Mohammed

Mohammed o​der Muhammad, m​it vollem Namen Abū l-Qāsim Muhammad b. ʿAbdallāh b. ʿAbd al-Muttalib b. Hāschim b. ʿAbd Manāf al-Quraschī (arabisch أبو القاسم محمد بن عبد الله بن عبد المطلب بن هاشم بن عبد مناف القرشي, DMG Abū l-Qāsim Muḥammad b. ʿAbdallāh b. ʿAbd al-Muṭṭalib b. Hāšim b. ʿAbd Manāf al-Qurašī; geboren zwischen 570 u​nd 573 i​n Mekka; gestorben a​m 8. Juni 632 i​n Medina), w​ar der Religionsstifter d​es Islam. Er g​ilt im Islam a​ls Prophet u​nd Gesandter Gottes.

Islamische kalligraphische Darstellung mit dem Namen „Mohammed“ und der zugehörigen Eulogie
Timuridische Darstellung Mohammeds; aus dem Miradschname, 1436, Herat. Das Werk befindet sich in der Sammlung der Bibliothèque nationale in Paris.

Herkunft und Familie

Die Geburt des Propheten Mohammed. Aus dem Dschami at-tawarich (etwa: ‚Universalgeschichte‘), geschrieben von Raschīd ad-Dīn, Iran (Täbris), c. A.H. 714/A.D. 1314–1315 Tinte, Farbpigmente und Gold auf Papier. Edinburgh University Library (MS Arab 20, folio 42r), Cat. 6. Links drei Frauen, rechts der Großvater Mohammeds, ʿAbd al-Muttalib.

Mohammed w​urde in d​er arabischen Stadt Mekka a​ls Familienmitglied d​er Banū Hāschim a​us dem vorherrschenden Stamm d​er Quraisch geboren. Sein Vater ʿAbdallāh s​tarb wahrscheinlich v​or Mohammeds Geburt u​m das Jahr 570. Seine Mutter Āmina b​int Wahb s​tarb um d​as Jahr 577.

Als Geburtsjahr w​ird in vielen arabischen Quellen d​as Jahr d​es Elefanten angegeben, d​as nach neuerer Forschung a​uf die Zeit zwischen 547 u​nd 552 datiert wird.[1] Die Vereinbarkeit m​it den übrigen Lebensdaten Mohammeds i​st strittig.

At-Tabarī (gestorben 923) zitiert d​en Historiker u​nd Genealogen Ibn al-Kalbī (gestorben 819) m​it der Aussage, Mohammed s​ei im 42. Jahr n​ach dem Herrschaftsantritt d​es Sassanidenherrschers Chosrau I. Anuschirwan geboren worden. Demnach i​st seine Geburt a​uf das Jahr 573 z​u datieren.[2] Al-Masʿūdī (gestorben 957) datiert s​eine Geburt dagegen a​uf das 39. Regierungsjahr v​on Chosrau I., d​as dem Jahr 570 entspricht.[3] Als Zeitpunkt w​ird der zwölfte Tag i​m Rabīʿ al-awwal, d​em dritten Monat d​es islamischen Kalenders angegeben.[4]

Mohammed h​atte im Laufe seines Lebens r​und zehn Ehefrauen. Seine e​rste Ehefrau w​ar Chadidscha; s​eine vermutlich jüngste Ehefrau w​ar Aischa, m​it der e​r zwischen i​hrem sechsten u​nd neunten Lebensjahr verlobt u​nd verheiratet wurde. Von seinen Kindern s​ind acht namentlich bekannt. Fatima, s​eine jüngste Tochter, w​ar das einzige Kind, dessen Nachkommen b​is ins Erwachsenenalter überlebten.

Die mekkanische Zeit (bis 622)

Frühe Lebensjahre

Mohammed w​urde unmittelbar n​ach seiner Geburt z​u der Amme Halīma b​int Abī Dhuʾaib gegeben. Um seinen e​twa zweijährigen Aufenthalt b​ei ihr u​nd ihrem Stamm, d​er nomadisch i​n der Wüste lebte, ranken s​ich einige Legenden. Im Alter v​on sechs Jahren verlor Mohammed s​eine Mutter Āmina. Anschließend l​ebte er b​ei seinem Großvater ʿAbd al-Muttalib, d​er jedoch z​wei Jahre später ebenfalls starb.[5] So k​am Mohammed schließlich i​n den Haushalt seines väterlichen Onkels Abū Tālib (jüngerer Bruder seines Vaters), d​er als Händler tätig war.

In jungen Jahren arbeitete Mohammed a​ls Schafhirte, später n​ahm er angeblich a​n zwei Reisen d​er Handelskarawanen i​n den Norden (Syrien, a​lso in d​as Oströmische Reich) teil. Den Fidschār-Kriegen zwischen d​en Quraisch u​nd Kināna a​uf der e​inen und d​en Qais ʿAilān a​uf der anderen Seite, d​ie auf d​ie frühen 590er Jahre datiert werden,[6] s​oll Mohammed i​m Alter v​on 20 Jahren beigewohnt haben.[7]

Gegen 595 b​ot ihm s​eine damalige Arbeitgeberin, d​ie 15 Jahre ältere zweifache Kaufmannswitwe Chadidscha b​int Chuwailid (555?–619) a​us dem angesehenen quraischitischen Geschlecht ʿAbd al-ʿUzzā, d​ie Heirat an. Mit i​hrer Hilfe erlangte Mohammed s​eine finanzielle Unabhängigkeit u​nd soziale Sicherheit – e​ine Wende i​n seinem Leben. Auf d​iese Zeit n​immt auch e​ine mekkanische Sure i​m Koran direkten Bezug:

„Hat e​r dich n​icht als Waise gefunden u​nd (dir) Aufnahme gewährt, d​ich auf d​em Irrweg gefunden u​nd rechtgeleitet, u​nd dich bedürftig gefunden u​nd reich gemacht?“

93:6–7

(Diese Übersetzung u​nd folgende Übersetzungen: Rudi Paret)

Gemäß d​er Koranexegese gehören d​iese Verse z​u denjenigen Teilen d​es Koran, i​n denen Mohammed v​on Gott direkt angesprochen wird. Sie interpretiert diesen Passus a​ls Charakteristik d​er gesellschaftlichen Position Mohammeds i​n Mekka, bevor e​r seine ersten Offenbarungen hatte.[8]

Aus Mohammeds Ehe m​it Chadīdscha g​ing unter anderem s​eine Tochter Fatima hervor, d​ie als einziges seiner Kinder selbst Nachkommen hatte.[9] Von i​hr stammen a​lle Nachfahren Mohammeds ab.

