Ürümqi
Ürümqi, zu deutsch Urumtschi (chinesisch 乌鲁木齐市, Pinyin Wūlǔmùqí Shì, uigurisch ئۈرۈمچى شەھىرى, auch Urumchi, bis 1954 迪化 Díhuà), ist die Hauptstadt des Uigurischen Autonomen Gebietes Xinjiang in der Volksrepublik China. Die Stadt ist auch die wichtigste Stadt der Landschaft Dsungarei. Als bezirksfreie Stadt hat Ürümqi ein Verwaltungsgebiet von 13.788 km² und 4.054.369 Einwohner (Stand: Zensus 2020).
ئۈرۈمچى Ürümqi 乌鲁木齐市 Urumtschi | |||
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Blick auf Ürümqi im September 2017 | |||
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Koordinaten | 43° 48′ N, 87° 37′ O | ||
Basisdaten | |||
Staat | Volksrepublik China | ||
Region | Xibei | ||
Autonomes Gebiet | Xinjiang | ||
Status | Bezirksfreie Stadt | ||
Gliederung | 7 Stadtbezirke, 1 Kreis | ||
Höhe | 800 m | ||
Fläche | 13.788 km² | ||
Einwohner | 4.054.369 (2020[1]) | ||
Dichte | 294,1 Ew./km² | ||
Postleitzahl | 830024, 830031, 830032, 830034, 830035, 830036, 830037, 830038, 830039, 830074, 830075, 830076, 830077, 830083 | ||
Telefonvorwahl | (+86) 991 | ||
Zeitzone | UTC+6 | ||
Kfz-Kennzeichen | 新A | ||
Website | www.urumqi.gov.cn | ||
Politik | |||
Bürgermeister | Yasim Sadiq |
Uigurische Bezeichnung | |
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Arabisch-Persisch (Kona Yeziⱪ): | ئۈرۈمچى شەھىرى |
Lateinisch (Yengi Yeziⱪ): | Ürümqi Xəⱨiri |
Kyrillisch (Sowjetunion): | Урумчи |
offizielle Schreibweise (VRCh): | Ürümqi |
Aussprache in IPA: | [yrymtʃi] |
andere Schreibweisen: | Urumtschi, Ürümtschi, Urumqi |
Chinesische Bezeichnung | |
Kurzzeichen: | 乌鲁木齐市 |
Langzeichen: | 烏魯木齊 |
Umschrift in Pinyin: | Wūlǔmùqí Shì |
Umschrift nach Wade-Giles: | Wu-lu-mu-chi Shih |
Ürümqi ist mit über 2000 km die am weitesten vom Meer entfernte Großstadt der Welt und ist nur knapp 300 km vom eurasischen Unzugänglichkeitspol entfernt. Sie liegt am Nordfuß des Tian-Shan-Gebirges. Wichtigste Industrien sind die Petrochemie, Textil- sowie Eisen- und Stahlindustrie. Ebenso hat sich mit dem größten Windpark in China die Windenergie in der Region Ürümqi etabliert. Die Eisenbahnlinie Peking – Almaty (Kasachstan) führt durch Ürümqi.
Wie in ganz China gilt auch in Ürümqi die chinesische Standardzeit (auch als „Pekinger Zeit“ bezeichnet, UTC +8 Stunden; siehe Zeitzonen von China). In Bezug auf den Sonnenstand besteht zu Peking eine Differenz von zwei Stunden.
Bevölkerung
Laut Zensus (2000) hatte Ürümqi 2.081.834 Einwohner (Bevölkerungsdichte: 174,53 Einwohner/km²).
