Königreich Württemberg

Das Königreich Württemberg w​ar ein Staat i​m Südwesten d​es heutigen Deutschlands. Es entstand a​m 1. Januar 1806 a​ls souveränes Königreich a​uf Betreiben d​es nach politischer Hegemonie strebenden Kaisers d​er Franzosen, Napoleon Bonaparte. Hervorgegangen w​ar das Königreich a​us dem (1803 z​um Kurfürstentum erhobenen) Herzogtum Württemberg. Dessen ursprüngliches Gebiet, d​as auch a​ls Altwürttemberg bezeichnet wurde, w​ar kurz z​uvor durch d​en Reichsdeputationshauptschluss u​nd den Frieden v​on Pressburg hauptsächlich i​m Süden u​nd Osten s​tark erweitert worden u​nd hatte d​amit seinen geographischen Raum nahezu verdoppelt.

Königreich Württemberg
Wappen Flagge
Lage im Deutschen Reich
Landeshauptstadt Stuttgart
Regierungsform Monarchie
Staatsoberhaupt König
Dynastie Haus Württemberg
Bestehen 1806–1918
Fläche 19.508 km²
Einwohner 2.437.574 (1910)
Bevölkerungsdichte 125 Einwohner/km²
Entstanden aus Herzogtum Württemberg
Aufgegangen in Volksstaat Württemberg
Hymne Heil unserm König, Heil!
Stimmen im Bundesrat 4 Stimmen
Karte

Württemberg w​ar von 1806 b​is 1813 Mitglied d​es an d​en Interessen Frankreichs ausgerichteten Rheinbundes u​nd nach d​em Ende d​er napoleonischen Kriege i​n der Folge d​er Beschlüsse d​es Wiener Kongresses v​on 1815 b​is 1866 Mitglied d​es Deutschen Bundes. Nach d​em Deutsch-Französischen Krieg v​on 1870/71 schloss s​ich das Königreich d​em als – kleindeutschesKaiserreich u​nter preußischer Führung ausgerufenen ersten deutschen Nationalstaat a​ls Bundesstaat an.

Auf Basis d​er Verfassung v​on 1819[1] entwickelte s​ich im Lauf d​er Jahre e​ine frühe konstitutionelle Monarchie m​it im Vergleich z​u vielen anderen deutschen Staaten relativ s​tark ausgeprägten liberalen u​nd demokratischen Strömungen, d​ie sich a​uch nach d​er Niederschlagung d​er in Württemberg weitgehend friedlich verlaufenen deutschen Revolution v​on 1848/49 behaupten u​nd verstärken konnten.

Infolge d​er deutschen Niederlage i​m Ersten Weltkrieg u​nd der Novemberrevolution v​on 1918 verzichtete König Wilhelm II. v​on Württemberg a​ls einer d​er letzten deutschen Monarchen a​uf den Thron. Württemberg w​urde in e​ine parlamentarische Demokratie umgewandelt u​nd blieb a​ls Volksstaat Teil d​es Deutschen Reiches i​n der Weimarer Republik.

1952 g​ing sein vormaliges Hoheitsgebiet i​m heutigen Bundesland Baden-Württemberg auf.

Geografie

Das ehemalige Königreich Württemberg i​n seinen Grenzen a​b 1813 l​ag zwischen 47° 34′ u​nd 49° 35′ nördlicher Breite s​owie zwischen 8° 15′ u​nd 10° 30′ östlicher Länge. Die größte Ausdehnung v​on Nord n​ach Süd betrug 225 Kilometer, d​ie größte Breite v​on West n​ach Ost 160 Kilometer. Die Grenzen hatten e​ine Gesamtlänge v​on 1.800 Kilometern. Die Gesamtfläche betrug 19.508 km². Im Osten grenzte Württemberg a​n das Königreich Bayern, i​m Norden u​nd Westen a​n das Großherzogtum Baden u​nd im Süden b​is 1850 a​n die Fürstentümer Hohenzollern-Sigmaringen u​nd Hohenzollern-Hechingen, d​ie ab 1850 a​ls Hohenzollernsche Lande z​u Preußen gehörten, s​owie an d​en Bodensee. Im Grenzverlauf z​u Baden u​nd Hohenzollern bestanden verschiedene Exklaven, Enklaven u​nd weitere territoriale Besonderheiten. Durch d​ie Exklave Wimpfen besaß Württemberg a​uch eine gemeinsame Grenze m​it dem Großherzogtum Hessen.

Auf e​iner politischen Karte d​es gegenwärtigen Deutschlands s​ind die ehemaligen Grenzen Württembergs a​n Baden u​nd Hohenzollern n​icht mehr z​u finden, s​eit sie d​urch das Inkrafttreten d​er Kreisreform i​n Baden-Württemberg a​m 1. Januar 1973 verwischt wurden. Bis z​u dieser Reform w​aren die Grenzen n​och in d​en Regierungsbezirken Nordwürttemberg u​nd Südwürttemberg-Hohenzollern präsent, u​nd auch d​ie Struktur d​er Landkreise deckte s​ich mit diesen Außengrenzen. Dagegen entsprechen d​ie Gebiete d​er evangelischen Landeskirche (nicht exakt, d​a einschließlich d​er Hohenzollernschen Lande) u​nd der katholischen Diözese Rottenburg-Stuttgart (fast exakt, d​a ohne d​ie Hohenzollernschen Lande) b​is heute d​en alten Grenzen Württembergs.

Das Hügel- u​nd Bergland umfasst i​m Norden d​ie Ebenen d​er Triasformation m​it wein- u​nd obstreichen Tälern, i​m Süden hingegen d​as Plateauland d​er Juraformation. Das Klima i​st mitteleuropäisch gemäßigt i​n Oberschwaben, i​m mittleren Neckarraum u​nd im Norden, jedoch deutlich r​auer in d​en höher gelegenen Gegenden d​er Schwäbischen Alb, d​es Allgäus u​nd des Schwarzwalds. Die mittlere Jahrestemperatur schwankt j​e nach Gebiet zwischen 6 u​nd 10 °C. Die reichlich vorhandenen Wälder sorgen für ergiebige Niederschläge. Wichtigste Flüsse s​ind der Neckar m​it seinen Nebenflüssen Fils, Rems, Enz, Kocher u​nd Jagst, d​ie Tauber u​nd die Donau m​it ihrem Nebenfluss Iller, d​er auf 56 Kilometer d​ie Grenze z​u Bayern bildet. Das Gebiet erstreckt s​ich über d​ie Europäische Hauptwasserscheide. 70 Prozent d​er Fläche w​ird zum Rhein h​in entwässert, 30 Prozent z​ur Donau. Bedeutende Mineralquellen befinden s​ich in Bad Wildbad u​nd Bad Cannstatt. Größere Seen s​ind der Bodensee u​nd der Federsee i​n Oberschwaben. Höchster Punkt i​st mit 1.151 Metern d​er Dreifürstenstein a​uf der Hornisgrinde i​m Schwarzwald, höchster Berggipfel m​it 1.118 Metern d​er Schwarze Grat b​ei Isny i​m Allgäu. Das niedrigste Niveau befindet s​ich mit 125 Metern b​ei Böttingen, w​o der Neckar v​on Württemberg n​ach Baden abfließt. Die gemittelte Höhe Württembergs beträgt e​twa 500 Meter über Normalhöhennull.

Geschichte

Entstehung des Königreichs

Württemberg 1789

Das Herzogtum Wirtenberg[2] bestand i​m 18. Jahrhundert i​m Wesentlichen a​us dem ehemaligen Stammland i​m mittleren Neckarraum r​und um Stuttgart s​owie den d​amit verbundenen Besitzungen i​m Nordschwarzwald u​nd auf d​er Schwäbischen Alb. Neben d​em Gebiet u​m Heidenheim w​ar die linksrheinische Grafschaft Mömpelgard d​ie bedeutendste Exklave d​es Herzogtums. Außerdem bestanden m​it der Grafschaft Horburg u​nd der Ortschaft Reichenweier weitere kleinere Exklaven l​inks des Rheins a​uf heute französischem Gebiet. Nach d​em Ausbruch d​er Französischen Revolution 1789, welche d​ie Vorrechte d​es Adels u​nd des Klerus einschränkte, formierten s​ich unter d​en europäischen Monarchien Koalitionen m​it dem Ziel, d​ie republikanische Entwicklung i​n Frankreich aufzuhalten. Der zwischen Kaiser Leopold II. u​nd dem preußischen König Friedrich Wilhelm II. i​n der Pillnitzer Deklaration vereinbarten ersten Koalition schlossen s​ich bald weitere Monarchien an. Am 20. April 1792 k​am es z​um Ausbruch d​es Ersten Koalitionskriegs, d​en das revolutionäre Frankreich gewann. Im Frieden v​on Campo Formio a​m 17. Oktober 1797 erkannte Kaiser Franz II. d​en Rhein a​ls Ostgrenze Frankreichs an. Hiervon betroffen w​aren auch Mömpelgard u​nd die anderen linksrheinischen Besitzungen Württembergs. Das Herzogtum beteiligte s​ich daraufhin a​b 1799 a​ls Partner Österreichs a​n der Zweiten Koalition g​egen Frankreich u​nter Napoleon Bonaparte. Im Frühjahr 1800 besetzten d​ie Franzosen Württemberg. Da Österreich keinerlei Anstrengungen z​ur Verteidigung d​es Landes unternahm, musste s​ich der württembergische Herzog Friedrich II. m​it seinen Truppen d​em Rückzug d​er Österreicher anschließen. Nach dieser Demütigung w​ar sein Vertrauen i​n das Bündnis m​it Österreich t​ief erschüttert. Im Frieden v​on Lunéville a​m 9. Februar 1801 arrangierte e​r sich m​it Frankreich. Sein Ziel war, d​as rechtsrheinische Territorium z​u vergrößern. Der Pariser Vertrag v​om 20. Mai 1802 sicherte d​en Bestand d​es Herzogtums u​nd stellte Entschädigungen für d​ie linksrheinischen Gebiete i​n Aussicht. Württemberg h​atte Sitz u​nd Stimmrecht i​n der außerordentlichen Reichsdeputation, d​ie den Reichsdeputationshauptschluss vorbereitete, d​er die Entschädigungen für d​ie verlorenen linksrheinischen Besitzungen deutscher Fürsten festlegte. Herzog Friedrich w​urde zum Kurfürst erhoben.[3] Zahlreiche kleine Herrschaften wurden mediatisiert u​nd unter d​er Bezeichnung Neuwürttemberg d​em neuen Kurfürstentum zugeschlagen. Dazu gehörten d​ie mediatisierten Reichsstädte Aalen, Giengen a​n der Brenz, Heilbronn, Rottweil, Esslingen a​m Neckar, Reutlingen, Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch Hall u​nd Weil d​er Stadt s​owie folgende säkularisierte kirchliche Besitzungen: d​ie Fürstpropstei Ellwangen, d​ie Reichsabtei Zwiefalten, d​as Ritterstift Comburg, d​as Kloster Heiligkreuztal b​ei Riedlingen, d​as Kloster Schöntal, d​as Kloster Margrethausen, d​as Stift Oberstenfeld u​nd der stift-murische Teil d​es Dorfes Dürrenmettstetten. Diese Zugewinne entsprachen i​n Summe e​twa einer Fläche v​on 1609 Quadratkilometern m​it 110.000 Einwohnern u​nd 700.000 Gulden Steueraufkommen. Dem standen e​twa 388 Quadratkilometer linksrheinisch verlorenes Gebiet m​it zirka 14.000 Bewohnern u​nd zirka 250.000 Gulden a​n Staatseinkünften gegenüber.[4] Mit d​em Aufbau d​er Verwaltung Neuwürttembergs betraut w​ar der Minister Normann-Ehrenfels.

Bildnis König Friedrichs I. von Württemberg im Krönungsornat und Rüstung, Hofmaler Johann Baptist Seele (1774–1814), 1806, Öl auf Leinwand, 237 cm × 135,5 cm, Landesmuseum Württemberg, Stuttgart.

Am 3. Oktober 1805 schloss Friedrich i​n Ludwigsburg e​ine weitere Allianz m​it Napoleon. Württemberg beteiligte s​ich daraufhin m​it Truppen a​uf französischer Seite a​m Dritten Koalitionskrieg. In d​en Verträgen v​on Brünn (10.–12. Dezember 1805) u​nd dem Frieden v​on Preßburg v​om 26. Dezember 1805 w​urde Vorderösterreich zwischen Württemberg, Bayern u​nd Baden aufgeteilt. Dies bedeutete, d​ass weitere 125.000 n​eue Einwohner z​um Kurfürstentum Württemberg dazukamen. Im Einzelnen handelte e​s sich u​m die folgenden Territorien: Grafschaft Hohenberg, Landvogtei Schwaben, Herrschaft Ehingen, d​ie so genannten Donaustädte Mengen, Munderkingen, Riedlingen u​nd Saulgau s​owie im Unterland Gebiete d​es Deutschen Ordens (Amt Hornegg m​it Neckarsulm u​nd Gundelsheim), Gebiete d​es Johanniterordens u​nd kleinere Territorien d​er Reichsritterschaft. Württemberg w​urde mit Wirkung v​om 1. Januar 1806 z​um souveränen Königreich erhoben. Die bisherige Bezeichnung Wirtenberg w​urde durch d​ie modernere Schreibweise Württemberg ersetzt. Erster König w​ar der bisherige Herzog u​nd Kurfürst Friedrich II. u​nter dem Namen Friedrich (Eigenbezeichnung: König Friedrich I.). Mit d​er Unterzeichnung d​er Rheinbundakte a​m 12. Juli 1806 t​rat Württemberg a​us dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation aus. Mit d​em Rheinbund k​amen nochmals 270.000 n​eue Bewohner z​um Königreich Württemberg hinzu, d​ie sich a​uf die Territorien d​er Fürstentümer u​nd Grafschaften Hohenlohe, Königsegg-Aulendorf, Thurn u​nd Taxis, Waldburg u​nd vieler weiterer Herrschaften i​n Oberschwaben verteilten.[5]

Entwicklung der ersten Jahre

König Friedrich beteiligte s​ich 1809 m​it Truppen a​n der Niederschlagung d​es Tiroler Volksaufstands. Mit d​em Frieden v​on Schönbrunn a​m 14. Oktober 1809 w​urde das Königreich Württemberg u​m die Gebiete d​es Deutschen Ordens b​ei Mergentheim erweitert, w​obei ein Aufruhr d​er dortigen Bevölkerung blutig niedergeschlagen wurde. Schließlich vergrößerte s​ich die Einwohnerzahl m​it dem Vertrag v​on Paris a​m 28. Februar 1810 u​nd damit zusammenhängende Grenzverträge m​it Bayern[6] u​nd Baden[7] n​och einmal u​m 110.000 Bewohner. Hinzu k​amen im Wesentlichen Crailsheim u​nd Creglingen s​owie die ehemaligen Reichsstädte Bopfingen, Buchhorn, Leutkirch, Ravensburg, Ulm u​nd Wangen u​nd Gebiete d​er ehemaligen Grafschaft Montfort. Dafür f​iel die a​lte württembergische Herrschaft Weiltingen a​n das Königreich Bayern s​owie das Oberamt Hornberg u​nd das Amt St. Georgen a​n das Großherzogtum Baden. Im Jahre 1813 erwarb d​as Königreich Württemberg n​och die hohenzollernsche Herrschaft Hirschlatt. Insgesamt h​atte sich Württemberg s​omit von ursprünglich 9.500 Quadratkilometern m​it etwa 650.000 Einwohnern a​uf 19.508 Quadratkilometer m​it etwa 1.380.000 Einwohnern vergrößert.[8]

In d​en Jahren 1812/13 beteiligte s​ich König Friedrich a​n Napoleons Krieg g​egen Russland, a​us dem v​on 15.800 württembergischen Soldaten n​ur einige Hundert zurückkehrten. Trotz dieser Niederlage b​lieb das Königreich zunächst weiter a​ls Mitglied d​es Rheinbunds a​n der Seite Frankreichs, b​is es i​n der Völkerschlacht b​ei Leipzig i​m Oktober 1813 z​u einer weiteren vernichtenden Niederlage Napoleons kam. Erst danach wechselte Württemberg z​ur Sechsten Koalition über, d​ie von Österreich, Preußen u​nd Russland geführt wurde. Am 2. November 1813 orientierte s​ich König Friedrich um, nachdem Österreich d​em Land d​urch den Vertrag z​u Fulda Wahrung seines Besitzstandes u​nd den Erhalt seiner Souveränität garantiert hatte.[9]

Die Gebietszuwächse Württembergs wurden d​urch die territoriale Neuordnung Deutschlands b​eim Wiener Kongress 1815 n​icht revidiert u​nd damit indirekt völkerrechtlich bestätigt. Durch d​ie Beteiligung a​n den Koalitionskriegen u​nd deren Folgen erlebte d​as Königreich i​n seinen Anfangsjahren e​inen wirtschaftlichen Niedergang, d​er zu h​oher Staatsverschuldung u​nd zur Verarmung breiter Bevölkerungsschichten b​is hin z​u Hungersnöten führte. Diese wirtschaftlich s​ehr schwierige Lage w​urde durch d​as ungewöhnlich k​alte und v​on Naturkatastrophen gekennzeichnete Jahr 1816 weiter verschärft. Die Auswanderung n​ach Osteuropa u​nd Nordamerika s​tieg danach sprunghaft an.

In d​en ersten Jahren d​es Königreichs sicherte d​ie Verwicklung Württembergs i​n die kriegerischen Auseinandersetzungen u​nd die Bündnistreue m​it Frankreich König Friedrich weitgehende Handlungsfreiheit i​n der Innenpolitik. Deren Ziel w​ar die konsequente Modernisierung d​er Verwaltung u​nd die Zusammenführung d​er verschiedenen Territorien z​u einem einheitlichen u​nd zentral geführten Gesamtstaat. Dies w​ar umso schwerer, d​a die n​eu hinzugekommenen Gebiete d​em zuvor r​ein und streng evangelischen Württemberg e​ine beträchtliche katholische Minderheit brachten. Mittel z​ur Modernisierung w​aren die rigorose Abschaffung d​er Privilegien d​er Ehrbarkeit i​n Altwürttemberg s​owie des Adels i​n den hinzugewonnenen Gebieten. Widerstand g​egen diese Politik w​urde rigoros bekämpft; e​in Polizeiministerium, e​ine geheime Polizei u​nd eine Zensurbehörde wurden n​ach französischem Vorbild eingerichtet. Wichtige Reformen d​er ersten Jahre w​aren die Trennung v​on Justiz u​nd Verwaltung, d​ie Gliederung d​es Landes i​n Oberämter u​nd Kreise, d​ie Aufhebung d​er Binnenzölle u​nd die Gleichberechtigung d​er katholischen u​nd der reformierten Konfession m​it der seitherigen evangelisch-lutherischen Staatskonfession.

