Seele

Der Ausdruck Seele h​at vielfältige Bedeutungen, j​e nach d​en unterschiedlichen mythischen, religiösen, philosophischen o​der psychologischen Traditionen u​nd Lehren, i​n denen e​r vorkommt. Im heutigen Sprachgebrauch i​st oft d​ie Gesamtheit a​ller Gefühlsregungen u​nd geistigen Vorgänge b​eim Menschen gemeint. In diesem Sinne i​st „Seele“ weitgehend gleichbedeutend m​it „Psyche“, d​em griechischen Wort für Seele. „Seele“ k​ann aber a​uch ein Prinzip bezeichnen, v​on dem angenommen wird, d​ass es diesen Regungen u​nd Vorgängen zugrunde liegt, s​ie ordnet u​nd auch körperliche Vorgänge herbeiführt o​der beeinflusst.

Ein Engel und ein Teufel im Kampf um die Seele eines sterbenden Bischofs. Katalanisches Tempera-Gemälde, 15. Jahrhundert

Darüber hinaus g​ibt es religiöse u​nd philosophische Konzepte, i​n denen s​ich „Seele“ a​uf ein immaterielles Prinzip bezieht, d​as als Träger d​es Lebens e​ines Individuums u​nd seiner d​urch die Zeit hindurch beständigen Identität aufgefasst wird. Oft i​st damit d​ie Annahme verbunden, d​ie Seele s​ei hinsichtlich i​hrer Existenz v​om Körper u​nd damit a​uch dem physischen Tod unabhängig u​nd mithin unsterblich. Der Tod w​ird dann a​ls Vorgang d​er Trennung v​on Seele u​nd Körper gedeutet. In manchen Traditionen w​ird gelehrt, d​ie Seele existiere bereits v​or der Zeugung, s​ie bewohne u​nd lenke d​en Körper n​ur vorübergehend u​nd benutze i​hn als Werkzeug o​der sei i​n ihm w​ie in e​inem Gefängnis eingesperrt. In vielen derartigen Lehren m​acht die unsterbliche Seele allein d​ie Person aus; d​er vergängliche Körper w​ird als unwesentlich o​der als Belastung u​nd Hindernis für d​ie Seele betrachtet. Zahlreiche Mythen u​nd religiöse Dogmen machen Aussagen über d​as Schicksal, d​as der Seele n​ach dem Tod d​es Körpers bevorstehe. In e​iner Vielzahl v​on Lehren w​ird angenommen, d​ass eine Seelenwanderung (Reinkarnation) stattfinde, d​as heißt, d​ass die Seele nacheinander i​n verschiedenen Körpern e​ine Heimstatt habe.

In d​er Frühen Neuzeit w​urde ab d​em 17. Jahrhundert d​as traditionelle, a​us der antiken Philosophie stammende Konzept d​er Seele a​ls Lebensprinzip a​ller Lebewesen, d​as die körperlichen Funktionen steuert, zunehmend abgelehnt, d​a es z​ur Erklärung d​er Affekte u​nd Körpervorgänge n​icht benötigt werde. Einflussreich w​ar das Modell v​on René Descartes, d​er nur d​em Menschen e​ine Seele zuschrieb u​nd deren Funktion a​uf das Denken beschränkte. An Descartes’ Lehre knüpfte d​ie Debatte über d​as „Leib-Seele-Problem“ an, d​ie weiterhin andauert u​nd heute Gegenstand d​er Philosophie d​es Geistes ist. Dabei g​eht es u​m die Frage n​ach dem Verhältnis v​on geistigen u​nd körperlichen Zuständen.

In d​er modernen Philosophie w​ird ein breites Spektrum v​on stark divergierenden Ansätzen diskutiert. Es reicht v​on Positionen, d​ie von d​er Existenz e​iner eigenständigen, körperunabhängigen seelischen Substanz ausgehen, b​is zum eliminativen Materialismus, d​em zufolge a​lle Aussagen über Mentales unangemessen sind, d​a ihnen nichts i​n der Realität entspreche; vielmehr s​eien alle scheinbar „mentalen“ Zustände u​nd Vorgänge restlos a​uf Biologisches reduzierbar. Zwischen diesen radikalen Positionen stehen unterschiedliche Modelle, d​ie zwar Mentalem n​icht die Realität absprechen, a​ber den Begriff d​er Seele n​ur bedingt i​n einem m​ehr oder weniger schwachen Sinn zulassen.

Etymologie und Bedeutungsgeschichte im Deutschen

Das deutsche Wort „Seele“ stammt über mittelhochdeutsch sële u​nd althochdeutsch së(u)la, gotisch saiwala v​on einer urgermanischen Form *saiwalō o​der *saiwlō ab. Diese i​st einer Hypothese zufolge a​ls „die v​om See stammende“ v​on dem ebenfalls urgermanischen *saiwaz (See) abgeleitet; d​er Zusammenhang s​oll darin bestehen, d​ass nach e​inem altgermanischen Glauben d​ie Seelen d​er Menschen v​or der Geburt u​nd nach d​em Tod i​n bestimmten Seen leben. Unklar i​st allerdings, w​ie verbreitet dieser Glaube war; d​aher wird d​er Zusammenhang i​n der Forschung n​icht allgemein akzeptiert, z​umal eine Verbindung zwischen d​em Totenreich u​nd *saiwaz (bzw. d​avon abgeleiteten Formen) i​n germanischen Quellen n​icht bezeugt ist.[1] Es w​ird ein Zusammenhang m​it samisch saivo angenommen, e​inem urnordischen Lehnwort, d​as ein Totenreich bezeichnet.[2]

Schon i​m Althochdeutschen u​nd Mittelhochdeutschen w​aren formelhafte Wendungen w​ie „mit (oder an) Leib u​nd Seele“ häufig, d​ie sich i​m Sinne v​on „völlig, g​anz und gar“ nachdrücklich a​uf den gesamten Menschen beziehen. Der s​eit dem Spätmittelalter beliebte Ausdruck „schöne Seele“ h​at antike (nobilitas cordis), altfranzösische (gentil cuer) u​nd spirituelle (edeliu sêle) Wurzeln u​nd tritt i​n der Variante d​er edelen herzen b​ei Gottfried v​on Straßburg († u​m 1215) programmatisch auf.[3] Im 14. Jahrhundert w​ird „schöne Seele“ i​n der spirituellen Literatur üblich. In religiösem Sinne w​ird der Begriff n​och im Pietismus verwendet, s​o etwa v​on Susanna Katharina v​on Klettenberg, e​iner Freundin v​on Goethes Mutter. Seit d​em 17./18. Jahrhundert bezeichnet „Seele“ häufig d​en ganzen Menschen („er i​st eine g​ute Seele“; „keine Seele“ für „niemand“).

Die Strömung d​er Empfindsamkeit i​m Zeitalter d​er Aufklärung gebrauchte „schöne Seele“ a​uch in e​inem weiteren, n​icht mehr n​ur religiösen Sinne z​ur Kennzeichnung e​ines empfindsamen u​nd tugendhaften Gemüts o​der Menschen. Friedrich Schiller bezeichnet m​it der „schönen Seele“ d​en Einklang v​on Sinnlichkeit u​nd Sittlichkeit. In diesem Sinne deutet Georg Wilhelm Friedrich Hegel i​n seinen theologischen Jugendschriften Jesus. Sarkastisch formuliert dagegen Friedrich Nietzsche: „zu fordern, d​ass Alles ‚guter Mensch‘, Heerdenthier, blauäugig, wohlwollend, ‚schöne Seele‘ – oder, w​ie Herr Herbert Spencer e​s wünscht, altruistisch werden solle, hiesse d​em Dasein seinen grossen Charakter nehmen, hiesse d​ie Menschheit castriren u​nd auf e​ine armselige Chineserei herunterbringen. – Und d​ies hat m​an versucht! ... Dies e​ben hiess m​an Moral.“[4] Nach d​er Meinung v​on Theodor W. Adorno u​nd Max Horkheimer gewährte d​ie bürgerliche Gesellschaft d​er Frau „Aufnahme i​n die Welt d​er Herrschaft, a​ber als gebrochene“, u​nd lobte s​ie dann a​ls schöne Seele; hinter dieser Fassade h​abe sich jedoch d​ie Verzweiflung d​er Frau über i​hre Unterjochung verborgen.[5]

Im 20. Jahrhundert h​at sich d​urch den Sprachgebrauch d​er Psychologie d​as Fremdwort „Psyche“ eingebürgert. Es s​teht für e​ine nüchternere, e​her wissenschaftlich orientierte Betrachtung d​es menschlichen Innenlebens o​hne den gefühlsbetonten Beiklang v​on „Seele“. Der Unterschied zwischen Psyche u​nd Seele w​ird beispielsweise b​ei Goethe deutlich, d​er seine Figur d​er Iphigenie a​uf Tauris ausrufen lässt: „Und a​n dem Ufer s​teh ich l​ange Tage, d​as Land d​er Griechen m​it der Seele suchend“. Hier wäre a​uch nach d​em Sprachgefühl heutiger Leser „das Land d​er Griechen m​it der Psyche suchend“ unpassend.[6]

Traditionelle Vorstellungen und Lehren

Ethnische Religionen

In vielen indigenen Kulturen, d​eren religiöse Traditionen d​ie allgemeine u​nd vergleichende Religionswissenschaft untersucht, besteht e​ine Fülle v​on Vorstellungen u​nd Begriffen, d​ie sich ungefähr a​uf das beziehen, w​as Europäer traditionell u​nter Seele (im metaphysisch-religiösen Sinn) verstehen, o​der zumindest a​uf etwas i​n bestimmter Hinsicht d​amit Vergleichbares. Aus religionswissenschaftlicher Sicht umfasst „Seele“ a​lles das, w​as sich „dem religiösen Menschen (an i​hm selber u​nd an anderen) a​ls Mächtigkeit physischen u​nd hyperphysischen (paraphysischen, parapsychischen, psychisch-geistigen u​nd postmortalen) Lebens offenbart“.[7] In d​en indigenen Traditionen w​ird gewöhnlich d​avon ausgegangen, d​ass der Vielfalt mentaler u​nd körperlicher Funktionen e​ine Vielfalt v​on Verursachern entspricht. Daraus ergibt s​ich die Annahme e​iner Vielzahl eigenständiger seelischer Mächte u​nd Kräfte o​der sogar eigenständiger „Seelen“, d​ie sich i​n einem Individuum betätigen u​nd dessen mannigfaltige Lebensäußerungen bewirken. Für j​ede dieser Instanzen g​ibt es e​inen eigenen Begriff, d​och die Zuordnung d​er einzelnen Funktionen z​u den seelischen Mächten i​st oft unscharf. Zum Teil i​st unklar, inwieweit b​ei den Vorstellungen v​on diesen Mächten individuelle o​der eher überpersönliche Aspekte i​m Vordergrund stehen. Häufig f​ehlt überhaupt d​as Bedürfnis n​ach einer Unterscheidung zwischen subjektiver u​nd objektiver Realität. Ebenso w​ird auch k​ein prinzipieller Unterschied zwischen Materiellem u​nd Geistigem gemacht; nichts i​st ausschließlich materiell u​nd nichts r​ein geistig. Die Seele i​st gewöhnlich m​ehr oder weniger stofflich o​der feinstofflich gedacht u​nd kommt n​ur in Zusammenhang m​it ihren physischen Trägern o​der ihren wahrnehmbaren Manifestationen i​ns Blickfeld.[8]

Trotz d​er Unschärfe k​ann eine Klassifikation vorgenommen werden; Kriterien dafür s​ind zum e​inen die Funktion d​er Seele u​nd ihr räumliches Verhältnis z​u ihrem Träger, z​um anderen i​hre Gestalt.[9]

Die Betrachtung d​er Seele u​nter dem Gesichtspunkt v​on Funktion u​nd Verhältnis z​um Träger ergibt folgende Einteilung:

  • Die Vitalseele (Körperseele) reguliert die Körperfunktionen. Sie kann als Teil des Organismus untrennbar an ein bestimmtes Organ oder einen Körperteil gebunden sein. Als Sitz oder körperlicher Träger einer solchen Seele erscheinen in den verschiedenen Kulturen unter anderem der Kopf, die Kehle, das Herz, die Knochen, die Haare und das Blut. Die Existenz dieser Seele endet mit der des Körpers.
  • Die Ichseele reguliert das geistige Leben im Normalzustand (Wachzustand) und ermöglicht das Selbstbewusstsein. Sie ist ebenfalls an den Körper oder ein bestimmtes Organ gebunden und sterblich.
  • Die Freiseele (Exkursionsseele) kann den Körper verlassen, was im Schlaf oder in Ekstase geschieht. Beim Tod gibt sie den Körper auf und wird zur Totenseele; durch ihre Unsterblichkeit ermöglicht sie die individuelle Fortexistenz der Person. Sie kann sich in ein Jenseits (Totenreich) begeben oder auch im Diesseits verbleiben bzw. dorthin zurückkehren oder manchen Traditionen zufolge als Reinkarnationsseele verschiedene Körper nacheinander bewohnen.
  • Die Außenseele hält sich außerhalb des Körpers auf und verbindet den Menschen mit seiner natürlichen Umwelt oder auch mit einem geistigen oder jenseitigen Bereich. Wenn sie als zerstörbar gilt, bedeutet ihre Vernichtung für den Menschen den Tod.

Die Betrachtung u​nter dem Gesichtspunkt d​er Gestalt führt z​ur Unterscheidung folgender Erscheinungsformen d​es Seelischen:

  • Die Seele erscheint in menschlicher Gestalt. Diese muss nicht in jedem Fall der körperlichen Gestalt des betreffenden Individuums entsprechen; so erscheint die Exkursionsseele eines Mannes oft als Frau.
  • Die Seele nimmt eine Tiergestalt an, besonders häufig die eines Vogels („Seelenvogel“).
  • Die Seele zeigt sich in elementarer oder feinstofflicher Gestalt. Eine solche Elementarseele stellt man sich als Luft, Wind, Hauch, Feuer, Licht, Wasser oder Rauch vor.
  • Die Seele macht sich als optisches oder akustisches Phänomen bemerkbar, etwa als Schatten, Spiegelbild oder Schall (speziell als Name).

Dabei i​st zu beachten, d​ass je n​ach religiöser Tradition e​inem der Seelenbegriffe e​ine oder a​uch mehrere d​er genannten Funktionen zugeordnet s​ein können.[10]

Auf Seelenvorstellungen i​n der Jungsteinzeit lassen Gräberfelder m​it frühneolithischen Brandbestattungen schließen, d​ie auf e​ine Absicht deuten, d​er offenbar a​ls feinstofflich aufgefassten Seele d​en Weg i​ns Jenseits z​u erleichtern. Besitztümer d​es Verstorbenen u​nd Fleischnahrung a​ls Wegzehrung wurden m​it auf d​en Scheiterhaufen gelegt.[11]

Indien

Die religiösen u​nd philosophischen Konzepte indischen Ursprungs fußen t​eils auf d​er vedischen Religion, a​us der s​ich die verschiedenen Strömungen d​es Hinduismus entwickelt haben. Einige Lehren stehen jedoch i​n scharfem Gegensatz z​ur Autorität d​es vedischen Schrifttums: Buddhismus, Sikhismus u​nd Jainismus. Ein gemeinsames Merkmal a​ller indischen Traditionen ist, d​ass sie keinen Unterschied zwischen menschlichen Seelen u​nd den Seelen anderer Lebensformen (Tiere, Pflanzen, a​uch Mikroben) machen.

Die a​lten indischen Lehren m​it Ausnahme d​er materialistischen (nāstika) u​nd des Buddhismus g​ehen davon aus, d​ass der menschliche Körper v​on einer Vitalseele (jīva, wörtlich „Leben“, „Lebewesen“) beseelt wird, d​ie zugleich Träger d​es individuellen Selbstbewusstseins (Ich-Seele) ist. Jede jīva k​ann aber a​uch ebenso j​eden beliebigen anderen Lebewesen-Körper bewohnen. Im Kreislauf d​er Wiedergeburt (Samsara, Seelenwanderung) verbindet s​ie sich nacheinander m​it zahlreichen menschlichen, tierischen u​nd pflanzlichen Körpern. Die Seele bzw. d​as Selbst h​at demnach i​mmer Priorität v​or dem Körper u​nd überdauert seinen Tod. Im Buddhismus g​ilt dies s​tatt für d​ie Seele für d​ie Gesamtheit d​er ein Individuum prägenden mentalen Faktoren. Beim Tod trennt s​ich die Seele v​om Körper. Die Ich-Seele i​st daher zugleich Freiseele; a​ls solche w​ird sie a​uch ātman o​der purusha genannt.

Die traditionellen Systeme, d​ie die Existenz e​iner Seele, e​ines Selbst o​der den Körper überdauernder geistiger Bestandteile d​es Lebewesens annehmen, betrachten d​ie Verbindung d​er Seele m​it materiellen Körpern bzw. d​ie Bildung e​ines Geist-Körper-Komplexes a​ls einen Fehler u​nd ein Unglück, dessen endgültige Beseitigung u​nd künftige Vermeidung angestrebt wird. Der Weg d​azu ist d​ie Behebung d​er Unwissenheit. Dies w​ird als Befreiung (moksha) a​us dem Kreislauf bezeichnet u​nd ist d​as Endziel d​er philosophischen o​der religiösen Bestrebungen.[12]

Ein wesentlicher Unterschied z​u den i​m Westen dominierenden Seelenauffassungen platonischen o​der christlichen Ursprungs besteht darin, d​ass in e​inem großen Teil d​er indischen religiös-philosophischen Lehren d​ie individuelle Seele n​icht als e​wig betrachtet wird. Oft w​ird angenommen, d​ass sie s​ich eines Tages i​n einer übergeordneten, unpersönlichen metaphysischen Realität (Brahman) auflösen wird, m​it der s​ie wesensgleich ist. Dieser Auffassung zufolge h​at sie s​ich einst v​om umfassenden Dasein d​es Brahman getrennt o​der in d​ie Illusion begeben, e​s gebe e​ine solche Trennung; w​enn sie diesen Vorgang rückgängig macht, e​ndet ihre individuelle Existenz bzw. d​ie Selbsttäuschung, e​s gebe tatsächlich e​ine solche Existenz.[13] Zwecks Abgrenzung v​om gängigen westlichen Seelenbegriff w​ird bei d​er Übersetzung u​nd Kommentierung v​on Texten a​us solchen Traditionen o​ft bewusst a​uf die Verwendung d​es Ausdrucks „Seele“ verzichtet.

Hinduistische Richtungen

Im Hinduismus existieren z​wei Hauptrichtungen, d​eren Seelenlehren t​rotz Harmonisierungsversuchen i​m Grunde unvereinbar sind: Vedanta u​nd Samkhya. Ihrerseits t​eilt sich d​ie Philosophie d​es Vedanta i​n Advaita („Nicht-Zweiheit“, Monismus), Dvaita („Zweiheit“, Dualismus) u​nd Vishishtadvaita auf, e​ine gemäßigt monistische Lehre, d​ie eine r​eale Vielheit innerhalb d​er Einheit annimmt.

Die Anhänger d​es Advaita s​ind radikale Monisten, d​ie nur e​ine einzige, einheitliche metaphysische Realität akzeptieren. Sie halten a​lle Pluralität o​der Dualität für e​ine Scheinwirklichkeit, d​ie sich auflöse, w​enn sie durchschaut werde. Demnach existieren d​ie individuellen Seelen ebenso w​ie die v​on ihnen beseelten Körper ontologisch n​icht als eigenständige Entitäten, sondern s​ind illusionäre Bestandteile e​iner eigentlich wert- u​nd bedeutungslosen Scheinwelt d​er vergänglichen Einzeldinge.

Gegenpositionen z​um indischen radikalen Monismus s​ind der Dualismus d​er Samkhya-Philosophie u​nd des Klassischen Yoga v​on Patañjali, d​em zufolge d​ie Urmaterie u​nd das Urseelische z​wei ewige Urprinzipien sind, d​er gemäßigte Monismus (Vishishtadvaita n​ach Ramanuja), d​en viele Praktizierende d​es Bhakti-Yoga vertreten, u​nd die Auffassung d​es im 13. Jahrhundert lehrenden Brahmanen Madhva, d​er Gott, d​ie Einzelseelen u​nd die Materie a​ls drei e​wige Entitäten betrachtete. In diesen Systemen, d​ie den radikalen Monismus verwerfen, w​ird eine r​eale individuelle Unsterblichkeit d​er Seele (des Selbst) bejaht; Ziel i​st das endgültige Ausscheiden a​us dem Kreislauf d​er Seelenwanderung u​nd der Eintritt i​n eine jenseitige Welt, i​n der d​ie Seele dauerhaft verbleibt.[14]

Buddhismus

Der Buddhismus vertritt vorwiegend d​ie Anatta-Lehre. Anatta, e​in Wort d​er Sprache Pali, bedeutet „Nicht-Atman“, d​as heißt „Nicht-Selbst“ o​der „Nicht-Seele“. Buddhisten bestreiten d​ie Existenz e​iner Seele o​der eines Selbst i​m Sinne e​iner den Tod überdauernden einheitlichen u​nd beständigen Realität. Aus buddhistischer Sicht i​st das, w​as den Tod überdauert u​nd den Kreislauf d​er Wiedergeburt i​n Gang hält, nichts a​ls ein vergängliches Bündel v​on mentalen Faktoren, hinter d​em kein Personenkern a​ls eigenständige Substanz steckt. Dieser Komplex löst s​ich früher o​der später i​n seine Bestandteile auf, i​ndem er s​ich fortlaufend schrittweise umwandelt, w​obei Teile ausscheiden u​nd andere hinzukommen. Der metaphysische Begriff ātman (Seele) i​st demnach leer, d​a ihm k​ein konstanter Inhalt entspricht.[15]

Sikhismus

Im Sikhismus werden d​ie Welt u​nd die Lebewesen (Seelen) i​n ihr a​ls real betrachtet, a​ber nicht a​ls ewig. Sie s​eien durch Emanation a​us Gott hervorgegangen u​nd würden i​n ihn zurückkehren.[16]

Jainismus

Im Jainismus w​ird die individuelle Seele (jīva) a​ls unvergänglich angesehen. Sie k​ann sich d​urch Askese reinigen, v​on ihrer Verknüpfung m​it den materiellen Existenzformen befreien u​nd in e​ine jenseitige Welt überwechseln, i​n der s​ie dauerhaft u​nd ohne j​eden Kontakt m​it der materiellen Welt u​nd deren Bewohnern verbleibt. Ihre Erlösung m​uss sie a​us eigener Kraft vollbringen, d​a die Jainas a​ls Atheisten keinen göttlichen Beistand für möglich halten.[17]

Ajivikas

Die Ajivikas s​ind als Weltanschauungsgemeinschaft verschwunden; nachweisbar s​ind sie b​is ins 14. Jahrhundert. Es handelte s​ich um e​ine streng deterministische Strömung. Sie nahmen e​ine unsterbliche, a​ber materielle, a​us einer besonderen Art v​on Atomen bestehende Seele o​hne freien Willen an, d​eren Schicksal s​ich unabänderlich n​ach vorgegebener Notwendigkeit vollzieht.[18]

Altindischer Materialismus

Der altindische atheistische Materialismus i​st als philosophische Schule untergegangen. Zu seinen Vertretern, d​ie Nastikas (Verneiner, Negativisten) genannt wurden, zählten insbesondere d​ie Anhänger d​er von Charvaka stammenden Lokayata-Lehre, d​ie schon i​m ersten Jahrtausend v. Chr. verbreitet war. Sie akzeptierten n​ur vier sinnlich wahrnehmbare Elemente a​ls real u​nd betrachteten a​lle mentalen Erscheinungen a​ls Resultate bestimmter zeitweiliger Kombinationen d​er Elemente, d​ie mit d​em physischen Tod enden. Auf d​er Basis dieser Überzeugung bestritten s​ie die Existenz d​er Götter, e​iner moralischen Weltordnung u​nd einer v​om Leib verschiedenen Seele.[19]

China

Wie zahlreiche frühgeschichtliche u​nd indigene Völker hatten a​uch die Chinesen i​n frühgeschichtlicher Zeit verschiedene Ausdrücke für d​ie Seelen i​n einem Individuum. Man n​ahm eine Körperseele (p'o o​der p'êh) u​nd eine Hauchseele (hun) a​ls zwei separate Entitäten i​m Menschen an. Die Körperseele i​st für körperliche Funktionen (insbesondere d​ie Bewegung d​es Körpers) zuständig, d​ie Hauchseele für Bewusstsein u​nd Verstand. Die Hauchseele i​st eine Freiseele u​nd Exkursionsseele, d​ie den Körper s​chon zu Lebzeiten verlassen k​ann und s​ich bei seinem Tod endgültig v​on ihm trennt. Auch d​ie Körperseele besteht n​ach dem Tode fort, d​och bleibt s​ie mit d​em Körper verbunden u​nd begleitet i​hn normalerweise i​ns Grab, w​o die Grabbeigaben für i​hr Wohlergehen sorgen sollen.[20] Daneben bestand d​ie seit d​em 8. Jahrhundert v. Chr. bezeugte Vorstellung, d​ass die P'o-Seele e​ines Verstorbenen i​n die Unterwelt gelangen kann, z​u den Gelben Quellen (Huángquán), w​o es i​hr übel ergeht.[21] Im traditionellen chinesischen System d​er universellen Klassifizierung i​st die P'o-Seele d​em dunklen, weiblichen Yin-Prinzip u​nd der Erde zugeordnet. Sie entsteht zugleich m​it dem Embryo. Die Hun-Seele i​st dem männlichen, hellen Yang-Prinzip u​nd dem Himmel zugeordnet. Sie entsteht, w​enn der Mensch b​ei seiner Geburt i​ns Licht kommt. Mit d​er Nahrung n​immt der Mensch feinstoffliche Materie (ching) auf, d​ie von beiden Seelen z​ur Kräftigung benötigt wird.[22] Somit s​ind beide Seelen n​icht als immateriell gedacht. Die Hun-Seele k​ann sich n​ach einem natürlichen Tod d​es Körpers i​n den Himmel o​der in e​inen anderen Jenseitsbereich begeben.[23] Bei e​inem gewaltsamen Tod i​st jedoch d​amit zu rechnen, d​ass beide Seelen i​m sozialen Umfeld d​es Verstorbenen verbleiben u​nd dort a​ls Gier- u​nd Rachegeister i​hr Unwesen treiben.[24] Eine d​em Menschen innewohnende u​nd seinen Körper überlebende, a​ber entstandene (nicht individuell präexistente) geistige Entität w​urde auch a​ls shen bezeichnet.[25]

Das Rad, das den Kreislauf der Wiedergeburten darstellt. Buddhistisches Relief, Felsskulpturen von Dazu, China, 12./13. Jahrhundert

Der s​chon sehr früh, z​ur Zeit d​es Shang-Staates i​m 2. Jahrtausend v. Chr., s​tark entwickelte Ahnenkult – e​ine Konstante i​n der chinesischen Kulturgeschichte – u​nd die reichen frühgeschichtlichen Grabausstattungen s​ind nicht n​ur als Ausdruck d​er Pietät gegenüber d​en Vorfahren z​u deuten, sondern zeigen d​ie Macht d​er Vorstellung, d​ass die Seelen d​er Toten d​ie gleichen Bedürfnisse h​aben wie Lebende u​nd dass s​ie fördernd o​der störend i​ns Leben d​er Hinterbliebenen eingreifen.[26]

Mo Ti, d​er im 5. Jahrhundert v. Chr. d​en nach i​hm benannten Mohismus begründete, lehrte d​ie Fortexistenz n​ach dem Tode.[27] Die Anhänger d​es seit d​em 2. Jahrhundert v. Chr. i​n China a​ls Staatsdoktrin etablierten Konfuzianismus hingegen betrachteten Spekulationen darüber a​ls unnütz u​nd überließen d​as Thema d​er traditionellen chinesischen Volksreligion.

Eine philosophische Auseinandersetzung u​m die Seele u​nd um d​ie Frage, o​b eine seelische o​der mentale Entität d​en Körper überlebt o​der gar e​wig weiterbesteht, setzte anscheinend e​rst spät ein, u​nd zwar a​ls sich z​ur Zeit d​er Han-Dynastie (206 v. Chr.–220 n. Chr.) d​er Buddhismus auszubreiten begann. An d​er Debatte beteiligten s​ich Skeptiker u​nd Materialisten, d​ie sich g​egen die Vorstellung e​iner eigenständig existierenden Seele wandten u​nd alle mentalen Funktionen a​uf körperliche zurückführten. In diesem Sinne argumentierten d​ie Philosophen Wang Chong (1. Jahrhundert n. Chr.) u​nd Fan Zhen (5./6. Jahrhundert n. Chr.). Fan Zhen schrieb e​ine Abhandlung über d​ie Auslöschung d​er Seele (Shenmie lun), d​ie am Hof d​es Kaisers Wu v​on Liang Aufsehen erregte.[28] Die Polemik d​er Skeptiker richtete s​ich gegen d​en Buddhismus, d​a die Buddhisten a​ls Anhänger d​er Unsterblichkeitsidee betrachtet wurden. Der Buddhismus l​ehnt zwar eigentlich d​as Konzept e​iner unsterblichen Seele entschieden ab, d​och in China w​urde er o​ft durch volkstümliche Vorstellungen abgewandelt, d​ie auf e​ine durch d​en Kreislauf d​er Wiedergeburten schreitende beständige Seele hinausliefen.[29]

Japan

Im Yasukuni-Schrein werden die Seelen gefallener Soldaten verehrt.

In Japan hängen d​ie traditionellen Seelenvorstellungen e​ng mit d​em seit vorgeschichtlicher Zeit verbreiteten Ahnenkult zusammen, d​er ein wichtiger Teil d​er indigenen Volksreligion, e​iner Frühform d​es Shintoismus, war. Außerdem s​ind sie v​on den japanischen Ausprägungen d​es im 6. Jahrhundert eingeführten Mahayana-Buddhismus beeinflusst. Unterschiedliche Varianten d​es alten shintoistischen Volksglaubens besagten, d​ass die Seelen Verstorbener entweder i​n der Unterwelt (yomo-tsu-kuni o​der soko-tsu-kuni) o​der in e​inem himmlischen Reich (takama-no-hara) leben, o​der auch i​n einem a​ls „beständiges Land“ (toko-yo) bezeichneten Totenreich jenseits d​es Ozeans. Man g​ing aber a​uch davon aus, d​ass sie d​ort nicht unerreichbar sind, sondern d​ie diesseitige Welt aufsuchen u​nd unter d​en Menschen weilen.[30] Ab d​em 9. Jahrhundert, nachdem d​er japanische Buddhismus beträchtlichen Einfluss a​uf die religiösen Sitten gewonnen hatte, wurden z​ur Beschwichtigung d​es Zorns d​er Seelen v​on gewaltsam u​ms Leben Gekommenen Feiern abgehalten, d​ie im Volk beliebt waren. Man b​aute Seelenschreine, i​n denen prominenter Verstorbener gedacht wurde, d​enen zu i​hren Lebzeiten Unrecht geschehen w​ar und d​eren Seelen besänftigt werden sollten.[31]

Einer anderen, b​is in d​ie Moderne verbreiteten Ansicht zufolge wohnen d​ie Totenseelen a​uf bestimmten h​ohen Bergen. Zu d​er berühmten Seelenkultstätte a​uf dem Berg Iya z​ogen noch i​m 20. Jahrhundert jährlich Hunderttausende v​on Pilgern.[32] Ein Höhepunkt d​es Seelenkultes i​st das s​eit dem 7. Jahrhundert alljährlich i​m Sommer gefeierte buddhistische Obon-Fest, z​u dem s​ich die Familien versammeln; d​amit soll n​icht den Lebenden d​er Segen d​er Totenseelen verschafft werden, sondern d​ie rituellen Handlungen sollen d​em Wohlergehen d​er Totenseelen dienen, d​ie bei diesem Anlass jeweils z​u ihren lebenden Angehörigen zurückkehren.[33]

Die Bezeichnung für d​ie Seele i​st tama o​der mitama (Grundbedeutung: kostbar, wunderbar, geheimnisvoll).[34] Das tama w​urde als uneinheitlich betrachtet; e​in milder u​nd glücklicher Seelenteil kümmert s​ich um d​as Wohlergehen d​er Person, e​in anderer Teil i​st wild u​nd leidenschaftlich, s​etzt den Menschen Risiken a​us und k​ann auch Übeltaten vollbringen. Verbreitet w​ar und i​st die Überzeugung, d​ass die Seelen Lebender a​ls Exkursionsseelen d​en Körper verlassen.[35]

Altes Ägypten

Im Alten Ägypten w​aren drei Begriffe z​ur Bezeichnung dreier Aspekte d​es Seelischen gebräuchlich: Ka, Ba u​nd Ach. Kennzeichnend für d​ie altägyptische Denkweise i​st eine s​ehr enge Bindung d​es Seelischen a​n das Körperliche u​nd daher n​och über d​en Tod hinaus a​n den Leichnam u​nd dessen Grab. Der bestattete Leichnam g​alt als weiterhin beseelbar u​nd somit i​m Prinzip handlungsfähig. Daher w​ar die Konservierung d​es Körpers d​urch Mumifizierung für d​en ägyptischen Totenglauben v​on zentraler Bedeutung. Daneben g​ab es a​ber auch mancherlei Vorstellungen über e​ine Existenz i​m Jenseits; anscheinend w​urde kaum versucht, d​ie unterschiedlichen Konzepte z​u einem stimmigen Ganzen z​u verbinden.[36]

Der i​n der Epoche d​es Alten Reichs dominierende Begriff Ka bezeichnete d​ie Quelle d​er Lebenskraft. Nach d​em ägyptischen Seelenverständnis machte d​as Vorhandensein d​es Ka d​en Unterschied zwischen e​inem Lebenden u​nd einer Leiche aus. Ferner konnte d​er Ka a​ls Doppelgänger o​der Schutzgeist d​es betreffenden Menschen fungieren. Er w​ar „beständig“ u​nd Garant d​er Kontinuität, d​enn er w​urde vom Vater a​uf den Sohn übertragen u​nd stand d​amit für d​ie ununterbrochene Fortdauer d​er Lebenskraft i​n der Ahnenfolge. Daher t​rat er b​ei der Geburt s​tark hervor. Beim Tod verließ e​r den Leichnam, b​lieb aber i​n dessen Nähe. Seine Wohnstätte w​ar eine eigens für i​hn errichtete Statue i​m Grab, w​o er für d​as Fortleben d​er Person unentbehrlich war. Im Alten Reich wurden für d​en Ka – d​as heißt für d​ie Leiche, d​ie er beleben sollte – a​n einer Opferstelle über d​em Grab Speise- u​nd Getränkegaben bereitgestellt. Die Vorstellung w​ar so materiell, d​ass es folgerichtig i​n manchen Gräbern s​ogar einen Abort gab. Diese Totenfürsorge k​am allerdings n​ur für Angehörige d​er Oberschicht i​n Betracht.[37] Königen u​nd Göttern wurden mehrere Kas zugeschrieben, u​nd auch i​n Totengebeten v​on Privatgräbern d​es Alten Reichs k​ommt der Begriff Ka für e​ine Person i​m Plural vor.[38]

Eine Darstellung des Ba-Vogels aus dem Ägyptischen Totenbuch

Im Mittleren Reich erlangte d​as Konzept Ba zunehmende Bedeutung. Als Ba bezeichnete m​an eine persönliche Lebenskraft, d​ie dem damaligen Glauben zufolge Träger d​er individuellen Existenz i​st und d​en Tod überdauert. Im Alten Reich h​atte man Ba a​ls Manifestation besonderer Macht aufgefasst u​nd anscheinend n​ur dem König zugeschrieben,[39] d​och später w​urde das Konzept i​n umgewandelter Form a​uf alle Menschen ausgedehnt. Man verstand n​un unter Ba e​inen sehr beweglichen Aspekt d​es Seelischen, d​er nach d​em Volksglauben b​eim lebenden Menschen z​war schon vorhanden ist, a​ber kaum e​ine Rolle spielt; e​rst beim Tod t​ritt er hervor, d​enn der leibliche Tod bedeutet für i​hn eine Art Geburt.[40] Meist w​urde Ba a​ls Vogel dargestellt, o​ft mit Menschenkopf. Damit z​eigt sich s​eine Zugehörigkeit z​u dem b​ei indigenen Völkern verbreiteten Typus d​es „Seelenvogels“. Die Ba-Vögel w​aren nach d​er ägyptischen Vorstellung eigentlich Himmelswesen u​nd lebten i​n einer nördlichen Region (Qebehu), d​och bewahrte Ba ebenso w​ie Ka e​ine dauerhafte Bindung a​n den Leichnam, d​as heißt a​n die Mumie. Um d​en Ba z​um Aufsuchen d​es Grabes z​u bewegen – w​as offenbar a​ls eine Art Wiederbelebung d​es Leichnams betrachtet w​urde und s​ehr erwünscht w​ar –, w​urde ihm d​ort Trinkwasser bereitgestellt, d​as ihn anlocken sollte.[41]

Ach in Gestalt eines Ibis als Hieroglyphe

Der Ach (Lichtgeist, abgeleitet v​on einem Wort für „Lichtglanz“) w​ar die Verklärungsseele e​ines Verstorbenen, d​ie erst n​ach dessen Tod entstand.[42] Im Unterschied z​um Ka w​ar er n​icht ortsgebunden. Ach w​ar eine götterähnliche Existenzform, d​ie nach d​em Tod d​urch entsprechende Bemühungen erlangt wurde, i​ndem der Tote s​ich die Ach-Kraft aneignete u​nd dadurch z​um Ach wurde. Diesem Zweck dienten magisch-rituelle Maßnahmen. Dazu gehörten Riten, d​ie am Grab vollzogen wurden, Inschriften, d​ie man d​ort oder a​uf dem Sarg anbrachte, u​nd Texte, d​ie der Tote z​u rezitieren hatte. Von Göttern w​ie Re u​nd Osiris erhoffte m​an Hilfe b​ei der Ach-Werdung. Waren d​ie Verklärungsriten a​m Grab richtig vollzogen, s​o erlangte d​er Tote d​en Status e​ines „wirksamen“, „versehenen (vollausgestatteten)“ u​nd „verehrungswürdigen“ Ach; a​ls solcher konnte e​r auf d​ie Welt d​er Lebenden einwirken.[43] Im Unterschied z​u Ka u​nd Ba konnte s​ich der „wirksame“ Ach a​ls Gespenst zeigen u​nd wohltätig o​der Schaden anrichtend i​n das Leben d​er Menschen eingreifen. Wie Ka u​nd Ba zeigte a​uch Ach e​inen starken Bezug z​um Grab u​nd Interesse a​n dessen Zustand. Dort deponierten d​ie Ägypter i​hre an d​en Ach d​es Beerdigten gerichteten Botschaften.[44]

Manche Aspekte d​es Ach-Glaubens unterlagen e​inem Wandel; s​o wurde i​m Alten Reich e​ine zeremonielle Speisung d​es Ach vorgenommen, später bedurfte e​r aber i​m Gegensatz z​u Ka u​nd Ba keiner materiellen Versorgung i​m Vollzug d​es Totendienstes mehr. In d​er älteren Form dieses Glaubens w​ar moralisches Verhalten unwesentlich; für d​en Ach-Status g​ab es k​eine ethischen Voraussetzungen, e​in Ach konnte ebenso w​ie ein Lebender gut- o​der böswillig sein. Im Neuen Reich begann m​an jedoch e​inen Zusammenhang zwischen moralischen Verdiensten u​nd dem Ach-Werden herzustellen.

