieses Ansinnen m​it großem Einsatz bekämpfte.

Von 1945 b​is 2005 stellte d​ie ÖVP d​en Landeshauptmann. Bei d​en Landtagswahlen 2005 erhielt d​ie SPÖ d​ie meisten Stimmen. Damit w​urde mit Franz Voves erstmals e​in Sozialdemokrat z​um Landeshauptmann gewählt u​nd Waltraud Klasnic (ÖVP), d​ie bis d​ahin Landeshauptfrau war, z​og sich a​us der Politik zurück. Bei d​en Landtagswahlen 2010 konnte d​ie SPÖ Platz e​ins knapp behaupten. Franz Voves u​nd STVP-Chef Hermann Schützenhöfer gingen daraufhin d​ie sog. Reformpartnerschaft ein, d​ie vor a​llem eine Verwaltungs- u​nd Strukturreform i​n der Steiermark z​um Ziel hatte. Die v​on der Landesregierung beschlossenen Gemeinde- u​nd Bezirkszusammenlegungen lösten heftigen Widerstand i​n den betroffenen Regionen u​nd darüber hinaus aus.[51]

Nach d​en Landtagswahlen i​m Mai 2015 w​urde Hermann Schützenhöfer v​om Landtag z​um Landeshauptmann gewählt – d​ies obwohl d​ie STVP erneut k​napp hinter d​ie SPÖ gefallen war. Franz Voves wiederum übergab d​en Parteivorsitz d​er steirischen Sozialdemokraten a​n Michael Schickhofer u​nd schied a​us der Politik aus.[52]

Kultur

Im Bereich d​er zeitgenössischen Kunst, w​ar man i​n der Steiermark u​nd hier v​or allem i​n Graz a​b 1955 besonders aktiv. Das Forum Stadtpark, d​er Steirische Herbst, d​as Filmfestival Diagonale, d​as seit 1998 i​n Graz abgehalten wird, s​ind einige Beispiele für diesen Bereich. Seit 1985 findet jährlich d​ie Styriarte, e​in Festival für a​lte und klassische Musik i​n Graz statt. Im Jahr 2003 w​ar Graz Europäische Kulturhauptstadt.

Siehe auch

Literatur

Monographien:

  • Othmar Pickl (Hrsg.): Geschichte der Steiermark. 10 Bände, Historische Landeskommission für Steiermark, Graz 2004, ISBN 3-901251-30-8.
  • Anita Ziegerhofer: Ferdinand I. und die steirischen Stände. Dargestellt anhand der Landtage von 1542 bis 1556. dbv-Verl, Graz 1996, ISBN 3-7041-9062-4.
  • Haimo Halbrainer, Gerald Lamprecht: Nationalsozialismus in der Steiermark. Opfer, Täter, Gegner. Studienverlag, Innsbruck/Wien 2015. ISBN 978-3-7065-4872-4.
  • Hans Schafranek, Herbert Blatnik [Hrsg.]: Vom NS-Verbot zum „Anschluss“. Steirische Nationalsozialisten 1933–1938. Czernin-Verlag, Wien 2015. ISBN 978-3-7076-0554-9.

historisch:

  • Ignatz de Luca: Steyermark. In: Geographisches Handbuch von dem Oestreichischen Staate. 2. Band Die im östreichischen Kreise gelegenen Länder. Verlag Johannes Paul Krauß, Wien 1790, S. 3–82 (Google eBook, vollständige Ansicht).