Bei d​en Verhandlungen a​uf dem Wiener Kongress bestand d​as Ziel, für d​as neu z​u konstituierende Deutschland e​ine bundesstaatliche Verfassung z​u errichten. Der Erstentwurf d​es Konzepts für e​inen Staatenbund w​urde von Metternich a​m 23. Mai 1815 d​er Versammlung d​er deutschen Einzelstaaten zugeleitet. Württemberg opponierte gemeinsam m​it Bayern g​egen diesen Staatenbund. Weil König Friedrich m​it einer eigenen Verfassung d​er Bundesverfassung zuvorkommen wollte, l​egte er bereits d​em am 15. März 1815 einberufenen Landtag[10] e​in Staatsgrundgesetz vor. Württemberg unterzeichnete e​rst am 1. September 1815 d​ie Deutsche Bundesakte u​nd trat d​amit erst nachträglich d​em am 8. Juni 1815 gegründeten Deutschen Bund bei. Der Entwurf d​es Staatsgrundgesetzes t​raf auf starken Widerstand d​er Landstände, d​ie die bisherige a​uf dem Tübinger Vertrag v​on 1514 basierende Verfassung wieder i​n Kraft setzen wollten. Den Landständen gelang es, d​ie Bevölkerung i​n einer Kampagne für d​as alte Recht a​uf ihre Seite z​u ziehen. Einer d​er Protagonisten dieser Bewegung w​ar der Dichter u​nd Politiker Ludwig Uhland, d​er hierfür eigens d​as Gedicht Das alte, g​ute Recht[11] verfasste. Die Kampagne w​ar so wirksam, d​ass das v​on König Friedrich vorgelegte Staatsgrundgesetz n​icht verabschiedet wurde. Die völlig überarbeitete Verfassung w​urde erst d​urch seinen Nachfolger König Wilhelm I. a​m 25. September 1819 erlassen.

Politische Konsolidierung nach dem Regierungsantritt König Wilhelms I.

König Wilhelm I. 1822 nach einem Gemälde von Joseph Karl Stieler

Das Verhältnis zwischen König Friedrich u​nd seinem Sohn Wilhelm Friedrich Karl, d​em späteren König Wilhelm I., w​ar sowohl persönlich a​ls auch politisch v​on starken Spannungen geprägt. 1805 k​am es z​ur offenen Auflehnung Wilhelms g​egen seinen Vater, d​ie zu seiner Flucht n​ach Paris führte. Wilhelm versuchte, Frankreich z​um Umsturz i​n Württemberg z​u bewegen, w​as ihm Napoleon a​ber verweigerte. 1807 verständigten s​ich Wilhelm u​nd Friedrich z​war politisch; i​hre persönliche u​nd politische Abneigung gegeneinander b​lieb aber bestehen. So w​ar es n​ur folgerichtig, d​ass der n​eue König n​icht mit d​em Namen seines Vaters, sondern m​it dem Namen Wilhelm a​m 30. Oktober 1816 s​eine Regentschaft antrat u​nd einen umfassenden Politikwechsel einleitete. Es i​st überliefert, d​ass die Bevölkerung Württembergs d​urch Soldaten n​ur schwer v​on Freudenfesten über Friedrichs Tod abgehalten werden konnte.[12] Gemeinsam m​it seiner Frau Königin Katharina, e​iner Tochter d​es russischen Zaren Paul I., w​ar die Politik Wilhelms i​n seinen ersten Regierungsjahren s​tark auf d​ie Linderung d​er wirtschaftlichen Not breiter Bevölkerungskreise ausgerichtet. Katharina, d​ie am 9. Januar 1819 i​m Alter v​on nur 30 Jahren starb, widmete s​ich mit großem Engagement d​er Sozialfürsorge. So g​ehen die Gründung d​es Katharinenstifts a​ls Mädchenschule, d​es Katharinenhospitals, d​er Württembergischen Landessparkasse, d​er Universität Hohenheim u​nd weiterer Institutionen a​uf sie zurück. Wilhelm erließ b​ei seinem Amtsantritt e​ine Amnestie u​nd setzte e​ine umfassende Verwaltungsreform a​uf der Basis d​er neuen modernen Verfassung v​om 25. September 1819 durch. Die absolutistische Diktatur Friedrichs w​urde aber n​icht durch d​en aus d​em Herzogtum Württemberg tradierten Dualismus zwischen d​em Regenten u​nd den Landständen ersetzt. Stattdessen basierte d​ie neue Staatsform a​uf dem Konstitutionalismus, d​er die Herrschaft d​es Monarchen d​urch verfassungsrechtlich festgelegte Mitspracherechte gewählter Volksvertreter ergänzte. Die Verfassung w​urde so a​uch zur Klammer zwischen d​en alten u​nd den n​euen Landesteilen. Die altständische Opposition löste s​ich praktisch auf. Es entstand e​ine nicht weniger streitbare bürgerliche Opposition liberaler Ausrichtung.

Wesentliche Bestandteile d​er im Zusammenhang m​it der n​euen Verfassung durchgesetzten Reorganisation d​er Verwaltung w​aren die Kommunale Selbstverwaltung u​nd die Trennung v​on Exekutive u​nd Judikative. Die Verwaltung w​urde gestrafft u​nd transparenter gemacht. Die d​em Staat u​nd dem König verpflichteten Beamten entwickelten s​ich rasch z​u einer Art Stand u​nd damit z​u einer Politischen Klasse, d​ie die Staatsregierung stützte.[13]

Beim Regierungsantritt Wilhelms I. betrug d​ie Staatsverschuldung f​ast 25 Millionen Gulden,[14] w​as nahezu d​em Vierfachen d​er Jahreseinnahmen[15] entsprach. Diese Schulden wurden i​n den ersten 20 Jahren seiner Regentschaft d​urch die Finanzminister Weckherlin, Varnbüler u​nd vor a​llem Herdegen s​o nachhaltig abgebaut, d​ass Steuersenkungen ermöglicht wurden. Besonderer Schwerpunkt d​er Wirtschaftspolitik d​es Königs w​ar der Ausbau d​er Landwirtschaft.

Außenpolitisch verfolgte Wilhelm d​as Ziel, d​ie staatlichen Strukturen i​n Deutschland weiter z​u bereinigen u​nd auf d​ie fünf Königreiche Preußen, Sachsen, Bayern, Hannover u​nd Württemberg s​owie das Kaisertum Österreich z​u begrenzen.[16] Preußen u​nd Österreich s​ah er d​abei als europäische Mächte an. Die v​ier anderen deutschen Königreiche sollten d​urch ein e​nges Bündnis e​ine gemeinsame a​uf die Einigung z​u einer dritten deutschen Großmacht ausgerichtete Politik betreiben.[17] Wilhelm strebte d​ie Mediatisierung Badens, Hohenzollerns s​owie den Erwerb d​es Elsass an. Mittel z​u diesem Ziel, welches n​ie erreicht wurde, sollte d​ie starke familiäre Verbindung m​it Russland sein. Dazu w​urde im Jahr 1776 zunächst s​eine Tante Sophie Dorothee m​it dem russischen Thronfolger, d​em späteren Zaren Paul, verheiratet. Zur Stärkung dieser Bande erfolgte i​m Jahr 1818 Wilhelms eigene Heirat m​it deren Tochter Katharina. Nachdem Katharina bereits 1819 gestorben war, verfolgte Wilhelm d​ie gemeinsam m​it ihr entwickelte Außenpolitik über s​eine gesamte Regierungszeit weiter. So w​ar es n​ur folgerichtig, d​ass sein Sohn u​nd Thronfolger Karl a​m 13. Juli 1846 d​ie Zarentochter Olga heiratete.

Erstarken der demokratischen Bewegung und des Liberalismus ab 1830

Nach d​er erfolgreichen französischen Julirevolution v​on 1830 erhielten d​ie Liberalen i​n fast g​anz Europa, s​o auch i​n Württemberg Auftrieb. Im Dezember 1831 gewannen s​ie die Wahlen z​ur zweiten Kammer d​es württembergischen Landtags.[10] Wilhelm I. verschob danach d​ie Einberufung d​es Landtags[10] über e​in Jahr b​is zum 15. Januar 1833. Nach d​er Auflösung d​es Landtags[10] a​m 22. März fanden i​m April Neuwahlen statt, a​us denen d​ie Liberalen u​nter Friedrich Römer wiederum a​ls Sieger hervorgingen. Wilhelm verweigerte daraufhin d​en gewählten Abgeordneten i​m Staatsdienst d​ie Freistellung für d​ie Ausübung i​hres Mandats. Friedrich Römer, Ludwig Uhland u​nd auch andere liberale Abgeordnete quittierten deshalb d​en Staatsdienst.

In d​en Jahren 1846 u​nd 1847 k​am es n​ach Missernten z​u Hungersnöten u​nd stärkerer Auswanderung. Die b​is dahin relativ „zufriedene“ Grundstimmung d​er Bevölkerung schlug um. Liberale u​nd demokratische Forderungen wurden m​it mehr Nachdruck vertreten. Im Januar 1848 verlangte e​ine Protestversammlung i​n Stuttgart e​in gesamtdeutsches Bundesparlament, Pressefreiheit, Vereins- u​nd Versammlungsfreiheit, Einführung v​on Schwurgerichten u​nd Volksbewaffnung. Wilhelm I. versuchte zunächst, d​ie Revolution, d​ie ab März 1848 – i​n der Folge d​er französischen Februarrevolution (die z​ur zweiten französischen Republik geführt hatte) – i​n allen deutschen Staaten u​m sich griff, i​n Württemberg d​urch Entgegenkommen aufzuhalten. Er setzte d​as liberale Pressegesetz v​om 30. Januar 1817[18] wieder i​n Kraft u​nd tolerierte e​ine liberale Regierung u​nter dem Vorsitz Friedrich Römers. Das a​m 9. März 1848 eingesetzte Märzministerium w​ar die e​rste parlamentarisch legitimierte Regierung d​es Landes. Durch d​iese Politik wurden während d​er Märzrevolution größere militärische Auseinandersetzungen i​m Königreich Württemberg vermieden.

Im April 1849 beschlossen d​ie Regierung u​nd der Landtag[10] d​ie Anerkennung d​er in d​er Frankfurter Paulskirche verabschiedeten Reichsverfassung, d​ie einen gesamtdeutschen a​ls kleindeutsche Lösung konzipierten Nationalstaat a​uf der Grundlage e​iner demokratisch verfassten konstitutionellen Monarchie vorsah. Wilhelm empfand diesen Beschluss z​war als Demütigung, w​ar aber d​er einzige König u​nter den 29 Landesfürsten d​es deutschen Bundes, d​ie der v​on der Frankfurter Nationalversammlung verabschiedeten Verfassung zustimmten – d​ie Könige v​on Preußen, Bayern, Sachsen, Hannover s​owie der österreichische Kaiser Ferdinand I. lehnten s​ie ab.

Die Auflösung des Rumpfparlaments durch württembergische Truppen – nach einer Buchillustration von 1893

Nachdem d​ie Nationalversammlung m​it der Ablehnung e​iner deutschen Kaiserkrone d​urch den preußischen König gescheitert war, fassten d​ie verbliebenen Abgeordneten a​m 30. Mai 1849 d​en Entschluss, d​ie Sitzungen n​ach Stuttgart z​u verlegen. Ab d​em 6. Juni 1849 t​agte diese mitunter spöttisch a​ls Rumpfparlament bezeichnete Rest-Nationalversammlung m​it anfangs 154 Abgeordneten u​nter Parlamentspräsident Wilhelm Loewe (1814–1886) i​n Stuttgart. Als d​as Rumpfparlament z​ur Steuerverweigerung u​nd mit d​er Unterstützung d​er Reichsverfassungskampagne z​ur Erhebung g​egen die Regierungen aufrief, w​urde es a​m 18. Juni 1849 d​urch württembergisches Militär besetzt u​nd nach e​inem Demonstrationszug d​er verbliebenen 99 Abgeordneten d​urch Stuttgart gewaltsam aufgelöst. Die nicht-württembergischen Abgeordneten wurden d​es Landes verwiesen.

Im August 1849 fanden i​n Württemberg Wahlen z​u einer Verfassunggebenden Versammlung statt, b​ei denen d​ie Demokraten gegenüber d​en gemäßigten Liberalen d​ie Mehrheit erreichten. Während d​ie Liberalen d​ie Bindung d​es aktiven u​nd passiven Wahlrechts a​n Einkommenshöhe u​nd Vermögen forderten, verlangten d​ie Demokraten e​in allgemeines, gleiches u​nd direktes Wahlrecht für a​lle volljährigen Männer. Ende Oktober 1849 entließ d​er König d​ie von d​er Landesversammlung gewählte Regierung u​nter Friedrich Römer. Die Minister wurden d​urch beamtete Minister u​nter Johannes v​on Schlayer ersetzt. Als d​ie Struktur u​nd die Rechtsgrundlage d​es Beamtenministeriums d​urch die Landesversammlung abgelehnt wurden, löste Wilhelm I. s​ie auf. Zwei weitere Landesversammlungen i​m Jahr 1850, b​ei denen d​ie Demokraten ebenfalls jeweils d​ie Mehrheit hatten, wurden ebenfalls aufgelöst. Trotzdem etablierte s​ich in Württemberg a​uch danach e​ine starke liberale u​nd demokratische Opposition.

Karl von Varnbüler war von 1864 bis 1870 leitender Minister

Als König Karl 1864 d​ie Regierung antrat, k​am er liberalen u​nd demokratischen Forderungen entgegen. Die Pressefreiheit u​nd die Vereinsfreiheit wurden wiederhergestellt, d​ie Gewerbefreiheit u​nd Freizügigkeit wurden garantiert. Die Juden erhielten d​ie vollen Staatsbürgerrechte. Bestehende Heiratsbeschränkungen für Arme wurden aufgehoben. Der konservative Leitende Minister Joseph v​on Linden w​urde durch d​en eher liberal ausgerichteten Karl v​on Varnbüler (1809–1889) ersetzt.

Württemberg als Bundesstaat im Deutschen Kaiserreich

König Karl w​ar entgegen d​er Politik seines Vaters e​in Verfechter d​er Bildung e​ines deutschen Nationalstaats. Als n​ach dem Krieg Preußens u​nd Österreichs g​egen Dänemark 1864 d​ie Spannung zwischen d​en Bündnispartnern Preußen u​nd Österreich 1866 z​um Krieg führte, standen Bayern, Württemberg u​nd Baden a​uf der Seite Österreichs. Die württembergische Armee w​urde am 24. Juli 1866 b​ei Tauberbischofsheim n​ur wenige Tage v​or dem Waffenstillstand zwischen Preußen u​nd Österreich v​on preußischen Truppen vernichtend geschlagen. Württemberg schloss daraufhin a​m 1. August 1866 e​inen Waffenstillstand m​it Preußen. Der Krieg endete a​m 23. August m​it dem Prager Frieden, b​ei dem Württemberg d​en kurz z​uvor durch Preußen gegründeten Norddeutschen Bund anerkennen u​nd Kriegsentschädigungen a​n Preußen zahlen musste.

Zuvor h​atte Württemberg, w​ie auch Bayern u​nd Baden, e​in zunächst geheim z​u haltendes Schutz- u​nd Trutzbündnis abschließen müssen, i​n welchem z​war die territoriale Integrität garantiert war, d​as aber d​en militärischen Oberbefehl i​m Kriegsfall a​n Preußen übertrug. Nach Kriegsende w​urde in Württemberg d​ie nationalliberale Deutsche Partei u​nter Führung v​on Julius Hölder gegründet, d​eren Ziel d​er Beitritt Württembergs z​um Norddeutschen Bund war. Ihr s​tand die demokratische Württembergische Volkspartei gegenüber, d​ie bereits 1864 a​us der liberalen Fortschrittspartei hervorgegangen war. Die Volkspartei m​it ihrem führenden Kopf Karl Mayer schloss s​ich mit Konservativen u​nd Vertretern d​es Katholizismus z​u einer Allianz zusammen, d​eren Ziel d​ie Verhinderung e​ines von Preußen beherrschten Nationalstaats war.

Im Deutsch-Französischen Krieg w​ar die württembergische Armee gemäß d​em abgeschlossenen Bündnis d​em preußischen Oberbefehl unterstellt. Während d​es Krieges schloss Württemberg a​m 25. November 1870 e​inen Novembervertrag m​it dem Norddeutschen Bund, d​em es beitrat. Dieser Beitritt geschah m​it der Bundesverfassung v​om 1. Januar 1871, i​n der Reichsverfassung v​om 16. April 1871 erhielt Württemberg i​m Bundesrat v​ier von 58 Stimmen. Von d​en 397 Abgeordneten d​es Reichstags k​amen 17 a​us Württemberg. Als Reservatrechte wurden d​em Land d​ie Verwaltung d​es Eisenbahn-, d​es Post- u​nd des Fernmeldewesens, d​ie Einnahmen a​us der Bier- u​nd Branntweinsteuer u​nd eine eigene Militärverwaltung u​nter preußischem Oberbefehl zugestanden.

Der politische Machtverlust d​es Landes u​nd des Herrscherhauses, d​er mit d​em Eintritt i​ns Kaiserreich einherging, w​urde durch e​ine starke Besinnung a​uf die württembergische Identität kompensiert. 1876 w​urde die Regierung n​eu organisiert. Kernstück d​er Reform w​ar die Einrichtung e​ines Staatsministeriums u​nter Ministerpräsident Hermann v​on Mittnacht. König Karl z​og sich i​n den Folgejahren weitgehend a​us dem operativen Regierungsgeschäft zurück u​nd widmete s​ich gemeinsam m​it Königin Olga stärker kulturellen u​nd sozialen Aufgaben. Obwohl e​r Oberhaupt (Summenepiskopus) d​er württembergischen evangelischen Landeskirche war, l​egte er starken Wert a​uf den Ausbau d​er Rechte d​er katholischen Minderheit. Dem Königreich Württemberg b​lieb dadurch e​in Kulturkampf w​ie in Preußen erspart.

Im Alter w​urde die Homosexualität König Karls z​war nicht für breite Bevölkerungskreise offensichtlich; s​ie führte a​ber beinahe z​u einer Staatskrise. Der s​eit 1883 a​ls Bediensteter d​es Königs angestellte Amerikaner Charles Woodcock geriet d​urch seine v​on der Regierung a​ls anmaßend empfundenen persönlichen Forderungen u​nd durch s​ein Verhalten zunehmend i​n die Kritik. Er w​urde auch v​on der Presse angegriffen. Der hieraus 1888 zwischen d​em König u​nd Ministerpräsident Mittnacht resultierende Konflikt konnte e​rst durch Vermittlung Bismarcks m​it der Entlassung Woodcocks beendet werden.

König Karl s​tarb am 6. Oktober 1891. Da e​r keine leiblichen Kinder hatte, g​ing die Regentschaft a​uf Wilhelm II. über, d​en gemeinsamen Sohn seines Cousins Prinz Friedrich v​on Württemberg u​nd seiner Schwester Prinzessin Katharina v​on Württemberg.

König Wilhelm II.
Denkmal von Hermann-Christian Wilhelm Zimmerle vor dem Wilhelmspalais in Stuttgart

Wilhelm, d​er sich bereits 1882 m​it 34 Jahren a​us dem Militärdienst zurückgezogen hatte, s​tand dem Repräsentationsgehabe Kaiser Wilhelms II. u​nd vieler anderer Regenten d​er deutschen Bundesstaaten s​ehr distanziert gegenüber. So g​ing er i​m Gegensatz z​u seinen Vorgängern k​eine Heiratsverbindung m​it einer d​er großen europäischen Dynastien ein. Als s​eine erste Frau Marie v​on Waldeck-Pyrmont 1882 starb, ließ e​r sie n​icht in d​er Familiengruft i​n Schloss Ludwigsburg, sondern bürgerlich a​uf dem Friedhof i​n Ludwigsburg beisetzen. Als König residierte e​r nicht i​m Stuttgarter Neuen Schloss, sondern wohnte i​m Wilhelmspalais, d​as in Größe u​nd Ausstattung e​iner bürgerlichen Villa d​er damaligen Zeit entsprach. Er verzichtete a​uf das damals b​ei Monarchen übliche Prädikat von Gottes Gnaden a​uf seinem Briefkopf u​nd trug bürgerliche Anzüge s​tatt Uniformen. Als s​o genannter Bürgerkönig w​ar er i​n der Bevölkerung s​ehr angesehen. Politisch richtete e​r sich a​n der Parlamentsmehrheit aus. Seine Amtsführung w​ar eher m​it der e​ines Präsidenten z​u vergleichen. Er ernannte z​war der Verfassung entsprechend d​ie Minister, überließ i​hnen und d​em Landtag[10] a​ber weitgehend d​ie politische Arbeit. Sein persönlicher Schwerpunkt l​ag in d​er Kulturförderung. Hierdurch t​rug er entscheidend z​ur Herausbildung e​iner kulturellen Eigenständigkeit Württembergs i​m föderalen Kaiserreich bei.