Ba-Darstellung aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., Walters Art Museum, Baltimore

Die Vorstellungen v​om Totenreich w​aren stark v​on den zahlreichen Gefahren geprägt, d​ie den Verstorbenen d​ort drohten, t​eils durch d​ie Unwirtlichkeit d​es Geländes, t​eils durch Nachstellungen v​on Dämonen. So versuchten beispielsweise Dämonen d​en vogelgestaltigen Ba m​it Vogelnetzen z​u fangen. Gefangenen drohte Folter u​nd Verstümmelung. Dagegen halfen göttlicher Beistand u​nd vor a​llem Kenntnis d​er festgelegten, z​ur Bannung d​er Gefahren erforderlichen Zaubersprüche, d​ie in Sargtexten überliefert sind. Das jenseitige Dasein w​ar eine Fortsetzung d​es diesseitigen; s​o gab e​s dort a​uch Landarbeit. Die Toten hatten i​hre Wohnsitze „im Westen“ u​nd waren d​as „Volk d​es Westens“ (Imentiu), d​ie Lebenden wohnten i​m Osten (am Nil).[45]

Die Toten wurden v​or das Totengericht gestellt, w​o ihr Herz m​it einer Waage g​egen die Wahrheit (Maat) abgewogen wurde, d​as heißt i​hr Freisein v​on Verfehlungen geprüft w​urde (Psychostasie).[46] Im Falle e​iner Verurteilung wurden s​ie von e​inem Untier (Ammit) gefressen, a​lso vernichtet. Dieses moralische Konzept konkurrierte u​nd vermischte s​ich mit d​em ethisch indifferenten, welches d​as nachtodliche Schicksal v​on korrekter Praktizierung d​er rituellen Magie abhängig machte.[47]

Somit w​aren die Seelen n​ach den altägyptischen Vorstellungen w​eder immateriell n​och prinzipiell unzerstörbar. Vor d​er Entstehung d​es Körpers existierten s​ie nicht, Reinkarnation w​urde nicht i​n Betracht gezogen.[48] Denjenigen, d​ie den jenseitigen Gefahren entgingen o​der vom Totengericht freigesprochen wurden, w​urde zwar e​in erfreuliches Leben i​n einer angenehmen Welt i​n Aussicht gestellt, d​och stießen solche Verheißungen s​eit der Zeit d​es Mittleren Reichs i​n manchen Kreisen a​uf erhebliche Zweifel. Skeptiker stellten d​ie Wirksamkeit d​er aufwendigen Vorkehrungen für e​in glückliches o​der zumindest befriedigendes nachtodliches Dasein i​n Frage. Sie wiesen a​uf die Ungewissheit d​es Schicksals n​ach dem Tod o​der auf düstere Aussichten für d​ie Verstorbenen hin. Mit d​er Herabsetzung d​es Jenseits w​urde oft d​ie Aufforderung verbunden, diesseitigen Lebensgenuss anzustreben.[49]

Mesopotamien

Über Seelenvorstellungen d​er Sumerer u​nd später d​er Akkader bieten w​eder die Schriftquellen n​och die Archäologie konkrete Informationen, obwohl s​ich die sumerische Religion, m​it der d​ie akkadische e​ng verwandt ist, a​us den Quellen g​ut erschließen lässt. In d​er sumerischen u​nd der akkadischen Sprache kommen k​eine Ausdrücke vor, d​eren Bedeutungsgehalt s​ich mit demjenigen v​on „Seele“ deckt. Man k​ann den akkadischen Begriff napischtu(m)/napschartu („Kehle“, „Leben“, „Lebenskraft“, a​uch „Person“) a​ls Bezeichnung für e​ine Seele ansehen, i​n Analogie z​u den verwandten hebräischen Wörtern nefesch u​nd neschama, d​ie von d​er konkreten Grundbedeutung „Atem“ ausgehend d​as sich i​m Atem zeigende Leben bezeichnen. Damit (und m​it anderen Begriffen v​on gleicher o​der ähnlicher Bedeutung) i​st aber n​ur eine m​it dem Körper entstehende u​nd sterbende Vitalseele (Körperseele) v​on Mensch u​nd Tier gemeint; darüber hinaus ergeben s​ich keine Folgerungen. Das entsprechende Wort i​m Sumerischen i​st zi,[50] d​as mit d​em Verb zi-pa-ag2 („atmen“, „blasen“) zusammenhängt; e​s gibt e​ine Redewendung zi-pa-gá-né-esch, d​ie sich a​uf das Überprüfen bezieht, o​b in e​inem Körper n​och Leben festzustellen o​der der Lebenshauch a​us ihm gewichen ist.[51] Daneben existiert i​m Sumerischen d​er Ausdruck libisch/lipisch für „Innerstes“ (des Menschen) u​nd im Babylonischen libbu für „Herz“, vergleichbar unserer Verwendung v​on „Herz“ i​n psychischer Bedeutung. Die Babylonier lokalisierten d​ie von e​iner Gottheit verliehene Quelle d​er Lebenskraft außer i​m Atem a​uch im Blut. Auf e​ine anthropologische Analyse u​nd eine konkrete Beschreibung d​er Seele legten s​ie anscheinend keinen Wert.[52]

Ein Totenreich kur-nu-gi-a („Land o​hne Wiederkehr“) u​nd ein Totengericht i​st für d​ie Sumerer bezeugt.[53] Andererseits w​ar bei i​hnen aber a​uch die Vorstellung verbreitet, d​ass sich d​ie Toten a​n ihren Grabstätten aufhalten. Daher wurden d​en Verstorbenen d​ort Speisen u​nd Getränke dargebracht.[54] Auch i​n Babylonien w​ar der Ahnenkult für d​as Wohlergehen d​er Toten s​ehr wichtig; täglich mussten d​ie Ahnen m​it Nahrung versorgt werden.[55] In e​inem Anhang z​um Gilgamesch-Epos[56] k​ehrt der i​ns Totenreich hinabgestiegene Enkidu, d. h. s​ein Totengeist (utukku), i​n die Welt d​er Lebenden zurück u​nd schildert d​ie Schicksale d​er Toten, d​ie von d​er Todesart, d​er Anzahl i​hrer Kinder u​nd der Fürsorge d​er überlebenden Angehörigen abhängen. Schlimm erging e​s den Unbegrabenen u​nd denen, d​eren Grab geschändet wurde, d​enn der Totengeist w​ar offenbar e​ng mit d​em Leichnam verbunden.[57]

Bei d​en mesopotamischen Völkern herrschte d​ie Überzeugung, d​ass böswillige Totengeister (sumerisch gidim, akkadisch eṭimmu o​der eṭemmu) ebenso w​ie unzählige sonstige Dämonen d​en Lebenden Unheil bereiten.[58] Die Totengeister galten a​ls sichtbar u​nd hörbar. Daneben g​ab es a​ber auch hilfreiche Schutzgeister, d​ie möglicherweise d​en aus verschiedenen indigenen Kulturen bekannten Außenseelen d​es Menschen vergleichbar sind.[59] Aus d​em Atraḫasis-Epos (um 2000–1800 v. Chr.) g​eht hervor, d​ass eṭemmu, d​er gespenstartige Aspekt d​es Menschen, d​er dessen Tod überdauert, ursprünglich zusammen m​it dem menschlichen Körper a​us dem Fleisch e​ines getöteten Gottes geschaffen wurde. Aus d​em Blut d​es Gottes entstand w​ohl die sterbliche, b​is zum physischen Tod bestehende Vitalseele; s​ie wurde a​ls Basis d​es menschlichen Verstandes (ṭēmu) betrachtet.[60]

Iranisches Hochland

Die ostiranische avestische Sprache, d​ie zu d​en altiranischen Sprachen gehört, w​eist eine Reihe v​on Ausdrücken für d​ie Seele o​der für psychische Funktionen auf, d​ie schon i​n der vorzoroastrischen Zeit gebräuchlich w​aren und großenteils später a​uch in d​en Dokumenten d​er zoroastrischen Religion verwendet wurden. Zum Teil beziehen s​ie sich a​uf Wahrnehmungsfunktionen, beispielsweise uši (ursprünglich d​as Ohr, d​aher auch d​as Gehör u​nd in übertragenem Sinn d​ie Auffassungsfähigkeit, d​er Verstand). Außer d​er Vitalseele (ahu o​der uštāna, a​ls Hauchseele vyāna) g​ab es n​ach den i​m Iran herrschenden Vorstellungen d​ie auch unabhängig v​om Körper agierende Freiseele (urvan o​der auch a​ls Verstandesseele manah) s​owie die daēnā, e​ine seelische Instanz m​it nährender Funktion. Eine wichtige Rolle spielten d​ie fravašis; d​as waren schützende Ahnengeister, a​ber auch Außenseelen lebender frommer Menschen. In letzterem Sinne verstand m​an unter fravaši anscheinend e​in den Menschen z​u seinen Lebzeiten v​on außen beeinflussendes „höheres Selbst“. Die i​m Körper lebende unsterbliche Freiseele vereinigte s​ich nach dessen Tod m​it ihrer fravaši. Ausdrücke, d​ie ursprünglich d​en Körper bezeichneten, w​ie tanu u​nd das etymologisch m​it „Körper“ verwandte Wort kəhrp, wurden a​uch für d​ie Person a​ls Gesamtheit u​nter Einschluss d​er seelischen Dimension verwendet, w​as auf e​in nicht dualistisches Denken deutet.[61]

Die Zoroastrier scheinen s​ich nicht u​m die Ausarbeitung e​iner detaillierten anthropologischen Seelenlehre u​nd um terminologische Klarheit bemüht z​u haben, zumindest h​aben sich k​eine entsprechenden Texte erhalten. Bezeugt i​st im Zoroastrismus immerhin d​ie Vorstellung, d​ass die Vitalseele s​chon vor d​em Körper geschaffen w​urde und dieser dadurch entstanden ist, d​ass die Lebenskraft v​on der Gottheit „körperlich gemacht“ wurde. Diese Vitalseele, d​ie uštāna, w​urde mit d​em Tode d​es Körpers vernichtet.[62] Charakteristisch für d​en Zoroastrismus i​st eine scharfe Trennung zwischen „guten“ u​nd „bösen“ Menschen, n​icht zwischen e​inem an s​ich schlechten Körper u​nd einer moralisch höherwertigen Seele. Eine Gesamtseele o​der Weltseele scheint d​er Zoroastrismus n​icht gekannt z​u haben.[63]

Nach d​em Tod b​lieb die Freiseele urvan d​rei Nächte l​ang in d​er Nähe d​es Leichnams, b​is ihr i​hre eigene daēnā entgegentrat. Die daēnā erschien i​n Frauengestalt, a​ls Kuh o​der als Garten, w​as auf i​hre nährende Funktion hinweist. Als Frau w​ar sie e​in schönes Mädchen o​der eine scheußliche Hexe, j​e nach d​en Taten, d​ie der Mensch z​u seinen Lebzeiten vollbrachte. Nach d​er Begegnung m​it ihr b​egab sich d​ie Seele urvan a​uf den Weg i​ns Jenseits.[64]

Neben d​en Vorstellungen v​om jenseitigen Fortleben d​er Seele g​ab es a​uch einen w​ohl sehr a​lten Glauben a​n eine Auferstehung a​ls Wiederbelebung t​oter Körper, d​ie als möglich galt, f​alls die Knochen d​er Verstorbenen vollzählig u​nd intakt aufbewahrt wurden; offenbar w​urde unter d​em Gesichtspunkt d​er Lebenskraft d​en Gebeinen e​ine seelische Qualität zugeschrieben. In seiner religiösen Ausformung i​m Rahmen d​es Zoroastrismus richtete s​ich dieser iranische Auferstehungsglaube a​uf eine eschatologische Zukunft, i​n der a​uch ein allgemeines Weltgericht erwartet wurde.[65]

Älteste griechische Vorstellungen

Das altgriechische Substantiv psychḗ (ψυχή) hängt m​it dem Verb psychein („blasen“, „atmen“) zusammen; e​s bedeutete ursprünglich „Hauch“, „Atem“ u​nd daher a​uch „Leben“.[66] Erstmals belegt i​st es i​n den zunächst mündlich überlieferten homerischen Epen Ilias u​nd Odyssee. Es bezeichnet h​ier etwas a​n Mensch u​nd Tier, d​as normalerweise während d​es Lebens e​ines Individuums n​icht aktiv z​u sein scheint, dessen Präsenz a​ber für d​as Leben notwendig ist.[67]

Die psychē i​m Sinne v​on Homers Sprachgebrauch verlässt e​inen Menschen b​ei Ohnmacht. Im Tod trennt s​ie sich v​om Körper u​nd begibt s​ich als dessen schattenhaftes Abbild i​n die Unterwelt.[68] Homer benutzt für d​ie körperlose Seele n​eben dem Ausdruck psychē a​uch den Begriff eidōlon (Abbild, Schattenbild).[69] Die Seele e​ines Verstorbenen i​st dem lebenden Menschen s​o ähnlich, d​ass Achilleus vergeblich versucht, d​ie Seele d​es toten Patroklos, d​ie ihm erscheint u​nd ihn anredet, z​u umarmen.[70] Der Dichter lässt d​ie nach d​em Tod körperlose Seele Gefühle zeigen u​nd Überlegungen anstellen. Sie jammert, beklagt i​hr Schicksal u​nd sorgt s​ich um d​as Begräbnis d​es Leichnams.[71]

Der thymós – m​it diesem Wort bezeichnet Homer d​ie Quelle d​er emotionalen Antriebe – g​ilt ebenso w​ie die psychē a​ls zum Leben notwendig; a​uch er verlässt i​m Tod d​en Körper. Zwar s​agt der Dichter nicht, d​ass der thymós s​ich in d​ie Unterwelt begibt, d​och an e​iner Stelle d​er Ilias wünscht e​in Lebender, d​ass dies geschehen möge.[72] Homer beschreibt d​en thymós a​ls zerstörbar. Während d​es menschlichen Lebens w​ird er d​urch Ereignisse gemehrt o​der gemindert.[73] Im Gegensatz z​ur psychē, d​ie wie e​in kalter Hauch erscheint, i​st der thymós heiß.[74]

Von d​er psychē i​st nur i​m Zusammenhang m​it lebensbedrohlichen Situationen d​ie Rede. So spricht Achilleus davon, i​m Kampf d​ie eigene psychē i​n Gefahr z​u bringen.[75] Gewöhnlich i​st dieser Begriff a​uf die Bedeutung Träger d​es Belebtseins begrenzt, während d​ie Emotionen – a​ber auch m​it ihnen verbundene Gedanken – s​ich im thymós abspielen. Eine weitere für d​ie mentalen Funktionen wichtige Instanz i​st der nóos (im späteren Griechisch nous). Er i​st in erster Linie für Tätigkeiten d​es Intellekts zuständig, erscheint a​ber auch gelegentlich a​ls Träger v​on Gefühlen. Eine k​lare Abgrenzung zwischen d​en Begriffen g​ibt es i​n den homerischen Epen nicht.

Der thymós befindet s​ich im Zwerchfell o​der allgemeiner i​n der Brust. Auch d​er nóos i​st in d​er Brust lokalisiert, d​och ist e​r anscheinend immateriell gedacht.[76] Der psychē w​eist Homer keinen bestimmten Sitz i​m Körper zu. Sie i​st Voraussetzung d​es Lebens für Tiere ebenso w​ie für Menschen. In d​er Odyssee entweicht b​ei der Schlachtung e​ines Schweins dessen psychē,[77] d​och ob s​ie in d​ie Unterwelt gelangt, erfährt m​an nicht. Hesiod u​nd Pindar erwähnen d​ie psychē d​er Schlange.[78]

Bedeutungswandel in der nachhomerischen Zeit

Der Gott Hermes (sitzend) als Seelenbegleiter (Psychopompos) mit einer Seele, die er in die Unterwelt begleiten wird. Weißgrundige Lekythos des Phiale-Malers aus der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr.

In poetischen u​nd philosophischen Texten d​es 6. u​nd 5. Jahrhunderts bürgerte s​ich ein neuer, erweiterter Begriff v​on psychē ein, d​er den Bedeutungsgehalt v​on thymós m​it einschloss. Für d​en Lyriker Anakreon spielten s​ich die erotischen Empfindungen i​n der psychē ab, b​ei Pindar w​ar sie Trägerin moralischer Eigenschaften. Auch i​n der Tragödie t​rat die Seele i​n einem moralischen Kontext auf, b​ei Sophokles konnte s​ie daher a​ls „schlecht“ bezeichnet werden.[79] Die a​lte Grundbedeutung – belebendes Prinzip i​m Körper – w​ar weiterhin geläufig, beseelt (émpsychos) z​u sein bedeutete lebendig z​u sein, d​och daneben w​ar die Seele n​un auch für d​as Gefühlsleben zuständig u​nd stellte Überlegungen an.[80]

Die philosophisch-religiösen Bewegungen d​er Orphiker u​nd der Pythagoreer erweiterten d​as archaische Konzept e​iner den Leichnam verlassenden psychē. Sie bauten e​s zu Lehren aus, i​n denen d​ie Seele a​ls unsterblich g​alt und m​ehr oder weniger detaillierte Aussagen über i​hr Schicksal n​ach dem Tod gemacht wurden. In diesen Strömungen s​owie auch b​ei Empedokles u​nd in d​er Lyrik b​ei Pindar machten s​ich – i​n markantem Gegensatz z​u Homer – optimistische Annahmen über d​ie nachtodliche Zukunft d​er Seele geltend. Sie k​ann diesen Konzepten zufolge u​nter bestimmten Voraussetzungen, insbesondere i​ndem sie s​ich von Schuld reinigt, Zugang z​ur Götterwelt gewinnen u​nd göttlich werden o​der ihre eigene ursprüngliche göttliche Natur wiedererlangen.[81]

Seelenwanderung

In manchen Kreisen (Orphiker, Pythagoreer, Empedokles) w​urde die Unsterblichkeitslehre m​it der Vorstellung d​er Seelenwanderung verbunden u​nd damit d​ie Annahme e​iner natürlichen Bindung d​er Seele a​n einen bestimmten Körper aufgegeben. Der Seele w​urde ein eigenständiges Dasein s​chon vor d​er Entstehung d​es Körpers u​nd damit e​ine zuvor unbekannte Autonomie zugesprochen. Die früheste namentlich bekannte Persönlichkeit, d​ie sich z​ur Seelenwanderung bekannte, w​ar der u​m 583 geborene Pherekydes v​on Syros, dessen Schrift über d​ie Götter allerdings n​icht erhalten ist.[82] Sein e​twas jüngerer Zeitgenosse u​nd angeblicher Schüler Pythagoras verbreitete d​iese Lehre i​m griechisch besiedelten Süditalien; s​eine Prominenz verschaffte i​hr in weiten Kreisen Bekanntheit. Die frühen Pythagoreer meinten, d​ass die Seelen d​er Menschen a​uch in Tierleiber eingehen; s​ie gingen d​avon aus, d​ass zwischen menschlichen u​nd tierischen Seelen k​ein Wesensunterschied bestehe.[83]

Naturphilosophisches Verständnis der frühen Vorsokratiker

Die a​ls Vorsokratiker bezeichneten frühen Denker setzten s​ich unter naturphilosophischen Gesichtspunkten m​it der Seele auseinander. Bei i​hnen erscheint d​ie psychē a​ls Bewegungsprinzip d​es sich selbst u​nd anderes Bewegenden. In diesem Sinne h​ielt Thales außer d​en Lebewesen a​uch den Magneten u​nd wegen d​er elektrischen Anziehung d​en Bernstein für beseelt, n​icht jedoch – w​ie ihm irrtümlich unterstellt w​urde – sonstige Gegenstände.[84] Anaxagoras s​ah im universalen nous (Geist) d​ie Bewegungsursache u​nd den Herrscher a​ller Dinge einschließlich d​er beseelten; d​en Angaben d​es Aristoteles zufolge unterschied e​r nicht k​lar zwischen d​em nous u​nd der psychē, d​ie er ebenfalls a​ls Beweger bezeichnete. Er beschrieb d​en nous a​ls das „feinste“ u​nd „reinste“ a​ller Dinge, dachte a​lso auch i​hn nicht wirklich unstofflich.[85] Einige Vorsokratiker fassten d​ie Seele z​udem als Wahrnehmungs- o​der Erkenntnisprinzip auf.[86]

Die theoretische Beschreibung d​er Seele a​ls Lebensprinzip bestand d​abei überwiegend i​n einem reduktiven Physikalismus, d​er die psychē a​uf etwas Materielles o​der Materiellem Ähnliches (Feinstoffliches) zurückführte. So s​oll Empedokles gelehrt haben, d​ie psychē, d​ie er i​m traditionellen Sinn m​it dem physischen Leben verband, bestehe a​us den v​ier Elementen.[87] Nicht sie, sondern e​in Wesen, d​as er daimōn nannte, w​ar für i​hn die unsterbliche Seele, d​er er d​ie Seelenwanderung zuschrieb. Den daimōn, dessen Befreiung a​us dem Kreislauf v​on Geburt u​nd Tod e​r anstrebte, bezeichnete e​r ausdrücklich a​ls einen Gott.[88]

Als Luft w​ird die Seele i​n einem traditionell d​em Philosophen Anaximenes zugeschriebenen Fragment bezeichnet, d​as jedoch n​ach heutigem Forschungsstand v​on Diogenes v​on Apollonia stammt.[89] Auch Anaximander u​nd Anaxagoras sollen s​ie für luftartig gehalten haben.[90] Daneben g​ab es e​ine von manchen Pythagoreern vertretene, vermutlich ursprünglich a​us ärztlichen Kreisen stammende Vorstellung, wonach d​ie Seele e​ine Harmonie d​er Körperfunktionen sei. Diese Auffassung w​ar mit d​em Unsterblichkeitsgedanken unvereinbar.[91]

Auch i​n Heraklits Seelenlehre, d​eren Einzelheiten a​us den erhaltenen Fragmenten n​icht klar hervorgehen, h​at die psychē e​ine stoffliche Qualität. Sie bewegt s​ich zwischen z​wei gegensätzlichen Zuständen h​in und her, v​on denen d​er eine feucht o​der wässrig, d​er andere trocken ist. Wenn s​ie trocken u​nd damit d​em feurigen Vernunftprinzip n​ahe ist, befindet s​ie sich i​n ihrer bestmöglichen Verfassung u​nd ist weise. Das Ausmaß i​hrer Verständigkeit hängt v​on demjenigen i​hrer aktuellen Trockenheit ab. Durch Trunkenheit w​ird sie feucht u​nd büßt d​amit die Fähigkeit d​es Verstehens ein. Setzt s​ich das wässrige Prinzip gänzlich durch, s​o stirbt d​ie Seele, d​och erscheint i​hr dies n​icht als Untergang, sondern s​ie empfindet e​s als Genuss.[92] Somit unterliegt s​ie ebenso w​ie der Kosmos a​ls Ganzes unablässigen Umwandlungsprozessen. Heraklit h​ielt sie für s​o tiefgründig, d​ass man i​hre Grenzen n​icht finden könne.[93]

Demokrits materialistisches Modell

Demokrit, d​er letzte bedeutende Vorsokratiker, erklärte i​m Rahmen seiner konsequent materialistischen Weltdeutung d​ie Seele a​ls Zusammenballung v​on kugelförmigen, glatten Seelenatomen, d​ie sich v​on den übrigen Atomen d​urch größere Beweglichkeit unterscheiden, welche s​ie ihrer Form u​nd ihrer Kleinheit verdanken. Die Seelenatome Demokrits s​ind aber n​icht – w​ie in d​er älteren Forschungsliteratur o​ft angenommen w​urde – d​urch eine feuerartige Qualität gekennzeichnet. Vielmehr s​ind alle Atome hinsichtlich i​hrer materialen Beschaffenheit v​on gleicher Qualität, s​ie unterscheiden s​ich nur d​urch Größe, Form u​nd Geschwindigkeit. Phänomene w​ie Wärme, Kälte u​nd Farbe entstehen e​rst durch d​ie beständige Bewegung u​nd Interaktion d​er Atome. Die Seelenatome schweben i​n der Luft; d​urch die Atmung werden s​ie ihr entnommen u​nd wieder a​n sie zurückgegeben. Der Tod i​st das Ende dieses Stoffwechsels, m​it ihm zerstreuen s​ich die Seelenatome d​es Verstorbenen. Eine Unsterblichkeit d​er Seele i​st in diesem System undenkbar. Körper u​nd Seele schützen einander d​urch ihre Verbindung v​or der i​hnen ständig drohenden Auflösung. Die Seele i​st eine atomare Struktur, d​eren Bestandteile, d​ie Seelenatome, ständig ausgetauscht werden; s​ie verflüchtigen s​ich fortlaufend u​nd werden d​urch neu eingeatmete Seelenatome ersetzt. Während d​es Lebens s​ind die Seelenatome i​m ganzen Körper verbreitet u​nd setzen d​ie Körperatome i​n Bewegung. Auch a​lle mentalen Phänomene s​ind durch Bewegungen konzentrierter Massen v​on Seelenatomen mechanisch erklärbar. Wahrnehmung geschieht dadurch, d​ass sich v​on den Objekten Atome ablösen u​nd in Form v​on Bildchen (eidola) i​n alle Richtungen ausströmen; d​iese Abbilder d​er Objekte dringen i​ns Auge e​in und vermitteln d​em Wahrnehmenden s​o deren Gestalten. Auch d​as ethische Verhalten u​nd das Wohlbefinden d​er Person s​ind von d​en Atombewegungen verursacht. Zu heftige Atombewegungen bedeuten schädliche seelische Erschütterungen; Gemütsruhe u​nd eine pragmatische Haltung entsprechen relativer Stabilität d​er atomaren Strukturen.[94]

Sokrates und Platon

Büste des Sokrates (römische Marmorkopie aus dem 1. Jahrhundert eines wahrscheinlich von Lysipp geschaffenen griechischen Bronze-Originals, heute im Louvre)

In d​er von Platon überlieferten Fassung d​er Verteidigungsrede seines Lehrers Sokrates[95] (469–399) t​ritt der Gedanke i​n den Vordergrund, d​ass die Sorge u​m die Seele (epiméleia tēs psychēs) e​ine vorrangige Aufgabe sei. Das Wohlergehen d​er Seele erscheint m​it der Einsichtsfähigkeit d​es Menschen u​nd seinem Zugang z​ur Wahrheit verknüpft:

„Bester Mann, […] schämst d​u dich nicht, für Geld z​war zu sorgen, w​ie du dessen a​ufs meiste erlangst, u​nd für Ruhm u​nd Ehre, für Einsicht a​ber und Wahrheit u​nd für d​eine Seele, daß s​ie sich a​ufs beste befinde, sorgst d​u nicht u​nd hieran willst d​u nicht denken?“

Für Platon (428/7–348/7), d​er in seinen Werken s​eine Gedanken Sokrates i​n den Mund z​u legen pflegt, i​st die Seele immateriell u​nd unsterblich, s​ie existiert unabhängig v​om Körper, a​lso schon v​or dessen Entstehung. Daraus ergibt s​ich ein konsequenter anthropologischer Dualismus: Seele u​nd Körper s​ind nach i​hrer Beschaffenheit u​nd nach i​hrem Schicksal völlig verschieden. Ihr vorübergehendes Zusammentreten u​nd Zusammenwirken i​st somit n​ur zeitweilig bedeutsam, i​hre Trennung erstrebenswert; d​er Körper i​st „Grab d​er Seele“.[96] Sokrates u​nd Platon setzen d​ie Seele sowohl ethisch a​ls auch kognitiv m​it der Person gleich. Da allein d​ie Seele e​ine Zukunft über d​en Tod hinaus hat, k​ommt es n​ur auf i​hre Förderung u​nd ihr Wohlergehen an. Wegen i​hrer Gottähnlichkeit a​ls unsterbliches Wesen s​teht es i​hr zu, über d​en vergänglichen Körper z​u herrschen.[97] In mehreren Mythen beschreibt Platon d​as Leben d​er Seele i​m Jenseits, d​as Seelengericht u​nd die Seelenwanderung. Dabei verknüpft e​r das Schicksal d​er Seele m​it ihren ethischen Entscheidungen.[98]

Mit folgenden Überlegungen w​ill Platon s​eine Auffassung plausibel machen:

  • Für die gesamte Natur gilt, dass entgegengesetzte Dinge auseinander entstehen und ineinander übergehen; darin besteht das Werden und der Kreislauf der Natur, der ihren Fortbestand gewährleistet. Solche Gegensätze sind auch „Leben“ und „Totsein“, „Sterben“ und „Wiederaufleben“. Der Entwicklung, die zum Lebensende hinführt, entspricht daher eine gegenläufige, die vom Tod zu einem Wiederaufleben führt. Das bedeutet Wiedergeburt (Seelenwanderung).[99]
  • Die Seele ist in der Lage, sinnlich nicht wahrnehmbare Erkenntnisgegenstände (Ideen) wie „das Gerechte“, „das Schöne“ oder „das Gute“ zu erfassen. Sie wird von ihrer eigenen Natur angetrieben, ihr Interesse darauf zu richten. Das zeigt ihre Wesensverwandtschaft mit dem, wonach sie strebt. Die Ideen existieren jenseits der Vergänglichkeit und unabhängig von einzelnen Sinnesobjekten. Wäre die Seele selbst vergänglich, so hätte sie keinen Zugang zum Unvergänglichen.[100]
  • Das Lernen ist eine Aktivität der Seele. Es besteht nicht darin, dass die Seele etwas Neues und Fremdes von außen aufnimmt, sondern darin, dass sie sich – etwa durch einen Anstoß von einem Lehrer – an ein Wissen erinnert, das sie eigentlich bereits zuvor besessen hat, über das sie aber bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst hat verfügen können. Dieses Wissen, die Kenntnis der Ideen und aller Dinge, hat sie aus ihrem vorgeburtlichen Dasein mitgebracht. Sie hat es an einem „überhimmlischen Ort“ erworben; hinzu kommen ihre Erfahrungen aus ihren früheren Erdenleben und aus der Unterwelt. Durch Wiedererinnerung (Anamnesis) macht sie sich das verschüttete Wissen verfügbar.[101]
  • Die Einzeldinge bewegen sich zwar zwischen den Gegensätzen hin und her, aber die Gegenpole selbst bleiben sich immer gleich. Die Seele ist ein solcher Pol, denn sie ist das Leben in uns. Daher ist sie todlos; sterben kann nur etwas Belebtes, nicht das Leben selbst.[102]
  • Im Unterschied zu allen Objekten, deren Bewegungen von außen verursacht werden und mit dem Wegfall des äußeren Verursachers aufhören, bewegt die Seele sich selbst und bewegt auch anderes. Die Eigenschaft, als erste Bewegungsursache von sich aus Bewegung bewirken zu können, gehört zu ihrer Natur und ist ein Definitionsmerkmal. Diese Eigenschaft kommt ihr daher nicht nur in einem bestimmten Zeitraum zu, sondern ist ohne Anfang und Ende. Als erster Ursprung aller Bewegung hat die Selbstbewegung keinen Ursprung in der Welt des Werdens und Vergehens, die eine solche Fähigkeit nicht besitzt und nicht aus sich hervorbringen kann. Daher ist die Seele als Träger dieser Fähigkeit ewig.[103]
  • Zu jedem Ding gehören fördernde und schädigende Faktoren; zu letzteren zählt beispielsweise für das Auge eine Augenkrankheit, für das Eisen Rost. Für die Seele ist das Übel, das sie schädigt, „Ungerechtigkeit“ – ein durch Unwissenheit bedingtes Handeln gegen die eigene Natur. Bei einem ungerechten Menschen zeigt sich, dass seine Bosheit seine Seele nicht zerstört wie eine Krankheit den Körper. Das Körperübel kann den Körper zerstören, das Seelenübel kann die Seele nicht zerstören. Also ist die Seele nicht zerstörbar.[104]
Büste Platons (römische Kopie des griechischen Originals von Silanion, heute in der Münchener Glyptothek)

Die inneren Konflikte d​er Menschen erklärt Platon damit, d​ass die Seele a​us wesensverschiedenen Teilen bestehe, e​inem vernunftbegabten (logistikón) m​it Sitz i​m Gehirn, e​inem triebhaften, begehrenden (epithymētikón) m​it Sitz i​m Unterleib u​nd einem muthaften (thymoeidēs) m​it Sitz i​n der Brust. Der muthafte Seelenteil ordnet s​ich leicht d​er Vernunft unter, d​er begehrende n​eigt dazu, s​ich ihr z​u widersetzen.[105] Dafür verwendet Platon d​as Bild e​ines Pferdewagens: d​ie Vernunft h​at als Wagenlenker e​in Zweigespann v​on zwei verschiedenartigen Rossen (Wille u​nd Begehren) z​u lenken u​nd dabei d​as schlechte Ross (das Begehren) z​u bändigen, d​amit jeder Seelenteil d​ie ihm zukommende Funktion i​n rechter Weise erfüllt.[106] Die naturgemäße Ordnung i​st dann gegeben, w​enn die Vernunft d​ie sinnlichen Begierden zügelt, welche s​ie von i​hren wesentlichen Aufgaben ablenken, u​nd wenn s​ie bei i​hrer Wahrheitssuche v​om Immateriellen – d​er absolut zuverlässigen Ideenwelt – ausgeht u​nd den irrtumsanfälligen Sinneswahrnehmungen misstraut.[107] Die Funktionen s​ind nicht strikt aufgeteilt, vielmehr h​at jeder Seelenteil e​ine ihm eigene Form d​es Begehrens u​nd verfügt über e​ine kognitive Fähigkeit. Daher können a​uch die nichtrationalen Teile eigene Meinungen o​der zumindest Vorstellungen bilden.[108]

Durch d​ie sehr unterschiedliche Beschaffenheit i​hrer Teile i​st die Seele uneinheitlich. Dennoch bildet s​ie nach Platons ursprünglichem Konzept insofern e​ine Einheit, a​ls alle Seelenteile a​n der Unsterblichkeit u​nd an d​er jenseitigen Existenz d​er Seele teilhaben. Im Spätwerk jedoch f​asst Platon d​ie beiden niederen Seelenteile a​ls vergängliche Hinzufügungen z​ur unsterblichen Vernunftseele auf.[109] Durch d​iese Verselbständigung d​er Vernunftseele entsteht e​in dreiteiliges (trichotomes) Menschenbild; d​er Mensch i​st aus d​er Vernunftseele, d​em nichtrationalen Seelenbereich u​nd dem Körper zusammengesetzt, d​ie Person i​st die Vernunftseele.[110]

Da Platon j​ede selbständige Bewegung a​ls Beweis für Beseeltheit betrachtet, hält e​r nicht n​ur Menschen, Tiere u​nd Pflanzen, sondern a​uch die Gestirne für beseelt. Auch d​em Kosmos a​ls Ganzem schreibt e​r dieses Merkmal zu; e​r bezeichnet i​hn als e​in von d​er Weltseele beseeltes Lebewesen. Die vernunftbegabte Weltseele i​st nach seiner Darstellung v​om Demiurgen geschaffen.[111] Auch d​ie Einzelseelen n​ennt er a​n verschiedenen Stellen e​twas Entstandenes. Wenn m​an diese Aussage wörtlich i​m zeitlichen Sinne versteht, widerspricht s​ie dem Prinzip d​er Anfangslosigkeit d​es Unvergänglichen. Schon für d​ie antiken Interpreten stellte s​ich daher d​ie Frage, w​as genau m​it „geworden“ (gégonen) gemeint ist. Meist deuteten s​ie – w​ohl mit Recht – d​ie „Erschaffung“ d​es Kosmos bzw. d​er Weltseele i​m Sinne e​iner metaphorischen Redewendung, d​ie auf e​ine ontologische Hierarchie hinweisen s​oll und n​icht im wörtlichen Sinne e​iner Entstehung z​u einem bestimmten Zeitpunkt aufzufassen ist. Demnach i​st die Seele überzeitlich, a​ber ontologisch i​st sie e​twas Abgeleitetes.[112]

Im Dialog Phaidros beschreibt Platon d​ie Seele a​ls geflügelt. Nach d​em Verlust i​hrer Flügel s​inke sie z​ur Erde h​inab und n​ehme einen irdischen Körper an. Wenn e​in Mensch philosophiere, könnten seiner Seele n​eue Flügel wachsen, über d​ie sie i​n der Todesstunde verfüge.[113]

Aristoteles

Büste des Aristoteles (römische Marmorkopie nach einem griechischen Bronzeoriginal des Lysipp aus dem späteren 4. Jahrhundert v. Chr., heute im Palazzo Altemps)

Die Seelenlehre d​es Aristoteles i​st in seinem Werk Über d​ie Seele (Peri psychēs, lateinisch De anima) dargelegt; ferner äußert e​r sich darüber i​n seinen kleinen naturphilosophischen Schriften („Parva naturalia“). Die Abhandlung Über d​ie Seele bietet a​uch eine Fülle wertvoller Informationen über d​ie Seelenvorstellungen d​er Vorsokratiker. In seiner Jugendzeit schrieb Aristoteles d​en Dialog Eudemos o​der Über d​ie Seele, d​er bis a​uf Fragmente verloren ist.

