Kreis Soest (1817–1974)
Der alte Kreis Soest (1939–1969 Landkreis Soest) war ein Landkreis im nordrhein-westfälischen Regierungsbezirk Arnsberg. Er lag am südlichen Rand der Westfälischen Bucht zwischen der Lippe und der Möhne. Er wurde am 1. Januar 1975 mit dem Kreis Lippstadt und dem Amt Warstein (zuvor Kreis Arnsberg) sowie einzelnen Gemeinden aus anderen Kreisen durch das Münster/Hamm-Gesetz zum neuen Kreis Soest zusammengeschlossen.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten (Stand 1974) | ||
Bestandszeitraum: | 1817–1974 | |
Bundesland: | Nordrhein-Westfalen | |
Regierungsbezirk: | Arnsberg | |
Landschaftsverband: | Westfalen | |
Verwaltungssitz: | Soest | |
Fläche: | 637,16 km2 | |
Einwohner: | 127.300 (31. Dez. 1973) | |
Bevölkerungsdichte: | 200 Einwohner je km2 | |
Kfz-Kennzeichen: | SO | |
Kreisschlüssel: | 05 8 40 | |
Kreisgliederung: | 9 Gemeinden | |
Geographie
Geschichte
Der Kreis Soest wurde 1817 im Regierungsbezirk Arnsberg der preußischen Provinz Westfalen aus dem nördlichen Teil des vormaligen Herzogtums Westfalen gebildet, den Verwaltungsbezirken Oestinghausen, Körbecke und Werl. Außerdem umfasste er die Stadt Soest und die Soester Börde.
Bereits am 1. Januar 1819 wurden vom Kreis Soest die Kirchspiele Belecke, Allagen, Hirschberg, Mülheim und Warstein abgetrennt und dem Kreis Arnsberg zugeordnet. Alle diese ehemaligen Gemeinden gehören als Ortsteile von Warstein heute wieder zum Kreis Soest. Vom Kreis Arnsberg erhielt der Kreis Soest die Kirchspiele Werl, Bremen, Büderich, Scheidingen (heute Gemeinde Welver) und Westönnen (heute zu Werl). Das Kirchspiel Mellrich wurde an den Kreis Lippstadt abgegeben, kam über diesen nach der Neugliederung wieder an den Kreis Soest als Teil der Gemeinde Anröchte. Am 1. April 1826 wurden die Gemeinden Wickede und Wiehagen aus dem Kreis Hamm eingegliedert. Der Kreis Soest war danach in die sieben Bürgermeistereien Borgeln, Körbecke, Lohne, Oestinghausen, Schwefe, Soest und Werl eingeteilt.[1]
Im Rahmen der Einführung der Landgemeinde-Ordnung für die Provinz Westfalen wurden die Bürgermeistereien 1843 in sechs Ämter überführt, wobei die Städte Soest und Werl amtsfrei blieben.[2][3]
Die extreme Zergliederung in Klein- und Kleinstgemeinden spiegelte die Siedlungsstruktur im Kreisgebiet wider, die insbesondere im Gebiet der fruchtbaren Soester Börde durch eine Vielzahl von Dörfern gekennzeichnet ist, die meist auf eine tausendjährige Geschichte zurückblicken können.
1868 wurde die neue Gemeinde Paradiese aus Schwefe ausgegliedert und 1890 wurde aus Gemeinden des Amtes Körbecke das neue Amt Bremen eingerichtet. Am 1. April 1901 wurde Himmelpforten nach Niederense und 1925 die im Jahr 1912 im Möhnesee versunkene Gemeinde Kettlersteich nach Delecke eingemeindet. Der Kreis war danach in die folgenden Ämter und Gemeinden eingeteilt:
1930 wurden die Ämter Borgeln und Schwefe zum Amt Borgeln-Schwefe zusammengeschlossen. Kirchwelver und Meyerich wurden 1957 zur Gemeinde Welver vereinigt. Ostbüderich und Westbüderich wurden 1964 zur Gemeinde Büderich vereinigt.
Die Vielzahl der Gemeinden im Kreis Soest verringerte sich durch das Soest/Beckum-Gesetz von 1969 drastisch. Die Kernstadt Soest wurde mit 18 umliegenden Gemeinden zusammengelegt. Gleichzeitig wurden alle Ämter aufgelöst.
Vom 1. Juli 1969 bis zum 31. Dezember 1974 bestand der Kreis aus den Städten Soest und Werl sowie den Gemeinden Bad Sassendorf, Eickelborn, Ense, Lippetal, Lohe, Möhnesee, Welver und Wickede (Ruhr). (Die Altgemeinden Eickelborn und Lohe waren bei der Gebietsreform von 1969 ausgespart worden und behielten dadurch bis 1974 ihre Eigenständigkeit.)