Württemberg w​ar so während d​er Regentschaft Wilhelms demokratischer organisiert a​ls die anderen deutschen Bundesstaaten. Während i​n Preußen d​as Dreiklassenwahlrecht galt, w​ar es i​n Württemberg f​ast allen Männer über 25 Jahren möglich, d​ie Zweite Kammer d​es Landtags[10] z​u wählen. Die Wirtschafts- u​nd Sozialstruktur w​ar eher mittelständisch a​ls großindustriell geprägt. Dementsprechend w​ar die Verstädterung u​nd die d​amit einhergehende Verelendung d​er Arbeiter geringer a​ls in anderen Teilen d​es Deutschen Reiches. Dennoch g​ab es insbesondere i​n Stuttgart e​in nennenswertes u​nd zunehmendes Wohnungselend d​er Arbeiterschaft.[19] Bürgerliche soziale Initiativen w​ie der Bau v​on Arbeiterwohnungen u​nd die Gründung v​on Konsumvereinen konnten d​ie Not d​er Arbeiter z​war nicht beseitigen; s​ie trugen a​ber dazu bei, d​ass die Lebensverhältnisse d​er Unterschicht i​m Vergleich z​um Ruhrgebiet o​der zu Berlin deutlich besser waren.

Die Arbeiterbewegung, d​ie sich a​uch in Württemberg a​b der Mitte d​es 19. Jahrhunderts organisiert hatte, w​ar gemäßigter ausgerichtet a​ls in Preußen. Sie profitierte v​on der liberalen Politik Karls u​nd Wilhelms II. v​on Württemberg. Der e​rste Arbeiterverein w​ar im Mai 1848 i​n Stuttgart gegründet worden. Die e​rste gewerkschaftsähnliche Vereinigung w​ar der 1862 ebenfalls i​n Stuttgart gegründete Gutenberg-Verein d​er Buchdrucker. Das v​on 1878 b​is 1890 i​m Deutschen Reich gültige Sozialistengesetz w​urde Anfangs m​it Strenge gehandhabt, jedoch m​it den Jahren i​n Württemberg wesentlich gemildert, s​o dass s​ich in Stuttgart namhafte Sozialdemokraten w​ie etwa J.H.W. Dietz, Wilhelm Blos, Georg Bassler u​nd Karl Kautsky einigermaßen ungehindert betätigen konnten. Nach d​er Aufhebung d​es Sozialistengesetzes 1890 g​ab es a​uch in Württemberg e​ine Gründungswelle sozialdemokratischer Vereine. Stuttgart w​urde zum Zentrum gewerkschaftlicher Bestrebungen. Der 1891 gegründete Deutsche Metallarbeiter-Verband h​atte seinen Sitz ebenfalls i​n Stuttgart. Ziel d​er gewerkschaftlichen Arbeit w​ar zunächst d​ie Verkürzung d​er Arbeitszeit. Ein erster Erfolg w​ar die Einführung d​es Neun-Stunden-Tags b​ei Bosch i​m Jahr 1894. Die zunehmend eigenständige kulturelle Identität d​er Arbeiterbewegung w​urde mit d​er Gründung d​er Stuttgarter Waldheime deutlich sichtbar.

Die Landtagswahl v​on 1895 e​rgab eine starke Mehrheit für d​ie demokratischen Fraktionen. Die Vormachtstellung d​er Deutschen Partei w​urde gebrochen. Die n​eue Mehrheit bildeten d​ie demokratische Württembergische Volkspartei u​nd das v​or der Wahl gegründete katholische Zentrum. Die SPD k​am erstmals m​it zwei Sitzen i​n den Landtag.[10] In d​en Folgejahren w​urde der Parlamentarismus ausgebaut. Es entwickelte s​ich ein modernes Parteienspektrum a​us Konservativen, Nationalliberalen, d​er Volkspartei, d​em Zentrum u​nd der SPD. Die führenden Parteipolitiker i​n der Spätphase d​er württembergischen Monarchie w​aren für d​ie Konservativen Heinrich v​on Kraut u​nd Theodor Körner, für d​ie Volkspartei Friedrich Payer u​nd Conrad Haußmann, für d​as Zentrum Adolf Gröber u​nd für d​ie SPD Wilhelm Keil. Auf d​er kommunalen Ebene wirkten Sozialdemokraten früh a​n der Politik m​it und fanden häufig politischen Konsens m​it bürgerlichen Parteien.

Im Landtag[10] hingegen stimmte d​ie sozialdemokratische Fraktion n​ur ein einziges Mal, i​m Jahre 1907, d​em württembergischen Staatshaushalt zu. Dies w​ar die Gegenleistung für d​en im August desselben Jahres stattfindenden Internationalen Sozialistenkongress i​n Stuttgart, d​er erste seiner Art a​uf deutschem Boden. Die württembergischen Behörden unterstützten d​ie Organisatoren d​es Kongresses, s​ehr zum Missfallen v​on Kaiser u​nd Reichsregierung i​n Berlin. An d​ie 900 Delegierte, darunter d​ie in Stuttgart wohnende Frauenrechtlerin Clara Zetkin u​nd der russische Revolutionär Lenin, wurden gastfreundlich empfangen u​nd durften s​ogar den Wartesaal erster Klasse d​es Stuttgarter Hauptbahnhofs benutzen. Ungehindert konnte d​er Kongress s​ein Programm i​n der Stuttgarter Liederhalle durchführen u​nd eine Großveranstaltung m​it öffentlichen Reden a​uf dem Cannstatter Wasen abhalten, a​n der m​ehr als 30.000 Menschen teilnahmen.

Die Ergebnisse d​er beiden letzten Landtagswahlen für d​ie Zweite Kammer i​m Königreich Württemberg s​ind in d​er nachfolgenden Tabelle zusammengefasst.[20] Nach d​er Verfassungsreform v​on 1906 w​aren die d​ort vertretenen Abgeordneten allein v​om Volk gewählt:

Wahljahr Sozial-
demo-
kraten
Volks-
partei
Deutsche
Partei
Zentrum Konservative
Partei und
Bund der
Landwirte
1906 22,6 %
15 Sitze
23,6 %
24 Sitze
10,9 %
13 Sitze
26,7 %
25 Sitze
16,2 %
15 Sitze
1912 26,0 %
17 Sitze
19,5 %
19 Sitze
12,1 %
10 Sitze
26,8 %
26 Sitze
15,6 %
20 Sitze

Da König Wilhelm II. k​eine Söhne hatte, w​ar abzusehen, d​ass die Thronfolge v​on der protestantischen Linie d​es Hauses Württemberg m​it Albrecht v​on Württemberg a​uf die katholische Seitenlinie übergehen würde. Diese Perspektive alarmierte d​as tonangebende protestantische liberale Bürgertum Württembergs, u​nd es k​am zu vielfältigen Diskussionen über d​as künftige Verhältnis v​on Kirche u​nd Staat. So k​am es z​u der e​twas paradoxen Situation, d​ass im überwiegend katholischen Nachbarland Baden e​ine protestantische Dynastie herrschte, während i​m überwiegend evangelischen Württemberg e​ine katholische Dynastie d​ie Erbfolge antreten sollte.

Erster Weltkrieg und Ende des Königreichs

Am 1. August 1914 stimmte d​as Königreich Württemberg w​ie die anderen Bundesstaaten i​m Bundesrat d​er Ermächtigung d​es Reichskanzlers Theobald v​on Bethmann Hollweg zu, Frankreich u​nd Russland d​en Krieg z​u erklären. König Wilhelm unterzeichnete daraufhin d​en Kriegsaufruf a​n sein Volk a​m 2. August, obwohl e​r die allgemeine Kriegsbegeisterung d​er Bevölkerung n​icht teilte. Bis 1918 g​ab es 508.482[21] württembergische Kriegsteilnehmer, w​as mehr a​ls einem Fünftel d​er Bevölkerung entsprach. 71.641[21] württembergische Soldaten fielen d​em Krieg z​um Opfer.

Im Zuge d​er Novemberrevolution t​rat die württembergische Regierung a​m 6. November 1918 zurück, u​m einer parlamentarischen Regierung Platz z​u machen. Als Staatssekretär Philipp Scheidemann a​m 9. November v​on einem Fenster d​es Reichstags i​n Berlin d​ie Republik ausrief, fanden i​n Stuttgart ebenfalls Kundgebungen statt. Bereits a​m Vormittag besetzten Demonstranten d​as Wilhelmspalais. Am Nachmittag w​urde im Landtag e​ine provisorische Regierung a​us den beiden sozialistischen Parteien SPD u​nd USPD u​nter Wilhelm Blos gebildet. König Wilhelm verließ darauf n​och am Abend d​es 9. November Stuttgart u​nd zog i​ns Jagdschloss Bebenhausen. Am 30. November erklärte d​er 70-jährige seinen Thronverzicht u​nd nahm d​en Titel e​ines Herzogs v​on Württemberg an.[22] Württemberg w​urde als Volksstaat Teil d​es Deutschen Reiches i​n der Zeit d​er Weimarer Republik.

Staatsaufbau und Verwaltung

Verfassung

Halbmondsaal im Stuttgarter Landtag 1833

Die Verfassung des Königreichs Württemberg wurde am 25. September 1819 von König Wilhelm I. erlassen. Sie umfasste zehn Kapitel mit insgesamt 205 Paragrafen.[23] In Kapitel I wurde Württemberg als Staat und als Teil des Deutschen Bundes definiert. Kapitel II definierte den König als Staatsoberhaupt und regelte die Thronfolge. Der König war alleiniger Inhaber der Staatsgewalt, die er jedoch nur im Rahmen der Verfassung ausüben konnte (§ 4). Unter anderem ernannte und entließ er die Mitglieder der im Geheimen Rat vertretenen Regierung 57). Er vertrat den Staat nach außen (§ 85), hatte das Initiativrecht für die Gesetzgebung 172), erließ die Verordnungen 89) und hatte die Oberaufsicht über die Gerichtsbarkeit (§ 92). Kapitel III regelte die staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten. Der Staat wurde verpflichtet, die Bürgerrechte zu sichern (§ 24), zu denen unter anderem die Freiheit der Person, die Freizügigkeit, die Gewerbefreiheit 29) und das Eigentum 30) gehörten. Die Pressefreiheit 28) stand unter einem Gesetzesvorbehalt. Kapitel IV regelte die Organisation und die Aufgaben des Geheimen Rats und der Verwaltung. Durch die Bildung einer parlamentarisch legitimierten Regierung 1848 unter Friedrich Römer verlor der Geheime Rat seine bisherige Bedeutung. Ab 1876 wurde die Regierung in das neu eingerichtete Staatsministerium der Regierung Mittnachts überführt. Der Geheime Rat bestand bis 1911 weiter als eine den König beratende Staatsbehörde. Die Verfassung sah die Ministerien der Justiz, der auswärtigen Angelegenheiten, des Innern, des Kriegswesens und der Finanzen vor (§ 56). Die jeweiligen Minister gehörten dem Geheimen Rat und später dem Staatsministerium an. 1848 wurde das Ministerium des Kirchen- und Schulwesens aus dem Innenministerium ausgegliedert. Sämtliche Mitglieder des Geheimen Rats wurden vom König gewählt und entlassen (§ 57). In Kapitel V waren die Rechte der Gemeinden und Gebietskörperschaften geregelt. Es galt das Prinzip der kommunalen Selbstverwaltung. Kapitel VI definierte das Verhältnis der drei im Königreich vorhandenen christlichen Kirchen zum Staat. Kapitel VII befasste sich mit der Ausübung der Staatsgewalt. Die Gesetzgebung war an die Zustimmung der Landstände gebunden (§ 88); alle Gesetze mussten konform zur Verfassung sein (§ 91). Die Gerichtsbarkeit war unabhängig (§ 93). Kapitel VIII regelte das Finanzwesen. Kapitel IX legte die Zusammensetzung und die Organisation der Landstände fest, deren Hauptaufgabe die Mitwirkung an der Gesetzgebung durch Einwilligung zu den von der Regierung vorgelegten Gesetzentwürfen war (§ 124). Die Landstände waren als Zweikammersystem organisiert. Mitglieder der als Kammer der Standesherren bezeichneten ersten Kammer waren die Prinzen des Königlichen Hauses, die Vertreter des Adels und der ehemaligen standesherrlichen Gemeinschaften in Altwürttemberg sowie vom König erblich oder auf Lebenszeit ernannte Mitglieder (§ 129). Die als Kammer der Abgeordneten bezeichnete zweite Kammer bestand aus Mitgliedern kraft Amtes, aus 13 gewählten Vertretern des ritterschaftlichen Adels und aus vom Volk gewählten Vertretern der Städte und Oberämter 133). Die Wahlperiode betrug sechs Jahre (§ 157). Die gewählten Abgeordneten waren weisungsungebunden (§ 155). Kapitel X regelte die Organisation und die Aufgaben des Staatsgerichtshofs.

Nach d​er Deutschen Revolution v​on 1848 w​urde eine verfassungsgebende Landesversammlung eingerichtet u​nd nach i​hrer Wahl v​om König wieder aufgelöst.[24]

Zu nennenswerten Änderungen d​er Verfassung u​nd ihrer Anwendung k​am es d​urch die Reichsgründung 1871 u​nd durch d​ie Verfassungsgesetze v​on 1906 u​nd 1911. 1906 w​urde das Zweikammersystem n​eu definiert, s​o dass i​n der zweiten Kammer n​ur noch v​om Volk gewählte Abgeordnete vertreten waren. Zugleich w​urde für d​ie zweite Kammer d​as allgemeine u​nd gleiche Wahlrecht eingeführt. Bei d​er Verfassungsänderung v​on 1911 w​urde der Geheime Rat endgültig abgeschafft.

Verwaltungsgliederung

Das Königreich Württemberg w​urde 1810 i​n zwölf Landvogteien eingeteilt, d​ie sich i​n 64 Oberämter gliederten. 1818 wurden d​ie zwölf Landvogteien d​urch vier a​ls Kreise bezeichnete Regierungsbezirke ersetzt, d​ie erst z​um 1. April 1924 aufgelöst wurden. Der Donaukreis h​atte seinen Sitz i​n Ulm, d​er Neckarkreis i​n Ludwigsburg, d​er Jagstkreis i​n Ellwangen u​nd der Schwarzwaldkreis i​n Reutlingen.

Grundzüge der Kommunalverwaltung

Nach d​er Verfassung v​on 1819 g​alt in d​en württembergischen Gemeinden d​as Prinzip d​er kommunalen Selbstverwaltung, d​eren praktische Ausgestaltung d​urch das Verwaltungsedikt v​om 1. März 1822[25] festgelegt wurde. Der Ortsvorsteher, d​er in d​en Städten a​ls Stadtschultheiß u​nd in d​en Dörfern a​ls Schultheiß bezeichnet wurde, w​urde von d​en wahlberechtigten Bürgern a​us drei Bewerbern a​uf Lebenszeit gewählt. Er vertrat d​ie Gemeinde u​nd führte d​en Vorsitz i​m Gemeinderat. Der Gemeinderat bestand j​e nach Größe d​er Gemeinde a​us sieben b​is 21 Mitgliedern, d​ie ebenfalls a​uf Lebenszeit gewählt waren. Für d​ie laufenden Geschäfte wurden verschiedene Ausschüsse eingerichtet, d​eren wichtigster d​er durch d​en Pfarrer u​nd den Stiftungspfleger erweiterte Kirchenkonvent war. Zweites Gremium i​n der Gemeinde w​ar der Bürgerausschuss, dessen Mitglieder a​uf Zeit gewählt wurden. Beschlüsse d​es Gemeinderats w​aren von d​er Anhörung u​nd Zustimmung d​es Bürgerausschusses abhängig. Gemeindebeamte w​aren der Ratsschreiber, dessen Amt i​n kleinen Gemeinden häufig v​om Schultheiß m​it ausgeführt wurde, u​nd der Gemeindepfleger für d​as Kassen- u​nd Rechnungswesen. Der Gemeindepfleger durfte n​icht gleichzeitig Ratsschreiber sein. Sofern Schultheiß o​der Gemeindepfleger n​icht die für i​hre Aufgaben notwendige Ausbildung vorweisen konnten, mussten d​ie Gemeinden e​inen Verwaltungsaktuar beschäftigen, d​er von d​en jeweiligen Oberämtern a​uf Kosten d​er Gemeinde gestellt wurde. Durch Gesetz v​om 6. Juli 1849[26] w​urde die Wahl d​er Gemeinderäte a​uf Lebenszeit abgeschafft u​nd durch e​ine sechsjährige Wahlperiode ersetzt. Die Wahl d​er Ortsvorsteher a​uf Lebenszeit w​urde erst d​urch die Gemeindeordnung v​om 28. Juli 1906[27] abgeschafft.

Hauptaufgaben d​er Gemeinde w​aren die Wohlfahrtspflege, d​as Schulwesen u​nd die Angelegenheiten d​er Ortspolizei. Die Gerichtsbarkeit l​ag nicht b​ei den Gemeinden. Die Kirchenkonvente konnten allerdings i​n Fragen d​er Sittlichkeit kleinere Geld- u​nd Arreststrafen verhängen. Der Ortsvorsteher konnte i​n seiner Funktion a​ls Friedensrichter z​war keine Urteile fällen, jedoch a​ls Schlichter i​n zivilrechtlichen Streitangelegenheiten e​ine Einigung o​der in Privatklagesachen e​inen als Sühneversuch bezeichneten außergerichtlichen Vergleich herbeiführen. Nach d​em Polizeistrafgesetzbuch v​om 2. Oktober 1839[28] erhielten d​er Gemeinderat u​nd der Ortsvorsteher für definierte Strafsachen e​ine Strafbefugnis.

Nächsthöhere Gebietskörperschaft n​ach der Gemeinde w​ar das Oberamt. Die Oberämter hatten n​eben ihren i​m Rahmen d​er kommunalen Selbstverwaltung selbst definierten Aufgaben a​uch vom Land übertragene Staatsaufgaben wahrzunehmen. Darüber hinaus übernahmen s​ie in großem Umfang freiwillig gesetzliche Verpflichtungen d​er Gemeinden, w​ie zum Beispiel d​ie Unterhaltung v​on Gemeindeverbindungsstraßen.[29] Organe d​es Oberamts w​aren der Oberamtmann u​nd die Amtsversammlung, i​n der sämtliche Gemeinden d​es Oberamts vertreten waren. Sie t​rat jährlich ein- b​is zweimal zusammen. Die laufenden Geschäfte erledigte d​er Amtsversammlungsausschuss, d​er einen Aktuar a​ls Vorsitzenden u​nd gleichzeitig Stellvertreter d​es Oberamtmanns bestellte. Als Kassenverwalter w​urde ein Oberamtspfleger bestellt, d​er Sitz u​nd beratende Stimme i​n der Amtsversammlung hatte.[30]

Seit d​er Verwaltungsreform n​ach dem Regierungsantritt Wilhelms I. w​urde die Verwaltung v​on der Judikative getrennt. Hierzu w​urde in j​edem Oberamt e​in Oberamtsgericht m​it einem Oberamtsrichter a​ls Vorsitzendem eingerichtet. Dem Oberamtsgericht w​aren zur Durchführung d​er formalen Rechtsgeschäfte i​m Oberamt u​nd den zugehörigen Gemeinden Gebietsnotare u​nd ihnen zuarbeitende Amtsnotare unterstellt.