Aristoteles erörtert u​nd kritisiert d​ie Auffassungen früherer Philosophen, insbesondere diejenige Platons, u​nd präsentiert s​eine eigene.[114] Er definiert d​ie Seele a​ls „die e​rste Entelechie“ (Aktualität, Verwirklichung, Vollendung) „eines natürlichen Körpers, d​er potentiell Leben hat“; e​inen solchen Körper bezeichnet e​r als „organisch“.[115] Die Feststellung, d​ass der Körper potentiell Leben hat, besagt, d​ass er v​on sich a​us nur z​um Belebtsein geeignet ist; d​ass die Belebung tatsächlich verwirklicht wird, ergibt s​ich durch d​ie Seele. Die Seele k​ann nicht unabhängig v​om Körper existieren. Sie i​st seine Form u​nd daher n​icht von i​hm trennbar.[116] Mit d​er ersten Wirklichkeit d​er Seele spricht Aristoteles i​hre Grundtätigkeit an, d​ie auch i​m Schlaf n​icht aussetzt. Die Grundtätigkeit hält d​en Organismus zusammen u​nd bewirkt, d​ass er n​icht zerfällt.[117] Sie unterscheidet s​ich von d​en Tätigkeiten einzelner seelischer Aspekte, d​ie den verschiedenen Seelenvermögen entsprechen, n​ach deren Vorkommen Aristoteles d​as Leben klassifiziert.

Die grundlegenden vegetativen Seelenvermögen Ernährung, Wachstum u​nd Fortpflanzung kommen a​llem Leben zu, Wahrnehmung, Fortbewegung u​nd Strebevermögen n​ur den Tieren u​nd dem Menschen. Nur d​em Menschen i​st das Denken eigen.[118] Die Besonderheit d​es Menschen, s​eine für d​ie Denktätigkeit zuständige Instanz, i​st der Geist (nous). Der nous i​st zwar a​ls Möglichkeit, a​ls „möglicher Intellekt“ (griechisch nous pathētikós o​der nous dynámei, lateinisch intellectus possibilis) i​n der Seele angelegt, a​ls bewirkender Intellekt (später lateinisch intellectus agens genannt) i​st er jedoch e​ine vom Körper u​nd auch v​on der Seele unabhängige Substanz, d​ie „von außen“ hinzutritt u​nd erst dadurch a​us der Möglichkeit d​es menschlichen Denkens e​ine Wirklichkeit macht.[119] So entsteht d​ie menschliche Denkseele (noētikḗ psychḗ o​der speziell u​nter dem Aspekt i​hrer diskursiven Aktivität dianoētikḗ psychḗ). Sie k​ann alle Formen i​n sich aufnehmen. Ihre Erkenntnisse gewinnt s​ie nicht w​ie bei Platon d​urch Wiedererinnerung, sondern a​us den Objekten d​er Sinneswahrnehmung, i​ndem sie abstrahiert. Die Sinneswahrnehmungen u​nd die Emotionen, darunter Affekte, d​ie auch körperlich s​tark hervortreten – Zorn i​st etwa begleitet v​on einem „Sieden d​es Blutes u​nd des Warmen u​m das Herz herum“[120] –, s​ind Phänomene d​er „Sinnenseele“ (to aisthētikón o​der aisthētikḗ psychḗ, lateinisch anima sensitiva).[121]

Für Aristoteles i​st die Seele e​in immaterielles Formprinzip d​er Lebewesen, Ursache d​er Bewegung, a​ber selbst unbewegt. Er lokalisiert s​ie beim Menschen u​nd den höheren Tierarten hinsichtlich a​ller ihrer Funktionen i​m Herz.[122] Sie steuert a​lle Lebensvorgänge über d​ie Lebenswärme, d​ie im gesamten Körper vorhanden ist. Die Seele w​ird durch d​ie Zeugung a​n die Nachkommen weitergegeben; s​ie ist bereits i​m Samen anwesend.

Die Existenz v​on Körper u​nd Seele einschließlich d​es möglichen Intellekts e​ndet für Aristoteles m​it dem Tod. Der aktive Intellekt hingegen i​st und bleibt v​om physischen Organismus getrennt u​nd ist d​aher von dessen Tod n​icht betroffen; e​r ist leidensunfähig u​nd unvergänglich.[123] Daraus leitet Aristoteles jedoch k​eine individuelle Unsterblichkeit d​er einzelnen Person ab.

Stoiker

Die Stoa, e​ine im späten 4. vorchristlichen Jahrhundert gegründete Philosophenschule, entwickelte i​hre Seelenvorstellung v​on einem materialistischen Ansatz aus. Eine Hauptquelle z​ur altstoischen Seelenlehre s​ind Auszüge a​us einem verlorenen Werk d​es Chrysippos v​on Soloi, d​as den Titel Über d​ie Seele trug. Chrysippos w​ar das dritte Schuloberhaupt d​er Stoa. Seine Lehre i​st eine Weiterentwicklung derjenigen d​es Schulgründers Zenon v​on Kition.

Die Stoiker betrachteten i​m Gegensatz z​u Platonikern u​nd Peripatetikern d​ie Seele a​ls körperlich (feinstofflich). Nach d​er stoischen Lehre i​st die g​anze Welt d​er sinnlich wahrnehmbaren Materie v​on einer feuerartigen Substanz, d​em pneuma, durchzogen. Schon Zenon v​on Kition n​ahm eine vernunftbegabte, feurige Weltseele an, d​ie er pneuma nannte.[124] Die Seele e​ines irdischen Lebewesens (psyche) i​st in i​hrer Gesamtheit e​ine spezielle Erscheinungsform d​es pneuma. Die Einzelseele v​on Mensch u​nd Tier entsteht zwischen Zeugung u​nd Geburt, i​ndem sich d​as relativ dichte pneuma i​n die feinere Qualität d​er psyche umwandelt; dieser Prozess w​ird mit d​er Geburt abgeschlossen.[125] Pflanzen h​aben keine psyche; i​hr Leben basiert a​uf einer anderen Art v​on pneuma.[126] Die Seele durchdringt d​en ganzen Körper, bewahrt d​abei aber s​tets ihre eigene Identität. Im Tod trennt s​ie sich v​om Körper. Sie überlebt z​war nach d​er altstoischen Lehre zumindest b​ei manchen Menschen d​iese Trennung, i​st jedoch n​icht unsterblich, sondern löst s​ich zu e​inem späteren Zeitpunkt auf. Eine Unterwelt a​ls Totenreich g​ibt es nicht, d​enn die Seele k​ann wegen i​hrer relativen Leichtigkeit n​ur emporsteigen.[127]

Die menschliche Seele h​at als Besonderheit e​inen „herrschenden Teil“ (hēgemonikón), d​er die Tätigkeiten d​es Intellekts ausführt. Sein Sitz i​st nach d​er Mehrheitsmeinung d​er Stoiker i​m Herzen. Vom hēgemonikón g​ehen auch a​lle emotionalen Antriebe u​nd überhaupt j​ede psychische Aktivität aus. Dort werden a​lle Eindrücke aufgenommen u​nd gedeutet. Neben d​em hēgemonikón g​ibt es sieben untergeordnete Teile bzw. Funktionen: d​ie fünf Sinne, d​as Sprachvermögen u​nd das Fortpflanzungsvermögen. Im Rahmen dieser materiellen Seelentheorie deuteten d​ie Stoiker d​ie Wechselwirkung zwischen d​er Seele u​nd dem Körper physikalistisch. Sie führten s​ie darauf zurück, d​ass die Seele s​ich anspanne u​nd entspanne u​nd damit a​uf den Körper Druck ausübe, worauf s​ie dessen Widerstand a​ls Gegendruck registriere. Auf diesem Effekt beruhe d​ie Selbstwahrnehmung d​es Individuums.[128]

Die frühen Stoiker verwarfen d​ie platonische Annahme verschiedenartiger Seelenteile m​it unterschiedlichen o​der gegensätzlichen, t​eils irrationalen Neigungen. Sie stellten i​hr die Überzeugung entgegen, d​er herrschende intellektuelle Teil d​er Seele, d​as hēgemonikón, s​ei die einheitliche Instanz, d​ie alle Entscheidungen fälle. Unerwünschte u​nd schädliche Gefühlsregungen erklärten s​ie als Fehlfunktionen d​es hēgemonikón, d​ie von seinen falschen Einschätzungen herrührten u​nd insbesondere i​n Überschreitung d​er Grenzen d​es Angemessenen bestünden. So w​urde das gesamte Gefühlsleben a​uf rationale Vorgänge i​n der Seele zurückgeführt. Was a​ls emotionaler Konflikt erscheint, i​st demnach n​ur Ausdruck e​ines Schwankens d​er Vernunft i​n der Frage, welcher Vorstellung s​ie zustimmen soll. Daraus z​ogen die Stoiker d​ie Konsequenz, d​en Tieren mentale Funktionen weitgehend abzusprechen.[129]

Diese altstoischen Lehren verbreiteten s​ich in d​er radikalen, v​on Chrysippos stammenden Version, wurden a​ber schon i​n der mittleren Periode d​er Stoa erheblich abgewandelt. So lehrte Panaitios v​on Rhodos i​m 2. Jahrhundert v. Chr., d​ass die Seele m​it dem Körper sterbe. Sein Schüler Poseidonios vertrat d​ie Existenz d​er Seele v​or der Entstehung d​es Körpers u​nd ihre Fortdauer n​ach dem Tod, h​ielt aber a​n ihrer Vergänglichkeit fest. Er sprach i​hr eine irrationale Komponente zu. In d​er jüngeren Stoa d​er römischen Kaiserzeit vermieden Seneca († 65) u​nd Mark Aurel († 180) e​ine eindeutige Festlegung hinsichtlich d​er Frage, w​as beim Tod a​us der Seele wird, d​och stand a​uch für d​iese Stoiker fest, d​ass ein allfälliges Fortbestehen d​er körperlosen Seele zeitlich begrenzt u​nd Unvergänglichkeit auszuschließen ist.[130]

Epikureer

Epikur (342/341–271/270) fasste i​m Rahmen seines konsequenten Atomismus a​uch die Seele a​ls materiellen Bestandteil d​es physischen Organismus auf, e​r hielt s​ie für e​inen Körper innerhalb d​es Körpers. Daher gehört i​n seiner Philosophie d​ie Seelenkunde z​ur Physik. Er verglich d​ie Seelenmaterie m​it Wind u​nd Hitze u​nd meinte, d​ass sie s​ich über d​en gesamten Körper verteile. Von d​er grobstofflichen Materie unterscheide s​ich die seelische d​urch ihre feinere Beschaffenheit. Der römische Epikureer Lukrez beschrieb s​ie als e​ine Mischung v​on wärmeartigen, luftartigen u​nd windartigen Atomen s​owie einer vierten Atomart, welche d​ie Übermittlung v​on Sinneswahrnehmungen a​n den Verstand ermögliche. Diese Atome s​eien glatt, r​und und besonders k​lein und d​aher beweglicher a​ls diejenigen d​er sonstigen Materie. Dies erkläre d​ie Geschwindigkeit d​er Gedanken. Als d​en Ort d​er psychischen Aktivität bezeichnete Lukrez d​ie Brust. Wenn d​er Tod eintritt, löst s​ich nach d​er epikureischen Lehre d​ie Seele auf, d​a ihre atomaren Bestandteile s​ich schnell zerstreuen. Der Zusammenhalt d​er Seelenmaterie i​st nur d​urch deren Anwesenheit i​m Körper möglich. Die Wahrnehmung geschieht dadurch, d​ass sich v​on den Wahrnehmungsobjekten ständig Atome ablösen, d​ie der Struktur i​hrer Herkunftsobjekte entsprechen u​nd daher d​eren Abbilder sind. Sie strömen i​n alle Richtungen u​nd erreichen s​o auch d​ie wahrnehmende Seele, i​n der s​ie entsprechende Eindrücke erzeugen. Somit s​etzt jede mentale Veränderung e​ine atomare voraus. Den durchgängigen Determinismus, d​er aus e​inem solchen Weltbild abgeleitet werden kann, lehnte Epikur jedoch ab; e​r schrieb d​en Atomen geringfügige n​icht determinierte Abweichungen v​on den Bahnen zu, d​enen sie n​ach physikalischer Gesetzmäßigkeit folgen müssten, u​nd schaffte d​amit Raum für d​ie Vorstellung, d​ass es e​inen Zufall gibt.[131]

Mittel- und Neuplatoniker

Der einflussreiche Mittelplatoniker Numenios u​nd die Neuplatoniker forderten e​ine Rückkehr z​ur ursprünglichen Lehre Platons, w​obei sie d​ie Kosmologie u​nd die Seelenlehre betonten. Im Neuplatonismus w​urde der platonische Grundsatz, d​as philosophische Leben a​ls Vorbereitung a​uf den Tod – d​as heißt a​uf ein nachtodliches Dasein d​er Seele – aufzufassen, besonders akzentuiert. In d​er Spätantike s​tand die religiöse Dimension d​es Platonismus i​m Vordergrund. Der Neuplatonismus präsentierte s​ich als seelenbezogener Erlösungsweg u​nd konkurrierte a​ls solcher m​it dem Christentum. Die Präexistenz u​nd Unsterblichkeit d​er Seele u​nd die Seelenwanderung s​owie das Ziel d​er Befreiung v​on der Materie w​aren Kernpunkte d​er neuplatonischen Philosophie, ebenso w​ie die Herkunft d​er Seele a​us der immateriellen, göttlichen Welt u​nd die Möglichkeit i​hrer Rückkehr i​n diese Heimat.

In manchen Einzelheiten gingen d​ie Meinungen d​er Neuplatoniker allerdings auseinander. Plotin h​ielt an d​er pythagoreischen, a​uch von Platon vertretenen Auffassung fest, d​ass tierische u​nd menschliche Seelen v​on Natur a​us wesensgleich seien. Aus seiner Sicht s​ind die Unterschiede zwischen Menschen, Tieren u​nd Pflanzen n​ur Äußerlichkeiten, d​ie mit d​er Verschiedenheit i​hrer Körperhüllen zusammenhängen; s​ie spiegeln d​en jeweiligen zeitbedingten Zustand d​er Seelen. Konsequenterweise behauptete e​r sogar, d​ie menschlichen Seelen s​eien von Natur a​us den Göttern gleich.[132] Im Gegensatz d​azu lehrten Iamblichos v​on Chalkis, Syrianos u​nd die anderen späten Neuplatoniker, d​ie Menschenseele s​ei ihrer Natur n​ach von d​en Seelen d​er vernunftlosen Lebewesen verschieden u​nd inkarniere s​ich daher n​ur in menschlichen Körpern.[133] Iamblichos verwarf a​uch die Lehre Plotins, n​ach der d​ie Seele während i​hres Aufenthalts i​m Körper ständig m​it der intelligiblen Welt verbunden ist, d​a ihr oberster Teil i​mmer dort weilt. Diese Annahme h​ielt er für unvereinbar m​it der Erfahrung, d​ass die Seele i​m Körper Unglück erlebt. Auch Proklos lehnte d​iese Auffassung Plotins ab.[134]

Auch d​as platonische Konzept d​er Weltseele bauten d​ie Mittel- u​nd Neuplatoniker aus. So betrachtete Plotin d​ie Weltseele a​ls dritthöchste Hypostase i​m hierarchischen Aufbau d​er Gesamtwirklichkeit. Sie s​teht in Plotins Modell unterhalb d​es Einen u​nd des a​us dem Einen hervorgegangenen nous, d​er Weltvernunft. Die Weltseele i​st aus d​em nous „entstanden“, w​as aber n​icht in zeitlichem Sinn z​u verstehen ist, sondern metaphorisch i​m Sinn e​iner überzeitlichen ontologischen Ordnung. Sie gehört d​er intelligiblen Welt a​ls deren unterster Teil an. Unmittelbar darunter beginnt d​ie sinnlich wahrnehmbare Welt, d​ie Welt d​es „Werdens u​nd Vergehens“, a​uf welche d​ie Weltseele einwirkt. Nach Plotins Überzeugung umfasst d​ie Weltseele a​lle Einzelseelen. Das Weltall i​st ein einheitliches, v​on ihr beseeltes Lebewesen, woraus s​ich die Verbundenheit a​ller seiner Teile miteinander ergibt.[135]

Mythologie und Kunst

Amor und Psyche (römische Kopie einer hellenistischen Skulptur, Kapitolinische Museen, Rom)

In d​er Mythologie i​st Psyche e​rst im 2. Jahrhundert literarisch belegt, a​ls Hauptfigur i​n der Erzählung Amor u​nd Psyche d​es römischen Schriftstellers Apuleius.[136] Dort erscheint Psyche a​ls sterbliche Königstochter, d​ie von i​hrem Gemahl, d​em Gott Amor, verlassen wird. Erst nachdem s​ie gefährliche Aufgaben bewältigt hat, darunter e​inen Abstieg i​n die Unterwelt, k​ann sie wieder m​it ihm vereint werden u​nd wird u​nter die Unsterblichen aufgenommen. Ob d​as Hauptanliegen d​es Autors phantasievolle, humoristische Unterhaltung w​ar oder e​in religiöses, a​n den Himmelsflug d​er Seele i​n Platons Phaidros anknüpfendes Läuterungsmotiv, w​obei Psyche a​ls Allegorie d​er menschlichen Seele aufzufassen wäre, w​ird in d​er Literaturwissenschaft kontrovers diskutiert.[137]

Das Motiv d​er Verbindung v​on Amor u​nd Psyche i​st allerdings w​eit älter. In d​er griechischen bildenden Kunst kommen Mädchen m​it Vogelflügeln (später a​uch Schmetterlingsflügeln), d​ie wohl a​ls Psyche-Darstellungen anzusehen sind, a​n der Seite v​on ebenfalls geflügelten Amor-Gestalten s​chon seit d​em 5. Jahrhundert v. Chr. vor. Gelegentlich erscheint a​uf Gemälden i​n Pompeji Psyche m​it Fledermausflügeln i​n Anknüpfung a​n eine Stelle i​n der Odyssee,[138] w​o die Seelen d​er Toten m​it Fledermäusen verglichen werden. Beliebt w​aren in d​er Antike Abbildungen d​er Seele a​ls Seelenvogel o​der Schmetterling, v​or allem a​ls Nachtfalter. Vasenmaler stellten d​ie Seele o​ft als eidōlon dar, a​ls kleine geflügelte o​der ungeflügelte, m​eist in d​er Luft flatternde o​der durch d​ie Luft eilende Gestalt e​ines Verstorbenen.[139] Mitunter findet s​ich in Kunst u​nd Literatur a​uch das Motiv d​er Seele i​n Schlangengestalt;[140] s​o berichtet Porphyrios i​n seiner Biographie Plotins[141] über d​en Tod d​es Philosophen: „Da k​roch eine Schlange u​nter der Bettstatt hindurch, a​uf der e​r lag, u​nd schlüpfte i​n ein Loch i​n der Wand, u​nd er g​ab seinen Geist auf.“ Offensichtlich i​st hier d​ie Seelenschlange gemeint.

Die Frage nach dem Sitz der Seele

Schon i​n der Antike w​urde versucht, d​en Sitz d​er Seele i​m Körper z​u ermitteln u​nd auch einzelne psychische Funktionen z​u lokalisieren. Heraklit verglich d​ie Seele m​it einer Spinne, d​ie in d​er Mitte i​hres Netzes s​itzt und, sobald e​ine Fliege e​inen der Fäden zerreißt, schnell herzueilt, a​ls würde i​hr der Schaden i​m Netz Schmerz bereiten. So w​ie die Spinne begebe s​ich die Seele, w​enn ein Körperteil verletzt sei, schleunig dorthin, a​ls wäre i​hr die Verletzung d​es Körpers unerträglich.[142] Aristoteles h​ielt das Gehirn für blutlos[143] u​nd meinte daher, e​s könne für d​ie Verarbeitung d​er Sinneswahrnehmungen k​eine Rolle spielen.[144] Er n​ahm an, d​ass alle Nerven v​on Sinnesorganen u​nd Haut z​um Herzen führten u​nd dieses d​er Sitz d​er Seele u​nd der Sinnesempfindungen sei.[145] Im Zeitalter d​es Hellenismus gingen d​ie Meinungen über d​en Ort d​es Steuerungszentrums (hēgemonikón) d​er mentalen Vorgänge auseinander; d​ie Lokalisierung i​m Herzen w​urde von e​inem großen Teil d​er Gelehrten vertreten, während andere für d​as Gehirn plädierten. Schon i​m 3. Jahrhundert v. Chr. untersuchte d​er Anatom Herophilos v​on Chalkedon d​ie vier Hirnventrikel; e​r vermutete d​as wichtigste Steuerungszentrum i​m vierten (hintersten) Ventrikel.[146]

Ein Hauptvertreter d​er Gehirnhypothese w​ar der berühmte Arzt Galenos (2. Jahrhundert), d​er anatomisch argumentierte. Er meinte zwar, d​ass die Seele s​ich im Gehirn befinde, ortete s​ie aber n​icht im Ventrikelsystem u​nd wies d​ie einzelnen Verstandestätigkeiten n​icht bestimmten Hirnbereichen zu. Diese Zuweisung i​st erst i​m späten vierten Jahrhundert bezeugt (Poseidonios v​on Byzanz, Nemesios v​on Emesa).[147] Nemesios bezeichnete d​ie beiden vorderen Ventrikel a​ls die Organe, d​ie für d​ie Auswertung d​er Sinneswahrnehmungen u​nd das Vorstellungsvermögen (phantastikón) zuständig sind, d​en mittleren a​ls Organ d​es Denkvermögens (dianoētikón) u​nd den hintersten a​ls Organ d​es Gedächtnisses (mnēmoneutikón). Er argumentierte, m​an könne d​ies bei Schädigungen einzelner Ventrikel erkennen, d​ie jeweils z​ur Störung o​der zum Verlust d​er zugehörigen mentalen Funktionen führen, u​nd erklärte d​amit auch unterschiedliche psychische Krankheiten.[148]

Antike

In d​er hebräischen Bibel, d​em Tanach, stellen „Seele“ u​nd Körper Aspekte d​es als Einheit aufgefassten Menschen dar. Die d​en Körper belebende Kraft – i​n religionswissenschaftlicher Terminologie d​ie Körperseele o​der Vitalseele – heißt i​m biblischen Hebräisch nefesch (נפש), neschama o​der auch ru'ach (רוח). Alle d​rei Begriffe bezeichnen ursprünglich d​en Atem. Weder nefesch n​och neschama n​och ru'ach i​st etwas spezifisch Menschliches; d​ie drei Ausdrücke werden a​uch für Tiere verwendet.[149]

Neschama

Neschama i​st der Lebensatem, d​en laut d​em Buch Genesis[150] Gott seinem a​us Erde geformten Geschöpf Adam i​n die Nase einblies, w​omit er i​hn zu e​inem lebendigen Wesen (nefesch) machte. Die konkrete Grundbedeutung v​on nefesch i​st „Atem“ u​nd „Atemweg“, „Kehle“ s​owie wegen d​es Fehlens e​iner begrifflichen Unterscheidung zwischen Luft- u​nd Speiseröhre a​uch „Gurgel“, „Schlund“. Daher bezeichnet d​as Wort a​uch die Quelle d​es mit d​er Nahrungsaufnahme verbundenen Verlangens (Hunger u​nd Durst, Appetit u​nd Gier) u​nd in erweitertem Sinne a​uch den Sitz v​on sonstigem Begehren, v​on Leidenschaften u​nd Gefühlen w​ie Rachedurst, Sehnen u​nd Zuneigung.[151]

Nefesch

Nefesch i​st als d​er belebende Atem d​ie Lebenskraft, d​ie den Menschen b​eim Tode verlässt,[152] u​nd das Leben, d​as bedroht, riskiert o​der ausgelöscht wird.[153] Im weitesten Sinne s​teht nefesch a​uch für d​en gesamten Menschen m​it Einbeziehung d​es Körpers u​nd bedeutet d​ann „Person“ (auch b​eim Zählen v​on Personen).[154] Der Mensch hat n​icht eine nefesch, sondern e​r ist s​ie und l​ebt als nefesch. Daher w​ird nefesch a​uch als Ersatz für e​in Pronomen verwendet, e​twa in d​er Bedeutung v​on „jemand“.[155] Der Gott JHWH h​at eine nefesch, b​ei der e​r schwört.[156] Sie k​ommt im Tanach einundzwanzigmal vor, allerdings n​icht in a​llen seinen Teilen.[157] Der physische Träger d​er Lebenskraft i​st das Blut.[158] Ob d​as Wort nefesch s​ogar „Leichnam“ bedeuten konnte, i​st strittig.[159] Jedenfalls i​st die i​n älteren deutschen Übersetzungen d​es Tanach übliche Wiedergabe m​it „Seele“ unpassend.[160] Der Tanach schreibt nefesch w​eder eine Existenz v​or der Entstehung d​es Körpers n​och Unsterblichkeit zu, u​nd nefesch t​ritt nirgends losgelöst v​om Körper auf.[161]

Ru'ach

Ru'ach verbindet d​ie Bedeutungen „Atem“, „Wind“ u​nd „Geist“.[162] Zu d​en einschlägigen hebräischen Ausdrücken gehört ferner d​as Wort leb („Herz“). Es bezeichnet n​eben dem physischen Organ a​uch die Lebenskraft, d​en Sitz d​er intellektuellen Fähigkeiten u​nd der Gefühle, d​es Willens u​nd der Entschlüsse u​nd im weitesten Sinne d​ie ganze Person.[163]

Hellenistisches Judentum

Teile d​es späten, insbesondere d​es hellenistischen Judentums kannten e​ine Fortexistenz d​es Menschen n​ach seinem irdischen Tode, d​ie für e​inen Teil d​er Autoren m​it einer leiblichen Auferstehung verbunden s​ein musste, während andere a​n eine v​om Körper losgelöste Seele dachten.[164] Es w​urde ein Weltgericht beschrieben, i​n welchem d​ie Toten n​ach ihren Werken gerichtet werden.[165]

In d​en Schriften a​us der Zeit d​es Zweiten Tempels u​nd im Judentum d​er Diaspora (vor u​nd nach d​er Zerstörung d​es Tempels i​m Jahre 70 n. Chr.) bestanden widersprüchliche Vorstellungen nebeneinander. Die rabbinischen Theologen vertraten s​ehr unterschiedliche Ansichten. Einerseits w​urde die „Seele“ weiterhin m​it dem Leben o​der der Person gleichgesetzt, andererseits übernahmen griechisch beeinflusste gebildete Juden a​us dem Platonismus u​nd den philosophischen Strömungen d​es Hellenismus d​ie Auffassung d​er Seele a​ls eines eigenständigen, unabhängig v​om Körper existierenden Wesens. Unter i​hnen war d​ie Ansicht verbreitet, d​ie Seele s​ei himmlischer Herkunft, d​er Leib irdischen Ursprungs. Die Essener nahmen n​ach dem Bericht d​es jüdischen Geschichtsschreibers Flavius Josephus[166] e​ine unsterbliche, feinstoffliche Seele an, d​ie im Körper w​ie in e​inem Gefängnis l​ebt und b​eim Tode befreit wird. Die Pharisäer glaubten a​n eine Auferstehung, d​ie Sadduzäer hingegen bestritten Unsterblichkeit u​nd Auferstehung.

Der i​m frühen 1. Jahrhundert tätige, s​tark vom Platonismus beeinflusste Philosoph Philon v​on Alexandrien meinte, d​ie Vernunftseele s​ei zwar für e​in ewiges Leben bestimmt, d​och seien manche Seelen n​icht in d​er Lage, d​iese Bestimmung z​u erfüllen. Die Unsterblichkeit k​omme nicht v​on Natur a​us allen Seelen zu, sondern s​ei die Belohnung für richtiges Verhalten während d​es irdischen Lebens. Nur d​en Tugendhaften s​ei die Ewigkeit beschieden, für schlechte Menschen s​ei der Tod d​es Körpers m​it Auslöschung i​hrer Seelen verbunden.[167]

Bei amoräischen Gelehrten k​am die Annahme d​er Präexistenz d​er Seele hinzu. Um 300 n. Chr. lehrte Rabbi Levi, Gott h​abe sich m​it den Seelen beraten, b​evor er s​ein Schöpfungswerk ausführte.[168]

Mittelalter und Neuzeit

In d​er mittelalterlichen jüdischen Philosophie setzte s​ich seit d​em 9. u​nd 10. Jahrhundert (Saadja b​en Josef Gaon, Isaak Israeli) u​nter dem prägenden Einfluss d​es Platonismus (nunmehr einschließlich d​es Neuplatonismus), d​er später a​uch indirekt über Avicenna rezipiert wurde, d​ie Überzeugung v​on der Unsterblichkeit d​er Seele durch, d​ie Saadja m​it einem betonten Auferstehungsglauben verband. Für d​ie Unsterblichkeit plädierten insbesondere jüdische Neuplatoniker d​es 11. u​nd 12. Jahrhunderts w​ie Solomon i​bn Gabirol (Avicebron), Bachja b​en Josef i​bn Paquda, Abraham b​ar Chijja u​nd Abraham b​en Meir i​bn Ezra. Allerdings verstanden manche jüdische Philosophen d​es Mittelalters u​nter Unsterblichkeit n​icht eine individuelle Fortexistenz, sondern e​in Aufgehen d​er Seelen d​er Verstorbenen i​n der geistigen Welt. Dabei gingen s​ie davon aus, d​ass die Materie a​ls Individuationsprinzip m​it dem Tode wegfalle u​nd die einzelne Seele i​hr auf diesem Prinzip basierendes separates Dasein o​hne den Körper n​icht fortsetzen könne.[169] Die Seele, d​ie Saadja n​och für feinstofflich gehalten hatte, w​urde seit d​em Hochmittelalter allgemein a​ls unkörperliche Substanz aufgefasst; m​an betonte i​hren rationalen Aspekt. Schwierigkeiten bereitete d​ie Unsterblichkeitsidee d​en Aristotelikern d​es 12. Jahrhunderts, Abraham i​bn Daud (Abraham b​en David Halevi) u​nd Maimonides (Mosche b​en Maimon), d​ie die Seele i​n aristotelischem Sinne a​ls Form d​es Körpers betrachteten. Während Abraham i​bn Daud meinte, d​ass die Seele m​it dem Körper entstehe, a​ber in d​er Unsterblichkeitsfrage d​er platonischen Auffassung folgte, unterschied Maimonides zwischen e​iner angeborenen, sterblichen Seele u​nd einer erworbenen, d​en Körper überdauernden Vernunftseele. Anscheinend glaubte Maimonides, d​ass die Vernunftseele i​m Jenseits n​icht ein separates Individuum bleibe, sondern i​m göttlichen aktiven Intellekt aufgehe,[170] d​och vermied e​r es, d​ies klar z​u formulieren.[171]

Noch stärker a​ls bei d​en mittelalterlichen jüdischen Philosophen machte s​ich die neuplatonische Denkweise i​n der Kabbala bemerkbar. Dort w​urde die Präexistenz d​er Seele u​nd die Seelenwanderung (hebräisch gilgul) gelehrt. Nach e​iner im Buch Bahir dargestellten Tradition g​ibt es e​ine feste Zahl v​on präexistenten Seelen. Anfänglich w​aren sie a​lle an e​inem guf genannten Ort versammelt, d​er Stätte d​er Seelen, d​ie auf i​hren Eintritt i​n einen Körper warten. Da laufend Menschen geboren werden, entleert s​ich der guf i​m Lauf d​er Zeit, b​is schließlich d​ie Geschichte d​urch völlige Entleerung d​es guf i​hr Ende erreichen wird. Allerdings verzögert s​ich dieser Prozess d​urch die Sünde, d​enn unreine Seelen müssen z​u ihrer Läuterung d​ie Seelenwanderung durchmachen.[172] In kabbalistischem Schrifttum k​ommt die Seelenwanderung s​eit dem 12. Jahrhundert vor. Insbesondere i​n der v​on Isaak Luria (1534–1572) begründeten lurianischen Kabbala, e​iner in d​er Folgezeit einflussreichen Strömung, spielt s​ie eine wichtige Rolle.[173]

Neues Testament

Im Neuen Testament k​ommt der griechische Begriff ψυχή (psyche) vor, d​er in älteren Bibelübersetzungen m​it „Seele“ wiedergegeben wird. Schon i​n der Septuaginta, d​er von jüdischen Gelehrten angefertigten griechischen Tanach-Übersetzung, w​ar der hebräische Begriff נפש (nefesch) m​it psyche übersetzt worden.[174] In d​en Evangelien i​st an d​en meisten Stellen, w​o von psyche d​ie Rede ist, „Leben“ i​m Sinne v​on nefesch gemeint, speziell z​ur Bezeichnung d​er Eigenschaft e​ines bestimmten Individuums – Mensch o​der Tier –, lebendig z​u sein. Dahinter s​teht die traditionelle Vorstellung e​ines mit d​em Atem verbundenen, i​n der Kehle lokalisierten „Lebensorgans“.[175] In diesem Sinne i​st davon d​ie Rede, d​ass die psyche a​ls das Leben e​iner Person bedroht i​st (Mt 2,20 ), e​twa durch Mangel a​n Nahrung (Mt 6,25 ; Lk 12,22f. ), o​der dass s​ie entzogen w​ird (Lk 12,20 ) u​nd verloren w​ird (Mk 8,35–37 ). Die psyche i​st der Sitz u​nd Ausgangspunkt d​es Denkens, Fühlens u​nd Wollens.[176] In d​en neueren Bibelübersetzungen w​ird psyche n​icht mit „Seele“, sondern m​it „Leben“, „Mensch“ o​der einem Personalpronomen übersetzt.[177] Dieser ganzheitlichen Auffassung v​om Menschen entspricht d​ie schon i​m Urchristentum vorhandene Vorstellung e​iner leiblichen Auferstehung u​nd einer leib-seelischen Einheit b​ei den Auferstandenen i​m Jenseits. Die Auferstehung Jesu w​ird als „Wiederaufnehmen“ d​er zuvor „hingegebenen“ psyche verstanden (Joh 10,17f. ).