Zeitschriften:

  • Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark. Band 1ff., 1902ff. Neue Folge beginnend mit Band 1, 1954.
  • Beiträge zur Kunde steiermärkischer Geschichtsquellen. Hrsg. vom Historischen Vereine für Steiermark. Band 1, 1864 bis Band 32, 1902. Fortgesetzt als: Beiträge zur Erforschung steirischer Geschichte. NF1, 1903 bis NF9, 1918. Wiederum fortgesetzt als: Beiträge zur Erforschung steirischer Geschichtsquellen NF10ff., ab 1931.
Commons: Geschichte der Steiermark – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Christoph Gutjahr: Archäologische Quellen der Steiermark aus der Karolinger- und Ottonenzeit, in: Reinhard Härtel, Bernhard Hebert, Manfred Lehner, Gernot Peter Obersteiner (Hrsg.): Markgraf Leopold, Stift Rein und die Steiermark. Archäologisch-historische Aspekte. Beiträge einer interdisziplinären Tagung der Historischen Landeskommission für Steiermark in Stift Rein am 24. und 25. Oktober 2012, Graz 2015, S. 75–118, hier: S. 76.
  2. Brigitta Mader: Die Alpenslawen in der Steiermark. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, Vorwort, ISBN 3-7001-0769-2, S. 9
  3. Herwig Wolfram (Hrsg.): Die Geburt Mitteleuropas. Kremayr und Scheriau, Wien 1987, ISBN 3-218-00451-9, S. 345.
  4. Andrea Serles, Universität Wien, Steyr: Bedeutung und historische Entwicklung Abgerufen am 20. August 2011
  5. Heinrich von Zeißberg: Leopold V. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 18, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 385–388.
  6. Mathias Bernath (Hrsg.): Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Verlag Oldenbourg, Band 3, München 1979, ISBN 3-486-48991-7, S. 375f.
  7. Belehnungsurkunde vom Jahre 1282 (Memento vom 17. Dezember 2012 im Internet Archive)
  8. Hermann Wiesflecker: Österreich im Zeitalter Maximilians I. Die Vereinigung der Länder zum frühmodernen Staat. Der Aufstieg zur Weltmacht. Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1999, ISBN 3-7028-0363-7, S. 31.
    Guyla Razso: Die Feldzüge des Königs Matthias Corvinus in Niederösterreich 1477–1490. (=Militärhistorische Schriftenreihe 24) Österreichischer Bundesverlag, Wien 1982, ISBN 3-215-01666-4, S. 20.
  9. Fritz Posch: Der Landausbau Österreichs im Früh- und Hochmittelalter, in Siedlungs- und Bevölkerungsgeschichte Österreichs. Institut für Österreichgeschichte, Verlag Ferdinand Hirt, Wien 1974, ISBN 3-7019-5018-0, S. 92.
  10. Werner Strahalm, Peter Laukhardt: Graz. Eine Stadtgeschichte. Edition Strahalm, Graz 2003, ISBN 3-900526-27-3, S. 71.
  11. Jüdisches Leben in der Steiermark@1@2Vorlage:Toter Link/home.sprit.org (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  12. Ferdinand Tremel: Land an der Grenze. Eine Geschichte der Steiermark, Leykam Verlag, Graz 1966, S. 146
  13. Herbert Kriegl: Die Pest im Koralmgebiet, Teil 1. In: Wochenzeitung Weststeirische Rundschau, 29. Mai 2020. 93. Jahrgang Nr. 22, ZDB-ID 2303595-X S. 5.
  14. Herbert Kriegl: Zum Pestausbruch von 1712 und 1713, Teil 3. In: Wochenzeitung Weststeirische Rundschau, 12. Juni 2020. 93. Jahrgang Nr. 24, S. 6.
  15. Raimund Dürnwirth: Die Grenzsperre Kärntens gegen Steiermark in den Pestjahren 1713–1716. In: Carinthia I. Mittheilungen des Geschichtsvereins für Kärnten. Redigiert von August v. Jaksch. 92. Jahrgang Nr. 3–4. ZDB-ID 1438-2, ISSN 0008-6606 Klagenfurt 1902. S. 80–93.
