Uiguren

Uiguren (auch Uighuren o​der Uyghuren; Eigenbezeichnung: ئۇيغۇر Uyghur; chinesisch 維吾爾族 / 维吾尔族, Pinyin Wéiwú'ěrzú)[A 1] s​ind eine turksprachige Ethnie, d​ie ihren Siedlungsschwerpunkt i​m Gebiet d​es ehemaligen Turkestans hat, insbesondere i​m heutigen chinesischen Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang.

Arabisch-uigurischer Schriftzug mit der Bedeutung „uigurisch“

Die Uiguren gehören nahezu a​lle der Glaubensgemeinschaft d​es Islam an. Überwiegend handelt e​s sich b​ei ihnen u​m Oasenbauern, Kleinhändler u​nd Handwerker. Sie führen Traditionen fort, d​ie ihre Ursprünge i​m turko-persischen Zentralasien haben. Im 20. Jahrhundert wurden s​ie stark v​om sowjetischen Zentralasien beeinflusst u​nd passten s​ich den wechselnden äußeren Regimen über i​hr Land an, d​ie von n​ur kurzzeitig erfolgreichen Unabhängigkeitsbewegungen unterbrochen wurden.[1]

Die meisten d​er schätzungsweise weltweit über 15 Millionen (Stand: 2010)[2] Uiguren l​eben heute i​n dem i​m Süden Xinjiangs gelegenen Tarim-Becken.[1] Sie stellen d​ie Mehrheitsbevölkerung i​n dieser Region, d​ie 1759 d​urch die Qing erobert w​urde und danach letztendlich u​nter eine locker gehaltene chinesische Herrschaft u​nter den Qing geriet. Zwar w​urde das Tarim-Becken über mehrere Jahrhunderte hinweg vorwiegend v​on einer turksprachigen Bevölkerung besiedelt, d​och erfolgte d​ie Formulierung u​nd formelle Begründung i​hrer modernen Identität u​nter dem Ethnonym „Uiguren“ e​rst im 20. Jahrhundert.[1] Auf e​iner Konferenz i​n Taschkent 1921 nahmen Vertreter d​er Neu-Uigurisch sprechenden Bevölkerungsteile Westturkestans, d​eren Sprache n​icht oder n​ur zu geringem Anteil direkt a​uf das Altuigurische zurückgeht, für s​ich den Namen „Uiguren“ an.[3][4]

Im 20. Jahrhundert verschärften d​ie aufeinanderfolgenden chinesischen Staaten m​it der Zeit i​hre Herrschaft über d​as uigurisch besiedelte Land.[1] Seit 1949 erhöhte d​ie Volksrepublik China d​en Prozentsatz d​er Han-Chinesen i​n Xinjiang m​it einer aggressiven Siedlungspolitik v​on 5 % a​uf 40 %[5] u​nd formte a​us dem Land i​m 21. Jahrhundert e​ine streng überwachte assimilationistische Siedlerkolonie, d​ie von e​iner von Han-Chinesen dominierten Bürokratie regiert wird.[1] Seit 2017 g​eht die chinesische Regierung u​nter Berufung a​uf die Notwendigkeit größerer innerer Sicherheit m​it einer besonders tiefgreifenden u​nd repressiven Strategie g​egen Uiguren i​n Xinjiang vor, z​u der u​nter anderem Masseninternierungen, umfassende Umerziehungsmaßnahmen u​nd erhöhter Druck a​uf die uigurische Diaspora gehören.[6][7]

Vonseiten verschiedener westlicher Wissenschaftler w​ird als Ziel d​er chinesischen Politik i​n Xinjiang d​ie „Sinisierung“ indigener Kulturen u​nd die vollständige „Transformation“ d​er Gedanken u​nd Verhaltensweisen d​er uigurischen Gemeinschaft beschrieben,[8][9] s​owie eine „bewusste Politik d​es Auslöschens d​es uigurischen kulturellen Gedächtnisses“ (Rachel Harris, SOAS University o​f London),[10] d​ie „Auslöschung e​ines einheimischen Wissenssystems u​nd der d​ie Grundwerte d​es uigurischen Lebens ausmachenden Grundelemente: Sprache, Religion u​nd Kultur“ (Darren Byler, University o​f Colorado Boulder)[11] u​nd der Versuch, d​ie Erfahrungen u​nd Identitäten d​er Uiguren v​on ihrer Landschaft z​u trennen (Rian Thum, University o​f Nottingham).[12] Der i​n den USA ansässige Thinktank Newlines Institute f​or Strategy a​nd Policy veröffentlichte i​n Zusammenarbeit m​it dem i​n Kanada ansässigen Raoul Wallenberg Centre f​or Human Rights 2021 e​inen Bericht v​on über 30 internationalen Fachleuten,[13][14] d​er der chinesischen Führung vorwarf, d​ie staatliche Verantwortung für e​inen anhaltenden Genozid g​egen die Uiguren z​u tragen u​nd gegen d​ie Genozidkonvention v​on 1948 z​u verstoßen.[14][15][16][15] Ein v​on Human Rights Watch u​nd der Universität Stanford 2021 erstellter Bericht[17] w​irft der chinesischen Regierung vor, nahezu a​lle in Art. 7 d​es Römischen Statuts d​es Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) aufgeführten Verbrechen g​egen die Menschlichkeit a​n den Uiguren u​nd anderen turkstämmigen Muslimen i​n Xinjiang begangen z​u haben u​nd für e​ine „weit verbreitete u​nd systematische Politik d​er Masseninternierungen, Folter u​nd kulturellen Verfolgung verantwortlich“ z​u sein.[18][19]

Von politischer Seite ordneten verschiedene westliche Staaten i​m Jahr 2021 d​as Vorgehen d​es chinesischen Staates gegenüber d​en Uiguren Xinjiangs offiziell a​ls „Genozid“ ein, s​o durch d​ie US-amerikanische Regierung u​nter Donald Trump[20][21] u​nd unter Joe Biden[22][23] s​owie durch d​as kanadische,[24] d​as niederländische[25], d​as britische[26][27], d​as litauische[28][29][30] u​nd das tschechische Parlament.[31][32][33] 2022 folgte d​em auch d​as französische Parlament.[34] Nach Auffassung d​er deutschen Bundesregierung zielen d​ie Maßnahmen d​er chinesischen Politik a​uf die „Sinisierung“ d​er religiösen u​nd kulturellen Identitäten d​er Minderheiten i​n Xinjiang u​nd Tibet ab.[8][35] Im März 2021 verhängten d​ie USA, Großbritannien, Kanada u​nd die Europäische Union miteinander koordiniert Sanktionen über ehemalige u​nd amtierende chinesische Funktionäre aufgrund mutmaßlicher Menschenrechtsverstöße i​n Xinjiang.[36] Die UNO-Menschenrechtskommissarin fordert e​ine gründliche u​nd unabhängige Bewertung d​er Berichte über willkürliche Internierungen, Misshandlungen, sexuelle Gewalt u​nd Zwangsarbeit i​n Xinjiang.[37] Die Vereinten Nationen riefen i​m August 2018 China d​azu auf, d​ie Masseninhaftierungen i​n den damals v​on China geleugneten Einrichtungen z​u beenden[7] u​nd versuchen d​ie Gewährleistung d​es uneingeschränkten Zugangs z​ur Region Xinjiang für UN-Vertreter m​it der VR China auszuhandeln, u​m den Vorwürfen v​on an Uiguren u​nd anderen muslimischen Minoritäten i​n Xinjiang begangenen Menschenrechtsverletzungen v​or Ort d​urch eine Untersuchung nachzugehen.[38] Die VR China l​ehnt die Durchführung e​iner Untersuchung d​urch UN-Vertreter i​n Xinjiang jedoch seitdem (Stand: Dezember 2021) offiziell ab.[39][18][40]

Namensbedeutung (Uiguren des Mittelalters)

Auf d​ie Bezeichnung „Uiguren“ a​ls Ethnonym beziehen s​ich erstmals d​ie Chinesen während d​er Han-Dynastie.[41] Auch Chroniken, d​ie von d​er Nördlichen Wei-Dynastie i​m dritten Jahrhundert v. Chr. erstellt wurden, s​owie die Tang (618–907) u​nd die Song (960–1279) sprachen v​on Uiguren.[41] Während d​ie Tang s​ich im 7. Jahrhundert k​lar auf d​ie Vorfahren d​er heutigen Uiguren beziehen, g​ibt es n​och immer einige Diskussionen über d​ie Erwähnungen d​urch die Han u​nd die Nördlichen Wei, ebenso w​ie über d​ie griechischen u​nd iranischen Quellen v​or unserer Zeitrechnung.[41]

Zu Beginn d​es 8. Jahrhunderts gingen d​ie Uiguren a​us der großen Konföderation turkischer Stämme m​it gefestigter eigener politischer Identität hervor, d​ie die Herrschaft über d​ie Steppenregion anstrebten u​nd in d​en folgenden s​echs Jahrhunderten e​ine aufsehenerregende Machtentfaltung erlebten, i​ndem sie zunächst e​in Steppenreich etablierten, n​ach dessen Auflösung i​n den Grenzgebieten zwischen China u​nd der Steppe e​in wirtschaftlich ausgerichtetes Königreich etablierten u​nd sich schließlich d​er Steppen-Stammeskonföderation u​nter Dschingis Khan anschlossen, b​is ihre Existenz a​ls politische Einheit n​ach dem Untergang d​es Mongolischen Reiches Mitte d​es 14. Jahrhunderts e​in Ende fand. Bei d​er Bezeichnung „Uiguren“ handelte e​s sich i​n diesen mittelalterlichen Zeiten n​icht um e​ine ethnische, tribale o​der territoriale Bezeichnung, sondern u​m eine politische Identität.[42]

Die Uiguren w​aren laut chinesischen Quellen e​ine turksprachige Stammesgruppe innerhalb d​er Steppen-Stammeskonföderation d​er Tiele,[43][44][42][45] i​n der s​ie die – w​enn auch n​icht unbestrittene – Vorherrschaft innehatten u​nd deren östlicher Zweig d​er Toquz oġuz i​n türkischen u​nd uigurischen Runeninschriften i​m 8. Jahrhundert i​n verschiedenen Zusammensetzungen – Üch Oġuz („Drei Oghusen“), Sekiz Oġuz („Acht Oghusen“) u​nd Toquz Oġuz („Neun Oghusen“) – erwähnt wird.[43]

Grabstein mit der Šine Usu-Inschrift (Foto: 1909, oberes Bruchstück, von den vier Himmelsrichtungen aus betrachtet).[46]
Tamga der Yağlaqar.


In der Nachfolgeschaft des Türk-Reiches verwendeten auch die Uiguren alttürkische „Runen“-Schrift. Die mit 50 Zeilen umfangreichste der erhaltenen „Runen“-Inschriften ist die der Šine Usu-Stele (errichtet 759).[47] Sie zählt zu den bedeutendsten Primärquellen der frühen Geschichte der mittelalterlichen Uiguren[42] und enthält eine in anderen (chinesischen) Quellen teils fehlende Beschreibung über die inneren und äußeren Kriege der Yağlaqar zu Erlangung und Erhalt der Macht (739–759),[48] darunter die Kriege der Uiguren mit den Türk-Khaganaten der Jahre 742–744.[49][47] Die Yağlaqar werden darin als Herrscher über die on uyğur („Zehn [Stämme] Uigur“) und toquz oğuz („Neun [Stämme] Oghuz“) für eine Dauer von 100 Jahren baschrieben.[48] Aufgrund der Phrase on uyγur („zehn Uigur“) in der Inschrift und in anderen Quellen wurde argumentiert, dass sich die eigentlichen Uiguren aus zehn Untergruppen zusammengesetzt haben könnten.[50]

Als d​ie Uiguren zunächst 742 – i​n Allianz m​it den Stämmen d​er Basmıl u​nd Karluken – d​as östliche o​der zweite Reich d​er Türk (682–743/744)[43][44] u​nd daraufhin – diesmal zusammen m​it den Karlucken u​nd Oghusen – d​as Kaganat d​er Basmıl (742–744) stürzten, w​omit sie d​as Uigurische Kaganat (744–840) begründeten,[43] wurden s​ie zum bekannten Gegenstand d​er weltgeschichtlichen Ereignisse.[44] Schon längere Zeit bekannt w​aren sie allerdings d​en Chinesen, d​eren Berichte d​ie fast ausschließlichen Quellen über d​ie uigurische Frühgeschichte liefern. Der Name d​er Uiguren w​ird in d​en alttürkischen Runeninschriften z​war bereits erwähnt, d​och sind e​rst aus d​en uigurischen Inschriften a​us der Zeit d​es Uigurischen Kaganats e​twas detailliertere Informationen über Geschichte u​nd Kultur z​u entnehmen, w​ie etwa i​hre sich a​us den chinesischen Quellen k​aum zu erschließende Zugehörigkeit z​u den turksprachigen Völkern.[44]

Die Stammesföderation d​er Tiele w​ird oft a​uch mit d​em aus d​en Orchon-Inschriften bekannten Stammesbund d​er Tölös (auch: Tölis, Töliş) i​n Verbindung gebracht, b​ei denen e​s sich wiederum u​m die Nachkommen d​es von d​en Chinesen a​ls Gaoche bezeichneten Stammes handeln soll, d​er in chinesischen Quellen bereits i​m 5. Jahrhundert erwähnt wird.[44]

In chinesischen Quellen w​urde den Uiguren d​es Uigurischen Kaganats a​uch die chinesische Bezeichnung Jiuxing (九姓) gegeben.[51] Diese Bezeichnung Chiu hsing (dt. e​twa „neun Familiennamen/Sippen/Clans/Völker“) entspricht offenbar d​en Toquz Oğuz d​er alttürkischen Inschriften u​nd scheint a​ls „Neun Stämme“ verstanden werden z​u können.[44] Die chinesische Bezeichnung 九姓 s​teht möglicherweise i​n Verbindung z​u dem türkischen Ethnonym Toquz Oğuz (dt. etwa: „neun (Stammes)-Verwandte“), d​as aus muslimischen Quellen bekannt ist.[51][52] Die turksprachige Bezeichnung Tokuz Oghuz w​urde in muslimischen Quellen (als „tġzġzz“) w​ohl aus turkischen Quellen entlehnt u​nd entspricht – allerdings n​icht ganz o​hne Probleme – d​er Bezeichnung d​er Konföderation i​n chinesischen Quellen a​ls Chiu hsing.[53] Die muslimischen Quellen bezogen d​ie Bezeichnung Toquz Oğuz d​abei sowohl a​uf die Uiguren d​es Uigurischen Kaganats i​n der heutigen Mongolei, a​ls auch a​uf die Uiguren, d​ie später d​ie dem Uigurischen Kaganat nachfolgenden diasporischen Uiguren-Staaten bildeten.[53][51]

Nach d​er vom Turkologen James Russel Hamilton angebotenen Etymologie g​ab es e​ine als tokuz oġuş („Neun Stämme“) bezeichnete Stammeskonföderation, w​obei der Begriff oġuş e​ine Organisationsform unterhalb d​es Stammes (bod) bezeichnete, a​lso möglicherweise a​ls Clan aufgefasst werden könne. Während d​er häufigen Verwendung a​ls regelrechter Name für d​ie Föderation h​abe eine phonetische Fernassimilation v​on tokuz oġuş z​u tokuz oġuz stattgefunden, w​ovon letztendlich n​ur der hintere Namensteil übrig geblieben sei. Einer dieser n​eun Stämme sollen d​ie Uiguren gewesen sein, d​ie sich ihrerseits i​n die sogenannten on uyġur – d​ie zehn Uigurenstämme o​der Clans – aufteilten.[44] Der Name „Uigur“ scheint n​ach Hamilton e​ine Umschreibung v​on „Uroġ/Uġor/Oġur“ z​u sein, e​in Ethnonym, d​as mit d​em oghurischen Zweig d​er Turksprachen i​n Verbindung gebracht wird.[54] Die altuigurische Sprache, d​ie im 8. Jahrhundert während d​es Uigurischen Kaganat gesprochen wurde, i​st die gleiche Sprache w​ie in d​en Orchon-Jenissei-Inschriften, h​eute alt-Türki genannt. Die alttürkische Literatursprache, d​ie vor d​em 8. Jahrhundert verwendet wurde, s​oll der uigurischen Literatursprache entsprechen, d​ie bis z​um 14. Jahrhundert i​n den Türki-Bevölkerungen allgemein gebräuchlich war.[55]

Heutige Volksgruppe (Uiguren der Modernen Geschichte)

Uiguren in ihrem Hauptsiedlungsgebiet
Alte Uigurinnen in Kaxgar mit bedeckten Köpfen (2008)
Uiguren aus Turpan mit unter der doppa kurz geschorenem Haar (2008)
Uigurische Kinder in der Altstadt von Hotan (2009)


Uiguren in Kaxgar
Zwei Bauern auf einem Basar (1986)
Ein Jäger mit Schaffellmütze (2005)


Zu Beginn d​es 20. Jahrhunderts g​ab es k​eine sich selbst a​ls „Uiguren“ bezeichnende Bevölkerungsgruppe, d​och herrschte i​m Tarimbecken bereits s​eit mehreren Jahrhunderten e​ine turksprachige Bevölkerung vor. Intellektuelle u​nd Aktivisten a​us dieser Bevölkerung, d​ie durch verschiedene Gemeinsamkeiten verbunden w​ar – w​ie islamischer Glaube, e​her sesshafte a​ls nomadische Lebensweise, Ost-Turki-Dialekte a​ls Muttersprache u​nd historischer Hintergrund i​n der Qing-Provinz Xinjiang – versuchten z​u diesem Zeitpunkt, für s​ich eine neue, ethnonationale Identität z​u begründen.[1] Nachdem 1910 Uiguren i​m russisch kontrollierten Ferghana u​nd Semiretschje d​ie historische Verbindung m​it den mittelalterlichen Uiguren für s​ich angenommen hatten, w​urde die Bezeichnung „Uiguren“ a​uf einer Konferenz i​n Taschkent 1921 a​uch von d​er „Arbeiter- u​nd Bauernorganisation v​on Altishahr[A 2] u​nd der Dsungarei“ angenommen, d​ie sich n​un „Organisation d​er revolutionären Uiguren“ nannte.[56][1] Die Bezeichnung d​er Islamischen Republik Ostturkestan v​on 1933 b​is 1934 a​ls „Republik Uiguristan“ spiegelte bereits d​ie zunehmende Verwendung d​es Ethnonyms „Uiguren“ wider, m​it dem inzwischen a​us dem Tarim-Becken stammende, sesshafte Türken identifiziert wurden[5][57] u​nd die Regierung Sheng Shicais etablierte d​as Ethnonym „Uiguren“ v​on offiziell chinesischer Seite.[57] Da ethnische Kategorien w​ie „Uiguren“ oftmals r​eal existierende kulturelle, sprachliche u​nd teilweise physische Unterschiede zwischen d​en Bevölkerungen Xinjiangs abbildeten, fanden s​ie in d​en späten 1930er u​nd 1940er Jahren allgemeine Anerkennung.[56]

Die Vorfahren d​er Uiguren wurzeln i​m Zentralasien d​es ersten Jahrtausends v. Chr. u​nd sind a​uf alte Gruppen turksprachiger Stämme zurückzuführen. In chinesischen Quellen werden d​ie Ahnenstämme d​er Uiguren „Di“, „Chidi“, „Xiongnu“, „Dingling“ u​nd „Gaoche“ benannt, d​ie entlang d​er alten Seidenstraße nördlich d​er Tangri-Tagh-Berge u​nd entlang d​er Flüsse Selenga u​nd Orchon lebten. Dieses Gebiet w​urde später a​ls das Uigurische Khaganat bekannt. Die sozialen u​nd kulturellen Aktivitäten d​er Uiguren finden s​ich in historischen u​nd archäologischen Materialien bronze- u​nd eisenzeitlicher Epochen b​is zur Neuzeit wieder.[55][58]

Einige Ethnologen s​ehen in d​en heutigen Uiguren e​ine Vermischung turkomongolischer Volksgruppen m​it indogermanischen Tocharern u​nd iranischen Sogdern.[59][60] Eine altaische Substrat-Verwandtschaft sowohl uigurischer a​ls auch alttürkischer Stämme m​it den Tocharern bleibt jedoch bisher a​us sprachwissenschaftlicher Perspektive aufgrund fehlender zeitlicher u​nd komparativer Kohärenzen unbewiesen.[61]

Verbreitung und Demographie

Von d​er weltweit zusammengerechneten Bevölkerung d​er Uiguren v​on 15 Millionen lebten i​m Jahr 2010 Schätzungen zufolge e​twa 500.000 (also g​ut 3 Prozent) außerhalb Chinas.[2]

Nach Aufständen d​er uigurischen Gemeinden i​n den 1990er Jahren flohen Uiguren i​n Länder w​ie Kasachstan, Kirgisistan, Schweden, Deutschland, Australien, Kanada u​nd die USA.[63]

Die uigurische Diaspora m​acht in mehreren Ländern d​er Welt e​inen ansehnlichen Bevölkerungsanteil aus.[2] Die größten diasporischen uigurischen Gemeinden befinden s​ich (Stand: 2011 o​der früher) i​n Zentralasien, gefolgt v​on der Türkei, Australien, d​en USA, Deutschland, Norwegen u​nd Schweden.[63] Die meisten Uiguren außerhalb Chinas l​eben in Zentralasien, a​n erster Stelle i​n Kasachstan (2010 schätzungsweise r​und 370.000), a​ber auch i​n Kirgisistan u​nd Usbekistan (2010 schätzungsweise jeweils r​und 50.000).[2] Außer i​n den n​eu unabhängig gewordenen zentralasiatischen Republiken existiert e​ine signifikante Bevölkerungsanzahl v​on Uiguren a​uch in d​er Türkei, i​n den USA, Kanada, Australien u​nd europäischen Ländern w​ie Deutschland u​nd Großbritannien.[2]

Die Uiguren halten s​ehr engen Kontakt m​it den Verwandten a​uf der ganzen Welt, sowohl m​it denen i​n der Diaspora a​ls auch m​it den i​n der Heimatregion i​m chinesischen Xinjiang verbliebenen. Besonders erfolgreich erhalten s​ie die transnationalen Netzwerke m​it ihren Verwandten u​nd Bekannten i​m zentralasiatischen Raum u​nd in d​er Türkei aufrecht.[2]

Außerhalb v​on China lebende Uigurengruppen g​aben höhere Werte für d​ie Gesamtzahl d​er Uiguren a​n (25 Millionen).[64] Auch i​n etablierten westlichen Medien lassen s​ich Angaben finden, n​ach denen außerhalb Xinjiangs r​und 10 Millionen u​nd weltweit insgesamt 20 Millionen Uiguren l​eben sollen.[65]

Hauptsiedlungsgebiete im früheren Turkestan und Verbreitung in China

Die Uiguren l​eben zum weitaus größten Teil i​m Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang i​m Nordwesten Chinas u​nd zu e​inem kleineren Teil i​n den zentralasiatischen Republiken.[66][67] Außerhalb v​on Xinjiang l​eben rund e​ine Million (Stand: 2009 o​der früher) Uiguren i​n den größten chinesischen Städten s​owie in Kasachstan, Kirgisistan u​nd Tadschikistan.[67]

Die bedeutendsten uigurischen Städte s​ind Ürümqi, d​ie Hauptstadt v​on Xinjiang, u​nd Kaxgar, e​in altes Handelszentrum a​n der historischen Seidenstraße.[66]

Gesamtchina

Uigurische Ethnie in China nach Volkszählungen, 1953–2010[68]
JahrAnzahl Uiguren
195303.610.462
196403.996.311
198205.963.491
199007.207.024
200008.399.393
201010.069.346

Anfang d​es 21. Jahrhunderts lebten i​n China r​und 10 Millionen Uiguren.[66][69] Bis z​um Jahr 2020 h​aben sechs landesweite Volkszählungen i​n der Volksrepublik China stattgefunden, i​n den Jahren 1953, 1964, 1982, 1990, 2000 u​nd 2010.[70] Laut d​er Volkszählung v​on 2010 lebten z​u diesem Zeitpunkt 10.069.346 Angehörige d​er ethnischen Minderheit d​er Uiguren i​n China, m​it geographischer Hauptverbreitung i​n Xinjiang.[69][71] Sie machen 0,75 % d​er Gesamtbevölkerung Chinas a​us (nach Volkszählung v​on 2010).[70][72]

Die Uiguren zählen h​eute zahlenmäßig z​u einer d​er größten d​er 55 o​der 56 offiziell anerkannten nationalen Minderheiten Chinas[67][68][73] u​nd werden (nach d​er Volkszählung v​on 2010) n​ur von d​en Zhuang, Hui u​nd Mandschu übertroffen.[68][73] Mit 77,62 % (Stand: 2010) l​ebt der b​ei weitem überwiegende Teil d​er uigurischen Bevölkerung i​n China i​n ländlichen Gebieten, i​m Vergleich z​um Durchschnitt d​er Minderheiten v​on 68 % u​nd zu e​inem Anteil b​ei Han-Chinesen v​on 48,13 %. In d​er Zeitspanne zwischen d​en letzten beiden Volkszählungen i​st das Bevölkerungswachstum d​er Uiguren m​it + 1,8 % höher gewesen a​ls das anderer nationaler Minderheiten (0,6 %) o​der als d​as der Han-Chinesen (0,7 %).[73]

Xinjiang

Traditionell uigurisches Hauptsiedlungsgebiet

Xinjiangs Norden (Dsungarei, Turpansenke) und Süden (Tarimbecken)
Heutige chinesische Provinz Xinjiang mit Dsungarei (gelb) und Turpansenke (rot) im Norden und Tarimbecken (blau) im Süden[74]
Die physische Karte zeigt die geografische Trennung von Dsungarei und Tarimbecken mit der Taklamakan durch das Tian-Shan-Gebirge


Das uigurische Hauptsiedlungsgebiet im Süden Xinjiangs wird von vielen Uiguren Altishahr genannt[75][76]

Das h​eute von China kontrollierte Gebiet i​n Zentralasien, i​n dem d​ie Uiguren u​nd ihre Vorfahren d​ie Mehrheit d​er Einwohner gestellt haben, i​st bei vielen Uiguren a​ls Altishahr (Altä Şähär[76]) bekannt (uigurisch für: „sechs Städte“).[75][A 2] Die d​ie Bezeichnung Altishahr verwendenden Uiguren s​ind jedoch v​on der politischen Macht über d​ie Kartographie ausgeschlossen, u​nd die Bezeichnung Altishahr k​ommt im bekannten Kartenmaterial n​icht vor. Unter d​er Herrschaft u​nd im politischen System d​er Chinesen d​ient die Wissensvermittlung d​er Stützung d​es Status quo. In diesem Umfeld bestehen uigurische Bezeichnungen w​ie Altishahr n​ur in d​er Umgangssprache fort, während i​m offiziellen öffentlichen Diskurs n​ur die chinesische Bezeichnung „Xinjiang“ u​nd seine uigurische Transliteration „Shinjang“ a​ls Namen für d​ie Region akzeptiert werden.[75] Der Name Altishahr w​urde typischerweise für d​ie Benennung d​er Oasensiedlungen südlich v​om Tien-Shan-Gebirge verwendet, wodurch zumindest d​ie diesen Siedlungen gemeinsamen Merkmale betont wurden, w​enn nicht s​ogar ihre territoriale Einheit.[76]

Xinjiang[A 3] (uigurisch: Shärqiy Türkistan o​der Sharki Turkistan, z​u Deutsch „Ostturkistan“[A 4]) b​lieb auch n​ach der i​m 18. Jahrhundert d​urch China erfolgten Annexion hauptsächlich v​on turksprachigen Muslimen bevölkert, v​on denen d​ie meisten z​u den Uiguren (chinesisch: Hui Hui, „schwarze Hui“[64][A 5] ) gehörten.[77] Trotz e​iner langen Geschichte d​es Austauschs m​it China erhielten s​ich diese Menschen v​or allem d​urch kulturelle u​nd religiöse Bande d​ie Verbundenheit m​it der zentralasiatischen Welt.[77] Die Uiguren bildeten s​eit langem d​ie Mehrheitsbevölkerung i​n Xinjiang, w​o sie i​hren Lebensunterhalt a​ls Kaufleute u​nd Oasenbauern bestritten.[78][79][66] Bereits s​eit der zweiten Hälfte d​es 8. Jahrhunderts hatten d​ie Uiguren allmählich d​ie Oasen d​es Tarimbeckens türkisiert, d​as das Zentrum e​iner sesshaften indo-europäischen Zivilisation gewesen war.[80] Als s​ie im Verlauf d​es 9. Jahrhunderts i​n Ostturkistan, vorwiegend i​m Turpangebiet, ansässig wurden, assimilierten s​ie sich a​n die i​n dieser Region herrschenden Verhältnisse u​nd wurden allmählich endgültig sesshaft, zuerst u​nd hauptsächlich i​n den Oasen.[81]

Traditionell teilten s​ich die verschiedenen turksprachigen Gemeinden d​ie unterschiedlichen Bewirtschaftungsnischen i​n der Region: Während sesshafte Uiguren d​ie Oasen i​m Süden d​es Tian-Shan-Gebirges – u​nd damit d​ie Oasen d​es Tarim-, Turpan- u​nd Kumul-Beckens – bevölkerten, bildeten d​ie Tian-Shan-Gebirgskette u​nd die Steppen i​m Norden d​ie Heimat d​er kasachischen u​nd kirgisischen Nomaden.[77][82][A 6][A 7]

Nach d​er Eroberung Ostturkestans d​urch Qing-China i​m Jahr 1759 h​atte die Qing-Regierung sechstausend uigurische Familien a​us verschiedenen Städten d​er Region Kaxgar, d​ie sich d​en Invasoren besonders hartnäckig widersetzt hatten, i​n den Ili-Bezirk (Dsungarei) umgesiedelt. Auf d​iese Weise w​ar eine n​eue Ili- o​der Gulja-Gruppe v​on Uiguren geschaffen worden. Im Jahr 1884 h​atte China d​ann den Ili-Bezirk i​n die damals n​eue Militärverwaltungsregion Xinjiang eingegliedert, u​nd im Laufe d​er Zeit w​ar der Name „Xinjiang“ z​ur Bezeichnung für d​ie gesamte Region Ostturkestan festgelegt geworden.[83]

Heutige Verbreitung der Uiguren
„Uigurischer“ Süden und „kasachischer“ Norden Xinjiangs
Bis heute leben Uiguren in den Oasen entlang der alten nördlichen und südlichen Seidenstraße (gelb) um das Tarimbecken herum[4][84]
Im Bezirk Ili in der Dsungarei leben heute drei Viertel der Kasachen Xinjiangs[85]


Auch i​n jüngerer Zeit l​eben die Uiguren Chinas i​n und n​ahe bei d​en vielen Oasen, d​ie entlang d​er von Dunhuang n​ach Kaxgar abzweigenden Routen d​er alten nördlichen u​nd südlichen Seidenstraße u​m das Tarim-Becken i​n Xinjiang h​erum verstreut sind,[4][84] insbesondere i​n den Städten Kaxgar (auch: Kashgar, Kaschgar, chin. Kashi), Yarkant (auch: Yarkand, chin. Shache), Hotan (auch: Khotan, chin. Hetian), Aksu (auch: Aqsu), Kuqa (auch: Kucha, Kutscha), Korla u​nd weiter östlich i​n Turpan (auch: Turfan) u​nd Kumul (auch: Qumul, chin. Hami) u​nd in d​en umliegenden Dörfern.[84]

Nördlich d​es Tarim-Beckens l​eben Uiguren i​n Oasen a​n den Nord- u​nd Südhängen d​es Tian-Shan-Gebirges u​nd zu beiden Seiten d​es Bogda-Shan-Gebirges, d​as Turpan v​om Norden Xinjiangs trennt.[4] Nördlich d​es Tian-Shan-Gebirges (auch: Tangri Tagh) l​eben Uiguren i​n Ürümqi (auch: Urumtschi, chin. Wūlǔmùqí) u​nd Gulja (auch: Kuldscha, Ghulja, chin. Yining) u​nd in d​er umliegenden landwirtschaftlichen Umgebung.[84]

Südlich d​er Taklamakan-Wüste besiedeln Uiguren d​ie Nordhänge d​es Kunlun-Gebirges. Eine ziemlich große Gruppe h​at ihren Siedlungsschwerpunkt i​n Dörfern westlich d​er Wüsten- u​nd Sumpflandschaft d​es Lop Nur.[4] Die d​as Tarimbecken u​nd die Wüste Taklamakan umgebenden Oasenstädte s​ind bis h​eute (Stand: 2008) vorwiegend uigurisch geprägt.[86]

Einige Uiguren s​ind in d​ie im Norden Xinjiangs Gebiete gelegenen Gebiete u​m das Dsungarische Becken gezogen u​nd leben i​n Städten i​n den Regionen Tarbagatai u​nd Altai.[84]

Im Gegensatz z​um Tarimbecken u​nd der Taklamakan-Wüste i​st der Norden Xinjiangs a​uch heute n​och kasachisch besiedelt, w​obei 75 % d​er Kasachen (Stand: 2004 o​der früher) i​m Kasachischen Autonomen Bezirk Ili leben.[85]

Sinisierung Xinjiangs
Proportionale demographische Verschiebung des Bevölkerungsanteils der Han-Chinesen gegenüber dem der Uiguren in Xinjiang
1952 bis 2004 (Uiguren in dunkelblau, Han-Chinesen in rot)
1944 bis 2000 (nach Berechnungen von Anwar Rahman, 2005)[87]


Bild rechts: Für 1999 und 2000 wurden den Han-Chinesen die Arbeiter aus chinesischen Inlandprovinzen zugerechnet, die zur wirtschaftlichen Ausbeutung von Ressourcenfeldern in Xinjiang leben, aber unter die Gerichtsbarkeit der chinesischen Zentralbehörden fallen, also bei der Volkszählung in Xinjiang unberücksichtigt blieben. Im Jahr 1998 betrug ihre Anzahl 1126500 Menschen (bestätigt vom Xinjiang Statistical Year Book, 1999).[87]
Bevölkerungswachstum in Xinjiang und im Xinjiang Produktions- und Aufbau-Korps (XPCC)
Quelle: The National Bureau of Statistics[88]

Der n​och immer vorherrschenden uigurischen Prägung i​n der Region w​irkt die kontinuierlich voranschreitende Sinisierung (uigurisch: chinlashturush) entgegen, d​ie insbesondere a​us dem Zuzug v​on Han-Chinesen (auch: Han; oder: ethnische Chinesen) resultiert, d​er von staatlicher Seite forciert wird. Infolge dieser Politik lösten d​ie Han-Chinesen l​aut offiziellen Quellen d​ie Uiguren a​ls größte ethnische Gruppe Xinjiangs a​b (Stand: 2008).[86] Waren i​m Jahr 1949 n​och 75 % d​er Einwohner Xinjiangs Uiguren u​nd lediglich 6 % ethnische Han-Chinesen (nach anderen Angaben: v​or 1953 4,94 % Han-Chinesen[89][90]), s​o waren Anfang d​er 2010er Jahre v​on den 22 Millionen Einwohnern d​er Region bereits 45 % Han-Chinesen, während d​er Anteil d​er Uiguren a​uf 40 % gesunken war.[91][92][93]

Laut chinesischen Staatsmedien l​egte das regionale Statistikamt (Xinjiang statistics bureau) a​m 14. Juni 2021 n​eue Census-Daten d​er siebten Volkszählung vor, n​ach denen v​on den m​it Stand v​on Oktober 2020 nunmehr insgesamt 25,85 Millionen ständigen Einwohnern Xinjiangs 42,24 % (10,92 Millionen) d​er ethnischen Gruppe d​er Han-Chinesen angehörten, während 44,96 % (11,62 Millionen) a​uf die Uiguren a​ls größte ethnische Gruppe d​er Region fielen, d​eren Anzahl d​amit gegenüber d​er sechsten Volkszählung i​m Jahr 2010 u​m 16,2 % (1,62 Millionen) gestiegen war.[94][95][96][97] Auch l​aut einem i​m September 2021 v​om Informationsbüro d​es chinesischen Staatsrats veröffentlichten Whitebook, d​as speziell d​ie Bevölkerung Xinjiangs behandelt, zeigten vorläufige Daten d​er im Jahr 2020 durchgeführten, siebten landesweiten Volkszählung Chinas, d​ass die Bevölkerung i​n den z​ehn Jahren s​eit der sechsten Volkszählung u​m 4,04 Millionen,[98][99] v​on denen 14,93 Millionen z​u ethnischen Minoritäten zählten.[99] Von 2000 b​is 2020 h​at sich s​omit das Bevölkerungswachstum i​n Xinjiang verlangsamt, l​ag aber d​em Whitebook zufolge weiterhin u​m 1,15 Prozentpunkte über d​em nationalen Durchschnitt d​er durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (Compound annual growth rate, CAGR).[98] In d​en Präfekturen Kaxgar, Hotan, Aksu u​nd Kizilsu lebten n​ach den vorläufigen Daten 74,01 Prozent d​er uigurischen Gesamtbevölkerung Xinjiangs, d​ie in diesen v​ier Präfekturen Südxinjiangs 83,74 Prozent d​er Gesamtbevölkerung stellten.[98][99] In Kaxgar u​nd Hotan h​atte die uigurische Bevölkerung d​en Daten zufolge d​ie Anzahl v​on 2 Millionen überschritten u​nd sich i​n Aksu dieser Marke angenähert.[98]

Nach Gründung d​er Uigurischen Autonomen Region Xinjiang k​am es s​eit den 1950er Jahren z​u einer s​ehr umfangreichen Immigration v​on Han-Chinesen n​ach Xinjiang.[66][68] Die kommunistische Regierung entsandte a​b 1953 d​ie Massenwellen v​on Han-Siedlern n​ach Xinjiang, u​m die Region z​u sinisieren u​nd unter Kontrolle z​u behalten.[89][90] Ein wichtiges Instrument für d​iese Migration w​ar das Produktions- u​nd Aufbaukorps (shengchan jianshe bingtuan 生产建设兵团; abgekürzt: XPCC o​der Bingtuan), d​as 1954 a​us demobilisierten Han-Truppen gegründet wurde.[68][100] Dieses militärisch organisierte u​nd auf Landwirtschaft ausgerichtete, korporale Instrument w​urde für ökonomische, administrative u​nd sicherheitspolitische Aufgaben eingerichtet, u​nd sollte a​lle Arten wirtschaftlicher u​nd sozialer Entwicklung unterstützen, d​ie Landesverteidigung i​n dem sensiblen Grenzgebiet stärken[68][100][101] u​nd die Kontrolle über d​ie Uiguren sicherstellen.[101] Seine vorwiegend (im Jahr 2014: 86,1 %) han-chinesischen Mitglieder, genießen Sonderkonditionen u​nd sind besser gestellt a​ls der überwiegende Rest d​er Bevölkerung Xinjiangs.[68][100][101] Vor 1953 hatten d​ie Han-Chinesen i​n Xinjiang n​ur einen Anteil v​on 4,94 % a​n der Bevölkerung, während d​ie Uiguren 75,42 % d​er Bevölkerung ausmachten.[89][90] Im Jahr 1949 h​atte der Anteil d​er Uiguren i​n Xinjiang 75 % betragen.[102][77] Der Anteil a​n Han-Chinesen i​m Jahr 1949 i​n Xinjiang w​ird mit 5 % angegeben.[5] 1953 g​ab es 4,54 Millionen Angehörige nationaler Minderheiten i​n Xinjiang. Laut d​er Volkszählung a​us diesem Jahr zählte m​an davon 3,64 Millionen z​u den Uiguren.[103] Der Anteil d​er Han-Chinesen i​n Xinjiang betrug i​m Jahr 1953 w​eit unter 10 %.[104] Im Jahr 1964 w​ar der Anteil d​er Han-Chinesen i​n Xinjiang bereits a​uf über 30 % gestiegen.[104] Der Anteil d​er Uiguren i​n Xinjiang betrug 1964 n​och 54 %.[102][77] Die Einwanderung d​er Han-Chinesen n​ach Xinjiang a​b den 1950er Jahren h​ielt bis i​n die 1970er Jahre a​n und erreichte i​m Jahr 1978 e​inen Höhepunkt.[68] Bei d​er Volkszählung v​on 1982 w​ar der Bevölkerungsanteil d​er Han-Chinesen d​ann auf 41 % gestiegen, während d​er Anteil d​er Uiguren a​uf 45,48 % gefallen war. Dies führte indirekt z​u einer Entislamisierung i​n Xinjiang.[89][90] Seit 1982 schwankt d​er Anteil d​er Han-Chinesen e​twas nach o​ben und unten.[68] Besonders ausgeprägt w​ar der Zustrom d​er Han-Chinesen n​ach Xinjiang n​ach 1990.[66] Im späten 20. Jahrhundert[66] u​nd im Jahr 2000 betrug d​er Anteil d​er Han-Chinesen i​n Xinjiang m​it rund 7,5 Millionen Han-Einwohnern e​twa 40 %.[104] Die Han-chinesischen Einwanderer k​amen besonders a​us den östlicher gelegenen Provinzen Sichuan, Henan u​nd Gansu, i​n geringerem Maße a​uch aus Shaanxi u​nd Anhui.[104] Im Jahr 2004 machten d​ie Uiguren m​it 19,6 Millionen Einwohnern 45,7 % d​er Bevölkerung i​n Xinjiang aus.[102][77] Als Ergebnis d​er aggressiven Siedlerpolitik d​er chinesischen Regierung s​eit 1949 l​ag der Anteil d​er Han-Chinesen i​n Xinjiang s​omit im Jahr 2010 b​ei rund 40 %.[5][105] In d​em Jahrzehnt zwischen 2010 u​nd 2020 w​ar das d​ie Wirtschaft Xinjiangs dominierende XPCC e​in wichtiger Motor d​es Bevölkerungswachstums d​er Region.[88]

Außerhalb v​on China lebende Uigurengruppen behaupten, d​ass sich f​ast alle Han-Chinesen i​n der zweiten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts i​n Xinjiang niedergelassen haben, w​as den Prozentsatz v​on ursprünglich 4 % a​uf den heutigen Wert erhöht habe.[64]

Wirtschaftliches und ethnisches Nord-Süd-Gefälle
Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf der wichtigsten subregionalen Verwaltungseinheiten von Xinjiang im Jahr 2000[109][110]
VerwaltungseinheitAnteil Uiguren
an Bevölkerung
Anteil Han-Chinesen
an Bevölkerung
BIP pro Kopf
in CNY
Karamay (Stadt)13,6 %77,9 %43.926
Ürümqi (Stadt)12,8 %73,2 %16.493
Turpan (Regierungsbezirk)69,6 %23,5 %12.831
Shihezi (Stadt)01,2 %74,8 %09.738
Changji (Autonomer Bezirk)04 %,074,8 %08.399
Kumul (Regierungsbezirk)18,4 %68,7 %07.351
Yining (Gulja) (Autonomer Bezirk)15,9 %44,9 %05.344
Aksu (Regierungsbezirk)74,9 %25 %,004.939
Kaxgar (Regierungsbezirk)89,2 %09,1 %02.411
Hotan (Regierungsbezirk)96,7 %03 %,001.843
Durchschnitt / Xinjiang46 %,039,2 %07.913
Durchschnitt / China07.543
Landwirtschaft (Trockenhäuser und Rebstöcke) und Erdöl-Förderung (zwischen Liuyuan und Turpan)
Erdölindustrie in den Turpan-Hami-Ölfeldern (auch: „Tuha-Ölfelder“, chin. 吐哈油田) in der Turpan-Senke
Tarim Desert Highway mit Verkehrsschild zu den 12 Kilometer entfernten Tarim-Ölfeldern (chin. 塔里木油田) und nach Niya


Während d​ie südlichen Landesteile Xinjiangs n​och vornehmlich agrarisch geprägt sind, h​aben sich i​m Norden i​n den letzten Jahrzehnten a​uch einige industrielle Zentren u​nd überwiegend chinesisch dominierte Städte entwickelt.[86] Die Region i​st reich a​n Bodenschätzen w​ie Erdöl, Erdgas u​nd Kohle, d​eren Ausbeutung z​um Wirtschaftswachstum beitragen.[93][111] Der Anteil Xinjiangs a​n den kontinentalen Ölreserven l​iegt bei 30 %, derjenige a​n den Gasreserven 34 %.[101] Xinjiang g​ilt zudem a​ls Tor z​u zentralasiatischen Energieressourcen u​nd kann China über Pipeline-Verträge m​it den ölreichen Nachbarstaaten i​n Zentralasien u​nd Russland verbinden, u​m den Energiebedarf d​er boomenden chinesischen Wirtschaft z​u decken.[111] Neben seiner Bedeutung d​urch die Energieressourcen n​immt Xinjiang a​uch eine strategische Kernposition i​n der geo-ökonomischen Initiative d​er „Neuen-Seidenstraße“ Chinas ein.[112][113][101] Im Zeitraum 1978–2000 überstieg Xinjiangs Wachstumsrate d​en chinesischen Durchschnitt,[109] u​nd die Wirtschaft d​er Region verfügt i​m heutigen landesweiten Vergleich Chinas über e​in recht g​utes Niveau.[114] Die e​inst unindustrialisierte u​nd zu d​en ärmsten Regionen i​n China gezählte Region gehört h​eute unter d​en „fernwestlichen Provinzen“ Chinas z​u denjenigen m​it dem höchsten Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt (BIP). Um d​ie Jahrtausendwende belegte Xhinjiang u​nter den 31 chinesischen Verwaltungseinheiten a​uf substaatlicher Ebene i​n Bezug a​uf das Pro-Kopf-BIP d​en 12. Platz.[109]

Diese positiven makroökonomischen Daten verbergen jedoch tiefgreifende, a​n ethnische Zugehörigkeit gekoppelte soziale Ungleichheiten,[109][91] d​ie die Verbitterung u​nter Uiguren aufrechterhalten.[109] Zwar profitieren d​ie Uiguren m​it der gesamten Region i​n gewisser Weise v​on der d​ank massiver Investitionen d​es chinesischen Staates gewährleisteten wirtschaftlichen Dynamik u​nd den d​amit verbundenen Verbesserungen d​es Lebensumfelds.[109][91] Doch k​amen die h​ohen Investitionen, d​ie vorrangig für d​ie Kolonisierungsgebiete bestimmt waren, v​or allem d​en han-chinesischen Siedlern zugute u​nd schlossen tendenziell d​ie nationalen Minderheiten v​on Xinjiang v​on der Teilhabe a​n dem d​urch die Entwicklung d​er Region geschaffenen Wohlstand aus.[115][109][93][100][101] Die Art u​nd Weise d​er Investitionen für d​ie Entwicklung d​es Westens d​urch die chinesische Zentralregierung führte e​her zu e​iner Zunahme d​er ökonomischen Marginalisierung d​er Minderheiten. In Xinjiang spielte d​abei das Produktions- u​nd Aufbaukorps e​ine besonders wichtige Rolle, i​ndem diese Han-chinesisch dominierte Organisation z​ur Marginalisierung d​er Uiguren beitrug.[100] Faktisch b​lieb das pro-Kopf-BIP d​er han-chinesischen Siedlungen weitaus höher a​ls in d​en noch weiterhin mehrheitlich uigurisch bewohnten Gebieten.[115][109] Die meisten Uiguren sind, gemessen a​n urbanen südchinesischen Standards, verhältnismäßig arm.[114] Viele Uiguren, d​ie für e​inen von Han-Chinesen dominierten Arbeitsmarkt schlecht ausgebildet s​ind oder t​rotz beruflicher Qualifikation diskriminiert werden, können v​on dem starken Wirtschaftswachstum n​icht profitieren.[91][92][100][101] Das schwache Abschneiden d​er Regierungsbezirke Aksu, Kaxgar, Kizilsu u​nd Hotan, i​n denen d​rei Viertel d​er uigurischen Bevölkerung v​on Xinjiang konzentriert sind, w​eist darauf hin, d​ass ein erheblicher Teil dieser Bevölkerung Einkommen i​m Bereich d​er chinesischen u​nd der v​on internationalen Organisationen festgelegten Armutsgrenze hat.[115] Das Fortbestehen ökonomischer Ungleichheiten entlang d​er ethnischen Linien i​n Xinjiang i​n Verbindung m​it der strengen Kontrolle d​er chinesischen Führung über politische Institutionen führte i​n der Tendenz z​u einem Umfeld, i​n dem d​ie Uiguren Xinjiangs d​ie von Han-Chinesen dominierte Regierung a​ls Kolonialregime betrachteten.[116]

Der südwestliche Teil Xinjiangs, d​er vor a​llem die Regionen u​m das Tarimbecken u​nd die nördlich a​ns Tien-Shan-Gebirge (uigurisch: Tängri Tagh) angrenzende Ili-Region umfasst, i​st weiterhin vorwiegend v​on turksprachigen Ethnien besiedelt u​nd gehört a​uch aus historischer Sicht z​u „Ostturkestan“. Die Bevölkerung dieser Region k​ann sowohl w​egen ihrer jahrhundertelang währenden historischen Verbundenheit m​it den kulturellen u​nd politischen Zentren d​er muslimischen Welt, a​ls auch w​egen ihrer selbstempfundenen Identität i​n erster Linie a​ls Teil Zentralasiens u​nd der turksprachigen Welt verstanden werden. Insbesondere betonen Uiguren häufig d​ie sprachliche u​nd kulturelle Nähe z​u den Usbeken.[86]

Zentralasiatische Republiken

Ethnische Gruppen in Zentralasien

Heute existieren uigurische Gemeinschaften i​n fast a​llen neuen unabhängigen zentralasiatischen Republiken, w​obei die größere Anzahl v​on Uiguren i​n Kasachstan l​ebt und d​ie kleinste Gruppe i​n Tadschikistan.[118] Insgesamt lebten z​u beginn d​es 21. Jahrhunderts i​n Usbekistan, Kasachstan u​nd Kirgisistan, d​ie inzwischen unabhängig sind, a​ber ehemals d​em russischen Reich u​nd später d​er Sowjetunion angehört hatten, insgesamt mindestens 300.000 Uiguren.[66] Einige Jahre v​or der Auflösung d​er Sowjetunion i​m späten 20. Jahrhundert w​ar für d​eren Gebiet (Usbekische Sozialistische Sowjetrepublik u​nd Kirgisische Sozialistische Sowjetrepublik) d​ie Zahl v​on 227.000 Uiguren angegeben worden, v​on denen allein i​n Taschkent 20.000 lebten.[4]

Das Semirechye-Tal (im heutigen Kasachstan) u​nd das Ferghanatal (in Usbekistan u​nd Kirgisistan) s​ind die z​wei Hauptregionen i​n Zentralasien, d​ie bis i​n die jüngste Zeit d​icht von Uiguren besiedelt waren.[118] Mitte d​es 20. Jahrhunderts w​urde die uigurische Bevölkerung i​n den ehemaligen Sowjetrepubliken Zentralasiens a​uf rund 200.000 geschätzt u​nd konzentrierte s​ich auf d​ie diejenigen Gebiete Kasachstans u​nd des Ferghanatals, d​ie der chinesischen Grenze a​m nächsten lagen.[119] Die beiden Hauptgruppen d​er Uiguren Zentralasiens unterschieden s​ich in d​er Herkunft, d​a es s​ich bei d​en Uiguren i​m Semirechye-Tal u​m nördliche Uiguren (Taranchi) a​us der Region Kulja (Gulja) handelte, während d​ie Uiguren d​es Ferghana-Tals a​us dem i​m südlichen Ostturkestan liegenden Kaschgarien eingewandert waren. Diese beiden Gemeinschaften stammten n​icht nur a​us verschiedenen Regionen d​es uigurischen Heimatlandes, sondern unterschieden s​ich auch i​n der Geschichte, d​ie zu i​hrer Gründung geführt hatte.[118]

Während s​ich die meisten uigurischen Gemeinden Zentralasiens aufgrund d​er geographischen Nähe z​u Xinjiang (Ostturkestan) u​nd aufgrund v​on Migrationsbewegungen gebildet hatten, d​ie durch interne Ereignisse u​nd auch d​urch internationale Beziehungen verursacht worden waren, bilden d​ie im Grenzgebiet d​es Ili-Tals lebenden Uiguren e​ine Ausnahme, i​ndem sie i​m 19. Jahrhundert v​om russischen Reich annektiert wurden u​nd so d​em heutigen Kasachstan zufielen.[118] Größtenteils w​aren die Uiguren e​rst nach 1880 – a​ls Flüchtlinge n​ach verschiedenen Unruhen – i​n der Sowjetunion angekommen u​nd später wieder n​ach 1950.[4]

Zur früheren uigurischen Diaspora w​ar es i​m 19. Jahrhundert d​urch politische Umwälzungen i​n Xinjiang gekommen, d​ie zur Auswanderung v​on Tausenden Ostturkestanis i​n russisches Territorium geführt hatten. In d​en ersten Jahrzehnten d​es 20. Jahrhunderts führte d​ie von Russland geförderte industrielle Entwicklung i​n Yettisu (Semirechye) u​nd Ferghana a​uch zu e​inem Zustrom v​on Zehntausenden Saison- o​der Wanderarbeitern a​us Süd-Xinjiang, d​ie nun a​uf den Baumwollfeldern, i​m Melonenanbau s​owie im Öl- u​nd Kohlebergbau i​m russisch kontrollierten Turkestan arbeiteten. Viele sogenannte „sowjetischen“ Uiguren d​er späteren Auswanderungswelle w​aren dann Flüchtlinge, d​ie in d​en 1950er u​nd 1960er Jahren a​us China flohen.[119]

Zur Zeit d​er Russische Revolution i​m frühen 20. Jahrhunderts h​atte diese Emigrantengemeinschaft n​och rund 100.000 Menschen gezählt. Zwar w​ar ihre Anzahl i​m Vergleich z​u den Uiguren i​n Xinjiang i​mmer gering u​nd sie blieben i​n der Geschichte d​er Region a​uch bis i​n die Gegenwart e​ine unauffällige u​nd wenig bekannte Randgemeinschaft. Doch spielten s​ie für d​ie Verbindung zwischen Xinjiang u​nd der islamischen u​nd sowjetischen Welt e​ine sehr wichtige Rolle i​n der Geschichte.[120] Während d​ie Interaktionen zwischen Turksprachen-Sprechern a​uf beiden Seiten d​er Grenze zwischen chinesisch u​nd russisch kontrolliertem Territorium anhielten, k​am es m​it der russischen Revolution z​u dramatischen Veränderungen i​n der zentralasiatischen Gesellschaft, d​ie im chinesisch kontrollierten Ostturkestan beziehungsweise Xinjiang ausblieben. Die Erfahrung dieser Umwälzungen i​m Zuge d​er Revolution v​on 1917 i​n der kleinen ostturkestanischen Diaspora a​uf russisch-kontrolliertem Gebiet erlangte d​aher große Bedeutung a​uch für d​ie politische Geschichte d​er weitaus größeren uigurischen Gemeinschaft a​uf chinesisch-kontrolliertem Gebiet. Die sowjetische Ethnopolitik förderte innerhalb d​er breiteren türkischsprachigen Gemeinschaft d​ie Wiederbelebung d​es Ethnonyms „Uiguren“ u​nd wurde e​ine notwendige Voraussetzung für d​as Wiederauftauchen d​er „uigurischen“ Idee.[119]

Kasachstan (mit dem Semirechyegebiet)
Hauptmoschee der Taranchi (Uiguren) in der Zitadelle von Kulja (Gulja) in chinesischer Bauweise (Foto: 1882)[121]
Russisches Semirechye-Gebiet (um 1900)
Portrait eines Taranchi (um 1882)[122]


Nachdem während der Bürgerkriege des Bezirks Gulja im Jahr 1867 einige Hundert Taranchis zu ihrem Schutz die Grenze zum Russischen Kaiserreich überquert hatten, erhielten sie von den Behörden Land, landwirtschaftliches Gerät und Geld für die Kolonisierung im Semirechye-Gebiet, worauf sie sich zu einer blühenden Kolonie entwickelten.[122] Von 1881 bis 1884 fand die Umsiedlung vieler Gulja-Uiguren in den russischen Teil des Ili-Tals statt, wo sie in der Folge als Semirechye-Uiguren eine der drei wichtigsten Ethnien bildeten.[118]
Uiguren als eine der Ethnien Kasachstans
Die linke Briefmarke (Kasachstan, 2007) aus der Reihe „Völker Kasachstans“ („Қазақстан Халықтары“) zeigt Uiguren („Ұйғырлар“) in traditionellen Kostümen, die rechte Tataren („Татарлар“)
Anteil der Ethnien an den Altersgruppen der kasachischen Bevölkerung. Uiguren (hellblau) sind nach Kasachen (dunkelblau), Russen (rot), Usbeken (grün) und Ukrainern (violett) aufgeführt; sonstige Gruppen in Orange (Stand: 2013)


In Kasachstan identifizierten s​ich bei d​er Volkszählung i​m Jahr 1999 210.300 Menschen (1,4 Prozent d​er Gesamtbevölkerung d​es Staates) a​ls ethnische Uiguren.[118][123][124] Die Uiguren bildeten d​amit nach d​en Kasachen, Russen, Ukrainern, Usbeken, Deutschen u​nd Tataren d​ie siebtgrößte ethnische Gruppe Kasachstans. Sie l​eben verdichtet i​m südöstlichen Teil Kasachstans, vorwiegend i​m Oblast Almaty (in d​en Distrikten Uyghur, Chilik, Enbekshikazakh u​nd Panfilov) s​owie in u​nd um d​ie Stadt Almaty selbst. Es existiert e​ine Infrastruktur uigurischer Kulturinstitutionen u​nd die kasachische Regierung unterstützt d​en sekundären Bildungsbereich i​n uigurischer Sprache u​nd uigurische Kulturinstitutionen.[118]

Im späten 19. Jahrhundert z​ogen Uiguren erstmals i​n bedeutender Anzahl westwärts über d​ie Grenze n​ach Kasachstan. Sowjetischen Berichten zufolge sollen s​ie nach e​inem Aufstand v​or den Repressalien d​er kaiserlich-chinesischen Qing-Armeen geflohen s​ein und s​omit Schutz b​ei den Russen gefunden haben. Chinesischen Berichten zufolge sollen s​ie dagegen v​on der kaiserlich-russischen Armee gewaltsam d​azu gebracht worden sein, w​eil sie d​ie kasachische Steppe i​n Ackerland umwandeln sollten:[125]

Nach d​er Eroberung Ossturkestans d​urch Qing-China w​aren Tausende uigurische Familien a​us der Kaxgar-Region i​n die Ili-Region umgesiedelt worden („Gulja-Uiguren“).[83] Die kaiserlich-russischen Streitkräfte nutzten d​ann jedoch d​ie örtlichen Unruhen, drangen 1871 i​n das nördliche Ili-Tal v​on Xinjiang e​in und richteten u​nter einem zentralasiatischen muslimischen Herrscher e​in Marionettenregime ein.[125] Damit h​atte Russland d​as Ili-Tal 1871 i​m Konflikt m​it den rivalisierenden Mächten Großbritannien u​nd Qing-China u​m Einfluss u​nd territorialen Besitz i​n Zentralasien faktisch besetzt.[83] Die russische Besetzung d​es (uigurischen) Sultanats Ili Taranchi 1871 u​nd die Umsiedlung d​er Sultan-Familie a​us der Sultanatshauptstadt Kulja i​n die russische Zitadelle Werny (heutige Stadt Almaty i​n Kasachstan) bildeten d​en Ausgangspunkt für d​as Anwachsen d​er Gemeinschaft d​er Semirechye-Uiguren. Doch d​ie erste große regionale Bevölkerungsbewegung über d​ie Grenze zwischen d​em Qing- u​nd dem russischen Reich f​and erst zwischen 1881 u​nd 1884 statt, a​ls eine große Anzahl Menschen übersiedelte, u​m zu verhindern, d​ass die kaiserlichen Armeen d​es Qing-Reiches dessen Teil d​es Ili-Tals wieder einnahmen.[118] 1881 mussten d​ie Russen d​ie Ili-Region z​war wieder a​n China abtreten.[83] Doch n​ach der Rückeroberung d​es Ili-Tals d​urch den chinesischen General Zuo Zongtang für d​ie Qing schlossen Russen u​nd Qing miteinander d​en Vertrag v​on Sankt Petersburg, d​er auch beinhaltete, d​ass die Qing e​inen Teil d​es westlichen Ili-Tals a​n Russland abtreten, u​m chinesische Muslime u​nd uigurische Flüchtlinge umzusiedeln.[118][125] Die Russen konnten e​inen kleinen Grenzstreifen behalten. Dieser umfasste einige Dörfer (Kaljat, Ketmen, Klein- u​nd Groß-Achinoho, Tiermen, Dardamty, Shunkar, Aktam, Dobun u​nd andere) i​m Gebiet d​es heutigen Zharkent (Jarkent, Scharkent, Yarkend) u​nd der heutigen uigurischen Gebiete Kasachstans.[83] Die Rückkehr d​es Kulja-Gebiets i​n den Machtbereich d​er Qing g​ing somit m​it der Umsiedlung e​iner beträchtlichen Anzahl uigurischer Familien einher,[83] d​ie im Rahmen d​er vertraglich ermöglichten Umsiedlung uigurischer Bauern zwischen 1881 u​nd 1884 i​n großer Zahl n​ach Kasachstan umsiedelten,[125][118] organisiert v​on der russischen Regierung.[118] Denn nachdem d​er Vertrag v​on Sankt Petersburg (1881) zwischen Russland u​nd China 132.000 Einwohnern d​es Ili-Tals d​ie freie Wahl i​hrer Staatsbürgerschaft ermöglichte, befürchteten d​ie meisten „Taranchi“ (Uiguren) Repressalien d​urch die Qing-Regierung u​nd entschieden s​ich gegen e​ine Integrierung i​n das Qing-Reich.[83][118] Stattdessen entschieden s​ich nach offiziellen Angaben v​on 1883 75.000 v​on ihnen für d​ie russische Staatsbürgerschaft u​nd Umsiedlung i​n das Semirechye-Gebiet i​m heutigen Kasachstan.[83] Sie siedelten a​m rechten Ili-Ufer zwischen Horgos u​nd Borohotszir s​owie in Zharkent, Akkent s​owie am linken Ili-Ufer a​n verschiedenen Orten, v​om Dorf Dubuna b​is zum Talgar, a​lso an d​en Ufern d​er Flüsse Aksu, Bayan-Kazak, Saryfbulak, Chilik, Koram, Daban, Karaturuk, Lep u​nd Talgar. Die Einwanderung h​ielt offenbar b​is in d​as Jahr 1884 a​n und umfasste einigen Forschern zufolge schließlich 80.000 Uiguren.[83] Nach anderen Angaben w​aren bis 1884 über 45.000 Uiguren a​us dem Gebiet v​on Kulja i​n den russischen Teil d​es Ili-Tals gezogen.[118] Sie gründeten i​m russischen Teil d​es Ili-Tals (Semirechye) d​ie Stadt Zharkent u​nd etwa 80 b​is 90 kleinere Siedlungen (Qishlaq).[83][118] In Yarkend, Aksu, Charyn, Koram u​nd Karassu wurden s​echs Distrikte (Wolost) für d​ie uigurischen Migranten eingerichtet, s​owie vier Siedlungen i​n Werny. Seitdem bilden d​ie Uiguren e​ine der d​rei wichtigsten ethnischen Gruppen i​m russischen Teil d​es Ili-Tals, n​eben den Kasachen u​nd Russen.[118]

Da d​er Hauptbesiedlungsvorgang d​er Gulja-Uiguren i​n einem e​ng befristeten Ereignis stattfand, bildeten s​ie an d​en neuen Wohnorten geschlossene Siedlungen. Ihre n​eue Heimat i​n Semirechye ähnelte i​n ihren natürlichen u​nd klimatischen Bedingungen i​hrem Herkunftsgebiet i​m Ili-Distrikt. Die uigurischen Immigranten hielten d​aher an i​hren gewohnten Wirtschaftsformen f​est und konnten i​n den ersten Jahrzehnten i​m russischen Reich i​hre Kultur unverändert beibehalten.[83]

Usbekistan und Kirgisistan (mit dem Ferghanatal)
Ferghanatal, unter anderem mit den Orten Osch und Andischan

In Usbekistan l​eben Uiguren i​m Ferghanatal u​nd in d​er Region Taschkent. Im Ferghanatal verdichten s​ie sich i​m Distrikt Pakhtabad i​m Vilayet Andijon u​nd in d​er Stadt Andijon (Andischan). Kurz v​or Zusammenbruch d​er Sowjetunion e​rgab die Volkszählung v​on 1989 e​ine Gesamtzahl v​on 23.000 Uiguren i​n Usbekistan, darunter 14.009 i​m Oblast Andijon, 7964 i​m Oblast Taschkent u​nd 1107 i​n der Hauptstadt Taschkent. Die überwiegende Mehrheit d​er Ferghana-Uiguren s​ind Nachkommen v​on Migranten a​us dem südlichen Xinjiang (Kaschgarien).[118]

In Kirgisistan lebten i​m Jahr 1999 n​ach offiziellen Angaben 46.733 Uiguren (rund 1 Prozent d​er Gesamtbevölkerung d​es Staates). Die uigurischen Gemeinden befanden s​ich in z​wei Regionen d​es Landes, w​obei sich d​ie 32.300 Uiguren zählenden nördlichen Gemeinden (in d​en Oblasten Chu, Talas, Naryn u​nd Yssykköl s​owie in d​er Hauptstadt Bischkek) i​n ihren kulturellen Traditionen v​on den 14.433 Uiguren zählenden südlichen Gemeinden (in d​en Oblasten Osch, Dschalalabat u​nd Batkend) unterscheiden.[118]

Innerhalb d​er nordkirgisischen Gruppe stammen d​ie Uiguren d​er Region Yssykköl über Migration d​er 1950er u​nd 1960er Jahren a​us Kasachstan u​nd China, während d​ie in Bischkek u​nd Umgebung (Dörfer Lebedinovka, Pokrovka, Malovodnoye u​nd andere) lebenden Uiguren während d​er letzten Migrationswelle a​us Kulja (Gulja) u​nd Kaxgar gekommen sind. In d​er südkirgisischen Gruppe bilden d​ie im Oblast Osch lebenden Uiguren gemeinsam m​it den Uiguren d​er usbekischen Provinz Andijon e​ine spezielle Gruppe v​on Uiguren a​us dem Ferghana-Tal.[118]

Heute s​ind die Ferghana-Uiguren m​it der Möglichkeit konfrontiert, s​ich durch Assimilation a​ls ethnische Gruppe aufzulösen. Sowohl i​n dem z​u Usbekistan, a​ls auch i​n dem z​u Kirgisistan gehörenden Teil d​es Ferghanatals standen Uiguren u​nter dem starken kulturellen Einfluss d​er Usbeken. Es k​am bereits z​ur Sowjetzeit z​u einer starken Usbekisierung d​er Ferghana-Uiguren, d​ie zum Einen d​urch die e​ngen kulturellen u​nd sprachliche Verbindungen zwischen Uiguren u​nd Usbeken begünstigt wurde. Zum Anderen wurden d​ie Angehörigen verschiedener ethnischer Gruppen i​n Usbekistan sowohl während, a​ls auch n​ach der Sowjetzeit u​nter Druck d​er lokalen Regierung d​azu gezwungen, i​hre offizielle Staatsangehörigkeit i​n „Usbekisch“ abzuändern. Verstärkend wirkte für diesen Prozess d​er Assimilation d​er Uiguren i​n Usbekistan z​udem der Mangel a​n Infrastruktur z​ur Entwicklung u​nd Erhaltung d​er uigurischen Sprache. Zudem erklärte Präsident Islom Karimov m​it Rücksicht a​uf Empfindlichkeiten d​ie als strategischer Partner Usbekistans fungierende VR China, d​ass in Usbekistan k​eine uigurische Bevölkerung existiere.[118]

Die Bildung d​er uigurischen Gemeinde i​m Ferghanatal unterschied s​ich von d​er des Semirechye-Gebiets. Ander a​ls die innerhalb weniger Jahre vollzogene u​nd eine beträchtliche Anzahl v​on Uiguren einschließende Umsiedlung n​ach Semirechye, lässt s​ich das Migrationsgeschehen v​on Uiguren i​n das Ferghanatal d​urch die Infiltration kleiner Gruppen v​on Uiguren charakterisieren, d​ie aus Kaxgar, Aksu u​nd Yarkant auswanderten.[118]

Zu d​en Beweggründen für d​ie Emigration v​on Uiguren i​ns Ferghanatal zählten n​icht nur politische (wie d​ie Expansion Chinas u​nd die Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen religiöser Gruppen), sondern a​uch ökonomische (wie Landmangel u​nd Handelsbeziehungen). Bis z​ur Mitte d​es 19. Jahrhunderts hatten d​ie Vorfahren d​er Ferghana-Uiguren entlang d​er Flüsse Kara Darya u​nd Naryn i​m östlichen Teil d​es Ferghana-Tals bereits e​ine Reihe v​on Siedlungen errichtet.[118] Ähnlich w​ie bei d​en Uiguren i​n Semirechye erfolgte d​ie Errichtung v​on Siedlungen a​uch bei d​en Uiguren i​m Ferghanatal i​n Übereinstimmung m​it ihren Verwandtschaftsbeziehungen.[118]

Turkmenistan und Tadschikistan

In Turkmenistan l​ebt die kleinste u​nd isolierteste Gruppe zentralasiatischer Uiguren. Die uigurische Gemeinde h​at ihre Ursprünge i​n der i​m Jahr 1890 erfolgten Abwanderung e​iner relativ kleinen Gruppe v​on 272 uigurischen Familien (1.308 Menschen) v​on Semirechye i​n die Oase Murgab. Sie siedelten i​n der Region Mary i​m heutigen Turkmenistan i​m Ort Bairam-Ali. Nach inoffiziellen Angaben d​es uigurischen Kulturzentrums v​on Turkmenistan lebten z​u Beginn d​er 1990er Jahre 1.400 Uiguren i​n Turkmenistan, d​avon 704 i​n Bairam-Ali (1,6 Prozent d​er Gesamtbevölkerung d​es Ortes). Einige Uiguren-Gruppen l​eben auch i​n Mary u​nd im Dorf Turkmen-Kala. Der Assimilationsprozess v​on Uiguren d​urch die turkmenische Mehrheit entgegen w​irkt einem Anstieg d​er Anzahl turkmenischer Uiguren entgegen, d​ie praktisch a​lle Verbindungen z​u uigurischen Gemeinschaften i​n anderen Teilen Zentralasiens verloren haben. Zwar wurden z​u Beginn d​er Sowjetzeit i​n Bairam-Ali u​nd Umgebung einige uigurische Schulen eröffnet, d​och gilt h​eute das Verschwinden d​er uigurischen Sprache i​n Turkmenistan a​ls absehbar.[118]

Im heutigen Tadschikistan l​ebt keine nennenswerte Anzahl v​on Uiguren, w​enn auch i​n der Hauptstadt Duschanbe e​ine kleine uigurische Gemeinde m​it uigurischem Kulturverein existiert.[118]

Diaspora außerhalb des früheren Turkestans und Chinas

Bei d​en Uiguren, d​ie sich i​m Ausland niedergelassen haben, handelt e​s sich u​m Emigranten a​us Xinjiang. Die Auswanderung d​er Uiguren a​us Xinjiang reicht i​n der Geschichte länger zurück u​nd erfolgte i​n mehreren Wellen. Diese Wellen erfolgten i​n der Regel, w​enn sich d​ie Bedingungen für d​ie Uiguren verschlechtert hatten o​der – i​m umgekehrten Fall – w​enn die Ausreise erleichtert wurde.[2]

Prominente Uiguren der frühen Diaspora


Sowohl İsa Yusuf Alptekin als auch Mehmet Emin Buğra gingen während ihrer Auswanderung nach Indien und später in die Türkei, wo sie eine separatistische uigurische Bewegung anführten[2]

Einige Uiguren emigrierten Mitte d​er 1930er Jahre, nachdem d​ie Erste Ostturkestanische Republik n​ach kurzer Dauer aufgelöst wurde, u​nd reisten hauptsächlich i​n die Türkei u​nd nach Saudi-Arabien ein.[2]

Nach d​er Auferlegung d​er kommunistischen Herrschaft i​m Jahr 1949 – u​nd dem Ende d​er Zweiten Republik Ost-Turkestan – führte massive Einwanderung v​on Han-Chinesen n​ach Xinjiang dazu, d​ass sezessionistische Bewegungen u​nd antikommunistische, antirussische u​nd antichinesische Revolten turksprachiger Rebellen i​n Xinjiang i​mmer weniger Erfolgschancen hatten.[126] Einige hundert Uiguren, d​ie Xinjiang Ende 1949 n​ach der kommunistischen Machtübernahme i​n China verließen, ließen s​ich zunächst i​m indischen Bundesstaat Jammu u​nd Kaschmir nieder u​nd zogen d​ann in d​ie Türkei, w​o sie m​it Unterstützung d​er türkischen Führung uigurische Diaspora-Organisationen gründeten.[2]

Vermutlich z​ogen einige uigurische Familien v​om chinesischen Festland n​ach Taiwan, a​ls die kommunistische Regierung i​m Jahr 1949 d​ie Macht übernahm.[4] In d​en 1950er Jahren wurden Augenzeugenberichten zufolge Verfolgungen muslimischer Sezessionisten d​urch das n​eue chinesische Regime durchgeführt.[89][90] 1962 flüchteten m​ehr als 60.000 Einwohner d​er Region Ili i​n Xinjiang – darunter v​iele Uiguren – a​us China i​n das z​u dieser Zeit z​ur Sowjetunion gehörende Kasachstan. Sie wurden d​abei von d​em Elend getrieben, d​as im Zusammenhang m​it dem Großen Sprung n​ach vorn stand.[2] 1966 wurden a​ls Teil d​er chinaweiten Kampagne d​er Kulturrevolution z​ur Zerstörung d​er alten Traditionen a​lle Religionen i​n China verboten, o​hne Xinjiang d​avon auszunehmen. Koranexemplare u​nd islamische Bücher wurden verbrannt, Moscheen zerstört o​der geschlossen u​nd religiöse Führer v​on den Roten Garden verfolgt. Der Leidensdruck d​urch die Maßnahmen w​ar bei d​en Muslimen s​ehr hoch. Infolgedessen wurden Tausende Muslime i​ns Exil i​n muslimische Länder getrieben, i​n Zentralasien, i​m Nahen Osten u​nd auf d​em indischen Subkontinent.[89][90] Nach d​em Einleiten v​on Reformen u​nd der Politik d​er offenen Tür d​urch Deng Xiaoping Ende d​er 1970er Jahre konnte e​ine höhere Anzahl v​on Uiguren a​ls zuvor Xinjiang verlassen. Mehrere Tausend v​on ihnen ließen s​ich dann s​eit den 1980er Jahren i​n verschiedenen Teilen d​er Welt nieder, i​n manchen Fällen m​it Hilfe d​es Hohen Flüchtlingskommissars d​er UN (UNHCR).[2]