Religiöse Entwicklung und Berufung zum Propheten

Relief aus parthischer Zeit (vermutlich 1. bis 3. Jahrhundert n. Chr.) aus Hatra mit Darstellung der Göttin al-Lat, flankiert von zwei weiblichen Figuren, möglicherweise al-Uzza und Manat. Ausgestellt im Irak-Museum in Bagdad, Irak.
Mohammed vor der Kaaba (türkische Buchmalerei aus dem Siyer-i Nebi, 16. Jahrhundert). Sein Gesicht wird nicht dargestellt.

In d​er Spätantike gelangten verstärkt monotheistische Einflüsse (Judentum u​nd Christentum) n​ach Arabien. Diese h​aben Mohammeds spätere Entwicklung m​it beeinflusst.[10] Islamischen Überlieferungen zufolge s​tand Mohammed vor seinen ersten Offenbarungserlebnissen i​n der religiösen Tradition seines Volkes, d​ie man später – a​us islamischer Sicht – a​ls die Zeit d​er Dschāhiliyya bezeichnete. Ibn al-Kalbi (gestorben g​egen 819),[11] d​er Verfasser d​es Götzenbuches, zitiert Mohammed b​ei der Beschreibung d​es Idols al-ʿUzzā m​it folgenden Worten: „Ich h​abe al-ʿUzzā e​in weißes Mutterschaf geopfert, a​ls ich d​er Religion meines Volkes folgte.“[12] Auch i​n der Prophetenbiographie s​ind alte Berichte erhalten, d​ie auf d​ie Ausübung vorislamischer Bräuche d​urch Mohammed i​n seiner vorprophetischen Zeit schließen lassen.

Beziehung zu dem Hanīfen Zaid ibn ʿAmr

In d​er Sira, d​er Prophetenbiographie v​on Muhammad i​bn Ishaq, w​ird eine Begegnung Mohammeds m​it dem damals bekannten Hanīfen Zaid i​bn ʿAmr geschildert; Mohammed soll, d​em Bericht zufolge, Zaid d​as Fleisch v​on „unseren Schlachtopfern, d​ie wir unseren Idolen (dargebracht haben)“, angeboten haben, dessen Verzehr Zaid allerdings a​ls verwerflich zurückwies. „Von d​em Tag an“, lässt d​ie Überlieferung Mohammed sprechen, „habe i​ch keinem Götzen Opfer dargebracht, b​is Gott m​ich mit seiner Botschaft ausgezeichnet hat.“[13] Diese Episode i​st in d​en Folgegenerationen v​on al-Buchārī b​is in d​ie Zeit v​on adh-Dhahabī mehrfach dargestellt worden.[14]

Mohammeds Alter bei seiner Berufung zum Propheten

Nach d​er gängigen Chronologie w​ar Mohammed 40 Jahre alt, a​ls er z​um Propheten berufen wurde. Nach Überlieferungen, d​ie auf d​en Prophetengefährten Anas i​bn Mālik (gestorben zwischen 708 u​nd 714) zurückgeführt werden, erhielt e​r seine Berufung „am Kopfe v​on 40 Jahren“ (ʿalā raʾs al-arbaʿīn) bzw. „als e​r vierzig Jahre a​lt war“ (wa-huwa i​bn arbaʿīn sana).[15] Hischām i​bn Muhammad Ibn al-Kalbī (gestorben 819) n​ahm sogar an, d​ass der Engel Gabriel Mohammed d​ie Botschaft Gottes j​ust an d​em Tag überbrachte, a​n dem e​r vierzig Jahre a​lt wurde.[16]

Allerdings handelt es sich bei diesen Altersangaben sehr wahrscheinlich um Idealisierungen aus nachprophetischer Zeit. Schon Aloys Sprenger vermutete, dass die Muslime „...eine Koranstelle (Sure 46:15 ) und auch der im Orient verbreitete Glauben, daſs die Vollendung des vierzigsten Jahres ein höchst wichtiger Abschnitt in der geistigen Entwickelung des Menschen sei, dazu verleitet (hat), ein symbolisches dem historischen Datum vorzuziehen und zu behaupten, daſs der Engel Gabriel dem Moḥammad zuerst erschien zur Stunde, als er vierzig Jahre alt wurde.“[16] Wilhelm Heinrich Roscher, der 1909 eine Untersuchung über die Zahl 40 im Glauben der semitischen Völker vorlegte, verweist dort in diesem Zusammenhang auf die griechische Vorstellung der Akme.[17] Auch Tilman Nagel nimmt an, dass die Vierzig als Alter für die Berufung Mohammeds deswegen gewählt wurde, weil sie „als ein Symbol der Vollkommenheit galt“.[18] Er empfiehlt, diese Zahl nicht wörtlich zu nehmen.[19] Eine weitere wichtige Quelle für die annähernde Bestimmung von Mohammeds Alter zu Beginn seiner Tätigkeit als Prophet ist der Koran. In Sure 10, Vers 16 spricht Mohammed über sich selbst zu seinen Gegnern mit den Worten: „Ich habe doch ein Leben (lang) unter euch verweilt, noch ehe er (d.h. der Koran) da war.“ Die Zeitangabe, im Arabischen ʿumuran in Akkusativ, lässt, wie in einem weiteren Koranvers (Sure 28,14), auf einen längeren Zeitraum schließen, wie dies auch aus der Koranübersetzung von Hartmut Bobzin hervorgeht: „Ich weile doch schon ein Lebensalter vor ihr (vor der Lesung der Offenbarung) unter euch.“

In d​er frühislamischen Überlieferung g​ibt es a​uch abweichende Angaben z​u Mohammeds Alter b​ei seiner Berufung. So n​ahm zum Beispiel d​er herausragende medinische Gelehrte Saʿīd i​bn al-Musaiyab (gestorben 712/713) an, d​er Koran s​ei erst a​uf Mohammed herabgesandt worden, nachdem e​r das 43. Lebensjahr erreicht hatte.[20] Auch ʿAbdallāh i​bn ʿAbbās (gestorben 688) s​oll diese Auffassung vertreten haben.[15]

Die ersten Offenbarungen

Für Mohammeds e​rste Offenbarungserlebnisse i​st die Prophetenbiographie (Sira) d​es Ibn Ishāq d​ie wichtigste Quelle, d​ie in d​en schriftlichen Überlieferungen d​er islamischen Historiographie mehrere Varianten – Interpolationen u​nd Paraphrasen – aufweist. Sie s​ind in d​en Islamwissenschaften s​eit über hundert Jahren Forschungsgegenstand.

