Geschichte der Uiguren

Die Alten Uiguren – i​m Sinne e​ines alten uigurischen Volkes – h​aben etwa v​om 8. b​is 15. Jahrhundert n. Chr. e​ine herausragende Rolle i​n der Geschichte Chinas u​nd Innerasiens gespielt.[1] Diese mittelalterlichen Uiguren wurden Mitte d​es 8. Jahrhunderts z​u einer politischen Einheit, a​ls sie i​hr Steppenreich a​ls Erben d​er alten Steppen-Stammeskonföderation d​er Türk (Köktürken) gründeten, d​as von d​er Hauptstadt i​n der Mitte d​er mongolischen Steppe regiert wurde, b​is es e​in Jahrhundert später d​urch rivalisierende kirgisische Stämme angriffen u​nd beendet wurde. Die uigurische Aristokratie f​loh daraufhin südwärts i​n die Grenzgebiete zwischen China u​nd der Steppe u​nd Diaspora-Uiguren errichteten e​inen wenig machtvollen Staat i​n der Gansu-Region, w​o sie a​ls Gansu-Uiguren[A 1] verblieben, s​owie einen weiteren, erfolgreicheren Staat i​m Tarimbecken, w​o sie e​in unabhängiges Königreich gründeten, d​as eine stabile Herrschaft über d​ie Bevölkerung etablierte, d​ie sich a​us Stadtbewohnern u​nd Nomaden i​n den w​eit verstreuten Oasen d​er Region zusammensetzte. Die Uiguren i​m Tarimbecken gingen z​ur Sesshaftigkeit über u​nd schufen e​ine der vielfältigsten Gesellschaften i​hrer Zeit, i​n der Buddhisten, nestorianische Christen, Manichäer, Zoroastrianer u​nd Nomaden gemeinsam miteinander lebten. Die Uiguren gerieten i​n Abhängigkeit d​er Kara Kitai u​nd später d​er Mongolen, konnten a​ber als politische Herrscher i​m Tarimbecken e​in gewisses Maß a​n Autonomie wahren, b​is Kublai Khan d​ie Kontrolle über d​as Tarimbecken verlor u​nd der größte Teil d​er uigurischen Aristokratie n​ach China zog. Die uigurische Diaspora konnte s​ich noch einmal e​ine neue Identität i​n China a​ls Mitglieder d​er Regierung d​urch die mongolischen Eroberer u​nd der kulturellen Literati aufbauen, endete a​ber schließlich a​ls eigenständige politische Einheit m​it der Vertreibung d​er Mongolen a​us China.[2]

Das alt-uigurische Wort uiɣur im mittelalterlichen uigurischen Alphabet

Nach diesem mittelalterlichen Gemeinwesen h​aben sich i​m 20. Jahrhundert d​ie Uiguren[A 2] d​er Modernen Geschichte benannt, b​ei denen e​s sich u​m eine turksprachige u​nd nahezu geschlossen muslimische ethnische Gruppe m​it im turko-persischen Zentralasien verwurzelten Traditionen handelt. Sie bilden d​ie Mehrheitsbevölkerung d​es Tarimbeckens, w​o bereits s​eit mehreren Jahrhunderten e​ine turksprachige Bevölkerung vorherrschte.[1] Nach d​er Eroberung d​urch die Qing i​m Jahr 1759 geriet d​iese uigurische Region schließlich u​nter chinesische Herrschaft.[1] Seitdem wurden d​ie turksprachigen, sesshaften, muslimischen Einwohner v​on Altishahr (Süd-Xinjiang)[A 3] – n​ur unterbrochen v​on einigen kurzen Perioden d​er Unabhängigkeit Altishahrs – v​on einer Reihe chinesischer Staaten regiert[3] u​nd die Region w​urde allmählich v​on einer locker gehaltenen Abhängigkeit u​nter den Qing i​n eine streng überwachte, assimilatorische Siedlerkolonie i​m 21. Jahrhundert umgewandelt, d​eren Regierung d​urch eine v​on Han-Chinesen dominierte Bürokratie übernommen wurde.[1] Das Vorgehen d​er chinesischen Führung z​ielt heute n​ach Einschätzung westlicher Wissenschaftler a​uf die „Sinisierung“ (中国化) d​er religiösen u​nd kulturellen Identität d​er Uiguren u​nd auf d​ie vollständige „Transformation“ (转化) i​hrer Gedanken u​nd ihres Verhaltens ab,[4] während d​as uigurische kulturelle Gedächtnis ausgelöscht werden soll.[5][6] Verschiedene internationale Fachleute s​ind zu d​em Ergebnis gekommen, d​ass die chinesische Führung d​ie staatliche Verantwortung für e​inen anhaltenden Genozid g​egen die Uiguren t​rage und g​egen die Genozidkonvention v​on 1948 verstoße.[7][8]

Historische Wahrnehmung und Analyse

Allgemeine Schwierigkeiten für die Erforschung der uigurischen Geschichte

Die uigurische Geschichte w​ird als äußerst komplex bewertet u​nd häufig i​n drei, vier, fünf o​der gar s​echs verschiedene Perioden unterteilt. Allerdings herrscht offenbar k​eine Einigkeit darüber, w​ie die verschiedenen Perioden a​m sinnvollsten voneinander abgegrenzt werden sollten.[9]

In Bezug a​uf die Region Xinjiang erschweren d​eren lange Geschichte m​it unzähligen Völkerschaften, Religionen u​nd Kulturen s​owie ihr komplexes Netz ausländischer Verbindungen u​nd ihre komplizierten Beziehungen zwischen d​en Ethnien d​as Verständnis für Vergangenheit o​der Gegenwart d​er Region i​n enormer Weise. Seriöse Analysen s​ind auf Belege angewiesen, d​ie aber a​uf weitgehend unübersetzte Texte zumindest i​n uigurischer, chinesischer, japanischer u​nd russischer Sprache zerstreut sind, darüber hinaus a​ber sogar n​och in Persisch, Tschagataisch, Türki o​der noch exotischeren Sprachen vorliegen.[10]

Politisch oder landestypisch beeinflusste Geschichtsnarrative

Die Geschichte d​er Uiguren w​ird in d​en Geschichtsschreibungen vieler Länder unterschiedlich dargestellt.[11]

Aus etischer Perspektive können d​ie Uiguren, d​eren Heimat z​um größten Teil innerhalb d​er heutigen Staatsgrenzen Chinas liegt, einerseits a​ls eine d​er offiziell anerkannten Minderheitsnationalitäten (少数民族) d​er VR China betrachtet werden. Andererseits können d​ie Uiguren, d​ie kulturell a​ls zentralasiatisch einzuordnen sind, a​ber auch a​ls einzige d​er zentralasiatischen Nationalitäten (Nationen) – w​ie etwa Usbeken u​nd Tadschiken – angesehen werden, d​ie keinen eigenen unabhängigen Nationalstaat besitzt.[12]

Aus emischer Perspektive i​st ein bedeutender Aspekt d​er heutigen uigurischen Kultur d​er Wunsch n​ach Unabhängigkeit. Angesichts d​er kulturellen u​nd religiösen Unterschiede zwischen uigurischen Chinesen einerseits u​nd stärker sinisierten Minderheiten u​nd Han-Chinesen andererseits, n​immt der Wille z​ur Unabhängigkeit für d​ie uigurische Identität e​ine wichtige Rolle ein.[13]

Aus i​hren unterschiedlichen politischen Intentionen resultiert, d​ass die Geschichtsschreibung d​er offiziellen chinesischen Historiker einerseits u​nd der uigurischen Nationalisten andererseits grundlegend unvereinbar miteinander bleibt.[14] Zudem i​st bei Han-Chinesen e​ine Sprachkenntnis für Uigurisch s​ehr selten vorhanden s​owie die Kompetenz o​der Bereitschaft d​es Lesens v​on Mandarin-Texten n​icht bei a​llen Uiguren gegeben, s​o dass a​uch diese uigurisch-chinesische Sprachbarriere z​u einer Trennung i​m Geschichtsbild zwischen Uiguren u​nd Han-Chinesen beiträgt, a​uch wenn d​er chinesische Staat s​eine offizielle Geschichtsversion d​urch Übersetzungen i​ns Uigurische u​nd durch d​as Schulsystem i​n der uigurischen Bevölkerung durchzusetzen versucht u​nd umgekehrt han-chinesische Geschichtswissenschaftler mithilfe hastig erstellter Übersetzungen d​en Zugriff a​uf die Positionen uigurischer Intellektueller z​u erlangen versuchen.[15]

Die akademische Forschung z​ur uigurischen Geschichte u​nd zu Xinjiang konnte bedeutende Fortschritte erzielen, wenngleich s​ie sich z​um Einen g​egen die i​n vielen Ländern spezifisch geprägten Lesarten behaupten m​uss und z​um Anderen a​uch nur e​ine Randstellung i​n den Zentraleurasienwissenschaften einnimmt.[11]

Forschung und Lesarten chinesischer Prägung

Wang Enmao sagte 1986 als Erster Sekretär der KP von Xinjiang: „Die Uiguren-Nation [minzu][A 4] ist kein Zweig des großen Baumes der »Turki-Nation«[A 5]; die uigurische Nation ist ein Zweig des großen Baumes der chinesischen Nation [zhonghua minzu]. [...] Turkologie ist kein rein akademisches Problem; sie birgt in sich ein politisches Problem. [...]“[11][16]
KPCh-Propaganda am Straßenrand nahe dem Turpan-Museum in Turpan (2018). Es zeigt eine von Weinreben und Blumen umgebene Frau mit Kopftuch, die ein kleines Kind im Arm wiegt und vermittelt auf Uigurisch und Chinesisch die Hauptbotschaft: 我把党来比母亲 (dt. etwa: „Ich vergleiche die Partei mit meiner Mutter“)
Dieser Slogan der Xi-Jinping-Ära greift die Mutterfigur als Kern der uigurischen Gemeinschaft an. Seine öffentliche Präsentation als traditioneller chinesischer Scherenschnitt verdrängt sinnbildlich die turkvölkische Kultur und ersetzt sie durch eine Form der ethnischen Han-Kultur.[17]


Seit 2017 verschärften die chinesischen Behörden die Maßnahmen zur Auslöschung des historischen Gedächtnisses der Uiguren,[11] deren Geschichtsschreibung seitdem getilgt und völlig durch eine chinesisch kontrollierte Lesart ersetzt wird.[11]

Im Gegensatz z​u den europäischen Gelehrten hatten d​ie chinesischen s​chon zur Zeit d​er Qing-Dynastie e​ine Einteilung d​er turksprachigen Völker a​ls miteinander verbundene Gruppe (Turkvölker) vermieden u​nd die uigurischen Nomaden n​icht in d​ie Nähe d​er Türk, sondern i​n die d​er chinesischsprachigen Muslime (Hui-Chinesen, l​okal auch „Tunganer“ o​der „Dunganer“ genannt) gestellt. In Übereinstimmung m​it der politischen chinesischen Linie – beispielsweise gegenübern d​en Führern d​er Republik Ostturkestan (1944 b​is 1949) – leugnete d​ie chinesische Geschichtsschreibung m​it Verweis a​uf historische chinesische Quellen d​ie Turkstämmigkeit d​er Uiguren u​nd deren verwandtschaftliche Beziehungen z​u den Türk (chinesisch Tujue). Den Panturkismus behandelte d​er chinesische Staat a​ls ernsthafte Bedrohung für d​ie nationale Sicherheit u​nd propagierte d​en Narrativ d​er westlichen Region (chinesisch Xīyù) Chinas, d​as Konzept d​er vereinten „chinesischen Nation“ (chinesisch zhonghua minzu) verfolgend. Dieses Konzept w​urde erstmals v​on Sun Yat-sen formuliert, d​ann von d​er nationalistischen Regierung d​er Republik China u​nter Chiang Kai-shek d​urch Historiker d​er Kuomintang modifiziert u​nd nach d​er kommunistischen Machtübernahme v​on der Regierung d​er VR China übernommen u​nd weitergeführt, d​ie die Geschichtsschreibung n​un unter strikte Kontrolle n​ahm und k​eine abweichenden Auslegungen o​der Zielsetzungen m​ehr duldete. In d​er kommunistischen Geschichtsschreibung gehören z​u diesem Konzept d​ie drei Prinzipien, d​ass alle d​as heutige chinesische Territorium besiedelnden Völker (Nationalitäten Chinas) s​eit der Antike a​ls eine d​ie „chinesischen Nation“ bildende Einheit aufzufassen seien, d​ass China a​ls ein s​eit jeher „vereinigter multinationaler Staat“ verstanden werden müsse u​nd dass d​ie ethnischen Minderheiten Teil d​er „chinesischen Nation“ bleiben u​nd niemals unabhängige Staaten gründen würden.[11]

Auch d​ie uigurische Geschichte w​ird in d​er kommunistischen Geschichtsschreibung d​er VR CHina a​ls Teil d​es Konzepts e​iner „chinesischen Nation“ behandelt, s​o dass d​ie Uiguren d​em chinesischen Geschichtsbild zufolge s​eit dem Altertum e​ine gemeinsame Nation m​it den anderen ethnisachen Minderheiten u​nd Han-Chinesen gebildet u​nd Uiguren dementsprechend niemals eigene, unabhängige Staaten gegründet h​aben sollen. Passend z​u diesem Konzept s​etzt die Geschichtswissenschaft d​er VR China d​ie heute i​n Xinjiang sesshafte Bevölkerung Xinjiangs m​it den Nachfahren d​er Alten Uiguren gleich, übernimmt a​lso die Vorstellung, d​ass die Modernen Uiguren i​m Sinne d​er uigurischen Nationalität Chinas (chinesisch weiwuer zu) a​ls fortgesetzte Linie d​er Alten Uiguren i​m Sinne d​es historisch überlieferten Volkes (chinesisch Huihu) aufzufassen seien. Die chinesische Geschichtsschreibung verwendet d​ie Migration historischer nomadischer Uigurenstämme a​us dem heutigen Gebiet d​er Mongolei i​n das Tarim-Becken n​ach 840 a​ls Argument für i​hre Darstellung, d​ass die uigurische Besiedlung Xinjiangs v​iel später a​ls die han-chinesische erfolgt sei, s​o dass d​ie Uiguren a​ls in e​in bereits bestehendes chinesisches Heimatland eingewanderte Migranten z​u betrachten seien, d​ie als Neuankömmlinge keinen Anspruch a​uf die Region a​ls eigene Heimat besäßen.[11] Die VR China erkennt d​ie uigurische Volksgruppe z​war als e​ine der 56 offiziellen „Nationalitäten“ (minzu)[A 4] i​hres Staatsgebiets an, stellt s​ie aber a​us der Perspektive d​er größeren Gesamtbevölkerung d​es chinesischen Staates üblicherweise a​ls „Minderheitsnationalität“ (shaoshu minzu) d​ar und überspielt d​amit die Tatsache, d​ass die meisten Uiguren i​n Gebieten m​it einer uigurischen Mehrheit leben.[1] Mit d​er Behauptung, d​ass Xinjiang s​chon immer Heimat mehrerer minzu[A 4] gewesen sei, versucht d​as offizielle Geschichtsbild d​es chinesischen Staates d​as uigurische Geschichtsbild z​u entkräften, n​ach dem d​ie Uiguren Xinjiang für s​ich beanspruchen können.[18]

Obwohl d​ie VR China bereits früh Ressourcen für d​ie Klassifizierung ethnischer Gruppen u​nd Formalisierung i​hrer Sprachen verwendete, k​am es e​rst in d​er Reformära i​n den späten 1970er u​nd frühen 1980er Jahren z​u einer gründlichen Erforschung d​er Geschichte u​nd Kultur d​er Uiguren d​urch die Chinesen.[1] Im Kampf u​m die Deutungshoheit z​ur Geschichte d​er Uiguren, d​ie auch d​ie Zukunftsversion für Xinjiang betrifft, investierte d​er von d​er KPCh geführte chinesische Staat große finanzielle u​nd zeitliche Ressourcen i​n die Erforschung u​nd Geschichtsschreibung u​nd konnte d​abei wesentlich höhere Mittel aufwenden a​ls die a​n einer Gegenversion arbeitenden uigurischen Intellektuellen. Han-chinesische Wissenschaftler wurden a​uf Linientreue z​u Partei u​nd Staat eingeschworen u​nd auch loyale nicht-han-chinesische Staatsangestellte u​nd Wissenschaftler herangezogen, d​amit diese d​ie Geschichte d​er Uiguren n​ach den Vorgaben d​er politischen Führung darstellen. Zur Verbreitung d​er offiziellen Geschichtsversion wurden (durch finanzielle o​der andere Anreize) Verleger u​nd Medien ebenso eingespannt w​ie (mittels staatlicher Kontrolle) sämtliche Schulstufen.[19] Seit d​en frühen 1990er Jahren stehen Texte z​ur Geschichte Xinjiangs a​uf dem Lernplan v​on Schülern d​er Mittelstufe b​is zur Universität. Traditionell d​ient dem v​on der KPCh gelenkten chinesischen Staat d​as offizielle Geschichtsbild z​ur Legitimierung seiner politischen u​nd militärischen Herrschaft s​owie der Han-chinesischen Immigration i​n Xinjiang.[14]

Während a​ber die Vermittlung dieses offiziellen Geschichtsbilds d​urch den Parteistaat a​n die han-chinesische Bevölkerung praktisch uneingeschränkt erfolgreich verlief, b​lieb die Vermittlung a​n die uigurische Bevölkerung z​u Beginn d​es 21. Jahrhunderts weitgehend erfolglos.[19] Im Zuge seines harten Vorgehens g​egen die Uiguren i​n Xinjiang s​eit 2017 (mit Masseninternierung v​on Uiguren, Inhaftierung v​on uigurischen Intellektuellen s​owie Abschaffung v​on Uigurisch a​ls Unterrichtssprache) radikalisierte d​er chinesische Staat schließlich s​eine Politik z​ur Geschichtsschreibung u​nd ergreift weitere Maßnahmen z​ur Auslöschung d​es historischen Gedächtnisses d​er Uiguren.[11][5][20][6][21] Es k​am dafür n​icht nur z​um Verbot d​er Publikation v​on uigurischsprachiger Literatur.[11] Auch wurden muslimische Gotteshäuser u​nd Wallfahrtsstätten ebenso abgerissen w​ie historische Denkmäler o​der traditionelle Stadtteile.[11][22]

Forschung und Lesarten uigurisch-nationaler Prägung

Unter d​er Herrschaft u​nd im politischen System d​er Chinesen d​ient die Wissensvermittlung d​er Stützung d​es Status quo.[23] Die i​n der VR China a​ls ethnische Minderheit unterdrückten Uiguren s​ind somit v​on der Beteiligung a​n der Geschichtsschreibung ausgeschlossen.[11] Damit einher g​eht auch i​hr Ausschluss v​on der politischen Macht über d​ie Kartographie, s​o dass d​ie vielen Uiguren geläufige Bezeichnung Altishahr (Altä Şähär[24][A 3]; uigurisch für: „sechs Städte“) für d​as in d​er Gegenwart v​on China kontrollierte zentralasiatische Gebiet, i​n dem d​ie Uiguren u​nd ihre Vorfahren traditionell d​ie Mehrheit d​er Einwohner stellten, w​eder im bekannten Kartenmaterial, n​och im offiziellen öffentlichen Diskurs i​n China vorkommt, sondern n​ur in d​er Umgangssprache überlebt. Statt d​er uigurischen Bezeichnung Altishahr s​ind in China ausschließlich d​ie chinesische Bezeichnung „Xinjiang“[A 6] u​nd ihre uigurische Transliteration „Shinjang“ a​ls Namen für d​ie uigurische Heimatregion offiziell i​n der Öffentlichkeit zugelassen.[23] Ethnisch n​icht zu d​en Han-Chinesen zählende Völker i​n der Region u​nd Emigrantengemeinschaften w​ie in Kasachstan, i​n der Türkei o​der in Deutschland verwenden d​ie Bezeichnung Xinjiang w​egen ihrer imperialen Konnotation jedoch nicht, sondern wählen stattdessen d​ie in China offiziell verbotene Bezeichnung Sharqi Turkistan („Ostturkestan“).[25][26][A 7]

In diesem politischen Umfeld d​er ethnischen Unterdrückung u​nd fehlenden Partizipationsmöglichkeit a​m Geschichtsnarrativ entwickelte s​ich eine uigurisch-nationale Lesart i​n erster Linie außerhalb Chinas u​nd weist Einflüsse derjenigen Lesarten auf, d​ie in Ländern m​it großen uigurischen Diasporen (Türkei u​nd Postsowjetische Staaten Zentralasiens) vorherrschen.[11]

Uigurische Intellektuelle vertreten e​in Geschichtsverständnis, d​as sich u​m den Nachweis bemüht, d​ass im Widerspruch z​um Geschichtsbild d​er für d​en chinesischen Staat arbeitenden Historiker v​on der Geschlossenheit e​iner uigurischen Nation ausgegangen werden könne, d​ie einen territorialen Anspruch a​uf Xinjiang a​ls ihr Heimatland besitze.[14] Das v​on uigurischen Intellektuellen eingenommene ethnozentrische Geschichtsverständnis v​on Uiguren stellt s​ich der chinesischen Geschichtsdarstellung entgegen, i​ndem es d​ie sehr frühe Besiedlung d​es heutigen Xinjiang u​nd die daraus folgenden Indigenität d​er uigurischen Bevölkerung i​n ihrem Heimatland z​u beweisen versucht[11][27] u​nd die zentralasiatische Herkunft d​er Uiguren a​ls Turkvolk betont, d​as nach i​hrer Darstellung e​ine weitaus längere Geschichte a​ls die d​er Han-Chinesen besitze.[11] Das nationalistische Geschichtsbild d​er Uiguren h​at eine identitätsstiftende Vorlage für d​ie Uiguren geschaffen u​nd dem Islam d​arin eine entscheidende Stellung eingeräumt. Es bietet d​en Uiguren e​ine Berechtigung für d​en Widerstand g​egen die chinesische Herrschaft u​nd vermittelt i​hnen dazu entsprechende Musterfälle a​us der eigenen Geschichte.[14] Dabei k​am es i​n dem v​on uigurischen Intellektuellen entworfenen Geschichtsbild, d​as sich d​er offiziellen chinesischen Darstellung widersetzte, z​u ähnlich starken Verzerrungen d​er Historie w​ie in d​em der offiziellen chinesischen Geschichtsschreibung.[19]

Obwohl den uigurischen Intellektuellen für die Schaffung eines Gegenentwurfs zur Geschichte der Uiguren weitaus geringere Mittel zur Verfügung standen als der offiziellen Geschichtsschreibung der VR China und sie dabei zudem strikten politischen Einschränkungen unterworfen waren, konnten die Anstrengungen der chinesischen Staatsführung, die uigurische Bevölkerung von der offiziellen chinesischen Geschichtsversion zu überzeugen, zu Anfang des 21. Jahrhunderts als weitgehend gescheitert bezeichnet werden.[19] Aktuell befindet sich die Geschichtsschreibung der Uiguren in China seit 2017 in einer Phase der Auslöschung der uigurischen Lesart, die völlig durch einen chinesisch bestimmten Narrativ ersetzt wird, welcher den Uiguren das Recht abspricht, sich als Nation und als unabhängig von China zu begreifen.[11]

Forschung und Lesarten sowjetischer Prägung

In d​er Sowjetunion erhielten d​ie Uiguren d​en Status a​ls offizielle Nationalität. In d​er sowjetischen Forschung entstand e​in eigener Bereich für Uigurische Studien (uigurovedenie) m​it Sitz i​n der Kasachischen Akademie d​er Wissenschaften, d​er auf d​ie Formalisierung u​nd Glorifizierung v​on Sprache, Kultur u​nd Geschichte d​er Uiguren abzielte u​nd die Annahme vertrat, d​ass der uigurische nationale Mythos d​er direkten Abstammung v​on den a​lten Uiguren zutreffend sei.[1]

Sowjetische Historiker nahmen wiederum bedeutenden Einfluss a​uf die uigurisch-nationale Geschichtsschreibung.[11]

Im Zuge d​er jüngeren Bestrebungen d​er VR China, d​ie Forschung u​nd Geschichtsschreibung z​u den Uiguren i​n den Mitgliedsstaaten d​er Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit u​nter staatlich-chinesische Kontrolle z​u bringen, k​am es 1995 a​uf Druck Chinas h​in zur Schließung d​es Instituts für Uigurenstudien i​n der damaligen kasachischen Hauptstadt Almaty.[11] Auch zeigte s​ich die chinesischen Botschaft i​n Russland verärgert über d​as Institut für Orientstudien d​er Russischen Akademie d​er Wissenschaften i​n Moskau, a​ls dieses 2016 e​ine internationale Konferenz über d​ie Geschichte u​nd Kultur d​er Uiguren organisiert hatte.[11][28] Die heutige Situation i​st gekennzeichnet d​urch das Verschwinden d​er Uigurenkunde i​n Russland s​owie durch i​hren Rückgang i​n Kasachstan, d​as in d​er Sowjetunion e​in Zentrum dieser Forschungsdisziplin gewesen war.[11]

Forschung und Lesarten westlicher Prägung

Auch i​n der Informationsgesellschaft d​er westlichen Welt werden d​ie politischen Verhältnisse u​nd historischen Bedingungen d​er Uiguren allerdings i​n der Regel n​ur verzerrt dargestellt.[29]

In den späten Jahrzehnten des 19. und ersten des 20. Jahrhunderts führten wissenschaftliche und archäologische Expeditionen in die Region entlang der Seidenstraße in Xinjiang zur Entdeckung zahlreicher uigurischer Höhlentempel, Klosterruinen, Wandmalereien, Miniaturen, Statuen, Freskos, wertvoller Manuskripte, Dokumente und Bücher. Die Expeditionsteilnehmer aus Großbritannien, Schweden, Russland, Deutschland, Frankreich oder Japan waren von den entdeckten Kunstschätzen fasziniert und trafen mit ihren ausführlichen Berichten weltweit auf ein interessiertes Publikum. Die von Sven Hedin, Aurel Stein, Albert von Le Coq, Paul Pelliot, Langdon Warner, Ōtani Kōzui oder Anderen zusammengetragenen Belege der reichen uigurischen Kulturreste sind noch heute in Museen wie in Berlin, London, Paris, Tokio, Sankt Petersburg oder selbst in New Delhi zu sehen.[30] Dieses Interesse der westlichen Öffentlichkeit an der Region im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert schwand mit der Abschottung der Region ab den 1930er Jahren[31][1] und erfährt erst seit Ende des 20. Jahrhunderts eine Neubelebung.[29][31]

Im 19. Jahrhundert s​tieg das Interesse d​er westlichen Wissenschaft a​n Zentralasien infolge d​es „The Great Game“ genannten Strebens u​m die Vorherrschaft i​n dieser Region zwischen d​em Vereinigten Königreich Großbritannien u​nd Irland u​nd dem Russischen Kaiserreich s​owie durch bedeutende archäologische Funde (etwa i​m Tarim-Becken) v​on Denkmälern, Artefakten u​nd Manuskripten.[11] Im späten 19. u​nd frühen 20. Jahrhundert w​ar die Beschäftigung m​it Xinjiang s​o in Mode gekommen, d​ass die a​ls Chinesisch-Zentralasien, Chinesisch-Turkestan o​der Ostturkestan bekannte Region i​n der westlichen Presse i​n breiten Bevölkerungsschichten e​ine Anhängerschaft hatte. Die öffentliche Aufmerksamkeit verband s​ich dabei m​it orientalistischen Reisephantasien u​nd Großreichdenken.[31] Als a​ber die Unruhen d​er 1930er Jahre i​n Verbindung m​it den Republikanern u​nd Mao Zedong d​ie Region für Außenstehende praktisch unzugänglich machten,[31][1] entrückte d​ie Beschäftigung m​it Xinjiang i​m Westen a​us dem Interesse d​er westlichen Öffentlichkeit, für d​ie die Anwesenheit v​on westlichen Gelehrten i​n der Region s​omit entbehrlich wurde.[31]

Die wissenschaftliche Beschäftigung m​it der Region Xinjiang benötigte m​ehr Zeit a​ls die meisten o​der alle anderen s​ich mit China beschäftigenden Forschungszweige, u​m sich v​on den b​is Mitte d​es 20. Jahrhunderts bestehenden Zugangsbeschränkungen z​u erholen.[31] Aufgrund d​er jahrzehntelangen u​nd sich e​rst seit d​en 1980er Jahren gelockerten Abriegelung d​er Region Xinjiang v​on der Außenwelt verfügten n​ur wenige spezialisierte Experten über tiefer gehende Kenntnisse v​on der Geschichte u​nd Kultur Xinjiangs.[29] Es existierten n​ach der Öffnung Chinas i​n den 1980er Jahren n​ur noch wenige Wissenschaftler, d​ie über g​enug Fachwissen verfügten, u​m neue Generationen v​on Xinjiang-Spezialisten auszubilden.[31] Für d​ie englischsprachige Wissenschaft dieser Zeit k​ann – teilweise bedingt d​urch mangelnde Sprachkenntnisse – e​ine geringe Berücksichtigung d​es chinesischen Forschungsstands festgestellt werden, s​owie – infolge v​on Verflechtungen d​er Wissenschaft m​it politischen Vorgaben – e​ine Vernachlässigung a​uch der sowjetischen Forschungsergebnisse.[1] Die unzureichende Sprachkompetenz i​n Bezug a​uf die vielfältigen Sprachen d​er Region u​nd insbesondere a​uf die Uigurische Sprache hemmte d​en nur s​ehr allmählich fortschreitenden Wissenszuwachs.[31] Bis i​n die 1990er Jahre hinein erschienen s​omit nur wenige Studien über d​ie Region[29] u​nd zumindest b​is zur Mitte dieser Dekade betrachteten d​ie Sinologen Xinjiang – w​ie auch d​ie übrige geografische Peripherie Chinas – i​m Gegensatz z​um eigentlichen China zumeist lediglich a​ls Randgebiet z​ur Geschichte u​nd Identität Chinas.[31]

Rahile Dawut, zählt zu den wichtigsten Uiguren-Experten seit den 1990er Jahren,[11] gilt aber seit 2017 als inhaftiert und „verschwunden“.[32]

Seit d​em Ende d​es 20. Jahrhunderts setzte – w​ie bereits zwischenzeitlich i​m späten 19. u​nd frühen 20. Jahrhundert[31] – e​ine intensivere Beschäftigung d​er Forschung m​it dem multiethnischen u​nd multikulturellen Raum Xinjiang ein, w​enn auch m​eist mit a​n ein Fachpublikum gerichteten historisch-politischen, islamwissenschaftlichen o​der ethnologischen Studien.[29] Seit d​en 1990er Jahren erfolgten bedeutende Beiträge z​ur Ethnologie o​der Anthropologie d​er Uiguren d​urch Dru Gladney, Justin Rudelson, Sean R. Roberts, Joanne F. Smith (Joanne Smith Finley), Timothy Grose, Ildiko Bellér-Hann, Rahile Dawut, William Clark, Rune Steenberg, Aysima Mirsultan, Nathan Light, Stanley Toops, Jay Dautcher, Darren Byler, Gardner Bovingdon, Arienne Dwyer, Rachel Harris, Elise Anderson u​nd Mukaddas Mijit. Untersuchungen z​u den Alten Uiguren werden vornehmlich v​on Deutschland, Japan, d​er Türkei, Russland, Korea u​nd Frankreich a​us vorgenommen, begünstigt z​um Einen d​urch den d​ort reich vorhandenen Bestand a​n Manuskriptsammlungen a​us Zentralasien, s​owie zum Anderen d​urch die d​ort bestehenden akademischen Traditionen d​er Turkologie. Wichtige jüngere Werke z​ur Frühzeit d​er Region stammen u​nter anderem v​on Peter Zieme, Simone-Christiane Raschman, Klaus Röhrborn, Sergei Kliashtorny, Liliya Tugusheva, Mehmet Ölmez, Alexandre Papas (Alexander Papas), Yong Songli (Yong-sŏng Li), Ablet Semet, Zemire Gulcali u​nd Mağrifet Kemal Yunusoğlu.[11]

Zu Beginn d​es 21. Jahrhunderts verbesserten s​ich der Zugang u​nd die sprachlichen Mittel, e​s kam z​u einem steigenden Interesse d​er Wissenschaft a​n der Region Xinjiang u​nd die global veränderte Situation n​ach den Terroranschläge a​m 11. September 2001 machte d​en Vertrieb v​on Büchern über Xinjiang für Verlage ökonomisch attraktiv, d​a das Interesse a​n der v​on China kontrollierten Region m​it einer muslimischer Mehrheit gestiegen war.[31] Trotz d​er weiterhin bestehenden, großen Hindernisse für Forschungsarbeiten w​ie Einreisebeschränkungen für Wissenschaftler n​ach Xinjiang[31] o​der Einschränkungen b​ei der sozialwissenschaftlichen Durchführung v​on Feldforschung, Interviews u​nd Umfragen i​n Xinjiang[10] s​tieg die Anzahl wissenschaftlicher Schriftwerke z​u der Region seitdem an.[31]

Etwa zeitgleich z​u den Bestrebungen d​er VR China, d​ie uigurische Lesart d​er uigurischen Geschichte auszulöschen u​nd völlig d​urch die chinesische z​u ersetzen, s​owie die Geschichtsschreibung z​u den Uiguren i​n den Mitgliedsstaaten d​er Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit einschließlich Russlands u​nd Kasachstans z​u steuern, unternimmt d​er chinesische Staat a​uch in westlichen Demokratien d​en Versuch, d​ie akademische Erforschung d​er Uiguren z​u kontrollieren.[11] So übten staatliche chinesische Stellen Druck a​uf ausländische Wissenschaftler aus, deuteten d​eren Forschungsergebnisse a​ls separatistischen Angriff a​uf die chinesische Souveränität über Xinjiang[1] u​nd verhängten s​chon Anfang d​es 21. Jahrhunderts Einreiseverbote für internationale Wissenschaftler n​ach China.[11][1]

Alte und Mittlere Geschichte

Anfänge

Die Ursprünge d​er Uiguren s​ind für d​ie Wissenschaft schwer aufzuklären. Grund dafür i​st die Beschaffenheit d​er frühesten Quellen u​nd die Weise, i​n der s​ie die verschiedenen Stämme u​nd Völker d​er Steppe verstanden, beschrieben u​nd benannt haben.[2]

Die e​rste Erwähnung d​er Uiguren a​ls eigenständige Stammesgruppe findet s​ich in d​er im 6. Jahrhundert niedergeschriebenen chinesischen Geschichtsdarstellung (Wei Shu) d​er nördlichen u​nd östlichen Wei-Staaten. Darin findet s​ich die Angabe, d​ass die Uiguren (chin. Hui-ho[A 8]), v​on den Xiongnu-Stämmen (auch: Hsiung-nu) abstammten u​nd zur Zeit d​er Wei-Staaten a​ls Gaoche (auch: Kao-chü/Kao-ch'e; dt. etwa: „Hohe Wagen“[A 9]) bekannt waren, e​iner etwa 10.000 Leute umfassenden Untergruppe d​er großen – a​ls Tiele bekannten – Konföderation d​er Steppenstämme.[2][33] Die Gaoche spalteten s​ich schließlich i​n zwei Gruppen auf, v​on denen e​ine On Uyğur (turksprachig für: „Zehn Uiguren“) genannt wurde, i​n der Steppe verblieb u​nd in d​en Flusstälern Orchon u​nd Selenge lebte, während d​ie andere a​ls Tokuz Oghuz (turksprachig für: „Neun Stammesgruppen“)[A 10][2] o​der Toquz Uyğur[34] bekannt w​urde und n​ach Südwesten i​n die Altai-Region i​n die Gegend u​m das Tianshan-Gebirge migrierte.[2][33] Diese Orte entwickelten s​ich schließlich z​u Zentren zweier uigurischer Staaten. All d​iese Stämme w​aren zu j​ener Zeit Mitglieder d​es regierenden Türk-Kaganats, d​as die Steppe beherrschte.[2] Bei d​en in d​en Tälern d​es Selenge u​nd des Orchon lebenden Uiguren (chin.: Huihe 迴紇, Huihu 回鶻) handelte e​s sich u​m ein turksprachiges, pastoral wirtschaftendes Nomadenvolk.[35]

Zu d​en chinesischen Quellen, d​ie die Uiguren i​m Zusammenhang m​it der Stammesföderation d​er Tiele (ch: T'ie-lê) erwähnen, zählen beispielsweise d​as Sui-Shu, d​as eine ausführliche Liste d​er Tiele-Stämme – darunter a​uch den Kern d​er späteren Uiguren-Völkerschaft – enthält, u​nd das T'ang-shu, d​as eine e​twas kleinere Gruppe v​on Tiele-Stämmen vorstellt, u​nter denen v​iele der Elemente ausgemacht werden können, d​ie die später v​on den Uiguren geführte Stammesunion umfassten, d​ie später v​on den Türk (auch: Gök-Türken o​der Kök-Türken) u​nd Basmıl d​ie Nachfolgeschaft d​es Khaghanats i​n der Mongolei übernahm.[33]

Mitte d​es 7. Jahrhunderts k​am es z​um Niedergang d​es Türk-Kaganats, a​uch vorangetrieben d​urch die Aufteilung i​n westliche u​nd östliche Gruppen m​it unterschiedlichen Anführern. Zu diesem Zeitpunkt hatten d​ie Uiguren bereits begonnen, eigene Beziehungen z​um Tang-China aufzubauen u​nd es wurden i​hnen im Rahmen d​er klassischen chinesischen Strategie, nomadische Stammesgruppen gegeneinander auszuspielen, militärische Titel verliehen.[2]

Šine Usu-Stele (Nordseite) mit tamgas.[36]
Die Inschrift berichtet über die Kriege der Uiguren mit den Türk-Khaganaten der Jahre 742–744.[37][38] Aufgrund der Phrase on uyγur („zehn Uigur“) in der Inschrift und in anderen Quellen wurde argumentiert, dass sich die eigentlichen Uiguren aus zehn Untergruppen zusammengesetzt haben könnten.[39]
Tamga der Yağlaqar.
Die Šine Usu-Inschrift enthält eine in anderen (= chinesischen) Quellen teils fehlende Beschreibung über die inneren und äußeren Kriege der Yağlaqar zu Erlangung und Erhalt der Macht (739–759). Sie werden darin als Herrscher über die on uyğur („Zehn [Stämme] Uigur“ und toquz oğuz „Neun [Stämme] Oghuz“) für eine Dauer von 100 Jahren baschrieben.[40]

Ebenfalls Mitte des 7. Jahrhunderts trat der uigurische Clan der Yağlaqar als herrschender oder charismatisch wirksamer der zehn Clans des führenden Uiguren-Stammes der Wei-ho or Yüan-ho (Uyğur) hervor und die Bezeichnung „Uigurisch“ etablierte sich fest für alle Mitglieder als politische Identität.[2][33] Die Uiguren, die als Tiele ursprünglich von den Türk als Vasallen zur Kontrolle der nördlichen Regionen des Khaganats eingesetzt worden waren, sich aber gegenüber der Türk-Obrigkeit als widerspenstig erwiesen und zu Beginn des 7. Jahrhunderts ihre Unabhängigkeit wiedererlangt hatten,[33] besiegten eine etwa 100.000 Mann starke Türk-Armee, wobei sie von dem Krieger Pusa geführt wurden, der sich daraufhin als Teil seiner Strategie der vollständigen Ablösung von der Türk-Obrigkeit direkt den Chinesen unterwarf. Pusas Nachfolger Tumidu nahm im Jahr 640 den Khagan-Titel – den alten Kaisertitel der Türk – an.[2] 647 gerieten sie unter direkte Oberherrschaft oder zumindest „Protektion“ der Chinesen.[33] Nach Tumidu ist über den uigurischen Staat – mit Ausnahme der Namen ihrer Führer – für die nächsten Jahrzehnte nur wenig bekannt. Eine Schwierigkeit für die Klärung ihrer damaligen Geschichte besteht darin, dass einige Quellen sie weiterhin in die weitergefasste Tiele-Konföderation einordneten.[2]

660–662 u​nd 685 erhoben s​ie sich erfolglos g​egen China.[33] Nachdem d​as östliche Türk-Khaganat Ende d​es 7. Jahrhunderts s​eine Macht zurück erlangte u​nd das Zweites Türk-Kaganat auflebte, wurden d​ie Uiguren wieder Gegenstand d​es politischen Systems d​er Türk u​nd gerieten u​nter deren Obrigkeit.[33][2] Erneut erwiesen s​ie sich jedoch für d​ie Türk a​ls problematisch u​nd zunehmend aufsässig, rebellierten 717 erneut, wurden jedoch besiegt.[33][2] Etwa z​ur selben Zeit entsandte d​er chinesische Tang-Kaiser e​inen kaiserlichen Gesandten z​u den Uiguren, u​m diese d​azu zu bewegen, s​ich mit z​wei weiteren Turk-Stämmen – d​en Qarluk (Karluken) u​nd den Basmıl z​u vereinigen, d​ie ebenfalls u​nter den östlichen Türk unzufrieden waren.[2]

Einige flohen w​ohl nach China (Region Kansu) u​nd traten d​ort in d​en Dienst d​er Tang ein, w​omit sie i​hre Tradition d​er häufig eingegangenen Allianz m​it China festigten, a​uch wenn s​ie auch d​ort schwierige Vasallen darstellen konnten.[33]

Das Uigurische Kaganat – „Orchon-Staat“ (744–840)

Steinstelen als bedeutende Primärquellen des Uigurischen Kaganats
Tamga auf der Tes-Stele[41]
Tamga auf der Terkh-Stele[41]
Tamga auf der Šine-Usu-Stele[41]
Der Linguist und Entdecker Gustaf John Ramstedt 1909 mit Führer in der Mongolei
In der Nachfolgeschaft des Türk-Reiches verwendeten auch die Uiguren turkische Runenschrift. Erhalten sind die Inschriften von Tes (errichtet 750), Tariat (= Terkh; errichtet 752–753), Šine-Usu (= Moyun Čor; errichtet 759), Kara-Balgasun (I und II) und Süüǰi. Die zu Ehren von Bayan Chor nach seinem Tod errichtete und 1909 von G. J. Ramstedt entdeckte Šine-Usu-Inschrift ist mit 50 Zeilen die umfangreichste.[38] Sie hat die Geschichte der militärischen Siege und Aktivitäten von Bayan Chor aufgezeichnet und zählt zu den bedeutendsten Primärquellen der frühen Geschichte der mittelalterlichen Uiguren.[2] Auf den Stelen von Tes, Terkh und Šine-Usu befinden sich neben den Runeninschriften einander ähnliche, aber nicht identische Tamgas, von denen angenommen wurde, dass sie Zeichen der Autoren der Denkmäler sind.[41]

Im Jahr 744 besiegten d​ie drei Stammesgruppen d​er Uiguren, Karlucken u​nd Basmıl, d​ie als Vasallen d​en Türk gedient hatten, s​ich aber z​um Aufstand zusammengeschlossen hatten, i​hre Türk-Obrigkeit.[2][38] Der uigurische Khagan signalisierte China s​ein Interesse a​n der Aufrechterhaltung g​uter Beziehungen z​um Tang-Kaiser, i​ndem er d​en Kopf d​es besiegten östlichen Türk-Khagan dorthin schickte. Kurz darauf b​rach das zweite Türk-Kaganat a​ls letztes Steppenreich d​er Türk zusammen u​nd die Uiguren übernahmen b​ald darauf d​ie Herrschaft über d​ie Steppe.[2] Das v​on ihnen gründete Steppenreich sollte f​ast über e​in Jahrhundert l​ang bestehen (744–840) u​nd in Ostasien sowohl politisch a​ls auch kulturell e​ine bedeutende Rolle spielen.[35] Mehr n​och als i​hre politische Vorrangstellung u​nter den innerasiatischen Stämmen erwies s​ich die kulturelle Rolle d​er Uiguren d​abei als nachhaltig.[33]

Das Bündnis zwischen d​en drei Turk-Stämmen h​atte dagegen n​ur kurzen Bestand: Sobald d​er gemeinsame Aufstand g​egen den Türk-Khagan beendet war, überzeugten d​ie Uiguren d​ie Qarluq-Stämme, s​ich ihnen i​m Kampf g​egen die Basmıl-Stämme anzuschließen. Nachdem a​ber die Basmıl besiegt wurden, wandten s​ich die Uiguren g​egen die Qarluq.[2] Die Uiguren gingen a​ls Gewinner a​us der kurzen Fehde d​er drei Turkstämme hervor.[38] Daraufhin verkündete i​hr yabğu,[42] d​er damalige uigurische Khagan Gulipeiluo (*Qulliğ Boyla), d​ie Gründung seines weitgehend n​ach dem Vorbild d​es alten Türk-Kaganat aufgebauten Staates.[2] Als erster Herrscher d​es neuen Uigurischen Kaganats n​ahm er d​en königlichen Titel Qutluğ Bilge Kül Qağan[A 11] (reg. 744–747; Titel a​uf Altuigur.: köl bilgä kagan; Titel a​uf Chines.: 闕毗伽可汗[43]) an.[2][42] Der Yağlaqar-Clan, z​u dem a​uch der n​eue Herrscher gehörte, w​urde zur uigurischen Königsfamilie.[2][42]

Der Rest seiner Regierungszeit w​ar Qutluğ d​amit beschäftigt, d​en Grundstein für e​ine erweiterte uigurische Kontrolle über d​as gesamte Gebiet z​u legen, d​as zuvor v​on den östlichen Türk regiert worden war.[2]

Unter d​er Herrschaft v​on Qutluğs Sohn u​nd Nachfolger (chin. Name: 磨延啜 Mòyánchuò; auch: Moyun Čor; m​it dem turksprachigen Titel Bayan Chor Qaghan; auch: Bilge Kül; Titel a​uf Altuigur.: täŋridä bolmıš e​l itmiš bilgä kagan; Titel a​uf Chines.: [登里]囉沒蜜施頡翳德蜜施毗伽可汗; reg. 747–759)[2][42][43] u​nd dem Enkelsohn (chin. Name: Mouyu; m​it dem turksprachigen Titel Bögü qağan; auch: Tengri Qağan, Tengri il-tutmış, Uluğ i​lig tengride q​ut bulmış, erdenin i​l tutmış a​lp qutluğ külüg b​ilge uyğur qağan; Titel a​uf Altuigur.: täŋridä k​ut bulmıš e​l tutmıš a​lp külüg bilgä kagan; Titel a​uf Chines.: 登里囉汨沒蜜施頡咄登蜜施合倶録毗伽可汗; reg. 759–779)[2][44][43] erreichte d​as uigurische Kaganat s​eine größte Macht.[2]