Die Bevölkerung setzte sich im Jahr 2000 aus folgenden Ethnien zusammen:
Name des Volkes | Einwohner | Anteil |
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Han | 1.567.562 | 75,30 % |
Uiguren | 266.342 | 12,79 % |
Hui | 167.148 | 8,03 % |
Kasachen | 48.772 | 2,34 % |
Mandschu | 7.682 | 0,37 % |
Mongolen | 7.252 | 0,35 % |
Xibe | 3.674 | 0,18 % |
Russen | 2.603 | 0,13 % |
Tujia | 1.613 | 0,08 % |
Kirgisen | 1.436 | 0,07 % |
Usbeken | 1.406 | 0,07 % |
Zhuang | 878 | 0,04 % |
Tataren | 767 | 0,04 % |
Tibeter | 665 | 0,03 % |
Dongxiang | 621 | 0,03 % |
Miao | 620 | 0,03 % |
Koreaner | 588 | 0,03 % |
Sonstige | 2.205 | 0,09 % |
Bevölkerungsentwicklung der Agglomeration laut UN
In dem eigentlichen urbanen Siedlungsraum der Stadt lebten 2017 knapp 3,8 Millionen Einwohner. Die restliche Bevölkerung lebt im ländlichen Umland. Aufgrund der voranschreitenden Urbanisierung wird bis 2035 mit 5,8 Millionen Einwohnern in der Agglomeration gerechnet.
Jahr | Einwohnerzahl[2] |
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1950 | 102.000 |
1960 | 296.000 |
1970 | 581.000 |
1980 | 881.000 |
1990 | 1.241.000 |
2000 | 1.807.000 |
2010 | 2.811.000 |
2017 | 3.837.000 |
Administrative Gliederung
Auf Kreisebene setzt sich Ürümqi aus sieben Stadtbezirken und einem Kreis zusammen. Diese sind (Stand: Zensus 2010)[3]:
Karte | ||||||
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Uigurisch | Chinesisch | Fläche (km²) | Einwohner | |||
Kona Yeziⱪ | Yengi Yeziⱪ | Zeichen | Pīnyīn | |||
Stadtbezirk Tianshan (Zentrum und Sitz der Stadtregierung) |
تەڭرىتاغ | Təngritaƣ | 天山区 | Tiānshān Qū | 171 | 696.277 |
Stadtbezirk Saybag | سايباغ | Saybaƣ | 沙依巴克区 | Shāyībākè Qū | 422,47 | 664.716 |
Stadtbezirk Xinshi (»Neustadt«) | يېڭىشەھەر | Yengixəⱨər | 新市区 | Xīnshì Qū | 262,5 | 730.307 |
Stadtbezirk Shuimogou | شۇيموگۇ | Shuimogu | 水磨沟区 | Shuǐmògōu Qū | 277,6 | 390.943 |
Stadtbezirk Toutunhe | تۇدۇڭخابا | Tutunghaba | 头屯河区 | Tóutúnhé Qū | 275,59 | 172.796 |
Stadtbezirk Dabancheng | داۋانچىڭ | Dawanqing | 达坂城区 | Dábǎnchéng Qū | 4.759 | 40.657 |
Stadtbezirk Midong | میدونگ | Midong | 米东区 | Mǐdōng Qū | 3.407,42 | 333.676 |
Kreis Ürümqi | ئۈرۈمچى | Ürümqi | 乌鲁木齐县 | Wūlǔmùqí Xiàn | 4.212 | 83.187 |
Klima
In Ürümqi herrscht ein kontinentales Steppenklima mit heißen und trockenen Sommern (Durchschnittstemperatur Juli 24 °C) sowie feucht-kalten Wintern (Durchschnittstemperatur Januar −16 °C). Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 5,4 °C, die Jahresniederschlagssumme 273 mm. Frühling und Herbst sind in dieser Region sehr kurz. Mai bis Oktober gelten als beste Reisezeit für Ürümqi.
