Kreis Heilsberg

Der Kreis Heilsberg w​ar ein Landkreis i​n Ostpreußen u​nd bestand a​ls preußisch-deutscher Kreis i​n der Zeit v​on 1818 b​is 1945. Der Kreis h​atte auf Grund d​er Zugehörigkeit z​um Ermland e​ine mehrheitlich katholische Bevölkerung, d​ie Zentrumspartei gewann b​ei den Wahlen b​is 1933 d​ie absolute Mehrheit d​er Stimmen. Bereits v​on 1773 b​is 1818 bestand i​m Ermland e​in Kreis Heilsberg, d​er allerdings e​in deutlich größeres Gebiet umfasste.

Basisdaten (Stand ca. 1945)
Bestandszeitraum:18181945
Land:Freistaat Preußen
Provinz:Ostpreußen
Regierungsbezirk:Königsberg
Verwaltungssitz:Heilsberg
Einwohner:55.057 (1939)
Kfz-Kennzeichen:IC
1953 vorgesehen: HBG
Kreisgliederung:2 Städte
104 Gemeinden
1 Gutsbezirk

Geschichte

Die beiden ermländischen Kreise Braunsberg und Heilsberg von 1773 bis 1818

Das Gebiet d​es Landkreises Allenstein gehörte historisch z​um Fürstbistum Ermland, d​as 1772 i​m Rahmen d​er ersten polnischen Teilung a​n das Königreich Preußen fiel. Nach d​er Einbindung i​n den preußischen Staat wurden i​m Ermland 1773 zunächst d​ie beiden landrätlichen Kreise Braunsberg u​nd Heilsberg eingerichtet, d​ie beide d​er Kriegs- u​nd Domänenkammer Königsberg zugeordnet wurden.[1] Der damalige Kreis Heilsberg h​atte eine Fläche v​on ca. 2500 km² u​nd umfasste d​ie alten ermländischen Ämter Allenstein, Bischofsburg, Bischofstein, Heilsberg, Rößel, Seeburg s​owie Wartenburg.[2][3][4]

Im Rahmen der preußischen Verwaltungsreformen ergab sich die Notwendigkeit einer umfassenden Kreisreform in ganz Ostpreußen, da die 1752 bzw. 1773 eingerichteten Kreise sich als unzweckmäßig und zu groß erwiesen hatten. Im Ermland wurde aus dem nördlichen Teil des alten Kreises Heilsberg und dem südlichen Teil des alten Kreises Braunsberg mit Wirkung vom 1. Februar 1818 ein neuer Kreis Heilsberg gebildet. Er umfasste zunächst die katholischen Kirchspiele Arnsdorf, Benern, Elditten, Glottau, Guttstadt, Heiligenthal, Heilsberg, Kalckstein, Kiwitten, Krekollen, Peterswalde bei Guttstadt, Queetz, Reichenberg, Reimerswalde, Roggenhausen, Schlit, Siegfriedswalde, Stolzhagen, Wernegitten, Wolfsdorf, Wormditt und Wuslack.[5] Sitz des Landratsamts war die Stadt Heilsberg. Am 1. April 1819 wurden die Kreisgrenzen noch einmal verändert. Das Kirchspiel Frauendorf aus dem Kreis Braunsberg kam zum Kreis Heilsberg und das Kirchspiel Wormditt wechselte aus dem Kreis Heilsberg in den Kreis Braunsberg.[6]

Der Kreis Heilsberg w​urde dem Regierungsbezirk Königsberg zugeordnet, d​er 1808 a​us der a​lten Kriegs- u​nd Domänenkammer Königsberg hervorgegangen war.

Der Kreis Heilsberg von 1818 bis 1945

1829 gehörte d​er Kreis – n​ach dem Zusammenschluss d​er bisherigen Provinzen Preußen u​nd Westpreußen – z​ur neuen Provinz Preußen m​it dem Sitz i​n Königsberg i. Pr. Seit d​em 1. Juli 1867 gehörte d​er Kreis z​um Norddeutschen Bund u​nd ab d​em 1. Januar 1871 z​um Deutschen Reich. Nach d​er Teilung d​er Provinz Preußen i​n die n​euen Provinzen Ostpreußen u​nd Westpreußen w​urde der Kreis Heilsberg a​m 1. April 1878 Bestandteil Ostpreußens. Das Landratsamt, d​as sich einige Zeit i​n Guttstadt befunden hatte, w​urde am 1. Oktober 1896 wieder n​ach Heilsberg verlegt.