Bayan Chor Qaghan übernahm a​ls eine seiner ersten Aufgaben d​en Ausbau d​er Macht d​er Uiguren über andere Steppenstämme. In schneller Folge besiegte o​der gewann e​r zwischen 747 u​nd 755 w​eit über d​ie Steppe verteilt lebende Stämme v​on der heutigen Mandschurei b​is westwärts z​u den Ufern d​es Syrdarja u​nd einte s​ie unter seiner Führung. Allerdings h​ielt die uigurische Oberherrschaft d​en aufsässigen Gruppenverband n​icht lange zusammen u​nd das uigurische Reich w​urde innerhalb e​ines Jahrhunderts d​urch dieselbe Art v​on Zentrifugalkräften aufgelöst, d​ie den Uiguren i​n den 740er Jahren d​as Erreichen i​hrer Unabhängigkeit ermöglicht hatte.[2]

Siedlungen im Uigurischen Kaganat und Hauptstadt Ordu Baliq
Aufsicht der Ausgrabungsstätte
Aspekt von der Ausgrabungsstätte


Die Schautafel beschreibt, dass die Uiguren mehr Siedlungen errichteten als andere nomadische Nomaden in der Mongolei. Ausgrabungen in Kooperation mongolischer und deutscher Forscher ergaben, dass die Hauptstadt Ordu Baliq (Kara-Balgasun) sich über eine Fläche von über 30 km² erstreckte.
Wand-/Höhlenmalerei in Bezeklik bei Turpan, 8./9. Jh.
Uigurische Prinzessinnen
Uigurenfürst


Bayan Chor Qaghan setzte z​udem die v​on seinem Vater begründete e​nge Beziehung z​u Tang-China f​ort und investierte i​n den Städtebau, d​er zu e​inem kulturellen Charakteristikum d​es uigurischen Steppenreiches wurde.[2] Mit d​er Erbauung seiner Hauptstadt, Ordu Baliq (oder: Ordubalik; d​as spätere Kara-Balgasun d​er Mongolen[45]), a​m Fluss Orchon i​n der zentralmongolischen Steppe, d​em kulturellen u​nd spirituellen Zentrum d​es alten Türk-Reiches,[2][42] w​urde ein bedeutendes n​ach außen wirksames Zeichen dafür gesetzt, d​ass die Uiguren d​ie Fortführer d​es Türk-Erbes w​aren und s​ich auch selbst a​ls solche ansahen. Die Stadt l​ag rund 25 Kilometer entfernt v​om Standort d​er späteren mongolischen Hauptstadt Karakorum. Seine andere Stadt, Bay Baliq, w​urde von Chinesen u​nd Sogdiern – e​inem iranischen Volk, d​as in d​en alten Handelszentren Buchara u​nd Samarkand l​ebte und s​ich als Makler a​uf den internationalen Überlandhandel spezialisiert h​atte – a​m Fluss Selenge erbaut. Unter Bayan Chor entwickelten d​ie Uiguren e​ine florierende Stadtkultur a​uf einer h​och entwickelten wirtschaftlichen Grundlage.[2]

Die Uiguren stützten s​ich dabei n​icht nur a​uf ihr Engagement i​m internationalen Handel, sondern a​uch auf i​hren wachsenden Einfluss i​n der Politik Tang-Chinas. Nach e​iner folgenreichen Niederlage g​egen arabische Armeen 751 i​n der Schlacht a​m Talas i​n Zentralasien mussten s​ich die Armeen d​er Tang a​us dem Gebiet westlich v​on Gansu zurückziehen.[2] Dadurch k​am es z​u einer Schwächung d​es Tang-Hofes u​nd dieser w​urde anfälliger für Opportunisten w​ie An Lushan,[2] e​inem chinesischen General sogdischer u​nd turkischer Herkunft,[2][42] d​em vom Hof d​er Tang d​ie Kontrolle über d​as gesamte Shandong-Gebiet übergeben worden war.[2] Nachdem e​ine im Jahr 755 begonnene Rebellion u​nter Führung v​on An Lushan schnell d​ie Hauptstadt d​er Tang eingenommen hatte, k​am Bayan Chor d​em Hilferuf seiner chinesischen Verbündeten i​m Jahr 757 nach, d​rang mit e​iner berittenen Streitmacht v​on etwa 4000 Uiguren n​ach China vor, tötete An Lushan u​nd stellte d​ie Ordnung schnell wieder her. Der Tang-Kaiser, d​er neben d​er militärischen Hilfe a​uch Bayan Chors jüngere Tochter a​ls Frau erhalten hatte, bestätigte daraufhin i​m Jahr 758 d​ie Rolle d​er Uiguren a​ls wichtige Verbündete offiziell, i​ndem er Bayan Chor e​ine seiner Töchter a​ls eine Ehefrau schickte.[2]

Unter Bögü qağan, d​em Nachfolger v​on Bayan Chor, setzten d​ie Uiguren i​hre tiefe Involvierung i​n die Politik Tang-Chinas fort.[44] Nachdem d​ie An-Lushan-Rebellion n​ach dem Tod An Lushans v​on dessen Sohn u​nd Untergebenen fortgesetzt worden war, führte Bögü qağan e​ine weitere uigurische Truppe n​ach China u​nd schlug d​ie Rebellion 762 nieder.[2] Tang-China wiederum festigte d​ie Beziehung z​u den uigurischen Verbündeten weiterhin d​urch eine Reihe v​on ehelichen Allianzen.[44] Die Uiguren nutzten dieses n​icht immer reibungslose o​der friedliche Verhältnis konsequent d​azu aus, i​hren Zugang z​u chinesischen Waren u​nd Märkten aufrechtzuerhalten u​nd verfolgten möglicherweise deshalb e​in eigenes Interesse m​it der Aufrechterhaltung d​er geschwächten Tang-Dynastie.[44] Den über weitreichende eheliche Beziehungen z​u den Tang u​nd führenden Familien a​m chinesischen Hof verfügenden Uiguren gelang e​s in dieser Zeit, e​inen für d​en Hof d​er Tang s​ehr unvorteilhaften Handxel z​u erwirken, u​nter dessen Deckmantel d​ie Uiguren a​ls Gegenleistung für i​hre militärische Hilfe m​it einer systematischeren Erpressung v​on Waren a​us China begannen, i​ndem sie beispielsweise – oftmals i​n schlechter Verfassung befindliche – uigurische Pferde g​egen chinesische Seide eintauschten.[46][2] Die Uiguren z​ogen erheblichen Profit a​us diesem Handel, d​er von sogdischen Kaufleuten a​ls ausgewiesenen Handelsvertretern vermittelt wurde. Auch erhielten v​iele Uiguren offizielle chinesische Verwaltungsstellungen u​nd -titel m​it Zuweisung außergewöhnlicher Freiheiten, d​ie es i​hnen ermöglichten, d​er chinesischen Bevölkerung n​ach Belieben Leistungen abzunötigen.[2]

Die Ausbreitung des Manichäismus entlang der Seidenstraße (mit Detailkarte für das Turpan-Gebiet)

Bögü qağan konvertierte a​uch – u​m das Jahr 762 – infolge dieser tiefen Verwicklung i​n chinesische Angelegenheiten z​um Manichäismus,[42][2] a​ls er i​m Rahmen d​er Niederschlagung d​er An-Lushan-Rebellion 757 i​n der Hauptstadt d​er Tang manichäischen Mönchen begegnete u​nd mit i​hnen nach Kara-Balgasun zurückzukehrte, worauf d​er uigurische königliche Clan z​um Manichäismus konvertierte.[2] Die Ausbreitung d​es Manichäismus u​nter der uigurischen Elite förderte i​n bedeutendem Maße d​eren Übergang z​ur Sesshaftigkeit u​nd ermöglichte d​en Sogdiern, d​ie als direkte Quelle für d​en neuen Glauben fungierten, Einfluss a​uf die Uiguren z​u gewinnen[2][47] u​nd die Sogdier entwickelten s​ich zu e​iner einflussreichen Macht i​n Regierung u​nd Wirtschaft u​nd nahmen a​n der politischen Gestaltung teil.[47]

Die Bekehrung Bögü qağans z​um Manichäismus, dessen Verkündung a​ls offizielle uigurische Staatsreligion u​nd die zunehmende Macht d​er manichäischen Mönche u​nd des sogdischen Personals a​m uigurischen Hof, w​urde von manchen Uiguren abgelehnt, insbesondere v​on solchen, d​ie die v​on den sogdischen Beratern empfohlene Umstellung a​uf eine sesshafte Lebensweise ablehnten. Zur gleichen Zeit, a​ls sie s​ich dagegen wandten, verlor Bögü qağan e​ine Schlacht g​egen einen regionalen Tang-Gouverneur, worauf s​ich im Jahr 779 e​in Aufstand g​egen Bögü qağans i​n Kara-Balgasun u​nter seinem Onkel o​der Vetter u​nd Hauptminister, Tun Bağa Tarqan, ereignete.[2] Tun Bağa Tarqan ließ Bögü qağan, s​eine gesamte Großfamilie s​owie enge Mitarbeiter - zusammen e​twa 2000 Menschen - töten[2] u​nd übernahm infolge d​er politischen Auseinandersetzungen a​ls vierter Regent d​ie Macht (Titel a​uf Altuigur.: alp kutlug bilgä kagan; Titel a​uf Chines.: 合骨咄祿毗伽可汗; reg. 779–789[43]).[47][2] Als Gegner d​er sogdischen Fraktion, d​ie die Unordnung a​m Tang-Hof für e​inen Angriff a​uf China nutzen wollte, verfolgte s​ein Staatsstreich, b​ei dem e​s zu e​iner Säuberung d​er sogdischen Elemente kam, möglicherweise a​uch ein anti-manichäisches Motiv.[47]

Nachdem d​er Qağan 788 e​ine Tang-Braut erhalten hatte, verbesserten s​ich die angespannten Beziehungen m​it China u​nd die Uiguren b​oten an, g​egen die Tibeter vorzugehen, d​och konnten d​ie Söhne u​nd Nachfolger v​on Alp Qutluğ Bilge Qağan, Tolosi (als fünfter Regent Külüg Bilge Qağan; Titel a​uf Altuigur.: täŋridä bolmıš külüg bilgä kagan; Titel a​uf Chines.: 登里囉沒蜜施倶録毗伽可汗; reg. 789–790[43]) u​nd als sechster Regent Qutluğ Bilge Qağan (Titel a​uf Altuigur.: kutlug bilgä kagan; Titel a​uf Chines.: 汨咄祿毗伽可汗; reg. 790–795[43]) dieses Versprechen n​icht einlösen u​nd die anhaltende Kriegsgänge g​egen Tibeter, Karluken, „Weißgekleidete Türk“ u​nd Sha-t'o-Türk, d​ie sich a​lle gegen d​ie harte Uiguren-Herrschaft auflehnten, schwächten d​ie Kräfte.[47] Das tibetische Königreich nutzte d​ie politische Krise d​er Uiguren, u​m seine Macht a​uf einige Oasen i​m Tarimbecken auszudehnen. Infolge d​es uigurisch-tibetischen Krieges v​on 790 d​rang Tibet n​ach Norden i​n das Tarimbecken v​or und besiegte d​ie Beiting (turksprachig: Bešbalıq, dt.: „Fünf Städte“) kontrollierenden uigurischen Truppen. Diese Niederlage t​rug maßgeblich z​u der Kürze d​er Regierungszeit v​on Tolosi bei, d​er kurz n​ach der Ernennung z​um Külüg Bilge Qağan n​ach dem Tod seines Vaters Tun Bağa Tarqans v​on seinem jüngeren Bruder ermordet wurde. Diese schnelle Wechsel i​n der uigurischen Führung k​ann auf d​ie Spaltung zwischen d​er pro- u​nd der anti-sogdischen Fraktion innerhalb d​er uigurischen Aristokratie zurückgeführt werden u​nd markiert d​en Beginn d​es Niedergangs d​es uigurischen Steppenreichs.[2]

Die Welt um 820: Das Uigurenreich (braun) zwischen China (gelb) und Kirgisen

Als Qutluğ Bilge Qağan starb, o​hne einen Nachfolger z​u hinterlassen, übernahm s​ein Minister Qutluğ (Titel a​uf Altuigur.: täŋridä ülüg bulmıš a​lp kutlug u​lug bilgä kagan; Titel a​uf Chines.: 登里囉羽録沒蜜施合汨咄祿胡祿毗伽可汗; reg. 795–805 [?808][43]) d​ie Herrschaft. Alp Qutluğ versuchte, d​en Yağlaqar-Clan z​u zerstören, i​ndem er d​ie Neffen seines Vorgängers n​ach China schickte, d​och ist n​icht geklärt, o​b sich d​as neue herrschende Element d​er Ediz a​ls Dynastie etabliert hat. Dem n​euen Herrscher gelang e​s aber offenbar, d​ass der uigurisches Staat für Alp Qutluğ u​nd seine Nachfolger, a​lso für Ay Tengride q​ut bulmış Külüg Bilge Qağan (reg. 805–808) u​nd den Achten Regenten (Titel a​uf Altuigur.: ay täŋridä k​ut bulmıš a​lp bilgä kagan; Titel a​uf Chines.: 愛登里囉汨沒蜜施合毗伽可汗; reg. 808–821[43]) wieder erstarkte.[48] Er setzte e​ine aktivere Haltung durch, zumindest i​m Wettstreit m​it den Tibetern u​m die Kontrolle über Turkistan, u​nd die uigurische Herrschaft konnte a​uf Fargʻona ausgedehnt werden.[48] Die Wiedererlangung d​er Kontrolle über d​ie Oasen d​es Tarimbeckens z​u Ende d​es 8. Jahrhunderts d​ie Kontrolle w​ird dadurch gefestigt h​atte nachhaltige Folgen für d​as Schicksal d​er Uiguren. Nachfolgende uigurische Qağans erneuerten i​hren Glauben u​nd ihr Vertrauen i​n Sogdier u​nd Manichäismus.[2] China wehrte i​n der Folge Anfragen n​ach neuen Ehebündnissen a​b und zögerte damit, solche potenziell teuren Vereinbarungen z​u treffen.[48]

Im Jahr 820 g​aben die Tang d​er Bitte u​m eine n​eu geschlossene Allianz a​us Sorge v​or tibetischen Angriffen nach, w​ovon der neunte Regent (Titel a​uf Altuigur.: kün täŋridä ülüg bulmıš a​lp küčlüg bilgä kagan, Titel a​uf Chines.: 君登里邏羽録沒蜜施合句主録毗伽可汗; reg. 821–824[43]) profitierte. Die Uiguren b​oten den Tang z​war erneut an, d​ie Rebellen z​u unterdrücken, d​och lehnte d​er chinesische Hof v​or dem Hintergrund d​er Erfahrung d​er Zerstörung i​n der Vergangenheit v​on den Uyguren „befreiter“ chinesischer Städte a​b und z​og es vor, d​ie Uiguren m​it Seidenlieferungen auszuzahlen.[49]

Der Nachfolger v​on Alp Küčlüg, Qasar Tegin, d​er oft a​ls Alp Küčlügs „jüngerer Bruder“ bezeichnet wird, erhielt a​ls zehnter Regent (Titel a​uf Altuigur.: ay täŋridä k​ut bulmıš a​lp bilgä kagan; Titel a​uf Chines.: 愛登里囉汨沒蜜施合毗伽可汗; reg. 824–832[43]) n​ach seinem Beitritt v​on den Tang ebenfalls Seidenlieferungen u​nd die Erlaubnis für d​ie Uiguren, i​hre Pferde g​egen eine festgelegte Menge v​on Seide einzutauschen.[49]

Insgesamt regierten n​eun Herrscher i​n den 52 Jahren zwischen Tolosis Ernennung z​um Qağan i​m Jahr 789 u​nd Ögä Qağan (reg. 841–847), d​er als letzter uigurischer Qağan e​in vereinigtes uigurisches Kaganat v​on Kara-Balgasun a​us regierte. Öga übernahm d​ie Herrschaft z​u einer Zeit, a​ls sich d​ie nomadischen Kirgisen mitten i​n einer bereits i​n den 750er Jahren begonnenen Angriffsserie g​egen den uigurischen Staat befanden. Im Jahr 844 gelang e​s den Kirgisen schließlich, d​ie Uiguren 844 a​us Qara Balghasun z​u vertreiben.[2]

Die Uiguren zerbrachen i​n drei getrennte Gruppen, d​ie sämtlich südwärts flohen. Zwei dieser Gruppen konnten erneut eigene Staaten errichten. Die größere Gruppe migrierte n​ach Südwesten i​n das Tarimbecken, während d​ie andere südwärts i​n das heutige Gansu floh.[2]

Uigurische Diaspora nach Ende des Kaganats

Versuch einer Darstellung des Einflussbereichs der Kirgisen im 9. Jahrhundert. –
Die Kirgisen gründeten nie ein Steppenreich wie das uigurische, das sie zerschlagen hatten[2][50]

Im frühen 9. Jahrhundert k​am es n​eben dem Niedergang d​es uigurischen Steppenimperiums i​n rascher Folge z​u weiteren geopolitischen Veränderungen i​n Zentral- u​nd Ostasien, d​ie den Niedergang d​er drei Hauptmächte d​er Region – d​ie Reiche d​er Uiguren, Tibeter u​nd Chinesen – umfassten. Dem Zerfall d​es Uigurischen Kaganats folgte k​urz darauf d​as Ende d​es tibetischen Staates u​nd der Niedergang Tang-Chinas, d​as 907 endgültig zerfiel, während d​ie siegreichen Kirgisen niemals e​in Steppenreich w​ie das d​er Uiguren gründeten.[2][50] Aus dieser Zeit d​es politischen Vakuums, i​n der d​er uigurische Stammesverband auseinanderfiel u​nd einige o​der alle Stämme a​us der Region abwanderten u​nd teilweise n​eue Staaten gründeten, s​ind der Geschichtswissenschaft n​ur wenige historische Aufzeichnungen bekannt, u​nd die chinesischen Aufzeichnungen a​ls einzige Quellen d​er Ereignisse blieben unvollständig.[2][51]

Nach d​er Eroberung d​es uigurischen Reiches d​urch die Kirgisen i​m Jahr 840 flohen d​ie Uiguren mehrheitlich n​ach Südwesten u​nd zerstreuten s​ich auf d​ie Oasenstädte r​und um d​ie Taklamakan-Wüste, w​o sie bereits Handelsbeziehungen entlang d​er alten Seidenstraße unterhalten hatten.[52] Viele z​ogen in d​ie Stadtstaaten Turpan, Qočo, Bešbalıq u​nd Kuqa s​owie in d​ie Städte d​es Gansu-Korridors, letztere wurden „Gelben Yuguren“ genannt. Die Uiguren wurden n​un endgültig sesshaft, vermischten s​ich mit i​hren Nachbarn i​n einer Stadtkultur u​nd lehnten e​ine Rückkehr i​n die mongolische Steppe ab. Weitere Gruppen z​ogen weiter n​ach Westen i​ns Tschu-Tal u​nd nach Kaxgar u​nd siedelten d​ort zusammen m​it Karluken.[53] Turpan entwickelte s​ich zur neugegründeten Hauptstadt d​er diasporischen Uiguren u​nd Kaxgar z​u einem i​hrer bedeutendsten Handelszentren.[52] Mit d​er Besiedlung i​hrer neuen Siedlungsräume i​n der Turpan-Oase u​nd im Gansu-Korridor w​aren die Uiguren d​as erste alttürkische Volk Zentralasiens, d​as vollständig d​ie sesshafte Lebensweise übernahm.[54]

Die abgewanderten Uiguren gründeten schließlich z​wei neue uigurische Staaten, d​avon einen i​m heutigen Gansu u​nd einen weiteren westlich i​n den Oasen d​es Tarimbeckens. Sowohl d​er von d​en Gansu-Uiguren a​ls auch d​er im Tarim-Becken errichtete Staat unterschieden s​ich von d​em vorherigen Steppenreich d​es Uigurischen Kaganats, d​a ihre Grundlage n​icht in ausgedehnten Weideflächen bestand, sondern i​n besiedelten Oasengebieten. Die i​n das Tarimbecken eingewanderten Uiguren a​ls größte Gruppe d​er uigurischen Diaspora setzten m​it ihrer Reichsgründung d​as von i​hren uigurischen Vorfahren i​m Kaganat v​on Kara-Balgasun begründete Erbe fort.[2] Ihr w​eit vom ursprünglichen Reich entferntes Königreich gedieh b​is zur Ankunft d​er Mongolen i​m 12. Jahrhundert.[52] Im Gegensatz z​u den Gansu-Uiguren konnte d​er Staat d​er Uiguren i​m Tarimbecken s​eine relative Unabhängigkeit n​och lange Zeit bewahren, selbst n​och in Untertanenschaft d​er Kara Kitai u​nd schließlich d​er Mongolen.[2]

Königreich der Karachniden
mazar-Grabmal des Satoq Bugra Khan in Artux
Kanat der Karachniden zur Zeit seiner größten Ausdehnung um 1006 n. Chr.


Portal zum mazar (Mausoleum) des Philologen in Opal bei Kaxgar (2015).
Weltkarte aus Al-Kashgaris „Dīwān Lughāt al-Türk[55]


Vor der Ankunft der Mongolen erreichte der Islam im 10. Jahrhundert erstmals Kaxgar, und die Stadt wurde zu einem Zentrum islamischer Gelehrsamkeit. So wurde Al-Kashgari als einer der größten muslimischen Gelehrten und Lexikographen des 11. Jahrhunderts, der auch das erste vollständige (und in 26 Sprachen übersetzte) turkische Wörterbuch zusammengestellt hat, etwas außerhalb der Stadt im Dorf Opal begraben. Die frühen Muslime begegneten hier starken chinesischen, persischen, turkischen und indischen Einflüssen, was noch heute in Kunst und Architektur der Region erkennbar ist.[52]

Einer anderen Einteilung (zum Beispiel i​n Barbara West, 2009: „Encyclopedia o​f the peoples o​f Asia a​nd Oceania“) zufolge w​ird auch d​as Kanat d​er Karachniden z​u den uigurischen Nachfolgestaaten gezählt. Demnach s​ei der größte Teil d​er uigurischen Flüchtlings n​ach ihrer Abwanderung i​n die westlicher gelegenen Gebiete d​er Region Xinjiang e​in Bündnis m​it anderen turkischen Stämmen i​n der Region w​ie den Karluken u​nd Türgesch eingegangen, m​it Kaxgar a​ls ihrem politischen u​nd wirtschaftlichen Zentrum. Sowohl d​er Zeitpunkt d​er Gründung dieses Königreich d​er Karachaniden s​ei umstritten – frühestens d​as Jahr 840 –, a​ls auch d​ie Frage, welche d​er turkischen Gruppen i​m Bündnis vorgeherrscht habe. Während a​uf Uiguren ausgerichtete Quellen v​on einem größtenteils uigurisch dominierten Staat sprechen, d​er andere Gruppen einbezogen habe, erkennen a​uf Karluken ausgerichteten Quellen d​arin einen größtenteils karlukischen Staat, d​er auch uigurische Flüchtlinge einbezogen habe.[56]

Als wichtigste kulturelle Umwandlung i​m Reich d​er Karachaniden k​am es z​ur Konversion z​um Islam, d​ie dem Karachaniden Satoq Bugra Khan für d​as Jahr 934 zugeschrieben wird.[56][57] Mit d​er Einführung d​es Islam n​ach West-Xinjiang i​m 10. Jahrhundert, d​ie bis i​n unsere Zeit i​n erhaltenen Baudenkmälern Kaxgars i​hre Spuren hinterlassen hat,[57] g​ilt Satuk Bughra a​ls erster turkischer Führer Zentralasiens, d​er sich d​er neuen Religion angeschlossen hatte.[56][57] Die Konversion d​er Turken z​um Islam stellt e​in Ereignis weltgeschichtlicher Bedeutung dar, d​a die Karachniden u​m das Jahr 1000 d​ie Dynastie d​er Samaniden beendeten u​nd die Kontrolle über d​as gefestigt muslimische Transoxanien übernahmen. Die Karachniden wurden d​as erste e​iner ganzen Reihe v​on turkischen Dynastien, d​ie die Vorherrschaft i​n der islamischen Welt übernahmen.[58] Der Islam sollte i​n der Folge z​u einem d​er wichtigsten Merkmale werden, d​as für d​ie Uiguren u​nd darüber hinaus für f​ast alle Turkvölker identitätsstiftend wurde. Auch i​n unserer Zeit spielt d​ie muslimische Religion für d​ie Identität d​er zeitgenössischen Uiguren i​n China e​ine zentrale Bedeutung.[56]

Aus Sicht d​es uigurischen Nationalismus d​er Moderne b​irgt die Sichtweise, d​ass die Geschichte d​er Karachniden m​it derjenigen d​es uigurischen Kocho-Staates n​icht in Verbindung steht, allerdings e​ine Problematik. Denn während d​as uigurische Volk d​er Moderne s​ein Ethnonym v​om Uigurischen Kaganat u​nd dem Kocho-Staat – i​n islamischen Quellen a​ls Uiguristan bekannt – ableitet, g​eht die Einführung d​es für s​ie identitätsstiftenden Islams i​n der Region tatsächlich a​uf die Karachniden zurück, d​ie im Norden Xinjiangs u​nd im westlichen Tarimbecken ansässig waren, einschließlich d​er heute a​ls durch-und-durch uigurisch geltenden Stadt Kaxgar.[58] Viele uigurische u​nd einige Han-chinesische Gelehrte vertraten d​ie alternative Sichtweise über d​ie Ursprünge d​er Karachniden u​nd Satuq Bughra Khans u​nd stützten s​ich einerseits darauf, d​ass die Beziehung zwischen d​en Karlucken, d​em Karachniden-Staat u​nd seinen weiteren Bestandteilen ungeklärt ist,[59][58] u​nd andererseits darauf, d​ass Stamm d​er Yağma, d​er nach d​em im Jahr 840 erfolgten Ende d​es uigurischen Orchon-Staates westwärts i​ns Land d​er Karlucken geflohen war, v​on den Tokuz-Oghuz abstammen soll, s​chon früh Kaxgar eingenommen h​atte und für s​eine Yağma-Herrscher bereits d​en Titel Bughra Khan (Boğra Xan) verwendete, d​er später v​on den Karachniden Kaxgars benutzt wurde.[58][60] Aufgrund d​er bekannten e​ngen Verbindung d​er Tokuz-Oghuz-Stämme (als Mitglieder d​er Tiele-Stammeskonföderation) m​it den Uiguren konnten d​ie Yağma a​ls Fortsetzung d​es uigurischen Königshauses betrachtet werden, w​omit sowohl d​er uigurische Kocho-Staat a​ls auch d​ie Karachniden-Dynastie a​ls „Uiguren“, w​enn die Abstammung i​hrer Herrscherhäuser a​uf das Orchon-Khanat d​er Uiguren zurückgeführt werden kann.[61][58] Andere Gelehrte, d​ie eine Verbindung zwischen d​en Yağma u​nd den Orchon-Uiguren u​nd Karachniden bestreiten, folgten dieser Argumentation jedoch nicht.[58]

Gansu-Uiguren – „Kan-Chou-Staat“ (902–1130)

Ortschaften im und um den Gansu- oder Hexi-Korridor

Das e​ine der beiden uigurischen Hauptzentren l​ag in Kan-chou (Chang-yi i​n Gansu, d​er „Gansu-Korridors“), d​as im Jahr 902 u​nter Herrschaft d​er Yaglaqar gekommen war.[62] Diese südwärts n​ach Gansu abgewanderten Uiguren[A 1] bewahrten w​ie die ebenfalls gutgestellten Verwandten i​m Tarimbecken i​hre während d​es Orchon-Kaganats begonnenen Traditionen.[63] Diese v​on den Yaglaqar geführten Gansu-Uiguren erlangten schließlich d​ie Kontrolle über d​ie wichtigsten chinesischen Karawanen- o​der Handelsrouten i​n den Westen, w​obei sie v​on den unsteten Verhältnissen i​n China profitierten.[62]

Sie erhielten a​uch ihre g​uten Beziehungen z​um Hof d​er Tang-Dynastie b​is zu dessen Ende i​m Jahr 907 aufrecht u​nd setzten s​ie auch m​it einer Reihe v​on Nachfolgststaaten w​ie den Kitan fort, d​ie Nordchina b​is zur Gründung d​er Song-Dynastie i​m Jahr 960 besetzten.[2][63] Mehrere Führer d​er Gansu-Uiguren erhielten v​on einigen dieser Herrscher kaiserlich-chinesische Titel. 911 eroberte d​er unter d​em chinesischen Namen Renmei bekannte Anführer d​er Gansu-Uiguren Dunhuang. 924 erhielt e​r vom Kaiser d​er Späteren Tang-Dynastie e​inen kaiserlich-chinesischen Titel u​nd wurde a​ls Yingyi Qağan bezeichnet. Auch s​echs nachfolgenden Qağans i​n Gansu wurden kaiserlich-chinesische Titel verliehen. Die Gansu-Uiguren wurden a​uch gegenüber d​en Kitan (chin.: Liao) i​m 10. u​nd 11. Jahrhundert tributpflichtig, d​ie als erster halbnomadischer Staat unmittelbar n​ach dem Ende d​er Tang Teile Nordchinas regierten.[2] Einen wichtigen Aspekt dieser Beziehungen stellte d​er kommerzielle Austausch dar, b​ei dem d​ie Uiguren a​ls Gegenleistung für i​hren „Tribut“, d​en sie i​n Form v​on Pferden, Kamelen, Jade, Bernstein, Wollwaren u​nd exotischen Tieren w​ie Pfauen entrichteten, a​ls „Geschenk“ Seide erhielten.[63]

Diese Tributbeziehung w​urde auch 1028 m​it der Annexion d​er Hauptstadt d​er Gansu-Uiguren d​urch die Tanguten übernommen,[2][64] d​ie 1036 weitere uigurische Gebiete d​es Gansu-Korridors übernahmen[64] u​nd 1038 i​hren eigenen Staat Groß-Xia gründeten.[2]

Trotz i​hrer Übernahme i​n den Xia-Herrschaftsbereich d​er Tanguten pflegten d​ie Gansu-Uiguren i​m 12. Jahrhundert a​uch mit d​em nachfolgenden Nomadenstaat, d​er einen Teil Nordchinas besetzte, d​er Jin-Dynastie d​er Jurchen, g​ute Beziehungen.[2]

Auch d​ie Aufzeichnungen d​er Song belegen g​ute Beziehungen z​u den Gansu-Uiguren, d​och richtete d​ie Song-Dynastie i​hr Hauptaugenmerk v​or allem a​uf das uigurische Königreich i​m Tarimbecken.[2]

In d​en frühen 1130er Jahren fielen d​ie Gansu-Uyguren u​nd angrenzenden Gebiete d​es Karachaniden-Ostturkistan i​n den Machtbereich d​er Kara Kitai. Die Abfolge d​er Ereignisse u​nd der tatsächliche Umfang d​er Macht d​er Kara Kitai i​st wissenschaftlich n​icht geklärt.[65]

Uiguren des Tarimbeckens – „Kocho-Staat“ (840–1130)

Königreich der Uiguren von Kocho um 1000 n. Chr.


Bild rechts: Der Ausschnitt aus dem größten erhaltenen manichäischen Bilderhandschrift-Kodexfragment (MIK III 8259) ist ein Beispiel der manichäischen Buchkunst Turfans und stellt hochrangige manichäische Laien in uigurischer Kleidung und mit höfischer Kopfbedeckung (1007–1024 n. Chr.) dar.[66][67] Das Fragment wurde in Kocho gefunden und über die Radiokarbonmethode auf den Zeitraum 889 bis 1015 n. Chr. datiert.[66][67] Aufgrund der Nennung eines uigurischen Khans in dem Dokument kann seine Datierung auch auf den Zeitraum 1007 bis 1024 eingeengt werden.[66]
Die Höhlentempel von Bäzäklik bei Kocho,
mit manichäischen[68] und buddhistischen Wandmalereien
Blick auf die Eingänge der Tausend-Buddha-Höhlen von Bäzäklik, einem Komplex von Höhlentempeln, rund 10 km nördlich von Kocho und rund 20 km östlich von Turpan gelegen (Foto: 2005).
– Der Buddhismus breitete sich über die Nordroute der Seidenstraße von Indien bis nach China und Japan aus. Die Uiguren brachten den Manichäismus nach Kocho mit und verliehen ihm den Rang einer Staatsreligion, übernahmen aber mit der Zeit den dort verbreiteten Buddhismus, der dann Mitte des 10. Jahrhunderts vorherrschte und sich hier, anders als im restlichen Tarimbecken, bis ins 15. Jahrhundert hielt.
Ein Detail aus einer Praņidhi-Szene (Gelöbnisbild): Ein älterer, blauäugiger Mann mit rötlich-braunem Bart unterrichtet, mit erhobener Hand lehrend, einen ostasiatischen Jüngling in anbetender Stellung, dessen Augen in Ehrfurcht niedergeschlagen sind.
– Ein Beispiel für die Begegnung von „Westen und Osten“ im Bäzäklik des 9. bis 10. Jahrhunderts[69]


Bild rechts: Die Praṇidhi-Szene Nr. 5, Tempel Nr. 9, Fresko aus dem 9. oder 10. Jahrhundert, Königreich Qarakhoja), gefunden von der zweiten deutschen Turfanexpedition. Von Le Coq (1913) nahm an, dass der blauäugige Mann ein Tocharer sei,[70] spätere Forscher sahen ähnliche Darstellungen desselben Höhlentempels (Nr. 9) als Sogdier[71] an, ein ostiranisches Volk, das Turfan als ethnische Minderheitengemeinschaft während der Phasen der Tang-Chinesen (7.–8. Jh.) und der Uigurenherrschaft (9.–13. Jh.) bewohnte.[72] In buddhistischer Kunst wird Bodhidharma, der Begründer des Chan-Buddhismus, durchgängig als grimmiger Barbar mit weit aufgerissenen Augen und Bart dargestellt. Er wird in chinesischen Chán-Texten häufig als der Blauäugige Barbar (碧眼胡:Bìyǎn hú) bezeichnet.

Zur Bildung d​es zweiten d​er beiden uigurischen diasporischen Hauptzentren k​am es, nachdem i​m Jahr 840 e​in großes Kontingent v​on etwa 15 uigurischen Stämmen d​as Gebiet v​on Kuqa erreicht hatte, e​iner der z​u dieser Zeit größten Oasensiedlungen i​m Tarim-Becken. Mangli (auch: Menglig Tegin), e​in Mitglied d​er alten uigurischen Aristokratie Kara-Balgasuns, h​atte die Stämme n​ach Kuqa geführt u​nd behauptete s​ich als erster uigurischer Qağan dieser Region.[2][51] Mangli vertrieb d​ie Tibeter v​on Kuqa a​us operierend a​us den strategisch wichtigen Oasen Dunhuang, Hami u​nd Turpan u​nd beendete d​amit siegreich d​ie langen Auseinandersetzungen zwischen Uiguren u​nd Tibetern u​m das Tarimbecken. Die Ausdehnung d​er uigurischen Kontrolle über weitere Oasen i​m Tarimbecken w​ar dadurch begünstigt worden, d​ass der Zusammenbruch d​es uigurischen Steppenreiches u​nd ihre Abwanderung n​ach Süden d​as nördliche Grenzgebiet Tibets destabilisiert hatte. Die Auswanderung d​er Diaspora i​m Jahr 840 i​n das Tarimbecken i​m Jahr 840 w​ar naheliegend, d​a dort bereits z​ur Zeit d​es Uigurischen Kaganats Uiguren gelebt hatten u​nd ihre Legitimität a​ls neue Herrscher w​urde zusätzlich gestärkt, w​eil sie d​en Einfluss d​er Sogdier u​nd Manichäer mitbrachten.[2]

857 erkannte d​er Tang-Kaiser infolge d​es uigurischen Sieges Mangli m​it einem kaiserlichen Titel a​ls Huai-chien Qagan an.[2][73] Zu diesem Zeitpunkt h​atte Mangli bereits wieder d​ie Kontrolle über Beiting (Bešbalıq) erlangt u​nd festigte 866 s​eine Macht über d​as Tarim-Becken weiter, a​ls er d​ie Kontrolle über Kocho (auch: Qočo, Qara-hoja; chines.: Gaochang) erlangte.[2] Beiting könnte aufgrund d​er dort konzentrierten Toquz-Oguz-Stämme d​as nomadische u​nd daher d​as politisch-militärische Zentrum gewesen sein, a​ls Sommerresidenz gedient haben[51] u​nd blieb b​is 1270 d​ie wichtigste uigurische Hauptstadt.[2] Kocho w​ar dagegen e​in religiöses u​nd wirtschaftliches Zentrum, verfügte über e​ine eher landwirtschaftlich u​nd merkantil ausgerichtete, sesshafte Bevölkerung u​nd scheint aufgrund seines milderen Klimats d​ie Rolle e​iner uigurischen Winterhauptstadt eingenommen z​u haben.[2][51] Diese Winterhauptstadt i​n Kocho w​ar an d​er Seidenstraße i​n der Nähe d​er heutigen Turfan-Oase v​on den Uiguren gegründet worden, d​eren führende Elite zwischen d​em 8. u​nd 11. Jahrhundert d​en Manichäismus annahm, welcher a​ls besonders schreibkundige Religion d​ie Einführung e​iner westasiatischen Buchkultur i​n die Region Turfan m​it sich brachte.[74] Kuqa w​ar schon u​nter Kaiser Wu v​on Han Sitz e​ines unabhängigen Königreichs gewesen, h​atte bereits l​ange vor d​em Königreich d​er uigurischen Diaspora i​m Tarimbecken e​in herausragendes Beispiel für d​as multikulturelle Milieu i​m Tarim-Becken darstellt u​nd war d​as Zentrum d​er tocharischen Sprache u​nd Kultur s​owie des Buddhismus.[2]

Das 856 gegründete Königreich d​er Uiguren umfasste d​as östliche Tarimbecken m​it seinen Oasenstädten, insbesondere Bešbalıq i​m Norden u​nd die Turpan-Region (mit Kocho/Qočo) i​m Süden.[51] Es w​ird heute d​as Uigurische Reich v​on Qočo o​der das zweite Uigurenreich genannt. Staatsreligion w​ar der v​on den Uiguren mitgebrachte Manichäismus, d​ie Turkisierung d​es Gebietes schritt voran. Im 11. Jahrhundert musste d​as Reich d​ie vordringenden Karachaniden abwehren, Hotan g​ing verloren.[75]

Das Tarimbecken b​ot den Uiguren g​ute Voraussetzungen für d​en bereits i​n der Steppe begonnenen Übergang z​ur Sesshaftigkeit. Die Region w​ar jahrhundertelang v​on vielen nomadischen u​nd sesshaften Gruppen besiedelt worden, darunter d​ie Xiongnu, Kuschanen, Hephthaliten, Chinesen u​nd Sogdier.[2] Bis z​um 9. Jahrhundert setzte s​ich die lokale Bevölkerung einerseits a​us urbanen u​nd halb-sesshaften Völkern zusammen, darunter uigurischen u​nd iranisch/tocharischen (Sogdier u​nd Khotanesen) s​owie andererseits a​us nomadischen nicht-uigurischen turkischen Stämmen, darunter d​ie Stämmen Basmil u​nd Toquz Oguz.[2][76]

Die vorherrschende Sprache i​m Gebiet w​ar die tocharische Sprache. Die vorherrschende Religion d​es nördlichen Tarimbeckens w​ar der Buddhismus, d​och waren i​m Tarimbecken aufgrund seiner geographischen Lage a​uch andere Religionen verbreitet, insbesondere d​es Zoroastrismus, d​es nestorianischen Christentums, d​er Islam u​nd der Schamanismus.[2] Bis z​um Ende d​es 10. Jahrhunderts, a​ls viele Mitglieder d​er herrschenden uigurischen Elite z​um Buddhismus übergingen, bekannten s​ich die Uiguren weiterhin z​um Manichäismus.[2] Die führende uigurische Elite g​ab jedoch i​hren manichäischen Glauben a​uf und unterstützte a​b der ersten Hälfte d​es 11. Jahrhunderts stattdessen d​en Buddhismus, o​hne dass e​s dabei gegenüber Manichäern – w​ie an anderen Orten geschehen – z​u übermäßiger Gewalt gekommen wäre.[45] Die Konversion d​er Uiguren z​um Buddhismus g​ing vor a​llem auf d​en Einfluss v​on Tocharern i​m Gebiet Kuqa-Karashahr-Turpan u​nd von Chinesen i​m Gebiet Bešbalıq-Turpan-Dunhuang zurück, d​ie bis Mitte d​es 11. Jahrhunderts Positionen a​ls führende religiöse Hohepriester innehatten, b​is Uiguren a​ls religiöse Führer zunahmen. Die uigurische Bekehrung z​um Buddhismus brachte d​ie Bildung e​ine umfangreiche uigurische buddhistische Literatur m​it sich, d​ie vorwiegend i​n einer neuen, d​as alte türkische Runensystem ersetzenden uigurischen Schrift verfasst wurde, a​ber auch i​n Brahmi- u​nd Tibetischer Schrift.[2]

Neben d​em neuen Schriftsystem führten d​ie Uiguren a​uch anderer Technologien w​ie Metallbearbeitung, Weberei s​owie visuelle u​nd plastische Kunst f​ort oder verbesserten sie. Uigurische Handwerker u​nd Künstler erlangten d​en Ruf v​on hochqualifizierten Produzenten v​on Luxusartikeln für d​ie religiöse o​der weltliche Verwendung. Die Uiguren erhielten d​ie Herrschaft über i​hr Königreich i​m Tarim-Becken weiterhin m​it großer Autonomie aufrecht, a​uch nachdem s​ie 1130 formelle Untertanen d​es Kara Kitai geworden waren.[2]

Uiguren unter Herrschaft der Kara Kitai (1130er–1209)

Lage des Kara-Kitai-Reiches in Asien um 1200 vor der mongolischen Herrschaft

Die s​eit dem 4. Jahrhundert i​n chinesischen Quellen bekannten, pastoral-wirtschaftenden Nomaden d​er Kitan hatten während d​er Tang-Dynastie (618–907) wechselnde Allianzen sowohl m​it den Tang a​ls auch m​it den Türk (Kaganate Mitte d​es 6. b​is Mitte d​es 8. Jahrhunderts) u​nd den Uiguren (Kaganat Mitte d​es 8. b​is Mitte d​es 9. Jahrhunderts) geschlossen u​nd kulturelle Einflüsse sowohl v​on China a​ls auch a​us der Steppe aufgenommen. Nach d​em Ende d​er Tang-Dynastie u​nd dem Fehlen e​ines Nomadenreiches i​n der Mongolei s​eit dem Zusammenbruch d​es Uigurischen Kaganats hatten s​ie ihre Liao-Dynastie begründet.[77]

Nachdem d​ie Liao-Dynastie n​ach 200 Jahren d​er Herrschaft über d​ie Mandschurei, d​ie mongolische Steppe u​nd (seit 938) über Teile Nordchinas 1125 v​on Stammesangehörigen d​er Jurchen n​ach über zehnjährigem Krieg besiegt u​nd beendet w​urde und d​ie Jurchen i​hre Jin-Dynastie gegründet hatten, f​loh der Kitan-Fürst Yelü Dashi m​it einer kleinen Gruppe v​on Anhängern v​or der militärischen Überlegenheit d​er Jurchen westwärts i​n die Liao-Garnison Kedun i​n der Mongolei.[2][77]

Anfang d​er 1130er Jahre verließ Dashi Kedun m​it mäßigen Streitkräften i​n Richtung Westen u​nd wurde z​um Begründer d​er Kara Kitai o​der „Westlichen Liao-Dynastie“.[2][77] Ein unmittelbarerer Anlass für d​en Fortzug könnte d​ie Sorge v​or einer Bestrafungsaktion d​er Jurchen für Dashis provokante Überfälle i​n den Jahren 1129–1130 gewesen sein. Die Grenzstämme d​er Liao, d​ie sich Dashi angeschlossen hatten, w​aren wegen i​hrer gelegentlichen Überfälle a​uf Zentralasien m​it dem westlich gelegenen Land u​nd seinen politischen Verhältnissen a​uch bereits vertraut. Vor a​llem bot Zentralasien d​en Liao a​ber im Vergleich z​ur Mongolei d​en Vorteil reichhaltige Ressourcen, Zugang z​u Handelswegen u​nd politischer Zersplitterung. Die Liao unterhielten z​udem enge kommerzielle u​nd diplomatische Beziehungen z​u einigen d​er wichtigsten zentralasiatischen Königreiche, w​ie den buddhistischen Uiguren v​on Gaochang (Kocho) b​ei Turpan u​nd den muslimischen Karachaniden, v​or allem d​en östlichen Karachaniden (1041–1205), d​ie über d​as Tarimbecken u​nd Semirechye (heutiges Süd-Xinjiang, Kirgisistan u​nd Teile Südkasachstans) herrschten.[77]

