Geschlechtertrennung
Geschlechtertrennung bezeichnet verschiedene Weisen der Differenzierung, Separation oder Segregation von Lebewesen bezüglich ihres biologischen Geschlechts und/oder ihrer kulturellen Geschlechtszugehörigkeit. In sozialer und kultureller Hinsicht ist die Geschlechtertrennung Ausdruck einer Geschlechterordnung. Bedeutsam wird die Geschlechterordnung, sowie sie zur Diskriminierung, historisch meist der Frauen, eingesetzt wird. Das kann von der Monoedukation (geschlechterbezogene Schulbesuchsraten in Vergangenheit und Gegenwart verschiedener Staaten) bis zur Tötung von angeblich gesellschaftlich unerwünschten Individuen gehen (Frauentötung – Femizid).
Bedeutung
Insbesondere bezeichnet Geschlechtertrennung
- schulische und pädagogische Maßnahmen zur getrennten Erziehung von Jungen und Mädchen, auch bekannt als Seedukation. Gegenbegriff ist die Koedukation.
- im alltäglichen Sprachgebrauch die räumliche Trennung nach Geschlechtszugehörigkeit, z. B.
- bei Toiletten (vgl. dagegen Unisex-Toilette);
- Frauenparkplätzen
- in Form einer bestimmten Sitzordnung beim Gottesdienst (vgl. Männer- und Frauenseite, Mechiza, Geschlechtertrennung in Moscheen).
- Geschlechtertrennung beim Sport in Form eigener Ligen, z. B. Frauenfußball
- bei Vereinen und Vereinigungen, z. B. in Männervereine und Frauenvereine, z. B. Frauenchor; Männerorden, Frauenorden (Frauenstift)
- die kulturell, rituell oder auch rechtlich verbindliche Unterteilung der verschiedenen Lebensbereiche einer Gesellschaft in Sphären des Mannes und der Frau, traditionellerweise oft als Gegensatzpaare von: Öffentlichkeit und Privatheit, Erwerbstätigkeit und Haushalt, Gesellschaft und Familie, Straße und Haus.
- allgemeiner die Existenz unterschiedlicher Sphären geschlechtsspezifischen Handelns, z. B. Frauenliteratur, Frauenfilm, Frauenbibliothek
- als biologischer Begriff die Herausbildung bzw. Diversifikation von Geschlechtswesen im Rahmen der phylogenetischen oder auch der ontogenetischen Entwicklung. Vgl. auch Geschlechtsdimorphismus.
Diejenige Geschlechtertrennung, bei der der Lebensraum eines Geschlechtswesens, fast immer der Frau, auf einen von der Öffentlichkeit abgesonderten, insofern abgeschlossenen Raum weitgehend beschränkt wird, heißt Seklusion (~ Abgeschlossenheit). Besonders strenge Formen der Seklusion finden sich z. B. in manchen traditionellen muslimischen Gesellschaften der arabischen Halbinsel und Afrikas.
Im englischen Sprachraum wird Geschlechtertrennung im Sinne von 2 und 3 als „sex segregation“ oder – in antidiskriminatorischer Stoßrichtung – als „sexual apartheid“ bezeichnet.
Die sichtbare Betonung der unterschiedlichen Geschlechtswesen, z. B. durch Kleidung, Frisur, Kosmetik, Sprach- und Verhaltensweisen, kann im Sinne von (4) als Erscheinungsform von Geschlechtertrennung betrachtet werden. Manche Kleidungsformen und Handlungstabus dienen darüber hinaus der weitgehenden Unterbindung des öffentlichen Umgangs der Geschlechter miteinander. Insbesondere fundamentalistisch-religiöse Gruppierungen, wie beispielsweise die Anhänger der Salafiyya sowie mehrere ultraorthodoxe jüdische Gruppierungen,[1][2] setzen sich für eine strikte Geschlechtertrennung im öffentlichen Raum ein.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Israels Präsident ruft zu Protest gegen Ultraorthodoxe auf, Zeit Online vom 27. Dezember 2011
- Tausende Israelis demonstrieren gegen religiöse Fundamentalisten, Zeit online vom 27. Dezember 2011