Amt Höchst
Das Amt Höchst (zeitweise auch Oberamt Höchst oder Amtsvogtei Höchst) war ein kurmainzisches bzw. nassauisches Amt mit Amtssitz Höchst am Main.
Geschichte
Kurmainz
1398 umfasste das Amt Höchst das Schloss Höchst und die Dörfer Sossenheim und Breitenloch und wenig später auch Schwanheim. 1474 bzw. 1485 kamen Frankfurt-Nied und Griesheim zum Amt Höchst hinzu, 1579 Astheim, 1608 Sindlingen, Wicker und Weilbach.[1]
1781 wurde das Oberamt Höchst mit dem Oberamt Königstein und dem Amt Hofheim zusammengefasst. Das so vergrößerte Oberamt Höchst umfasste die Amtsvogtei Höchst, die Amtsvogtei Hofheim, die Amtsvogtei Königstein, die Amtsvogtei Eppstein und die Amtsvogtei Oberursel.
Die Amtsvogtei Höchst umfasste folgende Orte: Höchst, Nied, Griesheim, Schwanheim, Sindlingen, Sossenheim, Weilbach, Wicker sowie Gundhof, Klaraberg, Mönchhof, Bad Weilbach und Wiesenhof.[2]
Nassau
Mit der Huldigung des Fürsten von Nassau-Usingen durch die Einwohner der Ämter Höchst, Hofheim und Oberursel am 2. Dezember 1802 geht das Amt im Vorgriff auf die Beschlüsse des Reichsdeputationshauptschlusses 1803 auf Nassau-Usingen über.
Mit der Erhebung Nassaus zum Herzogtum Nassau aufgrund des Beitritts zum Rheinbund 1806 erwirbt Nassau noch das Reichsdorf Niederhofheim mit dem Hof Hausen vor der Sonne, Soden und Sulzbach, die dem Amt Höchst angegliedert werden.
Die Ämterreform von 1810 führt dazu, dass das Amt Hofheim aufgelöst und dem Amt Höchst zugeschlagen wird. Sulzbach und Soden werden an das Amt Cronberg abgegeben. Das Amt Wallau übernimmt Wicker und Weilbach und gibt dafür Niederhofheim, Okriftel und Ober- und Unterliederbach an das Amt Höchst ab.[3]
Das Amt Höchst mit Sitz in Höchst am Main war eines von 28 Ämtern im Herzogtum Nassau, das am 1. Juli 1816 zum Zwecke der lokalen Verwaltung geschaffen wurde.[4] An der Spitze des Amtes stand als örtlicher Statthalter des Herzogs ein Amtmann.
Zum Amt Höchst gehörten folgende 19 Ortschaften:[5]
- die ehemals Kurmainzischen Orte des Kurfürstentums: Höchst am Main, Eschborn, Griesheim, Harheim, Hattersheim am Main, Hofheim am Taunus, Kriftel, Münster, Nied, Schwanheim, Sindlingen, Sossenheim, und der Dompropstei: Heddernheim.
- die ehemals Hessen-Darmstädtischen Orte: Oberliederbach und Unterliederbach.
- der ehemals Isenburg-Büdingensche Ort: Okriftel.
- die ehemaligen Reichsdörfer: Soden und Sulzbach.
- die ehemals reichsritterschaftliche Ort: Niederhofheim.
Nach der Märzrevolution 1848 wurde die Verwaltung neu geordnet. Mit Gesetz vom 4. April 1849 wurden in Nassau Verwaltung und Rechtsprechung auf unterer Ebene getrennt. Die Reform trat zum 1. Juli 1849 in Kraft.[6] Für die Verwaltung wurden 10 Kreisämter gebildet, die Ämter als Justizämter (also Gerichte der ersten Instanz) weitergeführt. Die Verwaltungsaufgaben des Amtes Höchst wurden vom Kreisamt Höchst wahrgenommen, die Rechtsprechung vom Justizamt Höchst. Die Reform wurde jedoch bereits am 1. Oktober 1854 wieder rückgängig gemacht, die Kreise wieder abgeschafft und die vorigen Ämter wiederhergestellt.[7]
Preußen
Mit der Annexion Nassaus durch Preußen werden auch die Ämter in ihrer alten Form aufgelöst und durch Kreise ersetzt. Das Amt Höchst bildet 1867 gemeinsam mit dem Amt Wiesbaden, dem Amt Hochheim und Teilen der freien Reichsstadt Frankfurt und Hessens den Mainkreis. Erst im Rahmen dieser Neuordnung werden Verwaltung und Rechtsprechung getrennt. Für die Rechtsprechung in erster Instanz, die bisher durch das Amt vorgenommen wurde, wurde, zunächst die richterlichen Beamte in den Ämtern zuständig und zum 1. September 1867 das Amtsgericht Höchst gebildet.[8] Als am 1. April 1886 die neue Kreisordnung der Provinz Hessen-Nassau in Kraft trat, wurde das Amt dem neu geschaffenen Landkreis Höchst zugeordnet.