Ürümqi | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Ürümqi
Quelle: WMO |
Wirtschaft
Ürümqi ist ein wichtiges Industriezentrum in Xinjiang. Ürümqi hat zusammen mit Karamay und Korla einen Anteil von 64,5 Prozent an der gesamten Industrieproduktion von Xinjiang. Laut einer Studie aus dem Jahr 2014 erwirtschafte Ürümqi ein Bruttoinlandsprodukt von 59,6 Milliarden US-Dollar in Kaufkraftparität. In der Rangliste der wirtschaftsstärksten Metropolregionen weltweit belegte die Stadt damit den 199. Platz. Das BIP pro Kopf liegt bei 22.590 US-Dollar (KKP). In der Stadt waren 1,2 Millionen Arbeitskräfte beschäftigt. Mit 11 % im Zeitraum von 2009 bis 2014 wuchs das BIP pro Kopf sehr schnell.[4]
Obwohl die alten Stadtgebiete hauptsächlich im Süden liegen, begann die Entwicklung im nördlichen Teil seit den späten 1980er Jahren. Die Fertigstellung des neuen Büroturms für die Stadtverwaltung von Ürümqi im Jahr 2003 am Nanhu-Platz (南湖广场) an der Nanhu-Straße markierte eine Verlagerung des Stadtzentrums nach Norden. Die Xinjiang Guanghui Group (新疆广汇集团) ist mit 108.000 Mitarbeitern[5] das größte Immobilienunternehmen und das mächtigste Unternehmen in Privatbesitz in Xinjiang und ist in den Bereichen Energie und Automobile tätig.
Verkehr
Der Flughafen Ürümqi-Diwopu befindet sich ca. 17 km vom Stadtzentrum entfernt im Nordwesten. Er verbindet Ürümqi durch 700 Flüge pro Woche mit 53 Zielen innerhalb China sowie mit 14 internationalen Zielen, darunter Taschkent, Nowosibirsk, Moskau, Islamabad, Almaty und Bischkek.
Seit dem 25. Oktober 2018 verbindet die Linie 1 der Ürümqi Metro den Flughafen mit der Innenstadt. Die 16,56 km lange Strecke hat 12 Stationen. Eine Erweiterung der Linie 1 in Richtung Süden sowie weitere Linien sind in Bau.[6]
Ürümqi ist durch die Beijiang-Eisenbahn, den nördlichen Zweig der Lanxin-Bahn (Northern Xinjiang Railway), als einzigen schienengebunden Weg mit den großen Städten Chinas und der Provinz verbunden. Nach Westen führt die Strecke über die Station Alashankou (Kilometerpunkt 2358.376, 477 Kilometer von Ürümqi) durch die Dsungarische Pforte nach Dostyk in Kasachstan. In Richtung Kernland Chinas besteht am Knoten Turfan die Möglichkeit der Anbindung über den südlichen Teil der Bahn (Southern Xinjiang Railway) und Korla, Aksu, Kuytun und Liuyuannach nach Kaschgar im Tarimbecken, dem derzeit westlichsten Bahnhof der Volksrepublik. Am Ausgangspunkt der Strecke in Lanzhou nach 1903,3 Kilometern sowie kurz zuvor in Wuwei (in die Innere Mongolei weiter Richtung Ulan Bator in der Mongolei) besteht weiterer Anschluss an das chinesische Eisenbahnnetz. Der Bau des Kernstücks der Lanxin-Strecke (Lanzhou–Xinjiang-Eisenbahn) wurde 1952 in Angriff genommen und nach zehn Jahren vollendet. Der Lückenschluss mit der kasachischen Eisenbahn Kasachstan Temir Scholy wurde am 12. September 1990 vollzogen, der südliche Teil entlang der Taklamakan-Wüste wurde in den späten 1990er Jahren fertiggestellt. Nach dem Bau des Wushaoling-Tunnels 2006, mit 21,5 Kilometern der längste Eisenbahntunnels Chinas, ist die Hauptstrecke durchgehend zweigleisig befahrbar.
Außerdem gibt es drei große Busbahnhöfe in Ürümqi: Northern Suburb Passenger Transport Station, Southern Suburb Passenger Transport Station und Nianzigou Passenger Transport Station.
