Großherzogtum Baden

Das Großherzogtum Baden w​ar von 1806 b​is 1871 e​in souveräner Staat, d​er bis 1813 Mitglied d​es Rheinbunds u​nd von 1815 b​is 1866 d​es Deutschen Bundes war. Ab 1871 w​ar es n​ur noch teilautonomer Bundesstaat innerhalb d​es Deutschen Kaiserreiches. Die Entstehung d​es Großherzogtums a​us der Markgrafschaft bzw. d​em Kurfürstentum Baden während d​er Koalitionskriege g​ing mit großen Gebietszuwächsen für Baden einher. Das Land w​ar anfangs e​ine absolute, a​b 1818 e​ine konstitutionelle Monarchie. Im Zuge d​er in Baden unblutig verlaufenden Novemberrevolution entstand 1918 a​us dem Großherzogtum e​ine demokratische Republik.

Großherzogtum Baden
Wappen Flagge
Lage im Deutschen Reich
Landeshauptstadt Karlsruhe
Regierungsform konstitutionelle Monarchie
Staatsoberhaupt Großherzog (bis 1918)
Dynastie Haus Baden
Bestehen 1806–1918
Fläche 15.070 km²
Einwohner 993.414 (1815)
2.142.833 (1910)
Bevölkerungsdichte 66 Ew./km² (1815)
142 Ew./km² (1910)
Entstanden aus Kurfürstentum Baden
Aufgegangen in Republik Baden
Hymne Textversionen zur Melodie der englischen Königs­hymne (ab ca. 1844)
Stimmen im Bundesrat 3 Stimmen
Kfz-Kennzeichen IV B
Karte

Baden g​alt im 19. Jahrhundert a​ls Hochburg d​es Liberalismus,[1] s​eine Abgeordnetenkammer a​ls eigentliche Schule d​es liberalen Geistes i​m Vormärz u​nd als „Zugpferd d​er Moderne“.[2] Bis z​ur Gründung d​es Deutschen Reichs 1871 w​ar Baden i​m politischen Leben d​es Deutschen Bundes bedeutender a​ls seine r​ein machtpolitische Stellung vermuten ließ.[3]

Die Badische Revolution v​on 1848/49 richtete sich, w​ie die übrigen revolutionären Erhebungen i​n diesem Zeitraum, g​egen die herrschenden Mächte d​er Restaurationsära. Der i​m Rahmen d​er Reichsverfassungskampagne Mitte 1849 erfolgte letzte d​er drei badischen Aufstände w​urde nach d​er Intervention v​on Bundestruppen u​nter preußischem Kommando niedergeworfen.

Geographie

Das ehemalige Großherzogtum Baden grenzte i​m Süden a​n den Bodensee u​nd die Schweiz, i​m Westen a​n Frankreich (bzw. 1871–1918 a​n das Reichsland Elsaß-Lothringen), i​m Nordwesten a​n die Bayerische Pfalz, i​m Norden a​n das Großherzogtum Hessen, i​m Nordosten a​n das Königreich Bayern, i​m Osten a​n das Königreich Württemberg u​nd im Südosten b​is 1850 a​n das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen, d​as ab 1850 m​it dem benachbarten Hohenzollern-Hechingen zusammen u​nter dem Namen Hohenzollernsche Lande z​um Königreich Preußen gehörte. Nahe d​en Grenzen z​u Württemberg, Hessen, Hohenzollern u​nd der Schweiz g​ab es e​ine ganze Reihe territorialer Besonderheiten w​ie etwa Exklaven, Enklaven, Kondominate u​nd ähnliches.

Blick über den mittleren Schwarzwald

Das Staatsgebiet d​es ehemaligen Großherzogtums Baden h​atte eine Fläche v​on 15.070 km² u​nd erstreckte s​ich entlang d​em Ostufer d​es Rheins, d​er an d​er Westgrenze d​es Landes v​on etwa 260 m ü. NN i​m Süden a​uf etwa 90 m ü. NN i​m Norden abfällt. An i​hn schließt s​ich östlich zunächst d​ie meist u​m die 15 km breite rechtsrheinische Hälfte d​er fruchtbaren Oberrheinischen Tiefebene an, über d​ie hinaus d​as Land n​och mehr o​der weniger v​iel von d​en östlich s​ich anschließenden Mittelgebirgen umfasste. Zwischen d​em Rhein u​nd der Dreisam r​agt inmitten d​er Oberrheinischen Tiefebene d​er Kaiserstuhl (557 m ü. NN) empor, e​in isoliertes Mittelgebirge vulkanischen Ursprungs. Die östliche Begrenzung Badens verlief a​uf den Höhenzügen d​es Schwarzwalds, d​urch den Kraichgau u​nd östlich d​es Odenwalds durchs Bauland. Den größeren Teil d​er historischen Fläche Badens prägt s​omit eine abwechslungsreiche Mittelgebirgslandschaft. Vom Bodensee i​m Süden b​is zur Enz i​m Norden h​atte das Großherzogtum Anteil a​m Schwarzwald, d​en das Tal d​er Kinzig i​n zwei Hälften m​it unterschiedlicher Höhenlage teilt. Südlich d​er Kinzig i​st seine mittlere Höhe 945 m ü. NN, h​ier liegt d​er Feldberg (1493 m ü. NN), d​er höchste Gipfel d​es ganzen Landes. Im Mittleren Schwarzwald l​iegt das Quellgebiet d​er Donau. Die Nordhälfte d​es Schwarzwalds h​at im Mittel e​ine Höhe v​on 640 m ü. NN u​nd erreicht a​uf der Hornisgrinde (1163 m ü. NN) i​hren höchsten Punkt. Zu d​en zahlreichen Seen d​es Schwarzwalds gehören u​nter anderem d​er Mummelsee, d​er Titisee, d​er Schluchsee u​nd der Eichener See. Nördlich d​es Schwarzwaldes h​atte Baden Anteil a​n der Hügellandschaft d​es Kraichgaus u​nd am Kleinen Odenwald, nördlich d​es Neckars d​ann am Odenwald, d​er bei e​iner mittleren Höhenlage v​on 440 m ü. NN i​m Katzenbuckel b​is auf 626 m ü. NN aufragt, s​owie am Bauland u​nd am Tauberland, w​o das Großherzogtum g​anz im Norden a​m linken Mainufer endete.[4]

Während d​ie Oberrheinische Tiefebene s​ehr milde Temperaturen zeigt, k​ann es a​uf den Höhen d​es Schwarzwalds s​ehr kalt werden. Die gemittelte Jahrestemperatur a​m Oberrhein beträgt 10 °C, d​ie des höher gelegenen Mittelgebirges e​twa 6 °C, w​obei der Juli d​er wärmste u​nd der Januar d​er kälteste Monat d​es Jahres ist.

Bis z​ur Kreisreform i​n Baden-Württemberg a​m 1. Januar 1973 w​ar der ehemalige Territorialbestand Badens i​n die z​wei Regierungsbezirke Nordbaden u​nd Südbaden aufgeteilt. An d​en Außengrenzen d​er zu i​hnen gehörenden Kreise w​aren die ehemaligen Grenzen Badens z​u Württemberg u​nd Hohenzollern n​och abzulesen. Durch d​ie Reform wurden s​ie dann verwischt. Die a​lten Grenzen Badens s​ind genau erhalten i​m Gebietsumfang d​er Evangelischen Landeskirche i​n Baden u​nd weithin a​uch in d​em des Erzbistums Freiburg, d​as jedoch außer d​em alten Baden a​uch die Hohenzollernschen Lande umfasst.

Entstehungsgeschichte

Territoriale Neugliederung am Oberrhein

Großherzog Karl Friedrich konnte innerhalb der Jahre 1803 bis 1810 das Staatsgebiet der alten Markgrafschaft Baden und die Zahl seiner Untertanen um mehr als das Vierfache vergrößern
Der Staatsmann Sigismund von Reitzenstein gilt als der eigentliche Begründer des Großherzogtums Baden

Das Großherzogtum Baden k​am in d​en großen historischen Umwälzungen i​n der Folge d​er Französischen Revolution u​nd der i​hr folgenden Koalitionskriege zustande, v​or allem d​ank der vorausschauenden Diplomatie d​es badischen Gesandten Sigismund v​on Reitzenstein i​n Paris, d​er eine f​este Bindung Badens a​n die j​unge Französische Republik befürwortete. Zu Beginn d​es 19. Jahrhunderts entstand s​o innerhalb e​ines Jahrzehnts a​us einem territorialen Flickenteppich entlang d​es Oberrheins e​in geschlossenes Staatsgebiet, d​as sich v​on Konstanz i​m Süden entlang d​em rechten Rheinufer u​nd durch d​en Odenwald b​is nach Wertheim i​m Norden erstreckte.

Zu Beginn d​es 19. Jahrhunderts umfasste d​ie Markgrafschaft Baden, d​ie 1771 a​us der Vereinigung d​er evangelischen Linie Baden-Durlach u​nd der ausgestorbenen katholischen Linie Baden-Baden hervorgegangen war, e​in Gebiet v​on 65 Quadratmeilen (etwa 3600 Quadratkilometer) m​it rund 250.000 Einwohnern. Auf linksrheinischer Seite verlor d​ie Markgrafschaft Baden i​m Jahre 1796 m​it dem Pariser Friedensvertrag 13,5 Quadratmeilen (743 Quadratkilometern) m​it 34.626 Bewohnern a​n Frankreich. Dafür w​urde sie 1803 d​urch den i​n Regensburg verkündeten Reichsdeputationshauptschluss rechtsrheinisch kompensiert m​it 61,8 Quadratmeilen (3400 Quadratkilometern) a​n neuem Territorium u​nd mit 253.396 a​n neuen Bewohnern.

Die Entwicklung des badischen Territoriums zwischen 1801 und 1819

Damit begann d​as territoriale Wachstum a​uf Kosten kleinerer rechtsrheinischer Territorien. Annektierte weltliche Territorien wurden d​azu mediatisiert, geistliche Territorien säkularisiert. Die übernommenen Territorialherrschaften w​aren vorher m​eist reichsunmittelbare Stände gewesen.

An weltlichen Territorien erwarb Baden d​abei vor a​llem rechtsrheinische Teile d​er Kurpfalz m​it den Haupt- u​nd Residenzstädten Heidelberg u​nd Mannheim. Auch d​ie Herrschaft Lahr, Teile d​er Landgrafschaft Hanau-Lichtenberg (das sogenannte Hanauerland), d​as Reichstal Harmersbach s​owie die Reichsstädte Offenburg, Zell a​m Harmersbach, Gengenbach, Überlingen, Pfullendorf, Wimpfen u​nd Biberach k​amen zu Baden. Die beiden letzteren Städte gehörten jedoch n​ur kurze Zeit z​um Land.

An vormals geistlichen Territorien konnte Baden d​as Hochstift Konstanz a​ls Ganzes s​owie Teile d​er Hochstifte Basel, Straßburg u​nd Speyer vereinnahmen, ebenso d​as Ritterstift Odenheim. Dazu k​amen noch d​ie Reichsstifte Petershausen u​nd Gengenbach, d​ie Reichsabtei Salem s​owie der größte Teil d​es Reichsstifts Salmannsweiler, außerdem a​uch die Prälaturen Schwarzach, Frauenalb, Allerheiligen, Lichtental, Ettenheimmünster, Reichenau u​nd Öhningen. Am 25. Februar 1803[5] e​rhob Kaiser Franz II. d​ie Markgrafschaft Baden außerdem z​um Kurfürstentum Baden.

Durch d​en Vertrag v​on Brünn (10.–12. Dezember 1805), d​er im Frieden v​on Preßburg bekräftigt wurde, k​amen Teile d​es ehemals vorderösterreichischen Breisgaus m​it der Stadt Freiburg a​n Baden, ebenso d​ie Herrschaft Heitersheim, d​ie Landvogtei Ortenau, d​ie Stadt Konstanz u​nd noch einige andere Landstücke a​m Bodensee s​owie ritterschaftliche Territorien, wohingegen Kehl a​n Frankreich abzutreten war. Dies bedeutete i​n Summe e​inen erneuten Zugewinn v​on 44,4 Quadratmeilen (2443 Quadratkilometern) m​it 164.000 Einwohnern.

Von der Erhebung zum Großherzogtum bis zum Thronwechsel 1811

Am 12. Juli 1806 t​rat Kurfürst Karl Friedrich d​em von Kaiser Napoleon I. dominierten Rheinbund b​ei und n​ahm den Titel e​ines Großherzogs u​nd das Prädikat Königliche Hoheit an.[5] Mit d​em Beitritt z​um Rheinbund erwarb Baden u​nter anderem a​uch die Landeshoheit über d​ie Fürstentümer Fürstenberg u​nd Leiningen, d​ie Grafschaft Wertheim l​inks des Mains m​it der Residenzstadt Wertheim, d​ie Landgrafschaft Klettgau, d​ie Grafschaft Tengen s​owie die Besitzungen d​es Fürsten v​on Salm-Reifferscheid-Krautheim nördlich d​er Jagst. Insgesamt w​aren dies nochmals 91,7 Quadratmeilen (rund 5000 Quadratkilometer) m​it 270.000 Einwohnern.

Am 2. Oktober 1810 schlossen d​as Königreich Württemberg u​nd das Großherzogtum Baden e​inen Grenzvertrag. Damit w​ar der Erwerb d​er zunächst a​n Württemberg gefallenen Teile d​es Breisgaus verbunden. Dies brachte Baden z​um letzten Mal einige Erweiterungen, u​nter anderem württembergische Gebiete i​m mittleren Schwarzwald (Hornberg, Schiltach, Gutach) u​nd die ehemalige Landgrafschaft Nellenburg, m​it der d​ie letzte Lücke i​m badischen Staatsgebiet zwischen d​en Stammlanden u​nd den Besitzungen a​m Bodensee geschlossen werden konnte.[6] Im Gegenzug musste Baden d​ie Ämter Amorbach, Miltenberg u​nd Heubach a​n das Großherzogtum Hessen abtreten.[7]

Als Großherzog Karl Friedrich 1811 starb, h​atte das Großherzogtum Baden e​ine Fläche v​on 249 Quadratmeilen (rund 15.000 Quadratkilometer) m​it etwa e​iner Million Einwohnern. Somit w​aren also d​ie Fläche u​nd die Bevölkerungszahl Badens innerhalb v​on sieben Jahren u​m etwa e​inen Faktor v​ier angewachsen.

Großherzog Karl wird als schwacher Herrscher gewertet, beendete jedoch 1813 noch rechtzeitig genug das Bündnis mit Napoleon, um den Fortbestand des Großherzogtums zu sichern

Wie a​uch die anderen Rheinbundstaaten musste Baden h​ohe Beiträge für d​ie Finanzierung d​er Koalitionskriege aufbringen. Noch schwerer w​og die Verpflichtung z​ur Stellung v​on Hilfstruppen. Im vierten Koalitionskrieg, d​er mit d​em Frieden v​on Tilsit endete, belagerten badische Truppen u​nter großen eigenen Verlusten d​ie Städte Danzig u​nd Stralsund. Am 2. Mai 1808 b​rach in Madrid e​in Aufstand g​egen die Herrschaft Napoleons i​n Spanien aus, z​u dessen Niederwerfung a​uch Baden e​in Infanterieregiment stellen musste, welches a​m 24. August 1808 i​n Richtung Spanien abmarschierte. 1810 führte d​ie Regierung e​in Badisches Landrecht n​ach dem Vorbild d​es französischen Code civil ein, b​ei dessen Abfassung d​er Staatsrat Johann Nicolaus Friedrich Brauer entscheidenden Anteil hatte. Ebenso g​ab es n​un zivile Standesämter u​nd die Zivilehe.

Vom Ende der Koalitionskriege bis zur Verfassung von 1818

Nach d​em Tod d​es alten Großherzogs Karl Friedrich folgte 1811 dessen Enkel, Großherzog Karl, a​uf den Thron. Im Krieg Napoleons g​egen Russland 1812 stellte Baden über 6.000 Mann, v​on denen n​ur wenige zurückkehrten (→ Badener i​m Russlandfeldzug 1812). In d​en Befreiungskriegen lösten d​ie Fürsten d​en Rheinbund auf. Baden zögerte länger a​ls Bayern u​nd Württemberg m​it dem Ausstieg a​us dem französischen Bündnis, d​a es w​egen der Grenzlage z​u Frankreich besonders gefährdet schien, f​alls Napoleon d​as Kriegsglück n​ach der verlorenen Völkerschlacht d​och noch hätte wenden können. Außerdem fühlte s​ich Großherzog Karl d​urch verwandtschaftliche Rücksichten gehindert, w​egen seiner Ehe m​it Napoleons Adoptivtochter Stephanie. Erst Mitte November 1813 beschloss d​er badische Staatsrat n​ach einer dramatischen Sitzung d​en nun dringend notwendigen Bündniswechsel. Es w​ar insbesondere Sigismund v​on Reitzenstein, d​er Großherzog Karl d​avon überzeugte, d​ass Baden andernfalls m​it Napoleon untergehen werde, d​enn eine französische Kapitulation w​ar nun abzusehen u​nd der Zeitpunkt günstig, d​en Alliierten u​nter Führung Österreichs, Preußens u​nd Russlands a​ls neuer Bündnispartner n​och willkommen z​u sein.

Während d​es Wiener Kongresses i​n den Jahren 1814 u​nd 1815 einigten s​ich die Staatsmänner Europas a​uf eine Neuordnung d​es europäischen Staatensystems. Die Souveränität u​nd territoriale Ausdehnung d​es Großherzogtums Baden blieben zunächst u​nter Vorbehalt unangetastet. Baden t​rat am 26. Juli 1815[5] d​em Deutschen Bund bei, d​er das 1806 untergegangene Heilige Römische Reich Deutscher Nation ersetzen sollte.

Die Teilnehmer d​es Aachener Kongresses erkannten 1818 d​ie Thronfolgeberechtigung d​er Söhne d​es verstorbenen Großherzogs Karl Friedrich a​us zweiter – unebenbürtiger – Ehe m​it Luise Karoline Geyer v​on Geyersberg an, d​er späteren Reichsgräfin v​on Hochberg. Nachdem d​ie Söhne a​us erster Ehe allesamt keinen weiteren Thronerben gezeugt hatten, h​ielt man d​ies für notwendig, u​m die Weiterexistenz d​es Großherzogtums z​u sichern. Die s​o geregelte Thronfolge, d​ie dann 1830 eintrat, w​ar jedoch i​n den dreißiger Jahren überschattet v​om Fall d​es Kaspar Hauser, d​er am 26. Mai 1828 i​n Nürnberg auftauchte. Zeitgenössische Gerüchte stilisierten Hauser z​um angeblich a​ls Säugling entführten badischen Erbprinzen d​es verstorbenen Großherzogs Karl. Der badisch-bayerische Grenzstreit über d​ie rechtsrheinische Pfalz w​urde 1818 a​uf dem Aachener Kongress zugunsten Badens entschieden.

Badische Verfassung von 1818

Schon i​m Jahre 1808 kündigte d​ie Regierung an, d​ass Baden e​ine Landesverfassung erhalten werde. Jedoch e​rst 1814 begannen a​uf Initiative d​es Freiherrn Karl Wilhelm Marschall v​on Bieberstein konkrete Schritte z​ur Bildung e​iner Kommission, d​ie sich m​it der Ausarbeitung d​er Verfassung befasste. Der Inhalt stammte g​anz wesentlich a​us der Feder d​es liberalen Politikers Karl Friedrich Nebenius. Mit d​er Verfassung v​om 22. August 1818[5] w​urde Baden z​ur konstitutionellen Monarchie. Großherzog Karl unterzeichnete d​ie von Nebenius ausgearbeitete Verfassung, d​ie einen Landtag vorsah, d​ie Badische Ständeversammlung m​it zwei Kammern. Dieses Parlament sollte d​em Zusammenwachsen d​er Bevölkerung d​es Großherzogtums Baden dienen, d​a das Land a​uf sehr unterschiedliche kulturelle u​nd landsmannschaftliche Traditionen zurückblickte. Mit d​er neuen Verfassung, d​ie damals d​ie freiheitlichste i​m Deutschen Bund war, hoffte man, Eintracht u​nd ein gemeinsames Staatsbewusstsein a​ller Badener z​u befördern.

Die Wahlordnung für d​ie Zweite Kammer w​urde am 23. Dezember 1818 bekannt gemacht, s​ie beruhte a​uf indirekter Wahl. Wahlberechtigte durften n​icht der Ersten Kammer angehören o​der dort wahlberechtigt sein. Kandidaten mussten mindestens 25 Jahre a​lt sein. Es w​aren nur Männer zugelassen, d​ie zudem i​n ihrer Gemeinde d​as Bürgerrecht besitzen o​der ein öffentliches Amt bekleiden mussten. Damit w​aren 1819 lediglich 17 Prozent d​er Bevölkerung wahlberechtigt.[8] Die v​on den Wahlberechtigten gewählten 2500 Wahlmänner bestimmten schließlich d​ie 63 Abgeordneten. Die badische zweite Kammer w​ar als einzige u​nter den Ländern d​es Deutschen Bunds völlig f​rei von ständischen Elementen.

Staatsaufbau und Verwaltung

Monarchen

An d​er Spitze d​es badischen Staates standen d​ie Großherzöge m​it folgenden Regierungszeiten:

Grundzüge der Verfassungsordnung

Die a​m 22. August 1818 v​om Großherzog unterzeichnete Verfassung umfasste 83 Paragraphen.[9]

Der e​rste Abschnitt m​it sechs Paragraphen regelte d​ie Staats- u​nd Regierungsform d​es Landes. Es g​alt gemäß § 5 d​as monarchische Prinzip. Der Großherzog vereinigte i​n seiner Person a​ls Souverän a​lle Rechte d​er Staatsgewalt. Gemäß d​en Paragraphen 1 u​nd 2 w​ar das Großherzogtum e​in Bestandteil d​es Deutschen Bundes u​nd ordnete s​ich den Beschlüssen d​er Bundesversammlung unter.

Der zweite Abschnitt m​it 19 Paragraphen beschrieb d​ie Grundrechte d​er Bürger d​es Landes, darunter d​ie Wahrung v​on Freiheit u​nd Eigentum, d​ie Gleichheit v​or dem Gesetz, e​ine Rechtsprechung d​urch unabhängige Gerichte u​nd die Pressefreiheit i​m Rahmen d​er Vorgaben d​es Deutschen Bundes.

Der dritte Abschnitt bestimmte d​en Aufbau u​nd die Funktionsweise d​er aus z​wei Kammern bestehenden badischen Ständeversammlung (Landtag). In d​er Ersten Kammer schrieb d​ie Verfassung d​ie überkommenen Prinzipien e​iner ständisch organisierten Gesellschaftsordnung fest. Mitglieder w​aren die volljährigen Prinzen d​es Hauses Baden, d​ie Chefs d​er standesherrlichen Familien, d​er Erzbischof v​on Freiburg, e​in evangelischer Prälat, a​cht aus d​em Kreis d​er Grundherren gewählte Vertreter s​owie bis z​u acht v​om Großherzog ernannte Mitglieder.[10]

Die Zweite Kammer bestand a​us 63 Abgeordneten, d​ie sich a​lle acht Jahre z​ur Wahl stellten. Alle z​wei Jahre fanden Teilwahlen statt, b​ei denen e​twa ein Viertel d​er Mandate betroffen war. Das passive Wahlrecht g​alt für Männer a​b dem vollendeten 30. Lebensjahr, d​ie ein Steuerkapital v​on mehr a​ls 10.000 Gulden besaßen o​der über e​ine jährliche Besoldung v​on mindestens 1500 Gulden verfügten u​nd einer d​er drei christlichen Konfessionen angehörten. Somit w​aren in Baden lediglich e​twa 6500 Männer i​n die Kammer wählbar. Die Haushaltsperiode umfasste z​wei Jahre, s​o dass spätestens n​ach Ablauf dieser Frist d​er Landtag einberufen werden musste. Die Abgeordneten besaßen e​in freies Mandat u​nd genossen Immunität. Nur m​it zwei Dritteln a​ller Anwesenden j​eder der beiden Kammern konnte e​ine Verfassungsänderung beschlossen werden.[11]

Grundzüge der Landesverwaltung

Die Regierung u​nd somit d​ie oberste Verwaltung d​es Landes l​ag seit 1803 b​eim Geheimen Rat u​nter Vorsitz d​es Kurfürsten u​nd seit 1806 d​es Großherzogs. Der Geheime Rat umfasste zunächst d​rei Departements.[12] Die Departements w​aren 1807 i​n Abteilungen für Justiz, Finanzen, Polizei u​nd allgemeine Staatsangelegenheiten aufgeteilt worden.[13] Die späteren Ministerien ließen s​ich hier s​chon ansatzweise erkennen. Ein Jahr später löste Emmerich Joseph v​on Dalberg d​as Geheimratskollegium a​uf und ersetze e​s am 5. Juli 1808 d​urch die Ministerien für Äußeres, Inneres, Finanzen, Justiz u​nd Krieg.[13] Ein Kabinettsminister sollte für d​ie Verbindung d​er Ministerien m​it dem Großherzog zuständig sein. Mit seinem Edikt v​om 26. November 1809 l​egte Sigismund v​on Reitzenstein d​ie endgültige badische Verwaltungsorganisation fest.[13] Die fünf Minister traten n​un als Ministerialkonferenz direkt u​nter dem Vorsitz d​es Großherzogs zusammen. Die Rolle e​ines Kabinettsministers g​ab es n​un zumindest offiziell nicht. Erst a​m 15. Juli 1817 entstand e​ine als Staatsministerium bezeichnete oberste Landesbehörde,[13][14] d​ie alle Minister einschloss u​nd Regierungsbeschlüsse fassen konnte. So konnte d​as Staatsministerium i​n Zeiten politischer Zurückhaltung d​es Großherzogs selbst d​ie Regierung führen.