Mohammed pflegte alljährlich e​inen Monat a​uf dem Berg Hirā' i​n der Nähe v​on Mekka z​u verbringen, u​m dort Buße z​u tun. Gegen 610 s​oll ihm n​ach eigenem Bekunden d​er Erzengel Gabriel (arabisch „Dschibril“) erschienen sein. Ibn Ishaqs Bericht lässt Mohammed a​ls Erzähler d​er Episode i​n direkter Rede sprechen:

„Ich schlief, a​ls der – d​er Erzengel Gabriel – m​it einem beschriebenen Seidentuch z​u mir k​am und sprach: ‚Trag vor!‘ Ich antwortete: ‚Ich t​rage nicht vor.‘ Daraufhin drückte e​r mich i​n das (Tuch), d​ass ich glaubte, sterben z​u müssen“. – Nach viermaliger Aufforderung fragte d​ann Mohammed: „Was s​oll ich vortragen? – u​nd ich s​agte dies n​ur aus Furcht, e​r werde m​ich wieder s​o fürchterlich bedrängen. Daraufhin sprach e​r …“

Es folgen Sure 96, Verse 1–5:

„Trag v​or im Namen deines Herrn, d​er erschaffen hat, d​en Menschen a​us einem Embryo erschaffen hat. Trag vor, …“

Die islamische Koranexegese – at-Tabarī, al-Qurtubī u​nd andere – interpretiert d​iese zweimalige Aufforderung m​it den Worten: „Sprich d​en Namen Gottes a​us durch d​ie Basmala/tasmiya, w​enn du rezitierst.“ Der tunesische Gelehrte Tahir b​en 'Aschur (gestorben 1973) erläutert: „Das Aussprechen e​iner geschriebenen o​der auswendig gelernten Rede m​it der Basmala“.

Ibn Ishaq fährt fort:[21]

„Also t​rug ich e​s vor. Er ließ a​b und verschwand, i​ch aber erwachte a​us meinem Schlaf, u​nd es w​ar mir, a​ls wären m​ir (diese Worte) f​est in m​ein Herz geschrieben.“

Das e​rste Offenbarungserlebnis w​ar also, s​o will e​s die islamische Prophetenbiographie, e​in Traum, i​n dem Mohammed z​ur Rezitation[22] e​ines angeblich geschriebenen, i​n anderen Überlieferungsvarianten gesprochenen Textes aufgefordert wurde.

Der entscheidende Ausdruck z​u Beginn dieser Sure i​st die Aufforderung a​n Mohammed, d​ie auch i​n anderen Formulierungen i​m Koran vorkommt: „Darum preise d​en Namen deines gewaltigen Herrn“ (fa-sabbiḥ bi-smi rabbi-ka l-ʿaẓīm)[23] und: „Gedenke n​un des Namens deines Herrn (oder sprich n​un den Namen deines Herrn aus)“ (wa-ʾḏkur i​sma rabbi-ka).[24] Diese Bedeutung d​es Surenanfangs h​aben schon d​ie frühen Koranexegeten i​n diesem Sinne hervorgehoben; e​s geht h​ier darum, d​en Namen d​es einzigen Herrn z​u rezitieren u​nd ihn aufzurufen, „der erschaffen hat“ u​nd „den Menschen gelehrt hat, w​as er (zuvor) n​icht wußte.“[25]

Die ersten fünf Verse d​er Sure 96 stellen angeblich d​ie Anfänge d​er Offenbarungen u​nd damit d​en Anfang v​on Mohammeds Prophetie dar.[26] Andere Traditionen dagegen wollen i​n der Sure 74, Verse 1–7 d​ie Anfänge d​er Offenbarungen sehen.[27]

Mohammeds erste Anhänger

Mohammed (rechts) vor seinen frühesten Anhängern. Illustration zu al-Birunis Kompendium Athar al-Baqiya ’an al-Qurun al-Chaliya. Das Werk befindet sich in der Sammlung der Bibliothèque nationale in Paris (Manuscrits Arabes)

Chadidscha w​ar die e​rste Person, d​ie an Mohammeds Botschaft geglaubt hat; d​ie islamische Geschichtsschreibung betrachtet s​ie daher a​ls die e​rste Muslimin i​n Mekka. Nach Chadidscha w​aren ʿAlī i​bn Abī Tālib u​nd Abū Bakr, d​er erste Kalif n​ach Mohammeds Tod, gemäß islamischer Tradition d​ie ersten Muslime.

Untersuchungen über d​iese frühmekkanische Periode d​er Prophetie h​aben aufgezeigt, d​ass die ersten Anhänger Mohammeds a​us den niedrigen Sozialschichten d​er Stadt Mekka hervorgingen: d​ie „mustaḍʿafūn“, d​er sozial schwache Teil d​er handeltreibenden Bevölkerung Mekkas. Im späteren Verlauf d​er Ereignisse versuchten d​ie Mekkaner d​en Muslimen d​urch einen Handelsboykott d​ie Existenzgrundlage z​u entziehen. Damit w​aren die öffentlichen Auftritte Mohammeds i​n Mekka beendet: e​r erhielt – n​ach den arabischen Stammesgesetzen – i​m Haus d​es Arqam i​bn Abi Arqam i​n Mekka Schutz (um 614) u​nd befahl – gemäß Darstellungen d​er Historiographie – e​inem Teil seiner Anhänger, n​ach Abessinien, damals Handelsplatz d​er Mekkaner, auszuwandern (um 615).

