Landkreis Zeitz
Der Landkreis Zeitz, bis 1901 Kreis Zeitz, war ein Landkreis in Preußen und dem Land Sachsen-Anhalt der SBZ bzw. DDR. Kreissitz war die Stadt Zeitz, die von 1901 bis 1950 kreisfrei war. Nach der Verwaltungsreform in der DDR von 1952 bestand bis 1990 ein Kreis Zeitz im Bezirk Halle der DDR.
Geschichte
Königreich und Freistaat Preußen
Nachdem auf dem Wiener Kongress große Teile des Königreich Sachsen dem Königreich Preußen zugesprochen wurden, ordnete dieses die Neuerwerbungen der mit Verordnung vom 30. April 1815 gebildeten Provinz Sachsen zu. Die Neueinteilung der unteren Verwaltungsbehörden erfolgte im Laufe des Jahres 1816. Dabei wurde das Amt Zeitz des ehemals kursächsischen Stifts Naumburg-Zeitz in seiner seit dem Mittelalter überlieferten Abgrenzung dem Regierungsbezirk Merseburg zugewiesen und ab 1. Oktober 1816 als neuer Kreis Zeitz festgelegt.[1]
Zum 1. April 1901 wurde die Stadt Zeitz ausgegliedert und damit kreisfrei. Der Kreis wurde seitdem Landkreis Zeitz genannt. Keine Änderung ergab sich für das Kreisgebiet aus der zum 1. Juli 1944 verordneten Auflösung der Provinz Sachsen, deren Regierungsbezirk Merseburg in die neue Provinz Halle-Merseburg umgewandelt wurde.
Besatzungszeit und DDR
Nach Kriegsende gehörten der Stadt- und der Landkreis Zeitz zur von der sowjetischen Besatzungsmacht gebildeten Provinz Sachsen-Anhalt, aus der 1947 – nach Auflösung des preußischen Staates – das Land Sachsen-Anhalt wurde.
Am 1. Juli 1950 kam es in der DDR zu einer ersten Gebietsreform:
- Der Stadtkreis Zeitz wurde aufgelöst und wieder mit dem Landkreis Zeitz vereinigt
- Die Städte Osterfeld und Schkölen sowie die Gemeinden Deuben, Dobergast, Döbris, Döschwitz, Droyßig, Goldschau, Kämmeritz, Kleinhelmsdorf, Kretzschau, Lindau, Luckenau, Löbitz, Meineweh, Mutschau, Nautschütz, Nonnewitz, Podebuls-Wetterzeube, Pötewitz, Theißen, Trebnitz a./Elster, Unterkaka, Waldau, Weickelsdorf, Weißenborn und Wettaburg wechselten aus dem Landkreis Weißenfels in den Landkreis Zeitz.
- Die Gemeinde Mumsdorf, die bis dahin eine thüringische Enklave im Landkreis Zeitz bildete, wechselte aus dem Landkreis Altenburg in den Landkreis Zeitz.[2]
- Im Gegenzug wechselte die Gemeinden Bröckau (mit Hohenkirchen) aus dem Landkreis Zeitz in den Landkreis Altenburg.
Die Neueinteilung der Verwaltung in der DDR zum 26. Juli 1952 führte zu weiteren Gebietsänderungen:[3]
- Die Gemeinden Deuben, Dobergast, Döbris, Mutschau und Trebnitz a./Elster kamen zum neuen Kreis Hohenmölsen.
- Die Gemeinden Goldschau, Löbitz und Wettaburg kamen zum neuen Kreis Naumburg.
- Die Städte Crossen an der Elster und Schkölen sowie die Gemeinden Kämmeritz, Lindau, Nautschütz und Silbitz kamen zum neuen Kreis Eisenberg im Bezirk Gera.
- Die Gemeinde Naundorf kam zum neuen Kreis Altenburg im Bezirk Leipzig.
- Die verbleibenden Gemeinden bildeten den Kreis Zeitz, der wie auch die Kreise Hohenmölsen, Naumburg und Weißenfels dem neuen Bezirk Halle zugeordnet wurde.
Im Rahmen einer nachträglichen Korrektur der Gebietsreform vom Sommer 1952 wechselten am 4. Dezember 1952 die Gemeinden Falkenhain, Mumsdorf und Zipsendorf in den Kreis Altenburg im Bezirk Leipzig.[4]
Zum 1. Januar 1956 wurde die Gemeinde Bröckau vom Kreis Schmölln (Bezirk Leipzig) wieder dem Kreis Zeitz angegliedert, zu dem sie bereits bis 1950 gehört hatte. Zum 1. Januar 1957 wurde die Gemeinde Goldschau wieder vom Kreis Naumburg zurückgegliedert. Seither blieb der Umfang des Kreises unverändert bis zur Kreisreform von 1994. Durch Eingemeindungen folgten aber zahlreiche Veränderungen im Bestand der Gemeinden.