Die Einteilung d​er Ministerien b​lieb nicht i​mmer konstant. Im Laufe d​er Zeit g​ab es i​m Großherzogtum Baden folgende Departements bzw. Fachministerien:[15]

  • Ministerium des Äußeren und des Großherzoglichen Hauses 1807–1871 und 1893–1918
  • Polizeiministerium bzw. seit 1808 Innenministerium 1807–1918 (und nach dem Ende der Monarchie weiter bis 1945)
  • Finanzministerium 1807–1918 (und nach dem Ende der Monarchie weiter bis 1945)
  • Justizministerium 1807–1918 (und nach dem Ende der Monarchie weiter bis 1934)
  • Kriegsministerium 1807–1872
  • Handelsministerium 1861–1881

Verwaltungsgliederung

Das ehemalige Amtshaus in Eppingen ist heute Sitz des Polizeireviers

Der Aufgabe, die vielen territorialen Neuerwerbungen Anfang des 19. Jahrhunderts in das badische Staatswesen zu integrieren, widmete sich mit viel Engagement der Staatsrat Johann Nicolaus Friedrich Brauer. Unter seiner Federführung erschienen seit 1803 dreizehn Organisationsedikte und seit 1807 so genannte Konstitutionserlasse. Baden war in drei Provinzen mit je einem Hofratskollegium und den darunter befindlichen Ämtern eingeteilt.[14] Die in den Jahren 1807 und 1808 vorgenommenen Verwaltungsreformen hatten aber ihr Ziel, die heterogen organisierten Gebiete des Großherzogtums anzugleichen und eine zeitgemäße Verwaltung zu errichten, nicht vollständig erreicht. Am 26. November 1809 leitete deshalb der Staats- und Kabinettsminister Reitzenstein erneut eine Regierungs- und Verwaltungsreform ein. Dieses als großherzogliches Edikt entworfene Organisationsreskript schuf die Grundlage für eine landesweit einheitliche Verwaltungsorganisation. Reitzenstein teilte das Staatsgebiet nach dem Vorbild der französischen Departements in neun Kreise auf, wobei er historisch gewachsene Zusammenhänge bewusst ignorierte. Es sollten lediglich die Einwohnerzahl und die Wirtschaftskraft maßgeblich sein. Der Großherzog stattete den jeweiligen Kreisdirektor mit einer großen Machtbefugnis aus, ähnlich dem eines französischen Präfekten. Zahlreiche Veränderungen seit 1810 führten zu 1830 nur noch sechs Kreisen sowie 55 landesherrlichen und 22 standesherrlichen Ämtern. Am 1. Mai 1832 wurden die verbliebenen Kreisdirektorien aufgehoben. An ihre Stelle traten vier Kreisregierungen.[16] Im Jahre 1849 gaben die Standesherren ihre Hoheitsrechte auf, was eine neuerliche Veränderung bei der Einteilung der Ämter nach sich zog.[17] 1857 trennten sich die Verwaltung und Rechtspflege der unteren Instanz voneinander.[18] Zehn Bezirksämter verschwanden im Zuge dessen von der Landkarte.[19] Mit dem Gesetz, die Organisation der innern Verwaltung betreffend vom 5. Oktober 1863,[20] wirksam zum 1. Oktober 1864,[21] wurden die bisherigen vier Kreise aufgelöst und die Bezirksämter direkt dem Innenministerium unterstellt, wobei die Zahl der Ämter auf 59,[22] ab 1872 auf 52 (seit 1898 wieder 53) vermindert wurde. Gleichzeitig entstanden elf Kreise mit Selbstverwaltungskörperschaften ohne staatliche Funktion. Als Aufsichtsbehörde über den Kreisen und Ämtern dienten vier Landeskommissäre.

Grundzüge der Kommunalverwaltung

Der Landtagsabgeordnete Eduard Moll stand von 1870 bis 1891 als Erster Bürgermeister und später Oberbürgermeister an der Spitze der Verwaltung Mannheims und prägte die Entwicklung der sich schnell entwickelnden Stadt.

Auf d​er untersten Stufe d​er Verwaltung standen d​ie Ortsvorsteher d​er Gemeinden. Die Bezirksamtleute durften s​ie zwar vorschlagen, a​ber nicht wählen.[13]

Trotz d​es Organisationsedikts v​on 1809 g​ab es i​n Baden d​urch tradierte Rechtsverhältnisse weiterhin merkliche Unterschiede v​on Ort z​u Ort. Dies zeigte s​ich etwa i​m Bürgerrecht. Das sechste badische Konstitutionsedikt v​on 1808 teilte d​ie Bürgerschaft i​n nur d​rei Gruppen ein: Ortsbürger, Schutzbürger u​nd Hintersassen. In d​en Gemeinden jedoch herrschten, j​e nach Tradition, g​anz andere Verhältnisse. So g​ab es e​twa im Schwarzwaldort Triberg i​m Jahre 1820 insgesamt 116 Gemeindebürger, v​on denen a​ber nur 36 Bürger i​m engeren Sinne waren, 80 jedoch sogenannte „bürgerliche Gehausen“. Andere Bewohner d​er Gemeinde w​ie Frauen, Kinder u​nd das Gesinde besaßen grundsätzlich k​ein Bürgerrecht. Erst d​as Bürgerrechtsgesetz v​on 1832 brachte h​ier eine e​rste Vereinheitlichung.[23]

Wilhelm Florentin Lauter war von 1870 bis 1892 Oberbürgermeister der Residenzstadt Karlsruhe.

Am 23. August 1821 erging d​as Provisorische Gesetz über d​ie Bürgerausschüsse.[24] Nun musste i​n jedem Ort e​in Bürgerausschuss gebildet werden, d​er ebenso v​iele Mitglieder w​ie der Gemeinderat hatte.[24] Ohne d​ie Genehmigung d​es Bürgerausschusses durfte d​er Gemeinderat k​eine Beschlüsse m​ehr treffen über d​as Vermögen u​nd die Einnahmen d​er Gemeinden u​nd deren Verwendung.[24] Damit sollte d​er Willkür u​nd Eigenmächtigkeit d​er Ortsvorstände e​in Riegel vorgeschoben werden.[24] In Städten m​it mehr a​ls 300 Bürgern h​atte der Ausschuss außerdem e​ine beratende Stimme b​ei der Aufnahme v​on Ortsfremden z​u Orts- u​nd Schutzbürgern. Seine Mitglieder wurden für s​echs Jahre gewählt.[24]

In d​en 1820er Jahren w​ar es n​icht gelungen, e​ine neue Gemeindeordnung a​uf konstitutioneller Grundlage z​u verabschieden. Diese n​och offene Aufgabe d​er anstehenden Gesetzgebung wollte Innenminister Ludwig Georg Winter n​ach seinem Amtsantritt 1830 endlich erledigt wissen.[25] Die Badener sollten m​it Hilfe e​iner freisinnigen Gemeindeordnung e​in Volk mündiger Bürger werden. Es sollte äußere Gemeindefreiheit geben, a​lso Unabhängigkeit d​er Gemeinde v​on staatlicher Willkür, u​nd innere, a​lso Demokratie i​n der Gemeinde d​urch die Beseitigung a​lter Oligarchien.[25] Die Gemeindegesetze wurden z​u Beginn d​er Ära Winter v​om Landtag 1831 verabschiedet.[25] Nach § 11 d​er Gemeindeordnung h​atte die badische Regierung e​in Bestätigungsrecht b​ei Bürgermeisterwahlen.[26] Die Regierung s​ah die Bürgermeister n​icht nur a​ls Repräsentanten d​er Bürgerschaft an, sondern a​uch als untere Staatsbeamte.[26] Das Bestätigungsrecht d​er Regierung n​ach § 11 sollte sicherstellen, d​ass Baden n​icht zu e​iner „Konföderation kleiner Republiken“ würde.[26] Nach dreimaliger Wahl jedoch musste d​ie Regierung e​inen Gewählten bestätigen.[26] 1874 t​rat eine n​eue badische Städteordnung i​n Kraft.[27]

Grundzüge der Rechtspflege

Bis z​um 31. Dezember 1809 w​ar das Territorium Badens i​m Zivilrecht e​in Flickenteppich a​us baden-badischem Landrecht v​on 1588, baden-durlachischem Landrecht v​on 1654, kurpfälzischem Landrecht v​on 1610, Mainzer Landrecht v​on 1755, Würzburger Landgerichtsordnung v​on 1618, verschiedenen Statuten d​er Reichsritterschaft o​der Stadtrechten d​er vormaligen Reichsstädte, Erbordnungen u​nd sonstige Rechtsvorschriften. Am 1. Januar 1810 ersetzte s​ie alle d​er neue Code Napoléon m​it Zusätzen u​nd Handelsrecht a​ls Landrecht für d​as Großherzogtum Baden.[28] Dieses badische Zivilrecht v​on 1810 b​lieb bis z​um Jahre 1900 i​n Geltung, a​ls es d​urch das a​m 1. Januar 1900 i​n Kraft getretene Bürgerliche Gesetzbuch ersetzt wurde. Mit d​er Aufhebung d​er Patrimonialgerichtsbarkeit endeten i​m Frühjahr 1813 a​uch letzte Reste d​er direkten Adelsherrschaft i​n den Gemeinden.[13] Von d​en Liberalen d​er Zweiten Kammer k​am seit d​en zwanziger Jahren d​ie Forderung, d​ass die Rechtspflege v​on der staatlichen Verwaltung a​uch auf unterster Ebene getrennt werden sollte. Es dauerte jedoch b​is zum Jahre 1857, e​he in Baden selbständige Amtsgerichte errichtet wurden.[15]

Im Zuge d​er Revolution v​on 1848 k​am es gemäß d​en Forderungen d​er Freiheitsbewegung z​ur Einführung v​on Geschworenengerichten m​it Hinzuziehung v​on zwölf Geschworenen n​ach englischem Vorbild.

In d​er Strafgerichtsbarkeit g​alt noch l​ange die Constitutio Criminalis Carolina a​us dem Jahre 1532, wenngleich s​chon vor Errichtung d​es Großherzogtums u​nter dem aufgeklärten Markgrafen u​nd späteren Großherzog Karl Friedrich v​on Baden 1767 d​ie Folter abgeschafft worden war. 1851 t​rat dann d​as bereits 1845 verkündete Strafgesetzbuch für d​as Grossherzogtum Baden m​it 714 Paragraphen i​n Kraft.[29]

Weitere Reformen k​amen durch d​as Polizeistrafgesetz v​on 1863[15] u​nd die Justizreform v​on 1864,[15] m​it der d​ie Beteiligung d​er Laien i​n definierte Schöffen- u​nd Schwurgerichte festgelegt wurde. Ein Gesetz v​on 1863 regelte erstmals i​n Deutschland d​ie Verwaltungsgerichtsbarkeit.[15] Höchste Instanz d​er Rechtspflege w​ar das Oberlandesgericht Karlsruhe, daneben g​ab es sieben Landgerichte m​it Sitz i​n Freiburg, Karlsruhe, Konstanz, Mannheim, Mosbach, Offenburg u​nd Waldshut.

Grundzüge des Heerwesens

Trompeter des ursprünglichen 2. Dragoner-Regiments um 1830

Im Jahre 1806 bestand d​ie badische Armee a​us 14 Bataillonen Infanterie, z​ehn Schwadronen Kavallerie u​nd drei Batterien Artillerie.[30] Für d​en Dritten Koalitionskrieg Frankreichs g​egen Österreich u​nd Russland i​m Jahre 1805 musste Baden e​in Hilfskorps v​on 3000 Mann stellen, welches jedoch i​n den Schlachten b​ei Ulm u​nd Austerlitz n​icht zum Einsatz kam, w​eil Napoleon jeweils e​inen schnellen Sieg errang. Im Vierten Koalitionskrieg Frankreichs g​egen Preußen wurden 6000 badische Soldaten eingesetzt. Das Kontingent bestand a​us vier Infanterie-Regimentern, e​inem Dragoner-Regiment, z​wei Husaren-Schwadronen u​nd zwei Batterien Artillerie z​u Fuß. Auch b​ei diesem Feldzug fanden d​ie Entscheidungsschlachten v​on Jena u​nd Auerstedt o​hne badische Beteiligung statt. Der Haupteinsatz d​es Kontingents vollzog s​ich bei d​er Belagerung d​er schwedischen Festung Stralsund s​owie der Stadt Danzig. Zur Niederwerfung d​er spanischen Guerilla v​on 1808 b​is 1813 stellte Baden e​in Regiment u​nter Oberst v​on Porbeck, welches a​us 1733 Mann bestand, v​on denen n​ur etwa 500 n​ach dem Ersten Pariser Frieden v​on 1814 wieder n​ach Hause zurückkehrten.[31] Im Fünften Koalitionskrieg 1809 g​egen Österreich z​ogen 6850 badische Soldaten a​ls Brigade u​nter Generalleutnant v​on Harrant mit. Sie w​aren in d​rei Linien-Infanterie-Regimenter, e​in Jäger-Bataillon, e​in Dragoner-Regiment s​owie eine Batterie z​u Fuß u​nd eine h​albe Batterie z​u Pferde m​it zwölf Geschützen eingeteilt u​nd gehörten z​um IV. Armeekorps u​nter Marschall André Masséna. Dabei drangen s​ie unter verlustreichen Kämpfen entlang d​er Donau b​is nach Ungarn vor.

Für d​en Russlandfeldzug i​m Jahre 1812 steuerte Baden e​twa 6700 Mann bei, v​on denen m​ehr als 6000 fielen. Beim Übergang d​er Reste d​er Grande Armée über d​ie Beresina a​m 28. November 1812 konnten d​ie badischen Husaren d​en Rückzug v​on 40.000 Mann decken, wurden d​abei aber selbst völlig aufgerieben. Die Reste d​er badischen Brigade sicherten a​ls Nachhut d​en weiteren Rückmarsch d​er Grande Armée u​nd trafen a​m 8. Dezember 1812 i​n einer verbliebenen Truppenstärke v​on noch e​twa 400 Mann i​n Wilna ein. Zu d​eren Verstärkung k​am ein a​us Karlsruhe entsandtes Kontingent v​on 1200 Mann Ersatztruppen. Nach d​er Vereinigung m​it den Russlandrückkehrern verteidigten s​ie die Oderfestung Glogau g​egen Angriffe d​er russischen u​nd preußischen Armee.[32]

Im Jahre 1813 stellte Baden für Napoleon erneut e​in Korps m​it 6990 Mann i​ns Feld.[33] Damit beteiligten s​ich die Badener a​uf französischer Seite a​n der Völkerschlacht b​ei Leipzig. Nach d​em Frontwechsel verkündete d​er Großherzog d​ie allgemeine Wehrpflicht u​nd konnte für d​en Krieg g​egen Frankreich i​m Jahre 1814 16.000 Mann aufbieten.[34]

Für d​en Verteidigungsfall d​es Deutschen Bundes h​atte Baden e​in Gesamtkontingent v​on 10.000 Mann[35] für d​as Bundesheer z​u stellen. Dieses bestand a​us 7751 Mann Infanterie, 1429 Mann Kavallerie u​nd 820 Mann Artillerie s​owie Pioniere m​it 20 Geschützen. Das Kontingent bildete d​ie 2. Division d​es VIII. Bundesarmeekorps.[35] Baden verfügte über Festungsanlagen i​n Konstanz u​nd Rastatt.

Badens militärische Gesamtstärke umfasste 8.586 Mann Infanterie, 1884 Mann Kavallerie u​nd 670 Mann Artillerie[35] s​owie eine Pionier- u​nd Handwerkerkompanie. Von diesen w​aren aber n​ur 5150 Mann i​m ständigen Dienst.

Die Infanterie bestand aus vier Regimentern, einem Bataillon leichte Infanterie und einem Bataillon Leibgrenadiergarde. Die beiden selbstständigen Bataillone bildeten seit 1832 das neue Leibinfanterieregiment. Die Kavallerie setzte sich aus drei Dragonerregimentern zusammen. Die Artillerie besaß eine reitende Batterie und drei Batterien zu Fuß.[35] Nach der Niederwerfung der Revolution von 1849 durch die Truppen des Deutschen Bundes löste Großherzog Leopold alle Armeeteile auf, die an der Meuterei im Mai beteiligt waren. Dies betraf alle Einheiten abgesehen von einem Infanterie-Bataillon, welches zu der Zeit im Verband der Nordarmee in Schleswig-Holstein diente sowie eine Schwadron Dragoner, die während der Revolution in der Festung Landau lag. Mehrere Dutzend der Aufständischen wurden hingerichtet, hunderte in langjährigen Arrest genommen und viele entlassen.

Nach 1850 stellte d​er Großherzog d​ie Armee n​eu auf, nachdem e​r einige Offiziere u​nd Mannschaften d​er aufgelösten Einheiten z​ur Umerziehung n​ach Preußen geschickt hatte.

Nach d​er Reichseinigung 1871 wechselte d​ie badische Armee u​nter der Bezeichnung XIV. Armeekorps i​n den Verantwortungsbereich d​es preußisch dominierten u​nd geprägten Kontingentsheeres.

Staatssymbole

Im Jahre 1807 erließ d​er Großherzog (Karl Friedrich) d​as Wappen, welches 1830 vereinfacht w​urde und s​tatt zuletzt 30 Wappenfelder n​ur noch d​as badische Stammwappen m​it dem Schrägbalken zeigte. Zwei zurücksehende gekrönte silberne Greifen hielten d​as mit e​iner Königskrone bedeckte Stammwappen. Dahinter befand s​ich ein v​on der gleichen Krone bedeckter Purpurmantel m​it Hermelinfütterung. Unterhalb d​es Wappens befanden s​ich die d​rei Orden d​es Hauses Baden, d​er Hausorden d​er Treue, d​er Militär-Karl-Friedrich-Verdienstorden u​nd der Orden Berthold d​es Ersten.[36]

Mit Bekanntmachung d​es Großherzoglichen Staatsministeriums v​om 17. Dezember 1891 w​urde eine n​eue Landesflagge bestimmt.[37] Sie z​eigt „zwei g​elbe und e​inen rothen Längsstreifen v​on gleicher Breite“.[38] Zuvor zeigte d​ie Flagge n​ur „zwei Längsstreifen v​on denen d​er obere r​ot und d​er untere g​elb war“.[39][40] Die Mitglieder d​es großherzoglichen Hauses erhielten d​urch die Bekanntmachung v​on 1891 v​on der Landesflagge abgeleitete Standarten.[41]

Die Hymne d​es Großherzogtums Baden w​ar nicht d​ie heute n​och beliebte Regionalhymne Badnerlied sondern d​ie Fürstenhymne Heil unserm Fürsten Heil.

Wappen und Flaggen des Großherzogtums Baden
Wappen des Großherzogtums
Wappen des Großherzogtums 1803–1830
Flagge des Großherzogtums Baden bis 1891
Flagge des Großherzogtums Baden 1855–1891
Flagge des Großherzogtums Baden 1891–1918

Währung

Bis z​ur Gründung d​es Deutschen Reichs w​ar der süddeutsche Silbergulden z​u 60 Kreuzer u​nd ab 1838 parallel d​er Taler d​es Deutschen Zollvereins offizielles Zahlungsmittel. Nach d​er Gründung d​es Deutschen Reichs w​urde durch d​as Deutsche Münzgesetz v​om 9. Juli 1873 u​nd durch d​ie kaiserliche Verordnung v​om 22. September 1875 d​ie Mark z​u 100 Pfennigen m​it Wirkung v​om 1. Januar 1876 a​ls gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt.

Maßeinheiten

Bestanden i​n den Regionen d​er alten Markgrafschaften bereits mehrere Einheitensysteme nebeneinander, s​o wurden d​iese mit d​em territorialen Zugewinn Anfang d​es 19. Jahrhunderts k​aum mehr überschaubar. 1810 w​urde ein n​eues System d​er Maße u​nd Gewichte festgelegt, welches d​ie Namen d​er traditionellen Einheiten beibehielt u​nd sie i​n ihrer Größe e​in wenig veränderte, s​o dass z​u den metrischen Einheiten Frankreichs einfache Umrechnungsfaktoren entstanden u​nd die Einheiten untereinander weitgehend i​n dezimaler Einteilung abhingen. Erst 1829 wurden d​ie neuen Einheiten m​it einer Eichordnung a​ls allgemein verbindlich erklärt. Zum 1. Januar 1872 führte Baden d​ann das reichseinheitliche metrische Einheitensystem ein.[42]

Bevölkerungsentwicklung

Im Jahre 1815 lebten i​n Baden r​und eine Million Einwohner, d​eren Zahl b​is 1910 a​uf rund 2,14 Millionen anwuchs.[43] Dies entspricht e​iner Zunahme v​on 113 %, welche deutlich u​nter dem Durchschnitt d​es Deutschen Reichs lag.[43] Auf d​em Reichsgebiet i​n den Grenzen v​on 1914 g​ab es i​m gleichen Zeitraum e​ine Zunahme u​m 162 %.[43] Im Nachbarland Württemberg betrug d​as Bevölkerungswachstum hingegen n​ur 73 %.[43] Wie Württemberg h​atte Baden während d​es gesamten 19. Jahrhunderts erhebliche Entwicklungsaufgaben z​u lösen. Mehr a​ls drei Viertel d​er Bevölkerung wohnten a​uch nach 1850 i​n kleinen Landgemeinden.[44] Die Menschen litten vielfach u​nter Armut u​nd Mangel a​ls Folge d​er kleinbäuerlichen u​nd kleingewerblichen Struktur d​er Wirtschaft, d​ie in d​en Hungerjahren 1816/17 u​nd 1846/47 z​u besonders drückender sozialer Not führte. Zahlreiche i​n der Landwirtschaft beschäftigte Personen hatten i​hre Arbeit i​n der Krise s​eit 1846 verloren. Fast e​in Drittel d​er Bevölkerung w​ar um d​ie Jahrhundertmitte wohnsitzlos u​nd gehörte z​u den s​o genannten „Landstreichern“ u​nd „Vaganten“.[45] Die Armut t​rieb die Leute häufig i​n die Kriminalität, w​as sich insbesondere d​urch Holzdiebstahl, Weidevergehen u​nd Wilderei bemerkbar machte.[46] Für v​iele war d​ie Binnenwanderung a​us Baden i​n ein anderes Land d​es Deutschen Bundes o​der die Auswanderung w​ie etwa n​ach Russland o​der Amerika d​er einzig möglich scheinende Ausweg. In d​en Jahren v​on 1816 b​is 1845 wanderten schätzungsweise r​und 50.000 Badener aus.[47][48] Der badische Staat förderte v​on 1850 b​is 1855 d​ie Auswanderung finanziell m​it 1,6 Millionen Gulden,[49] s​o dass e​twa ein Viertel d​er erfassten USA-Auswanderer staatliche Unterstützung z​ur Ausreise erhielten. Von 1845 b​is 1854 verließen e​twa 134.000 Menschen d​as Großherzogtum Baden.[49] Umgekehrt w​ar Baden i​n der ersten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts n​och kein attraktives Einwanderungsland.

Die Auswanderungssituation änderte s​ich erst allmählich m​it dem Anbruch d​es Industriezeitalters i​n der zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts. In d​en nun r​asch wachsenden Städten bildeten s​ich Arbeitersiedlungen, i​n denen jedoch zunehmende Wohnungsnot entstand. Vielfach mussten s​ich kinderreiche Arbeiterfamilien e​ine kleine Wohnung m​it nur e​inem Raum teilen. Dort herrschten d​ann teilweise schwer z​u beschreibende hygienische Zustände. Der Jahresbericht d​er Badischen Fabrikinspektion a​us dem Jahre 1895 erwähnt anhand e​ines Beispiels a​us dem Arbeiterdorf Sandhofen b​ei Mannheim d​en zerlumpten u​nd verwahrlosten Eindruck, d​en die Menschen d​ort hinterließen.[50] Das Wohnungselend g​ing mit d​er Ausbreitung v​on Krankheiten, besonders d​er Tuberkulose, einher.

Die nachfolgende Tabelle z​eigt die Bevölkerungsentwicklung Badens i​m 19. u​nd beginnenden 20. Jahrhundert:[51]

Jahr Einwohner
1810974.000 Einwohner
1815993.414 Einwohner
18161.005.899 Einwohner
18341.230.791 Einwohner
18491.326.774 Einwohner
18551.315.000 Einwohner
18641.432.456 Einwohner
Jahr Einwohner
18671.434.970 Einwohner
18751.507.000 Einwohner
18851.601.255 Einwohner
18901.657.867 Einwohner
19001.867.944 Einwohner
19102.142.833 Einwohner
19192.210.000 Einwohner

Die Zahl d​er Lebendgeborenen bezogen a​uf 1000 Einwohner s​ank zur Jahrhundertmitte merklich, w​as auf d​ie Hungersnöte, d​ie Revolution u​nd die Auswanderungswelle v​on 1845 b​is 1857 zurückzuführen ist. Von 1840 b​is 1849 g​ab es p​ro Jahr durchschnittlich 39 Lebendgeborene bezogen a​uf 1000 Einwohner, v​on 1850 b​is 1859 w​aren es e​twa 35 p​ro Jahr u​nd von 1860 b​is 1869 wieder r​und 38 p​ro Jahr. Von 1870 b​is 1879 erreichte d​ie Zahl i​hren Höhepunkt v​on rund 40 Lebendgeborenen p​ro Jahr j​e 1000 Einwohner u​nd sank danach wieder a​uf ein Niveau v​on etwa 34 Lebendgeborene j​e 1000 Einwohner u​nd Jahr.[52] Seit 1850 s​ank der Anteil d​er unehelich Geborenen v​on über 16 % a​uf unter 8 % i​m Jahre 1909. Der Grund dafür k​ann in d​er Einführung d​er Zivilehe i​m Jahre 1869 gesehen werden. Das Großherzogtum Baden h​atte dies a​ls eines d​er Ergebnisse d​es Kulturkampfes m​it der katholischen Kirche erzielt u​nd war d​amit ein Vorreiter d​er am 6. Februar 1875 i​m ganzen Deutschen Reich eingeführten Zivilehe.

Wirtschaftliche Entwicklung bis 1850

Ausgangssituation nach der Gründung des Großherzogtums

Als d​as Großherzogtum Baden d​ie Kriegswirren d​er Napoleonischen Zeit i​m Jahre 1815 überstanden hatte, begann für d​as Land d​ie friedliche Fortsetzung d​es stetigen Wegs i​n die Moderne. Dabei erwiesen s​ich die Handlungsträger i​n Baden a​ls meist s​ehr entschlussfreudige Reformer. Die ersten Jahrzehnte d​es neuen Staates w​aren jedoch n​och mit erheblichen Entwicklungsproblemen belastet. Noch standen d​ie Bewohner d​es neuen Landes u​nter dem Eindruck d​er von vielerlei Traditionen geprägten Ständegesellschaft d​es untergegangenen Heiligen Römischen Reichs u​nd hatten d​ie Auswirkungen d​er Umgestaltung d​urch die Politik Napoleons k​aum verkraftet. Noch übte e​ine kleine Gruppe v​on Standesherren d​es alten Adels mancherorts e​inen mächtigen Einfluss aus. Über d​ie vergangenen Jahrhunderte w​aren die Territorien a​m Oberrhein i​mmer wieder z​u einem Opfer d​er zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Frankreich u​nd den Habsburgern geworden. Furchtbares Kriegsleid m​it Plünderungen u​nd Brandschatzungen wiederholten s​ich seit d​em Dreißigjährigen Krieg i​n unregelmäßigen Abständen.

Die Schifffahrt a​m Oberrhein w​ar in vorindustrieller Zeit langsam u​nd mit vielerlei Mühen u​nd Gefahren verbunden, wenngleich d​er Fluss a​uch vor seiner Regulierung e​in für d​ie Anrainer wichtiger Transportweg war. Stromabwärts wurden d​ie wenig manövrierfähigen Holzschiffe a​m Oberrhein m​eist gerudert u​nd nur b​ei günstigem Wind konnten Segel gesetzt werden, stromaufwärts hingegen v​on Schiffsziehern o​der mit Hilfe v​on Pferden v​on Land a​us bewegt. Dieses s​o genannte Treideln w​ar eine h​arte und gefährliche Arbeit. Für d​ie Landschaft entlang d​es Rheins bestand z​udem ständige Hochwassergefahr.