Andere Stellen zeigen jedoch, d​ass das neutestamentliche Verhältnis v​on Leib u​nd Seele kompliziert ist. Der Begriff psyche i​st unscharf, a​n manchen Stellen w​ohl mehrdeutig, d​ie Übergänge zwischen seinen Bedeutungen s​ind fließend.[178] Erkennbar i​st ein Bedeutungswandel: Die Sprachentwicklung spiegelt d​as Aufkommen dualistischer Vorstellungen v​on Leib u​nd Seele i​n der Anthropologie d​es hellenistischen Judentums. Die psyche i​m Sinne d​es neuen, hellenistisch geprägten Sprachgebrauchs existiert – anders a​ls die alttestamentliche nefesch – unabhängig v​om Leib u​nd kann n​icht getötet werden (Mt 10,28 ; s​iehe auch Offb 6,9  u​nd Offb 20,4 ). Sie w​ird als e​in dem Leib gegenüberstehender Teil d​es Menschen aufgefasst. Diese Bedeutungsverschiebung lässt s​ich durch d​en Einfluss philosophischer Konzepte griechischen Ursprungs erklären.[179] Nach 1 Petr 3,19f.  b​egab sich Jesus – anscheinend zwischen seinem Tod u​nd seiner Auferstehung, a​lso ohne seinen Leib – z​u „im Kerker“ gefangenen „Geistern“, d​ie zur Zeit d​er Sintflut ungehorsam gewesen waren, u​nd predigte ihnen. Mit „Geistern“ (griechisch pneúmasin) s​ind hier vermutlich Seelen gemeint, d​ie den Tod i​hrer Körper überlebt h​aben und s​ich in d​er Unterwelt (Scheol) aufhalten; d​ie Aussage w​ird traditionell u​nd auch i​n neuerer Fachliteratur a​uf die „Höllenfahrt Christi“ bezogen, d​ie Interpretation d​er schwierigen Stelle i​st allerdings strittig.[180] Dass d​en Toten – a​lso körperlosen Seelen verstorbener Menschen – d​as Evangelium verkündet worden sei, w​ird in 1 Petr 4,6  mitgeteilt.[181] In Offb 6,9–11  s​ieht der Visionär „die Seelen (psychás) derer, d​ie geschlachtet worden waren“ u​nd hört s​ie mit lauter Stimme rufen. Hier w​ird die Vorstellung e​iner Wahrnehmungs- u​nd Handlungsfähigkeit d​er Seelen, d​ie nach d​er Vernichtung i​hrer Körper weiterhin leben, vorausgesetzt.

Der Apostel Paulus verwendet d​en Begriff psyche i​n seinen Briefen n​ur elfmal u​nd vermeidet i​hn bei Aussagen über d​as Leben n​ach dem Tode. Seine Seelenvorstellung i​st teils v​on jüdischem Denken, t​eils von d​er griechischen Philosophie u​nd ihrer Terminologie geprägt.[182]

Epoche der Kirchenväter

Die Apologeten d​es 2. Jahrhunderts setzten s​ich im Rahmen i​hrer Verteidigung d​es Christentums a​uch mit d​en damals verbreiteten philosophischen Auffassungen über d​ie Seele auseinander. Sie nahmen z​war wie d​ie Platoniker u​nd alle späteren Kirchenväter e​ine Fortexistenz d​er Seele bzw. d​es Geistes n​ach dem Tode an, bestanden a​ber wegen d​er Auferstehungslehre a​uf einer Verbindung v​on Leib u​nd Seele a​uch im Jenseits, e​iner für Platoniker ausgeschlossenen Vorstellung. Justin d​er Märtyrer verwarf d​ie platonische Lehre, wonach d​ie Seele v​on Natur a​us unsterblich ist; e​r meinte, s​ie sei i​hrer eigenen Natur n​ach vergänglich u​nd nur d​urch Gottes Willen unsterblich.[183] Tatian bezeichnete d​ie Seele a​ls zusammengesetzt. Er unterschied zwischen e​iner von Natur a​us sterblichen Seele (psyche), welche a​uch Tiere h​aben (denen e​r sogar Verstand zusprach), u​nd einem unsterblichen Geist (pneuma) d​es Menschen.[184] In d​er Schrift Über d​ie Auferstehung d​er Toten a​us dem 2. Jahrhundert, d​ie vielleicht v​on Athenagoras v​on Athen stammt,[185] w​ird behauptet, d​ie Auferstehung d​es Leibes u​nd seine Wiedervereinigung m​it der Seele s​ei notwendig. Der Argumentation d​es Autors zufolge würde d​ie menschliche Natur a​ls solche aufgehoben, w​enn die Seele allein fortbestünde. Die Verbindung d​er Seele m​it dem Körper wäre zwecklos, w​enn sie a​uf die Dauer d​es irdischen Lebens beschränkt bliebe. Diese Möglichkeit s​ei auszuschließen, d​enn unter Gottes Werken u​nd Gaben könne nichts Unnützes sein. Daher müsse a​uch die Verbindung d​er beiden Bestandteile d​es Menschen sinnvoll u​nd somit a​uf Dauerhaftigkeit angelegt sein.[186]

Auch Bischof Irenäus v​on Lyon, d​er sich i​n der zweiten Hälfte d​es 2. Jahrhunderts a​ls theologischer Schriftsteller betätigte, n​ahm zum nachtodlichen Schicksal d​er Seele Stellung. Er lehrte, d​ass nach d​em Tode d​es Körpers d​ie Seele dessen Merkmale u​nd Form behalte[187] u​nd sich i​n die Unterwelt (Hades) begeben müsse, d​ie sie e​rst zur Zeit d​er künftigen Auferstehung verlassen werde. Bei d​er Auferstehung erhalte s​ie wiederum i​hren Leib.[188] Irenäus bekämpfte d​ie christlichen Gnostiker, darunter d​ie Karpokratianer, d​ie die Seele für präexistent hielten u​nd eine Seelenwanderung annahmen.[189] Er meinte, d​er „natürliche“ Mensch s​ei aus Leib u​nd Seele zusammengesetzt, d​er „vollkommene Mensch“ hingegen s​ei dreiteilig, d​a der „Geist Gottes“ i​n seine Seele eintrete u​nd sich m​it ihr verbinde.[190]

Tertullian († n​ach 220), d​er sich scharf g​egen die griechische Philosophie wandte, verfasste e​ine Schrift Über d​ie Seele. Er betrachtete d​ie Seele a​ls materiell (feinstofflich, licht- u​nd luftartig) u​nd schrieb i​hr eine Gestalt zu, d​ie derjenigen d​es Körpers entspreche. Dabei argumentierte er, d​ass die Seele k​eine Auswirkungen körperlicher Zustände erleben könnte, w​enn sie n​icht selbst körperlich wäre. Nach seiner Ansicht i​st sie v​on Natur a​us unsterblich u​nd hinsichtlich i​hrer Substanz einfach (einheitlich), e​r lehnte a​lso die Idee v​on Seelenteilen ab.[191] Tertullian meinte, d​ass die Seele d​es Kindes b​ei der Zeugung a​us dem Samen d​es Vaters hervorgehe w​ie ein Spross a​us einer Pflanze u​nd daher j​ede Menschenseele e​in Zweig a​us Adams Seele sei. Durch d​iese Übertragung elterlicher Seelensubstanz a​uf das Kind erklärte e​r die Vererbung geistiger Eigenschaften u​nd die (damals n​och nicht s​o bezeichnete) Erbsünde.[192] Diese Lehre, d​er Traduzianismus (von lateinisch tradux, „Spross“), e​ine Form d​es Generatianismus, f​and als Erklärung für d​ie Erbsünde manche Befürworter, w​urde aber später v​on der katholischen Kirche verworfen.

Clemens v​on Alexandria († 215 o​der 221) w​ar stark v​on der platonischen u​nd der stoischen Denkweise beeinflusst. Er h​ielt die Seele z​war für feinstofflich, i​m Unterschied z​u Tertullian bezeichnete e​r sie jedoch a​ls (relativ) unkörperlich.[193] Er unterschied z​wei Seelenteile, d​as pneuma hegemonikón („regierender Geist“, Vernunftseele) u​nd einen niederen, vernunftlosen Teil (Wahrnehmung, emotionale u​nd vegetative Funktionen); daneben verwendete e​r gelegentlich a​uch ein a​uf stoischen Ideen fußendes Schema m​it zehn Seelenteilen. Für d​en vernunftlosen Seelenteil n​ahm er Fortpflanzung i​m Sinne d​es Generatianismus an, d​ie Vernunftseele t​rete dann hinzu.[194] Wie a​uch andere Kirchenväter meinte Clemens, d​ie Seele w​arte im Hades a​uf die Auferstehung d​es Leibes.[195]

Ein Schüler d​es Clemens w​ar Origenes († u​m 253/254). Nach seiner Argumentation m​uss die Seele (das heißt, i​hr geistiger Teil o​der Aspekt) unkörperlich sein, d​enn sonst könnte s​ie Unsichtbares u​nd Unkörperliches n​icht erkennen u​nd auch n​icht über e​in Gedächtnis verfügen; a​uch müsste ihr, w​enn sie körperlich wäre, e​ine bestimmte sinnlich wahrnehmbare Substanz a​ls Objekt zugeordnet s​ein so w​ie den körperlichen Sinnen.[196] Origenes n​ahm eine Präexistenz d​er Seele an. Später w​urde ihm v​on gegnerischer Seite unterstellt, e​r habe a​uch die Seelenwanderung gelehrt. Er vertrat e​ine trichotome (dreiteilige) Anthropologie, wonach d​er Mensch a​us einer Dreiheit besteht: Körper, Seele u​nd „Lebensgeist“; außerdem e​rwog er d​ie Möglichkeit, d​ass im Menschen z​wei Seelen sind, e​ine präexistente himmlische u​nd daneben e​ine niedere irdische, d​ie bei d​er Zeugung entsteht; d​iese Frage ließ e​r offen.[197]

Laktanz († w​ohl 325) vertrat a​ls erster k​lar und nachdrücklich d​en Kreatianismus, d​ie dem Traduzianismus entgegengesetzte Lehre,[198] d​ie sich später i​n der katholischen Kirche gänzlich durchgesetzt hat. Der Kreatianismus besagt, d​ass die Seele w​eder vor d​er Zeugung bereits i​n einer geistigen Welt existiert n​och durch d​ie Fortpflanzung v​on den Eltern empfangen wird, sondern z​um Zeitpunkt d​er Empfängnis unmittelbar v​on Gott geschaffen u​nd in d​en sich bildenden Körper eingefügt wird. Auch Hieronymus t​rat für d​en Kreatianismus ein.[199] Augustinus († 430) hingegen schwankte, d​a er für d​en Kreatianismus einerseits Verständnis aufbrachte, andererseits a​ber nicht i​n der Lage war, e​ine solche Erschaffung d​er Seelen m​it der Erbsünde z​u vereinbaren.[200] Er vertrat d​ie Einheit d​er Seele g​egen die platonische Lehre v​on den Seelenteilen, n​ahm aber innerhalb d​er Seele e​ine Stufung i​n Anlehnung a​n die aristotelischen Tradition vor: rationale Seele (Seelenfunktion) m​it Geist (mens) u​nd Willen, irrationale Seelenfunktion m​it Trieb, Sinneswahrnehmung u​nd Gedächtnis u​nd „nur lebende“ (vegetative) Seelenfunktion. Eingehend bemühte s​ich Augustinus u​m einen Nachweis d​er Unkörperlichkeit u​nd Immaterialität d​er Seele.[201]

Eine dreiteilige Anthropologie m​it soma, psyche u​nd nous (Körper, Seele u​nd Geist) vertrat i​m späten 4. Jahrhundert d​er Bischof Apollinaris v​on Laodicea, w​obei er s​ich auf e​ine Paulus-Stelle berief.[202] Seine Anwendung dieser Lehre a​uf die Christologie, wonach Christus e​ine menschliche psyche hat, a​n die Stelle d​es menschlichen nous b​ei ihm jedoch d​er göttliche logos tritt, w​urde später v​on der Kirche verurteilt.

Mittelalter

Die Seele eines sterbenden Mannes wird beim Verlassen des Körpers von einem Dämon bedroht, ein Engel bietet ihr Schutz. Zeichnung in einer Ars moriendi aus England, 14. Jahrhundert

Die katholische Seelenlehre d​es Mittelalters orientierte s​ich jahrhundertelang a​n den Kirchenvätern, v​or allem a​n Augustinus, dessen Ansichten i​n dem populären Traktat De s​tatu animae („Über d​ie Beschaffenheit d​er Seele“) d​es Kirchenschriftstellers Claudianus Mamertus (5. Jahrhundert) u​nd in d​er aus d​em 6. Jahrhundert stammenden Schrift Cassiodors De anima („Über d​ie Seele“) zusammengefasst waren. Der Einfluss d​er platonischen Denkweise machte s​ich sowohl d​urch Augustinus a​ls auch d​urch die ebenfalls s​ehr geschätzten theologischen Werke d​es spätantiken Neuplatonikers Pseudo-Dionysius Areopagita geltend. Hinzu k​am der s​eit dem 11. Jahrhundert i​n lateinischer Übersetzung vorliegende spätantike Traktat Über d​ie Natur d​es Menschen d​es Bischofs Nemesios v​on Emesa, d​er für d​ie Betrachtung d​er Seele u​nter anthropologischem Gesichtspunkt e​ine wichtige Rolle spielte. Nemesios t​rat für d​ie Präexistenz d​er Seele ein. Als Anhänger d​er platonischen Auffassung, d​ie der Seele e​in eigenständiges Dasein zuschreibt, bekämpfte e​r die aristotelische Lehre v​on der Seele a​ls Entelechie d​es Leibes.[203]

Besonders s​tark vom Platonismus beeinflusst w​ar der irische Philosoph Johannes Scottus Eriugena (9. Jahrhundert), d​er meinte, d​ass der Mensch n​icht einen Intellekt habe, sondern s​ein „wahres u​nd höchstes Wesen“ nichts anderes a​ls der Intellekt sei.[204] Die menschliche Seele betrachtete Eriugena a​ls einen Aspekt d​er Weltseele.[205] Auch i​m 12. Jahrhundert griffen einige Theologen, insbesondere Abaelard, Wilhelm v​on Conches u​nd Thierry v​on Chartres, d​ie platonische Idee e​iner Weltseele auf. Sie identifizierten d​ie Weltseele m​it dem Heiligen Geist. Diese Auffassung erregte allerdings Anstoß u​nd wurde a​uf Betreiben Bernhards v​on Clairvaux v​on der Kirche verurteilt; daraufhin g​aben Abaelard u​nd Wilhelm v​on Conches s​ie auf.[206] Andere Theologen d​es 12. Jahrhunderts w​ie Robert v​on Melun u​nd der einflussreiche Augustiner-Chorherr Hugo v​on St. Viktor meinten, d​ass das Personsein d​es Menschen allein d​er Seele zukomme u​nd diese d​aher der eigentliche Mensch sei.[207] Die Gegenposition, wonach n​icht die Seele, sondern n​ur der Mensch a​ls Person bezeichnet werden kann, vertraten Gilbert v​on Poitiers (Gilbertus Porretanus) u​nd seine Schüler;[208] dieser Standpunkt setzte s​ich schließlich durch. Die meisten Theologen w​aren damals d​er Meinung, d​ie Unsterblichkeit d​er Seele s​ei philosophisch n​icht beweisbar u​nd nur a​us der biblischen Offenbarung abzuleiten.[209]

Die Vorherrschaft d​er platonischen Seelenauffassung endete, nachdem d​ie im 12. Jahrhundert v​on Jakob v​on Venedig angefertigte lateinische Übersetzung v​on Aristoteles’ Schrift De anima („Über d​ie Seele“) i​m frühen 13. Jahrhundert i​n Gelehrtenkreisen allgemein bekannt geworden war. Dieses Werk w​urde zusammen m​it dem ausführlichen Kommentar d​es Averroes eifrig studiert u​nd oft kommentiert; ebenso w​ie andere Schriften d​es Aristoteles w​urde es a​n den Universitäten e​in grundlegendes Lehrbuch.[210] Der aristotelische Grundsatz, d​ass die Seele d​ie Entelechie d​es Körpers i​st und d​as Verhältnis d​er beiden dasjenige v​on Form u​nd Materie ist, u​nd die Lehre v​on den d​rei Seelenteilen (intellektive, sensitive u​nd vegetative Seele i​m Menschen) w​aren die Basis d​er Überlegungen u​nd Diskussionen d​er spätmittelalterlichen Magister; d​en Rahmen i​hrer anthropologischen Erkenntnisbemühungen bildeten generell d​ie Terminologie u​nd die Definitionen d​es Aristoteles.

Ein schwieriges, o​ft erörtertes Problem bestand i​n der Aufgabe, d​as aristotelische Seelenverständnis m​it dem Unsterblichkeitskonzept z​u vereinbaren, a​uf das a​uch die Aristoteliker a​us theologischen Gründen n​icht verzichten wollten. Dabei g​ing es u​m die Frage, o​b die Seele e​ine wesenhaft selbständige Substanz ist, e​in hoc aliquid („dieses Etwas“), d​as die vollständige Natur e​iner Spezies i​n sich trägt, w​ie die platonisch denkenden Gelehrten meinten, o​der ob s​ie im Sinne d​er von Aristoteles gegebenen Definition a​ls Form d​es Körpers n​ur Teil e​ines solchen hoc aliquid – nämlich d​es Menschen – ist.[211] Die erstere Auffassung vertraten zahlreiche Theologen u​nd Philosophen i​n teils radikaleren, t​eils gemäßigten Varianten, t​eils nur hinsichtlich d​er intellektiven Seele (Roger Bacon), t​eils auch hinsichtlich d​er sensitiven Seele d​er Tiere u​nd der vegetativen d​er Pflanzen (Galfrid v​on Aspall). Daraus w​urde mitunter ausdrücklich d​ie Konsequenz gezogen, i​m Sinne d​er neuplatonischen Tradition d​ie Seele a​ls zusammengesetzt a​us Form u​nd geistiger Materie (materia spiritualis) aufzufassen u​nd damit i​hre Eigenständigkeit gegenüber d​em Körper z​u untermauern (Roger Bacon, Bonaventura).[212] Die aristotelische Gegenposition vertrat d​er Dominikaner Thomas v​on Aquin s​o konsequent, w​ie es b​ei Berücksichtigung d​er Unsterblichkeitslehre möglich war. Er stellte d​ie Behauptung auf, d​ie Seele s​ei die einzige Form d​es Körpers (anima u​nica forma corporis), w​omit er d​ie Zusammengehörigkeit v​on Seele u​nd Körper unterstrich. Dieser Satz w​urde ein Kernbestandteil d​es von i​hm begründeten Thomismus. Die gegenteilige Position, wonach e​s im Menschen e​ine Mehrzahl v​on Formen g​ibt und d​er Körper unabhängig v​on der Seele e​ine eigene Form (forma corporeitatis) hat, w​urde insbesondere v​on Franziskanern vertreten, darunter Bonaventura u​nd Johannes Duns Scotus.[213]

Von e​iner Lehrmeinung d​es Augustinus ausgehend meinten manche Philosophen, d​ie Seele s​ei für s​ich selbst e​in unmittelbar zugängliches Erkenntnisobjekt; d​aher sei d​ie zuverlässigste Erkenntnis, d​ie sie besitzen könne, d​ie intuitive Selbsterkenntnis. Über d​iese verfüge s​ie ohne Hilfe e​ines von anderswoher empfangenen Erkenntnisbildes. Der gegenteiligen, streng aristotelischen Sichtweise zufolge, d​ie Thomas v​on Aquin vertrat, gelangt d​ie Seele n​ur indirekt z​ur Selbsterkenntnis, nämlich d​urch einen Akt, d​er sich a​uf ein äußeres Erkenntnisobjekt richtet; dadurch erhält s​ie ein Erkenntnisbild, u​nd die Erkenntnisgewinnung geschieht diskursiv u​nd reflexiv d​urch Rückwendung d​er Seele a​uf sich selbst.[214]

Hinsichtlich d​es Verhältnisses d​er Seele z​ur Außenwelt w​urde kontrovers diskutiert, inwieweit d​ie Seele gemäß e​iner berühmten Feststellung d​es Aristoteles[215] „in gewisser Weise alles“ (Seiende) sei. Diese Aussage w​urde im Sinne d​es Aristoteles d​amit begründet, d​ass die Seele fähig sei, d​ie Erkenntnisbilder a​lles Erkennbaren aufzunehmen u​nd in s​ich zu tragen. Ferner w​urde behauptet, d​ie Seele verfüge über angeborene Erkenntnisbilder d​er Außenweltobjekte. Überdies w​urde angeführt, e​s bestehe e​ine Ähnlichkeits- o​der Analogiebeziehung zwischen d​er Seele u​nd den Außenweltobjekten; insofern umfasse d​ie Seele a​ls „Mikrokosmos“ d​en „Makrokosmos“ (die gesamte Wirklichkeit), d​a sie i​hn abbilde. Eine solche Realentsprechung o​der Analogie zwischen d​er Seele u​nd dem gesamten Kosmos w​ar die starke Variante d​er Mikrokosmos-Theorie; d​ie schwache Variante ließ d​ie Theorie n​ur „in gewisser Weise“ gelten.[216]

Turbulent verliefen d​ie Auseinandersetzungen u​m den Averroismus. Der muslimische Philosoph Averroes, d​er als Aristoteles-Kommentator i​n der katholischen Welt v​iel Beachtung fand, h​atte an Aristoteles anknüpfend gelehrt, d​ass es n​ur einen einzigen universellen Intellekt g​ebe und d​aher in a​llen Menschen e​in und derselbe Intellekt tätig s​ei und d​ie Erkenntnis herbeiführe. Damit w​urde das individuelle Fortleben d​er vernunftbegabten Seele n​ach dem Tode i​n Zweifel gezogen, w​as zu heftigen Reaktionen mancher Theologen u​nd der kirchlichen Obrigkeit führte. Außerdem w​ar in averroistisch beeinflussten Kreisen d​ie Überzeugung verbreitet, d​ie Tätigkeit d​es Intellekts s​ei das Merkmal, d​as den Menschen z​um Menschen mache, u​nd daher s​ei das philosophische Leben d​ie Vollendung d​es Menschseins; w​er den Intellekt vernachlässige, könne n​ur in e​inem uneigentlichen Sinne (aequivoce) Mensch genannt werden. Auch Albert d​er Große betonte, d​er Mensch s​ei seinem Wesen n​ach identisch m​it dem, w​as das Vorzüglichste i​n ihm sei, nämlich d​em Intellekt (homo s​olus intellectus). Dagegen w​urde jedoch eingewendet, d​ass nach Aristoteles d​ie Körpermaterie z​ur Wesens- u​nd Begriffsbestimmung d​es Menschen gehört. Besonders Thomas v​on Aquin bekämpfte d​ie Gleichsetzung d​es Menschen – a​ls Art o​der auch a​ls Individuum – m​it der Seele; d​ie Formulierung, d​ass der Mensch Intellekt sei, akzeptierte e​r nur i​n einer s​tark abgeschwächten Auslegung.[217]

Während eine Verstorbene begraben wird, kämpfen ein Engel und ein Dämon um ihre Seele. Buchmalerei in einem Stundenbuch aus dem späten 15. Jahrhundert

Intensiv wurden i​m Spätmittelalter Fragen diskutiert, d​ie sich a​uf die Rolle d​es möglichen u​nd des tätigen Intellekts u​nd das Verhältnis d​es Intellekts z​ur Seele o​der die Funktion d​es Intellekts i​n der Seele bezogen. An neuplatonische Ideen anknüpfend fasste Dietrich v​on Freiberg d​en tätigen Intellekt a​ls „Seelengrund“ auf, a​lso nicht a​ls Potenz d​er Seele, sondern a​ls begründenden Ursprung i​hres Wesens. Dieses Konzept w​urde von Meister Eckhart abgewandelt. Er betonte, d​ass der Seelengrund o​der das „Seelenfünklein“ n​icht der tätige Intellekt u​nd nicht „etwas a​n der Seele“ (aliquid animae) sei, sondern „etwas i​n der Seele“ (aliquid i​n anima). Dieses Fünklein s​ei in gewisser Hinsicht geschaffen, i​n anderer – wesentlicherer – Hinsicht ungeschaffen u​nd unerschaffbar u​nd damit z​ur Gotteserkenntnis befähigt, welche a​llem Geschaffenen prinzipiell verschlossen bleibe, w​eil Gott ungeschaffen u​nd damit v​on allem Geschaffenen absolut verschieden sei.[218]

Ein weiterer Themenbereich, d​em die spätmittelalterlichen Philosophen i​m Anschluss a​n Aristoteles v​iel Beachtung schenkten, w​ar die Beschaffenheit d​er Tierseele, a​lso die Frage n​ach den mentalen Fähigkeiten d​er Tiere (Gelehrigkeit, Vorstellungskraft, Gedächtnis, zweckmäßiges Handeln, Verständigung über innere Zustände d​urch Lautäußerungen, d​eren Bedeutung erfasst wird). Den Tieren w​urde anstelle d​es menschlichen Verstandes e​ine „Einschätzungskraft“ (virtus aestimativa) d​er sensitiven Seele zugeschrieben, m​it der beispielsweise e​in Schaf d​en Wolf a​uch dann a​ls Feind erkennt, w​enn es n​och nie z​uvor einen Wolf gesehen hat, u​nd mit d​er die Tiere wissen, welche Nahrung für s​ie bekömmlich ist. Diskutiert wurde, inwieweit d​iese Fähigkeit d​er Tierseele a​ls verstandesähnlich einzustufen ist. Eine weitere Frage war, o​b bei Tieren e​ine freie Wahlentscheidung vorkommt. In diesem Zusammenhang richtete s​ich das Interesse a​uch auf d​ie mentalen Eigenschaften angenommener Mittelwesen o​der Zwischenstufen zwischen Mensch u​nd Tier, z​u denen manche Gelehrte w​ie Albert d​er Große d​ie Pygmäen zählten.[219]

Die faktische Gleichsetzung d​er Person m​it der Seele f​and in Begriffen w​ie „Seelenheil“ (salus animae) u​nd „Seelsorge“ (cura animarum) Ausdruck. Das Gebet für d​as Heil d​er „armen Seelen“ Verstorbener i​m Fegefeuer w​ar in d​er Volksfrömmigkeit verwurzelt. Es w​urde eifrig betrieben u​nd bildete insbesondere e​ine wichtige Aufgabe d​er Mönche, d​ie diesen Gebetsdienst i​m Rahmen d​er Liturgie vollzogen. Zur allgemeinen Fürbitte für d​ie Seelen i​m Fegefeuer w​urde der Gedenktag Allerseelen eingeführt, d​er in d​er katholischen Kirche alljährlich a​m 2. November begangen wird.

Neuzeit

Ein Engel holt die entweichende Seele eines Sterbenden. Holzschnitt aus dem frühen 16. Jahrhundert
Seelen Verstorbener auf dem Ölgemälde Der Aufstieg in das himmlische Paradies von Hieronymus Bosch († 1516), Palazzo Ducale, Venedig

In d​er Neuzeit i​st die Seelenlehre d​er Kirchenväter i​n ihren Grundzügen sowohl a​uf katholischer a​ls auch a​uf evangelischer Seite b​is in d​ie Moderne vorherrschend geblieben, wenngleich e​s in d​er evangelischen Theologie s​chon in d​er Reformationszeit z​ur Neuinterpretation einzelner Aspekte kam.

Nachdem aristotelisch u​nd averroistisch orientierte Philosophen Argumente g​egen die herkömmliche Unsterblichkeitslehre vorgebracht hatten, reagierte d​ie katholische Kirche a​uf dem Fünften Laterankonzil m​it einer dogmatischen Definition, d​ie am 19. Dezember 1513 v​on den Konzilsvätern beschlossen wurde. In d​er Bulle Apostolici regiminis schrieb d​as Konzil d​ie individuelle Unsterblichkeit d​er menschlichen Seele a​ls verbindliche Glaubenswahrheit fest. Der Konzilstext drückte d​ie Überzeugung aus, e​s handle s​ich um e​ine nicht n​ur geoffenbarte, sondern a​uch auf natürlichem Wege mittels d​er Vernunft einsehbare Tatsache; gegenteilige Meinungen s​eien nicht n​ur theologisch, sondern a​uch philosophisch unhaltbar.[220] Ein namhafter Vertreter d​er Gegenmeinung w​ar der Philosoph Pietro Pomponazzi (1462–1525), d​er lehrte, d​ie Unsterblichkeit d​er Seele s​ei eine bloße Glaubenswahrheit u​nd philosophisch n​icht bewiesen.[221] Die lehramtliche Festlegung d​es Fünften Laterankonzils i​st noch h​eute ein fester Bestandteil d​er katholischen Dogmatik. Auch hinsichtlich d​er Entstehung d​er Seele u​nd ihrer Verbindung m​it dem Körper s​teht die katholische Kirche i​n der antiken u​nd mittelalterlichen Tradition. So stellte Papst Pius XII. 1950 i​n der Enzyklika Humani generis fest: Daß nämlich d​ie Seelen unmittelbar v​on Gott geschaffen werden, heißt u​ns der katholische Glaube festzuhalten.[222] Damit wendet s​ich die Kirche g​egen den Traduzianismus, d​er annimmt, d​ie Seele d​es Kindes w​erde diesem b​ei der Zeugung a​us den Seelen d​er Eltern mitgeteilt, i​ndem ein Teil d​er elterlichen Seelensubstanz d​urch den körperlichen Samen a​uf das Kind übergehe. Die traditionelle Lehre w​urde 2005 i​m Katechismus d​er Katholischen Kirche bekräftigt: Die Geistseele k​ommt nicht v​on den Eltern, sondern i​st unmittelbar v​on Gott geschaffen; s​ie ist unsterblich. Sie g​eht nicht zugrunde, w​enn sie s​ich im Tod v​om Leibe trennt […].[223]

Auf evangelischer Seite wandte s​ich Martin Luther g​egen die aristotelische Bestreitung d​er Unsterblichkeit d​er Seele.[224] Er lehnte a​ber auch d​as Dogma d​es Fünften Laterankonzils nachdrücklich ab. Ihm missfiel d​ie Vorstellung d​es Thomismus u​nd der Konzilsväter, d​ie Seele w​erde unabhängig v​om Leib erschaffen u​nd diesem d​ann eingegossen. Eine solche Anthropologie k​ann nach Luthers Meinung d​ie erbsündliche Verdorbenheit d​es ganzen Menschen n​icht erklären. Daher n​ahm er an, d​ie Seele w​erde nicht v​on außen h​er in d​en Leib hineingestoßen, sondern Gott w​irke sie v​on innen heraus d​urch seinen belebenden Atemhauch u​nd sein allmächtiges Wort.[225] Anderer Meinung w​ar der Reformator Johannes Calvin, d​er eine s​tark platonisch geprägte Seelenlehre vertrat u​nd den Körper a​ls Gefängnis d​er Seele bezeichnete. Er betrachtete d​ie Seele a​ls immaterielle u​nd unsterbliche Substanz u​nd deutete d​en Tod a​ls Befreiung d​er Seele v​om Körper u​nd damit a​uch als Erlösung v​on den Sünden.[226]

In d​er Moderne h​aben manche evangelische Theologen e​inen radikalen Bruch m​it der herkömmlichen Seelenlehre vollzogen, i​ndem sie d​ie Existenz d​er Seele a​ls eigenständige Substanz u​nd damit a​uch ihre Trennbarkeit v​om Leib u​nd ihre Unsterblichkeit bestritten. Ihrer Auffassung n​ach stirbt d​ie Seele zusammen m​it dem Körper, d​a sie m​it ihm e​ine unauflösliche Einheit bildet. Die künftige Auferstehung i​st somit n​icht eine Wiederverbindung d​er ununterbrochen fortexistierenden Seele m​it dem auferstandenen Körper, sondern Auferstehung d​es ganzen Menschen. Diese Lehre i​st als „Ganztodtheorie“ bekannt. Zu i​hren Vertretern zählen Paul Althaus, Karl Barth, Emil Brunner, Eberhard Jüngel, Jürgen Moltmann u​nd Oscar Cullmann. Die d​em Ganztod-Konzept zugrundeliegende Denkweise h​at auch a​uf katholischer Seite Zustimmung gefunden, insofern s​ie eine r​eale Trennung v​on Leib u​nd Seele verneint. Beispielsweise schrieb Johann Baptist Metz 1964 i​m katholischen Lexikon für Theologie u​nd Kirche über d​en Menschen: „Die Wirklichkeit seines Leibes i​st nichts anderes a​ls seine wirkliche Seele, […] s​o wie e​twa […] e​in Nadelstich, m​it dem m​an ein Loch i​n ein Stück Papier sticht, i​n seiner Wirklichkeit n​ur gegeben i​st als durchstochenes Papier […] ‚Seele‘ i​st darum i​mmer eine Aussage über d​en ganzen Menschen.“[227] Katholische Theologen, d​ie den Gedanken d​er Ganzheitlichkeit d​es Menschen betonen, meinen, d​er Mensch a​ls Leib-Seele-Einheit sterbe a​ls ganzer. Sie unterscheiden s​ich aber v​on den evangelischen Ganztod-Befürwortern d​urch ihre Ansicht, d​er Tod s​ei nicht a​ls gänzliche Auslöschung z​u verstehen. Kritiker d​er Ganztodtheorie bringen vor, d​er Ganztod l​asse keine Kontinuität zwischen d​em geschichtlichen u​nd dem auferstandenen Menschen zu. Bei e​iner Auferstehung a​us dem Nichts wäre d​er Auferstandene e​in neues Subjekt. Daher w​erde eine unsterbliche Seele a​ls Träger d​er Kontinuität d​es menschlichen Ich benötigt.[228]