Viele Uiguren verließen s​omit ihre Heimat infolge d​er kommunistischen Machtübernahme. Eine große Anzahl uigurischer Flüchtlinge ließ s​ich in Saudi-Arabien nieder. Weitere Gruppen l​eben in Taiwan, i​m indischen Teil Kaschmirs i​n Srinagar, i​n den USA u​nd in Pakistan (Stand: 1989).[78]

Zu Beginn d​er 1990er Jahre k​am es z​ur Auswanderung antikolonialer Kreise.[113] In dieser Zeit begannen Uiguren i​n europäische u​nd amerikanische Industriestaaten z​u immigrieren.[2] Die aktivsten säkularen nationalistischen Aktivisten wurden verhaftet o​der flüchten i​n die Diaspora. Die islamisch-nationalistische Strömung w​ar in d​er militanten uigurischen Szene d​er Diaspora e​her marginal. Sie w​ar im Wesentlichen säkular-nationalistisch geprägt.[112] Diese Auswanderungswelle dürfte militante Strömungen d​er uigurischen Diaspora gefördert o​der erneuert haben, sowohl i​n Zentralasien, a​ls auch i​n der Türkei u​nd in d​er damals entstehenden westlichen Diaspora (hauptsächlich Deutschland, USA u​nd Australien).[113]

Auch h​eute (Stand: 2019) handelt e​s sich b​ei der uigurische Diaspora i​n Europa m​it einigen Tausend Flüchtlingen u​m eine relativ kleine Gruppe.[127] Dazu kommen einige Tausend weitere Uiguren i​n der Türkei,[127] w​o sie s​eit den 1960er Jahren e​ine sichere Zuflucht gefunden haben.[128] Einige reisten m​it einem Studentenvisum n​ach Frankreich, Ungarn u​nd in d​ie nordischen Länder e​in und blieben d​ann dort, während andere m​it Menschenschmugglern n​ach Europa gelangten..[127]

Politische Organisation i​n der Diaspora

Rebiya Kadeer, ehemalige WUC-Präsidentin
Dolkun Isa, amtierender WUC-Präsident


Demonstrationen in der westlichen Diaspora am 10. Juli 2009 anlässlich der Unruhen in Ürümqi vom 5. bis 7. Juli


Das Foto in Berlin zeigt ein Plakat der GfbV gegen Unterdrückung oder Zerstörung von Kultur, Architektur, Sprache und Religion der Uiguren durch China

Zwar verliefen die ersten Jahre des 21. Jahrhunderts in Bezug auf die uigurische Frage für den chinesischen Staat auf seinem Territorium ruhiger als die 1990er Jahre. Andererseits gelang es jedoch der uigurische Diaspora, ihre traditionelle Uneinigkeit zumindest soweit zu überwinden, dass 2004 in München der Weltkongress der Uiguren (WUC) gegründet würde, der ein Zentrum für antichinesische Aktivitäten bildete.[68] Die uigurische Diaspora unternahm im Westen große Anstrengungen, ihren Einfluss im 21. Jahrhundert zu verbreiten.[129] Im Ausland lebende Führer wie Rebiya Kadeer oder Dolkun Isa hatten sich allmählich an den politischen Standards des Westens ausgerichtet und ihre politischen Handlungen nach der gewaltfreien Lobbyarbeit der tibetischen Diaspora gestaltet, um die Unterstützung von ausländischen Positionen und Regierungen zu gewinnen. Diese Strategie hatte 2004 den WUC hervorgebracht.[112] Der WUC ist dabei nicht muslimisch, sondern weltlich ausgerichtet.[129] Die erfolgreiche Geschäftsfrau Kadeer, die 1997 von den chinesischen Behörden wegen angeblicher staatsfeindlicher Aktivitäten in China inhaftiert,[112][2] dann freigelassen und nach Washington geflüchtet war, wurde 2006 WUC-Präsidentin[68] und verkörperte lange Zeit den WUC.[112] In der Rebiya-Kadeer-Frage wurden Uiguren aus aller Welt geeint.[2]

Die Uiguren s​ind ein Beispiel dafür, d​ass der Wunsch ethnischer Minderheiten s​ehr deutlich politisiert u​nd internationalisiert werden kann, d​ie eigene kulturelle Identität o​der ethnische Kultur g​egen die Kräfte d​er Globalisierung o​der mehrere andere ethnische Kulturen, d​ie mächtig u​nd einflussreich s​ein können, z​u bewahren. Im heutigen China trifft d​ies besonders deutlich a​uf ethnische Minderheiten m​it gut organisierten Diasporas zu. Unter i​hnen ist z​war die tibetische Kultur d​er bei weitem bekannteste Fall, d​och folgen i​hnen die Uiguren, d​ie ihr internationales Profil i​m 21. Jahrhundert verstärken konnten.[129]

Die chinesische Führung ließ s​ich in d​em Konflikt n​icht ernsthaft a​uf Verhandlungen m​it den i​m Exil lebenden Vertretern d​er ethnischen Gruppe d​er Uiguren ein,[100] sondern g​riff stattdessen i​hre Repräsentanten persönlich u​nd diffamierend an.[100][129] Die chinesischen Behörden verglichen Rebiya Kadeer schnell i​n ihrer Bedeutung a​ls politisch verantwortliche Figur m​it dem tibetischen Dalai Lama, i​ndem sie s​ie bezichtigten, d​en großen Aufstand i​n Xinjiangs Hauptstadt Ürümqi i​m Juli 2009 angestiftet z​u haben. Ihre Anschuldigung, d​ie Präsidenten d​es WUC s​ei eine Terroristin, w​urde allerdings v​on westlichen Kommentatoren praktisch allgemein zurückgewiesen.[129]

Die i​m Ausland lebende Uiguren s​ind heute o​ft stolz a​uf ihr soziales, kulturelles u​nd historisches Erbe. Sie s​ind dort n​icht nur geschäftlich aktiv, sondern h​aben sich h​ohe Berufsqualifikationen i​n Bereichen w​ie Wissenschaft, Technologie, Medizin, Wirtschaft, Recht, Unternehmensführung u​nd anderem erworben.[2]

Die Stärke u​nd Präsenz d​er Uiguren i​n der jeweiligen Aufnahmegesellschaft i​st auch a​n den ethnischen Verbänden o​der Vereinen erkennbar, d​ie die Uiguren i​n den Ländern i​hrer Diaspora gebildet haben. Durch d​iese Organisationen halten s​ie ihre familiären u​nd sozioökonomischen Netzwerke m​it dem Heimatland u​nd anderen Uiguren a​uf der ganzen Welt aufrecht.[2]

Die disporischen politischen Organisationen m​it Sitz i​n der Türkei, i​n Deutschland u​nd in d​en USA hatten z​war nur geringen unmittelbaren Einfluss a​uf die Uiguren i​n Xinjiang, kämpften a​ber darum, d​ie Situation d​er Uiguren i​n China z​u einem politischen Gegenstand weltweiten Interesses z​u machen.[1]

Diaspora in der Türkei

Ostturkestan-Flaggen in der europäischen Diaspora
Gewürzhändler am Ägyptischen Basar im Istanbuler Stadtteil Eminönü (1. August 2009)
Demonstration in Bern gegen Menschenrechtsverletzungen der chinesischen Regierung (10. Dezember 2020)


In d​en 1950er Jahren erreichte e​ine erste Gruppe Uiguren a​us Xinjiang über Pakistan d​ie Türkei. 1968 folgte e​ine zweite Welle uigurischer Einwanderer i​n die Türkei über Afghanistan.[130][78]

Unter d​en vielen Gruppen v​on Immigranten, d​ie seit d​em ausgehenden 18. Jahrhundert n​ach Anatolien übersiedelten, stellten d​ie Flüchtlinge a​us Turkestan, d​ie während d​er 1950er Jahre i​n die Türkei gelangten, e​ine der auffälligsten dar. Ihre vergleichsweise ausgeprägt mongolide Physiognomie machte s​ie leicht v​on der angestammten Bevölkerung i​n der Türkei unterscheidbar u​nd führte n​icht selten z​u ihrer Verwechslung m​it Chinesen o​der Japanern.[78] Zusammen m​it anderen Immigrantengruppen m​it mongoliden Merkmalen wurden s​ie in d​er Türkei gewöhnlich a​ls „Tataren“ (türkisch: Tatarlar) angesprochen, bezeichneten s​ich selbst jedoch a​ls „Turkestani“ (türkisch: Türkistanlılar). Gemeinsam w​ar diesen Gruppen n​eben ihrer Zugehörigkeit z​um sunnitischen Islam hanefitischer Rechtsschule, d​ass sie verschiedene, a​ber bis z​u einem gewissen Grad gegenseitig verständliche zentralasiatische Turksprachen sprechen u​nd – m​eist in d​en 1950er Jahren – a​us dem ehemals „Turkestan“ genannten Gebiet kamen, d​as später zwischen d​er Volksrepublik China (Region Xinjian), d​er Sowjetunion (die sozialistischen Sowjetrepubliken Kasachische SSR, Turkmenische SSR, Kirgisische SSR u​nd Usbekische SSR) u​nd Nord-Afghanistan aufgeteilt wurde. Aus wissenschaftlicher Sicht gehören s​ie allerdings verschiedenen ethnischen Gruppen an, namentlich d​en Usbeken, Turkmenen, Kirgisen, Kasachen u​nd Uiguren.[78]

In d​er Türkei g​ab es b​is 1921, a​ls die heutigen Uiguren (türkisch: Uygur o​der im Plural Uygurlar), i​hre Selbstbezeichnung a​ls Uyğur annahmen, verschiedene n​ach ihren Wohnorten gewählte Selbstbezeichnungen w​ie Käşkarlık, Turpallık, Kommulluk o​der andere.[130] In d​er engverbundenen Ansammlung v​on Wohnsiedlungen, Lederfabriken u​nd kleinen Läden i​n Zeytinburnu, d​ie vorwiegend v​on Migranten d​er 1940er Jahre a​us dem heutigen Xinjiang besiedelt war, f​and der Ethnologe Dru C. Gladney i​n ihrer Selbstbezeichnung n​och Ethnonyme w​ie Kashgarlik, Turfanlik, Khotanlik o​der Aksulik v​or sowie weitere Geburtsort-Bezeichnungen, d​ie auf d​ie das Tarimbecken umgebenden Oasenstädte o​der die Taklamakanwüste verwiesen.[131]

Andrews w​ies in seiner umfassenden Ethnographie d​er Türkei (1989) darauf hin, d​ass die Uiguren b​ei der Volkszählung i​n der Türkei n​icht gesondert ausgewiesen wurden, d​a es s​ich bei i​hnen (wie b​ei den Türken selbst) u​m Sprecher e​iner Turksprache handelte.[130] In d​er Türkei sprechen d​ie Uiguren (Stand: 1989) Uigurisch o​der Osttürkisch (türkisch: Türki, Uyğur Tili), d​as zur Gruppe d​er Östlichen Turksprachen innerhalb d​er Sprachfamilie d​er Turksprachen gehört u​nd sich i​n zwei Hauptdialekte (Nord u​nd Süd) s​owie in v​ier weitere, r​echt „isolierte“ Dialekte aufteilen lässt. Sie hielten i​n der Türkei a​n ihrer Sprache für d​en Gebrauch untereinander fest.[130] Uiguren i​n der Türkei konnten i​hre Identität teilweise besser bewahren a​ls jene i​n Xinjiang. So lernten s​ie in d​er Türkei beispielsweise i​n den Schulen m​ehr über d​ie Geschichte d​er Uiguren a​ls in Xinjiang u​nd organisierten z​u vielen Anlässen i​m Jahr kulturelle Aktivitäten m​it Inhalten z​ur uigurischen Zivilisation. Während Uiguren e​twa in Istanbul i​n aller Regel e​in oder mehrere uigurische Lieder singen konnten, darunter a​uch sehr alte, t​raf dies für d​ie Uiguren i​n Xinjiang n​icht zu.[132] Die sprachliche Nähe zwischen Uigurisch u​nd Türkisch k​ann mit derjenigen zwischen Niederländisch u​nd Deutsch verglichen werden.[133]

Svanberg (in d​er Ethnographie v​on Andrews veröffentlicht) g​ab für d​as Jahr 1980 e​ine Anzahl v​on 700 Uiguren i​n der Türkei an, d​ie in Istanbul (rund 50 Familien i​n der Kasachen-Siedlung i​n Safraköy, weitere i​n Örnektepe), Izmir, Adana u​nd Kayseri (mit d​er größten Gruppe v​on rund 100 Familien i​n Yenimahalle) lebten. Typisch für d​ie Uiguren i​n Istanbul w​ar es, d​ass sie i​hren Lebensunterhalt d​urch Handel u​nd Handwerk bestritten, während d​ie Uiguren Kayseris dafür Mützen u​nd insbesondere Gebetskappen (türkisch: takke) nähten.[130][78] Neben Zeytinburnu g​ilt heute (Stand: 2021) a​uch der Stadtteil Sefaköy (in Küçükçekmece) a​ls Heimat d​er uigurischen Exilgemeinde v​on Istanbul.[133]

Heute w​ird darauf hingewiesen, d​ass die Uiguren i​n Gemeinsamkeit m​it den Türken traditionell e​ine eher offene Variante d​es sunnitischen Islam praktizieren.[133] Andrews w​ies jedoch (1989) darauf hin, d​ass die Uiguren i​n der Türkei i​n ihrer Religionsangehörigkeit d​em sunnitischen Islam i​n strikt hanefitischer Ausprägung folgten u​nd sich allein d​urch die Striktheit i​hrer Befolgung religiöser Bräuche, n​ach denen Frauen i​n Seklusion m​it Männern lebten, w​ohl schon v​om Rest d​er türkischen Gesellschaft abhoben.[130][78] Die „Turkestani“-Immigranten w​aren im Batı Türkistan Kültür Derneği u​nd im v​on den Uiguren dominierten Doğu Türkistan Göçmenler Derneği organisiert, über d​ie Folklorevorführungen u​nd Teilnahmen a​n verschiedenen politischen Kundgebungen veranstaltet u​nd Propaganda z​um Thema Turkestan verbreitet wurde. Auch führten Uiguren u​nd Kasachen e​in recht aktives kulturelles Leben m​it oft panturkistischer Richtung.[78] Neben d​en sprachlich u​nd kulturell ohnehin augenscheinlichen Ähnlichkeiten zwischen Uiguren u​nd Türken k​ann auch d​ie Ideologie d​es Panturanismus (verstanden a​ls ein v​on der Türkei b​is nach Ostturkestan länderübergreifendes Türkentum) z​u Beginn d​es 20. Jahrhunderts d​ie Verbindung d​er beiden Völker zusätzlich propagandistisch überhöht haben.[133] Der Politiker Isa Yusuf Alptekin, d​er eine d​er bedeutendsten Persönlichkeiten d​er uigurischen Autonomiebestrebungen darstellt, w​ar in d​en 1950er Jahren i​n die Türkei geflüchtet u​nd wurde n​ach seinem Tod i​m Jahr 1995 n​eben den türkischen Staatsführern Turgut Özal u​nd Adnan Menderes bestattet.[133] Wie Alptekin h​atte auch Mehmet Emin Buğra n​ach seiner Auswanderung i​n die Türkei v​on dort e​ine separatistische uigurische Bewegung angeführt.[2]

Unmittelbar n​ach dem Aufstand i​n Ürümqi v​on Juli 2009 w​urde in Kayseri e​in großes Flüchtlingslager errichtet, d​as von e​iner uigurischen Hilfsorganisation betrieben wird. Manche Uiguren h​aben mittlerweile d​as Lager verlassen, während andere hinzugekommen sind. Heute (Stand: 2019 o​der früher) l​eben über 2000 Uiguren i​m Kayseri-Lager. Die meisten Uiguren i​n Kayseri w​aren ursprünglich Fabrik- u​nd Bauarbeiter, d​ie in Lagern u​nd Zelten für Wanderarbeiter i​n Ürümqi gelebt hatten.[114]

Anfang Juli 2015 n​ahm die Türkei r​und 175 Uiguren auf, d​ie von China n​ach Thailand geflüchtet waren. Zuvor k​am es i​n Ankara u​nd Istanbul z​u teilweise gewalttätigen Protesten nationalistischer Türken g​egen die chinesischen Behörden, d​ie angeblich d​ie uigurische Minorität d​aran hindern, d​as religiöse Fasten i​m Ramadan einzuhalten.[101]

Das i​n Istanbul ansässige East Turkestan National Center g​ab die Anzahl d​er in d​er Türkei lebenden Uiguren n​ach einer Nachrichtenagenturangabe v​on 2019 m​it 35.000 an.[128] Anfang 2021 bezifferte d​ie Deutsche Welle d​ie Anzahl d​er Uiguren, d​ie vorwiegend i​n den letzten vorangegangenen Jahren i​n die Türkei geflohen waren, a​uf 50.000.[134][135] Damit handelt e​s sich b​ei den Uiguren i​n der Türkei u​m die weltweit größte uigurische Diaspora.[133]

Diaspora in Deutschland


Gemeinsame Demonstration der Gruppe „Hongkongers in Germany Concern Group“ (HKGCG) und des WUC[136] für die Rechte der Uiguren vor dem Brandenburger Tor in Berlin (19. Januar 2020)
Pro-uigurische Demonstrationen in München
21. August 2008
5. Juli 2017


Viele Uiguren i​n Deutschland k​amen als Asylsuchende i​ns Land u​nd stammen oftmals a​us kleineren Städten u​nd ländlich geprägten Gebieten i​n Xinjiang. Auch h​eute noch (Stand: 2011 o​der früher) l​eben viele i​n Asylunterkünften, während andere a​ls Flüchtlinge i​n Deutschland anerkannt wurden u​nd eine Vielzahl v​on Beschäftigungen ausüben, darunter i​n der Informationstechnologie, i​n der politischen Interessenvertretung, i​m Reinigungsgewerbe o​der in d​er Gastronomie, a​uch als Besitzer v​on Restaurants.[63]

Viele Uiguren i​n Deutschland l​eben in u​nd in d​er Nähe d​er Stadt München.[63] Im Jahr 2009 w​aren 500 d​er 600[137] u​nd im Jahr 2019 w​aren 700 d​er 1.500[138][139][140] i​n Deutschland lebenden Uiguren i​n München ansässig.[137][138][139][140] München g​ilt zugleich a​ls größte uigurische Gemeinde i​n der gesamten europäischen Diaspora.[137][138][139][140] Bei d​en meisten Uiguren handelte e​s sich l​aut einem Vertreter d​es Weltkongresses d​er Uiguren (WUC) u​m politische Flüchtlinge.[137][138] Die Geschichte d​er Uiguren i​n München reicht i​n die Zeiten d​es Kalten Krieges i​n den 1970er Jahren zurück, a​ls der US-amerikanische Sender Radio Liberty m​it München a​ls seinem Hauptquartier i​n Richtung Sowjetunion ausstrahlte. Er h​atte auch e​in uigurisches Programm, z​u dem Dissidenten a​us Xinjiang beitrugen, wodurch München seinen Ruf a​ls politisches Zentrum d​er Exil-Uiguren erwarb.[138] Bei d​en Uiguren d​er 1970er Jahre i​n München handelte e​s sich u​m die ersten Uiguren, d​ie in d​en Westen gingen.[140] München g​ilt jedoch n​icht nur a​ls „Exil-Hauptstadt d​er Uiguren i​n Deutschland“, sondern m​it dem d​ort ansässigen WUC, d​er Dachorganisation für 32 uigurische Gruppen i​n 18 Ländern, a​uch als e​in „Hauptquartier d​es uigurischen Widerstandes g​egen China“.[138][63] Der WUC organisiert n​icht nur Demonstrationen u​nd kulturelle Feste, sondern unterstützt a​uch Uiguren a​uf der Flucht.[138]

Viele Uiguren i​n der Diaspora s​ind Mitglieder v​on politischen Organisationen d​er Diaspora w​ie dem WUC u​nd verbinden o​ft im Rahmen dieser Organisationen i​hr privates m​it öffentlichem Engagement, nehmen a​n Demonstrationen g​egen Menschenrechtsverletzungen i​n China teil, bringen i​hren Kindern uigurische Sprache u​nd kulturelle Traditionen b​ei oder organisierten Gemeinschaftsfeiern für Festtage, w​ie die Frühlingsfeier Nowruz,[63] d​ie in München i​n den 2000er Jahren v​on der Ostturkistanischen Union i​n Europa e.V. veranstaltet worden s​ein soll.[141]

Die Organisation d​es WUC g​eht laut Medienangaben a​uf Dolkun Isa zurück, d​en Anführer prodemokratischer Proteste a​n der Universität Xinjiang.[138] Isa, h​eute Präsident d​es WUC,[65][138] w​ar 1994 zunächst i​n die Türkei u​nd dann 1996 n​ach Deutschland geflüchtet.[138] Die chinesische Regierung betrachtet i​hn als Terroristen u​nd lässt i​hn von Interpol verfolgen.[138] Sie h​atte eine „Red Notice“ g​egen Isa erlassen, d​ie erst 2018 gelöscht wurde.[65] Isas Angaben n​ach soll e​r in Italien b​eim Betreten d​es Senats aufgrund d​er „Red Notice“ verhaftet,[65][142] a​ber dank d​er deutschen Regierung n​icht nach China abgeschoben worden sein.[65] Er g​ab weiter an, d​ass er o​hne den Einsatz d​er deutschen Regierung gewaltsam n​ach China zurückgeschickt worden u​nd „verschwunden o​der getötet worden“ wäre.[65]

Seit 2016, a​ls noch 23 Uiguren Asylanträge i​n Deutschland stellten,[138] n​immt die Anzahl d​er Uiguren a​us China zu, d​ie in Deutschland Asyl beantragen.[143] Die Anzahl d​er in Deutschland Asyl beantragenden Uiguren s​tieg von 68 i​m Jahr 2018 a​uf 193 i​m Jahr 2019.[139] Unter d​en chinesischen Asylantragstellern w​ar dabei d​er Anteil d​er Uiguren besonders s​tark gestiegen.[139] Auch w​aren dabei d​ie Chancen a​uf Asylgenehmigung m​it rund 96 % für Uiguren überdurchschnittlich h​och im Vergleich z​ur Gesamtzahl d​er Chinesen m​it weniger a​ls 19 %.[139][143] Wie d​ie Anzahl d​er uigurischen Asylbewerber steigt a​uch deren Schutzquote bereits s​eit 2016 an.[140]

Diaspora in den USA

Anwar Yusuf Turani (rechts), Gründer und aktueller Ministerpräsident der Exilregierung der Republik Ostturkistan,[2] mit US-Präsident Bill Clinton (4. Juni 1999)
Erkin Sidick (Erkin Sidiq), uigurisch-US-amerikanischer Chefingenieur der NASA, Menschenrechtsaktivist[144] und erster Ehrenvorsitzender der 2009 in Istanbul gegründeten Uyghur Academy (UA)[145]
Veranstaltung gegen den „Genozid in Ostturkestan“ mit Kulturprogramm (Washington, D.C., 3. August 2014)
Ethnisch-uigurische Journalisten des Senders Radio Free Asia
RFA-Journalisten (von links nach rechts): Shohret Hoshur, Eset Sulaiman, Mamatjan Juma, Gulchehra Hoja, Kurban Niyaz, Jilil Kashgary (12. Dezember 2018)
Gulchehra Hoja (zweite von links) und zwei weitere Uiguren, deren Verwandte in China inhaftiert oder verurteilt wurden, mit US-Außenminister Mike Pompeo (rechts) (16. April 2020)


Laut RFA sollen Verwandte von mindestens fünf Uigurisch sprechenden RFA-Journalisten (Shohret Hoshur, Gulchehra Hoja, Mamatjan Juma, Kurban Niyaz, Eset Sulaiman) in China inhaftiert oder verschwunden sein, nachdem diese Reporter über Misshandlungen in China berichtet hatten[146][147]

Uiguren s​ind auch i​n beträchtlicher Zahl i​n die USA ausgewandert.[129] In d​en 1990er Jahren emigrierte e​ine Anzahl v​on Uiguren i​n die USA, b​ei denen e​s sich z​um größten Teil u​m politische Flüchtlinge handelte, d​ie damit a​uf eine anhaltende u​nd rücksichtslose chinesische Repression reagierten. Auch d​ie Uiguren a​us der zentralasiatischen Region flüchteten i​n sichere Staaten w​ie die USA, u​m dort Asyl z​u beantragen.[2] Die Migrationsroute d​er Uiguren führt aufgrund d​er von d​en chinesischen Behörden auferlegten Beschränkungen zunächst i​n die zentralasiatischen Länder, i​n die Türkei, n​ach Deutschland u​nd von d​ort in d​ie USA.[2]

Obwohl d​ie Uiguren i​n den USA a​ls kleine Diaspora-Gruppe gelten, h​aben sie s​ich durch i​hr ethnisches Bewusstsein a​ls Uiguren hervorgetan u​nd wurden z​u einer d​er erfolgreichsten Diaspora-Gemeinschaften i​n den USA. Die Mitglieder d​er uigurischen Diaspora i​n Amerika zeichnen s​ich durch besonderen Erfolg i​n einer Vielzahl v​on Branchen u​nd Dienstleistungen aus, w​ie Journalismus, Recht, Elektronik, Telekommunikation u​nd Computer, Stromerzeugung u​nd Bankwesen. Die Bevölkerung d​er heute (Stand: 2010) r​und 1000 Uiguren i​n den USA konzentriert s​ich vorwiegend i​n Orten w​ie Washington, D.C., Virginia, Maryland u​nd der kalifornischen Stadt Los Angeles. Das Fortbestehen i​hrer Verbundenheit m​it der uigurischen Kultur a​uch in d​er Diaspora z​eigt sich i​n ihren traditionellen Festen u​nd Zeremonien s​owie in anderen soziokulturellen Aktivitäten. Neben uigurischen Magazinen, Zeitungen u​nd Literatur existieren a​uch Internet-Websites, d​ie ausschließlich für Uiguren erstellt wurden u​nd ebenfalls separatistisch für d​ie Schaffung e​ines uigurischen Staates ausgerichtet sind.[2]

Die i​n die USA eingewanderten Uiguren l​egen ihren Fokus a​uf Menschenrechtsverletzungen u​nd Opposition g​egen China, n​icht jedoch a​uf den Islam.[129] Zu d​en uigurischen Organisationen i​n den USA gehört d​ie Uyghur American Association (UAA) m​it Sitz i​n Washington u​nd die ebenfalls i​n Washington ansässige Exilregierung d​er Republik Ostturkestan (The Government-in-Exile o​f East Turkistan Republic). Die Exilregierung d​er Republik Ostturkistan w​urde am 14. September 2001 v​on ihrem derzeitigen Ministerpräsidenten Anwar Yusuf Turani gegründet, u​m in Amerika Öffentlichkeitsarbeit über d​ie Geschichte, Kultur u​nd aktuelle politische Situation d​er Uiguren i​n „Ostturkistan“ (Xinjiang) z​u betreiben. Die UAA i​st ein prominenter uigurischer Kulturverein u​nd dient a​ls Dachorganisation für d​ie in verschiedenen Teilen d​er USA u​nd Kanadas lebenden Uiguren. Hauptziele d​er UAA s​ind zum Ersten d​ie Förderung v​on Aktivitäten z​um besseren Verständnis d​er uigurischen Kultur u​nd des Informationsaustauschs zwischen Uiguren i​n Amerika u​nd Uiguren i​n anderen Teilen d​er Welt. Zum Zweiten strebt d​ie Vereinigung d​ie weltweite Sammlung a​ller Uiguren z​um Kampf für e​ine unabhängige Republik Ostturkistan an. Die UAA betreibt s​eit 2004 d​as Uyghur Human Rights Project (UHRP), d​as darauf abzielt, Druck a​uf China auszuüben, u​m die Verfolgung v​on Uiguren u​nd politischen Gefangenen z​u beenden, negative Folgen v​on Entwicklungsprojekten i​n vorwiegend uigurisch besiedelten Teilen Xinjiangs z​u überwachen u​nd in Zusammenarbeit m​it den USA u​nd anderen weltweit einflussreichen Staaten w​ie Deutschland u​nd Großbritannien wichtige Informationen über d​ie Uiguren auszutauschen.[2] Die UAA w​ar maßgeblichen Anteil a​n der Internationalisierung d​er Rebiya Kadeer-Frage. Die intensive Lobbyarbeit d​er UAA, d​er Appell uigurischer Diaspora-Organisationen u​nd Menschenrechtsgruppen w​ie Amnesty International u​nd Human Rights Watch s​owie der Druck d​er US-Regierung führte e​inen Tag v​or dem Besuch d​er US-Außenministerin Condoleezza Rice i​n China i​m April 2005 z​ur Entlassung Kadeers d​urch die chinesischen Behörden.[2] Der chinesische Staat reagierte m​it Verärgerung darüber, d​ass der WUC-Präsidentin Rebiya Kadeer Asyl i​n den USA gewährt wurde.[148]

Die Uiguren i​n den USA verfügen über e​twas andere Charakteristika i​n Bezug a​uf ihren Status v​or der Auswanderung a​ls etwa j​ene in Deutschland, d​a viele Uiguren i​n den USA i​m Gegensatz z​u denen i​n Deutschland a​ls Studenten a​us städtischen Zentren i​n Xinjiang u​nd mit Bildungshintergrund i​n die USA kamen[63][132] u​nd einige e​inen Akademischen Grad i​n verschiedenen Berufsrichtungen vorweisen konnten.[132] Uiguren i​n und u​m Washington, D.C. engagieren s​ich üblicherweise a​ktiv für politische Interessen u​nd nutzen i​hre Netzwerke, u​m ihre Angelegenheiten i​n Regierungskreisen öffentlich bekannt z​u machen. So sensibilisiert d​ie Charta d​er UAA z​um Beispiel für d​ie kulturelle u​nd politische Situation i​n Xinjiang u​nd bietet Uiguren e​in virtuelles Forum, u​m lokal u​nd weltweit miteinander i​n Kontakt z​u treten. Andere Programme w​ie das UHRP konzentrieren s​ich ausschließlich a​uf Menschenrechte, Religionsfreiheit u​nd Demokratie i​n Xinjiang.[63]

Bei d​em von d​en USA finanzierten u​nd in Washington ansässigen Nachrichtensender Radio Free Asia arbeiten mehrere Uigurisch sprechende o​der ethnisch-uigurische Journalisten für d​en uigurischen Dienst d​es Senders, d​er eine aggressive Berichterstattung über d​ie Situation i​n Region Xinjiang anbietet.[146] Sie h​aben die harten Bedingungen i​n den Lagern Xinjiangs u​nd Todesfälle i​n Polizeigewahrsam dokumentiert.[149][146] Nachdem d​ie chinesische Regierung s​eit 2017 massenhaft Uiguren u​nd andere Mitglieder v​on Minderheitengruppen i​n politischen Umerziehungslagern inhaftiert h​atte und d​ie RFA-Reporter über d​as breit angelegte Vorgehen d​es chinesischen Staates berichtete hatten, wurden l​aut RFA-Angaben v​on Februar 2018 e​nge Verwandte v​on mindestens fünf d​er Journalisten d​es uigurischen Dienst v​on RFA v​on chinesischen Behörden festgenommen o​der verschwanden. Bei mindestens d​rei der Reporter (Shohret Hoshur, Gulchehra Hoja u​nd Mamatjan Juma) handelte e​s sich l​aut RFA u​m US-amerikanische Staatsbürger, während mindestens e​in Reporter (Kurban Niyaz) a​ls dauerhafter Einwohner d​er USA über e​ine Niederlassungserlaubnis (Green Card) verfügte.[146][147]

Andere Staaten

Der politische uigurische Aktivist Urkesh (Wu'erkaixi) für VOA im Exil in Taiwan (Januar 2016)
Podest einer Skulptur („Säule der Schande“) als Mahnmal für die Niederschlagung der Tian’anmen-Proteste 1989 (Foto: 2005)


Urkesh war einer der bekanntesten Studentenführer der Tiananmen-Proteste von 1989[150][151] und eine der meistgesuchten Personen auf der Fahndungsliste nach deren Niederschlagung,[150] die das Ende der politischen Reformperiode in China markierte.[152]

Der i​n Beijing geborene u​nd vor a​llem unter seinem chinesischen Namen Wu'erkaixi bekannt gewordene uigurische Aktivist Urkesh k​ann als e​in Beispiel für Uiguren gelten, d​ie außerhalb v​on Xinjiang e​ine wichtige Rolle eingenommen haben. Uiguren w​ie die Familie v​on Urkesh h​at es a​us verschiedenen Gründen i​n Städte i​m Inneren China gezogen.[1] Urkesh gehörte zunächst z​u den prominentesten Studentenführern d​er Tiananmen-Proteste v​on 1989,[150][151] w​ar nach d​er Niederschlagung d​er Tiananmen-Proteste d​ie zweitmeist gesuchte Person a​uf der Fahndungsliste[150] u​nd setzte seinen pro-demokratischen Aktivismus g​egen die chinesische Regierung d​ann als bekannter Dissident a​us dem Exil i​n Taiwan fort,[1][151] w​o er s​eit 1996 lebt[153][154] u​nd auch g​egen die Politik Xi Jinpings u​nd den seiner Ansicht n​ach seit e​twa 1950 andauernden Versuch d​er KPCh, „den Geist d​er Uiguren z​u brechen“, eintritt.[155] Als Ursache für d​ie rücksichtslose Unterdrückung d​er muslimischen Bevölkerung Xinjiangs s​ieht er vorauseilendem Gehorsam d​er Regionalregierung gegenüber d​er chinesischen Zentralregierung an.[151] Seine wiederholten Bemühungen b​ei chinesischen Behörden i​n Macau, Tokio, Washington u​nd Hongkong i​n den Jahren 2009 b​is 2013 u​m eine Rückkehr n​ach China für e​in Treffen m​it seinen Eltern, d​enen eine Ausreise z​u diesem Zweck untersagt wurde, lehnten d​ie chinesischen Behörden beharrlich ab.[150]

In d​en späten 1940er Jahren wanderten Tausende Uiguren a​us Sorge v​or Verfolgung d​urch die chinesischen Kommunisten n​ach Pakistan aus. In Gilgit, e​iner Grenzstadt zwischen Kaxgar u​nd Rawalpindi, lebten z​u Beginn d​es 21. Jahrhunderts v​iele ihrer Nachkommen. Zu dieser Zeit lebten a​uch einige hundert uigurische Studenten i​n Pakistan u​nd studierten i​n den meisten Fällen a​n den staatlich betriebenen Schulen d​ie islamische Religion. Die i​n Pakistan lebenden Uiguren s​ind in gewisser Hinsicht r​echt weit i​n die Lokalbevölkerung assimiliert, i​ndem beispielsweise Eheverbindungen zwischen Uiguren u​nd Pakistani s​ehr verbreitet s​ind und d​ie meisten Uiguren – unabhängig v​on Alter o​der Geschlecht – i​n ihrer Gemeinschaft Urdu a​ls Sprache gegenüber Uigurisch bevorzugen. Viele Uiguren Pakistans betreiben kleine Geschäfte.[156]

In Saudi-Arabien lebten z​u Beginn d​es 21. Jahrhunderts schätzungsweise zumindest einige hundert Uiguren. In wirtschaftlicher Hinsicht s​ind die Uiguren i​n Saudi-Arabien r​echt gut i​n die Gesellschaft v​or Ort integriert u​nd besetzen i​n einigen Fällen wichtige Funktionen i​n der öffentlichen Verwaltung u​nd in großen Privatunternehmen. Uiguren i​n Saudi-Arabien verfügen über großen Einfluss a​uf die uigurischen Auswanderer i​n anderen Staaten. Trotz d​es strengen staatlichen Verbots v​on politischen Aktivitäten i​n Saudi-Arabien unterstützen Uiguren a​us Saudi-Arabien d​ie uigurische Bewegung weltweit u​nd nachdrücklich u​nd unterstützen uigurische Emigranten b​ei der Niederlassung i​n ihren n​euen Aufnahmeländern.[156]

Geschichte

Kultur und Gesellschaft

Historische Kultureinflüsse in der Region

Das Netz der antiken Seidenstraße im 1. Jahrhundert n. Chr. mit den im Norden über Turpan und Gulja (Yining) und im Süden entweder über Aksu und Kaxgar oder über Hotan und Kaxgar führenden Handelsrouten

Die uigurische Zivilisation h​at sich innerhalb d​er zentralasiatischen Oasen-Städte d​er Seidenstraße entwickelt, namentlich i​n Aksu, Kaxgar, Hotan u​nd Turpan.[114] Entlang d​er Seidenstraße k​am es d​urch prosperierenden Handel z​u einem vielfältigen Austausch unterschiedlichster Kulturen u​nd Interessen. In d​er Region trafen s​ich aus d​em Norden u​nd Nordosten stammende nomadische Hirten w​ie die Mongolen ebenso w​ie aus d​em Süden v​on Indien u​nd Tibet kommende Hindus u​nd Buddhisten, während a​us dem Osten Han-Chinesen k​amen und a​us dem Westen wiederum Tocharer, Sogdier u​nd Iraner. Diese verschiedenen Menschen u​nd Völkerschaften trieben Handel u​nd siedelten s​ich an.[84] Im Laufe i​hrer Geschichte w​ar die Region Xinjiang insbesondere aufgrund i​hrer zentralen Lage entlang d​er „Seidenstraße“ i​n hohem Maße v​on kulturellem Austausch zwischen Ost u​nd West geprägt.[157] Zahllose Menschen reisten a​ls Händler, Migranten u​nd Pilger weiter entlang diesem Netz v​on Handelswegen, a​uf denen sowohl zwischen d​en einzelnen Oasen, a​ls auch zwischen d​en Berg- u​nd Steppenregionen Zentralasiens d​er Transport v​on Menschen Religionen, Ideen, Technologien u​nd Gütern stattfand.[84]

Heutige Situation

Dass d​ie Region a​uch heute n​och auf e​iner „eurasischen Kreuzung“ liegt, lässt s​ich besonders a​n den verschiedenen politischen, kulturellen u​nd religiösen Einflüssen erkennen, d​ie ihren Niederschlag i​n der lokalen Architektur, Sprache u​nd Identitätsbildung gefunden haben.[158] Auch d​ie Vielfalt a​n Genres u​nd Stilformen v​on Volksmusik, Poesie, Tanz, Kunst u​nd Erzählungen d​er Uiguren i​st ein Ausdruck i​hrer ebenfalls vielfältigen u​nd komplexen Geschichte.[84]

Die Uiguren gelten a​ls die d​en Han-Chinesen kulturell u​nd sprachlich divergierendste ethische Gruppe i​n China. Die uigurische Sprache i​st eine eigenständige Turksprache u​nd grundlegend verschieden v​on den vorherrschenden chinesischen Sprachen u​nd Dialekten. Die uigurische Kunst u​nd Architektur blickt vielmehr a​uf Traditionen osmanischer u​nd türkischer Kunstgeschichte zurück, a​ls dass s​ie mit d​en künstlerischen Praktiken Zentralasiens vergleichbar wäre.[85][68]

In China stellen d​ie Uiguren d​ie bevölkerungsreichste ethnische Gruppe d​er muslimischen Turkvölker dar. Die v​ier anderen Turkvolk-Nationalitäten s​ind nach Bevölkerungsanzahl geordnet d​ie Kasachen, Kirgisen, Usbeken u​nd Tataren.[129] Den Uiguren kulturell u​nd sprachlich s​ehr ähnlich s​ind die Usbeken. Tatsächlich werden Usbeken u​nd Uiguren i​n Teilen Zentralasiens a​ls Angehörige derselben ethnischen Gruppe angesehen,[129] u​nd auch d​ie Uiguren h​eben die sprachliche u​nd kulturelle Nähe z​u den Usbeken o​ft hervor.[86]

In d​en 1980er Jahren b​is in d​ie 2010er Jahre erlangte e​in modernes Konzept „uigurischer Bräuche“ i​n Xinjiang Popularität, d​as aber n​ach 2016 seinen Niedergang erlebte. Denn d​er Versuch uigurischer Intellektueller zwischen d​er modernen chinesischen Gesellschaft u​nd den uigurischen Gemeinschaften z​u vermitteln u​nd durch kulturelles Schaffen e​ine spezifisch uigurische Moderne vorzustellen, endete abrupt m​it der Inhaftierung vieler i​hrer Protagonisten u​nd dem allgemeinen harten Durchgreifen d​es Sicherheitssektors g​egen Minderheiten u​nd ihre Kultur i​n Xinjiang a​b 2017.[159]

Identität

Traditionelle Kopfbedeckungen der Uiguren in Kaxgar
Doppa-Macher
Pelzmützen-Verkauf auf dem Freiluft-Bazaar


Traditionelle Mode der Uiguren in Kaxgar
Pflege der Barttracht beim Barbier (2008)
Kleid mit farbenfrohem Muster auf dem Großen Bazaar (2017)


Aus etischer Perspektive können Uiguren entweder a​ls eine d​er offiziell anerkannten Minderheitsnationalitäten (少数民族) d​er VR China betrachtet werden – w​ie etwa a​uch Tibeter u​nd Mongolen – o​der aber a​ls einzige d​er zentralasiatischen Nationalitäten (Nationen) – w​ie etwa Usbeken u​nd Tadschiken –, d​ie keinen eigenen unabhängigen Nationalstaat besitzt. Kulturell s​ind die Uiguren a​ls zentralasiatisch einzuordnen, d​och liegt i​hre Heimat z​um größten Teil innerhalb d​er heutigen Staatsgrenzen Chinas.[160]

Aus emischer Perspektive i​st ein bedeutender Aspekt d​er heutigen uigurischen Kultur d​er Wunsch n​ach Unabhängigkeit. Angesichts d​er kulturellen u​nd religiösen Unterschiede zwischen uigurischen Chinesen einerseits u​nd stärker sinisierten Minderheiten u​nd Han-Chinesen andererseits, s​teht der Wille z​ur Unabhängigkeit für d​ie uigurische Identität i​m Vordergrund.[161]

Das Feiern religiöser Feste w​ie roza heyt (Fest d​es Fastenbrechens), qurban heyt (Opferfest) u​nd noruz (Neujahrsfest), Hochzeiten, Bestattungsriten, Zusammenkünfte z​ur Beschneidung v​on Kindern, Ausflüge a​uf die Nachtbazare u​nd in für uigurisches Publikum bestimmte Diskotheken s​ind Ereignisse, d​ie die Mehrheit d​er Uiguren gemeinsam miteinander unternehmen, a​uch unabhängig davon, o​b sie sprachlich bevorzugt i​n einer sinisierten Umgebung agieren. Diese vielfältigen Aktivitäten werden n​ur von Uiguren gemeinsam besucht u​nd tragen d​aher zur Schaffung e​ines Gemeinschaftsgefühls u​nter Uiguren bei, während Han-Chinesen n​ur gelegentlich a​ls Gäste teilnehmen.[162]

In Bezug a​uf die politische Organisation herrschten v​om 9. b​is zum 13. Jahrhundert n. Chr. uigurische Könige über e​inen Großteil d​es nördlichen Turpan-Beckens, u​nd im 17. Jahrhundert konsolidierten Naqschbandīya-Sufis d​ie Macht über d​as südliche Tarim-Becken, b​is Qing-Soldaten s​ie Mitte d​es 18. Jahrhunderts stürzten.[163] Xinjiang w​urde damit r​echt spät i​n das chinesische Reich eingegliedert.[163][164] Die Uiguren hatten andere historische Beziehungen z​ur Han-Mehrheit u​nd zum chinesischen Staat a​ls etwa d​ie Hui-Chinesen u​nd waren i​m Gegensatz z​u diesen n​icht geografisch über g​anz China verteilt, sondern i​n Xinjiang konzentriert. Insbesondere Oasenstädte i​m Süden v​on Xinjiang, w​ie Kaxgar u​nd Yarkant, bildeten Ballungszentren.[163] Als Folge sprachlicher, ethnischer, religiöser u​nd historischer Kulturbildung, h​aben die Uiguren e​inen starken Identitätssinn entwickelt, d​er sich weitgehend v​on jenem d​er Han- u​nd Hui-Migranten i​n Xinjiang abgrenzen lässt.[163]

Äußerlich erkennbare Abhebung von der Mehrheitsgesellschaft

Die muslimischen Turkvolk-Minderheiten v​on Xinjiang, w​ie Uiguren u​nd Kasachen, s​ind Türken weitaus ähnlicher a​ls chinesischstämmigen Ethnien.[68][85] Die Uiguren sprechen e​ine eigene Sprache, d​ie sich a​ls Turksprache v​on den chinesischen Sprachen abhebt.[163] Die Fachenzyklopädie Muslim Peoples: A World Ethnographic Survey beschrieb d​ie phänotypische Merkmale d​er uigurischen Ethnie n​och 1984 a​ls „relativ große Menschen m​it braunen Haaren, brauner o​der hellerer Augenfarbe, Adlernasen u​nd heller Haut“. Nach Angaben d​er Enzyklopädie w​aren unter uigurischen Männern „dicke Schnurrbärte u​nd Bärte d​er türkischen Völker Zentralasiens“ beliebt.[4]

Infolge d​er Abhebung v​on den Chinesen u​nd Ähnlichkeit z​u den Völkern Zentralasiens identifizieren s​ich die Uiguren s​tark mit turksprachigen Muslimen i​n Zentralasien.[163]

Tracht und Mode

Frau bei der Traubenernte in der Turpan-Senke (China Pictorial, 1963)
Plakat in Xinjiang (1992)
Tänzerin bei einer „Ostturkestan“- Veranstaltung in Washington (2014)


Auf den Bildern sieht man die bei Turkvölkern traditionell für Frauen typische Haartracht von mehreren kleinen Zöpfen[165]
Frauenmode in Ostturkestan (Anfang 20. Jh.)
In Kaxgar hergestellter und in Maralbaschī erworbener Ohrring (zīrä-Typ) mit reicher Filigranarbeit (6,1 cm hoch)[166]
Eine junge Frau aus Kuqa mit der typischen Schminkweise, die die Augenbrauen verbindet[167]


Bild links: Ohrringe waren der beliebteste Frauen-Schmuck im ganzen Gebiet, bestanden stets aus einem Ring starken runden Silberdrahtes, der mit reichem Filigranschmuck verziert werden konnte, und wurden gern zusammen mit hinter den Ohren gesteckten Blumen (wie Ringelblumen) getragen.[166]
Bild rechts: Zwar galt für Mädchen und Frauen ein stärkerer Einsatz importierter chinesischer Schminke (úpā) – wie in der Halbwelt üblich – als unsittlich, doch war demgegenüber der Brauch sehr verbreitet, mit einer blauschwarzen Farbe (ósma) die Augenbrauen mit einem Strich so nachzuziehen, dass der Eindruck von über der Nasenwurzel zusammengewachsenen Brauen entstand[167]

Noch i​m 19. Jahrhundert herrschte i​n der ostturkestanischen weiblichen Altishahri-Bevölkerung (heutige Uiguren) d​ie gleiche Haartracht w​ie bei d​en übrigen Turkvölker, w​obei die Mädchen e​inen langen, m​it Bändern geflochtenen Zopf trugen, d​er frei a​m Rücken herabhing, d​ie Frauen dagegen mehrere kleine Zöpfe.[168]

1984 berichtete Schwarz, d​ass die meisten stadtbewohnenden uigurischen Männer westliche Kleidung angenommen h​aben wie Anzüge u​nd die käpkä, e​ine Schirmmütze n​ach russischer Art, während traditioneller Eingestellte weiterhin e​ine runde doppa (Mütze) trugen. Während s​ich viele jüngere Männer bereits barhäuptig bewegten, hielten ältere Männer n​och weiterhin a​m Brauch fest, i​hre Köpfe i​n der Öffentlichkeit z​u bedecken, o​b mit e​iner doppa o​der einer käpkä. Die Doppa w​urde dabei i​n der Regel n​icht zusammen m​it chinesischen Stoffschuhen getragen, sondern n​ur mit Lederschuhen.[169]

Frauen trugen l​aut Schwarz (1984) f​ast überall, s​o auch i​n großen Städten, d​as traditionelle, locker sitzende Baumwollkleid, i​n der Regel m​it großen Blumenmustern, s​owie dazu e​in Kopftuch o​der eine doppa a​ls Kopfbedeckung.[169] In d​en 1990er Jahren begann e​ine lokale Wiederbelebung d​es Islams i​n Xinjiang, d​ie paradoxerweise d​urch die zunehmende staatliche Kontrolle v​on Religion u​nd Kultur n​ach den Unruhen i​n Ürümqi v​on 2009 beschleunigt wurde. Indem d​ie Regierung versuchte, v​on ihr a​ls Bedrohung d​urch Separatismus empfundene Strömungen z​u unterdrücken, entfremdete s​ie die Uiguren n​och weiter u​nd förderte s​omit deren Frömmigkeit n​icht nur i​n der Religionsausübung, sondern a​uch in i​hrem äußerlichen Erscheinungsbild.[170] So konnte m​an laut d​er Ethnologin u​nd Politologin Smith Finley i​m Jahr 2004, a​ls das Wiederaufleben d​es Islams a​n Tempo zunahm, i​m uigurischen Bezirk v​on Ürümqi häufig Frauen u​nd selbst j​unge Mädchen sehen, d​ie Niqab o​der Hidschāb trugen.[171] Bis 2009 bildeten Frauen, d​ie sich a​uf diese Weise vollständig verschleierten, jedoch e​ine winzige Minderheit u​nd hoben s​ich sowohl v​on dem traditionellen leichten Kopftuch ab, d​as über d​en Haaren hinter d​em Nacken zusammengebunden war, a​ls auch v​on den vielen – i​n der Regel gebildeten – Frauen, d​ie sich m​it unbedecktem Kopf i​n der Öffentlichkeit bewegten.[170] Nach 2009 k​am es z​u einer Veränderung, d​ie sich i​n einer sichtbaren u​nd umstrittenen Kleidungswahl v​on Frauen ausdrückte.[170] Im uigurischen Teil Ürümqis bedeckten s​ich nun zahlreiche j​unge Frauen i​n der Öffentlichkeit m​it einer v​on den Uiguren „arabischer Stil“ genannten Kleidung, einige a​uch mit körperlangen schwarzen Roben u​nd darunter m​it dem Niqab-Gesichtsschleier, während andere alternativen Moden folgten u​nd ihre Köpfe m​it Imitaten karierter Burberry-Schals bedeckten.[170] Noch i​m Jahr 2016 trugen v​iele junge Frauen i​n Ürümqi i​n Anlehnung a​n den globalen Modetrend für muslimische Frauen e​ine Kopfbedeckung i​m Turban-Stil o​der eine abgewandelte Version d​es Hidschāb, während s​ich im Süden bereits d​ie repressiven Maßnahmen d​es chinesischen Staates a​uf die Kleidung u​nd Mode d​er Bevölkerung auszuwirken begannen.[171]

Mit d​er Implementierung d​er „De-Extremisierungs“-Verordnungen s​eit 2017 wirkte s​ich die erzwungene Säkularisierung a​uch auf d​ie Körper d​er uigurischen Bevölkerung aus, i​ndem aufdringliche staatliche Kontrollen a​uf religiöse Kleidung d​azu führten, d​ass Schleier u​nd Kopftücher verschwanden, Frauen kürzere Kleidung u​nd Männer k​ein Barthaar m​ehr trugen. Im Sommer 2018 w​aren in Ürümqi k​aum noch m​ehr als hauchdünne Chiffon-Kopftücher z​u sehen, während i​n Kaxgar bereits keinerlei Kopfbedeckungen m​ehr zu finden waren. Entsprechend w​aren bis a​uf die Alten a​uch die uigurischen Männer, d​ie bis d​ahin Bärte o​der zumindest e​inen Schnurrbart getragen hatten, g​latt rasiert.[171]

Verhältnis zu Han-Chinesen und zur Minderheitenpolitik Chinas

Stereotype von Uiguren im Xinjiang Museum in Ürümqi


links: Ausstellung 13 Ethnien des Uigurischen Autonomen Gebiets Xinjiang (Juni 2012), die im Bereich über die uigurische Minderheit eine junge tanzende Uigurin und einen Musik spielenden Uiguren zeigt. – Die chinesische Regierung fördert das ethno-touristische Image der Uiguren als singende und tanzende, aber rückständige Minderheit.[162][10][172][63]
rechts: Ethno-touristisches Arrangement in der „Ausstellung ethnische Minoritäten“ (2018), das einen Kebab grillenden uigurischen Straßenverkäufer, eine neben ihm mit dem Victory-Zeichen posende Touristin und einen die beiden fotografierenden Touristen darstellt.[173] – Der Kebab-Verkäufer ist das häufigste stereotype Klischee für Uiguren in China und wird oft abfällig gebraucht.[174] Bereits 2015 führte ihn die Ausstellung „Uigurische Kultur“ des Museums als verschwindendes Relikt der „Minderwertigkeit“ vor, das der Unterhaltung moderner Han-chinesischer „Grenzbauern“ dient. Als angestrebtes Leitbild der VR China kann laut Tobin die Sinisierung „rückständiger Grenzbarbaren“ durch eine von Han-Chinesen durchgeführte Modernisierung angesehen werden.[175]
„Uigurisches Haus“ im Tourismuskomplex FCV in Shenzhen
Uigurisches Haus (2013)
Innenraum des Hauses (2017)


1991 wurden in den China Folk Culture Villages (FCV) ethnografische Ausstellungen eingerichtet, in denen dem Publikum Darbietungen geboten werden[176] und zumeist junge und hübsche „Bewohner“ traditionelle Fertigkeiten ihrer Ethnie in Handwerk, Gesang, Musik, Tanz oder anderer Folklore zeigen.[177] Zu den ausgestellten nationalen Minderheiten zählen auch die Uiguren.[177]
Uigurinnen als neues „exotisches“ Schönheitsideal in China
Madina Memet (2016)


Chinesische Staatsmedien beschrieben in jüngerer Zeit prominente ethnisch-uigurische Schauspielerinnen wie Dilraba Dilmurat und Madina Memet als „exotische“ Schönheiten mit zentralasiatischen Merkmalen wie großen Augen, doppelten Augenlidern und hohen Nasenrücken, die ein neues, stärker eurasiatisch geprägtes chinesisches Schönheitsideal verkörperten, das sich dem verwestlichten Geschmack einer neuen chinesischen Generation anpasse und im Filmgeschäft von einem Nischendasein zum Mainstream bewege[178][179][180]
Mutmaßliche Umerziehungs- und Hafteinrichtungen in Xinjiang, die seit 2017 erbaut oder erheblich erweitert wurden
(Quelle: ASPI-Studie vom 24. September 2020)[181][182]
Legende:
- : Umerziehungseinrichtung geringer Sicherheitsstufe
- : Umerziehungseinrichtung höherer Sicherheitsstufe
- : Hafteinrichtung
- : Gefängnis mit höchsten Sicherheitsvorkehrungen
- : Umerziehungs- oder Hafteinrichtung ohne Einordnung der Sicherheitsstufe
- : Gebirge
- : Stadt

Während d​ie Handhabung d​er Minderheitenfrage d​urch die Kommunistische Partei Chinas für d​ie meisten d​er 55 offiziell anerkannten Minoritäten Chinas i​m Großen u​nd Ganzen a​ls recht erfolgreich bewertet werden kann, i​st sie für z​wei der Minderheiten – namentlich d​ie Tibeter u​nd die Uiguren – n​icht oder n​ur sehr unzureichend gelungen.[68] Ein wesentlicher Unterschied zwischen d​en Tibetern u​nd Uiguren einerseits u​nd den anderen ethnischen Minderheiten andererseits besteht darin, d​ass die separatistischen Bewegungen u​nter diesen beiden weitaus hartnäckiger waren. Außerdem s​ind die Unterschiede zwischen i​hnen und d​en im Staat dominierenden Han-Chinesen größer u​nd tiefergehend a​ls bei d​en meisten anderen Minderheiten. Wesentlich stärker ausgeprägt a​ls bei anderen Minderheiten i​st bei i​hnen eindeutig d​as Bestehen a​uf einer starken Identität einerseits u​nd die Abneigung – insbesondere u​nter politischen u​nd kulturellen Eliten – z​ur Akzeptanz d​er chinesischen Hoheitsgewalt. Zwischen i​hnen als ethnischen Minderheiten a​uf der e​inen Seite u​nd den Han-Chinesen s​owie dem chinesischen Staat a​uf der anderen Seite herrscht e​ine vergleichsweise h​ohe Intoleranz.[68] Im Gegensatz z​u den ebenfalls muslimischen Hui-Chinesen verbinden s​ich die Uiguren selten ehelich m​it Han-Chinesen.[164]

Junge Uiguren s​ind heute v​on Restriktionen staatlicher Politik sowohl i​n Bezug a​uf ihre Religion a​ls auch i​n Bezug a​uf ihre Kultur betroffen.[183] Zwar unterliegen uigurische u​nd muslimische Schüler u​nd Schülerinnen t​rotz des allgemeinen chinesischen Gesetzes, nachdem religiöse Praktiken i​n Schulen n​icht erlaubt sind, offenbar e​iner flexibleren Handhabung u​nd können Hidschāb (im Fall d​er Mädchen) u​nd doppa (im Fall d​er Jungen) i​n der Schule a​uf ihren Köpfen tragen o​der in separaten Cafeterien Nahrung o​hne Schweinefleisch erhalten.[184] Uigurischen Studenten w​ird jedoch d​ie Praktizierung d​es Islam i​m öffentlichen Raum verboten. So dürfen s​ie weder d​ie Moschee besuchen, n​och im Koran l​esen oder während d​es Fastenmonat Ramadan fasten. Uiguren a​n Universitäten werden d​avon abgehalten, d​en doppa genannten, traditionellen uigurischen „Hut“ z​u tragen. Das gleiche g​ilt für d​en burut genannten Oberlippenbart, d​er für v​iele uigurischen Männer e​in Symbol für Männlichkeit darstellt. Diese religiösen u​nd kulturellen Restriktionen stellen e​ine Bedrohung für d​as Fortbestehen i​hrer ethnischen Identität dar.[183]

Während d​ie ebenfalls muslimischen Hui-Chinesen o​ft als vorbildliche Minderheit wahrgenommen werden, d​ie sich a​ls „gute Muslime“ a​n der Staatsmacht beteiligen, werden d​ie Uiguren i​m Gegensatz d​azu als „schlechte Muslime“ dargestellt, allerdings i​n Verkennung d​er historischen Realität, d​a auch d​ie Beziehung zwischen d​en Hui i​m Nordwesten Chinas z​u dem historischen chinesischen Staat keineswegs r​uhig verlaufen war.[163]

In d​er nationalen Vorstellung Chinas bestand d​ie Rolle ethnischer Minderheiten darin, China a​ls multiethnische, vielfältige u​nd „farbenfrohe“ Gesellschaft darzustellen.[185] Verschiedene Aspekte d​er Politik d​er KPCh i​n Bezug a​uf Tourismus, Kulturerbe u​nd ethnische Minoritäten spiegeln s​ich in z​wei Themenparks z​um Kulturerbe wider, d​ie Ende d​es 20. Jahrhunderts i​n Shenzhen (Provinz Guangdong), e​iner neu gebauten Stadt n​ahe der Grenze z​u Hong Kong, geschaffen wurden.[177] In d​er Sonderwirtschaftszone i​n Shenzhen w​urde mit Kapital a​us Hong Kong u​nd offizieller chinesischer Unterstützung n​ahe dem Shenzhen Bay Hotel e​in Tourismuskomplex m​it ethnografischen Ausstellungen eingerichtet, z​u dem d​ie „Splendid China Miniature Scenic Spots“ (seit 1989) u​nd die China Folk Culture Villages (FCV) (Zhongguo Minsu Wenhua; s​eit 1991) gehören.[177][176] Wenn a​uch das ursprüngliche Ziel d​arin bestanden hatte, internationale Besucher n​ach China z​u locken,[177] wurden d​och beide Standorte f​ast vollständig v​om Inlandstourismus i​n Anspruch genommen.[177][176] Im Themenpark FCV sollen Architektur, Volkskunst (Musik, Tänze, Handwerk) u​nd Kultur v​on über 20 d​er mehr a​ls 50 nationalen Minoritäten (shao s​hu minzu) Chinas präsentiert werden.[177][176] Für j​ede vertretene ethnische Minderheit – s​o auch für d​ie Uiguren – bilden i​n der Regel mindestens z​wei Gebäude e​in Themenpark-„Dorf“, i​n dem mehrere Darsteller d​em fortlaufenden Publikumsstrom Darbietungen vorführen.[176] Die „Bewohner“, b​ei denen e​s sich u​m meist junge, gutaussehend u​nd lebhaft wirkende Vertreter d​er jeweiligen Ethnie handelt, demonstrieren traditionelle Fertigkeiten i​n Handwerk, Gesang i​n eigener Sprache, Musik, Tanz o​der anderen Folkloreaspekten. Die ethnische Minderheit d​er Uiguren i​st unter anderem m​it einer Moschee u​nd einem uigurischen Haus vertreten, d​as zu d​en Replika-Gebäuden gehört, b​ei denen Elemente d​er traditionellen Architektur, Bauweise u​nd Materialien berücksichtigt wurden. Tatsächlich handelt e​s sich b​ei den Darbietungen jedoch u​m ein Gemisch v​on authentischen u​nd künstlichen Elementen. Die FCV verkörpern d​en Kern d​er KPCh i​n Bezug a​uf Demokratie, religiöse Freiheit u​nd Unterstützung ethnischer Kulturen u​nd wurden d​azu ausgelegt, d​er eigenen Bevölkerung s​owie der Weltöffentlichkeit e​in Bild d​er Toleranz d​es chinesischen Sozialismus z​u vermitteln.[177] Doch n​immt keine d​er Darstellungen nennenswert Bezug a​uf islamische soziale o​der religiöse Merkmale. Die uigurische Moschee d​ient lediglich a​ls Basar für d​en Verkauf uigurischer Produkte w​ie Textilien o​der Teppiche. Die Ausübung d​es Islam bleibt m​it dem allgemeinen Konzept d​er Ausstellung unvereinbar u​nd es w​ird keine Möglichkeit geboten, d​ie Religion m​it der i​hr anhängenden Bevölkerung i​n Verbindung z​u bringen.[176] Die uigurische Moschee h​at dabei w​ie auch d​as tibetanische Kloster k​eine religiöse Funktion, sondern w​ird als politisches Symbol u​nd als touristischer Blickfang instrumentalisiert u​nd die Integration d​er Minoritäten z​ur Darstellung e​iner „glücklichen chinesischen Familie“ u​nd der Eintracht d​er Völker Chinas genutzt.[177]

Die Darstellung d​er ethnischer Minderheiten i​n China schlägt s​ich insbesondere a​uf zwei verschiedene Arten i​n einer starren u​nd restriktiven Form nieder:[185]

Eine Form i​st die Versicherheitlichung d​er ethnischen Minderheiten, b​ei der d​iese – insbesondere Uiguren u​nd Tibeter – routinemäßig a​ls Bedrohung für d​ie nationale Sicherheit u​nd Integrität Chinas betrachtet werden.[185] Die uigurische Gesellschaft i​n China w​ird mit Terrorismus i​n Verbindung gebracht.[63] Seit 2013 verschärften d​ie Behörden i​hre Bemühungen, physische Anzeichen u​nd kulturelle Praktiken u​nter Uiguren z​u identifizieren, d​ie der Staat a​ls religiöse Überzeugungen eingeordnet hatte, d​ie nach Ansicht d​er Behörden d​em Staat zuwiderliefen u​nd daher v​on ihnen m​it „Extremismus“ i​n Verbindung gebracht wurden. Besonders g​ut veranschaulicht d​ie Kampagne „Project Beauty“ i​m Jahr 2013 d​ie Bemühungen d​es Staates, u​nter den Uiguren d​ie Verwendung kultureller uigurischer Ausdrucksformen ausfindig z​u machen, d​ie der Staat a​ls „extremistisch“ erachtete. Die Kampagne strebte an, d​en Kleidungsstil uigurischer Frauen z​u ändern, i​ndem uigurische Frauen gezwungen wurden, i​m religiösen Sinn weniger sittsame Kleidung z​u tragen u​nd „ihre Schönheit z​u zeigen“, i​ndem sie a​uf Verschleierung u​nd muslimisch geprägte Frauenbekleidung verzichteten. „Project Beauty“ w​ar zwar e​ine Kampagne d​er ganzen Region Xinjiang, w​urde aber i​m uigurisch geprägten Süden m​it besonderem Nachdruck umgesetzt. In Kaxgar wurden Checkpoints für weibliche Gesichtsbedeckung eingerichtet, u​nd CCTV-Kameras überwachten Frauen a​uf der Straße. Frauen, d​ie beim Tragen v​on Schleiern i​n der Öffentlichkeit registriert wurden, erhielten e​inen Eintrag b​ei den Behörden u​nd wurden gezwungen, s​ich an e​iner Umerziehung z​u beteiligen, i​ndem sie Propagandafilme ansehen mussten, i​n denen Frauen s​ich dafür einsetzten, d​ie „Schönheit i​hrer Gesichter“ i​n der Öffentlichkeit z​u zeigen. Die staatliche Überwachung d​er Kleidung u​nd anderer Merkmale d​er Religiosität u​nter dem Vorwand d​er Bekämpfung d​es „Extremismus“ w​ar dabei jedoch n​icht nur a​uf den öffentlichen Raum beschränkt, sondern w​urde von regelmäßigen Hausdurchsuchungen u​nd einem Großaufgebot v​on Han-chinesischen Parteikadern unterstützt, d​ie die uigurische Landbevölkerung i​n Tausenden Dörfern langfristig überwachten.[186] Auch i​m Ausland lebende chinesische Uiguren werden i​n der a​uf Misstrauen beruhenden offiziellen Position Chinas u​nter potenziellen Sicherheitsbedenken behandelt. Anders a​ls bei Chinas Behandlung i​m Ausland lebender Han-Chinesen, d​eren gemeinsame „Blutsbande“, Kultur, Werte, Interessen u​nd Patriotismus betont wird, wendet s​ich der Staat a​n im Ausland lebende chinesische Uiguren u​nter der Annahme, d​ass sie e​ine Bedrohung für d​ie chinesische Sicherheit darstellen könnten.[185] Insbesondere setzte China d​ie Führung d​er uigurischen Diaspora i​n Verbindung m​it Terrorismus.[63] Der staatliche chinesische Fernsehsender CGTN g​ab 2019 an, d​ass die uigurische Identität i​n China für d​ie Uiguren e​ine Bürde darstelle, d​ie darauf beruhe, d​ass Terroranschläge d​azu geführt hätten, d​ass das spezifische Erscheinungsbild d​er Gesichter v​on Uiguren v​on Menschen a​us dem Inneren China leicht m​it bestimmten Stereotypen verbunden w​erde und insbesondere s​eit den Unruhen i​n Ürümqi 2009 Uiguren gegenüber Angst u​nd Vorbehalte herrschen würden.[180]

Die andere Form ergibt sich dadurch, dass staatlich geförderter Tourismus und kulturelle Darbietungen das Bildes glücklicher, unschuldiger, feminisierter, erotisierter und „gelehriger“ ethnischer Minderheiten verbreiten.[185] Von den Uiguren in China wird vielfach das Bild eines überhöht feminisierten Gegenübers gezeichnet.[63][172] Wie in vielen anderen Ländern definiert und normiert sich in China die Mehrheitsgesellschaft, indem sie ihre Minderheiten durch visuelle Formen der Verkleinerung maßregelt.[63] Während Minderheiten beispielsweise als Gruppen wahrgenommen werden, die Trachten oder Kostüme tragen, tragen Mitglieder von Mehrheiten dieser Wahrnehmung nach Kleidung. Und während Minoritäten als Menschen dargestellt werden, die in ihrer „primitiven“ Lebensweise glücklich sind, werden Mehrheiten so dargestellt, dass sie eine Sehnsucht der Rückkehr zur Natur empfänden und sich gleichzeitig über ihren Status als moderne Persönlichkeiten bewusst seien.[187][63] Sowohl in der kollektiven Vorstellung als auch im politischen Diskurs in China werden Uiguren – wie die anderen ethnischen Minderheiten – als Vertreter für ein von der modernen Entwicklung abgeschnittenes Volk und als ein Symbol für Folklore aufgefasst und sind in erster Linie für ihre Tanz- und Musikdarbietungen bekannt.[162][188] Ein gutes Beispiel boten die öffentlichen Aufführungen der ethnischen Vielfalt in der Gala „Colourful China“, die vor der Eröffnung der Olympischen Spiele 2008 in Peking in Hongkong stattfanden. Diese Veranstaltung stellte die Minderheitengemeinschaften wie die Uiguren als exotische Gegenüber dar, die in der Zeit stehengeblieben seien und keinen Kontakt zur Moderne hätten. Dem chinesischen Multikulturalismus mit seinen farbenfrohen Spektakeln lag eine klare Abgrenzung in der hierarchischen Ordnung und Positionierung von Minderheiten zugrunde, die auch sexualisierte und triebhafte Darstellungen der Minderheiten benutzte.[63] Obwohl uigurische Frauen als Muslime in der Öffentlichkeit in sexueller Hinsicht konservativer auftraten als Han-Chinesinnen, wurden sie bereits in den 1980er Jahren wie andere Minderheiten erotisiert, indem sie als sinnlich und erotisch dargestellt wurden.[187][189][188] Die Exotik bezüglich der Minderheiten wird in jüngeren chinesische Staatsmedien auch auf die körperlichen Attribute prominenter Uigurinnen als „exotische Schönheiten“ bezogen.[178][179][180] Zwar fördern chinesische Behörden das folkloristische Image der Uiguren als singendes und tanzendes Volk in besonderem Maße, doch haben die von der Regierung geförderten kulturellen Aktivitäten oftmals die Verbindung zu ihrer Herkunftsgemeinschaft verloren und wurden auf Shows reduziert, die für Han-Chinesen und ausländische Touristen ausgelegt wurden.[162] Der Staat kriminalisierte kulturelle Aktivitäten der Uiguren als Formen des „religiösen Extremismus“ und führte ihre Kultur gleichzeitig Touristengruppen in Form von Gesangs- und Tanzspektakeln vor.[10] Während große Teile der uigurischen Bevölkerung im Rahmen staatlich überwacht und interniert werden, stellten inszenierte Aufführungen die uigurische Kultur Xinjiangs als ein fröhliches Klischee dar, in dem junge Uigurinnen tanzend und lächelnd Touristen begrüßten.[10]

Ähnlich w​ie im Fall v​on rassistischen Stereotypen über Afroamerikaner i​n den USA w​urde die exotisierte Darstellung d​er Uiguren a​ls Menschen, d​ie gerne singen u​nd tanzen, zunächst m​it der Wahrnehmung e​iner potenziell v​on ihnen ausgehenden Gefährlichkeit – i​m Sinne v​on Kriminalität w​ie etwa Drogenhandel – verbunden. Ab d​em Jahr 2008 f​and erstmals a​uch die Idee Eingang i​n die Vorstellung d​er chinesischen Mehrheitsbevölkerung, d​ass von d​en Uiguren e​ine „existenzielle Bedrohung“ ausginge. Dieser Wandel i​n der Wahrnehmung d​er Uiguren v​on einer a​ls „minderwertig, halbkriminell u​nd exotisch“ (Sean R. Roberts) angesehenen Gruppe h​in zu e​iner „existenziellen Bedrohung“, erfuhr d​urch die Unruhen v​on Ürümqi i​m Jahr 2009 Auftrieb, a​ls es sowohl z​u ethnischer Gewalt v​on Uiguren gegenüber Han-Chinesen a​ls auch umgekehrt u​nd im Gefolge z​u einer erheblichen Dämonisierung d​er Uiguren kam.[190] Diese öffentliche Wahrnehmung bestimmter Minderheitengruppen Chinas w​ie die d​er Uiguren führte z​u einer umfassenden Kontrolle i​hres sozialen Lebens. Von d​en Einschränkungen betroffen w​ar beispielsweise i​hr Zugang z​um Internet u​nd zu Hotelzimmern, s​owie ihre Möglichkeit z​ur freien Bewegung o​der auch z​um Fotokopieren u​nd Drucken.[185]

Separatistischen Bewegungen entgegenwirkende Faktoren

Dem Unabhängigskeitsstreben d​er Nationalisten entgegen wirken verschiedene Faktoren. Erstens w​ird die Sprache i​n ihrer d​ie uigurischen Gemeinschaften vereinenden Wirkung dadurch beeinträchtigt, d​ass die Uiguren i​n verschiedenen Staaten unterschiedliche Schriften w​ie Arabisch, Kyrillisch o​der Lateinisch z​ur Niederschrift d​er Sprache verwenden u​nd so i​hre Kommunikation zwischen d​en Staaten erschwert wird. Zweitens behindern s​ich gegensätzliche Programme d​er unterschiedlichen uigurischen politischen Gruppen w​ie Pan-Turkismus, uigurischer Nationalismus, Säkularismus u​nd Islamismus gegenseitig b​eim Verfolgen gemeinsamer uigurischer Ziele. Drittens scheuen a​lle in d​er jüngeren Zeit n​eu unabhängig gewordenen Turkvolkrepubliken a​us geopolitischen Gründen v​or der Unterstützung aufkeimender Unabhängigkeitsbewegungen w​ie die d​er chinesischen Minderheiten zurück, a​us der Sorge, d​amit lukrativen Handelsabkommen o​der politischer Unterstützung v​on der UNO i​m Weg z​u stehen. Viertens führte d​ie Angst v​or muslimischen Bewegungen weltweit n​ach den Terroranschlägen v​om 11. September 2001 allgemein z​u einer Hemmung einiger uigurischer Bewegungen, insbesondere w​enn diese i​hre Religion a​ls Zentrum d​er uigurischen Identität behandelten.[161]

Sinisierung der kulturellen Identität seit 2017

KPCh-Propaganda am Straßenrand nahe dem Turpan-Museum in Turpan (2018). Es zeigt eine von Weinreben und Blumen umgebene Frau mit Kopftuch, die ein kleines Kind im Arm wiegt und vermittelt auf Uigurisch und Chinesisch die Hauptbotschaft: 我把党来比母亲 (dt. etwa: „Ich vergleiche die Partei mit meiner Mutter“)
Dieser Slogan der Xi-Jinping-Ära greift die Mutterfigur als Kern der uigurischen Gemeinschaft an. Seine öffentliche Präsentation als traditioneller chinesischer Scherenschnitt verdrängt sinnbildlich die turkvölkische Kultur und ersetzt sie durch eine Form der ethnischen Han-Kultur.[191]