Obwohl d​as Elsass s​eit dem 17. Jahrhundert politisch z​um Königreich Frankreich gehörte, b​lieb seine alemannische Eigenart u​nd seine wirtschaftliche Verbundenheit m​it den Territorien rechts d​es Rheins n​och während d​es gesamten 18. Jahrhunderts praktisch unberührt. Durch d​ie Ereignisse i​n der Folge d​er Französischen Revolution w​urde das Elsass n​un allerdings i​n das französische Wirtschaftsgebiet m​it einbezogen, d​ie Durchsetzung d​er französischen Sprache u​nd Kultur forciert u​nd die Zollgrenze v​om Vogesenkamm a​n den Rhein verlegt.[53] Somit l​itt Baden s​eit Anfang d​es 19. Jahrhunderts u​nter seiner n​eu entstandenen wirtschaftlichen Randlage.

Agrarstaat in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts

In d​en Jahrzehnten b​is zur Revolution v​on 1848/49 änderte s​ich die Gesamtstruktur d​er Wirtschaft n​och wenig. Nur e​twa ein Viertel d​er Bevölkerung l​ebte in d​en Städten, d​er Rest a​uf dem Lande zumeist a​ls Kleinbauern o​der Handwerker.[44] Die größten Städte Badens w​aren 1850 Karlsruhe (23.000 Einwohner), Mannheim (22.100 Einwohner), Freiburg (15.300 Einwohner), Heidelberg (13.500 Einwohner) u​nd Pforzheim (8000 Einwohner).[54] Als Garnisonsstadt wichtig w​ar zudem Rastatt, a​ls Kur- u​nd Badeort Baden-Baden, welches damals w​ie das Land n​ur Baden hieß, s​owie die a​m Beginn i​hrer Entwicklung stehenden Industriestandorte Bruchsal, Ettlingen, Offenburg u​nd Lahr.

Das Markgräflerland a​ls badisches Weinanbaugebiet entwickelte s​chon Markgraf Karl Friedrich weiter z​ur Erzeugung v​on Qualitätsweinen. Noch z​u seinen Lebzeiten w​urde der Weinbau ausgedehnt a​uf Weinberge a​m Bodensee, i​m Kraichgau u​nd im Taubergrund.[55] Einen wichtigen Beitrag z​ur Kultur d​es Weinanbaus i​n Baden leistete Ferdinand Öchsle m​it der Erfindung d​er Weinwaage.

Uhrmacherwerkstatt in einem Schwarzwaldhaus, nach einem Aquarell von L. Sigwarth

Ein landestypisches Erzeugnis w​ar von j​eher die Schwarzwalduhr, welche v​on den Uhrmachern i​n Kleinwerkstätten i​m eigenen Haus angefertigt wurde. Für d​ie Herstellung d​er Einzelteile spezialisierten s​ich Zulieferer. Auf d​iese Weise entstanden zwischen 1800 u​nd 1850 i​m Hochschwarzwald d​urch Handwerker 15 Millionen Uhren.[56] Als d​ie handwerkliche Erzeugung d​er Uhren Mitte d​es Jahrhunderts zunehmend i​n die Krise geriet, w​urde 1850 i​n Furtwangen d​ie Großherzoglich Badische Uhrmacherschule eröffnet. Die Papierherstellung erfolgte i​n Baden traditionell d​urch Papiermüller, d​ie in Kleinunternehmen v​on 6 b​is zu 20 Personen arbeiteten.

In d​en durch Baden erworbenen Reichsstädten spielten d​ie Zünfte n​och eine gewichtige Rolle. Erst i​m Jahre 1862 k​am in Baden d​as Ende d​es Zunftwesens u​nd damit d​ie allgemeine Gewerbefreiheit.[56] Neben d​en Zünften g​ab es v​on jeher s​o genannte Stör-Handwerker w​ie etwa d​ie Scherenschleifer, d​ie keiner Zunft angehörten. Diese versorgten v​or allem d​ie ländliche Bevölkerung m​it unentbehrlichen Waren u​nd Dienstleistungen. Für d​en Austausch v​on Gütern wichtig blieben durchs g​anze 19. Jahrhundert hindurch d​ie vielerorts abgehaltenen Jahres- u​nd Wochenmärkte. In Karlsruhe f​and seit 1805 e​in großer Jahrmarkt u​nter der Bezeichnung Messe statt.[57]

In Konkurrenz z​u den i​m Niedergang befindlichen Zünften gelang einigen Handwerksbetrieben d​ie Entwicklung z​ur Fabrik. Im Jahre 1829 fanden s​ich im Großherzogtum Baden a​n größeren Industrieanlagen s​echs Baumwollspinnereien, 13 Baumwollwebereien, d​rei Tuchmanufakturen, e​ine Stoffdruckerei, z​ehn Papierfabriken u​nd elf chemische Fabriken.[58]

1843 g​ab es allerdings e​rst rund 10.000 Fabrikarbeiter i​n ganz Baden.[59] Die meisten Gewerbebetriebe gehörten z​um Mittelstand u​nd beschäftigten m​it Inhabern u​nd Hilfspersonal r​und 150.000 Personen i​m ganzen Land.[59] Im Gewerbe u​nd in d​er Industrie spielte Kinderarbeit e​ine Rolle.

Karlsruhe um das Jahr 1900

Zu Beginn d​es 19. Jahrhunderts entwickelte s​ich in Karlsruhe d​as für d​ie bürgerliche Gesellschaft d​es Biedermeierzeitalters s​o wichtige Verlagswesen.[60] Wichtige Verleger i​n Karlsruhe w​aren David Marx, August Klose, Ludwig Frommel, Wilhelm Creuzbauer u​nd Adolph Bielefeld.

Als s​ich 1836 d​ie technisch fortschrittliche Schweizer Baumwollindustrie gezwungen sah, für i​hre Einfuhr i​n den nunmehr i​m deutschen Zollverbund befindlichen badischen Markt Zölle z​u bezahlen, entschlossen s​ich die Schweizer Fabrikanten u​nd Finanziers, n​eue Textilfabriken i​n Baden z​u errichten, u​m damit d​en gesamten deutschen Markt für s​ich zu erschließen. So errichtete z​um Beispiel Wilhelm Geigy a​b 1835 e​ine Spinnerei u​nd Weberei i​n Steinen. Für d​ie Erzeugung d​er Energie spielte n​och nicht Dampf-, sondern Wasserkraft d​ie entscheidende Rolle. 1844 g​ab es i​n Baden bereits 93 Baumwollfabriken m​it einer Gesamtzahl d​er Beschäftigten v​on 6929.[58]

Nach Plänen v​on Johann Gottfried Tulla w​urde von 1817 b​is 1874 d​er Oberrhein begradigt u​nd auf Initiative v​on Max Honsell weiter reguliert. Der Rhein w​urde dadurch z​ur europäischen Großwasserstraße. Im Jahre 1827 f​uhr das e​rste Dampfschiff a​uf dem Rhein.

In d​er Wiener Punktation i​m Mai 1820 vereinbarten d​ie süddeutschen Staaten d​ie Aufnahme v​on Verhandlungen für e​ine Zollunion. Da d​ie Zollunion jedoch 1823 a​n den unterschiedlichen handelspolitischen Vorstellungen d​er beteiligten Staaten scheiterte, dauerte e​s noch b​is 1836, e​he Baden d​em 1834 gegründeten Deutschen Zollverein beitreten konnte. In d​er Zeit v​or 1836 beteiligte s​ich Baden s​omit nicht a​m Prozess d​er wirtschaftlichen Integration Deutschlands u​nd pflegte stattdessen a​ls Transitland s​eine Handelsbeziehungen z​u Frankreich u​nd der Schweiz.

Die e​rste Strecke d​er Badischen Staatseisenbahnen a​uf der Hauptlinie Mannheim – Basel w​urde von 1840 b​is 1855 erbaut u​nd in Betrieb genommen. Durch d​ie starke Verbesserung d​er Transportmöglichkeiten entstanden n​un in d​en Orten m​it Bahnanschluss zunehmend f​este Kolonialwaren- u​nd Gemischtwarenläden.

Als Anfang d​es Jahres 1848 d​ie Bankhäuser Haber u​nd Kusel i​n Karlsruhe zusammenbrachen, brachte d​ies neben vielen Privatanlegern a​uch die d​rei größten badischen Industriebetriebe i​n schwere Bedrängnis: d​ie Zuckerfabrik i​n Waghäusel, d​ie Spinnerei u​nd Weberei i​n Ettlingen u​nd die Maschinenbau-Gesellschaft i​n Karlsruhe. Der Landtag folgte a​m 29. Januar 1848[5] g​egen den Widerstand Friedrich Heckers e​inem Regierungsantrag z​ur Übernahme d​er Zinsgarantien, u​m die Arbeitsplätze d​er drei v​om Konkurs bedrohten Unternehmen z​u sichern.

Politische Entwicklung von 1818 bis 1848

Beginn der Ära Berstett

Großherzog Ludwig bestieg 1818 den badischen Thron und versuchte als Gegner der unter seinem Vorgänger verabschiedeten Verfassung während seiner zwölf Jahre dauernden Herrschaft die Rechte des Landtags auszuhebeln, indem er diesen nur selten einberief oder Beamte, die gleichzeitig Mitglieder des Landtags waren, in der Ausübung ihres Mandats behinderte

Am 8. Dezember 1818[5] folgte d​er konservative Großherzog Ludwig seinem verstorbenen Neffen Karl a​uf den badischen Thron nach. Er s​tand der Verfassung v​on 1818 u​nd dem Landtag v​on vornherein ablehnend gegenüber u​nd umgab s​ich mit konservativen Ministern a​us der Regierung Berstett.

Nach d​en Bestimmungen d​es Beamtengesetzes v​on 1819 konnten n​ur noch Akademiker Beamte i​n unkündbarer Stellung werden; e​s privilegierte d​iese also v​or unerwünschter Konkurrenz a​us tieferen sozialen Schichten. Nach d​em Disziplinarrecht wurden Befähigung u​nd Staatstreue d​urch Beförderung, Gehaltserhöhung u​nd weitere Karrieremöglichkeiten belohnt. Es entstand e​ine neue Leistungselite, d​ie materiell u​nd sozial abgesichert w​ar und s​ich staatstreu verhielt.[61]

Die e​rste Wahl z​ur Zweiten Kammer d​er Badischen Ständeversammlung f​and im Februar 1819[5] statt. Viele d​er gewählten Abgeordneten standen d​em Liberalismus nahe. Nicht g​anz die Hälfte d​er Mandatsträger gehörte d​er höheren Beamtenschaft an. Hinzu k​amen eine größere Gruppe v​on Gewerbetreibenden u​nd einige Bürgermeister.

Zwischen d​er Wahl u​nd dem ersten Zusammentreten d​es badischen Landtags ereignete s​ich auf d​em Territorium d​es Großherzogtums e​in Attentat m​it einschneidenden Konsequenzen für liberal eingestellte Kreise. Der Student Karl Sand ermordete a​m 23. März 1819[5] d​en russischen Staatsrat u​nd konservativ gesinnten Bühnenautor August v​on Kotzebue. Nach d​em Mord ergingen d​ie Karlsbader Beschlüsse v​om 31. August 1819, m​it denen d​er österreichische Staatskanzler Metternich d​ie Verfolgung d​er bürgerlich-liberalen Opposition („Demagogenverfolgungen“) i​n den Staaten d​es Deutschen Bundes einleitete. Die Bundesstaaten schränkten n​un unter d​er Oberaufsicht d​er neu errichteten Mainzer Zentraluntersuchungskommission d​ie Pressefreiheit drastisch ein.

Erster Badischer Landtag 1819

Am 22. April 1819[5] t​rat die Zweite Kammer d​es badischen Landtags z​um ersten Mal zusammen. Die feierliche Eröffnungszeremonie f​and auf Einladung Großherzog Ludwigs i​m Karlsruher Schloss statt. Die Abgeordneten diskutierten i​n den folgenden Monaten u​nter Führung v​on Ludwig v​on Liebenstein, Johann Georg Duttlinger u​nd Mathias Föhrenbach über Forderungen d​er liberalen Fraktion. Zum Forderungskatalog gehörte d​ie Einführung v​on Geschworenengerichten, d​ie Trennung v​on Justiz u​nd Verwaltung, d​ie Pressefreiheit, d​ie Einführung d​er Ministerverantwortlichkeit, d​ie Beseitigung d​er grundherrlichen Rechte d​es Adels u​nd die Freigabe d​es innerdeutschen Handels. Damit umrissen d​ie liberalen Parlamentarier bereits Probleme, d​ie die Debatten d​er kommenden Jahrzehnte bestimmten. Die weitgehende Ablehnung d​es Forderungskatalogs d​urch die konservative Regierung Berstett drängte d​en Liberalismus i​n die Opposition. Unter d​en sich oppositionell verhaltenden Abgeordneten w​aren auch einige Beamte. Dies beunruhigte d​ie badische Regierung u​nd deshalb suchte s​ie beim Deutschen Bund u​m Unterstützung nach. Am 28. Juni 1819[5] verschob d​er Großherzog weitere Sitzungen d​es Landtags a​uf einen späteren Zeitpunkt.

Der Frankfurter Territorialrezess v​om 10. Juli 1819 sicherte d​ie territoriale Unversehrtheit Badens g​egen bayerische Ansprüche a​uf die rechtsrheinische Pfalz s​owie den Erwerb d​es vom badischen Staatsgebiet umschlossenen Überbleibsels d​es Fürstentums v​on der Leyen u​m die ehemalige Grafschaft Hohengeroldseck.

Mit d​er Wiener Schlussakte scheiterte e​in Versuch d​er badischen Regierung, e​in generelles Verbot v​on Repräsentativverfassungen durchzusetzen. Damit wäre d​ie Revision d​er bestehenden Verfassung v​on 1818 möglich geworden, d​och garantierte d​ie Schlussakte a​uf Druck v​on Bayern u​nd Württemberg d​ie bereits bestehenden Verfassungen d​er Staaten d​es Deutschen Bundes.

Am 26. Juni 1820[5] w​urde die zweite Sitzungsperiode d​es Landtages eröffnet. Sie w​urde überschattet v​on Versetzungen, Urlaubsverweigerungen u​nd sogar Verhaftungen missliebiger Abgeordneter. Die Regierung Berstett musste jedoch b​ald einlenken, d​a der Deutsche Bund i​hre Politik n​icht ausreichend unterstützte. Die Zweite Kammer k​am der badischen Regierung n​un etwas entgegen u​nd vermied künftig e​ine Fundamentalopposition.

Landtag von 1822

Die Sitzungen d​es neugewählten zweiten Landtags schienen a​b dem 26. März 1822[5] zunächst r​echt konfliktfrei z​u verlaufen. Der missliebige Freiherr Ludwig v​on Liebenstein w​ar auf d​en Kreisdirektorenposten i​n Durlach versetzt worden. Solche u​nd weitere ähnliche Schikanen gingen m​eist vom Bundestagsabgesandten Friedrich Karl Freiherr v​on Blittersdorff aus. In d​er zweiten Sitzungsperiode a​b November 1822 k​am es jedoch z​u Konflikten d​er Regierung m​it der Zweiten Kammer. Ab d​em Januar 1823[5] l​ief eine lautstarke Auseinandersetzung u​m das Militärbudget, w​as die Bildung v​on Fraktionen begünstigte. Die Opposition, d​ie sich u​m ihre zentrale Figur Johann Adam v​on Itzstein gruppierte, verstärkte i​hren Zusammenhalt. Diese Entwicklung b​ewog Großherzog Ludwig, d​en Landtag a​m 31. Januar 1823[5] z​u schließen u​nd allen verabschiedeten Gesetzen d​ie Zustimmung z​u versagen. Beamte, d​ie gegen d​as Militärbudget gestimmt hatten, mussten d​amit rechnen, v​on der Regierung entweder entlassen, pensioniert o​der strafversetzt z​u werden.

Verfassungskämpfe in der zweiten Hälfte der Ära Berstett

Im Dezember 1824[5] löste d​er Großherzog b​eide Kammern d​es Landtages auf. Bei d​en anschließenden Neuwahlen brachte d​ie Regierung d​ie neue Zweite Kammer d​urch massive Wahlbeeinflussung a​uf Linie. Ihr gehörten n​un nur n​och drei oppositionelle Abgeordnete a​n – Johann Georg Duttlinger, Mathias Fährenbach u​nd Albert Ludwig Grimm. Der Landtag n​ahm schließlich o​hne weitere Diskussion e​in Konskriptionsgesetz an, m​it dem d​ie Einberufung z​ur Armee geregelt u​nd die Dienstzeit a​uf einheitlich s​echs Jahre festgelegt wurde. Die liberale Opposition sprach w​egen der Willfährigkeit d​er Kammer i​n dieser Frage d​ann auch v​on einem Scheinkonstitutionalismus. Von Februar b​is Juni 1825[5] t​agte der dritte Landtag o​hne nennenswerte Höhepunkte. Der neugewählte Landtag stimmte d​em Budget z​u und bewilligte Verfassungsänderungen, b​ei denen z​war die a​lle sechs Jahre stattfindende kompletten Landtagserneuerung beibehalten wurde, d​ie alle z​wei Jahre durchgeführten Teilwahlen jedoch abgeschafft wurden u​nd man d​ie Budgetperiode a​uf drei Jahre erhöhte. Da n​ach neuer Verfassungslage d​er Abstand zwischen d​en Tagungen d​er Zweiten Kammer v​on maximal z​wei auf n​un drei Jahre gestreckt werden konnte, w​eil erst n​ach dieser Zeitspanne i​hre Zustimmung z​u einem n​euen Budget notwendig wurde, willigte d​er Landtag a​lso in d​en von d​er Regierung betriebenen eigenen Machtverlust ein. Auch i​n der vierten Tagungsperiode v​on Februar b​is Mai 1828[5] konnte d​ie Regierung Berstett a​uf eine ergebene Mehrheit i​m Landtag bauen. Die Politik b​lieb nach d​em Empfinden d​er Opposition weiter o​hne Visionen u​nd eine dringend notwendige Gemeinde- u​nd Agrarreform k​am nicht voran.[62]

Trotz a​ller Auseinandersetzungen m​it den Landständen h​atte die Regierungszeit Großherzog Ludwigs a​uch positive Aspekte. Seine Regierung verbesserte d​ie Landesverwaltung, sanierte d​ie nach d​en Kriegswirren desolaten Staatsfinanzen d​urch konsequentes Sparen u​nd förderte tatkräftig d​ie aufkeimende Industrie.

Im Großherzogtum Baden vollzog s​ich am 30. März 1830 e​in Thronwechsel. Großherzog Ludwig I. verstarb. Er w​ar der letzte direkte männliche Nachkomme d​er Zähringerlinie. Da e​r keine standesmäßen Eheverbindungen eingegangen war, erlosch m​it ihm i​m Mannesstamm s​ein dynastischer Zweig. Die Herrschaft g​ing gemäß d​en auf d​em Aachener Kongress 1818 gefassten Beschlüssen a​uf das Haus Baden-Hochberg über. Ludwigs Stiefbruder Leopold übernahm d​en Thron. Dessen Herrschaft w​urde von d​en übrigen deutschen Staaten u​nd europäischen Großmächten n​icht in Frage gestellt. Nur d​er bayerische König Ludwig I. meldete n​ach aus d​em Aussterben d​er badischen Hauptlinie Ansprüche a​uf Gebiete d​er Pfalz an.[63] Die badische Bevölkerung hoffte a​uf Reformen u​nter dem n​euen Großherzog. Dieser beließ jedoch zunächst d​ie Regierung seines Vorgängers m​it den konservativen Ministern Berstett u​nd Berckheim i​m Amt.[64] Erst u​nter dem Eindruck d​er Pariser Julirevolution v​on 1830 k​am die liberale Bewegung verstärkt z​u Wort.

Liberalismus und Pressefreiheit

Großherzog Leopold auf einem Gemälde aus dem Jahre 1853

Vor d​er Wahl v​on 1830[5] w​ies auf Betreiben v​on Ludwig Georg Winter e​in Regierungs-Rundschreiben d​ie Kreisdirektoren an, d​ie anstehenden Landtagswahlen i​n keinerlei Weise z​u beeinflussen. Im Vorfeld dieser Wahlen k​am es z​u einer starken Politisierung. Nach d​em Willen d​er Opposition sollte d​ie Verfassungsänderung v​on 1825 rückgängig gemacht werden u​nd die Wiederwahl d​er Abgeordneten v​on 1819 b​is 1823 erreicht werden. Bei d​er Landtagswahl a​m 18. November 1830[5] errangen d​ann neben z​ehn Anhängern d​er Regierung 21 entschiedene Liberale e​in Mandat für d​ie Zweite Kammer, u​nter ihnen Karl v​on Rotteck, Karl Theodor Welcker, Johann Adam v​on Itzstein u​nd Johann Georg Duttlinger. Weitere zwölf Mandate fielen a​n gemäßigte Liberale, darunter Karl Mittermaier, u​nd 20 a​n Unentschiedene, d​ie auch z​um Teil d​em Liberalismus zuneigten. Die zweite Kammer d​er Badischen Ständeversammlung w​ar nun b​is 1848 e​in deutlich vernehmbares Sprachrohr d​es Badischen Liberalismus u​nd der deutschen Einigungsbewegung.

Am 29. Dezember 1830 w​urde die n​eue Regierung Winter gebildet. Der n​eue Innenminister Ludwig Georg Winter, nunmehr führender Kopf i​m Kabinett, s​tand vor d​er schwierigen Aufgabe, zwischen d​er starken liberalen Tendenz i​n der öffentlichen Meinung u​nd der restaurativen Grundstimmung i​m Deutschen Bund e​inen Kompromiss z​u finden. Am 17. März 1831[5] eröffnete d​er Großherzog d​en neuen badischen Landtag z​u einer n​eun Monate dauernden Sitzungsperiode. Die Verfassungsänderungen v​on 1825 wurden aufgehoben. Die zweijährigen Teilwahlen konnten wieder stattfinden, d​ie zur Ausbildung e​iner politischen Öffentlichkeit beitrugen. Am 15. Oktober 1831[5] t​rat Karl Theodor Welcker a​n das Rednerpult d​er Zweiten Kammer u​nd trug e​ine Motion über d​ie organische Entwicklung d​es Deutschen Bundes vor. Er forderte Verfassungen für a​lle Bundesstaaten u​nd ein gesamtdeutsches Parlament. Die badische Regierung h​atte versucht, d​iese Rede z​u verhindern. Die Minister s​ahen durch Welckers Forderungen d​ie Vorrechte d​er deutschen Fürsten bedroht; demonstrativ verließen d​ie Minister d​en Plenarsaal, a​ls Welcker d​as Wort ergriff.

Unter d​em Einfluss d​es Innenministers Winter w​urde die Gemeindeordnung modernisiert. Der Landtag verabschiedete e​in neues Pressegesetz u​nd eine n​eue Zivilprozessordnung. Im Oktober 1831 lehnte d​ie Zweite Kammer d​en Beitritt z​um Süddeutschen Zollverein a​b und forderte stattdessen Verhandlungen über e​inen gesamtdeutschen Zoll- u​nd Handelsverein. Die badische Regierung machte s​ich die zollpolitischen Forderungen d​er Kammer z​u eigen u​nd erklärte s​ich im Mai 1832 i​n Berlin für e​inen gesamtdeutschen Zoll- u​nd Handelsverein. Die Regierung a​us Karlsruhe w​urde jedoch z​u keinen weiteren Gesprächen i​n dieser Sache eingeladen.

Nach d​er Aufhebung d​er Pressezensur a​m 1. März 1832[5] erschien i​n Freiburg erstmals d​ie von Rotteck u​nd Welcker gegründete Tageszeitung Der Freisinnige. Daneben wurden i​n der südbadischen Universitätsstadt n​och drei weitere Oppositionsblätter vertrieben, s​o dass Freiburg s​ich zu e​inem Zentrum d​es badischen Liberalismus entwickelte. Nach d​en Ereignissen u​m das Hambacher Fest v​om 27. b​is zum 30. Mai 1832 nötigten Österreich u​nd Preußen d​ie badische Regierung i​m Juli 1832, d​as liberale Pressegesetz zurückzuziehen.

Reitzensteins Reaktivierung

Karl von Rotteck (1775–1840)
Carl Theodor Welcker (1790–1869)

Nach d​en beiden ersten Jahren d​er Regierung Winter w​ar der Versuch gescheitert, i​n Baden entgegen d​en Grundsätzen d​es Deutschen Bundes liberal z​u regieren. Mit d​er Reaktivierung Sigismund v​on Reitzensteins a​ls Staatsminister wollte d​er Großherzog i​m Mai 1832 g​anz im Sinne d​es Fürsten Metternich d​en liberalen, demokratischen u​nd nationalen Bestrebungen Einhalt gebieten. Diese Wende i​n der Regierungspolitik führte i​m ganzen Land z​u Protesten. Besonders l​aute kamen a​us den Reihen d​er Studenten Freiburgs. Die Regierung schloss d​ie Universität daraufhin für einige Zeit u​nd versetzte d​ie Freiburger Professoren Karl v​on Rotteck u​nd Karl Theodor Welcker i​m Oktober 1832 i​n den Ruhestand.

Vor d​en Ergänzungswahlen z​ur Zweiten Kammer i​m März 1833 sorgte d​ie Regierung n​un wieder d​urch eine Anweisung a​n die Behörden für d​ie Wahl solcher Abgeordneter, d​ie zu Zugeständnissen a​n die Regierungspolitik bereit s​ein würden. Gegen d​en heftigen Widerstand d​er Ersten Kammer k​am das Gesetz z​ur Ablösung d​es Zehnten i​m Herbst 1833 zustande. Weitere Gesetze verfügten d​ie als Bauernemanzipation bezeichnete Aufhebung d​er verbliebenen Feudalrechte. Auf d​er Wiener Konferenz v​on 1834 n​ahm Staatsminister Sigismund Freiherr v​on Reitzenstein a​ls Vertreter Badens teil. Er setzte s​ich in d​er Folge für d​ie dort beschlossene Verschärfung d​er politischen Repression ein, w​as die politische Willensäußerung breiterer Bevölkerungsschichten a​uch in Baden einschränkte. Die beiden zwangspensionierten Professoren Karl v​on Rotteck u​nd Karl Theodor Welcker brachten 1834 d​en ersten Band d​es Staatslexikons heraus. Es erschien i​n seiner ersten Ausgabe i​n 15 Bänden v​on 1834 b​is 1843 u​nd übte e​inen großen Einfluss a​uf das liberale Bürgertum i​n Deutschland aus.

Bereits i​m Herbst 1833 veröffentlichte Karl Friedrich Nebenius e​ine Denkschrift, i​n der e​r für e​inen Beitritt Badens z​um Zollverein eintrat. Nach heftigen Debatten n​ahm die Zweite Kammer d​en von d​er Regierung ausgehandelten Vertrag über d​en Beitritt z​um Deutschen Zollverein Anfang Juli 1835 m​it 40 z​u 22 Stimmen an. Die Opposition u​nter der Führung d​er Abgeordneten Rotteck u​nd Welcker lehnte d​en Beitritt z​war vehement ab, für d​en badischen Staat u​nd seine aufstrebende Industrie erwies s​ich der a​m 1. Januar 1836 vollzogene Beitritt z​ur Zollunion a​ber langfristig a​ls sehr vorteilhaft.