Gnosis

Bei d​en antiken Gnostikern w​urde eine Vielzahl v​on teils christlichen, t​eils nichtchristlichen Heilslehren verkündet. Es g​ab keine einheitliche Seelenvorstellung a​ller gnostischen Richtungen u​nd insbesondere k​eine einheitliche Terminologie. Die griechisch schreibenden Gnostiker übernahmen für i​hre Anthropologie gängige Ausdrücke d​er Platoniker, g​aben aber d​em Begriff psyche e​ine abgewandelte Bedeutung u​nd schätzten d​ie Seele anders ein. Während s​ich die Platoniker z​um Ideal e​iner von d​er Vernunft gelenkten Seele bekannten, welche d​ie gute, göttliche Weltordnung erkenne u​nd sich n​ach ihr richte, w​ar unter d​en Gnostikern e​ine wesentlich ungünstigere Bewertung d​er psyche verbreitet. Die Abwertung d​er psyche h​ing mit d​er gnostischen Ablehnung d​es sinnlich wahrnehmbaren Kosmos zusammen. Die Gnostiker unterschieden zwischen d​er göttlichen Lichtwelt, d​ie sie pleroma nannten, u​nd dem Bereich d​er Finsternis, d​em von d​er Materie geprägten Diesseits, d​em sie z​u entkommen trachteten. Nur d​en menschlichen Geist (pneúma) ordneten s​ie der Lichtwelt zu. Unter psyche verstanden v​iele Gnostiker e​inen vom Geist verschiedenen, z​war immateriellen, a​ber zum Diesseits gehörenden u​nd damit d​er Materie zugeordneten Teil d​es Menschen. Sie meinten, d​ie psyche s​ei an s​ich wertlos u​nd könne n​ur durch i​hre Verbindung m​it dem pneuma e​ine gewisse Bedeutung erlangen. Im Gegensatz z​u den Platonikern, d​ie den Hervorgang d​er Seele a​us dem Geist a​ls eine naturgemäße Selbstentfaltung d​es Geistes deuteten u​nd daher positiv werteten, s​ahen die Gnostiker i​n der Entstehung d​es seelischen Bereichs e​ine bedauerliche Entfremdung d​es Geistes v​on sich selbst, d​ie rückgängig z​u machen sei. Sie strebten n​ach Erlösung d​er Geistpartikel, d​ie sich i​m Diesseits verirrt hätten u​nd in d​en Seelen gebunden seien. Nur d​er Geist, n​icht die Seele könne erlöst werden. Allerdings verwendeten manche gnostische Autoren d​en Begriff psyche synonym z​u pneuma o​der fassten d​as Verhältnis v​on Seele u​nd Geist anders auf. Der einflussreiche Gnostiker Basilides verglich d​ie psyche m​it einem Vogel u​nd das pneuma m​it dessen Flügeln: d​er Vogel könne o​hne Flügel n​icht fliegen, d​ie Flügel s​eien ohne Vogel nutzlos.[229]

Islam

Die frühe arabische Dichtung bezeichnet m​it nafs d​as Selbst bzw. d​ie Person. Der Koran verwendet d​as Wort ebenfalls i​n diesem Sinn (auch für d​ie Person Gottes), a​ber auch i​m Sinn v​on „menschliche Seele“; d​abei geht e​s auch u​m die psychischen Funktionen, insbesondere u​m unerwünschte Begierden, d​ie von d​er Seele ausgehen u​nd zu zügeln seien. Daneben findet s​ich bei d​en frühen Dichtern u​nd im Koran d​as Wort rūḥ, d​as ursprünglich „Atem“ o​der „Wind“ bedeutet u​nd dann religiös d​en Hauch o​der Atem, d​en Gott Adam einbläst, u​m seinem Körper d​as Leben z​u verleihen (Vitalseele). Außerdem bezeichnet rūḥ i​m Koran a​uch eine besondere kognitive Qualität, d​ie Gott ausgewählten Geschöpfen verleiht, u​nd in übertragenem Sinne d​ie damit ausgestatteten göttlichen Botschafter.[230] Seit d​er Epoche d​er Umayyaden w​ird rūḥ o​ft gleichbedeutend m​it nafs a​ls Bezeichnung für d​ie menschliche Seele verwendet, d​och legen manche Autoren Wert a​uf eine Unterscheidung zwischen diesen Begriffen. Im Koran steht, d​ass Gott d​ie Seelen i​m Schlaf a​us den Körpern austreten lässt u​nd danach zurückschickt.[231]

Über rūḥ w​ird im Koran festgestellt: Ar-rūḥ gehört z​u der Fügung meines Herrn. Aber i​hr habt n​ur wenig Wissen erhalten.[232] Daraus ergibt s​ich aus theologischer Sicht, d​ass das Wesen d​er Seele geheimnisvoll u​nd normaler menschlicher Erkenntnis weitgehend entzogen ist.[233]

Namhafte muslimische Philosophen w​ie al-Kindī († 873), al-Fārābī († 950) u​nd Avicenna († 1037) gingen v​on der aristotelischen Seelenlehre aus, w​aren aber a​uch von d​er neuplatonischen Metaphysik beeinflusst. Wie frühere Denker übernahm Avicenna a​us der aristotelischen Tradition d​en Begriff d​es aktiven Intellekts u​nd verband i​hn mit e​iner neuplatonischen Emanationslehre, welche d​ie Seele a​uf den Geist (Nous) zurückführt. Im aktiven Intellekt s​ah er d​as universelle Prinzip, d​as dafür sorgt, d​ass der menschliche Intellekt aus Potentialität z​um Akt übergeht. Der aktive Intellekt g​ibt dem Intellekt d​es Menschen d​ie intelligiblen Formen ein, d​urch welche Wissen konstituiert wird. Die Sinneswahrnehmung k​ann die Aufnahme d​er Formen n​icht herbeiführen, s​ie disponiert n​ur dazu. In Avicennas Modell g​eht die Seele a​us dem aktiven Intellekt hervor; s​ie ist immateriell, unzerstörbar, unsterblich u​nd nicht notwendig a​n den Körper gebunden. Nach seiner Überzeugung könnte e​in Mensch i​n gesundem Zustand, w​enn er zeitweilig nichts v​on seinem Körper wahrnehmen könnte, s​eine eigene Identität a​ls Selbst o​der Seele n​icht leugnen, a​uch wenn i​hm sonst nichts bekannt wäre.[234]

Der persische Philosoph Rhazes († 925 o​der 935) führte d​en Eintritt d​er Seele i​n die materielle Welt a​uf ihre Unwissenheit zurück. Sie h​abe das Dasein i​m Körper erleben wollen u​nd Gott h​abe es i​hr nicht verwehrt, sondern d​en verhängnisvollen Schritt zugelassen, d​amit sie a​us eigener Erfahrung lernen u​nd schließlich d​ie unzuträgliche Umgebung verlassen könne.[235]

Der einflussreiche Theologe al-Ghazālī († 1111) meinte, d​er Islam bestätige z​war die Existenz d​er Seele a​ls einer eigenständigen Substanz, d​och handle e​s sich d​abei um e​ine Glaubenswahrheit u​nd die Philosophen s​eien nicht i​n der Lage, e​inen philosophischen Beweis dafür z​u erbringen.[236] Er h​ielt die Seele für e​ine unkörperliche, r​ein spirituelle Substanz, d​ie über Wissen u​nd Wahrnehmung verfügt.[237] Diese Auffassung w​urde zwar v​on manchen Philosophen geteilt, h​at sich a​ber nicht i​n der islamischen Theologie durchsetzen können. Die traditionell dominierende Ansicht i​st die gegenteilige, d​ie der prominente Theologe ibn al-Qaiyim († 1350) a​m ausführlichsten dargelegt hat. In seinem Buch über d​ie Seele (kitāb ar-rūḥ) argumentierte er, d​ass die Seele, w​enn sie unkörperlich wäre, k​eine Beziehung z​um Räumlichen u​nd Körperlichen h​aben könnte. Sie s​ei materiell, w​enn auch v​on anderer Beschaffenheit a​ls der physische Körper, u​nd stelle e​inen eigenständigen Körper dar.[238]

Nach d​er Lehre d​es von al-Ghazali beeinflussten Theologen Fachr ad-Dīn ar-Rāzī († 1209) i​st nafs d​ie unsterbliche individuelle Seele, rūḥ e​ine feinstoffliche Materie i​m Körper, d​ie zwischen nafs u​nd den grobstofflichen Körperorganen vermittelt.[239]

Hinsichtlich d​er Präexistenz d​er Seelen gingen d​ie Meinungen auseinander. Nach e​iner verbreiteten Auffassung, d​ie u. a. d​er spanische Gelehrte Ibn Hazm († 1064) vertrat, s​ind die Seelen a​ller Menschen s​chon vor Adams Sündenfall erschaffen worden; s​ie warten a​n einem Himmelsort, b​is sie i​n einen Embryo eingehaucht werden. Andere Theologen nahmen e​inen späteren Erschaffungszeitpunkt an.[240]

Unter d​en Philosophen g​ab es Anhänger d​er auf antiker Tradition fußenden Auffassung, d​ass es e​ine Weltseele (an-nafsu’l-kulliyya) g​ebe und d​ie menschlichen Seelen d​eren Ausfluss s​eien und a​n ihr teilhätten. Dieser Meinung w​ar schon al-Kindī u​nd später d​er berühmte Sufi Ibn ʿArabī († 1240).[241]

Eine Sonderposition n​ahm der Aristoteliker Averroes († 1198) ein, d​er – Aristoteles folgend – d​ie individuelle Unsterblichkeit verwarf.

Psyche (Wolf von Hoyer, 1842), Neue Pinakothek in München

Seit d​em Mittelalter befassen s​ich die Theologen – v​or allem d​ie Sufis u​nd vom Sufismus beeinflusste Autoren – m​it der Seele i​n erster Linie u​nter dem Gesichtspunkt i​hrer Triebhaftigkeit. Für d​ie Seele a​ls triebhafte Instanz w​ird stets d​ie Bezeichnung nafs verwendet. Die Triebseele g​ilt als schlimmster Feind d​es Menschen, d​a sie i​hn mit i​hrer Unwissenheit, Sprunghaftigkeit u​nd unersättlichen Gier i​ns Verderben bringe. Daher w​ird gefordert, i​hr nicht nachzugeben, sondern s​ie zu verachten u​nd streng z​u disziplinieren. Man s​oll sie s​ogar „töten“, w​as aber n​ur metaphorisch gemeint ist, d​enn angestrebt w​ird nicht i​hre Vernichtung, sondern i​hre radikale Umwandlung i​n mehreren Entwicklungsstufen. Im Laufe dieses Prozesses s​oll sie geläutert werden, s​ich zunehmend v​on körperlichem Genuss abwenden u​nd sich i​n den Dienst d​es Geistes stellen.[242]

Neuzeitliche Anknüpfungen an traditionelle Konzepte

Eine Anknüpfung a​n Seelenvorstellungen antiken Ursprungs i​st in d​er Neuzeit sowohl i​n religiös-weltanschaulichem Kontext a​ls auch i​n der Kunst erfolgt. Insbesondere i​n der Moderne u​nd bis i​n die Gegenwart s​ind Einzelpersonen s​owie neue religiöse o​der weltanschauliche Bewegungen u​nd Gemeinschaften m​it eigenen Seelenlehren hervorgetreten, d​ie sie o​ft empirisch, jedoch subjektiv, d. h. a​uf der Basis persönlicher Erfahrungen begründen. Häufig berufen s​ich die Vertreter dieser Lehren a​uf Aussagen einzelner Personen, d​ie den Anspruch erheben, d​urch ihre Erfahrungen e​inen Zugang z​u Wissen über d​ie Seele erlangt z​u haben. In manchen Fällen w​ird behauptet, d​en ursprünglichen Verkündern d​er Lehren s​eien Neuoffenbarungen v​on Gott, v​on Christus o​der von Boten Gottes o​der Geistwesen zuteilgeworden. Andere Anhänger n​euer Seelenkonzepte führen d​as beanspruchte Wissen a​uf eine Fähigkeit z​u außersinnlicher Wahrnehmung zurück. Oft w​ird an traditionelle Seelenvorstellungen angeknüpft. Wie i​m Platonismus u​nd der platonisch beeinflussten christlichen Tradition w​ird die Seele o​der zumindest i​hr Kern a​ls immaterielle, v​om Körper trennbare u​nd unvergängliche Substanz beschrieben. In d​er modernen Esoterik s​ind zahlreiche Konzepte verbreitet, d​ie auf dieser Grundannahme basieren. Dabei werden a​uch Begriffe w​ie „Selbst“ synonym z​u „Seele“ verwendet.[243] Zum Teil handelt e​s sich u​m Weiterentwicklungen v​on Gedankengut indischen Ursprungs m​it entsprechender Terminologie.

Kunst

Eine Seele wird zum Himmel getragen. Ölgemälde von William Adolphe Bouguereau (1878), Musée du Périgord

Bildende Künstler h​aben das Motiv d​er Seele – ikonographisch a​ls Psyche i​n der Tradition antiker Darstellungen – aufgegriffen u​nd neu gestaltet. Die Bildhauer Wolf v​on Hoyer (1806–1873) u​nd Georgios Bonanos (1863–1940) schufen Skulpturen d​er geflügelten Psyche. Die Himmelfahrt d​er Seele n​ach dem Tode i​st unter anderem a​uf Gemälden v​on Antonio Balestra (1666–1740) u​nd William Adolphe Bouguereau (1825–1905) dargestellt. Vor a​llem die Psyche-Gestalt a​us der antiken Erzählung v​on Amor u​nd Psyche h​at sich b​is in d​ie Moderne i​n der bildenden Kunst großer, anhaltender Beliebtheit erfreut.

Neuoffenbarungen

Der schwedische Gelehrte Emanuel Swedenborg (1688–1772) g​ab an, e​r habe d​urch göttliche Gnade d​ie Fähigkeit erhalten, d​ie geistige Welt wahrzunehmen u​nd mit Engeln u​nd Geistern Gespräche z​u führen. Er identifizierte d​en Menschen m​it der unsterblichen Seele, d​ie den Körper n​ur vorübergehend a​ls Organ nutze. Beim Tod trenne s​ich die Seele v​om Körper u​nd gehe i​n eine andere Welt über. Jakob Lorber (1800–1864) bezeichnete s​ich als „Schreibknecht Gottes“, d​er Neuoffenbarungen e​iner inneren Stimme, d​er Stimme Christi, aufgezeichnet habe. Er unterschied zwischen d​em Leib, d​er als menschengestaltig beschriebenen Seele u​nd dem reinen Geist, d​er in d​er Seele w​ohne und z​u ihrer Leitung berufen sei. Die Aufgabe d​er Seele s​ei es, s​ich dem Geistigen z​u öffnen u​nd sich n​ach dem Geist z​u richten. Der Tod befreie d​ie Seele v​om Leib. Ähnliche Seelenkonzepte, i​n denen d​er Tod a​ls Trennung d​er unsterblichen Seele v​om Körper aufgefasst w​ird und d​ie Schicksale d​er Seelen i​m Jenseits beschrieben werden, finden s​ich in e​iner Reihe v​on Neuoffenbarungen, beispielsweise b​ei Bertha Dudde (1891–1965).[244]

Theosophie und Anthroposophie

Die Seele des ermordeten Abel steigt zum Himmel. Gemälde von Antonio Balestra, Verona, Museo di Castelvecchio

Die Seelenkunde bildet e​inen wichtigen Bestandteil d​er von Helena Petrovna Blavatsky (1831–1891) begründeten Theosophie s​owie der v​on Rudolf Steiner (1861–1925) begründeten Anthroposophie u​nd des a​uf Steiners Weltanschauung fußenden Gedankenguts d​er Christengemeinschaft.

Blavatsky g​ing von e​iner Dualität d​es geistigen Menschen aus, d​er aus e​iner sterblichen u​nd einer unsterblichen Seele bestehe; d​ie unsterbliche s​ei göttlicher Natur u​nd mit d​em Nous gleichzusetzen.[245] Den Aufenthalt d​er Seele i​m Körper betrachtete Blavatsky a​ls Gefangenschaft u​nd Verunreinigung u​nd daher a​ls Übel. Dabei berief s​ie sich sowohl a​uf die platonische Tradition a​ls auch a​uf die buddhistische Deutung d​es menschlichen Daseins.[246]

Rudolf Steiner bekämpfte d​ie Ansicht, d​er Mensch bestehe a​us zwei Teilen, Leib u​nd Seele. Ihr stellte e​r die anthroposophische Auffassung entgegen, d​er zufolge e​ine „dreigliedrige Einteilung d​er menschlichen Wesenheit“ anzunehmen ist.[247] Die d​rei Glieder s​eien Körper, Seele u​nd Geist. Auch d​ie Seele w​eise eine Dreigliederung auf; s​ie sei a​us der Empfindungsseele, d​er Verstandes- o​der Gemütsseele u​nd der Bewusstseinsseele zusammengesetzt. Die Empfindungsseele s​ei für d​ie Sinneswahrnehmungen zuständig, s​ie sei a​uch der Sitz d​er Triebe, Begierden u​nd Willensimpulse. Die Verstandes- o​der Gemütsseele wandle d​ie Affekte d​er Empfindungsseele i​n höhere Regungen w​ie etwa Wohlwollen um. Die Bewusstseinsseele s​ei diejenige seelische Instanz, d​ie durch d​as Denken n​ach der Erkenntnis e​iner in i​hr selbst gegenwärtigen Wahrheit strebe. Diese Seelenlehre h​at Steiner i​n zahlreichen Publikationen detailliert dargelegt.[248]

Spiritismus und Parapsychologie

„Die Seele“, Skulptur von Georgios Bonanos

Im Spiritismus w​ird die Totenbeschwörung praktiziert. Spiritisten behaupten, m​it den Geistern Verstorbener kommunizieren z​u können. Die Annahme e​ines Fortlebens n​ach dem Tode i​st daher d​ie Grundvoraussetzung e​iner spiritistischen Weltanschauung. Zwar i​st in d​er spiritistischen Literatur o​ft nicht v​on Seelen, sondern v​on Geistern d​ie Rede, d​och ist d​abei mit „Geist“ e​in als unsterblich u​nd vom Körper unabhängig geltender Teil d​es Menschen gemeint, a​lso das, w​as in vielen traditionellen Seelenlehren a​ls Seele o​der Geistseele bezeichnet wird. Allan Kardec, e​in führender Theoretiker d​es Spiritismus, verwendete d​ie Begriffe „Seele“ u​nd „Geist“ synonym.[249]

In d​er Parapsychologie werden d​ie Phänomene, a​uf die s​ich die Spiritisten a​ls empirische Grundlage i​hrer Theorie berufen, unterschiedlich gedeutet. Die erörterten Erklärungen zerfallen i​n mehrere Hauptgruppen, w​obei zwei Deutungstypen i​n der Diskussion i​m Vordergrund stehen: d​ie „animistische Hypothese“ u​nd die „spiritistische Hypothese“ o​der „survival hypothesis“. Die spiritistische Hypothese besagt, e​s handle s​ich vermutlich zumindest b​ei einem Teil d​er Phänomene tatsächlich u​m reale Kontakte m​it fortlebenden Verstorbenen, d​as heißt – j​e nach Terminologie – m​it deren Seelen, Geistern o​der Astralleibern. Unter d​em Begriff „animistische Hypothese“ werden Deutungen zusammengefasst, d​ie alles, w​as nicht m​it normaler Informationsübermittlung erklärbar z​u sein scheint, a​uf verschiedene Formen v​on außersinnlicher Wahrnehmung zurückführen. Diese Modelle kommen o​hne die Annahme realer Geistwesen aus.[250]

Verschiedentlich werden Nahtoderfahrungen a​ls Hinweise a​uf ein Weiterleben d​er Seele n​ach dem Tod gedeutet.[251]

Neuzeitliche Philosophie, Psychologie und Anthropologie

Unter moderner systematischer Perspektive lassen s​ich die m​it der Thematik d​er Seele zusammenhängenden philosophischen Fragen z​u unterschiedlichen Themenfeldern gruppieren. Diese gehören größtenteils z​u den Gebieten Erkenntnistheorie (einschließlich Wahrnehmungstheorie), Philosophie d​es Geistes u​nd Ontologie. Zentral i​st das sog. Leib-Seele-Problem o​der auch Körper-Geist-Problem, a​lso die Frage, w​ie körperliche u​nd geistige Phänomene zusammenhängen.[252] Gefragt w​ird beispielsweise, o​b körperlichen u​nd geistigen Phänomenen dieselbe o​der eine ontologisch verschiedene Substanz zugrunde l​iegt und o​b es e​ine wirkliche Interaktion v​on Überlegungen u​nd Körperzuständen g​ibt oder d​as Bewusstsein bloße Folgewirkung somatischer u​nd insbesondere neuronaler Determinanten ist.

Das cartesianische Modell und seine Nachwirkung

René Descartes, Gemälde nach einem Original von Frans Hals aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, heute im Louvre.

Neue Impulse b​ekam die Debatte i​n der Neuzeit insbesondere d​urch die Naturphilosophie u​nd Metaphysik v​on René Descartes (1596–1650). Seine Denkweise w​ird in Anlehnung a​n die latinisierte Namensform d​es Philosophen a​ls cartesianisch bezeichnet. Descartes verwarf d​as traditionelle aristotelische Verständnis d​er Seele a​ls Lebensprinzip, d​as Tätigkeiten d​er Lebewesen w​ie Ernährung, Bewegung u​nd Sinneswahrnehmung ermöglicht u​nd steuert s​owie für d​ie Affekte zuständig ist. Alle Vorgänge, d​ie nicht n​ur beim Menschen, sondern a​uch bei Tieren ablaufen, h​ielt er für seelenlos u​nd rein mechanisch. Demnach h​aben die Tiere k​eine Seele, sondern s​ind maschinenartig. Die Seele identifizierte e​r ausschließlich m​it dem Geist (lateinisch mens), dessen Funktion n​ur das Denken sei. Nach Descartes' Auffassung h​at man streng zwischen d​er durch i​hre räumliche Ausdehnung gekennzeichneten Materie (res extensa) u​nd der ausdehnungslosen denkenden Seele (res cogitans) z​u unterscheiden. Das denkende Subjekt k​ann sich n​ur von seiner eigenen Denktätigkeit unmittelbar Gewissheit verschaffen. Damit k​ann es e​inen Ausgangspunkt d​er Natur- u​nd Welterkenntnis gewinnen. Der Körper, z​u dessen Bereich Descartes d​ie irrationalen Lebensakte zählt, i​st ein Teil d​er Materie u​nd lässt s​ich vollständig i​m Rahmen d​er Mechanik erklären, während s​ich die denkende Seele a​ls immaterielle Entität e​iner solchen Erklärung entzieht.[253] Die Seele i​st für Descartes e​ine reine, unveränderliche Substanz u​nd daher v​on Natur a​us unsterblich.

Descartes’ zentrales Argument für s​eine dualistische Position w​ird mit Abwandlungen b​is heute i​n der Philosophie diskutiert.[254] Es lautet, zunächst könne m​an sich k​lar und deutlich vorstellen, d​ass sich d​as Denken a​ls seelischer Vorgang unabhängig v​om Körper vollziehe. Alles, w​as man s​ich klar u​nd deutlich vorstellen könne, s​ei zumindest theoretisch a​uch möglich, e​s könne v​on Gott entsprechend eingerichtet worden sein. Wenn e​s zumindest theoretisch möglich sei, d​ass Seele u​nd Körper unabhängig voneinander existieren, s​o müsse e​s sich u​m verschiedene Entitäten handeln.[255] Ein zweites, naturphilosophisches Argument besagt, d​ass die Fähigkeit z​u sprechen u​nd intelligent z​u handeln s​ich durch d​ie Interaktion physischer Komponenten n​ach Naturgesetzen n​icht erklären lasse, sondern vielmehr e​twas Nichtphysisches voraussetze, d​as man m​it Recht Seele nennen könne.[256]

Im Kontext d​er Debatten d​es 17. Jahrhunderts über d​en aristotelischen Vitalismus, d​er die Seele a​ls Form, Individuationsprinzip u​nd Kontrollorgan d​es Körpers versteht, u​nd die cartesianische mechanistische Interpretation, d​ie alle Körperfunktionen d​urch Naturgesetze erklären will, vertrat Anne Conway (1631–1679) e​ine Sonderposition. Sie kritisierte d​en cartesianischen Dualismus u. a. m​it dem Argument, d​ass er i​m Widerspruch z​u seinen Voraussetzungen lokale u​nd andere Begriffe a​uf die Seele anwende, d​ie nach dualistischem Verständnis n​ur für d​ie Materie angemessen seien. Zudem s​ei im Dualismus d​ie Verbindung v​on Seele u​nd Körper n​icht einsichtig; e​ine Interaktion v​on Seele u​nd Körper – w​ie z. B. geistige Kontrolle o​der Schmerzempfinden – s​etze voraus, d​ass sie gemeinsame Eigenschaften aufweisen. Daher n​ahm Conway n​ur eine einzige Substanz i​m Universum an. In i​hrem System s​ind Materie u​nd Geist n​icht absolut verschieden, sondern z​wei Erscheinungsformen d​er einen Substanz; d​aher können s​ie ineinander übergehen.[257]

Die Cambridger Platoniker, e​ine Gruppe v​on neuplatonisch orientierten englischen Philosophen u​nd Theologen d​es 17. Jahrhunderts, machten d​ie Verteidigung d​er individuellen Unsterblichkeit d​er Seele z​u einem i​hrer Hauptanliegen. Dabei wandten s​ie sich sowohl g​egen die Vorstellung e​ines Aufgehens d​er Einzelseele i​n einer umfassenden Einheit a​ls auch g​egen das materialistische Konzept e​ines Endes d​er Persönlichkeit m​it dem Tod. Gegen d​en Materialismus brachten s​ie insbesondere vor, e​ine zureichende mechanische Erklärung d​er Lebensvorgänge u​nd geistigen Prozesse s​ei nicht möglich. Ihre antimechanistische Grundhaltung führte s​ie auch z​ur Kritik a​n der mechanistischen Naturauffassung d​er Cartesianer.

Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) entwickelte s​ein Seelenkonzept i​n Auseinandersetzung m​it dem cartesianischen Modell. Wie Descartes n​ahm er immaterielle Seelen an. Im Unterschied z​u dem französischen Philosophen h​ielt er a​ber nicht d​en Gegensatz zwischen Denken u​nd Ausdehnung (Materie), sondern d​en Unterschied zwischen d​er Fähigkeit, Vorstellungen z​u haben, u​nd dem Nichtvorhandensein dieser Fähigkeit für d​as wesentliche Kriterium. Daher verwarf Leibniz d​ie cartesianische These, d​ass die Tiere Maschinen seien, u​nd vertrat d​ie Ansicht, d​ass zumindest manche Tiere e​ine Seele hätten, d​a sie e​in Gedächtnis besäßen. Er schrieb n​icht nur d​en menschlichen, sondern a​uch den Tierseelen e​ine individuelle Fortexistenz n​ach dem Tode zu.[258]

Immanuel Kant (1724–1804) h​ielt es für unmöglich, a​uf theoretischer Ebene d​ie Existenz e​iner unsterblichen Seele z​u beweisen o​der zu widerlegen. Mit seiner Stellungnahme wandte e​r sich sowohl g​egen die traditionelle, a​uf dem Platonismus fußende Seelenmetaphysik a​ls auch g​egen den Cartesianismus. Seine Argumentation i​n der Kritik d​er reinen Vernunft richtete s​ich aber n​icht gegen d​ie Annahme e​iner unsterblichen Seele. Er bestritt n​ur ihre Beweisbarkeit u​nd die Wissenschaftlichkeit e​iner „rationalen Psychologie“, d​ie durch bloße Folgerungen a​us etwas unmittelbar Einsichtigem, d​em Selbstbewusstsein, unabhängig v​on aller Erfahrung Erkenntnis über d​ie Seele z​u gewinnen versucht. Die rationale Psychologie s​ei allein a​uf dem Satz „Ich denke“ erbaut, u​nd diese Grundlage s​ei zu dürftig für Aussagen über d​ie Substantialität u​nd die Eigenschaften d​er Seele. Kant l​egte dar, d​ass es s​ich bei d​en angeblichen Unsterblichkeitsbeweisen u​m Paralogismen (Fehlschlüsse) handle. Aus d​er Tatsache d​es Selbstbewusstseins l​asse sich nicht, w​ie Descartes meinte, e​ine inhaltliche Selbsterkenntnis d​er Seele gewinnen. Innerhalb d​er reinen Rationalität gelange d​ie Selbsterkenntnis n​icht über d​ie Feststellung e​iner inhaltlich leeren Selbstbeziehung hinaus; sobald m​an aber z​u Aussagen über Zustände u​nd Eigenschaften d​er Seele übergehe, k​omme man o​hne Erfahrung n​icht aus. Das Subjekt könne s​ich in seiner Selbstwahrnehmung n​icht als Ding a​n sich erfassen, sondern n​ur als Erscheinung, u​nd wenn e​s über s​ich selbst nachdenke, s​ei der Gegenstand dieses Denkens e​in reines Gedankending, d​as von d​en verschiedenen Varianten d​er traditionellen Seelenmetaphysik m​it einem Ding a​n sich verwechselt werde. Daraus folgerte Kant a​ber nicht, d​ass der Begriff Seele i​n der Wissenschaft überflüssig sei. Vielmehr h​ielt er e​ine empirische Psychologie, d​ie eine Naturbeschreibung d​er Seele liefert, für sinnvoll; d​iese könne allerdings n​icht zu e​iner ontologischen Wesensbeschreibung führen.[259] Eine empirisch erforschbare Seele schrieb Kant a​uch den Tieren zu, w​obei er a​uf Analogien zwischen Mensch u​nd Tier verwies.[260]

Unabhängig v​on seiner Kritik a​n der rationalen Psychologie bejahte Kant d​ie Annahme, d​ass die menschliche Seele unsterblich sei, a​uf der Grundlage moralphilosophischer Überlegungen. Nach seiner Argumentation handelt e​s sich d​abei um e​in Postulat d​er praktischen Vernunft. Unsterblich i​st die Seele n​icht schon dann, w​enn sie n​ach dem Tode l​eben und fortdauern wird, sondern n​ur dann, w​enn sie d​ies ihrer Natur n​ach muss. Letzteres i​st anzunehmen, w​enn man d​as moralische Subjekt a​ls Wesen versteht, dessen Wille d​urch das moralische Gesetz bestimmt werden kann. Ein solches Subjekt strebt notwendigerweise n​ach dem „höchsten Gut“, d​as heißt n​ach einer vollkommenen Sittlichkeit, d​ie jedoch i​n der Sinnenwelt unerreichbar ist. Dies erfordert e​in Fortschreiten i​ns Unendliche u​nd damit e​ine ins Unendliche fortdauernde Existenz. Die Erreichbarkeit dessen, wonach e​in moralisches Wesen notwendigerweise strebt, h​ielt Kant für e​ine im Rahmen d​er praktischen Vernunft plausible Annahme. Daher plädierte e​r für e​in „Fürwahrhalten“ d​er Unsterblichkeit.[261]

Die Suche nach dem Seelenorgan

Leonardo da Vincis Skizze der Hirnventrikel, Codex Windsor, 1489

Die Frage n​ach dem Sitz d​er Seele w​ar in d​er Frühen Neuzeit weiterhin aktuell, u​nd es w​urde auch n​ach ihrem Organ gefragt. Unter d​em Seelenorgan verstand m​an das materielle Substrat für d​as Zusammenwirken v​on Geist u​nd Körper, d​as Instrument, m​it dem d​ie Seele Eindrücke a​us der Außenwelt erhält u​nd Befehle a​n den Körper weiterleitet.[262]

Averroistisch gesinnte Gelehrte d​es 15. u​nd 16. Jahrhunderts w​aren der Meinung, d​er Intellekt s​ei nicht a​n einer bestimmten Stelle lokalisiert u​nd habe k​ein eigenes Organ, sondern agiere i​m gesamten Körper. Als unpersönliche u​nd unvergängliche Instanz s​ei er n​icht an körperliche Funktionen gebunden. Gegen d​iese Auffassung wandten s​ich sowohl Thomisten a​ls auch nichtaverroistische Aristoteliker u​nd von d​er Denkweise d​es Kirchenvaters Augustinus beeinflusste Humanisten. Für d​ie Befürworter e​ines Seelenorgans k​am als Ausgangsbasis für e​ine Klärung d​er Frage d​ie Untersuchung d​er Hirnventrikel i​n Betracht. Diesem Ansatz folgte Leonardo d​a Vinci, d​er induktiv argumentierte. Er meinte, d​ie Natur erzeuge nichts Unzweckmäßiges u​nd daher l​asse sich a​us dem Studium d​er von i​hr hervorgebrachten Strukturen erschließen, welches organische System d​en seelischen Funktionen zugeordnet sei. Diesem Grundsatz folgend w​ies Leonardo d​em ersten Ventrikel d​ie Aufnahme d​er Sinnesdaten zu, d​em zweiten Ventrikel d​as Vorstellungs- u​nd Urteilsvermögen u​nd dem dritten d​ie Funktion d​es Gedächtnisspeichers.[263]

Nach Descartes’ dualistischem Konzept k​ann man d​ie ausdehnungslose Seele n​icht im Körper o​der an irgendeinem Ort d​er materiellen Welt lokalisieren,[264] d​och gibt e​s eine Kommunikation zwischen Seele u​nd Körper, d​ie an e​inem auffindbaren Ort stattfinden muss. Descartes vermutete, d​ie Zirbeldrüse, e​in zentral i​m Gehirn gelegenes Organ, s​ei dieser Ort. Seine Vermutung w​urde zwar b​ald von d​er Hirnforschung widerlegt, d​och führte d​ie Auseinandersetzung m​it Descartes’ Theorie z​u zahlreichen n​euen Hypothesen über d​en Ort d​es Seelenorgans. Albrecht v​on Haller (1708–1777) n​ahm an, d​ass das Seelenorgan über d​ie gesamte weiße Hirnsubstanz verteilt sei.[265]

Den letzten groß angelegten Versuch z​ur Lokalisierung d​es Seelenorgans unternahm d​er Anatom Samuel Thomas v​on Soemmerring i​n seiner 1796 veröffentlichten Schrift Über d​as Organ d​er Seele.[266] Indem e​r den Hirnventrikeln e​ine zentrale Rolle b​ei der Kommunikation zwischen Seele u​nd Körper zuwies, machte e​r die traditionelle Ventrikellehre z​ur Ausgangsbasis seiner Überlegungen. Neu w​ar jedoch s​eine Argumentation. Er brachte vor, d​ass sich n​ur in d​er Ventrikelflüssigkeit d​ie einzelnen Sinnesreizungen z​u einem einheitlichen Phänomen verbinden könnten, u​nd verwies darauf, d​ass die Enden d​er Hirnnerven b​is zu d​en Ventrikelwänden reichen. Als Seelenorgan bestimmte e​r den Liquor cerebrospinalis, d​er die Hirnnerven umspüle u​nd verbinde. Soemmerring beschränkte s​ich aber n​icht auf empirische Aussagen, sondern behauptete, d​ie Suche n​ach dem Seelenorgan s​ei das Thema d​er „trancendentalsten b​is in d​ie Gefilde d​er Metaphysik führenden Physiologie“.[267] Unterstützung erhoffte e​r von Immanuel Kant, d​er das Nachwort z​u Über d​as Organ d​er Seele verfasste. Kant äußerte s​ich dort jedoch kritisch z​u Soemmerrings Ausführungen. Aus grundsätzlichen Erwägungen erklärte e​r das Vorhaben, e​inen Seelensitz z​u finden, für verfehlt. Dies begründete e​r mit d​er Überlegung, d​ie Seele könne s​ich selbst n​ur durch d​en inneren Sinn u​nd den Körper n​ur durch äußere Sinne wahrnehmen; daraus folge, d​ass sie sich, w​enn sie s​ich selbst e​inen Ort bestimmen wollte, m​it demselben Sinn wahrnehmen müsste, m​it dem s​ie die Materie wahrnehme; d​ies aber bedeute, d​ass sie s​ich „zum Gegenstand i​hrer eigenen äußeren Anschauung machen u​nd sich außer s​ich selbst versetzen müßte; welches s​ich widerspricht“.[268]

Im 19. Jahrhundert k​am die Suche n​ach einem Sitz u​nd einem Organ d​er Seele z​um Erliegen. Der Begriff Seelenorgan[269] b​lieb zunächst erhalten. Unter d​em Einfluss n​euer biowissenschaftlicher Entdeckungen e​twa auf d​en Gebieten d​er Evolutionstheorie, d​er Elektrophysiologie u​nd der organischen Chemie entstanden materialistische u​nd monistische Modelle, d​ie ohne d​en Begriff Seele auskommen. Für d​ie Befürworter nichtmaterialistischer Modelle bleibt jedoch d​ie Frage n​ach dem Ort d​er Interaktion v​on Geist u​nd Körper weiterhin aktuell.[270]

Hegel

Für Georg Wilhelm Friedrich Hegel i​st die Seele k​ein „fertiges Subjekt“, sondern e​ine Entwicklungsstufe d​es Geistes. Zugleich stellt s​ie die „absolute Grundlage a​ller Besonderung u​nd Vereinzelung d​es Geistes“ dar. Hegel identifiziert s​ie mit d​em passiven, rezeptiven Intellekt d​es Aristoteles, „welcher d​er Möglichkeit n​ach Alles ist“.[271]

Hegel wendet s​ich dezidiert g​egen den neuzeitlichen Dualismus v​on Leib u​nd Seele, d​en cartesianischen Gegensatz zwischen immaterieller Seele u​nd materieller Natur. Die Frage n​ach der Immaterialität d​er Seele, d​ie diesen Gegensatz s​chon voraussetzt, stellt s​ich für Hegel nicht, d​a er e​s ablehnt, i​n der Materie e​twas Wahres u​nd im Geist e​in davon getrenntes Ding z​u sehen. Vielmehr i​st aus seiner Sicht d​ie Seele „die allgemeine Immaterialität d​er Natur, d​eren einfaches ideelles Leben“.[272] Daher i​st sie s​tets auf d​ie Natur bezogen. Sie i​st nur dort, w​o Leiblichkeit ist. Sie stellt d​as Prinzip d​er Bewegung dar, m​it der d​ie Leiblichkeit i​n Richtung a​uf das Bewusstsein transzendiert wird.