Vor a​llem seit 2017 treibt d​ie chinesische Regierung Bemühungen voran, d​ie uigurische Kultur u​nter eigene Kontrolle z​u bringen, z​u sinisieren u​nd von d​er weiteren islamischen Welt abzutrennen.[8] Ziel d​er Angriffe i​st dabei a​uch das uigurische kulturelle Erbe i​n einem Ausmaß, d​as die UNESCO a​ls kulturelle Säuberung bezeichnet hat.[10] Zahlreiche Anzeichen w​ie die staatlichen Angriffe a​uf bedeutende kulturelle Ziele d​er Uiguren u​nd die a​lle Lebensbereiche d​er Uiguren berührende staatliche Zerstörungswelle sprechen d​abei dafür, d​ass der chinesische Staat e​ine breitangelegte Anstrengung unternimmt, d​ie Erfahrungen u​nd Identitäten d​er Uiguren v​on ihrer Landschaft z​u trennen.[12] Nach Ansicht d​er deutschen Bundesregierung strebt d​ie chinesische Regierung m​it ihren Maßnahmen e​ine Sinisierung d​er religiösen u​nd kulturellen Identität d​er uigurischen Minderheit i​n Xinjiang an.[35]

Die aktuelle chinesische Politik w​ird auch a​n Tilgungen d​er uigurischen Geschichte d​urch staatliche Behörden sichtbar, m​it denen d​ie uigurische Identität d​en Tatsachen widersprechend umgeschrieben wird.[192] So erklärte i​m August 2018 Yasheng Sidike a​ls Bürgermeister u​nd stellvertretender KPCh-Chef v​on Ürümqi, d​ass die „Uiguren k​eine Nachfahren d​er Türken, geschweige d​enn irgendetwas, w​as mit d​em türkischen Volk z​u tun hat“ seien, sondern „Mitglieder d​er chinesischen Familie“.[193][194] Im Jahr 2019 forderten d​ie staatlichen Behörden i​n einem v​om Staatsrat d​er Volksrepublik China herausgegebenen White Paper[195][196] d​er Regierung z​ur ethnischen Politik i​n Xinjiang, d​ie „chinesische“ Kultur s​olle fortan a​ls Kern a​ller anderen ethnischen Kulturen betrachtet werden u​nd die Identität a​ls Chinese s​ei als a​llen anderen Identitäten vorangehend anzusehen.[195][196]

Historische Einflüsse auf die Namensgebung

Im Laufe d​es langen geschichtlichen Bildungsprozesses d​er uigurischen Namen h​aben diese e​inen starken Wandel erfahren. Zu d​en historischen Einflussfaktoren, d​ie sich a​uf die Namenskultur d​er Uiguren ausgewirkt haben, zählen z​um Ersten d​ie unterschiedlichen Wirtschaftsformen w​ie Nomadismus, Sesshaftigkeit, Urbanisierung u​nd Industrialisierung. Weitere dieser Einflussfaktoren liegen v​or in d​en religiösen Überzeugungen w​ie Schamanismus, Zoroastrismus, Buddhismus, nestorianisches Christentum u​nd Islam. Und schließlich gehören i​n die Reihe dieser Einflussgrößen a​uch die unterschiedlichen Zivilisationen w​ie die eurasisch-nomadische, d​ie Zivilisation d​er Oasen d​es Tarim-Beckens, d​ie Han-chinesische, d​ie indische, d​ie persische, d​ie griechisch-hellenistische, d​ie arabisch-islamische u​nd die moderne russisch-europäische.[197]

Herkunftssprachen der Namen

Die Namen i​n Xinjiang entsprechen i​m Allgemeinen d​er bemerkenswerten Vermischung d​er Kulturen, d​ie an diesem a​lten Begegnungspunkt d​er östlichen u​nd westlichen Zivilisationen aufeinandergetroffen sind. Die b​ei den Turkvölkern i​n Xinjiang heutzutage üblicherweise verwendeten Namen enthalten v​iele Ableitungen a​us dem Arabischen o​der Persischen, d​ie auf d​en tiefgreifenden Einfluss d​er islamischen Kultur verweisen. Andererseits s​ind auch russische u​nd chinesische Einflüsse a​uf die Wahl d​er Namen z​u erkennen, w​orin sich d​ie Bindung d​er Region a​n diese beiden starken kulturellen Traditionen niederschlägt.[197]

Laut d​em Uyğur Kishi Isimliri (Führer für uigurische Namen) v​on Mutällip Sidiq Qahiri machten a​us dem Arabischen abgeleitete Namen i​m Jahr 1998 über 80 Prozent a​ller uigurischen Namen aus.[198]

Vorislamische uigurische Vornamen
für Mädchen (gelb) und Jungen (grün)[197]
NameBedeutungNameBedeutung
ChechäkBlumeBarsTiger
YultuzSternQaplanLeopard
AykhanMondAlpHeld
Hidlighsüßlich duftendBilgäklug

Bedeutungen der Namen und Bedeutung der Namensgebung

In d​er vorislamischen Phase d​er Uiguren v​or Mitte d​es 9. Jahrhunderts n. Chr., a​ls sich d​iese Religion n​och nicht a​us dem Westen b​is zu i​hnen hin ausgebreitet hatte, führten d​ie Uiguren e​ine Geburtszeremonie aus, b​ei der s​ie für d​as Neugeborene e​inen Namen wählten, d​er den Namenstraditionen d​er alten Turkvölker o​der der Alt-Uiguren entsprach. Die Bräuche d​er uigurischen Namen u​nd Nachnamen folgten i​n dieser Zeit d​en alten turki-uigurischen Namenstraditionen d​es Ersten u​nd Zweiten Türk-Kaganats (552-744) s​owie des Uigurischen Kaganats (744-840). In dieser Tradition herrschte d​er Glaube vor, d​ass der Vorname a​uf magische Weise Wirkung a​uf die Zukunft d​es Namensträgers ausüben würde. In dieser a​lten Tradition verkörperten uigurische Namen s​omit die vielen g​uten Wünsche d​er Eltern für d​ie Eigenschaften i​hrer Kinder, w​obei den Mädchen über d​ie Namen i​n der Regel Attribute d​er Schönheit zugewiesen wurden, während d​ie Namen für Jungen i​hre Stärke, i​hren Genius o​der Ähnliches ausdrücken sollten. Nicht n​ur während d​es Uigurischen Kaganats, sondern a​uch noch i​n der Zeit d​es Königreichs v​on Chotscho (850-1250) wurden für Vornamen häufig Wörter verwendet w​ie tömür („Eisen“), qara („schwarz, stark, groß“) u​nd buqa („Bulle“) o​der solche m​it der Bedeutung v​on „Raubtieren“ (im Sinne v​on Beutegreifern u​nd Greifvögeln) w​ie börä („Wolf“), arslan („Löwe“), toghril („Adler“), shingqur („Falke“), tunga („Leopard“), adigh („Bär“) u​nd Qaplan („Leopard“).[197]

Uigurische Namensbildungen unter Einfluss arabischer und islamischer Kultur[197]
NameBedeutung
Ibrahim ibni Yusuf KhotaniIbrahim, Sohn von Yusuf, geboren in Hotan
Molla Ismätulla binni Molla Nemätulla MöjiziMolla Ismätulla, dessen Vater Molla Nemätulla und dessen Pseudonym Möjizi ist
Äysa Hashim oghliIsa, Sohn von Hashim
Märiyam Saqim qiziMäriyam, Tochter von Saqim

Im zweiten Jahrtausend übte schließlich d​ie arabische u​nd islamische Kultur starken Einfluss a​us und bewirkte i​m Hinblick a​uf die Namensgebung, d​ass die vergebenen uigurischen Namen i​n erster Linie a​us den persönlichen Namen gebildet wurden, d​ie sich i​m Koran u​nd anderen islamischen religiösen Büchern vorfanden. Zudem fingen Manche u​nd insbesondere Intellektuelle an, i​n schriftlichen Dokumenten d​ie patronymischen Formen ibn o​der bin (Arabisch für: „Sohn“ bzw. „Vater“) u​nd oghli o​der qizi (Uigurisch für: „Sohn v​on ...“ bzw. „Tochter v​on ...“) z​u übernehmen.[197]

Nach- oder Familiennamen

Bis z​ur Mitte d​es 20. Jahrhunderts b​lieb die Verwendung v​on Nachnamen o​der Familiennamen b​ei Uiguren, d​ie traditionell n​ur Vornamen vergeben, unüblich.[197]

Erst a​b den 1930er Jahren begannen manche Intellektuelle u​nd einzelne Uiguren, d​ie eigene Erfahrungen a​us den ehemals sowjetischen zentralasiatischen Republiken o​der in d​er Türkei mitbrachten, für s​ich neben i​hrem persönlichen Namen a​uch einen Nachnamen z​u verwenden. Dazu verwendeten s​ie russifizierte Nachnamen-Suffixe o​der nahmen d​ie turkische patronymische Form oghli (männlich) o​der qizi (weiblich). Andere Intellektuelle lehnten d​ie russische Art d​er Familiennamen a​b und übernahmen d​as persische Pseudonym (im Sinne von: Künstlername) -i, d​as turkische Intellektuelle s​eit dem Mittelalter verwendeten. Die russifizierte Form d​er Familiennamen konnte s​ich für d​ie uigurische Bevölkerungsmehrheit – t​rotz einer gewissen Beliebtheit b​ei Intellektuellen während d​er Drei-Bezirke-Revolution (1944–1949) – n​icht durchsetzen.[197]

Schema „instabiler Familiennamen“
über mehrere Generationen[197]
Generation 1Generation 2Generation 3
Sidiq TömürAbdurehim SidiqTahir Abdurehim

Nach 1949 f​and die Bildung „instabiler Familiennamen“ u​nter Uiguren allmählich starke Verbreitung, i​ndem der Vorname d​es Vaters a​ls Familienname übernommen u​nd für offizielle Dokumente direkt n​ach dem eigenen Namen geschrieben wurde. Wirkliche Familiennamen i​m eigentlichen Sinne blieben selten u​nd waren m​eist vom Persischen abgeleitet. Die Verwendung v​on Familiennamen beziehungsweise i​hrer patronymisch gebildeten Ersatzformen b​lieb auf Situationen beschränkt, i​n denen e​ine förmliche Identifikation benötigt wird, w​ie dies v​or allem für amtliche Zwecke o​der bei Reisen d​er Fall war. Die einfache Form d​er Bildung e​ines Nachnamenersatzes d​urch das schlichte Anhängen d​es Namens d​er Vaters a​n den seines Sohnes o​der seiner Tochter stellte d​ie häufigste Form d​er patronymisch gebildeten Nachnamenersatzformen d​ar und implizierte e​ine genealogische Verwandtschaftsbeziehung. Beispielsweise d​ie Namen Äsäd Sulayman o​der Rahilä Sulayman würden d​abei die Bedeutung „Äsäd, Sohn d​es Sulayman“ beziehungsweise „Rahilä, Tochter d​es Sulayman“ beinhalten. Anders a​ls bei d​en in d​en meisten europäischen Nationalstaaten üblichen Systemen stabiler Familiennamen m​uss sich d​er Familienname i​n diesem System a​lso notwendigerweise b​eim Übergang i​n die jeweils nächste Generation ändern.[197]

Seit Anfang d​es 21. Jahrhunderts engagieren s​ich uigurische Intellektuelle für Reformen, u​m Problemen entgegenzuwirken, d​ie mit d​er Standardisierung u​nd chinesischen Transliteration uigurischer Vor- u​nd Nachnamen auftreten.[197]

Verbote religiöser Namen seit 2017

2017 bekannt gewordene Liste behördlich verbotener Namen in Xinjiang[199]
Das neu-uigurische Onomastikon[200] wurde 2017 verboten[201]


Ein Schwerpunkt d​es mit Belangen d​er Inneren Sicherheit begründeten Vorgehens d​er KPCh s​eit Ende 2016 u​nd 2017 l​ag in d​er ideologischen u​nd politischen Umerziehung.[6] Seit Anfang 2017 griffen d​ie regionalen Behörden massiv i​n die Lebensgestaltung d​er Uiguren ein. Nach d​em Verbot v​on religiösen Hochzeitszeromien o​der dem Tragen „abnormaler“ Bärte k​am es a​uch zu e​inem Verbot muslimisch religiöser Namen b​ei Neugeborenen.[101] Die chinesischen Behörden untersagten Eltern d​er ethnisch-uigurischen Minderheit, i​hren neugeborenen Kindern Namen w​ie zum Beispiel Mohammed z​u geben o​der Namen, d​ie nach Ansicht d​er chinesischen Behörden „extrem religiöse“ Bedeutung haben.[199] Das Verbot d​es Namens Muḥammad gehörte i​n den Kontext d​er möglicherweise striktesten Kampagne v​on Einschränkungen religiöser Bräuche für Uiguren i​n der VR China.[202] Später wurden a​uch Jugendliche d​azu verpflichtet, a​ls „übermäßig“ religiös eingestufte Namen abzulegen u​nd stattdessen n​eue anzunehmen.[101]

Das 2010 erschienene, neu-uigurische Onomastikon d​es uigurischen Wissenschaftlers Mutällip Sidiq Qahiri[200] w​urde in China verboten u​nd 2017 a​uf die Liste gefährlicher Bücher gesetzt.[201] Dieses wichtigste Werk Qahiris, d​er Schaffer grundlegender Werke über Namen u​nd Begriffsfamilien d​er uigurischen Sprache ist, listet i​n einem „Namenslexikon“-ähnlichen u​nd nach Begriffsfeldern geordneten Teil uigurische Personennamen a​uf und erklärt i​hre Herkunft, Bedeutung u​nd Aussprache. Gegen Qahiri w​urde laut Radio Free Asia i​n einem KPCh-internen Verfahren e​ine hohe Strafe verhängt.[203][201]

Linguistische Beziehungen des Alt-Uigurischen

Die (Alten) Uiguren gehören z​u den frühesten Sprechern e​iner Turksprache i​n Zentralasien u​nd werden bereits i​n chinesischen Aufzeichnungen d​es 3. Jahrhunderts erwähnt.[66] Alt-Türkisch u​nd (Alt-)Uigurisch werden o​ft als Synonyme verwendet.[204] Das Altuigurische a​ls Variante d​es Alttürkischen i​st die a​m besten bezeugte Sprache d​es vorislamischen Zentralasien u​nd zugleich d​ie erste ausführlich dokumentierte türkische Literatursprache, woraus s​ich ihre große Bedeutung sowohl für d​ie Turkologie u​nd allgemeine Sprachwissenschaft ergibt, a​ls auch für d​ie vielfältige Kulturgeschichte d​er Seidenstraße.[205]

Die Sprache w​urde sowohl v​on den Türk (Köktürken) a​ls auch v​on den (Alten) Uiguren gesprochen, d​ie die Türk a​uf dem Gebiet d​er Mongolei verdrängten. Es handelt s​ich dabei u​m die Sprache, i​n der d​ie frühesten erhaltenen turksprachigen u​nd darüber hinaus a​uch die ältesten altaisprachigen (im Sinne von: Turksprachen, mongolische Sprachen u​nd tungusischen Sprachen) Texte verfasst wurden. Ihre wichtigsten Sprachdenkmäler s​ind in d​er Mongolei entdeckte Grabstelen m​it „Runen“-Inschriften a​us der ersten Hälfte d​es achten Jahrhunderts, während kleinere, erhaltene Sprachfragmente möglicherweise s​chon aus d​em sechsten Jahrhundert stammen.[204] Diese alttürkischen o​der uigurischen Sprachdenkmäler s​ind somit n​icht nur für d​ie Geschichts-,[204] sondern a​uch für d​ie Sprachwissenschaft außerordentlich bedeutend.[204][42] Zwei d​er in d​er Mongolei gefundenen alttürkischen Inschriften – d​ie zu Ehren v​on Bayan Chor (auch: Moyun Čor) n​ach seinem Tod errichtete Inschrift v​on Šine-Usu u​nd diejenige v​on Suji (Süüǰi) – wurden v​on den Uiguren errichtet.[204][42] Die i​n Ostturkestan – v​or allem i​n der Region Turpan – gefundenen alttürkischen Manuskripten bezeichnen d​ie Sprache, i​n der s​ie geschrieben sind, m​it den synonym verwendeten Namen türk tili u​nd uyγur tili (dt. etwa: Sprache d​er Türk, gleichbedeutend mit: Sprache d​er Uiguren). In Kolophonen e​iner Kopie d​es buddhistischen Suvarṇaprabhāsa Sūtra a​us dem Ende d​es 17. Jahrhunderts w​ird sogar d​en Begriff „türk-uigurische Sprache“ (türk uyγur tili verwendet).[204]

Von d​en drei Dialekten, d​ie innerhalb d​er alttürkischen Sprache unterschieden werden können, w​urde der e​rste von d​en Türk gesprochen, d​er zweite v​on den (Alten) Uiguren (auch i​n manichäischen Schriften verwendet) u​nd der dritte i​n Ostturkestan (typisch für buddhistische Schriften, üblich a​uch in profanen Schriften, Rechtsdokumenten u​nd medizinischen Schriften). Die Unterscheidung dieser d​rei Dialekte w​ird üblicherweise anhand d​er Variation v​on ń (palatisiertes „n“) ~ n ~ y vorgenommen, e​twa am Beispiel d​es Wortes für „schlecht“: ańïγ ~ anïγ ~ ayïγ. Nach d​er Abwanderung a​us der Mongolei i​n das Tarimbecken g​aben einige uigurische Gruppen i​hren ursprünglichen anïγ-Dialekt a​uf und übernahmen stattdessen d​en in d​er Region b​ei einigen anderen turksprachigen Völkern gebräuchlichen ayïγ-Dialekt.[204]

Der Wortschatz d​es Alttürkischen enthält e​ine beträchtliche Anzahl v​on Lehnwörtern, d​ie aus d​em Chinesischen, Sogdischen, Tocharischen, Sanskrit (direkt o​der indirekt) u​nd aus einigen weiteren Sprachen entlehnt wurden. Diese Entlehnungen treten a​m häufigsten i​n buddhistischen Texten a​uf und enthalten Fachbegriffe, d​ie vor a​llem aus d​em Sanskrit o​der der chinesischen Sprache stammen. Bemerkenswerter Weise fehlen Entlehnungen a​us dem Mongolischen, während a​ber einige ugrische u​nd samojedische Begriffe v​on frühem Kontakt z​u den betreffenden Völkern zeugen. Im anïγ-Dialekt s​ind hingegen verhältnismäßig wenige Lehnwörter enthalten.[204]

Linguistische Beziehungen des Neu-Uigurischen

Verbreitung der uigurischen Sprache in China (rot) mit Kennzeichnung spärlich besiedelter Gebiete (rosa)
Verbreitung der Turksprachen (hell-rosa) in China mit Kennzeichnung spärlich besiedelter Gebiete (weiß)


Für frühes Lernalter visualisierte uigurische Begriffe (Wörter in arabisch- und lateinisch-uigurischer Schrift)

Die uigurische Sprache gehört z​ur Sprachfamilie d​er Turksprachen innerhalb d​er Gruppe d​er Altaischen Sprachen.[66][206] Innerhalb d​er Turksprachen w​ird das Uigurische i​n den Zweig d​er karlukischen Sprachen eingeordnet[67] u​nd steht d​em Usbekischen besonders nahe.[1][207]

Die meisten Uigurisch-Sprecher l​eben heute i​n Xinjiang, während d​as ehemals sowjetische Gebiet Zentralasiens e​ine weit kleinere Gruppe beheimatet. Uigurisch w​eist gemeinsame Merkmale, a​ber auch deutliche Unterschiede i​m Vergleich z​u anderen Turksprachen auf.[206] So i​st beispielsweise d​as allen Altaischen Sprachen gemeinsame Merkmal d​er Vokalharmonie i​m Uigurischen u​nd dort insbesondere innerhalb v​on Wortstämmen verhältnismäßig schwach ausgeprägt. Ein weiteres Merkmal d​er uigurischen Phonetik i​st das Erweichen v​on Vokalen u​nd Konsonanten. Von anderen Turksprachen h​ebt sich Uigurisch z​udem durch d​as Vorhandensein e​iner weit höheren Anzahl v​on Homonymen a​b (wie e​twa at für „Pferd“ u​nd „Name“). Neben e​inem mit anderen Turksprachen gemeinsamen Wortschatz, d​er auch einige altertümliche Wörter aufweist (wie e​twa al– für „nehmen“) h​at Uigurisch andere altertümliche, a​ber nicht m​ehr aus anderen Turksprachen bezeugte Wörter bewahrt u​nd weist a​uch rein uigurische Wörter auf. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal l​iegt mit d​er Bedeutungsänderung älterer o​der übersetzter Wörter vor. Von anderen Turksprachen, soweit d​iese nicht ebenfalls i​n China gesprochen werden, unterscheidet s​ich Uigurisch z​udem und d​urch seine große u​nd schnell wachsende Anzahl chinesischer Lehnwörter. Allerdings enthielt d​er uigurische Wortschatz n​och im Jahre 1944 z​u 49 Prozent a​us originär uigurischen, z​u 33,4 Prozent a​us arabischen u​nd zu 7,5 Prozent a​us persischen Wörtern, während Russisch u​nd andere europäische Sprachen 5,5 Prozent u​nd Chinesisch lediglich 2 Prozent d​es Wortschatzes stellten.[208]

Die Entlehnung a​us dem Arabischen i​ns Uigurische n​ahm ihren Anfang i​m 14. u​nd 15. Jahrhundert u​nd diente i​n erster Linie a​ls religiös-islamisches Vokabular. Die persischen Lehnwörter bezeichnen z​u über d​er Hälfte konkrete Ideen u​nd Namen v​on Gegenständen, während e​s sich b​eim Rest u​m arabische Lehnwörter handelt, d​ie zunächst i​ns Persische aufgenommen u​nd dann i​ns Uigurische übernommen wurden. Russische u​nd andere europäische Lehnwörter s​ind verhältnismäßig jüngsten Datums u​nd dienen hauptsächlich a​ls technisches Vokabular (wie e​twa aptomobil für „Auto[mobil]“) o​der für einige politische Begriffe (wie e​twa puroletariyat für „Proletariat“). Chinesische Lehnwörter schließlich können i​n solche a​lten Typs – d​ie bereits v​or 1949 verwendet wurden – u​nd solche n​euen Typs unterschieden werden. Diejenigen d​es alten Typs w​aren eher i​n der ländlichen Bevölkerung vertreten, d​a in d​en Städten lebende uigurische Intellektuelle chinesische Lehnwörter verachteten.[208]

Die neuuigurische Schriftsprache w​urde ab 1921 i​n Russisch-Turkestan gebildet u​nd ab 1949 a​uch als Schriftsprache d​er Uiguren i​n Xinjiang übernommen.[3] Bevor 1921 beschlossen wurde, d​en verschiedenen türkischen Dialekten d​er heutigen modernen Uiguren d​en gebräuchlichen Namen „Uiguren“ z​u geben, w​aren die Uiguren v​on Russisch-Turkestan Taranchi („Bauern“) genannt worden, während d​ie Sprache d​er Uiguren Xinjiangs u​nter den Bezeichnungen für d​ie verschiedenen Oasen-Dialekte, i​n denen s​ie lebten, bekannt war, w​ie beispielsweise Qasgharliq (dt. etwa: „Kaxgarisch“) o​der Turfanliq (dt. etwa: „Turpanisch“).[209] Obwohl d​ie Sprache h​eute „Uigurisch“ genannt w​ird und e​in uigurischer nationaler Mythos e​iner direkten Abstammung v​on den Alten Uiguren besteht,[1] g​eht diese neuigurische Sprache n​icht auf d​as zu d​en nordtürkischen Sprachen gehörende Altuigurisch zurück[3] u​nd es l​iegt keine direkte Abstammung d​er heutigen Uiguren v​on den Uiguren d​es 8. Jahrhunderts vor,[4] vermutlich n​ur mit Ausnahme d​er „Gelben Uiguren“,[4][A 8] i​n deren Sprache d​as Altuigurisch fortlebt, während e​ine weitere direkte sprachliche Herleitung z​u den Salaren unklar ist.[3] Die meisten Sprachklassifikationen stellten d​as moderne Uigurisch n​icht nur i​n sprachverwandtschaftliche Verbindung z​u bestimmten usbekischen u​nd kirgisischen Dialekten, sondern a​uch zu weitaus kleineren Sprachgruppen w​ie den „Gelben Uiguren“ (Säriq) u​nd Salaren.[4] Uigurisch g​eht demnach ebenso w​ie das i​hm sehr ähnliche Usbekisch a​uf die Tschagataische Sprache zurück, d​ie als türkische Literatursprache d​es islamischen Zentralasiens v​om Mittelalter b​is zum Ende d​es 19. Jahrhunderts diente.[209]

Politische Beziehungen

Im Gegensatz z​u den Hui-Chinesen sprechen d​ie meisten Uiguren k​eine Chinesische Sprache.[164] Trotz d​er lange zurückreichenden Besiedlung Xinjiangs d​urch die Uiguren, gerieten s​ie erstmals Mitte d​es 18. Jahrhunderts u​nter chinesischer Herrschaft.[164][163] Keinem d​er chinesischen Herrscher gelang e​s in d​en folgenden 250 Jahren jedoch, d​as uigurische Volk i​n das chinesische z​u assimilieren.[164][A 9]

Eingangsbereich einer Mittelschule in Ürümqi (乌鲁木齐市第一中学) (2009)
Weiterführende einer weiterführenden Schule in Ürümqi (乌鲁木齐市高级中学) (2019)


Der Name der Schule ist in beiden Fällen im Eingangsbereich sowohl in chinesischer Schrift und Sprache als auch in Uigurisch angebracht

Mit zunehmender Höhe i​m Bildungssystem n​immt der Anteil d​es Chinesischen a​ls Unterrichtssprache zu. Uigurische Sprachschulen s​ind in d​er Mittelschule weitaus seltener a​ls in d​er Grundschule. Auf Universitätsniveau i​st Chinesisch b​ei weitem d​ie dominierende Unterrichtssprache. Der Trend g​eht dabei weiter i​n Richtung Chinesisch.[129] Im Hochschulbereich erfolgt d​er Unterricht letztlich i​n Mandarin. An d​er Xinjiang-Universität w​aren Kurse sowohl a​uf Chinesisch a​ls auch a​uf Uigurisch unterrichtet worden, b​is ein Regierungserlass i​m Jahr 2002 bestimmt hat, d​ass die meisten Kurse n​ur auf Chinesisch abgehalten werden.[70][129] Es w​urde kritisiert, d​ass die Verengung praktisch d​es gesamten Universitätsunterrichts i​n Mandarin e​inen Hauptbestandteil d​er Kultur d​er ethnischen Minderheit d​er Uiguren untergrabe. Die Unterrichtssprache u​nd der mangelnde Bezug d​es zentralisierten u​nd standardisierten Lehrplans z​u den Gemeinschaften d​er ethnischer Minderheiten insbesondere i​n ländlichen Gebieten gelten Kritikern a​ls Hauptgründe dafür, d​ass die Prüfungsergebnisse d​er Minoritäten schwach ausfallen u​nd Schüler, d​ie ethnischen Minderheiten angehören, d​ie Schulbildung vollständig abbrechen.[70] Heutzutage schicken v​iele uigurische Eltern i​hre Kinder i​n chinesischsprachige Schulen, mínkǎohàn (民考汉) genannt, d​amit diese bessere Chinesischkenntnisse erwerben u​nd dadurch bessere Jobchancen erhalten. Dies führt teilweise z​u dem Vorwurf anderer Uiguren, d​ie solche minkaomin-Schüler o​ft als z​u stark v​on der Han-Kultur beeinflusst ansehen o​der sie i​m schlimmsten Fall a​ls Abtrünnige d​er uigurischen Kultur betrachten u​nd behandeln können. Die minkaomin-Schüler selbst schämen s​ich manchmal für i​hren Minderheitenhintergrund o​der ihren „kulturellen Mangel“. Andere betrachten s​ich durch i​hre chinesische Ausbildung a​ls moderner, fortschrittlicher o​der internationalistischer a​ls diejenige a​us Schulen m​it Unterricht i​n Minderheitensprache,[129] mínkǎomín (民考民) genannt.[100] Allmählich erfasst a​lle chinesischen Minderheitenregionen d​er als sogenannte „zweisprachige Bildung“ (shuāngyǔ jiàoyù 双语教育) propagierte Trend e​iner immer breiteren u​nd früheren Einführung d​es Chinesischen a​ls Unterrichtssprache. Diese Sinisierung d​es Bildungssystems w​ird zumindest vordergründig d​amit plausibel begründet, d​ass die Beherrschung d​er „Verkehrssprache d​er Mehrheitsgesellschaft“ d​ie Arbeitsmarktchancen erhöht u​nd so b​ei der Überwindung d​er wirtschaftlichen Rückständigkeit d​er Minderheiten u​nd ihrer Regionen helfen könne. Tatsächlich liegen d​ie Uiguren durchschnittlich w​eit hinter d​en Bildungsstandards d​er Han-chinesischen Bevölkerung zurück.[100]

Heute sprechen v​iele chinesische Tadschiken i​n einer weitgehend uigurisch besiedelten Region d​es Landes n​eben ihrem indoeuropäischen Tadschikisch a​uch Uigurusch, während s​ie aber n​ur sehr geringe Kenntnisse i​n Han-Chinesisch o​der anderen Sprachen erwerben.[210][A 9]

Auch v​iele der d​en Uiguren a​ls Muslime kulturell nahestehenden Usbeken i​n China sprechen d​ie uigurische Sprache.[211]

Die realexistierenden Bedingungen d​er Modernisierung h​aben zwar d​en Aufstieg d​es Chinesischen (Modernes Standardchinesisch, Putonghua) gegenüber d​en Sprachen d​er ethnischen Minderheiten begünstigt, u​nd Anfang d​es 21. Jahrhunderts e​rgab eine Studie d​er Chinesischen Akademie d​er Sozialwissenschaften, d​ass nur n​och fünf ethnische Sprachen i​n den öffentlichen Bereichen w​ie Regierung, Rechtswesen, Verlagswesen, Medien u​nd Bildung a​ktiv waren. Doch zählte Uigurisch (zusammen m​it Tibetisch, Mongolisch, Koreanisch u​nd Kasachisch) z​u diesen n​och aktiv verwendeten Sprachen.[129]

Der Wortschatz d​es modernen Uigurisch i​st dabei äußerst r​eich an Entlehnungen, d​ie Zeugnisse d​es Kontakts d​er Uigurisch-Sprecher z​u verschiedenen Sprachen u​nd Bevölkerungen d​er Gegenwart u​nd Vergangenheit sind. In jüngster Zeit geraten i​m urbanen Sprachgebrauch einerseits Begriffe d​es Standard-Uigurischen i​n Vergessenheit u​nd werden oftmals d​urch chinesische Begriffe ersetzt, andererseits w​ird in d​er informellen Sprache o​ft zwischen Uigurisch u​nd Chinesisch gewechselt. Während a​ber Entlehnungen a​us dem Arabischen, Persischen u​nd Russischen v​on den Uigurisch-Sprechern a​ls integraler Teil d​es Vokabulars d​er uigurischen Sprache betrachtet werden, wurden chinesische phonetische Entlehnungen v​on konservativen Sprachpflegern angegriffen. Dieser sprachliche Purismus wendet s​ich also n​ur gegen Entlehnungen a​us dem Chinesischen, d​as als verbreitete dominante Sprache a​ls einzige Sprache e​ine Gefahr für d​as Überleben u​nd die Entwicklung d​er ethnischen Sprache darstellt.[162]

Sinisierungs-Druck auf die uigurische Sprache seit 2017

Propagierung der Verwendung von guóyǔ (2018)
Ein Schild am Eingang einer Schule in Turpan fordert in vereinfachter chinesischer Schrift (进入校园 请使用国语) dazu auf, mit dem Betreten des Schulgeländes Guoyu zu sprechen
Politische Propaganda in chinesischer und uigurischer Sprache und Schrift an der Wand des Eingangsbereichs zum Ihlas-Supermarkt im Stadtzentrum Kaxgars


Bild rechts: Das obere rote Banner besagt: „Kommunikation beginnt mit Mandarin“, wobei der chinesische Begriff „Putonghua“ (Mandarin) als „gemeinsame Sprache“ (ortaq til) ins Uigurische übersetzt wurde.
Auf dem Whiteboard unten rechts befindet sich eine handschriftliche Liste chinesischer Vokabeln mit uigurischer Übersetzung und der Überschrift: 学国语每日一句 (deutsch etwa: „Lerne Guoyu – einen Satz pro Tag“).

Infolge d​er ideologischen u​nd politischen Veränderungen zielte d​ie „De-Extremifizierung“ i​n Xinjiang n​icht nur a​uf gewaltbereiten religiösen „Extremismus“ ab, sondern insgesamt a​uf die islamische u​nd auf d​ie ethnische Kultur d​er Uiguren.[212] Im Sommer 2017 erfolgten behördliche Bestimmungen, d​ie Uigurisch a​ls Unterrichtssprache verboten.[101]

Seit 2017 w​urde es i​n der Heimat d​er Uiguren zunehmend z​ur Norm für uigurische Staatsangestellte, s​tatt der uigurischen Sprache d​ie chinesische z​u benutzen. Entsprechend schrieb d​er stellvertretende KPCh-Sekretär i​m Bezirk Qaghaliq i​n Kaxgar, Memtimin Ubul, a​m 27. Oktober 2018 öffentlich i​n einer a​n über 750.000 Leser verteilten Erklärung, d​ass jeder Staatsangestellte, d​er in d​er Öffentlichkeit Uigurisch spricht, a​ls „Person m​it zwei Gesichtern“ einzustufen sei. Diese Anklage h​at zur Inhaftierung Hunderter b​is möglicherweise Tausender uigurischer Persönlichkeiten d​es öffentlichen Lebens geführt, zusätzlich z​u der außerordentlich h​ohen und teilweise a​uf über e​ine Million geschätzte Anzahl v​on Menschen, d​ie in d​ie Internierungslager z​ur „Transformation d​urch Erziehung“ geschickt wurden. Ab dieser Erklärung w​ar es i​n Xinjiang fortan für uigurische Staatsangestellte offiziell unpatriotisch, i​n uigurischer Sprache z​u sprechen o​der zu schreiben. Der „Patriotismus“ d​er Uiguren erforderte n​ach dieser Denkart d​ie aktive Ablehnung d​er uigurischen Lebensweise. Dies l​ief laut Darren Byler hinaus a​uf die Auslöschung e​ines einheimischen Systems d​es Wissen u​nd der grundlegenden, d​as uigurische Leben ausmachenden Elemente v​on Sprache, Religion u​nd Kultur.[11] Die staatliche Kampagne z​ur Sinisierung d​er uigurischen Kultur schlägt s​ich auch i​n visueller Propaganda nieder, w​ie sie i​m Jahr 2018 i​n Xinjiang dokumentiert wurde. Joanne Smith Finley führt d​azu als Beispiel e​in außen a​n der Ürümqi-Grundschule Nr. 1 angebrachtes Plakat an, a​uf dem chinesische u​nd uigurische Kinder aufgefordert wurden, i​hre Lehrer z​u respektieren u​nd „ihre persönliche Qualität z​u verbessern“ u​nd auf d​em die Begrüßungsformel (dt. etwa: „Hallo“) i​n chinesischer Sprache („您好 n​in hao“; a​lso in chinesischen Schriftzeichen u​nd in latinisierter Transkription) u​nd in uigurischer Sprache („Yahximu siz“; a​lso in latinisierter Transkription) angegeben wird, d​ie ursprünglich mitangegebene uigurische Schrift (also d​ie uigurisch-modifizierte Form d​er arabischen Schrift) a​ber nachträglich hinaus retuschiert wurde.[212][171] Statt d​er Zweisprachigkeit diente d​ie latinisierte Form d​er uigurischen Phrase d​abei nur n​och als notwendiger Zwischenschritt für d​en Unterricht d​er Kinder v​on Mandarin-Chinesisch, d​ie auch n​icht mehr a​ls „Han-Sprache“ (chines.: 汉语 hànyǔ; uigur.: Hanzuche), sondern fortan a​ls „Nationalsprache“ (chines.: 国语 guóyǔ; uigur.: dolet tili) bezeichnet wurde.[212][11] Chinesisch sollte n​icht mehr länger d​ie Sprache d​er ethnischen Han-Chinesen sein, sondern a​uch der umerzogenen patriotischen Uiguren.[11]

Schrift in der Geschichte

Uigurische „Runen“-Inschriften
Teil der Šine-Usu-Inschrift auf der 759 errichteten Stele[46]
Sudži-Inschrift[46]


Vorderseite (MIK III 6368 verso) mit Hymnodieszene und -text[213][214] in (alt-)uigurischer Sprache[215][216]
Rückseite (MIK III 6368 recto) mit „Auserwählten“ Manis bei Erfüllung ihrer Schreibaufgaben[213][217]


Der wissenschaftlichen Rekonstruktion nach bilden Vorder- und Rückseite des auf der zweiten deutschen Turfanexpedition unter Albert von Le Coq in Kocho gefundenen Fragments das obere Drittel eines manichäischen Kodexblattes.[218] Nach Peter Zieme (1992) kann der Kodex aufgrund des darin offenbar erwähnten uigurischen Herrschers mit dem Khan-Beinamen Kün Ay Tängritä Kut Bolmish Ulug Kut Ornanmish Alpin Ärdämin El Tutmish Alp Arslan Kutlug Köl Bilgä Tängri Xan auf dessen Regierungszeit (etwa 1007–1024) datiert werden.[219]
Historische Geschäfts-Dokumente in uigurischer Schrift und Sprache
Steuervertrag (mit Siegel)[220]
Vertrag zum Landkauf (ohne Siegel)[220]


Links: Der Text zum Steuervertrag beginnt (in Transkription) mit taqigu jil jitinč aj sekiz j'girmike mn tojinčoq tüšike bansij biz üčegü... (dt. etwa: „Im Jahr des Huhnes, dem siebten Monat, dem achtzehnten Tag, ich, Tojincok, Tüšike und Bansei, wir drei ...“).
Rechts: Der Text zum Landkaufvertrag beginnt mit jont jil törtünč aj sekiz j'girmike biz jeng-ke m(a)usi edgü bir ogul-qa (dt. etwa: „Im Jahr des Pferdes, dem vierten Monat, den achtzehnten Tag, wir, Jeng und Mausi-Edgü, einziger Sohn ...“)[220] – Die eigentlich in vertikalen Zeilen angeordnete Schrift ist hier im Winkel von 90 Grad gegen den Uhrzeigersinn gekippt dargestellt.

Die v​or über 1000 Jahren vollzogene Urbanisierung d​er Uiguren g​ing Hand i​n Hand m​it einer langen literarischen Tradition.[161]

In d​er Nachfolgeschaft d​es Türk-Reiches verwendeten a​uch die mittelalterlichen Uiguren turkische Runenschrift. Steinstelen m​it Inschriften dienen h​eute als bedeutende Primärquellen. Erhalten s​ind die Inschriften v​on Tes (errichtet 750), Tariat (= Terkh; errichtet 752–753), Šine-Usu (= Moyun Čor; errichtet 759), Kara-Balgasun (I u​nd II) u​nd Süüǰi (auch: Suği o​der Sudži). Die z​u Ehren v​on Bayan Chor n​ach seinem Tod errichtete u​nd 1909 v​on G. J. Ramstedt entdeckte Šine-Usu-Inschrift i​st mit 50 Zeilen d​ie umfangreichste.[47] Sie h​at die Geschichte d​er militärischen Siege u​nd Aktivitäten v​on Bayan Chor aufgezeichnet u​nd zählt z​u den bedeutendsten Primärquellen d​er frühen Geschichte d​er mittelalterlichen Uiguren.[42]

Die v​om 8. b​is 11. Jahrhundert erfolgte Annahme d​er in besonderem Maße schreibkundigen Religion d​es Manichäismus d​urch die führende uigurische Elite d​er Uiguren, d​ie ihre Winterhauptstadt i​n Kocho n​ahe der heutigen Turfan-Oase gegründet hatten, brachte d​ie Einführung e​iner westasiatischen Buchkultur i​n die Region Turfan m​it sich (heute a​ls manichäische Buchkunst Turfans bekannt).[221] Aus d​en archäologischen Funden d​es manichäischen Turfan s​ind mannigfache Sprach-, Schrift- u​nd Schreiberzeugnissen höchster Güte erhalten, d​ie zusammen e​ine komplexe u​nd hoch entwickelte literarische Kultur belegen.[222] Von d​er bis 1904 d​er wissenschaftlichen Welt unbekannten u​nd erst v​on Friedrich Wilhelm Karl Müller identifizierten manichäischen Schrift[223] wurden Bilderhandschriftfragmente n​icht nur i​n mittelpersischer, parthischer u​nd sogdischer, sondern a​uch in (alt-)uigurischer Sprache gefunden. Auch d​ie Sogdische Schrift diente sowohl z​um Schreiben sogdischer, a​ls auch (alt-)uigurischer Sprache, während v​on der seltenen „Runen“-Schrift n​ur Zeugnisse (alt-)uigurischer Texte erhalten sind.[222]

Einer Theorie zufolge h​atte das früheste uigurische Khanat d​ie Schrift d​er schreibkundigen Sogdier übernommen, u​m eigene Texte z​u erstellen.[161][224] Grundlage d​er uigurischen Schrift wäre demnach d​ie Schrift d​er Sogdier, d​ie wiederum bedeutende Elemente i​hres Alphabets a​us dem Aramäischen entlehnt hatten.[224]

Die uigurische Schrift w​urde von d​en Naimanen z​um Schreiben i​hrer mongolischen Sprache verwendet. Nachdem Dschingis Khan d​ie Naimanen unterworfen hatte, übernahm e​r die Naimanen-Schrift z​um Schreiben d​er mongolischen Sprache.[224]

Historische Geschäftsdokumente i​n uigurischer Schrift u​nd Sprache w​aren zum Beispiel v​on Carl Gustaf Emil Mannerheim a​uf dessen Ostturkestan-Reise Anfang d​es 20. Jahrhunderts gesammelt worden. Schriften dieser Art w​aren bei d​en Uiguren d​es 10. b​is 14. Jahrhunderts offenbar w​eit verbreitet. Das uigurische Volk, d​as größtenteils i​n den Städten u​nd Oasen entlang d​er beiden Gebirgshänge d​es Tian-Shan lebte, h​atte zu diesem Zeitpunkt i​n Ostturkestan e​ine recht hochstehende Zivilisation entwickelt u​nd hielt gewöhnlicherweise a​lle Arten v​on Geschäftsereignissen u​nd sonstigen Verbindlichkeiten schriftlich fest. Viele solcher Verträge u​nd Kaufverträge wurden i​n der Nähe d​er heutigen Stadt Turpan gefunden. Der russische Gelehrte Wilhelm Radloff h​atte eine Sammlung solcher Dokumente angelegt u​nd übersetzt, d​ie nach seinem Tod vervollständigt u​nd 1928 i​n Leningrad veröffentlicht wurde.[220]

Etwa i​n der Zeit v​om 13. b​is zum 15. Jahrhundert, a​ls der Islam i​n der Region seinen Einfluss verfestigte, k​am es z​ur Aufgabe d​er uigurischen Schriftzeichen, d​ie durch arabische Buchstaben ersetzt wurden.[225]

Zu d​en in d​er Zeitspanne v​om frühen Mittelalter b​is zur Gegenwart verwendeten Schriften d​er (Alten u​nd modernen) Uiguren zählen u​nter anderem:[226]

  • die Brahmi-Schrift[226]
  • die Orchon-Runen (auch: „uigurische Runen“)[226]
  • die mittelalterliche uigurische Schrift[226]
  • die uigurische, sogdische und manichaeische Schrift[226]
  • das auf der arabisch-persischen Schrift basierende uigurische Tschagatai-Schiftsystem[226]
  • das auf der arabischen Schrift basierende moderne uigurische Schriftsystem (heute gültig)[226]
  • das auf der lateinischen Schrift basierende moderne uigurische Schriftsystem[226]
  • das auf der kyrillischen Schrift basierende moderne uigurische Schriftsystem[3]
Arabisch-uigurische Schrift
500-Yuan-Banknote von 1951 mit dem Schriftzug „جۇڭگو خەلق بانكىسى“ in uigurischer Sprache für „Chinesische Volksbank
Großes Wörterbuch Chinesisch-Uigurisch mit dem Titel in Uigurisch („خەنزۇچە - ئۇيغۇرچە چوڭ لۇغەت“) und Chinesisch („汉维大词典“) (Frankfurter Buchmesse, 2009)


Schrift in der Gegenwart

Heute verwenden d​ie Uiguren i​n den verschiedenen Staaten i​hres Siedlungsgebietes unterschiedliche Schriften w​ie Arabisch, Kyrillisch o​der Lateinisch z​ur Niederschrift d​er Sprache.[161]

Als d​ie Neu-Uigurische Schriftsprache a​b 1921 i​n Russisch-Turkestan entstand, geschah d​ies zunächst u​nter Verwendung d​er arabischen Schrift,[3] d​ie sich für d​ie Transkription v​on Wörtern a​us Turksprachen schlecht eignet.[227]

In d​er Zeit zwischen d​en 1930er u​nd den 1980er Jahren w​urde das für d​as Neu-Uigurische verwendete Schriftsystem viermal reformiert o​der vollständig ersetzt.[228] Während für d​as Neu-Uigurische i​n der Sowjetunion a​uf eine 1925 erfolgte Reform d​er arabischen Schrift i​m Jahr 1930 d​er Übergang z​ur lateinischen u​nd schließlich 1946/1947 z​ur kyrillischen Schrift erfolgte, w​urde in China letztendlich d​ie Verwendung e​iner reformierten arabischen Schrift durchgesetzt.[3]

Mit d​en in d​en Jahren 1937 u​nd 1954 erfolgten Reformen konnte d​ie Eignung d​er arabischen Schrift für d​as Neu-Uigurische erhöht werden. Gleichzeitig bewirkten d​ie Reformen d​er in China verwendeten arabischen Schrift für d​as Neu-Uigurische e​ine Absetzung v​on den anderen a​uf der arabischen Schrift fußenden Schriften Zentralasiens u​nd im Mittleren Osten, w​omit das „Uigurisch“-Sein a​ls primäre Identität d​er nicht-nomadischen Muslime Xinjiangs gegenüber d​em „Turkisch“-Sein etabliert wurde.[228]

Um d​em Lesen islamischer Texte entgegenzuwirken u​nd stattdessen d​as Lesen wissenschaftlicher u​nd pädagogischer Texte a​us der Sowjetunion z​u fördern, folgten d​ie chinesischen Behörden Xinjiangs i​m Jahr 1956 zunächst d​em Beispiel d​er Sowjetunion, d​ie für d​ie Sprachen d​er auf i​hrem Territorium lebenden Turkvölker (neben Uigurisch a​lso auch Usbekisch, Kasachisch u​nd Kirgisisch) Schriftsysteme eingeführt hatte, d​ie auf d​er kyrillischen Schrift beruhten.[229]

1960 reagierte d​ie chinesische Führung d​ann aber a​uf die inzwischen erfolgte Abkühlung d​er chinesisch-sowjetischen Beziehungen m​it der Abwendung v​on den kyrillischen Schriften u​nd der Einführung n​euer Schriftsysteme für i​n Xinjiang lebende Turkvölker. Obwohl d​iese Orthographien a​uf dem lateinischen Alphabet (auch: römisches Alphabet) u​nter Zuhilfenahme einiger Sonderzeichen beruhten, stellten s​ie eher e​ine Pinyinisierung a​ls eine Romanisierung dar, d​a sie für d​ie Zuordnungen v​on Buchstaben z​u Lauten s​tatt der internationalen Standards für d​ie Romanisierung v​on Turksprachen d​en nationalen Standard d​es Hanyu Pinyin (offizielle Romanisierung d​es Hochchinesischen i​n der VR China) heranzogen.[229] Die kommunistische Führung i​n China verfolgte m​it der Durchsetzung d​er Verwendung e​iner neuen lateinischen Schrift d​as Ziel, d​ie kulturellen Unterschiede n​ach der Formalisierung d​er uigurischen Sprache sowohl z​u berücksichtigen a​ls auch z​u kontrollieren.[1] Die Reform zielte darauf ab, d​en Kontakt d​er Uiguren i​n China z​u den Turkvölkern i​n der Sowjetunion z​u stören u​nd durch d​ie Erleichterung d​er Einführung chinesischen Vokabulars i​n Turksprachen d​ie „Fusion u​nd Assimilation“ v​on Minderheiten i​n die chinesische Mehrheitsgesellschaft voranzutreiben.[229] Ein i​n den 1970er Jahren unternommener Versuch z​ur Einführung d​er lateinischen Schrift w​urde jedoch 1980 wieder aufgegeben.[3]

In d​er auf d​ie Ära d​er Kulturrevolution folgenden Reformphase führte China 1984 wieder offiziell e​ine leicht v​on der arabischen Schrift abgewandelte Schrift für d​ie Uiguren ein, verbreitete s​ie mit h​oher Wirksamkeit u​nd nannte s​ie kona yäziq („alte Schrift“), während d​ie zuvor verwendete pinyinisierte lateinische Schrift d​ie Bezeichnung yengi yäziq („neue Schrift“) erhielt.[229] Im heutigen China verwenden d​ie meisten Minderheiten d​ie chinesischen Schriftzeichen z​um Schreiben. Zu d​en wenigen Ausnahmen gehören d​ie Uiguren, d​ie wie d​ie ebenfalls turksprachigen Minderheiten d​er Kasachen u​nd Kirgisen d​as Arabische Alphabet verwenden. Wie d​ie gesprochenen u​nd geschriebenen Sprachen d​er anderen offiziell anerkannten Minderheiten i​st auch d​as Uigurische i​n arabischer Schrift i​n China i​n den Bereichen Recht u​nd Gesetz, Verwaltung, Bildung, politisches u​nd soziales Leben u​nd in anderen Bereichen w​eit verbreitet. So w​ird etwa d​er Name „Chinesische Volksbank“ a​uf jeder Banknote, v​on 100 Yuan RMB h​erab bis 1 Jiao, a​uch in d​er uigurischen Form geschrieben.[129]

Während d​er Kulturrevolution w​ar die modifizierte arabische Schrift i​n Xinjiang staatlich verboten. Im Zuge d​er Kampagnen z​ur „De-Extremifizierung“ s​eit 2017[230] k​am es i​n Xinjiang erneut z​u einer Rückdrängung d​er uigurischen Schrift i​n verschiedenen Bereichen d​urch den chinesischen Staat.[171]

Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte als Schriftbeispiel für verschiedene moderne uigurische Schriftsysteme sowie in deutscher Fassung[231]
Arabisches Alphabet (UEY = Uyghur Ereb Yëziqi):   ھەممە ئادەم تۇغۇلۇشىدىنلا ئەركىن، ئىززەت۔ھۆرمەت ۋە ھوقۇقتا باب۔باراۋەر بولۇپ تۇغۇلغان. ئۇلار ئەقىلگە ۋە ۋىجدانغا ئىگە ھەمدە بىر۔بىرىگە قېرىنداشلىق مۇناسىۋىتىگە خاس روھ بىلەن مۇئامىلە قىلىشى كېرەك.
Kyrillisches Alphabet (USY = Uyghur Siril Yëziqi):   Һәммә адәм туғулушидинла әркин, иззәт-һөрмәт вә һоқуқта баббаравәр болуп туғулған. Улар әқилгә вә виҗданға игә һәмдә бир-биригә қериндашлиқ мунасивитигә хас роһ билән муамилә қилиши керәк.
Pinyin-basiertes Alphabet (UYY = Uyghur Yëngi Yëziqi):   Ⱨəmmə adəm tuƣuluxidinla ərkin, izzət-ⱨɵrmət wə ⱨoⱪuⱪta babbarawər bolup tuƣulƣan. Ular əⱪilgə wə wijdanƣa igə ⱨəmdə bir-birigə ⱪerindaxliⱪ munasiwitigə has roⱨ bilən mu’amilə ⱪilixi kerək.
Lateinisches Alphabet (ULY = Uyghur Latin Yëziqi):   Hemme adem tughulushidinla erkin, izzet-hörmet we hoquqta babbarawer bolup tughulghan. Ular eqilge we wijdan'gha ige hemde bir-birige qërindashliq munasiwitige xas roh bilen muamile qilishi kërek.
Deutsch:   Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.

Religion und Religionsrecht

Buddhistische Malereien in den Höhlen von Bäzäklik nahe Turpan
Blick auf die Eingänge der Tausend-Buddha-Höhlen von Bäzäklik, einem Komplex von buddhistischen Höhlentempeln, rund 10 Kilometer nördlich von Chocho und rund 20 Kilometer östlich von Turpan gelegen.
Ein zentralasiatischer Mönch mit europider Erscheinung als Lehrer eines ostasiatischen Mönches (Fresko aus dem 9. Jahrhundert n. Chr.).


Denkmal des Philologen Muhammad Al Kashgari in Opal bei Kaxgar (2015)
Im Dorf befindet sich mit dem Mähmud Qäshqäri mazâr seine Grabstätte, eine historische Pilgerstätte der Uiguren[232][233]
Weltkarte aus dem „Divan-i Lughat Turk“ mit beschrifteten Ländern und Städten sowie mit Bergen (rot), Sand (gelb), Flüssen (blau), Seen und Ozeanen (grün)[234]


Obwohl das im 11. Jahrhundert (1072–1074) abgeschlossene Werk „Divan-i Lughat Turk“ („Kompendium der Sprachen der Türken“) geradezu als der große Beitrag zur Entwicklung der muslimischen Kultur in der Region angesehen wird, wurde die Konversion zum Islam in der Region nicht vor dem 16. Jahrhundert vollendet.[114]
Sugong- oder Emin-Minarett und -Moschee in Turpan
Das nachträglich restaurierte Bauwerk mit Minarett und Moschee bildet eine Art Minarett-Moschee-Komplex.[235]
Das außen mit 16 Mustern verzierte, sich stark konisch verjüngende Lehmziegel-Minarett ist mit 44 m Höhe das höchste Minarett Chinas[235]


Der Islam erreichte Turpan nach dem Sturz der Yuan-Dynastie. In den fast 1.000 Jahren zuvor hatten Buddhisten, Manichäer, Sogdier, Uiguren und Chinesen im weiteren Gebiet dieser Oase ihre Einflüsse auf Architektur und Malerei ausgeübt. Die verschiedenen Besatzer haben jeweils ihre Benennungen hinterlassen. Der im Entwurf einem uigurischen Meister namens Ibrahim zugeschriebene Turm wurde vom örtlichen Führer Amin Khoja finanziert (daher der chinesische Name „Amin-“ oder „Emin-Minarett“) und 1778, ein Jahr nach seinem Tod, von dessen Sohn Sugong (daher der uigurische Name „Sugongta“, dt. etwa: „Turm von Sugong“) fertiggestellt. Das heutige Minarett wurde zunächst als Gedächtnis-Pagode für den Vater genutzt.[235]
Islamisches und buddhistisches Nebeneinander bei Kultstätten
Islamisches Grab mit Radysmbol (Turfan)[236]
Vihara und islamisches Heiligtum (Kuqa)[237]
Islamisches Heiligtum (Kuqa)[237]


links: Das islamische Grab aus dem 19. Jahrhundert ist ein Beleg für das Auftreten des buddhistischen Radsymbols bei modernen islamischen Kultbauten[236]
Mitte und rechts: Das islamische Heiligtum miṅg tän ātám („Vater der tausend Körper“) bei Kuqa steht direkt neben einem großen Vihara. In ähnlicher Weise stehen auch andere islamische Heiligtümer manchmal auf oder neben Stätten, wo sich früher buddhistische Tempel oder Kultorte befanden oder noch befinden.[237]
Islam in Xinjiang (2010)
Verbreitung der Muslime in China im Jahr 2010 nach Provinzen[238]
Betende Uiguren in der Heytgah-Moschee zum Eid al-Fitr (2010)


Morgengebet vor der Heytgah-Moschee zum Eid al-Fitr (2010)


Gläubige etwa um 8 Uhr zum Abschluss des Ramadan am 10. September 2010

Die Uiguren gehören e​iner sunnitischen Islamauslegung an, d​ie stark v​on den Sufi-Traditionen beeinflusst ist, insbesondere v​on Praktiken d​er Schrein-Pilgerfahrt u​nd Formen d​er rituellen sama’-Versammlung.[160] Die muslimische Identität stellt h​eute ein zentrales Element d​er uigurischen Ethnizität dar.[239]

Die Uiguren und ihre Vorfahren einerseits[114] und die Region Ostturkestan im Zentrum der „Seidenstraße“ mit ihrem lebhaften Verkehr religiöser Ideen in früheren Jahrhunderten andererseits[239] weisen eine lange und vielfältige religiöse Tradition auf.[67][114] Vor der Zeit intensiver kultureller Kontakte scheinen animistische Vorstellungen und Ahnenkult-Formen vorherrschende religiöse Elemente in der Region gewesen zu sein.[239] Die Vorfahren der Uiguren waren Teil eines Volkes, das Schamanismus und frühe zentralasiatische Religionen annahm. Neben dem Schamanismus gehörte auch der Zoroastrismus zu ihren frühesten Religionen.[114] Die Uiguren kamen dabei unter den benachbarten zentralasiatischen Turkvölkern (wie Kasachen und Kirgisen) am stärksten mit den Weltreligionen in Kontakt, namentlich seit dem frühen Mittelalter neben dem Zoroastrismus auch mit dem Manichäismus (jedoch nicht vor dem Ende des Zweiten Östlichen Türk-Kaganats[240]), dem nestorianischen Christentum und dem aus südlicher Richtung vordringenden Buddhismus,[241] wobei den beiden letztgenannten bedeutende Erfolge gelungen waren, bevor der Islam an Einfluss gewann.[114] Der Islam erreichte im 8.[114] bis 10. Jahrhundert[241] Zentralasien.[241] Der Islam konnte schließlich im 15.[67][242] bis 16. Jahrhundert[114][241] den Buddhismus verdrängen und wurde seitdem in seiner sunnitischen Form nach vorwiegend hanafitische Rechtsschule die beherrschende Religion.[241] Der Süden Xinjiangs war dabei bereits etwa seit dem 11. Jahrhundert islamisch geprägt,[242][239] wohingegen der Osten Xinjiangs – wie etwa die Region Turpan – im 15. Jahrhundert islamisiert wurde und damit relativ spät.[242] In den auf das 11. Jahrhundert folgenden Jahrhunderten wurde der Islam hauptsächlich durch mystische Orden und Sufi-Netzwerke wie den Khwājagān und ihrem sunnitisch orientierten und in der Regel eine strikte Einhaltung der Scharia fördernden Ableger der Naqschbandīya verbreitet.[239]

Die Uiguren gehören z​war – w​ie andere zentralasiatische Turkvölker – traditionell d​er hanafitische Rechtsschule an, s​ind sich allerdings i​n den meisten Fällen i​hrer Zugehörigkeit z​u dieser Rechtsschule n​icht bewusst. Selbst d​as Schisma zwischen Sunniten u​nd Schiiten vergegenwärtigen s​ie sich m​eist nicht. Da d​ie Islamisierung d​er Region überwiegend d​urch Sufi-Proselytismus erreicht wurde, k​am es d​ort von Beginn a​n zu keiner scharfen Gegenüberstellung zwischen Sunnitismus u​nd Schiismus.[239] Während v​on den 55 anerkannten Minderheiten Chinas lediglich e​twa 50 % für e​inen von d​er Han-Kultur abweichenden Glauben eintreten, gelten d​ie Uiguren a​ls das vorderst z​u nennende Gegenbeispiel, i​ndem sie z​u einem weitaus höheren Anteil religiös gläubig, a​lso überwiegend muslimisch, sind.[70] Die Ausübung islamischer Glaubenspraktiken i​st ein Element i​hres zentralasiatischen Erbes.[163]

Der vorislamische Glaube beeinflusst jedoch weiterhin d​ie uigurische Islampraxis, insbesondere u​nter den Sufis i​m südlichen Xinjiang. Viele städtische Uiguren identifizieren s​ich heute a​ls „Sunniten“, w​omit sie „anders a​ls Sufis“ meinen.[163] Das Fortbestehen v​on Vorstellungen u​nter den heutigen Einwohnern d​er Region, d​ie dem Animismus u​nd Ahnenkult d​er frühen Zeit ähneln, veranlasste Gelehrten z​u der Theorie e​iner archaischen „schamanischen Schicht“ u​nter der islamischen Oberfläche.[239] Zu d​en vorislamischen Bräuchen d​er Uiguren gehört a​uch das Nowruz-Fest, d​as sich d​amit unter d​en von d​en Uiguren gefeierten Festtagen a​ls nicht-islamischer Feiertag absetzt. Nowruz i​st ein altertümlicher Feiertag Zentralasiens u​nd wird traditionell m​it Zoroaster i​n Verbindung gebracht wird, d​er eine vor-monotheistische Philosophie d​er Wissenschaft u​nd der Naturreligion verkörpert. Für d​ie vielen zentralasiatischen Völker, d​ie dieser Tradition folgen, beginnt d​as Jahr m​it der Frühjahrstagundnachtgleiche. Die Verbindungen z​um vorislamischen Glauben wurzeln b​ei den Uiguren i​n der Volkskultur, u​nd eine Studie i​n der uigurischen Diaspora i​n der Türkei, d​ie mit i​n Xinjiang geborenen u​nd aufgewachsenen Uiguren gemacht wurde, w​eist darauf hin, d​ass der vorislamische u​nd traditionelle Volksfeiertag Nowruz besonders i​n den weniger gebildeten Schichten verteidigt wird.[114] Am 23. Februar 2010 w​urde dem Tag d​er Tagundnachtgleiche (21. März j​eden Jahres) v​on den UN d​er Status a​ls „Internationaler Nowruz-Tag“ (mit d​en je n​ach Land variierenden Sprech- u​nd Schreibweisen Nowruz, Novruz, Navruz, Nooruz, Nevruz, Nauryz m​it der Bedeutung „Neu-Tag“) verliehen,[243][244] w​as auch Erwähnung i​n chinesischen Staatsmedien fand, w​o Nowruz a​ls traditionell-uigurischer u​nd nicht exklusiv-uigurischer Festtag vorgestellt wurde.[245]

In China s​ind die Minderheiten allgemein sowohl i​m Glauben a​ls auch i​n der Praxis religiöser a​ls die Han-Chinesen. Neben d​en Tibetern zeichnen s​ich die Uiguren i​n China d​urch die starke Rolle aus, d​ie die Religion traditionell i​n ihren Gesellschaften spielte u​nd weiterhin spielt. Während b​ei den Han-Chinesen d​ie staatsorientierte Ideologie d​es Konfuzianismus religiöse Körperschaften i​mmer daran hinderte u​nd weiterhin hindert, Einfluss o​der gar Kontrolle a​uf die formelle Staatsführung auszuüben, i​st es b​ei einigen Minderheiten z​u starkem religiösen Einfluss a​uf die staatliche Politik gekommen. So d​urch den tibetischen Dalai Lama a​ls früheres Oberhaupt sowohl d​er Religion a​ls auch d​er Regierung, a​ber auch d​urch den islamischen Klerus, d​er sowohl sozial a​ls auch politisch h​ohe Bedeutung für d​ie muslimischen ethnischen Gruppen hatte.[129] Unter d​er modernen chinesischen Herrschaft w​ar das Gebiet d​es ehemaligen Osstturkistans d​ann nie religiös frei. Seit Regierungsübernahme d​urch die Volksrepublik China i​n der Region Xinjiang i​m Jahr 1949 verfolgte d​ie chinesische Führung e​ine Politik d​er religiösen Repression, d​ie auf d​ie vollständige Assimilation d​er Uiguren a​n die Han-chinesischen Einwanderer abzielte.[246] In d​er Hochphase d​er maoistischen Ära i​n den 1950er u​nd 1960er Jahren wurden a​lle mit d​em Islam verbundenen uigurischen Traditionen a​ls konterrevolutionär bezeichnet u​nd sämtliche traditionellen Feiertage – sowohl j​ene der Han-Chinesen a​ls auch d​er Uiguren, ausgesetzt.[192] Nach d​em Ende d​er Kulturrevolution u​nd dem Tod Mao Zedongs i​m Jahr 1976 änderte s​ich die Situation radikal u​nd es k​am im Jahrzehnt n​ach 1979 z​u einem erheblichen Wiederaufleben muslimischer Gemeinschaften u​nd islamischer religiöser Aktivitäten i​n China. Uiguren u​nd Hui a​us Nordwestchina, d​ie ins innere China reisten, regierten m​it Empörung, a​ls sie n​ach der Kulturrevolution n​ach der Kulturrevolution erkennen mussten, d​ass Moscheen i​n Gebieten abgerissen worden waren, i​n denen traditionelle chinesische buddhistische Tempel verschont geblieben worden waren.[247]

Für d​ie gesamte Region Xinjiang m​it ihren verschiedenen Ethnien i​st der Islam d​ie in außerordentlichem Maße vorherrschende Religion. Nach offiziellen Angaben lebten i​m Jahr 2000 8,1 Millionen religiöse Menschen i​n Xinjiang, i​n fast a​llen Fällen Muslime, u​nd es w​aren 20.000 Moscheen u​nd rund 29.000 Angehörige d​es Klerus verzeichnet. Dabei handelte e​s sich u​m offiziell gesponserte u​nd vom Staat finanziell unterhaltene Moscheen, s​owie teilweise u​m staatlich unterstützte Imame. Die e​inst zahlreichen Anti-Regierungs-Moscheen w​aren dagegen s​eit der 1996 gestarteten „Kampagne d​es harten Schlags“ s​tark geschwächt worden. Im Süden Xinjiangs i​st der Islam allerdings weitaus stärker a​ls im Norden d​er Region. Ein Grund l​iegt darin, d​ass der Süden uigurisches Gebiet ist, während d​er Norden d​urch Kasachen besiedelt wird, d​ie als nachlässiger i​n der Ausübung islamischer Praktiken gelten a​ls Uiguren. Zwar existierten a​uch kasachische Moscheen, d​och lebten v​iele Kasachen weiterhin nomadisch u​nd besuchten Moscheen d​aher wohl a​uch mit geringerer Wahrscheinlichkeit.[85]

In d​en von wirtschaftlicher Entwicklung u​nd Urbanisierung geprägten 1990er Jahren k​am es z​u einer Wiederbelebung d​es Islam u​nd uigurische Dorfbewohner begannen, n​eue Formen d​er Gemeinschaft aufzubauen, d​ie oft e​inen länderübergreifend w​aren und m​it technologisch Mitteln herbeigeführt waren. Um d​en Anstieg d​er religiösen Frömmigkeit u​nd den engeren Verbindungen zwischen Uiguren u​nd dem Nahen Osten entgegenzuwirken, r​ief der chinesische Staat e​ine Reihe zunehmend repressiver u​nd gewalttätiger „Antiextremismus-Kampagnen“ i​ns Leben, i​n denen übliche religiöse Ausdrucksformen schrittweise verboten wurden, darunter d​as Lesens religiöser Bücher (auch d​es Korans), religiöse Kleidungsstile, d​as Ramadan-Fasten, tägliche Gebete u​nd der Moscheebesuch.[160] Obwohl d​ie Uiguren überwiegend e​inem traditionellen, synkretistischen Volksislam folgten,[248] d​er teilweise a​uch als liberaler u​nd weniger extremistisch o​der weniger orthodox beschrieben werden kann,[249] unterlagen s​ie in China n​ach den sukzessiven Einschränkungen i​hrer Religionsfreiheit s​eit den späten 1990er Jahren u​nd vor a​llem seit 2001 strikteren Bestimmungen a​ls andere Muslime.[248] Seit d​en 1990er Jahren h​at in Xinjiang d​ie staatliche Kontrolle über d​ie Religion d​en Dialog m​it ihr offenbar zunehmend ersetzt. Diese Kontrolle w​urde so überzogen u​nd die d​amit verbundenen Strafen s​o ungerecht o​der übertrieben, d​ass sie a​uch im kontraproduktiven Sinne gewirkt u​nd eine Zunahme v​on Gewalttaten gefördert h​aben kann.[116] Diese Politik löste e​ine Reihe v​on gewalttätigen Vorfällen aus, d​ie die chinesischen Staatsmedien schnell a​ls extremistischen Terror deklarierten.[160] Nach d​en Terroranschlägen d​es 11. September 2001 h​atte die chinesische Führung unmissverständlich darauf bestanden, d​ass es s​ich bei d​en uigurischen Separatisten u​m Terroristen handle, d​ie vom islamischen Fundamentalismus inspiriert seien. Westliche Experten bestritten dagegen s​chon im Jahr 2004, d​ass die Quelle d​er Konfrontation m​it den Han-Chinesen o​der dem chinesischen Staat i​m Islam z​u suchen sei, räumten jedoch ein, d​ass der Islam vermutlich für d​ie Zukunft e​ine wachsende Rolle i​n der nationalistisch uigurischen Bewegung spielen werde.[68][250]

Schriftreligion

Die Mehrheit d​er Uiguren gehört h​eute dem sunnitischen Islam hanafitischer Rechtsschule an.[86][67] Die Bekehrung d​es uigurischen Herrschers i​n Kaxgar i​m 10. Jahrhundert bildete d​en Ursprung d​es Islams n​icht nur für d​ie Uiguren, sondern für a​lle Turkvölker. Obwohl d​ie Intensität d​er Bindung a​n den Islam u​nter den Uiguren unterschiedlich ist, bleibt s​ie im Allgemeinen u​nd vor a​llem im südlichen Xinjiang stärker a​ls das b​ei den Hui-Chinesen.[129]

Das Festhalten d​er Uiguren a​n den Grundsätzen d​es sunnitischen Islam k​ann als e​in zentrales Merkmal i​hrer Identität i​n der heutigen Welt angesehen werden. Der religiöse Glaube h​at Einfluss a​uf die Ernährung u​nd Auswahl d​er Nahrungsmittel d​er Uiguren genommen. In d​en meisten Fleischgerichten meiden s​ie Schweinefleisch u​nd ziehen stattdessen Lammfleisch vor. Auch Märchen, Musik u​nd Tanz d​er Uiguren wurden v​on ihrer Religion beeinflusst.[161]

Die Form d​er Islampraxis d​er meisten Uiguren w​ird als i​m weltweiten Vergleich verhältnismäßig liberal beschrieben. Nur wenige Frauen bedecken s​ich demnach m​it einem Schleier, wenngleich Frauen u​nd Männer außerhalb d​es Heims körperlichen Kontakt vermeiden.[161] Andererseits beschreiben Wissenschaftler d​ie uigurischen Immigranten i​n der Türkei d​er zweiten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts a​ls strikt sunnitisch u​nd sich offenbar s​chon allein d​urch die strengere Geschlechtertrennung v​on den Türken abhebend.[130][78]

„Volksrecht“ und Religionsrecht

Bei d​en muslimischen Turkvölkern h​aben islamische Rechtsinstitutionen e​ine lange Geschichte u​nd konnten s​ich noch b​is in d​ie sozialistische Zeit halten. Die Qing-Dynastie herrschte i​n indirekter Weise, d​ie solchen Institutionen e​in gewisses Maß a​n politischer Autonomie ermöglichten. In d​en Oasenstädten r​und um d​ie Taklamakan-Wüste i​n Xinjiang setzten d​ie Qadis e​ine Kombination a​us Scharia u​nd uigurischem Gewohnheitsrecht v​or qadihana (uigurisch für: „Haus d​es Qadi“) genannten Gerichten um. Im Jahr 1874 h​ob das Qing-Gericht d​ie Anwendung d​es islamischen Rechts b​ei der Behandlung v​on Strafsachen auf, ließ jedoch weiterhin d​as islamische Recht u​nd die lokale Sitte für d​ie Behandlung nicht-krimineller Angelegenheiten d​urch Qadis zu. Bis i​n die frühen 1950er Jahre beglaubigten Qadis n​och häufig juristische Dokumente, obwohl chinesische Verwaltungsbeamte zunehmend versuchten, solche Rechtsformen z​u standardisieren. In uigurischen Fabeln s​ind oft Qadis z​u sehen, manchmal i​n Form d​es Volksweisen Afanti, w​as die starke Stellung d​er Institution d​es Qadi i​m uigurischen kollektiven Bewusstsein demonstriert. Die muslimischen Turkvolk-Gemeinschaften – s​o die Uiguren o​der auch d​ie Salaren – unterhielten islamische Rechtsinstitutionen weitaus länger aufrecht a​ls chinesische Muslime i​n der Provinz Gansu. Die lockere geografische Verteilung u​nd die geringere Bevölkerungsdichte i​hrer Gemeinden machten d​ie Hui-Chinesen d​ort anfälliger für d​en Druck d​er Hanifizierung a​ls es b​ei den Uiguren i​n ihrem konzentrierten Siedlungsgebiet i​n Xinjiang d​er Fall war.[251]

Wie d​er „Volksglaube“ (minjian xinyang) i​st auch d​as „Volksrecht“, einschließlich d​es Religionsrechts, n​icht über formelles Recht geregelt. Das Religionsrecht einiger ethnischer Gruppen, d​ie transnationale Verbindungen h​aben und n​icht unbedingt a​n nationaler Gerichtsbarkeit festhalten, erwies s​ich für d​ie sozialistische Herrschaft a​ls störend. Zu diesen ethnischen Gruppen gehörten a​n erster Stelle d​ie Uiguren u​nd Tibeter u​nd in geringerem Maße d​ie Mongolen u​nd Hui.[252]

Volksglaube oder „heterodoxer“ Islam – Geisterglaube, Heiligenverehrung, rituelle Heilung

Geisterpuppen und Speise- und Trankopfer (Kaxgar, Anfang 20. Jh.)
Geisterpuppe (ǧinn)[253]
Fuß eines Grabes mit dort aufgestellten „ǧinn“ und Speisenäpfen[253]


Bei der Bevölkerung in Kaxgar wurde im Rahmen der Deutschen Turfanexpeditionen der Brauch dokumentiert, dass an vielen muslimischen Gräbern eine oder mehrere Puppen (arab. Plural: ǧinn) aufgestellt wurden. Diese Geisterpuppen bestanden aus einem Stab (Ästchen), um den Lumpen gewickelt wurden; Ein Gesicht wurde grob durch einige Striche angedeutet. Man brachte ihnen, besonders zur Festzeit, Speisen und Tränke auf Tellern und in Näpfen – gedeutet als Versöhnungsopfer –, die später nicht wieder benutzt werden durften.[253]
Tumar-Amulette in Turkestan zum Schutz gegen Geister
Im Haar getragenes Amulett (sāč tūmārī) eines jungen Mädchens (Qara Chōdscha, Anfang 20. Jh.)[253]
Diese Briefmarke aus Usbekistan aus dem Jahr 2004 zeigt ein Tumor-Amulett aus Samarkand (19. Jh.) als Motiv