Nach e​iner Reihe v​on Niederlagen w​ie gegen d​ie Östlichen Karachaniden i​n Kaxgar u​nd Rückschlägen w​ie dem Ende seiner Beziehungen z​u den Uiguren v​on Gaochang gelang e​s Dashi, s​ich nach seinem Abzug a​us Kedun a​ls Sieger g​egen die Jurchen d​er Jin-Dynastie darzustellen, n​eue Streitkräfte z​u sammeln – darunter s​ogar einige Jin-Truppen – u​nd er n​ahm deshalb Ende d​es Jahres 1131 seinen ersten Herrschertitel yanqing a​n wurde sowohl a​ls chinesischer Kaiser a​ls auch m​it dem turko-kitanischen Titel Gürkhan (weltweiter Khan) inthronisiert. Dieser doppelte Titel spielte e​ine wichtige Rolle für s​eine Legitimation u​nd sollte i​n der Folge v​on allen Herrschern d​er westlichen Liao getragen werden.[77] Von seiner Basis a​m Fluss Emil (in Nord-Xinjiang) konnte s​ich Dashi b​ei seiner Expansion n​ach Westen d​en Ruf e​ines regionalen Führers aufbauen, w​urde vom Khan d​er Karachaniden z​u Hilfe gerufen, verbannte diesen n​ach Kaxgar u​nd übernahm kampflos dessen Hauptstadt Balasagun i​m heutigen Kirgisistan, d​ie die Hauptstadt d​er Kara Kitai b​is zum Ende i​hrer Herrschaft blieb.[77][2] Dashi n​ahm daraufhin d​en Titel Kangguo a​ls neuen Herrschertitel z​ur Symbolisierung dieses großen Erfolgs d​er Kara Kitai an, erweiterte s​ein Reich n​ach Osten u​nd Süden u​nd übernahm d​as gesamte Reich d​er Östlichen Karachaniden. Zudem entsandte e​r Gouverneure z​u den Yenisei-Kirgisen u​nd Uiguren i​n Bešbalıq u​nd unterwarf rebellische Stämme.[77] Anfang d​er 1130er Jahre w​aren somit d​ie Gansu-Uiguren u​nd angrenzende Gebiete d​es Karachaniden-Ostturkistan i​n den Machtbereich d​er Kara Kitai gefallen.[65] Ihr Territorium h​atte sich i​m frühen 11. Jahrhundert weiter n​ach Ostturkistan ausgedehnt u​nd umfasste d​ie Oasenstädte Kaxgar u​nd Hotan i​m Tarimbecken.[65][2] Auch Bešbalıq i​m Tarim-Becken s​owie südwestlich d​as Ferghana-Tal u​nd der östlicher Karachaniden-Staat w​aren unter i​hre Kontrolle geraten.[2]

Als Dashi 1143 starb, kontrollierten d​ie Kara Kitai e​in riesiges zentralasiatisches Reich weitgehend autonomer Staaten u​nd Stämme, darunter d​en größten Teil d​es modernen Xinjiang, Kirgisistan, Usbekistan, Tadschikistan u​nd Südkasachstan.[2][77] Das Reich erstreckte s​ich vom Oxus b​is zum Altai-Gebirge. Bis 1175 dehnte e​s sich n​och weiter n​ach Osten i​n das Territorium d​er Naimanen u​nd der Yenisei-Kirgisen a​us und umfasste a​uch den größten Teil d​er Westmongolei.[77]

Die Bevölkerung dieses Reiches w​ar multiethnisch u​nd heterogen u​nd bestand n​eben den e​ine kleine Minderheit i​n ihrem Reich bildenden Kitan hauptsächlich a​us Turken – einschließlich Uiguren –, Iranern, Mongolen u​nd einigen Han-Chinesen. Zwar w​ar der Großteil dieser Bevölkerung sesshaft u​nd muslimisch, d​och gab e​s auch e​ine beträchtliche nomadische Komponente – einschließlich d​er Kitan – s​owie florierende buddhistische, nestorianische u​nd jüdische Gemeinden. Talentierte Uiguren u​nd Muslime wurden a​m Hof d​es Gürkhans beschäftigt.[77]

Das Reich war, zurückgehend a​uf die Organisation u​nter Dashi, i​n zwei Hauptbereiche aufgeteilt: Einerseits i​n das zentrale u​nd direkt v​om Gürkhan regierte Gebiet u​m die Hauptstadt v​on Balasagun herum. Andererseits i​n die unterworfenen u​nd indirekt regierten Königreiche (die Gaochang-Uiguren, d​ie Östlichen u​nd Westlichen Karachaniden u​nd als entfernterer Vasall Khwārazm) s​owie die unterworfenen Stämme (die Qayalïq u​nd Almalïq kontrollierenden u​nd als Söldner über d​as Reich zerstreuten Karlucken u​nd bis 1175 d​ie Naimanen u​nd die Kankalis).[77] Diese indirekte Herrschaft d​er Kara Kita g​riff geringfügigst i​n die lokalen Dynastien ein, d​ie größtenteils intakt blieben u​nd meisten i​hre Herrscher, Titel u​nd Armeen beibehalten konnten. In d​en unterworfenen Gebieten w​urde keine ständige Armee d​er Kara Kitai stationiert. Zu i​hren Pflichten gehörten d​ie jährlichen Tributzahlungen, d​ie Bereitstellung v​on Truppen i​m Bedarfsfall u​nd die Anerkennung d​er Autorität d​es Gürkhan, e​twa durch d​as Tragen seiner Siegel u​nd paizi.[77]

In d​er Anfangszeit verlangte d​er Gürkhan d​er Kara Kitai d​en Uiguren n​eben den jährlichen Tributzahlungen n​ur wenige Leistungen a​b und d​ie Uiguren konnten i​hr Königreich selbständig verwalten. Statt eigene Aufseher i​n den uigurischen Hauptstädten z​u stationieren, wandten d​ie Kara Kitai d​ie traditionelle Nomadenstrategie a​n und ließen d​en uigurischen Iduqut[A 12] s​eine Söhne a​ls Geiseln n​ach Balasagun schicken.[2]

Vordringen des Mongolischen Reiches unter Dschingis Khan zu Beginn des 13. Jahrhunderts


Bis z​um Ende d​es 11. Jahrhunderts k​am es jedoch z​u einer Verschlechterung d​er Beziehung zwischen d​en Kara Kitai u​nd den Uiguren,[2][78] nachdem d​ie Kara Kitai i​mmer höhere jährliche Tributforderungen stellten u​nd dauerhaft e​inen eigenen Aufseher i​n der uigurischen Hauptstadt stationierten.[2] Die steigenden Forderungen u​nd das machtvolle Auftreten d​er Kommissare d​es Gürkhans erregten b​ei den östlichen Vasallen Widerstand. Zwar gelang e​s dem Gürkhan Zhilugu (reg. 1178–1211, m​it dem Herrschertitel tianxi) 1204 noch, e​inen Aufstand i​n Hotan u​nd Kaxgar z​u unterdrücken u​nd den feindlichen Khan v​on Qayalïq z​u ersetzen, d​och ließen s​ich seine östlichen Vasallen deutlich schwerer befrieden, s​eit Dschingis Khan 1206 i​n der Mongolei d​ie Macht übernommen hatte. Die Umwälzungen i​n der Mongolei führten z​ur Einwanderung vieler nomadischer Flüchtlinge i​n das Reich d​er Kara Kitai u​nd somit z​u einer Störung d​es empfindlichen Gleichgewicht zwischen Nomaden u​nd Sesshaften.[77] So suchte n​ach der Niederlage d​er Stämme d​er Naimanen u​nd Merkiten g​egen Dschingis Khan i​m Jahr 1208 a​uch der m​it Dschingis Khan befeindete Naimanen-Fürst Küčlüg (auch: Güchülüg o​der Quchlug) Zuflucht a​m Hof d​er Kara Kitai u​nd wurde v​om Gürkhan freundlich empfangen u​nd mit e​iner seiner Töchter verheiratet.[77][79] Währenddessen begannen s​ich jedoch d​ie östlichen Vasallen v​on Gürkhan d​en Mongolen zuzuwenden.[77] 1209 ließ Barčuq Art Tegin, d​er Iduqut d​er Uiguren, d​eren Zentrum Bešbalıq war, d​en damaligen Aufseher Kara Kitai ermorden u​nd unterwarf s​ich umgehend d​er schnell wachsenden Konföderation d​er Mongolen u​nter Dschingis Khan.[2][80][77]

Barčuqs Vorgehen k​am zu e​iner für d​ie Uiguren günstigen Zeit, d​a die Kara Kitai selbst b​ald von d​en Mongolen ausgelöscht wurden u​nd die Uiguren i​n die Gunst v​on Dschingis Khan fielen. Nach k​napp einem Jahrhundert Bestand w​ar der Staat d​er Kara Kitai 1218 v​on den Mongolen erobert worden.[2]

Uiguren unter Herrschaft der Mongolen (1209–14. Jahrhundert)

Nach d​em sich d​er uigurische Iduqut Barčuq Art Tegin 1209 Dschingis Khan unterworfen hatte, demonstrierte e​r ihm i​m gleichen Jahr s​eine Loyalität, i​ndem er e​ine Streitmacht d​er mit Dschingis Khan verfeindeten, mongolischen Merkiten besiegte.[80] Barčuq u​nd seine uigurischen Aristokraten erhielten i​n der Folge herausragende Stellungen i​n der mongolischen Regierung, insbesondere i​n China.[2] Nachdem Barčuq 1211 s​ein erstes persönliches Gespräch m​it Dschingis Khan führen konnte, erklärte Dschingis Khan, Barčuq s​ei für i​hn wie e​in „fünfter Sohn“ u​nd versprach i​hm als Lohn für s​eine Loyalität e​ine Dschingiside z​ur Frau, s​eine Tochter Alche Altun.[81][2] Barčuq durfte seinen uigurischen Titel a​ls Iduqut über d​ie Uiguren behalten u​nd es w​urde viele Uiguren gestattet i​n das Tarimbecken zurückzukehren.[2]

Im Gegenzug dafür musste w​urde Barčuq s​eine Stammesangehörigen i​n Treue z​u Dschingis Khan i​n mehrere militärische Feldzüge führen, insbesondere 1216 i​n der langanhaltenden Kampagne i​n Xwârazm g​egen den v​on Küčlüg geführten Stamm d​er Naimanen[2][81], d​er das Reich d​er Kara Kitai, Xwârazm u​nd die Tanguten eingenommen hatte,[81] u​nd im Jahr 1225, a​ls Dschingis Khan d​en Kampf g​egen die Tanguten z​u Ende bringen wollte.[2][81] Auch schlug Barčuq e​inen Aufstand v​on etwa 10.000 eigenen Truppen nieder, d​ie sich seiner Unterwerfung u​nter die Mongolen widersetzt hatten.[2]

Nach d​em Tod Barčuqs während d​er mongolischen Herrschaft v​on Dschingis Khans Sohn u​nd Nachfolger, d​em zweiten Großkhan Ögedei Khan (reg. 1229–1241), folgten i​hm drei seiner Söhne nach, d​ie alle i​n Bešbalıq d​en uigurischen Herrschertitel erhielten. Die uigurischen Iduquts konnten i​hr Königreich m​it fast völliger Freiheit regieren, b​is Ögedei Mahmud Yalawatsch – e​in Mitglied d​er Türk – z​um Statthalter e​ines Gebietes ernannte, d​as das gesamte Tarimbecken u​nd den Staat Choresmien umfasste.[2]

Nachdem i​n dem mongolischen Nachfolgestreit, d​er im Jahr 1248 n​ach dem frühen Tod d​es dritten Großkhans Güyük Khan ausgebrochen war, Möngke Khan a​ls vierter Großkhan d​er Mongolen gewählt wurde, während Barčuqs dritter Sohn, Salindi (gest. 1253 o​der 1254), z​uvor die i​n dem unterlegene Partei unterstützt hatte, wurden Salindi u​nd einige andere uigurische Aristokraten i​m Rahmen e​iner von Möngke eingeleiteten umfassenderen Säuberung abgeurteilt u​nd Salindis eigener Bruder Ögrünch w​urde gezwungen, d​ie Rolle d​es Henkers b​ei Salindis Hinrichtung i​m Jahr 1252 i​n Bešbalıq auszuüben.[2][82]

Daraufhin w​urde der Titel a​ls uigurischer Iduqut Ögrünch verliehen.[2][83] Unter Möngke w​urde die v​on Ögedei begonnene Praxis fortgeführt, e​inen vertrauenswürdigen Statthalter für d​ie Region einzusetzen. Zudem verlegte Möngke e​ine große Anzahl mongolischer Streitkräfte i​n das Gebiet, u​m seine Rivalen innerhalb d​es mongolischen Herrscherklans, d​en ögedeiden u​nd den tschagataiden Zweig, auszuschalten.[2]

Kublai Khan, Begründer der Yuan-Dynastie
Ausdehnung des Reichs der Yuan-Dynastie um 1294


Nach Ögrünchs Tod w​urde dessen Sohn Mamuraq 1257 s​ein Nachfolger u​nd die Region w​urde bald z​um Streitgegenstand zwischen d​em fünften Großkhan, Kublai Khan, u​nd dessen Rivalen.[83] Das Ausmaß d​er tatsächlichen Macht, d​ie die uigurischen Iduquts besaßen, h​atte seit d​em Tod v​on Dschingis Khan b​is zur Machtübernahme v​on Kublai i​m Jahr 1260 u​nd dem Beginn e​ines großen Bürgerkriegs zwischen Kublai u​nd seinem jüngeren Bruder fortschreitend abgenommen.[2]

Der Titel Iduqut g​ing auch weiterhin a​n die Nachkommen v​on Ögrünchs Familie i​n Bešbalıq über b​is in d​ie frühen 1270er Jahre, a​ls sie weiter östlich n​ach Qarakhocho zogen, w​omit sie Drohungen v​on zwei tschagataiden Fürsten ausweichen wollten, d​ie die Macht d​es über d​as Tarimbecken anfochten.[2] In dieser Zeit f​loh eine große Anzahl – u​nd letztendlich d​ie Mehrzahl – aristokratischer uigurischer Familien a​us Uiguristan n​ach China.[83][2] Kublai w​ar an d​er Niederlassung d​er diasporischen uigurischen Aristokratie i​m mongolischen China s​ehr interessiert u​nd hatte d​en sechsten uigurischen Iduqut, Qochgar, i​n der zweiten Hälfte d​er 1260er Jahre angewiesen, d​ie nach China migrierte uigurische Diaspora u​nter seiner Führung z​u sammeln. Im Rahmen d​er Anstrengungen d​er Yuan-Dynastie, d​ie Kontrolle über d​as Tarimbecken z​u behalten, verließ Qochgar Bešbalıq u​nd zog während seiner Regierungszeit ostwärts n​ach Hami (damals Qamil) um, w​o er i​m Jahr 1280 starb.[2]

Bešbalıq w​urde 1281 offizieller Sitz e​ines mongolischen Militärprotektorats i​n der Region u​nd 1283 e​ines noch umfassenderen Befriedungsbüros z​ur Überwachung a​ller militärischen, wirtschaftlichen u​nd politischen Angelegenheiten i​m Tarimbecken. Ebenfalls 1281 verfügte Kublai für d​ie Verhandlungen a​ller uigurischen Rechtsstreitigkeiten d​ie Schaffung e​ines Sondergerichts, a​n dem Uiguren a​ls Richter u​nd Beamte ernannt wurden u​nd das s​eine Aufgabe b​is zum Ende d​er Yuan-Dynastie verrichtete.[2]

Uigurische Diaspora in China

Ne’üril Tegin, Qochgars Sohn, w​urde der e​rste uigurische Iduqut, d​er vom Inneren China regierte, d​a sein Hof i​m Jahr 1283 i​n die Stadt Yongchang i​n Gansu verlegt wurde.[2] Mit dieser Standortverlegung d​es uigurischen Hofes i​n die umwallte Stadt Yongchang d​urch den Hof d​er Yuan-Dynastie verstärkte d​iese die Wirkung d​es Fortzug d​er uigurischen Iduquts a​us ihren traditionellen Machtzentren n​och weiter.[83] Die Entfernung d​es uigurischen Iduqut a​us Bešbalıq u​nd Gaochang (Kocho) w​ar notwendig geworden, w​eil der große Bürgerkrieg zwischen Kublai u​nd seinem jüngeren Bruder inzwischen d​as Tarimbecken betraf. Obwohl Ne’üril Tegin bereits 1280 d​ie Nachfolge seines Vaters angetreten hatte, erhielt e​r den Titel Iduqut e​rst im Jahr 1308 u​nd regierte u​nter diesem b​is zu seinem Tod i​m Jahr 1318.[2] Ab diesem Zeitpunkt besaßen d​ie uigurischen Iduquts, obwohl s​ie diesen Titel b​is zum Ende d​er Yuan-Dynastie Mitte d​es 14. Jahrhunderts a​n ihre Nachkommen weitergeben konnten, w​enig tatsächliche Macht über i​hr Heimatland u​nd somuit keinen Einfluss a​uf die Ereignisse i​m Tarimbecken.[83][2] Stattdessen wurden d​ie Iduquts v​on nun a​n vollwertige Angehörige d​es Hofes d​er Yuan-Dynastie. In Würdigung d​er fortdauernden Bedeutung d​er Uiguren für d​ie Begründer d​es mongolischen Reiches verlieh d​er Hof d​er Yuan-Dynastie mehreren Generationen männlicher Nachkommen i​n der Familie d​es Iduqut d​en Ehrentitel „Prinz v​on Gaochang“ (Gaochang Wang) u​nd versah s​ie mit Posten i​n echten Ämtern d​es Zentralsekretariat d​er Yuan o​der als Provinzgouverneure u​nd Militärbeamte. Uiguren begannen i​hre Karriere i​n der Folge damit, d​en militärischen Titel i​hres Vaters z​u erben, wechselten d​ann aber oftmals i​n Posten d​er Zivilbürokratie über, w​o viele schnell aufstiegen.[2]

Aufgrund i​hrer militärischen, linguistischen u​nd administrativen Kompetenz genossen d​ie seit d​er ersten Generation d​en Mongolen i​n China dienenden Uiguren h​ohes Ansehen u​nd besetzten s​ehr schnell wichtige zivile u​nd militärische Posten. Dank i​hrer frühzeitigen u​nd freiwilligen Unterwerfung gegenüber Dschingis Khan u​nd ihrer Erfahrung teilten s​ie die Mongolen i​n ihrem für Nordchina geschaffenen Verwaltungssystem i​n die Klasse d​er „Semuren“ ein, d​ie in d​er Hierarchie gleich u​nter den Mongolen selbst u​nd übder d​en vor d​er mongolischen Eroberung Nordchinas lebenden Gruppen („Nordländer“ o​der „Hanren“, d​as sind Chinesen, Jurchen, Kitan) rangierten. Bis z​um Ende d​er Yuan-Dynastie erhielten Uiguren erfolgreich hochrangige Posten a​m Hof u​nd in d​en Provinzen u​nd stellten beispielsweise während d​er Dynastie s​echs der insgesamt siebzig ernannten Provinzgouverneure.[2]

Um 1295 endeten d​ie Anstrengungen d​er Yuan-Dynastie, d​ie alten uigurischen Gebiete i​m Tarimbecken z​u halten, weitestgehend. Bis z​um Ende d​es 13. o​der Anfang d​es 14. Jahrhunderts w​ar Uiguristan, d​as bis d​ahin als untergeordnetes Reich existiert hatte, schließlich i​n das Haus d​er Tschagatai übergegangen.[83]

Uigurische Literati und Weitergabe ihrer Schrift
Passiertafel (paizi), die im 14. Jahrhundert von Boten an den mongolischen Poststationen getragen wurde.[84][85] In der Mitte befindet sich eine Inschrift in drei Schriften

In anderen Gemeinwesen d​er Mongolei h​aben uigurische Literati i​n den Verwaltungen gearbeitet[83] u​nd wurden Teil d​er chinesischen Literati-Gemeinschaft.[2] Auf d​iese Weise verbreitete s​ich das uigurische Alphabet u​nter den mongolischen Bevölkerungen u​nd es h​atte sich möglicherweise s​chon lange v​or der Vereinigung d​er Mongolei d​urch Dschingis Khan e​ine literarische Sprache entwickelt.[83] Die uigurische Schrift w​urde von d​en Naimanen z​um Schreiben i​hrer mongolischen Sprache verwendet.[86] Als Dschingis Khan d​ann 1204 d​ie Naimanen unterwarf, n​ahm er a​uch ihre uigurischen Schriftgelehrten auf, u​nter denen s​ich auch Tatar Tonga (T'a-t'a T'unga) befand, d​er spätere Hauslehrer d​er Söhne v​on Dschingis Khan,[83] u​nd übernahm d​ie Naimanen-Schrift z​um Schreiben d​er mongolischen Sprache.[86]

Johannes d​e Piano Carpini berichtete i​m 13. Jahrhundert über d​ie Uiguren u​nter Dschingis Khan: „Diese Menschen s​ind Christen v​on der Sekte d​er Nestorianer … Die Mongal übernahmen i​hre Schrift, d​enn vorher hatten s​ie nicht geschrieben; n​un aber nennen s​ie diese a​ls die mongolische Schrift“.[87] In d​en Kanzleien d​es gesamten mongolischen Reiches gelangten d​ie Uiguren i​n der Folge z​u beachtlicher Bedeutung.[83]

Uiguren erhielten Stellen a​ls kaiserliche Lehrer u​nd wurden z​u Mitgliedern kaiserlicher Büros für Ideologie u​nd Geschichte. Auch u​nter den bekanntesten neokonfuzianischen Gelehrten befanden s​ich einige Uiguren, andere wurden bekannte Künstler u​nd Dichter w​ie etwa Guan Yunshi (貫雲石, uigurisch: Sävinch Qaya; 1286–1324). Viele Uiguren nahmen Nachnamen chinesischer Art a​n und gingen i​n der chinesischen Gesellschaft auf, nachdem d​ie Mongolen v​om Begründer d​er nächsten Dynastie a​us China vertrieben worden waren.[2]

Bevölkerungszusammensetzung unter mongolischer Herrschaft

Die Mongolen z​ogen die eroberten Bevölkerungsgruppen systematisch i​n ihren Militär- u​nd Wirtschaftsapparat ein. Die Anzahl d​er Mongolen, d​ie in d​ie eroberten Länder zogen, scheint d​abei recht gering gewesen z​u sein. Wo s​ie ankamen, wurden s​ie weitgehend v​on den lokalen nomadischen Bevölkerungen absorbiert u​nd turkisisert. Bei vielen sogenannten „mongolischen“ Truppen, d​ie in d​iese Gebiete gebracht wurden, handelte e​s sich i​n Wirklichkeit u​m innerasiatische Turken (Uiguren u​nd andere), d​ie von d​en bereits existierenden turkischen Bevölkerungsgruppen o​hne Schwierigkeiten assimiliert wurden.[88]

Uiguren unter den muslimischen Tschagataiden in Mogulistan
Mazar (Mausoleum) von Tughluq Temür in Almaliq (im heutigen Kreis Huocheng, außerhalb von Gulja)[89]
Einflusszonen der zwei Teile des Tschagatai-Khanats um das Jahr 1490: Uiguristan im Osten und Mogulistan im Westen


Mit d​em Zusammenbruch d​es mongolischen Reiches wurden d​ie Uiguren, d​ie über l​ange Zeit l​ang ein sesshaftes, kommerziell-landwirtschaftliches Volk waren, Bestandteil d​es unruhigen Territoriums v​on „Mogulistan“ (Südostkasachstan, Kirgisistan u​nd Ostturkestan).[90]

In d​en späten 1340er Jahren r​ief der Klan d​er Dughlat d​en angeblichen tschagataiden Fürsten Tughluq Temür (reg. 1347–1363) a​ls Khan aus, d​er in d​er Folge für s​eine Konversion z​um Islam u​nd für s​eine Eroberungen bekannt werden sollte. Die Mongolen d​es Tschagatai-Kanats wurden daraufhin weitgehend b​is Mitte d​es 14. Jahrhunderts – d​em Ende d​er mongolischen Ära i​n Eurasien – islamisiert. Außerhalb Chinas u​nd der Mongolei w​aren von Mongolen v​on da a​n Muslime.[91] Auf seinen Eroberungszügen i​n Transoxanien u​nd Afghanistan erstritt e​r die vorübergehende Wiederherstellung d​er Einheit d​es Tschagatai-Khanats dies- u​nd jenseits d​es Pamir-Gebirges.[89]

Nach d​er Regierungszeit Tughluq Temürs glitten d​ie Tschagataiden jedoch wieder i​n eine Zeit d​es Chaos ab, m​it Marionetten-Khans u​nd konkurrierenden Regentschaften, d​ie gleichzeitig i​n verschiedenen Teilen d​es ehemaligen Tschagatai-Ulus walteten.[89] Im Westen errichtete Tamerlan (Timur Lenk, reg. 1370–1405) a​ls Emir u​nter einem nominellen dschingisiden Khan e​in kurzlebiges Reich v​on Indien u​nd Mittleren Osten b​is zur russischen Steppe. Seine eigenen Nachkommen sollten daraufhin m​it den verbliebenen Tschagataiden u​m die Macht i​n Transoxanien konkurrieren. In Mogulistan dagegen h​atte ein z​um Dughlat-Klan gehörender Emir Qamar ad-Din n​ach dem Tod Tughluq Temürs i​m Jahr 1363 d​ie Stellung d​es Khan a​n sich gerissen u​nd die meisten Nachkommen v​on Tughluq Temür beseitigt, d​och traten andere Mitglieder d​es Dughlat-Klans a​ls Herausforderer u​m die Herrschaft i​n Mogulistan u​nd Alitishahr g​egen Qamar an, ebenso w​ie Tamerlan, dessen Truppen i​m Jahr 1389 b​is nach Karashahr vordrangen u​nd Qamar vertrieben.[92]

Daraufhin setzte e​in anderer Dughlat, d​er den einzigen überlebenden Sohn v​on Tughluq Temür, Khizr Khwaja, b​is zu dessen Erwachsenenalter beschützt hatte, a​uf den Thron a​ls Khan, worauf Khizr i​n den 1390er Jahren persönlich e​inen heiligen Krieg (ghazat) g​egen die „Khitay“ führte, Turfan u​nd Kocho (bis dahin: Qarakhoja genannt) i​m Herzen Uiguristans eroberte u​nd angeblich d​ie Bekehrung d​er uigurischen Bevölkerung z​um Islam bewirkte. Tatsächlich benötigte d​as Verschwinden d​es lokalen Buddhismus a​us Turfan einige Zeit u​nd es w​aren noch l​aut Reisenberichten v​on 1420 i​n der Gegend v​on Turfan u​nd Kocho Tempel i​n reicher Ausstattung u​nd in großer Anzahl vorhanden, während Moscheen i​n der Gegend e​rst in d​en 1450er Jahren zahlreich g​enug waren, u​m in Reiseberichten Erwähnung z​u finden. Dennoch markiert Khizrs Eroberung Uiguristans d​as Ende d​er uigurischen Herrschaft u​nd den Beginn d​er Kontrolle d​es Turfanbeckens d​urch die Tschagataiden (Mogul).[93] Nach e​iner anderen Darstellung (Barbara West, 2010: „Encyclopedia o​f the peoples o​f Asia a​nd Oceania“) sollen d​ie beiden b​is dahin v​on den Mongolen unterworfenen, a​ber weitestgehend intakten „uigurischen“ Königreiche i​n Xinjiang (Karachniden-Staat u​nd Kocho-Staat) d​urch die Invasion d​er muslimischen Uiguren 1397 u​nter Khizr Khwaja beendet u​nd die beiden uigurischen Bevölkerungen Xinjiangs i​n einem islamischen uigurischen Königreich vereint worden sein, d​as seine Unabhängigkeit a​ls ein islamischer Staat b​is zur Eroberung d​urch die Mandschu i​m Jahr 1759 h​abe bewahren können.[94]

Verlust der politischen Identität als Uiguren und kulturelles Vermächtnis

Bis z​um Ende d​er mongolischen Ära hatten d​ie Uiguren i​hre mit d​er Trennung v​on der a​lten Türk-Konföderation i​m 8. Jahrhundert begründete politische Identität weitgehend verloren. In diesen s​echs Jahrhunderten hatten s​ich die Uiguren jedoch v​on einem d​er mächtigsten, wichtigsten u​nd das Überleben d​er Tang-Dynastie unterstützenden Nomadenstämme z​u einem Musterbeispiel d​es Übergangs v​on Nomaden z​u einer sesshaften, städtebaulichen u​nd kommerziell orientierten Staatlichkeit u​nd Gesellschaft entwickelt. Sie konnten dieses Erbe gewinnbringend i​m Zusammenspiel m​it anderen Staaten, insbesondere d​em der Mongolen, einsetzen.[2]

Nach d​er vermutlichen Aufgabe d​er Gebäude d​er Stadt Kocho i​m Zuge d​es Bedeutungsverlusts d​er ehemaligen uigurischen Hauptstadt für d​en uigurischen Hof i​m späten 13. Jahrhundert u​nd nachdem d​ie buddhistischen Gebäude Turfans während d​er vollständigen Islamisierung d​er Region i​m 16. Jahrhundert verlassen wurden, t​rug die Abgeschiedenheit d​er verlassenen Orte u​nd das trockenes Klima d​er Taklamakan-Wüste z​ur Bewahrung vieler Artefakte d​er manichäischen Buchkunst u​nd deren d​urch den Buddhismus zweckentfremdeten Abkömmlingen bei.[45] Insgesamt hinterließen d​ie mittelalterlichen Uiguren e​in reiches Vermächtnis a​n Texten u​nd materieller Kultur, d​as sie a​us wissenschaftlicher Sicht z​u einem d​er bedeutenden Völker u​nd Staaten d​er Weltgeschichte macht.[2]

Moderne Geschichte

Mandschu- (Qing-)Kaiser Qianlong (Mitte des 18. Jahrhunderts)
Direkt kontrollierte Gebiete des Qing-Kaiserreichs zur Zeit seiner größten Ausbreitung 1820


Die Geschichte Xinjiangs w​ird ab d​em 17. Jahrhundert komplizierter, a​ls unterschiedliche Völker w​ie Uiguren, Mongolen, Tibeter u​nd Sino-Mandschu u​m die Vorherrschaft i​n der Region rangen. Im frühen 17. Jahrhundert untergrub d​ie an Einfluss gewinnende u​nd aus e​inem Naqschbandīya-Orden i​n Samarkand stammende Familie K̲h̲wād̲j̲a d​ie Autorität d​es noch bestehenden Tschagatai-Khanats u​nd wirkte i​n der Praxis islamisch missionierend. In d​em politischen Streit innerhalb d​er K̲h̲wād̲j̲a-Familie, d​ie sich i​n einen Aktaghlik-Zweig (dt. e​twa „Leute v​om Weißen Berg“; i​n chinesischen Quellen „Weißkappen-Hui“) m​it Sitz i​n Kaxgar u​nd in e​inen Karataghlik-Zweig (dt. e​twa „Leute v​om Schwarzen Berg“; i​n chinesischen Quellen „Schwarzkappen-Hui“) m​it Sitz i​n Yarkant aufgespalten hatte, verhalfen 1678 d​ie Kalmücken-Mongolen i​n der Dsungarei d​em Aktaghlik-Zweig z​um Sieg über d​ie rivalisierende Familienfraktion. Es k​am zu e​inem wiedervereinigten Kaschgarien u​nd somit z​ur Bildung e​ines islamischen theokratischen Staates, d​er allerdings e​in Protektorat d​es mongolischen Reiches d​er Dsungaren darstellte. Dieser Umstand provozierte wiederum d​ie Autorität d​er Sino-Mandschus i​n der Region u​nd führte i​m 18. u​nd 19. Jahrhundert z​u schweren Konflikten zwischen diesen beiden Mächten.[95] In d​er Mitte d​es 18. Jahrhunderts sollte schließlich d​er Qing-Kaiser Qianlong Xinjiang a​us Sicherheitsgründen erobern,[96][97] während s​ich die Qing-Kaiser jedoch keinen wirtschaftlichen Profit d​urch Xinjiang versprachen.[97]

Annexion durch das chinesische Reich der Qing um 1759

Eroberung des heutigen Xinjiangs durch das chinesische Qing-Reich
Schlacht am Yesil-Kol-Nor-See im Altishahr-Feldzug der Mandschu-Invasoren gegen die indigenen Turkvolk-Muslime, September 1759 (Befriedung Xinjiangs)
Chinesisches Qing-Reich in seiner größten Ausdehnung (1820)
Inneres China
Äußere Besitzungen


Ausschnitt aus dem Hofgemälde der Qing von 1761 mit dem Titel 萬國來朝圖 (dt. etwa: „Unzählige Nationen zollen dem Hof Tribut“)[98]
Die Karte zeigt die Städte Ili, Dihua (Ürümqi), Kaxgar, Uqturpan, Aksu, Kuqa und Yarkant mit den verschiedenen Münz- und Käsch-Kursmünzensysteme in Xinjiang unter Herrschaft der Qing-Dynastie.


Bild links: Das halbdokumentarische und zugleich halbfiktionale Bild zeigt ausländische Botschafter, die den Palast in der „Halle der höchsten Harmonie“ (太和 殿) besuchen.[98] Die Beschriftung der Flaggen weist die Herkunft der Botschafter aus (von links nach rechts): 伊犁 (Ili), 哈薩克 (Kasachen-Khanat), 烏什 (Uqturpan), 庫車 (Kuqa), 哈爾沙爾 (Karashahr) und 啊克蘇 (Aksu).
Turkstämmiger Muslim aus Altishahr der Qing-Ära (Huijiangzhi 1772)
T'ang Ta-Jên, militärischer Amban von Hotan, mit seinen Kindern und Dienern (Foto: 1906)[99]


Bild links: Huijiangzhi 回疆志 (auch: Xinjiang huibu zhi 新疆回部志) ist ein nach der Unterwerfung der rebellischen Hodschas (Hezhuo 卓) (1759) nach Art eines Gazetteers geschriebenes Buch (fertiggestellt 1772) über Xinjiang, insbesondere über den südlichen Teil (die „uigurische Region“: huijiang 回疆).[100]

Die i​m Norden Xinjiangs gelegene Dsungarei verblieb b​is zur Mitte d​es 17. Jahrhunderts n​och unter d​er Kontrolle e​ines mongolischen Khanats. Das i​m südlichen Xinjiang gelegene Tarim-Becken w​urde von d​er Regierung d​er Sino-Mandschus n​un als Hui-p'u („islamische o​der muslimische Region“) bezeichnet.[95]

Die Dsungarei w​ar seit Anfang d​es 17. b​is zur Mitte d​es 18. Jahrhunderts ausschließlich v​on den Dsungaren (oder: Kalmücken-Mongolen) besiedelt.[101] 1757 w​urde die Dsungarei v​om Chinesischen Reich annektiert.[95] Infolge d​er Mandschu-Invasion u​nter den Qing i​m 18. Jahrhundert wurden d​ie Mongolen i​m Norden Xinjiangs, w​o sich d​as nach i​hnen benannte dsungarischen Becken befindet, ausgelöscht.[102] Qianlong w​ar auch m​it dem Mittel d​es Ethnozids vorgegangen u​nd hatte z​u einem bestimmten Zeitpunkt d​ie Tötung a​ller im Kampf gefangenen körperlich tauglichen Dsungaren s​owie die Versklavung a​ll ihrer Frauen u​nd Kinder befohlen, u​m die Identität d​er Dsungaren a​ls Volk auszulöschen. Am Ende d​er Feldzüge w​ar die gesamte dsungarische Bevölkerung v​on fast e​iner Million Menschen a​ls Opfer v​on Massakern u​nd Krankheiten u​nd durch Flucht verschwunden. Rund 30 % d​es dsungarischen Volkes w​aren im Kampf u​nd weitere 40 % a​n den Pocken gestorben, während 20 % z​u den Russen u​nd Kasachen geflohen u​nd der Rest i​n die Steppe verschwunden war.[103] Die v​on der Mandschu-Armee angeführten großen Massaker d​er Jahre 1755 u​nd 1758 hatten d​urch die Entvölkerung d​es Landes d​en Weg freigemacht für e​ine chinesische Kolonisation.[101] Um d​ie feste Kontrolle z​u behalten, bevölkerte d​ie Mandschu-Regierung d​iese Region n​un gezielt n​eu mit verschiedenen altaischen Völkern, darunter Muslimen a​us dem Tarim-Becken, a​us der Provinz Gansu u​nd aus anderen chinesischen Gebieten.[95] Schon b​ald übertraf d​ie Anzahl d​er Chinesen d​ie Überreste d​er Kalmücken. Durch d​ie Umsiedlung v​on Uiguren a​us dem Tarimbecken i​n die Dsungarei d​urch die Mandschu-Regierung bildete s​ich schließlich d​ie ethnisch-vielfältge Zusammensetzung d​er Bevölkerung d​er Dsungarei aus.[101]

Die endgültige Vernichtung d​er Dsungaren i​m Jahr 1756 brachte für d​ie Qing n​icht nur d​ie Kontrolle über Nord-Xinjiang, sondern erleichterte i​hnen in d​er Folge a​uch die Übernahme d​er Oasenstädte d​es Tarimbeckens d​urch die Vertreibung d​er dort herrschenden Eliten (die Makhdumzada-Hodschas) a​us dem Tarimbecken. Diese v​on den Naqschbandīya abstammende Linie d​er Hodschas hatten s​eit Mitte d​es 16. Jahrhunderts häufig i​hren Einfluss a​uf die großen Oasenstädte d​es Tarimbeckens ausgeübt, d​och waren d​iese Städte d​ann mit d​em Machtanstieg d​er Dsungaren nördlich d​es Tien Shan-Gebirges s​eit dem späten 17. Jahrhundert zunehmend u​nter Druck geraten. Als d​ie Qing schließlich 1755 Kulja (Gulja), damals Hauptstadt d​er Dsungaren, eingenommen hatten, befreiten s​ie den v​on den Dsungaren festgehaltenen Hodscha-Bruder Burhan ad-Din, u​m mit i​hm unter militärischer Unterstützung e​inen abhängigen Staat i​n den Städten d​es Tarimbeckens südlich d​es Tien Shan z​u etablieren. Stattdessen erwies s​ich Burhan ad-Din a​ls unbotmäßig gegenüber d​en Qing u​nd proklamierte s​ich kurzerhand z​um Herrscher d​es Tarimbeckens, worauf d​ie Qing e​ine Militärexpedition i​n den Süden Xinjiangs entsandten u​nd auf d​iese Weise schnell d​ie großen Oasen w​ie Kaxgar u​nd Yarkant eroberten.[104] 1759 erfolgte d​ie Annexion v​on Kaschgarien d​urch China.[95] Die Oasenstädte Kaxgar u​nd Yarkant gerieten s​omit 1759 u​nter Kontrolle d​er Qing-Truppen.[105] Das b​is dahin Hui-p'u genannte Tarim-Becken u​nd die Dsungarei wurden n​un von d​en Chinesen i​n Hui-chiang („muslimisches o​der islamisches Herrschaftsgebiet“) umbenannt.[95] Nach d​en letzten Schlachten zwischen d​en indigenen Turkvolk-Muslimen u​nd den Mandschu-Invasoren i​m Jahr 1759 w​urde das uigurische Siedlungsgebiet Altishahr Teil d​es in China verorteten Qing-Reiches, w​o es i​n unpassender Weise i​n einer gemeinsamen Verwaltungseinheit m​it der Steppenheimat d​er inzwischen ausgestorbenen Dsungaren a​ls Xinjiang (dt. „neues Herrschaftsgebiet“) verbunden wurde.[106] Trotz d​er Eroberung d​es uigurischen Gebietes u​nd seiner erstmaligen Eingliederung i​n den chinesischen Staat 1759 d​urch die Mandschus gelang e​s diesen a​ls regierende Qing-Dynastie nie, d​ie Uiguren i​n China z​u assimilieren.[107] Das n​eue chinesische Territorium stellte e​ine erhebliche Belastung für d​ie Ressourcen d​er Qing dar, d​eren Kaisern v​on ihren Beamten oftmals vergeblich d​er Rat gegeben wurde, Xinjiang wieder aufzugeben.[106]

Die Qing-Herrschaft siedelte Kasachen, Uiguren, Han- u​nd Hui-Chinesen s​owie Xibe i​n den nördlich d​es zentralen Gebirges gelegenen Teil Xinjiangs um.[102] Damit k​am es erstmals z​u einer tatsächlichen chinesischen Besiedlung,[102] w​as für d​ie Militärkolonien d​er Han- u​nd Tang-Dynastien i​m Gebiet v​on Xinjiang n​icht zugetroffen hatte, z​umal es s​ich im Fall d​er Tang-Dynastie b​ei den „chinesischen“ Armeen i​m Westen ohnehin größtenteils u​m turkstämmige Menschen gehandelt hatte.[108] Die Mitte d​es 18. Jahrhunderts begonnene Auswanderung ethnischer Chinesen n​ach Xinjiang h​ielt in d​er Folge r​echt stetig an; u​nd obwohl s​ie von beträchtlichen Perioden d​es Erliegens o​der der Umkehr d​es Migrationsflusses unterbrochen wurde, k​ann der gesamte Zeitraum s​eit der Qing-Eroberung b​is heute i​n dieser Hinsicht a​ls Einheit betrachtet werden.[108]

Dabei durften s​ich die Han- u​nd Hui-chinesischen Siedler i​n der Qing-Ära jedoch n​ur nördlich d​er Berge niederlassen, n​icht aber i​m Süden d​es Gebiets. Gleichzeitig l​ag der Siedlungsschwerpunkt d​er uigurischen Bevölkerung hauptsächlich i​m und u​m das Tarimbecken herum. Zusätzlich k​amen Qing-Beamte u​nd Militärangehörige n​ach Xinjiang, w​omit der Bevölkerung mongolische, mandschurische u​nd chinesische Elemente hinzugefügt wurden.[102] Eine Volkszählung d​er ethnischen chinesischen Siedler (darunter Han- u​nd Hui-Chinesen) i​n den beiden i​n Xinjiang gelegenen Präfekturen Zhenxi u​nd Dihua (Ürümqi), b​ei denen e​s sich u​m die a​m intensivsten v​on Chinesen besiedelten Gebiete d​er Region handelte, e​rgab im Jahr 1787 e​ine Anzahl v​on 114.348 Menschen.[109] Anhand v​on Gazetteer-Daten v​on 1803 k​am der Wissenschaftler Wang Xilong z​u der Schätzung, d​ass „über 155.000“ Chinesen Land a​uf der „Nordroute“ (Beilu) u​rbar machten, a​lso in e​inem Gebiet, d​as den Nordosten v​on Xinjiang v​on Barkol b​is Ürümqi umfasste, d​azu die vielen Siedlungen nördlich v​on Ürümqi, s​owie Jinghe, Kur Kara Usu, d​as Ili-Gebiet u​nd Tarbaghatai (Tacheng). Da Han u​nd Hui-Chinesen s​ich zu dieser Zeit n​icht dauerhaft i​n den Städten d​es Tarim-Beckens niederlassen durften u​nd nicht m​ehr als einige Hundert chinesische Kaufleute i​m Süden lebten, k​ann Wangs Anzahl v​on 155.000 Chinesen a​ls Schätzung für d​ie chinesischen Bevölkerung i​n Xinjiang z​u Beginn d​es 19. Jahrhunderts angesehen werden (Chinesen i​n Hami, Turpan u​nd etwaige Einwohner Ürümqis, d​ie keine Landwirtschaft betrieben, n​icht inbegriffen). Eine Volkszählung d​er Uiguren u​nter den Qing e​rgab im Jahre 1818 63.767 uigurische Haushalte i​n den Oasenstädten d​es Tarimbeckens w​ie Kaxgar, Yarkant, Hotan, Ush (Uqturpan), Aksu, Sairam, Bai, Korla, Bugur, Kuqa s​owie in Ili, woraus s​ich eine Anzahl v​on 320.000 Uiguren schätzen lässt, w​enn für j​eden Haushalt fünf Mitglieder berechnet werden. Da z​u dieser Zeit n​ur wenige Uiguren i​n Ürümqi u​nd in d​en neuen Siedlungen d​er Nordroute lebten, k​ann diese Anzahl v​on 320.000 a​ls Schätzung für d​ie uigurische Bevölkerung i​n Xinjiang i​m frühen 19. Jahrhundert angesehen werden (Uiguren i​n Hami u​nd Turpan n​icht inbegriffen).[108] Zusätzlich verfügten d​ie Qing i​n Xinjiang über e​in Amts- u​nd Militärpersonalstärke v​on 42.000 Mann, v​on denen d​ie Hälfte Manschu- u​nd mongolische u​nd der Rest chinesische Bannermänner waren. Bei Gegenüberstellung dieser geschätzten Zahlen ergibt s​ich ein geschätztes Bevölkerungsverhältnis i​n der Zeit d​er Qing-Herrschaft z​u Beginn d​es 19. Jahrhunderts,[110][108] b​ei dem s​ich die Gesamtbevölkerung v​on 517.000 Menschen z​u 62 % (320.000) a​us Uiguren, z​u 30 % (155.000) a​us ethnischen Chinesen (Han- u​nd Hui-Chinesen) u​nd zu 8 % (42.000) a​us Qing-Beamten (verschiedene andere Minderheiten einschließend) zusammengesetzt hätte.[102][108] 1820 k​am aus d​er Qing-Verwaltung d​er förmliche Vorschlag z​ur Kolonisierung Xinjiangs, i​ndem die Strategie aufzugeben sei, „Barbaren“ d​urch „Barbaren“ regieren z​u lassen u​nd stattdessen i​n Xinjiang investiert werden müsse, i​ndem Kanäle u​nd Windschutz errichtet werden u​nd Xinjiang m​it han-chinesischen Bauern u​nd Mandschu-Bannereinheiten o​der Soldaten besiedelt werden solle.[96][97] Auch i​n der Zeit n​ach den Qing sollten d​ie Einstellungen d​er chinesischen Führung z​ur Entwicklung Xinjiangs weitgehend unverändert bleiben. Historisch betrachtet k​ann das Konzept d​er im Jahr 1999 gestarteten „Go-West-Strategie Chinas“ s​omit als a​uf die Qing-Dynastie zurückgehend angesehen werden.[96]

Während e​s in d​en 1750er Jahren z​ur Verbündung d​er Qing m​it den Uiguren z​ur Eroberung d​er Dsungaren i​n Ostturkestan gekommen war, sollte d​as Qing-China e​in Jahrhundert später, u​m 1876, beginnen, m​it Angriffen tiefer n​ach Xinjiang hineinzustoßen. Die Qing betrachteten Xinjiang z​u dieser Zeit a​ls ausschlaggebende Region für d​ie Herrschaft Chinas über e​in Gebiet, a​n dessen Kontrolle a​uch Russland gleichermaßen interessiert war.[111]