Sehenswürdigkeiten
Touristische Attraktionen in oder bei Ürümqi sind u. a. der Himmelssee (110 km östlich gelegen), der „Hong Shan“ (roter Berg), die Südmoschee, das Xinjiang Regionalmuseum und der „International Bazar“, der im Stadtzentrum gelegen ist.
Im Museum der Provinz finden sich mehrere Mumien des Volks der hellhäutigen, indoeuropäischen Tocharer, die im Tarimbecken gefunden wurden.
Das Stadtmuseum von Ürümqi (乌鲁木齐博物馆) liegt in der Süd Nanhu Straße 123 (南湖南路 123).
Geschichte
Die Stadt Ürümqi wurde im 17. Jahrhundert vom Dsungarischen Khanat beherrscht, 1722 wurde sie von der Qing-Dynastie erobert.[7]
Am 5. Juli 2009 griffen uigurische Demonstranten nach einer zunächst friedlichen Demonstration Berichten zufolge in Ürümqi Han-Chinesen an, Fahrzeuge wurden in Brand gesetzt, einige Geschäfte gestürmt und der Verkehr an mehreren Kreuzungen blockiert. Nach Augenzeugenberichten waren die rund 3000 Demonstranten mit Holzknüppeln und Messern bewaffnet. Der Polizei wurde befohlen, Ruhe und Ordnung wiederherzustellen. Es soll, nach offiziellen Angaben, zu blutigen Auseinandersetzungen mit 184 Toten gekommen sein, davon 137 Han, 46 Uiguren und ein Mitglied der Hui-Minderheit, die von der wütenden Menge erschlagen wurden.[8] Hintergrund sind die seit Jahren anhaltenden Spannungen zwischen der chinesischen Zentralregierung, der von ihr abhängigen Provinzregierung und den Autonomiebestrebungen der Uiguren und anderer ethnischer Minderheiten.[9]
Partnerstädte
Sport
Der in der Stadt beheimatete Fußballverein Xinjiang Tianshan Leopard spielt derzeit in der zweiten chinesischen Liga (China League One).
Eponyme
Der am 18. Oktober 1979 entdeckte Asteroid (2729) Urumqi trägt seit 1991 den Namen der Stadt.[10]
Weblinks
- Wettlauf mit der Zeit – Die chinesische Stadt Ürümqi wird zu den Megacities der Zukunft gehören. Ob Aspekte der Nachhaltigkeit in ihrer Geschichte eine Rolle spielen, entscheidet sich schon jetzt. In: Telepolis
- CHINA „Liebliche Weide“ Die Großstadt Ürümqi im Nordwesten Chinas liegt inmitten malerischer Naturschönheiten.
Einzelnachweise
- citypopulation.de: Wūlŭmùqí Shì, Stadt auf Präfekturebene in Xīnjiāng Wéiwú'ĕr Zìzhìqū (China), abgerufen am 6. Februar 2022
- World Urbanization Prospects – Population Division – United Nations. Abgerufen am 23. Juli 2018.
- citypopulation.de: Wūlŭmùqí Shì, Stadt auf Präfekturebene in Sinkiang, abgerufen am 6. Februar 2022
- Alan Berube, Jesus Leal Trujillo, Tao Ran, and Joseph Parilla: Global Metro Monitor. In: Brookings. 22. Januar 2015 (brookings.edu [abgerufen am 30. Juli 2018]).
- Group Introduction. Abgerufen am 3. August 2021.
- Keith Barrow: Urumqi opens first metro line | International Railway Journal. In: International Railway Journal. 30. Oktober 2018, abgerufen am 4. November 2018.
- Jürgen Paul: Zentralasien. S. Fischer, Frankfurt am Main 2012 (Neue Fischer Weltgeschichte, Band 10), S. 158.
- sueddeutsche.de (Memento vom 13. Juli 2009 im Internet Archive)
- nzz.ch
- Minor Planet Circ. 18448