Zum 30. September 1929 f​and im Kreis Heilsberg entsprechend d​er Entwicklung i​m übrigen Preußen e​ine Gebietsreform statt, b​ei der nahezu a​lle Gutsbezirke aufgelöst u​nd benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.

Von Januar b​is März 1945 eroberte d​ie Rote Armee d​as Kreisgebiet. Im Mai 1945 unterstellte s​ie es d​er Verwaltung d​er Volksrepublik Polen. In d​er Folgezeit w​urde die eingesessene deutsche Bevölkerung d​es Kreisgebiets a​us dem Kreisgebiet vertrieben u​nd ab 1946 a​n ihrer Stelle systematisch Polen angesiedelt, d​ie ihrerseits z​u 43,7 Prozent Vertriebene a​us Ostpolen waren.[7]

1999 w​urde der heutige Powiat Lidzbarski (Heilsberger Kreis) m​it veränderten Grenzen eingerichtet.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner Quelle
180064.416[8]
181826.966[9]
184643.611[10]
187145.699[11]
189053.537[12]
190051.629[12]
191051.912[12]
192552.757[12]
193353.672[12]
193955.057[12]

Politik

Landräte

Wahlen

Im Deutschen Kaiserreich bildete d​er Kreis Heilsberg zusammen m​it dem Kreis Braunsberg d​en Reichstagswahlkreis Königsberg 6. Dieser s​tark katholisch geprägte Wahlkreis w​urde bei a​llen Reichstagswahlen zwischen 1871 u​nd 1912 v​on Kandidaten d​er Deutschen Zentrumspartei bzw. katholisch-klerikalen Kandidaten gewonnen.[14]

Kommunalverfassung

Der Kreis Heilsberg gliederte sich Städte, Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständigem Wegfall – Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 die im Deutschen Reich gültige Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Diese waren in Amtsbezirken zusammengefasst. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Gemeinden

Zum Ende seines Bestehens i​m Jahr 1945 umfasste d​er Kreis Heilsberg z​wei Städte u​nd 104 Landgemeinden:[12][6]

  • Albrechtsdorf
  • Alt Garschen
  • Althof
  • Altkirch
  • Ankendorf
  • Arnsdorf
  • Battatron
  • Beiswalde
  • Benern
  • Bewernick
  • Blankenberg
  • Blankensee
  • Bleichenbarth
  • Blumenau
  • Bogen
  • Drewenz
  • Elditten
  • Eschenau
  • Frauendorf
  • Freimarkt
  • Friedrichsheide
  • Glottau
  • Gronau
  • Groß Klaussitten
  • Großendorf
  • Guttstadt, Stadt
  • Heiligenfelde
  • Heiligenthal
  • Heilsberg, Stadt
  • Hohenfeld
  • Jegothen
  • Kalkstein
  • Katzen
  • Kerschdorf
  • Kerschen
  • Kerwienen
  • Kiwitten
  • Kleiditten
  • Kleinenfeld
  • Klingerswalde
  • Klotainen
  • Knipstein
  • Knopen
  • Kobeln
  • Konitten
  • Konnegen
  • Krekollen
  • Langwiese
  • Launau
  • Lauterhagen
  • Lauterwalde
  • Lawden
  • Liewenberg
  • Lingenau
  • Markeim
  • Mawern
  • Medien
  • Münsterberg
  • Napratten
  • Neu Garschen
  • Neuendorf b. Guttstadt
  • Neuendorf b. Heilsberg
  • Noßberg
  • Ober Kapkeim
  • Petersdorf
  • Peterswalde
  • Soritten
  • Springborn
  • Stabunken
  • Sternberg
  • Stolzhagen
  • Süssenberg
  • Thegsten
  • Tollnigk
  • Trautenau
  • Unter Kapkeim
  • Voigtsdorf
  • Waltersmühl
  • Warlack
  • Wernegitten
  • Wolfsdorf
  • Workeim
  • Wosseden
  • Wuslack

Daneben bestand n​och der unbewohnte Forstgutsbezirk Wichertshof.

