Landkreis Lübben (Spreewald)
Der Landkreis Lübben (Spreewald), ursprünglich Kreis Lübben oder auch Lübbenscher Kreis, war ein Landkreis in Brandenburg. Er bestand in der preußischen Provinz Brandenburg und im Land Brandenburg der SBZ bzw. DDR von 1816 bis 1952. Der Kreis umfasste 1949 die drei Städte Friedland (Niederlausitz), Lieberose und Lübben (Spreewald) sowie 76 weitere Gemeinden.[1][2][3] Das ehemalige Kreisgebiet gehört heute größtenteils zum Landkreis Dahme-Spreewald.
Verwaltungsgeschichte
Königreich Preußen
Als eines der Ergebnisse des Wiener Kongresses musste das Königreich Sachsen 1815 die Niederlausitz an Preußen abtreten. Einer der fünf historischen Kreise der Niederlausitz war der Krumspreeische Kreis.[4][5] Die Niederlausitz wurde Teil des neuen Regierungsbezirks Frankfurt, in dem 1816 eine umfassende Kreisreform durchgeführt wurde. Der alte Kreis Lübben wurde dabei deutlich vergrößert:[6]
- Die Herrschaft Beeskow, bis dahin zur Kurmark gehörig, wurde in den Kreis Lübben eingegliedert.
- Die Orte Mochlitz, Niewisch, Pieskow, Speichrow, Trebitz und Ullersdorf wechselten aus dem Kreis Guben in den Kreis Lübben.
- Der Ort Frauenberg wechselte aus dem Kreis Luckau in den Kreis Lübben.
- Die Orte Gosda, Missen, Säritz und Werchow wechselten aus dem Kreis Lübben in den Kreis Calau.
Zum 1. Januar 1836 schied das Gebiet der ehemaligen Herrschaft Beeskow wieder aus dem Kreis aus und wurde Teil des neuen Kreises Beeskow-Storkow im Regierungsbezirk Potsdam der Provinz Brandenburg.
Norddeutscher Bund/Deutsches Reich
Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich.
Zum 1. April 1882 wurden die Landgemeinde Amalienhof und der Gutsbezirks Amalienhof aus dem Kreis Beeskow-Storkow in den Kreis Lübben eingegliedert, während die Landgemeinde Kossenblatt sowie Teile des Gutsbezirks Kossenblatt und des Forstschutzbezirks Kossenblatt vom Kreis Lübben zum Kreis Beeskow-Storkow traten.
Seit 1928 führte der Kreis Lübben die Bezeichnung Lübben (Spreewald). Zum 30. September 1929 fand im Kreis Lübben (Spreewald) entsprechend der Entwicklung im übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle Gutsbezirke bis auf zwei aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Zum 1. Januar 1939 führte der Kreis Lübben (Spreewald) entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung Landkreis.
Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt.
Deutsche Demokratische Republik
Durch das Gesetz über die Änderung zur Verbesserung der Kreis- und Gemeindegrenzen vom 28. April 1950 kam es am 1. Juli 1950 zu einer Reihe von Gebietsänderungen:
- Aus dem aufgelösten Landkreis Beeskow-Storkow wechselten die Gemeinden Alt-Schadow, Birkholz, Briescht, Giesensdorf, Groß Wasserburg, Hohenbrück, Kossenblatt, Köthen, Krausnick, Leibsch, Märkisch Buchholz, Neu Lübbenau, Neu Schadow, Neuendorf am See, Ranzig, Sabrodt, Sawall, Stremmen, Trebatsch, Werder/Spree und Wulfersdorf in den Landkreis Lübben.
- Aus dem Landkreis Calau wechselten die Gemeinden Bischdorf, Boblitz, Dubrau, Eisdorf, Fleißdorf, Göritz b. Vetschau, Groß Beuchow, Groß Klessow, Groß Lübbenau, Hindenberg, Kahnsdorf, Kittlitz, Klein Beuchow, Krimnitz, Kückebusch, Lehde, Leipe, Lübbenau, Märkischheide, Naundorf b. Vetschau, Raddusch, Ragow, Schönfeld, Stradow, Suschow, Terpt, Tornow, Vetschau, Vorberg und Zerkwitz in den Landkreis Lübben.