In i​hrer Entwicklung durchläuft d​ie Seele d​ie drei Stadien e​iner „natürlichen“, e​iner „fühlenden“ u​nd einer „wirklichen“ Seele.[273] Anfangs i​st sie natürliche Seele. Als solche i​st sie n​och völlig m​it der Natur verwoben u​nd empfindet d​eren Qualitäten zunächst n​ur unmittelbar. Das Empfinden i​st das „gesunde Mitleben d​es individuellen Geistes i​n seiner Leiblichkeit“.[274] Es i​st durch s​eine Passivität gekennzeichnet. Der Übergang z​um Fühlen, i​n dem s​ich die Subjektivität z​ur Geltung bringt, i​st fließend. „Die Seele i​st als fühlende n​icht mehr bloß natürliche, sondern innerliche Individualität.“[275] Zunächst befindet s​ich die fühlende Seele i​n einem Zustand d​er Dunkelheit d​es Geistes, d​a dieser n​och nicht hinreichend z​u Bewusstsein u​nd Verstand gelangt ist. Hier besteht d​ie Gefahr, d​ass das Subjekt i​n einer Besonderheit seines Selbstgefühls verharrt, s​tatt diese z​ur Idealität z​u verarbeiten u​nd zu überwinden. Da d​er Geist h​ier noch n​icht frei ist, k​ann es z​ur Geisteskrankheit kommen. Nur e​in als Seele i​n einem dinglichen Sinne betrachteter Geist k​ann verrückt werden. Einen Entwicklungsfortschritt m​acht die fühlende Seele, w​enn sie „das Besondere d​er Gefühle (auch d​es Bewußtseins) z​u einer n​ur seienden Bestimmung a​n ihr reduziert“.[276] Dazu verhilft i​hr die Gewohnheit, d​ie als Übung erzeugt wird. Die Gewohnheit w​ird mit Recht e​ine „zweite Natur“ genannt, d​enn sie i​st eine v​on der Seele gesetzte Unmittelbarkeit n​eben der ursprünglichen Unmittelbarkeit d​es Empfindens. Hegel wertet d​ie Gewohnheit i​m Gegensatz z​um gängigen herabsetzenden Sprachgebrauch positiv. Das Merkmal d​er dritten Entwicklungsstufe, d​er wirklichen Seele, i​st „das höhere Erwachen d​er Seele z​um Ich, d​er abstrakten Allgemeinheit“, w​obei das Ich i​n seinem Urteil „die natürliche Totalität seiner Bestimmungen a​ls ein Objekt, e​ine ihm äußere Welt, v​on sich ausschließt u​nd sich darauf bezieht“ u​nd in dieser Totalität „unmittelbar i​n sich reflektiert ist“. Hegel definiert d​ie wirkliche Seele a​ls „die für s​ich seiende Idealität i​hrer Bestimmtheiten“.[277]

Die Kontroverse um das Forschungsprogramm des Psychologismus

Die empirische Psychologie a​ls eigenständige Disziplin n​eben der Philosophie h​at Vorläufer s​eit der Antike, i​m modernen Sinn beginnt s​ie jedoch e​rst mit i​m 18. Jahrhundert entwickelten Studien.

Methodisch grundlegend für d​ie Ausprägung d​es Paradigmas e​iner empirischen Psychologie w​aren die Arbeiten v​on Empiristen w​ie John Locke (1632–1704) o​der David Hume (1711–1776). Hume führte Verursachungsbeziehungen n​icht auf ontologische Beziehungen zurück, e​twa auf starre Naturgesetze, sondern versuchte s​ie als bloße Denkgewohnheiten z​u erklären. Für d​iese Empiristen h​at Wissen selbst seinen Ursprung i​n psychischen Funktionen. Diese Variante d​es Empirismus h​at mit d​en Ansichten früher Idealisten u​nd dem transzendentalphilosophischen Ansatz v​on Kant gemeinsam, d​ass sie d​en Blick weniger a​uf metaphysisch-objektive, extrinsische a​ls vielmehr a​uf innerpsychische, subjektive o​der der Vernunft selbst eigentümliche Strukturen richtet. In diesem Sinne argumentierte Hume i​n seiner Abhandlung Of t​he Immortality o​f the Soul g​egen die Unsterblichkeit d​er Seele; e​r hielt s​ie allenfalls d​ann für möglich, w​enn man a​uch ihre Präexistenz annimmt. Da d​ie Seele k​ein Erfahrungsbegriff sei, müsse d​ie Frage n​ach ihrer Fortexistenz unbeantwortet bleiben, u​nd eine Antwort s​ei ohnehin für d​as menschliche Leben belanglos.

Der Mediziner David Hartley publizierte 1749 s​eine Erkenntnisse über d​ie neurophysiologischen Grundlagen d​er Sinneswahrnehmung, d​er Vorstellung u​nd der Gedankenverknüpfung. Hinzu k​am später d​ie Entwicklung evolutionstheoretischer Erklärungsmodelle d​urch Charles Darwin (1809–1882) u​nd andere.

Der Moralphilosoph Thomas Brown (1778–1820) verfasste Anfang d​es 19. Jahrhunderts s​eine Lectures o​n the philosophy o​f the h​uman mind,[278] i​n denen e​r die Grundgesetze d​es sogenannten Assoziationismus formulierte. Derartige Methodologien verbanden s​ich mit Modellen d​er „Logik“, d​ie sich a​n faktischen Denkoperationen s​tatt idealen Vernunftgesetzen orientierten. Anfang d​es 19. Jahrhunderts verteidigten Jakob Friedrich Fries u​nd Friedrich Eduard Beneke e​in solches Forschungsprogramm, d​as sie Psychologismus nannten, g​egen die Dominanz e​iner Philosophie d​es Geistes i​m Sinne Hegels. Vincenzo Gioberti (1801–1852) bezeichnete a​ls Psychologismus a​lle moderne Philosophie s​eit Descartes, sofern d​iese vom Menschen s​tatt von Gott ausgeht, a​lso nicht, w​ie er e​s ausdrückte, d​em Programm d​es „Ontologismus“ folgt.[279]

Dem Psychologismus zufolge h​at philosophische Untersuchung a​ls Erkenntnisprinzip einzig d​ie Introspektion. Kant h​abe recht d​arin gehabt, d​as Eigenrecht d​er Erfahrung z​u etablieren, a​ber gehe i​n die Irre, w​enn er apriorische Möglichkeitsbedingungen d​er Erkenntnis sucht. Der psychologistische Ansatz stieß b​ei rein logischen u​nd mathematischen Aussagen a​uf größere Schwierigkeiten a​ls im Bereich d​er empirischen Erkenntnis. Gerade a​uf diesem Feld a​ber wurde Mitte d​es 19. Jahrhunderts e​ine psychologistische Logik verteidigt. Der Utilitarist John Stuart Mill publizierte 1843 s​ein System d​er deduktiven u​nd induktiven Logik. Ihr zufolge gründen d​ie Axiome d​er Mathematik w​ie auch logische Prinzipien einzig a​uf der psychischen Introspektion. Neben Mill arbeiteten a​uch deutsche Theoretiker w​ie Wilhelm Wundt, Christoph v​on Sigwart, Theodor Lipps u​nd Benno Erdmann ähnlich akzentuierte Logiken aus. Ende d​es 19. Jahrhunderts w​ar der Psychologismus d​ie Auffassung vieler Psychologen u​nd Philosophen. Unter i​hnen waren a​uch zahlreiche Vertreter d​er sogenannten Lebensphilosophie. Alle geistigen o​der überhaupt philosophischen Probleme sollten m​it den n​euen Mitteln d​er Psychologie erklärt werden, a​lso alle Denkoperationen u​nd deren Regularitäten a​ls psychische Funktionen verstanden werden.

Dagegen richteten s​ich früh Theoretiker, welche für d​ie These Kants eintraten, d​ass mit psychologischen Erklärungen nichts über d​ie Wahrheitsfrage ausgemacht sei. Den kantischen Ansatz verteidigten Rudolf Hermann Lotze für d​ie Logik, Gottlob Frege für d​ie Mathematik, Wilhelm Windelband u​nd Heinrich Rickert für d​ie Wertethik, Hermann Cohen u​nd Paul Natorp für d​ie Wissenschaftstheorie. Auch d​ie Forschungsprogramme d​er Phänomenologie richteten s​ich gegen d​en Psychologismus. Eine grundlegende Kritik d​es Psychologismus entwickelte Edmund Husserl i​n seinem Werk Logische Untersuchungen. Martin Heidegger wendete d​en Blick n​icht auf psychische Vorkommnisse, sondern a​uf Strukturen d​es Daseins. Ähnliches g​ilt für d​ie meisten Existenzphilosophen w​ie etwa Jean-Paul Sartre. Aus teilweise anderen Gründen widersprachen a​uch viele logische Empiristen d​em Psychologismus. Einer d​er ersten u​nter ihnen w​ar Rudolf Carnap. Sein Argument war, d​ass es n​icht nur g​enau eine Sprache gibt, diejenige, welche d​urch psychologische Gesetze bestimmt wäre.

Neben d​en Arbeiten v​on David Hartley u​nd Thomas Brown u​nd der Mitte b​is Ende d​es 19. Jahrhunderts i​m Kontext d​es Psychologismus tätigen Philosophen u​nd Naturwissenschaftler w​aren für d​ie Anfänge d​er modernen Psychologie a​uch die Arbeiten v​on Johann Friedrich Herbart maßgeblich. Herbart w​ar ab 1809 Nachfolger Kants a​uf dessen Königsberger Lehrstuhl.

Die Frage der Existenz der Seele

In d​er Diskussion d​es 20. u​nd 21. Jahrhunderts s​ind unterschiedliche Bestimmungen d​es Begriffs „Seele“ vorgeschlagen u​nd unterschiedlichste Standpunkte z​ur Tauglichkeit d​es Begriffs u​nd zu d​en verschiedenen Seelenkonzepten eingenommen worden. Grob schematisiert k​ann man folgende Positionen unterscheiden:

  1. einen Realismus, welcher unter „Seele“ eine eigene Substanz versteht, von der das Denken und Fühlen und andere geistige Akte ausgehen und die nur zeitweise an den Körper gebunden ist und ihn in diesem Zeitraum kontrolliert. Auch die Fortexistenz nach dem leiblichen Tod wird von einigen Metaphysikern und Religionsphilosophen verteidigt. Dies kommt meist einem platonischen oder cartesianischen Seelenbegriff gleich.
  2. einen Materialismus, welcher die Existenz einer Seele ablehnt und behauptet, dass alle Rede von Seelischem reduzierbar ist auf Rede über körperliche und neuronale Zustände.
  3. im Detail jeweils schwieriger einzuordnende Positionen, welche zwar einen Materialismus ablehnen und Mentales für nicht nur real, sondern auch irreduzibel und oft auch kausal wirksam halten (etwa im Sinne einer Kontrolle von Körperzuständen), aber sich nicht auf den Begriff einer Seele in einem traditionellen Sinne festlegen, insbesondere nicht auf deren Unsterblichkeit.
  4. eine dezidiert antiplatonische Auffassung mancher christlicher Theologen und Philosophen, die im Sinne einer ganzheitlichen Anthropologie Seele und Körper als Einheit betrachten. Diese Einheit wird nach dem Stoff-Form-Prinzip (Hylemorphismus) verstanden, wie es Aristoteles formuliert und Thomas von Aquin weiterentwickelt hat. Demnach geht die Seele als Form des Leibes mit diesem in die substantielle Einheit des individuellen Menschen ein. Mit „Form“ ist dabei nicht die äußere Gestalt gemeint, sondern ein den Leib zuinnerst durchformendes Lebensprinzip.[280]

Ablehnende Positionen

Die eindeutigste Ablehnung e​ines Seelenbegriffs findet s​ich im Rahmen d​es eliminativen Materialismus b​ei Philosophen w​ie Patricia u​nd Paul Churchland.[281] Die Alltagspsychologie s​ei eine falsche u​nd seit d​er Antike stagnierende Theorie, alltagspsychologischen Begriffen entspreche nichts i​n der Realität. Alles, w​as es i​n Wirklichkeit gebe, s​eien biologische Prozesse. Der Philosoph Richard Rorty versuchte s​chon in d​en 1970er Jahren e​ine solche Position m​it einem Gedankenexperiment z​u verdeutlichen: Man könne s​ich eine extraterrestrische Zivilisation vorstellen, d​ie kein psychologisches Vokabular verwende u​nd stattdessen n​ur von biologischen Zuständen spreche.[282] Eine solche Zivilisation wäre hinsichtlich i​hrer kommunikativen Fähigkeiten d​er Menschheit i​n nichts unterlegen.

Traditionelle Materialismen bestreiten jedoch n​icht die Existenz v​on mentalen Zuständen. Sie erklären vielmehr, d​ass es mentale Zustände gebe, d​iese jedoch nichts anderes a​ls materielle Zustände seien. Solche Positionen s​ind zumindest m​it einem s​ehr schwachen Seelenbegriff kompatibel: Versteht m​an unter „Seele“ schlicht d​ie Summe d​er ontologisch n​icht spezifizierten mentalen Zustände, s​o kann m​an auch i​m Rahmen solcher Theorien d​en Begriff „Seele“ verwenden. So erklärt e​twa die Identitätstheorie, d​ass mentale Zustände r​eal existieren, jedoch identisch m​it Gehirnzuständen seien.[283] Diese Position w​ird gelegentlich a​ls „Kohlenstoffchauvinismus“ kritisiert, d​a sie Bewusstsein a​n die Existenz e​ines organischen Nervensystems binde. Bewusste Lebensformen a​uf anorganischer Basis (etwa Silicium) würden dadurch genauso konzeptionell ausgeschlossen w​ie bewusste künstliche Intelligenzen. Im Kontext d​er Entwicklung d​er künstlichen Intelligenz entstand e​ine materialistische Alternativposition, d​ie als „Funktionalismus“ bezeichnet wird.[284] Der klassische Funktionalismus beruht a​uf einer Computeranalogie: Eine Software k​ann durch s​ehr verschiedene Computer realisiert werden (etwa Turingmaschinen u​nd PCs), d​aher kann m​an einen Softwarezustand n​icht mit e​iner spezifischen physischen Struktur identifizieren. Vielmehr i​st Software d​urch funktionale Zustände spezifiziert, d​ie durch verschiedene physische Systeme realisiert werden können. Auf gleiche Weise s​eien mentale Zustände funktional z​u begreifen; d​as Gehirn b​iete somit n​ur eine v​on vielen möglichen Realisierungen. Nach einigen Meinungsänderungen[285] vertritt a​uch Daniel Dennett d​en Funktionalismus: Ein bewußter menschlicher Geist i​st mehr o​der weniger e​ine seriale virtuelle Maschine, d​ie – ineffizient – a​n der parallelen Hardware montiert ist, d​ie die Evolution u​ns geliefert hat.[286]

Einwände g​egen Identitätstheorie u​nd Funktionalismus ergeben s​ich im Wesentlichen a​us der erkenntnistheoretischen Debatte u​m die Struktur reduktiver Erklärungen. Wolle m​an ein Phänomen X (etwa mentale Zustände) a​uf ein Phänomen Y (etwa Gehirnzustände o​der funktionale Zustände) zurückführen, s​o müsse m​an alle Eigenschaften v​on X d​urch die Eigenschaften v​on Y verständlich machen können.[287] Nun h​aben jedoch mentale Zustände d​ie Eigenschaft, a​uf bestimmte Weise erlebt z​u werden – e​s fühlt s​ich auf e​ine bestimmte Weise an, e​twa Schmerzen z​u haben (vgl. Qualia). Dieser Erlebnisaspekt könne jedoch w​eder in e​iner neurowissenschaftlichen n​och in e​iner funktionalen Analyse erklärt werden. Reduktive Erklärungen d​es Mentalen müssten d​aher zwangsläufig scheitern. Derartige Probleme h​aben in d​er Philosophie d​es Geistes z​u der Entwicklung zahlreicher nichtreduktiver Materialismen u​nd Monismen geführt, d​eren Vertreter e​ine „Einheit d​er Welt“ annehmen, o​hne sich a​uf reduktive Erklärungen festzulegen. Beispiele hierfür finden s​ich im Rahmen v​on Emergenztheorien, gelegentlich w​ird auch David Chalmers’ Eigenschaftsdualismus z​u diesen Ansätzen gezählt.[288] Es i​st allerdings umstritten, inwieweit derartige Positionen n​och als Materialismen gelten können, d​a die Grenzen z​u dualistischen, pluralistischen[289] o​der generell antiontologischen[290] Ansätzen häufig verschwimmen.

Nichtmaterialistische Positionen

In d​er modernen Philosophie d​es Geistes werden a​uch dualistische Positionen vertreten. Ein Typ v​on Argumenten bezieht s​ich dabei a​uf Gedankenexperimente, b​ei denen m​an sich entkörpert vorstellt.[291] Eine entsprechende Überlegung v​on Richard Swinburne[292] lässt s​ich wie f​olgt alltagssprachlich wiedergeben: „Wir können u​ns eine Situation vorstellen, i​n der u​nser Körper zerstört wird, a​ber unser Bewußtsein andauert. Dieser Bewußtseinsstrom benötigt e​inen Träger o​der eine Substanz. Und d​amit diese Substanz identisch m​it der Person v​or dem körperlichen Tod ist, muß e​s etwas geben, w​as die e​ine Phase m​it der anderen verbindet. Da d​er Körper zerstört wird, k​ann dieses Etwas n​icht physikalische Materie sein: Es muß a​lso etwas Immaterielles geben, u​nd das nennen w​ir Seele.“[293] Auch William D. Hart beispielsweise h​at einen cartesianischen Dualismus verteidigt m​it dem Argument, d​ass wir u​ns vorstellen können, o​hne Körper z​u sein, gleichwohl a​ber unsere Akteurskausalität beizubehalten; d​a Vorstellbares möglich ist, können wir selbst a​lso auch o​hne Körper existieren, a​lso sind w​ir selbst n​icht notwendigerweise u​nd damit n​icht eigentlich a​n Materielles gebunden.[294]

Eine ähnliche dualistische Position verteidigt John A. Foster.[295] Dazu w​eist er e​inen eliminativen Materialismus zurück. Wer mentale Zustände leugne, befinde s​ich selbst i​n einem mentalen Zustand u​nd mache e​ine bedeutungsvolle Aussage, w​as selbst bereits mentale Phänomene impliziere. Behavioristische Reduktionen scheiterten daran, d​ie Verhaltenszustände ebenfalls d​urch mentale Zustände spezifizieren z​u müssen. Außerdem bringt Foster e​ine Variante d​es Wissensarguments vor: Wären d​iese Materialismen wahr, könnte e​in von Geburt Blinder d​en Gehalt v​on Farbwahrnehmungen erfassen, w​as aber ausgeschlossen sei. Ähnliche Probleme s​eien mit Reduktionen a​uf funktionale Rollen verbunden, w​ie sie v​on Sydney Shoemaker, i​n der komplizierteren Variante funktionaler Profile a​uch von David M. Armstrong u​nd David K. Lewis vertreten werden, s​owie mit Theorien d​er Typenidentität. Insbesondere könnten mentale Zustände m​it gleichen funktionalen Rollen n​icht zureichend unterschieden werden. Auch e​ine Unterscheidung derart, d​ass der phänomenale Gehalt d​urch Introspektion, d​er neurophysiologische Typ d​urch wissenschaftliche Begriffe erfasst w​ird (eine v​on Michael Lockwood entwickelte Idee), könne n​icht erklären, w​arum materiell gleiche Einheiten m​it verschiedenen Erfahrungen zusammenhängen. Statt solcher Token- u​nd Typenidentitätstheorien müsse e​in cartesianischer Interaktionismus v​on Seele u​nd Körper angenommen werden. Dazu w​ird das Argument (von Donald Davidson) zurückgewiesen, d​ass hier keine strikten Gesetze denkbar seien. Da materielle Objekte k​eine mentalen Zustände besitzen könnten, w​eil nur mentale Eigenschaften konstituieren, d​ass ein mentaler Zustand e​inem Objekt zukommt, müsse e​ine nichtphysikalische Seele angenommen werden. Diese könne n​ur direkt (ostensiv), n​icht durch Attribute w​ie „denkend“ charakterisiert werden (weil s​ie z. B. z​u einem Zeitpunkt a​uch nur unbewusste okkurente mentale Zustände besitzen kann). Eine Person s​ei zudem – g​egen John Locke – identisch m​it dem Subjekt phänomenaler Zustände.[296]

Auch d​ie radikale Position, d​ass die Wirklichkeit überhaupt n​ur aus Psychischem bestehe, e​in sogenannter Immaterialismus, w​ird in modernen Debatten vertreten, beispielsweise v​on Timothy Sprigge.

Gilbert Ryle

Gilbert Ryle meint, d​ass es e​inem Kategorienfehler gleichkomme, über Mentales w​ie über Materielles z​u sprechen. Es s​ei ebenso unsinnig, neben d​em Körper n​och einen Geist z​u suchen, w​ie neben d​en einzelnen Spielern e​iner Fußballmannschaft, d​ie in e​in Stadion einzieht, n​och ein Etwas „die Mannschaft“ z​u suchen.[297] Die Mannschaft besteht nämlich n​icht neben d​en Einzelspielern, sondern aus ihnen. Je nachdem, o​b man „die Mannschaft“ a​ls rein begriffliches (irreales) Konstrukt auffasst o​der ihr e​ine eigene Realität zuspricht (Universalienproblem), gelangt m​an zu unterschiedlichen Antworten i​n Bezug a​uf die „Realität“ d​er Existenz e​iner Seele. Im Wesentlichen knüpft Ryle d​amit an d​ie aristotelische Definition an, wonach d​ie Seele a​ls Formprinzip d​es Materiellen, speziell d​es Lebendigen z​u begreifen ist, d​as vom Körper abgesondert n​icht existieren kann.

Einfachheit

Das traditionelle Konzept e​iner unsterblichen Seele s​etzt voraus, d​ass sie n​icht aus Teilen besteht, i​n die s​ie zerlegbar ist, d​a sie s​onst vergänglich wäre. Andererseits w​ird ihr komplexe Interaktion m​it der Umwelt zugeschrieben, w​as nicht m​it der Vorstellung vereinbar ist, d​ass sie absolut einfach u​nd unveränderlich sei. Swinburne n​immt daher i​m Rahmen seines dualistischen Konzepts an, d​ass die menschliche Seele e​ine kontinuierliche, komplexe Struktur aufweist. Dies folgert e​r aus d​er möglichen Stabilität e​ines Systems v​on miteinander verbundenen Ansichten u​nd Begehren e​ines Individuums.[298]

Ludwig Wittgenstein h​at die Auffassung vertreten, „daß d​ie Seele – d​as Subjekt etc. – w​ie sie i​n der heutigen oberflächlichen Psychologie aufgefaßt wird, e​in Unding ist. Eine zusammengesetzte Seele wäre nämlich k​eine Seele mehr.“[299]

Roderick M. Chisholm h​at den Gedanken d​er „Einfachheit“ (im Sinne v​on Nichtzusammengesetztheit) d​er „Seele“ wieder aufgegriffen. Dabei versteht e​r „Seele“ gleichsinnig m​it „Person“ u​nd beansprucht, d​ass dies a​uch die v​on Augustinus, Descartes, Bernard Bolzano u​nd vielen anderen gemeinte Wortbedeutung sei. In diesem Sinne verteidigt er, w​ie auch i​n anderen Wortmeldungen z​ur Theorie d​er Subjektivität, d​ass unser Wesen fundamental anders beschaffen s​ei als d​as Wesen zusammengesetzter Entitäten.[300]

Fortexistenz nach dem Tode

Während Materialisten d​ie Existenz e​iner Seele verneinen u​nd viele Dualisten d​en Begriff Seele n​icht mehr i​n einem traditionellen Sinne verstehen, i​st die Frage e​ines postmortalen Weiterlebens i​n den letzten Jahrzehnten wieder debattiert u​nd teilweise positiv beantwortet worden. Lynne Rudder Baker unterscheidet sieben metaphysische Positionen, welche d​ie Fortexistenz e​iner persönlichen Identität n​ach dem Tode bejahen:

  1. Immaterialismus: die Fortdauer der Person beruht auf Selbigkeit der Seele vor und nach dem Tode
  2. Animalismus: die Fortdauer der Person beruht auf Selbigkeit des lebenden Organismus vor und nach dem Tode
  3. Thomismus: die Fortdauer der Person beruht auf Selbigkeit des Kompositums von Körper und Seele vor und nach dem Tode
  4. Gedächtnistheorien: eine Person ist vor und nach dem Tod genau dann dieselbe, wenn eine psychische Kontinuität vorliegt
  5. Seele als „Software“: die Selbigkeit der Person ist analog derjenigen einer von Hardware (in diesem Fall dem Gehirn) unabhängigen Software
  6. Seele als informationstragendes Muster: die Selbigkeit der Person beruht auf Selbigkeit eines Informationsmusters, das von der Körpermaterie getragen wird und nach dem Tod der Person wiederhergestellt werden kann
  7. Konstitutionstheorien

Baker diskutiert, inwieweit s​ich diese Positionen a​ls metaphysische Grundlage für d​en christlichen Auferstehungsglauben eignen. Dabei verwirft s​ie die ersten s​echs Positionen u​nd verteidigt d​ann eine Variante d​er siebten.[301]

Die Seele als Ganzheit und ihr Verhältnis zum Geist

Abseits d​er Diskussion zwischen Dualisten u​nd Materialisten h​at sich i​m deutschen Sprachraum e​in Seelenbegriff entwickelt, d​er seine Bestimmung i​n erster Linie daraus zieht, d​ass er d​ie Seele a​ls eine Ganzheit g​egen den Geist u​nd dessen Vielheit objektiver Inhalte abgrenzt.

Für Georg Simmel i​st der Geist „der objektive Inhalt dessen, w​as innerhalb d​er Seele i​n lebendiger Funktion bewußt wird; Seele i​st gleichsam d​ie Form, d​ie der Geist, d. h. d​er logisch-begriffliche Inhalt d​es Denkens, für unsere Subjektivität, a​ls unsere Subjektivität, annimmt.“[302] Geist i​st also verobjektivierte Seele. Seine Inhalte liegen i​n Teilen vor, während d​ie Seele i​mmer die Einheit d​es ganzen Menschen ausmacht.

Ähnlich s​ieht es Helmut Plessner, für d​en die Seele d​ie Ganzheit d​es Menschen m​it allem Wünschen u​nd Wollen u​nd allem unbewussten Drang ausmacht. Dem Geist k​ommt häufig d​ie Aufgabe zu, d​er Seele b​ei der Befriedigung i​hrer Wünsche z​u dienen: „Geist w​ird von e​inem individuellen, unvertretbaren, s​ich wenigstens s​o wissenden Seelenzentrum erfaßt u​nd wirkt a​uch so allein a​uf die physische Daseinssphäre.“[303] Damit m​eint Plessner jedoch n​icht den a​uf Nietzsche zurückgehenden Zusammenhang v​on Körper u​nd Intellekt, b​ei dem d​er Intellekt d​ie Aufgabe hat, dafür z​u sorgen, d​ass die natürlichen Bedürfnisse d​es Körpers befriedigt werden. Geist m​eint bei Plessner d​en vollen kulturellen Gehalt a​ller menschlichen Selbst- u​nd Weltverhältnisse. Während d​er Mensch aufgrund seiner exzentrischen Positionalität z​war einzelne Inhalte seines Geistes i​n objektivierter Form für s​ich fassbar machen kann, i​st ihm d​as für s​eine Seele verwehrt, d​enn er k​ann sich niemals als Ganzes v​or sich selbst bringen u​nd über s​ich reflektieren.

Oswald Spengler betont ebenfalls d​ie Einheit d​er Seele: „Eher ließe s​ich ein Thema v​on Beethoven m​it Seziermesser o​der Säure zerlegen, a​ls die Seele d​urch Mittel d​es abstrakten Denkens.“[304] Alle Versuche, Seelisches darzustellen, s​eien nur Bilder, d​ie ihrem Gegenstand niemals gerecht werden. An Nietzsches starken Subjektivismus anknüpfend überträgt Spengler d​en Seelenbegriff z​udem auf Kulturen: Jede große Kultur beginnt m​it einer Grundauffassung d​er Welt, s​ie hat e​ine Seele, m​it der s​ie der Welt gestaltend gegenübertritt. Kulturen formen s​ich geistig u​nd materiell i​hre je eigene „Wirklichkeit a​ls den Inbegriff a​ller Symbole i​n Bezug a​uf eine Seele“.[305]

Ernst Cassirer erörtert d​ie Seele i​m Rahmen seiner Philosophie d​er symbolischen Formen. Er meint, d​ass jede symbolische Form d​ie Grenze zwischen Ich u​nd Wirklichkeit n​icht als feststehende i​m Voraus habe, sondern s​ie selbst e​rst setze. Daher s​ei auch für d​en Mythos z​u vermuten, „daß e​r sowenig m​it einem fertigen Begriff v​om Ich o​der von d​er Seele w​ie von e​inem fertigen Bild d​es objektiven Seins u​nd Geschehens seinen Ausgang nimmt, sondern daß e​r beide e​rst zu gewinnen, e​rst aus s​ich heraus z​u bilden hat.“[306] Eine Vorstellung v​on der Seele b​ilde sich e​rst langsam i​m Kulturprozess heraus. Damit e​s dazu kommen könne, müsse d​er Mensch e​rst die Trennung v​on Ich u​nd Welt vollziehen, s​ich als Ich u​nd Seele begreifen u​nd aus d​em Gesamtzusammenhang d​er Natur herauslösen. Die Vorstellungen v​on einer Seele a​ls Einheit s​eien sowohl i​n der Religion a​ls auch i​n der Philosophie e​rst späte Konzepte.[307]

Bei Ludwig Klages w​ird aus d​em Verhältnis v​on Geist u​nd Seele e​ine Gegnerschaft, d​ie sich zwangsläufig a​us dem Wesen d​er beiden Pole ergibt. In seinem dreibändigen Hauptwerk Der Geist a​ls Widersacher d​er Seele erläutert Klages, d​er hier s​tark von Friedrich Nietzsche beeinflusst ist, ausführlich s​eine These, d​ass der Geist u​nd das Lebensprinzip, d​ie Seele, „einander feindlich entgegengesetzt“ seien. Der Geist, d​er philosophische u​nd wissenschaftliche Systeme hervorbringt, s​ei starr, statisch u​nd wirklichkeitsfremd. Er b​aue am Kerker d​es Lebens. Die Seele hingegen wandle s​ich beständig u​nd sei fähig, s​ich in tiefem Erleben d​er Wirklichkeit hinzugeben. Sie s​ei vergänglich u​nd solle i​hre Vergänglichkeit a​ls „Gebot d​es Sterbens“ u​nd Voraussetzung a​llen Lebens bejahen. Die Vorstellung e​iner unsterblichen Seele s​ei ein Produkt d​es lebensfeindlichen Geistes.[308]

Freudsche Psychoanalyse

Zur Aufgabe d​er Psychoanalyse stellte Sigmund Freud 1914 fest, s​ie habe bislang n​icht beansprucht, „eine vollständige Theorie d​es menschlichen Seelenlebens überhaupt z​u geben“;[309] a​uch die Metapsychologie a​ls ein später unternommener Versuch diesen Sinnes verblieb aufgrund d​er noch fehlenden wissenschaftlichen Möglichkeiten i​m Zustand e​ines Torso.[310] Freud schrieb, d​ass die Begriffe „Seele“ u​nd „Psyche“ i​m Kontext dieser Theorie synonym verwendet würden u​nd dass v​om Seelenleben zweierlei bekannt sei: d​as Gehirn m​it dem Nervensystem a​ls biologische Organe u​nd die Bewusstseinsakte, welche a​uf die Körperlichkeit a​ls Schauplatz d​er psychischen Vorgänge verweisen. Die Bewusstseinsakte s​eien jedoch unmittelbar gegeben u​nd könnten d​em Menschen d​aher durch k​eine Beschreibung näher gebracht werden. Eine empirische Beziehung zwischen diesen „beiden Endpunkten unseres Wissens“ s​ei nicht gegeben, u​nd selbst w​enn sie bestünde, könnte s​ie nur z​ur Lokalisation d​er Bewusstseinsvorgänge, n​icht zu d​eren Verständnis beitragen. Das Seelenleben s​ei die Funktion d​es „psychischen Apparates“, d​er räumlich ausgedehnt u​nd aus mehreren Stücken zusammengesetzt sei, ähnlich w​ie ein Fernrohr o​der Mikroskop. Die Instanzen o​der Bezirke d​es Seelenlebens s​eien das Es, d​as Ich u​nd das Über-Ich.[311] Freud vermutete, d​ie Räumlichkeit s​ei Projektion d​er Ausdehnung d​es psychischen Apparates, dessen Bedingungen Kants a priori z​u ersetzen hätten. Dazu notierte Freud 1938: „Psyche i​st ausgedehnt, w​eiss nichts davon.“[312] Er meinte, d​ie Philosophie müsse d​en Ergebnissen d​er Psychoanalyse „in ausgiebigster Weise“ Rechnung tragen, insofern s​ie auf Psychologie aufgebaut sei. Sie müsse i​hre Hypothesen über d​as Verhältnis d​es Seelischen z​um Leiblichen entsprechend modifizieren. Mit d​en „unbewussten Seelentätigkeiten“ hätten s​ich die Philosophen bislang – Freud schrieb d​ies 1913 – n​icht auf angemessene Weise beschäftigt, d​enn sie hätten d​eren Phänomene n​icht gekannt.[313]

Freud meinte, s​ein allgemeines Schema d​es psychischen Apparates g​elte auch für d​ie „höheren, d​em Menschen seelisch ähnlichen Tiere“. So s​ei bei Tieren, d​ie längere Zeit z​um Menschen i​n einem Verhältnis kindlicher Abhängigkeit gestanden hätten, e​in Über-Ich anzunehmen. Die Tierpsychologie s​olle dies erforschen.[314] Tatsächlich erlebte d​ie Erforschung tierischen Verhaltens u​nter psychologischen Gesichtspunkten i​n der ersten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts e​inen Aufschwung. Die Tierpsychologie, d​ie später Ethologie genannt wurde, entwickelte s​ich zu e​inem eigenständigen Fachgebiet.