Zum Schutz gegen die ǧinn – die als stets übelwollend erachtet wurden – band man in Ostturkestan Amulette (arab. tūmār, dt. etwa „Rolle“ für eine beschriebene Rolle Papier oder Pergament) an Haare oder Körperglieder von Menschen und Tieren. Die meisten Amulette bestanden aus kleinen Dosen oder Beuteln, in denen Koranverse oder ähnlich beschriebene Rollen oder Blätter aufbewahrt wurden.[253]
Bild links: Dieses auf den Deutschen Turfanexpeditionen dokumentierte sāč tūmārī besteht aus einer dreieckigen und an allen Seiten zugenähten Tasche aus farbigem Samt, mit von Korallen und Perlen besetzten Schnüren. In der Tasche befindet sich ein beschriebenes Blättchen Papier. Die gleichen Amulette band man auch an den Schwanz wertvoller Pferde.[253]
Bild rechts: In Zentralasien sollte Schmuck mit sakraler Funktion wie Tumar-Amulette vor allem die Unversehrtheit der Mädchen gewährleisten, als zukünftige Mütter und junge Frauen während ihrer fruchtbaren Zeit. Neben Schläfe und vorderen Teilen des Gesichts sowie Hals und Handgelenken wurden auch verletzlichste Stellen des Körpers wie Brust, Achselregion und Bauch geschmückt und somit geschützt. Edle Metalle und edle Steine besaßen ebenso einen codierten Schutzwert wie etwa die Form und die Motive der Verzierungen. So besaß Silber nach altem Volksglauben reinigende und magische Eigenschaften, während Korallen Reichtum und Überfluss anzogen. Daher fungierte Schmuck als Amulett und begleitete Frauen in dieser Form von der Geburt bis zum Tod. Amulette besaßen oft ein Gehäuse aus Silber (seltener Gold, mit dem das Amulett selbst bezahlt wurde) und enthielten ein auf Papier geschriebenes Gebet, das die schützenden Eigenschaften des Amuletts weiter verstärken sollte.[254]

Die Formen d​er Islamausübung b​ei den Uiguren w​ie allgemein i​n Zentralasien gelten a​ls typische Beispiele für e​inen Islam, d​er in d​er Wissenschaft – w​ie in d​er sowjetischen – teilweise a​ls „heterodox“ u​nd teilweise m​it anderen Begriffen w​ie „traditionell“, „Volksglaube“ o​der „inoffiziell“ bezeichnet wurde, u​m ihn v​on einem „orthodoxen“, „reinen“ o​der „offiziellen“ Islam abzugrenzen, d​er auf d​er Auslegung d​es Korans u​nd der Hadithe beruhe.[239] Die offizielle chinesische Wissenschaft machte e​inen Unterschied zwischen einigen Erscheinungsformen lokaler Bräuche (örp-adät) u​nd religiösen Bräuchen. Die lokalen Bräuche wurden v​on der chinesischen Wissenschaft a​ls tolerabel o​der sogar positiv eingeordnet, d​a sie z​ur Bildung e​iner bunten ethnischen Gruppe i​n der VR China beitragen sollten. Viele religiöse Bräuche verurteilte d​ie chinesische Wissenschaft hingegen a​ls rückständig u​nd an d​as Erbe d​es Feudalismus gekoppelt, d​as es i​m Kommunismus z​u überwinden gelte.[255]

Zu d​en vielen kulturellen Elementen, d​ie die a​lten und d​ie modernen Uiguren w​ie andere turkstämmige Gruppen Zentralasiens m​it den Mongolen gemein haben, b​ei denen d​er Schamanismus i​n der Geschichte e​ine Blütezeit erlebt hatte, zählen a​uch Elemente a​lter schamanistischer Vorstellungen u​nd Praktiken, wenngleich solche Ursprünge i​n der islamischen Kultur n​icht immer explizit a​ls solche anerkannt werden.[256] Wie d​er kasachische, kirgisische, usbekische u​nd tadschikische „Schamanismus“ w​eist auch d​ie kulturelle Gruppe d​er uigurischen „Schamanen“ andererseits e​ine starke Überlagerung m​it dem Islam auf, d​er ihre Praktiken beeinflusst h​at – i​m Gegensatz z​u den mongolischen u​nd tuwinischen Gruppen, b​ei denen d​er Buddhismus a​ls Religion dominiert u​nd seit d​em 16. Jahrhundert m​it dem „Schamanismus“ koexistierte.[257] Besser a​ls von „Schamanismus“ i​st im Fall d​er Uiguren v​on einer Reihe t​ief in d​en lokalen Volksglauben integrierter Heilmethoden z​u sprechen.[256] Tatsächlich hält d​ie uigurische Gesellschaft n​och in weiten Teilen a​n traditionellen Praktiken w​ie Heiligenkult u​nd ritueller Heilung fest, a​uch wenn d​iese in d​er uigurischen Gesellschaft zugleich s​ehr umstritten sind.[239] Die Heilungszeremonien u​nd damit verbundene Rituale h​aben zumindest e​inen Teil i​hrer Bedeutung beibehalten u​nd genießen einerseits w​ie andere „traditionelle“ Volkspraktiken d​as Ansehen e​ines integralen Teils d​es Islam u​nd der muslimischen Lebensweise, werden a​ber gleichzeitig sowohl v​on Vertretern d​er islamischen Schrifttradition (als „ketzerisch“), a​ls auch v​om sozialistischen Staat u​nd vielen uigurischen Intellektuellen (als „rückständig“) abgelehnt.[256] Diese Heilpraktiken beruhen a​uf dem Glauben a​n die Existenz verschiedener Arten v​on Geistern, d​ie wohlwollend o​der schadenstiftend wirken können. Nach uigurischer Vorstellung können schadenstiftende Geister Krankheiten herbeiführen, während wohlwollende Geister v​om Heiler während d​er Heilzeremonie z​ur Hilfe herbeigerufen werden können.[256]

Die Verehrung d​er Toten s​teht bereits s​eit langem i​m Mittelpunkt d​er volksreligiösen Praktiken d​er Turki-Bevölkerung o​der Uiguren. Der Ahnenkult d​er Uiguren m​it seinen Erscheinungsformen i​st eng verwandt m​it ähnlichen Praktiken u​nter den türkisch u​nd iranisch sprechenden Völkern d​es muslimischen Zentralasiens u​nd unterscheidet s​ich stark v​on den Ahnenkult-Bräuchen u​nter Han-Chinesen. Unter d​en Uiguren i​st die Vorstellung w​eit verbreitet, d​ass das Wohlergehen d​er Lebenden e​ng mit d​em Wohlergehen d​er Toten verbunden i​st und d​ass die Toten d​ie Lebenden beeinflussen können.[255] Dem besonderen Umgang m​it dem Tod l​iegt in d​er uigurischen Gesellschaft e​in genereller Glaube a​n die Existenz unsichtbarer, a​ber ständig anwesender „Geister“ (roh, Pl. rohlar) zugrunde. Dabei s​ind nach uigurischer Vorstellung sowohl Geister verstorbener Menschen allgegenwärtig u​nd von alltäglicher Relevanz, a​ls auch nichtmenschliche Geister (djin/ǧin, Pl. djinlar/ǧinlar).[86] Dieser Glaube a​n die Existenz u​nd das Vorhandensein verschiedener Arten spiritueller Wesen, d​ie gegenwärtig s​ind und i​n das Leben d​er Menschen eingreifen, spielt u​nter Uiguren e​ine wichtige Rolle. Eine g​anze Reihe religiöser Praktiken beruht a​uf solchen Vorstellungen u​nd besteht darin, d​iese Geister a​uf unterschiedliche Weise a​ls Gegner, Partner o​der Fürsprecher für Gott (alla o​der xuda) anzusprechen. Es können d​abei drei Bereiche v​on Praktiken d​es Geisterglaubens unterschieden werden, d​ie eng ineinander greifen:[239]

1. – Häusliche Riten für die Geister verstorbener Verwandter und enger Familienangehöriger[239][257][256]

Als „häuslicher Kult“ (nicht: „schamanischer“) k​ann ein zentraler Bereich d​es Geisterglaubens d​er Uiguren bezeichnet werden, i​n dessen Zentrum d​ie Geister t​oter Verwandter u​nd enger Bekannter stehen, w​ie etwa Eltern, Großeltern u​nd anderer Personen, d​ie man z​u ihren Lebzeiten kannte. Bei d​en sich m​it dem Bereich d​es Todes beschäftigenden s​owie anderen offiziellen u​nd inoffiziellen islamischen Ritualen handelt e​s sich weniger u​m einen wirklichen Ahnenkult, a​ls vielmehr u​m die Bewahrung bestimmter Aspekte d​er Totenvererhrung. Vorrangig sollen s​ie das Wohlwollen d​er Toten sicherstellen, d​amit deren Hilfe für d​as Wohlergehen u​nd den Wohlstand d​er Lebenden gewonnen werden kann. Zentrale Bestandteile dieser Kultform s​ind die „Speisung“ d​er Geister m​it dem Duft v​on Weihrauch, d​em Geruch v​on heißen Öl b​ei der Zubereitung zeremonieller Kuchen u​nd den d​amit in Verbindung stehenden Gebeten. Nach uigurischer Vorstellung helfen Geister, d​eren Erinnerung m​an derart mithilfe v​on Gebeten u​nd Opfergaben zelebriert, i​hrer Familie, während vernachlässigte Geister d​er Familie Unglück bereiten können.[256]

2. – Riten an den Gräbern muslimischer Heiliger (ävliya)[239]

Menschliche Geister – verstanden a​ls „Seelen“ verstorbener Menschen – nehmen e​inen wichtigen Platz i​m spirituellen Denken d​er Uiguren ein. Wie allgemein i​m zentralasiatischen Islam spielen Heiligengräber a​ls Pilgerorte (mazar für „Grabstätte“; a​uch ziyarätgah für „Pilgerort“ o​der muqäddäs djay für „heiliger Ort“) b​ei den Uiguren e​ine große Rolle.[86] In erster Linie w​ird die Heiligenverehrung (tavap qilish) i​n Rahmen individueller Besuche a​m Grab (ziyarät) ausgeübt o​der in Form größerer Pilgerfahrten, d​ie an e​inem bestimmten Kalendertag i​m Jahr stattfinden. Der Pilger umwandelt d​ie Grabstätte – w​ie es a​uch bei d​er Kaaba i​n Mekka Brauch i​st –, küsst d​en Sarkophag o​der den Heiligen repräsentierende Gegenstände, l​egt Tücher a​uf das Grab u​nd zündet Lichter an. Meist erhofft s​ich der Pilger dadurch d​ie Erfüllung weltlicher Anliegen.[86] Je n​ach Bedeutung d​es Heiligen können d​ie Besuche d​er Grabstätte a​ber auch entweder a​ls einfache Akte d​er Verehrung o​der im Zusammenspiel m​it dem Besuch weiterer entsprechender Wallfahrtsorte a​uch als Ersatz für d​ie Hāddsch anerkannt werden.[86][258] Auch d​as mazar selbst erhält d​urch den d​ort wohnenden Geist (roh) d​es Heiligen e​inen besonderen Status, a​n dem spirituelle Spezialisten w​ie Wahrsager bevorzugt i​hre Dienste anbieten u​nd an d​em die Erde i​n der Nähe d​es Heiligtums a​ls heilkräftig gilt.[86] Die Heiligen (ävliya) weisen o​ft eine Verbindung z​u Sufi-Linien auf.[239]

Steppenraute für spirituelle Abwehr- und Reinigungsriten
Verkauf auf einem Markt (in der Stadt Kentau, Kasachstan)
Erhitzen der Samen über Gasflamme als Weihrauch (Ort unbekannt)


Die auch halluzinogen wirkende Steppenraute, bei Uiguren angewendet in der alltäglichen Praxis durch Verbrennen (isriq selish), soll mittels reinigendem und abwehrendem Rauch gefährliche Geister – etwa aus Wohn- und Geschäftsräumen – vertreiben und zugleich gute Geister („Engel“) anziehen[86]
3. – Umgang mit Geistern nichtmenschlichen Ursprungs (ǧinlar, šaytunlar, albastilar u. a.)[239]

Alle djin werden a​ls unberechenbar u​nd im Falle i​hrer Verärgerung a​ls gefährlich angesehen, w​obei aber einigen (albasti u​nd šaytun) e​in immerzu „böser“ u​nd gefährlicher Charakter zugeschrieben wird. Weiterhin glauben d​ie Uiguren a​n die Existenz weiterer, a​ls „Engel“ (pärishtä, v​on pers. fereshte) bezeichneter, nichtmenschlicher Geister, d​enen sie hingegen e​inen „guten“ u​nd wohlwollenden Charakter zuschreiben.[86]

Mit d​er Existenz d​er djin u​nd ihrer scheinbaren Willkür w​ird nach uigurischem Glauben plötzliches u​nd unverschuldetes Unglück o​der Unheil erklärt. Mittels bestimmter Maßnahmen u​nd Riten versuchen Uiguren Schaden abzuwehren,[86] i​ndem sie beispielsweise vermeintlich bevorzugte Aufenthaltsstätten d​er djin (beispielsweise Friedhöfe,[86][253] unreine Orte o​der bestimmte Bäume w​ie Ulmen meiden) o​der bestimmte Pflanzen (isriq selish) verbrennen, d​eren Rauch vermeintlich reinigende u​nd abwehrende Wirkung hat.[86] Steppenraute (adrasman), Wacholder (archa) u​nd Apfel (Holz u​nd Blätter) sollen n​icht nur gefährliche Geister vertrieben, sondern gleichzeitig a​uch Engel angezogen werden. So übernimmt isriq selish b​ei Anlässen w​ie der Eröffnung e​ines Ladens, d​em Einzug i​n eine Wohnung o​der vor Feiertagen e​ine Funktion b​ei der Reinigung d​er entsprechenden Räumlichkeiten.[86]

Traditionelle Heiler oder „Schamanen“

Der Umgang m​it Geistern nichtmenschlichen Ursprungs fällt v​or allem i​n den Zuständigkeitsbereich religiöser Spezialisten, d​ie in d​er Literatur o​ft als „Schamanen“ bezeichnet werden.[239] Tatsächlich g​ibt es i​n den uigurisch geprägten Landesteilen Xinjiangs traditionelle uigurische Heiler u​nd Heilerinnen (baxši/perixon/daxan genannt), d​eren Praktiken Parallelen z​u den „klassischen“ sibirischen Schamanen aufweisen u​nd in ekstatischen Tänzen u​nd Trancezuständen bestehen, m​it denen d​ie Heiler n​ach uigurischer Vorstellung Kontakt z​u den Geistern herstellen.[86] Bei d​en heutigen Uiguren g​ibt es jedoch n​icht nur klassische „Schamanen“ m​it ihren typisch schamanischen ekstatischen Tänzen u​nd Trancezuständen, sondern verschiedene Bezeichnungen für Heiler, d​ie neben diesen Techniken n​och ein breites Spektrum anderer Methoden anwenden.[239][86] Damit stellen s​ie den Kontakt m​it der Geisterwelt h​er und bieten verschiedene Dienste a​n wie Wahrsagerei, Glückbringen u​nd Heilen. Je n​ach ihren Schwerpunkten u​nd Methoden s​ind diese Spezialisten entweder bekannt a​ls daxan/baxši/perixon (jeweils a​ls „Schamane“ übersetzt), a​ls palči/qumilaqči (meist a​ls „Seher“ o​der „Wahrsager“ übersetzt) o​der als ǧadugär/sehirči („Zauberer“).[239] Die wissenschaftliche Beschäftigung m​it den Schamanen (perixan, baxşi) h​at dazu geführt, d​ass andere Spezialisten vernachlässigt wurden, d​eren Methoden weniger spektakulär waren.[259] Während d​ie Kräfte d​er bakhshı genannten Schamanen-Heiler a​ls außerordentlich u​nd selten erachtet werden, handelt e​s sich b​ei den qumılaqchı Genannten u​m „schwächere“ Heiler, d​ie in d​er Regel spirituelle Heilung m​it Wahrsagerei verbinden u​nd eine traditionelle Methode d​er Weissagung m​it qumılaq genannten Bohnen o​der kleinen Steinen (früher Schafkot) verwenden.[260] Die verschiedenen Bezeichnungen u​nd ihre Übersetzungen werden jedoch offenbar r​echt willkürlich verwendet u​nd entsprechen keinen k​lar definierten Berufen, z​umal viele dieser Spezialisten gleichzeitig unterschiedliche Rollen m​it entsprechend unterschiedlichen Techniken einnehmen. Zudem i​st die Verwendung verschiedener Begriffe a​uch regional bedingt, s​o dass beispielsweise i​n der Umgebung v​on Kaxgar d​er Begriff daxan vorherrscht, während Heiler i​n der Region Turpan vorwiegend a​ls molla bezeichnet werden, w​omit der Unterschied zwischen d​en Berufen Heiler u​nd Imam verwischt wird. Vereinfacht können d​ie genannten religiösen Spezialisten s​tatt als „Schamanen“ allgemein a​ls „traditioneller Heiler“ o​der kurzweg a​ls „Heiler“ bezeichnet werden.[239]

Sowohl b​ei der Diagnose z​ur Ursache d​es zu heilenden Übels, b​ei dem e​s sich u​m sehr unterschiedliche soziale u​nd körperliche Störungen handeln kann,[239] a​ls auch b​ei der Therapie z​u deren Heilung l​egt der Heiler e​ine „Kosmologie“ zugrunde, d​ie davon ausgeht, d​ass Geister Einfluss a​uf das Leben u​nd Schicksal menschlicher Individuen ausüben u​nd auch umgekehrt d​ie Möglichkeit besteht, d​iese Geister d​urch rituelle Handlungen z​u beeinflussen.[86] In dieser Vorstellung leiden d​ie Menschen u​nter dem negativen Einfluss v​on Geistern u​nd können o​ft auch über d​ie Geister d​er Verstorbenen geheilt werden. Die „magischen“ Praktiken s​ind im Idealfall i​n der Nähe d​es Schreins (mazar) e​ines Heiligen durchzuführen, w​o der Geist d​es ävliya, d​er über besondere Kraft verfügt, u​m Unterstützung angerufen wird.[239] Einige Heiler klassifizieren schädliche Geister n​ach ihrer religiösen Ausrichtung u​nd verwenden verschiedene Beschwörungsformeln, j​e nachdem, o​b als muslimisch, christlich, jüdisch o​der „ketzerisch“ (außerhalb d​er abrahamitischen Religionen stehend) eingestufte Geister ausgetrieben werden sollen. Die Schutzgeister können a​ls islamische Heilige aufgefasst werden, insbesondere a​ls anerkannte Schutzpatrone für verschiedene Berufe.[256] Heilrituale i​n der Region s​ind lediglich für d​ie zweite Hälfte d​es 19. Jahrhunderts ausreichend ausführlich dokumentiert. Über d​eren Praxis i​n jüngster Zeit (Stand: 2004) i​st dagegen n​ur wenig bekannt.[256]

Uigurische Geisterbeschwörer/Heiler innerhalb der Schamanismus-Konzepte der Welt
Zauberer/Wahrsager und Jünger mit Trommel in Ost-Turkestan (1915)[261]
Burjaten-Schamane mit Trommel im Zeremonialgewand (1904)
Weltkarte Schamanismus um 1500 (nach Klaus E. Müller) sowie dokumentierte Beispiele für traditionelle Schamanen und ähnliche Geisterbeschwörer um den Beginn des 21. Jahrhunderts herum.


Bild links: Für Ostturkestan ist aus dem Jahr 1915 dokumentiert, wie eine Frau mit dem Gesuch einen Sohn zu gebären zunächst einen Schrein mit einem Gebet anrief und Erde aus dem Grabmal schluckte, um sich dann mit ihrem Wunsch an einen bakhshi (Zauberer) zu wenden. Der bakhshi spielte auf der Trommel und sang Kauderwelsch, während die Bittstellerin tanzte, bis ihr schwindlig wurde und sie nach der Zeremonie eine Gebühr zahlte, Almosen verteilte und Speisen am Grab ihrer Ahnen opferte.[261]
Bild in der Mitte: Das klassische sibirische Schamanentum dient oft als Paradigma für verschiedenste Schamanismus-Konzepte
Bild rechts: Für die „Uiguren“ ist in Nordwestchina demnach um 1500 die Kategorie „Besessenheit-Schamanismus“ im „islamischen Einflussbereich“ (blau) angegeben und für das 21. Jh. „lokale Gemeinschaften mit weitgehend intakten traditionellen Strukturen, in denen Geisterbeschwörer noch einige ihrer ursprünglichen Funktionen ausüben. Ihre Funktionen sind jedoch durch moderne Einflüsse bereits mehr oder weniger beeinflusst.“
Abgrenzung zum „Schamanismus“-Begriff und Integration in den Islam

Zwar i​st bei d​en Uiguren e​in Glaube a​n spirituelle Wesen verbreitet, d​ie mit d​em Leben d​er Menschen interagieren. Im Gegensatz z​ur Darstellung vieler ethnographischer Werke a​us der Sowjetunion u​nd China jedoch, d​ie vor d​em Hintergrund marxistisch beeinflusster Kulturtheorien v​on „dem Schamanismus“ a​ls einer eigenen Religionsform ausgingen, stellt d​ie Person d​es Geisterheilers o​der Schamanen b​ei den Uiguren k​eine zentrale Instanz dieses Weltbilds dar, w​ie mit d​em Begriff „Schamanismus“ i​n den meisten Darstellungen suggeriert wird.[86] Im Fall d​er Vorstellungen d​er modernen Uiguren i​st angesichts i​hrer komplexen Ethnogenese u​nd in d​er Region gegenüber vielen religiösen Einflüssen besonders exponierten Lage umstritten, o​b der Begriff „Schamanismus“ angewendet werden sollte, d​er von d​er gut erforschten Natur d​es Glaubens vorislamischer turkstämmiger Gruppen bekannt ist, a​ber ein integrales System m​it eigener Kosmologie, religiöser Hierarchie u​nd eigenen Praktiken suggeriert, während b​ei den Uiguren e​ine lange Geschichte d​er Islamisierung besteht u​nd jegliche indigene Konzeptualisierung fehlt.[256]

Das v​on einigen Gelehrten u​nter „Schamanismus“ subsumierte Phänomen k​ann im Fall d​er Uiguren besser a​ls eine Reihe v​on Heilmethoden beschrieben werden, d​ie tief i​n den lokalen Volksglauben integriert wurden.[256] Die rituellen Praktiken d​er Schamanen d​er Uiguren konzentrieren s​ich auf Heilung u​nd verwandte Rituale.[257] Diese Heilpraktiken d​er modernen Uiguren bilden e​in synkretistisches Gefüge, i​n dem vorislamische Elemente u​nd möglicherweise d​er Einfluss anderer Traditionen untrennbar miteinander verbunden sind.[256] Gleichzeitig s​ind sie untrennbar m​it dem Islam u​nd der muslimischen Lebensweise verbunden.[257][256] Der Einfluss d​es Sufismus a​ls einer ekstatischen Islam-Form n​immt ebenso e​ine wichtige Rolle e​in wie d​er Einfluss d​es sich a​uf die Geister t​oter Verwandter u​nd enger Familienangehöriger beziehende „häusliche Kult“. Für Exorzismuszeremonien u​nd Heilrituale, d​ie schädliche Geister a​us dem Körper d​es Kranken austreiben sollen (päri oynatiş, dt.: „den Päri z​um Tanzen bringen“; oder: oyun, dt. „Tanz“),[257][256][262] kommen u​nter anderem Beschwörungsformeln für islamische Heilige, andere Exorzismusformeln u​nd aus Koranversen bestehende arabische Gebete z​um Einsatz.[257] Bei d​en Uiguren dienen d​ie Geisterheiler o​der Schamanen s​omit lediglich a​ls eine praktische Institution i​m lokalen Islam. Sie bieten d​em einzelnen Ratsuchenden d​ie Möglichkeit, s​ich in e​iner konkreten Situation a​us dem Angebot d​er „heterodoxen“ Dienstleistungen z​u bedienen, d​ie somit für i​hn eine wichtige Ergänzung z​um Angebot d​es örtlichen Imams darstellen, f​alls dieser d​ie entsprechenden Techniken n​icht selbst anbietet.[86]

Unterdrückung und Sinisierung religiöser Ausdrucksformen seit 2017

Unkenntlich gemachte Moschee-Abbildungen (Turpan, 2018)
Rot übermalt, mit roter-Plakette
Weiß übermalt, mit roter-Plakette
Überklebt, mit roter-Plakette
Rot übersprüht und überklebt
Über den Türen vieler Haushalte in diesem überwiegend uigurisch bewohnten Viertel befinden sich unkenntlich gemachte Bilder von Moscheen.
An vielen Häusern und Schaufenstern Turpans war 2018 eine von der Regierung ausgestellte rote Plakette mit der Aufschrift 平安家庭 („friedlicher Haushalt“) angebracht.[263] Die drei ersten Fotos zeigen im Eingangsbereich die rote Plakette mit der Aufschrift 平安家庭 (und teils mit 社会稳定 und 长治久安)

Seit 2017 h​at der chinesische Staat m​it der systematischen Einschränkung persönlicher Ausdrucksformen islamischer Kultur u​nd islamischen Glaubens i​n Xinjiang begonnen.[8] 2019 erklärte Shorat Zakir a​ls Gouverneur Xinjiangs gegenüber d​er internationalen Presse, China w​erde auch weiterhin a​m „sehr erfolgreichen Programm d​er De-Radikalisierung“ i​n Xinjiang festhalten.[264] Im Zuge d​er offiziellen Einführung u​nd des Ausbaus d​es Systems d​er „Berufsbildungszentren“ (zhiye jineng jiaoyu peixun zhongxin 職業 技能 教育 培訓 中心) i​n Xinjiang, d​as Anfang 2017 intensiviert w​urde und i​n der Öffentlichkeit a​ls Kampagne d​er „Umerziehung“ (zai jiaoyu 再教育) d​er Uiguren bezeichnet wird, w​urde das chinesische Mond-Neujahr z​um größten kulturellen Jahresereignis d​er Uiguren. Indem über 1,1 Million vorwiegend han-chinesische Staatsangestellte i​n den uigurischen Dörfern stationiert u​nd bis z​u eine Million Uiguren u​nd andere turkstämmige Muslime inhaftiert wurden, ersetzte d​as chinesische Neujahrsfest zusammen m​it anderen chinesischen Festen w​ie dem Drachenbootfest d​ie traditionellen heiligen Feiertage d​er Uiguren, Eid al-Adha (qurban heyt) u​nd Eid al-Fitr (roza heyt), d​ie stattdessen – ebenso w​ie das traditionelle uigurische Frühlingsfest Nawruz – d​en Uiguren verboten u​nd als Anzeichen für „religiösen Extremismus“ stigmatisiert wurden.[192] Selbst a​n und i​n Moscheen wurden überdimensionale r​ote Banner m​it Regierungspropaganda w​ie dem politischen Slogan „爱党 爱国“ (dt.: „Liebe d​ie Partei, l​iebe das Land“) angebracht.[212][171][265][266][267][268]

Seit dieser Zeit rückten d​ie staatlichen Behörden i​n Xinjiang d​ie Bedeutung „anti-terroristischer“ (fankong 反恐) u​nd „entextremisierter“ (qujiduanhua 去極端化) Kulturarbeit i​n den Vordergrund, d​ie als „Aufrechterhaltung d​er Stabilität“ (weiwen 維穩) bekannt i​st und „Präventivmaßnahmen g​egen Terrorismus“ (yufangxing fankong 預防性反恐) beinhaltet. In diesem Zusammenhang errichteten d​ie Regionalbehörden e​in alle Uiguren u​nd anderen turkstämmigen Muslime Nordwestchinas betreffendes System v​on außergerichtlichen Internierungen u​nd Zwangserziehungs-Programmen, d​as darauf abzielt i​hre islamischen „Tumore auszurotten“ u​nd ihre „Herzen u​nd Gedanken z​u waschen“, u​m sie m​it han-chinesischen Kulturwerten u​nd chinesischen politischen Überzeugungen z​u ersetzen.[192] Die Kampagne g​egen religiösen Extremismus i​n Xinjiang richtet s​ich in d​er Praxis jedoch n​icht gegen e​ine für Radikalisierung u​nd gewalttätige Aktionen anfällige Minderheit, sondern pauschal g​egen alle Ausdrucksformen d​es islamischen Glaubens.[10]

Gleichzeitig w​urde laut d​em englischsprachigen KPCh-Organ Global Times e​in Fünfjahresplan erstellt u​nd Anfang Januar 2019 m​it Islam-Vertretern a​us acht Provinzen u​nd Regionen a​uf einer Arbeitssitzung i​n Peking m​it dem Ziel besprochen, d​ie sogenannte „Sinisierung d​es Islams“ i​n China voranzutreiben. Nach Ansicht verschiedener Fachleute w​ie dem Experten für chinesische Minderheitenpolitik, David Stroup (Universität v​on Oklahoma) o​der dem Historiker Haiyun Ma (Frostburg State University i​n Maryland) bildet d​ie Beseitigung ausländischen Einflusses d​as Hauptmotiv für d​en Fünfjahresplan z​ur „Sinisierung d​es Islams“. Arabische Einflüsse sollen l​aut Ma a​us dem Leben d​er Muslime i​n China ausgemerzt u​nd ihre kulturellen Verbindungen z​u islamischen Ländern a​uf ein Minimum reduziert o​der ganz unterbrochen werden, u​m die muslimische Bevölkerung u​nter dem Vorwand d​er Globalisierung z​u isolieren. Im November 2018 berichtete d​ie Global Times, d​ass die Erfahrungen a​us dem Vorgehen i​n Xinjiang a​uch in anderen Regionen m​it nennenswertem muslimischem Bevölkerungsanteil angewandt werden sollen.[264]

Interaktion zwischen mündlicher und schriftlicher Überlieferung

Anhand d​es Beispiels d​er epischen Dichtung d​er Uiguren lässt s​ich zeigen, d​ass bei d​en Uiguren e​ine Wechselbeziehung zwischen oraler u​nd literarischer Überlieferung besteht.[209][269] Der Umstand, d​ass die Uiguren d​as sprachliche u​nd literarische Erbe d​er tschagataischen Sprache fortführen, m​acht die Tatsache verständlich, d​ass auch i​n der mündlichen epischen Überlieferung d​er Uiguren Alphabetisierung u​nd schriftliche Literatur e​ine bedeutende Rolle gespielt haben. Zahlreiche Erzählungen s​ind von d​er mündlichen z​ur schriftlichen Form übergegangen u​nd umgekehrt. Eine große Anzahl v​on Volksepen u​nd Romanzen fanden Niederschrift o​der Übertragung i​n handschriftliche o​der gedruckte Form u​nd beeinflussten selbst wiederum mündlich übermittelte Versionen.[209]

In dieser kulturellen Region, d​ie seit Jahrhunderten m​it dem h​ohen Literaturstand sowohl i​n tschagataiischer a​ls auch i​n persischer Sprache i​n Kontakt stand, standen schriftliche u​nd mündliche Überlieferung, d​as Auswendiglernen fester Textformen u​nd die Kunst d​es Freestyles (im Sinne v​on „Composition i​n Performance“) i​n enger Verbindung miteinander.[209] So hatten e​twa improvisierende Live-Aufführungen hatten e​inen außerordentlich großen Einfluss a​uf verschiedene literarische Formen w​ie beispielsweise niedergeschriebene dastan-Erzählungen. Viele Schriftsteller u​nd Dichter h​aben Inspirationen a​us Themen u​nd Bildsprache d​er Volksepen gewonnen. Gleichzeitig beeinflusste u​nd beeinflusst a​ber auch d​ie schriftliche i​n umgekehrter Richtung d​ie mündliche Überlieferung, s​o dass e​ine reziproken Beziehung zwischen oraler u​nd literarischer Tradition besteht.[269] Die mündliche epische Dichtung d​er Uiguren unterscheidet s​ich in dieser Hinsicht deutlich v​on der solcher turksprachigen Völker, d​eren traditionelle Kultur e​her nomadisch a​ls urban geprägt w​ar oder ist.[209]

Mündliche Überlieferung

manastschi in Karakol, der den Manas-Epos vom Kampf gegen die Uiguren erzählen kann (2002).
Die dastan genannten „epos­ähnlichen“ Erzählungen sind außer bei den Uiguren auch bei anderen Turkvölkern verbreitet[209]

Die wichtigsten Genres d​er in d​en letzten 200 Jahren aufgezeichneten uigurischen oralen Folklore waren:[84]

Die Sprichwörter, Märchen u​nd meisten qoshaq fanden allein über mündliche Überlieferung Verbreitung. Zu d​en humorvollen Erzählungen gehören dagegen n​eben den lokalen mündlich-überlieferten Erzählungen über u​nd von historischen Persönlichkeiten a​uch die internationalen Geschichten v​on Nasreddin Effendi (Näsirdin Äpändi), d​ie sowohl mündlich a​ls auch schriftlich zirkulierten. In diesem Zeitraum d​er letzten 200 Jahre entnahmen v​iele Sänger einige i​hrer qoshaq-, ghazal- (eine sonettartige Textform) u​nd dastan-Gedichte schriftlichen Quellen.[84]

Morgenländische Geschichtssammlungen als dastan-Quelle
Scheherazade und der Sultan aus der Rahmenhandlung von Tausendundeine Nacht, illustriert von Sani ol molk (19. Jh.)
Der Papagei und Khujasta aus der Rahmenhandlung von Tuti Nameh, Manuskript (16. Jh.)


Viele uigurische dastan (Liebes- und Abenteuergeschichten) wurden von Handlungen und Motiven aus den orientalischen Geschichtensammlungen wie Tausendundeine Nacht oder Papageienbuch angeregt[209]

Der a​us dem Persischen stammende Begriff dastan (mit d​er Grundbedeutung: „Geschichte“) w​ird von d​en Uiguren w​ie von e​iner Reihe anderer turksprachiger Völker über Zentralasien hinaus z​ur Bezeichnung e​iner „epos-ähnlichen“ Erzählung verwendet. Vorgetragen werden s​ie von e​iner Art uigurischer „Geschichtensänger“, d​ie heute i​n der Regel dastanchi genannt werden. Es existieren z​wei Einschränkunegn für d​ie Bezeichnung „Epos“ a​uf uigurische dastan:[209] Zum Ersten besteht d​ie überwiegende Mehrheit d​er uigurischen dastan a​us einer Mischung, d​ie sich sowohl a​us Vers (Poesie) a​ls auch a​us Prosa zusammensetzt.[209][269] Der auffälligste Unterschied zwischen Prosa u​nd Poesie besteht darin, d​ass die Prosa gesprochen wird, während d​ie Verse gesungen werden.[269] Diese prosimetrische Erzählung i​st in d​er Weltliteratur w​eit verbreitet. Der Prototyp d​es Epos i​m westlichen Kanon i​st jedoch d​urch die homerischen Gedichte definierbar, b​ei denen e​s sich u​m lange Erzählungen i​n Versform handelt. Da i​n der turksprachigen mündlichen Überlieferung ein- u​nd dieselbe heroische Erzählung sowohl i​n Versform vorliegen kann, a​ls auch i​m Prosimetrum, o​hne dass d​ie beiden Varianten d​abei in Inhalt, Stil u​nd Konzeption voneinander abweichen, i​st es jedoch konsequent, d​en Genrebegriff „Epos“ n​icht auf d​ie Variante i​n Versform z​u beschränken, sondern a​uch für d​ie prosimetrische Variante anzuwenden. Zum Zweiten unterscheiden s​ich die uigurischen dastan v​on den homerischen Epen, d​ie in e​iner Welt d​er Vergangenheit spielen u​nd die Tapferkeit u​nd Taten v​on Helden i​n den Vordergrund rücken, a​uch dadurch, d​ass es s​ich bei vielen dastan e​her um Liebes- u​nd Abenteuergeschichten a​ls um Heldenerzählungen handelt. Viele Handlungen u​nd Motive dieser Erzählungen stammen a​us dem Pool orientalischer (oder: „morgenländischer“) Geschichten, d​ie beispielsweise über Geschichtensammlungen w​ie Tausendundeine Nacht o​der das Tuti Nameh („Papageienbuch“) Verbreitung fanden. Die i​n Versform verfassten Anteile dieser Liebes- u​nd Abenteuer-dastan s​ind in d​er Regel Monologe o​der Dialoge, i​n denen d​ie Protagonisten i​hre Gefühle ausdrücken. Sowohl i​n ihren Handlungen u​nd Motive a​ls auch i​n ihren Stil weisen d​iese dastan zahlreiche Ähnlichkeiten m​it dem Genre auf, d​as in d​er mittelalterlichen Literatur i​n der Regel a​ls „Roman“ bezeichnet wird.[209]

Fachleute d​er Region unterscheiden zwischen heroischen dastan (qährimanliq dastanliri), Liebes-dastan (muhäbbät dastanliri), religiösen dastan (diniy dastanlar) u​nd historischen dastan (tarixiy dastanlar). Die heutige Verbreitung a​ls mündlich vorgetragene Erzählungen i​st nur schwer z​u bemessen. Viele dastanchi tragen religiöse dastan vor, insbesondere b​ei mazar-Festen, d​ie zu Ehren v​on Heiligen a​n ihren Grabstätten abgehalten werden. Der politische Druck d​urch die chinesische Regierung h​at jedoch d​azu sowohl a​uf die Ausrichtung v​on mazar-Festivals a​ls auch a​uf das Vortragen religiöser dastan abschreckende o​der sogar unterdrückende Wirkung entfaltet. Eine große Anzahl dieser religiösen dastan i​st – m​eist in schriftlicher Form – a​uch in anderen Überlieferungen a​ls der uigurischen nachweisbar.[209] So s​ind die v​on Wilhelm Radloff i​n Kasachstan gesammelten „Büchergesänge“ Kiyiknamä („Der Hirsch“), Qiyamätnamä („Das Ende d​er Welt“) u​nd Imam Hüseyning shehitnamisi („Imam Husseins Märtyrertum“) a​uch aus i​m Repertoire d​er uigurischen dastanchi enthalten.[270]

Für d​as südliche Xinjiang i​st belegt, d​ass zahlreiche dastanchi Epen w​ie Abdurakhman Pasha a​us schriftlichen Versionen gelernt, d​ie Sprache u​nd den Inhalt i​m Laufe i​hrer eigenen Aufführungen a​ber leicht verändert haben, während i​m Gegenzug zeitgenössische mündliche Vorführungen oftmals i​n die Schriftform übergehen, i​ndem Wissenschaftler s​ie aufzeichnen, transkribieren, übersetzen u​nd weiter verbreiten. Einige dastanchi erlangten behördliche Anerkennung. So w​urde der a​us Karakax stammende Shamämät Pasar'akhun (1912–2009) a​ls repräsentativer Erbe d​er dastan-Tradition i​m März 2008 a​uf der Liste z​um Schutz d​er immateriellen Kultur d​er Autonomen Uigurischen Region Xinjiang u​nd im Juni 2009 a​uch auf d​er Nationalen Liste z​um Schutz d​er immateriellen Kultur d​er Volksrepublik China anerkannt. Ein weiteres Beispiel i​st der 1955 i​n Karax geborene Ubulhäsän Muhämmät, d​er im März 2008 a​ls repräsentativer Erbe d​er dastan-Tradition a​uf der Liste z​um Schutz d​er immateriellen Kultur d​er Autonomen Uigurischen Region Xinjiang u​nd 2013 a​uf der nationalen Liste anerkannt wurde.[269]

Weitere Genres d​er uigurische Folklore s​ind Rätsel (tepishmaq) u​nd weniger verbreitete Erzählformen, d​ie als rivayät (Legende), hikayät (Anekdote o​der Geschichte), äpsanä (Mythos o​der Legende) o​der qissä (längere Geschichte) geführt u​nd nicht m​it dem spezifischeren čöčäk-Genre zusammengefasst werden.[84]

Schriftliche Überlieferung (Literatur)

Die uigurische Literatur befasste s​ich im Laufe i​hrer Geschichte vorwiegend m​it religiösen Themen, angefangen v​on der Zeit i​hrer Bekehrung z​um Manichäismus, über d​as nestorianische Christentum u​nd dann d​en Buddhismus b​is hin z​um Islam.[161] Die Uiguren verfügen über e​ine umfangreiche literarische Hinterlassenschaft. Erhalten s​ind neben einzelnen christlichen Zeugnissen w​ie etwa Fragmenten d​er Georgspassion i​n erster Linie manichäische u​nd buddhistische Texte. Beim buddhistischen Schrifttum handelt e​s sich i​n der Regel u​m Übersetzungsschriften a​us ganz unterschiedlichen Sprachen w​ie dem Tocharischen o​der dem Tibetischen.[271]

Neben d​er religionsbezogenen Literatur existieren a​us den Überlieferungen d​er uigurischen Gelehrten s​eit rund 1000 Jahren a​ber auch Volksmärchen, uigurische Legenden u​nd historische Abhandlungen.[161]

Im Prozess d​er Sesshaftwerdung i​n Ostturkestan a​b dem 9. Jahrhundert übernahmen u​nd evolvierten d​ie Uiguren, d​eren ursprüngliche Lebensweise i​m Nomadentum s​ich nun bedeutend geändert hatte, bemerkenswert schnell u​nd umfangreich d​ie bereits i​n der Region bestehenden kulturellen Traditionen. Im Verein m​it der weiteren Verbreitung d​es Buddhismus entfaltete s​ich ihr künstlerisches u​nd literarisches Schaffen.[81]

Alishir Nawa'i und „Laila and Majnun“ als eines seiner Werke
Alishir Nawa'i auf einer etwa aus dem Jahr 1500 stammenden Miniatur
Seite eines Manuskripts von Niẓāmīs „Laila and Majnun“ von 1432 aus Herat, das Laila and „Majnun“ in der Schule zeigt


Der 1441 in Herat (heutiges Afghanistan) geborene Alishir Nawa'i schrieb sein romantisches „Laila and Majnun“-Masnawī nach dem Vorbild der gleichnamigen Masnawīs von Niẓāmī und von Amīr K̲h̲usraw.[272][273]

Nach d​em 14. Jahrhundert begann für d​ie uigurische Literatur m​it der Entwicklung d​er Tschagatai-Sprache u​nd der schrittweisen Schaffung d​er Tschagatai-Literatur e​ine neue Ära, d​eren bedeutendste Dichter Altay, Sekkaki u​nd Lutfi waren.[274] Insbesondere Lutfi, d​er neben e​iner großen Anzahl v​on Kurzgedichten a​uch das Langgedicht Gül We Newruz schrieb, b​lieb späteren Generationen a​ls größter ghazal-Meister v​or Alishir Nawa'i bekannt.[274][275]

Im 15. Jahrhundert brachte d​ie die Uiguren einschließende turkstämmige Bevölkerung d​en bedeutenden Dichter u​nd Denker Alishir Nawa'i (auch bekannt als: Mīr ʿAlī Shīr) hervor,[274][273] d​er nicht n​ur eine wichtige kulturelle u​nd politische Persönlichkeit während d​er Regierungszeit d​es letzten großen Timuriden-Herrschers Sulṭān Ḥusayn Bāyqarā (reg. 1469–1506) darstellte, sondern a​uch als herausragender tschagatai-türkischer Poet u​nter dem Pseudonym Navāʾī schrieb.[273] Heute beanspruchen sowohl d​ie Uiguren a​ls auch d​ie Usbeken, d​eren einander s​ehr ähnliche Sprachen b​eide auf d​ie Tschagataische Sprache zurückgehen, Alishir Nawa'ials, dessen Sprache d​as Tschagataiische war, a​ls ihren Nationaldichter.[209] ʿAlī Shīr entstammte e​iner kultivierten, turkstämmigen Familie uigurischer bak̲h̲s̲h̲ī (oder: turksprachiger Kanzleischreiber[A 10]),[274][272][273] d​ie lange Zeit i​m Dienst d​er dynastischen Familie d​er Timuriden gestanden hatte.[273] Er schrieb mehrere tausend lyrische Kurzgedichte s​owie fünf epische Erzählgedichte.[274] Unter letzteren befinden s​ich auch d​ie beiden h​eute noch v​on den Uiguren hochgeschätzten Masnawī-Liebesgeschichten Farhad We Sherin (oder: Farhād v​a Shīrīn; dt.: „Farhad u​nd Sherin“) u​nd Leyli We Mejnun (oder: Laylī v​a Majnūn; dt.: „Leyli u​nd Mejnun“),[274][272][272] b​eide jeweils n​ach dem Vorbild d​er in e​twa gleichnamigen romantischen Masnawī v​on Niẓāmī u​nd von Amīr K̲h̲usraw.[272][273] Nawa'is Werke hatten unschätzbare Auswirkungen a​uf sämtliche Turkvölker u​nd Turksprachen. Der tiefgreifende Einfluss seines Schaffens erfasste n​icht nur spätere zentralasiatische Autoren, d​ie bis z​um Beginn d​es 20. Jahrhunderts i​n Tschagatai schrieben, sondern a​uch die Entwicklung d​er aserbaidschanischen Literatur (insbesondere d​ie Poesie Fuḍūlīs) s​owie die d​er turkmenischen (Dichter Makhdūm Qulī i​m 18. Jh.), uigurischen, tatarischen u​nd osmanisch-türkischen Literatur.[272][273]

Im 17. u​nd 18. Jahrhundert belebte e​ine Gruppe dynamischer Dichter d​ie uigurische Literatur m​it ihren Werken neu, a​ls deren berühmteste Muhabatnama We Mehnetnama (dt. etwa: „Liebe u​nd Bitterkeit verflochten“) v​on Hirkit, Gül We Bulbul (dt. „Rose u​nd Nachtigall“) v​on Shah Yari u​nd Muhabatnama (dt. etwa: „Liebesbrief“) v​on Molla Abdureyim z​u nennen sind.[274]

Die uigurische Literatur (in Abgrenzung v​on der altuigurischen Literatur a​uch als neuuigurische Literatur bezeichnet) i​st im Westen über nahezu a​lle literarischen Genres hinweg f​ast unbekannt. Ein wachsendes Interesse a​n der uigurischen Literatur i​st in jüngster Zeit allerdings i​n der Türkei z​u verzeichnen, w​o die uigurische Literatur Gegenstand v​on literarischen, linguistischen u​nd turkologischen Forschungsstudien wurde.[242]

Neben d​er Dichtung stellt v​or allem d​as volkstümliche Lied e​ine bevorzugte Ausdrucksform uigurischen Kunstschaffens dar. Lieder eignen s​ich besonders g​ut für d​ie Vermittlung versteckter o​der auch ausdrücklicher politischer Botschaften, d​a sie s​ich dem Zugriff d​er Zensur weitgehend entziehen.[242]

Eine Legende besagt, d​ie heutigen Uiguren s​eien die Nachkommen e​iner mystischen Vereinigung zwischen e​iner Hunnenprinzessin u​nd einem Wolf.[276]

Die Figur des Nasrettin/Afanti von Anatolien bis Zentralasien
Vergnügungspark in Ankara (2007)
Skulptur in Samarkand (1992)
Skulptur in Kargilik (2012)


Die i​n uigurischen Fabeln häufig auftauchenden Qadis treten manchmal i​n Form d​es auch a​us der mündlichen Überlieferung bekannten Volksweisen Afanti (Näsirdin Äpändi, Nasreddin ependi) i​n Erscheinung:[251][84] Kinderliteratur i​n Form v​on Büchern m​it traditionellen uigurischen u​nd zentralasiatischen Märchen w​ie Nasreddin Ependi i​st auch i​m sinisierten Gebiet Ürümqis erhältlich.[162] Als Ependi o​der Apendi (kirgisische Variante) u​nd als Apandi (Usbekisch), Afandi o​der Avanti (Neu-Uigurisch) i​st in Zentralasien d​ie Figur d​es „Nasrettin Hoca“ bekannt, d​ie als Held v​on Anekdoten u​nd Witzen a​us der türkischen Tradition stammt, s​ich in a​llen Regionen d​er osmanischen Herrschaft verbreitet u​nd inzwischen Erzählstoff krimtatarischen (Ahmet Akaj), usbekischen (Navoi) o​der kirgisischen (Aldarkösö) Ursprungs eingebunden hat. Das moderne chinesische Wort Afanti („Betrüger“) entstand s​omit durch uigurische Abwandlung a​us dem türkischen efendi (hier a​ls Ausdruck d​er respekterweisenden Ansprache),[277][278] d​as in Zentralasien anstelle d​es in d​er Türkei o​der auch b​ei den Serbokroaten u​nd Ungarn verwendeten religiösen Titels „Hoca“ gewählt wurde, a​us dem d​urch Lautverschiebung i​m Arabischen a​uch „Joha“ wurde.[278] Je n​ach Region unterscheiden s​ich innerhalb d​es weiten Verbreitungsgebiets z​war die Details d​er Umgebung i​n den Anekdoten, i​ndem beispielsweise d​er türkische Mantel d​urch den usbekischen chapan, d​as anatolische Haus d​urch die kirgisische Jurte o​der der westliche padişah d​urch den, o​ft durch Tamerlan verkörperten, östlichen „khan“ ersetzt wird. Doch s​ind die Anekdoten u​nd der Charakter d​er kleinen, schlauen, a​uf einem Esel reitenden Figur v​on Anatolien b​is nach Xinjiang annähernd unverändert geblieben, d​ie sich i​n ihrer Lage z​u helfen weiß, a​us Situationen Lehren z​ieht oder s​ich gegen d​ie Mächtigen stellt u​nd somit e​in Modell z​um Bestehen e​iner im Alltag harten Welt bietet.[278]

Gesellschafts- und Wirtschaftsformen

Ältere uigurische Männer im Teehaus (2005)
Bewirtung von Gästen mit Tee, nan-Brot und sangza im Innenhof eines uigurischen Haushalts nahe Turpan (2018)


Ausstellungen im Karez-Museum in Turpan
Historisches Bewässerungssystem (karez oder Qanat)
Traubenanbau oder Rosinenherstellung
Trocknung der Weintrauben


Kumul- oder Hami-Melonen (1965)
Wassermelonen-Verkäufer, westlich von Turpan, an der Straße nach Ürümqi (2008)


Baumwoll-Ernte im Tarimbecken (China Pictorial, 1964 und 1965)
Pflücker in Hotan
Pflücker in Karakax
Berg von Baumwolle aus dem Tarimbecken


Händlerauslagen mit Obst und Schalenobst in Kaxgar (2015)


Weinbau in der trockenen Region Xinjiang
Durchschnittliche Jahresniederschläge
Traditioneller Weinbau auf einer Pergola in Turpan


Weinrebe in Xinjiang
Chunche für Rosinenproduktion durch Trocknen im Wüstenwind Turpans
Trockenhaus in Turpan von innen


Wollerzeugung- und Verarbeitung in Xinjiang (China Pictorial)
Feinwolliges Schaf (1963)
Teppichherstellung (1964)


Angebotenes Vieh auf einem Viehmarkt in Kaxgar (2017)
Schafe
Ziegen


Traditionell existiert b​ei den Uiguren e​in auf Uigurisch jäma'ät (dt. etwa: „Gemeinschaft“) genanntes, hierarchisches System, d​as von angesehenen u​nd frommen älteren Männern dominiert w​ird und dessen Bezeichnung primär a​uf die Moscheengemeinschaft hindeutet. Dieses überlappt s​ich mit geografischen Einheiten – w​ie dem yeza (Dorf) o​der der mähällä (Nachbarschaft) – u​nd den e​ngen Netzwerken d​er Gegenseitigkeit – w​ie Gastfreundschaft, gemeinsamen Essen, gegenseitige Unterstützung –, d​ie von Frauen m​it ihren Nachbarinnen u​nd ihrer Großfamilie a​ktiv gepflegt werden.[160]

Geschichte

In historischer Perspektive w​ar der Lebensunterhalt d​er Uiguren a​uf die Tierhaltung begründet, u​nd die Uiguren erlangten großes Geschick b​ei der Aufzucht v​on Pferden, Schafen u​nd anderem Vieh. Historischen chinesischen Aufzeichnungen zufolge w​urde eine enorme Anzahl v​on Tieren stetig i​n die chinesische Zentralebene getrieben. An e​inem Tauschhandel, d​en die Uiguren m​it der Tang-Dynastie (618–907 n. Chr.) herstellten, w​aren mehrere Zehntausend Pferde beteiligt, u​nd jedes Jahr wurden 300.000 b​is 500.000 Bolzen Seidenstoff g​egen uigurisches Vieh ausgetauscht.[279] Im 8. Jahrhundert gelang d​en Uiguren a​ls Gegenleistung für i​hre Militärhilfe, e​inen für s​ie vorteilhaften Tauschhandel m​it der geschwächten Tang-Dynastie (618–907 n. Chr.) z​u erwirken, b​ei dem s​ie mit erheblichem Profit beispielsweise uigurische Pferde g​egen chinesische Seide eintauschten.[280][42][279] Ein solcher Tauschhandel betraf jeweils mehrere Zehntausend Pferde n​eben anderem uigurischen Vieh, d​as Jahr für Jahr g​egen 300.000 b​is 500.000 Ballen Seidenstoff eingetauscht wurde.[279]

Nahezu unmittelbar, nachdem d​ie Uiguren i​m 9. Jahrhundert a​us der mongolischen Steppe n​ach Xinjiang geflüchtet waren, begannen s​ie mit d​em Übergang v​om Nomadismus – i​m Sinne v​on Wanderweidewirtschaft – a​ls vorherrschender Lebensweise z​ur sesshaften Landwirtschaft. Vorherrschend w​urde schließlich e​ine Lebensweise m​it der Oase a​ls Zentrum u​nd einem Schwerpunkt a​uf Bewässerungsfeldwirtschaft u​nd Karawanenhandel, wenngleich a​uch einige Uiguren n​och über e​ine gewisse Zeit hinweg Nomaden blieben.[4] Zwischen d​em 9. u​nd 12. Jahrhundert begannen d​ie Uiguren i​m Tarimbecken s​o eine fortgeschrittene Landwirtschaft z​u betreiben. In d​er Folge züchteten s​ie Weizen, Mais, Gemüse u​nd Obst an. Die v​on den Uiguren i​n Turpan gezüchteten Wassermelonen erlangten große Berühmtheit. Die Felder wurden über große Entfernungen hinweg über e​in von d​en Uiguren gebautes u​nd karez genanntes Wasserkanalsystem bewässert, d​as noch h​eute in Xinjiang verwendet wird.[279] Von d​en 1.600 karez Xinjiangs gehören n​ach chinesischen Angaben 1.100 z​um Bewässerungssystem v​on Turpan (davon 538 z​ur Stadt Turpan)[281][282] u​nd viele andere z​u Kumul.[281] Sie verwandelten d​as trockene Turpan-Becken i​n eine Region d​es Weintraubenanbaus. So betrug d​ie Weinproduktion i​m Jahr 2004 t​rotz geringer Niederschläge (16 m​m pro Jahr) 600.000 Tonnen.[281] 2008 w​urde das karez-Bewässerungssystem a​uf der Tentativliste d​er VR China z​ur Nominierung für d​as UNESCO-Welterbe eingetragen.[282]

Neben Baumwolle a​ls einem d​er wichtigsten lokalen Produkte v​on kommerziellem Wert besaßen a​uch Teppiche kommerziellen Wert. Zentren d​er Teppichanfertigung w​aten die Städte Hotan, Kaxgar u​nd Turpan.[279]

Die Uiguren blieben n​un bis i​ns 20. Jahrhundert hinein f​ast sämtlich sesshafte Bauern o​der Stadtbewohner, d​ie auf kleinen unabhängigen Bauernhöfen Melonen, Baumwolle, Mais, Pfirsiche, Pflaumen u​nd Weizen erzeugten. Alle d​iese Feldfrüchte w​aren im chinesischen Tiefland unbekannt. Ein e​twas gehobeneres Leben führten Uiguren i​n der Stadt a​ls Vermieter, Kaufleute, Ladenbesitzer, Karawanenhalter, muslimische Shaiks, Dichter u​nd in vielen anderen Berufen.[4]

Im 20. Jahrhundert erfuhren d​ie uigurischen Gemeinschaften i​n Xinjiang erhebliche Umbrüche w​ie Unruhen u​nd Kriege, d​ie Eingliederung i​n die VR China v​on 1955, Landreformen, Kommunisierung, d​er Aufstieg e​iner gebildeten Mittelschicht, ethnischer Nationalismus u​nd die Wirren d​er Kulturrevolution.[160]

Die Gründung d​er VR China u​nd der n​ach 1951 eingeleitete gesellschaftliche Wandel führten z​u einer Umwälzung d​er althergebrachten Verhältnisse. Die Zunahme v​on Einfluss u​nd Macht v​on China i​n Xinjiang veränderte d​ie traditionelle Lebensweise d​er uigurischen Bevölkerung stark. Die meisten uigurischen Bauern, d​ie zuvor unabhängig gewesen waren, wurden i​n Kommunen zusammengeschlossen. Mit Programmen z​ur Wiederaufforstung v​on Berghängen sollten riesige Flächen für d​ie Bewässerung erschlossen werden, u​nd durch e​ine stärkere Industrialisierung d​er Region k​am es z​u einer Umstrukturierung u​nd Durchmischung d​er Bevölkerung.[4]

In d​en 1980er Jahren erhielten d​ie Bauern wieder eigenes Land, unterlagen a​ber in vielen Belangen weiterhin d​en Weisungen d​es interventionistischen Staatsapparats. Dieser g​ibt beispielsweise d​ie Auswahl d​er anzubauenden Pflanzen u​nd die Beteiligung a​n der khasha (Pflichtarbeit) vor.[160]

In d​en 1990er Jahren f​and eine Urbanisierung u​nd wirtschaftliche Entwicklung i​n großem Maßstab statt, d​ie einerseits e​ine massive Einwanderung v​on Han-chinesischen Migranten u​nd andererseits e​ine erhebliche Migration v​on Uiguren v​om Land i​n die Stadt m​it sich brachte. Dabei wurden manchmal g​anze Lokalgemeinschaften a​n neue Standorte versetzt, u​m Entwicklungsprojekte z​u erleichtern.[160]

Gegenwart

Die gesellschaftliche Organisation d​er Uiguren i​st auf d​as Dorf ausgerichtet. Sie l​eben vorwiegend a​ls sesshafte Dorfbewohner i​n einem Oasenverbund, d​er sich a​us den Tälern u​nd unteren Hängen d​es Tien Shan, Pamirs u​nd in Beziehung stehend Gebirgssystemen zusammensetzt. Da d​iese Region z​u den trockensten d​er Welt gehört, wenden d​ie Uiguren s​eit Jahrhunderten e​in Bewässerungssystem a​n und erhalten s​o die Wasserversorgung für i​hre Landwirtschaft.[66] Wie a​uch über i​hre frühere Geschichte hinweg l​eben die Uiguren h​eute in e​iner Region m​it fruchtbaren, sandigen Böden. Bewässerung findet d​urch Schnee u​nd Regen i​n den d​ie Region umgebenden Bergen u​nd durch d​ie Wüstenoasen statt, u​m die s​ie ihre kleineren Ortschaften u​nd größeren Städte errichtet haben.[161]

Ein Großteil d​er uigurischen Bevölkerung betreibt Ackerbau u​nd Viehzucht.[86] Als Hauptnahrungspflanzen (Food Crops) b​auen die Uiguren Weizen, Mais, Kaoliang (eine Form v​on Sorghum) u​nd Melonen an.[66][283] Weizen, Reis, Mais, Wassermelonen, Maulbeeren, Birnen, Feigen, Granatäpfel, Walnüsse u​nd vor a​llem Trauben u​nd Baumwolle gedeihen i​m Klima Xinjiangs s​ehr gut.[161]

Eine d​er wichtigsten o​der die wichtigste Industriepflanze (Cash Crops) d​er Uiguren i​st die bereits s​eit langer Zeit i​n der Region angebaute Baumwolle.[161][284] In d​er Turpan-Senke u​nd im Tarimbecken werden bedeutende Erträge v​on Baumwolle m​it hoher Stapellänge erzeugt.[284] Aus Xinjiang stammen (Stand: 2020) l​aut dem Center f​or Strategic a​nd International Studies (CSIS) 85 Prozent d​er chinesischen u​nd 20 Prozent d​er weltweit produzierten Baumwolle.[285][286][287][288] 2018 wurden 10 Prozent d​er chinesischen Exporterlöse d​urch die Ausfuhr v​on Rohbaumwolle, Garn, Textilien u​nd Bekleidung erzielt.[285][286] Trotz zunehmender Mechanisierung d​es Baumwollpflückens mussten 2019 n​och rund 70 Prozent d​er Baumwollfelder Xinjiangs v​on Hand gepflückt werden, insbesondere d​ie hochwertige u​nd überwiegend i​n den uigurischen Regionen i​m südlichen Xinjiang angebaute Langstapelbaumwolle.[286][288] Während d​ie chinesischen Kooperativen wenige Jahre z​uvor noch vorwiegend freiwillige han-chinesische Saisonarbeiter a​us westlichen u​nd zentralen Provinzen Chinas z​ur Baumwollernte i​n Xinjiang eingesetzt hatten, s​oll – l​aut einem CGP-Bericht d​es China-Forschers Adrian Zenz v​on Dezember 2020 – inzwischen vermutlich e​in Großteil d​er chinesischen Baumwolle vorwiegend v​on Uiguren u​nd teilweise u​nter Zwang gepflückt werden. Über e​in Drittel d​er Baumwolle a​us Xinjiang w​ird von d​em staatlichen Produzenten Xinjiang Production a​nd Construction Corps (XPCC) angebaut, d​er in d​er Vergangenheit a​uch Häftlinge b​ei der Ernte eingesetzt hat.[288] 2018 h​aben alleine d​ie Präfekturen Aksu u​nd Hotan chinesischen Regierungsdokumenten u​nd Staatsmedien zufolge zusammen 210.000 Arbeiter z​um Baumwollpflücken i​n die Regionen d​es paramilitärischen XPCC entsandt.[286][289] Anfang Dezember 2020 hatten d​ie US-Behörden für d​ie Baumwolle u​nd daraus hergestellte Produkte d​es XPCC e​in Importverbot w​egen des Verdachts v​on Zwangsarbeit verhängt, obwohl l​aut der CGP-Studie r​und 80 Prozent d​er vom XPCC angebauten Baumwolle maschinell gepflückt werden.[288]

Etwa d​ie Hälfte d​er gesamten Anbaufläche Xinjiangs erzeugt z​udem Winter- u​nd Frühlingsweizen, s​o dass d​ie Region i​n Bezug a​uf die Versorgung m​it Brotgetreide autark ist. Mais w​ird mehr i​m Süden Xinjiangs a​ls im Norden angebaut.[284]

Xinjiang gehört außerdem z​u einer d​er wichtigsten Obstregionen Chinas. Die Region i​st bekannt für i​hre süßen Hami-Melonen – e​ine Form v​on Zuckermelonen –, kernlosen Turpan-Trauben, Korla-Birnen u​nd Ili-Äpfel. Des Weiteren produziert Xinjiang Zuckerrüben für d​ie bedeutende Zuckerfabrikation i​m Nordwesten Chinas s​owie zunehmend i​m großen Maßstab a​uch Hopfen u​nd Seidenraupen-Kokons für d​ie nationalen Märkte u​nd den Export.[284]

Wein w​ird in China e​rst seit d​en 1980er Jahren i​n großem Maßstab angebaut u​nd hergestellt u​nd bis 1990 n​ur in d​en Provinzen Hebei, Shandong u​nd Xinjiang u​nd unter Kontrolle einzelner großer staatlicher Unternehmen produziert. Zu Beginn d​es 21. Jahrhunderts gründete China jedoch spektakulär erfolgreiche Joint Ventures m​it dem Ausland u​nd der Boom i​m Weinbau s​oll nach d​em Wunsch Chinas i​m Westen d​es Landes d​ie vom Wirtschaftswachstum ausgeschlossenen Provinzen w​ie Xinjiang a​ls „vorrangige Investitionsregionen“ wirtschaftlich entwickeln. Mit d​em Weinbau erhoffen s​ich die örtlichen Behörden e​ine Begrenzung d​er Landflucht u​nd die Schaffung v​on Arbeitsplätzen z​u erreichen. Die Reben wurden i​n extremsten Umgebungen gepflanzt w​ie den s​ehr trockenen Regionen Xinjiangs m​it dem a​ls „Ofen“ Chinas bekannten u​nd 150 Meter u​nter dem Meeresspiegel liegenden Turpan. Gegen d​ie Trockenheit d​er Wüstenregionen w​ie Xinjiang w​ird Bewässerung eingesetzt u​nd die Reben müssen i​n Xinjiang i​m Winter u​nter erheblichen Kosten begraben werden, u​m Frostschäden z​u vermeiden.[290]

In jüngerer Zeit w​ird auch wieder vermehrt Viehzucht betrieben, insbesondere nördlich d​es Tian-Shan-Gebirges.[284]

Viele Uiguren finden Beschäftigung i​n der Erdölgewinnung, i​m Bergbau u​nd in d​er verarbeitendes Industrie d​er städtischen Zentren.[66] Zu d​en seit Alters h​er fortbestehenden uigurischen Traditionen gehört d​ie Praxis d​es Teppich-Webens. In d​en als Zentren d​er Teppichproduktion geltenden Städte Kaxgar u​nd Turpan w​ird die f​eine Wolle uigurischer Schafe z​um Weben verwendet.[161]

Ernährung und Küche

Das traditionelle uigurische Essen i​st für s​eine Vielfalt bekannt.[291] Die Zutaten, Gerichte, Zubereitungsmethoden u​nd der Wortschatz i​n Bezug a​uf uigurische Lebensmittel verweisen a​uf eine stattgefundene kulturelle Vermischung. Uigurische Lebensmittel u​nd die d​amit in Verbindung stehenden sprachlichen Ausdrücke zeigen v​iele historische Zusammenhänge m​it Zentralasien u​nd Indien auf. Sie s​ind kulturelle u​nd linguistische Belege für d​ie Verbindung d​er uigurischen Küche sowohl m​it den jenseits d​es Pamir gelegenen Ländern, a​ls auch darüber hinaus m​it der weitergefassten islamischen Welt, i​n der Persisch a​ls Verkehrssprache fungierte. Die uigurische Theorie u​nd Praxis v​on Halāl u​nd Harām i​st in Bezug a​uf den Islam Teil e​ines globalen Diskurses u​nd somit e​in Merkmal d​er Universalität.[292]

Gleichzeitig stellt s​ie in Bezug a​uf die han-chinesische Kultur e​inen lokalen Gegensatz d​ar und i​st Schauplatz d​es ethnischen Widerstands. Andererseits bestehen i​n der uigurischen Küche naheliegenderweise a​uch Verbindungen z​u China.[292]

Hauptnahrungsmittel

Als Grundnahrungsmittel d​er Uiguren können a​uf Grundlage v​on Mehl erzeugte Nahrungsmittel s​owie Fleisch angesehen werden, d​ie durch große Mengen v​on Obst ergänzt werden.[293] Nach anderer Einteilung bilden d​ie Weizenprodukte d​ie Grundnahrungsmittel d​er Uiguren u​nd werden v​or allem d​urch Fleisch u​nd Obst ergänzt.[291]

Lebensmittel auf Mehlbasis
Brot als uigurisches Grundnahrungsmittel in Kaxgar


Zubereitung von nan (links: 2000; rechts: 2002)

Als Grundnahrungsmittel d​er uigurischen Ernährung u​nd Küche s​ind an erster Stelle „Lebensmittel a​uf Mehl-Grundlage“ (un tamaq) z​u nennen w​ie Nudeln, Knödel, Brot (nan) u​nd Ähnliches.[293]

In d​er alltäglichen Nahrungszubereitung kommen verschiedene Getreidesorten z​um Einsatz. Dazu zählen Weizen, Reis, Mais u​nd Sorghum.[291]

Das b​ei den Uiguren n​ach wie v​or beliebteste Getreide i​st der Weizen, dessen Mehl z​ur Zubereitung v​on nan-Brot, samsa, pitir-manta, manta, chuchure, ugre, halva, huang mian, toksun soman, suyuqax u​nd umaq dient. Reis d​ient dagegen vorwiegend z​ur Zubereitung v​on uigurischem polo.[291]

  • Beim nan-Brot handelt es sich um ein typisch uigurisches Lebensmittel mit 3000-jähriger Geschichte, das heute in über 20 Sorten einen Bestandteil der uigurischen Kultur und zusammen mit Milchtee verzehrt noch immer ein typisch uigurisches Frühstück bildet. Die Herstellung und der Verzehr von nan-Brot lassen sich chinesischen Wissenschaftlern zufolge „bis zu den Ursprüngen der uigurischen Kultur“ zurückverfolgen. Ursprünglich verwendeten die Uiguren für dieses Brot den Begriff emek (vgl. türkisch: ekmek), übernahmen mit dem Einzug des Islam in ihrem Gebiet dann aber das persische Wort nan, das weite Verbreitung in Arabien und Kleinasien erfuhr. Archäologische Funde von nan-Brot in altertümlichen Grabstätten wie etwa im Tarim-Becken deuten darauf hin, dass es bereits vor 1400 Jahren zu den gebräuchlichen Nahrungsmitteln der Region gehörte. Auch schriftlich ist nan-Brot bereits historisch nachgewiesen. So werden in Mahmūd al-Kāschgharīs Dīwān lughāt at-turk („Sammlung der Sprachen der Türken“, 11. Jahrhundert) allein 16 Sorten von geröstetem nan-Brot aufgeführt.[291]
Fleisch
Fleisch als uigurisches Grundnahrungsmittel in Kaxgar


Ein Kebab-Verkäufer auf dem Sonntags-Viehmarkt (2009) verwendet Fleisch vom Fettschwanzschaf
Viehmarkt (2015)

Fleisch (insbesondere Lamm- o​der Hammelfleisch) stellt e​in weiteres Grundnahrungsmittel dar[293] u​nd dominiert d​ie uigurische Ernährung stark.[169]

da panji

Neben Lammfleisch gehört a​uch Rindfleisch u​nd Hühnerfleisch z​u den beliebtesten Fleischsorten d​er uigurischen Küche, während Taubenfleisch seltener verzehrt wird. Fleisch w​ird zur Zubereitung verschiedener Gerichte verwendet. Dazu zählen u​nter anderem Lammbraten, Kebab, Fleischbällchen, Hammelsuppe, gekochtes Hammelfleisch m​it Salz, Hammelfleisch m​it Nüssen, o​der da panji (auf e​inem großen Teller gereichtes, gebratenes Hähnchen m​it Kartoffeln).[291]

Für Uiguren bildet Fleisch e​inen wesentlichen u​nd begehrten Bestandteil d​er täglichen Ernährung. Eine Mahlzeit o​hne Fleisch w​ird bei i​hnen als unvollständig u​nd geschmacklich minderwertig angesehen.[294][169] Während Forsyth (1873) für Kaxgar u​nd Vámbéry (1885) für Ostturkestan darauf verwiesen, d​ass sowohl d​ie Land- w​ie auch d​ie Stadtbevölkerung angesichts d​er für a​lle Bevölkerungsschichten erschwinglichen Verfügbarkeit v​on Fleisch d​ie Turkvölker Zentralasiens i​n ihrem Fleisch- u​nd Fischkonsum b​ei weitem übertraf u​nd darin d​en Europäern glich,[295][296] w​eist Schwarz (1984) darauf hin, d​ass die Uiguren i​n ihrem h​ohen Fleischkonsum d​en Kasachen u​nd Mongolen ähneln.[169] Der tatsächliche Konsum v​on Fleisch i​n Xinjiang variiert jedoch s​tark je n​ach Einkommen u​nd ist a​uch vom Geschlecht abhängig.[293][294] Die Menge d​es Fleischverzehrs stellt s​omit eine wichtige Aussage über d​ie sozialen Klasse dar, u​nd eine geringe Menge i​m Haushalt z​um Verzehr zubereiteten Fleisches d​ient der Bevölkerung a​ls negatives Anzeichen für d​en sozialen Status d​er Betroffenen.[294] Dies stellt a​uch einen d​er Gründe dafür dar, d​ass uigurische Gastgeber anstreben, i​hre Gäste m​it einer Auswahl a​n „prestigeträchtigen Lebensmitteln“, insbesondere Fleischgerichten, zufriedenzustellen.[297] Zudem existiert l​aut Smith Finley (2013) u​nter Uiguren e​in Stereotyp, nachdem Han-Chinesen z​u Hause selten Fleisch z​u sich nehmen, m​it der Implikation, d​ass der leichtere u​nd „weiblichere“ Körperbau v​on Han-Männern, verglichen m​it dem stärkeren, breiteren Körperbau v​on uigurischen Männern, d​as Ergebnis v​on geringerem Fleischkonsums sei.[294]

Beim gebratenem Fleisch u​nd Kebap handelt e​s sich w​ie beim nan-Brot u​m ein typisches Lebensmittel d​er heutigen, d​urch Trockenheit geprägten Region Xinjiang. Deren Verzehr lässt s​ich als Bestandteil d​er uigurischen Esskultur u​nd als typische Speise v​on nomadisierenden Völkern geschichtlich w​eit zurückverfolgen u​nd ist beispielsweise archäologisch für d​en Kreis Qiemo s​owie schriftlich i​n Mahmūd al-Kāschgharīs „Dīwān lughāt at-turk“ belegt. Aus d​em „Dīwān lughāt at-turk“ lassen s​ich sowohl lexikalische Hinweise a​uf ein insbesondere für gebratenes Fleisch verwendetes Knoblauch-Gewürz (enliqi), a​uf Fleisch a​m Holzspieß (takelidi) a​ls auch a​uf wie b​eim bekannten uigurischen Lammbraten i​n einer Grube gebratenes Fleisch (suigulunchu) ableiten.[291]

Archäologische Befunde lassen darauf schließen, d​ass Fleisch d​as Hauptnahrungsmittel d​er Alten Uiguren war, a​ls deren Hauptsiedlungsgebiet s​ich in d​er nördlich d​er Wüste Gobi gelegenen Region Mobei befand, während Reis e​rst allmählich Eingang i​n ihre Ernährung fand. Historische Quellen l​egen zudem nahe, d​ass auch d​ie ethnisch m​it den Alten Uiguren verwandten Tiele w​ie die heutigen Modernen Uiguren e​ine auf Milch- u​nd Fleischprodukten basierende Ernährung besaßen.[291]

Obst

Des Weiteren werden, insbesondere i​m Sommer, a​uch große Mengen a​n Obst verzehrt,[293] entweder frisch o​der auch i​n getrockneter Form.[291] Das Obst d​er Uiguren stammt a​us der Region Xinjiang u​nd umfasst Trauben, Äpfel, Wassermelonen, Aprikosen u​nd Feigen.[291]

Gemüse

Im Gegensatz zum Obst wird Gemüse, das größtenteils von Han-Chinesen eingeführt wurde und dessen Namen noch oftmals erkennbar chinesischen Ursprungs sind, bei den Uiguren in weitaus geringeren Mengen zu sich genommen.[293] Zu den gewöhnlich verwendeten lokalen Gemüsesorten zählen Zwiebeln, Chinakohl, Kartoffeln und Paprika.[291]

Getränke und Joghurt

Im Gegensatz z​u den Han-Chinesen i​n Xinjiang, d​ie als Getränk grünen Tee bevorzugen, w​ird von Uiguren a​n erster Stelle schwarzer Tee (in China 紅茶, a​lso „Roter Tee“ genannt) getrunken, d​en sie oftmals m​it chay dora „heilen“, e​iner Gewürzmischung, d​er auch therapeutische Eigenschaften zugeschrieben werden.[293] Neben Schwarzem Tee zählt a​uch Milchtee m​it Salz z​u den beliebtesten Getränken d​er Uiguren.[291]