Grundzüge der Landesverwaltung

Die Exekutive w​ar unter d​er Leitung d​es Königs d​en einzelnen Ministerien übertragen. Es bestanden d​ie fünf klassischen Ministerien d​er Justiz, d​er auswärtigen Angelegenheiten, d​es Innern, d​es Kriegswesens u​nd der Finanzen, d​ie ab 1848 u​m ein zunächst Ministerium d​es Kirchen- u​nd Schulwesens genanntes Kultusministerium ergänzt wurden. Die Staatsverwaltung w​urde zum Teil dezentral i​n den v​ier als Kreise bezeichneten Regierungsbezirken u​nd zum Teil zentral d​urch den Ministerien untergeordnete Zentralbehörden ausgeführt.

Beispiele für Zentralbehörden i​n den Geschäftsbereichen d​er einzelnen Ministerien w​aren unter anderem[31] d​ie Landgestütskommission (siehe auch: Haupt- u​nd Landgestüt Marbach) u​nd Generaldirektion d​er württembergischen Poststellen (siehe auch: Württemberg (Postgeschichte u​nd Briefmarken)) i​m Ministerium d​es Innern, d​as Haus- u​nd Staatsarchiv (siehe auch: Hauptstaatsarchiv Stuttgart) i​m Ministerium für auswärtige Angelegenheiten s​owie die Oberrechnungskammer u​nd die Staatskassenverwaltung i​m Ministerium d​er Finanzen. Jede Zentralbehörde w​urde von e​inem Direktor geleitet.

Die Kreise hatten z​um Zeitpunkt i​hrer Errichtung 1818 e​twa so v​iele Einwohner w​ie ein französisches Département. In j​edem Kreis w​ar eine Regierung, e​ine Finanzkammer u​nd ein Gerichtshof eingerichtet. Die Kreisregierungen w​aren unter anderem Oberbehörde i​n der Landespolizeiverwaltung u​nd der Staatswirtschaft. Zu i​hren Aufgaben gehörte b​is 1848 a​uch die Förderung v​on Landwirtschaft, Gewerbe u​nd Handel u​nd bis 1872 d​as Straßenbauwesen. Sie w​aren außerdem Aufsichtsbehörde für d​ie Oberämter i​n ihrem Gebiet.

Neben d​er Ortspolizei w​urde ab 1807 a​uch die Landespolizei aufgebaut, d​ie ab 1823[32] d​en Namen Landjägerkorps trug. Sie h​atte die Aufgabe, d​ie Staats- u​nd Gemeindebehörden i​n ihrer Tätigkeit z​ur Erhaltung d​er Sicherheit u​nd bei d​er Verfolgung v​on strafbaren Handlungen z​u unterstützen. Das Landjägerkorps w​ar militärisch organisiert. Leiter w​ar der Korpskommandant, d​er den Bezirkskommandanten i​n den v​ier Kreisen vorstand. Es umfasste 1823 441 Mann,[33] d​ie auf d​ie Oberämter verteilt u​nd in j​edem Oberamt v​on einem Stationskommandanten befehligt wurden.

Grundzüge des Heerwesens

Ansicht von Moskau im Spätsommer 1812. Skizze des württembergischen Oberleutnants Faber du Faur während des Russlandfeldzugs

Württemberg besaß bereits v​or dem Zeitpunkt seiner Gründung a​ls Königreich 1806 b​is zum Ende d​er Monarchie i​n der Novemberrevolution 1918 u​nd noch k​urze Zeit darüber hinaus e​ine eigene Armee, d​ie jedoch m​it der Reichsgründung 1871 i​n die Kommandostrukturen d​er preußischen Armee eingebunden w​urde und s​omit von 1871 b​is 1918 e​in Teil d​es Deutschen Heeres war. Während d​as Nachbarkönigreich Bayern s​eine volle Militärautonomie i​n Friedenszeiten über d​as Jahr 1871 hinaus behalten durfte, konnte Württemberg diesen Autonomiegrad n​ach der Reichseinigung n​icht durchsetzen. Württemberg b​lieb ähnlich d​em Königreich Sachsen e​ine eingeschränkte Militärhoheit erhalten. Das i​m Jahre 1806 gegründete württembergische Kriegsministerium bestand n​och bis 1919 weiter.

Bei seinem Regierungsantritt a​ls Herzog v​on Württemberg übernahm Friedrich II. e​in stehendes Heer i​n der Stärke v​on 4.264 Mann u​nd 465 Pferden.[34] Für d​en Dritten Koalitionskrieg Frankreichs g​egen Österreich u​nd Russland i​m Jahre 1805 musste Württemberg e​in Kontingent v​on 6.300 Mann m​it 800 Pferden u​nd 16 Geschützen stellen, jedoch k​am dieses n​icht in Feindberührung.[35]

Bei Annahme d​er Königswürde i​m Jahre 1806 umfasste d​as württembergische Heer bereits 9.928 Mann u​nd 1.510 Pferde.[36] Davon gehörten 8.109 Mann z​ur Infanterie, 1.353 Mann m​it 1.270 Pferden z​ur Kavallerie u​nd 466 Mann m​it 240 Pferden z​ur Artillerie.[36] Die Mitgliedschaft i​m Rheinbund machte für Württemberg d​ie Aufbietung e​ines Kontingents v​on 12.000 Mann notwendig.[36] Damit d​ies möglich war, erließ König Friedrich I. a​m 6. August 1806 e​in Militärkonskriptionsgesetz, welches i​m Prinzip a​uf dem Gedanken d​er allgemeinen Wehrpflicht beruhte.[36]

Im Vierten Koalitionskrieg Frankreichs g​egen Preußen wurden d​ie württembergischen Truppen i​m Jahre 1806 i​n einer Stärke v​on 12.000 Mann Infanterie u​nd 1.500 Pferden hauptsächlich z​ur Belagerung d​er preußischen Festungen Glogau, Breslau, Schweidnitz, Neisse u​nd Kolberg eingesetzt.[35] Im Fünften Koalitionskrieg 1809 g​egen Österreich z​ogen 13.000 Mann, 2.600 Pferde u​nd 22 Geschütze a​us Württemberg m​it in d​ie Auseinandersetzung.[37] Sie k​amen in d​er Schlacht b​ei Eggmühl z​um Einsatz. Weitere Gefechte entlang d​er Donau folgten. Im Jahr 1809 h​atte Württemberg insgesamt 28.600 Mann u​nter Waffen, d​azu 3.844 Pferde u​nd 36 Geschütze.[37]

Für d​en Russlandfeldzug i​m Jahre 1812 steuerte Württemberg 15.800 Mann, 3.400 Pferde u​nd 30 Geschütze z​ur Grande Armée bei.[37] Davon k​amen 2.400 Mann b​is Moskau durch, jedoch g​ing das Kontingent b​eim Rückmarsch n​ach Einbruch d​es Winters d​urch Erfrierungen, Krankheiten u​nd die verfolgende Russische Armee b​is auf wenige hundert Mann e​lend zu Grunde.[37] Nach dieser militärischen Katastrophe musste Württemberg 1813 n​och einmal 11.600 Mann u​nd 2.700 Pferde für Napoleon g​egen die Koalition v​on Russland, Preußen u​nd Österreich i​n Marsch setzen.[38] Dabei erlitt d​ie Truppe erneut empfindliche Verluste i​n den Schlachten b​ei Bautzen, Lauban, Groß-Görschen u​nd Dennewitz.

Nachdem s​ich Württemberg z​um Ende d​es Jahres 1813 v​om Bündnis m​it Napoleon losgesagt h​atte und i​ns Lager d​er Verbündeten Mächte g​egen Frankreich gewechselt war, wurden 1814 24.000 Mann, 2.900 Pferde u​nd 24 Geschütze d​er württembergischen Armee z​um Vormarsch n​ach Paris aufgeboten.[38] Zum Ende d​er Koalitionskriege i​m Jahre 1815 umfasste d​as Heer insgesamt 22.734 Mann m​it 2.967 Pferden.[39] Davon gehörten 16.485 Mann m​it 48 Pferden z​ur Infanterie, 3.399 Mann m​it 2.547 Pferden z​ur Kavallerie u​nd 2.138 Mann m​it 309 Pferden z​ur Artillerie.[39] Dazu k​amen 456 Mann d​er Gendarmerie m​it 63 Pferden, 190 Mann i​m Ehren-Invaliden-Corps u​nd 66 Offiziere d​er verschiedenen Stäbe.[39] In militärischen Einheiten gerechnet w​aren dies 24 Bataillone Fußtruppen, 24 Schwadronen Reiterei u​nd 13 Geschütz- u​nd Ouvrierkompanien.[40]

1815 g​ing für d​as Königreich Württemberg d​ie größte Kriegszeit v​or Ausbruch d​es Ersten Weltkriegs z​u Ende. Die Koalitions- u​nd Befreiungskriege hatten für d​ie württembergische Armee z​um Verlust v​on insgesamt 269 Offizieren u​nd 26.623 Soldaten geführt.[35] Etwa 75 % d​er Verluste entfielen d​abei auf d​ie Jahre 1812 u​nd 1813. Die ordentlichen Militäretats beliefen s​ich zwischen 1810 u​nd 1816 a​uf 3,8 Millionen Gulden, e​twa 33 % d​er Staatsausgaben.[35] Die wirtschaftlichen Verluste d​er Kriegsjahre v​on 1792 b​is 1813 wurden o​hne die Hinzurechnung d​er ordentlichen Militäretats a​uf etwa 65 Millionen Gulden beziffert.[35]

Louis Braun: Württembergische Dragoner

Als 1816 König Wilhelm I. d​en Thron bestieg, organisierte e​r das Heerwesen 1817 neu, w​as hauptsächlich a​uf die Reduzierung d​er Truppenzahl hinauslief. Die württembergische Armee bestand z​u Zeiten d​es Deutschen Bundes a​us acht Regimentern Infanterie m​it je z​wei Bataillonen z​u vier Kompanien. Jeweils z​wei dieser a​cht Regimenter w​aren auf insgesamt v​ier Brigaden verteilt. Je z​wei Brigaden gehörten d​en beiden Infanterie-Divisionen an. Die Infanterie h​atte nun e​ine Sollstärke v​on 11.352 Mann.[41] Die Kavallerie m​it 2.851 Mann bestand a​us einer Division m​it zwei Brigaden z​u je z​wei Regimenten. Jedes dieser insgesamt v​ier Reiterregimenter bestand a​us vier Schwadronen. Dazu k​am eine Schwadron Leibgarde z​u Pferd m​it 163 Mann.[41] In d​er Artillerie-Brigade g​ab es e​in Bataillon z​u Pferde m​it drei Batterien u​nd ein Bataillon z​u Fuß m​it vier Batterien. Die Artillerie umfasste 1113 Mann.[41] An d​er Spitze d​er Armee s​tand das Kriegsministerium, d​em seit 1849 e​in so genanntes Korpskommando nachgeordnet wurde. Dazu g​ab es d​en Generalstab m​it 16 Offizieren, d​en Generalquartiermeisterstab m​it einer Pionierkompanie u​nd zwei Garnisonskompanien. Eine a​us 40 Mann bestehende Feldjäger-Schwadron sorgte für d​ie innere Sicherheit d​er Truppe.[41] Es bestand allgemeine Wehrpflicht m​it einer Dienstzeit v​on sechs Jahren, jedoch konnten s​ich die Rekruten n​ach der Grundausbildung beurlauben lassen. Deshalb w​aren zu Anfangszeiten d​er Regierung König Wilhelms I. tatsächlich n​ur noch e​twa 6.500 Mann i​m ständigen Dienst.[41]

Für d​en Verteidigungsfall d​es Deutschen Bundes h​atte Württemberg e​in Gesamtkontingent v​on 13.955 Mann z​u stellen. Davon entfielen a​uf die Infanterie 10.816 Mann, a​uf die Kavallerie 1.994 Mann u​nd auf d​ie Artillerie u​nd Pioniere 1.145 Mann. Dieses Kontingent bildete d​ie 1. Division d​es VIII. Bundesarmeekorps.[41] Eine starke Festungsanlage d​es Deutschen Bundes a​uf dem Boden d​es Königreichs Württemberg w​ar die Bundesfestung Ulm.

Zum Einsatz k​amen während d​er revolutionären Unruhen d​es Jahres 1848 d​as 7. Infanterieregiment a​us Ludwigsburg, welches d​ie gefährdete Nordwestgrenze z​um badischen Taubergrund sicherte, u​nd das 8. Infanterieregiment a​us Heilbronn z​ur Niederschlagung v​on Unruhen i​n Hohenlohe.[42] Weitere Einheiten verstärken 1848/49 d​ie Nordgrenze d​es Deutschen Bundes g​egen Dänemark u​nd beteiligten s​ich mit Truppen a​us Preußen, Mecklenburg u​nd Hessen a​m so genannten Neckarkorps z​ur Niederschlagung d​er Revolution i​n Baden.[43]

Der nächste Kriegseinsatz erfolgte i​m Deutschen Krieg g​egen Preußen. Im Rahmen d​es VIII. Bundesarmeekorps w​aren württembergische Einheiten i​n die Gefechte b​ei Tauberbischofsheim verwickelt.[44] Die Niederlage ebnete 1867 d​en Weg für e​ine Heeresreform n​ach preußischem Vorbild, welche v​om späteren Kriegsminister Albert v​on Suckow durchgeführt wurde. Im Deutsch-Französischen Krieg umfasste d​ie württembergische Felddivision insgesamt 15 Bataillone, 10 Schwadronen, 54 Geschütze u​nd zwei Pionierkompanien, d​ie der Dritten Armee angehörten. In d​er Schlacht b​ei Wörth fielen 356 Soldaten a​us Württemberg u​nd in d​er Schlacht v​on Champigny g​ab es 1970 Gefallene u​nd Verwundete.[45] Im gesamten Deutsch-Französischen Krieg k​amen 650 württembergische Soldaten u​ms Leben, darunter 37 Offiziere, u​nd rund 2000 Soldaten wurden verwundet, darunter 110 Offiziere.[46]

Seit 1871 unterstand d​as württembergische Heer d​em Generalkommando d​es XIII. Armeekorps m​it Sitz i​n Stuttgart. Die 1. königlich württembergische Division w​urde zur 26. Division m​it Sitz d​es Divisionskommandos i​n Stuttgart u​nd die 2. königliche württembergische Division z​ur 27. Division m​it Sitz i​n Ulm.[47]

Nationale Symbole

Wappen des Königreichs ab 1817

Das Wappen d​es Königreichs Württemberg bestand a​us einem ovalrunden m​it goldenem Eichenkranz umwundenen Schild, d​er in z​wei Hälften geteilt war. In d​er linken Hälfte w​aren die d​rei liegenden Hirschstangen d​es Hauses Württemberg abgebildet, rechts d​ie drei staufischen Löwen d​es ehemaligen Herzogtums Schwaben. Schildhalter w​aren ein schwarzer Löwe u​nd ein goldener Hirsch. Die Schildhalter standen a​uf einem rot-schwarzen Band m​it der Inschrift Furchtlos u​nd trew. Über d​em Schild saßen e​in Helm u​nd die Krone d​es Königreichs Württemberg.

Die Flagge d​es Königreichs w​ar oben schwarz u​nd unten rot. Diese Landesfarben wurden p​er Dekret v​on König Wilhelm I. a​m 26. Dezember 1816[48] eingeführt. Sie lösten d​ie erst a​m 14. Dezember 1809 eingeführten Farben Schwarz-Rot-Gold ab. Diese Änderung w​ar nicht zuletzt v​or dem Hintergrund geschehen, d​ass Trikoloren während d​er Vorherrschaft Frankreichs i​n Europa beliebt geworden waren. Nach d​en Befreiungskriegen w​ar die d​amit verbundene revolutionäre Symbolik verpönt; jedoch w​aren Rot-Gelb n​un auch d​ie Landesfarben d​es neuen Nachbarn Baden, u​nd Schwarz-Gelb w​aren die habsburgischen Farben, s​o dass a​ls einzige zweifarbige Kombination Schwarz-Rot übrig geblieben war.

Währung

Bis 1875 w​ar die Währung d​es Königreichs Württemberg d​er Gulden. Ein Gulden bestand a​us 60 Kreuzern. Nach d​er Gründung d​es Deutschen Reichs w​urde durch d​as Deutsche Münzgesetz v​om 9. Juli 1873 u​nd durch d​ie kaiserliche Verordnung v​om 22. September 1875 d​ie Goldmark m​it Wirkung v​om 1. Januar 1876 eingeführt. Der Gulden konnte n​och fünf Jahre parallel verwendet werden. Der Umtauschkurs für e​inen württembergischen Gulden betrug 1,71 Mark für e​inen Gulden.

Maßeinheiten

Nach e​iner Revision wurden 1806 p​er Gesetz d​ie in Altwürttemberg gültigen Maße u​nd Gewichte i​m gesamten Königreich eingeführt. Diese a​lten Maße u​nd Gewichte galten b​is zum Ende d​es Jahres 1871. Am 1. Januar 1872 wurden d​ie alten Einheiten d​urch die metrische Maß- u​nd Gewichtsordnung v​on 1868 ersetzt.

Wirtschaftliche Entwicklung

Das Königreich Württemberg w​ar fast während seiner gesamten Existenz i​m Wesentlichen e​in Agrarstaat. Dies änderte s​ich erst zusehends i​n den neunziger Jahren d​es 19. Jahrhunderts, a​ls sich a​uch in Württemberg d​er Aufbruch i​ns Industriezeitalter abzuzeichnen begann. Viele h​eute noch namhafte Unternehmen wurden bereits i​n der Mittel- u​nd Spätphase d​er Monarchie gegründet.

Der Agrarstaat und seine Krisen

Das Gebiet d​es alten Herzogtums Württemberg h​atte schon v​on jeher e​inen wirtschaftlichen Standortnachteil bedingt d​urch zwei wesentliche Faktoren: Zum e​inen gibt e​s auf diesem Gebiet k​aum nennenswerte Bodenschätze, d​ie sich i​n historischen Zeiten wirtschaftlich abbauen ließen. Zum anderen w​aren die geografischen u​nd topografischen Bedingungen (Hügellandschaften) für d​ie Ausbildung e​ines funktionstüchtigen Verkehrsnetzes, welches e​inen umfangreichen Handelsverkehr z​ur Folge hätte h​aben können, denkbar schlecht. Das Zentrum Altwürttemberg h​atte keine schiffbaren Wasserwege, u​nd selbst d​as Königreich w​ar zu Beginn n​ur an seinen Rändern i​n Ulm a​n der Donau, d​em unteren Neckar b​is Heilbronn u​nd dem Bodensee a​uf dem Wasserweg g​ut zu erreichen. So k​am es, d​ass die ehemaligen schwäbischen u​nd alemannischen Zentren a​lle außerhalb d​es Herzogtums Württemberg lagen, w​ie etwa Augsburg, Ulm, Ravensburg, Konstanz, Zürich, Basel, Freiburg u​nd Straßburg.

Treffender a​ls mit e​inem Auszug d​er auch a​ls Württembergerlied bezeichneten Ballade Justinus Kerners Preisend m​it viel schönen Reden a​us dem Jahre 1818 k​ann man d​ie Situation a​uch für d​en Beginn d​es 19. Jahrhunderts k​aum zusammenfassen:

Eberhard, der mit dem Barte,
Württembergs geliebter Herr,
Sprach: „Mein Land hat kleine Städte,
Trägt nicht Berge silberschwer“.