Neugründung von Sachsen-Anhalt und Deutsche Einheit
Zum 3. Oktober trat das Ländereinführungs-Gesetz vom 22. Juli 1990 in Kraft. Damit entstand zugleich mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland das Land Sachsen-Anhalt neu. Aus dem Kreis Zeitz wurde wieder der Landkreis Zeitz. 1994 wurde der Landkreis Zeitz Teil des neu gegründeten Burgenlandkreises mit Sitz in Naumburg (Saale). Bei seiner Auflösung umfasste der Landkreis Zeitz noch 38 Gemeinden, von denen zwei (Zeitz und Osterfeld) die Bezeichnung „Stadt“ führten.
Einwohnerentwicklung
Jahr | Einwohner | Quelle |
---|---|---|
1816 | 22.125 | [5] |
1843 | 32.241 | [6] |
1871 | 41.166 | [7] |
1890 | 49.892 | [8] |
1900 | 59.076 | [8] |
1910 | 35.842 | [8] |
1925 | 38.149 | [8] |
1933 | 39.070 | [8] |
1939 | 39.551 | [8] |
1946 | 52.095 | [9] |
1955 | 102.900 | [8] |
1960 | 97.951 | [8] |
1971 | 94.818 | [10] |
1981 | 83.159 | [10] |
1990 | 75.100 | [8] |
Landräte
- 1816–1824 Wilhelm Friedrich Ludwig von Zerssen
- 1824–1831 Pavelt
- 1831–1840 Karl Klotzsch
- 1840–1848 Viktor von Ponickau (1808–1889)
- 1848–1853 Alfred von Larisch (1819–1897)
- 1853–1861 Albert von Holleuffer[11]
- 1861–1872 Heinrich von Helldorff (1833–1876)
- 1872–1885 Oskar von Arnstedt (1840–1914)
- 1886–1899 Friedrich Winckler (1856–1943)
- 1900–1926 Paul Winckler († 1930)
- 1926–1928 Karl Steinhoff (1892–1981)
- 1928–1930 Jaenecke (kommissarisch)
- 1930–1932 Heinrich Acker (1896–1954)
- 1932–1945 Karl Heimerich
- 1945 Otto Weber
- 1990–1992 Nikolaus Jung (* 1956)
Städte und Gemeinden vor 1950
Im Jahre 1871 gehörten zum Kreis neben der Stadt Zeitz 109 Landgemeinden und 35 Gutsbezirke.
Ende des Jahres 1900 waren es neben der Stadt Zeitz noch 106 Landgemeinden und 31 Gutsbezirke.
Stand 1945
Der Landkreis Zeitz umfasste im Jahre 1945 78 Gemeinden:[8]
|
|
|
Vor 1950 aufgelöste oder ausgeschiedene Gemeinden
|
|
Kfz-Kennzeichen
- Kfz-Kennzeichen ab 1991: ZZ
Literatur
Weblinks
- Landkreis Zeitz Verwaltungsgeschichte und die Landräte auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 14. April 2014.
Einzelnachweise
- Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Merseburg 1816, S. 336
- Mumsdorf auf gov.genealogy.net
- genealogy.net: Landkreis Zeitz
- Zipsendorf auf gov.genealogy.net
- Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Merseburg, S. 348 (Digitalisat [abgerufen am 5. Juli 2016]).
- Handbuch der Provinz Sachsen. Rubachsche Buchhandlung, Magdeburg 1843, S. 276 (Digitalisat [abgerufen am 6. Juli 2016]).
- Königlich Statistisches Büro Preußen (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Sachsen. Verlag d. Königl. Statist. Bureaus, Berlin 1873 (Digitalisat [abgerufen am 5. Juli 2016]).
- Michael Rademacher: Landkreis Zeitz. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Volkszählung 1946
- Statistische Jahrbücher der Deutschen Demokratischen Republik. In: DigiZeitschriften. Abgerufen am 6. Oktober 2009.
- Horst Romeyk: Die leitenden staatlichen und kommunalen Verwaltungsbeamten der Rheinprovinz 1816–1945 (= Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde. Band 69). Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-7585-4, S. 540 f.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.