Zitadelle
Eine Zitadelle ist eine kleine in sich abgeschlossene Festung, die entweder innerhalb einer größeren liegt oder einen Teil der Enceinte (also der Hauptbefestigungslinie) der größeren Festung bildet.[1] Bei einer Erstürmung der Stadt durch feindliche Truppen diente sie als Rückzugsort für die Garnison und letzter Widerstandskern der Stadt. Die Bezeichnung wurde in der Frühen Neuzeit von italienisch cittadella entlehnt, was „kleine Stadt“ bedeutet.
Lage
Eine Zitadelle positioniert sich entweder innerhalb oder am Rande einer Stadtbefestigung. Oftmals wurde sie bewusst im Zentrum einer als unloyal betrachteten Stadt errichtet und diente somit einem ähnlichen Zweck wie die mittelalterliche Zwingburg. Bei der Lage außerhalb der Stadt trennt die Esplanade als freies Schuss- und Rückzugsfeld die Zitadelle von den anderen Wehranlagen.
Freie äußere Form
Die älteste Form der Zitadelle ist die auf einem Hügel gelegene Festung innerhalb oder am Rande einer Stadt. Die äußere Form dieser Zitadellen leitete sich mehr oder weniger direkt aus den Umrissen des Berges oder Hügels ab, auf dem sie standen. Im Griechenland der Antike wurden sie Akropolis genannt, was so viel bedeutet wie „Hohe Stadt“. Sie erfüllten auch die Funktion eines Heiligtums.
Auch spätere Beispiele, wie die Zitadelle Petersberg in Erfurt oder die Zitadelle von Bitsch, richteten sich in ihrer groben Gesamtform nach dem Höhenprofil der Landschaft oder dem Umriss eines Berges.
Beispiele
innerhalb Deutschlands
- Erfurt – Zitadelle Petersberg
- Münster – Zitadelle von Münster
- Vechta – Zitadelle Vechta
- Wesel – Zitadelle Wesel
außerhalb Deutschlands
- Aleppo – Zitadelle von Aleppo
- Athen – Akropolis (Athen)
- Bitche – Zitadelle von Bitsch
- Budapest – Zitadelle (Budapest)
- Erbil – Zitadelle von Erbil
- Ephesos/Selçuk – Zitadelle von Selçuk
Regelmäßiges Vieleck
Anfang/Mitte des 16. Jahrhunderts entwickelte man auf der Grundlage des Bastionärsystems eine neue Form der Zitadelle, die den Grundriss eines regelmäßigen Vieleckes oder Sternes hatte (siehe dazu die Abschnitte „Ursprünge des Bastionärsystems“ und „Entwicklung der neuitalienischen Manier“ im Artikel Geschichte der neuzeitlichen Festung). Im 17. Jahrhundert verfeinerte der französische Marschall Sébastien Le Prestre de Vauban dieses Prinzip sehr erfolgreich. Das führte dazu, dass Zitadellen in einigen Regionen auch allgemein als „Vauban-Festungen“ bezeichnet werden. Durch die ausgeklügelte Geometrie der Wehranlagen war sie weniger auf den Schutz, den eine erhöhte Lage auf einem Berg brächte, angewiesen. Daher sind viele Vauban-Festungen in eher flacheren Regionen vorzufinden (→Niederungsburg), wo es im Gegensatz zur Berglage (→Höhenburg) einfacher ist, ein System aus schützenden Wassergräben anzulegen.
Das „geometrische Ideal“ eines regelmäßigen Sternes mit den Bastionen als Zacken konnte allerdings nur bei völligen Neuanlagen von Festungen in der Ebene in seiner Reinheit umgesetzt werden. Bei bloßen Modernisierungen von Festungen oder im hügeligen Gelände mussten die Befestigungsanlagen den örtlichen Gegebenheiten angepasst werden (siehe dazu im obigen Abschnitt beispielsweise die Zitadelle von Bitsch). Oder die Zitadelle richtete sich in ihrer Gestalt mehr nach dem Befestigungssystem der Stadt, als Beispiel käme eventuell die Zitadelle Wesel in Betracht (siehe ebenfalls im obigen Abschnitt).
Beispiele
innerhalb Deutschlands
- Berlin – Zitadelle Spandau
- Jülich – Zitadelle Jülich
- Magdeburg – Zitadelle Magdeburg
- Mainz – Zitadelle Mainz
außerhalb Deutschlands
- Antwerpen – Zitadelle von Antwerpen
- Jaca – Zitadelle von Jaca
- Landskrona – Zitadelle Landskrona
- Lille – Zitadelle von Lille
- Pamplona – Zitadelle von Pamplona
- Straßburg – Zitadelle von Straßburg
- Turin – Zitadelle von Turin
Siehe auch
Literatur
- Hans-Rudolf Neumann (Bearb.): Erhalt und Nutzung historischer Zitadellen. Philipp von Zabern, Mainz 2002, ISBN 3-8053-2987-3.
Weblinks
Einzelnachweise
- Bernhard von Poten (Hrsg.): Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften. Band 2: Bergen bis Döbeln. Velhagen & Klasing, Bielfeld u. a. 1877, s.v. „Citadellen“.
- Erbil Citadel – UNESCO World Heritage Centre, whc.unesco.org. Abgerufen am 28. Januar 2015