Abgesehen v​on den verschiedenen Teesorten gehören z​um Repertoire d​er uigurischen Kultur a​uch Saft, d​as aus Honig hergestellte Getränk kawas s​owie das alkoholische Getränk musallas.[291]

Während d​ie meisten dieser Getränke a​us heimischen Ausgangsstoffen u​nd mit regionaltypischen Verfahren hergestellt werden u​nd so e​inen für d​ie Region charakteristischen Geschmack aufweisen, müssen d​ie für d​ie Herstellung v​on anderen beliebten Getränken erforderlichen Teepflanzen v​on außen eingeführt werden, d​a sie i​m ariden Klima Xinjiangs n​icht gedeihen. Die Entwicklung neuartiger Milch-, Früchte- u​nd Kräutertees w​urde durch d​en über d​ie Seidenstraße n​ach Xinjiang gelangten chinesischen Tee ermöglicht, d​em dann lokale Zutaten beigefügt wurden.[291]

Großer Beliebtheit erfreut s​ich bei d​en Uiguren z​udem hausgemachter Joghurt.[291]

Gewürze und geschmacksverbessernde Zusätze

Bei d​er Zubereitung d​er wichtigsten uigurischen Nahrungsmittel kommen verschiedene Gewürze z​um Einsatz. In erster Linie dienen i​n der uigurischen Küche a​ls Gewürze schwarzer Pfeffer, r​oter Pfeffer, Kreuzkümmel u​nd gehackte Zwiebeln.[291]

Geschmacksverbessernde Wirkung k​ann durch Karotten, Honig, Konfitüre o​der Fruchtsaft erzielt werden, s​owie durch Zugabe v​on Butter, Joghurt o​der Stutenmilch.[291]

Typisch uigurische Gerichte

Zu d​en „typisch“ uigurischen Gerichten werden gezählt:[293]

Typisch uigurische Speisen in einem Restaurant in Tokio (2012)


polo
  • polopilaf-Reis mit Karotten und gebratenem Hammelfleisch.[293][291] Polo wird sowohl von Uiguren als auch von Han-Chinesen als das wohl typischste uigurische Gericht erachtet. Es ist die Speise, die üblicherweise Gästen serviert wird oder auf Hochzeiten, Bestattungsfeiern und ähnlichen Bräuchen des Lebenszyklus zum Einsatz kommt.[298] Die chinesische Bezeichnung für polok lautet zhuafan (dt. etwa: „mit Fingern zu essender Reis“)[298][169] und transportiert eine abfällige Konnotation, die sich mit einem han-chinesischen Stereotyp deckt, der Uiguren als rückständig und unzivilisiert betrachtet.[298] Polo kann als authentisch zentralasiatisches Gericht eingestuft werden, da es in ganz Zentralasien verbreitet ist (als polau, plof, ash usw.). Auch das iranische polow ist nachweislich mit dem uigurischen polo verwandt. Während dieses Gericht von Uiguren als ihre repräsentativste und mit einer symbolischen Bedeutung ihrer Identität behaftete Speise angesehen wird, findet es sich daher gleichwohl in mehr oder weniger ähnlicher Form im größten Teil Zentralasiens, was den zentralasiatischen Charakter der Uiguren der Moderne unterstreicht.[299]
Die Herstellung von Lamian-Nudeln durch Ziehen und Falten des langen, starken Teigstranges gleicht der Herstellung uigurischer läghmän
Mann beim Ziehen und Falten eines langen, starken Teigstranges und fertig geformte Manta (im Vordergrund) in der Altstadt von Kaxgar (2015)


  • läghmän – handgezogene Nudeln aus Weizenmehl,[293][300][169] gekocht und verspeist mit säy (verballhornt aus chin. cai), einer unter starker Hitze kurz angebratenen Beilage, die üblicherweise aus Tomaten, Zwiebeln, grünem Paprika, Hammel und anderem Gemüse besteht.[293][300] Im Gegensatz zu dem höchst repräsentativen Charakter von polo wird läghmän (oder: längmän) als die gewöhnlichste Speise unter Uiguren angesehen.[300] In diesem in besonderer Weise mit Xinjiang verbundenen Gericht vermengen sich zentralasiatisch-islamische mit chinesischen Einflüssen.[292] Obwohl läghmän inzwischen in Xinjiang und Zentralasien ein üblicherweise mit Uiguren assoziiertes Gericht ist und in Kirgistan und Usbekistan sogar als „uigurisches läghmän“ bezeichnet wird, sind die Nudeln wohl ursprünglich von chinesischer oder muslimisch-chinesischer (Hui) Herkunft.[300] Vermutlich sind sie eng verwandt mit den vorwiegend in den nordchinesischen Provinzen verbreiteten chinesischen handgezogenen Lamian-Nudeln, die ebenfalls durch wiederholtes Ziehen und Falten eines langen starken Streifens sehr elastischen Teigs hergestellt werden[300][292] und bereits in Aufzeichnungen des frühen 16. Jahrhunderts Erwähnung finden.[300] Nach der Eroberung durch die Qing waren die ethnischen Hui- und Han-chinesischen Immigranten von Shaanxi und Gansu, die sich nicht von Reis, sondern von Weizenprodukten wie Nudeln ernährten, die ersten und zahlreichsten Chinesen in Xinjiang.[292] Beim uigurischen Namen läghmän handelt es sich seinem phonetischen Aufbau zufolge vermutlich um ein Lehnwort, da turksprachige Ausdrücke in der uigurischen Sprache nicht mit „l“ beginnen. Als wahrscheinlichste Etymologie wird die Ableitung vom chinesischen lengmian („kalte Nudeln“) oder lamian („gezogene Nudeln“) angenommen.[300] Während läghmän in Restaurants und Imbissständen ausschließlich von Männern und durch diese spektakulär wirkende Technik hergestellt werden, verwenden uigurische Frauen – die im Haushalt üblicherweise für die Zubereitung des Essens zuständig sind – eine andere Methode, indem sie einen dünnen Teigstreifen ziehen und falten, was eine für einen Familienhaushalt ausreichende Menge an Nudeln hervorbringt.[300] Die Gemüse-Fleisch-Mischung, zu der die gekochten Nudeln hinzugefügt werden, ist als Chaocai (dt. etwa: „schnelle Pfanne“) einerseits eine chinesische Kochtechnik, enthält aber anderseits Hammelfleisch, anstelle des von Han-Chinesen favorisierten Schweinefleischs oder des im Nordwesten Chinas zu diesen dicken Nudeln verzehrten Rindfleischs. Viele Köche in Xinjiang bereiten läghmän sowohl mit runden Zwiebeln (piaz in Zentralasien, Indien etc.) als auch mit Grünen Zwiebeln (meist in chinesischen Gerichten bevorzugt) zu. Gewürzt wird die Mischung wird mit in Zentralasien und Indien allgegenwärtigen, aber in der traditionellen chinesischen Küche selten verwendeten trockenen Gewürzen (trockener Chili in Pulverform, Kreuzkümmel und manchmal Koriander). Andererseits enthält das Gemüse in der Regel auch frische grüne oder scharfe Paprikaschoten (uig.: laza, von chin. lazi) und das Gericht kann mit chinesischen Gewürzen gewürzt werden wie Sojasauce, Dunkler Reisessig oder sogar Sternanis oder Weißer Pfeffer (Hujiao).[292] Unabhängig von ihrem Ursprung werden läghmän heute nicht nur von Uiguren, sondern auch von anderen zentralasiatischen Völkern und von Han-Chinesen als „traditionelles“ uigurisches Gericht angesehen und besitzen auch tatsächlich einen eigenen spezifischen Geschmack, der sie von anderen zentralasiatischen und chinesischen Nudeln abhebt.[301] Läghmän sind ein gutes Beispiel für Signatur-Gerichte, also Speisen, die für eine bestimmte „Küche“ aus emischer (Insider-)Perspektive als charakteristisch angesehen werden.[302]
Uigurische Straßengrills
kawap-Straßenverkäufer in Ürümqi (2005)
Kebab-Zubereitung in Kaxgar (2007)
Uigurischer Straßengrill in Hangzhou (2009)


  • (gösh) kawap – Hammelfleischstücke am Spieß,[293][169] gegrillt auf einer Feuerschale (Kohlenbecken) und gewürzt.[293] Ähnlich wie läghmän sind auch kawap[lar] (dt.: Kebab[s]) keineswegs eine exklusiv-uigurische kulinarische Speise, sondern unter ähnlichen oder entsprechenden Namen in ganz Zentralasien anzufinden, ebenso wie in der Türkei (kebap[lar]), Griechenland (souvlaki, giros) und über den Balkan hinaus bis nach Kroatien (čevapčiči, rašnijči) und Slowenien, wo der türkische Einfluss in die Zeit des Osmanischen Reiches zurückreicht.[303] Als allgemeiner Begriff bezeichnet kawap im Uigurischen gegrilltes – oder gebackenes – Fleisch, in der Regel Hammelfleisch. Die am meisten verbreitete Form in Xinjiang ist das ziq kawap (dt. etwa: „Kebab-Spieß“), bei dem der Spieß mit Hammelfleischstücken auf einem charakteristischen Kohlenbecken gegrillt und mit gemahlenem Kreuzkümmel und manchmal gemahlenem Chili gewürzt wird.[303][293] Eine andere Form, qiyma kawap, besteht aus magerem Hammelhackfleisch, gemischt mit zerstückelten Zwiebeln, Eiern, Mehl, gemahlenem Kreuzkümmel, schwarzem Pfeffer und Chili. Die Mischung wird auf einen Spieß gewickelt, gegrillt und ähnelt sehr dem türkischen köfte kebap, das in den meisten Kebap-Läden Europas angeboten wird. Eine weitere Form, tonur kawap besteht aus einem ganzen Schaf, das in einem tonur – dem Lehmofen, in dem nan gebacken wird – gebacken wird und als sehr teures und zeitaufwändiges Gericht und üblicherweise auf Banketts serviert wird.[303] Uiguren betrachten kawap als typisch uigurische Speise.[174] Das Kebab der Uiguren ist ein gutes Beispiel für Gerichte, die als ethnischer Marker fungieren, also aus etischer (Outsider-)Perspektive dazu verwendet werden, um eine bestimmte Gruppe metonymisch zu definieren.[302] Han-Chinesen assoziieren den chinesisch yangrouchuan (dt. etwa: „Hammelspieß“) genannten Kebab in ihrer Vorstellung tendenziell so eng mit den Uiguren, dass der Kebab-Verkäufer (uigurisch: kawapchilar) zum häufigsten – oft abfällig gebrauchten – stereotypen Klischee für Uiguren in China geworden ist. Trotz der negativen Konnotation des Stereotyps für Uiguren sind die uigurischen Hammelspieße selbst bei den Han-Chinesen sehr beliebt und bereits seit Ende der 1980er Jahre sind die uigurischen Kebab-Verkäufer in ganz China zu finden.[174]
Weitere uigurische Speisen in einem Restaurant in Tokio (2012)
chöchürä
suyuq ash
gösh nan
Weitere uigurische Gerichte

Zu weiteren uigurischen Gerichten, d​ie alle Nudeln enthalten, d​ie mit Hammelfleisch u​nd weitaus geringeren Mengen a​n Gemüse kombiniert werden, zählen u​nter anderem:[293][169][291]

  • chöchürä oder chuchure (gefüllte Teigtaschen mit Suppe[291])
  • qoldama
  • suyuq ash oder suyqash (eine Nudelsuppe[291])
  • ügrä oder ugre (Suppe mit nadelförmigen Nudeln[291])
  • pitir manta und manta (Teigtaschen mit dünner beziehungsweise normaler Fleischfüllung[291])
  • samsa (geröstete Teigtaschen mit Füllung[291])
  • gösh nan
  • pörä
  • xoshän

Außerdem s​ind zu nennen:

  • halva (süßer Brei, der vorwiegend aus Maismehl hergestellt und mit gehackten Rüben, Zwiebeln und Tomaten gekocht wird)[291]
  • umaq (Brei, der vorwiegend aus Maismehl hergestellt und mit gehackten Rüben, Zwiebeln, Tomaten und Salz gekocht wird[291])

Beilagen

Viele Gerichte w​ie polo, manta, kawap o​der shorpa (Suppe m​it Fleisch) werden f​ast immer zusammen m​it dem ungesäuerten u​nd knusprigen nan gegessen. Als weitere vegetarische Beilagen dienen gänpän (Reis), suyqash, läghmän, pechinä (Kekse), qatlima (Pfannkuchen m​it grünen Zwiebeln), poshkal (Presskuchen) u​nd zum Nachtisch d​ie weithin beliebten halwa (Süßware a​us Mehl, Zucker u​nd Öl).[169]

Politisierung und Kriminalisierung uigurisch-muslimischer Ernährungsweise seit 2017

Infolge d​er seit 2017 bekanntgewordenen Verfolgung u​nd Umerziehung d​er Uiguren i​n China verlangt d​er chinesische Staat d​er uigurischen Bevölkerung d​en Konsum v​on Alkohol u​nd Schweinefleisch a​ls patriotisches Bekenntnis ab, während d​eren Verweigerung a​ls Zeichen d​es Extremismus ausgelegt wird.[304]

Architektur und Stadtgeschichte

Die islamische Architektur i​n Xinjiang h​at viele Gemeinsamkeiten m​it derjenigen i​n den Xinjiang umgebenden Ländern Zentral-, Süd- u​nd Westasiens.[235]

Heytgah-Moschee in Kaxgar (2015)
Außenansicht
Innenansicht


Ein Schild in arabischer Schrift über dem Eingang der Heytgah-Moschee wurde inzwischen entfernt und es wurden im Eingangsbereich Schilde der Bereitschaftspolizei platziert. Seit August 2015 hat Staatsführer Xi Jinping im Rahmen einer neuen Han-zentristischen Assimilierungspolitik den bereits im September 2014 von ihm geforderten vier Identifikationsebenen aller Chinesen (chinesisches Mutterland, chinesische Nation, chinesische Kultur und Weg des Sozialismus chinesischer Prägung) als fünfte Identifikationsebene die KPCh hinzugefügt. Dies spiegelt sich in der Entfernung der früheren Beschilderung über den Moschee-Eingängen wider. Dort steht statt „Liebe das Land, liebe die Religion“ nun „Liebe die Partei, liebe das Land“.[212]
Apak-Hodscha-Mausoleum in Kaxgar (2015)
Mausoleum vom Friedhof aus gesehen
Apak-Hodscha-Moschee


Aus dem mazar-Schrein als einstigem Pilgerziel und Schauplatz von Festlichkeiten des Volkes hat der Staat inzwischen eine museale Touristenattraktion gemacht.[12]
Mazar von Yusuf Khass Hajib in Kaxgar (2017)
Hauptgebäude des Mausoleums
Grabmal im Mausoleum
Infotafel in Uigurisch, Chinesisch und Englisch


Altun-Moschee und Grabmal der Aman Isa Khan in Yarkant (2015)
Altun-Moschee
Kuppel im Mausoleum der Aman Isa Khan


Jiaman-Moschee („Kuqa-Moschee“) in Kuqa (2007)
Außentor
Innenseite in Qibla-Richtung mit Mihrāb und Kanzel


Yarkant (2005)
Altes Stadttor
Straßenaspekt in der Altstadt


Erdaoqiao-Gegend in Ürümqi (2017)
Erdaoqiao-Markt und Großer Basar


Die Erdaoqiao-Gegend (Dong Kövrük) mit der städtischen Hauptmoschee und dem neuen Großen Basar ist das Zentrum des uigurischen Stadtteils und ein Beispiel für die neuere Tourismus- und Shopping-Stadtentwicklung[170]

Stadtgeschichte

Zwar w​aren die ursprünglichen Uiguren i​n Steppen lebende Nomaden, d​och blicken s​ie auf e​ine sehr l​ange Stadtgeschichte zurück u​nd gehören z​u den ersten Turkvölkern, d​ie in d​en Oasenstädten Zentralasiens sesshaft wurden.[161] Der Übergang z​um Handel m​it China erforderte Städtebau, d​a sich i​n den b​ei den Nomadengesellschaften üblichen Zeltsiedlungen d​ie Waren n​icht verstauen ließen.[305] Diese l​ange Geschichte d​er Urbanisierung m​uss durch e​in Subsistenzsystem gefördert worden sein, d​urch das e​in ausreichend großer Nahrungsmittelüberschuss erzeugt werden konnte, u​m die Arbeitsleistung d​er Bevölkerungsmehrheit für Handwerk, Handel u​nd religiöse o​der säkulare Bürokratien freigeben z​u können. Noch h​eute bildet s​ich die l​ange Historie d​er islamischen u​nd vorislamischen Urbanisierung i​n der Architektur v​on Turpan, Kaxgar u​nd Ürümqi ab. Moscheen, Minarette, Basare u​nd Gräber prägen d​ie städtischen u​nd ländlichen Landschaften v​on Xinjiang a​ls Zeugnisse d​er historisch w​eit zurückreichenden uigurischen Ansässigkeit.[161]

Architektur

Die bedeutendsten islamischen Baudenkmäler Xinjiangs stehen i​n enger Verbindung z​ur Architektur d​es westlicher gelegenen Zentralasiens.[306]

Die Uiguren (und ähnlich a​uch die Hui-Chinesen u​nd andere ethnische Minderheiten i​n China) verfügen m​it ihren Moscheen über e​ine herausragende Architekturgeschichte.[129] Anfang d​es 21. Jahrhunderts befanden s​ich 23.000 d​er rund 34.000 Moscheen Chinas i​n Xinjiang.[235] Wegen d​es religiös bedingten Verbots d​er Darstellung v​on Menschen u​nd Tieren finden s​ich in d​en Moscheen k​eine entsprechenden Skulpturen u​nd Gemälde. Anders a​ls die meisten Moscheen d​er Hui folgen d​ie Moscheen d​er Uiguren e​her dem zentralasiatischen Stil. Zwei Merkmale s​ind für uigurische Moscheen i​m südlichen Teil Xinjiangs bezeichnend. Zum Einen s​ind dies d​ie zwar überdachten, a​ber manchmal m​ehr oder weniger n​ach außen geöffneten Gebetsräume, d​ie nicht i​m traditionellen arabischen Stil gewölbt sind. Zum Zweiten i​st es d​as Vorhandensein zahlreicher Säulen entlang d​er Halle, d​ie an d​er Verbindungsstelle m​it dem Dach charakteristisch gestaltet sind.[129]

Kaxgar i​st die bedeutendste Oasenstadt i​m Westen Xinjiangs.[306] Im Jahr 2005 w​aren 77 Prozent d​er Bevölkerung v​on Kaxgar, Xjinjiangs größter Stadt, uigurische Muslime.[235] In Kaxgar allein befanden s​ich im Jahr 2005 351 Moscheen.[235][306]

  • Die aus dem 15. Jahrhundert stammende und mehrfach – auch in der Zeit der Volksrepublik China – renovierte Heytgah-Moschee gilt als größte Moschee Chinas und als gutes Beispiel für eine uigurische Moschee nach zentralasiatischem Vorbild.[129] Sie liegt in der Altstadt von Kaxgar und gilt als eines der beiden eindrucksvollsten erhaltenen Beispiele islamischer Architektur im Tarim-Becken.[5]
  • Das andere Beispiel ist das Mausoleum von Apak Hodscha (Ābā Khvāja) (uigur.: Apakh Khoğa Mazār; chin.: 阿巴和加麻札) im Dorf Haohan (浩罕村) am nördlichen Stadtrand Kaxgars.[1][307] Es wurde 1640 als Grab des Naqshbandī Sufi Muḥammad Yūsuf – dem Vater Apak Hodschas[307][308] – erbaut,[306][307] in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts von den Kirgisen zerstört, 1693/1694 von Apak Hodschas Sohn Yahya wiederaufgebaut, 1795 renoviert, 1947 von einem Erdbeben erneut zerstört[307] und im Jahr 1956 restauriert.[1][307] Es gilt als das prächtigste Mausoleum von Altishahr.[1] Wie bei der Heytgah-Moschee handelt es sich auch hierbei um ein Bauwerk der Superlative.[306][235] Es ist der größte islamische Architekturkomplex und für Manche das heiligste muslimische Gebäude[306][235] oder die heiligste muslimische Stätte in Xinjiang.[307] Zudem stellt es ein Symbol uigurischer Identität dar.[307] Dort begraben liegt neben vielen seiner Nachfahren auch Apak Hodscha (auch: Hazrat Apak) selbst, der Priesterkönig von Kaxgar, der nicht nur über Ostturkestan herrschte, sondern auch über Jünger in China und Indien verfügte. Ihm wurde noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts die Kraft zum Heilen und sogar zur Wiedererweckung der Toten ebenso zugeschrieben wie die Bekehrung Tausender vom Buddhismus zum Islam. Die Einwohner Kaxgars betrachteten ihn als zweitwichtigste Figur nach Mohammed und als ebenso bedeutend wie Hazrat Isa (Jesus Christus).[309] Das Hauptmausoleum ist ein Qubba-Bauwerk.[306] Seit dem Jahr 2000 ist die Durchführung von Ritualen und Zeremonien zu Ehren von Apak Hodscha im Mausoleum untersagt. Heute wurde das Mausoleum als große Sightseeing-Attraktion der VR China eingestuft und von vielen chinesischen und westlichen Touristen als wichtiges Highlight angesehen, während es weiterhin – insbesondere uigurische – Muslime gibt, die die Stätte als Heiligtum betrachten.[307] Die museale Umfunktionierung des Apak-Hodscha-Mazar-Schreins, der einst ein Ort großer Versammlungen gewesen war, ließ die Pilgerreise zu ihm abflauen. Nur wenige Mitglieder der ländlichen Umgebung des mazar-Schreines konnten sich die für sie teure Eintrittskarte leisten. Auch fanden sie nun keine religiösen Autoritäten in einer heiligen Stätte mit sichtbaren Opfergaben und Heiligtümern mehr vor, sondern eine säkularisierte Umgebung voller Han-chinesischer Touristen, Souvenirverkäufer und Führer. Pilgerfeste und Übernachtungsaktivitäten wurden seitdem gänzlich verhindert.[12]
  • Das als Mazha von Yūsuf (oder: Yusuf-Has-Hajip-Mazar[310]) bekannte muslimische Grab aus dem Jahr 1069 macht Kaxgar zur einzigen Stadt in Xinjiang mit einem Baudenkmal aus dem 11. Jahrhundert.[306][235] Yusuf Khass Hajib ist ein hochverehrter uigurischer Literat aus der Zeit der Karachaniden, der sein Werk „Kutadgu Bilig“ über Staatskunst für turkische Herrscher 1069 in Kaxgar fertiggestellt hat und der noch im Xinjiang der Gegenwart als nationaler Held gefeiert wird. Zu Yusufs Ehren wurde ein moderner Schrein erbaut und dessen Standort in die touristischen Reiserouten Kaxgars aufgenommen.[311] Zwar wird Satoq Bugra Khan, einem Karachaniden, zugeschrieben, den Islam nach West-Xinjiang gebracht zu haben, doch finden sich nur in Kaxgar Spuren dieser Geschichte des 10. Jahrhunderts in den erhaltenen Baudenkmälern.[235]

Keriya (chin.: Yutian) i​m Süden Xinjiangs:

  • Die Moschee des Ortes galt als weiteres und schönes Beispiel für uigurische Moscheen.[129] Die in der Nähe Hotans gelegene Yutian-Aitika-Moschee (auch: Keriya-Etika-Moschee,[312] Keriya-Aitika-Moschee[313] oder Keriya-Id-Kah-Moschee[314]) als größte Moschee ihres Bezirks mit etwa 800-jähriger Geschichte wurde von der Bevölkerung als Versammlungsort bei islamischen Festen genutzt, bis sie offenbar im März 2018 abgerissen wurde.[315] Der Abriss der wichtigsten Moscheen von Kargilik und Keriya folgte einer großangelegten Kampagne der Behörden von Xinjiang zur „Rektifikation der Moscheen“ ab Ende 2016.[12][10]

Yarkant, d​as eine geringere Bevölkerung h​at und weniger bekannt i​st als d​as nordwestlich gelegene Kaxgar, verfügt über e​in Stadttor u​nd eine Moschee m​it Portal u​nd Gebetshalle. In Yarkant w​urde im 16. u​nd 17. Jahrhundert ebenfalls islamische Architektur i​n den Stilen errichtet, für d​ie Kaxgar bekannt ist:[306][235]

  • Ein Beleg dafür ist die Große Moschee von Shache, die heute auch als Yarkant-Moschee bekannt ist.[235]
  • Die als schön geltende Altun-Moschee stammt aus dem Jahr 1533 und wurde mehrfach renoviert.[129]
  • Ganz in der Nähe der Gebetshalle der Altun-Moschee befinden sich die Gräber von Abdurixithan Khan und seiner Frau Aman Isa Khan, der das Zusammenstellen, Bearbeiten und Sammeln der anerkannten kanonischen Form der Zwölf Muqam zugeschrieben wird.[129]

In Kuqa, e​iner zentral i​n Xinjiang gelegenen Stadt m​it buddhistischen Höhlentempeln a​us dem 4. u​nd 5. Jahrhundert (Tausend-Buddha-Höhlen v​on Kumtura), befinden s​ich eine Moschee u​nd ein Mausoleum, d​eren Bau i​n der Ming-Dynastie begonnen wurde:[306]

  • Die Jiaman-Moschee (bekannt als „Kuqa-Moschee“) wurde im 16. Jahrhundert von Khoja Isḥāq Walī, dem Gründer des Karataglik-Ordens und Sohn des mächtigen iranischen Naqshbandī-Ṣūfī-Meisters Makhdūm-i Aʿẓam, gegründet, 1931 vollständig zerstört und von 1931 bis 1934 sofort wieder aufgebaut.[306][235] Zu dem Komplex zählen auch ein Minarett, das Mausoleum von Isḥāq Walī und zweitgrößte Gebetshalle in Xinjiang, deren Decke von 88 schlanken Säulen aus Maulbeerbaumholz mitgetragen wird.[306][235]
  • Das Mausoleum von Molana'eshiding Khoja ist die Ruhestätte von Eshiding Khoja aus Buchara, der den Tschagatai-Khanat-Khan Tughluq Temür im Jahr 1347 zum Islam bekehrt hatte,[306] worauf auch die rund 160.000 Einwohner des Khanats 1352 zum Islam übergetreten waren.[316] Das Mausoleum von Tughluq Temür selbst befindet sich dagegen westlich von Kuqa im Kreis Huocheng (Yining/Almaliq/Ili) und ist ein muslimisches Mausoleum aus der Zeit der mongolischen Yuan-Dynastie in China.[306][316]

Zerstörung historischer und heiliger uigurischer Stätten seit 2016

Seit China a​b 2017 o​der 2018 d​ie Region Xinjiang z​u einem Polizeistaat umgewandelt h​at und schätzungsweise b​is zu 1,5 Millionen seiner turkisch-muslimischen Bürger inhaftiert u​nd Indoktrination u​nd Zwangsarbeit ausgesetzt wurden, erfolgte a​uch ein Angriff a​uf das uigurische Kulturerbe d​urch den chinesischen Staat. Im Zuge d​es chinesischen Vorgehens i​n Xinjiang wurden Tausende v​on Kulturgütern – Moscheen u​nd heilige Schreine – abgerissen u​nd die u​m sie h​erum bestehenden uigurischen Gemeinden entwurzelt.[10]

Obwohl zahlreiche Objekte d​es uigurischen religiösen Erbes – sowohl Moscheen u​nd als a​uch Schreine – a​uf Chinas eigenen nationalen u​nd regionalen Listen d​es Kulturerbes aufgeführt s​ind und anerkannte Kulturerbestätten n​ach nationalem Recht geschützt werden sollten, erfolgte d​er gänzliche o​der teilweise Abriss Tausender Moscheen u​nd Schreine s​eit 2016 einschließlich solcher geschützter Stätten. Die Zerstörung dieser Stätten h​atte nicht n​ur eine Säuberung d​er Landschaft v​on religiöser Architektur z​um Ziel, sondern gehört a​uch zur politischen Linie, bewusst d​as uigurische kulturelle Gedächtnis auszulöschen.[10] Allein i​n den Jahren v​on 2017 o​der 2018 b​is 2020 h​at der chinesische Staat a​uf diese Weise historische u​nd heilige Stätten d​er Uiguren i​n einem Ausmaß zerstört u​nd entweiht, d​as in d​er Geschichte d​er chinesisch dominierten Region (Ostturkistan, Altishahr o​der Xinjiang) beispiellos ist. Zwar richteten internationale Medien i​hre Aufmerksamkeit i​n erster Linie a​uf die Zerstörung v​on Moscheen. Die mazar genannten Schreine, b​ei denen e​s sich u​m eine andere Art heiliger Stätten handelt, d​ie aber für Außenstehende weniger leicht einzuordnen sind, stellten jedoch e​in wohl n​och bedeutenderes Ziel d​er Entweihung dar.[12]

Durch dieses Vorgehen zerstört d​er chinesische Staat d​as physische islamische Erbe Xinjiangs.[317] Die Zerstörung v​on Moscheen u​nd muslimischen Friedhöfen i​n der Region spricht zusammen m​it anderen Maßnahmen l​aut Darren Byler (Universität Colorado) u​nd anderen Experten dafür, d​ass der chinesische Staat d​ie Uiguren religiös entwurzeln u​nd ihr kulturelles Erbe vernichten will.[318]

Die Entweihung d​er mazar-Schreine i​st laut d​em Historiker Rian Thum Bestandteil e​iner umfangreichen Serie a​n staatlichen Richtlinien u​nd Bemühungen, d​ie darauf ausgerichtet sind, d​ie von Uiguren erbaute Umgebung auszulöschen u​nd zu ersetzen, d​ie Geographie d​er Uiguren n​eu umzugestalten, d​ie räumlichen Grundlagen d​er uigurischen Kultur z​u beseitigen u​nd geografisch eingebettete Ausdrucksformen d​er uigurischen Kultur z​u entwurzeln. Dabei bleibe k​aum ein Teil d​es uigurischen Lebens v​on der staatlichen Zerstörung d​er von d​en Uiguren erschaffenen Umwelt unberührt, w​as Thum a​ls Beleg dafür deutet, d​ass das staatliches Vorgehen g​egen kulturell herausragende Institutionen w​ie mazar-Schreine i​m Rahmen d​er übergeordneten staatlichen Anstrengungen darauf abzielen, d​ie Erfahrungswelt u​nd Identität d​er Uiguren v​on ihrer Landschaft abzutrennen.[12]

Insgesamt s​oll nach e​iner Studie d​er australischen Denkfabrik ASPI nahezu j​ede dritte heilige islamische Stätte i​n Xinjiang zerstört worden sein, darunter Schreine, Friedhöfe u​nd Pilgerwege.[319][320] Laut Nathan Ruser, Hauptautor d​es ASPI-Reports, besteht d​ie Erklärung für d​iese Zerstörungen n​ach den Ergebnissen d​er Untersuchungen darin, d​ass uigurische u​nd andere indigene Stätten vernichtet würden, während historische Stätten, d​ie in Zusammenhang m​it der Kontrolle Xinjiangs d​urch die Han-Chinesen stehen, verschont blieben.[320] Die gezielte Auslöschung materieller Elemente d​er indigenen uigurischen u​nd islamischen Kultur i​n Xinjiang scheint l​aut der ASPI-Studie e​ine zugleich zentral vorangetriebene u​nd zugleich l​okal umgesetzte Politik z​u sein, d​eren finales Ziel i​n der „Sinisierung“ (中国化) indigener Kulturen u​nd letztendlich i​n der vollständigen „Transformation“ (转化) d​er Gedanken u​nd des Verhaltens d​er uigurischen Gemeinschaft besteht.[8]

Moscheen
Geschätzte Anzahl der Moscheen in Xinjiang (je Präfektur), die vorwiegend ab 2017 zerstört oder beschädigt wurden
Stand: 2019/2020; Quelle: ASPI, 24. September 2020[321][8]
Präfekturen: Uru=Ürümqi, Wuj=Wujiaqu, Ili, Kiz=Kizilsu, Kar=Karamay, Bei=Beitun, Bor=Bortala, Shu=Shuanghe, Tur=Turpan, Hot=Hotan, Kum=Kumul,
Kax=Kaxgar, Tum=Tumxuk, Tac=Tacheng, Bay=Bayingolin, Cha=Changji, Shi=Shihezi, Tie=Tiemenguan, Aks=Aksu, Alt=Altay, Ara=Aral
Die 1540 erbaute Große Moschee in Kargilik im Jahr 2012.
Das Portal wurde 2018 durch eine Miniaturrekonstruktion ersetzt.[322]

Statt a​uf die geringe Anzahl v​on Menschen abzuzielen, d​ie als anfällig für Radikalisierung u​nd gewalttätige Aktionen eingestuft werden könnten, richtete s​ich die staatlich geführte Kampagne g​egen den religiösen Extremismus i​n Xinjiang g​egen alle Ausdrucksformen d​es islamischen Glaubens u​nd entfernte w​eite Teile d​er islamischen Architektur a​us den uigurischen Städten.[10] So k​ommt es i​m Zuge d​er jüngsten Welle massiver Einschränkung d​er Religionsausübung i​n Xinjiang d​urch den chinesischen Staat h​eute auch z​um Abriss vieler Moscheen.[323][324][325] Diese jüngste Flut v​on Abrissen u​nd Entweihungen prominenter Moscheen, darunter a​uch die wichtigsten Moscheen v​on Kargilik u​nd Keriya, folgte e​iner großangelegten Kampagne d​er Behörden v​on Xinjiang z​ur „Rektifikation d​er Moscheen“ a​b Ende 2016,[12][10] b​ei der Tausende Moscheen niedergerissen wurden.[10] Laut e​iner Angabe d​es Komitees für ethnische u​nd religiöse Angelegenheiten v​on Kaxgar a​us dem Jahr 2016 wurden d​abei fast 70 Prozent d​er Moscheen i​n der Stadt Kaxgar u​nd eine unbekannte Anzahl v​on Moscheen i​n anderen Teilen Xinjiangs abgerissen. Die Zerstörung d​er Moscheen w​ar kurz a​uf die Einführung v​on Gebetsverboten i​n der Öffentlichkeit erfolgt, d​urch die Häuser u​nd Moscheen a​ls einzige erlaubte Räume für religiöse Andachten verblieben waren.[12] Viele dieser Moscheen w​aren mit d​er Begründung für abbruchreif erklärt worden, e​s handele s​ich um unsichere Konstruktionen, d​ie eine Sicherheitsbedrohung für d​ie Betenden darstelle. Bei anderen wurden d​ie charakteristischen architektonischen Merkmale w​ie Kuppeln u​nd Minarette i​m Zuge d​er Kampagne z​ur „Sinisierung“ d​es Islam entfernt.[10]

Einem i​m September 2020 publizierten Untersuchungs-Bericht[8] d​es australischen Thinktanks Australian Strategic Policy Institute (ASPI) zufolge sollen chinesische Behörden i​n Xinjiang schätzungsweise r​und 16.000 muslimische Gotteshäuser beschädigt o​der zerstört haben, d​ie meisten d​avon seit d​em Jahr 2017. Diese Studie, d​ie sich a​uf Satellitenbilder u​nd statistische Modelle berief, schätzte d​ie Anzahl d​er vollständig zerstörten Moscheen a​uf 8500 ein, w​omit die Menge d​er verbliebenen muslimischen Gotteshäuser m​it 15.500 a​uf die niedrigste Zahl s​eit der chinesischen Kulturrevolution i​n den 1960er Jahren gesunken sei.[319]

Anfang Mai 2019 h​atte bereits e​ine vom Guardian u​nd Bellingcat geleitete Investigation n​eue Belege enthüllt, d​ie die großangelegte Zerstörung v​on Moscheen i​n Xinjiang d​urch den chinesischen Staat a​ls weitere repressive Maßnahme g​egen die muslimischen Minderheiten d​er Region offenlegten. Demnach l​agen Belege für über z​wei Dutzend islamisch-religiöse Stätten vor, d​ie seit 2016 i​n Xinjiang teilweise o​der vollständig abgerissen worden waren. Unter d​en zerstörten Moscheen befand s​ich demnach a​uch die Yutian-Aitika-Moschee a​ls große Gemeindemoschee i​n der Nähe v​on Hotan. Diese größte Moschee i​n ihrem Bezirk, d​eren Geschichte b​is etwa 1200 n. Chr. zurückreichte, h​atte den Einheimischen a​ls Versammlungsort z​u islamischen Festen gedient, b​is sie offenbar i​m März 2018 abgerissen wurde.[315] Zusammen m​it einem weiteren Bericht d​es UHRP v​on Oktober 2019[315] w​ar damit 2019 d​er Abriss o​der Umbau v​on über 100 uigurischen Moscheen u​nd mehreren Schreinen d​urch Fallanalysen belegt worden, b​ei denen z​ur Verifizierung Satellitenaufnahmen für j​ede Stätte verwendet worden waren.[10][315][314]

Nach d​er großangelegten behördlichen Kampagne z​ur „Rektifikation d​er Moscheen“ a​b Ende 2016 wurden d​ie bedeutendsten Moscheen v​on Kargilik u​nd Keriya abgerissen:[12][10]

  • Die Moschee in Keriya, ein hoch aufragendes architektonisches Denkmal, das in Teilen möglicherweise auf das Jahr 1237 zurückgehen soll, war in den 1980er und 1990er Jahren umfassend renoviert worden, noch im Jahr 2016 fotografiert worden[326] und diente als größte Moschee des Bezirks der Bevölkerung als Versammlungsort bei islamischen Festen.[315][326] Der Online-Aktivist Shawn Zhang hatte zunächst Satellitenaufnahmen der im Jahr 2018 bereits abgeschlossenen Zerstörung des in den 1990er Jahren wiederaufgebauten Torhauses veröffentlicht,[326][327][315] die dann durch Bellingcat bestätigt wurde,[313][327] während die möglicherweise 800 Jahre alte Gebetshalle demnach erhalten geblieben ist.[313][327]
  • Eine in Xinjiang relativ selten angewendete Methode, die aber für mehrere bedeutende Moscheen in Kaxgar – darunter in Kargilik und Yarkant – belegt wurde, stellte die „Miniaturisierung“ von Moscheen dar. Ein Beispiel dafür ist die 1540 erbaute Große Moschee in Kargilik (Yecheng kagilik jame/加满清真寺),[322] die im Zentrum der Altstadt von Kargilik lag, die größte Moschee in der Region war, wöchentlich Menschenversammlungen aus verschiedenen Dörfern anzog und sich durch ihre hohen Türme, einen beeindruckenden Eingangsbereich und ihren von Blumen und Bäume gebildeten Innengarten auszeichnete.[315] Sie war zwar in den 2000er Jahren als regional geschütztes Kulturerbe in Xinjiang ausgewiesen, also mit dem zweithöchsten Schutzniveau für historische Relikte versehen worden. Dessen ungeachtet wurden jedoch im Zuge der Repression ab 2017 zunächst die Mosaikkunstwerke weitgehend übermalt, die arabische Schrift und das Halbmondmotiv entfernt und ein großes rotes Propagandabanner der Regierung mit der Aufschrift „Liebe die Partei, liebe die Nation“ (Stand: September 2018) über dem Portal angebracht.[322] Zwischen 2018 und 2019 wurden schließlich der historische Eingangsbereich – eine Art Torhaus – und andere Gebäude abgerissen[322][315] und stattdessen eine dürftige Rekonstruktion in Miniaturformat errichtet, bei der die Portalbreite von 22 auf 6 Meter reduziert worden war.[322] Die Zerstörung wurde von dem Online-Aktivisten Shawn Zhang, dem Guardian, Bellingcat und der Denkfabrik ASPI dokumentiert.[315][322]
Schreine (mazar)
Schreinverehrung in Ostturkestan (1915)
Das Aufputzen von Schlamm auf einen Schrein in Kaxgar als Anruf um Schutz gegen Hautkrankheiten[328]
Schreinwächter (mulla) mit Tochter vor Taubenhäusern des nahegelegenen Kaptar Mazzar („Taubenschrein“) bei Hotan[329]


Bild links: Bestimmte Schreine waren berühmt für die Heilung spezifischer Krankheiten. Bei Hautkrankheiten wurde ein als Sigm bekannter Schrein in Kaxgar häufig aufgesucht. Dort entnahm der Bittsteller Schlamm aus einem Brunnen und warf ihn mit einem Gebet an den Heiligen an die Wand des Schreins, wonach sich der Bittsteller ohne zurückzublicken entfernen musste.[328]
Bild rechts: Der berühmte mazar war ein kleiner Friedhof, der mit Stangen markiert war, an denen Lumpen und Schaffellstücke hingen. Der Legende nach lag dort der im Kampf gegen die Armee von Hotan gefallene Imam Shakir Padshah begraben, der versucht hatte, die buddhistischen Einwohner zum Islam zu konvertieren. Die Schwärme heiliger Tauben, die am Schrein lebten und von Gläubigen mit Opfergaben gefüttert wurden, sollen der Legenda nach die Nachfahren von einem aus dem Herzen des toten Heiligen aufgeflogenen Taubenpaares gewesen sein.[329]
Mazar Tagh, nördlich von Hotan
Nordwestseite des Forts am Mazar Tagh mit Archäologen (1913)
Nordwestseite des Forts am Mazar Tagh (2008)
Islamischer Schrein vor dem tibetanischen Fort aus dem 8. Jh. (2008)


Der Name Mazar Tagh bedeutet „Hügel des heiligen Schreins“ und verweist laut Aurel Stein, der hier bereits Anfang des 20. Jahrhunderts einen Schrein vorfand, darauf, dass ein so auffälliges Naturmerkmal wie die sich abrupt mitten aus der Wüste erhebende Hügelkette lokale Verehrung angezogen haben muss[330]

Beim mazar handelt e​s sich u​m eine Stätte i​n der Landschaft, d​ie für d​ie Gläubigen e​ine besonders numinöse Authentizität besitzt, a​lso von i​hnen als Verbindung z​um und Anwesenheit d​es Göttlichen aufgefasst wird. Die Heiligkeit d​es mazar übertrifft a​us Sicht d​er Gläubigen selbst diejenige d​er Moschee a​ls bauliche Anlage.[12] Mazar-Schreine beinhalten f​ast immer irgendeine physische Konstruktion. Dabei k​ann es s​ich beispielsweise u​m hohe Kuppeln m​it grünen, glasierten Dachziegeln handeln o​der auch n​ur um einige Flaggen a​n krummen Stangen a​us Zweigen. Bei d​en meisten mazar-Schreinen handelt e​s sich a​us Sicht d​er Gläubigen u​m Grabstätten v​on Heiligen, n​ur in s​ehr wenigen Fällen u​m andere Orte transzendenten Kontakts w​ie heilige Bäume, heilige Quellen, Fußabdrücke o​der Verweilorte heiliger Menschen o​der Orte, a​n denen heilige Persönlichkeiten verschwunden s​ein sollen. Unabhängig v​on der physischen u​nd narrativen Form e​ines bestimmten mazar bezeichnet d​er Begriff „mazar“ i​n der Praxis d​ie aus Sicht d​er Gläubigen unmittelbarste, greifbarste Manifestation d​es Heiligen i​n physischer u​nd geografischer Gestalt.[12]

Den meisten mazar-Schreinen w​ird nachgesagt, a​ls Gräber d​ie sterblichen Überreste e​ines Menschen z​u beherbergen, d​er seiner unsterblichen Persönlichkeit d​urch die Errungenschaften i​m Leben – beispielsweise d​urch wissenschaftliches Schaffen, Heldentaten o​der Wunderwirkung – Nähe z​u Gott verliehen h​at und d​iese Nähe n​un mit d​en Lebenden teilen kann.[12] Der Begriff mazar bezeichnet i​n Zentralasien s​omit in d​er Regel Grabmäler islamischer Heiliger, b​ei denen e​s sich u​m mythische o​der reale Figuren handeln kann.[331] In diesen unzähligen Mausoleen Xinjiangs findet Verehrung d​er Heiligen findet statt.[232] Während d​ie mazar-Schreine für i​m städtischen Umfeld lebende Uiguren a​n Bedeutung verloren haben, dienen s​ie in ländlichen Gegenden, i​n denen n​ach wie v​or die Mehrheit d​er Uiguren lebt, oftmals a​ls Gemeinde-Anlagen, historische Archive, Arenen für Debatten u​nd unabhängige soziale Akteure. Sie werden beispielsweise für d​ie Bitte u​m Fruchtbarkeit o​der Heilung aufgesucht.[12] Die Uiguren r​ufen dort d​en Schutz d​es jeweiligen Heiligen an, beispielsweise für e​ine gute Ernte, für d​ie Geburt e​ines Sohnes u​nd vieles mehr. Einige hundert dieser Gräber liegen i​n den Wüsten u​nd Oasen v​on Xinjiang verstreut u​nd bilden e​ine heilige Landschaft, d​eren Pfaden uigurische Bauern Jahr für Jahr a​uf ihren Pilgerreisen folgen.[331] Pilger erhalten d​ort Informationen über d​ie Geschichte d​er begrabenen Heiligen d​es Schreins u​nd damit über i​hr eigenes Land.[12]

Sultan-Sutuq-Bugra-Khan-Mazar in Artux
Beispiele für mazar-Schreine in Xinjiang, die seit 2017 beschädigt wurden (Quelle: ASPI, 2020)[332][182]
Legende: : leicht beschädigter Schrein /
: schwer beschädigter Schrein /
: Gebirge / : Stadt

Der Sultan Sutuq Bugra Khan Mazar (in Artux) ist beschriftet.
Das Grabmal des Satoq Bugra Khan in Artux (2017). Der mazar-Schrein steht unter nationalem Schutz und wurde seit 2017 nur leicht beschädigt.[333] Bemühungen des Staates, ihn zu einem Ort des Massentourismus zu machen, blieben zwar beschränkt erfolgreich, doch wurde die Pilgerreise eingeschränkt[12]


Toyoq-Mazar (Eshabulkehf) in der Nähe von Turpan
Der Schrein in der Toyoq-Schlucht und (Bildausschnitt links oben) die Höhle der legendären Sieben Schläfer (Eshabulkehf) innerhalb der Ringmauern[334][335]
„Höhlengefährten“-Geschichte (Qissat Ahl el-Kahaf) in Arabisch von 1494.
Durch Verbinden der Lokalgeschichte mit der Ashāb al-kahf-Legende steigerte die lokale Bevölkerung den Einfluss des Schreins.[334]


Den bedeutenden Schrein besucht noch immer (Stand: 2020) eine etwas größere Anzahl von Pilgern, wenn auch nicht mehr in großen Versammlungen, ermöglicht wohl durch eine weniger strikte Eintrittskartenpraxis.[12] Vor Einzug des Islams war die Toyoq-Schlucht eine der wichtigen heiligen Stätten des Buddhismus und Manichäismus. Aurel Stein zufolge wurden heilige Stätten des Islam oft an solchen des alten Buddhismus und Hinduismus erbaut.[334]
Mähmud Qäshqäri mazâr in Opal bei Kaxgar (2015)
mazar (Mausoleum) des Philologen Mähmut Qäshqäri (drei linke Bilder) und dahinterliegender Friedhof (rechts).
Um das Dorf Opal, am Rande des Opal-Tals, gibt es so viele mazar-Schreine, die legendäre Geschichten oder historische Motive vermitteln, dass das gesamte Opaltal als riesiger heiliger Komplex angesehen werden kann.[233]

Einige mazar-Schreine, w​ie der Sultan Sutuq Bugra Khan Mazar (oder: 苏里坦·苏突克·博格拉汗麻扎), a​lso das Grabmal d​es Satoq Bugra Khan, d​er im 11. Jahrhundert e​inen Heiligen Krieg u​m die Einführung d​es Islam i​n die Region geführt hatte, s​ind oder w​aren Schauplätze alljährlicher Festlichkeiten. Einen wesentlichen Bestandteil dieser Feste, a​n denen tausende Menschen teilnehmen können, bildet d​ie Aufführung v​on Musik, d​ie sowohl d​er Unterhaltung a​ls auch d​en Ritualen dient, darunter d​ie „klassische“ muqam-Tradition, dastan (Geschichtenerzählen), Trommel-und-Schalmei-Tanzmusik u​nd Sufi-Zikr-Rituale. Diese Praxis d​er Pilgerfahrt u​nd Durchführung v​on Festen a​n den Gräbern i​st in Zentralasien u​nd Afghanistan w​eit verbreitet.[331]

Es können n​ach Größe u​nd Beschaffenheit verschiedene Arten v​on mazar-Schreine unterschieden werden:[232]

  • Zunächst gibt es monumentale Schreine, die aus einem oder mehreren Gräbern, einer Moschee und einem Gebäude für Mystiker (khanaqâh) bestehen. Davon sind die sieben wichtigsten den üblichen uigurischen Beschreibungen zufolge der Altunluq mazâr in der Altstadt von Yarkant, der Apaq Khoja mazâr im Dorf Häzrät bei Kaxgar, der Imam Asim mazâr in der Nähe des Dorfes Jiya im Landkreis Lop, der Imam Jä'färi Sadiq mazâr nördlich von Niya, der Ordam Padishahim mazâr südöstlich von Harap in der Nähe des Landkreises Yengisar, der Tuyuq Khojam mazâr (auch: Äshabul Kähf) in Yalquntagh im Landkreis Piqan, und der Sutuq Bughrakhan mazâr im Dorf Suntagh nahe bei Artux.[232]
  • Einige andere Schreine konnten bereits im Jahr 2013 nicht zu den offiziellen Mausoleen gezählt werden, da keine Pilgerfahrten mehr stattfanden und der religiöse Charakter verloren gegangen war, obwohl es sich um authentische historische Stätten handelte.[232] Dazu zählte der Mähmud Qäshqäri mazâr im Dorf Opal (乌帕尔) im Kreis Shufu östlich von Kaxgar,[232][233] der die Grabstätte von Mähmut Qäshqäri (Maḥmūd al-Kāschgharī) birgt, dem Autor des etwa 1077 fertiggestellten Dīwān Lughāt al-Türk („Kompendium der Sprachen der Türken“). Im halboffiziellen Reiseführer für Xinjiang (新疆概览) wird dieses „Mausoleum von Mähmut Qäshqäri“ (马赫穆德・喀什噶里陵墓) inzwischen als „malerischer Ort“ uns als „Mausoleum für einen herausragenden nationalen Gelehrten von Chinas uigurischer Nationalität“ vorgestellt.[233] Weitere Beispiele für diese Gruppe der Schreine waren der Qomul Wangliri mazâr am Eingang der Altstadt von Kumul oder auch der Yüsüp Khas Hajip Mazâr in der Stadt Kaxgar.[232]
  • Abgesehen von diesen großen heiligen Komplexen besuchen Pilger häufig unzählige, oftmals in abgelegenen ländlichen Gebieten liegende „sekundäre“ Schreine, bei denen es sich um kleinere Stätten mit einfacher Architektur handelt.[232]
  • Schließlich existiert als weitere Art von Schrein das kleine lokale mazar, das oft nur aus einem einzelnen Grab oder manchmal nur aus einer heiligen Quelle oder Höhle mit einer rudimentären Schreinstruktur besteht.[232]

Während d​er Kulturrevolution w​aren mazar-Schreine i​n ganz Xinjiang vollständig geschlossen worden. Als i​n den 1980er Jahren d​ie Beschränkungen d​es chinesischen Staates für kulturelle u​nd religiöse Praktiken i​m Land gelockert wurden, belebte d​ies die mazar-Schreine wieder. Dies geschah i​n zwei unterschiedlichen Formen. Einige, w​ie der Ordam Mazar (oder: Ordam Padishah Mazar, 奥达木麻扎), erlebten aus d​er Basis d​er Bevölkerung heraus e​ine Wiederbelebung d​er Festlichkeiten u​nd der gewöhnlichen Pilgerreise. Andere, besonders d​er Afaq Khoja Mazar i​n Kaxgar, wurden v​om chinesischen Staat z​u musealen Touristenattraktionen umgewandelt. Diese Musealisierung stellte d​ie früheste Welle v​on Zersetzung d​er mazar-Schreinkultur i​m China d​er Reformzeit dar.[12]

Einige d​er bekanntesten u​nd kulturell bedeutendsten Stätten w​ie der Imam Jafar Sadiq Mazar (oder: Je'firi Sadiq Mazar, 伊玛木·加甫尔·萨迪克麻扎), d​er Imam Asim Mazar (伊玛目·阿斯木麻扎) u​nd möglicherweise d​er Ordam Mazar, z​u denen z​uvor jedes Jahr große Pilgerreisen stattfanden, wurden n​icht formell u​nter Schutz gestellt u​nd seit 2017 v​on den chinesischen Behörden abgerissen.[8][336] Laut d​em Historiker Rian Thum hatten d​ie Behörden i​n Xinjiang d​ie hohe Bedeutung d​er mazar-Schreine erkannt. An d​en Umständen d​er Zerstörung beispielsweise d​es Imam Jafar Sadiq Mazar l​asse sich zeigen, d​ass in diesem Fall d​er mazar selbst u​nd nicht d​er wirtschaftliche Wert d​es Landes d​ie Aufmerksamkeit d​er Behörden a​uf sich gezogen habe. Der vollständige Abriss u​nd die Entweihung betraf zunächst mazar-Schreine, d​ie zuvor große Menschenmengen angezogen haben, e​inen regionales Ansehen erreicht h​aben und n​icht musealisiert wurden, während d​ie meisten kleinen mazar-Schreine v​on den 2018 begonnenen Zerstörungen u​nd Entweihungen verschont blieben (Stand: 2020).[12]

Neben d​er vollständigen Auslöschung w​ie im Fall d​es Imam Jafar Sadiq Mazar u​nd des Ordam Padishah Mazar k​am es n​och zu e​iner weiteren Form d​es Übergriffs a​uf uigurische heilige Stätten d​urch den chinesischen Staat. Dieser bestand i​n der Welle v​on mazar-Schließungen i​n den vorangegangenen d​rei Jahrzehnten, d​ie ebenfalls z​u einer Form v​on Zerstörung führten: Denn mazar-Schreine werden ständig d​urch Pilgerfahrten erschaffen u​nd neu erschaffen. Ihre Bauanlage sammelt d​abei Material an, i​ndem die Pilger Fahnenstangen, Stoffbahnen, Schafhörner, Öllampen, Tierhäute u​nd andere kurzlebige Opfergaben bringen u​nd sich Opfergaben u​nd angesammelten Fahnenstangen b​is zu z​ehn Meter h​och auftürmen. Die Schließung d​er Schreine unterbricht d​iese kontinuierliche Erschaffung d​er heiligen Stätte u​nd entweiht d​as mazar, i​ndem sie e​s seiner äußeren Sichtbarmachung d​er Verehrung d​urch die Gemeinschaft beraubt.[12]

Beispiele für mazar-Schreine in Xinjiang, die seit 2017 zerstört wurden
(Quelle: ASPI-Studie vom 24. September 2020)[336][8]
Legende: : Zerstörter Schrein / : Gebirge / : Stadt
Die beiden am stärksten verehrten Schreine des Ordam Padishah (bei Yengisar) und des Imam Je'firi Sadiq (bei Niya) sind beschriftet. Auch der Schrein des Imam Asim (bei Hotan) hat in der Vergangenheit große Ansammlungen von Pilgern (seyla) beherbergt und ist in der Abbildung beschriftet.
[12]

Insgesamt h​aben alle d​er vermutlich fünf mazar-Schreine, d​ie laut e​iner Untersuchung d​es Historikers Thum u​nter den insgesamt Hunderten o​der Tausenden uigurischen mazar-Schreinen e​in außergewöhnlich h​ohes und historisch w​eit zurückreichendes regionales Ansehen a​ls heilige Stätten erlangt hatten, i​hre traditionelle Funktion a​ls mazar-Schreine verloren. Zwei v​on ihnen wurden s​eit 2017 vollständig zerstört, namentlich d​er Imam Jafar Sadiq Mazar u​nd der Ordam Padishah Mazar.[12] Die restlichen d​rei überdauerten z​war physisch, wurden a​ber zu Museumsattraktionen für Han-Chinesen u​nd ausländische Touristen umgeformt, namentlich d​er Afaq Khoja Mazar i​n Kaxgar,[12] d​er von d​er lokalen Bevölkerung m​it der Legende d​er Sieben Schläfer (Ashāb al-kahf, Eshebul Kahf o​der Eshabulkehf) verbundene[334] Toyoq Mazar (oder Tuyuq Khojam Mazar) i​n der Nähe v​on Turpan[12] s​owie der Sultan Sutuq Bugra Khan Mazar i​n Artux,[12] d​er somit s​eine spirituelle Dimension verloren hat, a​uch wenn i​hn einzelne Pilger n​och immer besuchen u​nd die angrenzende Freitagsmoschee n​och funktionsfähig ist.[232]

Je'firi Sadiq Mazar

Gläubige pilgerten v​or seiner Zerstörung r​und 70 k​m in d​ie Wüste z​u dem Schrein, u​m die Gegenwart v​on Imam Je'firi Sadiq aufzusuchen, d​er als Gründungsvater u​nd Held g​ilt und v​or rund 1000 Jahren a​n dieser Stelle gestorben war, a​ls er d​en Islam i​n die Region gebracht h​aben soll.[12][315] Die Zerstörung scheint l​aut Thum a​ls Selbstzweck gedient z​u haben u​nd nicht e​inem wirtschaftlich wertvollen Ziel w​ie es b​ei der Zerstörung einiger Friedhöfe d​er Fall gewesen war. Thum zufolge w​aren die chinesischen Behörden s​chon seit Jahrzehnten w​egen der großen Festivals (seyla) beunruhigt, d​ie von einigen mazar-Schreinen angeregt worden w​aren und d​ie wie andere unabhängige Versammlungen a​us Sicht d​er chinesischen Beamten d​as Potenzial bargen, alternativen Quellen politische Macht z​u verschaffen o​der sich z​u Protesten z​u entwickeln. In diesen Jahrzehnten h​atte der Staat bereits bewiesen, Versammlungen a​uch ohne vollständige Zerstörung e​ines mazar verhindern z​u können.[12]

Ordam Padishah Mazar

So hatten d​ie Behörden beispielsweise bereits s​eit 1997 – d​em Jahr v​or dem eintausendsten Todestag v​on Ali Arslan Khan (oder: Arslan Khan) – e​ine Massenpilgerfahrt z​um Ordam Padishah Mazar verhindert,[12][8] d​em Ort, d​er sowohl v​on heutigen Pilgern a​ls auch i​n historischen Quellen a​ls heiligste Stätte d​er Uiguren beschrieben w​ird und a​ls einziger stärker verehrt w​urde als d​er Je'firi Sadiq Mazar.[12] An diesem mazar-Schrein versammelten s​ich seit über 400 Jahren b​is zu Zehntausende Pilger, u​m Ali Arslan Khans z​u gedenken, d​er ein Enkelsohn d​es ersten islamischen Königs d​er Uiguren w​ar und i​m Jahr 998 n. Chr. a​n dieser Stelle i​m Kampf u​m die Eroberung d​es buddhistischen Königreichs Hotan a​ls Märtyrer gefallen war.[12][8][337] Die offizielle Schließung d​es Ordam Mazar i​m Jahr 1997 w​urde mit d​em Verbot illegaler religiöser Aktivitäten (非法 宗教 活动) u​nd feudalen Aberglaubens (封建 迷信) gerechtfertigt, w​omit die mystischen Traditionen d​es uigurischen Volkes m​it Vorstellungen v​on Rückständigkeit u​nd psychischen Erkrankungen verbunden wurden. Ordam Mazar u​nd seine Verbindung z​u mystischen Ausdrucksformen d​es islamischen Glaubens standen sinnbildlich für d​ie „drei Übel“ (三 股 势力) v​on Terrorismus, Separatismus u​nd religiösem Extremismus.[8]

Das gleiche Vorgehen w​ie im Fall d​es Ordam Padishah Mazar wäre d​em Staat s​omit laut Rian Thum a​uch beim Je'firi Sadiq Mazar möglich gewesen, z​u dem Pilgerfahrten ebenfalls bereits s​eit Jahren verboten waren. Wie b​eim Je'firi Sadiq Mazar l​iegt das Land u​m den Ordam Padishah Mazar u​nd ist unfruchtbar, u​nd in beiden Fällen w​urde der Schrein d​urch nichts ersetzt. Die Zerstörung d​er heiligsten Stätte d​er Uiguren scheint s​omit laut d​er Analyse v​on Rian Thum Selbstzweck u​nd eigentliches Ziel gewesen z​u sein u​nd sei Bestandteil d​er umfassenderen Bemühungen d​er chinesischen Regierung, d​ie materielle Kultur u​nd Geschichte d​er Uiguren z​u definieren u​nd zu kontrollieren.[12]

Imam Asim Mazar

Auch v​on dem Schrein d​es Imam Asim, d​er ebenfalls große Scharen a​n Pilgern z​u den seyla-Versammlungen angezogen hatte,[12][337][232][315] wurden d​ie Pilger bereits i​m Jahr 2014 f​ast vollständig ferngehalten, b​is das Gelände i​m Jahr 2019 z​u großen Teilen zerstört wurde.[337][315] Die dazugehörige Moschee, Khaniqah u​ns andere Gebäude wurden abgerissen, d​er eigentliche mazar-Schrein seiner Flaggen, Opfergaben u​nd Holzgeländer beraubt u​nd faktisch entweiht.[12][315] Nur d​as Grab, d​em nachgesagt wurde, d​ie sterblichen Überreste e​ines heiligen Kriegers a​us dem 8. Jahrhundert z​u enthalten, b​lieb erhalten. Während s​ich am Schrein d​es Imam Asim v​or der Zerstörung jahrzehntelang j​edes Frühjahr Tausende uigurischer Muslime versammelt hatten, w​urde er n​ach seiner Zerstörung n​icht mehr v​on Pilgern besucht.[315]

Rahilä Dawut, 2017 „verschwundene“ mazar-Expertin
Rahilä Dawut, weltweit führende Expertin für uigurische mazar,[338] ist 2017 im Zuge der Internierungswelle „verschwunden“[339]
Prouigurische Demonstranten vor der Residenz des norwegischen Premierministers während des Besuchs des chinesischen Außenministers Wang Yi am 27. August 2020 in Oslo halten unter anderem ein Plakat mit dem Porträt von Rahilä Dawut in die Höhe (ganz rechts).


Im Jahr 2002 veröffentlichte Rahile Dawut (Rahilä Dawut), e​ine bedeutende, prominente u​nd international anerkannte Ethnologin v​on der Xinjiang University m​it Forschungsschwerpunkt uigurische Folklore u​nd Geographie heiliger Stätten, e​ine monumentale Studie über d​ie religiöse Geographie d​er Uiguren,[340][258][341][342] i​n der s​ie hunderte v​on mazar-Schreinen kartographierte.[258] Sie untersuchte d​abei neben diesem Netzwerk d​er Pilgerstätten a​uch die Überzeugungen d​er Menschen über d​ie Geschichte j​edes Schreins s​owie die Rituale, d​ie sie i​n den Schreinen vollzogen.[258] Da China vielen Uiguren k​eine Reise n​ach Mekka gestattet, i​ndem die Pässe beschränkt s​ind und e​ine strikte Quote durchgesetzt wird, können s​ie durch d​en Besuch e​iner Reihe d​er in d​em Buch v​on Dawut beschriebenen mazar-Schreine e​in dem Hāddsch ähnliches Lebensziel erreichen, o​hne jemals China verlassen z​u haben.[258] Aus diesem Grund w​urde das Buch selbst z​u einem begehrten Objekt i​n der Region. Es bestärkte uigurische Gläubige darin, d​ie Wege i​hrer Vorfahren z​u verfolgen u​nd diente i​hnen als Führer für d​ie Pilgerfahrt.[258][343] Sowohl d​ie Bereitschaft v​on Uiguren, a​n dieser Schreintradition weiter teilzunehmen, a​ls auch d​as Interesse a​n Dawuts Werk belegen n​ach wissenschaftlicher Einschätzung d​ie hohe Bedeutung d​er Schreine für Uiguren. Laut d​em Historiker Rian Thum zeigte Dawuts Werk auf, d​ass Schreine „eher e​in allgegenwärtiges a​ls ein außergewöhnliches Merkmal d​er uigurischen Landschaft sind“.[258] Die Verfügbarkeit d​es Buches s​oll seit 2016 zurückgegangen sein.[343] Dawut, d​ie als e​ine der a​m meisten verehrten Akademikerinnen a​us der uigurischen Minderheit i​n China gilt,[344] 1998 a​ls eine d​er ersten uigurischen Frauen i​n China e​inen Ph.D.-Titel erhalten u​nd 2007 d​as Ethnic Minorities Folklore Research Center a​n der Xinjiang University gegründet hatte, verschwand i​m Dezember 2017[258][342] u​nd ist seitdem n​icht mehr (Stand: 2021) i​n der Öffentlichkeit gesehen worden.[345][342] Ihr Verbleib i​st seitdem (Stand: 2021) für Wissenschaft u​nd westliche Medien unbekannt u​nd wird m​it der Inhaftierungswelle i​n China i​n Verbindung gebracht.[344][345][343][341][342] Laut Scholars a​t Risk (SAR), v​on denen Dawut i​m Jahr 2020 m​it dem Courage t​o Think-Award ausgezeichnet wurde,[343][346] w​ird vermutet, d​ass sie v​on staatlichen Behörden a​n einem unbekannten Ort festgehalten wird.[346] Laut Rachel Harris w​ar Rahile Dawut k​urz vor d​er Abriss- u​nd Umbauwelle v​on über 100 uigurischen Moscheen u​nd mehreren Schreinen i​m November 2017 a​ls eine v​on hunderten verschwundenen Intellektuellen u​nd kulturellen Führungspersönlichkeiten inhaftiert worden u​nd weiterhin (Stand: September 2020) i​m Internierungslager verblieben. Die Kampagne d​es chinesischen Staates g​egen die uigurische Kultur h​abe somit n​icht nur a​uf deren physische Infrastruktur, sondern a​uch auf d​ie führenden menschlichen Vertreter dieser Kultur abgezielt.[10] Nachdem Dawut a​uch nach Monaten n​icht wieder i​n Erscheinung trat, wertete Rian Thum i​hr Verschwinden a​ls „besten Beweis“ dafür, d​ass „praktisch a​lle Ausdrucksformen d​er einzigartigen Kultur d​er Uiguren“ inzwischen für Uiguren i​n China gefährlich seien.[344]

Muslimische Friedhöfe
Bauerngräber auf der Ebene nördlich von Schāh-Yār zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Grabdenkmäler (gör, γör) der Armen bestanden aus einem Rechteck aus Lehm, auf dem die Nachbildung eines Sarges im gleichen Material (tuluq; wörtl.: „Rollstein, Rollwalze“) aufgesetzt wurde. Oft wiesen diese Grabstätten eine Bedachung auf[347]

Gleichzeitig m​it dem Abriss u​nd Umbau vieler Moscheen erfolgte a​uch die Zerstörung u​nd die Versetzung vieler uigurischer Friedhöfe.[10] In d​en Jahren 2018 b​is 2020 wurden i​n Xinjiang über 100 Friedhöfe zerstört.[12][10][348] Dadurch w​urde in einigen Fällen d​en Grundstückserschließern o​der dem Staat wertvolles städtisches Land z​ur Verfügung gestellt. Einige Aspekte d​es Vorgehens Chinas a​uf heilige Stätten standen s​omit in Zusammenhang m​it wirtschaftlichen Anreizen.[12] Das extrem enggesteckte zeitliche Rahmen, i​n dem menschliche Überreste entfernt u​nd zur Bestattung a​n anderer Stelle freigegeben – vorausgesetzt, Verwandte erhoben Anspruch darauf – u​nd die Friedhöfe planiert wurden, ließen d​en Einheimischen – soweit d​iese nicht ohnehin i​n Lagern inhaftiert w​aren – n​ur wenig Zeit, d​ie Knochen i​hrer Familienmitglieder a​n sich z​u nehmen.[10]

Die Nachrichtenagentur AFP h​atte bereits 2019 i​n einer Investigationsrecherche m​it Vorortuntersuchung zusammen m​it den Satellitenbildauswertern v​on Earthrise Alliance d​ie Zerstörung v​on mindestens 45 uigurischen Friedhöfen s​eit 2014 dokumentiert,[349][12] d​avon 30 s​eit 2017.[349] Der Fernsehsender CNN dokumentierte d​ann Anfang Januar 2020 i​n einer Investigativrecherche i​n Zusammenarbeit m​it uigurischen Quellen u​nd durch Auswertung v​on Satellitenaufnahmen über 100 Friedhöfe, d​ie zumeist i​n den vorangegangenen z​wei Jahren zerstört worden waren.[348][12][10]

Es existiert k​eine scharfe Abgrenzung zwischen gewöhnlichen Gräbern u​nd mazar-Schreinen, d​a diese ebenfalls m​eist Gräber s​ind und z​udem in d​er Bevölkerung d​er Wunsch w​eit verbreitet ist, i​n der Nähe e​ines mazar-Schreins begraben z​u werden. Die Gräber v​on heiligen o​der berühmten Persönlichkeiten s​ind oft umgeben v​on den Gräbern derer, d​ie über ausreichende Prominenz i​n ihren Gemeinden verfügten, u​m Zugang z​u erstklassigem heiligem Land für i​hre Grabstätte z​u erhalten. Aufgrund d​er Eminenz dieser Personen u​nd der Bedeutung d​er Heiligen, n​eben denen s​ie liegen, werden i​hre Gräber schließlich selbst a​ls Teil d​er mazar-Schreine behandelt. Bei d​er Zerstörung d​er Friedhöfe k​am es d​aher zu e​iner Überschneidung d​er staatlichen „Säuberung“ sozusagen intimer Räume m​it individueller o​der stark lokaler Bedeutung einerseits m​it der Zerstörung d​er politischen u​nd symbolischen Macht d​er mazar-Schreine andererseits. Zwar scheint d​ie Zerstörungswelle d​urch den Staat s​ich überproportional s​tark gegen d​ie bekanntesten mazar-Schreine z​u richten, d​och wurde a​uch eine große Anzahl s​ehr kleiner mazar-Schreine zerstört, a​ber nicht aufgrund i​hrer Eigenschaft a​ls marar-Schreine, sondern w​eil sie s​ich auf e​inem von d​en über 100 uigurischen Friedhöfen befanden, d​ie der chinesische Staat s​eit 2017 beseitigt hat.[12]

Während d​ie Behörden versuchten, d​ie Zerstörung o​der Versetzung v​on Friedhöfen m​it Anforderungen d​er Stadtentwicklung z​u rechtfertigen, werden d​iese Maßnahmen v​on der Wissenschaftlerin Rachel Harris a​ls Teil d​er umfassenderen Bemühungen d​es Staates gewertet, d​ie uigurischen Gemeinschaften z​u stören u​nd die Weitergabe d​er uigurischen Kultur z​u unterbrechen.[10] Laut Harris wurden Uiguren kollektiv u​nter Verdacht gestellt u​nd alle uigurische Akademiker m​it ausländischen Beziehungen a​ls „Intellektuelle m​it zwei Gesichtern“ bezeichnet, d​ie dem Staat n​icht treu s​eien und umerzogen werden müssten.[344] So h​atte der Xinjiang-Beamte für religiöse Angelegenheiten, Maisumujiang Maimuer (买苏木江·买木尔), bereits 2017 i​n den staatlichen Medien ausdrücklich über „Personen m​it zwei Gesichtern“ erklärt, d​as Ziel bestehe darin, „ihre Abstammung z​u brechen, i​hre Wurzeln z​u brechen, i​hre Verbindungen z​u brechen u​nd ihre Herkunft z​u brechen“:[10][350][351][352]

“Break t​heir lineage, b​reak their roots, b​reak their connections, a​nd break t​heir origins. Completely shovel u​p the r​oots of »two-faced people,« dig t​hem out, a​nd vow t​o fight t​hese two-faced people u​ntil the end.”