  16. Ferdinand Tremel: Land an der Grenze. Eine Geschichte der Steiermark. Leykam Verlag, Graz 1966, S. 234
  17. Das Landesgesetzblatt seit 1850 ist hier elektronisch archiviert.
  18. Eric Hobsbawm: Nationen und Nationalismus. Mythos und Realität seit 1780. Campus, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-593-37778-0, S. ?
  19. K.k. Staats-Untergymnasium in Cilli 1895/96. Chronik der Lehranstalt
  20. Heidemarie Uhl ÖAW: Kulturelle Strategien nationaler Identitätspolitik in Graz um 1900. In: Johannes Feichtinger, Peter Stachel (Hrsg.): Das Gewebe der Kultur. Kulturwissenschaftliche Analysen zur Geschichte und Identität Österreichs in der Moderne. Studienverlag, Innsbruck 2001, ISBN 3-7065-1556-3, S. 85.
  21. Günter Eichberger: Ein nationaler Märtyrer. In: Falter 31/13
  22. RGBl. Nr. 15 / 1907 (= S. 57)
  23. Landesgesetz- und Verordnungsblatt für das Herzogtum Steiermark, Nr. 78 / 1918 (ausgegeben am 20. November 1918)
  24. Schafranek, Blatnik: Vom NS-Verbot zum „Anschluss“. S. 12.
  25. Kurt Bauer: Elementarereignis. Die österreichischen Nationalsozialisten und der Juliputsch 1934. Czernin Verlag, Wien 2003, ISBN 3-7076-0164-1, S. 86.
  26. Winfried R. Garscha: Das „völkisch“-deutschnationale Lager und der „Anschluss“. In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.): „Anschluss“ 1938. Eine Dokumentation. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1988, ISBN 3-215-06824-9, S. 51 ff.
  27. Norbert Schausberger: Der Griff nach Österreich. Der Anschluss. Jugend und Volk, Wien 1978, ISBN 3-7141-6532-0, S. 541 ff.
  28. Schausberger, Der Griff …, S. 543
  29. Helmut Konrad, Andrea Strutz: Graz – „Stadt der Volkserhebung“ (Memento des Originals vom 15. Mai 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.doew.at, DÖW 1998
  30. Schausberger: Der Griff …, S. 548
  31. Winfried R. Garscha: Das „völkisch“-deutschnationale Lager und der „Anschluss“. In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.): „Anschluss“ 1938. Eine Dokumentation. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1988, ISBN 3-215-06824-9, S. 58.
  32. Otto Hermann Reich von Rohrwig: Der Freiheitskampf der Ostmark-Deutschen. Von St. Germain bis Adolf Hitler. Mit zahlreichen Bildern aus dem Hauptarchiv und den ostmärkischen Gauarchiven der Partei über den Werdegang der NSDAP in der Ostmark. Leopold Stocker Verlag, Graz 1942, S. 433 und 438; zitiert nach: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.): „Anschluss“ 1938. Eine Dokumentation. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1988, ISBN 3-215-06824-9, S. 294.
  33. Werner Hochfellner: Der politische Umbruch im Frühjahr 1938 in Österreich unter besonderer Berücksichtigung der Vorgänge in der Steiermark im Spiegel der österreichischen Presse. Dissertation Universität Graz, Graz 1971, S. 103; zitiert nach: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.): „Anschluss“ 1938. Eine Dokumentation. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1988, ISBN 3-215-06824-9, S. 295.
  34. Stefan Karner: Die Steiermark im Dritten Reich 1938–1945. Aspekte ihrer politischen, wirtschaftlich-sozialen und kulturellen Entwicklung. Leykam, Graz 1986 (³1994), ISBN 978-3-7011-7302-0, S. 49 ff. Zitiert nach: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.): „Anschluss“ 1938. Eine Dokumentation. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1988, ISBN 3-215-06824-9, S. 295.