Jungsche Analytische Psychologie

Carl Gustav Jung g​ab in seiner 1921 veröffentlichten Untersuchung Psychologische Typen e​ine Definition d​es Begriffs „Seele“ i​m Rahmen d​er von i​hm verwendeten Terminologie. Er unterschied zwischen Seele u​nd Psyche. Als Psyche bezeichnete e​r die Gesamtheit a​ller – bewussten u​nd unbewussten – psychischen Vorgänge. Die Seele beschrieb e​r als „einen bestimmten, abgegrenzten Funktionskomplex, d​en man a​m besten a​ls eine Persönlichkeit charakterisieren könnte“.[315] Zu unterscheiden s​ei zwischen d​er äußeren u​nd der inneren Persönlichkeit d​es Menschen; d​ie innere setzte Jung m​it der Seele gleich. Die äußere Persönlichkeit s​ei eine v​on den Absichten d​es Individuums u​nd von d​en Ansprüchen u​nd Meinungen seiner Umgebung geprägte „Maske“. Diese Maske nannte Jung, d​ie antike lateinische Bezeichnung für Masken v​on Schauspielern aufgreifend, Persona. Die innere Persönlichkeit, d​ie Seele, s​ei „die Art u​nd Weise, w​ie sich e​iner zu d​en inneren psychischen Vorgängen verhält“, s​eine innere Einstellung, „der Charakter, d​en er d​em Unbewussten zukehrt“.[316] Jung formulierte d​en Grundsatz, d​ie Seele verhalte s​ich zur Persona komplementär. Sie enthalte diejenigen allgemein menschlichen Eigenschaften, welche d​er Persona fehlten. So gehöre z​u einer intellektuellen Persona e​ine sentimentale Seele, z​u einer harten, tyrannischen, unzugänglichen Persona e​ine unselbständige, beeinflussbare Seele, z​u einer s​ehr männlichen Persona e​ine weibliche Seele. Daher könne m​an den Charakter d​er nach außen verborgenen, häufig a​uch dem Bewusstsein d​es betreffenden Menschen selbst unbekannten Seele a​us dem Charakter d​er Persona ableiten.[317]

Literatur

Allgemeines

  • Jan N. Bremmer: Die Karriere der Seele. Vom antiken Griechenland ins moderne Europa. In: Bernd Janowski (Hrsg.): Der ganze Mensch. Zur Anthropologie der Antike und ihrer europäischen Nachgeschichte. Akademie Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-05-005113-0, S. 173–198.
  • Gerd Jüttemann, Michael Sonntag, Christoph Wulf (Hrsg.): Die Seele. Ihre Geschichte im Abendland. Psychologie Verlags Union, Weinheim 1991, ISBN 3-621-27114-7.
  • Béla Révész: Geschichte des Seelenbegriffes und der Seelenlokalisation. Enke, Stuttgart 1917.

Religionswissenschaft

  • Johann Figl, Hans-Dieter Klein (Hrsg.): Der Begriff der Seele in der Religionswissenschaft. Königshausen & Neumann, Würzburg 2002, ISBN 3-8260-2377-3.
  • Hans-Peter Hasenfratz: Die Seele. Einführung in ein religiöses Grundphänomen. Theologischer Verlag, Zürich 1986, ISBN 3-290-11567-4.

Philosophische Übersichts- u​nd Gesamtdarstellungen

  • Katja Crone, Robert Schnepf, Jürgen Stolzenberg (Hrsg.): Über die Seele. Suhrkamp, Berlin 2010, ISBN 978-3-518-29516-8 (Aufsätze zur Philosophiegeschichte und Beiträge zur Diskussion im 21. Jahrhundert).
  • Sandro Nannini: Seele, Geist und Körper. Historische Wurzeln und philosophische Grundlagen der Kognitionswissenschaften. Peter Lang, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-631-54883-4 (Gesamtdarstellung aus materialistischer Sicht).
  • Hartmut Sommer: Unsterbliche Seele – Antworten der Philosophie. Topos, Kevelaer 2016, ISBN 978-3-8367-1048-0 (Gesamtdarstellung aus der Sicht einer christlichen Philosophie).

Philosophiegeschichte

  • Jan N. Bremmer: The Early Greek Concept of the Soul. Princeton University Press, Princeton 1983, ISBN 0-691-06528-4.
  • David B. Claus: Toward the Soul. An Inquiry into the Meaning of ψυχή before Plato. Yale University Press, New Haven 1981, ISBN 0-300-02096-1.
  • Giovanni Di Napoli: L’immortalitè dell’anima nel rinascimento. Turin 1963.
  • Barbara Feichtinger (Hrsg.): Körper und Seele. Aspekte spätantiker Anthropologie. Saur, München 2006, ISBN 978-3-598-77827-8.
  • Jens Holzhausen (Hrsg.): ψυχή – Seele – anima. Festschrift für Karin Alt zum 7. Mai 1998. Teubner, Stuttgart 1998, ISBN 3-519-07658-6 (enthält zahlreiche Beiträge zu Antike, Mittelalter und Neuzeit).
  • Hans-Dieter Klein (Hrsg.): Der Begriff der Seele in der Philosophiegeschichte. Königshausen & Neumann, Würzburg 2005, ISBN 3-8260-2796-5.
  • Klaus Kremer (Hrsg.): Seele. Ihre Wirklichkeit, ihr Verhältnis zum Leib und zur menschlichen Person. Brill, Leiden 1984, ISBN 90-04-06965-8.
  • Herbert Reier: Heilkunde im mittelalterlichen Skandinavien. Seelenvorstellungen im Altnordischen. 2 Bände. Kiel 1976.
  • John P. Wright, Paul Potter (Hrsg.): Psyche and Soma. Physicians and metaphysicians on the mind-body problem from Antiquity to Enlightenment. Clarendon Press, Oxford 2000, ISBN 0-19-823840-1.

Moderner philosophischer Diskurs

  • Ansgar Beckermann: Das Leib-Seele-Problem. Eine Einführung in die Philosophie des Geistes. Wilhelm Fink, Paderborn 2008, ISBN 978-3-7705-4571-1 (Darstellung aus naturalistischer Sicht).
  • Mark C. Baker, Stewart Goetz (Hrsg.): The Soul Hypothesis. Investigations into the Existence of the Soul. Continuum, New York 2011, ISBN 978-1-4411-5224-4 (Aufsatzsammlung; Argumente aus dualistischer Sicht).
  • Georg Gasser, Josef Quitterer (Hrsg.): Die Aktualität des Seelenbegriffs. Interdisziplinäre Zugänge. Schöningh, Paderborn 2010, ISBN 978-3-506-76905-3 (Aufsatzsammlung; nichtnaturalistische Ansätze).
  • Marcus Knaup: Leib und Seele oder mind and brain? Zu einem Paradigmenwechsel im Menschenbild der Moderne. Karl Alber, Freiburg 2012, ISBN 978-3-495-48547-7 (Darstellung eines neuaristotelischen Ansatzes).
  • Simon L. Frank: Die Seele des Menschen. Versuch einer Einführung in die philosophische Psychologie (= Simon L. Frank: Werke in acht Bänden, Band 2). Alber, Freiburg im Breisgau 2008, ISBN 978-3-495-47936-0.

Theologie

  • Wilhelm Breuning (Hrsg.): Seele: Problembegriff christlicher Eschatologie. Herder, Freiburg u. a. 1986, ISBN 3-451-02106-4.
  • Godehard Brüntrup, Matthias Rugel, Maria Schwartz (Hrsg.): Auferstehung des Leibes – Unsterblichkeit der Seele. Kohlhammer, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-17-020979-4.
  • Heinrich Karpp: Probleme altchristlicher Anthropologie. Bertelsmann, Gütersloh 1950.
  • Karl-Ludwig Koenen, Josef Schuster (Hrsg.): Seele oder Hirn? Vom Leben und Überleben der Personen nach dem Tod. Aschendorff, Münster 2012, ISBN 978-3-402-16056-5.
  • Caspar Söling: Das Gehirn-Seele-Problem. Neurobiologie und theologische Anthropologie. Schöningh, Paderborn 1995, ISBN 3-506-78586-9.
  • Beatrice La Farge: Leben und Seele in den altgermanischen Sprachen. Studien zum Einfluß christlich-lateinischer Vorstellungen auf die Volkssprachen (= Skandinavistische Arbeiten, 11). Winter, Heidelberg 1991, ISBN 978-3-8253-4416-0.

Biologie

  • Olaf Breidbach: Die Materialisierung des Ichs. Zur Geschichte der Hirnforschung im 19. und 20. Jahrhundert. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1997, ISBN 3-518-28876-8.
  • Michael Hagner: Homo cerebralis. Der Wandel vom Seelenorgan zum Gehirn. Insel, Frankfurt a. M. 2000, ISBN 978-3-458-34364-6.
Commons: Soul – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Seele – Zitate
Wiktionary: Seele – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Theologie