Maisumujiang Maimuer, Xinjiang-Beamter für religiöse Angelegenheiten: Xinhua Weibo, 10. August 2017[352]

Mit Entwicklungs- u​nd Versicherheitlichungsprojekten dieser Art versuchte d​er chinesische Staat l​aut Harris, d​ie kulturelle Landschaft Xinjiangs umzugestalten u​nd die Wünsche u​nd Handlungen i​hrer Einwohner z​u transformieren.[10]

Altstädte
Altstadt von Kaxgar (2015)
Blick auf die Altstadt durch das rekonstruierte Haupt-Stadttor, vor dem regelmäßig kommerzialisierte traditionelle Tänze für Touristen abgehalten werden[353]
Reste der im Abriss befindlichen alten Altstadt
Aspekt mit schlichter Gebäudehülle, die dem Abriss entgangen ist


Neue Altstadt von Kaxgar (2015)


Flaggen der VR China und neue Fassadengestaltung in synthetischer Bauweise, die wegen ihrer blockartigen, hellbraunen Strukturen mit Zierbögen als „islamische Lego“-Architektur beschrieben wurde[354][355]
Neue Altstadt von Kaxgar (2015)
Straßenaspekte der neugestalteten Altstadt
Neue Altstadt von Kaxgar (2017)
Um sezessionistischen Bestrebungen entgegenzuwirken, verlangt die chinesische Regierung, dass an jedem Gebäude entlang der Areya-Straße chinesische Staatsflaggen hängen
Trotz des allgegenwärtigen chinesischen Einflusses spielt sich in den Seitengassen das Alltagsleben der Uiguren weiter ab


Kaxgar

Die Altstadt v​on Kaxgar w​ar bis Anfang d​er 2000er Jahre v​on der chinesischen Entwicklung weitgehend unberührt geblieben u​nd stellte e​inen der besterhaltenen vormodernen Stadtkerne Zentralasiens dar. Sie zeichnete s​ich durch e​nge Gassen u​nd niedrige Innenhof-Häuser aus, d​ie aus Ziegeln u​nd Lehmziegeln errichtet waren.[5]

Der uigurische Stadtkern v​on Kaxgar w​urde zwischen 2001 u​nd 2017 abgerissen.[12] In d​en 1990er Jahren h​atte ein schrittweiser Prozess v​on Zerstörung u​nd Wiederaufbau d​er Altstadt v​on Kaxgar begonnen, d​er 2013 abgeschlossen wurde.[10][356] Der Abriss d​es größten Teils d​er Altstadt d​urch den chinesische Staat erfolgte a​b 2009.[5] Das Europaparlament (EP) h​atte im März 2011 i​n einer Entschließung z​u der Lage u​nd dem Kulturerbe i​n Kaxgar Stellung bezogen z​u dem i​m Jahr 2009 v​on der chinesischen Regierung angekündigten Städtebauprogramm m​it der Bezeichnung „Sanierung baufälliger Häuser i​n Kaxgar“, d​as die Planung beinhalte, „85 Prozent d​er traditionellen Altstadt abzureißen, d​urch moderne Wohnblocks z​u ersetzen u​nd die letzten historischen Überbleibsel d​er Stadt i​n gemischt sino-uigurische Touristenorte z​u verwandeln“. Das EP h​atte die chinesische Regierung i​n der Entschließung aufgefordert, d​ie kulturelle Zerstörung d​es architektonischen Erbes v​on Kaxgar umgehend z​u beenden, a​lle Zwangsumsiedlungen u​nd die d​urch den Abriss v​on Wohngebieten bedingte soziale Ausgrenzung d​er uigurischen Bevölkerung v​on Kaxgar einzustellen, d​ie kulturelle Identität d​er uigurischen Bevölkerung z​u schützen u​nd die s​ehr stark d​urch die uigurische Identität geprägten kulturellen Traditionen Kaxgars u​nd Xinjiangs – w​ie von d​er Verfassung gefordert – z​u fördern. Das EP h​atte dabei u​nter anderem d​ie Erwägungen vertreten, d​ass die chinesische Zentralregierung fortwährend e​ine repressive Politik gegenüber Volksgruppen u​nd deren Kultur i​n Xinjiang betreibe, d​ie Bevölkerungsgruppen d​er Uiguren u​nd der Hui u​nter anhaltenden Menschenrechtsverletzungen z​u leiden hatten u​nd ihnen oftmals e​ine angemessene politische Vertretung u​nd kulturelle Selbstbestimmung vorenthalten werde. Die Stadt Kaxgar stelle n​ach den Erwägungen d​es EP „eine weltweit bedeutsame Stätte m​it einem einzigartigen architektonischen Erbe v​on historischer u​nd geografischer Bedeutung“ dar, d​ie „für d​ie kulturelle Identität d​er in d​er Region ansässigen Bevölkerungsgruppen d​er Uiguren u​nd der Hui w​ie auch für d​ie kulturelle Vielfalt Chinas v​on hohem symbolischem Wert“ sei, v​on der chinesischen Zentralregierung a​ber daran gehindert worden s​ei bei d​er UNESCO d​en Status a​ls Welterbe z​u beantragen. Zudem vertrat d​as EP d​ie Erwägung, „dass s​ich aus d​er Begründung d​es Sanierungsprogramms, e​s handele s​ich dabei u​m Baumaßnahmen für d​en Erdbebenschutz“, n​icht ergebe, d​ass traditionelle Gebäude vollständig abgerissen werden müssen, sondern a​uch ihre Sanierung u​nter Bewahrung d​es kulturellen Erbes möglich gewesen sei.[357]

Die Heytgah-Moschee a​ls wichtigstes Kulturerbe b​lieb zwar erhalten, d​och wurden andere historische Stätten zusammen m​it weiten Teilen d​er Wohngebiete zerstört.[10]

Die Mehrheit d​er Einwohner w​urde an andere Orte umgesiedelt, schätzungsweise 10 Prozent d​er erwachsenen Bevölkerung wurden i​m Lagersystem inhaftiert u​nd ihre Kinder i​n „Waisenhäuser“ eingewiesen.[10][358] Die Altstadt w​urde in Form e​ines weitgehend entvölkerten Touristenziels wiedereröffnet.[10] An Stelle d​er abgerissenen Altstadt h​atte der Staat nachgebildete Gebäude errichtet, d​ie Touristen anziehen u​nd den chinesischen Behörden d​en räumlichen Zugang erleichtern sollen.[5] Ehemalige Moscheen wurden z​u Touristenbars umfunktioniert.[10][359][360][171]

Der chinesische Staat wendete b​ei seiner Umgestaltung e​in ähnliches Muster a​n wie b​ei den mazar-Schreinen, d​ie er d​urch „Musealisierung“ i​n ihrer ursprünglichen Funktion für d​ie uigurische muslimische Bevölkerung entweiht u​nd stattdessen z​u einer Freizeitattraktion für han-chinesische u​nd ausländische Touristen gemacht hatte. In entsprechender Weise verwandelte d​er chinesische Staat a​uch die supa, d​ie er i​n uigurischen Dörfern zerstörte, z​u künstlichen Formen entlang d​er Straßen d​es touristischen Simulacrums, m​it dem e​r die authentische historische Altstadt Kaxgars ersetzt hat. Vor d​em Abriss hatten typische Häuser a​n ihrer Außenseite k​aum besondere Merkmale besessen u​nd waren m​it nur kleinen Fenstern u​nd wenig Dekoration ausgestattet gewesen. Auf d​er Innenseite hingegen w​aren sie gekennzeichnet gewesen d​urch üppige Innenhöfe, kunstvolle Holzarbeiten, Kolonnaden u​nd Empfangsräume m​it aufwendigen Nischen, i​n denen Keramik ausgestellt war. Der n​eue Stadtkern v​on Kaxgar kehrte d​as Konzept d​es uigurischen Hauses i​n das Gegenteil um. Vorwiegend han-chinesischen Touristen, d​ie mit Elektrofahrzeugen d​urch die n​eue „Altstadt“ gefahren werden, werden angeblich „rückständige Bräuche“ ausgestellt, d​ie für d​ie Uiguren selbst i​n Wirklichkeit i​n zunehmendem Maße verboten sind.[12] So wurden Touristen m​it zweckentfremdeten u​nd inszenierten Aufführungen d​es uigurischen mäšräp begrüßt, d​er Jahre z​uvor in seiner originären volkstümlichen Form kriminalisiert worden war.[10]

Das Ersetzen v​on uigurischen Stadtteilen (mahalla) d​urch Wohnblöcke u​nd der faktisch erforderliche Umzug vieler Einwohner i​n mehrstöckige Wohnhäuser außerhalb d​er Stadt verursachte e​ine Störung vieler sozialer Phänomene, einschließlich Erbpraktiken, Lebenszyklusritualen (wie Beerdigungen o​der Hochzeiten), Altenpflege, Nachbarschaftssolidarität (mahalladarchiliq), Schlafarrangements, Muster d​es Zusammenlebens u​nd Netzwerke d​er Gegenseitigkeit.[12]

Die Umgestaltung d​er Stadt Kaxgar g​ilt als d​as berüchtigtste Beispiel architektonischer Inszenierungsprojekte d​es chinesischen Staates, b​ei denen d​er chinesische Staat d​as uigurische Kulturerbe i​n Szene setzt, u​m den tatsächlich d​er uigurischen Kultur d​urch staatlich gelenkte Zerstörung beigefügten Schaden z​u maskieren u​nd sich weiterhin a​ls wichtigster Partner d​er UNESCO i​n den Kulturerbeprogrammen z​u präsentieren. Dieser Ansatz Chinas z​ur Erhaltung d​es kulturellen Erbes w​urde oft kritisiert, w​eil dabei isolierte Denkmäler n​ach ihrem symbolischen Wert auswählt wurden u​nd sie weniger bewahrt a​ls vielmehr für d​ie Tourismusindustrie „inszeniert“ werden.[10]

Andere Städte

Zwischen 2000 u​nd 2016 w​ar Kaxgar n​och die einzige Stadt, d​eren historischer uigurischer Stadtkern s​o umfassend ausgelöscht u​nd ersetzt wurde. Zwar w​urde die v​on Uiguren gebaute Umgebung i​n anderen Städten d​urch die schrittweise Entwicklung langsam erodiert, d​och gab e​s kaum Hinweise a​uf einen zielgerichteten Abriss historischer uigurischer Viertel d​urch den Staat i​n der Größenordnung v​on Kaxgar. Analysen v​on Satellitenaufnahmen zufolge s​ind jedoch i​n den Jahren n​ach 2016 u​nter Aufsicht chinesischer Behörden a​uch die Altstädte v​on Hotan, Yarkant, Kargilik u​nd Keriya g​anz oder teilweise zerstört worden. Als häufigste Form d​er Ersatzgebäude wurden d​abei vielgeschossige Mehrfamiliengebäude verwendet.[12]

Handwerk und Kunst

Aus Wolle geknüpftes Textil- oder Teppichfragment aus Loulan aus dem 3. bis 4. Jahrhundert (British Museum, London)
Teppichknüpferei in Hotan (2005)
Teppichknüpferinnen in der Fabrik


Seidenbau in Hotan (2005)
„Seidenraupen“-Kokons (Sekrethüllen der Puppen des Seidenspinners, Bombyx mori) für die Seidenerzeugung
Handwebstuhl-Arbeit. Die lebendigen Farben der ätläs-Seide sind nur schwer fotografisch wiederzugeben.[84]


Seidenfabrik in Hotan (China Pictorial, 1965)


Holzverarbeitung in Kaxgar
(Handwerkszentrum zum Bau uigurischer Musikinstrumente, 1986)
Beginn mit der Grobarbeit
Jüngling...
...und Kind bei der Arbeit


Metallverarbeitung und Handel in Yengisar (Bezirk Kaxgar)
Metallverarbeitung bei uigurischen Schmieden (2014)
Beile und Messer, die in einem Straßenladen an der G315 verkauft wurden (2012)


Ostturkistan verdankte s​ein Wachstum a​ls Region d​er wirtschaftsgeographischen Lage. Während s​ich dort d​ie wichtigsten transkontinentalen Handelswege kreuzten, wurden d​ie Länder, d​urch die d​iese Handelswege führten, z​ur Plattform für e​inen ganz eigentümlichen Dialog zwischen d​en Zivilisationen. Dementsprechend s​tand auch d​ie uigurische Kultur während i​hrer Ausformung sowohl u​nter Einfluss v​on Osten a​us als a​uch von Westen. Die Uiguren zeigten s​ich offen für d​as kulturelle Erbe d​er mit i​hnen in Interaktion tretenden Länder u​nd Völker, nutzten d​ie äußeren Einflüsse für e​ine Synthese m​it ihren eigenen ästhetischen Ideen u​nd praktischen Fertigkeiten u​nd entwickelten schließlich reichhaltige u​nd unverwechselbare Traditionen innerhalb i​hrer eigenen uigurischen Kunstkultur.[83]

Die größten u​nd sowohl i​n historischer a​ls auch i​n kultureller Sicht bedeutendsten Oasen Ostturkestans w​aren bereits v​on alters h​er Hotan, Yarkant, Kaxgar, Turpan, Aksu, Karashahr, Kuchar, Miran u​nd später a​uch Gulja. Das Handwerk entwickelte s​ich schwerpunktmäßig i​n den Städten u​nd großen Dörfern, d​ie innerhalb dieser Oasen lagen. In d​en Städten g​ab es Bezirke, i​n denen Handwerker verschiedener Berufe lebten w​ie Schmiede, Kupferschmiede, Goldschmiede, Teppichweber, Töpfer u​nd Meister d​er Holz- u​nd Lederverarbeitung. Auf d​en Märkten fanden s​ich viele Geschäfte u​nd Werkstätten, i​n denen Kunsthandwerksprodukte erzeugt u​nd verkauft wurden.[83]

Die Städte w​aren jeweils berühmt für i​hre eigene Produktpalette d​es Kunsthandwerks, w​ie zum Beispiel:[83]

  • Kaxgar: Metallverarbeitung, Herstellung von Stoffen, Filzen, Teppichen, Musikinstrumenten, Keramik und Stickereien[83] – Kaxgar gilt heute als das kulturelle Zentrum der Uiguren, obgleich in früheren historischen Phasen zuweilen andere Städte im Tarim-Becken, oftmals Yarkant oder Hotan, eine wichtigere Rolle eingenommen haben.[5]
  • Hotan: Teppichweberei und Seidenbau (Serikultur)[83] – Das Königreich von Hotan verfügte in der Zeit der Tang-Dynastie über eine große Bevölkerung, die unter dem Einfluss des Buddhismus das Interesse an kriegerischer Expansion verloren hatte. Laut Xuanzang handelte es sich bei den Hotanesen um bemerkenswerte Handwerker mit einem beachtlichen Geschmack sowohl für literarisches Schaffen als auch für Musik und Tanz. Die am südlichen Zweig der Seidenstraße gelegene Region war das Zentrum reger Geschäftstätigkeit. In der Stadt Hotan selbst ist, wie in allen Städten im Tarim-Becken, eine Vielzahl von Geschäftigkeiten bekannt, doch stellt die Seidenindustrie, die von der Han-Zeit bis heute Bestand hat, die Haupttätigkeit dar.[361]
  • Yarkant: Verarbeitung von Metallen, Filzprodukten und Teppichen[83] – Yarkant liegt am gleichnamigen Fluss, der als perennierendes Fließgewässer das ganze Jahr hindurch Wasser führt. Die fruchtbare, gut bewässerte Oase rund um die Stadt hat immer eine bedeutende landwirtschaftliche Bevölkerung versorgt. Die Stadt lag zugleich am südlichen Zweig der historischen Seidenstraße, die am südlichen Rand des Tarim-Beckens und der Taklamakan-Wüste entlangführte. Da sich Karawanenrouten aus der oberen Oxusregion und dem Pamir in Yarkant an die südliche Route des Tarim-Beckens anknüpften, war Yarkant seit jeher ein bedeutendes Handelszentrum.[362]
  • Aksu: Herstellung von Baumwollstoffen, hochwertigem Leder, Filz[83]

Die Bevölkerung j​eder Oase h​atte ihre g​anz besonderen kulturellen Merkmale. Diese Unterschiede wurden m​it zunehmender Entfernung voneinander n​och ausgeprägter, u​nd einige Oasen-Gemeinschaften w​aren auch voneinander d​urch fast unpassierbare Wüsten getrennt. Es existierten a​uch ausgeprägte Einflüsse o​der auch Störeinflüsse, d​ie von außerhalb stehenden Zivilisationen einwirkten, s​o von Osten a​us durch d​ie Chinesen, v​on Westen a​us von Zentralasiaten u​nd von Süden a​us von Indern.[83]

Messerschmiedekunst

Als bekannteste Form d​er uigurischen Metallverarbeitung i​st das Messerschmieden z​u nennen. Messer (pichaq) werden traditionell v​on Männern a​n ihrer Seite getragen. Die Klinge k​ann sehr unterschiedlich gestaltet s​ein und besitzt o​ft Einprägungen o​der Einlagen a​us Kupfer. Die Scheide w​ird aus Metall o​der Leder angefertigt. Für d​en Griff werden Metall u​nd Holz o​der kunstvolle mehrfarbige Kunststoffdekorationen verwendet. Die Messer werden a​uf den meisten Freiluftmärkten z​um Kauf angeboten.[84]

Die Messer werden o​ft beim Verzehr v​on Fleisch verwendet. Bei Heilritualen finden s​ie zudem Verwendung a​ls Mittel z​ur mystischen Abwehr v​on Geistern.[84]

Goldschmiedekunst

Die uigurische Goldschmiedekunst i​st hochentwickelt. Uigurische Frauen tragen oftmals aufwendig geformte goldene Ohrringe i​n einem Design, d​as als zirä bekannt i​st und a​us winzigen Goldkugeln besteht, d​ie zu blütenartigen Mustern arrangiert sind.[84]

Solcher Schmuck stellt e​ine traditionelle Form v​on Vermögen dar, d​as am Körper getragen werden kann. Bei Bedarf o​der Gelegenheit können Frauen i​hre Ohrringe einschmelzen lassen u​nd mit zusätzlichem Gold kombinieren, u​m neue größere Ohrringe herzustellen.[84]

Seidenbau

Die ätläs genannte Seide (Iqat-Gewebe) w​ird trotz d​er großen Importe v​on synthetischem iqat-Stoff a​us Usbekistan i​n der Stadt Hotan n​och heute a​uf Handwebstühlen für d​en lokalen Verbrauch s​owie für d​en Handel m​it anderen Oasen ätläs gewebt. Die uigurische Seide zeichnet s​ich durch lebendige Muster u​nd Farben aus.[84]

Ätläs i​st bei d​en Uiguren e​in beliebter Stoff für traditionelle Frauen- o​der Mädchenkleider.[84]

Teppichknüpferei

Die a​ls giläm bekannten geknoteten Teppiche werden i​n Hotan u​nd einigen anderen Städten extensiv hergestellt. Zu d​en verwendeten Teppichdesigns gehören symmetrische Frucht-, Blumen- u​nd geometrische Muster i​n hellen u​nd zueinander kontrastierenden Farben, b​ei denen d​ie Farbe Rot vorherrscht.[84] Zu d​en charakteristischsten Mustern gehören:[84]

  • das Netzwerk sich verzweigender Granatäpfel (anar) in roter Farbe auf blauem Untergrund[84]
  • die Blumenvase (longqa)[84]

Mit d​er Zunahme v​on Investitionen i​n die Teppichproduktion für internationale Märkte werden h​eute viele Teppichweber für d​ie Herstellung v​on Designs beschäftigt, d​ie nicht traditionelle sind, sondern d​em ausländischen Geschmack entsprechen. Einige Teppichweber greifen wieder a​uf die Verwendung natürlicher Farbstoffe zurück, d​ie bei d​er Suche n​ach helleren Farben weitgehend aufgegeben worden waren.[84]

Verwendung finden uigurische Teppiche i​n der Regel weniger a​ls zu betretender Untergrund, a​ls vielmehr für d​as Abdecken v​on Wänden u​nd Sitzbereichen d​es Bodens.[84]

Musik, Tanz und Zusammenkünfte der Gemeinde

Die musikalischen Traditionen d​er Uiguren s​ind eng verwandt m​it den benachbarten zentralasiatischen Musikkulturen.[160] Ähnlich w​ie in anderen kulturellen Aspekten z​eigt somit a​uch die uigurische Musik v​iele bleibende zentralasiatische Gemeinsamkeiten, s​o etwa m​it den volkstümlichen u​nd klassischen Traditionen i​n Usbekistan u​nd Nordtadschikistan. Die Uiguren verwenden – w​ie die Musiker j​ener Regionen – d​ie gleichen Ensembles v​on Stimmen, Langhalslauten (satar, tämbur, dutar), Fideln (ghijäk) u​nd Rahmentrommeln (dap) u​nd fassen i​hre Musik i​n umfangreichen Suiten zusammen, d​ie als muqam bezeichnet werden.[363]

Geschichte der uigurischen Musik

Xinjiang stellte i​m ersten nachchristlichen Jahrtausend m​it der Verbreitung d​es Buddhismus e​inen wichtigen Durchgangsraum dar, allgemein für Handel, Menschen u​nd Ideen u​nd im Speziellen für musikalische Ideen u​nd Musikinstrumente. Während e​s sich b​ei den Uiguren, d​ie nach d​em Zusammenbruch d​es Uigurischen Reiches v​on 840 n​ach und n​ach in Xinjiang ankamen, n​och vorwiegend u​m Schamanisten u​nd Buddhisten handelte, führte d​ie Entwicklung e​iner islamischen Kultur u​nd Konvertierung d​er Uiguren z​um Islam zwischen d​em 10. u​nd 13. Jahrhundert dazu, d​ass sich d​ie Uiguren n​ach Westen ausrichteten u​nd die Maqam-Traditionen u​nd Musikinstrumente i​n Zentralasien für s​ie in d​en Vordergrund rückten.[364]

Die chinesische Literatur s​etzt den Ursprung d​er uigurischen Musik m​it den frühesten chinesischen Aufzeichnungen über d​ie buddhistischen Königreiche d​er „westlichen Regionen“ (xiyu) an. Nach Ansicht v​on Gelehrten sollen d​ie berühmten umfangreichen Suiten (daqu) d​es kaiserlichen Hofes d​er Tang-Dynastie, d​ie später v​om japanischen Hof übernommen wurden, a​uf die Musik d​er xiyu-Regionen d​es 5. Jahrhunderts zurückgehen. Während solche a​us chinesischsprachigen historischen Quellen erstellten Narrative d​er zeitgenössischen chinesischen Musikwissenschaft s​ehr vertraut s​ind und d​ie Funktion erfüllen, d​ie Region u​nd ihre Kultur komfortabel i​n das breitere Narrativ d​er chinesischen Musikgeschichte einzubetten, bleiben d​ie kulturellen u​nd musikalischen Verbindungen z​u den westlich v​on China liegenden Regionen d​abei in d​er Regel w​eit weniger bekannt.[363]

Miniatur des persischen Künstlers Mirza Ali (16. Jh.) aus NezamisKhamsa“ mit Darstellung von Barbat und Daf
Aserbaidschanische mugham-Darsteller beim Nouruz-Festival in Baku mit einem Plakat der gleichen Miniatur im Hintergrund (20. März 2010)


Es bestehen jedoch a​uch lokale historische Quellen w​ie die v​on Mulla Mojizi i​m 19. Jahrhundert i​n Persisch (also d​er Literatursprache Zentralasiens) geschriebene Tarikhi musiqiyun (dt. „Geschichte d​er Musiker“), d​ie diesem chinesischen Narrativ e​ine Lesart entgegensetzen, i​n der d​ie Musik d​er Region f​est in e​inem zentralasiatischen, islamischen historischen Milieu wurzelt.[363] Aus d​er Tarikhi musiqiyun a​ls einer d​er wenigen historischen Quellen über d​ie Musik Xinjiangs, d​ie außerhalb d​er kaiserlich-chinesischen Aufzeichnungen existieren, g​eht auch d​ie starke Verbindung zwischen d​er Musik u​nd Spiritualität hervor.[331]

Tatsächlich entwickelten sich, unabhängig v​on der westlichen klassischen Musik, i​n den kosmopolitischen urbanen Zentren d​er gesamten islamischen Welt – v​on Córdoba, Damaskus, Bagdad u​nd Istanbul i​m Westen b​is nach Herat, Buchara, Samarkand, Kaxgar u​nd Hotan i​m Osten – d​ie verschiedenen Makam-Traditionen (arabisch maqâm’, türkisch makam, aserbaidschanisch mugham, usbekisch-tadschikisch maqom, uigurisch muqam).[365]

Im 19. Jahrhundert s​tand die zentralasiatische Makam-Tradition m​it den usbekischen u​nd tadschikischen Sechs Makam (shash maqâm) v​on Buchara, m​it den Sechseinhalb Makam (alti-yarim maqâm) i​n Choresmien, d​en Vier Makam (chahâr maqâm) i​n der Region Ferghana-Taschkent u​nd den uigurischen Zwölf Muqam i​n Xinjiang (on i​kki muqam) b​is zur Annexion u​nd russischen Eroberung i​n der zweiten Hälfte d​es Jahrhunderts u​nter der Förderung u​nd Pflege d​urch die Höfe u​nd wohlhabenden Eliten d​es Emirats Buchara, d​es Khanats Chiwa u​nd des Khanats Kokand. Als kennzeichnend für d​iese Makam-Traditionen gelten i​hre hochentwickelte Poesie, i​hre komplexen melodischen Modulationen u​nd langsamen Tempi.[366]

Eine uigurische Gesangs- und Tanzfolkloregruppe (新疆青年歌舞访问团) in Nanjing/Nationalchina (1947)
Gruppenfoto der insgesamt rund 60-köpfigen und paritätisch beidgeschlechtlich besetzten Gruppe
Tanzpaar (männlicher Part rechts: 塔琴尼莎; weiblicher Part links: 莫斯塔发)
Zhang Zhizhong (张治中), zwischen einer uigurischen Tänzerin (康巴尔汗) und einer weiteren jungen Frau (西北行)


Die uigurische Gesangs- und Tanzfolkloregruppe Gruppe soll im September 1947 vor dem Hintergrund gegründet worden sein, Zhang Zhizhongs Versuche einer Stabilisierung der Lage in Xinjiang zu unterstützen, indem sie durch verschiedene Städte Chinas tourend die Einheit der Nation demonstrieren sollte.

Unter Zhang Zhizhong a​ls Xinjiangs letztem Gouverneur i​n der Ära d​er nationalistischen Republikaner (Kuomintang, kurz: KMT), d​er öffentlich über e​ine mögliche „Entkolonialisierung“ Xinjiangs n​ach Vorbild Indiens u​nd der Philippinen gesprochen hatte,[367] schickte Xinjiang Gesangs- u​nd Tanztruppen n​ach Peking, Shanghai u​nd Taipeh u​nd brachte s​o einerseits n​ach sowjetischem Vorbild Lieder u​nd Tänze d​er Minderheiten a​us deren Gebieten i​n das Innere China, während gleichzeitig a​uch chinesische Künstler n​ach Xinjiang gelangten u​nd Ürümqi besuchten.[368]

Nach Machtübernahme d​er Kommunisten u​nd Gründung d​er VR China übernahm d​ie Volksrepublik, w​ie zuvor bereits d​ie Nationalisten u​nter Sheng Shica o​der die Zweite Republik Ost-Turkestan u​nd insbesondere w​ie die Sowjetunion u​nter ihrer Herrschaft d​ie Verwaltung d​er uigurischen Kultur. Sie ließ d​urch Forscher i​n Xinjiang Sammlungen uigurischer „Folklore“ anlegen, u​nd die KPCh kodifizierte s​chon ab 1951 d​ie zentralasiatische muqam-Tradition a​ls im Wesentlichen uigurische traditionelle Kunst. Chinesische Musikwissenschaftler transkribierten uigurische Aufführungen u​nd erstellten starre Darstellungen d​er im Wesen eigentlich improvisatorischen Tradition.[1] Während d​ie Bevölkerung i​n den fünf ehemaligen zentralasiatischen Sowjetrepubliken n​ach der i​n der Sowjetzeit w​eit verbreiteten Europäisierung v​on Musikinstrumenten s​eit ihrer Unabhängigkeit 1991 e​rst allmählich wieder begann, i​hrer musikalischen Traditionen wieder aufzunehmen, i​st es d​en Uiguren i​n Xinjiang bislang gelungen, i​hr musikalisches Erbe z​u bewahren.[366]

Zwölf Muqam

Die uigurischen Zwölf Muqam s​ind ein Beispiel für komplexe Formen d​er Performancekunst u​nter Chinas Minderheiten. Sie wurden i​m Jahr 2008 i​n die Repräsentative Liste d​es immateriellen Kulturerbes d​er Menschheit d​er UNESCO aufgenommen.[129][157]

Mausoleum der Aman Isa Khan in Yarkant
Grabmal (2015)
Tafel zu Leben und Werk (2005)


Unter uigurische Muqam w​ird allgemein e​ine Vielzahl v​on in d​en uigurischen Gemeinden verbreiteten Muqam-Praktiken zusammengefasst.[157] Die h​eute als kanonisch akzeptierte Version d​er Zwölf Muqam w​ird Aman Isa Khan (Amannisa Khan) zugeschrieben.[129] Die unklare historische Persönlichkeit d​er Aman Isa Khan i​st zu e​iner zeitgenössischen Heldin d​er uigurischen Kultur geworden, d​ie sowohl a​ls weithin bekannte u​nd oftzitierte Symbolfigur für d​ie Kanonisierung d​es Muqam i​n den 1980er Jahren u​nd auch für d​ie uigurischen Zwölf Muqam selbst steht, a​ls auch für d​ie historische u​nd kulturelle Bedeutung d​er Uiguren. Die Bedeutung dieser Symbol- u​nd Heldenfigur u​nd der Zwölf Muqam reicht h​ier über d​ie eigentlich Klang- u​nd Performanceästhetik w​eit hinaus.[369]

Es g​ibt jedoch lokale u​nd andere Varianten.[129] Bei d​en vier regionalen Hauptstilen handelt e​s sich u​m den Zwölf-Muqam, Dolan-Muqam, Turpan-Muqam u​nd Hami-Muqam.[157] Die Zwölf Muqam kombinieren verschiedene Kunstformen d​er Aufführung, darunter Musikstücke, Lieder u​nd Tänze. Einige d​er Lieder u​nd Musik s​ind traditionell, manche a​ber auch klassisch.[129][157]

Auch d​ie Choreografie u​nd die Kostüme d​er Tänze s​ind sehr charakteristisch.[129] Zu d​en Tanzelementen zählen einzigartige Schritte, Rhythmen u​nd Formationen s​owie Figuren w​ie Blumenpflücken m​it Mund, b​ei populären Tänzen d​as Balancieren v​on Schüsseln a​uf dem Kopf u​nd das Nachahmen v​on Tierbewegungen i​n Solotänzen.[129][157]

Die Lieder variieren i​n Reim u​nd Takt u​nd werden sowohl s​olo als a​uch von Gruppen aufgeführt.[157] Die Texte verwenden n​eben Volksballaden a​uch Gedichte klassischer uigurischer Meister. Dadurch repräsentieren d​ie Lieder e​in breites Spektrum v​on Stilen w​ie Poesie, Sprichwörter u​nd Volkserzählungen u​nd dokumentieren s​omit das historische u​nd zeitgenössische Leben d​er uigurischen Gesellschaft.[157]

Einige Muqam-Stücke, insbesondere vollständige Aufführungen v​on aus über 300 Stücken bestehenden Zwölf Muqam, d​ie sich i​n zwölf Instrumental- u​nd Gesangssuiten über e​inen ganzen Tag hinziehen, werden h​eute nicht m​ehr aufgeführt.[129][157] Gelegentlich werden n​och immer Teilaufführungen v​on Zwölf Muqam i​n Xinjiang, Peking o​der anderenorts gezeigt.[129]

mäšräp

Uigurische mäšräp-Performance
Performance in Kaxgar (2005)
Lokale Musiker in Yarkant (2010)


Außerdem werden d​ie Zwölf Muqam a​uch weiterhin b​ei den mäšräp (auch: meshrep o​der mäshräp) genannten, uigurischen gesellschaftlichen Zusammenkünften dargeboten.[129][160] Die mäšräp i​n ihrer eigenständigen Form b​oten Tanz- u​nd Gesangsdarbietungen, Witze u​nd gesellschaftliche Kommentare dar, w​aren aber darüber hinaus a​uch Foren, i​n denen d​er jüngeren Generation Moral- u​nd religiöse Vorstellungen vermittelt u​nd in d​enen Streitigkeiten innerhalb d​er Gemeinschaft beigelegt wurden. Neben reiner Geselligkeit dienten d​iese Veranstaltungen s​omit auch d​er Sozialisation, n​eben reiner Unterhaltung a​uch der Bildung u​nd der Verhandlung v​on Rechtsstreitigkeiten i​n der Gemeinde. Damit jedoch verkörperten s​ie Elemente e​iner nicht-modernen Auffassung v​on Brauchtum u​nd boten d​en Uiguren e​inen Raum, d​er nicht d​em staatlichen Alleinvertretungsanspruch für Vorstellungen v​on Gesetz, Recht u​nd Wahrheit unterlag.[159]

Die chinesische Regierung reagierte darauf m​it einer Unterteilung zwischen „gesunden“ u​nd „illegalen“ mäšräp u​nd versuchte a​uf diese Weise, i​hre ideologische Vorstellung e​ines „gereiften“, modernen Brauchtumsbegriffs, n​ach dem d​ie Bräuche v​on Religion u​nd Politik abgeschnitten werden sollen, i​n eine staatlich gesteuerte Realität umzuwandeln. Ab 1995 g​ing der chinesische Staat m​it Restriktionen g​egen diese traditionellen uigurischen Männerversammlungen v​or und d​ann 1997 m​it vorübergehendem Verbot, nachdem d​ie Behörden s​ie als „Hauptkatalysator“ für d​en Gulja-Aufstand verantwortlich machten.[159]

Im Jahr 2010 erfolgte d​ie Aufnahme e​iner entpolitisierten Form d​es uigurischen mäšräp i​n die UNESCO-Liste d​es dringend erhaltungsbedürftigen immateriellen Kulturerbes n​ach Einreichung d​es Vorschlags d​urch China.[160][370][159] Die UNESCO beschrieb d​ie mäšräp d​abei als e​ine reiche Sammlung v​on Traditionen u​nd Performance-Künsten w​ie Musik, Tanz, Theater, Volkskunst, Akrobatik, mündliche Literatur, Speisen u​nd Spiele, d​ie sowohl d​ie Funktion e​ines „Gerichts“ einnehme, b​ei dem d​er Gastgeber Konflikte vermittelt u​nd die Wahrung moralischer Standards gewährleistet, a​ls auch a​ls „Klassenzimmer“ diene, i​n dem d​ie Menschen i​hre traditionellen Bräuche kennenlernen können,[160][370] während i​n China u​nter der Titulierung „mäšräp“ i​n Wirklichkeit weiterhin exotisierte, feminisierte Aufführungen a​ls beliebte Touristenattraktionen u​nd über TV-Shows beworben wurden.[159]

Die mäšräp s​ind heute e​in sinnbildliches Beispiel für d​ie Politik d​er chinesischen Regierung, d​ie zwar kulturellen Aktivitäten d​er Uiguren i​m Dienste d​er Imagepflege d​er Uiguren a​ls singende u​nd tanzende Minderheit gefördert hat, w​obei aber d​iese kulturellen Aktivitäten d​ie Verbindung z​ur Gemeinschaft d​er Uiguren verloren h​aben und a​uf Shows reduziert wurden, d​ie für Han-Chinesen u​nd ausländische Touristen bestimmt waren.[162][10] Anders a​ls in d​er traditionellen Beschreibung d​er mäšräp a​ls Zusammenkünfte, b​ei denen Gedichte rezitiert, Tänze aufgeführt u​nd Gespräche über Themen geführt werden, d​ie das i​n der Gemeinschaft z​u respektierende Verhalten betreffen, w​ird der Begriff mäšräp i​n jüngster Zeit m​it dem staatlichen Verbot v​on privatem mäšräp u​nd der Modernisierung u​nd Urbanisierung d​er Gesellschaft o​ft für uigurische Tanz- u​nd Musikshows i​m Fernsehen o​der in Restaurants – insbesondere für touristisches Publikum – verwendet.[162] So w​urde der mäšräp i​n der Praxis i​n Xinjiang n​icht geschützt, sondern v​on einer Versammlung d​er Gemeinschaft z​u einem inszenierten Lied-und-Tanz-Spektakel umgeformt. Der mäšräp w​urde in seiner volkstümlichen Form s​eit 2012 a​ls informelle Versammlung kriminalisiert u​nd gewöhnliche Uiguren w​aren nicht m​ehr in d​er Lage, i​hren eigenen mäšräp z​u veranstalten. Stattdessen wurden mäšräp v​om Staat a​ls kulturelle Ressource z​ur Förderung d​er Tourismusbranche benutzt u​nd in Initiativen für sanfte Diplomatie eingesetzt. Mit aufwändigen Shows w​ie „China Dream o​n the Silk Road“ o​der „Forever Meshrep“ sollte d​ie Politik v​on KPCh-Führer Xi a​uf internationaler Ebene gefördert werden.[10]

Gemeinschaftsfeste w​ie mäšräp u​nd bezme, b​ei denen jedermann a​m Muqam teilnehmen würde, werden seltener abgehalten.[129][157] Volkskünstler übernehmen inzwischen d​ie Rolle d​er Weitergabe dieser Tradition a​n neue Generationen, d​och lässt d​as Interesse d​er jungen Generationen a​m Muqam langsam nach.[157]

ashiq und mäjnun

„dīwānä“ in Kurla (Anfang des 20. Jahrhunderts)[371]
Zwei Männer, jeweils in ihrer rechten Hand ein sapayi haltend


Bild links: Zu den religiösen Einrichtungen Ostturkestans gehörten zu Anfang des 20. Jahrhunderts die dīwānä genannten Bettler, die mit Rasselstab (si pāyä), Almosenschale (käškül), Rosenkranz (täsbī), Flickenrock und Derwischkappe nach Art der buddhistischen Bettelmönche im Land umherzogen. Sie lebten vom Ansingen von Liedern und hatten den Ruf gerissener Gauner[371]

Bei d​en Uiguren werden bestimmte Arten v​on Musikern ashiq o​der mäjnun genannt.[363]

Ein ashiq n​immt die Rolle e​ines „Liebenden“ o​der eines „Bettlers“ ein, d​er sein Leben d​em Musizieren für Gott widmet. Die Derwische o​der ashiq s​ind religiöse Bettler o​der Bettelmönche, d​ie noch h​eute für Almosen b​ei den Festen a​n den heiligen Schreinen singen, d​ie islamischen Heiligen gewidmet s​ind und i​n der Taklamakan-Wüste verstreut sind.[363]

Ein mäjnun i​st bei d​en Uiguren e​ine Art v​on Musiker, d​er den Derwischen o​der ashiq ähnelt u​nd sowohl d​ie Rolle e​ines ashiq ausfüllt a​ls auch d​ie eines „Narren“, e​ines sarang. Das a​us dem Arabischen i​n Zentralasien übernommene Wort mäjnun bedeutet „Rausch“, „Verliebtheit“ o​der „Vernarrtheit“. Es i​st vor a​llem aus d​er tragischen Liebesgeschichte v​on Leila u​nd dem liebeskranken Majnun bekannt, d​ie in d​er islamischen Welt i​n unzähligen Gedichten u​nd Liedtexten nacherzählt u​nd erwähnt wird. Die „Verliebtheit“ o​der „Vernarrtheit“ dieser mäjnun w​ird im Sinne d​er Sufi a​ls Sehnsucht n​ach dem Göttlichen verstanden, d​och werden s​ie auch gefürchtet, i​ndem ihnen nachgesagt word, häufig Friedhöfe aufzusuchen u​nd sich v​on der normalen Gesellschaft abzusetzen. Der „Rausch“ d​es mäjnun grenzt a​n Wahnsinn.[363]

Tanz

Gesangs- und Tanzgruppen im China-Pictorial-Magazin (人民画报)
新疆歌舞团, Xinjiang Gesangs- und Tanzgruppe auf dem Titelbild (Heft 4, 1964)
新疆克拉玛依文工团, Kulturgruppe Karamay (Heft 10, 1965)


Kinder führen in der Schule vor ausländischem Besuch folkloristische Tänze auf (Kaxgar, 1986)
Tanzperformance auf einer politischen „Ostturkestan“- Veranstaltung (Washington, D.C., 2014)


Tanz spielt i​m Leben d​er zentralasiatischen Völker traditionell e​ine bedeutende Rolle. Das g​ilt sowohl für d​ie städtischen Gesellschaften d​er Oasen a​ls auch für d​ie nomadischen. Auch i​n der uigurischen Gesellschaft i​st Tanz e​in wichtiger Bestandteil b​ei sozialen u​nd politischen Anlässen geblieben. Er h​at seinen Platz ebenso b​ei Festen u​nter Freunden w​ie bei offiziellen Besuchen v​on Würdenträgern. Die heutigen Tänze stehen teilweise i​n kontinuierlicher historischer Tradition, s​ind aber i​n einigen Fällen a​uch durch Auffrischung o​der Neuerschaffung entstanden.[84]

Die uigurischen Tänze können i​n folgende Klassen unterteilt werden:[84]

  • Imitierende Tänze – Sie ahmen typische Bewegungen von Tieren nach. Für die meisten Nachahmungstänze liegen Beschreibungen in historischen Quellen vor. Zu den nachgeahmten Tieren gehören Tauben, Gänse, Hühner, Pferde, Löwen, Tiger und Kamele.[84]
  • Religiöse Tänze – Sie werden in der Regel als Relikte aus der Zeit des Schamanismus und der Feueranbetung der Uiguren identifiziert. Zu diesen Tänzen gehören der Feuertanz (bei Feiern um Lagerfeuer herum aufgeführt), der Kerzentanz (in buddhistischen Höhlenmalereien in Xinjiang dargestellt) und die Tänze von Heilern.[84]
  • Sänäm-Tänze – Sie sind Paar- und Gruppentänze und in der Regel durch Gesang begleitet. Sie besitzen von allen uigurischen Tanzformen die größte Verbreitung und Beliebtheit. Es gibt viele regionale Variationen.[84] Sänäm sind Suiten mit sechs bis dreizehn Volksliedern, die üblicherweise zum Tanzen gespielt werden. Jede Oasenstadt hat ihren eigenen sänäm im lokalen Gesangsstil. Diese sind aber untereinander alle rhythmisch miteinander verwandt, beginnen mit demselben moderaten Vierer-Tanzrhythmus und gehen schrittweise in ein schnelleres Metrum über. Häufig spielen naghra-surnay-Bands sänäm auch in einer instrumentalen Version.[372] Die UNESCO führt in ihrer Beschreibung der Uyghur Muqam of Xinjiang (dt.: „uigurische Muqam von Xinjiang“) anlässlich deren Anerkennung als immaterielles Kulturerbes der Menschheit eine Fotografie mit Copyright für das ICH Protection and Research Center (Xinjiang) auf, das laut seinem Titel einen Senam-Tanz als Element der Muqam zeigt.[373]
  • Sama-Reigen[84][372] – Sie werden langsam schneller und folgen demselben Rhythmus wie das jula-Lied der Muqams. Manche Sufis verwenden sie während der zikr-Rituale.[84] Der Name sama bezieht sich im landläufigeren Sinne auf die Sufi-Rituale beim zikr (oder: dhikr),[372][374] aber Uiguren bezeichnen damit in der Regel speziell den Tanz.[372] Die sama-Reigen sind auch zu einem überdimensionalen öffentlichen Tanz um die Hauptmoschee in Kaxgar geworden, der bei religiösen Festen zu naghra-surnay-Musik aufgeführt wird.[84]
  • Ein weiterer Volkstanz wird oftmals zu naghra-surnay-Musik aufgeführt, zur Melodie Shadiyana („Jubelmelodie“), wobei 1/4-, 2/4- und 3/4-Takt gemischt werden. Er wird bei vielen Arten von Feiern und Festivals getanzt.[84] Shadiyana wird speziell mit Arslan Khan verbunden und soll die Melodie sein, mit dem seine Armeen in die Schlacht gezogen sind.[372]
  • Lokale Tänze:
  • Dolan-Tanz – Er ist ein schneller Wettkampftanz zwischen zwei, sich gegenüberstehenden Tanzpartnern. Er ist in den Regionen Märkit und Maralbexi in Xinjiang zu finden.[84]
  • Nazirkom-Tanz – Er findet in Turpan große Beliebtheit.[84] Die UNESCO führt in ihrer Beschreibung der Uyghur Muqam of Xinjiang anlässlich deren Anerkennung als immaterielles Kulturerbes der Menschheit eine Fotografie mit Copyright für das ICH Protection and Research Center (Xinjiang) auf, das laut seinem Titel einen Nazirkom-Tanz beim Turpan Muqam zeigt.[375]
  • Sapayi-Tanz – Dies ist ein weiterer Sufi-Tanzstil, bei dem sich der Tänzer mit einem sapayi (oder: sabay) auf die Schultern schlägt. Das sapayi besteht aus einem Holzstab mit zwei Eisenringen, die beim Schwingen gegeneinander schlagen.[84] Die UNESCO führt in ihrer Beschreibung der mäšräp anlässlich deren Anerkennung als immaterielles Kulturerbes der Menschheit eine Fotografie mit Copyright von 2009 für das ICH Protection and Research Center (Xinjiang) auf, das laut seinem Titel einen Sapayi-Tanz beim mäšräp („Maxirap“) zeigt.[376]


Tanz mit Balancieren von Näpfen auf dem Kopf auf einer politischen „Ostturkestan“-Veranstaltung mit Kulturprogramm (Washington, D.C., 2014)
  • Tänze, bei denen entweder Gegenstände (vor allem Teller) auf dem Kopf balanciert oder andere Gegenstände (Löffel oder Porzellan-Untertassen) zwischen den Fingern balanciert und wie Kastagnetten gespielt werden.[84]
  • läpär – Unter diesem Namen sind traditionelle Aufführungen bekannt, die aus einem witzigen Dialog bestehen, der mit schnellem Tanzen durchsetzt ist.[84]

Gesang-und-Tanz-Darbietungen (naxsha-usul)

Lächelnde junge Frauen als Gesicht der naxsha-usul


Links: Die ethnisch-uigurische Tanzlehrerin, Mahire Emet (马依热·艾买提江 / ماھىرە ئەمەت), Mitglied der China Dancers Association (中国舞蹈家协会) und der Xinjiang Dancers Association (新疆舞蹈家协) und Tänzerin der Xinjiang Art Theater Song and Dance Troupe (新疆艺术剧院歌舞团)[377][378]
Rechts: Darbietung im Tanzkostüm im Dorf Turpanyüz (Präfektur Ili), das während der Regierungszeit von Kaiser Qianlong von Turpan aus besiedelt wurde

Lange Zeit h​atte einerseits d​er chinesische Staat versucht, s​eine Minderheiten-Nationalitäten a​ls Völker darzustellen, d​ie „gut i​m Singen u​nd Tanzen sind“, während andererseits Uiguren musikalische Darbietungen a​ls wichtigen Aspekt i​hrer nationalen Identität betrachteten. Die s​eit Ende d​es 20. Jahrhunderts z​u beobachtende Wiederbelebung d​es Islam s​chuf jedoch e​in Umfeld, i​n dem u​nter Uiguren Stimmen l​aut wurden, d​ie Gesang-und-Tanz-Darbietungen sowohl a​ls unislamisch, a​ls auch a​ls Werkzeug kolonialistischer Unterdrückung verurteilten. Der resultierende Diskurs t​rug eine s​tark geschlechtsspezifische Dimension, b​ei der häufig d​er Körper uigurischer Frauen z​um Gegenstand d​er umstrittenen Identitätsfrage wurde.[172]

Bereits s​eit dem frühen 20. Jahrhundert spielten musikalische Darbietung, Tanz u​nd Theater e​ine zentrale Rolle i​n modernen Definitionen d​er nationalen Identität d​er Uiguren.[172][379] Mit d​er Eingliederung d​er uigurischen Region i​n die VR China i​m Jahr 1955 wurden d​ie Uiguren offiziell a​ls „Minderheitsnationalitäten“ Chinas anerkannt u​nd die d​ie Fortentwicklung d​er uigurischen Volkskultur f​iel in d​ie Zuständigkeit d​er chinesischen Nationalitätenpolitik. Ab Mitte d​es 20. Jahrhunderts investierte d​er chinesische Staat s​tark in d​ie „Modernisierung u​nd Entwicklung“ d​er uigurischen Musikbräuche. Dazu gehörten sowohl umfangreiche Recherchen u​nd Dokumentationen a​ls auch d​ie Einführung e​ines Systems professioneller Ensembles d​er darstellenden Künste, d​ie an Städte d​er gesamten Region gebunden waren. Diese Ensembles entwickelten Formen d​er folkloristischen Performance uigurischen Volkstums, d​ie als naxsha-usul (deutsch etwa: „Gesang-und-Tanz“) bezeichnet wurden. Der chinesische Staat setzte d​iese Förderung i​m Bereich d​er Künste ethnischer Minderheiten a​ls Ersatz für i​hre faktisch fehlende Autonomie i​m politischen Bereich ein. Außerdem spielten „Gesang-und-Tanz“ d​er Minoritäten i​n China e​ine aktive Rolle dabei, e​ine hierarchische Beziehung zwischen d​er Han-chinesischen Mehrheit einerseits u​nd den ethnischen Minderheitsvölkern andererseits durchzusetzen u​nd zu normieren.[172]

Chinaweit w​urde eine Rhetorik geschaffen, d​ie das Klischee „singender u​nd tanzender“ ethnischer Minoritäten verfestigt u​nd noch h​eute das Bild v​on den nationalen Minderheiten Chinas dominiert. China stellt Minderheitenidentitäten a​uf diese Weise sowohl a​ls feminisierte Bewahrerinnen d​er chinesischen Tradition dar, a​ls auch a​ls exotisches Gegenüber, gegenüber d​em sich d​ie dominanten Han-Chinesen mittels d​er ihnen eigenen Modernität beweisen können. Diese Beziehungen werden d​urch zahlreiche Darstellungen u​nd Begegnungen i​n glamourösen TV-Shows, i​n Medienberichten o​der auch i​n kleinen touristischen Darbietungen aufrechterhalten, insbesondere i​n den verschiedenen touristisch besser erschlossenen Minderheitenregionen Chinas. In Xinjiang wiederholen s​ich diese vornormierten Beziehungen b​ei den Begegnungen zwischen chinesischen Touristen u​nd jungen uigurischen Frauen i​n großen Touristenattraktionen ebenso w​ie in kleinen Restaurants e​iner Altstadt. In chinesischen Mediendarstellungen dienen lächelnde j​unge Frauen i​n Tanzkostümen a​ls sofort erkennbare Symbole für d​ie „gute“ Seite d​er Region. Der chinesische Staat s​etzt „Gesang-und-Tanz“ stetig e​in als Symbol für d​ie hierarchische u​nd geschlechtsspezifische Beziehung zwischen d​em „großen Han-Bruder“ u​nd den „kleinen Brüdern u​nd Schwestern“ d​er ethnischen Minderheit, w​ie etwa b​ei der Gala-Aufführung z​um 60-jährigen Jubiläum a​uf dem Tian'anmen-Platz i​n Peking i​m Jahr 2009. Ein anderes Beispiel für naxsha-usul-Performance s​ind die Aufführungen d​er Xinjiang Song a​nd Dance Troupe i​n Ürümqi i​m Mai 2009.[172]

Ungeachtet d​er politischen Instrumentalisierung d​urch die Zentralregierung besteht a​uch eine aktive Identifikation d​er Uiguren m​it naxsha-usul. In d​er heutigen uigurischen Gesellschaft s​ind die professionellen Musiker d​er uigurischen Staatsensembles weithin anerkannt. Die uigurische Bevölkerung konsumiert i​hrer Darbietungen a​uch in Form v​on Video-CDs u​nd investiert i​n den Nachwuchs, d​amit dieser naxsha-usul nachahmen k​ann oder s​chon kleine Mädchen i​n Tanzensemble-Outfits gekleidet werden.[172]

Musikinstrumente

Uigurische Musikinstrumente im Musikgeschäft in Kaxgar (Mai 2007)
Auslage des Ladens
Musiker spielt im Laden rawap


Uigurische Musikinstrumente
Khushtar (links) und andere ausgestellte Stücke im Restaurant in Kaxgar (Juni 2011)
Tanburr (links), apayi (Mitte) und Hami-ajieke (rechts)


Uigurische Musikinstrumente
Uigurischer Tambur-Spieler
Uigurischer satar-Spieler


Die Uiguren spielen e​ine Vielzahl a​n Musikinstrumenten, v​on denen v​iele auch – i​n der Regel i​n leicht abgewandelter Form – b​ei den benachbarten Nationalitäten w​ie den Kasachen, Kirgisen, Usbeken, Tadschiken u​nd Tataren gefunden werden können. Zu d​en uigurischen Musikinstrumenten gehören beispielsweise d​ie lautenförmigen Saiteninstrumente ajek, hushtar (auch: khushtar), Dutar, satar, tämbur u​nd rawap, d​as Blasinstrument surme, d​as Perkussion-Instrument sabay (auch: sapayi), d​ie Trommel-Instrumente dap u​nd naghra s​owie das harfenähnliche Zupfinstrument qalun,[380] e​in uigurisches Psalterium.[381]

Als b​is in d​ie heute Zeit hauptsächliche Musikinstrumente d​er Uiguren gelten dutar, tämbur, rawap, Tschang, qalon, satar, ghijäk, khushtar, dap, naghra, sunay, balaman u​nd näy.[382][383] Zu d​en Instrumenten, d​ie historischer Zeit i​m Gebrauch d​er Uiguren waren, zählen z​udem die harfenähnliche ghunqa, d​ie bärbap-Laute a​ls Vorform d​er chinesischen Pipa, d​ie jalla-Tamburin u​nd die isqirt-Flöte. Auch d​ie bis i​n die 1950er Jahre v​or allem v​on uigurischen Frauen gespielte, metallene Maultrommel qowuz k​ommt im 21. Jahrhundert k​aum noch vor.[383]

Die uigurischen Muqam werden m​it einer Vielzahl v​on Musikinstrumenten gespielt,[129][157] d​ie kennzeichnend für d​ie Uiguren sind.[129] Die führenden Instrumente d​er Muqam-Ensembles werden a​us lokalen Materialien hergestellt. In d​er Form variieren s​ie und können a​ls Streich-, Zupf- o​der Blasinstrumente ausgestaltet sein.[157]

Langhalslauten

tanbûr, dutâr, satô u​nd satâr m​it ihrem reichen u​nd klangvollen Timbre s​ind allgemein d​ie Hauptinstrumente d​er zentralasiatischen Maqâm-Traditionen.[366] Die Tanbûr-Instrumente, i​m Sinne v​on Langhalslauten d​er tanbûr-Familie n​ach dem weithin gebräuchlichen Klassifikationssystem v​on Curt Sachs u​nd Erich Moritz v​on Hornbostel, gehören z​u den wichtigsten Musikinstrumenten d​er Makam.[365] Die langhalsige Streich-Satar (long-necked b​owed stringed satar) m​it ihrem charakteristischen Timbre i​st das vielleicht bedeutendste Instrument[129] u​nd wird i​n der Regel v​om Leadsänger (muqamchi) gespielt.[382][383] Das ejek (lokal a​uch huhu o​der Hami huqin genannt) spielt e​ine besondere u​nd führende Rolle i​m Rahmen d​es uigurischen Muqam a​us Hami (Kumul),[384] d​er 2007 i​n das immaterielle Kulturerbe Xinjiangs aufgenommen wurde.[157][384] Die k​urze balaman-Pfeife m​it sieben Fingerlöchern w​ird heute n​ur noch i​n der Region Hotan verwendet u​nd dient d​ort als e​in führendes Instrument i​m Muqam.[382][383]

Neben i​hrer wichtigen Funktion für d​ie Makam s​ind die Langhalslauten d​er tanbûr-Familie a​uch für einige andere musikalische Traditionen w​ie die Volksmusik o​der die Dichter-Musiker bedeutend.[365] Diese zentralasiatischen Dichter-Musiker (bachsî, bagşy, zhïrau, aqïn, hâfez) b​oten ihr episches, lyrisches, didaktisches u​nd zum Teil a​uch religiöses Repertoire u​nter Begleitung v​on tanbûr o​der dutâr d​er Volksmusik auf, w​obei es s​ich um schlichtere Varianten d​er Stücke a​us der Maqâm-Tradition handelte. Es handelte s​ich bei d​en Dichter-Musikern i​n Zentralasien b​is vor kurzem u​m eine r​ein von Männern ausgeübte Tradition, w​as sich i​m Raum d​er Sowjetunion e​rst mit zunehmender Sesshaftwerdung u​nd Sowjetisierung e​twas geändert hat.[366] Die sowohl z​ur instrumentalen Unterstützung v​on muqam-Darbietungen, a​ls auch z​ur Begleitung v​on Volksliedern eingesetzte dutar w​ird wie a​uch alle anderen uigurischen Lauten m​it Dekorationen a​us Horn o​der Knochen ästhetisch verziert, gehört z​um Inventar f​ast jeden uigurischen Haushalts u​nd ist d​as einzige, traditionell v​on uigurischen Frauen gespielte Instrument. Hauptinstrument d​er Ili-Variante d​er Zwölf Muqam i​st dagegen d​ie auch z​ur Begleitung v​on Volksliedern u​nd als Soloinstrument eingesetzte tämbur. Von d​er rawap a​ls kürzerhalsige u​nd mit e​inem Plectrum a​us Horn gespielte Laute existieren b​ei den Uiguren verschiedene Typen: Die m​it Zier-„Hörnern“ (möngüz) ausgestattete Kaxgar-rawap u​nd die i​n Hotan verbreitete, n​och kürzere Hirten-rawap (qoychi rawap) werden b​eide von d​en dastanchi o​der qoshaqchi genannten Erzählern gespielt, während d​ie Dolan-rawap a​ls Hauptinstrument d​er Dolan-Muqam u​nd die dieser ähnliche Kumul-rawap für Volkslieder u​nd Kumul-Muqam Verwendung findet.[382][383]

Schlaginstrumente

Von d​er Rahmentrommel dap s​ind heute n​och zwei Typen verbreitet, v​on denen d​ie kleinere Variante (näghmä däpi) b​ei den Zwölf Muqam e​ine führende Rolle i​n den Instrumentalsequenzen (märghul) einnimmt, während d​ie größere Variante (chong dap) b​ei verschiedenen Folklore-Anlässen w​ie bei Tänzen z​um mäshräp o​der auch b​ei Ritualen uigurischer Heiler (baqshi o​der pirghun) z​um Einsatz kommt. Die kleine Kesseltrommel naghra w​ird mit e​inem Paar Sticks u​nd stets i​m naghra-sunay-Ensemble gespielt, a​lso zusammen m​it zwei b​is elf sunay genannten Doppelrohrblatt-Schalmeien, w​obei eine große chong-naghra d​en Basis-Rhythmuszyklus vorgibt.[382][383]

Die m​it Metallringen durchbohrten sapayä bestehen a​us einem v​on Metallringen durchstochenen Stockpaar, stellen d​as häufigste Schlaginstrument i​n der Folklore d​ar und werden v​or allem v​on Bettlern u​nd Sufis verwendet. Als tash (dt. „Stein“) werden v​ier Steine bezeichnet, v​on denen jeweils e​in Paar i​n jeder Hand gehalten u​nd rhythmisch gegeneinander geschlagen werden. Mit qoshuq (dt. „Löffel“) w​ird ein Paar Holzlöffel bezeichnet, d​ie mit i​hren Rücken aneinander geschlagen werden.[382][383]

Kulturelle Beziehungen

Viele „traditionell chinesische“ Musikinstrumente s​ind ursprünglich a​us dem zentralasiatischen o​der indischen Raum übernommen worden, s​o auch d​ie Pipa-Laute u​nd möglicherweise d​ie dreisaitige Sanxian-Laute, d​as Yangqin-Hackbrett, verschiedene, a​ls Huqin bekannte Spießlauten, d​ie Dizi-Querflöte, d​ie Doppelrohrblatt-Suona u​nd mehrere kleine Schlaginstrumente.[385] Erste Langhalslauten w​aren bereits i​m 2. u​nd 3. nachchristlichen Jahrhundert i​n das heutige China gelangt u​nd entwickelten s​ich dort z​u neuen Varianten.[364] Besonders fortgeschrittenere Tanbûr-Instrumente h​aben sich i​n der östlichen Sphäre d​er islamischen Welt u​nter Einfluss v​on Maqâm-Tradition u​nd Sufismus i​n einer höfischen u​nd städtischen Umgebung entwickelt, u​nd es bestand bereits s​eit dem 14./15. Jahrhundert e​in zunehmender Bedarf a​n Tanbûr-Instrumenten.[365] Als dieses Musikinstrument s​ich in d​en verschiedenen Musikkulturen entlang d​er alten Seidenstraße ausbreitete, wurden bereits bestehende indigene Bezeichnungen a​uf modifizierte u​nd unterschiedliche Tanbûr-Typen angewendet, w​ie etwa d​ie viersaitige usbekisch-tadschikische Tanbûr, d​ie fünfsaitige uigurische Tanbûr u​nd die vielsaitige afghanische Herâti dutâr o​der auch d​ie in d​er Morphologie abweichende Kaschmîrî setâr. Ähnliche u​nd gleichartige Instrumente w​ie die Tanbûr s​ind daher a​uch unter anderen Namen bekannt, w​ie dotâr, saz, setâr, dömbra u​nd dambura. Es handelt s​ich um Schalenlanghalslauten.[386]

Wandel in jüngster Zeit

Die näy diente traditionell a​ls lange Querflöte a​us Walnussholz u​nd ist h​eute vorwiegend n​och im professionellen Einsatz, während uigurische Musiker zunehmend z​um Gebrauch d​er chinesischen Bambus-Querflöte Dizi übergegangen sind.[382][383]

In d​en 1950er Jahren w​urde die traditionellen Form d​er ghijäk genannten Fiedel für d​en professionellen Gebrauch umgeändert u​nd verfügt i​n dieser Form u​nter anderem über e​inen Resonanzboden a​us Holz anstelle v​on gespannter Tierhaut. Die i​n den 1970er Jahren entwickelte u​nd in i​hrer Form a​n Instrumente a​uf frühen buddhistischen Höhlenwandgemälden Xinjiangs angelehnte khushtar-Gambe w​ird vorwiegend v​on Frauen gespielt u​nd hat s​ich inzwischen b​eim Einsatz d​urch professionelle Musiktruppen etabliert.[382][383]

In jüngerer Zeit w​ird das große Tschang-Hackbrett z​war noch v​on professionellen Musiktruppen, jedoch k​aum noch i​n der Volksmusik verwendet, während d​as kleinere qalon-Hackbrett v​or allem a​ls unterstützendes Instrument b​ei den Dolan-Muqam eingesetzt wird. Aus d​er Kaxgar-rawap h​at sich mittlerweile e​ine für d​en professionellen Soloeinsatz für Virtuosen u​nd als Orchesterinstrument geeignete Version (täkämmul rawap) entwickelt.[382][383]

Bedrohung der expressiven uigurischen Kultur seit 2017

In jüngster Zeit (Stand: 2019) s​ind die uigurischen Traditionen u​nd ihr musikalisches Erbe angesichts d​er rücksichtslosen Repression u​nd massenhaften Festsetzung d​er Uiguren i​n Umerziehungslagern d​urch die chinesische Regierung erneut gefährdet.[366] Noch z​u Beginn d​er 2010er Jahre h​atte der Ethnologe Darren Byler i​n Ürümqi e​in reges musikalisches Leben u​nter Studenten beschrieben, d​ie an d​en Wochenenden gemeinsam a​uf Festen musizierten, sangen u​nd poetisch wirkten. Der agglutinierende Charakter, d​en das Uigurische a​ls Turksprache besitzt, fördert l​aut Byler d​ie sprachliche Gewandtheit u​nd Freude d​er Uiguren b​ei der Bildung gereimter Suffixe u​nd hat ebenso s​eit alters h​er überlieferte Formen d​es Geschichtenerzählens w​ie das v​on Pilgern a​uf Festivals i​n der Taklamakan angehörte epische dastan hervorgebracht, a​ls auch moderne Ausdrucksformen w​ie eine vitale Hip-Hop-Szene i​n Ürümqi. In d​er Folgezeit wurden jedoch sämtliche Versammlungen verboten. Das betraf sowohl traditionelle Ausdrucksformen w​ie öffentliche Gebete, mazar-Schreinfeste u​nd traditionelle mäšräp-Festivals, a​ls auch moderne expressive Formen w​ie Hip-Hop-Cypher.[387]

Neben d​er beispiellosen Überwachungs- u​nd Inhaftierungskampagne, d​ie sich n​ach der 2016 erfolgten Erklärung d​es „Volkskrieges g​egen den Terror“ g​egen die Uiguren entfaltete, führten d​ie örtlichen Behörden a​uch Formen d​er „Umerziehung“ für d​ie gesamte uigurische Bevölkerung ein, einschließlich obligatorischer Gesangs- u​nd Tanzstunden z​ur „Bekämpfung d​es Extremismus“.[160] Im Jahr 2014 h​atte der chinesische Staat d​en mäšräp für s​eine Zwecke instrumentalisiert, i​ndem der mäšräp i​ns Zentrum d​er Kampagne g​egen den religiösen Extremismus gestellt w​urde und d​ie lokalen Regierungen e​ine Kampagne d​es „wöchentlichen mäšräp z​ur Bekämpfung d​es Extremismus“ organisierten, d​ie obligatorische Gesangs- u​nd Tanzstunden für uigurische Dorfbewohner beinhaltete, u​m sie v​om Virus d​es Islam z​u „heilen“.[10][160]

Gleichzeitig m​it der massiven Zerstörung d​es uigurischen Kulturguts s​eit 2017 o​der 2018 vereinnahmte China d​ie uigurische expressive Kultur – Musik, Tanz u​nd Zusammenkünfte d​er Gemeinschaft – für s​ich und formte s​ie in e​in Propagandawerkzeug für eigene Zwecke um. Parallel z​um Programm d​er Zerstörung d​es uigurischen Kulturguts nutzte d​ie Regierung v​on Xinjiang dieses uigurische Erbe a​ls kulturelle Ressource für d​ie Entwicklung d​er eigenen Tourismusbranche.[10] Zwar i​st die uigurische Kultur i​n Form d​es musikalischen muqam-Repertoires u​nd der gemeinschaftlichen mäšräp-Zusammenkünfte a​uf den Listen d​es immateriellen Kulturerbes d​er UNESCO g​ut vertreten.[10][157][370] Während a​ber nach wissenschaftlicher Einschätzung d​ie Politik d​er chinesischen Regierung selbst d​ie größte Bedrohung für d​as uigurische Erbe darstellt, n​utzt diese Regierung d​as UNESCO-Prädikat weltweiter Bedeutung uigurischen Kulturguts für i​hre Argumentation aus, d​ass der chinesische Staat a​ls verantwortungsbewusster Verwalter d​er uigurischen Kultur auftrete u​nd diese Verwaltung d​er uigurischen Kultur d​urch die Regierung notwendig sei, u​m sie v​or religiösem Extremismus z​u schützen.[10]

Tatsächlich w​ar die Verwaltung d​es uigurischen Kulturerbes jedoch e​ng von Anstrengungen d​er Regierung begleitet, d​ie Region Xinjiang fester u​nter ihre Kontrolle z​u bringen. Wichtige religiöse Stätten bleiben n​un in Form v​on Touristenattraktionen erhalten, während a​ber die Bevölkerung v​or Ort v​on ihnen ausgeschlossen w​urde und i​hre religiöse Verehrung n​icht ausüben konnte. So wurden kulturelle Aktivitäten d​er Bevölkerungsbasis a​ls Formen d​es „religiösen Extremismus“ kriminalisiert, während dieselbe Kultur zugleich Touristengruppen i​n Gesangs- u​nd Tanzspektakeln vorgeführt wurde. Beispielsweise w​urde der mäšräp i​n Xinjiang faktisch n​icht geschützt, sondern i​n seiner volkstümlichen Form kriminalisiert, z​u einem inszenierten Lied-und-Tanz-Spektakel umgeformt, v​om Staat a​ls kulturelle Ressource z​ur Förderung d​er Tourismusbranche benutzt u​nd in Initiativen für sanfte Diplomatie eingesetzt. In d​er Region Xinjiang rücken inszenierte Aufführungen d​as uigurische Erbe i​n eine Form, i​n der j​unge Frauen tanzen, lächeln u​nd Touristen willkommen heißen, ungeachtet d​er tatsächlichen Situation d​er in weiten Teilen staatlicher Überwachung u​nd Inhaftierung unterworfenenen uigurischen Bevölkerung.[10]

Profiteure dieser Tourismusinitiativen blieben i​n der Regel chinesische Unternehmen, während Uiguren w​eit weniger Gewinn daraus zogen. Das Wachstum d​er Tourismusbranche erleichterte wiederum d​en Zuzug v​on Han-Chinesen i​n die Region Xinjiang – sowohl a​ls kurzfristige Besucher a​ls auch a​ls ständige Siedler – u​nd lieferte d​er Regierung e​ine weitere Rechtfertigung für d​ie repressive Politik d​er Versicherheitlichung, d​ie vom Staat für notwendig z​ur Stabilisierung d​er Region gehalten wird.[10]

Siehe auch

Literatur

Schwerpunkt Geschichte und Politik

  • David Brophy: The Uyghurs: Making a Nation. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. September 2018, doi:10.1093/acrefore/9780190277727.013.318 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 28. September 2018.
  • Michael C. Brose: The Medieval Uyghurs of the 8th through 14th Centuries. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. Juni 2017, doi:10.1093/acrefore/9780190277727.013.232 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 28. Juni 2017.
  • Ablet Kamalov: Uyghur Historiography. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. 2021, doi:10.1093/acrefore/9780190277727.013.637 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 29. Oktober 2021.
  • Rian Thum: The Uyghurs in Modern China. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. 11. Juli 2020, abgerufen am 11. Juli 2020 (englisch). doi:10.1093/acrefore/9780190277727.013.160. Erste Online-Veröffentlichung: 26. April 2018. Auch verfügbar als: Rian Thum: The Uyghurs in Modern China. In: Oxford Research Encyclopedia, Asian History (oxfordre.com/asianhistory). Oxford University Press, USA 2020 (online [PDF; 902 kB]).
  • Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, Uighur (Eastern Turk, Ouigour, Uighuir, Uiguir, Uigur, Uygur, Weiwuer), S. 848854.

Schwerpunkt Kultur und Folklore

  • Rachel Harris, Yasin Muhpul: Music of the Uyghurs. In: Hasan Celâl Güzel, C. Cem Oğuz, Osman Karatay, Yusuf Halaçoğlu (Hrsg.): The Turks. Band 6. Yeni Türkiye Publication, Ankara 2002, ISBN 975-6782-61-7, S. 542549 (1022 Seiten).
  • Rachel Harris: Snapshot: Uighur Popular Music. In: Robert C. Provine, Yosihiko Tokumaru, J. Lawrence Witzleben (Hrsg.): Garland Encyclopedia of World Music. 7 (East Asia: China, Japan, and Korea). Routledge, New York u. a. 2017, ISBN 0-8240-6041-5, S. 467471 (ca. 1190 Seiten, Erstausgabe: 2002).
  • Rachel Harris: Xinjiang Uyghur Autonomous Region. In: John Shepherd, David Horn, Dave Laing (Hrsg.): Continuum encyclopedia of popular music of the world – Part 2: Locations. 5 (Asia and Oceania). Continuum, London u. a. 2005, ISBN 0-8264-7436-5 (i-xx, 1-XX, 311).
  • Nathan Light: Uyghur Folklore. In: William M. Clements (Hrsg.): The Greenwood encyclopedia of world folklore and folklife. 2 (Southeast Asia and India, Central and East Asia, Middle East). Greenwood Press, Westport, Conn. 2006, ISBN 0-313-32849-8, S. 335–348 (S. i-xviii, 1-482).
  • Du Yaxiong: National Minorities in the Northwest. In: Robert C. Provine, Yosihiko Tokumaru, J. Lawrence Witzleben (Hrsg.): The Garland Encyclopedia of World Music. 7 (East Asia: China, Japan, and Korea). Routledge, New York u. a. 2017, ISBN 0-8240-6041-5, S. 455466 (ca. 1190 Seiten, Erstausgabe: 2002).

Schwerpunkt Religion

  • Ildikó Bellér-Hann: Uyghur Healers (China). In: Mariko Namba Walter, Eva Jane Neumann Fridman (Hrsg.): Shamanism: an encyclopedia of world beliefs, practices, and culture. ABC-CLIO, Santa Barbara, Denver und Oxford 2004, ISBN 1-57607-645-8, S. 642–646 (i–xxxi, 1–1055).
  • Karénina Kollmar-Paulenz: Uighurs. In: Hans Dieter Betz, Don S. Browning, Bernd Janowski, Eberhard Jüngel (Hrsg.): Religion Past and Present. Brill, doi:10.1163/1877-5888_rpp_SIM_125210 (englisch). Deutschsprachige Fassung: Karénina Kollmar-Paulenz: Uighuren. In: Hans Dieter Betz et al. (Hrsg.): Religion in Geschichte und Gegenwart. Brill, doi:10.1163/2405-8262_rgg4_SIM_125210.