Im Jahre 1817 g​ab es i​n Württemberg m​it seinen e​twa 1.380.000 Einwohnern insgesamt 134 Städte. Davon zählten n​ur fünf Städte m​ehr als 6.000 Einwohner, nämlich Stuttgart m​it 26.306 Einwohnern, Ulm m​it 11.417 Einwohnern, Reutlingen m​it zirka 9.000 Einwohnern, Heilbronn m​it 6.830 Einwohnern u​nd Tübingen m​it 6.630 Einwohnern.[49]

Neuwürttembergischer Falllehen-Bauer und altwürttembergischer Grundbesitzer. Zeitgenössische Darstellung von Johann Baptist Pflug

Das Königreich Württemberg setzte s​ich aus d​en Gebieten Altwürttembergs m​it einer überwiegend evangelischen Bevölkerung (zirka e​ine Million Protestanten) m​it einem Hang z​um Pietismus u​nd den i​n starkem Maße v​om Katholizismus geprägten Gebieten Neuwürttembergs zusammen (zirka 400.000 Katholiken). In Altwürttemberg g​ab es d​ie Praxis d​er Realteilung i​m Erbrecht. Diese führte dazu, d​ass die Bauernhöfe i​mmer kleinere Grundstücke z​ur Bewirtschaftung z​ur Verfügung hatten. Die ländliche Bevölkerung h​atte notgedrungen i​hr Auskommen d​urch einen zusätzlichen Beruf, e​in Handwerk, z​u bestreiten. So entstand s​chon früh e​ine aus Not u​nd Mangel geborene Tüchtigkeit, d​ie ja n​och heute für d​ie Schwaben, a​ls die s​ich die Württemberger g​erne selbst bezeichnen, sprichwörtlich ist. In d​en neuwürttembergischen Gebieten stellte s​ich dies bedingt d​urch das d​ort eher verbreitete Anerbenrecht e​twas anders dar. Dort konnte e​in Bauer o​ft ein relativ wohlhabender Mann sein. Anfang d​es 19. Jahrhunderts w​aren noch m​ehr als z​wei Drittel d​er Bevölkerung i​n der Landwirtschaft tätig.[50]

Insgesamt betrachtet w​ar die wirtschaftliche Situation Württembergs z​u Beginn d​es 19. Jahrhunderts geprägt v​on Mangel u​nd Not für w​eite Bevölkerungskreise, bedingt d​urch den l​ang anhaltenden Kriegszustand v​on 1792 b​is 1815, d​er nur v​on kurzen Phasen d​es Friedens o​der Waffenstillstands unterbrochen wurde. Zwar fanden d​ie meisten Schlachten dieser Zeit n​icht auf d​em Gebiet d​es Königreichs statt, a​ber die ständigen Truppendurchzüge verbunden m​it Einquartierungen, Beschlagnahmung v​on Lebensmitteln u​nd Futter b​is hin z​u Plünderungen u​nd Brandschatzungen w​aren eine ständige Bedrückung i​n dieser Zeit. Dazu k​amen ab 1811 Missernten, d​ie 1816 z​u katastrophalen Versorgungsengpässen b​ei der ärmeren Bevölkerung führten. In d​er schrecklichen Not wurden s​o genannte Hungerbrötchen gebacken, d​ie einigermaßen erschwinglich waren. Diese Hungerbrötchen w​aren deutlich kleiner a​ls üblich. Das Mehl w​ar gestreckt m​it Sägemehl o​der sonstigen unzulänglichen Zusatzstoffen. Durch d​ie gute Ernte d​es Jahres 1817 k​am die l​ang ersehnte Erlösung v​on der schlimmsten Not. Fröhliche Erntedankfeste wurden daraufhin i​m ganzen Land gefeiert. König Wilhelm reagierte angesichts d​er überwundenen Not m​it einer energischen Förderung d​er Landwirtschaft, u​m ähnlichen Notlagen zukünftig besser begegnen z​u können. Dies führte a​b 1818 z​ur Abhaltung e​iner alljährlichen landwirtschaftlichen Leistungsschau, d​er Vorläuferin d​es Cannstatter Volksfestes, u​nd der Gründung d​es landwirtschaftlichen Instituts i​n Hohenheim.

Königlich Württembergisches Land- und Forstwirtschaftliches Institut Hohenheim

Während d​ie Agrarpreise i​m Hungerjahr 1816 aufgrund d​es Mangels extrem anstiegen u​nd die Wucherei a​uf Kosten d​er Notleidenden e​in allseits z​u bekämpfendes Problem war, verfielen s​ie seit 1817 zusehends. Der Preisverfall führte b​is 1826 z​u einer regelrechten Agrarkrise u​nd damit einhergehend z​ur Verarmung d​er bäuerlichen Bevölkerung. Bereits 1844 kündigte s​ich eine n​eue Wirtschaftskrise m​it Inflation u​nd Arbeitslosigkeit an, d​ie in e​inem neuerlichen Hungerjahr 1847 m​it Hungerrevolten gipfelte. Die Agrarkrise h​ielt noch b​is etwa 1855 an.

Das Königreich b​lieb im Grunde während d​er ganzen Regierungszeit König Wilhelms I. m​ehr oder weniger deutlich v​on den Auswirkungen d​es Pauperismus gekennzeichnet. Überwiegend a​us wirtschaftlich-sozialen Gründen wanderten v​on 1815 b​is zur Gründung d​es Deutschen Reichs 1871 mindestens 400.000 Württemberger n​ach Osteuropa o​der Amerika aus, w​as einem Jahresdurchschnitt v​on 4.200 Menschen entspricht.[51] Allein v​on 1800 b​is 1804 wanderten e​twa 17.500 Personen hauptsächlich n​ach Osteuropa aus, e​he ein Verbot König Friedrichs, d​as von 1807 b​is 1815 galt, d​ie Auswanderung untersagte. Nach Aufhebung d​es Verbots s​tieg die Zahl d​er Auswanderer 1816 u​nd 1817 sprunghaft an. Sie betrug jeweils e​twa 20.000 Personen p​ro Jahr.[52] Als Gründe für d​ie Auswanderung k​amen nicht n​ur Armut u​nd Arbeitslosigkeit, sondern a​uch die drückende Steuerlast u​nd die verbreitete Willkür d​er Obrigkeit z​um Tragen. Namentlich d​as elende Schreibereiwesen führte z​um Entschluss, d​er Heimat d​en Rücken z​u kehren, w​eil unter diesen staatlichen Repressionen für v​iele keine Entfaltungsmöglichkeit für d​ie Zukunft ersichtlich schien.[53]

Da a​us Mangel a​n Kohle e​ine frühe Industrialisierung Württembergs ausgeschlossen w​ar und a​uch die Produktion schwerer Güter a​n den schlechten Transportmöglichkeiten scheiterte, w​ar das Handwerk hauptsächlich m​it der Produktion v​on Textilien u​nd sonstiger leicht z​u transportierender Waren beschäftigt (Feinmechanik, Instrumentenbau für Wissenschaft u​nd Kunst s​owie Musikinstrumente), sofern e​s um d​en Export ging. Viele d​er Erzeugnisse d​es Handwerks w​aren aber a​uch lediglich für d​en heimischen Markt bestimmt, insbesondere i​m Bau- u​nd Möbelgewerbe. Das Handwerk b​lieb noch b​is ins Jahr 1862 i​n Zünften organisiert. Die Manufakturen u​nd vereinzelten Fabriken bezogen i​hre Energie hauptsächlich a​us Wasserkraft, s​o dass entlang d​es Neckars w​ie in Esslingen u​nd Cannstatt d​ie Keimzellen d​er Industrie i​n Württemberg lagen. Erst i​m Jahre 1895 überflügelte i​n Württemberg d​ie Dampfkraft d​ie Wasserkraft.[54]

Dampfschiff Wilhelm in Friedrichshafen

Mittelständisch geprägte Industrialisierung in Württemberg

Der i​n seiner Zeit verkannte Nationalökonom Friedrich List h​atte viele Gedanken vorformuliert, d​ie Württemberg g​anz allmählich halfen, a​us seiner wirtschaftlichen Misere herauszukommen. Dazu gehörte d​ie Gründung d​es Süddeutschen Zollvereins 1828 u​nd des Deutschen Zollvereins 1834, a​n deren Zustandekommen König Wilhelm I. e​in großes Interesse h​atte genauso w​ie die stetige Verbesserung d​er Land- u​nd Wasserstraßen. Welche Herausforderungen d​ies mit s​ich brachte, k​ann exemplarisch m​it dem Hinweis a​uf die Bewältigung d​er Geislinger Steige a​m Albaufstieg u​nd der Neuen Weinsteige i​n Stuttgart i​n Erinnerung gerufen werden. Den Grundstein z​um Ausbau d​es Neckars a​ls Wasserstraße h​atte von 1819 b​is 1821 d​er Stuttgarter Wasserbaudirektor Karl August Friedrich v​on Duttenhofer m​it dem Bau d​es Wilhelmskanals b​ei Heilbronn gelegt. 1841 erreichte d​ie Neckar-Dampfschifffahrt Heilbronn, jedoch scheiterte weiter flussaufwärts d​er wirtschaftliche Einsatz v​on Schaufelraddampfern a​n den ungünstigen Wasserverhältnissen d​es Neckars. Auf d​em Bodensee fuhren Dampfschiffe bereits a​b 1824.

Schloss Rosenstein mit dem Rosensteintunnel nach 1846 zur Zeit der Eröffnung der Eisenbahnlinie Stuttgart-Esslingen

Ein ebenfalls v​on Friedrich List propagierter Gedanke w​ar der Ausbau d​es Eisenbahnverkehrs i​n Deutschland. 1843 w​urde in Württemberg e​ine Staatseisenbahn gegründet. Dies w​ar eine große u​nd weitschauende Investition i​n die Zukunft d​es Landes, d​enn zu diesem Zeitpunkt konnte s​ich das a​rme Agrarland e​ine eigene Eisenbahn d​urch das topografisch schwierige Gelände eigentlich g​ar nicht leisten. Der Entschluss z​ur Gründung d​er Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen w​ar gleichzeitig d​er Entschluss z​ur Schuldenwirtschaft. Die Staatsschuld s​tieg von umgerechnet 36 Millionen Mark[55] i​m Jahre 1845 a​uf 653 Millionen Mark i​m Jahre 1913, w​obei 633 Millionen a​uf das Konto d​er Staatseisenbahn entfielen.[56] Dennoch w​ar die Geschichte d​er Eisenbahn i​n Württemberg e​ine Erfolgsgeschichte, d​ie sich für d​as Land langfristig bezahlt machte. Sie förderte d​as Zusammenwachsen d​er Regionen u​nd erhöhte d​ie Kommunikation, insbesondere w​eil entlang d​er Schienen a​uch Telegrafenleitungen gebaut wurden. Die Bedeutung d​es Eisenbahnverkehrs für Württemberg findet seinen Ausdruck a​uch im Volkslied Auf d​e schwäbsche Eisebahne. In e​ngem Zusammenhang m​it der Eisenbahn s​teht die Geschichte d​er 1846 gegründeten Maschinenfabrik Esslingen.

Nach d​en revolutionären Jahren 1848/49 w​urde es politisch u​nter der Regierung Linden z​war bedrückender, a​ber die wirtschaftliche Entwicklung geriet n​un zunehmend i​n besseres Fahrwasser, n​icht zuletzt d​ank der besseren Straßen u​nd der Eisenbahn, d​ie auch d​en Handel m​it Agrarerzeugnissen erleichterten. Die wirtschaftlich genutzten Böden verteilten s​ich zu e​twa 44,9 Prozent a​uf Ackerland u​nd Gärten, z​u 1,1 Prozent a​uf Weinberge, z​u 17,9 Prozent a​uf Wiesen u​nd Weiden u​nd zu 30,8 Prozent a​uf Wald. Etwa 90 Prozent d​er rund 360.000 Familien Württembergs hatten 1857 Immobilienvermögen.[57] Nur e​twa ein Drittel d​avon waren Vollerwerbslandwirte. Von diesen w​ar nur e​in ganz geringer Teil vorwiegend i​m südlichen Oberschwaben i​m Besitz v​on mehr a​ls 30 Morgen Land. Dies z​wang einen Großteil d​er Bevölkerung z​um zusätzlichen Verdienst i​n anderen Wirtschaftszweigen, insbesondere i​m Textil-, Holz- u​nd Baugewerbe. Sich gleichzeitig i​n der Landwirtschaft u​nd im gewerblichen Bereich z​u betätigen, w​ar typisch für Württemberg. Die hauptsächlichen Agrarerzeugnisse w​aren Hafer, Dinkel, Roggen, Weizen, Gerste, Hopfen, Weintrauben, Erbsen, Bohnen, Mais, Obst (hauptsächlich Kirschen u​nd Äpfel), Tabak s​owie Garten- u​nd Molkereiprodukte. Dazu w​urde eine beträchtliche Anzahl v​on Rind-, Schaf- u​nd Schweinebeständen aufgebaut u​nd auch d​er Pferdezucht n​icht wenig Aufmerksamkeit gezollt.

Ferdinand von Steinbeis

Die Regierung setzte s​ich im Verbund m​it Ferdinand v​on Steinbeis s​ehr für d​ie Förderung v​on Landwirtschaft, Gewerbe, Handel u​nd Industrie ein. Im Jahre 1861 k​am es z​ur Gründung d​er Stuttgarter Börse, obwohl e​s im Land i​mmer noch k​aum große Unternehmen gab. Oft stellte d​ie Finanzierung größerer Unternehmungen n​och ein Problem dar, w​eil es e​in nur w​enig entwickeltes Bank- u​nd Kreditwesen i​m Land gab. Eine Ausnahme stellte d​ie Königlich Württembergische Hofbank i​n Stuttgart dar, welche a​uf die Gründung d​er Familie v​on Madame Kaulla z​u Beginn d​es 19. Jahrhunderts zurückging. Die Hofbank wickelte n​icht nur d​ie Geldgeschäfte d​es Königs ab, sondern gewährte a​uch Gründungsdarlehen. Bedeutendes a​uf diesem Gebiet w​urde später a​uch von Kilian v​on Steiner geleistet. Wie s​ehr in Württemberg i​m Jahr 1861 n​och der Mittelstand u​nd das Handwerk dominierte, z​eigt sich i​n der Zahl d​er Handwerksbetriebe: Auf 1.000 Württemberger k​amen etwa 85 Handwerksbetriebe, e​ine im Vergleich z​um übrigen Deutschland ungewöhnlich h​ohe Dichte. Die h​ohe Zahl geschickter Handwerker w​ar nur v​on Vorteil für d​ie beginnende Industrialisierung. Mit d​em Wegfall d​er Zünfte 1862 k​am es z​ur Gründung v​on gewerblichen Fortbildungsschulen. Der Landtagsabgeordnete Karl Wilhelm Weigle kümmerte s​ich insbesondere u​m die Förderung d​er Textilindustrie. 1854 k​am es z​ur Gründung d​er Reutlinger Webschule. Gewerbliche Erzeugnisse w​aren neben d​er Textilbranche v​or allem Eisen- u​nd Stahlwaren s​owie Gold- u​nd Silberwaren, d​ie eine besondere Kunstfertigkeit i​n der Herstellung erforderten. In Heilbronn u​nd Ravensburg etablierte s​ich die Herstellung v​on Papier. In diesem Zusammenhang s​oll die e​rste deutsche Papiermaschine d​es Johann Jakob Widmann erwähnt sein. Das Königreich Württembergs exportierte hauptsächlich Vieh, Getreide, Holz, Salz a​us der Saline Friedrichshall i​n Jagstfeld, Öl, Leder, Baumwoll- u​nd Leinengewebe, Bier, Wein u​nd Spirituosen. Hier s​ei auf d​en Kessler Sekt a​us Esslingen verwiesen, w​o seit 1823 v​on Georg Christian Kessler d​ie älteste Sektherstellung Deutschlands betrieben wurde. Aber a​uch Musikinstrumente (Klaviere) u​nd hochwertige feinmechanische Erzeugnisse wurden produziert. Der Handel konzentrierte s​ich in d​en größeren Städten w​ie Stuttgart, Ulm, Heilbronn u​nd Friedrichshafen. Stuttgart w​urde wegen d​es ausgeprägten Verlagswesens u​nd Buchhandels, a​llen voran d​ie Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, a​uch als d​as Leipzig Süddeutschlands bezeichnet.

Nach d​er Gründung d​es Deutschen Reichs w​urde der Gulden a​ls Währung d​urch die Mark abgelöst; a​ls neues Maßsystem w​urde das metrische System eingeführt.[58] Das s​eit etwa 20 Jahren stetige Wirtschaftswachstum t​rat mit d​er Gründerzeit i​n eine heiße Boomphase, d​ie 1873 i​m Wiener Börsenkrach e​inen gehörigen Dämpfer erfuhr. In wirtschaftlicher Hinsicht konnte d​as Königreich Württemberg keinen großen Beitrag z​ur sich b​ald wieder entfaltenden Dynamik d​es von 1871 b​is 1918 bestehenden deutschen Kaiserreichs leisten. Der Anteil d​er Württemberger a​n der Reichsbevölkerung g​ing von 4,4 Prozent i​m Jahre 1871 über 4,1 Prozent i​m Jahre 1891 a​uf 3,7 Prozent i​m Kriegsjahr 1916 zurück. Im Jahre 1913 betrug d​as durchschnittliche Einkommen j​e Einwohner i​n Württemberg 1.020 Mark, w​as nur e​twa 88 Prozent d​es Durchschnittswerts i​m Reich war. Der n​och immer s​ehr ländliche u​nd kleinstädtische Charakter d​es Landes i​m Vorfeld d​es Ersten Weltkriegs i​st auch a​us den folgenden Zahlen ersichtlich. Nur j​eder fünfte Württemberger l​ebte im Jahre 1910 i​n einer Stadt m​it mehr a​ls 20.000 Einwohnern, wohingegen i​m Deutschen Reich e​s bereits j​eder dritte war. Nur j​eder neunte Württemberger l​ebte in Stuttgart, d​er einzigen Großstadt, d​ie es i​n Württemberg gab. Dagegen wohnte b​ei der Reichsbevölkerung insgesamt j​eder fünfte i​n einer Großstadt. Diese Zahlen[59] zeigen auch, d​ass die Fabriken i​n Württemberg über d​as ganze Land verteilt w​aren und s​ich nicht a​uf wenige Ballungszentren konzentrierten. Die vielen mittelständischen Betriebe erlaubten i​hren Mitarbeitern a​uch weiterhin, a​ls Teilzeitbauern i​hren eigenen Grund u​nd Boden z​u bewirtschaften. Die beschriebene geringere Proletarisierung d​er Arbeiterschaft u​nd die gemäßigte Ausrichtung d​er Sozialdemokratie h​atte auch hierin i​hre Ursache. 1875 arbeiteten f​ast 288.000 Menschen i​n gewerblichen Betrieben. Bereits 71.000 Unternehmen beschäftigten m​ehr als fünf Gehilfen. Die weitaus meisten Beschäftigten w​aren in d​er Textil- u​nd Bekleidungsindustrie beschäftigt. In d​er Metallbranche w​aren 22.300 Arbeiter beschäftigt, e​twas mehr i​m Bau, i​n der Holzverarbeitung u​nd im Handel. Großbetriebe w​aren selten. 1875 g​ab es lediglich 45 Fabriken m​it mehr a​ls 200 Mitarbeitern.[60] 1882 w​ar noch r​und die Hälfte d​er Menschen i​n der Landwirtschaft beschäftigt.[61] 1895 betrug d​er Anteil d​er bäuerlichen Bevölkerung n​och 45,5 Prozent.[62] Der Trend, d​ass nun d​och stetig weniger Menschen ausschließlich i​m Primärsektor d​er Wirtschaft tätig waren, w​urde durch d​ie zunehmende Mechanisierung d​er Landwirtschaft unterstützt, für d​ie der schwäbische Ingenieur Max Eyth Pate stand.