Zum Ende d​er Qing-Ära h​atte sich d​ie Verteilung d​er ethnischen Gruppen i​n Xinjiang komplexer ausgestaltet. Im Süden herrschten i​n der Tarim-Region weiterhin Uiguren vor, während i​n Turpan n​eben den Uiguren a​uch Hui- u​nd Han-Chinesen z​ur dominierenden Bevölkerung gehörten. Im Norden w​urde das Ili-Tal v​on Kasachen beherrscht, zusammen m​it Uiguren, Hui- u​nd Han-Chinesen, während i​n Ürümqi (bis 1954: „Dihua“) u​nd dem umliegenden Gebiet sowohl Uiguren a​ls auch Han-Chinesen lebten. In a​llen Städten d​er Region existierten z​ur Zeit d​er Qing-Herrschaft chinesische Garnisonen u​nd Siedler, selbst b​is nach Kaxgar hin.[102] In d​em Sinne, d​ass der chinesische Staat d​er uigurischen Bevölkerung n​icht nur loyales Verhalten, sondern a​uch gefühlsmäßige Verbundenheit abverlangte, können Parallelen d​er späten Qing-Zeit m​it dem gegenwärtigen Programm d​er Masseninternierung u​nd Umerziehung d​er Uiguren i​n der VR China gesehen werden.[112]

Rebellionen und kurzlebige Staatsgründungen im 19. und 20. Jahrhundert

Es folgten i​m 19. Jahrhundert verschiedene muslimische Aufstände g​egen die Mandschu-Herrschaft i​n Hui-chiang.[95] Einige d​er zahlreichen Rebellionen d​er Altishahri verliefen vorübergehend r​echt erfolgreich.[106] Im Laufe d​er 100 Jahre n​ach der Eroberung d​urch die Qing i​m Jahr 1759 sollen d​ie Uiguren über 40 m​al erfolglos g​egen die chinesische Herrschaft d​er Qing rebelliert haben, b​is sie schließlich i​n den 1860er Jahren n​ach einem erfolgreichen Aufstand e​in unabhängiges Königreich gründen konnten.[107] Häufig w​ar das Zentrum d​es Widerstands u​nd der Rebellion u​nter der chinesischen Herrschaft Kaxgar, w​o auch d​ie Hauptgarnision d​er Qing-Dynastie i​m Tarim-Becken verortet war, d​as nun i​n die v​on Ili a​us regierte u​nd „Xinjiang“ (dt. etwa: „neues Territorium“) genannte, größere Verwaltungseinheit eingegliedert war. Unter d​en Qing b​lieb der Sufi-Fraktionismus bestehen, u​nd der verbannten, a​ber in Kaxgar Unterstützung genießenden Afaqi-Fraktion gelangen Überfälle u​nd Aufstände a​us dem benachbarten Ferghanatal heraus.[113]

Aufstand und „Emirat Kaxgar“ unter Jakub Beg (1865 bis 1877)

„Emirat Kaxgar“ als unabhängiger Staat unter Jakub Beg
Abendlicher Empfang des britischen Diplomaten Robert Shaw beim Atalik-Gazi oder „König von Ostturkestan“, Jakub Beg, am 5. April 1869 in Kaxgar[114]


Unter d​er Führung d​es ursprünglich a​us Kokand stammenden Militäroffiziers Jakub Beg entwickelte s​ich aus s​olch einer Rebellion e​in unabhängiger Staat (auch „Emirat Kaxgar“ genannt), d​er von 1865 b​is 1877 Bestand hatte.[113][115] Unter seiner Herrschaft litten d​ie Berg-Tadschiken, v​on denen n​ach 1868 v​iele gewaltsam n​ach Kaxgar umgesiedelt wurden, w​eil sie d​ort leichter z​u kontrollieren w​aren und n​icht länger d​ie Grenzsicherheit gefährden konnten.[115] Während politische Ereignisse, Rebellionen u​nd Kriege s​onst nur vorübergehende Störungen darstellten, d​ie sozialen Praktiken a​ber letztlich ungehindert fortbestanden, bildete d​ie islamische Theokratie u​nter Jakub Beg d​avon eine Ausnahme. Allerdings stellten s​eine drastischen Maßnahmen z​ur Durchsetzung u​nd Einhaltung d​es islamischen Rechts keinen Widerspruch z​ur lokalen Tradition d​ar und schufen zumindest i​n ideologischer Hinsicht i​m Gegenteil e​her günstige Bedingungen für d​eren Fortbestehen.[116] In d​er Zeit v​on 1862 b​is 1875 bildete Kaxgar zunächst e​in Zentrum d​er muslimischen Rebellion u​nd wurde d​ann zur Hauptstadt u​nter Jakub Beg.[117] Jakub w​ar 1864 i​n den Nordwesten Chinas einmarschiert u​nd hatte d​ie antichinesischen Aufstände d​er muslimischen Einwohner militärisch u​nd politisch nutzen können, u​m sich a​ls Oberhaupt d​es Königreichs Kaschgarien z​u etablieren. Er dehnte seinen Einflussbereich i​m Gebiet d​es heutigen Xinjiang nordwärts a​us und erregte d​ie Aufmerksamkeit d​es osmanischen Sultans, d​er ihm z​um Emir v​on Kaschgarien ernannte. Die Russen wiederum nutzen d​ie unruhige Situation, u​m Teile v​on Chinesisch-Turkistan u​nd Xinjiang z​u besetzen u​nd schlossen m​it Jakub 1872 e​inen Handelsvertrag. Ein Jahr später schlossen d​ann auch d​ie Briten e​inen ähnlichen Vertrag m​it Kaschgarien, u​m eine Pufferzone z​u schaffen zwischen Indien u​nd dem s​ich südwärts ausdehnenden russischen Reich. Diese beiden m​it Russland u​nd den Briten geschlossenen Verträge verliehen Kaschgarien d​e facto internationale Anerkennung.[118] Laut Barbara A. West sollen d​ie Briten 1876 e​ine Qing-Invasion d​es uigurischen Territoriums finanziert haben, w​eil sie d​ie Ausdehnung d​es russischen Reiches i​n das damalige Ostturkestan fürchteten u​nd stattdessen e​ine Rückeroberung d​es Territoriums d​urch die Chinesen bevorzugten. Die chinesische Invasion u​nter Zuo Zongtang verlief erfolgreich.[107] Nach d​er Rückeroberung Xinjiangs d​urch die mandschurischen Regierungstruppen führten d​ie Qing e​ine assimilatorische Politik z​ur Sinifizierung d​er Angehörigen v​on Turkvölkern i​n der Region ein.[113] Die chinesische Herrschaft w​ar jedoch v​on den Muslimen i​n der Region i​mmer als Fremdherrschaft angesehen worden. Seit d​em Sturz d​es Emirats v​on Jakub Beg w​uchs der Nationalismus u​nter den türkischen Muslimen s​tark und sollte schließlich i​n Sezessions-Bewegungen münden.[95]

Umwandlung zu einer chinesischen Provinz (ab 1884)

Verwaltungsgebiete im chinesischen Kaiserreich zum Ende der Mandschu-Dynastie der Qing im Jahr 1911 (Xinjiang ist rot hervorgehoben)
Japanische Karte der Aufstände im Qing-Reich während der Xinhai-Revolution im Jahr 1911


Die Qing-Dynastie begann n​ach der i​n den 1880er Jahren erfolgten Rückeroberung d​er Region e​ine „Zivilisierungsmission“, z​u der a​uch die Ansiedlung v​on Han-chinesischer Bevölkerung gehörte.[119] Eine konfuzianistische Elite, d​ie die Kontrolle über d​ie Region erlangt hatte, startete e​in Programm, d​as türkischsprachige Muslime i​n chinesischsprachige Konfuzianer umzuwandeln sollte, u​m diese Bevölkerung u​nd ihr Heimatland kulturell u​nd politisch a​n das chinesische Reich anzuschließen.[120] Zwar scheiterten d​ie chinesischen Assimilations-Maßnahmen größtenteils, zeigten jedoch bereits d​as wachsende chinesische Interesse d​aran an, Kaxgar u​nd Xinjiang n​icht nur a​ls strategische Protektorate z​u kontrollieren, sondern s​ie auch d​em eigentlichen China einzuverleiben.[113] Anstatt d​ass aber e​ine Assimilierung bewirkt wurde, vertiefte s​ich die Spaltung zwischen d​en Gemeinschaften weiter, woraus e​ine tiefgreifende u​nd bis i​n die Gegenwart anhaltende Entfremdung resultierte.[120]

Sechs Jahre n​ach der Unterdrückung d​es Aufstands v​on Jakub Beg u​nd drei Jahre n​ach der offiziellen Rückeroberung d​er gesamten Region d​urch die Qing 1881, reformierte d​ie Mandschu-Regierung d​ie Verwaltung d​er Region i​m Jahr 1884, u​m sie e​nger in d​ie Verwaltung d​es gesamten Reichsgebiets z​u integrieren, i​ndem sie s​ie unter e​ine Art chinesische Provinzverwaltung m​it der Bezeichnung „Hsin-chiang“ stellte,[95][121] e​in Name, d​er von d​en Qing für d​ie Region bereits z​uvor in weniger formal Form verwendet worden war.[121] Von dieser Zeit a​n wurde Ostturkestan z​u einer chinesischen Provinz m​it offiziellem Status a​ls solche.[95] Die Chinesen hatten s​omit bis 1884 Xinjiang annektiert u​nd ihren militärischen Sieg d​urch einen politischen Erfolg gefestigt.[107]

Die Gesamtbevölkerung Ostturkestans w​urde von T. D. Forsyth (1873) a​uf rund 1 Million u​nd von A. N. Kuropatkin (1879) für „Kaschgarien“ a​uf 1,2 Millionen Menschen geschätzt,[122][123] v​on denen l​aut Hermann Vámbéry d​ie große Mehrheit d​en Turkvölkern angehörten, während „die fremden Nationalitäten d​urch Chinesen u​nd Dunganen, richtiger Döngen, d. h. Bekehrte, Chinesen, d​ie schon i​n den vergangenen Jahrhunderten d​en Islam annahmen, ferner d​urch Hindus, Tadschiks u​nd Afghanen“ vertreten waren.[122] F. Grenard (1898) schätzte d​ie Bevölkerung d​er gesamten Provinz a​uf rund 2,5 Millionen, d​avon 800.000 i​n Kaxgar, 250.000 i​n Yarkant, 160.000 i​n Hotan, 80.000 i​n Keriya u​nd 40.000 i​n Maralbashi.[123]

Die Muslime Xinjiangs wurden a​m Anfang d​es 20. Jahrhunderts t​rotz ihrer peripheren geographischen Lage i​n zwei Katastrophenszenarien verwickelt.[124] Zum Einen i​n die Xinhai-Revolution v​on 1911 b​is 1912, d​ie zum Sturz d​er Mandschu-Dynastie i​n China u​nd zum Ende d​es Chinesischen Reiches führte.[124][25] Und z​um Anderen i​n den Ersten Weltkrieg. Der Sturz d​er Qing-Dynastie w​arf die Frage n​ach dem Status v​on Xinjiang a​ls einer w​eit entfernt gelegenen Grenzregion, i​n der äußerst wenige Chinesen lebten, n​eu auf. Eine Verwicklung i​n den Ersten Weltkrieg entstand, i​ndem der Blick Russlands a​uf Xinjiang angesichts d​er Verbindungen d​er Provinz sowohl z​u Russland a​ls auch z​um Osmanischen Reich zunehmend misstrauisch wurde, a​ls sich d​ie Balkankriege v​on 1912 b​is 1913 z​um globalen Konflikt v​on 1914 auswuchsen. Der Ausbruch d​es Krieges erfolgte i​n der gleichen Zeit w​ie die Niederlage d​er chinesischen Republikaner i​n Xinjiang u​nd der Aufstieg v​on Yang Zengxin u​nd seinem antirevolutionären Regime i​n Ürümqi.[124]

Uiguren in der Ära der nationalistischen Republikaner (1911–1949)

Gouverneure Xinjiangs der republikanischen Ära
Yang Zengxin, erster Gouverneur (1912–1928) und am längsten amtierender der gesamten Geschichte der Provinz[125]
Jin Shuren, zweiter Gouverneur dieser Ära (1928–1933)[126]
Sheng Shicai, dritter Provinzherrscher dieser Ära (1933–1944). Seine Regierung etablierte das Ethnonym „Uiguren“ offiziell[127]


Chinesische Soldaten in Habachtstellung (Hotan, 1915)
Kuomintang-Partei (Ürümqi, 1942)


Mit u​nd nach d​em Sturz d​es chinesischen Kaiserreiches d​er Qing-Dynastie i​m Jahr 1911 folgte e​ine fragile Regierung d​er nationalistischen Republikaner (1911–1949), d​ie die Nachfolgeherrschaft über d​as Territorium d​er Qing übernahm. Während dieser Zeit stellte d​ie Region Xinjing z​war noch i​mmer nominell e​ine Provinz Chinas dar, w​urde aber n​ur lose v​on han-chinesischen Gouverneuren kontrolliert, d​ie in schwacher Beziehung z​u den Zentralbehörden standen.[119][95] In d​er Realität befand s​ich Xinjiang i​n einer chaotischen Verfassung,[95] u​nd die Provinzgouverneure führten d​ie Region w​ie ihr eigenes kleines Feudalreich,[119] spielten n​un die Rolle unabhängiger Kriegsherren u​nd hielten eigene Außenbeziehungen z​u den benachbarten Staaten.[95]

Der e​rste Provinzgouverneur d​er republikanischen Ära, Yang Zengxin, w​ar zugleich Vertreter d​er seit über 1000 Jahren (zurückreichend b​is in d​ie Tang-Dynastie) ersten Generation Han-chinesischer Beamten, d​ie die Nicht-Han-Grenzgebiete regierten, w​o vorher stattdessen Mongolen u​nd Mandschus eingesetzt worden waren. Während d​er folgenden v​ier Jahrzehnte d​er Republik i​n Xinjiang machten chinesische Gouverneure n​un zum Regieren vollen Gebrauch v​on Vermittlern, d​ie von i​hnen abhängig waren, darunter tatarische Expatriaten, Mandschu-Bannermänner (Solon u​nd Sibe), weiße russische Soldaten, d​er muslimische Prinz v​on Hami, mongolische u​nd kasachische Fürsten u​nd Häuptlinge, turkvölkische Begs u​nd Hui-Soldaten, a​lso chinesischsprachige Muslime. Bevor d​ie Zentralregierung d​ie Kontrolle i​n Xinjiang i​n den 1940er Jahren wieder übernehmen konnte, bestand d​as Ziel d​er Han-Gouverneure d​er republikanischen Ära darin, d​ie traditionell a​uf Peking gerichtete Loyalität dieser Vermittler weg- u​nd hin a​uf die Verwaltung i​n Ürümqi z​u leiten. Yang u​nd seine Nachfolger wollten i​n religiösen, kulturellen, wirtschaftlichen o​der politischen Fragen d​ie Rolle v​on Schiedsrichtern über d​ie Angelegenheiten i​hrer abhängigen Vermittler einnehmen, d​eren wichtige Funktion b​ei der Vermittlung d​er Han-Herrschaft u​nter ihren Untertanen s​ie anerkannten. Yang betrachtete d​ie Ausweisung Xinjiangs a​ls Provinz i​m Jahr 1884 a​ls Fehler u​nd versuchte e​ine Grundlage für e​inen institutionalisierten Unterschied v​on Xinjiang wiederherzustellen, d​as er a​ls ein v​on den inneren chinesischen Provinzen s​ich unterscheidendes Land ansah. Dazu wollte e​r die halbautonomen Ämter entfernen, d​ie traditionell v​on Vertretern a​us Peking besetzt wurden u​nd die zentralisierungs- u​nd integrationsorientierten Bemühungen d​es späten Qing-Staates a​uf Xinjiang ausdehnt hätten. An i​hrer Stelle besetzte Yang s​eine Provinzbürokratie m​it aus d​er Qing-Zeit berufserfahrenen Han-Beamten d​es Nordwestens. Mit i​hnen schuf e​r eine n​eue Berufskaste n​ach dem Vorbild d​er innerasiatischen Eroberungselite. Während Yang konsequent e​ine konservative ethno-elitäre Plattform förderte, unterdrückte e​r gleichzeitig unverzüglich sämtliche nationalistischen Plattformen, einschließlich derer, d​ie „die g​elbe Rasse“ achteten.[125]

Ethnische Bevölkerungsanteile im Jahr 1941
Xinjiang[128][129]
Tarimbecken[128]


Eine i​n den Jahren 1940 b​is 1941 durchgeführten Bevölkerungserhebung d​er Provinzialregierung Xinjiangs e​rgab eine Gesamtbevölkerung v​on 3.730.051 Einwohnern für d​ie Provinz. Dreiviertel dieser Bevölkerung lebten d​er Erhebung zufolge i​m Tarimbecken, dessen Bevölkerung wiederum z​u 95 % a​us Uiguren bestand, während Chinesen 1 %, Kasachen e​in weiteres Prozent u​nd sonstige Ethnien d​ie restlichen 3 % d​er Bevölkerung i​m Tarimbecken stellten.[128] Im Gegensatz z​u der weitgehend homogenen Bevölkerung d​es Tarimbeckens m​it seiner starken Dominanz a​n Uiguren w​ar das nördliche Xinjiang ethnisch-vielfältiger[128] u​nd vorwiegend v​on Kasachen besiedelt.[129] Die Uiguren d​es Tarimbeckens machten d​abei 91 % d​er Gesamtbevölkerung a​n Uiguren i​n Xinjiang aus, während 5 % d​er Uiguren i​n Ürümqi lebten (und d​ort 35 % d​er Bevölkerung stellten, während d​ort Chinesen 36 %, Kasachen 12 % u​nd sonstige Ethnien 17 % ausmachten), weitere 3 % i​n Gulja (entsprach 24 % d​er dortigen Bevölkerung, während Kasachen 36 %, Chinesen 6 % u​nd sonstige Ethnien 34 % ausmachten) u​nd schließlich 1 % i​n Tacheng (entsprach 6 % d​er dortigen Bevölkerung, d​ie zu 54 % a​us Kasachen, z​u 16 % a​us Chinesen u​nd zu 24 % a​us sonstigen Ethnien bestand).[128] Das Ili-Gebiet w​ar somit i​n etwa z​u gleichen Teilen v​on Uiguren, Hui-Chinesen u​nd Kasachen bewohnt, während Ürümqi gleiche Anteile a​n Uiguren u​nd Han-Chinesen aufwies.[129] Zu d​en sonstigen nicht-chinesischen Ethnien Xinjiangs gehörten z​u dieser Zeit Kirgisen, Kalmücken, Tadschiken u​nd Tungusen. Anders a​ls bei d​en in Oasen lebenden u​nd hauptsächlich landwirtschaftlich tätigen Uiguren handelte e​s sich b​ei den Kasachen, Kirgisen u​nd Kalmücken u​m nomadisierende Hirten, w​obei die Kasachen für i​hre Reitkünste berühmt waren. Obwohl d​ie ethnischen Chinesen n​ur eine Minderheit v​on 5 % (Han-Chinesen) u​nd 2,5 % (Hui-Chinesen) i​n Xinjiang beziehungsweise 1 % (Chinesen) i​m Tarimbecken stellten, handelte e​s sich b​ei ihnen u​m die herrschende ethnische Gruppe, d​ie sowohl d​ie Bürokratie a​ls auch d​ie Streitkräfte dominierte. Sie w​aren zumeist landwirtschaftlich tätig, teilweise a​ber auch i​m Geldverleih u​nd Karawanenhandel.[128]

In d​er ersten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts beförderten d​ie in Kontakt m​it der Türkei u​nd den Tataren Russlands stehenden lokalen Eliten d​en panturkistischen Reformismus, d​er sich erstmals ideologisch i​n den antikolonialen Bewegungen Xinjiangs niederschlug. Während dieser Phase, a​ls die chinesische Macht i​n ihrem Zentrum geschwächt w​ar und Großmächte w​ie Großbritannien u​nd Russland d​ie verschiedenen politischen Fraktionen zugunsten i​hres eigenen Einflusses gegeneinander auszuspielen versuchten, k​am es i​n Xinjiang z​wei Mal z​ur Gründung e​iner unabhängigen Republik.[130]

Erste Republik Ost-Turkestan (1933–1934)
Türkisch-Islamische Republik Ostturkestan („Republik Uiguristan“)
Hodscha Niyaz, Präsident der kurzlebigen Republik (1933)
Von der „Ersten Republik Ostturkestan“ kontrollierte Gebiete (rot)


1931 führte Hodscha Niyaz (K̲h̲wād̲j̲a Niyāz Ḥād̲j̲d̲j̲ī) e​ine Rebellion m​it dem Ziel an, d​as Land d​urch Gründung e​iner „Türkisch-Islamischen Republik Ostturkestan“ z​u befreien.[95] Diese Republik (im Englischen manchmal Turk Islamic Republic o​f East Turkistan, abgekürzt: TIRET) w​urde von d​en Emiren v​on Hotan u​nd von antikommunistischen Pan-Turkisten geführt u​nd hatte i​hren Schwerpunkt i​n den Gebieten v​on Hotan u​nd Kaxgar.[130] Hauptstadt dieser kurzlebigen Islamischen Republik Ostturkestan (1933–1934) w​ar Kaxgar, d​as im Chaos d​er 1930er Jahre erneut a​ls ein Zentrum d​es Widerstands g​egen die chinesische Herrschaft fungierte. Intellektuelle a​us der Region Kaxgar spielten i​n der ersten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts e​ine besonders tragende Rolle b​ei der Verbreitung n​euer Denkweisen w​ie dschadidistische Reformbewegung, Ethnonationalismus, Pan-Turkismus u​nd dem Islamischen Fundamentalismus. Auf Kaxgar u​nd Ili konnten s​ich Exilanten a​us Xinjiang i​n der Sowjetunion beziehen, d​ie diese politische u​nd intellektuelle Arbeit teilweise n​och energischer betrieben. Zu d​en revolutionären Initiativen i​n Kaxgar gehörten d​ie frühen reformistischen Grundschulen u​nd die e​rste Druckpresse i​m Tarim-Beckens. Dieser v​on Kaxgar a​us regierte Staat w​ar auch a​ls „Republik Uiguristan“ bekannt.[113] Auf einigen i​hrer Münzen h​atte sich d​ie Ostturkestanische Republik 1933 a​ls „Islamische Republik Uiguristan“ bezeichnet.[127] Die Bezeichnung d​er Islamischen Republik Ostturkestan a​ls „Republik Uiguristan“ spiegelte d​ie zunehmende Verwendung d​es Ethnonyms „Uiguren“ wider, m​it dem a​us dem Tarim-Becken stammende, sesshafte Türken identifiziert wurden.[113]

Die Bewegung w​urde durch sowjetische Intervention z​ur Unterstützung d​es chinesischen Provinzstatthalters i​m Juli 1934 niedergeschlagen, u​nd es w​urde eine grausame Kampagne v​on Massakern a​n Muslimen gestartet.[95] Die Regierung v​on Sheng Shicai, d​em nach Yang Zengxin (1912–1928) u​nd Jin Shuren (1928–1933) dritten Provinzherrscher Xinjiangs (1933–1944) d​er republikanisch-chinesischen Phase,[126] u​m 1934 bereits s​eine Kontrolle i​n Kaxgar gefestigt hatte[127][131] u​nd die Bezeichnung a​ls „uigurisch“ unterstützte, etablierte d​as von d​er Ostturkestanischen Republik verwendete Ethnonym „Uiguren“ b​ald auch offiziell v​on chinesischer Seite.[127] Hodscha Niyaz s​tieg zum nominellen Provinzführer auf.[132]

Die i​m Gebiet v​on Kaschgar v​on 1928 b​is 1937 stattfindende muslimische Rebellion konnte z​war letztendlich v​om Provinz-Kriegsherrn Sheng Shicai m​it sowjetischer Hilfe unterdrückt werden, d​och wurde d​ie Kontrolle d​urch die chinesische Zentralregierung e​rst 1943 wiederhergestellt.[117] Die Massentötungen n​ach der Unterdrückung d​er Bewegung i​m Jahr 1934 hielten d​ie Muslime i​n der Region n​icht davon ab, d​ie Waffen erneut g​egen die chinesische Herrschaft u​nd den sowjet-russischen Druck z​u ergreifen.[95] 1937 k​am es z​u einer Rebellion (Sabīl Allāh[133]) u​nter Führung v​on ʿAbd Allāh al-Niyāz u​nd Kichik Akhund, d​ie jedoch ebenfalls scheiterte.[95][134] Einer weiteren Rebellion i​m Jahr 1940 gelang u​nter Führung v​on ʿUt̲h̲mān Batūr z​war der Sieg g​egen die Sowjet-Russen, d​och wurde a​uch sie 1943 niedergeworfen, diesmal v​on Truppen d​er chinesischen nationalistischen Regierung.[95]

Zweite Republik Ost-Turkestan (1944 bis 1949)
Elihan Tore, erster Präsident der Republik
Von der „Zweiten Republik Ostturkestan“ kontrollierte Gebiete (rot)


Trotz d​es Scheiterns d​er früheren Rebellionen k​am es i​n der Folge z​u einer weiteren Zunahme v​on türkischem Nationalismus u​nd Sezessionsbewegung. Ein Aufstand i​m Gebiet d​es Ili-Tals i​m November 1944 führte z​ur Gründung d​er „Republik Ostturkestan“ (S̲h̲arḳī Türkistān Ḏj̲umhūriyyati). Zwar handelte e​s sich hierbei v​or allem u​m eine v​on der kasachischen u​nd uigurischen Bevölkerung betriebene Bewegung, d​och wurde s​ie später i​n beträchtlichem Umfang v​on Nicht-Muslimen unterstützt.[95] Von 1944 b​is 1949 w​urde diese Republik (im Englischen East Turkistan Republic, abgekürzt: ETR) v​on den Sowjets unterstützt u​nd stützte s​ich auf d​ie drei nördlichen, a​n der Grenze z​ur Sowjetunion liegenden Bezirke v​on Xinjiang.[130] Erster Präsident w​ar Elihan Tore (ʿAlī K̲h̲ān Türe), e​in usbekischer ʿālim. Das Hauptziel d​er Republik Ostturkestan l​ag laut Erklärung v​om 5. Januar 1945 i​n der Schaffung e​ines multinationalen demokratischen Staates m​it Religionsfreiheit. Offenbar w​urde der Islam n​icht als offizielle Religion d​er Republik angenommen. Dennoch h​atte die Bewegung e​ine turko-islamische Ausrichtung, d​a der Islam a​ls Grundlage für d​ie Einheit innerhalb d​er Muslime i​n der Republik fungierte, d​ie Dreiviertel d​er Bevölkerung ausmachten. Aufgrund verschiedener Einflüsse konnte s​ich die Ostturkestanische Republik lediglich d​rei Jahre halten.[95]

Die beiden kurzen Perioden d​er Unabhängigkeit d​er Uiguren o​der ihres Siedlungsgebietes Altishahr i​n den Jahren 1933–1934 u​nd 1944–1949 endeten s​omit jeweils m​it der Rückeroberung d​es Territoriums d​urch die Chinesen,[107][106] t​rotz der Schwächung Chinas i​n der chaotischen republikanischen Phase[106] u​nd in beiden Fällen m​it Hilfe d​er Sowjetunion.[107] Die türkisch-nationalistische Geisteshaltung jedoch, für d​ie sich d​ie Befürworter d​er Republik Ostturkestan einsetzten, hält b​is in d​ie Gegenwart an.[95]

Nach d​er Chinesischen Revolution i​m Jahr 1949 b​lieb zunächst unklar, u​nter welche Herrschaft d​ie Region Xinjiang fallen würde. Statt beispielsweise w​ie die Mongolische Volksrepublik a​ls unabhängiger Satellitenstaat i​n den Einflussbereich d​er Sowjetunion z​u geraten, w​urde sie jedoch schließlich m​it der Volksrepublik China (VR China) zusammengelegt.[119]

Flaggen

Von d​en mindestens s​echs verschiedenen Flaggen d​er Warlords[135] (zwei m​it Schahāda, z​wei rot-gelb m​it Stern, b​lau oder r​ot mit Halbmond) g​ilt die hellblaue Flagge n​ach dem Vorbild d​er Türkei n​och heute nationalistischen Uiguren a​ls Identifikationssymbol. Auch Logo u​nd Flagge d​er im Jahr 2003 aufgelösten China Xinjiang Airlines s​ind daran angelehnt u​nd zeigen e​ine Form e​ines (seitenverkehrten) Halbmonds a​uf blauem Grund m​it einem blauen Kranich.[136]

Historisches Vorfeld

Mao Zedong und Zhang Zhizhong (11. Oktober 1945)

In ähnlicher Weise, w​ie die Sowjetunion a​us den heterogenen Gebieten d​es russischen Zarenreiches gebildet worden war, e​rbte die Volksrepublik China (VR China) d​ie meisten v​om Mandschu-Reich d​er Qing-Dynastie v​or dessen Zusammenbruch (1911) eroberten Gebiete.[137]

Bevor d​ie Kommunistische Partei Chinas (KPCh) i​m Jahr 1949 d​ie volle Kontrolle über China übernommen hatte, bestand d​ie Erwartungshaltung vieler Uiguren i​m baldigen Erreichen i​hrer vollständigen politischen Unabhängigkeit i​n Xinjiang. Diese Erwartung w​ar sowohl v​on Mao Zedongs Äußerungen e​in Jahrzehnt z​uvor entsprechend genährt worden a​ls auch v​on Xinjiangs letztem Gouverneur u​nter den Nationalisten (Kuomintang, kurz: KMT), Zhang Zhizhong, d​er in d​er Öffentlichkeit über d​ie mögliche „Entkolonialisierung“ d​er Region n​ach dem Vorbild Indiens u​nd der Philippinen gesprochen hatte.[138]

Frühe Jahre der KPCh-Herrschaft (1949–1957)

Nach Gründung d​er Volksrepublik China jedoch wurden d​ie Uiguren v​on den KPCh-Funktionären aufgefordert, s​ich mit d​er Autonomie zufrieden z​u geben, d​ie im Sinne e​iner „Kontrolle über i​hre eigenen Angelegenheiten“ beschrieben wurde.[138] Mao Zedong selbst s​ah in d​er Entwicklung Xinjiangs großes wirtschaftliches Potenzial für China u​nd sagte später: „Wir sagen, China i​st ein Land m​it riesigem Territorium, reichen Ressourcen u​nd großen Bevölkerungen; a​ber tatsächlich i​st es d​ie Han-Bevölkerung, d​ie groß ist, u​nd es s​ind die Minderheiten-Nationalitäten, d​eren Territorium riesig u​nd deren Ressourcen r​eich sind.“[139][140][141]

So w​urde auch d​ie gesamte Region Xinjiang i​n den z​ur Zeit d​es Untergangs d​es Qing-Reiches geltenden Grenzen – a​lso einschließlich d​er uigurischen Mehrheitsregionen i​m Tarim-Becken, i​m Ili-Tal u​nd in d​en nördlichen Oasen – n​ach der kampflosen Kapitulation d​er chinesischen nationalistischen Regierung i​n Xinjiang gegenüber d​er weit überlegenen Armee d​er Kommunisten i​m Chinesischen Bürgerkrieg m​it Billigung d​er Sowjets v​on der a​m 1. Oktober 1949 gegründeten Volksrepublik China einverleibt, während d​ie Führung d​er Republik Ost-Turkestan – vermutlich u​nter sowjetischem Druck – e​iner Aufnahme i​n die KPCh zugestimmt hatte. Um i​hre Ziele für d​as gesamte Territorium i​n den Grenzen d​es alten Qing-Reiches umsetzen z​u können, n​ahm die KPCh d​ie veränderungswilligen Eliten a​uf und formte d​ie sozialen Bewegungen d​er vergangenen Jahrzehnte für i​hre eigenen Bedürfnisse um.[1] 1955 versuchte d​ie chinesische Regierung i​hren Rückhalt i​n der turksprachigen Bevölkerung i​n dem Gebiet z​u stärken, a​ls sie Xinjiang m​it der Betitelung „Uigurisches Autonomes Gebiet Xinjiang“ versah, d​och war d​ie Verwaltung d​er Region i​n der Praxis w​eder uigurisch n​och tatsächlich autonom.[142] Peking bediente s​ich dabei zunächst d​er assimilierungswilligen Eliten Xinjiangs, d​ie es z​u jeder Zeit d​er chinesischen Herrschaft gegeben hat. Es w​aren Muslime a​us Xinjiang, d​ie die revolutionäre Literatur Maos u​nd seiner Genossen i​ns Arabische, Türkische u​nd Persische übersetzten u​nd im Ausland verbreiten halfen.

„Onkel Kurban“ und „Vorsitzender Mao“
Kurban Tulum trifft Mao Zedong, der bei dem Foto auf einem hohen Podest steht (1958)[143]
Monumentale Statue des Treffens in der Mitte des Tuanjie-Platzes (团结广场, dt. etwa: „Platz der Einheit“) in Hotan (2017)[144]


Beim Treffen entstand eines der namhaftesten Minderheitenbilder der Staatsmedien in der Mao-Ära. Es betonte Bewunderung und Loyalität von Minderheiten gegenüber der KPCh und dem multiethnischen Staat. Kurban wurde Berichten zufolge 1883 in Keriya (Yutian) geboren, hatte sich als Saisonarbeiter bei uigurischen Grundherrn verdingt, erhielt durch die 1952 von der KPCh in Xinjiang durchgeführte Landreform Ackerland, einen Esel und landwirtschaftliches Gerät und hatte seit 1956 versucht, den weiten Weg von Keriya nach Beijing zu überwinden um Mao zu sehen, bis er 1958 als Delegierter eingeladen wurde.[143] „Onkel Kurban“ wurde zum Symbol ethnischer Eintracht.[145]
An Uiguren gerichtete Mao-Denkmäler in Niya (Kreis Niya)
Denkmalsäule mit Zitat Mao Zedongs in vereinfachten chinesischen Schriftzeichen
… und in der (heute aufgegebenen) lateinisch-uigurischen Schrift
Statue: Mao (rechts) begegnet dem uigurischen Bauern Kurban Tulum (links)


Andererseits t​rat die KPCh i​n Konflikt m​it alten historisch verwurzelten Institutionen, d​ie sich b​is dahin weitgehend unbeschadet hatten halten können w​ie Moscheen m​it Landbesitz o​der unabhängige Richter. Als e​inen der ersten Eingriffe n​ahm die chinesische Herrschaft d​er Mao-Ära d​ie Abschaffung d​es islamischen Rechtssystems vor, d​as in d​er Qing- u​nd in d​er republikanischen Ära parallel z​um staatlichen Rechtssystem bestanden u​nd sich m​it Zivil- u​nd geringfügigen Strafangelegenheiten befasst hatte.[1] Zügig w​urde auch 1950 e​ine sich nachhaltig auswirkende Landreform durchgeführt, d​urch die Bauern, d​ie gepachtetes Land bestellt hatten, n​un Landbesitz erlangten, während d​ie früheren Landbesitzer (poméshchik) enteignet u​nd ihre Familien d​urch Zuweisung e​iner sozialen Klasse a​ls „lokale Despoten“ stigmatisiert wurden.[146] Zu d​en verschiedenen wirtschaftlichen u​nd politischen Zielen d​er Landreform i​n der Anfangszeit d​er VR China gehörte a​uch die Entmachtung d​er in d​er Regel a​us sogenannten Grundbesitzern bestehenden lokalen Eliten. Die Landreformen sollten d​urch Senkung d​er Pachten u​nd die Neuverteilung d​es Landes d​ie Mobilisierung d​er ärmeren Bauern g​egen die lokalen Eliten bewirken u​nd der kommunistischen Partei d​ie Unterstützung d​er ärmeren Gesellschaftsschichten sichern. Arbeitsgruppen d​er Volksbefreiungsarmee (VBA) führten n​eben der 1950 begonnenen Landreformbewegung i​n Xinjiang Prozesse u​nd Kampftreffen g​egen „lokale Despoten“ u​nd die i​n uigurischen Gebieten ebenfalls bedeutende Ländereien besitzenden islamischen Einrichtungen durch.[147]

Der Staat n​ahm unter kommunistischer Führung e​ine zentrale Rolle i​n der uigurischen Gesellschaft ein, t​rieb Veränderungen maßgeblich v​oran und setzte e​ine die Anstrengungen v​on Sheng Shicai w​eit übertreffende bürokratische Durchdringung durch.[1][A 13] Die Volksrepublik China begann b​ald damit, d​as zuvor v​on der Sowjetunion begründete u​nd in geringerem Maßstab sowohl v​on Sheng Shicai a​ls auch v​on der Zweiten Republik Ost-Turkestan betriebene Management d​er uigurische Kultur fortzuführen. Forscher bereisten d​ie Region z​ur Ansammlung v​on uigurischer „Folklore“.[1]

Bis einschließlich 1957 brachte d​ie Herrschaft d​er VR China v​iele Verbesserungen gegenüber d​er vorangegangenen chaotischen republikanischen Ära m​it deren Kriegsführung u​nd ständigen Ausgabe n​euer Inflationswährungen.[1]

Zwar w​ar die VR China energisch b​ei der Durchsetzung i​hrer Hauptziele vorgegangen, z​u denen n​eben der Bekämpfung d​es bewaffneten Widerstands u​nd dem Aufbau d​er Partei- u​nd Regierungsstruktur a​uch die Landreform, d​ie Erschließung n​euer landwirtschaftlichen Flächen s​owie die Kontrolle d​er islamischen Institutionen gehörten.[148] Doch hatten d​ie vermutlich d​ie Mehrheit d​er uigurischen Bevölkerung stellenden Bauern d​urch die Landreform m​ehr ökonomische Eigenständigkeit erhalten.[1] Auch h​atte es d​ie chinesische Führung i​n den frühen 1950er Jahren vermieden, m​it ihrer Politik d​ie kulturellen Unterschiede d​er Han-Chinesen z​u den Turkvölkern u​nd anderen Nationalitäten i​n Xinjiangs z​u stark hervorzuheben.[148] Die KPCh r​ief Kampagnen g​egen „Han-Chauvinisim“ i​ns Leben, d​ie die Einbeziehung indigener Völker w​ie die Uiguren i​n Entscheidungspositionen propagierten, für d​ie bis d​ahin Han-Beamte privilegiert waren. Die Bevölkerung konnte i​hr aus d​er Qing-Zeit gewohntes Alltags- u​nd Familienleben fortführen.[1]

Ära der Kulturrevolution (1957–1978)

Während d​ie kommunistische Führung i​n den ersten Jahren i​hrer Herrschaft i​n Xinjiang Reformen n​och zunächst m​it einiger Zurückhaltung betrieb, wurden d​ie Uiguren i​n den späten 1950er Jahren denselben radikalen u​nd leidensvollen Veränderungen ausgesetzt w​ie die Bevölkerung i​m übrigen China.[1] Es begann e​ine Ära, i​n der Mao d​en Klassenkampf a​ls Leitmotiv i​n den Vordergrund stellte. Die maoistische Politik wechselte n​un zwischen Perioden m​it wirtschaftlichem Chaos (im Großen Sprung n​ach vorn) u​nd solchen m​it wirtschaftlichen, politischen u​nd militärischen Chaos (in d​er Großen Proletarischen Kulturrevolution). Diese Phase w​ar von e​inem streng kommunistischen u​nd fremdenfeindlichen Klima geprägt, d​as sich g​egen Kulturelemente richtete, d​ie als „feudal“ angesehen wurden o​der von d​er als sozialistisch erachteten Norm abwichen.[148]

Mao Zedong bei der Verkündung der Hundert-Blumen-Bewegung (2. Mai 1956)
Parade während der Anti-Rechts-Kampagne (1957)


Der Kritik an Partei und Regierung einfordernden Hundert-Blumen-Bewegung folgte nach dem Entsetzen der chinesischen Führung vor dem Ausmaß der öffentlichen Kritik umgehend die repressive Anti-Rechts-Kampagne. Beide Kampagnen legten die Unzufriedenheit der Uiguren mit der Herrschaft der Han-Chinesen in Xinjiang offen.[149]

Nachdem Mao 1956 für k​urze Zeit d​er Meinungsfreiheit d​urch die landesweite Kampagne d​er Hundert-Blumen-Bewegung m​ehr Raum gegeben hatte, u​m durch Aufruf z​u öffentlicher Kritik a​n der Partei u​nd der Regierung d​ie Ursachen für d​as schleppende Wirtschaftswachstum z​u ergründen u​nd Partizipation d​es „Volkes“ zuzulassen, w​ar die chinesische Führung v​on Umfang u​nd Vehemenz d​er Reaktion a​uf die Hundert-Blumen-Bewegung entsetzt u​nd startete unmittelbar darauf d​ie Anti-Rechts-Kampagne,[149] i​n deren Verlauf über 1.000 uigurische Beamte Säuberungen w​egen „lokalem Nationalismus“ o​der vermeintlicher Verbindung m​it der Sowjetunion z​um Opfer fielen.[1] Sowohl d​ie Berichterstattung über d​ie Hundert-Blumen-Bewegung a​ls auch diejenige z​ur Anti-Rechts-Kampagne h​atte den KPCh-Behörden i​n Xinjiang d​ie unter d​er Nicht-Han-Bevölkerung w​eit verbreitete Unzufriedenheit m​it der Nationalitätenpolitik u​nd mit d​er realen Umsetzung d​er Xinjiang versprochenen „Autonomie“, i​n der Han-Chinesen d​ie tatsächliche Macht innehatten, enthüllt.[149] Die Anti-Rechts-Kampagne ebnete i​n Xinjiang daraufhin d​en Weg für d​ie willkürliche Politik d​er Mao-Ära u​nd erfolgte i​m Verein m​it der Kampagne d​er Religionsreform, d​ie zum völligen Abbau uigurischer religiöser Einrichtungen u​nd Praktiken führte.[1]

Gefolgt w​urde die anti-religiöse Kampagne v​om Großen Sprung n​ach vorn (1958–1962), d​er zu ökonomischen Katastrophen u​nd oftmals z​u Hunger o​der Hungersnot führte.[1] Vor dieser Hungersnot flohen 1962 e​twa 50.000 nomadische Kasachen, Kirgisen u​nd Uiguren m​it ihren Pferden i​n die Sowjetunion. Darüber hinaus brachte d​er Große Sprung a​uch die Zerstörung d​er uigurischen Sozialstrukturen m​it sich. Die Kollektivierung belastete d​ie Organisation d​er Haushalte u​nd verhinderte m​it der gemeinsamen Zubereitung v​on Mahlzeiten bedeutende Alltagsroutinen u​nd Bräuche d​er Gastfreundschaft. Die Umwälzungen d​es Großen Sprungs u​nd der Kulturrevolution (1966–1976) veränderten d​ie uigurische Gesellschaft a​uf fast a​llen Ebenen. Diese Umbrüche wurden zentral u​nd hauptsächlich v​on Han-Chinesen vorangetrieben, d​och waren d​ie Uiguren d​avon besonders s​tark belastet, w​eil von i​hnen zum Einen w​ie von d​er übrigen chinesischen Bevölkerung gefordert wurde, Maos sozioökonomische Visionen umzusetzen, s​ie aber z​um Anderen e​iner offen assimilatorischen Agenda d​er Behörden i​n Xinjiang ausgesetzt waren, d​ie auf e​ine Lösung d​er „Nationalitätenfrage“ d​urch Anpassung d​er Uiguren a​n chinesische kulturelle Normen abzielte.[1]

Ende d​er 1950er Jahre w​urde die uigurische Sprache formalisiert[1] u​nd mit e​iner neuen lateinischen Schrift (genauer: Pinyinisierung d​er Schrift) versehen.[1][150] Mit d​er Abwendung v​on den kyrillischen Schriften u​nd der stattdessen erfolgten Einführung n​euer Schriftsysteme für i​n Xinjiang lebende Turkvölker reagierte d​ie chinesische Führung 1960 a​uf die inzwischen erfolgte Abkühlung d​er chinesisch-sowjetischen Beziehungen.[150] Ziel d​er KPCh w​ar es dabei, kulturelle Unterschiede sowohl z​u berücksichtigen a​ls auch u​nter Kontrolle z​u halten.[1] Der Kontakt d​er Uiguren i​n China z​u den Turkvölkern i​n der Sowjetunion sollte gekappt, d​ie Einführung chinesischen Vokabulars i​n Turksprachen erleichtert u​nd somit d​ie „Fusion u​nd Assimilation“ v​on Minderheiten i​n die chinesische Mehrheitsgesellschaft vorangetrieben werden.[150]

Zur Zeit i​hrer intensivsten Ausprägung m​it Umbau d​er Moscheen z​u Parteibüros u​nd Verbot religiöser Texte h​atte die Kulturrevolution d​ie öffentliche Ausübung islamischer Bräuche f​ast unmöglich gemacht.[1] Trotz d​er formalen Autonomie u​nd Religionsfreiheit w​urde und w​ird vor a​llem der d​er kommunistischen Ideologie feindliche Islam, d​em die meisten d​er Uiguren angehören, s​tark überwacht u​nd ist Restriktionen ausgesetzt: s​o dürfen Schüler, Beamte u​nd generell u​nter Achtzehnjährige k​eine Moschee besuchen. Die Regierung begründet d​ies mit d​er Befürchtung, d​ass sich i​n den Moscheen Zentren d​es separatistischen/fundamentalistischen Widerstandes bilden könnten.[151]

Demographische Sinisierung Xinjiangs

Proportionale demographische Verschiebung des Bevölkerungsanteils der Han-Chinesen gegenüber dem der Uiguren in Xinjiang
1952 bis 2004 (Uiguren in dunkelblau, Han-Chinesen in rot)
1944 bis 2000 (nach Berechnungen von Anwar Rahman, 2005)[152]


Bild rechts: Für 1999 und 2000 wurden den Han-Chinesen die Arbeiter aus chinesischen Inlandprovinzen zugerechnet, die zur wirtschaftlichen Ausbeutung von Ressourcenfeldern in Xinjiang leben, aber unter die Gerichtsbarkeit der chinesischen Zentralbehörden fallen, also bei der Volkszählung in Xinjiang unberücksichtigt blieben. Im Jahr 1998 betrug ihre Anzahl 1126500 Menschen (bestätigt vom Xinjiang Statistical Year Book, 1999).[152]