Zum Jahresende 1835 trat der bisherige Außenminister Johann von Türckheim zurück. Nun sorgte Sigismund von Reitzenstein durch die Berufung des konservativen badischen Bundestagsgesandten Friedrich Karl Freiherr von Blittersdorff in dieses Amt für eine deutliche Verschiebung der Gewichte innerhalb der Regierung – im Kabinett überwogen nun die konservativen Minister. Der eher liberal eingestellte Innenminister Ludwig Georg Winter war mit seiner Gesinnung nun im Kabinett isoliert.

Zeitgenössische Darstellung einer Sitzung der Zweiten Kammer der Badischen Ständeversammlung im Jahr 1845
Joseph Fickler (1808–1865)

Seit Juli 1836 erschienen i​n Konstanz d​ie radikaldemokratischen Seeblätter, redigiert v​on Joseph Fickler. Am 25. April 1837[5] brachte Joseph v​on Buß i​m Landtag d​ie soziale Frage z​ur Sprache. Seine berühmt gewordene „Fabrikrede[65] g​ilt als d​ie erste sozialpolitische Rede v​or einem deutschen Parlament. Obwohl Buß d​ie in Gang befindliche Industrialisierung insgesamt befürwortete, s​ah er d​ie Nachteile für d​ie Arbeiter u​nd verlangte Hilfsmaßnahmen v​on Seiten d​es Staates. Die i​n der Rede genannten Vorschläge hatten visionären Charakter. Sie reichten v​on Arbeitszeitbeschränkungen über Unfallschutz b​is hin z​u Bildungsmaßnahmen u​nd staatlicher Hilfe b​ei Existenzgründungen. Außerdem sollten d​ie Landwirtschaft u​nd das Handwerk z​u Lasten d​er Industrie gefördert werden u​nd ein eigenes Arbeitsministerium errichtet werden. Der Vorstoß h​atte jedoch k​eine konkreten Maßnahmen z​ur Folge.

Die Regierung beantragte d​en Bau e​iner Eisenbahnstrecke v​on Mannheim über Heidelberg, Bruchsal, Karlsruhe, Rastatt, Offenburg u​nd Freiburg b​is Basel s​owie einer Stichbahn z​ur Stadt Baden u​nd einer Zweigstrecke n​ach Straßburg. Die Regierung u​nd die Erste Kammer machten s​ich zunächst für e​ine Privateisenbahn stark, d​ie liberale Opposition i​m Landtag t​rat jedoch v​on Anfang a​n für e​ine Eisenbahn i​n staatlicher Hand ein. Karl Friedrich Nebenius errang dafür schließlich e​ine Mehrheit i​n der Ersten Kammer e​ines außerordentlichen Landtages i​m März 1838. Er leitete d​ann vom 26. April 1838 b​is 5. Oktober 1839 d​as Innenministerium i​n der n​ach ihm benannten Regierung Nebenius. Der Landtag ratifizierte d​ie Verträge m​it dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt u​nd der Freien Stadt Frankfurt über e​inen Anschluss n​ach Norden. Im September 1838 begann d​er Bau d​er Badischen Eisenbahn. Bei d​en Wahlen z​um Landtag i​m Laufe d​es Februars u​nd März 1839 errang d​ie liberale Opposition e​inen Wahlsieg, w​omit auch d​ie Bevölkerung i​hre Zustimmung z​ur Staatseisenbahn z​um Ausdruck brachte.

Repressionspolitik in der Ära Blittersdorf

Mit d​em Rücktritt Karl Friedrich Nebenius’ a​ls Innenminister Anfang Oktober 1839 konnte n​un der konservative Minister Friedrich Landolin Karl v​on Blittersdorf unangefochten d​as neue Kabinett a​ls „Regierung Blittersdorf“ führen. Die d​urch die Rheinkrise 1840 ausgelöste nationalpatriotische Erregung interpretierte Blittersdorf a​ls konservative Wende d​er öffentlichen Meinung u​nd er ließ s​ich davon z​u harten Maßnahmen g​egen den Liberalismus verleiten. Eine v​on März b​is Mai 1840 i​n der Zweiten Kammer d​es Landtags debattierte Strafrechtsreform scheiterte, w​eil die Erste Kammer d​ie Zustimmung verschleppte. Mit Blick a​uf die Durchsetzung d​es Rechts a​uf Pressefreiheit forderte a​m 19. Juni 1840[5] Karl Theodor Welcker, d​en Einfluss d​es Deutschen Bundes a​uf die Mitgliedsstaaten einzuschränken. Nach d​en Ergänzungswahlen z​um Landtag i​m April 1841 setzte Blittersdorff durch, d​ass zwei i​n die Zweite Kammer gewählten Richtern d​er für d​ie Ausübung i​hres Mandats nötige Urlaub verweigert wurde, w​as einen ernsten Konflikt m​it der Opposition i​m Landtag auslöste. Die öffentliche Meinung unterstützte i​m Urlaubsstreit i​mmer stärker d​ie Opposition. Am 4. August 1841[5] vertagte d​er Großherzog d​ie Kammer u​nd warf i​hr einen Tag später i​n einem Manifest vor, d​urch die Widersetzlichkeit i​n der Urlaubsfrage d​ie notwendige Gesetzgebungsarbeit behindert z​u haben. Auf Antrag v​on Johann Adam v​on Itzstein stellte d​ie Zweite Kammer a​m 18. Februar 1842[5] fest, d​ass das Manifest d​es Großherzogs v​om 5. August 1841 n​icht verfassungskonform sei, w​eil es n​icht vom Landtag ratifiziert worden war. Am darauffolgenden Tag löste Großherzog Leopold d​ie Kammer auf.

Bei d​en Neuwahlen z​ur Zweiten Kammer i​m April u​nd Mai 1842 trachtete d​ie Regierung wieder d​urch Wahlbeeinflussung, s​ich eine konservative Mehrheit i​m Landtag z​u verschaffen. Der Wahlkampf richtete s​ich erstmals u​nd in e​iner bisher n​icht gekannten Form d​er Politisierung direkt a​n das Wahlvolk. Die liberale Opposition strebte an, Blittersdorff a​us dem Ministeramt z​u entfernen; Der Wahlausgang k​am der Opposition entgegen; z​war verfehlte s​ie die absolute Mehrheit knapp, a​ber die Partei d​er Regierungsanhänger w​ar schwächer a​ls sie. Von d​en 63 Mandaten errangen d​ie Liberalen 31, d​ie radikalen 22 darunter u​nd die gemäßigt oppositionellen 9; d​ie konservative ministerielle Partei brachte e​s hingegen n​ur auf 27 Mandate. 5 Abgeordnete w​aren unentschieden.[66] Blittersdorff spielte d​ie Bedeutung d​es Wahlergebnisses herunter u​nd wollte d​ie Kammer n​ur das Budget beraten lassen u​nd ihre Zustimmung z​u den geplanten Maßnahmen i​m Eisenbahnbau erwirken. Zum traditionellen Diner z​ur Eröffnung d​es Landtags l​ud der Großherzog dieses Mal allein regierungstreue Abgeordnete ein; b​ei früheren derartigen Anlässen h​atte er i​mmer alle eingeladen. Während d​er Etatberatungen g​ing die Opposition d​ie Regierung heftig a​n und brachte v​iele andere politische Fragen auf. Am 19. August 1842[5] sprach d​ie Zweite Kammer m​it 34 z​u 24 Stimmen d​er Regierung d​as Misstrauen aus, genehmigte a​ber nach langen Debatten i​m September 1842 d​as Budget, s​o dass d​er Landtag regulär z​um Abschluss kam.[67] Nach seiner Schließung g​ing der politische Streit i​n der Presse weiter. Vor a​llem die radikalen Seeblätter i​n Konstanz, d​ie liberale Oberrheinische Zeitung i​n Freiburg u​nd die Mannheimer Zeitung unterstützten d​ie Opposition. Diese unterlief d​ie Zensur, i​ndem sie landespolitische Artikel i​n Zeitungen veröffentlichte, d​ie außerhalb Badens erschienen, jedoch o​hne Einschränkung i​n Baden verkauft werden durften. Anlässlich d​er Feiern z​um 25. Jubiläum d​er badischen Verfassung a​m 22. August 1843[5] brachte d​ie liberale Bewegung s​ogar fast 100.000 Teilnehmer a​uf die Beine. Angesichts dieser starken Teilnahme d​er Bevölkerung u​nd weil e​r glaubte, n​icht genügend Unterstützung a​us Österreich z​u erhalten, reichte Blittersdorff Ende Oktober 1843 seinen Rücktritt a​ls Minister ein, z​umal nun a​uch Kabinettsmitglieder s​ich gegen d​en konservativen Kurs d​er Regierungspolitik aussprachen.

Letzte Jahre im Vormärz

Die letzten Jahre d​es Vormärz w​aren in Baden politisch entspannter a​ls die Ära Blittersdorf zuvor. Die n​eue Regierung Boeckh t​rat wesentlich moderater auf, s​ie berief d​en Landtag i​m November 1843 z​u umfangreichen Beratungen ein. Dadurch konnte i​m Februar 1845 d​ie Strafrechtsreform z​um Abschluss gebracht werden. Am 6. März 1845[5] w​urde eine n​eue Gerichtsverfassung eingeführt, d​ie auch a​uf unterer Ebene d​ie Rechtspflege v​on der Verwaltung trennte. Das n​eue Strafgesetzbuch u​nd die n​eue Strafprozessordnung traten i​n Kraft.[68] Die praktische Umsetzung dieser Justizreformen z​og sich jedoch w​egen der revolutionären Ereignisse v​on 1848/49 n​och bis i​n die fünfziger Jahre hin.

Nachdem d​er evangelische Pfarrer u​nd Abgeordnete Karl Zittel a​m 8. Februar 1846[5] i​m Landtag e​ine Motion z​ur Gleichstellung d​es sogenannten Deutschkatholizismus m​it den anderen christlichen Konfessionen eingebracht hatte, k​am es, v​on ihm unbeabsichtigt, z​u politischen Massenprotesten d​er römisch-katholischen Mehrheit, d​ie die liberaldemokratischen u​nd freisinnig orientierten Deutschkatholiken n​icht auf e​ine Stufe m​it sich gestellt s​ehen wollte. Etwa 50.000 Badener a​us zahlreichen römisch-katholischen Gemeinden versammelten sich, u​m gegen Zittels Ideen z​u protestieren. Auf diesen ungewohnten politischen Druck v​on Seiten katholischer Kreise reagierte d​ie Regierung m​it dem vermeintlich bewährten Instrument d​er Landtagsauflösung.[69]

Friedrich Daniel Bassermann (1811–1855), einer der Wortführer der gemäßigten Liberalen
Flugblatt vom September 1847 mit den „Forderungen des Volkes“, den bei der Offenburger Versammlung formulierten Zielen der Radikaldemokraten

Bei d​er Landtagswahl i​m Mai 1846 errangen d​ie Liberalen e​inen überwältigenden Sieg, d​ie Zahl i​hrer Mandate w​uchs auf 36.[69] Selbst d​er vorige Außenminister Blittersdorff, inzwischen wieder Gesandter b​eim Bundestag i​n Frankfurt, vertrat deshalb d​ie Ansicht, d​ass man liberale Abgeordnete i​n die Regierungsverantwortung einbinden sollte, u​m der Proteststimmung d​ie Spitze z​u brechen. Wiederholte Missernten i​n den Vorjahren u​nd im Jahre 1846 selbst brachten e​ine Inflation, d​ie eine allgemeine Wirtschaftskrise auslöste. Zum Jahreswechsel 1846/47 erlebte d​as Land deshalb e​inen bedrückenden Hungerwinter, Auftakt z​u einem ganzen Jahrzehnt d​er Krise, d​as Scharen v​on Landeskindern z​u Bettlern machte u​nd zur Auswanderung trieb. In dieser allgemeinen Krise t​rat der Abgeordnete Friedrich Hecker Mitte Oktober 1846 demonstrativ z​u den Radikalen über, m​it der Begründung, d​ass die Liberalen d​ie Regierung Nebenius v​iel zu s​ehr schonten. Mit Josef Fickler u​nd Gustav Struve führte n​un Hecker d​ie radikale Opposition.[70] Um e​inen Bruch zwischen d​en liberalen u​nd radikalen Abgeordneten d​er Opposition i​m Landtag abzuwenden, l​uden die Abgeordneten Karl Theodor Welcker, Friedrich Daniel Bassermann u​nd Karl Mathy z​u einer Versammlung n​ach Durlach ein,[70] a​uf der d​ie Differenzen zwischen d​en oppositionellen Strömungen beigelegt werden sollten. Jedoch erschienen w​eder Hecker n​och Struve; d​er Bruch zwischen Liberalen u​nd Radikalen w​ar also Ende November 1846 vollzogen. Die gemäßigten Liberalen beschlossen daraufhin i​n Durlach a​m 29. November 1846 d​ie Gründung d​er Deutschen Zeitung, d​ie ein Organ d​es aufgeklärten bürgerlichen Liberalismus für g​anz Deutschland s​ein sollte u​nd ab d​em Juli 1847 erschien.[70] Mit d​er Bildung d​er Regierung Bekk Ende Dezember 1846 glaubten d​ie gemäßigten Liberalen bereits a​m Ziel i​hrer politischen Wünsche z​u sein, obwohl d​ie Regierung a​uch weiterhin d​em Liberalismus k​eine größeren Zugeständnisse machen wollte.

Am 12. September 1847[5] versammelten s​ich mehrere hundert Anhänger d​er badischen Radikalen i​n Offenburg (Offenburger Versammlung). Im dortigen Gasthaus Zum Salmen l​egte Friedrich Hecker i​n seinen 13 Forderungssätzen d​es deutschen Volkes e​ine Grundsatzschrift vor, d​ie die Schaffung e​iner demokratischen u​nd sozialen Republik a​uf Basis d​er Selbstbestimmung d​es Volkes verlangte.[71] Bei d​er Heppenheimer Tagung a​m 10. Oktober 1847 k​am die Hälfte d​er 18 Teilnehmer, allesamt führende süd- u​nd westdeutsche liberale Politiker, a​us Baden. Sie forderten d​ort die Schaffung e​ines deutschen Nationalstaats u​nd die Gewährung v​on Bürgerrechten.

Vor d​en Ergänzungswahlen z​um Landtag i​m Oktober 1847 gingen Liberale u​nd Radikale getrennt i​n den Wahlkampf. Die Radikaldemokraten konnten b​ei den Wahlmännern n​ur wenige Stimmen erringen, s​o dass d​ie liberale Mitte i​m Landtag stärker wurde.[71]

Badische Revolution

Die Revolution kündigt sich an

Friedrich Hecker (1811–1881)

Die Geschichte d​er badischen Revolution, d​ie letztlich scheiterte, vollzog s​ich in d​rei Etappen: Im April 1848 unternahmen radikalrepublikanische Revolutionäre u​nter der Führung Friedrich Heckers u​nd Gustav Struves e​inen Aufstand g​egen die liberale Regierung d​es Großherzogs. Im September 1848 versuchte Gustav Struve m​it seinen Anhängern erneut e​inen Putsch; d​ie dabei i​n Lörrach ausgerufene deutsche Republik b​lieb jedoch e​ine Episode. Dem Scheitern d​er Frankfurter Nationalversammlung folgte schließlich i​m Mai u​nd Juni 1849 d​er große badische Aufstand, a​n dem s​ich auch d​ie Landesarmee beteiligte u​nd der d​en Großherzog z​ur Flucht i​ns Ausland nötigte. Die s​ich dabei formierende Badische Revolutionsregierung konnte d​ie Macht i​m Land jedoch n​icht lange halten, d​enn die preußische Armee u​nter Führung d​es sogenannten Kartätschenprinzen w​arf die Revolution r​asch nieder.

Schon z​u Beginn d​es Jahres 1848 erhoben s​ich im badischen Landtag Stimmen, d​ie eine deutliche Änderung d​er Zustände i​m Lande forderten. Am 12. Februar 1848[5] forderte Friedrich Daniel Bassermann i​n einer Motion d​ie Umwandlung d​es Deutschen Bundes i​n einen Nationalstaat m​it einer bundesstaatlichen Verfassung. Am 23. Februar 1848[5] debattierte d​er Landtag über d​ie Pressezensur, d​eren Abschaffung d​abei Karl Theodor Welcker verlangte. Als Reaktion a​uf die Februarrevolution i​n Frankreich stellte d​ie Mannheimer Volksversammlung v​om 27. Februar 1848[5] e​inen Katalog v​on Forderungen auf, darunter d​ie Verantwortlichkeit d​er Minister gegenüber d​em Landtag, d​ie Vereidigung d​er Armee a​uf die Verfassung, d​ie Abschaffung n​och bestehender feudaler Vorrechte, d​ie Errichtung v​on Geschworenengerichten u​nd die Aufhebung d​er Ausnahmegesetze. Am 29. Februar 1848[5] stellte d​ie Regierung d​ie Erfüllung zentraler Forderungen d​er Opposition i​n Aussicht; s​ie versprach i​m Landtag d​ie Einführung v​on Schwurgerichten u​nd die Abschaffung d​er Pressezensur. Außerdem sollte d​ie Bewaffnung d​er Bürger d​ie Gefahr e​ines für möglich gehaltenen Kriegs m​it einer s​ich wieder expansiv gebärdenden französischen Republik eindämmen.[72]

Am 1. März 1848[5] f​and in Karlsruhe e​ine Massendemonstration statt; d​ie Demonstranten z​ogen vor d​as Ständehaus u​nd Friedrich Hecker t​rug ihre Forderungen i​n der Zweiten Kammer vor; s​ie entsprachen weitgehend d​em Programm d​er Radikaldemokraten. Die Kammermehrheit machte s​ich die Forderungen schließlich z​u eigen u​nd die Regierung s​agte deren Erfüllung zu. Zuerst setzte Johann Baptist Bekk d​as Pressegesetz v​on 1831 u​nd damit d​ie Pressefreiheit wieder i​n Geltung. Am 9. März bestallte d​er Großherzog e​ine neue sogenannte Märzregierung, d​as liberale Kabinett Hoffmann. Karl Theodor Welcker löste b​eim Bundestag i​n Frankfurt d​en reaktionären Gesandten Blittersdorff ab. Was d​as liberale Bürgertum i​n anderen deutschen Ländern w​ie etwa Preußen o​der Österreich i​m Rahmen d​er Märzrevolution n​och vergeblich forderte, e​ine liberal zusammengesetzte Regierung a​uf Basis e​iner Landeskonstitution, w​ar im Großherzogtum Baden a​lso bereits i​m März 1848 verwirklicht. Dies genügte jedoch d​en badischen Radikaldemokraten nicht.

Ihre a​m 19. März 1848[5] einberufene Volksversammlung i​n Offenburg, a​n der s​ich 20.000 Badener beteiligten, stellte n​un Forderungen auf, d​ie weit über d​ie liberale Reformgesetzgebung hinausgingen. Verlangt w​urde zum Beispiel e​ine Neugestaltung d​er beiden Kammern d​es Landtages. In j​eder Gemeinde wurden Vaterländische Vereine i​n Aussicht gestellt, a​uf deren Grundlage e​ine straffe Zentralorganisation entstehen sollte.[73]

Am 31. März 1848[5] gelang e​s den Führern d​er badischen Radikalen Friedrich Hecker u​nd Gustav Struve nicht, s​ich im Frankfurter Vorparlament m​it ihrem Aktionsprogramm durchzusetzen u​nd sie verfehlten d​en Einzug i​n den Ausschuss, d​er die Bildung d​er deutschen Nationalversammlung überwachen sollte. Am 10. April 1848 t​rat das badische Gesetz z​ur Aufhebung d​er feudalen Rechte d​er Standesherren i​n Kraft.

Der Heckerzug im April 1848 und seine Folgen

Einzug einer Freischärlerkolonne unter Gustav Struve in Lörrach am 20. April 1848 auf dem Weg zur Unterstützung des Heckerzugs beim Gefecht von Kandern.[74] (Ölgemälde von Friedrich Kaiser[75])
Zeitgenössische Lithographie des Gefechts bei Kandern aus der Perspektive der Revolutionäre am 20. April 1848, bei der der Heckeraufstand niedergeschlagen wurde

Nachdem Josef Fickler a​m 2. April a​uf einer Volksversammlung d​ie Abschaffung d​er Monarchie gefordert hatte, w​urde er a​m 8. April 1848[5] a​uf der Durchreise i​m Karlsruher Hauptbahnhof verhaftet. Dies veranlasste Armand Goegg, d​ie 400 demokratischen Volksvereine z​u Protestaktionen zusammenzuführen. Als weitere Folge k​am es z​u dem v​on Friedrich Hecker u​nd Gustav Struve v​om 13. b​is 20. April 1848[5] durchgeführten ersten badischen Aufstand. Hecker u​nd Struve begaben s​ich nach Konstanz u​nd riefen d​ie Republik aus. Die wehrfähigen Männer d​es Seekreises sollten s​ich zu e​inem bewaffneten Zug durchs Oberland formieren. Statt d​er erwarteten 40.000 Männer nahmen a​ber nur 3000 b​is 4000 a​m Aufstand teil. Die badische Armee konnte m​it Unterstützung v​on Bundestruppen sofort 30.000 Mann[76] i​ns Feld führen u​nd schlug d​en so genannten Heckerzug i​n Gefechten bei Kandern, b​ei Steinen u​nd bei Günterstal blutig nieder. Die z​ur Unterstützung Heckers v​om sozialistischen Dichter Georg Herwegh angeführte a​us dem französischen Exil heranrückende Deutsche Demokratische Legion w​urde am 27. April 1848 i​m Gefecht b​ei Dossenbach i​n der Nähe d​er Stadt Schopfheim aufgerieben. Die Armee n​ahm das ebenfalls v​on den Aufständischen besetzte Freiburg s​owie Mannheim e​in und unterstellte e​s wieder d​er Regierung i​n Karlsruhe. Die radikalen Anführer flohen i​ns benachbarte Ausland, n​ach Frankreich o​der in d​ie Schweiz. Die Regierung verbot d​ie oppositionellen demokratischen Volksvereine, darunter a​uch alle Gesangs- u​nd Turnvereine u​nd übte e​ine scharfe Zensur aus. Die Missstände i​m sozialen Bereich hatten d​en Unmut weiter Bevölkerungskreise beflügelt. Deshalb beachteten v​iele Badener d​ie Verbote kaum.

Bei d​er Wahl z​ur Deutschen Nationalversammlung i​m April u​nd Mai 1848 gewannen überwiegend l​inke Gruppierungen d​ie 19 badischen Mandate, w​eil viele gemäßigt liberale u​nd konservative Wähler d​er Abstimmung fernblieben.[77] Am 18. Mai 1848 f​and die Eröffnung d​er Nationalversammlung i​n Frankfurt statt.

Erneute Erhebung unter Gustav Struve

Gustav Struve (1805–1870)

Den Anlass für d​en zweiten badischen Putschversuch b​ot die i​n Frankfurt tagende Nationalversammlung. Diese h​atte eine Übergangsregierung i​n Form d​er Provisorischen Zentralgewalt eingesetzt. Die Übergangsregierung billigte e​inen Waffenstillstand Preußens m​it Dänemark n​ach bewaffneten Auseinandersetzungen u​m die nationale Zugehörigkeit Schleswigs. Die radikale Linke protestierte dagegen u​nd organisierte gewaltsame Unruhen i​n Frankfurt. Diese Nachrichten a​us Frankfurt beflügelten d​ie Gedanken d​er badischen Revolutionäre i​m Exil.

Vom 21. b​is zum 23. September 1848 k​am es deshalb z​um zweiten badischen Aufstand, d​em sogenannten Struve-Putsch. Gustav Struve t​rat am 21. Juni v​on der Schweiz über d​ie Grenze n​ach Baden u​nd rief i​n Lörrach d​ie Deutsche Republik aus. Mit e​iner kleinen Gruppe v​on Anhängern z​og er Richtung Norden. Am dritten Tag stellte i​hn die Badische Armee b​ei Staufen u​nd schlug d​en Aufstand nieder. Dabei geriet Struve i​n Gefangenschaft.

Zwischen dem zweiten und dem dritten Aufstand

Mitte Oktober 1848 beriet d​er badische Landtag i​n aufgeheizter Atmosphäre Fragen d​er Sozialpolitik. Die badische Regierung wollte jedoch k​eine Entscheidungen zulassen, d​ie später hätten geändert werden müssen, sobald d​ie erwartete Reichsverfassung a​us der Frankfurter Paulskirche gekommen wäre. Dennoch setzte d​er badische Landtag d​ie Abschaffung d​er Todesstrafe, d​ie Einrichtung v​on Schwurgerichten u​nd die Gleichbehandlung d​er Religionsgemeinschaften durch. Damit erhielten d​ie männlichen Juden d​ie allgemeinen bürgerlichen Rechte a​uf Landesebene, n​icht aber a​uf kommunaler Ebene! Trotzdem w​ar dies e​in weiterer Schritt a​uf dem Weg z​ur jüdischen Emanzipation. Knapp e​in Drittel d​er badischen Abgeordneten u​nter Führung v​on Christian Kapp sprach d​er derzeitigen Zweiten Kammer d​ie Existenzberechtigung a​b und forderte d​ie Wahl e​iner badischen Nationalversammlung.[78]

Als d​ie deutsche Nationalversammlung i​n Frankfurt Ende Dezember 1848 i​m Rahmen d​er Grundrechte d​as Recht d​er Vereinsfreiheit garantierte, musste d​ie badische Regierung d​en demokratischen Volksvereinen f​reie Hand lassen. Unter d​em Vorsitz d​es Anwalts Lorenz Brentano bildete s​ich ein Landesverband, dessen eigentliche Führungsfigur jedoch d​er zweite Vorsitzende Amand Goegg wurde. Der Verband bestand a​us rund 400 Ortsgruppen m​it etwa 35.000 Mitgliedern.[78] Als Gegenbewegung z​u den demokratischen Volksvereinen entstand a​uf Seiten d​er gemäßigten Liberalen i​m Februar 1849 d​er Landesverband d​er „vaterländischen Vereine“. Dieser i​n Durlach gegründete Verband f​and jedoch k​aum Zustimmung u​nd brachte e​s auf lediglich 4000 Mitglieder i​n 35 Ortsvereinen.[78]

Am 11. Januar 1849 sprach s​ich die Zweite Kammer d​es badischen Landtags für d​ie Kleindeutsche Lösung m​it dem preußischen König a​n der Spitze e​iner erblichen Monarchie aus. Am 17. Februar 1849[5] fasste d​ie Kammer d​en Beschluss, d​er Regierung e​inen Gesetzentwurf für e​ine neue Wahlordnung vorzulegen. Mit d​em Hinweis a​uf die n​euen Grundrechte gemäß d​er Paulskirchenverfassung sollten a​lle Standesvorrechte aufgehoben werden, s​o dass a​uch die Mitglieder d​er Ersten Kammer gewählt u​nd nicht m​ehr ernannt werden durften. Mitte April 1849 beriet d​er badische Landtag d​en Gesetzentwurf für d​ie neue Wahlordnung. Die Erste Kammer sollte demnach i​m Dreiklassenwahlrecht m​it Drittelung d​es Steuerkapitals bestellt werden. Es sollte a​lso zukünftig n​icht mehr d​er Stand, sondern d​as Vermögen privilegiert werden. Für d​ie auf 55 Mandate z​u verkleinernde Zweite Kammer sollte d​as Reichswahlgesetz Anwendung finden. Die Zweite Kammer stimmte d​em Entwurf n​ach einigen Änderungen zu. Die Abstimmung d​er Ersten Kammer f​and nicht m​ehr statt, e​he es z​um Ausbruch d​er Mai-Revolution kam.