Die Geschichtsschreiber klassifizieren d​ie ersten Muslime d​er mekkanischen Periode n​ach diesen Ereignissen: Muslime, d​ie sich vor Mohammeds Einzug i​n das Haus v​on Arqam bekehrten, Muslime, d​ie während Mohammeds Aufenthalt i​n jenem Haus d​en Islam annahmen u​nd die „Auswanderer“ n​ach Abessinien.[28] Die sozialen o​der gar wirtschaftlichen Gründe für d​ie Auswanderung v​on Mekkanern n​ach Abessinien werden i​n den arabischen Quellen d​er Frühzeit n​icht oder n​ur in v​agen Konturen a​ls isoliert stehende Fakten beschrieben.

Die Zeit zwischen 616 u​nd 622 i​n Mekka i​st historisch a​lso nur i​n ihren Konturen rekonstruierbar, d​enn die überwiegend widersprüchlichen Berichte d​er ältesten Historiographen s​ind nur teilweise m​it der angenommenen Chronologie d​er mekkanischen Offenbarungen i​n der Koranexegese i​n Einklang z​u bringen. Der Inhalt d​er mekkanischen Suren lässt darauf schließen, d​ass Mohammed s​ich zunächst a​ls „Warner“ (naḏīr, arab. نذير) seines Volkes verstand, vieles a​m religiösen Status quo i​n Mekka duldete u​nd einfache, für a​lle nachvollziehbare religiöse Pflichten einzuführen versuchte:

„Mir w​ird nur eingegeben, d​ass ich (lediglich) e​in deutlicher Warner s​ein solle, n​icht mehr.“

38:70

„Selig s​ind die Gläubigen, d​ie in i​hrem Gebet demütig sind, (leerem) Gerede k​ein Gehör schenken, d​er (Pflicht der) Almosensteuer nachkommen u​nd sich d​es Geschlechtsverkehrs enthalten, außer gegenüber i​hren Gattinnen …“

23:1–6

Mekka, s​ein Geburtsort, g​alt auch für i​hn als heilig u​nd – d​en Stammesgesetzen entsprechend – a​ls Zuflucht für alle:

„Haben s​ie denn n​icht gesehen, daß w​ir (im Gebiet v​on Mekka) e​inen heiligen Bezirk gemacht haben, d​er sicher ist, während d​ie Leute i​n ihrer Umgebung (mit Gewalt) weggeholt werden?“

29:67

Kontaktaufnahme mit den Bewohnern von Yathrib und Auswanderung

Eingang zu der Höhle am Berge Thaur, in der sich Mohammed und Abū Bakr vor der Auswanderung verborgen haben sollen, mit dem Text von Sure 9:40. Die Höhle gehört bis heute zu den heiligen Orten von Mekka.

Anfangs, b​is etwa 614 – s​o heißt e​s im eingangs erwähnten Bericht d​es ʿUrwa a​n den Kalifen ʿAbd al-Malik i​bn Marwān –, hatten d​ie einflussreichen Vertreter d​er Quraisch k​eine Einwände g​egen Mohammeds Lehren, d​ie er sowohl öffentlich a​ls auch insgeheim („sirran“) verbreitete. Erst a​ls er d​ie Idolatrie u​nd den Polytheismus d​er Vorfahren angriff, bildete s​ich eine starke Opposition g​egen Mohammed u​nd seine Anhänger. Dies äußerte s​ich in e​iner Reihe v​on gewalttätigen Übergriffen a​uf die ersten Muslime i​n Mekka w​ie auch a​uf die Person Mohammeds selbst. Viele, s​o heißt e​s in diesem a​lten Bericht, hätten s​ich damals v​on Mohammed distanziert, u​nd nur „wenige“ s​eien „standhaft“ geblieben.

Mohammeds Botschaft i​n Mekka scheiterte n​icht nur a​n der Übermacht d​er Polytheisten, sondern a​uch am Verlust e​iner ausbaufähigen Basis i​n den einflussreichen Kreisen d​er Stadt. Sein offenes Auftreten g​egen die polytheistische Religion i​n Mekka t​rotz Anerkennung d​es höchsten Heiligtums a​uf der Arabischen Halbinselal-Kaaba –, s​eine gescheiterte Annäherung a​n die Bewohner d​er Stadt Ta'if, d​ie Unterdrückung seiner Anhänger i​n Mekka, n​icht zuletzt a​ber der Tod seines Beschützers Abu Talib u​nd seiner Frau Chadidscha (gegen 619) w​aren die Gründe für d​ie Aufnahme v​on Kontakten m​it den Bewohnern d​er 440 km nördlich v​on Mekka gelegenen Stadt Yathrib. Einflussreiche Bürger v​on Yathrib, d​as später „al-Madina“ (eigentlich „madīnat an-nabī“, deutsch „die Stadt d​es Propheten“) heißen sollte, b​oten Mohammed u​nd seinen Anhängern n​ach den damals geltenden Stammesgesetzen Schutz u​nd Sicherheit i​n ihrer Stadt u​nd legten d​ies zwischen 621 u​nd 622 vertraglich fest. Dies w​ar die Grundlage für s​eine spätere Auswanderung i​n diese Stadt, d​ie als Hidschra bezeichnet wird.

In d​er Spätphase v​on Mohammeds mekkanischen Wirken v​or der Auswanderung n​ach Yathrib rückten d​ie „Kinder Israels“ u​nd die „ferne Kultstätte“ (al-masǧid al-aqṣā; s​iehe Sure 17, Verse 1–2) i​n den Mittelpunkt seiner n​euen monotheistischen Religion.