- Aus dem Landkreis Cottbus wechselten die Gemeinden Babow, Briesen, Burg, Burg-Kauper, Burg-Kolonie, Fehrow, Guhrow, Müschen, Ruben, Saccasne, Schmogrow, Striesow und Werben in den Landkreis Lübben.
- Aus dem Landkreis Luckau wechselten die Gemeinden Briesen, Freiwalde, Groß Lubolz, Groß Radden, Kaden, Klein Radden, Neuendorf, Niewitz, Oderin und Schönwalde in den Landkreis Lübben.
- Aus dem Landkreis Lübben wechselten die Gemeinden Pinnow und Staakow in den Landkreis Cottbus.
- Aus dem Landkreis Lübben wechselten die Stadt Friedland (Nd. Lausitz) sowie die Gemeinden Chossewitz, Dammendorf, Groß Briesen, Groß Muckrow, Grunow, Günthersdorf, Karras, Klein Briesen, Klein Muckrow, Leeskow, Leißnitz, Lindow, Mixdorf, Niewisch, Oelsen, Reicherskreuz, Reudnitz, Trebitz, Ullersdorf, Weichensdorf und Zeust in den neuen Kreis Frankfurt (Oder).
1952 erfolgte in der DDR eine weitere umfassende Gebietsreform:[7]
- Die Gemeinden Blasdorf, Briescht, Doberburg, Giesensdorf, Goschen, Jamlitz, Kossenblatt, Lieberose, Mittweide, Mochlitz, Pieskow, Plattkow, Ranzig, Sabrodt, Sawall, Schadow, Speichrow, Stremmen, Trebatsch, Werder und Wulfersdorf kamen zum neuen Kreis Beeskow.
- Alle 1950 aus dem Landkreis Calau hinzugekommenen Gemeinden sowie Groß Radden und Klein Radden kamen zum neuen Kreis Calau.
- Alle 1950 aus dem Landkreis Cottbus hinzugekommenen Gemeinden kamen zum neuen Kreis Cottbus.
- Die Gemeinden Birkholz, Briesen, Köthen, Märkisch Buchholz und Oderin kamen zum neuen Kreis Königs Wusterhausen.
- Die Gemeinde Kaden kam zum neuen Kreis Luckau.
- Die verbliebenen Gemeinden bildeten den Kreis Lübben. Zu diesem Kreis kamen auch noch die Gemeinden Friedrichshof, Rietzneuendorf, Staakow und Waldow/Brand aus dem Landkreis Luckau. Der Kreis Lübben wurde dem neugebildeten Bezirk Cottbus zugeordnet.
Einwohnerentwicklung
Jahr | Einwohner | Quelle |
---|---|---|
1816 | 31.363 | [8] |
1840 | 27.590 | [9] |
1871 | 34.228 | [10] |
1890 | 38.861 | [1] |
1900 | 33.712 | [1] |
1910 | 34.661 | [1] |
1925 | 33.595 | [1] |
1933 | 32.873 | [1] |
1939 | 32.068 | [1] |
1946 | 43.896 | [11] |
Landräte
- 1817–1827 Ewald von Trosky
- 1827–1845 Bernhard von Patow
- 1845–1871 Karl von Houwald
- 1872–1881 Jesco von Puttkamer
- 1881–1887 Ernst von Houwald
- 1887–1899 Dietrich von der Schulenburg
- 1899–1905 Friedrich von Falkenhausen
- 1905–1917 Edgar Loehrs
- 1917–1933 Erich von Reden
- 1933–1935 Udo von Alvensleben
- 1935–1937 Rudolf Kriele
- 1937–1945 Paul Martin
- Ewald von Trosky,
Landrat 1817–1827 - Bernhard von Patow,
Landrat 1827–1845 - Karl von Houwald,
Landrat 1845–1871 - Jesko von Puttkamer,
Landrat 1872–1881 - Ernst von Houwald,
Landrat 1881–1887 - Dietrich von der Schulenburg,
Landrat 1887–1899 - Friedrich von Falkenhausen,
Landrat 1899–1905 - Edgar Loehrs,
Landrat 1905–1917 - Erich von Reden,
Landrat 1917–1933
Städte und Gemeinden
Stand 1949
Dem Landkreis Lübben gehörten 1949 die folgenden Städte und Gemeinden an:[1][2][3]
|
Vor 1939 aufgelöste Gemeinden
- Behlow, 1921 zu Lieberose
- Frauenberg, 1928 zu Lübben
- Möllen, 1938 zu Niewisch
- Mühlendorf, 1938 zu Byhleguhre (damals Geroburg)
- Münchhofe, 1939 zu Lieberose
- Neu Byhleguhre, 1938 zu Byhleguhre (damals Geroburg)
- Sarkow, 1939 zu Leißnitz
- Steinkirchen, 1939 zu Lübben
- Schuhlen und Wiese, 1938 zu Schuhlen-Wiese zusammengeschlossen
Namensänderungen