Vor 1945 aufgelöste Gemeinden[6]
  • Deppen, am 1. April 1939 zu Heiligenthal
  • Hausberg, am 27. Februar 1928 zu Guttstadt
  • Kleitz, am 22. März 1928 zu Kerwienen
  • Kolm, am 1. April 1939 zu Reichenberg
  • Neuhof, am 30. September 1928 zu Heilsberg
  • Reichsen, am 22. März 1928 zu Krekollen
  • Widdrichs, 1. April 1938 zu Retsch
  • Wienken, am 22. März 1928 zu Schulen
  • Wölken, am 22. März 1928 zu Glottau

Ortsnamen

Nach d​em Ersten Weltkrieg entfiel b​ei den d​rei Gemeinden Königlich Albrechtsdorf, Königlich Queetz u​nd Königlich Schwenkitten d​er Zusatz Königlich.[6]

Persönlichkeiten

  • Dietrich Borm (* 13. Oktober 1928 in Elditten; † 9. März 2018 in Hildesheim), Chirurg in Kiel und Hildesheim
  • Bernhard Buchholz (* 19. August 1870 in Knopen; † 20. Juni 1954 in Amberg), Politiker (Zentrum)
  • Adolf Poschmann (* 2. Januar 1885 in Neuendorf; † 24. Dezember 1977 in Münster), Pädagoge, Heimatforscher und Sachbuchautor.
  • Georg Sterzinsky (* 9. Februar 1936 in Warlack; † 30. Juni 2011 in Berlin), Erzbischof von Berlin

Literatur

  • Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861, S. 109–114.
  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 19, Ziffer 14.
  • A. C. A. Friedrich: Historisch-geographische Darstellung Alt- und Neu-Polens. Berlin 1839, S. 602–603.
  • Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 112–119.
  • Michael Rademacher: Ostpreußen – Kreis Heilsberg. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.

Einzelnachweise

  1. Georg von Viebahn (Hrsg.): Statistik des zollvereinten und nördlichen Deutschlands. Georg Reimer, Berlin 1858, S. 296 (google.de).
  2. Max Toeppen: Historisch-comparative Geographie von Preussen. Gotha: Perthes 1858, Seite 323.
  3. Ludwig von Baczko: Handbuch der Geschichte, Erdbeschreibung und Statistik Preussens, Band 2. Friedrich Nicolovius, Königsberg und Leipzig 1803, S. 33 (google.de).
  4. Friedrich Justin Bertuch (Hrsg.): Allgemeine geographische Ephemeriden, Band 31. Landes-Industrie-Comptoir, Weimar 1810 (google.de).
  5. Max Toeppen: Historisch-comparative Geographie von Preussen. Justus Perthes, Gotha 1858, S. 343 ff. (google.de).
  6. territorial.de: Kreis Heilsberg
  7. Andreas Kossert: Ostpreußen. Geschichte und Mythos. Siedler, München 2005, ISBN 3-88680-808-4, S. 353.
  8. Friedrich Justin Bertuch (Hrsg.): Allgemeine geographische Ephemeriden, Band 31. Landes-Industrie-Comptoir, Weimar 1810 (google.de).
  9. Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Königsberg (Digitalisat [abgerufen am 9. September 2020]).
  10. Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. S. 304 (Digitalisat).
  11. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preußen und ihre Bevölkerung 1871
  12. www.verwaltungsgeschichte.de: Kreis Heilsberg
  13. Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15. In: Historische Kommission zu Berlin (Hrsg.): Einzelveröffentlichungen. 85. K. G. Saur Verlag, München 2009, ISBN 978-3-598-23229-9.
  14. Datenbank der Reichstagsabgeordneten
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