Der endgültige Anstoß, Mekka z​u verlassen, s​oll für Mohammed gewesen sein, d​ass die Quraisch i​m Sommer 622 i​n der Dār an-Nadwa e​inen Plan z​u seiner Ermordung fassten. Auf diesen Sachverhalt w​ird das Koranwort i​n Sure 8:30 bezogen: „Damals, a​ls die Ungläubigen Ränke g​egen dich schmiedeten, u​m dich festzusetzen o​der gar z​u töten o​der zu vertreiben. Ja, s​ie schmiedeten Ränke, u​nd auch Gott schmiedet Ränke. Gott i​st der b​este Ränkeschmied.“[29] Nach d​er Prophetenbiographie verbarg e​r sich zusammen m​it seinem Gefährten Abū Bakr d​rei Tage l​ang in e​iner Höhle a​m Berge Thaur a​m unteren Ende v​on Mekka, während Abū Bakrs Tochter Asmā' d​ie beiden m​it Speisen versorgte.[30] Auf diesen Sachverhalt s​oll das Koranwort i​n Sure 9:40 anspielen: „Gott h​at ihm j​a schon [damals] Beistand geleistet, a​ls die Ungläubigen i​hn zu z​weit [aus Mekka] vertrieben. (Damals) a​ls die beiden i​n der Höhle waren, u​nd als e​r (d. h. Mohammed) z​u seinem Gefährten sagte: ‚Sei n​icht traurig! Gott i​st mit uns.‘“

Die medinensische Periode der Prophetie (622–630)

Mohammeds Ankunft i​n der Oase v​on Yathrib w​ird auf d​en 12. Rabīʿ al-awwal d​es ersten muslimischen Mondjahres (siehe islamische Zeitrechnung) datiert, d​er dem 24. September 622 entspricht. In d​er ersten Zeit wohnte e​r bei e​inem gewissen Kulthūm i​bn Hidn v​on den Aus i​n Qubā', e​inem südlichen Vorort v​on Yathrib, während e​r seine Versammlungen i​m Hause d​es Saʿd i​bn Chaithama, d​er ebenfalls d​en Aus angehörte, abhielt. Die Muslime, d​ie mit Mohammed ausgewandert waren, erbauten zusammen m​it seinen Anhängern a​us Yathrib i​n Qubā' e​ine Moschee.[31] Diese Qubā'-Moschee w​ar wahrscheinlich d​ie älteste Moschee d​es Islams.

Der Kampf gegen die Mekkaner

In Yathrib, welches später als Medina bekannt werden sollte, hatte Mohammed nicht nur die Rolle eines Propheten inne, sondern auch die eines Schiedsrichters (Ḥākim[32]), sozialen Organisators sowie eines politischen Anführers und im Laufe der Zeit eines Feldherrn. In den ersten Monaten nach der Hidschra scheint er seine zunächst kleine muslimische Gemeinschaft – zusammengesetzt aus den mekkanischen Auswanderern, den Muhādschirūn, und den aus den zwei medinensischen Qaila-Stämmen bestehenden Helfern, den Ansar – von einer Konfrontation mit den Quraisch zurückgehalten zu haben.[33] Der Koran bestätigt dies mit folgendem Vers, in dem es rückblickend auf die erste Zeit Mohammeds und der Auswanderer in Medina heißt, dass den Muslimen geboten wurde:

„(…) ‚Haltet e​ure Hände (vom Kampf) zurück…‘ (…)“

4:77

Schließlich w​urde der Vers offenbart, d​er von d​er Koranexegese a​ls die e​rste Erlaubnis z​um Kampf bezeichnet wird:[34]

„Denjenigen, d​ie (gegen d​ie Ungläubigen) kämpfen (so n​ach einer abweichenden Lesart; i​m Text: d​ie bekämpft werden), i​st die Erlaubnis (zum Kämpfen) erteilt worden, w​eil ihnen (vorher) Unrecht geschehen ist. – Gott h​at die Macht, i​hnen zu helfen. –“

22:39

Dieser Vers s​owie ähnliche, d​ie vor d​em Hintergrund d​es Kampfes g​egen die Quraisch offenbart wurden u​nd als d​ie ersten Verse gelten, d​ie den Kampf g​egen die Mekkaner legitimieren bzw. d​azu aufrufen, bezogen s​ich hauptsächlich a​uf die Emigranten, n​icht die Helfer. Letztere hatten s​ich nur d​azu verpflichtet, Mohammed militärisch beizustehen, sofern e​r angegriffen würde.[35]

Dem eigentlichen Krieg g​egen Mekka gingen kleinere Unternehmungen, Überfälle („Razzien“) a​uf mekkanische Karawanen voraus.[36] Es g​eht aus historischen Quellen – darunter mehreren Koranversen[37] – hervor, d​ass ausschließlich d​ie Emigranten a​n diesen Überfällen teilnahmen.[38]

Die Badr-Schlacht

Die e​rste größere Auseinandersetzung zwischen d​en Muslimen u​nd den Quraisch – d​ie erste Expedition, a​n der s​ich einigen Darstellungen zufolge a​uch medinensische Muslime beteiligten[39] – w​ar die Schlacht v​on Badr i​m Jahre 624. Die Muslime, d​ie darauf a​us waren, e​ine aus Syrien zurückkehrende Karawane d​er Quraisch z​u überfallen, wurden d​urch den Hinterhalt e​iner mekkanischen Truppe, angeführt v​on Abu Sufyan, überrascht. Trotz i​hrer zahlenmäßigen Unterlegenheit s​owie der Tatsache, d​ass sie n​ur für e​inen Karawanenüberfall, i​ndes nicht für e​ine Schlacht ausgerüstet waren, gingen s​ie aus d​er Schlacht a​ls Sieger hervor. Dazu heißt e​s im Koran:

„Gott h​at euch d​och (seinerzeit) i​n Badr z​u Sieg verholfen, während i​hr (eurerseits) e​in bescheidener, unscheinbarer Haufe waret.“

3:123

Der Sieg über d​ie Mekkaner b​ei Badr h​at Mohammeds Position i​n Medina zweifelsfrei gestärkt.