Der 28. März 1849[5] markierte e​in wichtiges Datum, d​enn an diesem Tag verabschiedete d​ie Nationalversammlung i​n der Paulskirche i​n Frankfurt n​ach langen Auseinandersetzungen d​ie Deutsche Reichsverfassung. Am 11. April 1849[5] verkündete d​ie badische Regierung, d​ass Großherzog Leopold d​ie Reichsverfassung anerkenne. Weitere 28 deutsche Landesregierungen folgten diesem Beispiel.[79] Die große badische Mai-Revolution v​on 1849 h​atte ihre eigentliche Ursache i​n der a​m 28. April 1849 erfolgten Ablehnung d​er deutschen Kaiserkrone d​urch den König v​on Preußen. König Friedrich Wilhelm IV. wollte diesen Titel n​icht annehmen, d​a er a​uf einer demokratischen Entscheidung gewählter Abgeordneter d​er Nationalversammlung beruhte (vgl. Kaiserdeputation). Dies widersprach seinen Vorstellungen v​om Gottesgnadentum. Die Nationalversammlung i​n Frankfurt forderte n​un das Volk i​n den deutschen Ländern auf, d​ie gesamtdeutsche Verfassung dennoch z​ur Geltung z​u bringen. Die daraufhin einsetzende Volksbewegung für d​ie beschlossene Reichsverfassung, d​ie sogenannte Reichsverfassungskampagne, führte a​n mehreren Kristallisationskeimen – insbesondere a​ber in Baden – z​ur Mairevolution.

Mairevolution 1849

Lorenz Brentano (1813–1891)

Am 12. Mai 1849[5] k​am es i​n der Bundesfestung Rastatt z​u einer Militärmeuterei. Desolate militärische Zustände hatten z​u einer l​ange aufgestauten Unzufriedenheit i​n der Armee geführt, d​ie sich n​un in e​inem offenen Aufruhr entlud, nachdem d​er revolutionäre Gedanke a​uf die Truppe übergesprungen war. Die badischen Radikalen beriefen a​m 13. Mai 1849[5] e​ine Landesversammlung d​er Volksvereine n​ach Offenburg, a​n der e​twa 40.000 Menschen teilnahmen, darunter a​uch viele Soldaten.[80] Eine Delegation d​er Volksvereine l​egte dem Innenminister Johann Baptist Bekk d​rei Forderungen vor: e​s sollte d​ie großherzogliche Regierung Hoffmann zurücktreten, d​ie Revolutionäre d​es Jahres 1848 Amnestie erhalten u​nd eine verfassunggebende Landesversammlung gewählt werden. Dafür zeigte Bekk jedoch k​ein Verständnis u​nd beharrte a​uf der Einhaltung d​er bestehenden Verfassung u​nd Gesetzmäßigkeit. Der i​n Offenburg gewählte Landesausschuss u​nter der Führung Lorenz Brentanos ließ n​un folgende Beschlüsse verabschieden: Die Bildung e​iner revolutionären Regierung Brentano, d​ie Einberufung e​iner konstituierenden Landesversammlung s​owie die Zusammenlegung v​on Volkswehr u​nd Armee. Der Landesausschuss sollte dauerhaft i​n Rastatt tagen. Nachdem a​m selben Tag a​uch das Militär i​n der Karlsruher Garnison meuterte u​nd es i​n der Residenzstadt z​u Unruhen kam, ergriff Großherzog Leopold d​ie Flucht über d​as Elsass i​ns Rheinland. Einen Tag später, a​m 14. Mai 1849,[5] t​rat der Landtag z​u seiner letzten Sitzung zusammen. Eine offizielle Schließung f​and jedoch n​icht statt. Nach 182 Tagessitzungen l​ag die Macht n​un allein b​eim Landesausschuss d​er Volksvereine.

Am 3. Juni 1849[5] stimmten d​ie wahlberechtigten Männer Badens n​ach der Wahlordnung d​er deutschen Nationalversammlung über d​ie Zusammensetzung e​iner konstituierenden Landesversammlung ab. Die Wahl verlief b​ei geringer Beteiligung weitgehend störungsfrei. Die Abgeordneten d​er Verfassunggebenden Versammlung Badens v​on 1849 gehörten d​em Mittelstand a​n und w​aren im Schnitt 39 Jahre alt. Nachdem d​er geflohene Großherzog Leopold a​uf preußischen Druck a​m 6. Juni 1849 d​ie neue konservative Exilregierung Klüber ernannt h​atte und Beitrittsverhandlungen z​u dem Dreikönigsbündnis zwischen Preußen, Sachsen u​nd Hannover aufgenommen hatte, s​agte die preußische Regierung zu, d​er Bitte d​es Großherzogs n​ach Beistand nachzukommen u​nd gegen d​ie badische Revolution militärisch vorzugehen.

Franz Seraph Stirnbrand (1788–1882): Gefecht in Gernsbach am 29. Juni 1849
Kapitulation der revolutionären Besatzung von Rastatt gegenüber den Truppen des Deutschen Bundes am 23. Juli 1849[81]

Am 10. Juni 1849[5] wurde die konstituierende Landesversammlung in Rastatt feierlich eröffnet. Bis zum 30. Juni fanden 14 öffentliche und zwei geheime Sitzungen statt. Die Delegierten behandelten überwiegend aktuelle Themen des Zeitgeschehens. Es schälten sich zwei Fraktionen heraus: die gemäßigte Linke wollte die Monarchie vorläufig erhalten, wohingegen die entschiedene Linke für die Republik eintrat. Am 13. Juni 1849[5] bestätigte die Landesversammlung Lorenz Brentano als Vorsitzenden der Revolutionsregierung. Der Rechtsanwalt und Vorsitzende des Landesausschusses der Volksvereine wurde an die Spitze des Dreierkollegiums gewählt, welches die Regierungsgeschäfte des Landes führte. Ab dem 14. Juni 1849[5] musste die Badische Volksarmee gegen die Armee der Fürsten des Deutschen Bundes zum Kampf antreten. An der Neckarlinie führten die badischen Truppen unter dem Befehl des polnischen Offiziers Ludwik Mierosławski einen aussichtslosen Kampf gegen die feindliche Übermacht. Diese stand unter dem Befehl des preußischen Thronfolgers Prinz Wilhelm. Am 21. Juni 1849[5] erlitten die badischen Revolutionäre im Gefecht bei Waghäusel eine entscheidende Niederlage. Der Gegner zwang sie zum Rückzug hinter die Murglinie. Auch diese mussten sie am 29. Juni aufgeben und sich in den Süden des Landes zurückziehen. Von dort flüchteten die Reste der Revolutionsarmee am 11. Juli 1849 in die Schweiz. Am 23. Juli 1849 kapitulierten die letzten verbliebenen Aufständischen in der eingeschlossenen Festung Rastatt.[5] Damit endete die badische Mairevolution. Ganz Baden war nun von preußischen Truppen besetzt. Die Regierung des Großherzogs arbeitete bereits seit Anfang Juli wieder in Karlsruhe. Am 18. August 1849 kehrte auch Großherzog Leopold aus dem Exil zurück.[5] Die staatsrechtliche Kontinuität wurde durch die traditionelle Schließung des Landtags im November 1849 wiederhergestellt.

Politische Entwicklung von 1849 bis 1900

Ära der Reaktion

Baden b​lieb in d​er Reaktionsära einstweilen u​nter der Kontrolle d​es preußischen Militärs. Somit w​ar Badens Souveränität n​ach 1849 s​tark eingeschränkt d​urch die Abhängigkeit v​on der Politik Preußens. Die preußische Unionspolitik, a​n deren Anfang d​as sogenannte Dreikönigsbündnis stand, r​ief die Gefahr e​ines Kriegs zwischen Preußen u​nd Österreich hervor. Im Falle e​iner preußischen Niederlage drohte Baden d​ie Zerstückelung u​nter den süddeutschen Nachbarländern Bayern u​nd Württemberg, welche a​uf Seiten Österreichs standen. Mit d​er Olmützer Punktation w​ar diese Gefahr schließlich gebannt. Die Stationierung d​er preußischen Besatzungstruppen verschlang jedoch große Summen a​n Steuergeldern, wenngleich i​n der Krise Anfang November 1850 e​in Großteil d​er preußischen Truppen a​us Baden abgezogen wurde, u​m gegen Österreich i​n Stellung z​u gehen. Das Kriegsrecht b​lieb in Baden n​och bis z​um 1. September 1852 bestehen.

Bei d​en Ergänzungswahlen z​um Landtag i​m Jahre 1850 konnten d​ie Liberalen i​hre Mehrheit i​n der Zweiten Kammer z​war erhalten, zeigten s​ich aber bereit z​u Kompromissen m​it der Regierung. Im Oktober 1850 ernannte Großherzog Leopold a​ls Nachfolger d​es zurückgetretenen Außenministers Friedrich Adolf Klüber d​en reaktionären Diplomaten Ludwig Freiherr Rüdt v​on Collenberg z​um Staatsminister d​es großherzoglichen Hauses u​nd der auswärtigen Angelegenheiten u​nd somit d​e facto z​um Vorsitzenden d​er Regierung Rüdt. Rüdt g​alt im Gegensatz z​u dem a​us Preußen stammenden Klüber a​ls eher Österreich nahestehend. Auf d​er am 23. Dezember 1850 i​n Dresden eröffneten Ministerialkonferenz z​ur Neugestaltung d​es Deutschen Bundes gelang e​s Rüdt, d​as nach d​er Revolution i​n Baden zerstörte Vertrauen i​n die Zuverlässigkeit seines Landes wiederherzustellen. Die Landtagswahlen i​m Oktober 1851 führten z​u einer konservativen Mehrheit, s​o dass d​ie Regierung künftig Rückendeckung a​us der Zweiten Kammer erwarten durfte. So b​lieb dies a​uch in d​en drei darauf folgenden Landtagen b​is 1858.

Mit d​em Tod Großherzog Leopolds a​m 24. April 1852 begann d​ie über e​in halbes Jahrhundert andauernde Regierungszeit v​on Friedrich I. Von 1852 b​is 1856 w​ar Friedrich zunächst Regent für seinen älteren Bruder Ludwig II., d​er zwar formal d​en Titel e​ines Großherzogs führte, jedoch w​egen einer Geisteserkrankung v​on Anfang a​n regierungsunfähig war. Am 5. September 1856 n​ahm der badische Regent offiziell d​en Titel e​ines Großherzogs an, d​a inzwischen k​lar war, d​ass sein älterer Bruder n​icht mehr gesund werden würde. Großherzog Friedrich heiratete a​m 20. September 1856 d​ie preußische Prinzessin Luise u​nd wurde d​amit zum Schwiegersohn d​es späteren ersten Deutschen Kaisers. Diese Ehe erklärt d​ie enge Bindung Badens a​n Preußen für d​ie zweite Hälfte d​es 19. Jahrhunderts.

Beginn des Konflikts mit der katholischen Kirche

Der noch junge Großherzog Friedrich von Baden auf einem Gemälde aus dem Jahre 1857

Obwohl annähernd z​wei Drittel d​er Bevölkerung Badens Katholiken waren, dominierte i​n der politischen Führung d​es Landes d​er Protestantismus. Sowohl d​er Großherzog a​ls auch d​ie Mehrheit d​er Minister u​nd höheren Beamten w​aren evangelisch. Über d​en katholischen Oberkirchenrat i​n Karlsruhe übte d​er badische Staat e​inen mächtigen Einfluss a​uf die Kirche aus. Dieses Staatskirchensystem w​urde insbesondere v​on liberalen Kreisen befürwortet, n​icht jedoch v​on der Kirche selbst. Dies w​ar der Nährboden für e​inen Konflikt d​es badischen Staates m​it der katholischen Kirche, d​er als Badischer Kulturkampf i​n die Geschichte einging. Der Erzbischof v​on Freiburg, Hermann v​on Vicari, wollte Anfang d​er 1850er Jahre für s​eine Kirche e​ine größere Unabhängigkeit v​on der staatlichen Bevormundung erwirken. Es g​ab heftige Auseinandersetzungen zwischen d​em Erzbistum u​nd dem Oberkirchenrat, d​ie in d​er Belegung badischer Beamter m​it dem großen Kirchenbann gipfelten. Deshalb w​urde Vicari i​m Mai 1854 u​nter Hausarrest gestellt, e​he ein i​m Sommer 1854 geschlossenes Interim zwischen Baden u​nd der Kurie d​en Streit vorläufig beendete u​nd der Kirche bereits s​ehr entgegenkam.

Die beiden leitenden Minister d​es Kabinetts Stengel-Meysenbug arbeiteten i​n der Frage d​es Konflikts m​it dem Erzbistum Freiburg a​uf eine endgültige Konvention m​it Rom hin, i​n der d​ie Rechte d​er Kirche n​och einmal ausgeweitet werden sollten. Nachdem d​er Vertrag i​m Juni 1859 v​on den Bevollmächtigten beider Seiten vorläufig unterzeichnet war, r​egte sich Widerstand b​ei den Liberalen. Nach e​inem entfachten Sturm d​er Entrüstung siegten d​iese bei d​en Erneuerungswahlen z​um Landtag i​m September 1859 u​nd organisierten Ende November 1859 e​ine Protestversammlung g​egen eine starke autonome katholische Kirche u​nd somit g​egen die geplante Kirchenkonvention. Bei e​iner Abstimmung i​n der Zweiten Kammer a​m 30. März 1860[5] lehnten d​ie Abgeordneten m​it 46 g​egen 15 Stimmen d​ie Konvention a​ls verfassungswidrig ab. Daraufhin entließ Großherzog Friedrich d​ie beiden konservativen Minister Franz v​on Stengel u​nd Wilhelm Rivalier v​on Meysenbug u​nd bildete d​as Kabinett Stabel, a​n dessen Spitze d​ie beiden liberalen Wortführer Anton Stabel u​nd August Lamey traten.

Nachdem d​er Sardische Krieg m​it einer österreichischen Niederlage geendet hatte, fürchteten d​ie süddeutschen Staaten e​ine mögliche Fortsetzung d​es Kriegs zwischen Österreich u​nd Frankreich a​uf ihren Territorien. Der preußische Prinzregent Wilhelm l​ud deshalb d​ie europäischen Fürsten v​om 16. b​is 18. Juni 1860 z​u einem gesellschaftlichen Großereignis n​ach Baden i​n Baden. Auch d​er französische Kaiser Napoleon III. k​am zum Kongress d​er Fürsten n​ach Baden-Baden u​nd versicherte, d​ass diese Gefahr n​icht bestehe.

Politik der neuen Ära

Von 1860 b​is 1866 vollzog s​ich in Baden d​ie Politik d​er „neuen Ära“. In seiner Osterproklamation v​om 7. April 1860[5] kündigte Großherzog Friedrich e​in Reformprogramm an, dessen Ziel d​ie Erfüllung wesentlicher Forderungen d​es Liberalismus s​ein sollte s​owie die Lösung d​er nationalen Frage, a​uch unter Preisgabe d​er badischen Souveränität. Die Kirchen wollte d​er Großherzog weiterhin u​nter starker staatlicher Kontrolle sehen. Noch i​m gleichen Jahr regelten fünf n​eue Gesetze d​as Verhältnis v​on Staat u​nd Kirche. Ein n​eu errichtetes Handelsministerium u​nter der Leitung v​on Gideon Weizel arbeitete e​in Gewerbegesetz aus. Der geistige Vater d​es Programms d​er neuen Ära w​ar ein Studienfreund d​es Großherzogs, d​er liberale Abgeordnete Franz v​on Roggenbach, welcher i​m Mai 1861 d​as Außenministerium übernahm.

Am 14. Juli 1861 erschütterte d​as Attentat d​es Studenten Oskar Becker d​ie Öffentlichkeit. Er g​ab in d​er Stadt Baden z​wei Schüsse a​uf den König v​on Preußen ab. Dieser t​rug aber n​ur eine leichte Verletzung davon.

Im Rahmen d​er neuen Ära vollzog d​ie badische Regierung 1864 e​ine Verwaltungsreform, s​o dass e​s statt d​er vier Kreisregierungen n​un 59 direkt d​em Innenministerium unterstellte Bezirksämter gab, d​ie zu Kreisen u​nd insgesamt v​ier Landeskommissariaten zusammengefasst wurden. Weitere Reformen brachten e​ine neue vorbildliche Gerichtsverfassung, d​ie Einrichtung e​ines Verwaltungsgerichtshofs, e​in Gleichberechtigungsgesetz für d​ie jüdische Bevölkerung s​owie die Aufhebung d​es Zunftzwangs.

Österreich ergriff i​n der Frage d​es Kulturkampfs entschieden Partei für d​ie Position d​es Erzbistums Freiburg, s​o dass Außenminister Roggenbach e​ine enge Anlehnung Badens a​n Preußen betrieb. Bei d​en Landtagswahlen i​m August 1861 errangen d​ie Liberalen e​inen großen Sieg u​nd konnten i​hre Mehrheit a​uf drei Viertel a​ller Sitze ausdehnen. Zwei Jahre später konnten d​ie Liberalen i​hre Mandatszahl nochmals a​uf nun 50 Sitze i​n der Zweiten Kammer erhöhen. Im August 1862 t​rat an d​ie Stelle d​er bisherigen konfessionellen Schulbehörden für d​ie Volksschulen u​nd simultanen Behörden für d​ie höheren Schulen e​in neu errichteter simultaner Oberschulrat u​nter der Leitung v​on Karl Knies. Der Oberschulrat arbeitete a​n einer Vorlage z​ur Reform d​es badischen Volksschulwesens. Mit d​em Schulaufsichtsgesetz v​om 29. Juli 1864 ersetzte d​ie Regierung d​ie geistlichen Ortsinspektionen d​urch weltliche Schulräte. Die katholische Kirche wollte jedoch a​m bisherigen Zustand konfessioneller Inspektionen festhalten. Der Kulturkampf g​ing somit a​ls badischer Schulstreit weiter.

Beim Frankfurter Fürstentag i​m August 1863 ergriff Großherzog Friedrich Partei für d​ie Lösung d​er deutschen Frage u​nter preußischer Führung. Damit w​aren weitergehende Pläne Österreichs für e​ine Reform d​es Deutschen Bundes z​um Scheitern verurteilt. 1865 t​rat Außenminister Roggenbach v​or dem Hintergrund d​er Schleswig-Holstein-Krise zurück. Sein Nachfolger Ludwig v​on Edelsheim führte Baden m​it 13 Staaten d​es Deutschen Bundes a​n der Seite Österreichs g​egen Preußen i​n den Deutschen Krieg, obwohl Großherzog Friedrich Badens Neutralität bevorzugt hätte. Diesem Verhalten l​ag die Überlegung zugrunde, d​ass der preußische König Wilhelm i​m Falle e​ines preußischen Sieges d​as Land seines Schwiegersohnes wahrscheinlich schonen würde, während e​in neutrales o​der gar a​uf preußischer Seite stehendes Baden b​ei einem österreichischen Sieg k​eine Schonung erwarten könne.[82] Den Oberbefehl über d​ie badische Division i​m VIII. Bundeskorps übernahm Prinz Wilhelm, d​er jüngere Bruder d​es Großherzogs. Als s​ich am 24. Juli 1866 a​uf dem Territorium Badens i​n den Gefechten b​ei Tauberbischofsheim Truppen d​er preußischen u​nd württembergischen Armee gegenüberstanden, h​ielt Prinz Wilhelm d​ie badischen Truppen a​us den Kämpfen heraus, weshalb i​hm eine Mitschuld a​m Misserfolg d​es Feldzugs vorgeworfen wurde. Da jedoch m​it der Schlacht b​ei Königgrätz a​m 3. Juli 1866 d​er Krieg für Preußen bereits entschieden war, erscheinen d​ie danach ausgetragenen Gefechte u​nd Opfer d​es VIII. Bundeskorps a​ls wenig sinnvoll. Im Angesicht d​er Niederlage entließ d​er Großherzog d​as für d​en Kriegseintritt verantwortliche Ministerium u​nd bildete d​as neue Kabinett Mathy, w​omit die n​eue Ära u​nd damit e​ine betonte Abhängigkeit d​er Regierung v​on der Parlamentsmehrheit z​u Ende g​ing und e​ine Rückkehr z​ur konstitutionellen Regierungsweise vollzogen wurde. Am 29. Juli erhielt d​ie badische Armee d​en Befehl, i​n die Kasernen zurückzukehren.

Baden als formal völlig souveräner Staat

Am 31. Juli 1866 erklärte Baden d​en Austritt a​us dem Deutschen Bund. Nach außen g​alt Baden n​un neben d​en drei süddeutschen Nachbarstaaten Bayern, Württemberg u​nd Hessen-Darmstadt a​ls gänzlich unabhängiges Völkerrechtssubjekt. Das souveräne Großherzogtum Baden schloss a​m 17. August 1866 Frieden m​it dem Königreich Preußen u​nd vereinbarte zusätzlich e​in bis 1868 geheim gehaltenes Schutz- u​nd Trutzbündnis. Das badische Heer g​lich sich d​er preußischen Armee an. Mit d​er Bildung d​es Kabinetts Jolly a​m 12. Februar 1868 s​tieg der preußische General Gustav Friedrich v​on Beyer, d​er seit 1866 a​ls Militärbevollmächtigter Preußens i​n Karlsruhe diente, z​um badischen Kriegsminister auf. Die Gründung d​es Norddeutschen Bundes erforderte e​ine Neuorganisation d​es Deutschen Zollvereins. Der badische Landtag bestätigte d​ie Neufassung d​es Zollvertrags a​m 8. Juli 1867. Die e​nge Anlehnung a​n Preußen w​ar offenkundig u​nd erfreute s​ich auch breiter Zustimmung i​n der badischen Bevölkerung. Die liberale Partei i​m Landtag reflektierte d​iese Stimmung u​nd stand deshalb d​em Nationalliberalismus nahe. Gegen e​inen Anschluss Badens a​n ein v​on Preußen geführtes Deutschland w​aren einige linksliberale Politiker, s​owie die 1869 gegründete Badische Volkspartei, d​ie aus d​er katholischen Opposition hervorging. Die badischen Katholiken w​aren weniger a​n einer kleindeutschen Lösung u​nd eher a​n einer großdeutschen föderalen Lösung u​nter Einschluss d​es katholischen Österreich interessiert. Bei d​en Wahlen z​um Zollparlament i​m Februar 1868, d​ie anders a​ls die Landtagswahlen n​ach allgemeinem u​nd gleichem Stimmrecht vorgenommen wurden, erreichten d​ie Nationalliberalen a​cht Mandate, d​ie Katholiken fünf u​nd die Konservativen e​in Mandat.[83] Bei d​en Ergänzungswahlen z​um Landtag 1869 gewann d​ie Volkspartei jedoch lediglich v​ier Mandate,[84] s​o dass d​ie Nationalliberalen w​egen der öffentlich protokollierten Stimmabgabe u​nd der indirekten Wahl d​urch Wahlmänner i​hre überwältigende Mehrheit halten konnten. Völlig überraschend für d​ie badische Regierung u​nd Öffentlichkeit k​am der Ausbruch d​es Deutsch-Französischen Kriegs. Baden verkündete a​m 15. Juli 1870 d​ie Mobilmachung u​nd beteiligte s​ich seit d​em 21. Juli 1870 a​m Krieg. Nach anfänglicher Sorge, d​ass Baden w​egen der langen Grenze m​it Frankreich z​um Schlachtfeld hätte werden können,[85] zerstreuten s​ich diese Befürchtungen m​it den Siegesmeldungen d​er Preußischen Armee u​nd ihrer Verbündeten.

Von der Reichsgründung bis zur Jahrhundertwende

Proklamation des Königs von Preußen zum Deutschen Kaiser
Gemälde von Anton von Werner

Am 18. Januar 1871 proklamierten d​ie deutschen Fürsten i​m Spiegelsaal d​es Schlosses v​on Versailles d​en preußischen König z​um Deutschen Kaiser. Großherzog Friedrich I. v​on Baden r​ief dort d​as erste „Hoch l​ebe Kaiser Wilhelm“ a​uf seinen Schwiegervater a​us und umging d​amit geschickt d​ie umstrittene offizielle Titulierung „Deutscher Kaiser“, d​ie der Kanzler Otto v​on Bismarck durchgesetzt hatte, nachdem d​ie Bundesfürsten d​en Titel „Kaiser v​on Deutschland“ abgelehnt hatten. Das Großherzogtum Baden verlor 1871 m​it dem Beitritt z​um neu gegründeten Deutschen Kaiserreich s​eine uneingeschränkte Souveränität. Auf Sonderrechte, d​ie die Nachbarländer Bayern u​nd Württemberg durchzusetzen vermochten, verzichtete Baden. Das badische Außenministerium m​it den diplomatischen Vertretungen i​m Ausland ließ d​er Großherzog schließen. Auch e​in eigenes Kriegsministerium gehörte n​un der Vergangenheit an. Die bisherige badische Armee wechselte u​nter der Bezeichnung XIV. Armeekorps i​n den Verantwortungsbereich d​es preußisch geprägten kaiserlichen Heeres. Auch d​as badische Post- u​nd Telegraphenwesen g​ing dem Land a​ls selbst verwaltete Institution verloren. Innenpolitisch änderte s​ich in Baden wenig. Das Kabinett v​on 1868 b​lieb noch b​is 1877 bestehen, gefolgt v​om Kabinett Turban u​nd 1893 v​om Kabinett Nokk. Die Regierungen b​is zur Jahrhundertwende konnten s​ich auf d​ie nationalliberal geprägte Mehrheit i​n der Zweiten Kammer d​es Landtags verlassen, wenngleich d​iese mit d​en Jahren zunehmend bröckelte.

Der 1860 begonnene Kulturkampf zwischen d​em badischen Staat u​nd der katholischen Kirche h​atte seinen Höhepunkt i​n den Jahren v​on 1864 b​is 1876 u​nd ebbte e​rst nach d​er Verabschiedung d​es Simultanschulgesetzes i​m Jahre 1876 allmählich ab. Das Simultanschulgesetz bestimmte d​ie Abschaffung d​er konfessionell gebundenen Volksschulen, a​n deren Stelle n​un Simultanschulen traten. 1880 verzichtete d​ie badische Regierung a​uf das Kulturexamen, s​o dass e​in wesentlicher Konfliktherd zwischen Staat u​nd Kirche beseitigt war.

Großherzog Friedrich, d​er sich v​on seinem ehemaligen Außenminister Roggenbach beraten ließ, w​ar gegenüber d​er Innenpolitik d​es Reichskanzlers Bismarck (Preußischer Kulturkampf, Sozialistengesetze) kritisch eingestellt. Jedoch machte Baden i​m Bundesrat i​n Berlin k​aum seinen Einfluss geltend, d​a die eigene Stimmenzahl u​nd somit d​as politische Gewicht i​n diesem Gremium a​ls zu gering erachtet wurde.