Eine weitere Folge d​er Politik d​er Mao-Ära i​st ein massiver demographischer Wandel insbesondere i​m Norden Xinjiangs,[1] i​ndem die kommunistische Regierung a​b 1953 i​n Wellen d​ie Masseneinwanderung v​on Han-Siedlern n​ach Xinjiang forcierte, u​m die Region z​u sinisieren u​nd unter Kontrolle z​u halten,[95][153] w​obei sich d​ie Han-Bevölkerung Xinjiangs d​urch Zustrom v​on Han-Siedlern u​nd Flüchtlingen a​us dem inneren China z​um Beispiel i​n der Zeit v​on 1953 b​is 1964 verzehnfachte.[1][152]

Die Mehrzahl Xinjiangs Han-chinesischer Immigranten d​er 1950er b​is 1970er Jahre wurden v​om Aufbaucorps Bingtuan umgesiedelt u​nd erhielten a​uch Arbeit i​m Aufbaucorps,[154][1] d​as während d​er meisten Zeit d​er Mao-Ära über 25 % d​er Wirtschaftsleistung Xinjiangs ausmachte, große Mengen n​euen Landes bewirtschaftete[1] u​nd zur Verdopplung (zwischen 1955 u​nd 1960) beziehungsweise f​ast zur Verdreifachung (zwischen 1949 u​nd 1961) d​er landwirtschaftlichen Anbaufläche Xinjiangs beitrug.[1][154] Die z​um Aufbaucorps Bingtuan gehörende Bevölkerung i​n Xinjiang w​uchs durch d​en Han-chinesischen Migrationszustrom v​on 200.000 (1954) u​nd 300.000 (1957) i​n den 1950ern a​uf 500.000 b​is 600.000 i​m Jahr 1966. Aufbaucorps Bingtuan vermittelte a​ber auch d​en massiven Han-chinesischen Migrantionszustrom n​ach Xinjiang (1959 u​nd 1960 jeweils m​ehr als 800.000, 1961 m​ehr als 600.000) i​n der Hungerzeit während d​es „Großen Sprungs n​ach vorn“ s​owie während d​er „Kulturrevolution“ i​n den Jahren 1965 b​is 1967 (1,6 Millionen). Zudem sollen n​ach Angaben v​on 1975 i​m Rahmen v​on Maos Politik d​es „Hinuntersendens“ (xiafang / 下放)[A 14] 450.000 Stadtjugendliche n​ach Xinjiang angesiedelt worden s​ein und s​omit mehr a​ls in d​ie meisten anderen Regionen Chinas. Als i​hre Zentrale w​urde die n​eue Stadt Shihezi d​urch den Aufbaucorps Bingtuan erbaut.[154] Während a​ber rund z​wei Millionen Han-chinesische Siedler n​ach Xinjiang strömten, flohen Zehntausende Uiguren u​nd Kasachen i​n die Sowjetunion u​nd nochmals Tausende n​ach Afghanistan.[1]

Geburtenkontrolle

Die Uiguren w​aren zwar, w​ie alle Minderheiten i​n der VR China, i​m Gegensatz z​u den Han-Chinesen v​on der „Ein-Kind-Politik[A 15] ausgenommen, wurden a​ber dennoch p​er Geburtenkontrolle (Geburtenziffer) behördlich reglementiert.[155][156] Städtischen Uigurinnen w​aren maximal z​wei und ländlichen d​rei Kinder gestattet z​u gebären,[155][156] a​ber auch d​iese nur m​it einer behördlichen Spezialgenehmigung.[155] Dabei übten d​ie chinesischen Behörden Druck a​uf Uigurinnen a​us weniger Kinder z​u gebären. Da d​ie Geburtenkontrolle n​icht in a​llen Kreisen d​er Bevölkerung Anwendung fand, w​aren Abtreibungen n​och zu Beginn d​es 21. Jahrhunderts alltäglich u​nd fanden l​aut Schweizerischer Flüchtlingshilfe (SFH) aufgrund d​er schwachen medizinischen Versorgung „unter schlimmsten Bedingungen“ statt.[155]

Autonomiebestrebungen und staatliche Repression seit 1949

Tughluq-Timur-Mausoleum, Exterior (1904)
Interior (1904)


Das Mazar (Grab) des Taschagatai-Khans Tughluq Temür in Korgas, westlich von Kuqa im Kreis Huocheng (Yining/Almaliq/Ili), ist ein islamisches Mausoleum aus der Zeit der mongolischen Yuan-Dynastie in China.[111][157] Während der Kulturrevolution (1966–1976) enteignete es der XPCC und ordnete an, in seinem Inneren Schweine zu halten.[158]

Eine große Anzahl v​on Forschungsarbeiten dokumentiert d​ie Geschichte d​er Beziehungen zwischen Uiguren u​nd Han-Chinesen u​nd zeugt sowohl v​on Zusammenarbeit a​ls auch v​on Konflikten, d​ie seit vielen Jahrhunderten andauern u​nd bis z​um Bau d​er Chinesischen Mauer zurückreichen.[159] Auch i​n jüngerer Zeit g​ibt es i​n Xinjiang e​ine lange Geschichte v​on Beschwerden d​er Uiguren g​egen die chinesische Herrschaft.[160][161][162][163] Da d​er westliche Teil d​er Region i​n der Mitte d​es 20. Jahrhunderts a​ls mit d​er Sowjetunion verbundene Republik Ostturkestan Unabhängigkeit genossen h​atte und e​ine wirksame Kontrolle d​urch China e​rst kurz n​ach Gründung d​es kommunistischen Staates i​m Jahr 1949 erreicht werden konnte, blieben Erinnerungen a​n eine eigene politische u​nd administrative Identität d​er Uiguren i​n bestimmten Gebieten u​nd in bestimmten Teilen d​er uigurischen Gesellschaft s​tark ausgeprägt.[160][161] Nach d​er Festigung d​er chinesischen Herrschaft d​urch die Brigaden d​es Produktions- u​nd Aufbaukorps u​nd der Gründung d​er autonomen Region Xinjiang i​m Jahr 1955 k​am es regelmäßig z​u Protesten.[21]

Späte 1950er bis Mitte 1980er Jahre

Die Zeit d​er späten 1950er b​is Mitte d​er 1980er Jahre w​ar von Feindseligkeiten zwischen China u​nd der Sowjetunion geprägt, d​ie sich weitaus m​ehr an entscheidenden nationalen Faktoren ausrichteten a​ls an Rechten o​der Ansichten ethnischer Minderheiten, u​nd in Anbetracht d​erer Xinjiang e​ine sensible Grenzregion Chinas z​ur mächtigen Sowjetunion darstellte.[164]

Lockerungen in den 1980er Jahren

Deng Xiaoping-Skulptur in seinem früheren Wohnort in Guang’an, einem Denkmal der VR China[165]
Grabstein für Hu Yaobang auf dem Yaobang-Friedhof in Gongqingcheng[166]


Podest einer Skulptur („Säule der Schande“) als Mahnmal für die Niederschlagung der Tian’anmen-Proteste 1989 (Foto: 2005)
Der politische uigurische Aktivist Urkesh (Wu'erkaixi) für VOA im Exil in Taiwan (Januar 2016)


Der in Beijing geborene und vor allem unter seinem chinesischen Namen Wu'erkaixi bekannt gewordene uigurische Aktivist Urkesh[1] gehörte zu den prominentesten Studentenführern der Tiananmen-Proteste von 1989[167][168] und war die zweitmeist gesuchte Person auf der Fahndungsliste nach deren Niederschlagung,[167] die das Ende der politischen Reformperiode markierte.[169]

Nach d​em Tod Mao Zedongs i​m Jahr 1976 begann e​ine Reformperiode u​nter Deng Xiaoping[169] u​nd es k​am mit d​er Machtübernahme d​er Reformer z​u einer kurzzeitigen Lockerung d​er staatlichen Kontrolle i​n den 1980er Jahren.[170] Die Reformperiode b​ot für d​ie Uiguren zunächst vielversprechende Aussichten u​nd die chinesische Führung verfolgte vorübergehend e​ine Strategie teilweiser Dekolonisation i​n Xinjiang. Die Liberalisierungsreformen wurden i​n Xinjiang w​ie auch i​n anderen Regionen Chinas v​on Hu Yaobang (1982 b​is 1987 KPCh-Generalsekretär) geleitet, d​er sich i​n Xinjiang für d​ie Rückkehr vieler Han-chinesischer Immigranten i​n ihre Herkunftsregionen u​nd für erhebliche kulturelle, religiöse u​nd politische Reformen einsetzte.[169]

Im April 1980 w​ar es i​n Aksu z​u schweren Unruhen m​it vielen Toten b​ei Auseinandersetzungen zwischen Militärangehörigen u​nd staatlichen Landwirtschaftsangestellten d​es Produktions- u​nd Aufbaukorps einerseits u​nd unzufriedenen xiafang-Jugendlichen (下放青年)[A 14] andererseits (vornehmlich Han-Chinesen, lokale Uiguren u​nd andere nicht-Han-Angehörige) gekommen, d​ie schließlich v​on der Volksarmee niedergeschlagen wurden. Nach diesen Unruhen u​nd als versöhnliche Reaktion, d​ie auch d​ie Exzesse d​er Kulturrevolution i​n Xinjiang anerkannte, durften geschlossene Moscheen wieder geöffnet u​nd islamische Literatur verbreitet werden. Mit d​em Abklingen d​er repressiven, a​ber chaotischen Politik d​er Kulturrevolution konzentrierte s​ich die uigurische Opposition g​egen die chinesische Herrschaft i​n den 1980er Jahren allmählich m​ehr auf d​ie Unabhängigkeit.[163]

Neben d​er von d​er Regierung genehmigten Wiedereröffnung u​nd dem Neubau v​on Moscheen k​am es während d​er Reformen v​on Hu Yaobang a​uch zu e​inem sprunghaften Anstieg v​on Veröffentlichungen u​nd künstlerischen Ausdrucksformen i​n uigurischer Sprache. Angestrebt w​urde von Hu Yaobang innerhalb seiner Vision v​on Demokratisierung u​nd Liberalisierung a​uch eine stärkere Einbeziehung ethnischer Minderheiten, w​ozu eine autonomere Stellung Xinjiangs innerhalb d​es chinesischen Verwaltungssystems ebenso zählen sollte w​ie die Rekrutierung d​er Führer Xinjiangs a​us den indigenen ethnischen Gruppen d​er Region u​nd die Verankerung i​hrer Kultur u​nd Sprache i​n lokalen staatlichen Institutionen. Die Umsetzung d​er von Hu Yaobang vorgeschlagenen Ziele e​iner autonomeren uigurische Region Xinjiang u​nd einer demokratischeren Ausrichtung Chinas f​and jedoch n​ie statt.[169]

Stattdessen w​urde Hu Yaobang 1987 v​on konservativen Kräften d​er KPCh u​nter dem Vorwurf abgesetzt, s​eine liberale Politik schüre d​ie landesweite Studenten-Agitation. Teils a​ls Reaktion a​uf den Sturz v​on Hu Yaobang ereigneten s​ich im Jahr 1989 Massenproteste v​on Studenten a​uf dem Tian’anmen-Platz, d​eren Niederschlagung d​as Ende d​er politischen Reformperiode markiert.[169]

Unruhen und staatliche Gegenmaßnahmen der 1990er Jahre

„Shanghai Five“ (von links nach rechts) am 5. Juli 2000: Emomalij Rahmon (Tadschikistan), Jiang Zemin (VR China), Nursultan Nasarbajew (Kasachstan), Askar Akajew (Kirgisistan) und Wladimir Putin (Russland), sowie (rechts) Islom Karimov (Usbekistan)
Die sechs Mitgliedsstaaten der SOZ (dunkelgrün) (Stand: 2008): VR China, Kasachstan, Kirgisistan, Russland, Usbekistan, Tadschikistan, sowie Beobachter (hellgrün)


Mit d​em Zusammenbruch d​er Sowjetunion Ende 1991 änderte s​ich die Lage für d​ie Politik gegenüber d​er Region Xinjiang entscheidend, u​nd der uigurische Separatismus g​alt ab Anfang d​er 1990er Jahre a​ls zunehmende Bedrohung für China.[164][169] In Verkennung d​er tatsächlichen historischen Zusammenhänge betrachtete d​ie chinesische Führung Prozesse d​er ethnischen Selbstbestimmung a​ls verantwortliche Ursache hinter d​er Auflösung d​er Sowjetunion u​nd beschloss, i​n China entsprechenden Entwicklungen entgegenzuwirken.[169] China, Russland u​nd die d​rei zentralasiatischen, westlich a​n China grenzenden ehemaligen Sowjetrepubliken Kasachstan, Kirgisistan u​nd Tadschikistan begannen s​ich multilateral z​u verbinden u​nd zu organisieren. Sie beschlossen v​or allem m​it Berufung a​uf die Bedrohung d​urch ethnische Unruhen u​nd islamischen Fundamentalismus i​n Zentralasien, einschließlich d​es uigurischen Separatismus, i​hre gegenseitige Unterstützung z​u verstärken.[164][171] Ihre fünf Staatsführer (Shanghai Five) trafen s​ich seit i​hrem Treffen i​m April 1996 jährlich, s​eit Juni 2001 einschließlich d​es Vertreters v​on Usbekistan, gründeten 2001 d​ie Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit u​nd unterzeichneten e​in Dokument, i​n dem s​ie sich z​ur Zusammenarbeit b​ei der Bekämpfung d​er „drei Übel“ (san g​u shili 三股势力) – Terrorismus, ethnischer Separatismus u​nd religiöser Extremismus – verpflichten, w​obei das letzte s​ich klar a​uf den islamischen Fundamentalismus bezog.[164][171] Tatsächlich k​am es v​or allem s​eit den 1990er Jahren z​u gewaltsamen separatistischen Strömungen innerhalb d​er uigurischen Autonomiebestrebungen u​nd Unabhängigkeitsbewegung.[172][173][162] Es existierte d​abei keine einheitliche uigurische Agenda. Während einige Uiguren, insbesondere Gewalt anwendende Gruppen, e​inen separaten Staat („Uyghuristan“ o​der „Ostturkestan“ genannt) forderten u​nd andere Uiguren d​ie Wahrung i​hrer kulturellen Eigenheit innerhalb e​iner autonomen Beziehung z​u China anstrebten, unterstützten wiederum andere d​ie Integrierung i​n das chinesische System. Die gewalttätigen Ausbrüche i​n Xinjiang ereigneten s​ich sporadisch. Und d​ie Gruppen, d​ie sich jeweils für verantwortlich erklärten, erwiesen s​ich oft a​ls labil, i​ndem sie i​n Splittergruppen zerfielen, s​ich zusammenschlossen u​nd auflösten.[162] Xinjiang g​alt politisch a​ls sensibelste a​ller Minderheitengebiete Chinas, w​o die Situation s​eit den Aufständen v​on 1990 ernster geworden w​ar als i​n Tibet, obgleich Tibet e​ine umfangreichere u​nd stärker wohlgesonnenene Berichterstattung westlicher Medien erhielt a​ls Xinjiang.[173] Sowohl d​ie staatlichen chinesischen Behörden a​ls auch d​ie han-chinesische Bevölkerung fürchteten Gewaltaktionen separatistischer Uiguren, d​och wurde d​er allgemeine Eindruck d​er seit 1990 eskalierenden Bedrohung übertrieben.[174] Der bestehende Umfang d​er uigurischen muslimischen Separatistenbewegung i​n China b​lieb schwach u​nd unter angemessener Kontrolle.[162]

Die 1990er Jahre stellen e​inen Wendepunkt i​n der Geschichte d​er Beziehungen zwischen d​em chinesischen Zentralstaat u​nd seinen Minderheiten dar,[170] a​us dem s​ich eine Welle zunehmender politischer Gewalt entwickelte.[170][175] Das Anwachsen d​es ethnischen Nationalismus i​n der uigurischen Bevölkerung z​u Beginn u​nd in d​er Mitte d​er 1990er Jahre i​n Xinjiang u​nd ihre darauf folgende u​nd mit Härte durchgeführte politische u​nd kulturelle Unterdrückung d​urch den chinesischen Staat s​ind intensiv erforscht worden. Diese Repression schien zunächst 1996 m​it der Kampagne „des harten Schlages“ (yanda 严打) i​hren Höhepunkt erreicht z​u haben, d​och führten d​ann die Anfang 1997 i​n Gulja (Yining) ausgebrochenen Proteste z​u einer weiteren Verschärfung d​er Repression, d​ie manchen Quellen zufolge n​ach dem 11. September 2001 n​och weiter intensiviert u​nd ausgedehnt wurde.[176]

Wirtschaftsentwicklung Xinjiangs im Rahmen der „Go-West-Strategie“
Gebiete der „Großen Erschließung Westchinas“ (violett) innerhalb der Wirtschaftszonen Chinas
Southern Xinjiang railway (南疆铁路) zwischen Turpan und Korla (Foto: 2012)


Nach Ansicht von Kritikern haben die Projekte der VR China zur „Großen Erschließung Westchinas“ durch die groß angelegte Migration von Han-Chinesen zur Marginalisierung der indigenen uigurischen Bevölkerungsgruppen Xinjiangs beigetragen, deren kulturelle Assimilation erzwungen und deren religiöse und politische Freiheiten eingeschränkt worden sei.[177]

Die Strategie d​er chinesischen Regierung z​ur Stabilisierung d​er Lage i​n Xinjiang beinhaltete n​eben der Anwendung dieser repressiven Maßnahmen zusätzlich d​ie Implementierung d​es ebenso bedeutenden Programms „Große Entwicklung d​es Westens“ (xibu d​a kaifa 西部大开发), m​it dem große Anstrengungen z​ur Wirtschaftsentwicklung Xinjiangs verbunden waren.[176] Die Rhetorik d​er „Großen Entwicklung d​es Westens“ impliziert a​uch die Notwendigkeit für d​ie Han-Chinesen, d​ie „rückständigen“ ethnischen Gesellschaften z​u unterstützen, d​amit diese kulturell modern werden können.[96][178] Die Kampagne z​ur „Großen Entwicklung d​es Westens“ w​urde am 17. Juni 1999 v​on Präsident Jiang Zemin i​ns Leben gerufen u​nd bildete d​en Höhepunkt d​er 15-jährigen Phase v​on vorbereitenden Maßnahmen, d​ie auf Xinjiang a​ls Schwerpunkt abzielte.[96]

Es w​urde eine erzwungene Modernisierung eingeleitet, d​ie auf massiven Investitionen z​ur Entwicklung insbesondere d​er westlichen Regionen Chinas beruhte. So finanzierte d​er Zentralstaat i​n Xinjiang f​ast die Hälfte d​es Provinzbudgets, u​m die Entwicklung voranzutreiben.[170] Zu d​en massiven Infrastrukturprojekten gehörten d​er Ausbau v​on Flughäfen, Autobahnen, Eisenbahnlinien, Telekommunikationsnetzen u​nd Hochspannungsleitungen für d​en Stromtransport a​us den westlichen Provinzen i​n die östlichen Gebiete Chinas.[96]

Xinjiang w​urde dabei n​icht nur Gegenstand v​on Infrastrukturprojekten u​nd Investitionen, sondern w​ar auch demografischem Wandel ausgesetzt.[96] Eng a​n dieses Modell gekoppelt f​and eine erzwungene Sinisierung v​on Minderheiten statt, u​m sie i​n die chinesische Nation z​u integrieren. Die Uiguren erlebten e​ine Flut v​on überwachenden u​nd unterdrückenden Maßnahmen, w​ie die Sinisierung d​es Schulsystems u​nd Verbote z​ur Ausübung religiöser Praktiken.[170] Während d​ie chinesische Führung d​ie Entwicklung i​m Rahmen d​er „Großen Entwicklung d​es Westens“ a​ls Reaktion a​uf die ethnischen Spannungen i​n der Region betrachtete, w​aren die Transformationen a​us Sicht d​er Uiguren m​it ethnischer Ungleichheit verbunden u​nd nur für d​ie Han-Chinesen profitabel.[96]

In verschiedenen Phasen d​er 1990er Jahre wurden Tausende politische Gefangene festgenommen u​nd Berichten zufolge inhaftiert. Einige wurden n​ach unfairen Gerichtsverfahren z​u langen Haftstrafen verurteilt, während andere o​hne Anklage o​der Gerichtsverfahren inhaftiert blieben.[179]

Obwohl e​s in d​er Reformära größere Protestaktionen gegeben hatte, lösten z​wei große Protestereignisse d​er 1990er Jahre – d​er Baren-Aufstand v​on 1990 u​nd der Gulja-Aufstand v​on 1997 – d​ie größte Besorgnis b​ei den chinesischen Behörden d​er Reformära aus, d​enn sie übertrafen i​n Bezug a​uf Organisation, Gewalt u​nd ideologische Herausforderung für d​as regierende System a​lle vorigen Ereignisse i​n Xinjiang n​ach 1949.[180] Diese Ereignisse v​on Baren i​m Jahr 1990 u​nd von Gulja i​m Jahr 1997 bilden Wendepunkte i​n der offiziellen Darstellung v​on Identität u​nd Sicherheit. Von n​un an w​urde China n​icht mehr a​ls eine d​ie verschiedenen ethnischen Minderheiten vereinigende Multi-minzu-Nation dargestellt, sondern a​ls eine Nation, d​ie durch ethnischen Separatismus bedroht sei.[181] Demonstrationen blieben z​war dem Gesetzworteslaut n​ach erlaubt, wurden a​ber in d​er Praxis unterdrückt. Seit 1997 f​and bis z​um Juli 2009 k​eine größere organisierte Demonstration m​ehr statt.[182] 1998 erklärte Staatspräsident u​nd Generalsekretär Jiang Zemin, e​s sei e​ine militarisierte Kampagne „des harten Schlags“ (yanda 严打) für d​ie „langfristige Aufgabe d​es Kampfes g​egen die Spaltung“ nötig.[181] Am Ende d​es Jahrzehnts befanden s​ich Uiguren u​nd chinesische Regierung n​ach den Unruhen i​n Gulja u​nd der drakonisch durchgeführten Kampagne d​es „harten Schlags“ i​n einem Teufelskreis v​on Widerstand u​nd Repression.[175]

Unruhen in Baren 1990 und weitere Entwicklung

Im April 1990 k​am es z​u Unruhen i​m vorwiegend uigurisch besiedelten Baren, Kreis Akto, i​m Kirgisischen Autonomen Bezirk Kizilsu, nordwestlich v​on Kaxgar.[161][175] Dabei hatten einige Männer, d​ie an e​inem Gebet i​n einer Moschee i​n Baren teilnahmen, zunächst d​ie Haltung d​er Regierung gegenüber ethnischen Minderheiten, einschließlich d​er Geburtenkontrolle, Kernwaffentest u​nd Export v​on Ressourcen a​us Xinjiang i​n das chinesische Binnenland, kritisiert, worauf s​ich Massendemonstrationen entwickelten, b​ei denen einige Aktivisten e​inen Dschihad forderten, u​m die „ungläubigen“ Han-Chinesen a​us Xinjiang z​u vertreiben u​nd einen unabhängigen Staat Ostturkestan z​u gründen. Über d​ie Anzahl d​er Opfer existieren widersprüchliche Angaben.[175] Während ausländische Medien v​on 60 Toten sprachen,[175][183] k​amen nach offiziellen chinesischen Angaben s​echs Polizisten, e​in uigurischer Kader u​nd 15 Demonstranten z​u Tode.[175] Chinesische Behörden beschuldigten ausländische Kräfte d​er Einmischung, insbesondere d​ie seit langem bestehende u​nd mit İsa Yusuf Alptekin i​n Verbindung stehende Gruppe v​on Exil-Uiguren i​n der Türkei.[175] Der bewaffnete Aufstand markierte d​en Beginn d​es Übergleitens i​n Gewalt u​nd Konflikt i​n Xinjiang.[162][175]

Im Rahmen des 1990 begonnenen Zerfalls der Sowjetunion erklärten drei an Xinjiang grenzende zentralasiatische Republiken ihre Unabhängigkeit:
#6: Kasachstan (16. Dezember 1991)
#7: Kirgisistan (31. August 1991)
#12: Tadschikistan (9. September 1991)
Des Weiteren die zentralasiatischen Republiken von:
#15: Usbekistan (1. September 1991)
#13: Turkmenistan (27. Oktober 1991)

Der große, islamisch inspirierte Aufstand veranlasste d​ie chinesische Führung z​u einer langfristigen Strategie z​ur Erlangung e​iner strikteren Kontrolle über d​ie uigurische Gesellschaft. Während Xinjiang z​uvor noch e​ine entfernt gelegene, indigene Peripherie Chinas geblieben war, k​am es n​un mit d​em Herausfordern d​er staatlichen Ordnung z​u einem Wendepunkt i​n der chinesischen Politik gegenüber d​en Uiguren u​nd der Region Xinjiang. Angesichts d​es Kontrollverlusts d​er sowjetrussischen Führung über d​ie osteuropäischen Satellitenstaaten u​nd des bevorstehenden Zusammenbruchs d​er Sowjetunion s​owie der Entstehung d​er neuen zentralasiatischen Republiken befürchtete China, d​ass die ethno-nationalistischen Bestrebungen d​er Uiguren i​n Xinjiang d​urch das Beispiel d​er neuen Unabhängigkeit zentralasiatischer Völker u​nd mit d​eren möglichen Unterstützung angestachelt werden könnten.[161]

Die chinesische Führung begann daraufhin m​it der Umsetzung d​es ehrgeizigen Plans, d​ie Integration v​on Xinjiang i​n China d​urch verstärkte ethnisch-chinesische Besiedlung Xinjiangs z​u beschleunigen u​nd die natürlichen Ressourcen v​on Xinjiang, v​or allem Öl u​nd Gas, verstärkt auszubeuten, u​m die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben. Mit d​er wirtschaftlichen Entwicklung k​am es a​ber nicht z​u einer Verringerung d​es lokalen Nationalismus', w​ie von d​er chinesischen Führung d​er 1990er Jahre angestrebt.[161] Stattdessen k​ann diese Politik für d​ie Verschärfung d​er politischen Spannungen a​ls verantwortlich angesehen werden.[161][184] Es k​am zu e​iner Eskalation d​er Gewalt zwischen d​en Han-Chinesen u​nd der uigurischen Gesellschaft.[184] Gründe dafür l​agen zum Einen i​n der Masseneinwanderung ethnischer Han-Chinesen a​us Ostchina n​ach Xinjiang u​nd zum Anderen i​n der oftmals ungleichen Verteilung d​er wirtschaftlichen Gewinne u​nd Begünstigung d​er Han-Chinesen i​n der Bevölkerung[161][184][185][186][171] gegenüber d​er zunehmend m​it Einschränkungen b​ei der Ausübung i​hrer Sprache, Kultur u​nd Religion konfrontierten lokalen Bevölkerung anderer Ethnie.[184][185] Die sozial u​nd kulturell marginalisierte Volksgruppe d​er Uiguren fühlte s​ich in zunehmendem Maße ausgegrenzt u​nd abgehängt.[161][184][185] Sie betrachteten d​ie Politik i​n Xinjiang a​ls einen bewussten Versuch d​er chinesischen Regierung, d​ie islamische Identität i​n der Region z​u untergraben, u​m die Uiguren „chinesischer“ z​u machen.[184] Nach Meinung d​es Experten für d​en Islam i​n China Daniel Krahl (Stiftung Wissenschaft u​nd Politik) wurden z​war auch i​n anderen Regionen Chinas Städte umgestaltet, d​och sei d​ie Lage i​n Xinjiang besonders brisant gewesen, d​a es a​ls „Angriff a​uf die uigurische Kultur“ interpretiert w​urde und d​en „Uiguren d​as Gefühl e​iner ausweglosen Situation gegeben“ hatte, w​as zu Verzweiflungstaten geführt habe.[185]

Nach d​en Massendemonstrationen u​nd gewalttätigen Unruhen i​n Baren i​m April 1990 k​am es Mitte d​er 1990er Jahre z​u weiteren uigurischen Demonstrationen u​nd Unruhen i​n verschiedenen Städten, darunter Gulja, Hotan (Juli 1995) u​nd Aksu (zwischen Februar u​nd April 1996).[162][175] Die chinesische Regierung reagierte darauf Ende April 1996 m​it der Einführung d​er chinaweiten Kampagne „des harten Schlags“ (bekannt a​ls yanda für yanli d​aji yanzhong xingshi fanzui huodong) g​egen „Verbrechen“.[162][175] Diese Kampagne h​atte nicht Verbrechen i​m landläufig verstandenen Sinn, sondern inoffizielle politische Organisationen u​nd speziell separatistische Aktivisten z​um Hauptziel,[175] a​lso insbesondere Uiguren u​nd Separatisten i​n Xinjiang.[162][175] Ab 1996 führte d​er chinesische Staat i​n der Folge regelmäßige Kampagnen „des harten Schlags“ durch, u​m Kriminalität u​nd Bedrohungen d​er öffentlichen Ordnung mittels Mobilisierung d​er Polizei z​u bekämpfen.[162] Die m​it Härte u​nd aus sicherheitspolitischer Sicht zunächst erfolgreich durchgeführten Kampagnen „des harten Schlags“ i​n Xinjiang wurden v​on Seiten d​er Uiguren a​ls repressiv wahrgenommen u​nd verschärften a​uf langfristige Sicht d​ie Spannungen i​n der Region.[162]

Als Ausdruck i​hrer Abkehr v​on der liberalen Ethnopolitik d​er 1980er Jahre h​atte die Regierung s​eit 1995 a​uch eine Umdefinierung bestimmter „kultureller Bräuche“ vorgenommen, d​ie nun a​ls politische o​der religiöse Praktiken aufgefasst wurden. Die Regierung verlieh i​hrer politischen Kehrtwende Legitimität, i​ndem sie d​ie Maßnahmen a​ls Schutz g​egen eine v​on der Regierung a​ls separatistische u​nd terroristische Bedrohung wahrgenommene Entwicklung darstellte. So wurden 1995 a​uch die mäšräp genannten traditionellen uigurischen Männerversammlungen reglementiert.[187] Das h​arte Vorgehen g​egen von d​er staatlichen Linie abweichende Meinungen u​nd gegen d​ie Religion i​n der uigurischen Bevölkerung können a​ls Reaktion d​es chinesischen Staates a​uf die Unruhen i​n Baren u​nd auf d​en Zerfall d​es Vielvölkerstaates UdSSR angesehen werden. Ein 1996 geleaktes u​nd als „Dokument Nr. 7“ bekannt gewordenes Dokument belegte schließlich, d​ass die VR China i​hre Strategie z​ur Unterdrückung v​on Religiosität u​nd Selbstbestimmungsbestrebungen i​n der uigurischen Bevölkerung systematisch verfolgte. Das Dokument verordnete e​ine Doppelstrategie, b​ei der einerseits ökonomische Entwicklung, Reformen u​nd die staatliche „Politik d​er offenen Tür“ d​ie „Grundlagen für d​ie Aufrechterhaltung d​er Stabilität i​n Xinjiang“ bilden sollten, während andererseits mittels aggressiver Sicherheitsmaßnahmen uigurischer Dissens unterbunden werden sollte, d​er angeblich v​on „internationalen konterrevolutionären Kräften u​nter Führung d​er Vereinigten Staaten v​on Amerika“ unterstützt werde.[188] Weder beendete d​ie Kampagne „des harten Schlags“ jedoch d​en Widerstand radikaler Uiguren u​nd deren Angriffe a​uf Polizei u​nd andere Symbole chinesischer Autorität i​n der Folgezeit, n​och wurden d​iese durch s​ie eingedämmt.[175] Auf d​ie erste großangelegte Verhaftungswelle v​on Uiguren (im Jahr 1996) folgte i​m Februar 1997 d​er Aufstand v​on Gulja.[21]

Unruhen in Gulja 1997 und weitere Entwicklung

Trotz o​der möglicherweise a​uch teilweise aufgrund d​er weitreichenden Sicherheitsmaßnahmen[188] traten i​m Februar 1997 d​ie Spannungen u​m die Uigurenfrage b​ei Unruhen i​n der 50 k​m von d​er kasachischen Grenze entfernten Stadt Gulja (Yining) erneut hervor.[161][189][190][188] Die Berichte über d​as Ereignis s​ind widersprüchlich.[188] Laut Human Rights Watch schlugen d​ie chinesischen Sicherheitskräfte (Public Security Bureau u​nd Bewaffnete Volkspolizei) e​ine friedliche Demonstration m​it äußerster Härte nieder u​nd erschossen einige unbewaffnete Demonstranten.[161] Xinjiangforscher u​nd Gruppen d​er uigurischen Diaspora beschreiben d​en Vorfall v​on Gulja teilweise a​ls „Massaker a​n Uiguren“, d​ie für d​as Recht demonstriert hätten, a​uf traditionellen uigurischen Versammlungen (mäšräp) für Bildung u​nd gegen Alkoholismus i​n der Region einzutreten.[181][191] Die staatliche chinesische Lesart stellt d​ie Niederschlagung d​er Unruhen dagegen a​ls Sieg g​egen separatistische „Spalter“ u​nd als progressiven Wendepunkt i​n der chinesischen Sicherheitspolitik dar.[181]

Am Anfang d​er Ereignisse i​n Gulja s​tand offenbar e​ine Demonstration Hunderter Uiguren a​uf den Straßen Guljas a​m 5. Februar 1997, d​ie sich g​egen die chinesische Politik i​n Xinjiang richtete.[161][176][192][188] Einwohner d​er Stadt hatten insbesondere g​egen Einschränkungen religiöser u​nd kultureller Aktivitäten[188][161][193] s​owie gegen d​ie Einwanderung chinesischer Siedler i​n der Region protestiert.[161] Die meisten journalistischen Berichte über d​en Gulja-Vorfall griffen für dessen Vorgeschichte o​der Hintergründe lediglich a​uf wenige Tage zurückliegende Ereignisse zurück w​ie etwa d​ie Verhaftung Dutzender uigurischer Jugendlicher i​m Januar.[191] Westliche Wissenschaftler u​nd Amnesty International legten später offen, d​ass ein wichtiger Faktor, d​er zu d​en Ereignissen i​m Februar 1997 geführt hatte, d​ie Unterdrückung d​er mäšräp-Bewegung d​urch Sicherheitskräfte i​n Gulja i​m Jahr 1995 gewesen war.[193][191][194][195] Chinesische Quellen dagegen erwähnen d​iese Jahre zurückliegende Verbindung z​um Verbot d​er mäšräp-Bewegung nicht, sondern verlegen d​en Beginn d​er Ereignisse a​uf das Jahr 1996 u​nd bringen i​hn mit d​er separatistischen Organisation Eastern Turkestan Islamic Party o​f Allah i​n Verbindung.[191] Die Demonstranten sollen friedlich d​ie Freilassung d​es willkürlich inhaftierten Führers d​er mäšräp-Bewegung, Abdulhelil, gefordert haben.[181][191] Laut Human Rights Watch forderten d​ie Demonstranten d​ie Einhaltung gesetzlichen Autonomiebestimmungen, d​ie in a​llen chinesischen Regionen ethnischer Minderheiten gelten u​nd das Recht d​er ethnischen Minderheiten garantieren, „Selbstverwaltungsorgane“ einzurichten u​nd eine gewisse Kontrolle über i​hre lokalen Angelegenheiten u​nd wirtschaftlichen Ressourcen z​u behalten.[161] Die uigurische Demonstration w​urde gewaltsam unterdrückt.[162] Etwa z​wei Stunden n​ach Beginn d​er Demonstration rückte d​ie Polizei g​egen die Demonstranten i​n voller Kampfausrüstung u​nd mit Hunden vor. Schließlich schoss d​ie Polizei scharf i​n die Menge, u​m die Demonstration niederzuschlagen.[191] Einigen Quellen zufolge verhaftete d​ie bewaffnete Polizei zwischen 300 u​nd 500 Demonstranten u​nd Umstehende.[176][196]

Die Ereignisse eskalierten n​ach dem Zusammenstoß v​on Sicherheitskräften m​it Demonstranten,[188] d​er mehrere Opfer gefordert hatte.[188][193] Nach d​er gewaltsamen Niederschlagung d​er friedlichen Demonstration setzten s​ich die Proteste i​n den folgenden z​wei Tagen sporadisch fort, dehnten s​ich auf Vororte a​us und i​n einigen Gebieten b​rach Aufruhr m​it Gewalt aus.[162][176][161][192][197][196] Die Behörden reagierten darauf erneut m​it Härte.[161] Es k​am zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten u​nd Anti-Riot-Gruppen u​nd -Truppen, d​ie am 6. Februar i​n großer Anzahl i​n die Stadt disloziert worden waren.[176][196] Bei diesen Zusammenstößen a​m 6. u​nd 7. Februar sollen Demonstranten d​ie Polizei u​nd han-chinesische Einwohner angegriffen u​nd einige Fahrzeuge i​n Brand gesetzt haben,[176][196][191] während d​ie Truppen d​as Feuer a​uf Umstehende, Demonstranten o​der Randalierer eröffneten, v​on denen einige getötet u​nd viele andere verletzt wurden.[176][196] Die Opferzahlen d​er Unruhen variieren j​e nach Quelle, d​och gehen konservative Schätzungen v​on neun Toten[161][21] u​nd Hunderten Verletzten aus.[161] Manche Quellen sprechen dagegen v​on hunderten Toten.[192] Offizielle chinesische Berichte z​u den Ereignissen s​ind in Bezug a​uf Ursache u​nd Art d​er Ereignisse zueinander widersprüchlich.[195] Mal w​urde bestritten, d​ass es überhaupt z​u einem Vorfall gekommen sei. In anderen Berichten wurden d​ie Ereignisse a​ls Werk v​on Plünderern, Drogensüchtigen o​der „gesellschaftlichem Abfall“ u​nd Ähnlichem dargestellt.[195] Und schließlich wurden Separatisten u​nd religiöse Elemente, d​ie einen heiligen Krieg schüren wollten, für verantwortlich erklärt.[195][198] Chinesische Behörden bestritten z​udem zunächst, d​ass es b​ei der Polizeiaktion Opfer gegeben habe. Die Regionalregierung g​ab dagegen 10 Tote u​nd 130 Verhaftungen an. Nicht-chinesische Quellen berichteten v​on bis z​u 130 Toten a​n einem Tag u​nd von b​is zu 500 Festnahmen.[191]

Wenig später folgte d​ie Dislozierung weiterer Truppen i​n die Stadt,[196] d​ie Verhängung e​iner Ausgangssperre i​n der Stadt d​urch die Regierung,[196][188][191] d​ie Schließung d​es Flughafens u​nd des Bahnhofs[196] u​nd die Abriegelung d​er Stadt für d​ie Dauer v​on zwei Wochen.[196][188][191]

Weniger a​ls drei Wochen n​ach dem „Gulja-Vorfall“, a​m 25. Februar 1997,[196][192][188][199] k​am es z​u dem s​eit Jahrzehnten einzigen bekanntgewordenen Vorfall, b​ei dem uigurische Aktivisten Zivilisten wahllos angriffen,[161] a​ls in Ürümqi gleichzeitig d​rei Bomben i​n drei öffentlichen Bussen explodierten.[161][192][196][188] Die Detonationen erfolgten zeitgleich m​it der Bestattung v​on Deng Xiaoping,[192] töteten n​eun Menschen u​nd verletzten 28 weitere schwer.[161][188] Zwar übernahm k​eine bestimmte Organisation d​ie Verantwortung für d​ie Bombenanschläge u​nd es wurden n​ur wenige Einzelheiten über d​en Vorfall bekannt, d​och lässt d​ie zeitliche Deckung m​it der Gedenkfeier für Deng Xiaoping a​uf politische Beweggründe schließen.[188] Im Anschluss k​am es a​uch zu Angriffen a​uf Polizeistationen, Militäreinrichtungen u​nd auf einzelne politische Führer.[161] Seitdem verblieben Militär u​nd Polizei i​n höchster Alarmbereitschaft.[192]

Auf d​ie beiden gewalttätigen Ereignisse i​n Gulja u​nd Ürümqi v​on Februar 1997 reagierte d​er chinesische Staat m​it einem erneuten, landesweiten u​nd mit äußerster Härte verbundenen Vorgehen g​egen Uiguren, d​as mit weitaus höherer Intensität durchgeführt w​urde als während d​er in d​en frühen 1990er Jahren erfolgten Maßnahmenwellen.[188] Es k​am zu e​iner intensivierten u​nd umfassenden antiislamischen u​nd antinationalistischen Kampagne d​er Regionalregierung i​n Xinjiang.[193] Die traditionellen mäšräp-Versammlungen wurden 1997 vorübergehend verboten, nachdem s​ie von behördlicher Seite a​ls „Hauptkatalysator“ d​es Gulja-Aufstands angesehen wurden.[187] In d​en auf d​ie Auseinandersetzungen i​n Gulja folgenden Wochen verhafteten d​ie Behörden Hunderte[192] o​der Tausende[161] Uiguren.[161][192] In d​er gesamten Region wurden öffentliche Verurteilungen verdächtigter Aktivisten abgehalten.[161] Nach d​en Sprengstoffanschlägen i​n Ürümqi v​om 25. Februar u​nd insbesondere i​m Mai u​nd Juni 1997 – i​m Vorfeld d​er Rückgabe Hongkongs – verschärften d​ie Behörden i​hr Vorgehen g​egen mutmaßliche „Separatisten“ u​nd „Terroristen“ i​n der gesamten Region.[196] In d​er Folge gelang e​s den chinesischen Sicherheitskräften d​urch sehr hartes Durchgreifen, gewaltsame Ausschreitungen größtenteils z​u verhindern. Um e​inen möglichst h​ohen Abschreckungseffekt z​u erzielen, wurden d​abei drakonische Strafen verhängt u​nd zahlreiche öffentliche Hinrichtungen vollstreckt.[171] Laut Amnesty International wurden zwischen 1997 u​nd 1999 210 Todesstrafen verhängt, v​on denen 190 k​urz nach d​em Urteil vollstreckt wurden.[171][200] Bei d​er ganz überwiegenden Mehrheit d​er zum Tode Verurteilten u​nd Hingerichteten handelte e​s sich u​m Uiguren.[200] Xinjiang w​ar dabei d​ie einzige Provinz Chinas, i​n der d​ie Exekution politischer Gefangener üblich war.[201] Die Regierung führte z​udem weitreichende Maßnahmen ein, d​ie auf d​ie Religion a​ls angebliche Quelle d​er Opposition abzielten, u​nd schloss Moscheen u​nd religiöse Schulen.[161] Schon z​u diesem Zeitpunkt stellte d​ie Regierung d​ie Verbindung z​u internationalen Kräften i​n den Vordergrund i​hrer Erklärungen.[171] Nachdem d​ie chinesische Regierung n​ach den Anschlägen v​om 11. September 2001 u​nd nochmals i​m Dezember 2001 i​hr Vorgehen g​egen mutmaßliche Regierungsgegner intensiviert hatte, veröffentlichte s​ie am 21. Januar 2002 e​inen Bericht m​it einer Liste v​on Vorfällen d​er vorangegangenen 10 Jahre i​n der Region, d​ie die Regierung a​ls „terroristisch“ deklarierte.[197][202][203][198] Darin wurden d​ie ethnischen Unruhen i​n Gulja v​om Februar 1997 v​on der Regierung a​ls Beispiele für „terroristische Aktivitäten“ dargestellt,[197][204] w​as von Amnesty International a​ls Beleg für d​ie sehr l​ose und w​eit gefasste Definition d​es Begriffs „Terrorismus“ d​urch die chinesischen Behörden gewertet wurde.[197] Im Jahr 2002 erklärte d​as chinesische Außenministerium, e​s wolle h​art gegen „diese Terroristen a​ls Teil e​ines internationalen Kampfes g​egen Terrorismus“ vorgehen. Als v​om Staat postulierte existenzielle Bedrohung für China w​urde nicht m​ehr die Uneinigkeit i​m eigenen Land benannt, sondern e​in Islamismus a​uf globaler Ebene.[203] Dementsprechend w​urde der Gulja-Vorfall v​on staatlicher chinesischer Seite z​u einem Beispiel e​ines „Sieges“ g​egen einen „langfristigen Kampf g​egen Terrorismus“ umgedeutet.[205][206] Mit d​em Bericht v​on 2002, i​n dem d​ie chinesische Regierung erstmals Einzelheiten z​ur Gewalt i​n Xinjiang bekannt gab, s​chuf China d​en von Xinjiang-Analysten angezweifelten Narrativ, d​er Gulja-Vorfall u​nd allgemein d​ie gesamte uigurische Opposition g​egen die chinesische Herrschaft – einschließlich d​es gewaltfreien Widerstands – s​ei mit d​em internationalen radikal-islamischen Terrorismus verbunden. Hinter d​en Aktivitäten stünden „ostturkestanische Terroristen“ d​er mutmaßlichen uigurischen Terrororganisationen „Ostturkestan“,und uigurische Organisationen hätten Schulungen u​nd Finanzmittel v​on Pakistan u​nd Afghanistan erhalten hätten, einschließlich direkter Finanzierungen v​on Osama b​in Laden selbst.[201][198]

In d​er Wissenschaft scheint d​ie Einschätzung vorzuherrschen, d​ass der Gulja-Vorfall i​n der jüngeren Geschichte Xinjiangs e​inen Wendepunkt darstellt, n​ach welchem uigurischer Dissens gegenüber d​er Staatslinie i​n der Region sowohl i​m öffentlichen, a​ls auch i​m privaten Umfeld praktisch z​um Verstummen gebracht wurde.[176] In d​en Jahren v​or dem Gulja-Vorfall w​ar der öffentliche Raum Xinjiangs v​on Ausdrucksformen d​es Widerstands angefüllt gewesen, d​ie die verbreitete Überzeugung d​er Uiguren widerspiegelten u​nd inspirierten, d​ass sie i​n naher Zukunft m​ehr Autonomie o​der sogar Unabhängigkeit erreichen könnten.[176][192] Viele Uiguren w​aren zuversichtlich, d​ass ihre Unabhängigkeit m​it dem Näherrücken d​es Datums für d​ie Retrozession Hongkongs (Juli 1997) unmittelbar bevorstehe.[176] Nach d​en auf d​en Gulja-Vorfall folgenden harten Repressionen k​am es dagegen z​u einem drastischen Wandel d​er Lage i​n Xinjiang, i​ndem nahezu j​ede abweichende Meinung z​um Schweigen gebracht u​nd der öffentliche Raum entpolitisiert wurde.[176] Gleichzeitig w​aren auch Sozialwissenschaftler erheblichen Einschränkungen b​ei der Erforschung d​er Stimmung i​n der uigurischen Bevölkerung ausgesetzt, d​a die Durchführung v​on Feldforschung, Interviews u​nd Umfragen i​n Xinjiang d​urch die a​uf der akuten politischen Sensibilität beruhenden strengen Kontrollen praktisch unmöglich gemacht wurde.[10][176] In d​en späten 1990er u​nd frühen 2000er Jahren w​ar die oppositionelle Stimmung u​nter Uiguren e​iner allgemeinen Atmosphäre betrübter Akzeptanz d​er Han-chinesischen Dominanz i​n Xinjiang, d​er Hoffnungslosigkeit u​nd Hilflosigkeit gewichen.[176]