In einigen Fällen wurden Ortsnamen sorbischer Herkunft unter nationalsozialistischer Herrschaft 1937 aus ideologischen Gründen lautlich angeglichen, übersetzt oder gänzlich neu erfunden, zum Beispiel:
- Byhleguhre → Geroburg
- Byhlen → Waldseedorf
- Dobberbus → Doberburg
- Goyatz → Schwieloch
- Goschzschen → Goschen
- Sglietz → Glietz
- Skuhlen → Schuhlen
- Syckadel → Siegadel
- Wusswergk → Wußwerk.
Die Umbenennungen von Byhleguhre, Byhlen und Goyatz wurde nach dem Zweiten Weltkrieg wieder rückgängig gemacht.
Literatur
- Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staates. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 102–103, Ziffer 11.
- Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Teil II: Provinz Brandenburg. Berlin 1873, S. 192–199.
- Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. O. Verlag von Gustav Harnecker u. Co., 1867, S. 191–205.
- Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Nieder-Lausitz. Band 3, Brandenburg 1856, S. 646–676.
- Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. d. Oder. Aus amtlichen Quellen zusammengestellt. Frankfurt a. d. O. 1844, S. 166–175.
- W. Riehl und J. Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafenthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und in ihrem gegenwärtigen Bestande. Berlin 1861, S. 622–639.
- Walther Hubatsch (Herausgeber), Werner Vogel (Bearbeiter Band 5): Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte. Reihe A: Preußen. Band 5: Brandenburg. Johann-Gottfried-Herder-Institut, Marburg/Lahn 1975, ISBN 3-87969-117-7, S. 171–173.
- Michael Rademacher: Landkreis Lübben. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Rudolf Lehmann: Historisches Ortslexikon für die Niederlausitz. Band 1: Einleitung und Übersichten. Die Kreise Luckau, Lübben und Calau. Hessisches Landesamt für Geschichtliche Landeskunde, Marburg 1979, ISBN 3-921254-96-5 Nachdruck: Klaus Becker Verlag, Potsdam 2011, ISBN 978-3-941919-89-1, doi:10.35998/9783830542971 (Open Access).
Weblinks
- Landkreis Lübben (Spreewald) – Territorial (Rolf Jehke, 2010).
Einzelnachweise
- Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte: Landkreis Lübben. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 25. März 2016; abgerufen am 2. April 2016. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
- Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2000: Landkreis Dahme-Spreewald
- Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Niederlausitz in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Adolph Müller, Brandenburg 1854, Kap. 3 VI., S. 44 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
- Carl Heinrich Ludwig Pölitz: Geschichte und Statistik des Königreiches Sachsen. Hinrichs, Leipzig 1809, Kap. Staatsverfassung, S. 257 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
- Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Frankfurt a.d. Oder. Nr. 12, 1816, S. 107 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
- genealogy.net: Landkreis Lübben
- Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Frankfurt, S. 210 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
- Topographisch-statistische Übersicht des Regierungsbezirks Frankfurt a. d. O., Harnecker, 1844, S. 30
- Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Brandenburg und ihre Bevölkerung 1871
- Volkszählung 1946