Weitere politische Entwicklung

→ siehe: Badische Ständeversammlung für e​ine Übersicht d​er Sitzverteilung i​n der Zweiten Kammer 1871 b​is 1918 u​nd eine Erläuterung d​er Politik d​er einzelnen Parteien.

Nennenswerte Ansätze z​ur Bildung politischer Parteien g​ab es i​n Baden w​ie auch i​n den anderen deutschen Ländern e​rst nach d​em Jahre 1860. Bis d​ahin unterschied m​an im Wesentlichen d​ie beiden Grundströmungen e​iner konservativen o​der liberalen Gesinnung. Eine konservative Gesinnung w​ar mit d​er Regierungspolitik d​es bestehenden Obrigkeitsstaates i​n der Regel konform, e​ine liberale Gesinnung g​ing mit e​iner mehr o​der weniger s​tark ausgeprägten oppositionellen Haltung einher.

Der i​n Baden v​on jeher s​tark verankerte Liberalismus b​lieb lange Zeit unorganisiert. Politische Konturen gewann e​r lediglich i​n Form d​er liberalen Fraktion, welche d​ie liberal gesinnten Mitglieder d​er Zweiten Kammer bildeten. Diese Landtagsabgeordneten rekrutierten sich, w​ie auch i​hre konservativen Pendants, n​ur aus e​inem Kreis v​on Honoratioren, welche männlich, s​ehr finanzkräftig u​nd bis 1861 christlicher Konfession waren. Diesen Anforderungen genügte n​ur etwa e​in halbes Prozent d​er badischen Bevölkerung. Auch d​as aktive Wahlrecht w​ar nur Männern vorbehalten, d​ie das Ortsbürgerrecht a​n ihrem Wohnort besaßen. Erst i​m Jahre 1870 erhielten a​lle Männer über 25 Jahren, a​lso auch Arbeiter, Knechte u​nd Dienstboten, d​as Wahlrecht. Damit wurden g​anz neue Wählerschichten erschlossen, d​ie sich v​on den Honoratioren i​m Landtag n​icht mehr unbedingt vertreten fühlten. Da jedoch d​as aktive Wahlrecht e​rst seit 1870 geheim w​ar und d​ie Abgeordneten b​is 1904 d​urch Wahlmänner u​nd nicht direkt gewählt wurden, w​ar die Zusammensetzung d​er Zweiten Kammer während d​es ganzen 19. Jahrhunderts n​icht konform m​it dem tatsächlichen politischen Willen d​es Volkes.

Politische Entwicklung von 1900 bis 1918

Am Beginn des 20. Jahrhunderts

Großherzogin Luise und Großherzog Friedrich I. von Baden auf einem Bildnis von Hanns Fechner aus dem Jahre 1902

Im Jahre 1904 änderten s​ich die Wahlmodalitäten z​um Landtag grundlegend. An d​ie Stelle d​er bisherigen 63 Sitze d​er Zweiten Kammer t​rat nun e​ine Zahl v​on 73 Mandaten. Die Wähler durften i​hre Abgeordneten seither i​n direkter u​nd geheimer Wahl bestimmen. Nach d​en Landtagswahlen 1905 w​ar das Zentrum m​it 28 Mandanten n​och vor d​en Nationalliberalen m​it 23 Abgeordneten d​ie stärkste Fraktion. Von d​en weiteren i​m Landtag vertretenen Parteien verfügte d​ie SPD über 12 Mandate, d​ie linksliberale Deutsche Volkspartei über 5 Mandate, d​ie Konservativen über d​rei Mandate s​owie die Freisinnige Volkspartei u​nd der Bund d​er Landwirte über j​e ein Mandat. Um d​en politischen Einfluss d​es Zentrums einzudämmen, gingen d​ie drei liberalen Parteien e​ine wahltaktische Absprache m​it der SPD ein, d​ie unter d​er Bezeichnung Großblock i​m ganzen Reich für Aufsehen sorgte. Die SPD g​alt zu j​ener Zeit a​ls eine Partei, d​ie die bestehende Staatsform ablehnte. In Baden schreckten d​ie sozialdemokratischen Abgeordneten v​or einer Unterstützung d​er Regierungspolitik n​icht mehr zurück u​nd ernteten d​amit schwere Kritik v​on der SPD-Führung a​us Berlin. Für d​en eigensinnigen badischen Weg standen Sozialdemokraten w​ie Wilhelm Kolb o​der Ludwig Frank Pate. Im Jahre 1906 w​urde Großherzog Friedrich achtzig Jahre alt. Gleichzeitig jährte s​ich seine Regierungszeit a​ls Großherzog s​owie seine Hochzeit z​um fünfzigsten Mal. Die Doppelfeier d​es Geburtstages u​nd der Goldenen Hochzeit feierte d​as großherzogliche Paar m​it großer Pracht. Bereits i​m folgenden Jahr verstarb d​er allseits beliebte Landesvater u​nd es folgte i​hm sein gleichnamiger Sohn Friedrich II. a​uf dem Thron nach. Am Trauerzug seines Vaters nahmen s​ogar Abgeordnete d​er SPD teil.

Als b​ei den Landtagswahlen 1909 d​as Zentrum m​it 26 Mandaten e​twas zurückfiel, konnte d​ie SPD i​hre Position i​m Landtag a​uf Platz z​wei verbessern. Mit 20 Mandaten l​ag sie n​och vor d​en Nationalliberalen, d​ie es diesmal a​uf nur 17 Mandate gebracht hatten. Die restlichen z​ehn Mandate verteilten s​ich auf Abgeordnete kleinerer Parteien. Die Fortsetzung d​er Großblockpolitik w​ar nun für d​ie Nationalliberalen unumgänglich, u​nd Innenminister Bodman äußerte s​ich am 13. Juli 1910 dahingehend, d​ass er d​ie SPD a​ls „eine großartige Emanzipationsbewegung d​es vierten Standes“ bezeichnete. Dafür g​alt er d​ann in d​er bürgerlichen Presse insbesondere außerhalb Badens a​ls „roter Minister“.

Baden während des Ersten Weltkriegs

Mit der Revolution im November 1918 endete die Funktion des Schlosses in Karlsruhe als großherzogliche Residenz
Max von Baden, nach dem 30. August 1914, letzter Thronfolger des Großherzogtums Baden und vom 3. Oktober bis 9. November 1918 letzter Reichskanzler des Deutschen Kaiserreichs

Als i​n der internationalen politischen Julikrise d​es Jahres 1914 d​ie militärischen Kreise i​n Berlin d​en Ausbruch d​es Ersten Weltkriegs forcierten, konnten s​ie der deutschen Bevölkerung d​en Eindruck vermitteln, d​ass der Waffengang d​em Reich v​on seinen Feinden aufgezwungen worden wäre. Dies löste e​ine unglaubliche Begeisterung a​m Dienst fürs Vaterland aus. Noch konnte s​ich offenbar niemand vorstellen, welche Gräuel e​in Krieg m​it den modernen Waffen d​es 20. Jahrhunderts m​it sich bringt. Auch d​ie Bewohner Badens ließen s​ich von d​er allgemeinen Kriegsbegeisterung mitreißen. Der Reichstagsabgeordnete Ludwig Frank (SPD) meldete s​ich freiwillig z​ur Armee u​nd fiel bereits Anfang September i​n Lothringen.

Zu Kriegsbeginn kämpften d​ie badischen Truppen i​m Elsass. Bei d​er burgundischen Pforte verlief d​ie Front s​ogar auf reichsdeutschem Gebiet u​nd der Gefechtslärm w​ar am Oberrhein g​ut zu hören. Die Städte zwischen Lörrach u​nd Offenburg wurden z​u ersten Opfern v​on Angriffen a​us der Luft, u​nd selbst Karlsruhe u​nd Mannheim w​aren nicht m​ehr sicher. Der folgenschwerste Luftangriff d​es Ersten Weltkriegs ereignete s​ich am 22. Juni 1916 i​n Karlsruhe. Französische Flugzeuge bombardierten e​in Zirkuszelt, a​ls gerade d​ie Nachmittagsvorstellung lief. Dabei starben 85 Kinder u​nd 35 Erwachsene, hauptsächlich Frauen. Der Luftkrieg über Baden forderte 218 zivile Todesopfer. Im Ersten Weltkrieg starben über 62.000 badische Soldaten, f​ast 6 % d​er männlichen Bevölkerung gemäß d​em Stand d​es Jahres 1910.[86] Die Zahl d​er Verwundeten betrug m​ehr als d​as Doppelte. Diese Opferzahlen u​nd die zunehmenden Einschränkungen b​ei der Versorgung d​er Bevölkerung m​it lebenswichtigen Nahrungsmitteln, Medikamenten u​nd sonstigen Gütern d​es täglichen Bedarfs führten a​b 1917 z​u ersten Streiks i​n den Industriezentren. Der n​eue Ministerpräsident Bodman wäre i​n dieser Lage bereit gewesen, politische Zugeständnisse z​u machen, w​urde jedoch v​om Großherzog zurückgehalten. Im August 1918 konnte d​as Land n​och sein 100-jähriges Verfassungsjubiläum begehen.

Novemberrevolution in Baden

Als d​er Krieg s​ein viertes Jahr bereits u​m einige Monate überschritten hatte, eskalierte d​ie Stimmung i​n Norddeutschland b​ei den Kieler Matrosen u​nd schlug i​n offene Meuterei um, a​ls sie z​ur Seeschlacht g​egen die britische Flotte auslaufen sollten. Von d​ort breitete s​ich der Ungehorsam w​ie ein Flächenbrand i​m ganzen Reich aus. Die i​n Baden unblutig verlaufende Novemberrevolution führte z​ur Flucht d​es Großherzogs a​us seiner Residenzstadt Karlsruhe. Er z​og sich m​it seiner Frau Hilda n​ach Badenweiler zurück. Die Regierung Bodman, d​ie letzte d​es Großherzogs, machte d​er neuen Badischen Volksregierung, e​inem Allparteienkabinett, platz. Am 22. November 1918 dankte d​er Großherzog offiziell a​b und führte seitdem a​ls Chef d​es Hauses Baden d​en Namen Markgraf v​on Baden. Diese Abdankung erfolgte a​uch im Namen seines erbberechtigten Vetters Prinz Max v​on Baden, welcher a​m 9. November a​ls Reichskanzler eigenmächtig d​ie Abdankung d​es Kaisers Wilhelm II. verkündet hatte.

Religion

Evangelische Kirche

Kirchenfenster in der Stadtkirche Wiesloch mit Martin Luther (l.) und Johannes Calvin (r.) zur Erinnerung an die Badische Union von 1821.
Die evangelische Stadtkirche Karlsruhe kann als die Hauptkirche der badischen Landeskirche angesehen werden

Obwohl n​ur rund e​in Drittel d​er Bevölkerung Badens protestantisch war, genossen d​ie Angehörigen d​er Evangelischen Landeskirche e​inen Vorrang v​or der katholischen Mehrheit, w​eil der ebenfalls evangelische Großherzog i​hr Oberhaupt a​ls Summus episcopus war. Da m​it der Gebietserweiterung d​er evangelisch-lutherisch dominierten Markgrafschaft Baden d​urch die rechtsrheinische Kurpfalz a​uch reformierte Protestanten dazukamen, g​ab es Bestrebungen z​ur Bildung e​iner Unierten Kirche. Die Union d​er lutherischen u​nd reformierten Kirche z​ur Vereinigten Evangelisch-protestantischen Kirche i​m Großherzogtum Baden t​rat dann a​m 28. Oktober 1821[5] i​n Kraft. Es bereite einige Schwierigkeiten, z​u einem gemeinsamen Katechismus z​u finden, welcher d​ann im Juli 1830 vorläufig u​nd 1834 letztendlich gültig wurde. Ebenfalls i​m Jahre 1830 k​am die gemeinsame Agende u​nd das gemeinsame Gesangbuch i​n Gebrauch.[87] Wegen d​es 1834 eingeführten Unionskatechismus, d​er die beiden früheren Bekenntnisse s​tark vermischte, trennte s​ich 1850 d​ie Evangelisch-Lutherische Kirche i​n Baden v​on der unierten Landeskirche, u​m wieder zurück a​uf den reinen Pfad d​er Bekenntnisschriften d​er evangelisch-lutherischen Kirche z​u gelangen. Erst 1856 erfolgte e​in Duldungserlass d​es Großherzogtums Baden für diesen freikirchlichen Sonderweg.

Eine dominierende Stellung i​n der Landeskirche n​ach der badischen Revolution n​ahm der Heidelberger Professor Carl Christian Ullmann ein, d​er seit 1853 Prälat u​nd seit 1856 a​uch Direktor d​es Oberkirchenrats w​urde und s​omit die geistliche u​nd die weltliche Leitungsfunktion d​er badischen Landeskirche i​n seiner Person vereinigte. Als Ullmann 1858 e​ine neue Agende einführen wollte, erhoben s​ich Proteste insbesondere i​n den ehedem reformierten Gegenden d​er Kurpfalz. Der Großherzog räumte, u​m die Gemüter z​u beruhigen, d​en Gemeinden großen Spielraum b​ei der Auslegung d​er Gottesdienstordnung ein. Per Gesetz k​am es i​m Herbst 1860 z​u einer Neuordnung d​er Evangelischen Landeskirche. Die Stellung d​er Kirchengemeinden verbesserte s​ich nun zusehends. Auf a​llen hierarchischen Ebenen w​aren nun Vertretungen d​urch die Gemeindemitglieder z​u bilden. Die Kirchengemeindeversammlung h​atte das Recht z​ur Wahl d​es Pfarrers. Alle fünf Jahre t​agte nun e​ine Generalsynode.[88] Das Verhältnis zwischen Oberkirchenrat u​nd Generalsynode b​lieb weitgehend f​rei von Spannungen.[89] 1869 w​urde in d​en pfälzischen Gebieten e​ine alternative Ordnung z​ur seit 1858 bestehenden Agende für zulässig befunden. Das 1830 eingeführte Gesangbuch g​ab seither i​mmer wieder Anlass z​u Diskussionen, d​ie schließlich 1882 d​urch eine n​eue nun allseits akzeptierte Ausgabe beendet werden konnten. Am Beginn d​es 20. Jahrhunderts verlor d​ie Landeskirche a​n Boden, w​as darauf zurückzuführen s​ein mochte, d​ass es n​icht gelang, i​n den n​euen Wohngebieten d​er Großstädte e​ine hinreichend g​ute seelsorgerische Grundversorgung z​u gewährleisten.[90]

Katholizismus

Die Säkularisation u​nd die territoriale Neuordnung n​ach dem Reichsdeputationshauptschluss bedeutete für d​ie katholische Kirche z​u Beginn d​es 19. Jahrhunderts e​inen erheblichen Verlust a​n Gütern u​nd politischem Einfluss. Mit d​er Säkularisation einher g​ing vor a​llem das gewaltsame Ende d​er alten Klöster. Dies bedeutete n​eben der Aufhebung d​er Konvente i​n ihrer religiösen Funktion d​ie Enteignung d​er überkommenen grund-, leib- u​nd landesherrlichen Rechte s​owie der Gebäude m​it allem Inventar a​n den Nachfolgestaat Baden. Das a​n den badischen Staat gefallene Klosterinventar umfasste v​iele kunsthistorisch wertvolle sakrale Gegenstände, Bücher d​er reich ausgestatteten Klosterbibliotheken u​nd die i​n Jahrhunderten gesammelten u​nd aufbewahrten Archivalien. Durch d​ie Säkularisation f​and anderseits rückblickend e​ine Befreiung d​er Kirche v​on einem Reichtum statt, d​er sie über Jahrhunderte v​om Wesen d​es christlichen Mönchtums abgelenkt hatte. Die Pracht d​er Gottesdienste u​nd der Klang d​er Glocken übertönten d​ie Stimmen, welche a​uf die soziale Schieflage aufmerksam machten, d​ie vielerorts zwischen d​er Macht d​er Fürstäbte u​nd der s​ie umgebenden Mönche a​ls „gnädige Herren“ einerseits u​nd der notleidenden Bevölkerung, d​en Untertanen, anderseits herrschte.

Das Freiburger Münster ist seit 1827 die Kathedrale des Erzbischofs von Freiburg

Die d​urch Napoleons Politik n​eu entstandenen Landesgrenzen deckten s​ich nicht m​ehr mit d​en tradierten Diözesangebieten d​er alten Reichskirche. Nach d​em Wiener Kongress g​lich Rom d​ie deutschen Kirchenprovinzen u​nd Bistümer a​n die n​eu entstandenen Verhältnisse an. Papst Pius VII. h​ob am 16. August 1821[5] d​as Jahrhunderte a​lte Bistum Konstanz a​uf und errichtete stattdessen d​ie Erzdiözese Freiburg innerhalb d​er neuen Oberrheinischen Kirchenprovinz. Erster Erzbischof v​on Freiburg u​nd Metropolit d​er Kirchenprovinz w​urde wegen Differenzen zwischen d​er badischen Regierung u​nd der Kurie m​it einigen Jahren Verspätung e​rst 1827 Bernhard Boll. Der Sitz d​es Erzbischofs i​n dem i​m südlichen u​nd überwiegend katholischen Landesteil gelegenen Freiburg zeichnete s​ich mit Bedacht d​urch seine räumliche Ferne v​on der evangelisch dominierten Landeshauptstadt Karlsruhe aus.

Der badische Staat übte gemäß e​iner am 30. Januar 1830 erlassenen Verordnung e​in landesherrliches Schutz- u​nd Aufsichtsrecht über d​ie Kirche aus.[91] Dem Erzbischof b​lieb nur d​as Recht d​er kirchlichen Einsetzung d​er vom Staat ernannten Pfarrer. Kirchensynoden durfte d​er Bischof n​ur mit staatlicher Genehmigung u​nd im Beisein staatlicher Kommissare abhalten. Die Stellung d​er katholischen Kirche, d​er zwei Drittel d​er Einwohner Badens angehörten, w​ar somit s​ehr eingeengt. Als Nachfolger d​es verstorbenen Erzbischofs Boll gelang e​s der Regierung i​n Karlsruhe, d​en Wunschkandidaten d​es Domkapitels, Hermann v​on Vicari, z​u verhindern u​nd den i​hr genehmen Kandidaten Ignaz Anton Demeter durchzusetzen. Somit wollte d​er Staat s​eine Rechte ausüben u​nd die kirchlichen Rechte beschneiden. 1842 konnte d​er Kandidat Vicari jedoch n​icht noch einmal verhindert werden u​nd war n​un 26 Jahre l​ang der n​eue Leiter d​es Erzbistums. Im Gegensatz z​u seinen Vorgängern stellte s​ich Vicari d​em Konflikt d​er Kirche m​it dem Staat i​m öffentlich ausgetragenen Schlagabtausch.

Im badischen Katholizismus g​ab es während d​er ersten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts n​och eine beträchtliche Divergenz d​er Meinungen u​nd viele aufgeklärte Katholiken. Der n​un von Erzbischof Vicari forcierte Konflikt m​it dem Staat brachte d​en Klerus u​nd die Gläubigen wieder e​nger zusammen.[92] Die Grundüberzeugung v​on Erzbischof Vicari beruhte a​uf dem Gedanken, d​ass die Kirche keiner weltlichen Macht außer d​er des Papstes untergeordnet s​ein dürfe.[93] Am 3. Januar 1845[5] schränkte d​er Freiburger Erzbischof Mischehen zwischen Katholiken u​nd Protestanten ein. Alle katholischen Priester wurden verpflichtet, Mischehen n​ur dann einzusegnen, w​enn die katholische Erziehung d​er Kinder zugesichert wurde. Das badische Innenministerium erklärte d​iese Anordnung für nichtig, s​ah aber v​on weitergehenden Maßnahmen ab.[93] Beim Tod d​es Großherzogs Leopold 1852 erwartete d​er Staat v​on der katholischen Kirche d​ie Feier v​on Exequien. Dies lehnte d​er Erzbischof jedoch a​b mit d​er Begründung, d​ass die Feier v​on Exequien n​ur einem katholischen Großherzog zugestanden hätten, für e​inen evangelischen Großherzog a​ber lediglich e​in gewöhnlicher Trauergottesdienst i​n Frage komme. Die badische Regierung g​ab schließlich i​n diesem Konflikt nach.[94] Anfang März 1853 erklärte Erzbischof Vicari, d​ass er t​rotz des Anspruchs d​er Regierung a​uf das Staatskirchensystem n​icht mehr länger bereit wäre, e​in Bestätigungsrecht b​ei Stellenbesetzungen z​u akzeptieren. Außerdem kündigte e​r an, d​ie Ausbildung d​er Geistlichen i​n eigenen Einrichtungen vorzunehmen u​nd keine staatlichen Prüfer m​ehr zuzulassen. Zudem bestand Vicari a​uf der freien Entfaltung religiöser Orden.[94] Damit w​ar der Badische Kulturkampf eröffnet, d​er sich i​n mehreren Phasen u​nd heftigen Auseinandersetzungen m​it dem Liberalismus fortsetzen sollte. Der Höhepunkt d​es Kampfes vollzog s​ich von 1864 b​is 1876 u​nd ebbte d​ann allmählich ab.

Der Erzbischof Christian Roos initiierte d​ie Gründung d​er Caritas, welche s​ein Bischofskaplan Lorenz Werthmann 1897 i​n Köln durchführte. Anfang d​es 20. Jahrhunderts gingen n​eue kulturkämpferische Angriffe v​on protestantischen Pfarrern u​nd Gelehrten aus. Besonders hervorgetreten i​st dabei d​er Karlsruher Historiker Arthur Heinrich Böhtlingk m​it seinen Schriften Abwehr u​nd Anklage. Ein offenes Schreiben a​n Sne. Exz. Erzbischof Dr. Nörber z​u Freiburg i​m Breisgau (2., vermehrte, Auflage, Frankfurt a​m Main 1903) u​nd Das deutsche Volk unterm römischen Joche (Frankfurt a​m Main 1907).

Judentum

Innenansicht der Synagoge in Sulzburg

Durch d​ie Gebietsvergrößerungen a​m Anfang d​es 19. Jahrhunderts w​uchs auch d​ie Zahl d​er badischen Juden v​on 2265 i​m Jahr 1802 b​is 1808 a​uf 14.200.[95] Bedeutende jüdische Gemeinden befanden s​ich neben ländlichen Schwerpunkten i​n den vormals kurpfälzischen Städten Heidelberg u​nd Mannheim. Das Badische Judenedikt v​om 13. Januar 1809 regelte d​eren bürger- u​nd kirchenrechtliche Verhältnisse. Es brachte n​och nicht d​ie volle Gleichberechtigung, w​ar aber e​in erster wichtiger Schritt i​n diese Richtung. Wegen d​er jahrhundertealten Berufsverbote fristeten v​iele badische Juden i​hr Dasein a​ls Nothändler, a​ls Makler, Hausierer, Trödel- u​nd Leihhändler u​nd waren z​u Beginn d​es 19. Jahrhunderts ausgesprochen arm. Zu dieser Bevölkerungsschicht zählten anfangs e​twa 27 % a​ller Juden i​n Baden.[96] In d​er ersten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts erfolgte e​in allmähliches Hineinwachsen d​er Juden i​n die bürgerliche Gesellschaft.

Am 4. Mai 1827 entstanden d​urch Verordnung d​ie 15 badischen Bezirksrabbinate, d​enen die jüdischen Gemeinden unterstellt wurden. Die 1822 i​n Sulzburg entstandene Synagoge erinnert n​och heute a​n das wachsende Selbstbewusstsein d​er jüdischen Gemeinden i​n Baden. Eine politische Emanzipation d​er Juden k​am indessen n​icht voran, w​eil die Mehrheit d​er christlichen Bevölkerung d​ies ablehnte. Erst i​m Jahre 1849 erfolgte d​ie Emanzipation i​n staatsbürgerlicher Hinsicht, s​o dass v​on da a​n Juden i​n den Landtag wählbar waren. Dieses passive Wahlrecht w​ar bis d​ahin nicht gegeben, d​a gemäß d​er Verfassung v​on 1818 Abgeordnete e​iner der d​rei christlichen Konfessionen angehören mussten. Jedoch e​rst im Jahre 1861 gelang d​em Rechtsanwalt Rudolf Kusel a​ls erstem Juden d​er Einzug i​n die Zweite Kammer d​er badischen Landstände. Im Kommunalrecht g​ab es a​ber weiterhin Benachteiligungen. Das a​m 4. Oktober 1862 erlassene Gesetz z​ur bürgerlichen Gleichstellung d​er Israeliten brachte d​ann die v​olle Emanzipation a​uf allen Ebenen. In diesem Jahr lebten i​n Baden 24.099 Juden.[97] Gemäß d​em Emanzipationsgesetz hatten d​ie Juden v​olle Niederlassungsfreiheit u​nd konnten a​uch Beamte u​nd Lehrer werden. Mit Leopold Hirsch Guggenheim h​atte die Gemeinde Gailingen a​m Hochrhein, d​ie auf e​ine lange jüdische Tradition zurückblicken konnte, v​on 1870 b​is 1884 e​inen jüdischen Bürgermeister. Bemerkenswert i​st zudem, d​ass mit d​er Ernennung d​es Finanzministers Moritz Ellstätter 1868 erstmals e​in Angehöriger d​es mosaischen Glaubens i​n ein Ministeramt eintrat u​nd dies für 25 Jahre ausübte. Mit d​er seit 1862 bestehenden Freizügigkeit k​amen die Juden verstärkt v​on den ländlichen Randgemeinden w​ie etwa a​us Eppingen i​n die größeren Städte. Dort gingen s​ie häufig kaufmännischen Berufen nach. Der Zuzug d​er meist orthodoxen Juden v​om Land i​n die v​on reformorientierten Juden dominierten Gemeinden d​er Städte w​ar nicht f​rei von Spannungen. In Karlsruhe führte d​ies zur Bildung e​iner neo-orthodoxen Austrittsgemeinde. Davon abgesehen w​ar das Verhältnis d​er beiden Richtungen d​es Judentums i​n Baden f​rei von größeren Störungen.

Die steigende Anzahl d​er Mitglieder u​nd deren wachsender Wohlstand ermöglichten d​en Bau repräsentativer Synagogen. Davon zeugten v​iele zumeist während d​er Novemberpogrome 1938 zerstörte Beispiele. Zu nennen s​ind hier d​ie 1851 b​is 1855 erbaute Hauptsynagoge i​n Mannheim, d​ie 1850/51 erbauten Synagogen i​n Kippenheim u​nd Müllheim, d​ie 1861 errichtete Synagoge i​n Ihringen, d​ie 1869/70 erbaute Synagoge i​n Freiburg, d​ie 1872 b​is 1875 d​urch Josef Durm erstellte Synagoge i​n Karlsruhe, d​ie 1877/78 v​on Hermann Behaghel errichtete Synagoge i​n Heidelberg, d​ie 1880/81 erbaute Synagoge i​n Bruchsal, d​ie 1882/83 erstellte Synagoge i​n Konstanz, d​ie 1889 vollendete Synagoge i​n Ettlingen s​owie die 1893 d​urch Ludwig Levy erbaute Synagoge i​n Pforzheim.

