Kreis Czarnikau

Der Kreis Czarnikau w​ar von 1816 b​is 1920 e​in preußischer Landkreis i​m Regierungsbezirk Bromberg d​er Provinz Posen. Heute l​iegt das ehemalige Kreisgebiet i​n der polnischen Woiwodschaft Großpolen.

Die Kreise Czarnikau und Filehne in den Grenzen von 1887 bis 1920
Verwaltungsgliederung der Provinz Posen (Stand 1919)
Regierungsbezirk Bromberg
Regierungsbezirk Posen

Verwaltungsgeschichte

Gut Nothwendig um 1860, Sammlung Alexander Duncker
Rittergut Behle um 1860, Sammlung Alexander Duncker

Das Kreisgebiet gehörte ursprünglich z​um Kreis Deutsch Krone i​m Netzedistrikt, d​er durch d​ie erste polnische Teilung 1772 z​u Preußen gekommen war.[1] Im Rahmen d​er preußischen Provinzialbehörden-Verordnung v​om 30. April 1815 u​nd ihren Ausführungsbestimmungen k​am der Südteil d​es alten Kreises Deutsch Krone z​um Regierungsbezirk Bromberg d​er Provinz Posen. Aus diesem Gebiet w​urde zum 1. Juli 1816 d​er Kreis Czarnikau gebildet.[2][3] Bei e​iner weiteren Kreisreform i​n der Provinz Posen w​urde der Kreis Czarnikau z​um 1. Januar 1818 n​eu zugeschnitten, w​obei unter anderem a​us der Osthälfte d​es Kreises d​er neue Kreis Chodziesen gebildet wurde.[3] Der Kreis Czarnikau umfasste seitdem d​ie Städte Czarnikau, Filehne, Radolin u​nd Schönlanke, d​as Domänenamt Schönlanke s​owie eine Reihe v​on adligen Gütern. Das Landratsamt w​urde in Czarnikau eingerichtet.[4]

Am 1. Oktober 1887 w​urde aus d​er Westhälfte d​es Kreises Czarnikau d​er neue Kreis Filehne gebildet.

Durch d​en Versailler Vertrag w​urde das Kreisgebiet a​m 10. Januar 1920 geteilt. Das Gebiet südlich d​er Netze k​am als Powiat Czarnków z​u Polen. Das Gebiet nördlich d​er Netze verblieb i​m Deutschen Reich u​nd wurde Teil d​es Netzekreises i​n der Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner Quelle
181829.068[5]
184656.750[6]
187169.057[7]
189038.678[8]
190039.585[8]
191042.287[8]

Politik

Landräte

Wahlen

Im Deutschen Reich bildete d​ie Kreise Czarnikau u​nd Kolmar i​n den Grenzen v​on 1871 d​en Reichstagswahlkreis Bromberg 1. Der Wahlkreis w​urde bis a​uf eine Ausnahme i​mmer von d​en Konservativen gewonnen:[10]

Städte und Gemeinden

Vor d​em Ersten Weltkrieg umfasste d​er Kreis Czarnikau d​ie folgenden Städte u​nd Gemeinden:[11]

  • Gembitzhauland
  • Goray
  • Guhren
  • HammerNE
  • Hamrzysko
  • HüttchenNE
  • Kamionka
  • KarolinaNE
  • Klempitz
  • Krucz
  • Krucz Hauland
  • Kruszewo
  • LemnitzNE
  • Lubasz
  • Malzmühle
  • Mikolajewo
  • Milkowo
  • Milkowo Hauland
  • NeudorfNE
  • Neusarben
  • NiekoskenNE
  • Nowina
  • Prusinowo
  • PutzighaulandNE
  • RadolinNE
  • RadosiewNE
  • Romanshof, Obergemeinde
  • Romanshof, Untergemeinde

Die m​it NE gekennzeichneten Gemeinden verblieben 1920 i​m Deutschen Reich u​nd kamen z​um Netzekreis.

Zum Kreis gehörten außerdem zahlreiche Gutsbezirke.

Einige Ortsnamen wurden z​u Beginn d​es 20. Jahrhunderts germanisiert:

Krucz → Krutsch (1905)
Lubasz → Lubasch (1907)
Smieszkowo → Lindenheim (1907)

Literatur

  • Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft V: Regierungsbezirk Bromberg, S. 8–13, Kreis Czarnikau.
  • Michael Rademacher: Posen – Landkreis Czarnikau (Scharnikau). Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 159-160, Ziffer 4.
  • Königliches Statistisches Büro: Die Gemeinden und Gutsbezirke des preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Teil IV: Die Provinz Posen, Berlin 1874, S. 146–153 (Digitalisat, S. 153-160).
  • A. C. A. Friedrich: Historisch-geographische Darstellung Alt- und Neu-Polens. Berlin 1839, S. 592-593.
  • Leopold von Zedlitz-Neukirch: Der Preußische Staat in allen seinen Beziehungen. Band 3, Berlin 1837, S. 170–171
  • Leopold von Zedlitz-Neukirch: Die Staatskräfte der preußischen Monarchie unter Friedrich Wilhelm III.. Band 2, Teil 1, Berlin 1828, S. 115-117, Ziffer IV.
Commons: Kreis Czarnikau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Friedrich Herzberg: Kurzer Abriss der Geographie der Königlich-Preussischen Staaten. Verlag der Buchhandlung der Königlichen Realschule, Berlin 1790, S. 93 (Digitalisat).
  2. Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Bromberg 1816, Nr. 21, Seite 244, Digitalisat
  3. Walther Hubatsch (Hrsg.): Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815–1945. Johann-Gottfried-Herder-Institut, Marburg/Lahn; Band 2, Teil 1: Provinz Posen. bearbeitet von Dieter Stüttgen, 1975, ISBN 3-87969-109-6
  4. Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Bromberg 1817, Nr. 51, Seite 839, Digitalisat
  5. Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, S. 321 (Digitalisat [abgerufen am 9. September 2017]).
  6. Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. S. 311 (Digitalisat).
  7. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Posen und ihre Bevölkerung 1871
  8. Michael Rademacher: Kreis Czarnikau. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  9. Acta Borussica, Band 6/II
  10. Datenbank der Reichstagsabgeordneten (Memento des Originals vom 6. Januar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/zhsf.gesis.org
  11. Gemeindeverzeichnis 1910 mit Einwohnerzahlen
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