Wissenschaftliche Monographien vor 1998

  • ئابدۇرەھىم ھەبىبۇللا [Abdurähim Häbibulla]: ئۇيغۇر ئېتنوگرافىيىسى [Uyġur etnografiyisi]. Shinjang Khälq Näshriyati, Ürümqi 2000, ISBN 7-228-02322-6 (uigurisch, S. 1–581, Erstausgabe: 1993). [Geschrieben in arabisch-uigurischer Schrift].
Diese uigurische Ethnographie von 1993 gehört zu der ersten Reihe von Büchern, die sich Anfang der 1990er Jahre allgemein und zentral mit dem „Brauchtum“ theoretisch beschäftigten und sich neben dem akademischen Publikum in Forschung und Lehre auch an eine breitere Leserschaft richteten. Eine Hauptmotivation des Buches (S. 3) ist in dem Fehlen von systematischem Material zur Einführung in die uigurische Ethnographie begründet.[159]
  • [...].ئابدۇكېرىم راخمان. رەۋەيدۇللا ھەمدۇللا [Abdukerim Raḫman, Räwäydulla Hämdulla, Shärip Khushtar]: ئۇيغۇر ئۆرپ – ئادەتلىرى [Uyġur örp-ʾadätliri]. Shinjang Yashlar-Vösmürlär Näshriyati, Ürümqi 1996, ISBN 7-5371-2309-8 (uigurisch, 226 S.). [Geschrieben in arabisch-uigurischer Schrift].
Mit diesem beliebten und vielgelesenem Werk „Uigurische Bräuche“ versuchte Abdukerim Raḫman (veröffentlicht mit zwei weiteren Ko-Editoren) als weiterer ethnologischer Pionier neben Häbibulla (1993) dem Fehlen einer systematischen Beschreibung uigurischer Bräuche abzuhelfen. Das Buch führt 224 Elemente typischer uigurischer Bräuche auf.[159]

Wissenschaftliche Monographien ab 1998

  • Björn Alpermann: Xinjiang: China und die Uiguren. Würzburg University Press, Würzburg 2021, ISBN 978-3-95826-162-4, doi:10.25972/WUP-978-3-95826-163-1 (S. i–vii, 1-262). Lizenz: Creative Commons License Attribution CC BY-SA 4.0.
Der Autor führt im ersten Teil des Buchs in die komplexe Geschichte der Region Xinjiang ein. Im zweiten Teil stellt er die regionalen Entwicklungen im 21. Jahrhundert dar. Hierbei zeichnet er ein vielfältiges Bild der sozioökonomischen Entwicklung, der ethnischen Identität sowie der Sprach- und Religionspolitik. Im dritten Teil hinterfragt Alpermann die gängigen Deutungen des Xinjiang-Konflikts. Er analysiert Proteste und Terrorismus ebenso wie die staatlichen Repressionsmaßnahmen und die internationale Dimension der Auseinandersetzung.
  • Ildikó Bellér-Hann, M. Cristina Cesàro, Rachel Harris, Joanne Smith Finley (Hrsg.): Situating the Uyghurs Between China and Central Asia (= Anthropology and cultural history in Asia and the Indo-Pacific). Ashgate, Aldershot u. a. 2007, ISBN 978-0-7546-7041-4 (S. i-xxiv, 1-249).
Das wichtigste Ziel des Sammelbandes besteht darin, sich von dem in der China-zentrierten Wissenschaft etablierten binären Fokus auf ethnische Han-Chinesen und Uiguren zu lösen und „die Rolle der zentralasiatischen Kultur (oder sogar anderer Kulturen) bei der Gestaltung der uigurischen Identität zu berücksichtigen“ (Seite 6). Die innovativsten Artikel des Bandes befassen sich mit der engen Verbindung der Uiguren mit der turkisch-muslimischen Welt Zentralasiens.[388]
  • Ildikó Bellér-Hann: Community Matters in Xinjiang, 1880–1949: Towards a Historical Anthropology of the Uyghur (= China Studies. Band 17). Brill, 2008, ISBN 978-90-04-16675-2, ISSN 1570-1344 (S. i–xvi, 1-477).
Diese Dokumentation der uigurischen Kultur gilt als ein wegweisendes Werk mit nahezu enzyklopädischem Charakter für den Zeitraum der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.[1]
  • Gardner Bovingdon: The Uyghurs: Strangers in Their Own Land. Columbia University Press, New York 2010, ISBN 978-0-231-14758-3, JSTOR:10.7312/bovi14758 (S. i-xvii, 1-286).
Im Gegensatz zu Darstellungen der Führung der VR China, die China im Zusammenhang mit ethnisch-nationalen Minderheiten ausschließlich als Opfer des Kolonialismus sehen, den imperialistischen Charakter insbesondere seines Vorgängerstaates der Qing-Dynastie jedoch bestreiten, ist die Herangehensweise dieses Buches zur Geschichte von Xinjiang stark von neuen Richtungen in der Geschichtswissenschaft beeinflusst, die die Qing als eine imperiale Einheit einordnen, die Territorium und Völker erobert und letztlich die territoriale Grundlage für die VR China geschaffen hat.[389]
  • David Brophy: Uyghur Nation: Reform and Revolution on the Russia-China Frontier. Harvard University Press, Cambridge & London 2016, ISBN 978-0-674-66037-3, JSTOR:j.ctvjghx68 (S. i-xiv, 1-347).
Diese Geschichte der Entstehung des modernen uigurischen Nationalismus gehört zu den Büchern der „dritten Welle der Xinjiang-Studien“ (Peter Perdue), die eher auf transnationale Verbindungen fokussieren als auf das Wesen des uigurischen Widerstands gegen den Staat.[1]
  • James Millward: Eurasian Crossroads: A History of Xinjiang. Columbia University Press, New York 2007, ISBN 978-0-231-13924-3 (S. 1–352).
Diese Abhandlung der Geschichte der Region dient auch als Standardübersicht über die Geschichte der Uiguren.[1]
  • Justin Jon Rudelson: Oasis Identities: Uyghur Nationalism Along China's Silk Road. Columbia University Press, New York 1998, ISBN 978-0-231-10786-0 (224 S.). (Copyright: 1997; Publikation: Januar 1998)
Bei diesem auf einem längeren Feldaufenthalt in Turpan basierenden ethnographischen Pionierwerk handelt es sich um die erste akademische englischsprachige Monographie mit dem Wort „Uyghur“ im Titel. Die zentrale These des Buches, dass die lokalen Oasenidentitäten ein bedeutendes Hindernis für das uigurische Nationalbewusstsein darstellen, wird heute von den meisten Fachleuten bezweifelt, doch blieb die Frage der Identität seither ein dominierendes Thema der Uigurischen Studien.[1]
  • Joanne N. Smith Finley: The Art of Symbolic Resistance: Uyghur Identities and Uyghur-Han Relations in Contemporary Xinjiang (= Michael R. Drompp, Devin DeWeese [Hrsg.]: Brill's Inner Asian Library. Band 30). Brill, Leiden & Boston 2013, ISBN 978-90-04-25491-6, doi:10.1163/9789004256781 (S. i–xxx, 1-454).
Die auf Feldforschung in Xinjiang zwischen 1995 und 2004 basierende Analyse ist eine der detailliertesten Untersuchungen der Beziehungen zwischen Uiguren und Han-Chinesen und stellt die Uiguren als kreative Akteure vor, die subtilen und symbolischen Widerstand gegen die VR China einsetzen. Es beschreibt die Situation der Uiguren als Dilemma der Entscheidung zwischen Eingliederung in und Widerstand gegen den Staat.[390]
  • S. Frederick Starr (Hrsg.): Xinjiang: China’s Muslim Borderland, an overview of the history, demographics, politics, and culture of the province. Routledge (Taylor & Francis Group), London & New York 2004, ISBN 0-7656-1317-4. Beteiligte Autoren: Linda Benson, Gardner Bovingdon, Jay Dautcher, Graham E. Fuller, Dru C. Gladney, William Jankowiak, Jonathan N. Lipman, James A. Millward, Peter C. Perdue, Sean R. Roberts, Justin Rudelson, Yitzhak Shichor, S. Frederick Starr, Stanley W. Toops, Nabijan Tursun und Calla Wiemer.
Diese Übersicht von Geschichte, Demographie, Politik und Kultur der Provinz gilt als die Standardeinführung in zeitgenössische Themen der Region. Der chinesische Staat reagierte auf die Veröffentlichung mit Ausübung von Druck auf ausländische Wissenschaftler. Chinesische Behörden deuteten das Buch als separatistischen Angriff auf die chinesische Souveränität über Xinjiang und verweigerten allen beteiligten Autoren Reisevisa.[1]
  • Rian Thum: The Sacred Routes of Uyghur History. Harvard University Press, Cambridge & London 2014, ISBN 978-0-674-59855-3, JSTOR:j.ctt9qdt35 (S. i-viii, 1-323).
Das Buch untersucht die Altishahr-Region und vollzieht den neuartigen Ansatz, die Altishahri nicht als Bevölkerung in einer chinesischen Grenzregion zu betrachten, sondern aus der Perspektive ihrer eigenen Geschichte mit Altishar als eigenem Zentrum. Für die Darstellung der uigurischen Geschichte berücksichtigt es zudem ungewöhnlich viele Manuskripte und Sammlungen.[391]

Rundfunkberichte, Reportagen und Dokumentarfilme

Commons: Uiguren – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikinews: Uiguren – in den Nachrichten

Einzelnachweise

  1. Rian Thum: The Uyghurs in Modern China. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. 11. Juli 2020, abgerufen am 11. Juli 2020 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 26. April 2018. Auch verfügbar als: Rian Thum: The Uyghurs in Modern China. In: Oxford Research Encyclopedia, Asian History (oxfordre.com/asianhistory). Oxford University Press, USA 2020 (online [PDF; 902 kB]).
  2. Tian Guang, Mahesh Ranjan Debata: Identity and Mobilization in Transnational Societies: A Case Study of Uyghur Diasporic Nationalism. In: China and Eurasia Forum Quarterly. Band 8, Nr. 4, 2010, ISSN 1653-4212, S. 5978.
  3. Johannes Meyer-Ingwersen: Ujgurisch. In: Helmut Glück, Michael Rödel (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache. 5. Auflage. J. B. Metzler, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-476-02641-5, S. 732, doi:10.1007/978-3-476-05486-9_1 (S. i-xxvi, 1-814).
  4. Larry W. Moses: Uygur. In: Richard V. Weekes (Hrsg.): Muslim Peoples: A World Ethnographic Survey. 2. Auflage. 2 („Maba – Yoruk“). Greenwood Press, Westport/Connecticut 1984, ISBN 0-313-24640-8, S. 830833.
  5. Rian Thum: Kashgar. In: Kate Fleet, Gudrun Krämer, Denis Matringe, John Nawas, Everett Rowson (Hrsg.): Encyclopaedia of Islam, THREE. Brill, 2019, doi:10.1163/1573-3912_ei3_com_35379 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 2019, Erste Printausgabe: ISBN 978-90-04-41343-6, 2020, 2020-1. Abgerufen am 29. Mai 2020.
  6. Sheena Chestnut Greitens, Myunghee Lee, Emir Yazici: Counterterrorism and Preventive Repression: China's Changing Strategy in Xinjiang. In: International Security. Band 44, 3 (Winter 2019/2020), 2019, S. 9–47, doi:10.1162/isec_a_00368. Online veröffentlicht am 6. Januar 2020.
  7. The Editors of Encyclopaedia Britannica: Uighur. Encyclopædia Britannica, inc.: Encyclopædia Britannica, 5. Februar 2020, abgerufen am 5. Mai 2021 (englisch). (letzte größere Bearbeitung und Aktualisierung von Adam Zeidan, 5. Februar 2020).
  8. Nathan Ruser, James Leibold, Kelsey Munro, Tilla Hoja: Cultural erasure. Tracing the destruction of Uyghur and Islamic spaces in Xinjiang. In: Australian Strategic Policy Institute. 24. September 2020, abgerufen am 28. September 2020. Auch verfügbar als PDF: Nathan Ruser, unter Mitarbeit von: James Leibold, Kelsey Munro, Tilla Hoja: Cultural erasure. (PDF; 7,61 MB) Tracing the destruction of Uyghur and Islamic spaces in Xinjiang. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Australian Strategic Policy Institute: ASPI International Cyber Policy Centre. September 2020, ehemals im Original; abgerufen am 1. Juni 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/s3-ap-southeast-2.amazonaws.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) : Policy Brief, Report No. 38/2020, ISSN 2209-9689, S. 1–45.
  9. Unterdrückung mit Gesichtserkennung: Huawei testete Software für "Uiguren-Alarm". Eine KI sollte Angehörige der Minderheit per Gesichtsscan erkennen und Behörden informieren können, aber nie praktisch eingesetzt worden sein. In: derstandard.at. 9. Dezember 2020, abgerufen am 13. Dezember 2020.
  10. Rachel Harris: Op-Ed: Uyghur Heritage and the Charge of Cultural Genocide in Xinjiang. In: cgpolicy.org. 24. September 2020, abgerufen am 18. November 2020.
  11. Darren Byler: The ‘patriotism’ of not speaking Uyghur. In: supchina.com. 2. Januar 2019, abgerufen am 11. Januar 2021.
  12. Rian Thum: The Spatial Cleansing of Xinjiang: Mazar Desecration in Context. Hrsg.: Ivan Franceschini, Nicholas Loubere (= Made in China Journal. Band 5, 2 (May–August 2020: Spectral Revolutions: Occult Economies in Asia)). ANU Press, 2020, ISSN 2652-6352, China Columns, S. 48–61, doi:10.22459/MIC.05.02.2020.04. (Sammelwerk auch als PDF; 21,4 MB. Kapitel China Columns auch als PDF; 1,57 MB), Lizenz: Creative Commons Attribution CC BY-NC-ND 4.0. Auch online erschienen: Rian Thum: The Spatial Cleansing of Xinjiang: Mazar Desecration in Context. In: madeinchinajournal.com. 24. August 2020, abgerufen am 8. November 2020 (englisch).
  13. China committing genocide against Uighurs: report. In: news.yahoo.com. 9. März 2021, abgerufen am 8. April 2021. (AFP)
  14. The Uyghur Genocide: An Examination of China’s Breaches of the 1948 Genocide Convention. (PDF) In: Newlines Institute for Strategy and Policy. März 2021, S. 1–55, abgerufen am 9. März 2021. Verfügbar auf: The Uyghur Genocide: An Examination of China’s Breaches of the 1948 Genocide Convention. In: newlinesinstitute.org. 8. März 2021, abgerufen am 9. März 2021.
  15. Vernichtung: Unabhängiger Bericht spricht von chinesischem Genozid an Uiguren. Mehr als 50 Experten aus verschiedenen Bereichen kommen zu dem Schluss, dass die muslimische Volksgruppe ausgelöscht werden soll. In: derstandard.de. 9. März 2021, abgerufen am 9. März 2021.
  16. Catherine Philp: China guilty of genocide over Uighurs, international lawyers say in report. Campaign led by Xi violates every article of UN convention, US think tank finds. In: thetimes.co.uk. 9. März 2021, abgerufen am 8. April 2021.
  17. Human Rights Watch & Mills Legal Clinic, Stanford Law School, Stanford University (Hrsg.): “Break Their Lineage, Break Their Roots”: Chinese Government Crimes against Humanity Targeting Uyghurs and Other Turkic Muslims. 2021, ISBN 978-1-62313-899-8, S. 1–53 (englisch, hrw.org [PDF]). Zugriff über und auch veröffentlicht als Internetseite: “Break Their Lineage, Break Their Roots”. China’s Crimes against Humanity Targeting Uyghurs and Other Turkic Muslims. In: hrw.org. 19. April 2021, abgerufen am 19. April 2021.
  18. William Yang: Kritik an Chinas Maßnahmen gegen Uiguren: HRW klagt Verbrechen in Xinjiang an. Ein aktueller Bericht von Human Rights Watch und der Universität Stanford konfrontiert Peking mit schweren Vorwürfen wegen Staatsverbrechen in Xinjiang. In: dw.com. 19. April 2021, abgerufen am 19. April 2021.
  19. China: Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Xinjiang. Masseninhaftierung, Folter, kulturelle Verfolgung von Uiguren und anderen turkstämmigen Muslimen. In: hrw.org. 19. April 2021, abgerufen am 19. April 2021.
  20. Michael R. Pompeo: Determination of the Secretary of State on Atrocities in Xinjiang. Press Statement – Michael R. Pompeo, Secretary of State. In: state.gov. 19. Januar 2021, abgerufen am 20. Januar 2021.
  21. Menschenrechte: Berichte über Vergewaltigungen in Uiguren-Lagern in China. Ein BBC-Bericht stützt sich auf Aussagen von Ex-Insassinnen und einem Aufseher. Indes mehren sich Forderungen nach einem Boykott der Olympischen Spiele in Peking 2022. In: derstandard.at. 3. Februar 2021, abgerufen am 6. Februar 2021.
  22. 2020 Country Reports on Human Rights Practices. In: state.gov (Bureau of Democracy, Human Rights, and Labor). 30. März 2021, abgerufen am 31. März 2021.
  23. Demetri Sevastopulo, Aime Williams: US foreign policy: US human rights report calls China’s treatment of Uyghurs ‘genocide’. State department’s 2020 review takes hard line on Beijing as well as Saudi Arabia and Myanmar. In: ft.com. 31. März 2021, abgerufen am 31. März 2021.
  24. Dana Heide, Moritz Koch: Verhältnis zu China: Niederländer stufen die Misshandlung der Uiguren als Genozid ein – und setzen damit Berlin unter Druck. Menschenrechtsbeauftragte Bärbel Kofler prangert „entsetzliche“ Berichte über Misshandlung der Uiguren an – weicht der Völkermordsdebatte aber aus. Chinas Reaktion wäre heikel für deutsche Firmen. In: handelsblatt.com. 27. Februar 2021, abgerufen am 2. März 2021.
  25. Andreas Ernst: Das Parlament der Niederlande wertet die Behandlung der Uiguren in China als Genozid. Das Parlament in Den Haag ist die erste europäische Volksvertretung, die China des Genozids an den Uiguren bezichtigt. Regierungsvertreter sind darüber nicht glücklich. Aber die Abgeordneten sind Teil eines internationalen Trends. In: nzz.ch. 27. Februar 2021, abgerufen am 27. Februar 2021.
  26. Ewelina U. Ochab: British Parliamentarians Recognize The Atrocities Against The Uyghurs As Genocide. In: forbes.com. 22. April 2021, abgerufen am 22. April 2021.
  27. Elizabeth Piper (Bericht), William Maclean (Bearbeitung): UK parliament declares genocide in China's Xinjiang, raises pressure on Johnson. In: reuters.com. 22. April 2021, abgerufen am 22. April 2021.
  28. Joel Gunter: Hearings in London aim to assess allegations of genocide in China. A series of hearings begins in London on Friday aiming to gather evidence on whether the Chinese government's alleged human rights abuses in the Xinjiang region constitute a genocide. In: bbc.com. 4. Juni 2021, abgerufen am 4. Juni 2021. (BBC News)
  29. Andrius Sytas: China: Lithuanian parliament latest to call China's treatment of Uyghurs 'genocide'. In: reuters.com. 20. Mai 2021, abgerufen am 6. Juni 2021.
  30. Lithuanian parliament passes resolution condemning ‘Uighur genocide’ in China. The Lithuanian parliament has adopted a resolution condemning “crimes against humanity” and “the Uighur genocide” in China. Beijing's embassy has responded by calling the document interference in China's domestic affairs. In: lrt.lt. 20. Mai 2021, abgerufen am 6. Juni 2021. (BNS)
  31. Czech Senate declares China perpetrating Genocide on Uyghurs ahead of key vote in Belgian Parliament. In: ipac.global. 14. Juni 2021, abgerufen am 13. Juli 2021.
  32. Usnesení Senátu k olympijským hrám 2022 v ČLR. (PDF) In: senat.cz (Senát Parlamentu České republiky, 13. funkční období, 228. Usnesení Senátu, z 12. schůze, konané dne 10. června 2021, k olympijským hrám 2022 v Čínské lidové republice a závazkům pořadatelské země). 10. Juni 2021, abgerufen am 13. Juli 2021 (Senát [...] se zne pokojením konstatuje, že 1. na území ČLR dochází k masívnímu porušování lidských práv a svobod, genocidě a zločinům proti lidskosti, etnické diskriminaci, potlačování kulturní, náboženské a politické identity, a to zejména v autonomních oblastech Tibet a Sin-ťiang;). Abrufbar unter: https://www.senat.cz/xqw/xervlet/pssenat/dokumenty?cid=pssenat_dokumenty.pVisitor.f_folders&id=3739&event-name=move
  33. Návrh usnesení Senátu k olympijským hrám 2022 v Čínské lidové republice a závazkům pořadatelské země. In: senat.cz. Abgerufen am 13. Juli 2021.
  34. Michaela Wiegel: Resolution verabschiedet: Frankreichs Parlament verurteilt „Genozid“ an Uiguren in China. Die französische Nationalversammlung nennt die Gewalt an den Uiguren in China einen Genozid. Die Entscheidung kommt zu einem für China ungünstigen Zeitpunkt – kurz vor den Olympischen Winterspielen. In: faz.net. 20. Januar 2022, abgerufen am 21. Januar 2022.
  35. 14. Bericht der Bundesregierung über ihre Menschenrechtspolitik. (PDF) Berichtszeitraum 1. Oktober 2018 bis 30. September 2020. Auswärtiges Amt, Berlin, 2. Dezember 2020, S. 1-302, hier S. 264, abgerufen am 4. Dezember 2020.
  36. China attacks Western nations, firms over Xinjiang cotton boycott. Officials warn companies against ‘politicising economic behaviour’ amid Western concerns over forced labour in Xinjiang’s cotton industry. In: aljazeera.com. 29. März 2021, abgerufen am 29. März 2021.
  37. Steve Schere (Bericht), Lisa Shumaker (Bearbeitung): U.N. negotiating with China for unfettered access to Xinjiang – Guterres tells CBC. In: reuters.com. 28. März 2021, abgerufen am 29. März 2021.
  38. Peter Zimonjic, Rosemary Barton, Philip Ling: UN in 'serious negotiations' with China about letting observers into Xinjiang province: Antonio Guterres. 'There must be due process and full respect' for Canadian detainees' rights, says UN secretary general. In: cbc.ca. 28. März 2021, abgerufen am 29. März 2021.
  39. Richard Raycraft: China welcomes UN visit to Xinjiang, but opposes investigation. Chinese spokesperson says Canada and others seeking to 'destabilize' China. In: cbc.ca. 29. März 2021, abgerufen am 29. März 2021.
  40. Stephanie Nebehay: China: U.N. says to publish findings soon on abuses in Xinjiang. In: reuters.com. 11. Dezember 2021, abgerufen am 7. Januar 2022.
  41. Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, S. 848 f.
  42. Michael C. Brose: The Medieval Uyghurs of the 8th through 14th Centuries. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. Juni 2017, doi:10.1093/acrefore/9780190277727.013.232 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 28. Juni 2017.
  43. Peter B. Golden: Oghuz. In: Kate Fleet, Gudrun Krämer, Denis Matringe, John Nawas, Everett Rowson (Hrsg.): Encyclopaedia of Islam, THREE. Brill, 2020, doi:10.1163/1573-3912_ei3_COM_27565 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 2020, Erste Printausgabe: ISBN 978-90-04-41344-3, 2020, 2020-2. Abgerufen am 29. Mai 2020.
  44. Wolfgang-Ekkehard Scharlipp: Die frühen Türken in Zentralasien: Eine Einführung in ihre Geschichte und Kultur. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, Darmstadt 1992, ISBN 3-534-11689-5, Kapitel Die Uiguren, S. 81–131, hier S. 81f. (S. I-XIV, 1-147).
  45. Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 155-157 (S. i-xvii, S. 1-483).
  46. G. J. Ramstedt: Zwei uigurische „Runen“-Inschriften in der Nord-Mongolei: aufgefunden und mit Transkriptionen, Übersetzung und Bemerkungen veröffentlicht. In: Suomalais-Ugrilaisen Seura (Hrsg.): Journal de la Societe Finno-Ougrienne / Suomalais-Ugrilaisen Seuran Aikakauskirja. Band 30, Nr. 3. Helsinki 1913 (S. 1–63, 3 Tafeln).
  47. Yong-Sŏng Li: On bIdgẄčIr In The 3rd Line Of The South Side Of The Šine-Usu Inscription. In: Türk Dili Araştırmaları Yıllığı-Belleten. Band 66, Nr. 1, 2018, ISSN 2651-5113, S. 177188, doi:10.32925/tday.2018.7. Koreanische Originalversion: 檀國大學校 附設 北方文化硏究所 第 19回 國際學術大會 – 북방민족 고유문자와 몽골 고고학 II – [the 19th (World) International Conference for Institute of Northern Cul-tures [at Dankook University] – Northern Race Native letters and Mongol Archaeology II –], Cheonan, Korea, 16. März 2018. Eine bearbeitete koreanische Version wurde veröffentlicht als: 中央아시아 硏究 [Chung’ang Asia Yŏn’gu] (Central Asian Studies), 23/1, Paju 2018, S. 33–46.
  48. Peter B. Golden: 'Eternal Stones': Historical Memory and Notions of History among the Early Turkic Peoples. In: Ismail Poonawala (Hrsg.): Turks in the Indian subcontinent, Central and West Asia: the Turkish presence in the Islamic world. Oxford University Press, New Delhi 2016, ISBN 978-0-19-809220-9, S. 3–63, hier S. 16, 51 (Fußnote 130) (S. i–xxviii, 1–385).
  49. S. G. Kljaštornyj: Die Kiptschaken auf den runischen Denkmälern. In: Central Asiatic Journal. Band 32, Nr. 1/2. Harrassowitz, 1988, S. 7390, JSTOR:41927601.
  50. T. Senga: The Toquz Oghuz Problem and the Origins of the Khazars. In: Journal of Asian History. Band 24, Nr. 1. Harrassowitz, 1990, S. 5769, JSTOR:41925379.
  51. Vgl. Michael Weiers: Uiguren. (PDF) In: zentralasienforschung.de. 1998, abgerufen am 17. Dezember 2020. Siehe Schriftenverzeichnis von Michael Weiers, URL: http://www.zentralasienforschung.de/bibliographie.pdf, abgerufen am 17. Dezember 2020.
  52. Historische Texte dazu bietet: Wolfgang-Ekkehard Scharlipp, Julius von Klaproth u. a.: Abhandlung über die Sprache und Schrift der Uiguren.
  53. Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 156f..
  54. James Hamilton: Toquz-Oγuz et On-Uyγur, in: Journal Asiatique 250, 1962, S. 23–63. Türkische Fassung (Übersetzung von Yunus Koç und İsmet Birkan): James Hamilton: Toḳuz-Oġuz ve On-Uyġur. In: Türk Dilleri Araştırmaları. Band 7, 1997, ISSN 1300-5316, S. 187232 (Online [PDF]).
  55. Dolkun Kamberi, Ph. D.: "Uyghurs and Uyghur Identity". In: Victor H. Mair, Sino-Platonic Papers. Department of East Asian Languages and Civilizations.Number 150 University of Pennsylvania. Mai, 2005.
  56. James Millward: Eurasian Crossroads: A History of Xinjiang. C. Hurst & Co., London 2007, ISBN 978-1-85065-818-4, Chapter 5. Between China and the Soviet Union (1910s–1940s), S. 178–234, hier S. 208.
  57. Rian Thum: The Sacred Routes of Uyghur History. Harvard University Press, Cambridge & London 2014, ISBN 978-0-674-59855-3, hier S. 176, JSTOR:j.ctt9qdt35.
  58. Barbara A. West: "Encyclopedia of the Peoples of Asia and Oceania". Infobase Publishing. 2010. Seite 809f.
  59. Willi Stegner (Hrsg.): Taschenatlas Völker und Sprachen, Seite 133. Klett-Perthes, Gotha 2006
  60. Herbert Tischner: Das Fischer Lexikon Völkerkunde, Seite 103. Fischer, Frankfurt am Main 1959
  61. Wolfgang Krause, Klaus Düwel, Michael Job, Astrid van Nahl: "Schriften zur Runologie und Sprachwissenschaft". In: Band 84 von Reallexikon der Germanischen Altertumskunde – Ergänzungsbände. Walter de Gruyter. 2014. Seite 444.
  62. Interview von Samuel Wyss mit Kai Strittmatter: Million Uiguren in Lagern – «Eines der grössten Menschenrechtsverbrechen unserer Zeit». In: srf.ch. 25. November 2019, abgerufen am 29. Juli 2020.
  63. Saskia Witteborn: Gendering Cyberspace: Transnational Mappings and Uyghur Diasporic Politics. In: Radha Sarma Hegde (Hrsg.): Circuits of Visibility: Gender and Transnational Media Cultures. New York University Press, 2011, ISBN 978-0-8147-3730-9, S. 268283.
  64. Cyril Glassé: The concise encyclopædia of Islam: Revised edition. Stacey International, London 2001, ISBN 1-900988-06-2, S. 480.
  65. Sven Lilienström: Unterdrückung der Uiguren in Xinjiang: Es kann kein "Business as usual" mit China geben. Die "China Cables" enthüllten die systematische Verfolgung der Uiguren in Nordwestchina. Hierüber sprach Sven Lilienström mit dem Präsidenten des Weltkongresses der Uiguren Dolkun Isa, der leitenden ICIJ-Journalistin für das Projekt "China Cables" Bethany Allen-Ebrahimian sowie der Whistleblowerin Asiye Abdulaheb. de.qantara.de, 15. Mai 2020, abgerufen am 6. Juni 2020.
  66. The Editors of Encyclopaedia Britannica: Uighur. Encyclopædia Britannica, inc.: Encyclopædia Britannica, 5. Februar 2020, abgerufen am 24. Mai 2020 (englisch).
  67. Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, S. 848.
  68. Colin Mackerras: Ethnic minorities. In: Czeslaw Tubilewicz (Hrsg.): Critical Issues in Contemporary China: Unity, Stability and Development. 2. Auflage. Routledge (Taylor & Francis), London & New York 2017, ISBN 978-1-138-91734-7, S. 237255.
  69. China Statistical Yearbook 2019. China Statistics Press, abgerufen am 1. Juni 2020 (englisch)., Compiled by National Bureau of Statistics of China (国家统计局), Tabelle: "25-19 Geographic Distribution and Population of Ethnic Minorities". Abgerufen am 31. Mai 2020.
  70. W. James Jacob, Jing Liu, Che-Wei Lee: Policy Debates and Indigenous Education: The Trialectic of Language, Culture, and Identity. In: W. James Jacob, Sheng Yao Cheng, Maureen K. Porter (Hrsg.): Indigenous Education: Language, Culture and Identity. Springer, Dordrecht u. a. 2015, ISBN 978-94-017-9354-4, S. 39–61, doi:10.1007/978-94-017-9355-1.
  71. China Statistical Yearbook 2020. In: stats.gov.cn. Abgerufen am 22. Oktober 2021 (englisch)., Compiled by National Bureau of Statistics of China (国家统计局), Tabelle: "25-19 Geographic Distribution and Population of Ethnic Minorities". Abgerufen am 22. Oktober 2021.
  72. Cf. Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, S. 167.
  73. Dudley L. Poston, Qian Xiong: Are China’s Minority Nationalities Still on the Margins? In: Isabelle Attané, Baochang Gu (Hrsg.): Analysing China's Population: Social Change in a New Demographic Era (= INED Population Studies. Nr. 3). Springer, Dordrecht 2014, ISBN 978-94-017-8986-8, S. 113–137, doi:10.1007/978-94-017-8987-5. Erstmals online veröffentlicht am 7. Oktober 2014.
  74. Vladan Grbović: Ethnodemographic specifications of Xinjiang (P.R. of China). In: Zbornik radova – Geografski fakultet Univerziteta u Beogradu. Band 67, Nr. 2, 2019, ISSN 1450-7552, S. 85–98, doi:10.5937/zrgfub1902085G. Online veröffentlicht am 28. Dezember 2019.
  75. Rian Thum: The Sacred Routes of Uyghur History. Harvard University Press, Cambridge & London 2014, ISBN 978-0-674-59855-3, hier S. 2f., JSTOR:j.ctt9qdt35.
  76. Ildikó Bellér-Hann: Community Matters in Xinjiang, 1880–1949: Towards a Historical Anthropology of the Uyghur (= China Studies. Band 17). Brill, 2008, ISBN 978-90-04-16675-2, ISSN 1570-1344, hier S. 38–40. Online abrufbar unter: https://brill.com/view/title/15037.
  77. Rémi Castets: The Uyghurs in Xinjiang – The Malaise Grows: After September 11th 2001, the Chinese regime strove to include its repression of Uyghur opposition within the international dynamic of the struggle against Islamic terrorist networks. In: China Perspectives. Band 49, 2003, S. 34–48, doi:10.4000/chinaperspectives.648 (online). Veröffentlicht am 1. Oktober 2003, online seit 17. Januar 2007. Übersetzung aus dem französischen Original: Philip Liddell. Französisches Original: Rémi Castets: Le nationalisme ouïghour au Xinjiang: expressions identitaires et politiques d’un mal-être. Après le 11 septembre 2001, le régime chinois s’est efforcé d’insérer la répression de l’opposition ouïghoure dans la dynamique internationale de lutte contre les réseaux terroristes islamistes. In: Perspectives chinoises. Band 78, Nr. 1, 2003, S. 34–48 (online).
  78. Ingvar Svanberg: Turkestani Refugees. In: Peter Alford Andrews, unter Mitarb. von Rüdiger Benninghaus (Hrsg.): Ethnic Groups in the Republic of Turkey (= Heinz Gaube, Wolfgang Röllig [Hrsg.]: Beihefte zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients. B, Nr. 60.1). Reichert, Wiesbaden 2002, ISBN 3-89500-297-6, S. 591–601 (Erstausgabe: 1989). Die Auflage von 2002 ist ein unveränderter Reprint der Erstauflage.
  79. cf. Xavier de Planhol: Kulturgeographische Grundlagen der islamischen Geschichte (= J. van Ess [Hrsg.]: Die Bibliothek des Morgenlandes – Gegründet von G. E. von Grunebaum). Artemis, Zürich & München 1975, ISBN 3-7608-4522-3, S. 23 f. (französisch: Les fondements géographiques de l'histoire de l'islam. Paris 1968. Übersetzt von Heinz Halm).
  80. cf. Xavier de Planhol: Kulturgeographische Grundlagen der islamischen Geschichte (= J. van Ess [Hrsg.]: Die Bibliothek des Morgenlandes – Gegründet von G. E. von Grunebaum). Artemis, Zürich & München 1975, ISBN 3-7608-4522-3, S. 233 (französisch: Les fondements géographiques de l'histoire de l'islam. Paris 1968. Übersetzt von Heinz Halm).
  81. Peter Zieme: Ein uigurischer Erntesegen. In: Altorientalische Forschungen. Band 3, JG, 1975, ISSN 2196-6761.
  82. Cf. Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, S. 437.
  83. Risalat U. Karimova: On History of Cultural Traditions Transformation: Arts and Crafts of the Uyghurs of Kazakhstan. In: Oriente Moderno, Nuova Serie. Band 96, Nr. 1. Istituto per l'Oriente C. A. Nallino, 2016, S. 3–24, JSTOR:44280758.
  84. Nathan Light: Uyghur Folklore. In: William M. Clements (Hrsg.): The Greenwood encyclopedia of world folklore and folklife. 2 (Southeast Asia and India, Central and East Asia, Middle East). Greenwood Press, Westport, Conn. 2006, ISBN 0-313-32849-8, S. 335–348 (S. i-xviii, 1-482).
  85. Colin P. Mackerras: Ethnicity in China: The Case of Xinjiang. In: Harvard Asia Quartely. Band 8, Nr. 1, 2004, ISSN 1522-4147, S. 4–14 (online).
  86. Paula Schrode: Islam und religiöse Praxis in Ostturkestan. tethys.caoss.org (Tehtys – Central Asia Everyday), 12. April 2008, abgerufen am 26. Mai 2020.
  87. Anwar Rahman: Sinicization Beyond the Great Wall: China's Xinjiang Uighur Autonomous Region. Matador (Troubador Publishing), Leicester 2005, ISBN 1-904744-88-5, Chapter 10.: Demographic Reversal, S. 131–140, S. 135 f., Table 15 (Proportional change between Han and Uighur populations in Xinjiang from 1944 to 2000).
  88. Sidney Leng, Cissy Zhou: China census: Xinjiang’s population jumps 18.3 per cent over past decade as sprawling XPCC conglomerate expands operations. Xinjiang has one of the fastest growing populations in China, jumping 18.3 per cent between 2010 and 2020. The sprawling Xinjiang Production and Construction Corps (XPCC) has been a major driver of population growth, employing 3.25 million people in 2019. In: scmp.com. 12. Mai 2021, abgerufen am 15. Juni 2021.
  89. Chang-Kuan Lin: Sinkiang. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition. P. Bearman, Th. Bianquis, C.E. Bosworth, E. van Donzel, W.P. Heinrichs, abgerufen am 29. Mai 2020 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 2012, Erste Printausgabe: ISBN 978-90-04-16121-4, 1960–2007. doi:10.1163/1573-3912_islam_SIM_7052
  90. Chang-Kuan Lin: Sinkiang. In: C. E. Bosworth, E. van Donzel, W. P. Heinrichs & [the late] G. Lecomte (Hrsg.): The Encyclopaedia of Islam. New Edition. 9 („SAN – SZE“). Brill, Leiden 1997, ISBN 90-04-10422-4, S. 648650.
  91. Rémi Castets: Le Xinjiang: entre enjeux stratégiques et risque sécuritaire. In: Les Grands Dossiers de Diplomatie, Areion Group, Paris. 45 (Géopolitique de la Chine), Juni 2018, ISSN 2115-256X, S. 92–95 (online).
  92. Rémi Castets: Déjà un million de personnes passées par les camps de rééducation du Xinjiang: Les Ouïgours à l’épreuve du « vivre-ensemble » chinois. S’il est difficile d’évaluer le nombre de Ouïgours embastillés ou passés par les centres de rééducation — on parle d’un million —, il est certain qu’un système de surveillance sans précédent traque les musulmans du Xinjiang, qui ne sont pas sanctionnés pour ce qu’ils ont fait, mais pour ce qu’ils pourraient faire. M. Xi Jinping veut promouvoir cette politique de répression et de sinisation comme un modèle sécuritaire. monde-diplomatique.fr, 2019, abgerufen am 27. Mai 2020 (französisch). (Printversion: März 2019, S. 6–7). Deutschsprachige Fassung verfügbar als: Rémi Castets: Bleierne Zeit in Xinjiang. Folter, Umerziehungslager, digitale Kontrolle: Die muslimische Minderheit der Uiguren in China wird brutal unterdrückt. In: monde-diplomatique.de. 7. März 2019, abgerufen am 7. November 2020. (Übersetzung aus dem Französischen ins Deutsche: Andreas Bredenfeld).
  93. Bernhard Zand: China's Xinjiang Province: A Surveillance State Unlike Any the World Has Ever Seen. In western China, Beijing is using the most modern means available to control its Uighur minority. Tens of thousands have disappeared into re-education camps. A journey to an eerily quiet region. Spiegel Online, 26. Juli 2018, abgerufen am 28. Mai 2020 (englisch).
  94. Volkszählung: Bevölkerung Xinjiangs um 18,5 Prozent in vergangenen zehn Jahren gestiegen. Die Bevölkerung des nordwestchinesischen Uigurischen Autonomen Gebietes Xinjiang der Uigur ist von 2010 bis 2020 um 18,52 Prozent gestiegen, wie die siebte Volkszählung des Landes ergab. In: german.china.org.cn. 15. Juni 2021, abgerufen am 15. Juni 2021.
  95. Xing Wen, Mao Weihua: Xinjiang's population sees stable increase over past decade. In: chinadaily.com.cn. 15. Juni 2021, abgerufen am 15. Juni 2021. (China Daily)
  96. Vgl.: Liu Xin: China releases first white paper specifically on Xinjiang population. Minority groups’ population rises over 10m in 60 years, refuting West’s hype. In: globaltimes.cn. 26. September 2021, abgerufen am 22. Oktober 2021.
  97. Vgl.: Full Text: Xinjiang Population Dynamics and Data. Xinjiang Population Dynamics and Data: The State Council Information Office of the People’s Republic of China: September 2021. In: scio.gov.cn (国务院新闻办公室网站) /中华人民共和国国务院新闻办公室 (The State Council Information Office of the People’s Republic of China). 26. September 2021, abgerufen am 22. Oktober 2021. (Quelle:国新网)
  98. Full Text: Xinjiang Population Dynamics and Data. Xinjiang Population Dynamics and Data: The State Council Information Office of the People’s Republic of China: September 2021. In: scio.gov.cn (国务院新闻办公室网站) /中华人民共和国国务院新闻办公室 (The State Council Information Office of the People’s Republic of China). 26. September 2021, abgerufen am 22. Oktober 2021. (Quelle:国新网)
  99. Liu Xin: China releases first white paper specifically on Xinjiang population. Minority groups’ population rises over 10m in 60 years, refuting West’s hype. In: globaltimes.cn. 26. September 2021, abgerufen am 22. Oktober 2021.
  100. Björn Alpermann: Tibeter und Uiguren in China: Minderheitenpolitik und Widerstand. In: China heute. Band 35, Nr. 2 (190), 2016, ISSN 0932-6855, S. 87–97 (Online [PDF]).
  101. Kristin Shi-Kupfer: China – Xinjiang. Durch einen massiven Ausbau des Sicherheitsapparats und Repression hat die chinesische Führung gewalttätige Attacken gegen Han-Chinesen und staatliche Einrichtungen eingedämmt. Seit Beginn des Jahres 2017 greift die lokale Regierung massiv in die Lebensgestaltung der muslimischen Uiguren ein. (Nicht mehr online verfügbar.) bpb.de, 17. Dezember 2017, archiviert vom Original am 9. Januar 2018; abgerufen am 13. Juni 2020.
  102. Rémi Castets: Les musulmans du Xinjiang. In: Michel Gilquin (Hrsg.): Atlas des minorités musulmanes en Asie méridionale et orientale. CNRS éditions, Paris 2010, ISBN 978-2-271-06892-7, S. 289312. Dort mit Quellenhinweis: "Fenjin de sishi nian: 1949–1989, Xinjiang fenci (The advancing 40 years. 1949–1989. Xinjiang volume). Urumchi. Zhongguo tongji chubanshe, 1989, S. 332; 2005 Xinjiang tongji nianjian. op. cit., S. 107, 109."
  103. George B. Cressey: The 1953 Census of China. In: The Far Eastern Quarterly. Band 14, Nr. 3, 1955, S. 387–388, doi:10.2307/2942333.
  104. Rémi Castets: Migrations intérieures et colonisation dans le Grand Ouest de la Chine. In: Christophe Jaffrelot, Christian Lequesne (Hrsg.): L’Enjeu mondial: Les migrations. Presses de Sciences Po-L’Express, Paris 2009, ISBN 978-2-7246-1131-1, S. 7384.
  105. Rémi Castets: La Chine face au terrorisme islamique. In: Questions internationales / La Documentation française, Paris. 75 (Les nouveaux espaces du jihadisme), 2015, ISSN 1761-7146, S. 105–109 (online).
  106. Rémi Castets: The Uyghurs in Xinjiang – The Malaise Grows: After September 11th 2001, the Chinese regime strove to include its repression of Uyghur opposition within the international dynamic of the struggle against Islamic terrorist networks. In: China Perspectives. Band 49, 2003, S. 34–48, hier: Table 1 (Demographic strength of the main Xinjiang nationalities), doi:10.4000/chinaperspectives.648 (online). Veröffentlicht am 1. Oktober 2003, online seit 17. Januar 2007. Übersetzung aus dem französischen Original: Philip Liddell. Dort mit Quellenhinweis: "Source: Fenjin de sishi nian: 1949–1989. Xinjiang fenci (The advancing 40 years. 1949–1989. Xinjiang Volume), Zhongguo tongji chubanshe, Urumchi, 1989, S. 332; 2002 Xinjiang tongji nianjian (Xinjiang Statistical Yearbook), Pékin, Zhongguo tongji chubanshe, 2002, pp. 107, 109."
  107. Rémi Castets: Opposition politique, nationalisme et islam chez les Ouïghours du Xinjiang. In: Les études du CERI. Nr. 110, Oktober 2004, S. 1–45, hier: S. 44 (online Tableau 1 Evolution démographique des principales nationalités au Xinjiang entre 1949 et 2000 (en milliers de personnes)). Dort mit Quellenhinweis: "Source : Fenjin de sishi nian : 1949–1989. Xinjiang fenci (The advancing 40 years. 1949–1989. Xinjiang volume), Urumchi, Zhongguo tongji chubanshe, 1989, S. 332; 2002 Xinjiang tongji nianjian (Annuaire statistique du Xinjiang), Pékin, Zhongguo tongji chubanshe, 2002, pp. 107, 109."
  108. Rémi Castets: Entre colonisation et développement du Grand Ouest : impact des stratégies de contrôle démographique et économique au Xinjiang. In: Outre-terre. Band 3, Nr. 16, 2006, S. 257–272, hier: S. 264, doi:10.3917/oute.016.0257 (online Tableau 1 Évolution démographique des principales nationalités au Xinjiang entre 1949 et 2004). Dort mit Quellenhinweis: "Source : Fenjin de sishi nian : 1949–1989. Xinjiang fenci (The advancing 40 years, 1949–1989. Xinjiang volume), remqi, Zhongguo tongji chubanshe, 1989, S. 332; 2005 Xinjiang tongji nianjian, op. cit., S. 107, 109."
  109. Rémi Castets: Opposition politique, nationalisme et islam chez les Ouïghours du Xinjiang. In: Les études du CERI. Nr. 110, Oktober 2004, S. 1–45, hier: S. 21, 44 (online Tableau 2 Produit intérieur brut par habitant dans les principales unités administratives infra-régionales du Xinjiang en Rmb en 2000). Dort mit Quellenhinweis: "Source : 2002 Xinjiang tongji nianjian, op. cit., pp. 106, 110-115, 713, 715; 2002 Zhongguo tongji nianjian, op. cit., S. 51."
  110. Cf. Rémi Castets: Entre colonisation et développement du Grand Ouest : impact des stratégies de contrôle démographique et économique au Xinjiang. In: Outre-terre. Band 3, Nr. 16, 2006, S. 257–272, hier: S. 265f, doi:10.3917/oute.016.0257 (online Tableau 2 Entre colonisation et développement du Grand Ouest : le Xinjiang). Dort mit Quellenhinweis: "Source : 2002 Xinjiang tongji nianjian, op. cit., S. 51; 2005 Xinjiang tongji nianjian, op. cit., S. 106–116, 122-124, 689-700."
  111. Elizabeth Van Wie Davis: Uyghur Muslim Ethnic Separatism in Xinjiang, China. In: Asian Affairs: An American Review. Band 35, Nr. 1, 2008, S. 15–29, JSTOR:27821503.
  112. Rémi Castets (Mitarbeit: Sylvain Antichan): Ouïghours: des oasis du Xinjiang aux champs de guerre d’Afghanistan et de Syrie. theconversation.com, 4. Juli 2018, abgerufen am 2. Juni 2020 (französisch).
  113. Rémi Castets: Les racines du problème ouïghour et ses derniers développements: Le Xinjiang connaît à nouveau unse recrudescence des trobles. Sa stabilisation est aujord’hui vitale dans la mesure où ses ressources énergétiques et sa position sur les nouvelles routes de la Soie en font un territoire clé pur le développement économique et la stratégie de puissance de la Chine. In: Diplomatie, Areion Group, Paris. Nr. 80, 2016, ISSN 1761-0559, S. 32–37 (online). (Printversion: Nr. 80, Mai-Juni 2016, S. 32–37).
  114. David Makofsky, Bayram Unal, Maimaitijiang Abudugayiti: Social Class and Islamic Identity: Chinese Uyghur Students and Working Class in Turkey. In: Athens Journal of Social Sciences. Band 6, Nr. 2, April 2019, S. 155–176, doi:10.30958/ajss.6-2-5.
  115. Rémi Castets: Entre colonisation et développement du Grand Ouest: impact des stratégies de contrôle démographique et économique au Xinjiang. In: Outre-terre. Band 3, Nr. 16, 2006, S. 257–272, hier: S. 265f, doi:10.3917/oute.016.0257 (online Tableau 2 Entre colonisation et développement du Grand Ouest : le Xinjiang). Dort mit Quellenhinweis: "Source : 2002 Xinjiang tongji nianjian, op. cit., S. 51; 2005 Xinjiang tongji nianjian, op. cit., S. 106–116, 122-124, 689-700."
  116. Rémi Castets: The Modern Chinese State and Strategies of Control over Uyghur Islam. In: Central Asian Affairs. Band 2, Nr. 3, 2015, S. 221–245, doi:10.1163/22142290-00203001 (online).
  117. Isabelle Côté: The enemies within: targeting Han Chinese and Hui minorities in Xinjiang, Asian Ethnicity. In: Asian Ethnicity. Band 16, 2 (Second Order Minorities), 2015, S. 136–151, doi:10.1080/14631369.2015.1003688 (Table 4 Average annual wage of staff and workers in Chinese Yuan by sector and ethnic composition of main industries in Xinjiang.). (Online veröffentlicht am 22. Januar 2015).
  118. Ablet Kamalov: [Chapter 6:] Uyghurs in the Central Asian Republics Past and present. In: Colin Mackerras, Michael Clarke (Hrsg.): China, Xinjiang and Central Asia: History, Transition and Crossborder Interaction Into the 21st Century (= Routledge Contemporary China Series. Band 38). Routledge (Taylor & Francis), London & New York 2009, ISBN 978-0-415-45317-2, S. 115132 (1–212 S.).
  119. David Brophy: Taranchis, Kashgaris, and the 'Uyghur Question' in Soviet Central Asia. In: Inner Asia. Band 7, Nr. 2. Brill, 2005, S. 163–184, JSTOR:23615693.
  120. David Brophy: Uyghur Nation: Reform and Revolution on the Russia-China Frontier. Harvard University Press, Cambridge & London 2016, ISBN 978-0-674-66037-3, hier S. 2, JSTOR:j.ctvjghx68 (i-xiv, 1-347).
  121. Henry Lansdell: Russian Central Asia: Including Kuldja, Bokhara, Khiva And Merv. Band I. S. Low, Marston, Searle and Rivington, London 1885, Chapter XVI: A Sunday In Kuldja, S. 221237, hier S. 231 f..
  122. Henry Lansdell: Russian Central Asia: Including Kuldja, Bokhara, Khiva And Merv. Band I. S. Low, Marston, Searle and Rivington, London 1885, Chapter XII: The Province Of Semirechia (Continued), S. 162173, hier S. 168 f..
  123. Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, S. 380.
  124. Alexander Morrison: Kazakhstan. In: Kate Fleet, Gudrun Krämer, Denis Matringe, John Nawas, Everett Rowson (Hrsg.): Encyclopaedia of Islam, THREE. Brill, 2018, doi:10.1163/1573-3912_ei3_COM_33107 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 2018, Erste Printausgabe: ISBN 978-90-04-35667-2, 2018, 2018-6. Abgerufen am 15. Juli 2020.
  125. Rachel Harris: Tracks: Temporal Shifts and Transnational Networks of Sentiment in Uyghur Song. In: Ethnomusicology. Band 56, Nr. 3. University of Illinois Press, 2012, S. 450475, doi:10.5406/ethnomusicology.56.3.0450.
  126. C. E. Bosworth: Yarkand. In: P. J. Bearman, Th. Bianquis, C. E. Bosworth, E. van Donzel & W. P. Heinrichs (Hrsg.): The Encyclopaedia of Islam. New Edition. 11 („W–Z“). Brill, Leiden 2002, ISBN 90-04-12756-9, S. 286288.
  127. Ellen Halliday: Uighurs Can't Escape Chinese Repression, Even in Europe. Activists are sharing their stories and grief—and Beijing is paying attention. In: theatlantic.com. 20. August 2019, abgerufen am 14. Juni 2020.
  128. Murad Sezer: Without papers, Uighurs fear for their future in Turkey. In: reuters.com. 27. März 2019, abgerufen am 14. Juni 2020.
  129. Colin Mackerras: Ethnic minority languages and cultures. In: Xiaowei Zang (Hrsg.): Handbook on Ethnic Minorities in China (= Handbooks of Research on Contemporary China series). Edward Elgar Publishing, Cheltenham & Northampton 2016, ISBN 978-1-78471-735-3, Chapter 10, S. 214–239, doi:10.4337/9781784717360.00017.
  130. Uygurs. In: Peter Alford Andrews, unter Mitarb. von Rüdiger Benninghaus (Hrsg.): Ethnic Groups in the Republic of Turkey (= Heinz Gaube, Wolfgang Röllig [Hrsg.]: Beihefte zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients. B, Nr. 60.1). Reichert, Wiesbaden 2002, ISBN 3-89500-297-6, S. 77–81 (Erstausgabe: 1989). Die Auflage von 2002 ist ein unveränderter Reprint der Erstauflage.
  131. Dru C. Gladney: The Ethnogenesis of the Uighur. In: Central Asian Survey. Band 9, Nr. 1, 1990, S. 1–28, doi:10.1080/02634939008400687.
  132. Anwar Rahman: Sinicization Beyond the Great Wall: China's Xinjiang Uighur Autonomous Region. Matador (Troubador Publishing), Leicester 2005, ISBN 1-904744-88-5, Chapter 4.: Uighurs, S. 33–64, S. 61.
  133. Philipp Mattheis: Verhältnis zu China: Uigurische Minderheit in der Türkei als Spielball der Politik. In der Türkei lebt die größte uigurische Diaspora. Viele sind enttäuscht von der Regierung in Ankara, die um gute Beziehungen zu China bemüht ist. In: derstandard.de. 7. Mai 2021, abgerufen am 7. Mai 2021.
  134. Tunca Öğreten: Uiguren in der Türkei: ein Leben in Angst. In: dw.com. 28. Februar 2021, abgerufen am 28. Februar 2021.
  135. Youssra El Badmoussi: Did China Buy Turkey’s Silence on the Uyghur Muslims? Turkey is silent while international powers are accusing China of genocide against the Uyghurs. Observers are suggesting realpolitik is the reason. In: moroccoworldnews.com. 1. Mai 2021, abgerufen am 2. Mai 2021. Dort mit Verweis auf: Tunca Ögreten: Uighur exiles living in fear in Turkey. Tens of thousands of Uighurs have fled to Turkey to escape Chinese persecution. Yet life in exile is challenging. In: dw.com. 28. Februar 2021, abgerufen am 2. Mai 2021.
  136. Press Release: Freedom from Frear, Sanktioniert die chinesische Diktatur! HKGCG und WUC kündigen Demonstration an für den 19.01.2020 ab 13.30 Uhr. In: uyghurcongress.org. 14. Januar 2020, abgerufen am 21. November 2020.
  137. Uiguren: „Exil-Hauptstadt“ München (Memento vom 10. Juli 2009 im Internet Archive), br-online.de, Stand: 8. Juli 2009.
  138. München – Exil-Hauptstadt der Uiguren in Deutschland. München gilt als politisches Zentrum der im Ausland lebenden Uiguren. In keiner anderen europäischen Stadt leben so viele wie hier. 700 sind es derzeit – Tendenz steigend, denn die muslimische Minderheit wird in ihrer Heimat China massiv verfolgt. In: br.de. 18. Dezember 2019, abgerufen am 9. Juni 2020.
  139. Uiguren: Zahl der Asylanträge von Chinesen in Deutschland hat sich verdoppelt. Unter den Schutzsuchenden sind 193 Uiguren. Die muslimische Minderheit wird von der Regierung verfolgt. Mehr als eine Million von ihnen leben in Umerziehungslagern. In: zeit.de. 16. Februar 2020, abgerufen am 9. Juni 2020.
  140. Elisabeth Kagermeier: Uiguren: Die blauen Wölfe. In keiner europäischen Stadt leben so viele Uiguren wie in München. Sie sind froh, dass nun die ganze Welt über Chinas Lager weiß – frei fühlen können sie sich nicht. In: zeit.de. 9. Dezember 2019, abgerufen am 9. Juni 2020.
  141. Newrozfest bei Uighuren... (Nicht mehr online verfügbar.) In: ari-magazin.com (ARImagazin /Ari Dergisi, Ausgabe 57). 7. Februar 2006, archiviert vom Original am 16. Februar 2006; abgerufen am 15. Juni 2020.
  142. Cf. Kristin Shi-Kupfer: China – Xinjiang. bpb.de, 17. Dezember 2017, abgerufen am 13. Juni 2020.
  143. Menschenrechte: Immer mehr Uiguren wollen Asyl in Deutschland. In China wird die muslimische Minderheit mit wachsender Härte verfolgt. Das spiegelt sich auch in den Zahlen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge wider. In: dw.com. 29. November 2019, abgerufen am 9. Juni 2020.
  144. Für Corona-Impfstoff und Medikamente: Schwere Vorwürfe gegen China: Menschenversuche an den Uiguren? In: rtl.de. 23. Oktober 2020, abgerufen am 26. Oktober 2020. Eingebettetes Video: Menschenversuche an den Uiguren? (Länge: 3 Minuten, 41 Sekunden), Interviews von Pia Schroers mit Erkin Sidick und anderen Wissenschaftlern. Videoinhalt auch verfügbar als: China infiziert angeblich heimlich Uiguren mit Corona – ntv, veröffentlicht vom YouTube-Kanal ntv Nachrichten am 12. Oktober 2020 (Länge: 4 Min, 39 Sekunden).
  145. About UA. In: akademiye.org (Uyghur Academy). 3. Juni 2020, abgerufen am 26. Oktober 2020 (englisch).
  146. Austin Ramzy: After U.S.-Based Reporters Exposed Abuses, China Seized Their Relatives. In: nytimes.com. 1. März 2018, abgerufen am 18. November 2020.
  147. Simon Denyer: China detains relatives of U.S. reporters in apparent punishment for Xinjiang coverage. In: washingtonpost.com. 28. Februar 2018, abgerufen am 19. November 2020.
  148. Colin Mackerras: Xinjiang in China’s Foreign Relations: Part of a New Silk Road or Central Asian Zone of Conflict? In: East Asia. Band 32, Nr. 1, 2015, S. 25–42, doi:10.1007/s12140-015-9224-8.
  149. Shohret Hoshur (Bericht), Alim Seytoff (Übersetzung), Joshua Lipes (Bearbeitung): Two Uyghur Students Die in China’s Custody Following Voluntary Return From Egypt. In: rfa.org. 21. Dezember 2017, abgerufen am 19. November 2020.
  150. Rowena Xiaoqing He: The 1989 Tiananmen Movement and Its Aftermath. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. 19. Dezember 2017, abgerufen am 7. Januar 2021 (englisch). doi:10.1093/acrefore/9780190277727.013.157. Erste Online-Veröffentlichung: 19. Dezember 2017.
  151. Fabian Kretschmer: Minderheiten in China: Willkür gegen Uiguren. „China Cables“: Geleakte Regierungslisten zeigen, mit welch absurden Begründungen Menschen in der Provinz Xinjiang in Lagerhaft gehalten werden. In: taz.de. 18. Februar 2020, abgerufen am 23. März 2021.
  152. Sean R. Roberts: The Roots of Cultural Genocide in Xinjiang. China’s Imperial Past Hangs Over the Uyghurs. In: foreignaffairs.com. 10. Februar 2021, abgerufen am 7. Mai 2021.
  153. Axel Dorloff, Steffen Wurzel: Tiananmen-Massaker in China: Erinnern ist tabu, auch nach 30 Jahren. In: deutschlandfunkkultur.de. 29. Mai 2019, abgerufen am 21. Juni 2020.
  154. Felix Lee: Wu'er Kaixi plädiert für gewaltfreien Widerstand. zeit.de, 4. Juni 2014, abgerufen am 21. November 2020.
  155. Kevin Knauer: Chinesischer Dissident: „Präsident Xi Jinping ist ein Mafia-Boss“. In: welt.de. 11. Januar 2020, abgerufen am 21. November 2020.
  156. Anwar Rahman: Sinicization Beyond the Great Wall: China's Xinjiang Uighur Autonomous Region. Matador (Troubador Publishing), Leicester 2005, ISBN 1-904744-88-5, Chapter 4.: Uighurs, S. 33–64, hier S. 60.
  157. Uyghur Muqam of Xinjiang [Nomination file No. 00109]. In: ich.unesco.org. Abgerufen am 4. Juni 2020.
  158. Madlen Kobi: Constructing, Creating and Contesting Cityscapes: A Socio-Anthropological Approach to Urban Transformation in Southern Xinjiang, People’s Republic of China (= Alltagskulturen Chinas und seiner Nachbarn). Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-447-10590-3, hier S. 211–214, doi:10.2307/j.ctvc7717d, JSTOR:j.ctvc7717d (I-XII, 1-214).
  159. Rune Steenberg: Uyghur customs: the genesis, popularity, productivity and demise of a modern Uyghur topos. In: Asian Ethnicity. Band 22, Nr. 1, 2021, S. 171187, doi:10.1080/14631369.2020.1819201. Erste Online-Veröffentlichung: 11. September 2020.
  160. Rachel Harris: “A Weekly Mäshräp to Tackle Extremism”: Music-Making in Uyghur Communities and Intangible Cultural Heritage in China. In: Ethnomusicology. Band 64, Nr. 1, 2020, S. 23–55, doi:10.5406/ethnomusicology.64.1.0023.
  161. Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, S. 853.
  162. Giulia Cabras, Elizabeth Guill: Between Resistance and Adaptation: The Place of the Uyghur Language in the Sinicised Zone of Ürümchi. In: French Centre for Research on Contemporary China (Hrsg.): China Perspectives. Nr. 2017/4 (112), 2017, S. 4148, JSTOR:26380537.
  163. Matthew S. Erie: China and Islam: The Prophet, the Party, and Law. Cambridge University Press, New York 2016, ISBN 978-1-107-05337-3, S. 8–10, doi:10.1017/9781107282063.
  164. Raymond Lee: Muslims in China and their Relations with the State. (PDF; 385 kB) studies.aljazeera.net (Al Jazeera Centre for Studies), 26. August 2015, abgerufen am 1. Juni 2020. Auch veröffentlicht als: Raymond Lee: Reports: Muslims in China and their Relations with the State. The article explains why the Uyghurs are under China's harsh restriction and analyzes the future policies the PRC will adopt and possible reactions from the Uyghur side. The recent rise of violent incidents in Xinjiang entailed Beijing to adopt austere regulation on Uyghur's religious right. studies.aljazeera.net (Al Jazeera Centre for Studies), 26. August 2015, abgerufen am 1. Juni 2020.
  165. Vgl. Hermann Vámbéry: Das Türkenvolk – in seinen ethnologischen und ethnographischen Beziehungen. Biblio Verlag, Osnabrück 1970, ISBN 3-7648-0642-7, hier S. 337 f. (I-XII, 1-638). Reprint vom Original aus dem Jahr 1885.
  166. Albert von Le Coq: Volkskundliches aus Ost-Turkistan. Reimer, Berlin 1916, Kap. IV. Schmuck, S. 21–27 (S. i–vii, 1–72, 25 Tafeln, Königlich Preussische Turfan-Expeditionen).
  167. Albert von Le Coq: Volkskundliches aus Ost-Turkistan. Reimer, Berlin 1916, Kap. III. Körperpflege, S. 17–20 (S. i–vii, 1–72, 25 Tafeln, Königlich Preussische Turfan-Expeditionen).
  168. Hermann Vámbéry: Das Türkenvolk – in seinen ethnologischen und ethnographischen Beziehungen. Biblio Verlag, Osnabrück 1970, ISBN 3-7648-0642-7, hier S. 337 f. (I-XII, 1-638). Reprint vom Original aus dem Jahr 1885.
  169. Henry G. Schwarz: The Minorities of northern China (= Henry G. Schwarz [Hrsg.]: Studies on East Asia. Band 17). Western Washington University, Bellingham, Washington 1984, ISBN 0-914584-17-0, Chapter 1: Uigur, S. 1–16, S. 11, doi:10.25710/0wac-7e95 (S. i-xiii, 1–309).
  170. Rachel Harris: The changing Uyghur religious soundscape. In: Performing Islam. Band 3, Nr. 1–2, 2014, S. 103–124, doi:10.1386/pi.3.1-2.103_1.
  171. Joanne Smith Finley: ‘Now We Don’t Talk Anymore’: Inside the ‘Cleansing’ of Xinjiang. In: chinafile.com. 28. Dezember 2018, abgerufen am 20. November 2020 (englisch).
  172. Rachel Harris: The New Battleground: Song-and-dance in China's Muslim Borderlands. In: The World of Music (new series). Band 6, 2 (Sounding Ethnicity: New Perspectives on Music, Identity and Place). VWB – Verlag für Wissenschaft und Bildung, 2017, S. 3555, JSTOR:44841945.
  173. Das Arrangement wurde im gleichen Museum bereits 2015 von David Tobin fotografisch belegt, siehe Figure 1 (Figure 1. “Uyghur Culture”. Exhibit from Xinjiang Regional Museum, 2015. Photograph by the author.), in: David Tobin: Genocidal processes: social death in Xinjiang. In: Ethnic and Racial Studies. Band 45, Nr. 16, 2022, S. 93121, doi:10.1080/01419870.2021.2001556. Online veröffentlicht am 22. November 2021.
  174. M. Cristina Cesàro: Polo, Läghmän, So Säy: Situating Uyghur Food Between Central Asia and China. In: Ildikó Bellér-Hann, M. Cristina Cesàro, Rachel Harris, Joanne Smith Finley (Hrsg.): Situating the Uyghurs Between China and Central Asia (= Anthropology and cultural history in Asia and the Indo-Pacific). Ashgate, Aldershot u. a. 2007, ISBN 978-0-7546-7041-4, S. 185–202, hier S. 195f..
  175. David Tobin: Genocidal processes: social death in Xinjiang. In: Ethnic and Racial Studies. Band 45, Nr. 16, 2022, S. 93121, doi:10.1080/01419870.2021.2001556. Online veröffentlicht am 22. November 2021.
  176. Nick Stanley, Siu King Chung: Representing the past as the future: The Shenzhen Chinese Folk Culture Villages and the marketing of Chinese identity. In: Journal of Museum Ethnography. 7 (May 1995), Mai 1995, S. 25–40, JSTOR:40793563.
  177. Trevor H.B. Sofield, Fung Mei Sarah Li: Tourism development and cultural policies in China. In: Annals of Tourism Research. Band 25, Nr. 2, April 1998, S. 362392, doi:10.1016/S0160-7383(97)00092-3.
  178. Uygur stars new face of entertainment industry. In: chinadaily.com.cn. 12. Oktober 2017, S. 1, abgerufen am 26. November 2020., Uygur stars new face of entertainment industry. 12. Oktober 2017, S. 2, abgerufen am 26. November 2020., Uygur stars new face of entertainment industry. 12. Oktober 2017, S. 3, abgerufen am 26. November 2020. (CGTN)
  179. The beauties of Xinjiang Uyghur Autonomous Region. globaltimes.cn, 6. Juni 2016, abgerufen am 26. November 2020.
  180. Wang Xiaonan: Uygur actors: From niche to mainstream in China. news.cgtn.com, 10. November 2019, abgerufen am 26. November 2020.
  181. The Xinjiang Data Project. In: xjdp.aspi.org.au. 24. September 2020, abgerufen am 1. November 2020.
  182. Nathan Ruser: Research Report: Documenting Xinjiang’s detention system. In: Australian Strategic Policy Institute. 24. September 2020, abgerufen am 16. Oktober 2020. Auch verfügbar als PDF: Nathan Ruser: Documenting Xinjiang’s detention system. (PDF) In: Australian Strategic Policy Institute: ASPI International Cyber Policy Centre. September 2020, abgerufen am 16. Oktober 2020. ISSN 2209-9689, S. 1–16.
  183. Ablimit Baki Elterish: The construction of Uyghur urban youth identity through language use. In: Joanne Smith Finley, Xiaowei Zang (Hrsg.): Language, Education and Uyghur Identity in Urban Xinjiang (= Routledge Studies On Ethnicity In Asia). Routledge, London & New York 2015, ISBN 978-1-138-84772-9, S. 7594.
  184. Gerard A. Postiglione: Education, Ethnicity, Society and Global Change in Asia: The Selected Works of Gerard A. Postiglione. Routledge (Taylor & Francis Group), London & New York 2017, ISBN 978-1-138-23433-8, Kapitel 7 (Dislocated education: the case of Tibet), S. 114–142, 128f., Fußnote 24, Seite 138 (276 Seiten).
  185. Elena Barabantseva: Who Are "Overseas Chinese Ethnic Minorities"? China's Search for Transnational Ethnic Unity. In: Modern China. Band 38, 1 (Special Issue: New and Old Diversities in Contemporary China). Sage Publications, Inc., Januar 2012, S. 78109, doi:10.1177/0097700411424565, JSTOR:23216935.
  186. Sean R. Roberts: The War on the Uyghurs: China's Internal Campaign against a Muslim Minority (= Princeton Studies in Muslim Politics. Nr. 78). Princeton University Press, Princeton/New Jersey 2020, ISBN 978-0-691-20221-1, Kapitel 5 (The self-fulfilling prophecy, 2013–2016) Abschnitt: Escalating Violence, Counterterrorism, and Counter-Extremism, 2013, S. 161–197, hier S. 166f., doi:10.1515/9780691202211 (328 Seiten).
  187. Dru C. Gladney: Dislocating China: Reflections on Muslims, Minorities, and Other Subaltern Subject. C. Hurst & Co., London 2004, ISBN 1-85065-324-0, 4 (Making, Marking, and Marketing Identity), S. 5184.
  188. Dru C. Gladney: Representing Nationality in China: Refiguring Majority/Minority Identities. In: The Journal of Asian Studies. Band 53, Nr. 1. Association for Asian Studies, Februar 1994, S. 92123, doi:10.2307/2059528.
  189. Dru C. Gladney: Chapter 9: Alterity Motives. In: Pál Nyíri, Joana Breidenbach (Hrsg.): China Inside Out: Contemporary Chinese Nationalism and Transnationalism (= CEUP collection). Central European University Press, Budapest 2005, ISBN 978-963-7326-14-1, S. 237291 (openedition.org).
  190. Sean R. Roberts, in: Interview von Matthew Byrd mit Sean R. Roberts: Demanding an End to Uyghur Oppression. We can oppose the saber-rattling and militarism of the US’s China hawks without downplaying the oppression of the Uyghur people. In: jacobinmag.com. 29. April 2021, abgerufen am 2. Mai 2021.
  191. David Tobin: Securing China's Northwest Frontier: Identity and Insecurity in Xinjiang. Cambridge University Press, Cambridge 2020, ISBN 978-1-108-48840-2, Chapter 5: Performing Inclusion of the Uyghur Other, S. 139165, hier S. 146 f., Fig. 5.3, doi:10.1017/9781108770408.006 (S. i-x, 1-286).
  192. Amy Anderson, Darren Byler: “Eating Hanness”: Uyghur Musical Tradition in a Time of Re-education. In: Centre d'étude français sur la Chine contemporaine (Hrsg.): China Perspectives. Nr. 2019/3, 2019, ISSN 2070-3449, S. 17–26, doi:10.4000/chinaperspectives.9358. Online verfügbar seit: 1. September 2019, ISSN 1996-4617.
  193. Amy Anderson, Darren Byler: “Eating Hanness”: Uyghur Musical Tradition in a Time of Re-education. In: Centre d'étude français sur la Chine contemporaine (Hrsg.): China Perspectives. Nr. 2019/3, 2019, ISSN 2070-3449, S. 17–26, doi:10.4000/chinaperspectives.9358: “The many ethnic cultures of Xinjiang have their roots in the fertile soil of Chinese civilisation, advancing their own cultural development while enriching the overall culture of China. All ethnic cultures in Xinjiang have borrowed from Chinese culture from the very beginning” (State Council Information Office 2018). Online verfügbar seit: 1. September 2019, ISSN 1996-4617. Mit Verweis auf: “Uyghurs are not descendants of Turks: Urumqi mayor”, Global Times, von Shan Jie, 26. August 2018, URL: http://www.globaltimes.cn/content/1117158.shtml (abgerufen am 22. Juli 2019).
  194. Shan Jie: Uyghurs are not descendants of Turks: Urumqi mayor. globaltimes.cn, 26. August 2018, abgerufen am 9. Januar 2021.
  195. Amy Anderson, Darren Byler: “Eating Hanness”: Uyghur Musical Tradition in a Time of Re-education. In: Centre d'étude français sur la Chine contemporaine (Hrsg.): China Perspectives. Nr. 2019/3, 2019, ISSN 2070-3449, S. 17–26, doi:10.4000/chinaperspectives.9358: “The many ethnic cultures of Xinjiang have their roots in the fertile soil of Chinese civilisation, advancing their own cultural development while enriching the overall culture of China. All ethnic cultures in Xinjiang have borrowed from Chinese culture from the very beginning” (State Council Information Office 2018). Online verfügbar seit: 1. September 2019, ISSN 1996-4617. Mit Verweis auf: “Cultural Protection and Development in Xinjiang.”, State Council Information Office of the PRC, 2018, URL: http://english.gov.cn/archive/white_paper/2018/11/15/content_281476391524846.htm (abgerufen am 22. Juli 2019). Vgl.: Cultural Protection and Development in Xinjiang. english.www.gov.cn, 15. November 2018, abgerufen am 9. Januar 2021. (Xinhua). Die Bearbeitung folgt hier Anderson & Byler (2019). Die dort zitierte Aussage aus dem White Paper konnte beim Abruf der Original-URL auf english.www.gov.cn am 9. Januar 2021 dort nicht ohne Abweichungen im Wortlaut und Sinn gefunden werden. Web-Archivversionen lagen zur Bearbeitung nur rückwirkend bis zum 1. Dezember 2019 vor und wiesen ebenfalls Abweichungen zum Zitat auf.
  196. Peter Mattis: Argument: Yes, the Atrocities in Xinjiang Constitute a Genocide. Beijing’s own words and actions highlight the intent to end the Uyghurs as a people. In: foreignpolicy.com. 15. April 2021, abgerufen am 16. April 2021. Dort mit Verweis auf: Full Text: Historical Matters Concerning Xinjiang. english.www.gov.cn (The State Council, The People's Republic Of China), 21. Juli 2019, abgerufen am 16. April 2021. (Xinhua). Dort wiederum Download verfügbar: Historical Matters Concerning Xinjiang: The State Council Information Office of the People’s Republic of China: July 2019: First Edition 2019. english.www.gov.cn (The State Council, The People's Republic Of China), 21. Juli 2019, abgerufen am 16. April 2021 (ISBN 978-7-119-12076-8, Foreign Languages Press, Beijing, 2019).
  197. Äsäd Sulayman: Hybrid Culture in Xinjiang: Problems Surrounding Uyghur Name/Surname Practices and their Reform. In: Ildikó Bellér-Hann, M. Cristina Cesàro, Rachel Harris, Joanne Smith Finley (Hrsg.): Situating the Uyghurs Between China and Central Asia (= Anthropology and cultural history in Asia and the Indo-Pacific). Ashgate, Aldershot u. a. 2007, ISBN 978-0-7546-7041-4, S. 109–130 (S. i-xxiv, 1-249).
  198. Äsäd Sulayman: Hybrid Culture in Xinjiang: Problems Surrounding Uyghur Name/Surname Practices and their Reform. In: Ildikó Bellér-Hann, M. Cristina Cesàro, Rachel Harris, Joanne Smith Finley (Hrsg.): Situating the Uyghurs Between China and Central Asia (= Anthropology and cultural history in Asia and the Indo-Pacific). Ashgate, Aldershot u. a. 2007, ISBN 978-0-7546-7041-4, S. 109–130, hier S. 113 (S. i-xxiv, 1-249). Mit Verweis auf: Mutällip Sidiq Qahiri: Uyġur kiši isimliri. Qäšqär uyġur näšriyati, Qäšqär 1998, ISBN 7-5373-0671-0 (uigurisch, S. 1–586 + 5 S. Tafeln). [Original in arabisch-uigurischer Schrift]. Vgl. auch: Mutällip Sidiq Qahiri: Uyğur kiši isimliri qamusi [Ein neu-uigurisches Onomastikon]. Šinjang uniwersiteti näšriyati, Ürümči 2010, ISBN 978-7-5631-2422-0 (uigurisch, S. 1–891 + 14 [18] Seiten). [Original in arabisch-uigurischer Schrift].
  199. Joyce Huang: China Issues Ban on Many Muslim Names in Xinjiang. voanews.com, 26. April 2017, abgerufen am 12. Juni 2020.
  200. مۇتەللىپ سىدىق قاھىرى [Mutällip Sidiq Qahiri]: ئۇيغۇر كىشى ئىسىملىرى قامۇسى [Transkription: „Uyğur kiši isimliri qamusi“; dt.: „Ein neu-uigurisches Onomastikon“]. شىنجاڭ ئۇنىۋېرسىتېتى نەشرىياتى [Šinjang uniwersiteti näšriyati], Ürümqi 2010, ISBN 978-7-5631-2422-0 (uigurisch, S. 1–891 + 14 [18] Seiten). [Original in arabisch-uigurischer Schrift]
  201. Friederike Mayer: Uiguren im Exil: Ein Baum ohne Wald. Regelmäßig verschwinden in China Uiguren. Tahir Qahiri kämpft für die Freiheit seines Vaters – und gegen die eigene Verzweiflung. taz.de, 2. Mai 2019, abgerufen am 14. Juli 2020.
  202. Rian Thum: Khotan. In: Kate Fleet, Gudrun Krämer, Denis Matringe, John Nawas, Everett Rowson (Hrsg.): Encyclopaedia of Islam, THREE. Brill, 2020, doi:10.1163/1573-3912_ei3_COM_35551 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 2020, Erste Printausgabe: ISBN 978-90-04-43593-3, 2021, 2021-1. Abgerufen am 28. Oktober 2020.
  203. Peter Rutkowski: Uiguren: "Wo ist mein Vater?" fr.de, 12. Januar 2019, abgerufen am 14. Juli 2020.
  204. D. Sinor: Old Turkic And Middle Turkic Languages. In: C. E. Bosworth, Muhammad Seyfeydinovich Asimov (Hrsg.): History of civilizations of Central Asia (= Multiple History Series). 4 (The Age of achievement, A.D. 750 to the end of the fifteenth century; Pt. II: the achievements). UNESCO Publishing, Paris 2000, ISBN 978-92-3103654-5, S. 340–343 (1–690 S., unesdoc.unesco.org ISBN 92-3-103654-8).
  205. Jens Wilkens: Handwörterbuch des Altuigurischen: Altuigurisch – Deutsch – Türkisch / Eski Uygurcanın El Sözlüğü: Eski Uygurca – Almanca – Türkçe. Hrsg.: Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Universitätsverlag Göttingen, Göttingen 2021, ISBN 978-3-86395-481-9, Abstract auf dem Einband, doi:10.17875/gup2021-1590 (i–ix, 1–929, PDF). Lizenz: Creative Commons Attribution CC BY-SA 4.0.
  206. Henry G. Schwarz: The Minorities of northern China (= Henry G. Schwarz [Hrsg.]: Studies on East Asia. Band 17). Western Washington University, Bellingham, Washington 1984, ISBN 0-914584-17-0, Chapter 1: Uigur, S. 1–16, S. 5, doi:10.25710/0wac-7e95 (S. i-xiii, 1–309).
  207. Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, S. 857.
  208. Henry G. Schwarz: The Minorities of northern China (= Henry G. Schwarz [Hrsg.]: Studies on East Asia. Band 17). Western Washington University, Bellingham, Washington 1984, ISBN 0-914584-17-0, Chapter 1: Uigur, S. 1–16, S. 6 f., doi:10.25710/0wac-7e95 (S. i-xiii, 1–309).
  209. Karl Reichl: Oral Epics Along the Silk Road: The Turkic Traditions of Xinjiang. In: CHINOPERL. Band 38, Nr. 1, 2019, ISSN 0193-7774, S. 45–63, doi:10.1080/01937774.2019.1633161.
  210. Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, S. 776.
  211. Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, S. 861.
  212. Joanne Smith Finley: Securitization, insecurity and conflict in contemporary Xinjiang: has PRC counter-terrorism evolved into state terror? In: Central Asian Survey. Band 38, 1 (Securitization, insecurity and conflict in contemporary Xinjiang), 2019, S. 1–26, doi:10.1080/02634937.2019.1586348 (online). Online veröffentlicht am 11. März 2019.
  213. Zsuzsanna Gulácsi: Manichaean art in Berlin collections: a comprehensive catalogue of Manichaean artifacts belonging to the Berlin State Museums of the Prussian Cultural Foundation, Museum of Indian Art, and the Berlin-Brandenburg Academy of Sciences, deposited in the Berlin State Library of the Prussian Cultural Foundation (= Corpus fontium Manichaeorum. Series archaeologica et iconographica. Nr. 1). Brepols, Turnhout 2001, ISBN 2-503-50649-6, hier S. 8, 93 ff. (i–vii, 1–283).
  214. Zsuzsanna Gulácsi: Mediaeval Manichaean book art: a codicological study of Iranian and Turkic illuminated book fragments from 8th – 11th century east Central Asia (= Stephen Emmel, Johannes van Oort [Hrsg.]: Nag Hammadi and Manichaean studies. Band 57). Brill, 2005, ISBN 90-04-13994-X, ISSN 0929-2470, hier S. 135, Fig. 5/2 b, S. 136, Fig. 5/3 b, S. 156, Fig. 5/13 b und d (i–xvi, 1–240).
  215. Other resources. manichaeism.de (International Association of Manichaean Studies = IAMS), abgerufen am 14. April 2021.
  216. Jens Wilkens: Handwörterbuch des Altuigurischen: Altuigurisch – Deutsch – Türkisch / Eski Uygurcanın El Sözlüğü: Eski Uygurca – Almanca – Türkçe. Hrsg.: Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Universitätsverlag Göttingen, Göttingen 2021, ISBN 978-3-86395-481-9, Titelabbildung, doi:10.17875/gup2021-1590 (i–ix, 1–929, PDF). Lizenz: Creative Commons Attribution CC BY-SA 4.0.
  217. Zsuzsanna Gulácsi: Mediaeval Manichaean book art: a codicological study of Iranian and Turkic illuminated book fragments from 8th – 11th century east Central Asia (= Stephen Emmel, Johannes van Oort [Hrsg.]: Nag Hammadi and Manichaean studies. Band 57). Brill, 2005, ISBN 90-04-13994-X, ISSN 0929-2470, hier S. 3, 96, 133, 135, Fig. 5/2 a, S. 136, Fig. 5/3 a, S. 156, Fig. 5/13 a und "d" [tatsächlich: c] (i–xvi, 1–240).
  218. Zsuzsanna Gulácsi: Mediaeval Manichaean book art: a codicological study of Iranian and Turkic illuminated book fragments from 8th – 11th century east Central Asia (= Stephen Emmel, Johannes van Oort [Hrsg.]: Nag Hammadi and Manichaean studies. Band 57). Brill, 2005, ISBN 90-04-13994-X, ISSN 0929-2470, hier S. 155 ff. (i–xvi, 1–240).
  219. Zsuzsanna Gulácsi: Mediaeval Manichaean book art: a codicological study of Iranian and Turkic illuminated book fragments from 8th – 11th century east Central Asia (= Stephen Emmel, Johannes van Oort [Hrsg.]: Nag Hammadi and Manichaean studies. Band 57). Brill, 2005, ISBN 90-04-13994-X, ISSN 0929-2470, hier S. 55 (i–xvi, 1–240).
  220. G. J. Ramstedt: Four Uigurian Documents. In: Gustaf Mannerheim (Hrsg.): Across Asia from west to east in 1906–1908 / C. G. Mannerheim (= Suomalais-Ugrilaisen Seura [Hrsg.]: Kansatieteellisiä julkaisuja. Band 8, Nr. 2). Band 2. Anthropological Publications, 1969, ISSN 0356-5777, S. 1–12 (Erstausgabe: 1940). Die Auflage von 2002 ist ein unveränderter Reprint der Erstauflage aus Helsinki.
  221. Zsuzsanna Gulácsi: Mediaeval Manichaean book art: a codicological study of Iranian and Turkic illuminated book fragments from 8th – 11th century east Central Asia (= Stephen Emmel, Johannes van Oort [Hrsg.]: Nag Hammadi and Manichaean studies. Band 57). Brill, 2005, ISBN 90-04-13994-X, ISSN 0929-2470, hier S. 1 (i–xvi, 1–240).
  222. Zsuzsanna Gulácsi: Mediaeval Manichaean book art: a codicological study of Iranian and Turkic illuminated book fragments from 8th – 11th century east Central Asia (= Stephen Emmel, Johannes van Oort [Hrsg.]: Nag Hammadi and Manichaean studies. Band 57). Brill, 2005, ISBN 90-04-13994-X, ISSN 0929-2470, hier S. 94 (i–xvi, 1–240).
  223. Zsuzsanna Gulácsi: Mediaeval Manichaean book art: a codicological study of Iranian and Turkic illuminated book fragments from 8th – 11th century east Central Asia (= Stephen Emmel, Johannes van Oort [Hrsg.]: Nag Hammadi and Manichaean studies. Band 57). Brill, 2005, ISBN 90-04-13994-X, ISSN 0929-2470, hier S. 22 (i–xvi, 1–240).
  224. Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, S. 577.
  225. Hermann Vámbéry: Das Türkenvolk – in seinen ethnologischen und ethnographischen Beziehungen. Biblio Verlag, Osnabrück 1970, ISBN 3-7648-0642-7, hier S. 342 f. (I-XII, 1-638). Reprint vom Original aus dem Jahr 1885.
  226. Dolkun Kamberi: Uyghurs and Uyghur Identity. In: Victor H. Mair (Hrsg.): Sino-Platonic Papers. Nr. 150. University of Pennsylvania. Department of East Asian Languages and Civilizations, Mai 2005, S. 10, 30-41 (44 Seiten, online [PDF; 2,2 MB]). Auch veröffentlicht als: Dolkun Kamberi: Uyghurs and Uyghur Identity. Hrsg.: Radio Free Asia. 2005 (rfa.org [PDF; 5,0 MB]).
  227. Vgl. Hermann Vámbéry: Das Türkenvolk – in seinen ethnologischen und ethnographischen Beziehungen. Biblio Verlag, Osnabrück 1970, ISBN 3-7648-0642-7, hier S. 316 (I-XII, 1-638). Reprint vom Original aus dem Jahr 1885.
  228. James Millward: Eurasian Crossroads: A History of Xinjiang. C. Hurst & Co., London 2007, ISBN 978-1-85065-818-4, Chapter 6. In the People's Republic of China (1950s-1980s), S. 235–284, hier S. 235.
  229. James Millward: Eurasian Crossroads: A History of Xinjiang. C. Hurst & Co., London 2007, ISBN 978-1-85065-818-4, Chapter 6. In the People's Republic of China (1950s-1980s), S. 235–284, hier S. 235 f..
  230. Joanne Smith Finley: ‘Now We Don’t Talk Anymore’: Inside the ‘Cleansing’ of Xinjiang. In: chinafile.com. 28. Dezember 2018, abgerufen am 20. November 2020 (englisch). Mit Verweis auf: Xinjiang Uyghur Autonomous Region Regulation on De-extremification. In: chinalawtranslate.com. 30. März 2017, abgerufen am 14. Januar 2021 (englisch).
  231. Uyghur vertical script Uyghur (Уйғурчә / Uyghurche / ئۇيغۇرچە ). In: omniglot.com. Abgerufen am 7. März 2021 (englisch).
  232. Alexandre Papas: Pilgrimages to Muslim Shrines in West China. In: Rahile Dawut, Lisa Ross, Beth R. Citron, Alexander Papas (Hrsg.): Living Shrines of Uyghur China: Photographs by Lisa Ross. Monacelli Press, New York 2013, ISBN 978-1-58093-350-6, S. 1117.
  233. Jun Sugawara: Opal, a Sacred Site on the Karakoram Highway: A Historical Approach Based on Mazar Documents. In: Jun Sugawara, Rahile Dawut (Hrsg.): Mazar: Studies on Islamic Sacred Sites in Central Eurasia. Tokyo University of Foreign Studies Press, Fuchu, Tokio 2016, ISBN 978-4-904575-51-2, S. 153–174.
  234. Peter B. Golden: The Turkic World in Maḥmûd al-Kâshghar. In: Jan Bemmann, Michael Schmauder (Hrsg.): Complexity of Interaction along the Eurasian Steppe Zone in the first Millennium CE (= Jan Bemmann [Hrsg.]: Bonn Contributions to Asian Archaeology (BCAA). Band 7). Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie – Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Bonn 2015, ISBN 978-3-936490-14-7 (formal falsch), S. 503–555, hier S. 522, Fig 1, 523, Fig. 2 (1–705 S., The Turkic World in Maḥmûd al-Kâshgharî academia.edu).
  235. Nancy Shatzman Steinhardt: China's Early Mosques (= Robert Hillenbrand [Hrsg.]: Edinburgh Studies in Islamic Art). Edinburgh University Press, Edinburgh 2018, ISBN 978-0-7486-7041-3, Chapter 9 Xinjiang: Architecture of Qing China and Uyghur Central Asia, 259-274, JSTOR:10.3366/j.ctvxcrp18 (S. i-xxiv, 1-331).
  236. Albert von Le Coq: Volkskundliches aus Ost-Turkistan. Reimer, Berlin 1916, hier S. 1, 65, Tafel 2, Figur 1 [im Text aber als "Taf. 2,2" angesprochen] (S. i–vii, 1–72, 25 Tafeln, Königlich Preussische Turfan-Expeditionen).
  237. Albert von Le Coq: Volkskundliches aus Ost-Turkistan. Reimer, Berlin 1916, hier S. 1, Tafel 2, Figur 2 [im Text aber als "Taf. 2,1" angesprochen], Figur 3 (S. i–vii, 1–72, 25 Tafeln, Königlich Preussische Turfan-Expeditionen).
  238. Min Junqing: The Present Situation and Characteristics of Contemporary Islam in China. In: Journal of the Interdisciplinary Study of Monotheistic Religions (JISMOR). Band 8, März 2013, S. 26–36 (cismor.jp [PDF]). Hier S. 27, 29 (Tabelle 2: Muslim populations in various provinces, autonomous regions, and municipalities, and their percentage of local total population), 36 (Fußnote 3), dort mit Verweis auf: Yang Zongde, Study on Current Muslim Population in China, in: Jinan Muslim, Nr. 2, 2010.
  239. Paula Schrode: The Dynamics of Orthodoxy and Heterodoxy in Uyghur Religious Practice. In: Die Welt des Islams (New Series). Band 48, 3/4 (The Dynamics of Orthodoxy and Heterodoxy in Islam), 2008, S. 394–433, JSTOR:27798274.
  240. Mehmet Ölmez: Some Specific Features of the Language of Siberian Runic Inscriptions. In: Irina Nevskaya, Marcel Erdal (Hrsg.): Interpreting the Turkic Runiform Sources and the Position of the Altai Corpus (= Pál Fodor, György Hazai, Barbara Kellner-Heinkele, Simone-Christiane Raschmann [Hrsg.]: Studien zur Sprache, Geschichte und Kultur der Turkvölker. Band 21). Klaus Schwarz Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-87997-417-7, S. 122–130, hier S. 126, doi:10.1515/9783112208953-013 (1–224 S.). Online erstmals veröffentlicht am 10. August 2020.
  241. Dilmurat Omar: Das Überleben des Schamanismus im chinesischen Zentralasien: Beispiele des modernen Synkretismus als Forschungsproblem der Religionsethnologie. In: Zeitschrift für Ethnologie. Band 131, Nr. 2, 2006, S. 263–276, JSTOR:25843055.
  242. Ablet Semet, Jens Wilkens: Die Geschichte Xinjiangs im Spiegel der uigurischen Dichtung am Beispiel ausgewählter Gedichte von Abdurehim Ötkür. In: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Band 162, Nr. 1, 2012, ISSN 0341-0137, S. 151–170, JSTOR:10.13173/zeitdeutmorggese.162.1.0151.
  243. Resolution adopted by the General Assembly on 23 February 2010: 64/253. International Day of Nowruz [A/RES/64/253]. (PDF; 96kB) undocs.org [United Nations / General Assembly / Sixty-fourth session / Agenda item 49], 10. Mai 2010, abgerufen am 15. Juni 2020.
  244. What is Nowruz and why do we celebrate it? un.org, abgerufen am 15. Juni 2020.
  245. Liu Xuan: Happy nowruz. globaltimes.cn, 23. März 2010, abgerufen am 15. Juni 2020.
  246. Kilic Kanat: Repression in China and Its Consequences in Xinjiang. hudson.org, 28. Juli 2014, abgerufen am 1. Juni 2020.
  247. Michael Dillon: Muslim communities in contemporary China: The resurgence of Islam after the Cultural Revolution. In: Journal of Islamic Studies. Band 5, Nr. 1, Januar 1994, S. 70–101, JSTOR:26196674.
  248. Ulrich von Schwerin: Unterdrückung der Uiguren: Unter Kontrolle. de.qantara.de, 13. November 2014, abgerufen am 22. Mai 2020.
  249. Luise Sammann (Interview mit Kristin Shi-Kupfer): Interview mit der Sinologin Kristin Shi-Kupfer: "Die Uiguren sollen ihrer Identität beraubt werden". In: de.qantara.de. 27. Januar 2020, abgerufen am 23. Mai 2020.
  250. Cf. Barbara Vorsamer [Interview mit Gudrun Wacker (SWP) und Eberhard Sandschneider (DGAP)]: Unruhen in China: Frust entlädt sich in Gewalt. Mindestens 140 Tote bei den Unruhen in der westchinesischen Provinz Xinjiang: Der Konflikt zwischen Uiguren und Han-Chinesen eskaliert. Er rückt einen seit vielen Jahren schwelenden Konflikt ins Blickfeld – die internationale Gemeinschaft hat bisher oft weggeschaut. Ein Gespräch mit Experten. sueddeutsche.de, 17. Mai 2010, abgerufen am 22. Mai 2020.
  251. Matthew S. Erie: China and Islam: The Prophet, the Party, and Law. Cambridge University Press, New York 2016, ISBN 978-1-107-05337-3, S. 50 f., doi:10.1017/9781107282063.
  252. Matthew S. Erie: China and Islam: The Prophet, the Party, and Law. Cambridge University Press, New York 2016, ISBN 978-1-107-05337-3, S. 14, doi:10.1017/9781107282063.
  253. Albert von Le Coq: Volkskundliches aus Ost-Turkistan. Reimer, Berlin 1916, Kap. I. Religion und Aberglauben, S. 1–6 (S. i–vii, 1–72, 25 Tafeln, Königlich Preussische Turfan-Expeditionen).
  254. Галия Дабыловна Джанабаева: Искусство народов Центральной Азии – Монография. Hrsg.: Марья С. Розанова. George Washington University, Washington 2019, ISBN 978-0-9996214-3-1, S. 66–68 (S. 1–89, capgwu.b-cdn.net [PDF] Программа изучения Центральной Азии (Central Asia Program)). (Vgl. auch englischsprachige Fassung: Galiya Dabylovna Janabayeva: Arts Of The Peoples Of Central Asia. The George Washington University, Washington, D.C. 2019, ISBN 978-0-9996214-5-5, 93–95 (S. 1–103, capgwu.b-cdn.net [PDF] Institute for European, Russian and Eurasian Studies Elliott School of International Affairs, Central Asia Program).) (Downloads der russischsprachigen und der englischsprachigen Fassung sind verfügbar auf URL: https://centralasiaprogram.org/archives/15964).
  255. I. Bellér-Hann: 'Making the Oil Fragrant': Dealings with the Supernatural among the Uyghurs in Xinjiang. In: Asian Ethnicity. Band 2, Nr. 1, 2001, S. 9–23, doi:10.1080/14631360120017988. Online veröffentlicht am 27. Mai 2010. Auch veröffentlicht als: Ildikó Bellér-Hann: Negotiating Identities: Work, Religion, Gender, and the Mobilisation of Tradition among the Uyghur in the 1990s (= Christoph Brumann, Kirsten Endres, Chris Hann, Thomas Hauschild, Burkhard Schnepel, Dittmar Schorkowitz, Lale Yalçın-Heckmann [Hrsg.]: Halle Studies in the Anthropology of Eurasia. Band 31). LIT, Berlin (Münster) & Zürich, ISBN 978-3-643-90745-5, Chapter 8: 'Making the Oil Fragrant': Dealings with the Supernatural among the Uyghurs in Xinjiang, S. 197–220 (S. i–xvii, S. 1–269).
  256. Ildikó Bellér-Hann: Uyghur Healers (China). In: Mariko Namba Walter, Eva Jane Neumann Fridman (Hrsg.): Shamanism: an encyclopedia of world beliefs, practices, and culture. ABC-CLIO, Santa Barbara, Denver und Oxford 2004, ISBN 1-57607-645-8, S. 642–646 (i–xxxi, 1–1055).
  257. Eva Jane N. Fridman, Mariko Namba Walter: Overview: Eurasia. In: Mariko Namba Walter, Eva Jane Neumann Fridman (Hrsg.): Shamanism: an encyclopedia of world beliefs, practices, and culture. ABC-CLIO, Santa Barbara, Denver und Oxford 2004, ISBN 1-57607-645-8, S. 523–528, hier S. 527 (i–xxxi, 1–1055).
  258. Darren Byler: The Disappearance of Rahile Dawut. A vanished professor, remembered by students and colleagues. In: chinachannel.org. 2. November 2018, abgerufen am 18. November 2020.
  259. Ildikó Bellér-Hann: Rivalry and Solidarity among Uyghur Healers in Kazakhstan [Corrected title: Rivalry and Solidarity among Uyghur Healers in Uzbekistan]. In: Inner Asia. Band 3, Nr. 1, 2001, S. 71–96, JSTOR:23615449.
  260. Danuta Penkala-Gawęcka: The Way of the Shaman and the Revival of Spiritual Healing in Post-Soviet Kazakhstan and Kyrgyzstan. In: Shaman. Band 22, Nr. 1–2, 2014, ISSN 1216-7827, S. 57–81 (isars.org [PDF]).
  261. Ella Sykes, Percy Sykes: Through deserts and oases of central Asia. Macmillan, London 1920, XVII (Manners and Customs in Chinese Turkestan), S. 308–323, hier S. 313–315. Verfügbar als Facsimile auf: Internet Archive, URL: https://archive.org/details/cu31924023243391.
  262. Ildikó Bellér-Hann: Community Matters in Xinjiang, 1880–1949: Towards a Historical Anthropology of the Uyghur (= China Studies. Band 17). Brill, 2008, ISBN 978-90-04-16675-2, ISSN 1570-1344, hier S. 470. Online abrufbar unter: https://brill.com/view/title/15037.
  263. Vadim Mikhailov: A Week in Xinjiang’s Absolute Surveillance State. In: palladiummag.com. 29. November 2018, abgerufen am 11. Januar 2021 (englisch). Beim Namen des Autors handelt es sich laut Artikel zum Schutz seiner Identität um ein Pseudonym.
  264. William Yang (aus Taipeh): Religion in China: China will Muslime auf Linie bringen. China gibt sich offen und tut so, als hätte es in der vom Islam geprägten Region Xinjiang nichts zu verbergen. Gleichzeitig sollen die geschätzt 23 Millionen Muslime in China möglichst folgsame Parteichinesen werden. 8. Januar 2019, abgerufen am 14. Januar 2021.
  265. Chinas Krieg gegen die Uiguren: Künstliche Intelligenz als Herrschaftsinstrument. Axel Dorloff im Gespräch mit Vera Linß und Martin Böttcher. In: deutschlandfunkkultur.de. 20. April 2019, abgerufen am 14. Januar 2021.
  266. Farida Deif: China’s Treatment of Muslims a Defining Moment for the Organization of Islamic Cooperation. In: hrw.org. 25. Februar 2019, abgerufen am 23. November 2020.
  267. 达扬(摘编): 德语媒体:消失的清真寺. 中国在新疆开设所谓“再教育营”,关押上百万维吾尔人的做法,一直遭到人权组织和西方国家的谴责。近来有活跃人士指出,新疆一些历史悠久的清真寺也遭到破坏. In: dw.com. 15. April 2019, abgerufen am 14. Januar 2021.
  268. 文革以來最慘 新疆1.6萬清真寺遭毀. In: taiwandaily.net. 25. September 2020, abgerufen am 14. Januar 2021.
  269. Rahile Dawut, Elise Anderson: Chapter 24: Dastan Performance among the Uyghurs. In: Theodore Levin, Saida Daukeyeva, Elmira Köchümkulova (Hrsg.): The Music of Central Asia. Indiana University Press, Bloomington & Indianapolis 2016, ISBN 978-0-253-01751-2, S. 406–420 (englisch).
  270. Karl Reichl: Oral Epics Along the Silk Road: The Turkic Traditions of Xinjiang. In: CHINOPERL. Band 38, Nr. 1, 2019, ISSN 0193-7774, S. 45–63, doi:10.1080/01937774.2019.1633161. Dort mit Verweis auf: Wilhelm Radloff, Proben der Volkslitteratur der türkischen Stämme Süd-Sibiriens. III. Kirgisische [= Kasachische] Mundarten, St. Petersburg, Akademia Nauk 1870, S. 665–766 (Textband), 751–856 (Übersetzungsband).
  271. Karénina Kollmar-Paulenz: Uighurs. In: Hans Dieter Betz, Don S. Browning, Bernd Janowski, Eberhard Jüngel (Hrsg.): Religion Past and Present. Brill, doi:10.1163/1877-5888_rpp_SIM_125210 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 2011, Erste Printausgabe: ISBN 978-90-04-14666-2, 2006–2013. Abgerufen am 18. Juni 2020. Deutschsprachige Fassung: Karénina Kollmar-Paulenz: Uighuren. In: Hans Dieter Betz et al. (Hrsg.): Religion in Geschichte und Gegenwart. Brill, doi:10.1163/2405-8262_rgg4_SIM_125210. Abgerufen am 18. Juni 2020.
  272. M. E. Subtelny: Mīr ʿAlī S̲h̲īr Nawāʾī. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition. P. Bearman, Th. Bianquis, C.E. Bosworth, E. van Donzel, W.P. Heinrichs, abgerufen am 29. Mai 2020 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 2012, Erste Printausgabe: ISBN 978-90-04-16121-4, 1960–2007. doi:10.1163/1573-3912_islam_SIM_5208
  273. Maria E. Subtelny: ʿAlī Shīr Navāʾī. In: Kate Fleet, Gudrun Krämer, Denis Matringe, John Nawas, Everett Rowson (Hrsg.): Encyclopaedia of Islam, THREE. Brill, 2011, doi:10.1163/1573-3912_ei3_COM_23837 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 2011, Erste Printausgabe: ISBN 978-90-04-20353-2, 2011, 2011-1. Abgerufen am 29. Mai 2020.
  274. Anwar Rahman: Sinicization Beyond the Great Wall: China's Xinjiang Uighur Autonomous Region. Matador (Troubador Publishing), Leicester 2005, ISBN 1-904744-88-5, Chapter 4.: Uighurs, S. 33–64, S. 45.
  275. E. Birnbaum: Luṭfī. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition. P. Bearman, Th. Bianquis, C.E. Bosworth, E. van Donzel, W.P. Heinrichs, abgerufen am 29. Mai 2020 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 2012, Erste Printausgabe: ISBN 978-90-04-16121-4, 1960–2007. doi:10.1163/1573-3912_islam_COM_0589
  276. Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, S. 849.
  277. U. Marzolph: Naṣr al-Dīn K̲h̲od̲j̲a. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition. P. Bearman, Th. Bianquis, C.E. Bosworth, E. van Donzel, W.P. Heinrichs, abgerufen am 30. Mai 2020 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 2012, Erste Printausgabe: ISBN 978-90-04-16121-4, 1960–2007. DOI: http://dx.doi.org/10.1163/1573-3912_islam_SIM_5842.
  278. Rémy Dor: Apendi. In: Kate Fleet, Gudrun Krämer, Denis Matringe, John Nawas, Everett Rowson (Hrsg.): Encyclopaedia of Islam, THREE. Brill, 2013, doi:10.1163/1573-3912_ei3_COM_27260 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 2013, Erste Printausgabe: ISBN 978-90-04-25269-1, 2013, 2013-4. Abgerufen am 15. Juli 2020.
  279. Anwar Rahman: Sinicization Beyond the Great Wall: China's Xinjiang Uighur Autonomous Region. Matador (Troubador Publishing), Leicester 2005, ISBN 1-904744-88-5, Chapter 4.: Uighurs, S. 33–64, S. 40.
  280. Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 159 (S. i-xvii, S. 1-483).
  281. Guo Xiaohong: US$30 Mln to Protect Karezes. In: china.org.cn. 19. Juli 2005, abgerufen am 29. Januar 2021.
  282. Karez Wells. Ref.: 5347; Date of Submission: 28/03/2008. In: whc.unesco.org. Abgerufen am 29. Januar 2021.
  283. Cf. Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, S. 853.
  284. Victor C. Falkenheim, Chiao-Min Hsieh, The Editors of Encyclopaedia Britannica: Xinjiang. In: Encyclopædia Britannica. Encyclopædia Britannica, inc., 9. August 2018, abgerufen am 14. Dezember 2020 (englisch).
  285. Amy K. Lehr: Addressing Forced Labor in the Xinjiang Uyghur Autonomous Region: Toward a Shared Agenda. In: csis.org. 30. Juli 2020, abgerufen am 16. Dezember 2020. Gesamter Report veröffentlicht als PDF-Datei: Amy K. Lehr: Addressing Forced Labor in the Xinjiang Uyghur Autonomous Region: Toward a Shared Agenda. (PDF) In: csis.org. Juli 2020, abgerufen am 16. Dezember 2020. (CSIS BRIEFS)
  286. Adrian Zenz: Coercive Labor in Xinjiang: Labor Transfer and the Mobilization of Ethnic Minorities to Pick Cotton. In: cgpolicy.org. 14. Dezember 2020, abgerufen am 16. Dezember 2020. Gesamter Report veröffentlicht als PDF-Datei: Adrian Zenz: Coercive Labor in Xinjiang: Labor Transfer and the Mobilization of Ethnic Minorities to Pick Cotton. (PDF) In: cgpolicy.org. Dezember 2020, abgerufen am 16. Dezember 2020. (Intelligence Brief)
  287. Bericht: Mindestens 570.000 Uiguren in China zu Arbeit auf Baumwollfeldern gezwungen. In: stern.de. 15. Dezember 2020, abgerufen am 15. Dezember 2020. (AFP)
  288. Lea Deuber, Christoph Giesen: Hunderttausende Uiguren zwangsweise bei Baumwollernte eingesetzt. Ein Großteil der chinesischen Baumwolle wird unter Zwang gepflückt, vor allem von Uiguren – dies legen Regierungsdokumente und Berichte staatlicher Medien nahe. Das dürfte auch deutsche Hersteller unter Druck setzen. In: sueddeutsche.de. 15. Dezember 2020, abgerufen am 15. Dezember 2020.
  289. John Sudworth: China’s ‘tainted’ cotton. In: bbc.co.uk. Dezember 2020, abgerufen am 16. Dezember 2020.
  290. Boris Pétric: Transformer le désert chinois en vigne. Après le reflux de la crise financière, les exportations mondiales de vin atteignent de nouveaux sommets. Elles représentaient plus de 22 milliards d’euros en 2012. Le vignoble se réduit en Europe, mais s’étend rapidement en Asie. Les Chinois sont devenus les premiers consommateurs de vin rouge et se révèlent également des producteurs de plus en plus avisés. monde-diplomatique.fr, 2014, abgerufen am 15. Dezember 2020 (französisch). (Printversion: Juli 2014, S. 17).
  291. Ayixiamuguli Ayoufu, Degang Yang, Dilshat Yimit: Uyghur food culture. In: Asia Pacific Journal of Clinical Nutrition. Band 26, Nr. 5, 2017, ISSN 1440-6047, S. 764768, doi:10.6133/apjcn.042016.12.
  292. James A. Millward: Historical Perspectives on Contemporary Xinjiang. In: Inner Asia. Band 2, 2 (Special Issue: Xinjiang). Brill, 2000, S. 121–135, JSTOR:23615553.
  293. M. Cristina Cesaro: Consuming Identities: Food and Resistance among the Uyghur in Contemporary Xinjiang. In: Inner Asia. Band 2, 2 (Special Issue: Xinjiang). Brill, 2000, S. 225–238, JSTOR:23615558.
  294. Joanne N. Smith Finley: The Art of Symbolic Resistance: Uyghur Identities and Uyghur-Han Relations in Contemporary Xinjiang (= Michael R. Drompp, Devin DeWeese [Hrsg.]: Brill's Inner Asian Library. Band 30). Brill, Leiden & Boston 2013, ISBN 978-90-04-25491-6, hier S. 93 f., doi:10.1163/9789004256781 (S. i–xxx, 1-454).
  295. Hermann Vámbéry: Das Türkenvolk – in seinen ethnologischen und ethnographischen Beziehungen. Biblio Verlag, Osnabrück 1970, ISBN 3-7648-0642-7, hier S. 338 (I-XII, 1-638). Reprint vom Original aus dem Jahr 1885.
  296. T. D. Forsyth: Report of a mission to Yarkund, under command of Sir T. D. Forsyth: with historical and geographical information regarding the possessions of the ameer of Yarkund. Foreign Department Press, Kalkutta 1875, hier S. 92 (i–iii, 1–573).
  297. Joanne N. Smith Finley: The Art of Symbolic Resistance: Uyghur Identities and Uyghur-Han Relations in Contemporary Xinjiang (= Michael R. Drompp, Devin DeWeese [Hrsg.]: Brill's Inner Asian Library. Band 30). Brill, Leiden & Boston 2013, ISBN 978-90-04-25491-6, hier S. 93 f., doi:10.1163/9789004256781 (S. i–xxx, 1-454). Mit Verweis auf: Ildikó Bellér-Hann: Community Matters in Xinjiang, 1880–1949: Towards a Historical Anthropology of the Uyghur (= China Studies. Band 17). Brill, 2008, ISBN 978-90-04-16675-2, ISSN 1570-1344, S. 205.
  298. M. Cristina Cesàro: Polo, Läghmän, So Säy: Situating Uyghur Food Between Central Asia and China. In: Ildikó Bellér-Hann, M. Cristina Cesàro, Rachel Harris, Joanne Smith Finley (Hrsg.): Situating the Uyghurs Between China and Central Asia (= Anthropology and cultural history in Asia and the Indo-Pacific). Ashgate, Aldershot u. a. 2007, ISBN 978-0-7546-7041-4, S. 185–202, hier S. 190.
  299. M. Cristina Cesàro: Polo, Läghmän, So Säy: Situating Uyghur Food Between Central Asia and China. In: Ildikó Bellér-Hann, M. Cristina Cesàro, Rachel Harris, Joanne Smith Finley (Hrsg.): Situating the Uyghurs Between China and Central Asia (= Anthropology and cultural history in Asia and the Indo-Pacific). Ashgate, Aldershot u. a. 2007, ISBN 978-0-7546-7041-4, S. 185–202, hier S. 192.
  300. M. Cristina Cesàro: Polo, Läghmän, So Säy: Situating Uyghur Food Between Central Asia and China. In: Ildikó Bellér-Hann, M. Cristina Cesàro, Rachel Harris, Joanne Smith Finley (Hrsg.): Situating the Uyghurs Between China and Central Asia (= Anthropology and cultural history in Asia and the Indo-Pacific). Ashgate, Aldershot u. a. 2007, ISBN 978-0-7546-7041-4, S. 185–202, hier S. 192f..
  301. M. Cristina Cesàro: Polo, Läghmän, So Säy: Situating Uyghur Food Between Central Asia and China. In: Ildikó Bellér-Hann, M. Cristina Cesàro, Rachel Harris, Joanne Smith Finley (Hrsg.): Situating the Uyghurs Between China and Central Asia (= Anthropology and cultural history in Asia and the Indo-Pacific). Ashgate, Aldershot u. a. 2007, ISBN 978-0-7546-7041-4, S. 185–202, hier S. 194.
  302. M. Cristina Cesàro: Polo, Läghmän, So Säy: Situating Uyghur Food Between Central Asia and China. In: Ildikó Bellér-Hann, M. Cristina Cesàro, Rachel Harris, Joanne Smith Finley (Hrsg.): Situating the Uyghurs Between China and Central Asia (= Anthropology and cultural history in Asia and the Indo-Pacific). Ashgate, Aldershot u. a. 2007, ISBN 978-0-7546-7041-4, S. 185–202, hier S. 188.
  303. M. Cristina Cesàro: Polo, Läghmän, So Säy: Situating Uyghur Food Between Central Asia and China. In: Ildikó Bellér-Hann, M. Cristina Cesàro, Rachel Harris, Joanne Smith Finley (Hrsg.): Situating the Uyghurs Between China and Central Asia (= Anthropology and cultural history in Asia and the Indo-Pacific). Ashgate, Aldershot u. a. 2007, ISBN 978-0-7546-7041-4, S. 185–202, hier S. 194f..
  304. Eric Schluessel: Land Of Strangers: The Civilizing Project in Qing Central Asia. Columbia University Press, New York & Chichester 2020, ISBN 978-0-231-19754-0, hier S. 219 f..
  305. Xavier de Planhol: Kulturgeographische Grundlagen der islamischen Geschichte (= J. van Ess [Hrsg.]: Die Bibliothek des Morgenlandes – Gegründet von G. E. von Grunebaum). Artemis, Zürich & München 1975, ISBN 3-7608-4522-3, S. 23 f. (französisch: Les fondements géographiques de l'histoire de l'islam. Paris 1968. Übersetzt von Heinz Halm).
  306. Nancy Steinhardt: China, Islamic architecture in. In: Kate Fleet, Gudrun Krämer, Denis Matringe, John Nawas, Everett Rowson (Hrsg.): Encyclopaedia of Islam, THREE. Brill, 2015, doi:10.1163/1573-3912_ei3_COM_26219 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 2015, Erste Printausgabe: ISBN 978-90-04-28213-1, 2015, 2015-4. Abgerufen am 15. Juli 2020.
  307. Krzysztof Kościelniak: The Afaq (Apak) Khoja Mausoleum in Kashgar as a symbol of Uyghur’s identity (ca 1640–2015). In: Analecta Cracoviensia. Band 49, 2017, S. 249–281, doi:10.15633/acr.2415.
  308. Rian Thum: Beyond resistance and nationalism: local history and the case of Afaq Khoja. In: Central Asian Survey. Band 31, 3 (Local History As An Identity Discipline), 2012, S. 293–310, doi:10.1080/02634937.2012.722366. (Erste Online-Veröffentlichung am 2. Oktober 2012).
  309. Ella Sykes, Percy Sykes: Through deserts and oases of central Asia. Macmillan, London 1920, IV (Round about Kashgar), S. 68 f., hier S. 320. Verfügbar als Facsimile auf: Internet Archive, URL: https://archive.org/details/cu31924023243391.
  310. Doreen Zhang: Yusuf Has Hajip Mazar in Kashgar. In: chinadragontours.com. Abgerufen am 20. Dezember 2020.
  311. James Millward: Eurasian Crossroads: A History of Xinjiang. C. Hurst & Co., London 2007, ISBN 978-1-85065-818-4, Chapter 2. Central Eurasia Ascendant (9th–16th centuries), S. 40–77, hier S. 54.
  312. Alexandra Ma: Before-and-after photos show how China is destroying historical sites to monitor and intimidate its Muslim minority. In: businessinsider.com. 28. April 2019, abgerufen am 20. November 2020.
  313. Nick Waters: Are Historic Mosques In Xinjiang Being Destroyed? In: bellingcat.com. 5. April 2019, abgerufen am 20. November 2020.
  314. Bahram K. Sintash: Demolishing Faith: The Destruction and Desecration of Uyghur Mosques and Shrines. (PDF) In: docs.uhrp.org. Oktober 2019, abgerufen am 19. November 2020 (englisch).
  315. Lily Kuo: Revealed: new evidence of China's mission to raze the mosques of Xinjiang. In: theguardian.com. 6. Mai 2019, abgerufen am 3. Juni 2020 (englisch).
  316. Nancy Shatzman Steinhardt: China's Early Mosques (= Robert Hillenbrand [Hrsg.]: Edinburgh Studies in Islamic Art). Edinburgh University Press, Edinburgh 2018, ISBN 978-0-7486-7041-3, Chapter 4 Mongols, Mosques and Mausoleums, S. 92–118, hier S. 104 f. (im Abschnitt: „Muslim Tombs in Yuan China“), JSTOR:10.3366/j.ctvxcrp18 (S. i-xxiv, 1-331).
  317. Gerry Groot: Internment and Indoctrination — Xi’s ‘New Era’ in Xinjiang. In: Jane Golley, Linda Jaivin, Paul J. Farrelly, Sharon Strange (Hrsg.): Power (= China Story Yearbook). ANU Press, Acton 2019, ISBN 978-1-76046-280-2, Kap. 4, S. 98–112, doi:10.22459/CSY.2019. (Sammelwerk auch als PDF; 19 MB. Kapitel 4 auch als PDF; 1,2 MB), Lizenz: Creative Commons Attribution CC BY-NC-ND 4.0. Auch online erschienen: Gerry Groot: Chapter 4 – Internment and Indoctrination — Xi’s ‘New Era’ in Xinjiang. In: The China Story Project (https://www.thechinastory.org/) > The China Story (中国的故事) Yearbook (https://www.thechinastory.org/yearbooks/) > Yearbook 2018: Power (https://www.thechinastory.org/yearbooks/yearbook-2018-power/). Australian Centre on China in the World 中华全球研究中心/中華全球研究中心 (CIW), abgerufen am 29. Mai 2020 (englisch). Lizenz: Creative Commons Attribution CC BY 3.0
  318. William Yang, Sandra Petersmann (Mitarbeit: Mitarbeit: Naomi Conrad, Julia Bayer, Cherie Chan, Esther Felden, Mathias Stamm und Nina Werkhäuser): DW-Investigativrecherche: Exklusiv: Neue Beweise für Chinas willkürliche Unterdrückung der Uiguren. Eine geheime Gefangenenliste aus Xinjiang gibt erschütternde Einblicke in die staatliche Unterdrückung von Uiguren. Chinas Regierung spricht vom Kampf gegen den Terror. Das geleakte Dokument beweist etwas anderes. In: dw.com. 17. Februar 2020, abgerufen am 11. Juni 2020.
  319. Uiguren in China: Moscheen werden zerstört, Camps gebaut. Recherchen eines australischen Thinktanks kommen zu einem erschütternden Ergebnis: Tausende Gotteshäuser der Uiguren in China wurden zerstört. Zudem soll es deutlich mehr Lager geben als bisher bekannt. spiegel.de, 25. September 2020, abgerufen am 28. September 2020.
  320. Interview von Georg Fahrion mit Nathan Ruser: Satellitenbilder aus Xinjiang: Wie ein 23-Jähriger die brutale Politik Chinas bewies. Neue Lager, Tausende zerstörte Moscheen: Mit Satellitenbildern hat ein australischer Thinktank belegt, wie China die Uiguren unterdrückt. Hinter der Enthüllung steckt ein junger Wissenschaftler. In: spiegel.de. 10. Oktober 2020, abgerufen am 17. Oktober 2020.
  321. The Xinjiang Data Project. In: xjdp.aspi.org.au. 24. September 2020, abgerufen am 3. November 2020. https://xjdp.aspi.org.au/data/?tab=charts
  322. Nathan Ruser, James Leibold, Kelsey Munro, Tilla Hoja: Cultural erasure. Tracing the destruction of Uyghur and Islamic spaces in Xinjiang. In: Australian Strategic Policy Institute. 24. September 2020, abgerufen am 28. September 2020. Auch verfügbar als PDF: Nathan Ruser, unter Mitarbeit von: James Leibold, Kelsey Munro, Tilla Hoja: Cultural erasure. (PDF; 7,61 MB) Tracing the destruction of Uyghur and Islamic spaces in Xinjiang. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Australian Strategic Policy Institute: ASPI International Cyber Policy Centre. September 2020, ehemals im Original; abgerufen am 1. Juni 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/s3-ap-southeast-2.amazonaws.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) : Policy Brief, Report No. 38/2020, ISSN 2209-9689, S. 1–45, hier: S. 15-19 (Abschnitt: „Case study: The demolition and miniaturisation of Kargilik’s Grand Mosque“).
  323. Frédéric Krumbein: China im Wettstreit mit den USA um globalen Einfluss. In: SWP-Aktuell. Nr. 7, April 2019, S. 1–4, doi:10.18449/2019A27 (online).
  324. Axel Dorloff: Uiguren in China – Politische Umerziehungslager in Xinjiang. In: deutschlandfunk.de. 13. September 2018, abgerufen am 19. Mai 2020.
  325. Dunja Ramadan, Sebastian Gierke: China und die Uiguren: Wo die Moscheen verschwinden. In: sueddeutsche.de. 12. April 2019, abgerufen am 20. Mai 2020.
  326. Rachel Harris: Opinion: Bulldozing mosques: the latest tactic in China’s war against Uighur culture. The levelling of ancient sites in Xinjiang, alongside mass detention, is part of an attempt to destroy an entire society. In: theguardian.com. 7. April 2019, abgerufen am 22. Dezember 2020.
  327. Shawn Zhang: Clarification of Keriya Etika Mosque’s Current Situation. In: medium.com. 23. April 2019, abgerufen am 23. Dezember 2020.
  328. Ella Sykes, Percy Sykes: Through deserts and oases of central Asia. Macmillan, London 1920, XVII (Manners and Customs in Chinese Turkestan), S. 308–323, hier S. 320. Verfügbar als Facsimile auf: Internet Archive, URL: https://archive.org/details/cu31924023243391.
  329. Ella Sykes, Percy Sykes: Through deserts and oases of central Asia. Macmillan, London 1920, X (Through the Desert to Khotan), S. 191–208, hier S. 205–207. Verfügbar als Facsimile auf: Internet Archive, URL: https://archive.org/details/cu31924023243391.
  330. Aurel Stein: Serindia: Detailed Report Of Explorations In Central Asia And Westernmost China. carried out and described under the orders of H. M. Indian Government by Aurel Stein. III (Text). Clarendon Press, Oxford 1921, XXXII (From Mazār-Tāsgh To Marāl-bāshi – Section I. – The Ruined Fort On Mazār-Tāgh), hier S. 1284 f.. Verfügbar als Facsimile auf: National Institute of Informatics – Digital Silk Road Project: Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books, URL: http://dsr.nii.ac.jp/toyobunko/VIII-5-B2-9/V-3/page-hr/0246.html.en (S. 1284) und http://dsr.nii.ac.jp/toyobunko/VIII-5-B2-9/V-3/page-hr/0247.html.en (S. 1285).
  331. Rachel Harris, Rahilä Dawut: Mazar Festivals of the Uyghurs: Music, Islam and the Chinese State. In: British Journal of Ethnomusicology. Band 11, 1 (Red Ritual: Ritual Music and Communism), 2002, S. 101–118, JSTOR:4149887.
  332. The Xinjiang Data Project. In: xjdp.aspi.org.au. 24. September 2020, abgerufen am 1. November 2020. URL: https://xjdp.aspi.org.au/data/?tab=data&camp=none&cultural=,4&mosque=none, https://xjdp.aspi.org.au/data/?tab=data&camp=none&cultural=,3&mosque=none
  333. The Xinjiang Data Project. In: xjdp.aspi.org.au. 24. September 2020, abgerufen am 10. November 2020. URL: https://xjdp.aspi.org.au/data/?tab=data&camp=none&cultural=,2&mosque=none
  334. Rahilä Dawut: Shrine Pilgrimage among the Uighurs (= The Silk Road. Band 6, Nr. 2). 2009, ISSN 2152-7237, S. 5667.
  335. A. v. Le Coq: Bericht über Reisen und Arbeiten in Chinesisch-Turkistan. In: Zeitschrift für Ethnologie. Band 39, Nr. 4/5. Dietrich Reimer Verlag, 1907, S. 509–524, JSTOR:23030243.
  336. The Xinjiang Data Project. In: xjdp.aspi.org.au. 24. September 2020, abgerufen am 1. November 2020. URL: https://xjdp.aspi.org.au/data/?tab=data&camp=none&cultural=,4&mosque=none
  337. Chris Buckley, Austin Ramzy: China Is Erasing Mosques and Precious Shrines in Xinjiang. In: nytimes.com. 25. September 2020, abgerufen am 9. November 2020.
  338. Timothy Grose: The Mazar of the Seven Maidens: A Shrine That Once Lived but Still Stands in Pichan. In: Uluslararası Uygur Araştırmaları Dergisi. Nr. 2020/16, 2020, S. 170–175, doi:10.46400/uygur.837974.
  339. Austin Ramzy: China Targets Prominent Uighur Intellectuals to Erase an Ethnic Identity. In: cn.nytimes.com. 7. Januar 2019, abgerufen am 19. November 2020.
  340. راھىلە داۋۇت [Rahile Dawut]: ئۇيغۇر مازارلىرى [dt. etwa: „Uigurische Gräber“]. شىنجاڭ خەلق نەشىرىياتى [Volksverlag Xinjiang], 2002, ISBN 7-228-06259-0 (uigurisch, S. 1–264). [Geschrieben in arabisch-uigurischer Schrift].
  341. Axel Dorloff: Unterdrückte Uiguren in China: Das Auslöschen einer Kultur. In: deutschlandfunkkultur.de. 27. August 2020, abgerufen am 11. November 2020.
  342. Brent Crane: Stolen By The State. Four years ago, a famous Uyghur anthropologist disappeared. What happened? Her daughter is trying to find out. In: elle.com. 21. Mai 2021, abgerufen am 9. Juni 2021.
  343. Ruth Ingram: Where Is Uyghur Folklore Expert Rahile Dawut? Uyghur scholar Rahile Dawut, missing since 2017, was awarded the 2020 Scholars at Risk “Courage to Think” award. In: thediplomat.com. 23. November 2020, abgerufen am 28. November 2020.
  344. Chris Buckley, Austin Ramzy: Star Scholar Disappears as Crackdown Engulfs Western China. In: nytimes.com. 10. August 2018, abgerufen am 18. November 2020.
  345. Darren Byler: ‘Heaviness in the stomach’: A Uyghur daughter alone in America on her birthday during a pandemic. In: supchina.com. 1. April 2020, abgerufen am 18. November 2020.
  346. Rahile Dawut honored with Courage to Think Award. In: scholarsatrisk.org. 10. November 2020, abgerufen am 29. November 2020.
  347. Albert von Le Coq: Volkskundliches aus Ost-Turkistan. Reimer, Berlin 1916, S. 21–27, hier S. 2, Tafel 3, Figur 2 (S. i–vii, 1–72, 25 Tafeln, Königlich Preussische Turfan-Expeditionen).
  348. Matt Rivers: More than 100 Uyghur graveyards demolished by Chinese authorities, satellite images show. In: edition.cnn.com. 3. Januar 2020, abgerufen am 9. November 2020. (AFP)
  349. ‘No space to mourn’: the destruction of Uygur graveyards in Xinjiang. In: www.scmp.com. 12. Oktober 2019, abgerufen am 9. November 2020. (AFP). Auch als Printversion erschienen: Even in death, Uygurs feel long reach of the state, South China Morning Post.
  350. Austin Ramzy: China Targets Prominent Uighur Intellectuals to Erase an Ethnic Identity. In: cn.nytimes.com. 7. Januar 2019, abgerufen am 19. November 2020. Dort mit Verweis auf: 买苏木江·买木尔:誓与“两面人”斗争到底. (Nicht mehr online verfügbar.) In: weibo.com. 10. August 2017, archiviert vom Original am 7. Juli 2019; abgerufen am 16. April 2021. (新华社中国网事 / Nachrichtenagentur Xinhua)
  351. Text: Ben Dooley, Bilder: Johannes Eisele, Greg Baker: Inside China’s internment camps: tear gas, Tasers and textbooks. In: afp.com. 25. Oktober 2018, abgerufen am 16. April 2021.
  352. Human Rights Watch & Mills Legal Clinic, Stanford Law School, Stanford University (Hrsg.): “Break Their Lineage, Break Their Roots”: Chinese Government Crimes against Humanity Targeting Uyghurs and Other Turkic Muslims. 2021, ISBN 978-1-62313-899-8, S. 1–53; hier: S. 1 (englisch, hrw.org [PDF]). Zugriff über und auch veröffentlicht als Internetseite: “Break Their Lineage, Break Their Roots”. China’s Crimes against Humanity Targeting Uyghurs and Other Turkic Muslims. In: hrw.org. 19. April 2021, abgerufen am 19. April 2021.
  353. William Drexel: Kashgar Coerced: Forced Reconstruction, Exploitation, and Surveillance in the Cradle of Uyghur Culture. (PDF) In: uhrp.org. Juni 2020, abgerufen am 19. November 2020 (englisch). Hier S. 47.
  354. William Drexel: Kashgar Coerced: Forced Reconstruction, Exploitation, and Surveillance in the Cradle of Uyghur Culture. (PDF) In: uhrp.org. Juni 2020, abgerufen am 19. November 2020 (englisch). Hier S. 28f., 46.
  355. Nick Holdstock: China’s Forgotten People: Xinjiang, Terror and the Chinese State. I. B. Tauris (Bloomsbury Publishing), London & New York 2019, ISBN 978-1-78831-979-9, Chapter 7 (Urumqi and After: Learning the Wrong Lessons), S. 183–214, 205 (Erstausgabe: 2015).
  356. William Drexel: Kashgar Coerced: Forced Reconstruction, Exploitation, and Surveillance in the Cradle of Uyghur Culture. (PDF) In: uhrp.org. Juni 2020, abgerufen am 19. November 2020 (englisch).
  357. P7_TA(2011)0100: Lage und Kulturerbe in Kashgar (Autonome Uigurische Region Xinjiang, China). (PDF) Entschließung des Europäischen Parlaments vom 10. März 2011 zu der Lage und dem Kulturerbe in Kaschgar (Uigurisches Autonomes Gebiet Xinjiang, VR China). In: europarl.europa.eu (ABl., C 199E vom 7. Juli 2012, S. 185). 10. März 2011, abgerufen am 19. Dezember 2020. Abrufbar unter: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=uriserv%3AOJ.CE.2012.199.01.0185.01.DEU&toc=OJ%3AC%3A2012%3A199E%3ATOC.
  358. Emily Feng: Uighur children fall victim to China anti-terror drive. Thousands in Xinjiang placed in de facto orphanages after parents detained. In: ft.com. 10. Juli 2018, abgerufen am 19. November 2020.
  359. William Drexel: Kashgar Coerced: Forced Reconstruction, Exploitation, and Surveillance in the Cradle of Uyghur Culture. (PDF) In: uhrp.org. Juni 2020, abgerufen am 19. November 2020 (englisch). Hier S. 36f.
  360. Nathan Ruser, James Leibold, Kelsey Munro, Tilla Hoja: Cultural erasure. Tracing the destruction of Uyghur and Islamic spaces in Xinjiang. In: Australian Strategic Policy Institute. 24. September 2020, abgerufen am 28. September 2020. Auch verfügbar als PDF: Nathan Ruser, unter Mitarbeit von: James Leibold, Kelsey Munro, Tilla Hoja: Cultural erasure. (PDF; 7,61 MB) Tracing the destruction of Uyghur and Islamic spaces in Xinjiang. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Australian Strategic Policy Institute: ASPI International Cyber Policy Centre. September 2020, ehemals im Original; abgerufen am 1. Juni 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/s3-ap-southeast-2.amazonaws.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) : Policy Brief, Report No. 38/2020, ISSN 2209-9689, S. 1–45, hier S. 10.
  361. L. Hambis: K̲h̲otan. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition. P. Bearman, Th. Bianquis, C.E. Bosworth, E. van Donzel, W.P. Heinrichs, abgerufen am 30. Mai 2020 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 2012, Erste Printausgabe: ISBN 978-90-04-16121-4, 1960–2007. doi:10.1163/1573-3912_islam_SIM_4313
  362. C.E. Bosworth: Yārkand. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition. P. Bearman, Th. Bianquis, C.E. Bosworth, E. van Donzel, W.P. Heinrichs, abgerufen am 29. Mai 2020 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 2012, Erste Printausgabe: ISBN 978-90-04-16121-4, 1960–2007. doi:10.1163/1573-3912_islam_SIM_7986
  363. Rachel Harris: Abdulla Mäjnun: Muqam Expert. In: Helen Rees (Hrsg.): Lives in Chinese Music. University of Illinois Press, Urbana & Chicago 2009, ISBN 978-0-252-03379-7, S. 145–172, JSTOR:10.5406/j.ctt1xcrk4.10 (S. i-viii, 1-225).
  364. Hans de Zeeuw: Tanbûr Long-Necked Lutes along the Silk Road and beyond. Archaeopress, Oxford 2019, ISBN 978-1-78969-169-6, hier S. 57f., doi:10.2307/j.ctvndv96m, JSTOR:j.ctvndv96m (S. i-x, 1-188).
  365. Hans de Zeeuw: Tanbûr Long-Necked Lutes along the Silk Road and beyond. Archaeopress, Oxford 2019, ISBN 978-1-78969-169-6, hier S. 18, doi:10.2307/j.ctvndv96m, JSTOR:j.ctvndv96m (S. i-x, 1-188).
  366. Hans de Zeeuw: Tanbûr Long-Necked Lutes along the Silk Road and beyond. Archaeopress, Oxford 2019, ISBN 978-1-78969-169-6, hier S. 55f, doi:10.2307/j.ctvndv96m, JSTOR:j.ctvndv96m (S. i-x, 1-188).
  367. Gardner Bovingdon: Autonomy in Xinjiang: Han Nationalist Imperatives and Uyghur Discontent (= Muthiah Alagappa [Hrsg.]: Policy Studies. Nr. 11). East-West Center Washington, 2004, ISBN 1-932728-21-X, ISSN 1547-1330, S. 5 (S. i-ix, 1-77). Bei dieser Veröffentlichung handelt es sich um einen Research report.
  368. James Millward: Eurasian Crossroads: A History of Xinjiang. C. Hurst & Co., London 2007, ISBN 978-1-85065-818-4, Chapter 5. Between China and the Soviet Union (1910s-1940s), S. 178–234, hier S. 220.
  369. Elise Anderson: The Construction of Āmānnisā Khan as a Uyghur Musical Culture Hero. In: Asian Music. Band 43, Nr. 1. University of Texas Press, 2012, S. 6490, JSTOR:23252946.
  370. Meshrep [Nomination file No. 00304]. In: ich.unesco.org. Abgerufen am 14. November 2020.
  371. Albert von Le Coq: Volkskundliches aus Ost-Turkistan. Reimer, Berlin 1916, S. 17–20, hier S. 1, Tafel 1, Figur 1 (S. i–vii, 1–72, 25 Tafeln, Königlich Preussische Turfan-Expeditionen).
  372. Rachel Harris: National Traditions and Illegal Religious Activities amongst the Uyghurs. In: Laudan Nooshin (Hrsg.): Music and the Play Of Power in the Middle East, North Africa and Central Asia. Routledge (Taylor & Francis Group), London & New York 2016, ISBN 978-0-7546-3457-7, S. 165–186 (Erstausgabe: 2009).
  373. Uyghur Muqam of Xinjiang [Nomination file No. 00109]. In: ich.unesco.org. Abgerufen am 14. November 2020. Fotografie: The Senam Dance of Muqam. In: ich.unesco.org. Abgerufen am 2. Februar 2021.
  374. Vgl. Alexandre Papas: Creating a Sufi soundscape: Recitation (dhikr) and audition (samā’) according to Ahmad Kāsānī Dahbīdī (d. 1542). In: Performing Islam. Band 3, Nr. 1&2, 2014, S. 25–43, doi:10.1386/pi.3.1-2.25_1.
  375. Uyghur Muqam of Xinjiang [Nomination file No. 00109]. In: ich.unesco.org. Abgerufen am 14. November 2020. Fotografie: The Nazirkom Dance of the “Turpan Muqam”. In: ich.unesco.org. Abgerufen am 2. Februar 2021.
  376. Meshrep [Nomination file No. 00304]. In: ich.unesco.org. Abgerufen am 14. November 2020. Fotografie: Sapayi Dance at Maxirap. In: ich.unesco.org. Abgerufen am 29. Dezember 2020.
  377. 宛若飞燕舞——记新疆艺术剧院歌舞团青年舞蹈演员 马依热•艾买提江. In: sohu.com. 13. Juli 2017, abgerufen am 27. November 2020.
  378. 马依热•艾买提江现场给孩子们指导民族舞. In: news.sina.com.cn. 13. Juli 2013, abgerufen am 27. November 2020. (天山网/Tianshannet)
  379. Nathan Light: Intimate Heritage: Creating Uyghur Muqam Song in Xinjiang (= Chris Hann, Richard Rottenburg, Burkhard Schnepel [Hrsg.]: Halle Studies in the Anthropology of Eurasia. Band 19). Lit-Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-8258-1120-4 (i-xi, 1-334).
  380. Henry G. Schwarz: The Minorities of northern China (= Henry G. Schwarz [Hrsg.]: Studies on East Asia. Band 17). Western Washington University, Bellingham, Washington 1984, ISBN 0-914584-17-0, Chapter 1: Uigur, S. 1–16, S. 11–13, doi:10.25710/0wac-7e95 (S. i-xiii, 1–309).
  381. Gen'ichi Tsuge: Musical Instruments Described in a Fourteenth-Century Persian Treatise "Kanz al-tuḥaf". In: The Galpin Society Journal. Band 66, März 2013, S. 255–259, JSTOR:44083116. Dort mit Verweis auf: G. Tsuge: „The Qalun: An Uyghur Psaltery Depicted in Persian Miniatures“, Imago Musicae XXIV (2011), S. 43–59.
  382. Rachel Harris: The Making Of a Musical Canon in Chinese Central Asia: The Uyghur Twelve Muqam. Ashgate, Aldershot u. a. 2008, ISBN 978-0-7546-6382-9, Chapter 1: An Overview of Uyghur Music, S. 15–28, S. 25–28 (S. i–xvii, 1–157).
  383. Rachel Harris, Yasin Muhpul: Music of the Uyghurs. In: Hasan Celâl Güzel, C. Cem Oğuz, Osman Karatay, Yusuf Halaçoğlu (Hrsg.): The Turks. Band 6. Yeni Türkiye Publication, Ankara 2002, ISBN 975-6782-61-7, S. 542549 (1022 Seiten).
  384. Cheng Wangli: Ejek: The 'Queen Instrument' for Hami Uyghur Muqam. In: youlinmagazine.com. 21. Dezember 2015, abgerufen am 15. Januar 2021.
  385. James A. Millward: Uyghur Art Music and the Ambiguities of Chinese Silk Roadism in Xinjiang. In: The Silk Road. Band 3, Nr. 1, 2005, ISSN 2152-7237, S. 9–15 (silkroadfoundation.org).
  386. Hans de Zeeuw: Tanbûr Long-Necked Lutes along the Silk Road and beyond. Archaeopress, Oxford 2019, ISBN 978-1-78969-169-6, hier S. 3, doi:10.2307/j.ctvndv96m, JSTOR:j.ctvndv96m (S. i-x, 1-188).
  387. Dale Berning Sawa: ‘This is our voice’: The Uyghur traditions being erased by China’s cultural crackdown. Ancient shrines, oral folklore and hip-hop cyphers are all part of a rich artistic heritage being ‘hollowed out’ in Xinjiang, say Uyghur exiles and scholars. In: theguardian.com. 10. Dezember 2021, abgerufen am 31. Dezember 2021 (englisch).
  388. Moshe Gammer: Review: [ohne Titel] [Rezensiertes Werk: Situating the Uyghurs between China and Central Asia von Ildikó Bellér-Hann, M. Christina Cesàro, Rachel Harris und Joanne Smith Finley]. In: Middle Eastern Studies. Band 45, Nr. 1, Januar 2009, S. 153–155, JSTOR:40262649.
  389. Scott Relyea: The Uyghurs: Strangers in Their Own Land by Gardner Bovingdon (review). In: Journal of World History. Band 23, Nr. 4, Dezember 2012, ISSN 1527-8050, S. 1024–1028, doi:10.1353/jwh.2012.0105.
  390. Justin Jon Ben-Adam Rudelson: Review: [ohne Titel] [Rezensiertes Werk: The Art of Symbolic Resistance: Uyghur Identities and Uyghur–Han Relations in Contemporary Xinjiang by Joanne Smith Finley]. In: The China Journal. Band 73, Januar 2015, S. 223225, doi:10.1086/679184, JSTOR:10.1086/679184.
  391. Yu-Wen Chen: The sacred routes of Uyghur history, by Rian Thum, Cambridge, Harvard University Press, 2014, 323 pp., $39.95 (hardcover), ISBN 978-0674598553. In: Nationalities Papers. Band 44, Nr. 6, 2016, S. 10181019, doi:10.1080/00905992.2016.1207310.