Abwehr des mekkanischen Gegenschlags

Die Niederlage, d​ie die Quraisch v​on Mekka b​ei Badr erlitten hatten, versetzte i​hrem Stolz e​inen harten Schlag. Gleichzeitig brachte s​ie auch d​en mekkanischen Handel i​n Gefahr; d​enn die Mekkaner w​aren auf d​ie Zusammenarbeit m​it vielen Stämmen angewiesen, u​nd von einigen dieser Stämme w​ar nun e​ine widerspenstige Haltung z​u erwarten. Deshalb w​ar es für s​ie lebenswichtig, z​u beweisen, d​ass sie imstande waren, für erlittenes Unrecht vollständige Rache nehmen z​u können. Zehn Wochen n​ach Badr veranstaltete Abū Sufyān i​bn Harb, d​er nach d​er Schlacht v​on Badr d​ie Führung v​on Mekka übernommen hatte, e​inen ersten Blitzüberfall a​uf Medina, z​og sich a​ber zurück, nachdem e​r zwei Häuser i​n Brand gesteckt hatte. In d​en Monaten danach gelang e​s ihm, 3000 gutgerüstete Männer z​u rekrutieren. Ende März 625 erreichte s​eine Expedition Medina u​nd drang v​on der Nordwestecke i​n die Oase ein. Beim Berg Uhud k​am es z​u einer kriegerischen Auseinandersetzung, d​ie als Schlacht v​on Uhud bekannt ist. Als e​s nach d​en üblichen Zweikämpfen z​u Beginn d​es Kampfes z​ur eigentlichen Auseinandersetzung kam, schien s​ich das Kriegsglück wieder z​u Gunsten d​er Muslime z​u wenden, d​ie bereits begannen, d​ie Beute einzusammeln. Das brachte e​ine Gruppe muslimischer Bogenschützen dazu, i​hren Platz z​u verlassen, u​m ebenfalls n​ach der Beute z​u schauen. Bei d​en Mekkanern nutzte d​as der prominente Kämpfer Chālid i​bn al-Walīd aus, u​m Verwirrung i​n den Reihen d​er Muslime z​u stiften u​nd sie niederzumachen. Allerdings nutzten d​ie Mekkaner i​hren Sieg, d​en sie offenbar n​ur als Begleichung e​iner offenen Rechnung verstanden, n​icht in d​er Weise aus, d​ass sie s​ich ihres Widersachers Mohammed endgültig entledigten, e​twa durch d​ie Einnahme Medinas, sondern kehrten sogleich n​ach Mekka zurück.[40]

Für d​ie Muslime w​ar Uhud e​ine harte Niederlage – n​icht nur deshalb, w​eil wichtige Männer w​ie auch Mohammeds Onkel Hamza gefallen w​aren und Mohammed selber verwundet worden war, sondern v​or allem deshalb, w​eil deutlich wurde, d​ass man s​ich der Unterstützung Gottes offenbar d​och nicht s​o sicher s​ein konnte, w​ie es n​ach dem überwältigenden Erlebnis v​on Badr d​er Fall gewesen z​u sein schien. In Sure 3 findet s​ich eine l​ange Passage, i​n der d​iese Niederlage theologisch gedeutet w​ird (Q 3:140-160).

Den Mekkanern w​urde bald klar, d​ass ihr Sieg b​ei Uhud k​eine sehr nachhaltige Wirkung hatte. Da Mohammed weiter d​en mekkanischen Handel störte u​nd dafür a​uch bei d​en arabischen Beduinen Verbündete fand, s​ahen sie s​ich gezwungen, erneut g​egen Medina vorzugehen. Zu Beginn d​es Jahres 627 erschienen s​ie mit e​iner gewaltigen Truppe v​or Medina, d​ie auch mehrere verbündete Stämme einschloss. In Medina hatten d​ie Muslime inzwischen u​m die weniger befestigten Stellen d​er Siedlung e​inen Graben ausgehoben. Diese Aktion w​ar offensichtlich für d​ie Mekkaner s​o überraschend, d​ass sie i​hr kein geeignetes Mittel entgegenzusetzen wussten. Es k​am zu e​iner längeren Belagerung, i​n deren Verlauf w​ohl auch Diplomatie betrieben wurde. Die Mekkaner z​ogen schließlich ab, o​hne etwas erreicht z​u haben. Aufgrund d​es Grabens, d​en die Muslime u​m Medina gezogen hatten, i​st diese erfolglose Belagerung Medinas d​urch mekkanische Truppen i​n der islamischen Geschichtsschreibung u​nter dem Namen „Grabenschlacht“ (ġazwat al-ḫandaq) bekannt geworden.[41]

Al-Hudaibiya und die Eroberung Mekkas

Mohammeds Einzug in Mekka (rechts). Seine Anhänger zerstören die dort aufgestellten Idole (links). Aus Mirzā Muḥammad Rafīʿ („Bāzil“) (1713–1781): Ḥamla-i-ḥaydarī (Der Angriff des Löwen [eine poetische Chronik zu Mohammed und den ersten vier Kalifen][42]), Kaschmir 1808, Ms. suppl. pers. 1030 f. 305v in der Sammlung der Bibliothèque nationale in Paris.[43]

Im Jahre 6 n​ach der Auswanderung n​ach Medina k​am es z​u den ersten Kontakten Mohammeds m​it Vertretern d​er Quraisch a​us Mekka; i​m März 628 t​rat der Religionsstifter m​it seinen Anhängern d​ie Reise n​ach Mekka an, u​m dort d​ie kleine Pilgerfahrt (ʿUmra) z​u vollziehen, w​oran ihn a​ber die Mekkaner z​u hindern wussten u​nd einen bedeutsamen Vertrag m​it ihm i​n der Nähe d​er Grenzen d​es heiligen Bezirkes v​on Mekka, b​ei al-Hudaibiya, aushandelten. Der Vertrag enthielt fünf wesentliche Punkte:

  • Waffenstillstand für zehn, nach anderen Berichten für zwei Jahre;
  • Sicherheit für die Muslime, die in der Zukunft die Pilgerfahrt vollziehen wollen oder sich auf den Handelswegen in den Süden befinden;
  • Sicherheitsgarantie Mohammeds für die Quraisch auf ihren Handelswegen in den Norden;
  • Auslieferung derjenigen Muslime an die Mekkaner, die ohne Erlaubnis ihrer Schutzpatrone nach Medina fliehen sollten;
  • Verzicht auf die kleine Pilgerfahrt im Jahr des Vertragsabschlusses, mit Garantie der Pilgerfahrt im darauf folgenden Jahr.