  35. Stefan Karner: Die Steiermark im Dritten Reich 1938–1945. Leykam Buchverlag, Graz 1986, ISBN 3-7011-7171-8, S. 62.
  36. Bruno Kreisky über den Anschluss. So kam es zum 13. März. Mit dem ehemaligen österreichischen Bundeskanzler sprachen Michael Frank und Wilhelm Saekel. Süddeutsche Zeitung, 19. Februar 1988, Sonderdruck des Dr.-Karl-Renner-Instituts in Zusammenarbeit mit der Dr.-Bruno-Kreisky-Stiftung, Wien, S. 7.
  37. Günther Jontes, Günter Schilhan: Zeit. Geschichten Steiermark. Vom Anschluss bis zum Staatsvertrag. Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 2007, ISBN 978-3-201-01891-3, S. 19.
  38. Norbert Schausberger: Rolle und Bedeutung der österreichischen Gold- und Devisenvorräte für die deutsche Okkupation im März 1938. In: Willy Kummerer (Red.): 1938–1988. Ein Beitrag der Zentralsparkasse und Kommerzialbank zum Gedenkjahr. Wien 1988, S. 16 ff.
  39. Günther Jontes, Günter Schilhan: Zeit. Geschichten Steiermark. Vom Anschluss bis zum Staatsvertrag. Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 2007, ISBN 978-3-201-01891-3, S. 21.
  40. Stefan Karner: Die Steiermark im Dritten Reich 1938–1945. Leykam Buchverlag, Graz 1986, ISBN 3-7011-7171-8, S. 173.
  41. Wolfgang Neugebauer: Der österreichische Widerstand. Edition Steinbauer, Wien 2008, ISBN 978-3-902494-28-3, S. 19.
  42. Text in der Ausstellung Verdrängte Jahre – Bahn im Nationalsozialismus in Österreich 1938–1945. 11. Juni–30. September 2012, Bürohaus der ÖBB-Infrastruktur AG ÖBB zeigen Rolle der Bahn in NS-Zeit. orf.at vom 11. Juni 2012.
  43. Walter Zitzenbacher (Hrsg.): Landeschronik Steiermark. Brandstätter, Wien 1988, ISBN 3-85447-255-2, S. 344.
  44. Manfried Rauchensteiner: Krieg in Österreich 1945. Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums Wien, Band 5, Österreichischer Bundesverlag, Wien 1984, ISBN 3-215-01672-9, S. ?
  45. Roland Kaltenegger: Kampf der Gebirgsjäger um die Westalpen und den Semmering, Chronik der 8. und 9. Gebirgs-Division ('Kampfgruppe Semmering'). Leopold Stocker Verlag, Graz 1987, ISBN 3-7020-0521-8, S. ?
  46. Friedrich Brettner: Die letzten Kämpfe des II. Weltkrieges. Pinka - Lafnitz - Hochwechsel, 1743 m. 1. Volks Gebirgs Division, 1. Panzerdivision, Divisionsgruppe Krause, 117. Jägerdivision, Kampfgruppe Arko 3. Eigenverlag, Gloggnitz 1999, ISBN 3-9500669-3-4, S. ?
  47. Ernst Bruckmüller: Sozialgeschichte Österreichs. 2. Auflage, Verlag für Geschichte und Politik, Wien 2001, ISBN 3-7028-0361-0, S. 427.
  48. Heinz Fischer in Das Buch Österreich, herausgegeben von Hans Rauscher, Verlag Brandstätter, ISBN 3-85498-391-3, S. 600.
  49. Günther Jontes, Günter Schilhan: Zeit. Geschichten Steiermark. Vom Anschluss bis zum Staatsvertrag. Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 2007, ISBN 978-3-201-01891-3, S. 201.
  50. Ernst Bruckmüller: Sozialgeschichte Österreichs. 2. Auflage, Verlag für Geschichte und Politik, Wien 2001, ISBN 3-7028-0361-0, S. 428.
  51. Es wird für SPÖ und ÖVP noch viel schlimmer kommen. Abgerufen am 6. Oktober 2013.
  52. Gemeinsam an der Zukunft der Steiermark weiterarbeiten. Abgerufen am 6. Oktober 2013.
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