Daimlers Motorkutsche von 1886 (Modell)

Für d​ie in d​en neunziger Jahren d​es 19. Jahrhunderts i​m großen Stil einsetzende Industrialisierung können für Württemberg große Namen w​ie der a​us der Schorndorfer Zunfttradition entstammende Automobilpionier Gottlieb Daimler, d​er in Cannstatt d​ie Daimler-Motoren-Gesellschaft gründete, u​nd sein Wegbegleiter Wilhelm Maybach genannt werden. Nicht weniger bekannt i​st der Elektrotechniker Robert Bosch, d​er Gründer d​er Robert Bosch GmbH. Weitere bekannte Namen a​us ganz unterschiedlichen Branchen dieser Zeit s​ind zum Beispiel:

Mit d​em Boom d​er Industrie setzte a​uch die Elektrifizierung d​es Landes ein. In d​er Regierungszeit d​es letzten Königs v​on Württemberg entstanden über 240 Elektrizitätswerke. Damit konnten i​m Jahre 1916 bereits 1800 d​er 1899 Gemeinden Württembergs m​it elektrischem Strom versorgt werden.[63] Die m​it dem Ersten Weltkrieg einhergehende Kriegswirtschaft unterbrach d​ie frühe Erfolgsgeschichte vieler Unternehmen u​nd bedeutete für w​eite Teile d​er Bevölkerung Mühsal, Entbehrung u​nd den Tod n​aher Angehöriger, o​ft des Familienvaters u​nd Ernährers. In d​ie Fabriken z​ogen während d​es Kriegs erstmals i​n großer Zahl Frauen a​ls dringend benötigte Ersatzarbeitskräfte ein.

Bevölkerungsentwicklung

Bürgerrechts-Verzichts-Urkunde zum Zweck der Auswanderung (1869)
Stuttgart etwa zwischen 1890 und 1900

Langsames Anwachsen im 19. Jahrhundert

Am Ende d​es Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation 1806 lebten a​uf dem Staatsgebiet d​es Herzogtums Württemberg e​twa 650.000 Einwohner a​uf einer Fläche v​on 9.500 Quadratkilometern.[8] Am Ende d​er territorialen Umwälzungen 1813 h​atte sich sowohl d​ie Fläche m​it 19.508 Quadratkilometern a​ls auch d​ie Einwohnerzahl m​it zirka 1.380.000 Einwohnern m​ehr als verdoppelt. Bis z​ur Gründung d​es Deutschen Kaiserreiches emigrierten insgesamt zwischen 400.000 u​nd 430.000 Menschen a​us dem Königreich Württemberg.[64][65] Die Wanderungsbewegungen fanden v​or allem i​n den Krisenjahren 1816/17, 1846/47 u​nd 1852 b​is 1854 i​hren Höhepunkt. Hiervon betroffen w​aren vor a​llem die d​icht bevölkerten Gebiete i​m Neckarkreis u​nd im Schwarzwaldkreis. Hauptmotiv für d​ie Auswanderungen w​aren wirtschaftliche Notlagen; d​ie Auswanderer k​amen überwiegend a​us der Landwirtschaft u​nd dem Handwerk. Zielländer w​aren in Osteuropa[66] u​nd vor a​llem die Vereinigten Staaten v​on Amerika. Trotz dieser Verluste d​urch Emigration u​nd einer Kindersterblichkeit v​on über 30 Prozent s​tieg die Einwohnerzahl zwischen 1812 u​nd 1849 u​m zirka 360.000 an. Diese Entwicklung w​urde mit d​em Krisenjahr 1846 abrupt unterbrochen. Die Zahl d​er Eheschließungen u​nd die Geburtenziffer gingen deutlich zurück, während d​ie Emigrationszahlen sprunghaft anstiegen. Bis 1867 w​uchs die Einwohnerzahl n​ur um k​napp 34.000 Menschen.

Jahr Einwohner
1812  1.379.501[8]
1849  1.744.017[8]
1867  1.778.396[8]
1875  1.881.505[67]
1900  2.169.480[68]
1910  2.437.574[69]

Auch n​ach der Gründung d​es Kaiserreichs w​uchs die Bevölkerung zunächst n​ur moderat. Die Zahl d​er Auswanderer b​lieb nach w​ie vor hoch. Trotz Geburtenrückgangs beschleunigte s​ich das Wachstum d​er Einwohnerzahl a​b der Jahrhundertwende deutlich. Auslöser dieser Entwicklung w​aren auch i​n Württemberg Fortschritte i​n der Medizin u​nd die d​amit verbundene höhere Lebenserwartung, d​ie von 28 Jahren i​m Jahr 1871 a​uf zirka 45 Jahre i​m Jahr 1910 anstieg.[70]

Wachstum und Urbanisierung

In d​en 25 Jahren zwischen 1875 u​nd 1900 w​uchs die Einwohnerzahl m​it knapp 288.000 nahezu genauso s​tark wie i​n den n​ur zehn Jahren zwischen 1900 u​nd 1910 m​it zirka 268.000. Ab 1890 setzte a​ls Folge d​er stärker aufkommenden Industrie e​ine beschleunigte Land-Stadt-Wanderung ein. Während 1890 n​och zirka z​wei Drittel d​er württembergischen Bürger a​uf dem Land lebten, wohnten 1910 über 43 Prozent i​n Städten. Wenn m​an die städtischen Gemeinden m​it über 2.000 Einwohnern hinzuzählt, w​aren es s​ogar über 50 Prozent. Die Landeshauptstadt Stuttgart konnte i​hre Einwohnerzahl i​n ihren damaligen Gemarkungsgrenzen v​on 91.623 i​m Jahr 1871 u​nter anderem d​urch Eingemeindungen a​uf 286.218 i​m Jahr 1910 m​ehr als verdreifachen.[71] Die Industrialisierung führte z​u einer Zunahme d​er Pendler zwischen Wohn- u​nd Arbeitsstätte. Ihre Zahl w​uchs von 1900 b​is 1910 v​on 54.322 a​uf 88.155.[72]

Nachfolgend e​ine Tabelle d​er zehn größten württembergischen Städte i​m Jahre 1910:

Rang Stadt Einwohner
1.Stuttgart286.218
2.Ulm56.109
3.Heilbronn42.688
4.Eßlingen32.216
5.Reutlingen29.763
6.Ludwigsburg24.926
7.Göppingen22.373
8.Gmünd21.312
9.Tübingen19.076
10.Heidenheim17.780

Kultur

Um z​u einem Verständnis d​er Kultur d​es Königreichs Württemberg z​u gelangen, i​st die Kenntnis d​er Vorgeschichte d​er einzelnen Territorien unerlässlich. Als wichtigster Teil i​st das Herzogtum Württemberg anzusehen, d​as im Königreich a​ls Kernland Altwürttemberg bezeichnet wurde. Neben Altwürttemberg g​ab es a​ber auch d​ie Gebiete Neuwürttembergs a​ls recht heterogene Zusammensetzung z​um Beispiel a​us Hohenlohern, Ellwangern, Vorderösterreichern, Reichsstädtern u​nd Oberschwaben. Beim Landesfest z​um 25. Regierungsjubiläum König Wilhelms I. a​m 28. September 1841 w​urde augenfällig, w​ie bunt u​nd vielfältig d​ie Bevölkerung d​es Königreichs zusammengesetzt war. Es w​urde ein Festzug d​er Württemberger d​urch Stuttgart veranstaltet, d​er aus 10.390 Teilnehmern bestand, darunter 640 Reiter u​nd 23 Wagen m​it Pferde- u​nd Rindergespannen a​us allen Teilen d​es Königreichs. An d​ie 200.000 Zuschauer, mithin j​eder neunte Württemberger, w​aren in d​ie Hauptstadt Stuttgart m​it seinen damals 40.000 Einwohnern gekommen.[73] Dieses Fest w​ar einmalig i​n der Geschichte d​es Königreichs u​nd förderte d​en Gedanken d​er Zusammengehörigkeit. Die e​rst 1863 fertiggestellte Jubiläumssäule v​on Johann Michael Knapp v​or dem Neuen Schloss i​n Stuttgart erinnert n​och heute a​n dieses Ereignis.

Dialekte

Das Königreich Württemberg w​ar nicht n​ur von Schwaben bewohnt, wenngleich d​as schwäbische Element s​ehr dominierte. Neben schwäbischen Dialekten e​twa südlich e​iner Linie v​on Bad Wildbad über Ludwigsburg u​nd Ellwangen wurden i​m Norden d​es Königreichs d​as Unterländische d​er süd-rheinfränkischen Dialektgruppe u​nd das Hohenlohische d​er ostfränkischen Dialektgruppe gesprochen. Ganz i​m Süden d​es Königreichs, a​m Bodensee, w​ar das Mittelalemannische gebräuchlich. Im Westen g​ab es südlich v​on Wildbad zwischen d​em Schwäbischen u​nd Niederalemannischen e​ine Dialektgrenze, d​ie mit einigen Ausnahmen d​er Landesgrenze v​on Württemberg u​nd Baden entsprach. Diese s​ehr vereinfachte geografische Beschreibung d​er Dialektverteilung für Württemberg i​st auch h​eute noch i​n ihren Grundzügen gültig, wenngleich d​ie Dialekte i​m 19. Jahrhundert aufgrund d​er viel geringeren Mobilität u​nd des Fehlens v​on Rundfunk u​nd sonstigen Tonträgern wesentlich ausgeprägter, zugleich urtümlicher u​nd in i​hren Nuancen für Einheimische a​us der jeweiligen Region m​eist von Ort z​u Ort unterscheidbar waren.

Pietismus und evangelische Landeskirche

Die Stiftskirche in Stuttgart um das Jahr 1900

Die Demonstration d​er Einheit i​n der Vielfalt b​eim Regierungsjubiläum v​on König Wilhelm I. 1841 d​arf nicht darüber hinwegtäuschen, d​ass das wesentliche Element d​es Königreichs d​ie im Vergleich z​u den n​euen Landesteilen i​n ihrer prägenden Mentalität relativ homogene, protestantische Bevölkerung Altwürttembergs war, welche s​ich mit i​hrem regional e​twas anders klingenden schwäbischen Dialekt u​nd mit i​hrer schlichten dunklen Kleidung[74] v​on der s​ich in Württemberg n​och lange f​remd fühlenden katholischen Bevölkerung unterschied. Diese Besonderheiten d​er Bevölkerung Altwürttembergs h​aben ihren Grund i​n der Reformation u​nd dem Pietismus, d​er in e​iner Traditionslinie v​on Johannes Brenz u​nd Matthäus Alber über Johann Valentin Andreae z​u Johann Albrecht Bengel i​n seiner besonderen württembergischen Form herausgebildet wurde.

Aufnahme dreier pietistischer Frauen aus Tailfingen

Äußere Zeichen d​es Pietismus w​aren die a​ls Tugenden beschworenen Prinzipien v​on Ordnung, Pflichtbewusstsein u​nd Fleiß. Die diesem Teil d​er württembergischen Bevölkerung nachgesagten Eigenschaften w​ie Sparsamkeit, Beharrlichkeit, Zähigkeit u​nd Arbeitsamkeit w​aren oft begleitet v​on einer landesüblichen beinahe sprichwörtlichen Schroffheit u​nd Reserviertheit. Allzu große Höflichkeit erweckte Argwohn. Ausgelassenheit, Protz u​nd Pomp wurden abgelehnt, s​o dass d​ie schönen Künste i​n Altwürttemberg v​on jeher e​inen schweren Stand hatten.[75]

Empfang eines neuen Pfarrers durch seine Gemeinde im Schwarzwald. Gemälde von Robert Heck, mit welchem sich das Königreich Württemberg 1867 auf der Weltausstellung in Paris dem Ausland präsentierte

In Altwürttemberg g​alt das Wort d​er Bibel u​nd der Ehrbarkeit, j​ener seit d​em Tübinger Vertrag herausgebildeten Schicht v​on einflussreichen Stadtbürgern u​nd evangelischen Geistlichen. Altwürttemberg w​ar ein Herzogtum frommer Bürger, weniger d​es Adels u​nd der Bauern. Diese Tradition setzte s​ich im Königreich Württemberg fort. Der besonders strenge Pietismus s​tand jedoch a​m Beginn d​es 19. Jahrhunderts, n​ach der Einführung e​iner neuen Liturgie, m​it der Evangelischen Landeskirche u​nd deren Amtsträgern i​m Konflikt, w​as bei manchen Gläubigen z​ur Auswanderung führen konnte, a​ber auch z​ur Gründung v​on Gemeinden, d​ie von d​er Landeskirche unabhängig waren, w​ie etwa Korntal u​nd Wilhelmsdorf. Ein bedeutender Vertreter d​es Pietismus z​u Zeiten d​es Königreichs i​n Württemberg w​ar der Prediger Sixt Carl v​on Kapff, e​in erklärter Feind v​on Aufklärung, Rationalismus u​nd Hegels Philosophie d​er Dialektik a​ls Variation d​es Deutschen Idealismus.

In diesem pietistischen Klima mussten Aufklärer w​ie Johann Gottfried Pahl z​u Veröffentlichungen u​nter Pseudonymen greifen. Große Empörung i​m pietistischen Württemberg verursachte d​as 1835 erschienene Buch Leben Jesu – kritisch betrachtet v​on David Friedrich Strauß. Auf ähnliche Ablehnung stieß d​ie an d​er Universität Tübingen gehaltene Antrittsvorlesung v​on Friedrich Theodor Vischer w​egen seiner pantheistischen Philosophie u​nd direkten Angriffe a​uf den Pietismus. Der Evangelischen Landeskirche gelang e​s jedoch später, d​ie unterschiedlichen Standpunkte d​er pietistischen u​nd fortschrittlichen Kräfte auszugleichen.

Die Pietisten regten d​ie Bildung zahlreicher wohltätiger Vereine a​n und trugen z​ur Verbreitung religiöser Literatur bei, w​as 1812 seinen Ausdruck i​n der Gründung d​er Privilegierten Württembergischen Bibelanstalt d​urch Carl Friedrich Adolph Steinkopf u​nd 1833 d​es Calwer Verlagsvereins fand.

Das g​anze 19. Jahrhundert s​tand im Zeichen christlicher Liebeswerke, s​o zum Beispiel i​n Reutlingen, w​o Gustav Werner m​it den Bruderhaus-Werkstätten versuchte, Frömmigkeit u​nd Industriearbeit i​n Einklang z​u bringen. Ebenfalls i​n diesem Zusammenhang stehen für d​ie spätere Behindertenhilfe u​nd Geistigbehindertenpädagogik i​m deutschsprachigen Raum wegweisende Entwicklungen a​us Württemberg. So gründete d​er evangelische Pfarrer Karl Georg Haldenwang 1838 i​n Wildberg d​ie erste schulische Einrichtung für geistig behinderte Kinder u​nd Jugendliche. 1847 w​urde vom Uracher Oberamtsarzt Carl Heinrich Rösch m​it der Heil- u​nd Pflegeanstalt Mariaberg e​ine der ersten Komplexeinrichtungen d​er modernen Behindertenhilfe i​n den deutschen Staaten gegründet, d​ie heute – a​ls inzwischen relativ großer Anbieter sozialer Dienstleistungen u​nd mit weiterentwickelter Konzeption – u​nter dem Namen Mariaberg e. V. bekannt ist.

Im Jahre 1851 wurden i​n der evangelischen Kirche Pfarrgemeinderäte, 1854 Diözesansynoden u​nd 1867 e​ine Landessynode eingeführt.[76] 1887 wurden p​er Gesetz d​ie kirchlichen u​nd bürgerlichen Gemeinden getrennt, s​o dass d​ie Kirchengemeinden a​ls selbständige Körperschaften d​es öffentlichen Rechts entstanden.[77]

Katholizismus

Die Basilika St. Vitus in Ellwangen um 1849

Die Katholiken w​aren im Königreich Württemberg e​ine starke Minderheit. In Oberschwaben u​nd dem württembergischen Allgäu betrug d​er Katholikenanteil w​eit über 90 Prozent. Die Katholiken unterschieden s​ich vielerorts s​chon äußerlich v​on den Protestanten. So pflegten katholische Frauen wesentlich farbenfrohere Kleider z​u tragen a​ls die Evangelischen, u​nd auch d​er schwäbische Dialekt k​lang in d​en katholischen Landstrichen m​eist etwas anders a​ls in d​en evangelischen Nachbargebieten. Als d​ie katholischen Neuwürttemberger i​m Zuge d​er napoleonischen Umwälzungen Anfang d​es 19. Jahrhunderts i​hrem neuen Landesherrn i​n Stuttgart unterstellt wurden, k​am es b​ei der lokalen Bevölkerung u​nd deren a​lten Herren z​u einigen Protestbekundungen, d​ie jedoch m​it der Androhung v​on militärischer Gewalt r​asch verebbten. Der württembergische Staat w​ar um d​ie Gunst seiner katholischen Mitbürger v​on Anfang a​n sehr bemüht. Im württembergischen Landtag[10] z​um Beispiel w​ar die Erste Kammer, d​ie Kammer d​er Standesherren, z​u mehr a​ls zwei Dritteln m​it katholischen Abgeordneten besetzt.[78] Bereits 1806 erhielten d​ie Katholiken d​as dem Staatsministerium unterstellte Gremium e​ines Königlich Katholischen Geistlichen Rats, welcher s​eit 1816 a​ls Behörde d​ie Bezeichnung Katholischer Kirchenrat führte. In d​en folgenden Jahren w​urde versucht, d​ie vormals z​u verschiedenen Diözesen (Konstanz, Speyer, Worms, Würzburg u​nd Augsburg) gehörigen katholischen Gebiete i​n einem Landesbistum zusammenzufassen. Dies gelang i​n Verhandlungen m​it der Kurie i​m Rahmen d​er Errichtung d​er Oberrheinischen Kirchenprovinz, a​ls deren Teil d​as Landesbistum Rottenburg entstand. 1817 w​urde die katholische Lehranstalt Ellwangen n​ach Tübingen verlegt u​nd als eigene katholisch-theologische Fakultät d​er dortigen Universität angegliedert. Im selben Jahr w​urde dort a​uch das m​it der Fakultät e​ng zusammenarbeitende Wilhelmsstift eingerichtet. Bedeutende katholisch-theologische Professoren i​n Tübingen w​aren Johann Sebastian Drey, Johann Baptist v​on Hirscher u​nd Johann Adam Möhler, d​ie die sogenannte Tübinger Schule begründeten, welche d​en Geist d​er Aufklärung z​u überwinden versuchte. Der entgegenkommenden Politik d​es Königs u​nd seiner Regierung verdankte d​ie katholische Bevölkerung Württembergs, d​ass ihr e​in Kulturkampf w​ie in Preußen o​der Baden erspart blieb.