Aber auch nach der Kreisgründung bleibt die bisherige Amtsstruktur erhalten. Die Königliche Verordnung vom 22. Februar 1867 regelte: „Die Amtsbezirke als engere Verwaltungsbezirke in ihrer bisherigen Begrenzung bestehen“[9] Die ehemaligen Ämter bilden die drei Bezirke des Kreises. Gemäß § 13 der Kreisverfassung entsendeten die Bezirke also die ehemaligen Ämter jeweils sechs Vertreter in den neuen Kreistag. Der Amtmann hatte die Aufsicht über die Ortspolizei und Organ des Landrates.
Mit der Verwaltungsreform von 1885/1886 wurden die Ämter endgültig aufgelöst.[10]
Amtmänner
Folgende Amtmänner waren in Höchst tätig:
Amtmänner:
- Henne Klüppel (1481)
- Philipp von Hattstein (1494–1515)
- Johann von Hattstein (1515–1540)
- Martin von Heusenstamm (1544)
- Christoph von Hattstein (1547)
- Philipp von Reifenberg (–1548)
- Martin von Heusenstamm (1548–)
- Wolf von Hattstein (1548)
- Hartmut XII. von Cronberg (1556–1557)
- Franz von Cronberg (1575–)
Oberamtmänner:
- Hartmut XIII. von Cronberg -1591
- Franz I. von Cronberg (1591–1605)
- Hartmut XIV. von Cronberg (1605–1606)
- Hans Georg von Cronberg (1606–1608)
- Franz von Rodenstein (1608–1618)
- Johann Philipp von Katzenellbogen (1618–1628)
- Johann von Frankenstein (1628–1632)
- Arnold von Sennheim (1632–1635)
- Wolfgang (Wolf) Hartmann von Dalberg (1636–1652)
- Johann Christoph von Boineburg (1652–1666)
- Friedrich Dietrich von Dalberg (1666 bis etwa 1684)
- Philipp Adam von Dienheim d. Ä. (1693–1720), Oberamtmann, S. 69
- Philipp Adam von Dienheim d. J. (1720–1729), Oberamtmann, S. 79
- Philipp Karl Graf von Stadion (1729–1743)
- Johann Georg Nepomuk von Stadion (1743–1783)
- Franz Karl von Forstmeister (1783–1787)
- Ludwig Christian Anton von Fechenbach (1787–1794)
- Hofgerichtsrat Wallau (1794–1802)[11]
Nassauische Amtmänner:
- 1816–1820 Johann Wilhelm Salentin Müller
- 1821–1830 Kaspar Hendel
- 1830–1841 Johann Friedrich Schapper
- 1841–1848 Christian Friedrich Magdeburg
- 1848–1849 Wilhelm Dilthey
- 1854–1856 Heinrich Freiherr von Wintzingerode
- 1856–1867 Johann Friedrich Halbey
- (1867)1868–1879 Karl Schellenberg
- 1879–1886 Adolph Carl Wilhelm Habel
Literatur
- Thomas Klein: Band 11: Hessen-Nassau, der Reihe: Walther Hubatsch: Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815–1945, 1979, ISBN 3879691266, S. 157–158
Einzelnachweise
- „Höchst, Stadt Frankfurt am Main“. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 23. Juli 2012). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- A.J. Weidenbach: Nassauische Territorien vom Besitzstande unmittelbar vor der französischen revolution bis 1866; in: Nassauische Annalen, Bd. 10, 1878, S. 286, online
- Rudolf Schäfer: Chronik von Höchst am Main, 1986, ISBN 3-7829-0293-9, S. 123, 126, 129
- Verordnungsblatt des Herzogthums Nassau vom 7. Juny 1816 (Google Books)
- Annalen des Vereins für Nassauische Alterthumskunde und Geschichtsforschung: 10. Band, 1870, S. 328 (Google Books)
- Gesetz vom 4. April 1849 (VBl S. 87); Gesetz, die Vollziehung des Gesetzes über die Trennung der Rechtspflege von der Verwaltung in der unteren Instanz betreffend vom 31. Mai 1849, (VBl S. 409)
- Gesetz vom 24. Juli 1854 (Bvl. S. 160)
- VO vom 26. Juni 1867, GS S. 1094
- Königliche Verordnung vom 22. Februar 1867 Beilage zum Intelligenzblatt für Nassau vom 11. März 1867, § 8 und 9
- GS 1885, S. 229
- Rudolf Schäfer: Chronik von Höchst am Main, 1986, ISBN 3-7829-0293-9, S. 33, 40, 41, 46, 49, 49, 51, 55, 56, 57, 60, 63, 79, 85, 111, 112