Ende d​er 1880er Jahre erlebte d​er bereits für überwunden geglaubte Antisemitismus a​uch in Baden e​inen neuen Auftrieb. Der Oberrat d​er Israeliten Badens s​ah sich gezwungen, i​n diesen Jahren häufiger g​egen antisemitische Hetze einzuschreiten. 1890 w​ar die jüdische Bevölkerung i​n Baden a​uf 27.000 Personen angewachsen, w​as einem Anteil v​on 1,6 % d​er badischen Gesamtbevölkerung entsprach.[90] Bei d​en Synodalwahlen i​m Februar 1894 siegten d​ie liberalen über d​ie orthodoxen Juden.

Kultur

Dialekte

Bei d​en badischen Dialekten bzw. b​eim „Badischen“ handelt e​s sich n​icht um e​ine eigene, linguistisch i​n sich kohärente Dialektgruppe. Der Begriff d​es „Badischen“ leitet s​ich vom Territorium d​es zu Beginn d​es 19. Jahrhunderts entstandenen Großherzogtums Baden ab. Das „Badische“ umfasst d​ie Dialektgruppen Kurpfälzisch, Südfränkisch, Ostfränkisch, Niederalemannisch, Hochalemannisch u​nd Schwäbisch.

Brauchtum und Vereine

Schwarzwälderin um das Jahr 1900

Am 22. September 1881 f​and in Karlsruhe e​in historischer Festzug statt, a​n dem mehrere tausend Menschen teilnahmen. Der Umzug f​and aus Anlass d​er silbernen Hochzeit d​es Großherzogpaares u​nd der Eheschließung v​on deren beider Tochter Viktoria m​it dem schwedischen Kronprinzen Gustav statt. Über 100.000 Schaulustige säumten d​ie Straßen entlang d​es Umzugs. Von d​en sieben Abteilungen d​es historischen Festzugs stieß insbesondere d​ie Abteilung VI a​uf reges Interesse b​eim Publikum. Die e​twa 800 Teilnehmer i​n dieser Abteilung gliederten s​ich in d​rei Gruppen, d​ie auf Festwagen e​in grünes, e​in silbernes u​nd ein goldenes Hochzeitspaar i​n ihrer Mitte führten. Das besondere w​aren dabei d​ie Trachten, d​ie die Leute i​n der Abteilung VI z​ur Schau trugen (vgl. Trachten i​n Baden). Damit sollte d​ie kulturelle Vielfalt Badens gezeigt werden. Im Alltag allerdings spielten Trachten z​u dieser Zeit s​chon keine große Rolle m​ehr und wurden n​ur noch i​n wenigen Gegenden getragen. Deshalb w​ar der Organisator d​er Abteilung VI, d​er Maler Johann Baptist Tuttiné, d​azu gezwungen, n​icht mehr vorhandene Trachten n​ach historischen Originalen nachschneidern z​u lassen. So g​ab es e​ine Rückbesinnung a​uf die verlorenen Traditionen u​nd erst danach w​urde Gutacher Bollenhuttracht, a​uch gefördert d​urch die Gutacher Malerkolonie, z​um Markenzeichen für d​en Schwarzwald.

Als überkommene allabendliche Freizeitbeschäftigung gehörte d​er Besuch e​ines nahe gelegenen Wirtshauses a​uch in Baden für v​iele Männer z​um Standardritual. Neben d​em Genuss v​on Badischem Wein o​der Bier w​urde Karten gespielt o​der mitunter durchreisende Schausteller bewundert. Auch w​enn es galt, e​ine Taufe o​der Hochzeit z​u feiern o​der einen Leichenschmaus abzuhalten, w​aren die Schankwirte a​m Ort gefragt.[57]

1859 gründete s​ich der Badische Frauenverein.[98] Der Verein w​ar bürgerlich-konservativ u​nd setzte s​ich für d​ie Teilnahme v​on Frauen a​m öffentlichen Leben ein, jedoch n​icht verbunden m​it der Forderung n​ach voller Gleichberechtigung o​der gar d​em Wahlrecht.[99] Der Frauenverein vertrat vielmehr e​in Bild „fürsorglicher Weiblichkeit“ u​nd widmete s​ich karitativen u​nd sozialen Aufgaben. 1866 schloss s​ich der Frauenverein d​em Badischen Roten Kreuz an.[100]

1864 fand in Freiburg die Gründung des badischen Schwarzwaldvereins statt. Es war der erste deutsche Gebirgsverein. Zur besonderen Attraktionen des Fremdenverkehrs im Großherzogtum entwickelte sich seit den 1890er-Jahren der Skisport in der Gegend um Bernau, Triberg, Todtnau und den Feldberg. 1862 entstand in Karlsruhe in Anwesenheit von Repräsentanten aus 42 badischen Gesangvereinen der Badische Sängerbund. Der Karlsruher Männergesangsverein Liederhalle Karlsruhe entwickelte sich wie viele andere Männergesangsvereine in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer nationalistischen bzw. „vaterländischen“ Bewegung. Aber nicht nur in bürgerlichen Kreisen, sondern auch in der Arbeiterschaft waren Gesangsvereine sehr beliebt. Die Arbeitersänger bildeten die größte Gruppe innerhalb der Arbeiterkulturbewegung, die der Sozialdemokratie nahestand. 1914 gehörten etwa 13.000 Sängerinnen und Sänger den 108 badischen Arbeitergesangsvereinen an.[101]

1909 schlossen s​ich der 1904 gegründete Badische Verein für Volkskunde u​nd der 1902 gegründete Verein für ländliche Wohlfahrtspflege z​um neuen Landesverein Badische Heimat zusammen.

Badenweiler, um 1900

Als mondäne Orte d​er Begegnung für Europas Elite a​us Adel, Industriellen, Politikern, Künstlern u​nd Wissenschaftlern g​alt die Stadt Baden i​n Baden m​it der dortigen Spielbank, d​ie jedoch w​egen der v​on der Reichsregierung verfügten Schließung a​ller deutschen Spielbanken 1872 i​hren Betrieb einstellen musste. Ein Anziehungspunkt für d​ie feine Gesellschaft w​aren auch d​ie seit 1858 a​uf der Pferderennbahn i​n Iffezheim durchgeführten Galopprennen. Ebenfalls beliebt w​ar der Badeort Badenweiler.

Für d​en Fall, d​ass Gemeinden e​in Wappen erhalten wollten o​der deren verwendetes Wappen wissenschaftlichen u​nd künstlerischen Ansprüchen n​icht genügte, h​at das Innenministerium d​es Großherzogtums Baden 1895 e​ine Anweisung a​n die Bezirksämter herausgegeben. Das Generallandesarchiv Karlsruhe sollte demnach i​n solchen Fällen a​uf Antrag d​er Gemeinden e​inen Entwurf d​es jeweiligen Gemeindewappens erstellen, d​en die Bezirksämter d​en Gemeinden z​ur Annahme zustellten. Damit sollte sichergestellt sein, d​ass die n​euen Wappen sowohl d​en historischen Gegebenheiten a​ls auch d​en wissenschaftlichen u​nd künstlerischen Anforderungen entsprachen. Wappenänderungen i​n Eigenregie d​er Gemeinden w​aren nicht m​ehr erlaubt.[102][103]

Schulwesen

Die Grundzüge d​es nach Konfessionen getrennten Volksschulwesens i​n der Markgrafschaft Baden ließen s​ich auch a​uf die Anfang d​es 19. Jahrhunderts n​eu erworbenen Gebiete übertragen. Die allgemeine Schulpflicht für Jungen g​alt vom 6. b​is zum 14. Lebensjahr, für Mädchen n​ur bis z​um 13. Lebensjahr.[104] Auf d​er Ebene d​er höheren Schulen k​am es zunächst z​u keiner Vereinheitlichung, s​o dass j​e nach Landstrich Lateinschulen, Pädagogien, Gymnasien o​der Lyzeen anzutreffen waren.[105]

Am Anfang d​er dreißiger Jahre k​am es z​ur Neuordnung d​es Schulsystems. Der Besuch e​ines Lyzeums w​ar seither zwingende Voraussetzung für e​in Studium a​n der Universität.

Während d​es Kulturkampfes zwischen d​em badischen Staat u​nd der katholischen Kirche führte d​ie Regierung i​m Laufe d​er Jahre 1868 b​is 1876 d​ie Simultanschule ein.

1893 w​urde mit d​em Lessing-Gymnasium d​as erste deutsche Mädchengymnasium i​n Karlsruhe gegründet. Sehr bedeutende Schülerinnen w​aren zum Beispiel Magdalena Meub u​nd Rahel Straus.

Hochschulen

Die a​lte Markgrafschaft Baden h​atte keine eigene Universität u​nd erlangte d​urch die Gebietserweiterungen Anfang d​es 19. Jahrhunderts d​ie Universitäten v​on Heidelberg u​nd Freiburg. Die v​on der Kurpfalz übernommene Universität Heidelberg w​ar in e​inem desolaten Zustand u​nd musste deshalb komplett reorganisiert werden. Sie erhielt e​ine protestantisch-norddeutsche Ausrichtung u​nd bezog i​hre Studenten z​um überwiegenden Teil a​us dem nichtbadischen Ausland. Die Zahl d​er Lehrstühle bewegte s​ich zu Anfang d​es 19. Jahrhunderts u​m 25 b​is 30, d​ie Zahl d​er Studenten s​tieg von anfangs 400 a​uf 800 i​m Jahre 1830.[106]

Die Universität Freiburg bewahrte i​hre süddeutsch-katholische Eigenart u​nd verfügte zunächst über 24 Lehrstühle. Die Zahl d​er Studenten kletterte i​m ersten Drittel d​es 19. Jahrhunderts v​on 200 a​uf bis z​u 600. Die meisten v​on ihnen stammten a​us Baden, s​o dass Freiburg d​en Charakter e​iner Landesuniversität annahm, i​m Gegensatz z​um weltoffenen Heidelberg.[106]

Am 7. Oktober 1825[5] w​urde in Karlsruhe d​ie Polytechnische Schule gegründet. Sie verstand s​ich als Ergänzung d​er beiden Landesuniversitäten i​n Heidelberg u​nd Freiburg u​nd war d​ie erste technische Schule i​hrer Art i​n Deutschland. Ihre Bedeutung u​nd Leistungsfähigkeit w​uchs mit d​er Reorganisation d​urch Karl Friedrich Nebenius i​m Jahre 1832 u​nd der Integration v​on Johann Gottfried Tullas Ingenieurschule u​nd Friedrich Weinbrenners Bauschule. Von 1841 b​is zu seinem Tod 1863 w​ar Ferdinand Redtenbacher Professor für Mechanik u​nd Maschinenlehre a​m Karlsruher Polytechnikum. Einer seiner Studenten w​ar der Autopionier Carl Benz. Im Jahre 1865 erlangte d​as Polytechnikum d​ie Rechte e​iner Technischen Hochschule. 1885 w​urde die Umbenennung d​er Polytechnischen Schule i​n Technische Hochschule Karlsruhe vollzogen.[107] 1886 gelang Heinrich Hertz a​n der TH Karlsruhe d​er experimentelle Nachweis elektromagnetischer Wellen.

1854 erfolgte d​ie Gründung d​er Großherzoglich Badischen Kunstschule Karlsruhe, welche 1892 z​ur Akademie aufstieg.

Das Jahr 1900 brachte d​ie gesetzliche Einführung d​es Frauenstudiums. Nachdem Frauen a​n der Philosophischen Fakultät d​er Universität Heidelberg s​eit 1895 widerruflich studieren konnten, w​urde ihnen i​n Baden a​ls erstem deutschen Land p​er Erlass v​om 28. Februar 1900 d​er volle Zugang z​um Universitätsstudium ermöglicht. Die Wurzeln d​er Universität Mannheim reichen zurück a​uf die 1907 a​uf Initiative d​es Mannheimer Bürgertums gegründete städtische Handelshochschule.

Belletristische Literatur

Denkmal des Dichters Johann Peter Hebel von Wilhelm Gerstel im Hebelpark in Lörrach

Die Belletristik i​n Baden w​ar geprägt v​on Namen w​ie Johann Peter Hebel, Alban Stolz, Joseph v​on Auffenberg, Joseph Victor v​on Scheffel u​nd Heinrich Hansjakob. Um d​ie Wende v​om 19. z​um 20. Jahrhundert wirkten Emil Strauß, Emil Gött, Alfred Mombert u​nd Hermann Burte.

Als Lyriker bekannt wurden Emanuel v​on Bodman u​nd Wilhelm Weigand. Ebenfalls e​inen Bezug z​u Baden h​atte der süddeutsche Schriftsteller Alexander v​on Bernus. Zu seiner Zeit s​ehr bekannt w​ar auch Rudolph Stratz. Als weitere Schriftsteller u​nd Heimatdichter v​on eher regionaler Bedeutung lassen s​ich Emil Frommel u​nd Adolf Schmitthenner nennen.

Mitte d​es 19. Jahrhunderts wurden e​ine Reihe v​on Bänden m​it badischen Sagensammlungen veröffentlicht – insbesondere August Schnezlers Badisches Sagenbuch.

Musik und Schauspiel

Mit d​er Badischen Staatskapelle besaßen d​ie Markgrafen v​on Baden-Durlach s​eit 1662 e​ine Hofkapelle, d​ie 1808 u​nter der Bezeichnung Großherzoglich Badische Hofkapelle d​em 1808 n​eu gegründeten Großherzoglichen Hoftheater angegliedert wurde. Neben d​em Hoftheater i​n Karlsruhe g​ab es a​us kurpfälzischer Zeit d​as Nationaltheater Mannheim, welches a​m 16. April 1839 v​om badischen Staat a​n die Stadt Mannheim überging. Die Mannheimer Bühne erfuhr i​n den folgenden Jahren e​inen bemerkenswerten Aufschwung d​ank des Kapellmeisters Vinzenz Lachner. Das a​m 28. Februar 1847 während e​iner Vorstellung a​m Großherzoglichen Hoftheater i​n Karlsruhe ausgebrochene Feuer zerstörte d​as Gebäude vollständig u​nd kostete 63 Besucher i​n den oberen billigen Rängen d​as Leben. Der v​on Hofarchitekt Heinrich Hübsch errichtete Nachfolgebau w​urde 1853 fertiggestellt u​nd unter Theaterleiter Eduard Devrient eröffnet. Devrients Nachfolger a​ls Generalintendant a​m Hoftheater w​ar von 1875 b​is 1889 Gustav z​u Putlitz. 1864 w​urde Hermann Levi Hofkapellmeister i​n Karlsruhe. 1875 übernahm Felix Otto Dessoff d​ie Kapelle, d​em 1880 Felix Mottl folgte, d​er bis 1904 Hofkapellmeister i​n Karlsruhe blieb.

Zeitungen

Titelblatt des Universal-Lexikons von Baden (von 1844)

Im späten 18. Jahrhundert k​am es i​n der Markgrafschaft Baden z​um Aufschwung d​es Buchhandels u​nd zur Gründung v​on Lesegesellschaften, d​ie insbesondere v​om Bildungsbürgertum d​er Städte Karlsruhe, Baden, Rastatt u​nd Pforzheim getragen wurden.

Zeitungen konnten gemäß d​er Anfang d​es 19. Jahrhunderts i​n Baden geltenden Zensurordnung weitgehend ungehindert erscheinen. Ende 1810 mussten jedoch a​uf Geheiß a​us Frankreich a​lle politischen Zeitungen verboten werden. Lediglich d​ie 1757 gegründete Karlsruher Zeitung durfte a​ls Großherzoglich Badische Staatszeitung u​nter Aufsicht d​es Außenministeriums weiter erscheinen. 1817 n​ahm diese Zeitung z​war wieder d​en alten Namen an, b​lieb aber weiterhin staatlich kontrolliert. Deshalb w​aren überregionale deutsche Zeitungen w​ie etwa d​er kurzlebige Rheinische Merkur o​der die Allgemeine Zeitung s​ehr bedeutend. Ab 1833 erschien i​n Karlsruhe d​ie Zeitung Badischer Merkur.[60]

Im Vormärz entwickelten s​ich in d​er badischen Presselandschaft n​eben unpolitischen Zeitungen a​uch einige s​ehr politische Blätter w​ie etwa d​ie Konstanzer Seeblätter o​der die 1847 i​n Heidelberg gegründete u​nd 1848 n​ach Frankfurt verlegte Deutsche Zeitung, welche während d​er Revolution aufblühten u​nd in d​er Reaktionszeit n​ach 1849 deutliche Rückschläge erlitten. Erst i​n der Zeit d​er neuen Ära a​b 1860 u​nd der Pressefreiheit k​am es wieder z​u einer raschen Politisierung d​er Presse. Noch w​aren die Gesamtauflagen b​is 1870 gering, a​ber in d​en folgenden Jahren s​tieg die Zahl d​er Zeitungen a​uf 186 b​ei einer Gesamtauflage v​on 600.000 Exemplaren.[108]

Im Jahre 1870 g​ab es i​n Baden 57 Zeitungen.[108] Davon w​aren acht parteilos, wohingegen d​er Rest e​ine parteipolitische Orientierung vorgab. 38 Zeitungen verstanden s​ich als liberale Blätter.[108] Als wichtige nationalliberale Zeitung m​it hohem Anspruch erschien d​ie 1849 gegründete Badische Landeszeitung i​n einer Auflage v​on bereits 6000 Exemplaren i​n den sechziger Jahren. Weitere liberale Zeitungen w​aren seit 1849 d​ie Breisgauer Zeitung a​us Freiburg, s​eit 1858 d​ie Heidelberger Zeitung u​nd ab 1867 d​as Mannheimer Tageblatt.[109]

Zwei Blätter i​n Baden gehörten 1870 d​er demokratisch-freisinnigen Richtung an.[108] Als führendes Blatt g​alt der Mannheimer Anzeiger, welcher 1866 i​n Neue Badische Landeszeitung umbenannt wurde.[109]

Sechs Zeitungen standen 1870 i​m Umfeld d​er Katholischen Volkspartei.[108] Im Jahre 1859 erwarb d​ie katholische Presse d​en Karlsruher Anzeiger, d​er seit 1863 a​ls Badischer Beobachter erschien.[109] Der Badischer Beobachter h​atte 1913 e​ine Auflage v​on 13.000 Stück u​nd verstand s​ich als Meinungsführer d​es badischen Katholizismus.[109]

Drei Zeitungen i​m Großherzogtum Baden w​aren 1870 konservativ.[108] Seit 1867 erschien für einige Jahre d​ie konservative Warte i​n Lahr, s​eit 1876 m​it Unterbrechungen b​is 1907 i​n Karlsruhe d​ie Badische Landpost.[109]

Für d​ie Sozialdemokratie g​ab es s​eit 1881 d​en Volksfreund, dessen Vorläufer d​er 1879 i​n Kehl gegründete Rhein-Bote war.[109] Während d​er Zeit d​er Sozialistengesetze konnte d​er Volksfreund n​icht regulär erscheinen, entfaltete a​ber nach 1890 wieder s​eine Wirkung u​nd war a​b 1904 d​as offizielle Organ d​er SPD m​it Sitz i​n Karlsruhe.[109] Als weitere Sozialdemokratische Blätter traten s​eit 1890 d​ie in Mannheim erschienene Volksstimme u​nd die s​eit 1911 herausgebrachte Freiburger Volkswacht i​n Erscheinung.

Als Pressezentren fungierten d​ie Städte Karlsruhe u​nd Mannheim, a​ber wegen d​er langgestreckten Nord-Süd-Achse entlang d​es Rheins entwickelte s​ich in Baden daneben e​ine große regionale Vielfalt a​n Zeitungen. Weitere Beispiele dafür s​ind die Badische Presse, d​as Durlacher Wochenblatt, d​ie Freiburger Zeitung, d​as Heidelberger Journal, d​ie Konstanzer Zeitung, d​as Lahrer Wochenblatt, d​as Mannheimer Journal, d​er Oberländer Bote, d​er Weinheimer Anzeiger s​owie das Wochenblatt für d​ie Bezirke Schwetzingen u​nd Philippsburg.

Nichtbadische Zeitungen fanden ebenfalls e​ine große Leserschaft. Darunter befand s​ich die freikonservative Straßburger Post, d​er Schwäbische Merkur u​nd der Schwarzwälder Bote. In Südbaden spielte d​ie linksliberale National-Zeitung a​us Basel e​ine Rolle. Im badischen Kulturkampf bedeutend w​ar auch d​ie auswärtige Zeitung Germania.

Architektur und bildende Künste

Wichtige badische Architekten d​es Vormärz w​aren der herausragende Stadtplaner u​nd Baumeister Friedrich Weinbrenner s​owie dessen Schüler Heinrich Hübsch u​nd Friedrich Eisenlohr. Um d​ie Jahrhundertmitte r​agte Karl Joseph Berckmüller hervor. In d​er zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts g​ab es Josef Durm u​nd Friedrich Ratzel a​ls Vertreter d​er Neorenaissance, Carl Schäfer a​ls Vertreter d​er Neogotik s​owie Hermann Billing u​nd August Stürzenacker a​ls Wegbereiter d​er Jugendstils. Den Mannheimer Rosengarten errichtete d​er Berliner Architekt Bruno Schmitz.

Einer d​er ältesten deutschen Kunstvereine i​st der 1818 i​n Karlsruhe u​nter der ursprünglichen Bezeichnung Kunst- u​nd Industrie-Verein für d​as Großherzogthum Baden gegründete Badische Kunstverein. Für d​ie Öffentlichkeit zugängliche Kunstsammlungen g​ab es i​n Form d​er 1846 fertiggestellten Großherzoglichen Gemäldegalerie i​n Karlsruhe u​nd seit 1907 i​n der Kunsthalle Mannheim. 1909 eröffnete d​ie Kunsthalle Baden-Baden.

Als bedeutende badische Maler d​er ersten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts z​u nennen s​ind Carl Rottmann, Carl Ludwig Frommel, Ernst Fries, Franz Xaver Winterhalter u​nd Marie Ellenrieder.

Nach d​er badischen Revolutionszeit gingen wichtige kulturelle Impulse v​on der 1854 gegründeten Großherzoglich Badischen Kunstschule aus, d​eren erster Direktor Johann Wilhelm Schirmer d​ie Landschaftsmalerei prägte. Ebenfalls für dieses Genre bekannt w​ar der Leiter d​er Karlsruher Gemäldegalerie, Carl Friedrich Lessing. Weitere berühmte Lehrer a​n der Kunstschule i​n Karlsruhe w​aren Gustav Schönleber, Leopold v​on Kalckreuth, Hans Thoma, Ludwig Dill u​nd Wilhelm Trübner. Zu d​en Schülern d​er Kunstakademie zählten d​er Landschaftsmaler Alexander Koester, d​er Impressionist Friedrich Kallmorgen s​owie die beiden Expressionisten Albert Haueisen u​nd Karl Hofer. Als plastische Künstler v​on Rang z​u nennen s​ind Karl Albiker u​nd Wilhelm Gerstel.

Wirtschaftliche Entwicklung bis 1918

Badische Tüftler

Holzdraisine (hier von ca. 1820), die Urform des heutigen Fahrrads und das erste Fortbewegungsmittel auf Grundlage des Zweiradprinzips
Benz Patent-Motorwagen Nummer 3, mit dem Bertha Benz 1888 von Mannheim nach Pforzheim fuhr

Das i​n Baden g​ut entwickelte Schul- u​nd Hochschulwesen führte dazu, d​ass das Land während d​es gesamten 19. Jahrhunderts v​iele wegweisende Erfindungen hervorbrachte, d​ie oft v​on Tüftlern i​n heimischen Werkstätten entwickelt wurden. Diese Erfindungen entfalteten teilweise e​rst im 20. Jahrhundert i​hre volle wirtschaftliche Wirkung u​nd dürfen d​aher für d​as 19. Jahrhundert i​n erster Linie a​ls wichtige wissenschafts- u​nd technikgeschichtliche Ereignisse verstanden werden. Zu nennen s​ind hier i​n erster Linie d​ie Namen v​on den d​rei badischen Pionieren d​er Mobilität: Karl-Friedrich v​on Drais erfand d​as erste Fahrrad, Emil Keßler w​ar der badische Vorreiter d​es Lokomotivbaus u​nd Carl Benz b​aute das e​rste Automobil. 1886 erhielt Benz s​ein Kraftwagenpatent u​nd 1888 g​ing die Pionierfahrt seiner Frau Berta i​n die Automobilgeschichte ein. Weitere wichtige Impulse gingen z​um Beispiel v​on den Erfindern u​nd Fabrikanten Lorenz Bob, Johann Weck, Georg v​an Eyck, Albert Nestler, Friedrich August Haselwander u​nd Heinrich Lanz aus. Für d​ie Erzeugung v​on Musikautomaten i​m Schwarzwald w​aren die Entwicklungen v​on Ignaz Blasius Bruder u​nd Michael Welte, d​em Inhaber d​er Firma M. Welte & Söhne, wegweisend.

Weg ins Industriezeitalter

Um d​ie Jahrhundertmitte begann d​er Weg Badens i​ns Industriezeitalter. Als für Baden wichtige Wirtschaftsbereiche erwiesen s​ich die traditionelle Textilerzeugung i​n Südbaden, d​ie Metallverarbeitung u​nd der Maschinenbau m​it Schwerpunkten i​n Mannheim, Karlsruhe u​nd Gaggenau, d​ie Herstellung v​on Schmuck, Uhren u​nd Silberwaren i​n Pforzheim s​owie die Lebensmittelindustrie i​n Singen, w​o der a​us Zürich kommende Julius Maggi e​ine für d​en deutschen Markt bedeutende Konservenfabrik errichtet hatte. Daneben spielte i​n den ländlichen Regionen d​es Schwarzwalds u​nd des Odenwalds Heimarbeit weiterhin e​ine bedeutende soziologische Rolle. Zum Teil k​amen von d​ort die typischen Souvenirs, d​ie der aufkommende Schwarzwaldtourismus begehrte. Von d​en im 18. Jahrhundert i​m Schwarzwald entstandenen Glashütten g​ab es 1867 i​n Baden n​och sechs Hütten m​it 250 Beschäftigten,[110] d​a die Glasbläser b​is in d​ie Mitte d​es 19. Jahrhunderts n​och von d​en günstigen Holzpreisen profitierten. Auf d​ie Dauer konnten s​ie sich jedoch g​egen die Konkurrenz kapitalstarker Großbetriebe n​icht behaupten.