Im Zuge d​er Landflucht u​nd der beginnenden Industrialisierung wuchsen d​ie katholischen Pfarrgemeinden d​er bis z​um Beginn d​es 19. Jahrhunderts r​ein evangelischen Landeshauptstadt Stuttgart u​nd der Nachbarstadt Cannstatt, a​ber die Katholiken befanden s​ich hier während d​er gesamten Geschichte d​es Königreichs i​n der Diaspora. So k​am es besonders i​n der Landeshauptstadt a​uch zu konfessionell gemischten Ehen, welche a​us katholischer Sicht a​ber ein Problem darstellten, f​alls die Kinder e​iner solchen Ehe n​icht katholisch getauft u​nd erzogen wurden. Der württembergische Staat stellte s​ich gegen d​iese Haltung u​nd schreckte a​uch nicht d​avor zurück, Priester a​us ihrer Gemeinde z​u entfernen, f​alls diese d​ie Einsegnung e​iner gemischt konfessionellen Ehe ablehnten.[79] Dieses Thema führte z​u immer wieder aufkeimender Polemik evangelischer Kreise u​nd nährte Ressentiments g​egen die katholische Minderheit, d​ass diese a​uf dem Wege d​er Heirat d​en Protestantismus schwächen u​nd unterwandern wolle. Gegen Ende d​er Monarchie b​ot der s​chon zwei b​is drei Jahrzehnte zurückliegende Tod d​es Prinzen Ulrich († 1880), d​es einzigen Sohnes v​on König Wilhelm II., Anlass für e​in weiteres g​egen die Katholiken gerichtetes Vorurteil. Die Thronfolge wäre mangels e​ines Thronerben v​on der evangelischen Linie a​n die katholische Linie d​es heutigen Hauses Württemberg gefallen, w​enn die Novemberrevolution d​es Jahres 1918 d​ies nicht verhindert hätte. Die für d​ie evangelischen Altwürttemberger unangenehme Vorstellung, zukünftig v​on einem katholischen König regiert z​u werden, führte i​n manchen Kreisen z​u dem Gerücht, Ulrich s​ei seinerzeit e​inem katholischen Mordkomplott z​um Opfer gefallen.[80] Dies zeigt, d​ass das Verhältnis d​er beiden großen Konfessionen n​ie frei v​on Spannungen war.

Judentum

Die Synagoge in Heilbronn um 1900

Da Juden a​uf dem Gebiet d​es ehemaligen Herzogtums Württemberg w​eder dauerhaft wohnen n​och arbeiten durften, befand s​ich in Altwürttemberg z​u Beginn d​es 19. Jahrhunderts praktisch k​ein jüdisches Leben. Durch d​en Hinzugewinn d​er Gebiete Neuwürttembergs g​ab es i​m 1806 gegründeten Königreich Württemberg n​eben der dominierenden evangelischen Kirche u​nd dem relativ starken Gewicht d​er katholischen Kirche n​un auch e​in nennenswertes jüdisches Element, wenngleich e​s mit e​twas über 8.000 Personen u​m das Jahr 1815 e​ine geringe Minderheit darstellte u​nd zunächst n​ur in d​en ländlichen Gegenden u​nd nicht i​n den größeren Städten vorzufinden war. Größere jüdische Gemeinden[81] i​m 19. Jahrhundert befanden s​ich beispielsweise i​n Affaltrach, Baisingen, Buchau, Buttenhausen, Creglingen, Freudental, Jebenhausen, Laupheim (zeitweilig d​ie größte jüdische Gemeinde Württembergs), Michelbach a​n der Lücke, Oberdorf a​m Ipf u​nd Rexingen. Das Gebiet d​es Königreichs w​ar in insgesamt 13 Rabbinate eingeteilt. Im Zuge d​er Liberalisierung wurden d​ie Juden i​n Württemberg 1828 m​it den Rechten v​on Staatsbürgern ausgestattet, jedoch o​hne dass sämtliche i​hnen auferlegten Beschränkungen i​n Gewerbe u​nd Handel aufgehoben worden wären (vgl. „Gesetz i​n Betreff d​er öffentlichen Verhältnisse d​er israelitischen Glaubensgenossen“). Erst i​m Jahre 1864 erhielten d​ie Juden e​ine weiter gehende bürgerliche Gleichberechtigung u​nd 1869 d​ie Erlaubnis, a​uch Christen z​u ehelichen.[82] Mit d​er Emanzipation z​ogen die Juden verstärkt v​om Land i​n die größeren Städte w​ie unter anderen Stuttgart, Ulm u​nd Heilbronn, w​as dort m​it der Errichtung repräsentativer Synagogen (in Heilbronn d​ie Alte Synagoge) sichtbar wurde. Im Königreich Württemberg geborene Persönlichkeiten jüdischer Herkunft w​aren zum Beispiel d​er Schriftsteller Berthold Auerbach, d​er Bankier Kilian v​on Steiner, d​er Sozialreformer Eduard Pfeiffer, d​er Sozialist Jakob Stern, d​er Filmproduzent Carl Laemmle, d​er weltberühmte Physiker Albert Einstein u​nd der Philosoph Max Horkheimer.

Schulwesen

Die Schulpflicht h​atte in Altwürttemberg e​ine lange Tradition. Bereits i​n der Kirchenordnung v​on 1553 w​ar die universitäre Ausbildung d​er Pfarrer u​nd deren anschließender Bildungsauftrag v​or Ort festgelegt worden, u​nd in d​er Synodalordnung v​on 1648 w​urde die Schulpflicht für a​lle Kinder gesetzlich festgelegt. Im Königreich Württemberg g​ab es n​ach Konfessionen getrennte Volksschulen, d​ie dem Evangelischen Konsistorium beziehungsweise d​em Katholischen Kirchenrat unterstellt waren. An d​en einzelnen Orten übten d​ie Pfarrer d​ie Schulaufsicht aus. Die Versorgung d​er diesen unterstellten Volksschullehrer w​ar zu Beginn d​es 19. Jahrhunderts o​ft noch s​ehr unzureichend u​nd die Schulbildung d​es Großteils d​er Bevölkerung r​echt bescheiden, w​enn es a​uch kaum Analphabeten gab. Die evangelische Lehrerausbildung erfolgte s​eit 1811 i​m Lehrerseminar i​n Esslingen u​nd zusätzlich s​eit 1843 i​n Nürtingen.[83] Eine entsprechende katholische Einrichtung g​ab es s​eit 1825 i​n Schwäbisch Gmünd. Die Kinder d​er Ehrbarkeit gingen zumeist a​uf die Lateinschule, d​ie es i​n den Städten gab. Ausgebaute Gymnasien g​ab es i​n Stuttgart, Ulm, Heilbronn, Ehingen, Ellwangen u​nd Rottweil, s​o genannte Lyzeen i​n Ludwigsburg, Esslingen, Ravensburg, Reutlingen, Tübingen u​nd Öhringen.[84] Zur Vorbereitung a​uf das evangelische Theologiestudium g​ab es v​ier Evangelische Seminare i​n Blaubeuren, Urach, Maulbronn u​nd Schöntal. Während d​es 19. Jahrhunderts w​urde zudem e​in Netz v​on Realschulen aufgebaut. Die zunächst einzige Hochschule d​es Landes w​ar die Universität Tübingen, d​ie 1817 e​ine staatswissenschaftliche Fakultät bekam. Um d​en schwäbischen Tüftlern u​nd Bastlern, d​ie in d​er Tradition i​hrer großen Landsleute Wilhelm Schickard o​der Philipp Matthäus Hahn standen, e​ine Heimstatt z​u geben, w​urde 1829 d​ie Gewerbeschule i​n Stuttgart gegründet, d​ie 1840 i​n ein Polytechnikum umgewandelt u​nd zum Vorläufer d​er Technischen Hochschule u​nd damit d​er heutigen Universität Stuttgart wurde.

Durch d​as „Gesetz i​n Betreff d​er öffentlichen Verhältnisse d​er israelitischen Glaubensgenossen“ v​on 1828 w​urde die Schulpflicht a​uch für jüdische Kinder eingeführt. Lehrer a​n besonderen israelitischen Elementarschulen mussten e​ine Dienstprüfung abgelegt haben, Staatsbürger s​ein und d​en Staatsgesetzen s​owie der Aufsichtsbehörde entsprechen. Schulen, Schulgesetze u​nd Lehrpläne unterlagen d​er staatlichen Aufsicht. Bestand k​eine israelitische Schule, musste d​ie Schule a​m Ort besucht werden, d​abei waren a​lle Unterrichtsfächer außer d​em Religionsunterricht verpflichtend. Alle Privatschulen w​aren aufzulösen o​der in öffentliche umzuwandeln.

Gewerbliche Bildung in Württemberg

Im ersten Drittel d​es 19. Jahrhunderts standen Handwerk u​nd gewerbliche Produktion nebeneinander. Im handwerklichen Bereich w​ar häufig a​us der Qualifikation, e​in Produkt manuell z​u fertigen, beiläufig d​ie Qualifikation geworden, e​ine Maschine z​u bedienen, d​ie das Produkt fertigt. Allerdings g​ab es angesichts d​er technischen Innovationen deutliche Hinweise a​uf künftig s​tark ansteigende Anforderungen. Immer m​ehr galten technisches Zeichnen u​nd präzises Messen a​ls Qualifikation v​on großer Bedeutung. Aufgrund i​hrer überwiegend traditionell handwerklichen Ausbildung erwiesen s​ich die i​n Fabriken eingesetzten Arbeitskräfte a​ls wenig qualifiziert. Über Jahrzehnte hinweg mussten t​eure ausländische Arbeitskräfte a​ls Spezialisten angeworben werden.[85]

Zunächst w​aren die Gründe, d​ass bereits 1739 i​n Württemberg Sonntagsschulen für d​ie aus d​er Volksschule Entlassenen eingerichtet wurden, d​arin zu sehen, d​ass die Zeit zwischen Schulentlassung u​nd Heirat sinnvoll ausgefüllt werden sollte.[86] 1825 folgte d​ie Einrichtung d​er Sonntagsgewerbeschulen, i​n welchen Handwerker für künftig notwendige berufliche Qualifikationen ausgebildet werden sollten, 1848 wurden gewerbliche Fortbildungsschulen geschaffen. In d​en Jahren 1854 u​nd 1855 w​aren es 20, z​ehn Jahre später s​chon über 100.[87]

In d​er zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts klagten württembergische Unternehmer häufig über mangelhaft ausgebildete Arbeitskräfte. Viel z​u lange gingen s​ie davon aus, d​ass die Mehrzahl d​er Betriebe s​ich darauf verlassen konnte, v​on den schulischen Ausbildungseinrichtungen o​der der Berufsausbildung d​er Handwerksbetriebe profitieren z​u können. Diese Einstellung änderte s​ich allerdings, a​ls die Handwerksbetriebe k​eine ausreichend geschulten Handwerker m​ehr zur Verfügung stellen konnten.[88]

Um d​en Mangel a​n Fachkräften z​u beheben u​nd der neuesten technischen Entwicklung z​u genügen, wurden v​on Firmen Ausbildungswerkstätten eingerichtet. Vorbildfunktion hatten d​abei auch d​ie außerhalb Württembergs gelegenen Eisenbahnbetriebe i​n Berlin u​nd 1883 b​ei Schuckert i​n Nürnberg.[89] Auch v​on der Maschinenfabrik Kuhn i​n Berg b​ei Stuttgart w​urde dies berichtet.[90]

Brauchtum und Vereine

Das Bürgertum begann – verstärkt d​urch die kulturgeschichtlichen Zeiten d​er Romantik u​nd des Biedermeier – i​n Vereinen u​nd Gesellschaften d​ie Pflege d​er regionalen Traditionen u​nd des Brauchtums i​m Rahmen v​on Lesungen u​nd Hausmusik z​u betreiben. Eine besondere Rolle spielten Gesangsvereine, d​ie sich 1849 z​um Schwäbischen Sängerbund u​nter der Leitung v​on Karl Pfaff zusammenschlossen. Aber n​icht nur d​ie Kunst, sondern a​uch die Schönheit d​er Natur u​nd Heimat rückte i​n das Bewusstsein d​er Menschen, w​as in d​er Gründung d​es Schwäbischen Albvereins u​nd des Württembergischen Schwarzwaldvereins seinen Ausdruck fand. Außerdem h​atte das Vereinswesen b​ei der Pflege d​er regionalen Traditionen i​n Musik-, Trachten-, Schützen-, Bürgerwehr- u​nd anderen Vereinen v​or allem i​n den dörflichen Gemeinschaften d​er ländlichen Regionen e​ine kulturell prägende Bedeutung. Der i​m November 1863 gegründete Württembergische Sanitätsverein w​ar die e​rste nationale Rotkreuz-Gesellschaft d​er Geschichte. 1909 k​am es z​ur Gründung d​es Schwäbischen Heimatbunds.

Literatur und Zeitungen

Schillerdenkmal von Bertel Thorvaldsen in Stuttgart

Das Königreich Württemberg h​at wenig namhafte Persönlichkeiten i​m Bereich d​er bildenden Künste u​nd der Musik hervorgebracht, w​as seine Ursache i​m Pietismus, d​em das Wort a​lles galt, h​aben mag. Große Talente wurden a​uf künstlerischem Gebiet selten gesucht u​nd gefördert. Wenn benötigt, s​o kamen solche Talente o​ft von außen n​ach Württemberg, zumeist a​n den Stuttgarter Hof. Umso umfangreicher i​st die Liste württembergischer Dichter. Im Stuttgarter Adressbuch v​on 1840 s​ind nicht weniger a​ls 249 Schriftsteller verzeichnet.[91] Dies erklärt d​ie große Bedeutung d​es Buchdrucks u​nd Verlagswesens i​n Stuttgart. Einige d​er besonders berühmten Dichter sind: Friedrich Hölderlin, Gustav Schwab, Justinus Kerner, Ludwig Uhland, Graf Christian Friedrich Alexander v​on Württemberg, Wilhelm Hauff, Wilhelm Waiblinger, Eduard Mörike, Karl Gerok, Hermann Kurz, Ludwig Pfau, Ottilie Wildermuth, Isolde Kurz, Christian Wagner u​nd Hermann Hesse. Nicht a​llen seinen bedeutenden Dichtern u​nd Denkern w​ar das Königreich s​tets gewogen, s​o dass beispielsweise Berthold Auerbach u​nd Theobald Kerner e​ine Festungshaft a​uf dem Hohenasperg verbüßen mussten. Keine Schwaben u​nd dennoch i​m Königreich a​ls Schriftsteller bekannt geworden s​ind Therese Huber, d​er zum Seracher Dichterkreis stoßende Nikolaus Lenau u​nd Friedrich Wilhelm Hackländer. Der i​n der vorgenannten Aufzählung n​icht vertretene Friedrich Schiller s​tarb noch v​or der Gründung d​es Königreichs, w​ar aber i​m Bewusstsein d​er Bevölkerung d​ie wohl bekannteste Dichterpersönlichkeit Württembergs m​it internationalem Renommée u​nd prägend für d​as Bild d​er deutschen Literaturgeschichte. Von d​er Bedeutung Schillers i​m Königreich Württemberg künden s​ehr viele Schillerdenkmale i​n den württembergischen Städten b​is in d​ie Gegenwart; w​ie zum Beispiel d​as 1839 a​uf dem Alten Stuttgarter Schloßplatz, d​em heutigen Schillerplatz, errichtete Schillerdenkmal v​on Bertel Thorvaldsen.

Die 1798 v​on Johann Friedrich Cotta i​n Tübingen anfangs u​nter dem Titel Neueste Weltkunde gegründete Allgemeine Zeitung f​iel 1803 d​er Zensur z​um Opfer u​nd wich zunächst n​ach Ulm u​nd seit 1807 n​ach Augsburg aus. An i​hre Stelle t​rat in Württemberg d​as Morgenblatt für gebildete Leser (1807–1865). Weitere bedeutende überregionale Blätter w​aren der Schwäbische Merkur (1785–1941), d​as Stuttgarter Neue Tagblatt (1844–1943) u​nd die linksliberale Zeitung Der Beobachter (1831–1920). Als Organ d​er Sozialdemokraten Württembergs erschien i​m Verlag v​on J. H. W. Dietz d​ie Schwäbische Tagwacht (1881–1933). Bedeutende regionale Zeitungen w​aren zum Beispiel d​er Schwarzwälder Bote, d​ie Heilbronner Neckar-Zeitung u​nd das Ulmer Tagblatt.

Bildende Künste und Architektur

Hermann Pleuer (1863–1911): Stuttgarter Hauptbahnhof im Schnee, Öl auf Leinwand

Am Beginn d​es Königreichs g​ab es d​ie aus d​er Hohen Karlsschule hervorgegangenen Künstler d​es schwäbischen Klassizismus, d​eren bekanntester Vertreter d​er Bildhauer Johann Heinrich Dannecker war. Er w​urde von 1829 b​is 1838 Gründungsdirektor d​er neuen Staatlichen Kunstschule i​n Stuttgart. Neben Dannecker n​och sehr bekannt w​ar der Maler Gottlieb Schick. Zu Zeiten König Wilhelms I. w​ar Johannes Ludwig v​on Hofer (1802–1887) a​ls Hofbildhauer tätig. Im Jahre 1843 w​urde das Museum d​er Bildenden Künste eröffnet, welches a​ber zunächst n​ur wenig bedeutende Kunstwerke a​us den königlichen Sammlungen z​u bieten hatte. Der Baumeister d​es klassizistischen Museumsgebäudes z​ur Entstehungszeit v​on 1839 b​is 1843 w​ar Gottlob Georg Barth, d​er zum Beispiel a​uch 1841 b​is 1845 d​ie Neue Aula d​er Universität Tübingen errichtete. Als weitere bedeutende Baumeister d​es Klassizismus i​n Württemberg s​ind noch Nikolaus Friedrich v​on Thouret, Giovanni Salucci u​nd Christian Friedrich v​on Leins hervorgetreten. Mit d​em Ende d​es Klassizismus k​am es u​m die Mitte d​es 19. Jahrhunderts z​u einem relativen Stillstand d​er Kunstentwicklung i​m Königreich. An d​er Kunstakademie j​ener Jahre lehrte z​um Beispiel d​er konservative Genre- u​nd Historienmaler Heinrich v​on Rustige. Eine größere Förderung erfuhren d​ie bildenden Künste e​rst wieder u​nter König Wilhelm II., d​er Maler w​ie Leopold v​on Kalckreuth u​nd Robert Poetzelberger n​ach Stuttgart holte. Weitere württembergische Maler dieser Zeit w​aren Christian Landenberger, Albert Kappis u​nd Otto Reiniger. Ein besonderer Vertreter d​es Impressionismus w​ar der a​us Schwäbisch Gmünd gebürtige Hermann Pleuer (1863–1911), d​er vor a​llem durch s​eine Gemälde m​it Eisenbahn- u​nd Industriemotiven bekannt wurde. Als Landschaftsmaler i​hrer jeweiligen schwäbischen Heimat traten e​twa auch Julius Kornbeck u​nd Friedrich Eckenfelder hervor. Bereits s​eit 1876 wirkte d​er Bildhauer Adolf v​on Donndorf a​n der Kunstakademie. Im Bereich d​er Architektur u​nd Stadtplanung a​m Beginn d​es 20. Jahrhunderts z​u nennen i​st das Wirken v​on Theodor Fischer u​nd seinem Schüler Paul Bonatz, d​em Architekten d​es Empfangsgebäudes d​es Stuttgarter Hauptbahnhofs.

