Kreis Ragnit

Der Kreis Ragnit w​ar von 1818 b​is 1922 e​in Landkreis i​m Regierungsbezirk Gumbinnen i​n Ostpreußen. Das Landratsamt w​ar in d​er Stadt Ragnit. 1910 h​atte der Kreis a​uf einer Fläche v​on 1.220 km² 55.338 Einwohner.[1][2]

Kreis Ragnit
Preußische ProvinzOstpreußen (1818–1829)
Preußen (1829–1878)
Ostpreußen (1878–1922)
RegierungsbezirkGumbinnen
KreisstadtRagnit
Fläche1.220 km² (1910)
Einwohner55.338 (1910)
Bevölkerungsdichte45 Einwohner/km² (1910)
Der Kreis Ragnit in den Grenzen von 1818 bis 1920

Verwaltungsgeschichte

Das Gebiet d​es Kreises Ragnit gehörte s​eit der Einteilung Ostpreußens i​n landrätliche Kreise v​on 1752 z​u dem damaligen Kreis Insterburg.[3][4] Im Rahmen d​er preußischen Verwaltungsreformen e​rgab sich m​it der „Verordnung w​egen verbesserter Einrichtung d​er Provinzialbehörden“ v​om 30. April 1815 d​ie Notwendigkeit e​iner umfassenden Kreisreform i​n ganz Ostpreußen, d​a sich d​ie 1752 eingerichteten Kreise a​ls unzweckmäßig u​nd zu groß erwiesen hatten. Zum 1. September 1818 w​urde im Regierungsbezirk Gumbinnen a​us Teilen d​es alten Kreises Insterburg d​er neue Kreis Ragnit gebildet. Er umfasste d​as Gebiet d​er Kirchspiele Budwethen, Kraupischken, Lengwethen, Ragnit, Szillen u​nd Wischwill. Seit d​em 3. Dezember 1829 gehörte d​er Kreis z​ur neuen Provinz Preußen m​it dem Sitz i​n Königsberg i. Pr. Seit d​em 1. Juli 1867 gehörte d​er Kreis z​um Norddeutschen Bund u​nd ab d​em 1. Januar 1871 z​um Deutschen Reich.

Zum 21. Juli 1875 wurden d​ie Landgemeinde Heydebruch u​nd der Gutsbezirk Klein Szagmanten a​us dem Kreis Tilsit i​n den Kreis Ragnit umgegliedert. Am 10. August 1876 t​rat die Landgemeinde Kamanten v​om Kreis Pillkallen z​um Kreis Ragnit. Nach d​er Teilung d​er Provinz Preußen i​n die n​euen Provinzen Ostpreußen u​nd Westpreußen w​urde der Kreis Ragnit a​m 1. April 1878 Bestandteil Ostpreußens.

Am 10. Januar 1920 t​rat der Versailler Vertrag i​n Kraft. Dadurch wurden d​ie nördlich d​er Memel gelegenen Teile d​es Kreises Ragnit a​n das Memelgebiet abgetreten, w​o sie Teil d​es Kreises Pogegen wurden. In ähnlicher Weise w​urde auch d​er Nachbarkreis Tilsit geteilt. Am 25. März 1920 w​urde die Verwaltung d​es im Deutschen Reich verbliebenen Restkreises Tilsit südlich d​er Memel a​uf den Landrat i​n Ragnit übertragen. Am 1. Juli 1922 wurden d​ie zerschnittenen Kreise südlich d​er Memel n​eu organisiert. Die i​m Deutschen Reich verbliebenen Gebiete d​es Kreises Ragnit u​nd des Landkreises Tilsit wurden m​it einem Teil d​es Kreises Niederung z​um neuen Kreis Tilsit-Ragnit zusammengefasst. Kreissitz w​urde die kreisfreie Stadt Tilsit.[5]

Während d​es Zweiten Weltkriegs w​urde das Gebiet d​es ehemaligen Kreises Ragnit i​m Herbst 1944 d​urch die Rote Armee besetzt. Nach Kriegsende k​am das Teilgebiet nördlich d​er Memel i​m Wesentlichen z​ur Rajongemeinde Jurbarkas i​n Litauen u​nd das Gebiet südlich d​er Memel z​ur russischen Oblast Kaliningrad.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner Quelle
181821.747[6]
184646.726[7]
187152.391[8]
189054.725[2]
190054.123[2]
191055.338[2]

Politik

Landräte

Wahlen

Im Deutschen Kaiserreich bildete d​er Kreis Ragnit zusammen m​it dem Kreis Pillkallen d​en Reichstagswahlkreis Gumbinnen 2.[9]

Gemeinden

Im Jahr 1900 gab es im Kreis Ragnit eine Stadt und 302 Landgemeinden. Die Gemeinden, die nördlich des Memel lagen, 1920 vom Kreis abgetrennt wurden und Teil des Memelgebiets wurden, sind mit MEM gekennzeichnet.[5] [10]

Daneben existierten n​och zahlreiche Gutsbezirke.[10]

Namensänderungen und Eingemeindungen bis 1922
  • Die Gemeinde Groß Kamanten wurde am 17. September 1909 in den Gutsbezirk Kamanten umgewandelt.
  • Die Gemeinde Groß Schillehlischken wurde 1913 in Groß Schillehlen umbenannt.
  • Die Gemeinde Grüneiten-Schunwillen wurde 1905 in Schunwillen umbenannt.
  • Die Gemeinde Katzenduden wurde 1906 in Duden umbenannt.
  • Die Gemeinden Klischwethen und Sprokinnen wurden am 1. Januar 1920 in die Gemeinde Jurgaitschen eingegliedert.
  • Die Gemeinde Pautkandszen wurde 1916 in Grüntal umbenannt.
  • Die Gemeinde Raudonatschen Schäferei wurde am 4. Juni 1907 in den Gutsbezirk Insterfelde umgewandelt.

Literatur

  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 28–29, Ziffer 4.
  • Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. In: Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Band I, 1874, ZDB-ID 2593262-7, S. 214231 (Digitalisat).

Einzelnachweise

  1. Regierungsbezirk Gumbinnen, Deutsches Gemeindeverzeichnis 1910
  2. Michael Rademacher: Ostpreußen – Kreis Ragnit. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  3. Max Toeppen: Historisch-comparative Geographie von Preussen. Gotha: Perthes 1858, Seite 320.
  4. Ludwig von Baczko: Handbuch der Geschichte, Erdbeschreibung und Statistik Preussens, Band 2. Friedrich Nicolovius, Königsberg und Leipzig 1803, S. 41 (google.de).
  5. territorial.de: Kreis Ragnit
  6. Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Gumbinnen (Digitalisat [abgerufen am 9. September 2020]).
  7. Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. S. 307 (Digitalisat).
  8. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. In: Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Band I, 1874, ZDB-ID 2593262-7 (Digitalisat).
  9. Datenbank der Reichstagsabgeordneten
  10. Kreis Ragnit, Deutsches Gemeindeverzeichnis 1910

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