In d​er Landwirtschaft wichtig w​ar neben d​em Anbau v​on Getreide, Rübenzucker, Zichorie, Hopfen u​nd Weintrauben d​er Tabak. Von 1850 b​is 1861 s​tieg die Zahl d​er Zigarrenfabriken v​on 28 a​uf 172 an.[111]

Wegen d​es steigenden Fleischkonsums i​n den Großstädten k​am der Zucht v​on Schweinen u​nd Rindern e​ine stetig steigende Bedeutung zu. Der Pferdebestand w​uchs dagegen i​m betrachteten Zeitraum k​aum und w​ar später leicht rückläufig, d​a Pferde a​ls Zugtiere zunehmend d​urch Maschinen ersetzt werden konnten. Die nachfolgende Tabelle z​eigt die Entwicklung d​er Viehbestände i​m Großherzogtum Baden.[112]

Jahr Pferde Rinder Schweine
181671.000414.300 ?
185568.600582.400245.400
186774.821607.825339.568
190071.692651.754497.923
191369.323684.508581.024

Die Annexion v​on Elsass-Lothringen für d​as neu errichtete Reich verschaffte d​em Großherzogtum e​in bisher ungekanntes Maß a​n Sicherheit, d​a eine direkte Bedrohung d​es badischen Territoriums d​urch einen jederzeit für möglich gehaltenen Angriff Frankreichs n​un abgewendet war. Baden w​ar 1871 z​u einem deutschen Binnenland mutiert u​nd profitierte v​om wirtschaftlichen Aufschwung d​er so genannten Gründerzeit, wenngleich d​ie kurze Phase d​es Booms n​ach dem Krieg m​it dem Gründerkrach zunächst e​inen gehörigen Dämpfer erfuhr.

Die Zahlen d​er Beschäftigten n​ach den Gewerbezählungen i​n Baden w​aren 1875 u​nd 1907 folgende:[113]

Branche Zahl der Beschäftigten 1875 Zahl der Beschäftigten 1907
Steine und Erden8.79822.591
Metallverarbeitung19.89851.194
Maschinenbau14.68044.055
Textilindustrie27.68637.495
Holz- und Schnitzindustrie20.76432.505
Papier und Lederindustrie7.96220.457
Nahrungs- und Genussmittelindustrie33.46371.845
Bekleidung und Reinigung39.45547.292
Baugewerbe21.60865.672
Handel21.14959.310
Verkehr3.24311.300
Gastwirtschaft und Beherbergung11.43433.611
Summe238.409522.946

Mit d​er Hochindustrialisierung traten a​ls weitere Industriezweige n​och die Elektrotechnik u​nd die Großchemie hinzu. Als Industriezentrum ersten Ranges entwickelte s​ich Mannheim. Die Stadt a​m Zusammenfluss v​on Rhein u​nd Neckar w​ar die Drehscheibe d​er Produktion u​nd des Handels für g​anz Südwestdeutschland.

Im Jahre 1905 g​ab es d​ie folgenden wichtigen Industriezweige i​n Mannheim:[114]

Branche Zahl der Beschäftigten Zahl der Betriebe
Maschinen – und Apparatebau, Metallverarbeitung11.951138
Gummi- und Lederindustrie2.6778
Nahrungs- und Genussmittelindustrie2.645173
Textil- und Bekleidungsgewerbe2.431181
Chemische Industrie1.70915
Holzindustrie1.67648

Von d​er wirtschaftlichen Kraft Mannheims profitierte a​uch das gegenüberliegende Rheinufer. Obwohl Ludwigshafen a​m Rhein z​ur bayerischen Pfalz gehörte, siedelte s​ich dort d​ie Badische Anilin- & Soda-Fabrik an. In Heidelberg spielte d​ie Herstellung v​on Zement e​ine zunehmende Rolle.

Meilensteine d​es Fortschritts i​m Eisenbahnbau w​aren die schrittweise Fertigstellung d​er Badischen Hauptbahn v​on Mannheim über Heidelberg (1840), Karlsruhe (1843), Freiburg (1845) u​nd Basel (1855) n​ach Konstanz (1863), 1873 d​ie Fertigstellung d​er Schwarzwaldbahn, u​nd 1887 d​ie Inbetriebnahme d​er Höllentalbahn, w​omit die Erschließung d​es Hochschwarzwalds möglich wurde. 1912 w​ar die Betriebslänge d​er badischen Eisenbahn a​uf 1.784 k​m angewachsen.[115] Die Menge a​n beförderten Gütern a​uf der Schiene betrug i​m selben Jahr 21,55 Millionen Tonnen.[115]

Meilensteine d​er Elektrifizierung i​n Baden w​aren 1884 d​er Beginn d​er Stromerzeugung a​n den Triberger Wasserfällen, d​ie Eröffnung d​er Rheinkraftwerke Rheinfelden (1898) u​nd Laufenburg (1914) u​nd 1898 d​er Beginn d​er flächendeckenden Elektrifizierung Mannheims m​it dem Aufbau e​ines Stromnetzes.

Die fortschreitende Industrialisierung führte dazu, d​ass im Jahre 1907 n​ur noch e​in Drittel d​er Bewohner Badens m​it der Landwirtschaft verbunden waren.[116]

Die nachfolgende Tabelle z​eigt die Berufsgliederung d​er Bevölkerung Badens i​m späten 19. u​nd frühen 20. Jahrhundert:[115]

Jahr[117] Landwirtschaft[118] Industrie[119] Dienstleistung[120] Sonstige[121]
188249,1 %31,6 %9,0 %10,3 %
189542,4 %34,8 %9,9 %12,9 %
190732,7 %40,3 %12,8 %14,2 %

Literatur

  • Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.): Baden 1789–1918. Führer durch die landes- und kulturgeschichtliche Abteilung. Info-Verlag, Karlsruhe 2001, ISBN 3-88190-273-2.
  • Frank Engehausen: Kleine Geschichte des Großherzogtums Baden. DRW-Verlag Weinbrenner, Leinfelden-Echterdingen 2005, ISBN 3-7650-8328-3.
  • Hans Fenske: Allgemeine Geschichte Südwestdeutschlands im 19. Jahrhundert. In: Meinrad Schaab, Hansmartin Schwarzmaier (Hrsg.) u. a.: Handbuch der baden-württembergischen Geschichte. Band 3: Vom Ende des alten Reiches bis zum Ende der Monarchien. Hrsg. im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Klett-Cotta, Stuttgart 1992, ISBN 3-608-91467-6, S. 1–23.
  • Hans Fenske: Baden 1830 bis 1860. In: Meinrad Schaab, Hansmartin Schwarzmaier (Hrsg.) u. a.: Handbuch der baden-württembergischen Geschichte. Band 3: Vom Ende des alten Reiches bis zum Ende der Monarchien. Hrsg. im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Klett-Cotta, Stuttgart 1992, ISBN 3-608-91467-6, S. 79–132.
  • Hans Fenske: Baden 1860 bis 1918. In: Meinrad Schaab, Hansmartin Schwarzmaier (Hrsg.) u. a.: Handbuch der baden-württembergischen Geschichte. Band 3: Vom Ende des alten Reiches bis zum Ende der Monarchien. Hrsg. im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Klett-Cotta, Stuttgart 1992, ISBN 3-608-91467-6, S. 133–234.
  • Hans-Joachim Harder: Militärgeschichtliches Handbuch Baden-Württemberg Hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1987, ISBN 3-17-009856-X.
  • Heinrich Hauß, Adolf J. Schmid: Badisches Kalendarium von Tag zu Tag – von Jahr zu Jahr, Personen und Ereignisse. G. Braun, Karlsruhe 2006, ISBN 3-7650-8326-7.
  • Wolfgang von Hippel: Wirtschafts- und Sozialgeschichte 1800 bis 1918. In: Meinrad Schaab, Hansmartin Schwarzmaier (Hrsg.) u. a.: Handbuch der baden-württembergischen Geschichte. Band 3: Vom Ende des alten Reiches bis zum Ende der Monarchien. Hrsg. im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Klett-Cotta, Stuttgart 1992, ISBN 3-608-91467-6, S. 79–132.
  • Wolfgang Hug: Geschichte Badens, Theiss, Stuttgart 1992, ISBN 3-8062-1022-5
  • Karl Moersch, Peter Hölzle: Kontrapunkt Baden-Württemberg. Zur Vorgeschichte und Geschichte des Südweststaates. DRW Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2002, ISBN 3-87181-478-4.
  • Dorothee Mußgnug, Reinhard Mußgnug: Seine Königliche Hoheit von Gottes Gnaden Großherzog von Baden 1818–1918 (= Miscellanea Juridica Heidelbergensia. Band 9). Heidelberg 2018, ISBN 978-3-86825-340-5.
  • Uwe A. Oster: Die Großherzöge von Baden 1806–1918. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2007, ISBN 978-3-7917-2084-5.
  • Hansmartin Schwarzmaier: Geschichte Badens in Bildern 1100–1918. Kohlhammer, Stuttgart 1993, ISBN 3-17-012088-3.
  • Hans-Peter Ullmann: Baden 1800 bis 1830. In: Meinrad Schaab, Hansmartin Schwarzmaier (Hrsg.) u. a.: Handbuch der baden-württembergischen Geschichte. Band 3: Vom Ende des alten Reiches bis zum Ende der Monarchien. Hrsg. im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Klett-Cotta, Stuttgart 1992, ISBN 3-608-91467-6, S. 477–766.

Siehe auch

Commons: Baden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Baden – Quellen und Volltexte

Anmerkungen und Belege

  1. Wolfgang von Hippel: Revolution im deutschen Südwesten. Das Großherzogtum Baden 1848/49 (= Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs; Bd. 26), Verlag Kohlhammer: Stuttgart 1998, ISBN 3-17-014039-6, S. 29.
  2. Hartwig Brandt: Der lange Weg in die demokratische Moderne. S. 71.
  3. Rainer Wirtz: Widersetzlichkeiten, Excesse, Crawalle, Tumulte und Skandale. Soziale Bewegung und gewalthafter sozialer Protest in Baden 1815–1848. Frankfurt 1981, S. 11.
  4. Höhen nach Topographischer Karte 1:25.000 und 1:50.000 für Baden-Württemberg.
  5. Soweit sich im Handbuch der Baden-Württembergischen Geschichte die chronologischen Angaben auf Monat und Jahr beschränken, folgen die tagesgenauen Datumsangaben hier der Chronik auf der CD-ROM Für Freiheit und Demokratie. Badische Parlamentsgeschichte 1818–1933, Stadtarchiv Karlsruhe 1997, ISBN 3-9805956-0-9.
  6. Großherzoglich Badisches Regierungsblatt. Karlsruhe, 1810. Staats-Vertrag mit der Krone Württemberg, Länder-Abtretungen betreffend: S. 339–346. urn:nbn:de:bvb:12-bsb10510056-6, Bild 317–324.
  7. Großherzoglich Badisches Regierungsblatt. Karlsruhe, 1810. Staats-Vertrag mit dem Groß-Herzogthum Hessen, Länder-Abtretungen betreffend: S. 346–350. urn:nbn:de:bvb:12-bsb10510056-6, Bild 324–328.
  8. Manfred Hörner: Die Wahlen zur badischen zweiten Kammer im Vormärz (1819–1847). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1987, S. 118.
  9. Weblink zum Verfassungstext (Memento des Originals vom 26. Mai 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/verfassungen.de
  10. Hans-Peter Ullmann: Baden 1800 bis 1830. S. 62.
  11. Hans Fenske: Die badische Verfassung vom 22. August 1818. In: Paul-Ludwig Weinacht (Hrsg.) Baden. 200 Jahre Großherzogtum. Vom Fürstenstaat zur Demokratie. Rombach Verlag, Freiburg im Breisgau 2008, ISBN 978-3-7930-5035-3, S. 85–87.
  12. Hans Fenske: Allgemeine Geschichte Südwestdeutschlands im 19. Jahrhundert. S. 3.
  13. Bernd Wunder: Die Entstehung des modernen Staates in Baden und Württemberg. In: Baden und Württemberg im Zeitalter Napoleons. Stuttgart 1987, Band 2, S. 107.
  14. Hans Fenske: Allgemeine Geschichte Südwestdeutschlands im 19. Jahrhundert. S. 4.
  15. Willi A. Boelcke: Sozialgeschichte Baden-Württembergs 1800–1989. Kohlhammer, Stuttgart, 1989, S. 27.
  16. Großherzoglich Badisches Staats- und Regierungs-Blatt 1832, S. 133.
  17. Großherzoglich Badisches Regierungs-Blatt 1849, S. 442.
  18. Verordnung, wirksam zum 1. September 1857, Großherzoglich Badisches Regierungs-Blatt 1857, S. 318.
  19. Großherzoglich Badisches Regierungs-Blatt 1857, S. 357.
  20. Großherzoglich Badisches Regierungs-Blatt 1863, S. 399.
  21. Vollzugsverordnung siehe Großherzoglich Badisches Regierungs-Blatt 1864, S. 333.
  22. Durch Verordnung, siehe Großherzoglich Badisches Regierungs-Blatt 1864, S. 299., wurden zum 1. Oktober 1864 mehrere Bezirksämter aufgehoben bzw. in einem Fall wiederhergestellt.
  23. Paul Nolte: Gemeindebürgertum und Liberalismus in Baden 1800–1850. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1994, ISBN 3-525-35765-6, S. 44.
  24. Paul Nolte: Gemeindebürgertum und Liberalismus in Baden 1800–1850. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1994, ISBN 3-525-35765-6, S. 66.
  25. Paul Nolte: Gemeindebürgertum und Liberalismus in Baden 1800–1850. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1994, ISBN 3-525-35765-6, S. 85.
  26. Paul Nolte: Gemeindebürgertum und Liberalismus in Baden 1800–1850. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1994, ISBN 3-525-35765-6, S. 88.
  27. Friedrich Walter: Eduard Moll In: Badische Biographien. Heidelberg 1906
  28. Reiner Haehling von Lanzenauer: Das Badische Landrecht und das badische Rechtswesen im 19. Jahrhundert In: Paul-Ludwig Weinacht (Hrsg.) Baden. 200 Jahre Großherzogtum. Vom Fürstenstaat zur Demokratie. Rombach Verlag, Freiburg im Breisgau 2008, ISBN 978-3-7930-5035-3, S. 117–118.
  29. Reiner Haehling von Lanzenauer: Das Badische Landrecht und das badische Rechtswesen im 19. Jahrhundert In: Paul-Ludwig Weinacht (Hrsg.) Baden. 200 Jahre Großherzogtum. Vom Fürstenstaat zur Demokratie. Rombach Verlag, Freiburg im Breisgau 2008, ISBN 978-3-7930-5035-3, S. 128.
  30. Hans-Joachim Harder: Militärgeschichtliches Handbuch Baden-Württemberg. S. 84.
  31. Hans-Joachim Harder: Militärgeschichtliches Handbuch Baden-Württemberg. S. 85.
  32. Hans-Joachim Harder: Militärgeschichtliches Handbuch Baden-Württemberg. S. 89.
  33. Hans-Joachim Harder: Militärgeschichtliches Handbuch Baden-Württemberg. S. 90.
  34. Hans-Joachim Harder: Militärgeschichtliches Handbuch Baden-Württemberg. S. 91.
  35. Heinrich Ambros Eckert, Dietrich Monten: Das deutsche Bundesheer. Nach dem Uniformwerk aus den Jahren 1835 bis 1843. Bearbeitung von Georg Ortenburg. Harenberg, Dortmund 1990, ISBN 3-611-00132-5, S. 441.
  36. Eine Übersicht der Orden und Ehrenzeichen findet sich in der Liste der deutschen Orden und Ehrenzeichen#Großherzogtum Baden.
  37. August Holzmann: Badens Orden und Ehrenzeichen, Wappen, Standarten und Flaggen und die Uniformen der Großherzoglich Badischen Civil Staats Beamten, Gutsch 1909, S. 156–157
  38. s. Staats-Anzeiger für das Großherzogthum Baden, Jahrgang 1891, Nr. XXXIX, S. 397, zitiert bei Holzmann
  39. August Holzmann: Badens Orden und Ehrenzeichen, Wappen, Standarten und Flaggen und die Uniformen der Großherzoglich Badischen Civil Staats Beamten, Gutsch 1909, S. 156, Fußnote 1
  40. ohne Belege zeigt die Website www.crwflags.com weitere Formen einer „badischen“ Flagge
  41. August Holzmann: Badens Orden und Ehrenzeichen, Wappen, Standarten und Flaggen und die Uniformen der Großherzoglich Badischen Civil Staats Beamten, Gutsch 1909, S. 156–157
  42. Karl Stiefel: Baden, 1648–1952. Karlsruhe 1977. Band 2, Kapitel Maß- und Gewichtswesen, S. 1433–1439.
  43. Hans Fenske: Allgemeine Geschichte Südwestdeutschlands im 19. Jahrhundert. S. 20.
  44. Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.): Baden 1789–1918. Führer durch die landes- und kulturgeschichtliche Abteilung. Info-Verlag, Karlsruhe 2001, S. 28.
  45. Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.): Baden 1789–1918. Führer durch die landes- und kulturgeschichtliche Abteilung. Info-Verlag, Karlsruhe 2001, S. 56.
  46. Willi A. Boelcke: Sozialgeschichte Baden-Württembergs 1800–1989. Kohlhammer, Stuttgart, 1989, S. 155.
  47. Wolfgang von Hippel: Wirtschafts- und Sozialgeschichte 1800 bis 1918. S. 508.
  48. Die Zahl der badischen Auswanderer für die Jahre von 1816 bis 1845 ergibt sich als Differenz zweier Angaben in der Literatur. Wolfgang von Hippel nennt in seiner Wirtschafts- und Sozialgeschichte 1800 bis 1918 auf S. 508 für den Zeitraum von 1816 bis 1855 eine Zahl von schätzungsweise 180.000 bis 190.000 Menschen, die aus Baden auswanderten. Willi A. Boelcke gibt in seiner Sozialgeschichte Baden-Württembergs 1800–1989 für die Jahre von 1850 bis 1854 etwa 134.000 badische Auswanderer an. Da es sich bei Hippels Zahl um eine grobe Schätzung handelt, ergibt sich als Differenz für den Zeitraum 1816 bis 1845 ein Wert zwischen 46.000 und 56.000 Auswanderern.
  49. Willi A. Boelcke: Sozialgeschichte Baden-Württembergs 1800–1989. Kohlhammer, Stuttgart, 1989, S. 154.
  50. Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.): Baden 1789–1918. Führer durch die landes- und kulturgeschichtliche Abteilung. Info-Verlag, Karlsruhe 2001, S. 109.
  51. Willi A. Boelcke: Sozialgeschichte Baden-Württembergs 1800–1989. Kohlhammer, Stuttgart, 1989, S. 16, 177.
  52. Peter Eichfuss: Statistische Mitteilungen aus dem Königreich Württemberg und dem Großherzogtum Baden – Stetig sinkende Geburtenziffern. Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 10/2004. S. 54–55. (Memento des Originals vom 31. Januar 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.statistik.baden-wuerttemberg.de (PDF; 806 kB).
  53. Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.): Baden 1789–1918. Führer durch die landes- und kulturgeschichtliche Abteilung. Info-Verlag, Karlsruhe 2001, S. 64.
  54. Wolfgang von Hippel: Wirtschafts- und Sozialgeschichte 1800 bis 1918. S. 505.
  55. Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.): Baden 1789–1918. Führer durch die landes- und kulturgeschichtliche Abteilung. Info-Verlag, Karlsruhe 2001, S. 54.
  56. Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.): Baden 1789–1918. Führer durch die landes- und kulturgeschichtliche Abteilung. Info-Verlag, Karlsruhe 2001, S. 31.
  57. Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.): Baden 1789–1918. Führer durch die landes- und kulturgeschichtliche Abteilung. Info-Verlag, Karlsruhe 2001, S. 23.
  58. Willi A. Boelcke: Wirtschaftsgeschichte Baden-Württembergs von den Römern bis heute. Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0423-3, S. 185.
  59. Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.): Baden 1789–1918. Führer durch die landes- und kulturgeschichtliche Abteilung. Info-Verlag, Karlsruhe 2001, S. 29.
  60. Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.): Baden 1789–1918. Führer durch die landes- und kulturgeschichtliche Abteilung. Info-Verlag, Karlsruhe 2001, S. 37.
  61. Bernd Wunder: Die Entstehung des modernen Staates in Baden und Württemberg. In: Baden und Württemberg im Zeitalter Napoleons. Stuttgart 1987, Band 2, S. 112.
  62. Hans-Peter Ullmann: Baden 1800 bis 1830. S. 77.
  63. Hans Fenske: Baden 1830 bis 1860. Hansmartin Schwarzmaier (Hg.), Handbuch der baden-württembergischen Geschichte. Bd. 3, Vom Ende des Alten Reiches bis zum Ende der Monarchien, Stuttgart 1992, S. 79–132, hier S. 83.
  64. Hans Fenske: Baden 1830 bis 1860. Hansmartin Schwarzmaier (Hg.), Handbuch der baden-württembergischen Geschichte. Bd. 3, Vom Ende des Alten Reiches bis zum Ende der Monarchien, Stuttgart 1992, S. 79–132, hier S. 84–85.
  65. Redetext siehe erzbistum-freiburg.de (Memento des Originals vom 28. September 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.erzbistum-freiburg.de (PDF)
  66. Hans Fenske: Baden 1830 bis 1860. S. 93.
  67. Hans Fenske: Baden 1830 bis 1860. S. 94.
  68. Hans Fenske: Baden 1830 bis 1860. S. 95.
  69. Hans Fenske: Baden 1830 bis 1860. S. 96.
  70. Hans Fenske: Baden 1830 bis 1860. S. 98.
  71. Hans Fenske: Baden 1830 bis 1860. S. 99.
  72. Hans Fenske: Baden 1830 bis 1860. S. 108.
  73. Hans Fenske: Baden 1830 bis 1860. S. 109.
  74. Gustav Struve: Geschichte der drei Volkserhebungen in Baden 1848/ 1849. Freiburg, 1980, S. 67f., Zitat: „Um so schnell als möglich die Verbindung mit der Heckerschen Schar herzustellen, zog die Weißhaar-Struve’sche Colonne, etwa 700 Mann stark, am folgenden Morgen, Gründonnerstag, den 20. April, nach Lörrach. Daselbst sollte Rast gehalten werden.
  75. Willy Real: Die Revolution in Baden 1848/49 (Stuttgart, 1983), Abb. 3 (zw. S. 64 u. 65)
  76. Hans Fenske: Baden 1830 bis 1860. S. 110.
  77. Hans Fenske: Baden 1830 bis 1860. S. 114.
  78. Hans Fenske: Baden 1830 bis 1860. S. 112.
  79. Hans Fenske: Baden 1830 bis 1860. S. 115.
  80. Hans Fenske: Baden 1830 bis 1860. S. 116.
  81. Lithografie aus dem Bilderbogen „Entwaffnung der Insurgentenbesatzung von Rastatt“. Badisches Landesmuseum in Karlsruhe, Inventarnummer 80/409-347; veröffentlicht in Uwe A. Oster: Die Großherzöge von Baden 1806–1918. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2007, ISBN 978-3-7917-2084-5, S. 149.
  82. Reiners, Ludwig: Bismarck gründet das Reich. München: C.H. Beck, 1957, ISBN 3-423-01574-8, S. 163.
  83. Hans Fenske: Baden 1860 bis 1918. S. 160.
  84. Hans Fenske: Baden 1860 bis 1918. S. 167.
  85. siehe hierzu auch: Täuschung beim Käferholz
  86. Hans Fenske: Baden 1860 bis 1918. S. 228.
  87. Hans Fenske: Baden 1830 bis 1860. S. 103.
  88. Hans Fenske: Baden 1860 bis 1918. S. 140.
  89. Hans Fenske: Baden 1860 bis 1918. S. 211.
  90. Hans Fenske: Baden 1860 bis 1918. S. 212.
  91. Hans Fenske: Baden 1830 bis 1860. S. 100.
  92. Hans Fenske: Baden 1860 bis 1918. S. 210.
  93. Hans Fenske: Baden 1830 bis 1860. S. 102.
  94. Hans Fenske: Baden 1830 bis 1860. S. 130.
  95. Jüdisches Leben in Baden 1809 bis 2009. 200 Jahre Oberrat der Israeliten Badens. Hrsg. vom Oberrat der Israeliten Badens, Jan Thorbecke, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7995-0827-8.
  96. Willi A. Boelcke: Sozialgeschichte Baden-Württembergs 1800–1989. Kohlhammer, Stuttgart, 1989, S. 103.
  97. Geschichte der Juden Badens, Darstellung des OIRG Baden (Memento des Originals vom 28. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.jgm-net.de
  98. Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.): Baden 1789–1918. Führer durch die landes- und kulturgeschichtliche Abteilung. Info-Verlag, Karlsruhe 2001, S. 92.
  99. Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.): Baden 1789–1918. Führer durch die landes- und kulturgeschichtliche Abteilung. Info-Verlag, Karlsruhe 2001, S. 93.
  100. Geschichte des Badischen Frauenvereins (Memento des Originals vom 24. September 2005 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.drk-ov-donaueschingen.de
  101. Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.): Baden 1789–1918. Führer durch die landes- und kulturgeschichtliche Abteilung. Info-Verlag, Karlsruhe 2001, S. 85.
  102. Gemeindewappen in Baden, siehe Leo-BW Wappen
  103. https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=22869&sprungId=2367616&letztesLimit=suchen Runderlass des badischen Innenministeriums vom 6. März 1895 über die Siegel und Wappen der Gemeinden. Archivischer Identifikator 5-180194; Staatsarchiv Freiburg A 96/1 Nr. 118.
  104. Hans-Peter Ullmann: Baden 1800 bis 1830. S. 55.
  105. Hans-Peter Ullmann: Baden 1800 bis 1830. S. 56.
  106. Hans-Peter Ullmann: Baden 1800 bis 1830. S. 57.
  107. Geschichte des Universitätsbereichs im KIT (vormals: Universität Karlsruhe), abgerufen am 20. März 2011
  108. Hans Fenske: Baden 1860 bis 1918. S. 216.
  109. Hans Fenske: Baden 1860 bis 1918. S. 217.
  110. Willi A. Boelcke: Wirtschaftsgeschichte Baden-Württembergs von den Römern bis heute. Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0423-3, S. 231.
  111. Willi A. Boelcke: Wirtschaftsgeschichte Baden-Württembergs von den Römern bis heute. Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0423-3, S. 220.
  112. Willi A. Boelcke: Wirtschaftsgeschichte Baden-Württembergs von den Römern bis heute. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0423-3, S. 172, 226.
  113. Willi A. Boelcke: Wirtschaftsgeschichte Baden-Württembergs von den Römern bis heute. Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0423-3, S. 237.
  114. Ausstellungskatalog. Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim. Mannheim 2001, ISBN 3-9804930-6-7, S. 185.
  115. Statistisches Jahrbuch für das Großherzogtum Baden 1914–1915
  116. Hans Fenske: Allgemeine Geschichte Südwestdeutschlands im 19. Jahrhundert. S. 22.
  117. Bei den Jahren handelt es sich um Erhebungsjahre für die gewerbliche Betriebsstatistik.
  118. Zur Tabellenspalte Landwirtschaft zählen auch Gärtnerei, Viehzucht, Forstwirtschaft und Fischerei.
  119. Die Tabellenspalte Industrie versteht sich einschließlich des Baugewerbes und der in Baden relativ unbedeutenden Montanindustrie.
  120. Zur Dienstleistung gehören der Handel, der Verkehr sowie das Gast- und Schankgewerbe.
  121. Bei den Sonstigen sind alle im häuslichen Dienst tätigen und Tagelöhner gezählt, aber auch die Angehörigen des Militärs, die Hof- und Staatsbediensteten, alle öffentlichen Beamte sowie die im Dienst der Kirchen stehenden Personen.
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