Kupferschmied
Ein Kupferschmied (Kesselmacher) ist ein Handwerker, der hauptsächlich kupferne Gefäße für den Küchengebrauch, für Fabriken usw. verfertigt sowie Dächer mit Kupferblech belegt. Im Gegensatz zu Eisen verarbeitenden Schmieden bearbeitet er seinen Werkstoff kalt. Lediglich zum Ausglühen wird Hitze angewendet.
Wo Kupfermühlen bestanden, bildeten die Kupferschmiede mit den Hammerschmieden eine Zunft und hießen im Gegensatz zu diesen Werkstätter. Das Gewerbe gehört zum ältesten Handwerk und findet bereits bei den alten Ägyptern und in der Bibel Erwähnung.
Die Kupferschmiedekunst im engeren Sinn, d. h. das Treiben von unlegiertem Kupfer zu Gefäßen, Waffen, Reliefs, Figuren und Statuen, wurde schon von den Assyrern, später in größerer Vollendung von den Griechen betrieben. In Rom gehörten die Kupferschmiede zu den ältesten Zünften, die bis in die Königszeit hinaufreichten. Doch wurde das reine Kupfer im allgemeinen Gebrauch bald durch Legierungen verdrängt.
Im Mittelalter wurden Kelche, Ciborien, Peristerien, Vortrag-, Altar- und Reliquienkreuze, Hostienbüchsen, Reliquienbehälter in Form von Köpfen, Büsten, Händen, Füßen usw., Relieffiguren zum Schmuck von Tragaltären, Tabernakeln, Monstranzen, Ostensorien, Krümmen für Bischofsstäbe und andere Geräte und Gegenstände für den kirchlichen Gebrauch aus starkem Kupferblech getrieben, das meist vergoldet wurde.
Man trieb (hämmerte) das Kupfer auch über Holzkernen, denen man die beabsichtigte Gestalt gegeben hatte. Eine wichtige Rolle spielte das Kupfer bei der Technik des Grubenschmelzes. Auch bei emaillierten Geräten wurden die sichtbaren Kupferteile vergoldet. Die Renaissance bevorzugte den Erzguss und die Edelschmiedekunst, wodurch die Kupferschmiedekunst in den Hintergrund gedrängt und auf die Anfertigung von Gefäßen und Geräten für den bürgerlichen Gebrauch beschränkt wurde.
Einen besonderen Ruf genossen die Kupferschmiede der mittelalterlichen belgischen Stadt Dinant, die nicht nur gewöhnliche Gebrauchsgegenstände, sondern auch Figuren, Leuchter, Kandelaber, Chorpulte für Kirchen und dergleichen mehr aus Kupfer- und Messingblech hämmerten. Ende des 17. Jahrhunderts kam man, um den teuren Bronzeguss zu vermeiden, auf den Gedanken, Kolossalstatuen aus Kupferplatten herzustellen, die über einem Holzmodell geschlagen und dann vernietet wurden. Der 10 m hohe Herkules auf Wilhelmshöhe bei Kassel (1717 von O. Ph. Küper gefertigt) ist ein Beispiel für diesen Zweig der Kupferschmiedekunst, der später durch G. Howaldt wieder belebt und vervollkommnet wurde.
Die Belebung der Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance hat auch der Kupferschmiedekunst wieder höhere Aufgaben gestellt, indem Wasch- und Kühlgefäße, Vasen, Jardinièren und dergleichen mehr in Kupfer getrieben und reich ornamentiert werden. In südlichen Ländern wird das Kupfer auch zu Wärmpfannen verwendet, wie das Kupfer überhaupt im Orient seine alte Bedeutung behalten hat.
In Indien, Persien und den Donauländern werden noch heute Gefäße in Kupfer getrieben und zur Verhütung des Oxidierens des Kupfers verzinnt. An den Außenseiten werden die Gefäße (Kannen, Schalen, Becken, Schüsseln, Lampen und dergleichen mehr) mit Gravuren verziert, so dass der kupferfarbene Untergrund zu dem hellgrauen Überzug einen wirksamen Kontrast bildet. Eine ebenso wichtige Rolle spielt das Kupfer bei den ostasiatischen Emailarbeiten. Zu Statuen, Leuchtern, Tempelgeräten, Gongs, Spiegeln und dergleichen mehr wird in China, Japan und Hinterindien eine Legierung verwendet, deren Hauptbestandteil Kupfer bildet.
Trivia
Im Jahre 1881 veröffentlichte Carl Peter den populären Marsch Der kreuzfidele Kupferschmied.[1]
Siehe auch
Literatur
- Michel Buck: Das freie Handwerk der Kessler in Oberschwaben. Wagner, Ulm 1872 (Digitalisat Commons)
- Friedrich Hornschuch: Aufbau und Geschichte der interterritorialen Kesslerkreise in Deutschland. In: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Kohlhammer, Stuttgart 1930 (Beiheft Nr. 17)
Weblinks
Einzelnachweise
- Der kreuzfidele Kupferschmied auf Youtube, gespielt von der Original Egerland Kapelle. Abgerufen am 8. Februar 2022