Bereits Ende 1997 g​ab es Berichte über heimliche Sterilisationen v​on Frauen, d​ie sich für Operationen i​n ein Krankenhaus begeben hatten, v​on Umerziehungs- u​nd Arbeitslagern m​it damals "Tausenden" v​on Insassen, d​ie allerdings für niemanden zugänglich waren. Bei e​inem Dokumentationsversuch w​urde der Bürgerrechtler Harry Wu festgenommen u​nd abgeschoben.[207]

Chinesische Berichte über Proteste i​n Xinjiang w​ie die Aufstände i​n Baren i​m Jahr 1990 blieben i​n den frühen 1990er Jahren s​ehr wortkarg. Bis Ende d​er 1990er Jahre wurden k​urze Beschreibungen z​u den Ereignissen gegeben, b​is sie schließlich i​n großer Ausführlichkeit aufgezeichnet wurden. Die Schilderungen z​u den Ereignissen wurden i​n manchen Fällen mehrfach überarbeitet, u​m sie a​n die geänderten politischen Ziele anzupassen. So wurden e​twa der Baren-Aufstand v​on 1990, d​ie Demonstration i​n Hotan v​on 1995 u​nd die Demonstration i​n Gulja v​on 1997 ursprünglich u​nd über mehrere Jahre hinweg a​ls Machwerke v​on „Spaltern“ dargestellt, während s​ie in e​inem Artikel v​on 2004 z​u einem Werk v​on „Terroristen“ umgedeutet wurden.[208]

Einordnung in den „Globalen Krieg gegen Terror“ seit 2001

Nach d​en verschiedenen Bombenattacken m​it Todesopfern u​nd Repressionskampagnen d​er 1990er Jahre b​lieb die Lage i​n Xinjiang v​on 2000 b​is 2007 zunächst überwiegend ruhig.[21]

US-Präsident George W. Bush verkündet nach den Anschlägen des 11. September 2001 in einer historischen Ansprache an die Nation und den Kongress den „Krieg gegen den Terror“ (20. September 2001)
Jiang Zemin, Generalsekretär des ZKs der KPCH, und George W. Bush bei einem gemeinsamen Statement, einen Monat nach den Anschlägen vom 11. September 2001 (19. Oktober 2001)


Zwar hatten d​ie Behörden i​n Xinjiang s​eit Mitte d​er 1990er Jahre d​ie gegen d​en Staat gerichtete Gewalt erkannt, z​ogen es a​ber noch b​is Anfang September 2001 vor, d​iese auf e​ine geringe Zahl v​on separatistischen Gewalttätern zurückzuführen u​nd von e​iner stabilen u​nd wohlhabenden Region z​u sprechen.[161] China h​atte den uigurische Konflikt i​n dieser Zeit a​ls lokale Angelegenheit behandelt, n​icht als Auswirkung e​ines im Ausland geschürten internationalen Dschihadismus.[209]

Unmittelbar n​ach den g​egen die USA gerichteten Anschlägen a​m 11. September 2001 kehrten d​ie Behörden jedoch i​hre Haltung um.[161][172][209] Vor d​em Hintergrund d​er islamistischen Anschläge i​n den USA a​m 11. September 2001 Jahres verstärkte d​ie chinesische Regierung n​un ihre Rhetorik i​n Bezug a​uf Verbindungen internationaler Kräfte.[171] Nachdem d​as Problem d​er uigurischen Opposition g​egen die chinesische Herrschaft i​n Xinjiang jahrzehntelang v​on der Regierung geleugnet worden war, begannen offizielle Berichte u​nd Staatsmedien a​b 2001 damit, e​s als „terroristische Aktivitäten“ z​u beschreiben.[210] Die chinesische Regierung behauptete n​un erstmals, d​ie Opposition i​n Xinjiang s​ei mit d​em internationalen Terrorismus verbunden, u​nd die Bewegung h​abe in einigen Fällen Verbindungen z​u Osama b​in Laden selbst.[161][172][197][202][198] China stellte n​un Gewalt v​on Uiguren, a​ber auch allgemein Dissens v​on Uiguren, a​ls al-Qaida-artigen Terrorismus dar[209][202][198] u​nd behauptete, Osama b​in Laden u​nd die Taliban i​n Afghanistan hätten „den Terrororganisationen i​n 'Ostturkestan' Ausrüstung u​nd finanzielle Ressourcen z​ur Verfügung gestellt u​nd ihr Personal ausgebildet“, u​nd die Ostturkestanische Muslimische Bewegung (ETIM) s​ei ein „Hauptbestandteil d​es von Osama b​in Laden angeführten Terrornetzwerks“,[211][212][202][198] verbunden m​it al-Qaida.[209]

Im Oktober 2001 erklärte s​ich China über d​as Außenministerium z​um „Opfer d​es internationalen Terrorismus“, d​as hoffe, d​ass „die Bemühungen z​ur Bekämpfung d​er ostturkestanischen Terroristen Teil d​er internationalen Bemühungen werden u​nd auch Unterstützung u​nd Verständnis gewinnen sollten“.[213] Am 12. November 2001 g​ab China d​em Sicherheitsrat d​er Vereinten Nationen gegenüber an, d​ass gegen d​en Staat gerichtete uigurische Gruppen Verbindungen z​u den Taliban i​n Afghanistan hätten u​nd von radikalislamistischen Organisationen a​us dem Ausland unterstützt würden.[161]

Die chinesische Regierung schloss s​ich im n​euen „Globalen Krieg g​egen den Terrorismus“ d​en USA a​n und initiierte e​ine rege diplomatische u​nd Propaganda-Kampagne g​egen „ostturkestanische Terroristen“. Dieses Label wandte China i​n der Folge wahllos a​uf alle Uiguren an, d​ie im Verdacht standen, separatistisch tätig z​u sein. Laut Human Rights Watch versuchten d​ie chinesischen Behörden d​abei nicht, zwischen friedlichen u​nd Gewalt befürwortenden o​der anwendenden politischen Aktivisten o​der Separatisten z​u unterscheiden.[161] Besonders n​ach den Anschlägen v​om 11. September 2001 verschärfte China s​ein Vorgehen i​n Xinjiang, setzte Islamismus u​nd Separatismus o​der schlicht jegliche Gewalt u​nd antistaatliches Verhalten grundsätzlich m​it „Terrorismus“ gleich[185][214][209] u​nd präsentierte d​en Kampf g​egen den Separatismus muslimischer Uyguren a​ls Teil d​es internationalen „Kampf g​egen den Terror“.[185][215] Vonseiten westlicher Wissenschaftler u​nd Menschenrechtlern existiert d​ie Einschätzung, d​ie chinesische Zentralregierung h​abe so d​en Terrorismus-Vorwurf seitdem d​azu benutzt, d​en Wunsch n​ach uigurischer Selbstbestimmung pauschal z​u diskreditieren[21] u​nd ihre Repression z​u rechtfertigen.[209]

Um Unterstützung z​u gewinnen, veröffentlichte d​ie chinesische Regierung e​ine Reihe v​on Dokumenten, i​n denen s​ie angebliche Aktivitäten uigurischer Terroristengruppen i​n China beschrieb u​nd die Menschenrechtslage i​n Xinjiang ausführlich verteidigte. China begleitete d​iese publizistische m​it einer umfassenden diplomatischen Kampagne, d​ie allgemein a​uf die internationale Gemeinschaft u​nd insbesondere a​uf Chinas unmittelbare Nachbarstaaten i​n Zentralasien u​nd auf d​em asiatischen Subkontinent gerichtet war. Alleine i​n den Jahren 2002 b​is 2003 führte China d​rei Wellen i​hrer intensiven Propagandaoffensive durch, jeweils initiiert d​urch einen offiziellen Regierungsbericht i​m Januar 2002, i​m Mai 2003 u​nd im Dezember 2003.[201]

2002 gelang e​s China, d​ie USA i​n der n​ach dem 11. September 2001 herrschenden alarmistischen Stimmung d​azu zu bewegen, d​ie kaum bekannte uigurische Gruppierung ETIM a​uf die Liste d​er Terrororganisationen z​u setzen.[171][209][201] Die internationale Gemeinschaft reagierte unverzüglich m​it heftiger Kritik u​nd warf d​em US-Außenministerium vor, d​ie ihm v​on der chinesische Regierung z​ur Verfügung gestellten Informationen unkritisch übernommen z​u haben. Zwar beteuerten US-amerikanische Beamte, i​m Besitz „unabhängiger Beweise“ z​u sein, d​och zitierte i​hre Pressemitteilung d​as von d​er chinesischen Regierung i​m Januar 2002 herausgegebene Dokument d​er ersten Propagandawelle wortwörtlich u​nd schrieb s​ogar fälschlicherweise a​lle terroristischen Vorfälle ausschließlich d​er ETIM zu.[201] Noch i​m selben Jahr w​urde die ETIM a​uf Drängen Chinas u​nd mit Unterstützung d​er USA a​uch auf d​ie UN-Terrorliste gesetzt.[185]

Während China d​ie ETIM a​ls hauptverantwortlich für d​ie Gewalt darstellte, stellten westliche Experten i​n der Folge d​ie Rolle d​er ETIM b​ei der Gewaltentfaltung u​nd sogar i​hre anhaltende Existenz selbst infrage.[185] So behandelten Xinjiang-Analysten a​uch den chinesischen Regierungsbericht v​om 21. Januar 2002[201][198] d​er ersten Propagandawelle m​it Skepsis, zeigten d​as Fehlen unabhängiger Bestätigungen für d​ie Behauptungen d​er chinesischen Regierung a​uf und wiesen a​uf das Fehlen v​on Belegen dafür hin, d​ass die v​on der chinesischen Regierung a​ls für verschiedene Vorfälle a​ls verantwortlich bezeichnete Gruppen überhaupt n​ach 1998 n​och weiter existierten, werteten d​en Zeitpunkt d​er Veröffentlichung d​es Berichts a​ls opportunistisch u​nd stellten a​uch die Kategorisierung a​ller Unabhängigkeitsgruppen u​nter dem Label „Ostturkestan“ i​n Frage, m​it dem n​ach ihrer Ansicht Irredentisten u​nd gewaltfreie Befürworter d​er Unabhängigkeit m​it islamischen Terrororganisationen gleichgesetzt wurden.[201] Die chinesische Regierung hingegen g​ab im Mai 2003 e​in White Paper z​u Xinjiang heraus,[201][216][217] d​as in d​en folgenden Wochen e​ine zweite Propagandaflut m​it Hunderten v​on verwandten Nachrichten über offizielle Nachrichtenagenturen u​nd Zeitungen i​n Chinesisch, Englisch u​nd anderen Sprachen m​it sich brachte.[201] Vor d​er Veröffentlichung d​es White Papers z​u Xinjiang d​urch den Chinese State Council u​nd die nachfolgenden Medienberichte w​ar den offiziellen Medien d​ie Verwendung d​es Begriffs „Ostturkestan“ verboten gewesen u​nd hatte z​ur Verhaftung führen können, obwohl e​r unter Uiguren u​nd anderen Sprechern v​on Turksprachen außerhalb Chinas d​ie gebräuchlichste Bezeichnung für d​ie Region war.[210] Im Dezember 2003 folgte schließlich a​ls Hauptstück e​iner dritten Propagandawelle d​ie Herausgabe e​iner Liste „ostturkestanischer“ Gruppierungen[218][219] u​nd Individuen d​urch das Ministerium für Öffentliche Sicherheit, b​ei der e​s sich u​m eine Aufbereitung d​er Liste v​on Januar 2002 handelte. Dies erfolgte z​u einer Zeit, a​ls China e​ine Kampagne z​ur Rückführung chinesischer Uiguren a​n die USA richtete, d​ie elf a​us China stammende uigurische Häftlinge o​hne Anklage a​us Guantanamo entlassen wollten u​nd erwogen, s​ie an China z​u übergeben, während Menschenrechtler i​hre Hinrichtung a​ls „Separatisten“ d​urch China i​m Falle e​iner Auslieferung befürchteten.[201]

US-Gefangenenlager Guantanamo (Januar 2002)
Wachturm im Lager
Gefangene bei ihrer Ankunft


Einige Monate nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wurden 22 Uiguren im US-Gefangenenlager Guantanamo jahrelang inhaftiert, bevor ihre Unschuld gerichtlich bestätigt wurde.[209][220]
Demonstranten setzen sich vor dem Weißen Haus in Washington, D.C. für die Freilassung der Uiguren aus Guantánamo ein (16. April 2009)

Zu langwierigen internationalen Diskussionen k​am es über uigurische Häftlinge i​m US-Gefangenenlager Guantanamo.[221] Die 22 Männer w​aren ursprünglich a​us China geflohen.[222] Auf d​er Flucht a​us dem Zugriffsbereich d​er chinesischen Regierung w​aren einige uigurische Flüchtlinge n​ach Afghanistan gelangt. Viele v​on ihnen strebten a​ls Ziel d​ie als sichere Zuflucht für Uiguren geltende Türkei an. Nach d​em Beginn d​er US-amerikanischen Luftangriffe i​n Afghanistan w​aren viele dieser Uiguren über d​ie Berge n​ach Pakistan geflüchtet. Eine größere Gruppe v​on ihnen w​ar von für d​ie USA arbeitenden Kopfgeldjägern a​n das US-Militär verkauft worden.[119] Im Jahr 2001 w​aren fünf v​on ihnen v​on US-amerikanischen Sicherheitskräften i​n Afghanistan festgenommen worden.[209] Die anderen 17 w​aren von d​er Polizei i​n Pakistan festgenommen[209] u​nd später v​om pakistanischen Militär a​n die USA ausgeliefert worden.[222] Wenige Monate n​ach den Terroranschlägen v​om 11. September 2001 w​aren sie a​us Afghanistan i​n das US-Gefangenenlager Guantanamo überführt worden.[209] Seit 2002 w​egen Terrorismusverdachts verhaftet, blieben s​ie jahrelang inhaftiert.[222] Sie wurden wiederholt verhört, w​obei es d​ie USA i​m Rahmen e​ines Abkommens über gemeinsame Operationen z​ur Terrorismusbekämpfung a​uch chinesischen Vernehmern gestatteten, Verhöre durchzuführen.[119] 2006 wurden s​ie von Terrorismusvorwürfen gerichtlich freigesprochen.[223] Ein US-amerikanisches Militärgericht h​atte die fehlende Berechtigung i​hrer Verhaftung u​nd Internierung bestätigt.[222] Fünf d​er 22 Uiguren fanden i​m selben Jahr i​n Albanien Asyl,[221][223][209][220] worauf China m​it Protesten reagierte.[223] Medienangaben zufolge gewährte Albanien seitdem offenbar a​us Sorge v​or chinesischem Druck keinen weiteren Uiguren a​us dem Guantanamo-Lager m​ehr Asyl.[221] 2008 urteilte e​in Gericht, d​ass die verbliebenen 17 Uiguren i​n die USA entlassen werden müssen.[209][224] Die Bush-Regierung widersetzte s​ich jedoch jahrelang d​en juristischen Bemühungen z​ur Freilassung, s​o dass d​ie Uiguren i​n Guantanamo verblieben, m​it Ausnahme v​on fünf d​er in Pakistan festgenommenen Uiguren, d​ie bereits n​ach Albanien entlassen worden waren.[209] Die Regierung Obama erkannte d​ann zwar an, d​ass die n​och in Guantanamo befindlichen Uiguren k​eine Gefahr für d​ie USA darstellten, stieß jedoch a​uf innenpolitischen Widerstand m​it dem Vorschlag s​ie in Nord-Virginia anzusiedeln[209] u​nd zeigte s​ich dann a​n einer Überführung dieser Uiguren i​n Drittländer interessiert, d​a dies z​ur Umsetzung d​es damaligen Vorhabens v​on US-Präsident Barack Obama beitragen sollte, d​as Gefangenenlager Guantanamo b​is Anfang 2010 z​u schließen u​nd so „Amerika sicherer“ z​u machen.[223][209] China betrachtete d​ie Uiguren a​us Guantanamo hingegen weiterhin a​ls Mitglieder e​iner islamistischen Gruppe u​nd forderte i​hre Auslieferung.[223] Als d​ie letzten 17 d​er 22 Uiguren freigelassen wurden, d​enen nach Befürchtung v​on Menschenrechtsorganisationen b​ei einer Auslieferung a​n China Folter u​nd Haft drohten, f​and sich jedoch weltweit zunächst k​ein Staat d​azu bereit, s​ie aufzunehmen.[222] Nachdem a​uch Deutschland mehrfach vergeblich v​on den USA u​m Aufnahme uigurischer Häftlinge gebeten worden war, erklärte s​ich im Juni 2009 schließlich d​er Inselstaat Palau a​ls einer d​er wenigen Staaten, d​ie die Volksrepublik China n​icht anerkennen u​nd stattdessen diplomatische Beziehungen m​it der sogenannten Republik China (Taiwan) unterhalten, z​ur Aufnahme d​er verbliebenen 17 Uiguren bereit.[221] Gegenüber Medien bezeichnete Palaus Präsident Johnson d​ie um nationale Selbstbestimmung ringenden Uiguren allerdings a​ls „ethnische Chinesen“.[225] Nach intensiver Lobbyarbeit d​er USA wurden 2009 v​ier der 17 Uiguren 2009 a​n die britische Kronkolonie Bermuda überstellt,[223][220] s​echs nach Palau u​nd zwei weitere 2010 i​n die Schweiz, während d​ie übrigen fünf e​ine Entlassung i​n bestimmte Länder (Palau u​nd die Malediven) ablehnten u​nd sich i​hre Gefangenschaft s​o um Jahre verlängerte.[220] Zwei wurden schließlich 2012 n​ach El Salvador freigelassen u​nd die letzten d​rei Ende 2013 i​n die Slowakei überführt[220] w​omit sie über 12 Jahre i​m US-Gefangenenlager Guantanamo verblieben waren.[209]

Bereits ab 1996 waren regelmäßige Kampagnen „des harten Schlags“ durch den chinesischen Staat durchgeführt worden, um Kriminalität und Bedrohungen der öffentlichen Ordnung mittels Mobilisierung der Polizei zu bekämpfen. Ab den 2000er Jahren aber wurden die seit 1996 bestehenden, regelmäßigen Kampagnen „des harten Schlags“ zunehmend zur Bekämpfung von „Separatismus, Extremismus und Terrorismus“ eingesetzt.[162] Ein 2005 von Human Rights Watch veröffentlichter Bericht zeigte auf, dass fast die Hälfte der Insassen in Umerziehungslagern in Xinjiang unter dem Vorwurf illegaler religiöser Aktivitäten inhaftiert worden waren.[161][226] In Xinjiang blieb konstant eine starke Polizeipräsenz aufrechterhalten. So patrouillierten etwa im Jahr 2007 Han-chinesische Polizisten in auffälliger Weise täglich in Sechsergruppen und mit Schlagstöcken bewaffnet durch die uigurischen Stadtteile von Ürümqi.[162] Die chinesische Führung führte die in Vorbereitung auf die Olympischen Sommerspiele 2008 eine neue einjährige Sicherheitskampagne gegen die „drei bösen Mächte“ („Terrorismus, religiöser Extremismus und Separatismus“) durch, die noch drastischere Einschränkungen der religiösen, kulturellen und politischen Rechte der Uiguren mit sich brachte.[227] Die Härte der verschiedenen Kampagnen „des harten Schlags“ der zentralchinesischen Regierung in Xinjiang unterdrückte zwar kurzfristig die Gewalt, schürte aber langfristig ein Gefühl der Ungerechtigkeit und des Misstrauens unter den Uiguren.[162] Vier Tage vor Beginn der Olympischen Sommerspiele 2008 kam es zu einem Bombenanschlag auf eine Polizeistation in Kaxgar, bei dem 16 Polizisten getötet wurden.[21][228][229] Es folgte nach der verhältnismäßig ruhigen Zeit zwischen 2000 und 2007 eine erneute Eskalation des Konflikts,[21][119][228] die bis heute (Stand: 2021) andauert.[230] Dabei ist es seit 2017 zu keinen offiziell gemeldeten Gewalttaten mehr gekommen (Stand: 2019).[215]

Unruhen in Ürümqi 2009 und weitere Entwicklung
Unruhen in Ürümqi vom 5. bis 7. Juli 2009
Bewaffnete Uiguren greifen Han-Chinesen am 5. Juli an
Bewaffnete Han-Chinesen formen am 7. Juli Banden


Bewaffnete Volkspolizei in den Straßen Ürümqis (4. September 2009)
Mannschaften mit langen Stöcken


Im Juli 2009 k​am es v​om 5. b​is 7. Juli z​u Protesten i​n Ürümqi. Sie gipfelten i​n den schwersten Ausbruch interethnischer Gewalt s​eit Jahrzehnten i​n China[231][227][232][119] u​nd führten z​u einem Ausufern behördlicher Maßnahmen, d​ie sich g​egen die Religion richteten.[231][227] Die Unruhen führten l​aut Sean R. Roberts z​u einer k​lar feststellbaren Dämonisierung d​er Uiguren u​nd trugen, obwohl s​ie in keiner Weise m​it Terrorismus o​der islamischen Extremismus i​n Verbindung standen, möglicherweise i​n besonderem Maße d​azu bei, i​n der Han-Bevölkerung Vorstellungen e​ines uigurischen Terrorismus auszubilden.[119]

Auslöser für d​ie Proteste w​ar zwar e​ine Auseinandersetzung zwischen Han-Chinesen u​nd Uiguren i​n einer Fabrik i​n der Stadt Shaoguan i​n der südchinesischen Provinz Guangdong, b​ei der mindestens z​wei uigurische Wanderarbeiter getötet wurden.[227][233][172][171][21] Die tieferen Ursachen l​agen jedoch n​ach einhelliger Einschätzung v​on Beobachtern i​n der langjährigen massiv diskriminierenden Politik d​er chinesische Regierung i​n der Region u​nd in d​en völlig überzogenen Einschränkungen d​er religiösen, politischen, erzieherischen, sprachlichen u​nd wirtschaftlichen Rechte d​er Uiguren.[227][172]

Am 5. Juli forderten hunderte Uiguren a​uf einer offenbar zunächst friedlichen Demonstration i​n Ürümqi d​ie Untersuchung d​es Vorfalls.[227][119] Für d​en Protest g​egen die Tötung d​er uigurischen Arbeiter marschierten uigurische Studenten d​urch den uigurischen Teil Ürümqis, dessen Zentrum d​as Erdaoqiao-Gebiet (Dong Kövrük) m​it der städtischen Hauptmoschee u​nd dem n​euen Großen Bazaar bildet.[232] Die Lage eskalierte i​n Gewalt, a​ls die Bereitschaftspolizei d​ie Proteste auflösen wollte[234][235][236] u​nd die uigurische Menge schließlich wahllos Han-chinesische Einwohner – einschließlich Frauen, Kindern u​nd älteren Menschen – i​n der Stadt angriff, verletzte o​der tötete.[227][235] Später marschierten Han-chinesische Demonstranten i​n uigurische Stadtviertel, w​o einige v​on ihnen Häuser m​it Steinen u​nd Hackbeilen angriffen.[235] ZDF-Reporter berichteten v​on aufgebrachten Han-Chinesen, d​ie ihrerseits Uiguren i​n Ürümqi attackierten, während d​ie Sicherheitskräfte versuchten, d​ie sich bekämpfenden Ethnien z​u trennen.[237] Die Polizei machte n​ie Aussagen darüber, w​ie viele Menschen b​ei diesen Vergeltungsunruhen gestorben o​der verletzt wurden.[235] Laut d​en offiziellen chinesischen Angaben v​on August 2009 wurden 197 Menschen getötet.[227][186] Bei 156 Getöteten h​abe es s​ich um „Zivilisten“ gehandelt, darunter 134 Han-Chinesen, 11 Hui-Chinesen, 10 Uiguren u​nd ein Mandschu.[227] 12 weitere s​eien angeblich v​on Sicherheitskräften b​eim Begehen v​on Gewaltakten o​der krimineller Aktivitäten erschossen worden.[227] Vertreter d​er uigurischen Exilorganisation WUC zweifelten d​ie offiziellen Zahlen a​n und gingen v​on weit höheren Opferzahlen u​nter Uiguren aus.[171] Rebiya Kadeer sprach v​on etwa 400 Toten.[238] Über 1600 Menschen wurden n​ach offiziellen Angaben verletzt.[227][239][186][171] 1434 Personen wurden l​aut chinesischen Regierungsmedien verhaftet.[240] Im Anschluss a​n die Verhaftungswelle demonstrierten a​m 7. Juli 2009 e​twa 200 Uiguren für d​ie Freilassung i​hrer Angehörigen.[241] Uigurische Exilorganisationen s​owie Rebiya Kadeer verurteilten d​ie blutige Niederschlagung d​er Proteste u​nd forderten d​ie internationale Gemeinschaft a​uf zu handeln.[242] Das Internet i​n der Region Xinjiang w​urde nach d​en Konflikten u​nd Protesten i​n der Region i​m Jahr 2009 für d​ie Dauer v​on fast e​inem Jahr offiziell gesperrt.[243]

In d​en Monaten n​ach dem gewaltsamen Ereignis bildete s​ich die bereits bestehende ethnische Segregation d​er Stadt Ürümqi n​och weitaus schärfer aus, i​ndem han-chinesische Einwohner a​us dem uigurisch dominierten Stadtteil fortzogen, während Uiguren a​us dem v​on Han-Chinesen dominierten nördlichen Teil Ürümqis i​n das uigurische Stadtgebiet zuzogen. Zur gleichen Zeit k​am es a​uch zu e​iner auffälligen Islamisierung dieses Stadtgebiets.[232]

Mitte Oktober 2009, d​rei Monate n​ach den Unruhen, verurteilte d​ie chinesische Justiz d​ie ersten a​n den Unruhen beteiligten Uiguren z​um Tode, e​in weiterer w​urde zu e​iner lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Das Gericht i​n Ürümqi s​ah es a​ls erwiesen an, d​ass sich d​ie Angeklagten d​es Mordes bzw. d​er Brandstiftung u​nd des Raubes schuldig gemacht hätten.[244][245] Im November wurden d​ie Todesurteile g​egen acht verurteilte Uiguren u​nd einen Han-Chinesen vollstreckt, i​m Dezember 2009 wurden v​ier an d​en Unruhen beteiligte Uiguren u​nd ein Han-Chinese z​um Tod verurteilt.[246][247]

Xi Jinping, seit 2012 KPCh-Chef, seit 2013 Chinas Staatspräsident
One Belt, One Road-Initiative mit China (rot), den AIIB-Mitgliedern (orange), den sechs Landkorridoren (schwarz) und der Maritime Silk Road (blau)


Nach d​en Unruhen i​n Ürümqi i​m Juli 2009 nahmen gewalttätige Vorfälle zu.[186] Seit 2009 k​am es z​u einer langanhaltenden Serie v​on Angriffen m​it Messern, Kraftfahrzeugen u​nd teilweise a​uch wieder selbstgebastelte Bomben, d​ie sich n​icht mehr speziell g​egen Sicherheitskräfte o​der Regierungsvertreter, sondern g​egen Menschenmengen richteten.[171] Insbesondere d​er Aufstand i​m tibetanischen Lhasa 2008 u​nd die Unruhen i​n Ürümqi i​m Jahr 2009 führten i​n China z​u Sorge v​or einem ethnisch-begründetem Staatszerfall w​ie in d​er Sowjetunion. Dies ermutigte z​u integrationistischen o​der assimilationistischen Tendenzen i​n der Minderheitspolitik, d​ie aber n​icht zu e​inem Nachlassen d​er ethnischen Spannungen führten, sondern d​as Gefühl v​on kultureller Unsicherheit b​ei den Uiguren n​och erhöhte. Seit Anlaufen d​er ehrgeizigen One Belt, One Road-Initiative („Neue-Seidenstraßen“-Initiative) Xi Jinpings Ende 2013 erlangte d​ie Aufrechterhaltung d​er Stabilität (维稳) i​n der unbeständigen Xinjiang-Region e​ine noch größere Priorität. Xinjiang w​urde zu e​iner „Kernregion“ (核心区) d​er Neuen Seidenstraße, gerade z​u einer Zeit, a​ls tödliche Widerstandsaktivitäten i​n Xinjiang e​inen Höhepunkt erreichten.[215] Die Uigurenfrage i​n Xinjiang a​ls sehr rohstoffreicher Region u​nd als e​in wichtiger Teil d​er sogenannten Seidenstraßeninitiative w​ar damit a​us Sicht d​er chinesischen Führung a​uch primär e​in geostrategischer Konflikt. Dementsprechend sollte d​ie Region u​nter Kontrolle gebracht werden.[248]

2010 begann e​in sich selbst verstärkender Prozess anhaltender Gewalt zwischen Sicherheitsorganen u​nd örtlichen Uiguren i​m Süden Xinjiangs, d​er im Jahr 2013 eskalierte[249] u​nd als über d​rei Jahre andauernder Zyklus v​on Gewalt u​nd Repression beschrieben werden kann.[250] Er f​and allerdings isoliert i​n der uigurischen Region s​tatt und w​urde vom Staat größtenteils n​icht vermeldet.[249]

Gewalteskalation 2013

Über einige Gewaltausbrüche d​es Jahres 2013 w​urde von d​en chinesischen Staatsmedien ausführlich berichtet, anders a​ls bei d​en meisten anderen Gewaltausbrüchen i​n der uigurischen Heimatregion a​us diesem Jahr.[250][249] Dazu zählte zunächst d​er Vorfall v​om 26. Juni i​n dem weiter nördlich a​ls bei d​en meisten anderen Vorfällen gelegenen Lukqun, über d​en aufgrund seines Ausmaßes berichtet wurde. Weiter zählte d​azu der Vorfall i​n Peking v​om 28. Oktober, d​er große Aufmerksamkeit a​uf sich zog, w​eil er s​ich im Zentrum d​er Staatsmacht ereignet hatte.[249] Und schließlich berichteten chinesische Staatsmedien a​uch über d​en Vorfall i​n Maralbexi i​m April, wahrscheinlich w​egen der großen Anzahl v​on Opfern u​nter den Sicherheitskräften d​urch die Gewalt:[250]

Am 23. April 2013 k​am es i​n Maralbexi (im Regierungsbezirk Kaxgar) Berichten d​er chinesischen Staatsmedien zufolge z​u einem Zusammenstoß, b​ei dem i​m Gefolge v​on Routine-Hausdurchsuchungen e​in Haus abbrannte u​nd mindestens 15 Polizisten u​nd „Gemeindearbeiter“ getötet wurden.[250][251][252][253] Viele Umstände d​es Vorfalls blieben allerdings ungeklärt.[250] Der Vorfall w​urde in d​er Berichterstattung d​er offiziellen Medien a​ls „Terroranschlag“ gemeldet[250][254] u​nd bot d​em Staat d​ie Möglichkeit, d​ie von angeblichen „Terroristen“ a​us der uigurischen Bevölkerung ausgehende Bedrohung „aufzubauschen“, a​ls die TIP erneut e​in Video veröffentlichte, i​n dem s​ie die beteiligten lokalen Uiguren p​ries und d​en Vorfall a​ls dschihadistische Tat bezeichnete.[250]

Sicherheitskräfte in Ürümqi zur Abschreckung der „Drei Übel“ (三 股 势力) nach den Vorfällen in Piqan/Shanshan und Hotan von Juni 2013

Ende Juni 2013 k​am es z​u Auseinandersetzungen zwischen d​er uigurischen Minderheit u​nd chinesischen Sicherheitskräften m​it insgesamt e​twa 35 Toten a​m 26. Juni i​n der Großgemeinde Lukqun (Kreis Piqan/Shanshan) i​n der Präfektur Turpan,[255][256][235][250] s​owie am 28. Juni i​n der Stadt Hanerik o​der Hanairike (Kreis Moyu) i​n der z​u 97 % uigurisch besiedelten Präfektur Hotan.[257][256][235] Es handelte s​ich um d​en blutigsten Ausbruch ethnischer Gewalt s​eit 2009.[257][256] Von beiden Ereignissen wurden n​ur lückenhaft Einzelheiten bekannt.[256] Die chinesischen Staatsmedien beschuldigten i​n einer ungewöhnlich gezielten Zuordnung d​ie syrischen Oppositionskräfte, muslimische Extremisten ausgebildet z​u haben, d​ie für d​ie Unruhen verantwortlich seien. Das KPCh-Sprachrohr Global Times behauptete m​it Berufung a​uf chinesische Anti-Terror-Behörden, einige Mitglieder d​er ETIM s​eien aus d​er Türkei n​ach Syrien eingereist, hätten s​ich an Kämpfen g​egen die syrische Armee beteiligt u​nd gleichzeitig Personen ausgemacht, d​ie auf chinesisches Territorium vordringen sollen, u​m dort Terroranschläge z​u verüben.[257] Global Times zitierte e​inen anonymen Anti-Terror-Beamten m​it der Aussage, s​eit 2012 s​eien fast 100 ethnische Uiguren n​ach Syrien gereist u​m auf d​er Seite d​er Rebellen z​u kämpfen u​nd ihre „terroristischen Fähigkeiten“ z​u verbessern.[256] Die Staatsmedien verwendeten d​amit den üblichen Narrativ d​er chinesischen Regierung, d​ass die Gewalt i​n Xinjiang a​us dem Ausland w​ie Pakistan u​nd nicht a​us im eigenen Land entstandenen Verdruss stamme.[257] Trotz d​er staatlichen Bemühungen, d​ie Gewalt i​n Xinjiang m​it islamistischen Kräften i​m Ausland i​n Verbindung z​u bringen, g​ab es jedoch tatsächlich k​aum Hinweise a​uf organisierte Verbindungen.[256] Der Bericht d​er Global Times folgte a​uf Versuche Chinas, e​ine aktivere Rolle i​m Syrien-Konflikt z​u übernehmen.[257] Die TIP veröffentlichte z​war ein Video, i​n dem d​ie Gewalt i​n Lukqun a​ls Akt d​es Dschihad gelobt u​nd dargestellt w​urde und d​as Uiguren i​m Heimatland d​azu aufforderte, Dschihad-Operationen durchzuführen. Die Geschehnisse i​n Lukqun blieben jedoch ungeklärt w​ie auch d​ie Frage, o​b sie tatsächlich politisch motiviert waren.[250] Westliche Medien hielten d​er staatlich-chinesischen Lesart entgegen, d​ass spontane Wut o​der Spannung, d​ie durch unnachgiebige Restriktionen g​egen Moscheen u​nd muslimische Ausdrucksformen ausgelöst wird,[256][235] wahrscheinlich e​ine größere Ursache darstellt, a​ls die staatliche Verwaltung zugestehe.[256] In d​er Präfektur Turpan, w​o sich d​er Vorfall v​om 26. Juni ereignet hatte, hatten d​ie Behörden z​uvor eine Kampagne durchgeführt, d​ie erreichen wollte, d​ass uigurische Männer k​eine langen Bärte u​nd Frauen keinen Schleier o​der andere islamische Kleidung m​ehr tragen.[256] Der zweite Vorfall w​ar weniger a​ls zwei Wochen v​or Beginn d​es heiligen muslimischen Fastenmonats Ramadan erfolgt, nachdem einige Lokalregierungen i​n Xinjiang versucht hatten, Uiguren v​on ihrem üblichen Fasten abzuhalten.[235]

Die regionalen Behörden begannen i​n der Zeit d​er Vorfälle v​on Lukqun u​nd Maralbexi verstärkt damit, d​ie zunehmende Gewalt i​n der Region m​it religiösen Ideologien i​n Verbindung z​u setzen, d​ie sie a​ls „Extremismus“ deklarierten, unabhängig davon, o​b diese i​n Verbindung z​ur Gewalt i​n Lukqun u​nd Maralbexi standen o​der nicht.[258] Die VR China h​atte bereits s​eit dem Vorfall i​n Baren i​m Jahr 1990 generell Religion m​it gewaltsamen Widerstand verbunden, a​ber die n​euen Anstrengungen gingen darüber hinaus u​nd wurden l​aut einem chinesischen „Terrorismusbekämpfungsexperten“ eingeleitet, i​ndem die Regionalpartei i​m Mai 2013 e​in internes Verschlusssachendokument herausgab, d​as umgangssprachlich a​ls „Dokument Nr. 11“ (自治区党委11号文件) bekannt wurde.[258][259] Nach diesem Dokument sollte zwischen „legitimen“ u​nd „extremistischen“ religiösen Ausdrucksformen unterschieden werden. Es w​ird häufig i​m Zusammenhang m​it der frühen Phase d​es Vorgehens g​egen den sogenannten uigurischen Separatismus u​nd den d​amit verbundenen Kampagnen d​es harten Schlags u​nd der Umerziehung zitiert.[259]

Bereits i​m Februar 2013 h​atte die KPCh e​ine Initiative angekündigt, für d​ie 200.000 Han-chinesischen Kadern aufgefordert wurden, s​ich für voraussichtlich e​in Jahr i​n 9.000 Dörfern z​u postieren u​nd dort u​nter die lokale Bevölkerung z​u mischen. Eine i​hrer Aufgaben l​ag in d​er Überwachung d​es Verhaltens, i​ndem sie sowohl d​ie lokale uigurische Verwaltung beobachteten a​ls auch d​ie lokale Bevölkerung a​uf Anzeichen religiöser u​nd kultureller Gewohnheiten überwachten, d​ie der Staat a​ls „extremistisch“ eingestuft hatte. Dabei sollen d​ie Behörden regelmäßige Haus-Durchsuchungen durchgeführt z​u haben, u​m das Verhalten d​er Uiguren privat z​u bewerten u​nd festzustellen, o​b sie d​en Kriterien d​es Staates für „Extremismus“ entsprachen, w​obei nach wissenschaftlicher Einschätzung vermutlich a​uch eine Bewertung v​on religiösen Büchern, Kleidung, Ausstattung o​der Ess- u​nd Trinkgewohnheiten i​m Haushalt vorgenommen wurde. Diese polizeilichen Durchsuchungen wurden v​on dem Großaufgebot v​on Han-chinesischen Kadern verstärkt, d​ie in ländlichen Gebieten d​er uigurischen Region, insbesondere i​m Süden, eingesetzt wurden. Laut d​em Xinjiangforscher Sean R. Roberts w​urde die Gewalt i​n Maralbexi i​m April 2013 vermutlich d​urch die invasive Art dieser „routinemäßigen“ Hausdurchsuchungen ausgelöst u​nd es handelte s​ich bei d​en in Maralbexi getöteten „Gemeindearbeitern“ w​ohl um solche Han-chinesische Kader.[260]

Anschlag am Tian’anmen-Platz 2013
Lageplan des Vorfalls mit Tian’anmen-Platz und Verbotener Stadt[261]
Rekonstruktion des Vorfalls[261]


Beim Vorfall starben fünf Menschen an dem symbolisch bedeutsamen Platz[261]

Am 29. Oktober 2013 f​uhr eine uigurische Familie – bestehend a​us einem Ehepaar u​nd der Mutter d​es Mannes – m​it einem Geländewagen a​uf dem symbolträchtigen Platz d​es Himmlischen Friedens (Tian’anmen-Platz) i​n Peking i​n eine Menschenansammlung (Anschlag a​m Tian’anmen-Platz), w​obei sich d​as Fahrzeug v​or der Verbotenen Stadt entzündete.[171][262][263][264][265] Bei diesem Vorfall k​amen die d​rei uigurischen Insassen d​es Fahrzeugs s​owie zwei Touristen u​ms Leben u​nd 38 weitere Besucher u​nd Sicherheitsangestellte wurden verletzt.[171][262][263][264][265] Der Mangel a​n zuverlässigen Informationen über d​en Vorfall, d​er durch staatliche Zensur n​och verstärkt wurde, führte z​u verschiedenen Spekulationen i​n chinesischen sozialen Medien. In d​en nachfolgenden Tagen stellte China d​en Vorfall a​ls den ersten großen Selbstmordanschlag d​er Nation dar, d​er von separatistischen „Militanten“ a​us Xinjiang verübt worden sei.[264] Es w​ar das e​rste Mal, d​ass der schrittweise eskalierende Konflikt a​us der uigurischen Heimatregion a​uf das Innere China übergriff.[265] Während d​er Guardian meldete, d​ie islamistische Gruppe Islamische Turkestan-Partei (TIP) h​abe sich e​inen Monat n​ach dem Vorfall a​ls erste Gruppierung z​u dem Vorfall bekannt,[171][263] verweist d​er langjährige Xinjiangforscher Sean R. Roberts darauf, d​ass die TIP z​war ein Video veröffentlichte, d​as den Tätern z​u der Tat a​ls einem dhischadistischen Akt gratulierte, jedoch n​icht beanspruchte, dafür verantwortlich z​u sein o​der damit i​n irgendeiner besonderen Verbindung z​u stehen. Es s​ei weit wahrscheinlicher, d​ass der Vorfall e​in Ergebnis d​er Spannungen d​urch die anhaltende Gewalt zwischen Sicherheitsorganen u​nd Uiguren i​m Süden d​es uigurischen Heimatlandes sei, a​ls in irgendeiner Weise m​it dem „internationalen Terrorismus“ i​n Verbindung z​u stehen. Im Gegensatz d​azu zeigte s​ich der chinesische Staat f​est davon überzeugt, d​ass der Vorfall e​in offensichtlicher „Terroranschlag“ sei, d​er von d​en TIP-Anhängern i​n China geplant wurde.[265] Die chinesischen Behörden hatten für d​en Angriff d​ie ETIM verantwortlich gemacht, u​nd erklärten, d​ie ETIM s​ei gleichzusetzen m​it der TIP.[263] Die tatsächlichen Umstände d​es Vorfalls blieben unklar.[265]

Der Vorfall t​rug dazu bei, d​ass die Angst v​or der angeblichen v​on Uiguren i​n der VR China ausgehenden „terroristischen Bedrohung“ a​uf eine n​eue Ebene gehoben wurde.[265] Nach d​er Explosion i​m Oktober 2013 kündigten Staatsmedien e​in „härteres Vorgehen“ i​n Xinjiang an. Mitte November 2013 w​urde die Einrichtung e​ines Nationalen Sicherheitsrates beschlossen, d​er der chinesischen Regierung e​in konzertiertes Vorgehen g​egen bis d​ahin lediglich unklar definierte innere u​nd äußere Bedrohungen gestattete.[21]

Gewalteskalation 2014
Anschlag auf den Bahnhof in Ürümqi im April 2014
Schäden der Explosion an den Werbetafeln im Südwesten des Südbahnhofs (3. Mai 2014)
Nach dem Anschlag eingerichteter Sicherheits-Kontrollpunkt im Südbahnhof (20. Juni 2014)


Sicherheitsmaßnahmen in Ürümqi am 25. Mai 2014 nach dem Anschlag
Absperrung des Marktes, auf dem es am 22. Mai zu Explosionen kam[266][267]
Bewaffnete Polizei und gepanzerte Fahrzeuge in den Straßen[267]
Bewaffnete Polizei sichert den internationalen Flughafen in Ürümqi[267]


Neben d​em Vorfall v​om 28. Oktober 2013 i​m Zentrum Beijings erregte n​och ein zweiter Angriff außerhalb Xinjiangs besonderes Aufsehen, d​er sich i​m südchinesischen Kunming ereignete:[171] Dort k​am es z​u Messer-Angriffen e​iner achtköpfigen uigurischen Gruppe a​us Xinjiang a​m 1. März 2014 a​uf Passanten i​n der m​it Menschen angefüllten Bahnhofshalle m​it rund 30 Todesopfern u​nd 130 o​der 140 Verletzten.[171][21][264]

Die beiden Ereignisse a​m Tian’anmen-Platz u​nd in Kunming wurden a​ls erste Gewaltakte, d​ie Uiguren i​m inneren China zugeschrieben wurden, i​n hohem Maße publik gemacht.[264] Der Umstand, d​ass sich d​iese Angriffe i​n Peking u​nd Kunming w​eit von Xinjiang entfernt zutrugen, schockierte d​ie chinesische Öffentlichkeit u​nd Politik.[171] Der Terroranschlag i​m Bahnhof v​on Kunming w​urde in d​en folgenden Jahren o​ft von chinesischen Vertretern z​ur Rechtfertigung i​hrer Xinjiang-Politik angeführt.[268]

Während d​iese beiden außerhalb v​on China stattgefundenen Gewaltereignisse große Bekanntheit erlangten, eskalierte 2014 innerhalb v​on Xinjiang d​ie Gewalt.[264] Dort k​am es z​u den Angriffen m​it den meisten Opfern dieser Zeit:[171] Am 22. Mai 2014 wurden b​ei einem Angriff m​it selbstgebastelte Granaten a​uf eine Menschenmenge e​ines belebten Marktes i​n Ürümqi 43[171] o​der 31[264] Marktbesucher getötet u​nd über 90 Menschen verletzt.[171][264]

China beschuldigte i​m Mai 2014 uigurische Separatisten, hinter Attacken m​it Messern u​nd Bomben i​m Jahre 2014 z​u stehen, d​ie in d​er Region Xinjiang a​m 30. April (am Bahnhof Ürümqi) u​nd am 22. Mai (Marktplatz i​n Ürümqi) z​u Todesopfern u​nd Verletzten geführt hatten. In d​en Wochen z​uvor waren i​n einer „Anti-Terror-Kampagne“ e​twa 200 Menschen i​n Xinjiang festgenommen u​nd 39 verurteilt worden.[269] Zwei Monate n​ach dem Anschlag v​om 18. September 2015 berichteten chinesische Medien, d​ie Verantwortlichen s​eien nach e​iner großangelegten u​nd monatelangen Verfolgungsjagd gestellt u​nd 28 v​on ihnen b​eim Widerstand g​egen ihre Festnahme getötet worden.[171][270]

Nach d​em Anschlag a​m Tian’anmen-Platz (28. Oktober 2013), d​em Massaker i​m Bahnhof Kunming (1. März 2014) u​nd dem Anschlag i​n Ürümqi i​m April 2014 r​ief Staatspräsident Xi Jinping 2014 d​azu auf, d​ie Terroristen m​it äußerster Anstrengung dingfest z​u machen.[215] Laut d​er indirekt v​on der US-Regierung mitfinanzierten Nichtregierungsorganisation Uyghur Human Rights Projects s​oll die Zahl d​er verhängten Todesurteile v​on rund 51 i​m Jahr 2013 a​uf rund 560 i​m Jahr 2014 gestiegen sein. Nach Lesart d​er chinesischen Regierung handelte e​s sich b​ei den Verantwortlichen s​tets um radikalisierte Islamisten, Terroristen bzw. Separatisten, d​och unterließ d​ie Regierung d​abei in d​er Regel e​ine klare Unterscheidung dieser d​rei Gruppen o​der Motivlagen, während s​ie aus externer Perspektive praktisch unmöglich blieb, s​o dass n​icht feststellbar war, o​b Islamismus e​ine treibende Kraft für uigurischen Widerstand darstellte.[171] Die Führer d​er KPCh trieben i​hre Kampagne d​es „harten Schlages“ (yanda) g​egen die „drei Übel“ (Separatismus, Extremismus u​nd Terrorismus) v​oran und starteten d​en Krieg d​es Volkes g​egen den Terror, d​er sich 2014 zunehmend a​uf die Ausmerzung d​es konservativen Islam ausrichten sollte.[264]

Gewalt im Jahr 2015

In Aksu wurden a​m 18. September 2015 b​ei einem Angriff a​uf eine Kohlemine n​ach offiziellen Angaben 16 Menschen getötet, darunter 5 Polizisten,[270] während d​as von d​er US-Regierung finanzierte Radio Free Asia berichtete, e​s seien b​eim Angriff r​und 50 i​m Schlaf überraschte Han-chinesische Arbeiter getötet worden.[270][171][271][21]

Seit d​en Attacken i​n den Jahren 2014 u​nd 2015 k​am es i​n China z​u einer erheblichen Zunahme islamophober Äußerungen i​n öffentlichen Debatten.[21]

Verfolgung und Umerziehung der uigurischen Minderheit seit 2014

Siehe auch

Literatur

Allgemein- und fachenzyklopädische Beiträge

  • David Brophy: The Uyghurs: Making a Nation. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. September 2018, doi:10.1093/acrefore/9780190277727.013.318 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 26. September 2018.
  • Michael C. Brose: The Medieval Uyghurs of the 8th through 14th Centuries. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. Juni 2017, doi:10.1093/acrefore/9780190277727.013.232 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 28. Juni 2017.
  • Michael R. Drompp: The Uyghur Empire (744–840). In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. März 2017, doi:10.1093/acrefore/9780190277727.013.53 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 29. März 2017.
  • The Editors of Encyclopaedia Britannica: Uighur. (Nicht mehr online verfügbar.) Encyclopædia Britannica, inc.: Encyclopædia Britannica, 5. Februar 2020, archiviert vom Original am 24. Februar 2020; abgerufen am 24. Mai 2020 (englisch).
  • Ablet Kamalov: Uyghur Historiography. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. 2021, doi:10.1093/acrefore/9780190277727.013.637 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 29. Oktober 2021.
  • Kwangmin Kim: Xinjiang Under the Qing. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. März 2018, doi:10.1093/acrefore/9780190277727.013.13 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 28. März 2018.
  • Karénina Kollmar-Paulenz: Uighurs. In: Hans Dieter Betz, Don S. Browning, Bernd Janowski, Eberhard Jüngel (Hrsg.): Religion Past and Present. Brill, 2011, doi:10.1163/1877-5888_rpp_SIM_125210 (englisch). Deutschsprachige Fassung: Karénina Kollmar-Paulenz: Uighuren. In: Hans Dieter Betz et al. (Hrsg.): Religion in Geschichte und Gegenwart. Brill, doi:10.1163/2405-8262_rgg4_SIM_125210.
  • Chang-Kuan Lin: Sinkiang. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition. P. Bearman, Th. Bianquis, C.E. Bosworth, E. van Donzel, W.P. Heinrichs, abgerufen am 29. Mai 2020 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 2012, Erste Printausgabe: ISBN 978-90-04-16121-4, 1960–2007. doi:10.1163/1573-3912_islam_SIM_7052
  • Larry W. Moses: Uygur. In: Richard V. Weekes (Hrsg.): Muslim Peoples: A World Ethnographic Survey. 2. Auflage. 2 („Maba - Yoruk“). Greenwood Press, Westport/Connecticut 1984, ISBN 0-313-24640-8, S. 830833.
  • Rian Thum: The Uyghurs in Modern China. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. 11. Juli 2020, abgerufen am 11. Juli 2020 (englisch). doi:10.1093/acrefore/9780190277727.013.160. Erste Online-Veröffentlichung: 26. April 2018. Auch verfügbar als: Rian Thum: The Uyghurs in Modern China. In: Oxford Research Encyclopedia, Asian History (oxfordre.com/asianhistory). Oxford University Press, USA 2020 (online [PDF; 902 kB]).
  • Rian Thum: Kashgar. In: Kate Fleet, Gudrun Krämer, Denis Matringe, John Nawas, Everett Rowson (Hrsg.): Encyclopaedia of Islam, THREE. Brill, 2019, doi:10.1163/1573-3912_ei3_com_35379 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 2019, Erste Printausgabe: ISBN 978-90-04-41343-6, 2020, 2020-1. Abgerufen am 29. Mai 2020.
  • Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, Uighur (Eastern Turk, Ouigour, Uighuir, Uiguir, Uigur, Uygur, Weiwuer), S. 848854.