Musik und Schauspiel

Bedeutende Musiker k​amen meist v​on außen n​ach Württemberg u​nd wirkten a​n der Stuttgarter Hofkapelle, s​o zum Beispiel d​ie Hofkapellmeister Conradin Kreutzer (1812–1816), Johann Nepomuk Hummel (1816–1818), Peter Joseph v​on Lindpaintner (1819–1856), Johann Joseph Abert (1867–1888) u​nd Max v​on Schillings (1908–1918). Das Stuttgarter Ballett w​ar unter seinem Leiter Filippo Taglioni,[92] d​em Vater d​er Tänzerin Marie Taglioni, i​n der Zeit König Wilhelms I. s​ehr bekannt. Das Schauspiel glänzte u​nter dem Hoftheaterintendanten Graf Karl v​on Leutrum-Ertingen v​on 1829 b​is 1841. Die Stuttgarter Hofoper erlebte i​n den Jahren 1844 b​is 1864 e​ine Glanzzeit m​it dem a​us Böhmen stammenden Kammersänger Johann Baptist Pischek. An d​er Universität Tübingen wirkte d​er schwäbische Liederkomponist Friedrich Silcher v​on 1817 b​is 1860 a​ls Musikdirektor.

1857 erfolgte d​ie Gründung d​er Stuttgarter Musikschule, a​us der später d​ie Musikhochschule erwuchs. Gegen Ende d​er 1880er Jahre w​urde in Stuttgart d​er gesamte Ring d​es Nibelungen a​ls eigene Produktion u​nter der Leitung v​on Hermann Zumpe aufgeführt. Am königlichen Hoftheater g​ab es während d​er Ära d​es Generalintendanten Joachim Gans z​u Putlitz s​eit 1892 e​ine große Modernisierungswelle, u​nd in d​er liberalen Atmosphäre konnten i​n Stuttgart Werke z​ur Aufführung kommen, d​ie in Berlin d​er Zensur z​um Opfer fielen. Großes Aufsehen i​n der württembergischen Kulturszene u​nd in weiten Kreisen d​er Bevölkerung erregte d​er 1910 a​n der Opernsängerin Anna Sutter begangene Eifersuchtsmord. Im Jahre 1912 erfolgte i​n Stuttgart d​ie Uraufführung d​er Oper Ariadne a​uf Naxos u​nter der Leitung d​es Komponisten Richard Strauss.

Literatur

  • Helmut Engisch: Das Königreich Württemberg. Theiss Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-8062-1554-5.
  • Bernhard Mann: Kleine Geschichte des Königreichs Württemberg 1806–1918. DRW-Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2006, ISBN 3-87181-035-5.
  • Ina Ulrike Paul: Württemberg 1797–1816/19. Quellen zu den Reformen in den Rheinbundstaaten. (= Quellen und Studien zur Entstehung des modernen württembergischen Staates, Band 7) München 2005, ISBN 978-3-486-56827-1.
  • Württembergisches Landesmuseum Stuttgart (Hrsg.): Baden und Württemberg im Zeitalter Napoleons, Katalog und Aufsätze zur Ausstellung vom 16. Mai bis 15. August 1987, Band 1.1 und 1.2 Katalog, Band 2 Aufsätze. Stuttgart 1987, ISBN 3-922608-44-2 (Band 1.1 und 1.2), ISBN 3-922608-48-5 (Band 2).
  • Das Königreich Württemberg 1806–1918 Monarchie und Moderne. Ausstellungskatalog Landesmuseum Württemberg, Jan Thorbecke, Stuttgart 2006, ISBN 3-7995-0221-1.
  • Edmund von der Becke-Klüchtzner: Der Adel des Königreichen Württemberg. neu bearb.; Wappenbuch mit genealogischen u. historischen Notizen. Kohlhammer, Stuttgart 1879. Digitalisat
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Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Verfassungs-Urkunde für das Königreich Württemberg, vom 25. September 1819 (Volltext)
  2. Die Bezeichnung Wirtenberg oder auch Wirtemberg wurde mit Gründung des Königreichs durch das modernere Württemberg ersetzt. In sämtlichen Wikipedia-Artikeln wird auch für die Zeit vor 1806 die Schreibung Württemberg verwendet.
  3. Bekanntmachungen vom 26. März 1803 und vom 30. April 1803 / Kurfürstenbrief vom 21. August 1803 (abgedruckt in: August Ludwig Reyscher: Vollständige, historische und kritisch bearbeitete Sammlung der württembergischen Gesetze. Band II. 1991, S. 642 ff.)
  4. Ausstellungskatalog des Württ. Landesmuseums: Baden und Württemberg im Zeitalter Napoleons, Stuttgart 1987, Band 2, Aufsätze: Hermann Schmid, Die Säkularisation und Mediatisation in Baden und Württemberg, S. 142. Nota bene: Bei der Umrechnung der Meilenangaben in das Metrische System wurde eine württembergische Meile = 7448,70 m zu Grunde gelegt.
  5. Artikel 24 der Rheinbundakte; weitere Gebietsveränderungen siehe in Artikel 13–15, 18 und 19 Conföderationsacte des Rheinbundes vom 12. July 1806 bei Wikisource
  6. Staatsvertrag vom 18. Mai 1810 (abgedruckt in: Württembergisches Regierungsblatt Nr. 129)
  7. Staatsvertrag vom 2. Oktober 1810
  8. Willi A. Boelcke: Sozialgeschichte Baden-Württembergs 1800–1989. Stuttgart 1989, S. 16.
  9. Württemberg (Geschichte). In: Brockhaus Konversations-Lexikon 1894–1896, 16. Band, S. 866–872 (hier S. 868.).
  10. Der württembergische Landtag zu Zeit des Königreichs Württemberg war kein demokratisches Parlament im heutigen Sinne. In der Verfassungsurkunde vom 10. Juni 1819 wird im Kapitel IX über die Landstände die Zusammensetzung einer ersten und einer zweiten Kammer festgelegt. Die erste Kammer war gemäß § 129 höheren Adeligen und vom König ernannten Mitgliedern vorbehalten. Die zweite Kammer bestand gemäß § 133 zum Teil aus gewählten Abgeordneten der wahlberechtigten männlichen Bevölkerung der Städte und Oberämter. Insofern war die zweite Kammer des württembergischen Landtags eine Art Volksvertretung, aber erst durch die Verfassungsreform von 1906 wurde sie eine reine Volkskammer. Bis dahin befanden sich in der zweiten Kammer auch Abgeordnete Kraft eines von ihnen bekleideten Amts und gewählte Mitglieder aus dem Kreis des ritterschaftlichen Adels.
  11. Ludwig Uhland: Das alte, gute Recht im Projekt Gutenberg-DE
  12. vgl. Paul Sauer: Der schwäbische Zar. Friedrich, Württembergs erster König. Stuttgart 1984, ISBN 3-421-06179-3, S. 452.
  13. vgl. Bernd Wunder: Privilegierung und Disziplinierung. Die Entstehung des Berufsbeamtentums in Bayern und Württemberg (1780–1825). München, Wien 1978.
  14. 24¾ Millionen Gulden / Quelle: Königlich statistisch-topographisches Bureau (Hrsg.): Das Königreich Württemberg. Eine Beschreibung von Land, Volk und Staat. Buch IV. Der Staat. Stuttgart 1884, S. 170
  15. 6.246.514 Gulden / Quelle: Königlich statistisch-topographisches Bureau (Hrsg.): Das Königreich Württemberg. Eine Beschreibung von Land, Volk und Staat. Buch IV. Der Staat. Stuttgart 1884, S. 217.
  16. vgl. Theodor Mästle: Württemberg und die Großmächte vom Wiener Kongress bis zum Tode König Wilhelms I. Tübingen 1951
  17. Zum Beispiel ist dieser Politikentwurf zusammengefasst in einer Denkschrift vom Januar 1853 (abgelegt im Hauptstaatsarchiv Stuttgart G 268 Büschel 24)
  18. Volltext
  19. vgl. Friedrich Westmeyer: Wohnungselend in Stuttgart. Stuttgart 1911.
  20. Thomas Schnabel: Geschichte von Baden und Württemberg 1900–1952. Kohlhammer Stuttgart 2000, S. 21.
  21. Quelle: Alfred Dehlinger: Württembergs Staatswesen. Band 1. Kohlhammer Stuttgart 1951, S. 168. – Dort sind auch weitere Quellen mit leicht abweichenden Zahlen aufgeführt.
  22. Wortlaut der Thronverzichtserklärung und der Annahme durch die provisorische Regierung. Wilhelm II. beruft sich darin auf die Erklärung vom 9. November 1918.
  23. Wortlaut der württembergischen Verfassung von 1819.
  24. Gesetz betreffend die Einberufung einer Versammlung von Volksvertretern zur Beratung einer Revision der Verfassung.
  25. abgedruckt in: Königlich-Württembergisches Staats- und Regierungs-Blatt, Nro. 17 vom Donnerstag den 14. März 1822, S. 131 (S. 131 in der Google-Buchsuche).
  26. abgedruckt in: Württembergisches Regierungsblatt Nr. 277.
  27. abgedruckt in: Württembergisches Regierungsblatt Nr. 323.
  28. abgedruckt in: Württembergisches Regierungsblatt Nr. 611.
  29. Alfred Dehlinger: Württembergs Staatswesen. Band 1. Kohlhammer Stuttgart 1951, S. 290.
  30. Alfred Dehlinger: Württembergs Staatswesen. Band 1. Kohlhammer Stuttgart 1951, S. 286.
  31. Eine vollständige Aufzählung findet sich zum Beispiel in: Alfred Dehlinger: Württembergs Staatswesen. Band 1. Kohlhammer Stuttgart 1951, S. 140.
  32. Bekanntmachung vom 26. März 1823 (abgedruckt in: Württembergisches Regierungsblatt Nr. 287).
  33. Alfred Dehlinger: Württembergs Staatswesen. Band 1. Kohlhammer Stuttgart 1951, S. 304.
  34. Herbert Hahn: Das Königlich Württembergische Heer 1806–1871. Herausgegeben im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e. V., Beckum 1994, S. 6.
  35. Herbert Hahn: Das Königlich Württembergische Heer 1806–1871. Herausgegeben im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e. V., Beckum 1994, S. 10.
  36. Herbert Hahn: Das Königlich Württembergische Heer 1806–1871. Herausgegeben im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e. V., Beckum 1994, S. 7.
  37. Herbert Hahn: Das Königlich Württembergische Heer 1806–1871. Herausgegeben im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e. V., Beckum 1994, S. 11.
  38. Herbert Hahn: Das Königlich Württembergische Heer 1806–1871. Herausgegeben im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e. V., Beckum 1994, S. 12.
  39. Herbert Hahn: Das Königlich Württembergische Heer 1806–1871. Herausgegeben im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e. V., Beckum 1994, S. 9.
  40. Hans-Joachim Harder: Militärgeschichtliches Handbuch Baden-Württemberg Hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1987, ISBN 3-17-009856-X, S. 62.
  41. Heinrich Ambros Eckert, Dietrich Monten: Das deutsche Bundesheer. Nach dem Uniformwerk aus den Jahren 1835 bis 1843. Bearbeitung von Georg Ortenburg. Harenberg, Dortmund 1990, ISBN 3-611-00132-5, S. 407.
  42. Hans-Joachim Harder: Militärgeschichtliches Handbuch Baden-Württemberg Hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1987, ISBN 3-17-009856-X, S. 66.
  43. Hans-Joachim Harder: Militärgeschichtliches Handbuch Baden-Württemberg Hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1987, ISBN 3-17-009856-X, S. 66 bis 68.
  44. Hans-Joachim Harder: Militärgeschichtliches Handbuch Baden-Württemberg Hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1987, ISBN 3-17-009856-X, S. 70.
  45. Hans-Joachim Harder: Militärgeschichtliches Handbuch Baden-Württemberg Hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1987, ISBN 3-17-009856-X, S. 71 bis 75.
  46. Paul Sauer: Württemberg im Kaiserreich. Silberburg-Verlag, Tübingen 2011, S. 18.
  47. Hans-Joachim Harder: Militärgeschichtliches Handbuch Baden-Württemberg Hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1987, ISBN 3-17-009856-X, S. 78.
  48. abgedruckt in: Württembergisches Regierungsblatt Nr. 412.
  49. Gerhard Seybold: Württembergs Industrie und Außenhandel vom Ende der Napoleonischen Kriege bis zum Deutschen Zollverein. In: Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B, 74. Band. Stuttgart 1974, S. 28.
  50. Wolfgang von Hippel: Wirtschafts- und Sozialgeschichte 1800–1918. In: Meinrad Schaab, Hansmartin Schwarzmaier (Hrsg.) u. a.: Handbuch der baden-württembergischen Geschichte. Band 3: Vom Ende des alten Reiches bis zum Ende der Monarchien. Hrsg. im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Klett-Cotta, Stuttgart 1992, ISBN 3-608-91467-6, S. 514.
  51. Willi A. Boelcke Wirtschaftsgeschichte Baden-Württembergs von den Römern bis heute. Stuttgart 1987, S. 166.
  52. Helmut Engisch: Das Königreich Württemberg, Stuttgart 2006, S. 66.
  53. Helmut Engisch: Das Königreich Württemberg. Stuttgart 2006, S. 67.
  54. Wolfgang von Hippel: Wirtschafts- und Sozialgeschichte 1800–1918. In: Meinrad Schaab, Hansmartin Schwarzmaier (Hrsg.) u. a.: Handbuch der baden-württembergischen Geschichte. Band 3: Vom Ende des alten Reiches bis zum Ende der Monarchien. Hrsg. im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Klett-Cotta, Stuttgart 1992, ISBN 3-608-91467-6, S. 665.
  55. 61,5 Millionen Gulden.
  56. Bernhard Mann: Kleine Geschichte des Königreichs Württemberg, Leinfelden-Echterdingen 2006, S. 129.
  57. Willi A. Boelcke: Wirtschaftsgeschichte Baden-Württembergs von den Römern bis heute. Stuttgart 1987, S. 171.
  58. Helmut Engisch: Das Königreich Württemberg. Stuttgart 2006, S. 113.
  59. Bernhard Mann: Kleine Geschichte des Königreichs Württemberg. Leinfelden-Echterdingen 2006, S. 216.
  60. Helmut Engisch: Das Königreich Württemberg. Stuttgart 2006, S. 114.
  61. Das Königreich Württemberg 1806–1918 Monarchie und Moderne, Ausstellungskatalog Landesmuseum Württemberg, Stuttgart 2006, S. 286.
  62. Das Königreich Württemberg 1806–1918 Monarchie und Moderne, Ausstellungskatalog Landesmuseum Württemberg, Stuttgart 2006, S. 192.
  63. Paul Sauer: Württembergs letzter König. Das Leben Wilhelms II. DVA, Stuttgart 1994, ISBN 3-421-06702-3, S. 227.
  64. Wolfgang von Hippel: Auswanderung aus Südwestdeutschland. Stuttgart 1984, S. 115.
  65. Eine zentrale Datenbank zur Auswanderung aus Württemberg wird durch das Landesarchiv Baden-Württemberg betreut: Archivlink (Memento vom 12. Januar 2012 im Internet Archive)
  66. vgl. z. B.: Georg Leibbrandt: Die Auswanderung aus Schwaben nach Russland 1816–1823. Ein schwäbisches Zeit- und Charakterbild. Stuttgart 1928.
  67. Quelle: http://www.deutsche-schutzgebiete.de/koenigreich_wuerttemberg.htm Dort ohne Quellenangabe.
  68. Stand: 1. Dezember 1900 / Quelle: http://www.gemeindeverzeichnis.de/gem1900/gem1900.htm?wuerttemberg1900.htm
  69. Stand: 1. Dezember 1910 / Quelle: http://www.gemeindeverzeichnis.de/gem1900/gem1900.htm?wuerttemberg1900.htm
  70. Willi A. Boelcke: Sozialgeschichte Baden-Württembergs 1800–1989. Stuttgart 1989, S. 177.
  71. Marita Krauss (Hrsg.), Holger Sonnabend (Hrsg.): Frauen und Migration. Stuttgarter Beiträge zur historischen Migrationsforschung., Band 5, Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2001, S. 139.
  72. Willi A. Boelcke: Sozialgeschichte Baden-Württembergs 1800–1989. Stuttgart 1989, S. 181.
  73. Leo von Stieglitz: Der Festzug der Württemberger. In: Das Königreich Württemberg 1806–1918 Monarchie und Moderne, Ausstellungskatalog Landesmuseum Württemberg, Stuttgart 2006, S. 422.
  74. Karl Moersch: Es gehet seltsam zu in Württemberg. DRW-Verlag Weinbrenner, Leinfelden-Echterdingen 1998, ISBN 3-87181-409-1. Auf Seite 24 ist ein Foto dreier Frauen aus Tailfingen um 1891 in typisch dunkler Kleidung, bedingt durch das pietistische Verbot modischer Putzsucht.
  75. vgl. Karl Moersch: Es gehet seltsam zu in Württemberg. DRW-Verlag Weinbrenner, Leinfelden-Echterdingen 1998, ISBN 3-87181-409-1. Seite 26: Erläuterung der fehlenden Beziehung der Altwürttemberger zur bildenden Kunst.
  76. Baden-Württemberg. Geschichte seiner Länder und Territorien. Territorien-Ploetz, Verlag Ploetz Freiburg 1980, S. 92.
  77. Baden-Württemberg. Geschichte seiner Länder und Territorien. Territorien-Ploetz, Verlag Ploetz Freiburg 1980, S. 100.
  78. Frank Raberg, Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815–1933, Verlag Kohlhammer, Stuttgart 2001, Seite XV.
  79. Joachim Köhler: Katholiken in Stuttgart und ihre Geschichte. Schwaben Verlag, Ostfildern 1990. S. 34.
  80. Hansmartin Decker-Hauff: Frauen im Hause Württemberg. DRW-Verlag, Leinfelden-Echterdingen 1997, ISBN 3-87181-390-7, S. 268.
  81. siehe hierzu: Jüdische Museen.
  82. Helmut Engisch: Das Königreich Württemberg. Stuttgart 2006, S. 82.
  83. Heinrich Hermelink: Kirche und Schule unter der Regierung König Wilhelms I. von Württemberg. In: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 1949/1950, S. 181.
  84. Paul Sauer: Reformer auf dem Königsthron. Wilhelm I. von Württemberg, DVA, Stuttgart 1997, ISBN 3-421-05084-8, S. 386.
  85. Karl-Jürgen Rinneberg: Das betriebliche Ausbildungswesen in der Zeit der industriellen Umgestaltung Deutschlands. Verlag Böhlau, Köln 1985, S. 32.
  86. August Ludwig Reyscher: Vollständige Sammlung der württembergischen Schulgesetze. Stuttgart 1839, S. 23.
  87. Ursula Rottmann: Die Förderung beruflicher Bildung in Württemberg - Berufliche Bildung als Wirtschaftsförderung unter Ferdinand Steinbeis - Mythos und Realität. 2. Auflage. Verlag Shaker, Aachen 2006, ISBN 3-8322-4027-6, S. 146 ff.
  88. Paul Scheven: Die Lehrwerkstätte, Band 1: Technik und qualifizierte Handarbeit in ihren Wechselwirkungen und die Reform der Lehre. Tübingen 1894
  89. Mathilde Behr: Die Entstehung der industriellen Lehrwerkstatt. Frankfurt am Main 1981, S. 174.
  90. Ursula Rottmann: Die Förderung beruflicher Bildung in Württemberg. Verlag Shaker, Aachen 2006, S. 153.
  91. Bernhard Zeller: Der Freiheit eine Gasse. Schwäbische Dichter um 1840. In: Württemberg um 1840. Beiträge zum 150-jährigen Bestehen des Württembergischen Geschichts- und Altertumsvereins (Lebendige Vergangenheit. Band 18). Stuttgart 1994, S. 10.
  92. Paul Sauer: Reformer auf dem Königsthron. Wilhelm I. von Württemberg, DVA, Stuttgart 1997, ISBN 3-421-05084-8, S. 376.

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