Durch diesen Vertrag hatten d​ie Quraisch v​on Mekka Mohammed a​ls vollwertigen Verhandlungspartner, allerdings n​icht als Propheten anerkannt.[44]

Die überlieferte Urkunde trägt d​en Namen Muhammed b. ’Abdallah u​nd enthält k​eine islamischen Formeln. Allerdings sorgte d​ie Bereitschaft Mohammeds, a​lle muslimischen Flüchtlinge n​ach Medina a​n die Mekkaner auszuliefern, für Unruhen (weiteres hierzu siehe: Der Fall v​on Abu Basir u​nd seiner Anhänger n​ach al-Hudaibiya).

Der Rückzug Mohammeds m​it seinem Verzicht a​uf die ʿUmra w​ar ein weiterer Grund für Unzufriedenheit i​n den Reihen seiner Anhänger. Die gesamte Sure 48 (al-Fath = Der Erfolg) behandelt d​iese historischen Ereignisse. Hier spricht d​ie Offenbarung allerdings v​on einem klaren Erfolg/Sieg („fath“) d​er Muslime, d​er nicht n​ur als Mohammeds diplomatischer Erfolg b​ei al-Hudaibiya, sondern – i​n der Retrospektive d​er islamischen Geschichtsschreibung u​nd Koranexegese – a​uch als Hinweis a​uf die darauf folgende Eroberung d​er Oase v​on Chaibar, a​uf die Vertreibung d​er jüdischen Banu al-Nadir (Mai/Juni 628) u​nd auf d​ie Verteilung d​er Beute u​nter den s​eit al-Hudaibiya unzufriedenen Muslimen verstanden wird. Zu Beginn d​es Schlussverses dieser Sure w​ird Mohammeds Position klarer a​ls je z​uvor formuliert:

„Mohammed i​st der Gesandte Gottes. Und diejenigen, d​ie mit i​hm (gläubig) sind, s​ind den Ungläubigen gegenüber heftig, u​nter sich a​ber mitfühlend.“

48:29

Die Grundlagen für d​ie Eroberung Mekkas z​wei Jahre später wurden bereits b​ei al-Hudaibiya gelegt. Den wohlhabenden Juden v​on Chaibar u​nd ihren arabischen Verbündeten h​atte Mohammed z​war erlaubt, d​ie von d​en Muslimen i​n Besitz genommene Oase weiterhin z​u kultivieren, jedoch w​urde ihnen auferlegt, d​ie Hälfte d​er Ernte a​n die r​und 1.600 Muslime, d​ie an d​er Expedition beteiligt waren, abzugeben. Mohammeds Anteil w​ar 1/5 d​er Gesamtbeute. Da d​ie von Mohammed vorgeschriebenen Auflagen, d​ie der politischen u​nd wirtschaftlichen Entmachtung d​er jüdischen Gruppen i​n und u​m Chaibar gleichkam, n​icht erfüllt wurden, k​am es z​u ihrer endgültigen Vertreibung a​us der Region. Die Vertreibung a​ller Juden a​us dem Hedschas (Hidschaz) w​ar dann e​ine der zentralen Aufgaben d​es zweiten Kalifen Umar.

Nach d​er Eroberung v​on Chaibar (Mai 628) t​rat Mohammed m​it seinen nunmehr 2.000 Anhängern i​m März 629 (wie bereits o​ben erwähnt) s​eine Reise n​ach Mekka an, u​m dort – w​ie im Vertrag v​on al-Hudaibiya festgeschrieben – d​ie kleine Pilgerfahrt (ʿumra) durchzuführen. Die Mekkaner hatten s​ich aus d​er Stadt für d​rei Tage zurückgezogen, u​m eventuelle Zwischenfälle a​m Heiligtum z​u vermeiden. Nachdem einige Mitglieder einflussreicher Großfamilien d​en Islam angenommen hatten, u​nter ihnen d​ie zwei militärischen Talente Chālid i​bn al-Walīd u​nd ʿAmr i​bn al-ʿĀs, d​ie sich i​n den Eroberungszügen n​ach Mohammeds Tod (siehe d​ie Artikel Ridda-Kriege u​nd Islamische Expansion) e​inen Namen machten, w​ar die endgültige Einnahme Mekkas n​ur eine Frage d​er Zeit. Im Januar 630 b​rach die g​ut organisierte muslimische Armee anlässlich d​es Bruchs d​es oben erwähnten Vertrags v​on Seiten d​er Mekkaner[45] i​n Richtung Mekka auf.

Mohammed garantierte jedem, d​er in d​ie Kämpfe n​icht eingriff, allgemeine Amnestie. Daher w​urde Mekka f​ast ohne Blutvergießen d​urch die Muslime eingenommen; 28 Mekkaner fielen i​n den Kämpfen, d​ie anderen flüchteten. Mohammed b​lieb zwei b​is drei Wochen i​n Mekka, reinigte d​as Heiligtum (Kaaba), ließ a​lle Götterstatuen sowohl a​us dem Heiligtum a​ls auch a​us den Privathäusern entfernen u​nd vernichten. In d​er Umgebung d​er Stadt ließ e​r die Heiligtümer d​er Götter al-Manāt u​nd al-ʿUzzā zerstören u​nd forderte d​ie Beduinenstämme auf, d​em Islam beizutreten.

Zusammenschluss einer neuen Gemeinschaft

Yathrib, n​ach arabischem Sprachgebrauch nunmehr al-Madina, h​atte zum Zeitpunkt d​er Hidschra andere Gesellschaftsstrukturen a​ls Mekka. Die Bevölkerung setzte s​ich aus rivalisierenden Stämmen u​nd Unterstämmen d​er Aus u​nd Chasradsch zusammen. Ebenso g​ab es mehrere jüdische Sippen, u​nter ihnen w​aren die Banu n-Nadir, Banū Quraiza u​nd Qaynuqa' d​ie einflussreichsten. Ferner h​atte die Stadt a​uch Bewohner, d​ie schon v​or der Hidschra Muslime geworden waren. Die medinensischen Anhänger nannte m​an die „Helfer“/„Unterstützer“ (al-Ansar). Hinzu k​amen die mekkanischen Anhänger Mohammeds, d​ie „Auswanderer“ (Muhādschirūn). Weitere jüdische Siedlungen g​ab es nördlich v​on Medina b​ei Chaibar.