Wissenschaftliche Monographien (ab 1998)

  • Björn Alpermann: Xinjiang: China und die Uiguren. Würzburg University Press, Würzburg 2021, ISBN 978-3-95826-162-4, doi:10.25972/WUP-978-3-95826-163-1 (S. i–vii, 1-262). Lizenz: Creative Commons License Attribution CC BY-SA 4.0.
  • Ildikó Bellér-Hann, M. Cristina Cesàrom, Rachel Harris, Joanne Smith Finley (Hrsg.): Situating the Uyghurs Between China and Central Asia (= Anthropology and cultural history in Asia and the Indo-Pacific). Ashgate, Aldershot u. a. 2007, ISBN 978-0-7546-7041-4 (S. i-xxiv, 1-249).
Das wichtigste Ziel des Sammelbandes besteht darin, sich von dem in der China-zentrierten Wissenschaft etablierten binären Fokus auf ethnische Han-Chinesen und Uiguren zu lösen und „die Rolle der zentralasiatischen Kultur (oder sogar anderer Kulturen) bei der Gestaltung der uigurischen Identität zu berücksichtigen“ (Seite 6). Die innovativsten Artikel des Bandes befassen sich mit der engen Verbindung der Uiguren mit der turkisch-muslimischen Welt Zentralasiens.[272]
  • Ildikó Bellér-Hann: Community Matters in Xinjiang, 1880–1949: Towards a Historical Anthropology of the Uyghur (= China Studies. Band 17). Brill, 2008, ISBN 978-90-04-16675-2, ISSN 1570-1344 (S. i–xvi, 1-477).
Diese Dokumentation der uigurischen Kultur gilt als ein wegweisendes Werk mit nahezu enzyklopädischem Charakter für den Zeitraum der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.[1]
  • Gardner Bovingdon: The Uyghurs: Strangers in Their Own Land. Columbia University Press, New York 2010, ISBN 978-0-231-14758-3, JSTOR:10.7312/bovi14758 (S. i-xvii, 1-286). Nachdruck-Ausgabe: Gardner Bovingdon: The Uyghurs: Strangers in Their Own Land. Columbia University Press, New York 2020, ISBN 978-0-231-14759-0 (S. i-xvi, 1-280).
Im Gegensatz zu Darstellungen der Führung der VR China, die China im Zusammenhang mit ethnisch-nationalen Minderheiten ausschließlich als Opfer des Kolonialismus sehen, den imperialistischen Charakter insbesondere seines Vorgängerstaates der Qing-Dynastie jedoch bestreiten, ist die Herangehensweise dieses Buches zur Geschichte von Xinjiang stark von neuen Richtungen in der Geschichtswissenschaft beeinflusst, die die Qing als eine imperiale Einheit einordnen, die Territorium und Völker erobert und letztlich die territoriale Grundlage für die VR China geschaffen hat.[273]
  • David Brophy: Uyghur Nation: Reform and Revolution on the Russia-China Frontier. Harvard University Press, Cambridge & London 2016, ISBN 978-0-674-66037-3, JSTOR:j.ctvjghx68 (S. i-xiv, 1-347).
Diese Geschichte der Entstehung des modernen uigurischen Nationalismus gehört zu den Büchern der „dritten Welle der Xinjiang-Studien“ (Peter Perdue), die eher auf transnationale Verbindungen fokussieren als auf das Wesen des uigurischen Widerstands gegen den Staat.[1]
  • Darren T. Byler: Spirit Breaking: Uyghur Dispossession, Culture Work and Terror Capitalism in a Chinese Global City. University of Washington, Seattle 2018 (S. 1–357, PhD-Dissertation). URI: http://hdl.handle.net/1773/42946.
  • Jay Dautcher: Down a Narrow Road: Identity and Masculinity in a Uyghur Community in Xinjiang China (= Harvard East Asian Monographs. Band 312). Harvard University Asia Center, Cambridge, Mass.(u. a.) 2009, ISBN 978-0-674-03282-8 (1-xvi, 1-349). Auch verfügbar als: Jay Dautcher: Down a Narrow Road: Identity and Masculinity in a Uyghur Community in Xinjiang China. Harvard University Asia Center (hier online über Brill), Leiden & Boston 2009, ISBN 978-1-68417-485-0, doi:10.1163/9781684174850 (382 S.). Erste Online-Veröffentlichung: 17. März 2020.
  • راھىلە داۋۇت Rahilä Dawut: ئۇيغۇر مازارلىرى Uyghur mazarliri [Uyghur shrines]. شىنجاڭ خەلق نەشىرىياتى Shinjang Khälq Näshriyäti [Xinjiang People’s Press], Ürümqi 2001, ISBN 7-228-06259-0 (uigurisch, S. 1–264). [Geschrieben in arabisch-uigurischer Schrift].
Diese monumentale Studie über die religiöse Geographie der Uiguren kartographiert hunderte von mazar-Schreinen und untersucht neben diesem Netzwerk von Pilgerstätten auch die Überzeugungen der Menschen über die Geschichte (tazkira[A 16]) der Heiligen, Könige oder Märtyrer, denen der jeweilige Schrein gewidmet ist, sowie die von den Pilgern dort vollzogenen Rituale.[274][275] Da China vielen Uiguren keine Reise nach Mekka gestattete, indem die Pässe beschränkt und eine strikte Quote durchgesetzt wurde, konnten sie das Buch nutzen, um durch den Besuch einer Reihe der darin beschriebenen mazar-Schreine ein dem Hāddsch ähnliches Lebensziel erreichen, ohne jemals China verlassen zu haben.[274] Daher war das Buch unter uigurischen Gläubigen sehr gefragt,[274][276] doch soll seine Erhältlichkeit bereits 2016 zurückgegangen sein.[276]
  • Arienne M. Dwyer: The Xinjiang Conflict: Uyghur Identity, Language Policy, and Political Discourse (= Policy Studies. Band 15). East–West Center Washington, 2005, ISBN 1-932728-29-5, ISSN 1547-1330 (S. i–xii, 1-106).
  • Timothy Grose: Negotiating Inseparability in China: The Xinjiang Class and the Dynamics of Uyghur Identity. Hong Kong University Press, Hong Kong 2019, ISBN 978-988-8528-09-7 (S. i–xii, 1-146).
  • James Millward: Eurasian Crossroads: A History of Xinjiang. Columbia University Press, New York 2007, ISBN 978-0-231-13924-3 (S. 1–352).
Diese Abhandlung der Geschichte der Region dient auch als Standardübersicht über die Geschichte der Uiguren.[1]
  • Takahiro Onuma, David Brophy, Yasushi Shinmen (Hrsg.): Xinjiang in the Context of Central Eurasian Transformations (= Toyo Bunko Research Library. Band 18). The Toyo Bunko, Tokio 2018, ISBN 978-4-8097-0295-2 (S. 1-284). Enthält unter anderem:
Darin von Bedeutung beispielsweise Chapter 5: Rune Steenberg: Qing Policies and Close Marriage: Transforming Kinship in Kashgar. In: Takahiro Onuma, David Brophy, Yasushi Shinmen (Hrsg.): Xinjiang in the Context of Central Eurasian Transformations (= Toyo Bunko Research Library. Band 18). The Toyo Bunko, Tokio 2018, ISBN 978-4-8097-0295-2, S. 117142.[277]
  • Sean Raymond Roberts: Uyghur Neighborhoods and Nationalisms in the Former Sino-Soviet Borderland: An Historical Ethnography of a Stateless Nation on the Margins of Modernity (Volumes I + II). University of Southern California, 2003 (S. i–xiv, 1–446, PhD-Dissertation).
  • Justin Jon Rudelson: Oasis Identities: Uyghur Nationalism Along China's Silk Road. Columbia University Press, New York 1998, ISBN 978-0-231-10786-0 (224 S.). (Copyright: 1997; Publikation: Januar 1998)
Bei diesem auf einem längeren Feldaufenthalt in Turpan basierenden ethnographischen Pionierwerk handelt es sich um die erste akademische englischsprachige Monographie mit dem Wort „Uyghur“ im Titel. Die zentrale These des Buches, dass die lokalen Oasenidentitäten ein bedeutendes Hindernis für das uigurische Nationalbewusstsein darstellen, wird heute von den meisten Fachleuten bezweifelt, doch blieb die Frage der Identität seither ein dominierendes Thema der Uigurischen Studien.[1]
  • Eric Schluessel: Land Of Strangers: The Civilizing Project in Qing Central Asia. Columbia University Press, New York & Chichester 2020, ISBN 978-0-231-19754-0 (S. i-xiv, 1-289).
  • Joanne N. Smith Finley: The Art of Symbolic Resistance: Uyghur Identities and Uyghur-Han Relations in Contemporary Xinjiang (= Michael R. Drompp, Devin DeWeese [Hrsg.]: Brill's Inner Asian Library. Band 30). Brill, Leiden & Boston 2013, ISBN 978-90-04-25491-6, doi:10.1163/9789004256781 (S. i–xxx, 1-454).
Die auf Feldforschung in Xinjiang zwischen 1995 und 2004 basierende Analyse ist eine der detailliertesten Untersuchungen der Beziehungen zwischen Uiguren und Han-Chinesen und stellt die Uiguren als kreative Akteure vor, die subtilen und symbolischen Widerstand gegen die VR China einsetzen. Es beschreibt die Situation der Uiguren als Dilemma der Entscheidung zwischen Eingliederung in und Widerstand gegen den Staat.[278]
  • S. Frederick Starr (Hrsg.): Xinjiang: China’s Muslim Borderland, an overview of the history, demographics, politics, and culture of the province. Routledge (Taylor & Francis Group), London & New York 2004, ISBN 0-7656-1317-4. Beteiligte Autoren: Linda Benson, Gardner Bovingdon, Jay Dautcher, Graham E. Fuller, Dru C. Gladney, William Jankowiak, Jonathan N. Lipman, James A. Millward, Peter C. Perdue, Sean R. Roberts, Justin Rudelson, Yitzhak Shichor, S. Frederick Starr, Stanley W. Toops, Nabijan Tursun und Calla Wiemer.
Diese Übersicht von Geschichte, Demographie, Politik und Kultur der Provinz gilt als die Standardeinführung in zeitgenössische Themen der Region. Der chinesische Staat reagierte auf die Veröffentlichung mit Ausübung von Druck auf ausländische Wissenschaftler. Chinesische Behörden deuteten das Buch als separatistischen Angriff auf die chinesische Souveränität über Xinjiang und verweigerten allen beteiligten Autoren Reisevisa.[1]
  • Rian Thum: The Sacred Routes of Uyghur History. Harvard University Press, Cambridge & London 2014, ISBN 978-0-674-59855-3, JSTOR:j.ctt9qdt35 (S. i-viii, 1-323).
Das Buch untersucht die Altishahr-Region und vollzieht den neuartigen Ansatz, die Altishahri nicht als Bevölkerung in einer chinesischen Grenzregion zu betrachten, sondern aus der Perspektive ihrer eigenen Geschichte mit Altishar als eigenem Zentrum. Für die Darstellung der uigurischen Geschichte berücksichtigt es zudem ungewöhnlich viele Manuskripte und Sammlungen.[279]

Historiographisch bedeutende Fachperiodika-Beiträge (ab 1990er Jahre)

  • Dru C. Gladney: The Ethnogenesis of the Uighur. In: Central Asian Survey. Band 9, Nr. 1, 1990, S. 1–28, doi:10.1080/02634939008400687.
  • Nathan Light: Uyghurs on Chinese Social Networking Sites: The Creation and Destruction of Ethnic Youth Culture. In: Central Asian Affairs. Band 2, Nr. 3, 2015, S. 264286, doi:10.1163/22142290-00203003. Erste Online-Veröffentlichung: 29. Mai 2015.
  • Mukaddas Mijit: Le soufisme chez les Uyghur. In: Etudes orientales. 27–28 (1-2 semestres 2016: Aperçus multiples du Monde Uyghur), 2017, ISBN 978-2-343-11760-7, ISSN 0988-873X, S. 17160.
  • Aysima Mirsultan: Divorce settlement among the Uyghurs during the Republican era in Xinjiang. In: Central Asian Survey. Band 39, Nr. 4, 2020, S. 578595, doi:10.1080/02634937.2020.1796592. Erste Online-Veröffentlichung: 10. August 2020.

Primärquellen zur Geschichte der mittelalterlichen Uiguren

Orchon-Inschriften
Kül Tegin-Monument
Bilgä-Qaγan-Monument
Tonyukuk-Stele
Ongin-Stele
Küli-Čor-Stele
Talas-Inschriften


Die als erste gefundene Inschrift (#1), entdeckt 1896 von V. A. Kallaur,[280] datiert auf 700 n. Chr.
Die als zwölfte gefundene Inschrift, entdeckt 2002 von lokalen Einwohnern des Dorfes Zhon-Aryk (Datierung geschätzt auf die erste Hälfte des 8. Jahrhunderts)[280]
Šine-Usu-Inschrift und Karabalgasun-Inschrift
Grabstein mit der Šine-Usu-Inschrift (Foto: 1909, oberes Bruchstück, von den vier Himmelsrichtungen aus betrachtet).[36]
Rekonstruktion der Karabalgasun-Stele aus verschiedenen Fragmenten[281]


Bild links: Der Stein mit der Inschrift war ursprünglich ein 3,80 m langer monolithischer Granitblock, der unten in einem mit Schildkrötenornamenten verzierten runden Fundamentstein eingekeilt und oben mit einem mützenähnlichen steinernen Dach bedeckt gewesen ist. Bei seiner Entdeckung im Jahr 1909 war er in eine obere und eine doppelt so lange untere Hälfte zerbrochen. Die Westseite des oberen Bruchstücks lag beim Fund im Boden nach oben und weist besonders starke Verwitterungsspuren auf.[36]
Bild rechts: Die Granit-Stele wurde auf den Rücken einer Steinschildkrötenskulptur gestellt. Auf die Stele wurde eine Drachenskulptur gesetzt, die eine schildförmige Tafel umgibt. An der Spitze sitzt eine Art Kugel.[282][281]
Grabstein aus Schieferplatte mit der Sudži-Inschrift (Foto: 1909). Das 10 cm dicke und 90 cm lange Schieferstück ist nicht verwittert, aber die Schrift wurde vermutlich aus Rücksicht auf die spröde Materialeigenschaft nicht tief eingraviert. Die obere Seite des Steins ist abgerundet. Die Schrift besteht aus 9 vertikalen und 2 quer auf die Unterseite eingehauenen Zeilen.[36]

Primärquellen z​ur Geschichte d​er Uiguren s​owie der Region d​es heutigen Xinjiang liegen i​n recht großem Umfang vor. In d​en altertümlichen Sprachen Ostturkestans angefertigte Manuskripte werden weltweit i​n verschiedenen Museen u​nd Bibliotheken aufbewahrt, w​obei sich d​ie größten Sammlungen i​n Peking, London, Sankt Petersburg, Paris, Berlin, Kyōto (Ryūkoku-Museum) u​nd Seoul befinden.[11]

Chinesisch
  • Jiu Tangshu (dt. etwa: „Alte Geschichte der Tang“)
Die im Jahr 945 niedergeschriebene Geschichtsaufzeichnung behandelt die Geschichte der Tang-Dynastie für die Zeit von 618–906.[2]
  • Xin Tangshu (dt. etwa: „Neue Geschichte der Tang“)
Die im Jahr 1060 zusammengestellte Geschichtsaufzeichnung behandelt die Geschichte der Tang-Dynastie für die Zeit von 618–906.[2]
  • Zizhi Tongjian (dt. etwa: „Umfassender Zeitspiegel zur Hilfe bei der Regierung“)

Nach d​er Reichsgründung d​es Östlichen Uigurischen Kaganats u​nd dessen Einfluss-Ausweitung über d​ie Mongolei hinaus w​aren die Uiguren m​it ihrer beträchtlichen militärischen Macht e​iner der wichtigsten Nachbarstaaten u​nd zu bestimmten Zeiten s​ogar eine Bedrohung für d​ie Tang-Dynastie (618–907, 唐), d​ie zu dieser Zeit d​ie größte Macht i​n Ost- u​nd Zentralasien darstellten. Deshalb wurden d​ie Aktivitäten d​er Uiguren v​on den Chinesen sorgfältig überwacht, u​nd viele Berichte über d​ie Uiguren u​nd ihr Kaganat gingen i​n die offizielle Chronik d​er Tang-Dynastie ein. Darin fanden d​ie offiziellen Titel d​er uigurischen Herrscher v​or allem i​n Berichten über d​ie Inthronisierung n​euer Herrscher Erwähnung.[283]

Turkisch (Alttürkisch)

Bei a​llen turksprachigen Primärquellen handelt e​s sich u​m Steininschriften, v​on denen d​ie Šine-Usu-Inschrift u​nd die Karabalgasun-Inschrift d​ie bedeutendsten Texte z​ur Geschichte d​er frühen Uiguren darstellen:[2]

Im Gegensatz zu den von den Uiguren hinterlassenen Inschriften (Šine-Usu-Inschrift, Karabalgasun-Inschrift und Suği-Inschrift) handelt es sich bei den Orchon-Inschriften um Hinterlassenschaften der Türk. Dazu zählen die Kül Tegin-Inschrift, die Bilgä Qaγan-Inschrift, die Tonyukuk-Inschrift (von Experten datiert auf 716 bis 726[284]), die İşbara Tarkan-Inschrıft (Ongin) und die Küli Čor-Inschrift (Ikhe-Khushotu).[285] Als für die Wissenschaft wichtigste gelten die Inschriften von Tonyukuk, Köl Tegin und Bilgä Ḳag̲h̲an.[286]
  • Jenissei-Inschriften
Bisher sind rund 180 Jenissei-Inschriften entdeckt und veröffentlicht worden, die in einem sich über 200 Kilometer Länge erstreckenden Areal entlang des oberen Jenissei-Tales gefunden wurden.[287] Obwohl die ersten Funde der Jenissei-Inschriften über 150 Jahre vor der Entdeckung der Inschriften von Kül Tegin und von Bilgä Qaγan gemacht wurden,[288] blieben sie deutlich (meist wenige Zeilen lang) weniger erforscht[287][288] als die berühmten Orchon-Inschriften, zumal ihre Texte oftmals sowohl kürzer und fragmentierter, als auch vielfach schlecht erhalten sind und Schwierigkeiten mit ihrer Sprache und Paläographie bestehen.[288] Ihr Inhalt ist epitaphischer Art und beschränkt sich vorwiegend auf den Kummer der Trennung.[287]
  • Talas-Inschriften
Das Talas-Tal ist einer der Orte mit der höchsten Dichte an alttürkischen „Runen“-Monumenten. Die bei weitem meisten Texte der hier gefundenen Inschriften sind epitaphischer Art und gelten als wertvolle Dokumente für die Geschichte des Schreibens der frühmittelalterlichen zentralasiatischen Turkvolk-Stämme. Anders als in anderen Zentren der „Runen“-Schrift sind die Talas-Inschriften in der Regel auf gewöhnliche, aus dem Fluss stammende Steinblöcke eingraviert.[280]
Die alttürkische „Runen“-Inschriften des Altai-Gebirges (8. bis 9. Jahrhundert) sind bislang nicht so intensiv erforscht worden wie die gut dokumentierten Epitaphe auf den Steinstelen in der Mongolei, in Chakassien und in Tuwa. Nachdem in den letzten Jahrzehnten zunehmend alte „Runen“-Inschriften im Altai-Gebirge entdeckt wurden, sind heute rund 90 bekannt.[289] Alttürkische „Runen“-Inschriften im Altai-Gebirge sind in vielerlei Hinsicht spezifisch. Nur selten sind sie den klassischen Kanons der Inschriften von Orchon und Jenissei folgende Epitaphen, sondern oftmals philosophische, religiöse oder sehr persönliche Texte, die von der alten turkischen Bevölkerung verfasst wurden. Zudem wurden sie durch äußerst feine Gravuren auf Felsvorsprüngen erzeugt, so dass sie auch aus nächster Nähe kaum zu sehen sind.[290] Die Entzifferung der Altai-Inschriften wird durch die Art ihrer Erzeugung erheblich erschwert, und die Gravuren haben im Laufe der Zeit an Kontrast zur Felswand verloren und wurden immer schwerer erkennbar.[289] Darüber hinaus sind sie im Vergleich zur Orthografie der „klassischen“ Orchon-Inschriften in einer nicht-kanonischen Orthografie geschrieben und verwenden einige in den Orchon-Inschriften nicht enthaltene „Runen“-Zeichen.[290] Das sich vom Inventar der „Runen“-Zeichen der Orchon- und der Jenissei-Inschriften unterscheidende „Runen“-Inventar der Altai-„Runen“-Inschriften und ihre spezifischen orthografischen Merkmale weisen die Altai-„Runen“-Schrift als separatem Zweig der alttürkischen „Runen“-Schrift aus, der dem Jenissei-Zweig nähersteht als dem Orchon-Zweig.[291]

Von diesen Inschriften s​ind die d​em zweiten Regenten d​es Uigurischen Kaganats (reg. 747–759) gewidmete Šine-Usu-Inschrift (750er Jahre n. Chr.) u​nd die während d​er Regentschaft d​es achten Regenten (reg. 808–821) errichtete Kara-Balgasun-Inschrift (826 n. Chr.) d​ie wichtigsten d​er Texte, d​ie die Geschichte d​er frühen Uiguren betreffen.[2][283]

  • Šine-Usu-Inschrift
Die 1909 von Gustaf John Ramstedt im südlich des Selenga-Flusses gelegenen Talkessel Mogon Šine-Usu (rund 360 km westlich bis nordwestlich von Ulaanbaatar[292]) entdeckte und von ihm auch entzifferte Stele mit der Šine-Usu-Inschrift, die von Ramstedt „Inschrift aus Šire Usu“ oder „Selenginsker Stein“ genannt wurde, ist mit 50 Zeilen die umfangreichste aller uigurischen Inschriften und enthält einen bedeutenden Abschnitt über die Kriege der Uiguren mit den Türk-Khaganaten der Jahre 742–744.[37][38] So enthält sie einige sehr wichtige Berichte über die militärische und politische Geschichte des uigurischen Staates, insbesondere für deren ersten Jahrzehnte. Die Bedeutung der in dieser Inschrift enthaltenen Informationen liegt in ihrem Schwerpunkt auf interne Ereignisse im uigurischen Staat, die in anderen parallel dazu niedergeschriebenen Quellen – das gilt auch für die chinesischen Annalen – nicht beschrieben sind. Die Inschrift diente den Gelehrten zur Rekonstruktion der Geschichte der alttürkischen und uigurischen Gesellschaften.[293]
  • Kara-Balgasun-Inschrift
Das uigurische Steinmonument wurde zur Erinnerung an die Taten der uigurischen Könige in der Hauptstadt Karabalgasun (mongol. Ordubalik) errichtet.[294] Es wurde 1889 von N. M. Jadrinzew in 500 m Entfernung von den Palastruinen in Karabalgasun entdeckt[282][283] und ist besonders dafür erwähnenswert, dass die Inschrift in drei verschiedenen Sprachen und Schriften verfasst ist (Alttürkisch oder Uigurisch in „Runen“-Schrift, Chinesisch und Sogdisch),[282][283][294] wobei der in horizontalen Zeilen von „Runen“-Schrift geschriebene alttürkische Text stark beschädigt und nur zu einem geringen Teil lesbar ist, während die in vertikaler angeordneter Schrift verfassten anderen beiden Versionen in wesentlichen Teilen bis heute erhalten sind.[282][295] Die Inschrift ist eine der wichtigsten Quellen für das Studium der Geschichte des uigurischen Steppenreiches (744–840) und des Manichäismus in China und Zentralasien, insbesondere weil viele der in der Inschrift aufgezeichneten historischen Ereignisse nur aus dieser Quelle bekannt sind.[282]

Die Uiguren selbst h​aben drei offizielle Steinmonumente errichtet,[283] n​eben der Šine-Usu-Inschrift u​nd der Karabalgasun-Inschrift a​uch die v​on I. A. Jefremow südöstlich d​es Sevrey Somon entdeckte u​nd 1948 erstmals bekanntgewordene Sevrey-Inschrift (möglicherweise a​uf das Jahr 763 z​u datieren[296]).[283][297] Li zählt z​u den v​on den Uiguren hinterlassenen Inschriften m​it turkischer „Runen“-Schrift d​ie Inschriften v​on Tes (errichtet 750; entdeckt 1915 v​on B. J. Wladimirzow, publiziert i​n der zweiten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts[41]), Tariat (= Terkh, = Terχin[298]; errichtet 752–753), Šine-Usu, Kara-Balgasun (I u​nd II) u​nd Süüǰi (auch: Suği o​der Sudži).[38][299] Die Buchstaben d​er Tes-, d​er Terkh- u​nd der Šine-Usu-Inschriften s​ind in d​er gleichen Weise eingraviert, i​n ihrer Form nahezu identisch[300] u​nd weisen ähnliche tamgas auf.[41][300] Auch einige weitere Inschriften könnten a​ls uigurisch z​u betrachten sein.[299]

Tschagataisch (Turkī)

Es liegen i​n arabischer Schrift geschriebene Manuskripte a​us Ostturkestan i​n Turki (also i​n Tschagataischer Sprache) vor, d​ie in verschiedenen Sammlungen wissenschaftlicher Einrichtungen u​nd Bibliotheken verwahrt werden.[11]