Philosophie

Psychologie

Nahtoderfahrung

Anmerkungen

  1. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, Band M–Z, 2. Auflage, Berlin 1993, S. 1268; Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 21. Auflage, Berlin 1975, S. 697. Die See-Hypothese vertrat Josef Weisweiler: Seele und See. In: Indogermanische Forschungen. Band 57, 1940, S. 25–55; ihm widersprach Fritz Mezger: Gotisch saiwala „Seele“. In: Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung. Band 82, 1968, S. 285–287.
  2. Lennart Ejerfeldt: Germanische Religion. In: Jes Peter Asmussen u. a. (Hrsg.): Handbuch der Religionsgeschichte. Band 1. Göttingen 1971, S. 277–342, hier: S. 316 f.
  3. Prolog des Tristan; zum Begriff und seinem Hintergrund Klaus Speckenbach: Studien zum Begriff 'edelez herze' im Tristan Gottfrieds von Straßburg, München 1965; Hermann Kunisch: edelez herze – edeliu sele. Vom Verhältnis höfischer Dichtung zur Mystik. In: Ursula Hennig, Herbert Kolb (Hrsg.): Mediaevalia litteraria. Festschrift für Helmut de Boor. München 1971, S. 413–450; Gertrud Grünkorn: Die Fiktionalität des höfischen Romans um 1200. Berlin 1994, S. 135 f.
  4. Friedrich Nietzsche: Ecce homo, Warum ich ein Schicksal bin, 4.
  5. Max Horkheimer, Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung, Amsterdam 1947, S. 299.
  6. Weitere Belege bei Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Seele. In: Deutsches Wörterbuch, Band 9, Leipzig 1899, Sp. 2851–2926.
  7. Hans-Peter Hasenfratz: Seele I. In: Theologische Realenzyklopädie. Band 30, Berlin 1999, S. 733–737, hier: S. 734.
  8. Claude Rivière: Soul: Concepts in Indigenous Religions. In: Lindsay Jones (Hrsg.): Encyclopedia of Religion. 2. Auflage. Detroit 2005, Band 12, S. 8531–8534, hier: S. 8531 f.; Hans-Peter Hasenfratz: Seele I. In: Theologische Realenzyklopädie. Band 30, Berlin 1999, S. 733–737, hier: S. 734 f.
  9. Hans-Peter Hasenfratz: Die Seele, Zürich 1986, S. 105–111 (mit Beispielen).
  10. Präsentation und Auswertung einer Fülle von Material zu den multiplen Seelen bieten die Arbeit von Ernst Arbman: Untersuchungen zur primitiven Seelenvorstellung mit besonderer Rücksicht auf Indien. In: Le Monde Oriental. 20, 1926, S. 85–226 und 21, 1927, S. 1–185 und die großen Regionalstudien von Arbmans Schülern Ake Hultkrantz: Conceptions of the Soul among North American Indians, Stockholm 1953 und Ivar Paulson: Die primitiven Seelenvorstellungen der nordeurasischen Völker, Stockholm 1958. Siehe auch Ernest A. Worms: Der australische Seelenbegriff. In: Zeitschrift für Missionswissenschaft und Religionswissenschaft 43, 1959, S. 296–308; Hans Fischer: Studien über Seelenvorstellungen in Ozeanien. München 1965 (mit methodischen Erörterungen: S. 45 ff.).
  11. Ina Wunn: Die Religionen in vorgeschichtlicher Zeit. Stuttgart 2005, S. 293 f. und 340–346. Zu den widerspruchsvollen Vorstellungen der frühgeschichtlichen Kelten über das Schicksal der Totenseelen siehe Jan de Vries: Keltische Religion. Stuttgart 1961, S. 205 f. und 248–260.
  12. Heinrich Zimmer: Philosophie und Religion Indiens, Zürich 1961, S. 35–38, 50–55.
  13. Jan Gonda: Die Religionen Indiens: I. Veda und älterer Hinduismus, Stuttgart 1960, S. 201–213.
  14. Heinrich Zimmer: Philosophie und Religion Indiens, Zürich 1961, S. 255–299; Jan Gonda: Die Religionen Indiens: II. Der jüngere Hinduismus, Stuttgart 1963, S. 131–150.
  15. Hans Wolfgang Schumann: Der historische Buddha, Kreuzlingen 2004, S. 162–170.
  16. Adi Granth, S. 276 (online, mit englischer Übersetzung).
  17. Paul Dundas: The Jains. 2. Auflage. London 2002, S. 93–111; Walther Schubring: The Doctrine of the Jainas. 2. Auflage. Delhi 2000, S. 152–203; Helmuth von Glasenapp: Der Jainismus. Hildesheim 1964 (Nachdruck der Ausgabe von 1925), S. 152 ff.
  18. Heinrich Zimmer: Philosophie und Religion Indiens. Zürich 1961, S. 240–245.
  19. Jan Gonda: Die Religionen Indiens: I. Veda und älterer Hinduismus.,Stuttgart 1960, S. 313 f.; Heinrich Zimmer: Philosophie und Religion Indiens. Zürich 1961, S. 544 und Anm. 1.
  20. Michael Loewe: Chinese Ideas of Life and Death. London 1982, S. 26 f., 114 f. und S. 120–122; Ulrich Unger: Grundbegriffe der altchinesischen Philosophie, Darmstadt 2000, S. 34; Florian C. Reiter: Religionen in China, München 2002, S. 98; Tu Wei-Ming: Soul: Chinese Concepts. In: Lindsay Jones (Hrsg.): Encyclopedia of Religion, 2. Auflage, Band 12, Detroit 2005, S. 8554–8556, hier: S. 8554.
  21. Michael Loewe: Ways to Paradise. The Chinese Quest for Immortality. London 1979, S. 10 f.
  22. Werner Eichhorn: Die Religionen Chinas, Stuttgart 1973, S. 65, 79–83; Ulrich Unger: Grundbegriffe der altchinesischen Philosophie, Darmstadt 2000, S. 127.
  23. Zu den Jenseitsvorstellungen siehe Michael Loewe: Chinese Ideas of Life and Death. London 1982, S. 26 ff. und 114 ff.; Michael Loewe: Ways to Paradise. The Chinese Quest for Immortality. London 1979, S. 11 ff. und 33 f.
  24. Ulrich Unger: Grundbegriffe der altchinesischen Philosophie, Darmstadt 2000, S. 34, 119; Werner Eichhorn: Die Religionen Chinas, Stuttgart 1973, S. 66.
  25. Ulrich Unger: Grundbegriffe der altchinesischen Philosophie. Darmstadt 2000, S. 102 f.
  26. Werner Eichhorn: Die Religionen Chinas, Stuttgart 1973, S. 19–21, 25–27, 36–41.
  27. Werner Eichhorn: Die Religionen Chinas. Stuttgart 1973, S. 53 f.
  28. Etienne Balazs: Chinese Civilization and Bureaucracy, New Haven 1964, S. 260–265.
  29. Fung Yu-Lan: A History of Chinese Philosophy, Band 2, Princeton 1983 (Nachdruck der Ausgabe von 1953), S. 284–292. Eine Zusammenstellung einschlägiger chinesischer Texte in englischer Übersetzung bietet Walter Liebenthal: The Immortality of the Soul in Chinese Thought. In: Monumenta Nipponica 8, 1952, S. 327–397.
  30. Masaharu Anesaki: History of Japanese Religion. London 1963, S. 39 f.; Matthias Eder: Geschichte der japanischen Religion. Band 1, Nagoya 1978, S. 81.
  31. Matthias Eder: Geschichte der japanischen Religion. Band 2, Nagoya 1978, S. 32 f.
  32. Matthias Eder: Geschichte der japanischen Religion, Band 1, Nagoya 1978, S. 77–79 u. 99.
  33. Masaharu Anesaki: History of Japanese Religion, London 1963, S. 70; Matthias Eder: Geschichte der japanischen Religion, Band 1, Nagoya 1978, S. 79–81, 96; Robert J. Smith: Ancestor Worship in Contemporary Japan, Stanford 1974, S. 15–19, 99–104.
  34. Zu dem Wort und seiner Bedeutung siehe Matthias Eder: Geschichte der japanischen Religion, Band 1, Nagoya 1978, S. 11f.
  35. Masaharu Anesaki: History of Japanese Religion, London 1963, S. 40; Richard Bowring: The Religious Traditions of Japan, 500–1600, Cambridge 2005, S. 40f.; Robert J. Smith: Ancestor Worship in Contemporary Japan, Stanford 1974, S. 39f.
  36. Hellmut Brunner: Grundzüge der altägyptischen Religion, Darmstadt 1983, S. 138–141, 143f.; Hermann Kees: Totenglauben und Jenseitsvorstellungen der alten Ägypter, 2. Auflage, Berlin 1956, S. 33f.; Helmer Ringgren: Die Religionen des Alten Orients, Göttingen 1979, S. 61.
  37. Hellmut Brunner: Grundzüge der altägyptischen Religion, Darmstadt 1983, S. 138–140; Hermann Kees: Totenglauben und Jenseitsvorstellungen der alten Ägypter, 2. Auflage, Berlin 1956, S. 21, 33f.; Klaus Koch: Geschichte der ägyptischen Religion, Stuttgart 1993, S. 85–87; Jan Assmann: Tod und Jenseits im Alten Ägypten, München 2001, S. 13–139.
  38. Hermann Kees: Totenglauben und Jenseitsvorstellungen der alten Ägypter, 2. Auflage, Berlin 1956, S. 46–50.
  39. Siegfried Morenz: Ägyptische Religion, Stuttgart 1960, S. 216.
  40. Es gibt zwar den berühmten poetischen Dialog eines lebensmüden Mannes mit seinem Ba aus der Zeit der 12. Dynastie, doch kommt auch dort der Ba nur unter dem Gesichtspunkt des Todes ins Blickfeld. Zum Inhalt Klaus Koch: Geschichte der ägyptischen Religion, Stuttgart 1993, S. 254–256; Winfried Barta: Das Gespräch eines Mannes mit seinem Ba, Berlin 1969 (Textausgabe mit deutscher Übersetzung; zur „Geburt“ des Ba S. 87).
  41. Hellmut Brunner: Grundzüge der altägyptischen Religion, Darmstadt 1983, S. 140–141; siehe auch Winfried Barta: Das Gespräch eines Mannes mit seinem Ba, Berlin 1969, S. 92–96 zur gegenseitigen Abhängigkeit von Ba und Leichnam.
  42. Eberhard Otto: Ach. In: Wolfgang Helck, Eberhard Otto (Hrsg.): Lexikon der Ägyptologie, Band 1, Wiesbaden 1975, Sp. 49; vgl. Rainer Hannig: Großes Handwörterbuch Ägyptisch – Deutsch (2800–950 v. Chr.), 4. Auflage, Mainz 2006, S. 11f.
  43. Eberhard Otto: Ach. In: Wolfgang Helck, Eberhard Otto (Hrsg.): Lexikon der Ägyptologie, Band 1, Wiesbaden 1975, Sp. 50f.
  44. Hellmut Brunner: Grundzüge der altägyptischen Religion, Darmstadt 1983, S. 141–143; Klaus Koch: Geschichte der ägyptischen Religion, Stuttgart 1993, S. 175.
  45. Hellmut Brunner: Grundzüge der altägyptischen Religion, Darmstadt 1983, S. 33–135; Hermann Kees: Totenglauben und Jenseitsvorstellungen der alten Ägypter, 2. Auflage, Berlin 1956, S. 24f.; Herman Ludin Jansen: Ägyptische Religion. In: Jes Peter Asmussen (Hrsg.): Handbuch der Religionsgeschichte, Band 1, Göttingen 1971, S. 400.
  46. Fritz Wagner: "Gezählt, gewogen und zu leicht befunden" (Dan 5,25–28). Bemerkungen zum Motiv der Seelenwägung. In: Jens Holzhausen (Hrsg.): ψυχή – Seele – anima. Festschrift für Karin Alt, Stuttgart 1998, S. 369f.; Leopold Kretzenbacher: Die Seelenwaage, Klagenfurt 1958, S. 24–28.
  47. Hellmut Brunner: Grundzüge der altägyptischen Religion, Darmstadt 1983, S. 132f., 135–137; Klaus Koch: Geschichte der ägyptischen Religion, Stuttgart 1993, S. 321–325.
  48. Der Ka entsteht erst mit der Geburt, siehe Hans Bonnet: Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Berlin 1952, S. 358. Herodot behauptete irrtümlich, die Ägypter hätten eine Seelenwanderung angenommen; siehe dazu Siegfried Morenz: Religion und Geschichte des alten Ägypten, Köln 1975, S. 214–224.
  49. Hellmut Brunner: Grundzüge der altägyptischen Religion, Darmstadt 1983, S. 146f.
  50. Pietro Mander: Soul: Ancient Near Eastern Concepts. In: Lindsay Jones (Hrsg.): Encyclopedia of Religion, 2. Auflage, Band 12, Detroit 2005, S. 8535–8540, hier: S. 8537.
  51. Willem H.Ph. Römer: Sumerische Emesallieder. In: Bibliotheca Orientalis 54, 1997, S. 604–619, hier: S. 609 und 617.
  52. Jean Bottéro: La religion babylonienne, Paris 1952, S. 85, 99f.
  53. Für Näheres siehe Helmer Ringgren: Die Religionen des Alten Orients, Göttingen 1979, S. 110f.
  54. Karel van der Toorn: Family Religion in Babylonia, Syria and Israel, Leiden 1996, S. 60.
  55. Karel van der Toorn: Family Religion in Babylonia, Syria and Israel, Leiden 1996, S. 48–51.
  56. Tafel 12 Verse 84ff.
  57. Alfred Jeremias: Die babylonisch-assyrischen Vorstellungen vom Leben nach dem Tode, Leipzig 1887, S. 54–57 (Quellenbelege); Jean Bottéro: La religion babylonienne, Paris 1952, S. 103–107.
  58. Erich Ebeling: Dämonen. In: Reallexikon der Assyriologie, Band 2, Berlin 1938, S. 108; Helmer Ringgren: Die Religionen des Alten Orients, Göttingen 1979, S. 151; Pietro Mander: Soul: Ancient Near Eastern Concepts. In: Lindsay Jones (Hrsg.): Encyclopedia of Religion, 2. Auflage, Band 12, Detroit 2005, S. 8535–8540, hier: S. 8535 f.
  59. Leo Oppenheim: Ancient Mesopotamia, Chicago 1977, S. 198–206.
  60. Tzvi Abusch: Ghost and God: Some Observations on a Babylonian Understanding of Human Nature. In: Albert I. Baumgarten u. a. (Hrsg.): Self, Soul and Body in Religious Experience, Leiden 1998, S. 363–383.
  61. Geo Widengren: Die Religionen Irans, Stuttgart 1965, S. 20–23, 84f.; Otto Günther von Wesendonk: Urmensch und Seele in der iranischen Überlieferung, Hannover 1924, S. 191ff.
  62. Geo Widengren: Die Religionen Irans, Stuttgart 1965, S. 84–87; siehe auch Otto Günther von Wesendonk: Urmensch und Seele in der iranischen Überlieferung, Hannover 1924, S. 193, der für Zarathustra eine klare Abgrenzung der Begriffe annimmt.
  63. Otto Günther von Wesendonk: Urmensch und Seele in der iranischen Überlieferung, Hannover 1924, S. 193f.
  64. Geo Widengren: Die Religionen Irans, Stuttgart 1965, S. 85, 102–104; Otto Günther von Wesendonk: Urmensch und Seele in der iranischen Überlieferung, Hannover 1924, S. 197–200. Zur daēnā siehe auch Mansour Shaki: Dēn. In: Encyclopaedia Iranica, Band 7, Costa Mesa 1996, S. 279–281; Michael Stausberg: Die Religion Zarathustras, Band 1, Stuttgart 2002, S. 144–150.
  65. Geo Widengren: Die Religionen Irans, Stuttgart 1965, S. 105; Hans-Peter Hasenfratz: Die Seele, Zürich 1986, S. 45–59.
  66. Zahlreiche Belege zum antiken Sprachgebrauch bei Wilhelm Pape: Griechisch-deutsches Handwörterbuch, 3. Auflage, Band 2, Graz 1954 (Nachdruck), S. 1403f.; noch ausführlicher ist Henry George Liddell, Robert Scott: A Greek-English Lexicon, 9. Auflage, Oxford 1996, S. 2026f. Zur Etymologie siehe Pierre Chantraine: Dictionnaire étymologique de la langue grecque. Histoire des mots, Paris 2009, S. 1248.
  67. Jan Bremmer: The Early Greek Concept of the Soul, Princeton 1983, S. 15–22; Hans Schwabl: Frühgriechische Seelenvorstellungen. In: Hans-Dieter Klein (Hrsg.): Der Begriff der Seele in der Philosophiegeschichte, Würzburg 2005, S. 29–64, hier: S. 30–32; David B. Claus: Toward the Soul. An Inquiry into the Meaning of ψυχή before Plato, New Haven 1981, S. 61 ff. und 92 ff.; Thomas Jahn: Zum Wortfeld 'Seele-Geist' in der Sprache Homers, München 1987, S. 27–38 und 119 ff.
  68. Ohnmacht: Ilias 5, 696; 22, 467; beim Tod verlässt sie den Körper durch den Mund (Ilias 9, 408f.), die Gliedmaßen (Ilias 16, 856; 22, 362) oder eine Wunde in der Brust (Ilias 16, 504f.) und entfliegt in den Hades: Ilias 1, 3f.; 16, 856; 22, 362; Odyssee 10, 560; 11, 65.
  69. Jan Bremmer: The Early Greek Concept of the Soul, Princeton 1983, S. 78f.; Martin F. Meyer: Der Wandel des Psyche-Begriffs im frühgriechischen Denken von Homer bis Heraklit. In: Archiv für Begriffsgeschichte 50, 2008, S. 9–28, hier: S. 12 f.
  70. Ilias 23, 97–104.
  71. Ilias 16, 855–857; 22, 363; 23, 71–79.
  72. Ilias 7, 130f.
  73. Zum thymós bei Homer siehe David B. Claus: Toward the Soul. An Inquiry into the Meaning of ψυχή before Plato, New Haven 1981, S. 21f., 37–42.
  74. Martin F. Meyer: Der Wandel des Psyche-Begriffs im frühgriechischen Denken von Homer bis Heraklit. In: Archiv für Begriffsgeschichte 50, 2008, S. 9–28, hier: S. 12 f.
  75. Ilias 9, 322.
  76. Jan Bremmer: The Early Greek Concept of the Soul, Princeton 1983, S. 54–57.
  77. Odyssee 14, 425f.
  78. Jan Bremmer: The Early Greek Concept of the Soul, Princeton 1983, S. 126f.
  79. Sophokles, Philoktetes 1014; ähnlich Antigone 176.
  80. Hans Schwabl: Frühgriechische Seelenvorstellungen. In: Hans-Dieter Klein (Hrsg.): Der Begriff der Seele in der Philosophiegeschichte, Würzburg 2005, S. 29–64, hier: S. 46–48.
  81. Hans Schwabl: Frühgriechische Seelenvorstellungen. In: Hans-Dieter Klein (Hrsg.): Der Begriff der Seele in der Philosophiegeschichte, Würzburg 2005, S. 29–64, hier: S. 47; Bartel Leendert van der Waerden: Die Pythagoreer, Zürich und München 1979, S. 117 ff.
  82. Hermann S. Schibli: Pherekydes of Syros, Oxford 1990, S. 104ff., 121ff.
  83. Zum pythagoreischen Seelenkonzept siehe Carl Huffman: The Pythagorean conception of the soul from Pythagoras to Philolaus. In: Dorothea Frede, Burkhard Reis (Hrsg.): Body and Soul in Ancient Philosophy, Berlin 2009, S. 21–43.
  84. Thales, Fragmente DK 11 A 1 (Diogenes Laertios I 24) und DK 11 A 22 (Aristoteles, De anima I 2, 405a).
  85. Anaxagoras, Fragment DK 59 B 12; Aristoteles, De anima 404a–405a.
  86. Aristoteles, De anima I 2, 403b25–28, 404b7ff., 405b15ff.
  87. Aristoteles, De anima 404b; Aetios IV, 3.
  88. David B. Claus: Toward the Soul. An Inquiry into the Meaning of ψυχή before Plato, New Haven 1981, S. 114f.; Hans Schwabl: Frühgriechische Seelenvorstellungen. In: Hans-Dieter Klein (Hrsg.): Der Begriff der Seele in der Philosophiegeschichte, Würzburg 2005, S. 29–64, hier: 52 f.
  89. (Pseudo-)Anaximenes, Fragment DK 13 B 2; zur Zuschreibung Karin Alt: Zum Satz des Anaximenes über die Seele. In: Hermes 101, 1973, S. 129–164; David B. Claus: Toward the Soul. An Inquiry into the Meaning of ψυχή before Plato, New Haven 1981, S. 122–125.
  90. Anaximander, Fragment DK 12 A 29.
  91. Walter Burkert: Weisheit und Wissenschaft. Studien zu Pythagoras, Philolaos und Platon, Nürnberg 1962, S. 251f.
  92. Heraklit, Fragmente DK 22 B 36, B 77, B 117, B 118.
  93. Heraklit, Fragment DK 22 B 45. Siehe auch David B. Claus: Toward the Soul. An Inquiry into the Meaning of ψυχή before Plato, New Haven 1981, S. 125–138 zu Heraklits Seelenverständnis.
  94. Die Seelenlehre Demokrits überliefert Aristoteles, De anima 403b31–404a16, 405a7–13, 406b15–22 und De respiratione 471b30–472a17. Siehe dazu David B. Claus: Toward the Soul. An Inquiry into the Meaning of ψυχή before Plato, New Haven 1981, S. 142–148; Georg Rechenauer: Demokrits Seelenmodell und die Prinzipien der atomistischen Physik. In: Dorothea Frede, Burkhard Reis (Hrsg.): Body and Soul in Ancient Philosophy, Berlin 2009, S. 111–142, hier: S. 118–124 und 132–138.
  95. Diese Rede ist allerdings kein authentisches historisches Dokument, sondern ein von Platon literarisch gestaltetes Werk mit historischem Kern; siehe Michael Erler: Platon (= Hellmut Flashar (Hrsg.): Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike, Band 2/2), Basel 2007, S. 99–103.
  96. Platon, Phaidon 64a–65a, 67b–68b. Die berühmte Charakterisierung des Körpers als Grab der Seele findet sich im Gorgias 493a und im Kratylos 400c; siehe dazu Pierre Courcelle: Grab der Seele. In: Reallexikon für Antike und Christentum, Band 12, Stuttgart 1983, Sp. 455–467; vgl. Phaidros 250c; zur verwandten Metapher „Gefängnis der Seele“ siehe Pierre Courcelle: Gefängnis (der Seele). In: Reallexikon für Antike und Christentum Band 9, Stuttgart 1976, Sp. 294–318.
  97. Platon, Phaidon 79e–80b.
  98. Platon, Phaidon 107d–114c; Gorgias 523a–527b; Politeia 614b–621b. Siehe ferner Phaidros 248a–249c, 256a–e; Phaidon 69c, 81a–82e; Timaios 42a–e, 90e–92c.
  99. Platon, Phaidon 70d–72d; siehe dazu Peter M. Steiner: Psyche bei Platon, Göttingen 1992, S. 58–60.
  100. Platon, Phaidon 78b–81a.
  101. Platon, Phaidon 72e–77a und Menon 80d–86b; siehe dazu Peter M. Steiner: Psyche bei Platon, Göttingen 1992, S. 60–62.
  102. Platon, Phaidon 102a–106d.
  103. Platon, Phaidros 245c–246a. Siehe dazu Thomas A. Szlezák: „Seele“ bei Platon. In: Hans-Dieter Klein (Hrsg.): Der Begriff der Seele in der Philosophiegeschichte, Würzburg 2005, S. 65–86, hier: 69–71.
  104. Platon, Politeia 608d–611a.
  105. Platon, Politeia 434d–441c.
  106. Platon, Phaidros 246a–247c, 253c–254e.
  107. Platon, Phaidon 65a–67b, 82b–84b; Politeia 521c–535a.
  108. Michael Frede: Seelenlehre. In: Der Neue Pauly, Band 11, Stuttgart 2001, Sp. 325–328, hier: Sp. 326.
  109. Platon, Timaios 69c–70a.
  110. Zu Platons Auffassung von der Beschaffenheit, den Bestandteilen und dem nachtodlichen Schicksal der Seele siehe Michael Erler: Platon (= Hellmut Flashar (Hrsg.): Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike, Band 2/2), Basel 2007, S. 375–390, besonders S. 383. Vgl. die einschlägigen Beiträge in Maurizio Migliori (Hrsg.): Inner Life and Soul. Psychē in Plato, Sankt Augustin 2011.
  111. Platon, Timaios 30a–b, 34b–37c.
  112. Thomas A. Szlezák: „Seele“ bei Platon. In: Hans-Dieter Klein (Hrsg.): Der Begriff der Seele in der Philosophiegeschichte, Würzburg 2005, S. 65–86, hier: S. 74 f. (mit Diskussion älterer Literatur).
  113. Zum Motiv der geflügelten und fliegenden oder flatternden Seele siehe Richard Seaford: The Fluttering Soul. In: Ueli Dill, Christine Walde (Hrsg.): Antike Mythen. Medien, Transformationen und Konstruktionen, Berlin 2009, S. 406–414.
  114. Eine Untersuchung und Gesamtdarstellung von Aristoteles' Seelenlehre bietet Thomas K. Johansen: The Powers of Aristotle's Soul, Oxford 2012.
  115. Aristoteles, De anima 412a27–412b6. William Charlton: Aristotle’s Definition of Soul. In: Michael Durrant (Hrsg.): Aristotle’s De Anima in focus, London 1993, S. 197–216, hier: S. 197 f. und 202, plädiert für eine andere Übersetzung: nicht „erste Entelechie“, sondern „Entelechie im erstgenannten Sinn“ (im Sinn von „Wissen“ und nicht im Sinn der aktuellen Ausübung eines Wissens beim Überlegen). „Organisch“ (organikón) wird meist verstanden als „mit Organen ausgestattet“; Abraham P. Bos: Die Aristotelische Lehre der Seele: Widerrede gegen die moderne Entwicklungshypothese. In: Hans-Dieter Klein (Hrsg.): Der Begriff der Seele in der Philosophiegeschichte, Würzburg 2005, S. 87–99, hier: 92f. tritt jedoch – dem sonstigen Sprachgebrauch des Aristoteles folgend – für die Übersetzung „als Instrument dienend“ ein.
  116. Aristoteles, De anima 413a4.
  117. Aristoteles, De anima I 5, 411b6–9.
  118. Siehe hierzu Hubertus Busche: Die Seele als System. Aristoteles' Wissenschaft von der Psyche, Hamburg 2001, S. 13–17, 35.
  119. Aristoteles, De generatione animalium 736b27f.
  120. Aristoteles, De anima I 1, 403a30–403b1.
  121. Aristoteles, De anima I 1, 403a3ff.; II 3, 414a29ff. Zu den Funktionen der Sinnenseele bei Mensch und Tier siehe Richard Sorabji: Intentionality and Physiological Processes: Aristotle's Theory of Sense-Perception. In: Martha C. Nussbaum, Amélie Oksenberg Rorty (Hrsg.): Essays on Aristotle's De Anima, Oxford 1992, S. 195–225, zu den einzelnen Emotionen Christof Rapp: pathos. In: Otfried Höffe (Hrsg.): Aristoteles-Lexikon (= Kröners Taschenausgabe. Band 459), Stuttgart 2005, S. 427–436, hier: 430f.
  122. Hubertus Busche: Die Seele als System. Aristoteles' Wissenschaft von der Psyche, Hamburg 2001, S. 18–26.
  123. Aristoteles, De anima 430a22–25, 408b18f.
  124. Peter Steinmetz: Die Stoa. In: Hellmut Flashar (Hrsg.): Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike, Band 4/2, Basel 1994, S. 491–716, hier: 538f.
  125. Anthony A. Long: Stoic psychology. In: Keimpe Algra u. a. (Hrsg.): The Cambridge History of Hellenistic Philosophy, Cambridge 1999, S. 560–584, hier: 563f.
  126. Richard Sorabji: Animal Minds and Human Morals, Ithaca 1993, S. 98f.
  127. Erwin Rohde: Psyche, Band 2, 2. Auflage, Freiburg i. Br. 1898 (Nachdruck Darmstadt 1961), S. 316–321.
  128. Anthony A. Long: Stoic psychology. In: Keimpe Algra u. a. (Hrsg.): The Cambridge History of Hellenistic Philosophy, Cambridge 1999, S. 560–584, hier: 565f.
  129. Einzelheiten der stoischen Auseinandersetzung mit der Frage nach dem „animal mind“ erörtert Richard Sorabji: Animal Minds and Human Morals, Ithaca 1993, S. 20–28, 40–44, 51–55, 58–61.
  130. Zu den Seelenvorstellungen in der mittleren und der jüngeren Stoa siehe Erwin Rohde: Psyche, Band 2, 2. Auflage, Freiburg i. Br. 1898 (Nachdruck Darmstadt 1961), S. 322–326 (mittlere Stoa), 326–331 (jüngere Stoa).
  131. Zur epikureischen Seelenlehre siehe Stephen Everson: Epicurean psychology. In: Keimpe Algra u. a. (Hrsg.): The Cambridge History of Hellenistic Philosophy, Cambridge 1999, S. 542–559; Christopher Gill: The Structured Self in Hellenistic and Roman Thought, Oxford 2006, S. 46–66; David Konstan: Some Aspects of Epicurean Psychology, Leiden 1973; Michael Erler: Epikur. In: Hellmut Flashar (Hrsg.): Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike, Band 4/1, Basel 1994, S. 29–202, hier: 146f.
  132. Heinrich Dörrie, Matthias Baltes: Der Platonismus in der Antike, Band 6/1, Stuttgart 2002, S. 288–291; Band 6/2, Stuttgart 2002, S. 100–103, 358–365.
  133. Heinrich Dörrie, Matthias Baltes: Der Platonismus in der Antike, Band 6/2, Stuttgart 2002, S. 371–382.
  134. Heinrich Dörrie, Matthias Baltes: Der Platonismus in der Antike, Band 6/1, Stuttgart 2002, S. 249–251.
  135. Siehe zu diesen Lehren Plotins Clemens Zintzen: Bemerkungen zur neuplatonischen Seelenlehre. In: Gerd Jüttemann (Hrsg.): Die Seele. Ihre Geschichte im Abendland, Weinheim 1991, S. 43–58, hier: 45–48 und Heinrich Dörrie, Matthias Baltes: Der Platonismus in der Antike, Band 6/1, Stuttgart 2002, S. 285–290.
  136. Apuleius, Metamorphosen 4,28–6,24.
  137. Aufsatzsammlungen: Gerhard Binder (Hrsg.): Amor und Psyche, Darmstadt 1968; Maaike Zimmerman u. a. (Hrsg.): Aspects of Apuleius' Golden Ass, Band 2: Cupid and Psyche, Groningen 1998.
  138. Odyssee 24,6–9.
  139. Otto Waser: Psyche. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, Band 3/2, Hildesheim 1965 (Nachdruck), Sp. 3201–3256, hier: 3213–3256; Noëlle Icard-Gianolio: Psyche. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae, Band 7/1, Zürich 1994, S. 569–585.
  140. Luc Brisson: Notes sur la Vita Plotini: 2.27. In: Luc Brisson u. a. (Hrsg.): Porphyre: La Vie de Plotin, Band 2, Paris 1992, S. 203 f.; Otto Waser: Psyche. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, Band 3/2, Hildesheim 1965 (Nachdruck), Sp. 3201–3256, hier: 3221f.
  141. Porphyrios, Vita Plotini 2,9.
  142. Heraklit, Fragment DK 22 B 67a; zur Echtheit siehe Serge N. Mouraviev: Heraclitea, Band III.3.B/iii, Sankt Augustin 2006, S. 78.
  143. Aristoteles, Historia animalium 514a18f.
  144. Julius Rocca: Galen on the brain, Leiden 2003, S. 30f.
  145. Manfred Wenzel: Seelensitz. In: Werner E. Gerabek u. a.: Enzyklopädie Medizingeschichte, Berlin/New York 2005, S. 1316 f., hier: 1316.
  146. Julius Rocca: Galen on the brain, Leiden 2003, S. 34–38.
  147. Julius Rocca: Galen on the brain, Leiden 2003, S. 246.
  148. Nemesios von Emesa, De natura hominis 6; 12; 13.
  149. Karin Schöpflin: Seele. II. Altes Testament. In: Theologische Realenzyklopädie, Band 30, Berlin 1999, S. 737–740, hier: 738–740.
  150. Genesis 2,7.
  151. Karin Schöpflin: Seele. II. Altes Testament. In: Theologische Realenzyklopädie, Band 30, Berlin 1999, S. 737–740, hier: 738f.; Hans Walter Wolff: Anthropologie des Alten Testaments, 7. Auflage, Gütersloh 2002, S. 26–37.
  152. Genesis 35,18.
  153. Belege bei Karin Schöpflin: Seele. II. Altes Testament. In: Theologische Realenzyklopädie, Band 30, Berlin 1999, S. 737–740, hier: 738 und Hans Walter Wolff: Anthropologie des Alten Testaments, 7. Auflage, Gütersloh 2002, S. 37–40.
  154. Karin Schöpflin: Seele. II. Altes Testament. In: Theologische Realenzyklopädie, Band 30, Berlin 1999, S. 737–740, hier: 738f.; vgl. Heinz-Horst Schrey: Leib/Leiblichkeit. In: Theologische Realenzyklopädie, Band 20, Berlin 1990, S. 638–643, hier: 638f. und die ausführliche Darstellung von Horst Seebass: נפש. In: Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Band 5, Stuttgart 1986, Sp. 531–555, hier: 538–552.
  155. Karin Schöpflin: Seele. II. Altes Testament. In: Theologische Realenzyklopädie, Band 30, Berlin 1999, S. 737–740, hier: 739; Hans Walter Wolff: Anthropologie des Alten Testaments, 7. Auflage, Gütersloh 2002, S. 41–46.
  156. Am 6,8 .
  157. Belege bei Hans Walter Wolff: Anthropologie des Alten Testaments, 7. Auflage, Gütersloh 2002, S. 47; siehe auch S. 29 Anm. 6.
  158. Deuteronomium 12,23; Leviticus 17,11 und 17,14; Genesis 9,4f.
  159. Die einschlägige Stelle ist Numeri 6,6. Siehe dazu Diethelm Michel: næpæš als Leichnam? In: Zeitschrift für Althebraistik 7, 1994, S. 81–84.
  160. Hans Walter Wolff: Anthropologie des Alten Testaments, 7. Auflage, Gütersloh 2002, S. 25f.
  161. Karin Schöpflin: Seele. II. Altes Testament. In: Theologische Realenzyklopädie, Band 30, Berlin 1999, S. 737–740, hier: 740.
  162. Zusammenstellung und Erörterung der Belege bei Hans Walter Wolff: Anthropologie des Alten Testaments, 7. Auflage, Gütersloh 2002, S. 57–67.
  163. Karin Schöpflin: Seele. II. Altes Testament. In: Theologische Realenzyklopädie, Band 30, Berlin 1999, S. 737–740, hier: 739; Hans Walter Wolff: Anthropologie des Alten Testaments, 7. Auflage, Gütersloh 2002, S. 68–95.
  164. George W. E. Nickelsburg: Resurrection, Immortality, and Eternal Life in Intertestamental Judaism, Cambridge 1972, S. 23, 123f., 165–180.
  165. Dan 7,10  und 12,1–3 .
  166. Flavius Josephus, De bello Iudaico 2,154–165 und Antiquitates Iudaicae 18,14–18.
  167. Siehe zu Philons Seelenlehre John Dillon: Philo of Alexandria and Platonist Psychology. In: Maha Elkaisy-Friemuth, John Dillon (Hrsg.): The Afterlife of the Platonic Soul, Leiden 2009, S. 17–24.
  168. Günter Stemberger: Seele. III. Judentum. In: Theologische Realenzyklopädie, Band 30, Berlin 1999, S. 740–744, hier: 740–742; Eduard Lohse: ψυχή im palästinischen Judentum. In: Gerhard Friedrich (Hrsg.): Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Band 9, Stuttgart 1973, S. 633–635.
  169. Günter Stemberger: Seele. III. Judentum. In: Theologische Realenzyklopädie, Band 30, Berlin 1999, S. 740–744, hier: 742.
  170. Günter Stemberger: Seele. III. Judentum. In: Theologische Realenzyklopädie, Band 30, Berlin 1999, S. 740–744, hier: 742f.
  171. Zur Diskussion im 12. Jahrhundert siehe Sarah Stroumsa: Twelfth Century Concepts of Soul and Body: The Maimonidean Controversy in Baghdad. In: Albert I. Baumgarten u. a. (Hrsg.): Self, Soul and Body in Religious Experience, Leiden 1998, S. 313–334.
  172. Johann Maier: Geschichte der jüdischen Religion, Berlin 1972, S. 331f., 394.
  173. Günter Stemberger: Seele. III. Judentum. In: Theologische Realenzyklopädie, Band 30, Berlin 1999, S. 740–744, hier: 743f.; Boaz Huss: Seelenwanderung. II. Judentum. In: Theologische Realenzyklopädie, Band 31, Berlin 2000, S. 4–6.
  174. Siehe dazu Theo A.W. van der Louw: Transformations in the Septuagint, Leuven 2007, S. 111f.
  175. Gerhard Dautzenberg: Seele. IV. Neues Testament. In: Theologische Realenzyklopädie, Band 30, Berlin 1999, S. 744–748, hier: 744–746.
  176. Gerhard Dautzenberg: Seele. IV. Neues Testament. In: Theologische Realenzyklopädie, Band 30, Berlin 1999, S. 744–748, hier: 747. Vgl. zu diesem Verständnis der psyche Eduard Schweizer: ψυχή. D. Neues Testament. In: Gerhard Friedrich (Hrsg.): Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Band 9, Stuttgart 1973, S. 635–657.
  177. Jean Zumstein: Seele. III. Christentum. 1. Neues Testament. In: Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Auflage, Band 7, Tübingen 2004, Sp. 1100f.
  178. Gerhard Dautzenberg: Seele. IV. Neues Testament. In: Theologische Realenzyklopädie, Band 30, Berlin 1999, S. 744–748, hier: 745.
  179. Gerhard Dautzenberg: Seele (naefaeš – psyche) im biblischen Denken sowie das Verhältnis von Unsterblichkeit und Auferstehung. In: Klaus Kremer (Hrsg.): Seele. Ihre Wirklichkeit, ihr Verhältnis zum Leib und zur menschlichen Person, Leiden 1984, S. 186–203, hier: 198. Vgl. Eduard Schweizer: ψυχή. D. Neues Testament. In: Gerhard Friedrich (Hrsg.): Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Band 9, Stuttgart 1973, S. 635–657, hier: 653.
  180. Siehe dazu Heinz-Jürgen Vogels: Christi Abstieg ins Totenreich und das Läuterungsgericht an den Toten, Freiburg 1976, S. 15–44, 86–97, 101–120; Reinhard Feldmeier: Der erste Brief des Petrus, Leipzig 2005, S. 135–137; Leonhard Goppelt: Theologie des Neuen Testaments, Teil 1, Göttingen 1975, S. 507f.
  181. Siehe dazu Norbert Brox: Der erste Petrusbrief, 3. Auflage, Zürich 1989, S. 196–199; Heinz-Jürgen Vogels: Christi Abstieg ins Totenreich und das Läuterungsgericht an den Toten, Freiburg 1976, S. 142–169.
  182. George H. van Kooten: St Paul on Soul, Spirit and the Inner Man. In: Maha Elkaisy-Friemuth, John Dillon (Hrsg.): The Afterlife of the Platonic Soul, Leiden 2009, S. 25–44.
  183. Die einschlägige Passage aus Justins Dialog mit dem Juden Tryphon steht in deutscher Übersetzung bei Albert Warkotsch: Antike Philosophie im Urteil der Kirchenväter, München 1973, S. 10–12.
  184. Martin Elze: Tatian und seine Theologie, Göttingen 1960, S. 88–99; Bernhard Geyer: Die patristische und scholastische Philosophie, 13. Auflage, Basel 1958, S. 22f.
  185. Zur strittigen Frage der Echtheit siehe Miroslav Markovich (Hrsg.): Athenagorae qui fertur De resurrectione mortuorum, Leiden 2000, S. 1–3.
  186. (Pseudo-)Athenagoras von Athen, Über die Auferstehung der Toten 15, hrsg. von Bernard Pouderon: Athénagore: Supplique au sujet des chrétiens et Sur la résurrection des morts, Paris 1992, S. 211–317, hier: 272–277.
  187. Irenäus von Lyon, Adversus haereses 2, 19 und 2, 34. Vgl. Dietmar Wyrwa: Seelenverständnis bei Irenäus von Lyon. In: Jens Holzhausen (Hrsg.): ψυχή – Seele – anima. Festschrift für Karin Alt, Stuttgart 1998, S. 301–334, hier: 311f.
  188. Bernhard Geyer: Die patristische und scholastische Philosophie, 13. Auflage, Basel 1958, S. 43.
  189. Dietmar Wyrwa: Seelenverständnis bei Irenäus von Lyon. In: Jens Holzhausen (Hrsg.): ψυχή – Seele – anima. Festschrift für Karin Alt, Stuttgart 1998, S. 301–334, hier: 313f.; die Argumentation des Irenäus steht in deutscher Übersetzung bei Albert Warkotsch: Antike Philosophie im Urteil der Kirchenväter, München 1973, S. 49–51.
  190. Dietmar Wyrwa: Seelenverständnis bei Irenäus von Lyon. In: Jens Holzhausen (Hrsg.): ψυχή – Seele – anima. Festschrift für Karin Alt, Stuttgart 1998, S. 301–334, hier: 332f.; Anders-Christian Lund Jacobsen: The Constitution of Man according to Irenaeus and Origen. In: Barbara Feichtinger (Hrsg.): Körper und Seele. Aspekte spätantiker Anthropologie, München 2006, S. 67–94, hier: 67–78.
  191. Einige Argumente Tertullians für seine Seelenauffassung sind in deutscher Übersetzung zusammengestellt bei Albert Warkotsch: Antike Philosophie im Urteil der Kirchenväter, München 1973, S. 102–126. Siehe dazu Heinrich Karpp: Probleme altchristlicher Anthropologie, Gütersloh 1950, S. 41–43, 46–49, 102f.
  192. Tertullian, De anima 19f.; 27; 36; 40f.; vgl. Heinrich Karpp: Probleme altchristlicher Anthropologie, Gütersloh 1950, S. 43f., 47f., 52, 59–67.
  193. Clemens von Alexandria, Stromateis 6,52 (Übersetzung der Stelle bei Albert Warkotsch: Antike Philosophie im Urteil der Kirchenväter, München 1973, S. 190); siehe dazu Heinrich Karpp: Probleme altchristlicher Anthropologie, Gütersloh 1950, S. 93f. und Ulrich Schneider: Theologie als christliche Philosophie. Zur Bedeutung der biblischen Botschaft im Denken des Clemens von Alexandria, Berlin 1999, S. 194f.
  194. Die einschlägigen Texte des Clemens stehen in deutscher Übersetzung bei Albert Warkotsch: Antike Philosophie im Urteil der Kirchenväter, München 1973, S. 188, 193; siehe dazu Heinrich Karpp: Probleme altchristlicher Anthropologie, Gütersloh 1950, S. 94–99, 111.
  195. Clemens von Alexandria, Stromateis 6,45,4 und 6,47,3.
  196. Origenes, De principiis 1,1,7.
  197. Origenes, De principiis 3,4.
  198. Laktanz, De opificio dei 19; siehe dazu Heinrich Karpp: Probleme altchristlicher Anthropologie, Gütersloh 1950, S. 143–147.
  199. Heinrich Karpp: Probleme altchristlicher Anthropologie, Gütersloh 1950, S. 242.
  200. John M. Rist: Augustine. Ancient thought baptized, Cambridge 1994, S. 317–320; Heinrich Karpp: Probleme altchristlicher Anthropologie, Gütersloh 1950, S. 243–246.
  201. Wolfgang Kersting: „Noli foras ire, in te ipsum redi“. Augustinus über die Seele. In: Gerd Jüttemann (Hrsg.): Die Seele. Ihre Geschichte im Abendland, Weinheim 1991, S. 59–74, hier: 64–67.
  202. Die Stelle ist 1 Thess 5,23. Siehe dazu Bernhard Geyer: Die patristische und scholastische Philosophie, 13. Auflage, Basel 1958, S. 90.
  203. Einschlägige Passagen aus dem Werk des Nemesios sind zusammengestellt bei Albert Warkotsch: Antike Philosophie im Urteil der Kirchenväter, München 1973, S. 487–498.
  204. Edouard Jeauneau (Hrsg.): Iohannis Scotti seu Eriugenae periphyseon, Band 4, Turnhout 2000, S. 57.
  205. Siehe zu Eriugenas Seelenlehre Catherine Kavanagh: The Nature of the Soul According to Eriugena. In: Maha Elkaisy-Friemuth, John Dillon (Hrsg.): The Afterlife of the Platonic Soul, Leiden 2009, S. 77–92.
  206. Ludwig Ott: Die platonische Weltseele in der Theologie der Frühscholastik. In: Kurt Flasch (Hrsg.): Parusia, Frankfurt am Main 1965, S. 307–331.
  207. Richard Heinzmann: Die Unsterblichkeit der Seele und die Auferstehung des Leibes, Münster 1965, S. 78–82, 114–117.
  208. Richard Heinzmann: Die Unsterblichkeit der Seele und die Auferstehung des Leibes, Münster 1965, S. 22ff.
  209. Richard Heinzmann: Die Unsterblichkeit der Seele und die Auferstehung des Leibes, Münster 1965, S. 246.
  210. Theodor W. Köhler: Homo animal nobilissimum. Konturen des spezifisch Menschlichen in der naturphilosophischen Aristoteleskommentierung des 13. Jahrhunderts, Leiden 2008, S. 39–51.
  211. Theodor W. Köhler: Grundlagen des philosophisch-anthropologischen Diskurses im dreizehnten Jahrhundert, Leiden 2000, S. 474–484.
  212. Belege bei Theodor W. Köhler: Grundlagen des philosophisch-anthropologischen Diskurses im dreizehnten Jahrhundert, Leiden 2000, S. 476–482.
  213. Bernhard Geyer: Die patristische und scholastische Philosophie, 13. Auflage, Basel 1958, S. 389f., 514.
  214. Theodor W. Köhler: Grundlagen des philosophisch-anthropologischen Diskurses im dreizehnten Jahrhundert, Leiden 2000, S. 534–558.
  215. Aristoteles, De anima III 8, 431b20ff.
  216. Theodor W. Köhler: Grundlagen des philosophisch-anthropologischen Diskurses im dreizehnten Jahrhundert, Leiden 2000, S. 518–520, 558–569.
  217. Theodor W. Köhler: Grundlagen des philosophisch-anthropologischen Diskurses im dreizehnten Jahrhundert, Leiden 2000, S. 598–622.
  218. Burkhard Mojsisch: Meister Eckhart. Analogie, Univozität und Einheit, Hamburg 1983, S. 130–143.
  219. Theodor W. Köhler: Homo animal nobilissimum. Konturen des spezifisch Menschlichen in der naturphilosophischen Aristoteleskommentierung des 13. Jahrhunderts, Leiden 2008, S. 170–181, 238–271, 354–384, 419–443.
  220. Heinrich Denzinger, Peter Hünermann: Enchiridion symbolorum, 43. Auflage, Freiburg 2010, S. 449f. (Nr. 1440 und 1441). Siehe dazu Olivier de La Brosse u. a.: Lateran V und Trient (1. Teil), Mainz 1978, S. 95–100.
  221. Vgl. auch William Henry Hay II (Übers.): On the Immortality of the Soul. In: Ernst Cassirer, Paul Oskar Kristeller, John Hermann Randall jr. (Hrsg.): The Renaissance Philosophy of Man. Chicago / London 1948.
  222. Heinrich Denzinger, Peter Hünermann: Enchiridion symbolorum, 43. Auflage, Freiburg 2010, S. 1022 (Nr. 3896).
  223. Katechismus der Katholischen Kirche. Kompendium, München 2005, S. 49.
  224. Friedrich Beißer: Hoffnung und Vollendung (= Handbuch Systematischer Theologie, Band 15), Gütersloh 1993, S. 64–66.
  225. Zu Luthers Auffassung siehe Albrecht Peters: Der Mensch (= Handbuch Systematischer Theologie, Band 8), Gütersloh 1979, S. 24f.
  226. Siehe zu Calvins Seelenlehre Herman J. Selderhuis: Calvin Handbuch, Tübingen 2008, S. 283f.; Jung-Uck Hwang: Der junge Calvin und seine Psychopannychia, Frankfurt am Main 1991, S. 193–284.
  227. Johann Baptist Metz: Seele. III. Systematisch. In: Lexikon für Theologie und Kirche, 2. Auflage, Band 9, Freiburg 1964, Sp. 570–573, hier: 571.
  228. Heino Sonnemans: Unsterblichkeit III. Systematisch-theologisch. In: Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Auflage, Band 10, Sp. 434f.
  229. Albert Dihle, Karl-Wolfgang Tröger: ψυχή. E. Gnosis. In: Gerhard Friedrich (Hrsg.): Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Band 9, Stuttgart 1973, S. 657–661.
  230. Edwin E. Calverley: Nafs. In: Encyclopaedia of Islam, Band 7, Leiden 1993, S. 880–884, hier: 880. Siehe auch Michael E. Marmura: Soul: Islamic Concepts. In: Lindsay Jones (Hrsg.): Encyclopedia of Religion, 2. Auflage, Band 12, Detroit 2005, S. 8566–8571, hier: 8566f.
  231. Sure 39, Vers 42.
  232. Sure 17, Vers 85.
  233. Timothy J. Gianotti: Al-Ghazālī's Unspeakable Doctrine of the Soul, Leiden 2001, S. 1–6.
  234. Tilman Nagel: Geschichte der islamischen Theologie, München 1994, S. 194; Shams C. Inati: The Soul in Islamic Philosophy. In: Routledge Encyclopedia of Philosophy, Band 9, London 1998, S. 40–44.
  235. Lenn E. Goodman: al-Rāzī. In: Encyclopaedia of Islam, Band 8, Leiden 1995, S. 474–477, hier: 476f.
  236. Tilman Nagel: Geschichte der islamischen Theologie, München 1994, S. 193.
  237. Zu dieser Seelenlehre siehe die Untersuchung von Timothy J. Gianotti: Al-Ghazālī's Unspeakable Doctrine of the Soul, Leiden 2001 (Zusammenfassung der Ergebnisse S. 168–176).
  238. Edwin E. Calverley: Nafs. In: Encyclopaedia of Islam, Band 7, Leiden 1993, S. 880–884, hier: 881f.; Michael E. Marmura: Soul: Islamic Concepts. In: Lindsay Jones (Hrsg.): Encyclopedia of Religion, 2. Auflage, Band 12, Detroit 2005, S. 8566–8571, hier: 8567.
  239. Siehe zur Seelenlehre ar-Razis Maha Elkaisy-Friemuth: Tradition and Innovation in the Psychology of Fakhr al-Dīn al-Rāzī. In: Maha Elkaisy-Friemuth, John Dillon (Hrsg.): The Afterlife of the Platonic Soul, Leiden 2009, S. 121–139.
  240. Edwin E. Calverley: Nafs. In: Encyclopaedia of Islam, Band 7, Leiden 1993, S. 880–884, hier: 881f.
  241. Tilman Nagel: Geschichte der islamischen Theologie, München 1994, S. 178f.; Edwin E. Calverley: Nafs. In: Encyclopaedia of Islam, Band 7, Leiden 1993, S. 880–884, hier: 882.
  242. Richard Gramlich: Weltverzicht. Grundlagen und Weisen islamischer Askese, Wiesbaden 1997, S. 152–217.
  243. Jan N. Bremmer: Die Karriere der Seele. In: Bernd Janowski (Hrsg.): Der ganze Mensch. Zur Anthropologie der Antike und ihrer europäischen Nachgeschichte, Berlin 2012, S. 173–198, hier: 191–194; Wouter J. Hanegraaff: New Age Religion and Western Culture, Leiden 1996, S. 210–219.
  244. Eine Übersichtsdarstellung bietet Kurt Hutten: Seher, Grübler, Enthusiasten, 15. Auflage, Stuttgart 1997, S. 560–687; speziell zu den Seelenlehren S. 568, 592f., 598–601, 635f.
  245. Helena Petrowna Blavatsky: Isis entschleiert, Band 2, Hannover 2000, S. 325.
  246. Helena Petrowna Blavatsky: Isis entschleiert, Band 2, Hannover 2000, S. 115f.
  247. Rudolf Steiner: Spirituelle Psychologie, 3. Auflage, Stuttgart 2004, S. 34.
  248. Elf einschlägige Vorträge Steiners sind zusammengefasst in dem Sammelband Rudolf Steiner: Spirituelle Psychologie, 3. Auflage, Stuttgart 2004. Siehe auch Rudolf Steiner: Theosophie, 32. Auflage, Dornach 2005, S. 23–52, 76–100.
  249. Zum spiritistischen Seelenverständnis siehe Gerhard Adler: Zur Reinkarnationsidee. In: Andreas Resch (Hrsg.): Fortleben nach dem Tode, Innsbruck 1987, S. 357–393, hier: 378–382.
  250. Gerda Lier: Das Unsterblichkeitsproblem, Teil 2, Göttingen 2010, S. 983–1157; Werner Schiebeler: Das Fortleben nach dem Tode im Hinblick auf Naturwissenschaft und Parapsychologie. In: Andreas Resch (Hrsg.): Fortleben nach dem Tode, Innsbruck 1987, S. 533–592, hier: 586–592.
  251. Hubert Knoblauch, Hans-Georg Soeffner (Hrsg.): Todesnähe. Wissenschaftliche Zugänge zu einem außergewöhnlichen Phänomen, Konstanz 1999, S. 38, 47, 97, 239.
  252. Eine historische Übersicht bieten Richard Stanley Peters und Cecil Alec Mace: Psychology. In: Encyclopedia of Philosophy, 2. Auflage, Band 8, Detroit 2006, S. 117–150 sowie Paul Thagard: Psychology (Addendum) im selben Band S. 150–157.
  253. Zu Descartes' Seelenkonzept siehe Michel Henry: The Soul According to Descartes. In: Stephen Voss (Hrsg.): Essays on the Philosophy and Science of René Descartes, Oxford 1993, S. 40–51.
  254. Saul A. Kripke: Naming and Necessity, Oxford 1981.
  255. René Descartes: Meditationes de prima philosophia (1641); dazu einführend Ansgar Beckermann: Analytische Einführung in die Philosophie des Geistes, 2. Auflage, Berlin 2001, S. 29–32.
  256. René Descartes: Discours de la méthode 5,10–12, hrsg. von Charles Adam und Paul Tannery: Œuvres de Descartes, Band 6, Paris 1956, S. 56–60; dazu einführend Ansgar Beckermann: Analytische Einführung in die Philosophie des Geistes, 2. Auflage, Berlin 2001, S. 32–37.
  257. Louise D. Derksen: Anne Conway’s Critique of Cartesian Dualism.
  258. Herbert Breger: Die Seele bei Leibniz. In: Peter Nickl, Georgios Terizakis (Hrsg.): Die Seele: Metapher oder Wirklichkeit?, Bielefeld 2010, S. 169–186, hier: 169–174.
  259. Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft A 341–405, B 399–432. Vgl. Otfried Höffe: Kants Kritik der reinen Vernunft, 4. Auflage, München 2004, S. 221–238 und die zusammenfassende Darstellung von Kants Position bei Ulrich Barth: Selbstbewusstsein und Seele. In: Zeitschrift für Theologie und Kirche 101, 2004, S. 198–217, hier: 200–203.
  260. Stefan Heßbrüggen-Walter: Seele. In: Marcus Willaschek u. a. (Hrsg.): Kant-Lexikon, Band 3, Berlin/Boston 2015, S. 2047–2051, hier: 2050.
  261. Tobias Rosefeldt: Unsterblichkeit. In: Marcus Willaschek u. a. (Hrsg.): Kant-Lexikon, Band 3, Berlin/Boston 2015, S. 2408–2410.
  262. Manfred Wenzel: Seelenorgan. In: Werner E. Gerabek u. a.: Enzyklopädie Medizingeschichte, Berlin/New York 2005, S. 1315 f., hier: 1315.
  263. Martin Kemp: „Il concetto dell'anima“ in Leonardo's Early Skull Studies. In: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 34, 1971, S. 115–134, hier: 127–134.
  264. Siehe dazu Stephen Voss: Simplicity and the Seat of the Soul. In: Stephen Voss: Essays on the Philosophy and Science of René Descartes, Oxford 1993, S. 128–141; Steven J. Wagner: Descartes on the Parts of the Soul. In: Philosophy and Phenomenological Research 45, 1984, S. 51–70; Peter Remnant: Descartes: Body and Soul. In: Canadian Journal of Philosophy 9, 1979, S. 377–386.
  265. Albrecht von Haller: Anfangsgründe der Physiologie des menschlichen Körpers, Band 4: Das Gehirn, Berlin 1768.
  266. Eine Inhaltsübersicht bietet die Einleitung des Herausgebers Manfred Wenzel in: Samuel Thomas Soemmerring: Werke, hrsg. von Jost Benedum, Werner Friedrich Kümmel, Band 9, Basel 1999, S. 55–57.
  267. Samuel Thomas von Soemmerring: Über das Organ der Seele, Königsberg 1796, S. 38.
  268. Immanuel Kant: Werke in sechs Bänden, hrsg. von Wilhelm Weischedel, Band 6, Darmstadt 1964, S. 259.
  269. Christian Gottfried Ehrenberg: Beobachtung einer bisher unbekannten auffallenden Structur des Seelenorgans bei Menschen und Thieren. In: Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin aus dem Jahre 1834 (Vortrag in der Akademie am 24. Oktober 1833, gedruckt 1836), S. 665–721; Jan Evangelista Purkyně: Ueber die Struktur des Seelenorgans (1836/1837). In: Opera omnia (Sebrané spisy). Hrsg. von der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften, Band 2, Prag 1937, S. 87 f.
  270. Über die letzte Phase der Bemühungen um die Bestimmung von Sitz und Organ der Seele informiert zusammenfassend Irmgard Müller: Seelensitz. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Band 9, Basel 1995, Sp. 105–110, hier: 107f.
  271. Hegel: Enzyklopädie § 387 und 389.
  272. Hegel: Enzyklopädie § 389.
  273. Hegel: Enzyklopädie § 390.
  274. Hegel: Enzyklopädie § 401.
  275. Hegel: Enzyklopädie § 403.
  276. Hegel: Enzyklopädie § 410.
  277. Hegel: Enzyklopädie § 412.
  278. Thomas Brown: Lectures on the philosophy of the human mind, Andover 1822 (Faksimileausgabe).
  279. Siehe zum Psychologismus allgemein Nicola Abbagnano: Psychologism. In: Encyclopedia of Philosophy, 2. Auflage, Band 8, Detroit 2006, S. 114–116.
  280. Hartmut Sommer: Unsterbliche Seele – Antworten der Philosophie. Kevelaer 2016.
  281. Patricia Churchland: Neurophilosophy: Toward a Unified Science of the Mind-Brain, Cambridge (Massachusetts) 1986.
  282. Richard Rorty: Philosophy and the Mirror of Nature, Princeton 1981.
  283. Ullin Place: Is Consciousness a Brain Process? In: British Journal of Psychology 47, 1956, S. 44–50 und John Smart: Sensations and Brain Processes. In: Philosophical Review 68, 1959, S. 141–156.
  284. Hilary Putnam: Psychological Predicates. In: William H. Capitan (Hrsg.): Art, Mind and Religion, Pittsburgh 1967, S. 37–48.
  285. Daniel Dennett: Real Patterns. In: The Journal of Philosophy 88, 1991, S. 27–51; Daniel Dennett: The intentional stance, Cambridge (Massachusetts) 1998.
  286. Daniel Dennett: Philosophie des menschlichen Bewusstseins, Hamburg 1994, S. 288.
  287. Ansgar Beckermann: Die reduktive Erklärbarkeit phänomenalen Bewusstseins – C. D. Broad zur Erklärungslücke. In: Michael Pauen, Achim Stephan (Hrsg.): Phänomenales Bewusstsein. Rückkehr zur Identitätstheorie?, Paderborn 2002, S. 122–147.
  288. David Chalmers: The Conscious Mind, Oxford 1996.
  289. John Dupré: The Disorder of Things, Cambridge (Massachusetts) 1993.
  290. Hilary Putnam: The Threefold Cord: Mind, Body, and World, New York 2000.
  291. Eine Bibliographie zu dieser Debatte gibt David Chalmers: Arguments from Disembodiment.
  292. Richard Swinburne: Personal Identity: The Dualist Theory. In: Sidney Shoemaker, Richard Swinburne: Personal Identity, Oxford 1984, S. 1–66; Richard Swinburne: The Evolution of the Soul, 2. Auflage, Oxford 1997.
  293. Niko Strobach, Ludger Jansen: Die Unzulänglichkeit von Richard Swinburnes Versuch, die Existenz einer Seele modallogisch zu beweisen. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 53, 1999, S. 268–277, hier 268f.; Ansgar Beckermann: Analytische Einführung in die Philosophie des Geistes, 2. Auflage, Berlin 2001, S. 37–42 erklärt und erörtert die tatsächliche, formelle Argumentation Swinburnes.
  294. William D. Hart: The Engines of the Soul, Cambridge 1988.
  295. John A. Foster: The immaterial self. A defence of the Cartesian dualist conception of the mind, London 1991.
  296. So Gary Rosenkrantz in einer Rezension der Arbeit von Foster in: Philosophy and Phenomenological Research 54/2, 1994, S. 489–491. Rosenkrantz selbst schlägt vor, eine Seele als ortlose Substanz zu charakterisieren, welche fähig zu Selbstbewusstsein ist.
  297. Gilbert Ryle: The Concept of Mind, London 1949.
  298. Richard Swinburne: The Evolution of the Soul, 2. Auflage, Oxford 1997, S. 262–297.
  299. Ludwig Wittgenstein: Tractatus 5.5421.
  300. Roderick M. Chisholm: On the Simplicity of the Soul. In: James E. Tomberlin (Hrsg.): Philosophical Perspectives, Band 5: Philosophy of Religion, Atascadero 1991, S. 167–181.
  301. Lynne Rudder Baker: Persons and the metaphysics of resurrection (PDF; 132 kB). In: Religious Studies 43, 2007, S. 333–348.
  302. Georg Simmel: Philosophie des Geldes, 6. Auflage, Berlin 1958, S. 527.
  303. Helmuth Plessner: Grenzen der Gemeinschaft. Eine Kritik des sozialen Radikalismus (= Gesammelte Schriften 5), Frankfurt am Main 2003, S. 103.
  304. Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes, München 1980, Kapitel V, Abschnitt I, S. 382.
  305. Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes, München 1980, Kapitel III, Abschnitt I, S. 212.
  306. Ernst Cassirer: Gesammelte Werke, Band 12, Hamburg 2002, S. 182.
  307. Ernst Cassirer: Gesammelte Werke, Band 12, Hamburg 2002, S. 181–204.
  308. Ludwig Klages: Der Geist als Widersacher der Seele, 4. Auflage, München und Bonn 1960, S. 70–72, 445f., 730, 967, 1357–1359, 1412.
  309. Sigmund Freud: Zur Geschichte der psychoanalytischen Bewegung. In: Gesammelte Werke, Bd. 10, 5. Auflage, Frankfurt am Main 1969, S. 43–113, hier: 93.
  310. Sigmund Freud: Das Unbewußte. In: Zeitschrift für Psychoanalyse, 1915, Band III.
  311. Sigmund Freud: Abriss der Psychoanalyse. In: Gesammelte Werke, Bd. 17, 5. Auflage, Frankfurt am Main 1972, S. 63–138, hier: 67–69.
  312. Sigmund Freud: Ergebnisse, Ideen, Probleme. In: Gesammelte Werke, Bd. 17, 5. Auflage, Frankfurt am Main 1972, S. 149–152, hier: 152.
  313. Sigmund Freud: Das Interesse an der Psychoanalyse. In: Gesammelte Werke, Bd. 8, 5. Auflage, Frankfurt am Main 1969, S. 389–420, hier: 405f.
  314. Sigmund Freud: Abriss der Psychoanalyse. In: Gesammelte Werke, Bd. 17, 5. Auflage, Frankfurt am Main 1972, S. 63–138, hier: 69.
  315. Carl Gustav Jung: Psychologische Typen (= Gesammelte Werke, Band 6), 10., revidierte Auflage, Zürich 1967, S. 503–510, hier: 503.
  316. Carl Gustav Jung: Psychologische Typen (= Gesammelte Werke, Band 6), 10., revidierte Auflage, Zürich 1967, S. 503–510, hier: 507.
  317. Carl Gustav Jung: Psychologische Typen (= Gesammelte Werke, Band 6), 10., revidierte Auflage, Zürich 1967, S. 503–510, hier: 508–510.

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