Reichstagswahl August 1867
Die Reichstagswahl im August 1867 war die Wahl zum ersten ordentlichen Reichstag des Norddeutschen Bundes. Die Hauptwahl fand am 31. August 1867 statt; in den Wochen danach folgten die erforderlichen Stichwahlen. Die Mitgliedstaaten des Norddeutschen Bundes waren für die Wahl in 297 Wahlkreise eingeteilt worden, von denen 236 in Preußen lagen. Die Königreiche Bayern und Württemberg, das Großherzogtum Baden und der Südteil des Großherzogtums Hessen gehörten dem Norddeutschen Bund nicht an und nahmen daher an der Wahl nicht teil. Im Februar 1867 hatte bereits die Wahl zum konstituierenden Reichstag des Norddeutschen Bundes stattgefunden.
Gesamtergebnis
Die Wahlbeteiligung war deutlich geringer als bei der Wahl zum konstituierenden Reichstag. Die politischen Kräfteverhältnisse blieben im Wesentlichen unverändert, so dass die Unterstützer der Politik Otto von Bismarcks ihre Mehrheit behaupteten. Die Spaltung des Liberalismus wurde durch das Wahlergebnis und die anschließende Fraktionsbildung im Reichstag bestätigt. Die ostelbischen Provinzen von Preußen blieben eine Hochburg der Konservativen. Besonders in den 1866 von Preußen annektierten Provinzen Schleswig-Holstein und Hannover erzielten bundesstaatlich-konstitutionelle Kandidaten Wahlerfolge.
Mit der Sächsischen Volkspartei, dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein und dem Lassalleschen Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein waren drei Arbeiterparteien im Parlament vertreten. Der politische Katholizismus blieb bei dieser Wahl im Gegensatz zur folgenden Reichstagswahl 1871 noch unbedeutend.
Aufgrund unvollständiger Dokumentation der Stimmergebnisse gibt es in der Fachliteratur keine überlieferte Aufschlüsselung des Gesamtergebnisses nach Stimmen und Prozenten. Die folgende Tabelle gibt die Anzahl der für die einzelnen Parteien gewählten Abgeordneten an, wie sie in den zeitgenössischen Reichstagshandbüchern aufgeführt sind.[1][2][3]
Politische Richtung | Partei | Sitze | ||
---|---|---|---|---|
Konservative | Konservative Partei (KP) | 66 (+7) | ||
Freikonservative Vereinigung (FKV) | 34 (−5) | |||
fraktionslose Konservative | 7 (−1) | |||
Liberale | Nationalliberale Partei (NLP) | 81 (+1) | ||
Zentrumsfraktion (Altliberale)1) | 15 (−12) | |||
Freie Vereinigung (FV) | 13 (−1) | |||
Deutsche Fortschrittspartei (DFP) | 29 (+10) | |||
fraktionslose Liberale | 9 (−2) | |||
Bundesstaatlich-Konstitutionelle Vereinigung (BKV) | 21 (+3) | |||
Arbeiterparteien | Sächsische Volkspartei (SVP) | 3 (+1) | ||
Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein (ADAV) | 2 (+2) | |||
Lassallescher Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein (LADAV) | 1 (+1) | |||
Minderheiten | Polen | 11 (−2) | ||
Dänen | 1 (−1) | |||
Sonstige | 4 (−1) | |||
Gesamt | 297 |
1) Nicht zu verwechseln mit der Zentrumsfraktion in den Reichstagen des Deutschen Kaiserreichs
Gewählte Abgeordnete nach Wahlkreisen
In jedem der insgesamt 297 Wahlkreise wurde nach absolutem Mehrheitswahlrecht ein Abgeordneter gewählt. Wenn kein Kandidat im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreichte, wurde eine Stichwahl zwischen den beiden bestplatzierten Kandidaten durchgeführt. In den folgenden Tabellen werden die gewählten Abgeordneten und ihre Parteistellung im Reichstag angegeben.[1][2][3]
Preußen
Sachsen
Kleinstaaten
Im Verlauf der Legislaturperiode änderte sich aufgrund von Nachwahlen und Fraktionswechseln mehrfach die Stärke der einzelnen Fraktionen.
Zollparlament
Alle Abgeordneten des Norddeutschen Reichstags waren von 1868 bis 1870 gleichzeitig auch Abgeordnete des deutschen Zollparlaments, dem Parlament des Deutschen Zollvereins. Hinzu traten 85 süddeutsche Abgeordnete für das Zollparlament, die bei einer Wahl im Februar und März 1868 in Bayern, Württemberg, Baden und Hessen nach dem gleichen Wahlrecht wie dem des Norddeutschen Bundes bestimmt wurden.
Weblinks
- A. Phillips: Die Reichstagswahlen von 1867–1883. Statistik der Wahlen zum konstituirenden und norddeutschen Reichstag, zum Zollparlament, sowie zu den fünf ersten Legislaturperioden des deutschen Reichstags. Louis Kerschels Verlags-Buchhandlung, Berlin 1883. archive.org.
- Wahlen in Deutschland von 1867 bis 1918
Einzelnachweise
- Hirth’s Parlaments-Almanach 1867. (PDF) Münchener Digitalisierungszentrum, abgerufen am 20. Februar 2010.
- Hirth’s Parlaments-Almanach 1868. (PDF) Münchener Digitalisierungszentrum, abgerufen am 20. Februar 2010.
- Hirth’s Parlaments-Almanach 1869. (PDF) Münchener Digitalisierungszentrum, abgerufen am 20. Februar 2010.