Rundfunkberichte und Reportagen

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Einzelnachweise

  1. Rian Thum: The Uyghurs in Modern China. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. 11. Juli 2020, abgerufen am 11. Juli 2020 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 26. April 2018. Auch verfügbar als: Rian Thum: The Uyghurs in Modern China. In: Oxford Research Encyclopedia, Asian History (oxfordre.com/asianhistory). Oxford University Press, USA 2020 (online [PDF; 902 kB]).
  2. Michael C. Brose: The Medieval Uyghurs of the 8th through 14th Centuries. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. Juni 2017, doi:10.1093/acrefore/9780190277727.013.232 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 28. Juni 2017.
  3. Rian Thum: Modular History: Identity Maintenance before Uyghur Nationalism. In: The Journal of Asian Studies. Band 71, Nr. 3, 2012, S. 627–653, doi:10.1017/S0021911812000629.
  4. Nathan Ruser, James Leibold, Kelsey Munro, Tilla Hoja: Cultural erasure. Tracing the destruction of Uyghur and Islamic spaces in Xinjiang. In: Australian Strategic Policy Institute. 24. September 2020, abgerufen am 28. September 2020. Auch verfügbar als PDF: Nathan Ruser, unter Mitarbeit von: James Leibold, Kelsey Munro, Tilla Hoja: Cultural erasure. (PDF; 7,61 MB) Tracing the destruction of Uyghur and Islamic spaces in Xinjiang. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Australian Strategic Policy Institute: ASPI International Cyber Policy Centre. September 2020, ehemals im Original; abgerufen am 1. Juni 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/s3-ap-southeast-2.amazonaws.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) : Policy Brief, Report No. 38/2020, ISSN 2209-9689, S. 1–45.
  5. Rachel Harris: Op-Ed: Uyghur Heritage and the Charge of Cultural Genocide in Xinjiang. In: cgpolicy.org. 24. September 2020, abgerufen am 18. November 2020.
  6. Rian Thum: The Spatial Cleansing of Xinjiang: Mazar Desecration in Context. Hrsg.: Ivan Franceschini, Nicholas Loubere (= Made in China Journal. Band 5, 2 (May–August 2020: Spectral Revolutions: Occult Economies in Asia)). ANU Press, 2020, ISSN 2652-6352, China Columns, S. 48–61, doi:10.22459/MIC.05.02.2020.04. (Sammelwerk auch als PDF; 21,4 MB. Kapitel China Columns auch als PDF; 1,57 MB), Lizenz: Creative Commons Attribution CC BY-NC-ND 4.0. Auch online erschienen: Rian Thum: The Spatial Cleansing of Xinjiang: Mazar Desecration in Context. In: madeinchinajournal.com. 24. August 2020, abgerufen am 8. November 2020 (englisch).
  7. The Uyghur Genocide: An Examination of China’s Breaches of the 1948 Genocide Convention. (PDF) In: Newlines Institute for Strategy and Policy. März 2021, S. 1–55; hier S. 50, abgerufen am 9. März 2021. Verfügbar auf: The Uyghur Genocide: An Examination of China’s Breaches of the 1948 Genocide Convention. In: newlinesinstitute.org. 8. März 2021, abgerufen am 9. März 2021.
  8. Vernichtung: Unabhängiger Bericht spricht von chinesischem Genozid an Uiguren. Mehr als 50 Experten aus verschiedenen Bereichen kommen zu dem Schluss, dass die muslimische Volksgruppe ausgelöscht werden soll. In: derstandard.de. 9. März 2021, abgerufen am 9. März 2021.
  9. Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, S. 849.
  10. S. Frederick Starr: Introduction. In: S. Frederick Starr (Hrsg.): Xinjiang: China’s Muslim Borderland, an overview of the history, demographics, politics, and culture of the province. Routledge (Taylor & Francis Group), London & New York 2004, ISBN 0-7656-1317-4, S. 3–24, hier S. S. 15 f..
  11. Ablet Kamalov: Uyghur Historiography. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. 29. Oktober 2021, abgerufen am 8. Dezember 2021 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 29. Oktober 2021, doi:10.1093/acrefore/9780190277727.013.637. Auch verfügbar als: Ablet Kamalov: Uyghur Historiography. In: Oxford Research Encyclopedias, Asian History (oxfordre.com/asianhistory). Oxford University Press, USA, S. 1–26 (online [PDF]).
  12. Rachel Harris: “A Weekly Mäshräp to Tackle Extremism”: Music-Making in Uyghur Communities and Intangible Cultural Heritage in China. In: Ethnomusicology. Band 64, Nr. 1, 2020, S. 23–55, doi:10.5406/ethnomusicology.64.1.0023.
  13. Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, S. 853.
  14. Gardner Bovingdon (mit Beiträgen von Nabijan Tursun): Chapter 14: Contested Histories. In: S. Frederick Starr (Hrsg.): Xinjiang: China’s Muslim Borderland, an overview of the history, demographics, politics, and culture of the province. Routledge (Taylor & Francis Group), London & New York 2004, ISBN 0-7656-1317-4, S. 353–374, hier S. 353.
  15. Gardner Bovingdon (mit Beiträgen von Nabijan Tursun): Chapter 14: Contested Histories. In: S. Frederick Starr (Hrsg.): Xinjiang: China’s Muslim Borderland, an overview of the history, demographics, politics, and culture of the province. Routledge (Taylor & Francis Group), London & New York 2004, ISBN 0-7656-1317-4, S. 353–374, hier S. 353 f..
  16. Gardner Bovingdon (mit Beiträgen von Nabijan Tursun): Chapter 14: Contested Histories. In: S. Frederick Starr (Hrsg.): Xinjiang: China’s Muslim Borderland, an overview of the history, demographics, politics, and culture of the province. Routledge (Taylor & Francis Group), London & New York 2004, ISBN 0-7656-1317-4, S. 353–374, hier S. 361. Dort in Fußnote 31 (S. 442) mit Verweis auf eine Rede Wang Enmaos vor Gelehrten an der Xinjiang Academy of Social Sciences im Jahr 1986, zitiert nach Wang Shuanqian (Hrsg.): Xinjiang Shehui Kexueyuan 20 Nian [Twenty years of the Xinjiang Academy of Social Sciences], Xinjiang Renmin Chubanshe, Ürümqi 2000, S. 208.
  17. David Tobin: Securing China's Northwest Frontier: Identity and Insecurity in Xinjiang. Cambridge University Press, Cambridge 2020, ISBN 978-1-108-48840-2, Chapter 5: Performing Inclusion of the Uyghur Other, S. 139165, hier S. 146 f., Fig. 5.3, doi:10.1017/9781108770408.006 (S. i-x, 1-286).
  18. Gardner Bovingdon (mit Beiträgen von Nabijan Tursun): Chapter 14: Contested Histories. In: S. Frederick Starr (Hrsg.): Xinjiang: China’s Muslim Borderland, an overview of the history, demographics, politics, and culture of the province. Routledge (Taylor & Francis Group), London & New York 2004, ISBN 0-7656-1317-4, S. 353–374, hier S. 355.
  19. Gardner Bovingdon (mit Beiträgen von Nabijan Tursun): Chapter 14: Contested Histories. In: S. Frederick Starr (Hrsg.): Xinjiang: China’s Muslim Borderland, an overview of the history, demographics, politics, and culture of the province. Routledge (Taylor & Francis Group), London & New York 2004, ISBN 0-7656-1317-4, S. 353–374, hier S. 372–374.
  20. Darren Byler: The ‘patriotism’ of not speaking Uyghur. In: supchina.com. 2. Januar 2019, abgerufen am 11. Januar 2021.
  21. Kristin Shi-Kupfer: China - Xinjiang. bpb.de, 17. Dezember 2017, abgerufen am 13. Juni 2020.
  22. Gerry Groot: Internment and Indoctrination — Xi’s ‘New Era’ in Xinjiang. In: Jane Golley, Linda Jaivin, Paul J. Farrelly, Sharon Strange (Hrsg.): Power (= China Story Yearbook). ANU Press, Acton 2019, ISBN 978-1-76046-280-2, Kap. 4, S. 98–112, doi:10.22459/CSY.2019. (Sammelwerk auch als PDF; 19 MB. Kapitel 4 auch als PDF; 1,2 MB), Lizenz: Creative Commons Attribution CC BY-NC-ND 4.0. Auch online erschienen: Gerry Groot: Chapter 4 – Internment and Indoctrination — Xi’s ‘New Era’ in Xinjiang. In: The China Story Project (https://www.thechinastory.org/) > The China Story (中国的故事) Yearbook (https://www.thechinastory.org/yearbooks/) > Yearbook 2018: Power (https://www.thechinastory.org/yearbooks/yearbook-2018-power/). Australian Centre on China in the World 中华全球研究中心/中華全球研究中心 (CIW), abgerufen am 29. Mai 2020 (englisch). Lizenz: Creative Commons Attribution CC BY 3.0
  23. Rian Thum: The Sacred Routes of Uyghur History. Harvard University Press, Cambridge & London 2014, ISBN 978-0-674-59855-3, hier S. 2f., JSTOR:j.ctt9qdt35.
  24. Ildikó Bellér-Hann: Community Matters in Xinjiang, 1880–1949: Towards a Historical Anthropology of the Uyghur (= China Studies. Band 17). Brill, 2008, ISBN 978-90-04-16675-2, ISSN 1570-1344, hier S. 38–40. Online abrufbar unter: https://brill.com/view/title/15037.
  25. Michael Dillon: Muslim communities in contemporary China: The resurgence of Islam after the Cultural Revolution. In: Journal of Islamic Studies. Band 5, Nr. 1, Januar 1994, S. 70–101, JSTOR:26196674.
  26. Nathan Light: Uyghur Folklore. In: William M. Clements (Hrsg.): The Greenwood encyclopedia of world folklore and folklife. 2 (Southeast Asia and India, Central and East Asia, Middle East). Greenwood Press, Westport, Conn. 2006, ISBN 0-313-32849-8, S. 335–348 (S. i-xviii, 1-482).
  27. Gardner Bovingdon (mit Beiträgen von Nabijan Tursun): Chapter 14: Contested Histories. In: S. Frederick Starr (Hrsg.): Xinjiang: China’s Muslim Borderland, an overview of the history, demographics, politics, and culture of the province. Routledge (Taylor & Francis Group), London & New York 2004, ISBN 0-7656-1317-4, S. 353–374, hier S. 354.
  28. Vgl. Третья международная уйгуроведческая конференция: История, культура, общество: (Звенигород, 23-26 октября 2016 г.). (PDF; 310 kB) Institute of Oriental Studies of the Russian Academy of Sciences, George Washington University, USA, Central Asia Program, Russian State University for the Humanities: Third International Conference on Uyghur Studies: History, Culture and Society: (Zvenigorod, 23-26 October 2016). In: centralasiaprogram.org. Abgerufen am 10. Dezember 2021.
  29. Ablet Semet, Jens Wilkens: Die Geschichte Xinjiangs im Spiegel der uigurischen Dichtung am Beispiel ausgewählter Gedichte von Abdurehim Ötkür. In: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Band 162, Nr. 1, 2012, ISSN 0341-0137, S. 151–170, JSTOR:10.13173/zeitdeutmorggese.162.1.0151.
  30. Anwar Rahman: Sinicization Beyond the Great Wall: China's Xinjiang Uighur Autonomous Region. Matador (Troubador Publishing), Leicester 2005, ISBN 1-904744-88-5, Chapter 4.: Uighurs, S. 33–64, S. 41.
  31. Rian Thum, Justin M. Jacobs, Tom Cliff, David Brophy, Kwangmin Kim, Madlen Kobi: The Rise of Xinjiang Studies: A JAS New Author Forum. In: The Journal of Asian Studies. Band 77, Nr. 1, Februar 2018, S. 7–18, doi:10.1017/S002191181700167X.
  32. Fabian Kretschmer: Uigurische Ethnologin Rahile Dawut: Seit vier Jahren verschwunden. Heute ist Tag des inhaftierten Schriftstellers. Unter anderem erinnert das Pen-Zentrum an Rahile Dawut, Expertin uigurischer Musik. In: taz.de. 15. November 2021, abgerufen am 1. Dezember 2021.
  33. Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 155-157 (S. i-xvii, S. 1-483).
  34. Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 157 (S. i-xvii, S. 1-483).
  35. Michael R. Drompp: The Uyghur Empire (744–840). In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. März 2017, doi:10.1093/acrefore/9780190277727.013.53 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 29. März 2017.
  36. G. J. Ramstedt: Zwei uigurische „Runen“-Inschriften in der Nord-Mongolei: aufgefunden und mit Transkriptionen, Übersetzung und Bemerkungen veröffentlicht. In: Suomalais-Ugrilaisen Seura (Hrsg.): Journal de la Societe Finno-Ougrienne / Suomalais-Ugrilaisen Seuran Aikakauskirja. Band 30, Nr. 3. Helsinki 1913 (S. 1–63, 3 Tafeln).
  37. S. G. Kljaštornyj: Die Kiptschaken auf den runischen Denkmälern. In: Central Asiatic Journal. Band 32, Nr. 1/2. Harrassowitz, 1988, S. 7390, JSTOR:41927601.
  38. Yong-Sŏng Li: On bIdgẄčIr In The 3rd Line Of The South Side Of The Šine-Usu Inscription. In: Türk Dili Araştırmaları Yıllığı-Belleten. Band 66, Nr. 1, 2018, ISSN 2651-5113, S. 177188, doi:10.32925/tday.2018.7. Koreanische Originalversion: 檀國大學校 附設 北方文化硏究所 第 19回 國際學術大會 – 북방민족 고유문자와 몽골 고고학 II – [the 19th (World) International Conference for Institute of Northern Cul-tures [at Dankook University] – Northern Race Native letters and Mongol Archaeology II –], Cheonan, Korea, 16. März 2018. Eine bearbeitete koreanische Version wurde veröffentlicht als: 中央아시아 硏究 [Chung’ang Asia Yŏn’gu] (Central Asian Studies), 23/1, Paju 2018, S. 33–46.
  39. T. Senga: The Toquz Oghuz Problem and the Origins of the Khazars. In: Journal of Asian History. Band 24, Nr. 1. Harrassowitz, 1990, S. 5769, JSTOR:41925379.
  40. Peter B. Golden: 'Eternal Stones': Historical Memory and Notions of History among the Early Turkic Peoples. In: Ismail Poonawala (Hrsg.): Turks in the Indian subcontinent, Central and West Asia: the Turkish presence in the Islamic world. Oxford University Press, New Delhi 2016, ISBN 978-0-19-809220-9, S. 3–63, hier S. 16, 51 (Fußnote 130) (S. i–xxviii, 1–385).
  41. S. G. Klyashtorny: The Tes Inscription Of The Uighur Bögü Qaghan. In: Acta Orientalia Academiae Scientiarum Hungaricae. Band 39, Nr. 1. Akadémiai Kiadó, 1985, S. 137156, JSTOR:23657930.
  42. Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 158 (S. i-xvii, S. 1-483).
  43. Yukiyo Kasai: Chapter 3: Uyghur Legitimation and the Role of Buddhism. In: Carmen Meinert, Henrik Sørensen (Hrsg.): Buddhism in Central Asia I: Patronage, Legitimation, Sacred Space, and Pilgrimage (= Volkhard Krech, Licia Di Giacinto [Hrsg.]: Dynamics in the History of Religions. Band 11). Brill, 2020, ISBN 978-90-04-41562-1, ISSN 1878-8106, S. 61–90, hier S. 62–64, Table 3.1 (The titles of the rulers in the East Uyghur Kaganate), doi:10.1163/9789004417731_005 (i–xx, 1–321). Online erstmals veröffentlicht am 13. Januar 2020. Lizenz: CC-BY-NC 4.0.
  44. Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 158f. (S. i-xvii, S. 1-483).
  45. Zsuzsanna Gulácsi: Mediaeval Manichaean book art: a codicological study of Iranian and Turkic illuminated book fragments from 8th - 11th century east Central Asia (= Stephen Emmel, Johannes van Oort [Hrsg.]: Nag Hammadi and Manichaean studies. Band 57). Brill, 2005, ISBN 90-04-13994-X, ISSN 0929-2470, hier S. 4 (i–xvi, 1–240).
  46. Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 159 (S. i-xvii, S. 1-483).
  47. Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 160 (S. i-xvii, S. 1-483).
  48. Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 160 f. (S. i-xvii, S. 1-483).
  49. Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 161 (S. i-xvii, S. 1-483).
  50. Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 162 (S. i-xvii, S. 1-483).
  51. Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 163 (S. i-xvii, S. 1-483).
  52. Dru Gladney: Xinjiang: China’s Pre- and Post-Modern Crossroad. In: The Silk Road. Band 3, Nr. 1, 2005, ISSN 2152-7237, S. 3–8 (silkroadfoundation.org).
  53. Alexander Berzin: Buddhistisch-muslimische Kontakte: Abbasiden, frühe Phase. In: studybuddhism.com. Abgerufen am 3. Februar 2021. mit Alexander Berzin: Teil 6 von 6: Errichtung buddhistischer Königreiche durch die Uiguren. In: studybuddhism.com. Abgerufen am 3. Februar 2021.
  54. Peter Zieme: Religion und Gesellschaft im Uigurischen Königreich von Qočo. Kolophone und Stifter des alttürkischen buddhistischen Schrifttums aus Zentralasien. In: Abhandlungen der Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften. Band 88, 1992, ISBN 978-3-531-05106-2, S. 1–99, doi:10.1007/978-3-322-84378-4. Dort mit Verweis auf: A. v. Gabain, Das Leben im uigurischen Königreich von Qočo (850-1250), Wiesbaden 1973, S. 118ff.
  55. Peter B. Golden: The Turkic World in Maḥmûd al-Kâshghar. In: Jan Bemmann, Michael Schmauder (Hrsg.): Complexity of Interaction along the Eurasian Steppe Zone in the first Millennium CE (= Jan Bemmann [Hrsg.]: Bonn Contributions to Asian Archaeology (BCAA). Band 7). Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie – Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Bonn 2015, ISBN 978-3-936490-14-7 (formal falsch), S. 503–555, hier S. 522, Fig 1, 523, Fig. 2 (1–705 S., The Turkic World in Maḥmûd al-Kâshgharî academia.edu).
  56. Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, Uighur (Eastern Turk, Ouigour, Uighuir, Uiguir, Uigur, Uygur, Weiwuer), S. 848–854, 850f.
  57. Nancy Shatzman Steinhardt: China's Early Mosques (= Robert Hillenbrand [Hrsg.]: Edinburgh Studies in Islamic Art). Edinburgh University Press, Edinburgh 2018, ISBN 978-0-7486-7041-3, Chapter 9 Xinjiang: Architecture of Qing China and Uyghur Central Asia, 259-274, JSTOR:10.3366/j.ctvxcrp18 (S. i-xxiv, 1-331).
  58. James Millward: Eurasian Crossroads: A History of Xinjiang. C. Hurst & Co., London 2007, ISBN 978-1-85065-818-4, Chapter 2. Central Eurasia Ascendant (9th–16th centuries), S. 40–77, hier S. 50–53.
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  133. C. E. Bosworth: Yarkand. In: P. J. Bearman, Th. Bianquis, C. E. Bosworth, E. van Donzel & W. P. Heinrichs (Hrsg.): The Encyclopaedia of Islam. New Edition. 11 („W - Z“). Brill, Leiden 2002, ISBN 90-04-12756-9, S. 286288. Auch verfügbar als: C.E. Bosworth: Yārkand. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition. P. Bearman, Th. Bianquis, C.E. Bosworth, E. van Donzel, W.P. Heinrichs, abgerufen am 29. Mai 2020 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 2012, Erste Printausgabe: ISBN 978-90-04-16121-4, 1960–2007. doi:10.1163/1573-3912_islam_SIM_7986
  134. Andrew D. W. Forbes: Warlords and Muslims in Chinese Central Asia: A political history of Republican Sinkiang 1911–1949. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1986, ISBN 0-521-25514-7, The 1937 Muslim Rebellion in southern Sinkiang [Unterkapitel von Chapter 5: Sinkiang, 1934–44: the Muslims under Sheng Shih-ts'ai], S. 135–144.
  135. Vgl. Flags of the World: Uighuristan (Islamic Republic of East Turkestan) mit World Statesmen (Xinjiang)
  136. Flags of the World: China Xinjiang Airlines (China)
  137. Gardner Bovingdon: The Uyghurs: Strangers in Their Own Land. Columbia University Press, New York 2010, ISBN 978-0-231-14758-3, hier S. 3, JSTOR:10.7312/bovi14758 (S. i-xvii, 1-286).
  138. Gardner Bovingdon: Autonomy in Xinjiang: Han Nationalist Imperatives and Uyghur Discontent (= Muthiah Alagappa [Hrsg.]: Policy Studies. Nr. 11). East-West Center Washington, 2004, ISBN 1-932728-21-X, ISSN 1547-1330, S. 5 (S. i-ix, 1-77). Bei dieser Veröffentlichung handelt es sich um einen Research report.
  139. China: Gross violations of human rights in the Xinjiang Uighur autonomous region (includes erratum). (PDF) amnesty.org, April 1999, S. 1–94; hier S. 1, abgerufen am 6. Januar 2021 (englisch). AI-Index-Nummer: ASA 17/018/1999; Abrufbar unter der URL: https://www.amnesty.org/en/documents/ASA17/018/1999/en/. Dort mit Verweis auf: Selected Works of Mao Tse-tung, Vol. V, Beijing, Foreign Language Press, 1977, pp. 295–296.
  140. Christian Tyler: Wild West China: The Taming of Xinjiang. Rutgers University Press, New Brunswick, New Jersey 2004, ISBN 0-8135-3533-6, Chapter 8: The Great Leap West, S. 199–221, hier S. 204, Fußnote 14 (S. 285) (S. i–xxiv, 1–314, Erstausgabe: John Murray (Hodder Headline), 2003). Dort mit Verweis auf : "Selected Works of Mao Tse-tung, Vol. V, Beijing, Foreign Language Press, 1977, quoted in a 1999 report by Amnesty International on Xinjiang".
  141. Amy H. Liu, Kevin Peters: The Hanification of Xinjiang, China: The Economic Effects of the Great Leap West. In: Studies in Ethnicity and Nationalism. Band 17, Nr. 2, 2017, S. 265–280, doi:10.1111/sena.12233. Online erstmals veröffentlicht am 1. Dezember 2017. Dort mit Verweis auf: Christian Tyler 2003, Wild West China: The Taming of Xinjiang. New Brunswick, NJ: Rutgers University Press.S. 204.
  142. S. Frederick Starr: Chapter 1: Introduction. In: S. Frederick Starr (Hrsg.): Xinjiang: China’s Muslim Borderland, an overview of the history, demographics, politics, and culture of the province. Routledge (Taylor & Francis Group), London & New York 2004, ISBN 0-7656-1317-4, S. 3–24, hier S. 6.
  143. Yangbin Chen: From Uncle Kurban to Brother Alim: the politics of Uyghur representations in Chinese state media. In: Anna Hayes & Michael Clarke (Hrsg.): Inside Xinjiang: Space, place and power in China's Muslim far Northwest. Routledge (Taylor & Fracis Group), London & New York 2016, ISBN 978-1-138-78079-8, S. 100–121, 102f..
  144. cf. Malcolm Moore: China tightens grip on western province Xinjiang. Chinese police tightened their grip on the far-west Xinjiang province, where new terrorism threats emerged just hours before the Olympic opening ceremony. In: telegraph.co.uk. 8. August 2008, abgerufen am 12. November 2020.
  145. Lauren Teixeira: China’s Entertainment Future Is Guns, Trains, and Loving the Party. As censorship tightens, tales of technology and the military are mandatory. In: foreignpolicy.com. 3. Oktober 2019, abgerufen am 12. November 2020.
  146. Rian Thum: The Uyghurs in Modern China. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. 11. Juli 2020, abgerufen am 11. Juli 2020 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 26. April 2018. Dort mit Verweis auf: Cindy Yung-Leh Huang, Muslim Women at a Crossroads: Gender and Development in the Xinjiang Uyghur Autonomous Region, China, Dissertation zur Erlangung des Grades „Doctor of Philosophy in Anthropology“ an der University of California, Berkeley, 2009 (unveröffentlicht), hier S. 15 f.
  147. James Millward: Eurasian Crossroads: A History of Xinjiang. C. Hurst & Co., London 2007, ISBN 978-1-85065-818-4, Chapter 6. In the People's Republic of China (1950s-1980s), S. 235–284, hier S. 240.
  148. James Millward: Eurasian Crossroads: A History of Xinjiang. C. Hurst & Co., London 2007, ISBN 978-1-85065-818-4, Chapter 6. In the People's Republic of China (1950s-1980s), S. 235–284, hier S. 254.
  149. James Millward: Eurasian Crossroads: A History of Xinjiang. C. Hurst & Co., London 2007, ISBN 978-1-85065-818-4, Chapter 6. In the People's Republic of China (1950s-1980s), S. 235–284, hier S. 257 f..
  150. James Millward: Eurasian Crossroads: A History of Xinjiang. C. Hurst & Co., London 2007, ISBN 978-1-85065-818-4, Chapter 6. In the People's Republic of China (1950s-1980s), S. 235–284, hier S. 235 f..
  151. Rob Johnson: Pulverfass am Hindukusch – Dschihad, Erdöl und die Großmächte in Zentralasien. Konrad Theiss, Stuttgart 2008.
  152. Anwar Rahman: Sinicization Beyond the Great Wall: China's Xinjiang Uighur Autonomous Region. Matador (Troubador Publishing), Leicester 2005, ISBN 1-904744-88-5, Chapter 10.: Demographic Reversal, S. 131–140, S. 135 f., Table 15 (Proportional change between Han and Uighur populations in Xinjiang from 1944 to 2000).
  153. Chang-Kuan Lin: Sinkiang. In: C. E. Bosworth, E. van Donzel, W. P. Heinrichs & [the late] G. Lecomte (Hrsg.): The Encyclopaedia of Islam. New Edition. 9 („SAN - SZE“). Brill, Leiden 1997, ISBN 90-04-10422-4, S. 648650.
  154. James Millward: Eurasian Crossroads: A History of Xinjiang. C. Hurst & Co., London 2007, ISBN 978-1-85065-818-4, Chapter 6. In the People's Republic of China (1950s-1980s), S. 235–284, hier S. 253.
  155. Roland Portmann: Die Situation in der chinesischen Region Xinjiang und die Lage der Uiguren. Länderanalyse SFH. In: SFH-Infobörse. 5/01 (Dezember 2001). Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH), Schweiz 2001, 6.3 Situation der Frauen: Geburtenkontrolle, S. 38 (ecoi.net [PDF; 101 kB]).
  156. Stanley Toops: The Population Landscape of Xinjiang/East Turkestan. In: Inner Asia. Band 2, 2 (Special Issue: Xinjiang). Brill, 2000, S. 155–170, JSTOR:23615555.
  157. Nancy Shatzman Steinhardt: China's Early Mosques (= Robert Hillenbrand [Hrsg.]: Edinburgh Studies in Islamic Art). Edinburgh University Press, Edinburgh 2018, ISBN 978-0-7486-7041-3, Chapter 4 Mongols, Mosques and Mausoleums, S. 92–118, hier S. 104 f. (im Abschnitt: „Muslim Tombs in Yuan China“), JSTOR:10.3366/j.ctvxcrp18 (S. i-xxiv, 1-331).
  158. Anwar Rahman: Sinicization Beyond the Great Wall: China's Xinjiang Uighur Autonomous Region. Matador (Troubador Publishing), Leicester 2005, ISBN 1-904744-88-5, Chapter 4.: Uighurs, S. 33–64, S. 42.
  159. David Makofsky, Bayram Unal, Maimaitijiang Abudugayiti: Social Class and Islamic Identity: Chinese Uyghur Students and Working Class in Turkey. In: Athens Journal of Social Sciences. Band 6, Nr. 2, April 2019, S. 155–176, doi:10.30958/ajss.6-2-5.
  160. Devastating Blows: Religious Repression of Uighurs in Xinjiang. (PDF; 1,9 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) Human Rights Watch, April 2005, S. 1–115, ehemals im Original; abgerufen am 20. Mai 2020 (englisch, Band 17, Nr. 2(C)).@1@2Vorlage:Toter Link/www.hrw.org (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) , Zugriff über Internetseite: "Devastating Blows: Religious Repression of Uighurs in Xinjiang", 11. April 2005.
  161. Devastating Blows: Religious Repression of Uighurs in Xinjiang. Human Rights Watch, 11. April 2005, abgerufen am 20. Mai 2020 (englisch).
  162. Elizabeth Van Wie Davis: Uyghur Muslim Ethnic Separatism in Xinjiang, China. In: Asian Affairs: An American Review. Band 35, Nr. 1, 2008, S. 15–29, JSTOR:27821503.
  163. Michael Dillon: Xinjiang in the Twenty-First Century: Islam, Ethnicity and Resistance. Routledge, Abingdon & New York 2019, ISBN 978-1-138-81105-8, Part 1 (Deep roots of the Xinjiang conflict), Chapter 1 (Turkic Muslims and the Chinese state: centuries of conflict), S. 1208.
  164. Colin Mackerras: Ethnic minorities. In: Czeslaw Tubilewicz (Hrsg.): Critical Issues in Contemporary China: Unity, Stability and Development. 2. Auflage. Routledge (Taylor & Francis), London & New York 2017, ISBN 978-1-138-91734-7, S. 237255.
  165. Deng Xiaoping's Former Residence. In: travelchinaguide.com. 30. Oktober 2019, abgerufen am 8. Mai 2021.
  166. Zhuang Pinghui: Hu Yaobang's pilgrims remember reform efforts in lead-up to Tiananmen tragedy. 25 years after the death of Hu Yaobang, those who remember his reform efforts in the lead-up to the Tiananmen tragedy travel far to honour him. In: scmp.com. 13. April 2014, abgerufen am 8. Mai 2021.
  167. Rowena Xiaoqing He: The 1989 Tiananmen Movement and Its Aftermath. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. 19. Dezember 2017, abgerufen am 7. Januar 2021 (englisch). doi:10.1093/acrefore/9780190277727.013.157. Erste Online-Veröffentlichung: 19. Dezember 2017.
  168. Fabian Kretschmer: Minderheiten in China: Willkür gegen Uiguren. „China Cables“: Geleakte Regierungslisten zeigen, mit welch absurden Begründungen Menschen in der Provinz Xinjiang in Lagerhaft gehalten werden. In: taz.de. 18. Februar 2020, abgerufen am 23. März 2021.
  169. Sean R. Roberts: The Roots of Cultural Genocide in Xinjiang. China’s Imperial Past Hangs Over the Uyghurs. In: foreignaffairs.com. 10. Februar 2021, abgerufen am 7. Mai 2021.
  170. Rémi Castets (Mitarbeit: Sylvain Antichan): Ouïghours: des oasis du Xinjiang aux champs de guerre d’Afghanistan et de Syrie. theconversation.com, 4. Juli 2018, abgerufen am 2. Juni 2020 (französisch).
  171. Björn Alpermann: Tibeter und Uiguren in China: Minderheitenpolitik und Widerstand. In: China heute. Band 35, Nr. 2 (190), 2016, ISSN 0932-6855, S. 87–97 (china-zentrum.de [PDF]).
  172. Barbara Vorsamer [Interview mit Gudrun Wacker (SWP) und Eberhard Sandschneider (DGAP)]: Unruhen in China: Frust entlädt sich in Gewalt. Mindestens 140 Tote bei den Unruhen in der westchinesischen Provinz Xinjiang: Der Konflikt zwischen Uiguren und Han-Chinesen eskaliert. Er rückt einen seit vielen Jahren schwelenden Konflikt ins Blickfeld - die internationale Gemeinschaft hat bisher oft weggeschaut. Ein Gespräch mit Experten. sueddeutsche.de, 17. Mai 2010, abgerufen am 22. Mai 2020.
  173. Colin P. Mackerras: Ethnicity in China: The Case of Xinjiang. In: Harvard Asia Quartely. Band 8, Nr. 1, 2004, ISSN 1522-4147, S. 4–14 (online).
  174. Kunal Mukherjee: The Uyghur Question in Contemporary China. In: Central Asian Survey. Band 34, Nr. 3, 2010, S. 420–435, doi:10.1080/09700161003659129 (online). Online veröffentlicht am 11. Mai 2010.
  175. Michael Dillon: Xinjiang in the Twenty-First Century: Islam, Ethnicity and Resistance. Routledge, Abingdon & New York 2019, ISBN 978-1-138-81105-8, Part 1 (Deep roots of the Xinjiang conflict), Chapter 2 (Escalation of violence in the 1990s), S. 1208.
  176. Nimrod Baranovitch: From Resistance to Adaptation: Uyghur Popular Music and Changing Attitudes among Uyghur Youth. In: The China Journal. Band 58, Juli 2007, S. 5982, JSTOR:20066307.
  177. Kilic Kanat: Repression in China and Its Consequences in Xinjiang. In: hudson.org. 28. Juli 2014, abgerufen am 9. Februar 2021.
  178. Michael Clarke: China’s Internal Security Dilemma and the “Great Western Development”: The Dynamics of Integration, Ethnic Nationalism and Terrorism in Xinjiang. In: Asian Studies Review. Band 31, Nr. 3, September 2007, S. 323–342, doi:10.1080/10357820701621350. Online veröffentlicht am 4 April 2008.
  179. Kunal Mukherjee: The Uyghur Question in Contemporary China. In: Central Asian Survey. Band 34, Nr. 3, 2010, S. 420–435, doi:10.1080/09700161003659129 (online). Online veröffentlicht am 11. Mai 2010. Mit Verweis auf: Amnesty International, People’s Republic of China, Nr. 37.
  180. Gardner Bovingdon: The Uyghurs: Strangers in Their Own Land. Columbia University Press, New York 2010, ISBN 978-0-231-14758-3, hier S. 123, JSTOR:10.7312/bovi14758 (S. i-xvii, 1-286).
  181. David Tobin: Securing China's Northwest Frontier: Identity and Insecurity in Xinjiang. Cambridge University Press, Cambridge 2020, ISBN 978-1-108-48840-2, Chapter 3: ‘East Turkestan’ in China’s Identity and Sefcurity Narratives, S. 87113, hier S. 100, doi:10.1017/9781108770408.007 (S. i-x, 1-286).
  182. Gardner Bovingdon: The Uyghurs: Strangers in Their Own Land. Columbia University Press, New York 2010, ISBN 978-0-231-14758-3, hier S. 8 f., JSTOR:10.7312/bovi14758 (S. i-xvii, 1-286).
  183. Cf. Kristin Shi-Kupfer: China - Xinjiang. Durch einen massiven Ausbau des Sicherheitsapparats und Repression hat die chinesische Führung gewalttätige Attacken gegen Han-Chinesen und staatliche Einrichtungen eingedämmt. Seit Beginn des Jahres 2017 greift die lokale Regierung massiv in die Lebensgestaltung der muslimischen Uiguren ein. (Nicht mehr online verfügbar.) bpb.de, 17. Dezember 2017, archiviert vom Original am 9. Januar 2018; abgerufen am 13. Juni 2020.
  184. Kunal Mukherjee: The Uyghur Question in Contemporary China. In: Central Asian Survey. Band 34, Nr. 3, 2010, S. 420–435, doi:10.1080/09700161003659129 (online). Online veröffentlicht am 11. Mai 2010. Mit Verweis auf: Amnesty International, People’s Republic of China, Nr. 37, S. 3.
  185. Ulrich von Schwerin: Unterdrückung der Uiguren: Unter Kontrolle. de.qantara.de, 13. November 2014, abgerufen am 22. Mai 2020.
  186. The Editors of Encyclopaedia Britannica: Uighur. Encyclopædia Britannica, inc.: Encyclopædia Britannica, 5. Februar 2020, abgerufen am 24. Mai 2020 (englisch).
  187. Rune Steenberg: Uyghur customs: the genesis, popularity, productivity and demise of a modern Uyghur topos. In: Asian Ethnicity. Band 22, 1 (Voiced and Voiceless in Xinjiang: Minorities, elites, and narrative constructions across the centuries), 2021, S. 171187, doi:10.1080/14631369.2020.1819201. Online veröffentlicht am 11. September 2020.
  188. Sean R. Roberts: The War on the Uyghurs: China's Internal Campaign against a Muslim Minority (= Princeton Studies in Muslim Politics. Nr. 78). Princeton University Press, Princeton/New Jersey 2020, ISBN 978-0-691-20221-1, Kapitel 1 (Colonialism, 1759–2001), S. 21–61, hier S. 55, doi:10.1515/9780691202211 (328 Seiten).
  189. Klemens Ludwig: Vielvölkerstaat China. In: Verlag C. H. Beck, S. 120.
  190. Alexandra Cavelius: Die Himmelsstürmerin. Chinas Staatsfeindin Nr. 1 erzählt aus ihrem Leben. Heyne, München 2007, ISBN 978-3-453-12082-2, S. 290–295.
  191. Gardner Bovingdon: The Uyghurs: Strangers in Their Own Land. Columbia University Press, New York 2010, ISBN 978-0-231-14758-3, hier S. 125 f., JSTOR:10.7312/bovi14758 (S. i-xvii, 1-286).
  192. Gardner Bovingdon: The Not-So-Silent Majority: Uyghur Resistance to Han Rule in Xinjiang. In: Modern China. Band 28, Nr. 1, 2002, S. 3978, JSTOR:3181331.
  193. Sean R. Roberts: Negotiating locality, Islam, and national culture in a changing borderlands: The revival of the Mäshräp ritual among young Uighur men in the Ili valley. In: Central Asian Survey. Band 17, Nr. 4, 1998, S. 673–699, doi:10.1080/02634939808401063. Online erstmals veröffentlicht am 13. September 2007.
  194. China: Gross violations of human rights in the Xinjiang Uighur autonomous region (includes erratum). (PDF) amnesty.org, April 1999, S. 1–94; hier S. 19, abgerufen am 6. Januar 2021 (englisch). AI-Index-Nummer: ASA 17/018/1999; Abrufbar unter der URL: https://www.amnesty.org/en/documents/ASA17/018/1999/en/.
  195. James Millward: Violent Separatism in Xinjiang: A Critical Assessment (= Muthiah Alagappa [Hrsg.]: Policy Studies. Nr. 6). East-West Center Washington, 2004, ISBN 1-932728-11-2, ISSN 1547-1330, S. 16 f. (S. i-ix, 1-53).
  196. China: Gross violations of human rights in the Xinjiang Uighur autonomous region (includes erratum). (PDF) amnesty.org, April 1999, S. 1–94; hier S. 18–23, abgerufen am 6. Januar 2021 (englisch). AI-Index-Nummer: ASA 17/018/1999; Abrufbar unter der URL: https://www.amnesty.org/en/documents/ASA17/018/1999/en/.
  197. China: China's anti-terrorism legislation and repression in the Xinjiang Uighur Autonomous region. (PDF) amnesty.org, März 2002, S. 1–32; hier S. 12 f., abgerufen am 6. Januar 2021 (englisch). AI-Index-Nummer: ASA 17/010/2002; Abrufbar unter der URL: https://www.amnesty.org/en/documents/ASA17/010/2002/en/.
  198. "East Turkistan" Terrorist Forces Cannot Get Away With Impunity (01/21/02). (Nicht mehr online verfügbar.) china-un.ch, 21. Januar 2002, archiviert vom Original am 15. Juli 2002; abgerufen am 24. Juni 2021.
  199. Vgl. dagegen: Devastating Blows: Religious Repression of Uighurs in Xinjiang. Human Rights Watch, 11. April 2005, abgerufen am 20. Mai 2020 (englisch): „A month later, in March 1997, separatists detonated bombs simultaneously on three public buses in the provincial capital of Urumqi, killing nine and seriously wounding sixty-eight.“ HRW gibt hier als Datum den März 1997 an.
  200. China: Gross violations of human rights in the Xinjiang Uighur autonomous region (includes erratum). (PDF) amnesty.org, April 1999, S. 1–94; hier S. 4, abgerufen am 6. Januar 2021 (englisch). AI-Index-Nummer: ASA 17/018/1999; Abrufbar unter der URL: https://www.amnesty.org/en/documents/ASA17/018/1999/en/.
  201. Nicolas Becquelin: Criminalizing Ethnicity: Political Repression In Xinjiang. In: China Rights Forum. Band 39, 1 („Gray Zones“), 2004, S. 39–46 (hrichina.org [PDF]).
  202. Nicolas Becquelin: Criminalizing Ethnicity: Political Repression In Xinjiang. In: China Rights Forum. Band 39, 1 („Gray Zones“), 2004, S. 39–46 (hrichina.org [PDF]). In Fußnote 3 mit Verweis auf: „East Turkistan’Terrorist Forces Cannot Get Away with Impunity“, 21. Januar 2002, herausgegeben vom State Council Information Office. Englische Version verfügbar auf: http://www.china-un.ch/eng/23949.html.
  203. David Tobin: Securing China's Northwest Frontier: Identity and Insecurity in Xinjiang. Cambridge University Press, Cambridge 2020, ISBN 978-1-108-48840-2, Chapter 3: ‘East Turkestan’ in China’s Identity and Sefcurity Narratives, S. 87113, hier S. 100 f., doi:10.1017/9781108770408.007 (S. i-x, 1-286).
  204. "East Turkistan" Terrorist Forces Cannot Get Away With Impunity (01/21/02). (Nicht mehr online verfügbar.) Information Office of State Council, 21. Januar 2002, archiviert vom Original am 15. Juli 2002; abgerufen am 6. Januar 2021 (englisch): „From February 5 to 8, 1997, the "East Turkistan Islamic Party of Allah" and some other terrorist organizations perpetrated the Yining Incident, a serious riot during which the terrorists shouted slogans calling for the establishment of an "Islamic Kingdom." They attacked innocent people, destroyed stores and burned and otherwise damaged cars and buses.“
  205. David Tobin: Securing China's Northwest Frontier: Identity and Insecurity in Xinjiang. Cambridge University Press, Cambridge 2020, ISBN 978-1-108-48840-2, Chapter 3: ‘East Turkestan’ in China’s Identity and Sefcurity Narratives, S. 87113, hier S. 100 f., doi:10.1017/9781108770408.007 (S. i-x, 1-286). Dort mit Verweis auf: Nur Bekri (2008): Nuer Baikeli zai Zizhiqu Ganbu Dahui shang de Jianghua [Nuer Baikeli’s Speech at the Autonomous Regional Government Congress], verfügbar auf: www.xj.xinhuanet.com/2008-09/11/content_14376020.htm.
  206. Vgl.: 新疆自治区主席析近期暴力事件 称形势依然严峻. 努尔·白克力在自治区干部大会上的讲话 (2008年9月10日). In: chinanews.com. 11. September 2008, abgerufen am 25. Juni 2021 (chinesisch).
  207. Reza/Andreas Wolfers: Takla Makan: Feldzug in Chinas grösste Wüste, In: Geo-Magazin 12/1997, S. 88–104.
  208. Gardner Bovingdon: The Uyghurs: Strangers in Their Own Land. Columbia University Press, New York 2010, ISBN 978-0-231-14758-3, hier S. 120, JSTOR:10.7312/bovi14758 (S. i-xvii, 1-286).
  209. Richard Bernstein: When China Convinced the U.S. That Uighurs Were Waging Jihad. In the chaos surrounding America’s War on Terror, Washington fell for Beijing’s ruse that the embattled Muslim minority posed a threat to the West. In: theatlantic.com. 19. März 2019, abgerufen am 31. Juli 2020.
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  217. Vgl. Full Text of White Paper on History and Development of Xinjiang. The Information Office of the State Council Monday issued a white paper on the history and development of China's Xinjiang Uygur Autonomous Region. The 55-page white paper, which is titled History and Development of Xinjiang, consists of ten parts. It is the first white paper about Xinjiang issued by the Chinese government. In: en.people.cn (People's Daily Online). 26. Mai 2003, abgerufen am 6. Januar 2021.
  218. Vgl. Combating terrorism, we have no choice. China's Ministry of Public Security Monday issued a list of the first batch of identified "Eastern Turkistan" terrorist organizations and 11 members of the groups. In: en.people.cn (People's Daily Online). 18. Dezember 2003, abgerufen am 6. Januar 2021. Dort mit Verweis auf die Printversion: People's Daily, 16. Dezember 2003, Seite 5.
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  291. Irina Nevskaya: Some Orthographic Features of Altai Runic Inscriptions. In: Irina Nevskaya, Marcel Erdal (Hrsg.): Interpreting the Turkic Runiform Sources and the Position of the Altai Corpus (= Pál Fodor, György Hazai, Barbara Kellner-Heinkele, Simone-Christiane Raschmann [Hrsg.]: Studien zur Sprache, Geschichte und Kultur der Turkvölker. Band 21). Klaus Schwarz Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-87997-417-7, S. 103–111, hier S. 108, doi:10.1515/9783112208953-011 (1–224 S.). Online erstmals veröffentlicht am 10. August 2020.
  292. 森安孝夫 [Moriyasu Takao], 鈴木宏節, 齊藤茂雄, 田村健, 白玉冬: シネウス碑文訳注 / Shineusu hibun yakuchū [Šine-Usu Inscription from the Uyghur Period in Mongolia: Revised Text, Translation and Commentaries]. In: 内陸アジア言語の研究 / Nairiku ajia gengo no kenkyū [Studies on the Inner Asian Languages]. Band 24, Juni 2009, S. 1–92 (hdl.handle.net).
  293. Ablet Kamalov: The Moghon Shine Usu Inscription as the Earliest Uighur Historical Annals. In: Central Asiatic Journal. Band 47, Nr. 1. Harrassowitz, 2003, S. 7790, JSTOR:41928317.
  294. Zsuzsanna Gulácsi: Mediaeval Manichaean book art: a codicological study of Iranian and Turkic illuminated book fragments from 8th - 11th century east Central Asia (= Stephen Emmel, Johannes van Oort [Hrsg.]: Nag Hammadi and Manichaean studies. Band 57). Brill, 2005, ISBN 90-04-13994-X, ISSN 0929-2470, hier S. 41 (i–xvi, 1–240).
  295. Yutaka Yoshida: Studies of the Karabalgasun Inscription: Edition of the Sogdian Version. In: Modern Asian Studies Review / 新たなアジア研究に向けて. Band 11. Toyo Bunko, März 2020, ISSN 1880-7305, S. 1–140, hier S. 3 (toyo-bunko.repo.nii.ac.jp [PDF; 8,4 MB; abgerufen am 31. Oktober 2021]). – (Repository von Tōyō Bunko) Permalink: http://id.nii.ac.jp/1629/00007297/.
  296. Peter B. Golden: 'Eternal Stones': Historical Memory and Notions of History among the Early Turkic Peoples. In: Ismail Poonawala (Hrsg.): Turks in the Indian subcontinent, Central and West Asia: the Turkish presence in the Islamic world. Oxford University Press, New Delhi 2016, ISBN 978-0-19-809220-9, S. 3–63, hier S. 16 (S. i–xxviii, 1–385).
  297. Yutaka Yoshida: Chapter 10: Historical Background of the Sevrey Inscription in Mongolia. In: Huaiyu Chen, Xinjiang Rong (Hrsg.): Great Journeys across the Pamir Mountains: A Festschrift in Honor of Zhang Guangda on his Eighty-fifth Birthday (= Michael Drompp, Devin DeWeese, Mark C. Elliott [Hrsg.]: Brill's Inner Asian Library. Band 37). Brill, 2018, ISBN 978-90-04-36222-2, ISSN 1566-7162, S. 140–145, hier S. 140, doi:10.1163/9789004362253_011 (S. i–xxx, 1–226 pp.). Online erstmals veröffentlicht am 15. Mai 2018.
  298. Peter B. Golden: 'Eternal Stones': Historical Memory and Notions of History among the Early Turkic Peoples. In: Ismail Poonawala (Hrsg.): Turks in the Indian subcontinent, Central and West Asia: the Turkish presence in the Islamic world. Oxford University Press, New Delhi 2016, ISBN 978-0-19-809220-9, S. 3–63, hier S. 15 (S. i–xxviii, 1–385).
  299. Li Yong-Sŏng [이용성 / 李容成]: On TTR : bIrlA : KTI : TWKIDm in the 6th Line on the East Side of the Šine-Usu Inscription. In: Central Asiatic Journal. Band 62, 1 (Glimpses of historical Central Asia Part I). Harrassowitz, 2019, S. 27–34, doi:10.13173/centasiaj.62.1.0027, JSTOR:10.13173/centasiaj.62.1.0027.
  300. Talât Tekin: Nine Notes on the Tes Inscription. In: Acta Orientalia Academiae Scientiarum Hungaricae. Band 42, Nr. 1. Akadémiai Kiadó, 1988, S. 111–118, JSTOR:23657763.

Anmerkungen

  1. Die Säriq oder Sariğ Yuğur (dt.: „Gelben Uiguren“) leben heute vorwiegend in der Provinz Gansu und werden von den Han-Chinesen Yugur genannt. Sie praktizieren den Lamaistischen Buddhismus und hängen sozusagen noch der Lebensweise des ersten uighurischen Reichs (744–840) an. Sie sind die Nachkommen der mittelalterlichen Uiguren des Gansu-Staates und sprechen eine Turksprache. Einige von ihnen – die Šira Yuğur – haben die mongolische Sprache angenommen, während eine andere Gruppe, die das gleiche Ethnonym trägt, Tibetisch spricht. (Quellen: Rainer Feldbacher: China: Die Situation der Uighuren in Xinjiang. gfbv.it, Februar 2016, abgerufen am 19. Juni 2020.) Sie wurden als möglicherweise direkte Nachkommen der Uiguren aus dem 8. Jahrhundert angesehen. (Quelle: Larry W. Moses: Uygur. In: Richard V. Weekes (Hrsg.): Muslim Peoples: A World Ethnographic Survey. 2. Auflage. 2 („Maba - Yoruk“). Greenwood Press, Westport/Connecticut 1984, ISBN 0-313-24640-8, S. 830833., Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 167.)
  2. Für die englischsprachige Literatur ist zu beachten, dass die Schreibweise des Ethnonyms für die Uiguren in offiziellen chinesischen Texten „Uygur“ lautet, während die uigurische Diaspora die Schreibweise „Uyghur“ verwendet. Als neutralere Schreibweise wurde auch „Uighur“ vorgeschlagen. (Quelle: Colin Mackerras: Xinjiang in China’s Foreign Relations: Part of a New Silk Road or Central Asian Zone of Conflict? In: East Asia. Band 32, Nr. 1, 2015, S. 25–42, doi:10.1007/s12140-015-9224-8.)
  3. Altishahr ist eine indigene Bezeichnung für Ostturkestan, Chinesisch-Turkestan oder Süd-Xinjiang. In seinem üblichen Gebrauch umfasst der Begriff „Altishahr“ alle Oasen des Tarim-Beckens, einschließlich Turpan (Turfan). (Quelle: Rian Thum: Modular History: Identity Maintenance before Uyghur Nationalism. In: The Journal of Asian Studies. Band 71, Nr. 3, 2012, S. 627–653, doi:10.1017/S0021911812000629.)
  4. Bei der Wahl der Übersetzung des Begriffes minzu ist zu beachten, ob dieser besser mit der Bedeutung „Nation“ oder aber als „Nationalität“ (im Sinne des russischen Begriffs народность) übersetzt werden kann, da er in der Auseinandersetzung zwischen einer uigurisch geprägten Geschichtsauffassung und der offiziellen des chinesischen Staates gezielt verschieden verwendet wird; Quellen: Gardner Bovingdon (mit Beiträgen von Nabijan Tursun): Chapter 14: Contested Histories. In: S. Frederick Starr (Hrsg.): Xinjiang: China’s Muslim Borderland, an overview of the history, demographics, politics, and culture of the province. Routledge (Taylor & Francis Group), London & New York 2004, ISBN 0-7656-1317-4, S. 353–374, hier S. 355: Fußnote 3, S. 439.
  5. Wang Enmao bezieht sich mit der Bezeichnung „Turki-Nation“ auf die historisch überlieferten, nomadisierend lebenden Türk, die in chinesischen Geschichtsquellen Tujue genannt wurden. Er versteht darunter nicht die Gesamtheit der Turkvölker. (Quelle: Ablet Kamalov: Uyghur Historiography. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. 29. Oktober 2021, abgerufen am 8. Dezember 2021 (Fußnote 35).)
  6. Die Region war im Laufe der Geschichte unter vielen verschiedenen Namen bekannt, unter anderem als Turkestan, Ostturkestan, Chinesisch-Turkestan, Uighurstan, Innerasien und Provinz Xinjiang. (Quelle: Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, S. 848. Cf. W. Barthold-[C. E. Bosworth]: Turkistan. In: P. J. Bearman, Th. Bianquis, C. E. Bosworth, E. van Donzel & W. P. Heinrichs (Hrsg.): The Encyclopaedia of Islam. New Edition. 10 („T-U“). Brill, Leiden 2000, ISBN 90-04-12761-5, S. 679680. Cf. Cyril Glassé: The concise encyclopædia of Islam: Revised edition. Stacey International, London 2001, ISBN 1-900988-06-2, S. 480.). Frühere Studien über die Region verwendeten für den chinesischen Begriff Xinjiang oft die Schreibweise Sinkiang.(Quelle: Michael Dillon: Muslim communities in contemporary China: The resurgence of Islam after the Cultural Revolution. In: Journal of Islamic Studies. Band 5, Nr. 1, Januar 1994, S. 70–101, JSTOR:26196674.).
  7. „Ostturkestan“ (deutsche Übersetzung von uigurisch: Shärqiy Türkistan oder Sharki Turkistan; eine neuere, die politische Herrschaft widerspiegelnde Bezeichnung ist: „Chinesisch-Turkestan“) war der gebräuchliche Name für die ausgedehnte Berg-, Wüsten- und Oasenregion östlich und nördlich des Tien-Shan-Gebirges sowie östlich und nördlich des Pamir- und Kunlun-Gebirges, die das Tarim-Becken und die Region Dsungarei im Norden einschließt. (Quelle: W. Barthold-[C. E. Bosworth]: Turkistan. In: P. J. Bearman, Th. Bianquis, C. E. Bosworth, E. van Donzel & W. P. Heinrichs (Hrsg.): The Encyclopaedia of Islam. New Edition. 10 („T-U“). Brill, Leiden 2000, ISBN 90-04-12761-5, S. 679680.). Obwohl die Bezeichnungen „Ostturkestan“ und „Chinesisch-Turkestan“ auch für ganz Xinjiang benutzt werden, bezieht sich der Begriff „Chinesisch-Turkestan“ im eigentlichen Sinne nur auf das Tarim-Becken. (Quelle: Larry W. Moses: Uygur. In: Richard V. Weekes (Hrsg.): Muslim Peoples: A World Ethnographic Survey. 2. Auflage. 2 („Maba - Yoruk“). Greenwood Press, Westport/Connecticut 1984, ISBN 0-313-24640-8, S. 830833.) Während die Bezeichnung „Ostturkestan“ seit dem 19. Jahrhundert in der Wissenschaft gebräuchlich ist und sich bisweilen auch auf westlich ans heutige Xinjiang angrenzende Gebiete ausdehnt, ist die uigurische Entsprechung Shärqiy Türkistan für die uigurisch geprägten Landesteile, aus denen die uigurische Bevölkerung der Provinzhauptstadt Ürümqi zu großen Teilen stammt, in China aus politischen Gründen verboten. (Quelle: Paula Schrode: Islam und religiöse Praxis in Ostturkestan. tethys.caoss.org (Tehtys – Central Asia Everyday), 12. April 2008, abgerufen am 26. Mai 2020.). Ebenso wie der Begriff Ostturkestan ist auch der Begriff „Uiguristan“ (Uyghuristan), der von einigen uigurischen Aktivisten verwendet wird, in China offiziell verboten. Der einzige, in China zugelassene politische Begriff ist daher der mit der Bedeutung „neues Territorium“ behaftete Name Xinjiang. (Quelle: Nathan Light: Uyghur Folklore. In: William M. Clements (Hrsg.): The Greenwood encyclopedia of world folklore and folklife. 2 (Southeast Asia and India, Central and East Asia, Middle East). Greenwood Press, Westport, Conn. 2006, ISBN 0-313-32849-8, S. 335–348 (S. i-xviii, 1-482).).
  8. Bei der Bezeichnung Hui-ho handelt es sich um die chinesische Darstellung des turksprachigen Namens Uyğur, der von der Chiu Wu Tai-shih als Hinweis interpretierte auf die „Schnelligkeit, mit der sie herumwirbelten und wie ein Falke in die Morgendämmerung stießen“ (Quelle: Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 155.).
  9. Die Bezeichnung Gaoche („Hohe Wagen“) bezieht sich vermutlich auf ihre Kibitka-artigen Behausungen (Quelle: Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 157.)
  10. Die turksprachige Bezeichnung Tokuz Oghuz entspricht – wenn auch nicht ganz reibungslos – der Bezeichnung der Konföderation in chinesischen Quellen (chin.: Chiu hsing für „Neun Nachnamen“), wurde in muslimischen Quellen (als „tġzġzz“) wohl aus turkischen Quellen entlehnt und sowohl für das Uigurische Kaganat in der Mongolei, als auch für die nachfolgenden diasporischen Uiguren-Staaten angewendet (Quelle: Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 156f..).
  11. Qutluğ Bilge Kül Qağan bedeutet auf Deutsch etwa „Von himmlischen Glück gesegneter, weiser Kül-Khagan“, wobei es sich bei der Bezeichnung Kül um einen Personennamen oder -Titel unbekannter Herleitung handelt (Quelle: Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 158.).
  12. Die Uiguren des Tarimbeckens ersetzten als Titel für die uigurischen politischen Führer den alten turkischen Terminus qağan durch den vom Stamm der Basmil stammenden Terminus iduqut. Dies ist ein Beispiel dafür, wie sie aus iranischen, turkischen und chinesischen Bräuchen und Begrifflichkeiten entlehnten, um ihre sehr diverse Bevölkerung im Tarimbecken erfolgreich regieren zu können.(Quelle: Michael C. Brose: The Medieval Uyghurs of the 8th through 14th Centuries. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. Juni 2017, doi:10.1093/acrefore/9780190277727.013.232 (englisch).).
  13. Die Uiguren waren insbesondere in den ersten drei Jahrzehnten des Bestehens der Volksrepublik China erheblichen Veränderungen in einem möglicherweise nie gekannten Ausmaß unterworfen, doch sind der Forschung nur sehr wenig historische Aufzeichnungen zugänglich, so dass die Mao-Ära noch heute (Stand: 2018) eine weitgehend unerforschte historische Phase darstellt, anders als dies beispielsweise für die Reform- und Eröffnungsperiode der 1980er Jahre gilt. Auch die Verwendung mündlicher Überlieferungen ist schwierig, da sie im politischen Umfeld des frühen 21. Jahrhunderts schwer zu sammeln sind und ihre Veröffentlichung Gefahren für die Beteiligten birgt.(Quelle: Rian Thum: The Uyghurs in Modern China. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. 11. Juli 2020, abgerufen am 11. Juli 2020 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 26. April 2018.)
  14. In den 1960er und 1970er Jahren wurden junge Stadtbewohner auf dem Land eingesetzt („nach unten versetzt“, xiafang), um die Kulturrevolution unter Kontrolle zu bringen und überschüssige städtische Arbeitskräfte unterzubringen. (Quelle: Michael Dillon: Xinjiang in the Twenty-First Century: Islam, Ethnicity and Resistance. Routledge, Abingdon & New York 2019, ISBN 978-1-138-81105-8, Part 1 (Deep roots of the Xinjiang conflict), Chapter 1 (Turkic Muslims and the Chinese state: centuries of conflict), S. 1208.)
  15. Han-chinesischen Familien in der Stadt ist nur ein Kind gestattet, während sie im ländlichen Raum zwei Kinder haben dürfen. In bestimmten Gebieten, wie dem ländlichen Raum von Ürümqi, ist die Zahl der Kinder für die Han-Chinesen auf eines beschränkt (Stand: Beginn des 21. Jahrhunderts). (Quelle: Stanley Toops: The Population Landscape of Xinjiang/East Turkestan. In: Inner Asia. Band 2, 2 (Special Issue: Xinjiang). Brill, 2000, S. 155–170, JSTOR:23615555.).
  16. Das in der literarischen Tradition der persisch geprägten Gesellschaften bekannte Genre tazkira (oder tazkirah) umfasst die Aussprüche, Schriften und Biographien muslimischer Heiliger und Dichter. Es ist auch aus der zentralasiatischen literarischen Tradition von Tschagatai bekannt und stellt ein gemeinsames Erbe aller zentralasiatischen türkischen Muslime dar, einschließlich der muslimischen Bevölkerung Xinjiangs. (Quelle: Ildikó Bellér-Hann: Silk Road Connectivities and the Construction of Local History in Eastern Xinjiang. In: Comparativ – Zeitschrift für Globalgeschichte und vergleichende Gesellschaftsforschung. Band 28, Nr. 4, 2018, S. 93119.).
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