Am 1. Oktober 1969 wurde aus dem Landkreis der Kreis Soest.[4]
Am 1. Januar 1975 wurde er aufgelöst und mit dem Kreis Lippstadt und dem Amt Warstein des Kreises Arnsberg sowie einzelnen Gemeinden aus anderen Kreisen zum neuen Kreis Soest zusammengeschlossen.[5]
Einwohnerentwicklung
Jahr | Einwohner | Quelle |
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1819 | 33.060 | [6] |
1832 | 37.281 | [1] |
1871 | 48.914 | [7] |
1880 | 51.057 | [7] |
1890 | 52.755 | [8] |
1900 | 56.420 | [8] |
1910 | 61.040 | [8] |
1925 | 66.754 | [8] |
1939 | 73.240 | [8] |
1950 | 101.994 | [8] |
1960 | 103.400 | [8] |
1970 | 118.300 | [9] |
1973 | 127.300 | [10] |
Politik
Ergebnisse der Kreistagswahlen von 1946 bis 1969
In der Liste werden nur Parteien und Wählergemeinschaften aufgeführt, die mindestens zwei Prozent der Stimmen bei der jeweiligen Wahl erhalten haben.[11]
Stimmenanteile der Parteien in Prozent
Jahr | CDU | SPD | FDP | BG | DZP | BHE |
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19461 | 49,5 | 27,0 | 6,2 | 21,3 | 1,3 | |
1948 | 41,2 | 30,2 | 26,8 | |||
1952 | 31,3 | 23,2 | 19,8 | 17,7 | 6,6 | |
1956 | 39,4 | 28,4 | 17,8 | 13,1 | ||
1961 | 48,1 | 26,4 | 14,5 | 5,1 | 5,9 | |
1964 | 42,9 | 30,0 | 15,4 | 4,1 | 5,4 | 2,2 |
1969 | 48,0 | 30,1 | 10,4 | 9,6 | ||
Fußnote
1 1946: zusätzlich: KPD: 2,0 %
Landräte
- 1817–1838: Friedrich von Essellen
- 1838–1852: Florens von Bockum-Dolffs (Übernahme der kommissarischen Verwaltung 1837)
- 1852–1878: Georg Friedrich Fritsch
- 1879–1918: Florens von Bockum-Dolffs
- 1918–1936: Thilo von Werthern-Michels
- 1936–1945: Walter Möhring
- 1938–1939: Vertretung
- 1940–1944: Vertretung
- 1945:Franz Hackethal
- 1945–1946: August Günther
- 1946–1948: Hubertus Schwartz
- 1948–1950: Erwin Kegel
- 1950–1964: Karl Blume
- 1964–1969: Fritz Böhmer
- 1969–1974: Georg Ehrich
Oberkreisdirektoren
- 1946–1954: August Günther
- 1954–1967: Ferdinand Wilko von Wintzingerode
- 1967–1974: Rudolf Harling
Wappen
Dem Kreis Soest wurde mit Urkunde vom 17. April 1935 das Recht verliehen, das nachstehend beschriebene Wappen zu führen:
Wappenbeschreibung:
„Im gespaltenen silbernen Schild vorn ein aufgerichteter roter Schlüssel mit nach außen gerichtetem Bart, hinten ein durchgehendes schwarzes Kreuz.“
Nach Zusammenlegung des bisherigen Kreises Soest mit dem Kreis Lippstadt zum neuen Kreis Soest erhielt dieser am 26. Mai 1976 ein neues Wappen. Dieses unterscheidet sich von dem oben beschriebenen Wappen dadurch, dass dem schwarzen Kreuz noch die lippische Rose aufgelegt ist.
Kfz-Kennzeichen
Am 1. Juli 1956 wurde dem damaligen Landkreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen SO zugewiesen.
Einzelnachweise
- Westfalenlexikon 1832–1835. In: Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.): Nachdrucke zur westfälischen Archivpflege. Band 3. Münster 1978, S. 119 (Nachdruck des Originals von 1834).
- Landgemeinde-Ordnung für die Provinz Westphalen vom 31. Oktober 1841 (PDF; 1,6 MB)
- Amtsblatt für den Regierungsbezirk Arnsberg 1843, Bildung der Ämter im Kreis Soest. Abgerufen am 2. Februar 2014.
- Bekanntmachung der Neufassung der Kreisordnung für das Land Nordrhein-Westfalen vom 11. August 1969 im Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Nordrhein-Westfalen, Jahrgang 1969, Nr. 2021, S. 670 ff.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 336.
- Statistisches Bureau zu Berlin (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des preußischen Staats. Duncker & Humblot, Berlin 1821 (Digitalisat).
- Gemeindelexikon Westfalen 1887 S. 131
- Michael Rademacher: Lippstadt. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1972
- Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1975
- Quelle: Jeweiliges Heft des Statistischen Landesamtes (LDS NRW), Mauerstr. 51, Düsseldorf, mit den Wahlergebnissen auf der Kreisebene.
Literatur
- Heinrich Luhmann (Hrsg.): Der Kreis Soest. Werden und Wesen. Verlag Hans Burkhard, Essen ohne Jahresangabe (um 1955).
- Hans Weller: Die Selbstverwaltung im Kreis Soest 1817–1974. Ein Beitrag zur Geschichte der übergemeindlichen Selbstverwaltung. Paderborn 1987.
- Statistik des Kreises Soest. Essen 1881
- Hermann Schmoeckel (Hrsg.): Kreis Soest (= Deutschlands Städtebau). DARI, Berlin-Halensee 1930.