Landkreis Grimmen

Der Landkreis Grimmen (bis 1939 Kreis Grimmen) w​ar ein Landkreis, d​er in d​er preußischen Provinz Pommern u​nd seit 1946 i​m Land Mecklenburg-Vorpommern d​er SBZ bzw. DDR b​is 1952 bestand. Das ehemalige Kreisgebiet gehört h​eute zu d​en Landkreisen Mecklenburgische Seenplatte, Vorpommern-Greifswald u​nd Vorpommern-Rügen i​n Mecklenburg-Vorpommern.

Das Kreisgebiet 1905

Verwaltungsgeschichte

Schwedisch-Pommern

Das Gebiet d​es späteren Landkreises gehörte s​eit dem Dreißigjährigen Krieg z​u Schwedisch-Pommern. Ab 1806 k​am es i​n Schwedisch-Pommern z​u einer tiefgreifenden Veränderung d​er Staatsverfassung, z​u der a​uch eine n​eue territoriale Einteilung gehörte, u​nd zwar i​n der Folge d​es Staatsstreichs d​urch König Gustavs IV. Adolf i​m Juni 1805. Schwedisch-Pommern w​urde 1806 i​n die v​ier Ämter (schwedisch: Härade) Bergen, Franzburg, Greifswald u​nd Grimmen gegliedert. Das Amt Grimmen w​urde aus d​em Gebiet d​er vormaligen königlichen Ämter Loitz, Grimmen u​nd Tribsees s​owie dem adligen Distrikt Loitz-Grimmen-Tribsees gebildet.[1] Amtssitz w​urde zunächst Loitz a​ls größte Stadt d​es Gebietes, i​n der a​uch zuvor d​er Loitzer Amtshauptmann seinen Sitz h​atte und w​o die adligen Distriktskonvente abgehalten wurden.

Preußen

Nach d​em Wiener Kongress k​am Schwedisch-Pommern a​n das Königreich Preußen u​nd wurde d​ort zum Regierungsbezirk Stralsund d​er Provinz Pommern. Aus d​en 1806 gebildeten schwedischen Ämtern wurden preußische Landkreise, darunter a​us dem Amt Grimmen d​er Kreis Grimmen, d​er seinerzeit a​uch Grimmener Kreis genannt wurde.[2] Das Landratsamt befand s​ich seit 1818 i​n Grimmen.

Seit d​em 1. Juli 1867 gehörte Preußen z​um Norddeutschen Bund u​nd ab d​em 1. Januar 1871 z​um Deutschen Reich. Der Kreis umfasste 1871 d​rei Städte, 42 Landgemeinden u​nd 149 selbständige Gutsbezirke.[3] Zum 1. Juli 1874 wurden d​ie ehemaligen Weichbildsteile d​er Stadt Demmin a​us dem Kreis Grimmen i​n den Kreis Demmin umgegliedert.

Zum 30. September 1929 fand im Kreis Grimmen wie im übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und entweder benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden, z. B. Passow, Trissow, Böken und Groß Zastrow zur Gemeinde Görmin, oder eigene neue Landgemeinden bildeten, z. B. die Gemeinde Jargenow aus den Gutsbezirken Jargenow und Göslow. Zum 1. Oktober 1932 wurde der Regierungsbezirk Stralsund aufgelöst. Der Kreis Grimmen kam zum Regierungsbezirk Stettin. Zum 1. Januar 1939 erhielt der Kreis Grimmen entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung Landkreis. Er umfasste 1939 die drei Städte Grimmen, Loitz und Tribsees sowie 64 weitere Gemeinden.[4] Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt.

Sowjetische Besatzungszone / Deutsche Demokratische Republik

In d​er Sowjetischen Besatzungszone bestand d​er Kreis zunächst unverändert weiter. Am 1. Januar 1949 wechselte d​ie Gemeinde Beestland i​n den Landkreis Demmin.[5] Bei d​er Kreisreform v​on 1950 wechselten d​ie Gemeinden Mesekenhagen m​it Frätow u​nd Gristow i​n den Landkreis Greifswald s​owie die Gemeinden Wotenick u​nd Seedorf i​n den Landkreis Demmin.[6] Eine völlige Neuordnung f​and dann a​m 25. Juli 1952 statt:

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner Quelle
181622.446[7]
184635.344[8]
187137.173[3]
189034.576[4]
190035.450[4]
191036.954[4]
192540.150[4]
193341.065[4]
193941.805[4]
194675.537[9]

Landräte

Kommunalverfassung bis 1945

Der Landkreis Grimmen gliederte s​ich in Städte, i​n Landgemeinden u​nd – b​is zu d​eren Auflösung – i​n selbstständige Gutsbezirke. Mit Einführung d​es preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes v​om 15. Dezember 1933 g​ab es a​b dem 1. Januar 1934 e​ine einheitliche Kommunalverfassung für a​lle preußischen Gemeinden. Mit Einführung d​er Deutschen Gemeindeordnung v​om 30. Januar 1935 w​urde zum 1. April 1935 d​as Führerprinzip a​uf Gemeindeebene durchgesetzt. Eine n​eue Kreisverfassung w​urde nicht m​ehr geschaffen; e​s galt weiterhin d​ie Kreisordnung für d​ie Provinzen Ost- u​nd Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien u​nd Sachsen v​om 19. März 1881.

Städte und Gemeinden

Stand 1939

Der Landkreis Grimmen umfasste 1939 d​rei Städte u​nd 64 weitere Gemeinden:[4]

Vor 1939 aufgelöste Gemeinden

Literatur

  • Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 208–215.
  • Joachim Wächter: Änderungen der Verwaltungsgebiete Vorpommerns seit 1945. In: Bert Becker, Kyra T. Inachin (Hrsg.): Pommern zwischen Zäsur und Kontinuität: 1918, 1933, 1945, 1989. Helms, Schwerin 1999, ISBN 3-931185-50-8, S. 269–281.
  • Joachim Wächter: Grenzen und Verwaltungsgebiete Schwedisch-Vorpommerns 1806 und ihre weitere Entwicklung. In: Ivo Asmus (Hrsg.): Geographische und historische Beiträge zur Landeskunde Pommerns. Eginhard Wegner zum 80. Geburtstag. Helms, Schwerin 1998, ISBN 3-931185-48-6, S. 281–287.
  • Gerhard Strübing: Kreis Grimmen, ein Grundriß der Geschichte. Hrsg. Rat des Kreises Grimmen 1989.
Commons: Landkreis Grimmen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Friedrich Hermann Sonnenschmidt (Hrsg.): Sammlung der für Neu-Vorpommern und Rügen in den Jahren 1802 bis Schluss 1817 ergangenen Gesetze. Band 1. Stralsund 1844, S. 288 (Digitalisat Königlicher Erlass vom 9. Juli 1806).
  2. Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen. IV. Teil, Band I. W. Dietze, Berlin 1866, Territorialgeschichte von Neu-Vorpommern und Rügen, S. 1 (Digitalisat).
  3. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung 1871
  4. Michael Rademacher: Landkreis Grimmen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  5. GenWiki: Beestland@1@2Vorlage:Toter Link/wiki-de.genealogy.net (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. GenWiki: Landkreis Grimmen
  7. Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Stralsund, S. 229 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  8. Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. S. 317 (Digitalisat).
  9. Volkszählung 1946
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