Sogdische Sprache
Sogdisch war eine weit verbreitete mitteliranische Sprache. Im Zuge der türkischen Eroberung Zentralasiens wurde das Sogdische, zusammen mit anderen Sprachen der ostiranischen Sprachfamilie, durch Turksprachen ersetzt. Die städtische Bevölkerung übernahm die persische Sprache. Bis auf das Jaghnobi, das gegenwärtig noch von wenigen Jaghnoben im Jaghnobtal in Tadschikistan gesprochen wird, ist die sogdische Sprache ausgestorben.
Sogdisch | ||
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Gesprochen in |
Zentralasien (Sogdien) | |
Sprecher | keine (Sprache ausgestorben) | |
Linguistische Klassifikation |
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Offizieller Status | ||
Amtssprache in | führende Kultur- und Handelssprache entlang der historischen Seidenstraße | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-2 |
sog | |
ISO 639-3 |
sog |
Verbreitungsgebiet
Sie ist die bekannteste und am reichsten bezeugte ostiranische Sprache der mitteliranischen Periode. Gesprochen wurde sie in Sogdien (altpersisch Sugda, sogdisch Suγd) mit Samarkand als Mittelpunkt. Zahlreiche neu gegründete Handelskolonien sogdischer Kaufleute entlang der Seidenstraße führten dazu, dass das Sogdische die allgemeine Verkehrssprache Ostturkestans wurde. Trotz der weiten Verbreitung sogdischer Texte vom Mutterland zwischen Oxus (Amudarja) und Jaxartes (Syrdarja) bis nach Turfan und Dunhuang waren kaum Dialektunterschiede, sondern höchstens chronologische, orthographische oder soziolektische Divergenzen auszumachen.
Bedeutung
Sogdisch war eine der bedeutendsten mitteliranischen Sprachen mit einer umfangreichen Literatur, die auf eine Stufe mit der mittelpersischen und der parthischen zu stellen ist. Es war einst die Handelssprache in ganz Zentralasien (Transoxanien) und die Lingua Franca chinesischer und iranischer Händler. Die Sprache gehörte zum nordöstlichen Zweig der iranischen Sprachen. Bislang wurden keine Zeugnisse einer früheren Sprachstufe (*Proto-/Alt-Sogdisch) gefunden. Allerdings ist, da die Gegend in altpersischen Inschriften erwähnt wird, anzunehmen, dass ein separates und als solches erkennbares Sogdisch mindestens seit der Dynastie der Achämeniden (ca. 550 bis 323 v. Chr.) existierte. Sogdisch hat eine konservativere Morphologie als Mittelpersisch.
Die wirtschaftliche und politische Bedeutung der sogdischen Sprache war der Garant für ihr Überleben in den Jahrhunderten nach der Eroberung Sogdiens durch die Muslime im achten nachchristlichen Jahrhundert. Da die frühesten Texte des Neupersischen auf sogdischem Territorium unter den Samaniden geschrieben wurden, fanden viele sogdische Wörter Eingang in die moderne persische Sprache.
Bis zum Ende des 10. Jahrhunderts gab es eine zweisprachige Oberschicht, danach war das Sogdische aus den Städten verschwunden und überlebte die folgenden Jahrhunderte nur noch auf dem Land, wo sich einzelne Elemente der sogdischen Kultur bis heute erhalten haben.[1]
Eine wichtige Quelle stellen die von Sir Aurel Stein 1907 westlich von Dunhuang an der chinesischen Mauer gefundenen sogdischen Briefe dar. In diesen spätantiken, von Privatpersonen verfassten Texten finden sich wichtige Hinweise zur Wirtschaft entlang der Seidenstraße, wobei die Sogden eine wichtige Rolle spielten, und auch zu politischen Ereignissen (so der Einnahme der chinesischen Hauptstadt Luoyang im Jahr 311 durch Liu Cong).[2]
Schrift
Eine frühe sogdische Schrift wurde in Sogdien gefunden. Diese Schrift basiert auf dem aramäischen Alphabet. Der größte Teil des Textkorpus (religiöse Schriften, Briefe, Literatur und administrative Korrespondenz) ist jedoch in einer späteren sogdischen Schrift überliefert, die ebenfalls auf dem aramäischen Alphabet basiert und wie die mittelpersische Schrift (Pahlavi-Schrift) viele Heterogramme hat. Verschiedene sogdische Texte, nahezu ausschließlich religiöse Schriften manichäischer und christlicher Autoren, wurden auch im Textkorpus von Turfan gefunden. Die sogdische Schrift ist der direkte Vorläufer der uigurischen Schrift, aus der sich wiederum die mongolische Schrift entwickelte.
Sogdischer Beispieltext (Transliteration): MN sγwδy-k MLK’ δy-w’šty-c ’t x’xsrc xwβw ’pšwnw δrwth γ-rβ nm’cyw
Wort-für-Wort Übersetzung: Von Sogdiens König Dywashtic an Khakhsar’s Khuv Afshun, (gute) Gesundheit (und) viele Ehrerbietungen
Literatur
- Badresaman Gharib: Sogdian Dictionary. Sogdian-Persian-English. Farhangan Publications, Teheran 1995, ISBN 964-5558-06-9
- Nicholas Sims-Williams: Sogdian. In: Rüdiger Schmitt (Hrsg.): Compendium Linguarum Iranicarum. Reichert, Wiesbaden 1989, ISBN 3-88226-413-6, S. 173–192
- Émile Benveniste: Études sogdiennes. Reichert, Wiesbaden 1979, ISBN 3-920153-63-4
Weblinks
- Sogdische Lehnworter im Persischen. In: Ehsan Yarshater (Hrsg.): Encyclopædia Iranica. (englisch, iranicaonline.org – inkl. Literaturangaben).
- Sogdisches Textbeispiel
Anmerkungen
- Étienne de La Vaissière: Sogdian Traders. A History. (Handbook of Oriental Studies. 8. Abteilung: Central Asia, Band 10) Brill, Leiden/Boston 2005, S. 289
- The Sogdian Ancient Letters (Briefe 1–3 und 5 in englischer Übersetzung von Nicholas Sims-Williams).