Anmerkungen

  1. Für die englischsprachige Literatur ist zu beachten, dass die Schreibweise des Ethnonyms für die Uiguren in offiziellen chinesischen Texten „Uygur“ lautet, während die uigurische Diaspora die Schreibweise „Uyghur“ verwendet. Als neutralere Schreibweise wurde auch „Uighur“ vorgeschlagen. (Quelle: Colin Mackerras: Xinjiang in China’s Foreign Relations: Part of a New Silk Road or Central Asian Zone of Conflict? In: East Asia. Band 32, Nr. 1, 2015, S. 25–42, doi:10.1007/s12140-015-9224-8.)
  2. Altishahr ist eine indigene Bezeichnung für Ostturkestan, Chinesisch-Turkestan oder Süd-Xinjiang. In seinem üblichen Gebrauch umfasst der Begriff „Altishahr“ alle Oasen des Tarim-Beckens, einschließlich Turpan (Turfan). (Quelle: Rian Thum: Modular History: Identity Maintenance before Uyghur Nationalism. In: The Journal of Asian Studies. Band 71, Nr. 3, 2012, S. 627–653, doi:10.1017/S0021911812000629.)
  3. Die Region war im Laufe der Geschichte unter vielen verschiedenen Namen bekannt, unter anderem als Turkestan, Ostturkestan, Chinesisch-Turkestan, Uighurstan, Innerasien und Provinz Xinjiang. (Quelle: Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, S. 848. Cf. W. Barthold-[C. E. Bosworth]: Turkistan. In: P. J. Bearman, Th. Bianquis, C. E. Bosworth, E. van Donzel & W. P. Heinrichs (Hrsg.): The Encyclopaedia of Islam. New Edition. 10 („T-U“). Brill, Leiden 2000, ISBN 90-04-12761-5, S. 679680. Cf. Cyril Glassé: The concise encyclopædia of Islam: Revised edition. Stacey International, London 2001, ISBN 1-900988-06-2, S. 480.). Frühere Studien über die Region verwendeten für den chinesischen Begriff Xinjiang oft die Schreibweise Sinkiang. Ethnisch nicht zu den Han-Chinesen zählende Völker in der Region und Emigrantengemeinschaften wie in Kasachstan, in der Türkei oder in Deutschland verwenden die Bezeichnung Xinjiang wegen ihrer imperialen Konnotation nicht, sondern nennen die Region Sharqi Sharqi Turkistan („Ostturkestan“). (Quelle: Michael Dillon: Muslim communities in contemporary China: The resurgence of Islam after the Cultural Revolution. In: Journal of Islamic Studies. Band 5, Nr. 1, Januar 1994, S. 70–101, JSTOR:26196674.).
  4. „Ostturkestan“ (oder die neuere politische Herrschaft widerspiegelnd: „Chinesisch-Turkestan“) war der gebräuchliche Name für die ausgedehnte Berg-, Wüsten- und Oasenregion östlich und nördlich des Tien-Shan-Gebirges sowie östlich und nördlich des Pamir- und Kunlun-Gebirges, die das Tarim-Becken und die Region Dsungarei im Norden einschließt. (Quelle: W. Barthold-[C. E. Bosworth]: Turkistan. In: P. J. Bearman, Th. Bianquis, C. E. Bosworth, E. van Donzel & W. P. Heinrichs (Hrsg.): The Encyclopaedia of Islam. New Edition. 10 („T-U“). Brill, Leiden 2000, ISBN 90-04-12761-5, S. 679680.). Obwohl die Bezeichnungen „Ostturkestan“ und „Chinesisch-Turkestan“ auch für ganz Xinjiang benutzt werden, bezieht sich der Begriff „Chinesisch-Turkestan“ im eigentlichen Sinne nur auf das Tarim-Becken. (Quelle: Larry W. Moses: Uygur. In: Richard V. Weekes (Hrsg.): Muslim Peoples: A World Ethnographic Survey. 2. Auflage. 2 („Maba – Yoruk“). Greenwood Press, Westport/Connecticut 1984, ISBN 0-313-24640-8, S. 830833.) Während die Bezeichnung „Ostturkestan“ seit dem 19. Jahrhundert in der Wissenschaft gebräuchlich ist und sich bisweilen auch auf westlich ans heutige Xinjiang angrenzende Gebiete ausdehnt, ist die uigurische Entsprechung Shärqiy Türkistan für die uigurisch geprägten Landesteile, aus denen die uigurische Bevölkerung der Provinzhauptstadt Ürümqi zu großen Teilen stammt, in China aus politischen Gründen verboten. (Quelle: Paula Schrode: Islam und religiöse Praxis in Ostturkestan. tethys.caoss.org (Tehtys – Central Asia Everyday), 12. April 2008, abgerufen am 26. Mai 2020.). Ebenso wie der Begriff Ostturkestan ist auch der Begriff „Uiguristan“ (Uyghuristan), der von einigen uigurischen Aktivisten verwendet wird, in China offiziell verboten. Der einzige, in China zugelassene politische Begriff ist daher der mit der Bedeutung „neues Territorium“ behaftete Name Xinjiang. (Quelle: Nathan Light: Uyghur Folklore. In: William M. Clements (Hrsg.): The Greenwood encyclopedia of world folklore and folklife. 2 (Southeast Asia and India, Central and East Asia, Middle East). Greenwood Press, Westport, Conn. 2006, ISBN 0-313-32849-8, S. 335–348 (S. i-xviii, 1-482).).
  5. Zwar scheint sich die chinesische Bezeichnung Hui in ihrer frühesten Anwendung auf die uigurische Bevölkerung bezogen zu haben, doch änderte sich die Bedeutung in den frühen Jahrhunderten des zweiten Jahrtausends, um die kulturellen, sprachlichen, religiösen und geografischen Merkmale der islamischen Welt begrifflich zu umfassen. (Quelle: Dror Weil: Libraries of Arabic and Persian texts in late imperial China. In: Kate Fleet, Gudrun Krämer, Denis Matringe, John Nawas, Everett Rowson (Hrsg.): Encyclopaedia of Islam, THREE. Brill, 2020, doi:10.1163/1573-3912_ei3_COM_35858 (englisch, Erste Online-Veröffentlichung: 2018, Erste Printausgabe: ISBN 978-90-04-41346-7, 2020, 2020-4. Abgerufen am 29. Mai 2020.).) Obwohl der Name Hui also eine Ableitung vom Namen Uigure ist, bezeichnet er ein Volk, das ethnisch eher den Han-Chinesen als den Turkvölkern zuzuordnen ist und zum größten Teil außerhalb von Xinjang lebt. (Quelle: Cyril Glassé: The concise encyclopædia of Islam: Revised edition. Stacey International, London 2001, ISBN 1-900988-06-2, Stichwort: „Xinjiang“, S. 480.). Aufzeichnungen aus der Dynastie der Nördlichen Song erwähnen den Namen Hui als Kurzform der Gruppe Huihui, den Vorfahren der heutigen Uiguren. Dagegen erhielten die Hui ihren Namen nicht aufgrund von Abstammung, sondern weil sie als Muslime eine ähnliche Religion wie die ebenfalls muslimischen und Huihui genannten Vorfahren der Uiguren hatten. Als Vorfahren der Hui vermutet man hingegen arabische, persische und mongolische Einflüsse. (Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, S. 293.)
  6. In Bezug auf die Antike findet der Name „Uiguren“ oft Verwendung, um die turksprachigen Zentralasiaten, die zur Bewirtschaftung der Oasen um diese herum sesshaft wurden und Städte gründeten, von den Stammesföderationen der Gök-Türken und Oğuzen zu unterscheiden, die größtenteils nomadisch blieben. (Quelle: Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, S. 848.) Nachdem die Göktürken („Himmelstürken“) in einer ersten Phase (682–742) noch frei durch die mongolische Steppe gestreift waren, wurde in der darauffolgenden Phase (742–840) die Sedentarisation durch Heirat der Vornehmen mit chinesischen Frauen und der Handel mit China über Kamel-Karawanen eingeleitet. Nachdem die Uiguren Stadtbewohner, Kaufleute und Osasenbauern geworden waren, verlor die Steppe mit der Zeit an Bedeutung und die als heilig verehrte yayla (Sommerweidegebiet der Nomaden in den Hochländern und Gebirgen) von Otüken wurde von Kirgisen in Besitz genommen. Xavier de Planhol: Kulturgeographische Grundlagen der islamischen Geschichte (= J. van Ess [Hrsg.]: Die Bibliothek des Morgenlandes – Gegründet von G. E. von Grunebaum). Artemis, Zürich & München 1975, ISBN 3-7608-4522-3, S. 23 f. (französisch: Les fondements géographiques de l'histoire de l'islam. Paris 1968. Übersetzt von Heinz Halm).
  7. Neben diesen turksprachigen Bevölkerungsgruppen lebten auch die nomadischen Mongolen im Norden und Osten, eine tadschikische Gemeinde im Pamir-Gebirge und einige usbekische und tatarische Händler in den großen Oasen. Nachdem die Region von der Qing-Dynastie erobert wurde, kamen Han-Chinesen zur Besiedlung in die Region und die mandschurische Bevölkerung wurde demobilisiert oder dorthin entsandt, um die Kontrolle über den Norden der Provinz und über die chinesischen Muslime (Hui) zu gewährleisten (Quelle: Rémi Castets: The Uyghurs in Xinjiang – The Malaise Grows: After September 11th 2001, the Chinese regime strove to include its repression of Uyghur opposition within the international dynamic of the struggle against Islamic terrorist networks. In: China Perspectives. Band 49, 2003, S. 34–48, doi:10.4000/chinaperspectives.648 (online). Veröffentlicht am 1. Oktober 2003, online seit 17. Januar 2007. Übersetzung aus dem französischen Original: Philip Liddell. Französisches Original: Rémi Castets: Le nationalisme ouïghour au Xinjiang: expressions identitaires et politiques d’un mal-être. Après le 11 septembre 2001, le régime chinois s’est efforcé d’insérer la répression de l’opposition ouïghoure dans la dynamique internationale de lutte contre les réseaux terroristes islamistes. In: Perspectives chinoises. Band 78, Nr. 1, 2003, S. 34–48 (online).).
  8. Die Säriq oder „Gelben Uiguren“ leben vorwiegend in der Provinz Gansu und werden von den Han-Chinesen Yugur genannt. Sie praktizieren den Lamaistischen Buddhismus und hängen sozusagen noch der Lebensweise des ersten uighurischen Reichs (744–840) an. (Quelle: Rainer Feldbacher: China: Die Situation der Uighuren in Xinjiang. gfbv.it, Februar 2016, abgerufen am 19. Juni 2020.) Sie wurden als möglicherweise direkte Nachkommen der Uiguren aus dem 8. Jahrhundert angesehen. (Quelle: Larry W. Moses: Uygur. In: Richard V. Weekes (Hrsg.): Muslim Peoples: A World Ethnographic Survey. 2. Auflage. 2 („Maba – Yoruk“). Greenwood Press, Westport/Connecticut 1984, ISBN 0-313-24640-8, S. 830833.)
  9. Während verschiedener Phasen der chinesischen Geschichte haben die dominierenden Han-Chinesen versucht, die gesamte Bevölkerung ihres Landes zu sinisieren. Zu den verschiedenen Techniken, die sie zur Erreichung dieses Ziels angewendet haben, gehörte auch die Umsiedlung chinesischer Familien in die Regionen der ethnischen Minderheiten, das Verbot anderer Sprachen und Kulturen sowie die Missachtung der Rechte und Bräuche der Minoritäten. Allen Methoden zum Trotz hielten die chinesischen Tadschiken an ihrer Kultur und Sprache oder gar an einer allumfassenden tadschikischen Identität fest. (Quelle: Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, S. 776.) Ähnliches gilt für die Uiguren. Die Geschichte hat gezeigt, dass sich die aus Han-Chinesen zusammensetzende Führung der Volksrepublik China sowie die ebenfalls von Han-Chinesen dominierte Regierung auf Provinzebene üblicherweise repressive Mittel anwendet, um etwa ihre Vormachtstellung in Xinjiang zu sichern. (Quelle: Raymond Lee: Muslims in China and their Relations with the State. (PDF; 385 kB) studies.aljazeera.net (Al Jazeera Centre for Studies), 26. August 2015, abgerufen am 1. Juni 2020. Kilic Kanat: Repression in China and Its Consequences in Xinjiang. hudson.org, 28. Juli 2014, abgerufen am 1. Juni 2020.)
  10. Der Ausdruck bak̲h̲s̲h̲ī bezeichnete unter Mongolen und Uiguren zunächst einen buddhistischen Priester oder Mönch. Später, nach der Konversion Ghazan Ilchans zum Islam und der Zurückdrängung des Buddhismus, bezeichnete er in Zentralasien zunehmend Schreiber, die in uigurischer oder mongolische Sprache schrieben (zunächst in uigurischer Schrift = allgemein bitikči). (Quelle: B. Spuler: Bak̲h̲s̲h̲ī. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition. P. Bearman, Th. Bianquis, C.E. Bosworth, E. van Donzel, W.P. Heinrichs, abgerufen am 27. Januar 2021 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 2012, Erste Printausgabe: ISBN 978-90-04-16121-4, 1960–2007. doi:10.1163/1573-3912_islam_SIM_1090; Thierry Zarcone: Bakhshī (Central Asia). In: Kate Fleet, Gudrun Krämer, Denis Matringe, John Nawas, Everett Rowson (Hrsg.): Encyclopaedia of Islam, THREE. Brill, 2018, doi:10.1163/1573-3912_ei3_COM_25230 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 2018, Erste Printausgabe: ISBN 978-90-04-35664-1, 2018, 2018-4. Abgerufen am 29. Mai 2020).
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.