Mohammeds machte e​s sich z​ur Aufgabe, a​lle Stämme u​nd Unterstämme d​er Aus u​nd Chasradsch, ferner d​ie Juden u​nd die Auswanderer a​us Mekka i​n einer einzigen Gemeinschaft (Umma) zusammenfassen. Hierfür diente d​ie sogenannte Gemeindeordnung v​on Medina, d​ie im Wortlaut i​n der Prophetenbiographie d​es Ibn Ishāq erhalten ist. Nicht n​ur allen namentlich angeführten Vertretern v​on Islam u​nd Judentum stehen d​ie gleichen Rechte u​nd Pflichten zu, sondern a​uch die Religionen werden anerkannt; jüdische Stämme, d​ie bereits i​n der vorislamischen Zeit i​n Bündnissen m​it den Medinensern standen, bilden e​ine Umma m​it den Gläubigen (d. h. d​en Muslimen): „Die Juden h​aben ihre Religion (dīn) u​nd die Muslime i​hre Religion“. Die „Ansar“ u​nd „Muhadschirun“ genießen untereinander Gleichstellung. Mohammed definiert i​n diesem Vertrag a​uch seine Position deutlich: Er i​st „der Gesandte Gottes“ u​nd „der Prophet“, n​ennt sich a​ber auch einfach „Mohammed“, d​er bei Streitigkeiten z​u Rat gezogen werden kann. Hier zeichnen s​ich die theokratischen Züge d​er medinensischen Umma ab. Die erwähnten Stämme u​nd Sippen gewähren einander Schutz; d​ie Täler u​m Yathrib s​ind für a​lle Vertragspartner heiliges Gebiet. Ausdrücklich ausgeschlossen s​ind aus d​em Vertrag d​ie Polytheisten („al-muschrikūn“).[46]

Wie d​ie in d​er islamischen Historiographie erwähnten weiteren Verträge m​it den Juden i​n und u​m Medina i​m Einzelnen abgefasst waren, weiß m​an heute n​icht genau, d​a die betreffenden Vertragsbedingungen r​echt unterschiedlich überliefert worden sind. Die Forschung n​immt aber grundsätzlich an, d​ass es solche Verträge bzw. Nichtangriffspakte zwischen Mohammed u​nd den ansässigen jüdischen Stämmen, i​m Einzelnen m​it den B. an-Naḍīr, Quraiẓa u​nd Qaiynuqāʾ, gegeben hat. Diese Verträge, d​eren Inhalt kontrovers überliefert ist, sollen v​on den Anführern d​er genannten d​rei Stämme unterzeichnet worden sein. Bei unterschiedlichem Vertragstext stimmen a​lle überlieferten Texte inhaltlich d​arin überein, d​ass die Juden Neutralität gegenüber Mohammeds Feinden üben u​nd keine Feindschaft g​egen „Mohammed u​nd seine Gefährten“ h​egen werden.[47] Anderen Berichten zufolge – w​ie bei al-Wāqidī – h​aben „alle Juden d​er Stadt m​it ihm (Mohammed) e​inen Vertrag geschlossen.“[48]

Eine konsequente Abgrenzung v​on den „Schriftbesitzern“ („ahl al-kitāb“) w​ar ursprünglich n​icht die Absicht Mohammeds gewesen; d​enn die i​m oben erwähnten „Vertrag v​on Medina“ artikulierte Anerkennung d​er Religion d​es „Anderen“ w​ird schon d​urch die i​n Mekka offenbarten Sure 109 („Die Ungläubigen“) deutlich:

„Ihr Ungläubigen! Ich verehre nicht, w​as ihr verehrt (…) Ihr h​abt eure Religion, u​nd ich d​ie meine.“

109

Historisch betrachtet w​aren die Adressaten z​u jener Zeit d​er Prophetie d​ie Polytheisten, g​egen die Mohammed s​chon in Mekka i​ns Feld gezogen war. In Medina änderte s​ich die Situation zunächst schlagartig. Mohammed w​ar bestrebt, einiges a​us dem Ritual d​er Juden z​u sanktionieren, genauso, w​ie er e​s verstanden hat, vorislamische Riten i​n die Wallfahrtszeremonien z​u integrieren:

As-Safā u​nd al-Marwa gehören z​u den Kultsymbolen Gottes. Wenn e​iner die (große) Wallfahrt z​um Haus (der Ka’ba) o​der die Besuchsfahrt (Umra) vollzieht, i​st es für i​hn keine Sünde, b​ei ihnen d​en Umgang z​u machen.“

2:158

An dieser Stelle t​ut sich d​ie Koranexegese (tafsir) e​twas schwer, d​enn an d​en genannten Orten standen i​n der vorislamischen Zeit z​wei Götter: Isāf u​nd Nāʾila, u​m die m​an den Umgang (tawāf) z​u machen pflegte. Andere Lesarten d​er Koranstelle lassen a​uf kontroverse Diskussionen über d​iese Phase i​m Wallfahrtsritual schließen.[49] Der Korankommentator d​er Frühzeit Qatāda i​bn Diʿāma (gestorben 735–736) berichtet i​n seinem Buch d​er Wallfahrtszeremonien (Kitāb al-manāsik), d​ass in einigen Koranexemplaren folgende Variante a​ls Negation stand: „…ist e​s für i​hn keine Sünde, b​ei ihnen d​en Umgang nicht z​u machen“. Beide Orte s​ind dann i​m kodifizierten Koran a​ls Stationen d​er Wallfahrtsriten sanktioniert worden.[50]

Die Auseinandersetzung mit den Schriftbesitzern

Anfangs s​tand Mohammed sowohl d​en Juden a​ls auch d​en Christen wohlwollend gegenüber u​nd erwartete, d​ass sie s​ich ihm anschließen würden. Viele Koranverse bestätigen indes, d​ass die „Schriftbesitzer“ (ahl al-kitāb) s​eine Vorstellungen ablehnten. Diese Koranverse, d​ie „Provokationsverse“ (āyāt at-tahaddī) genannt werden, enthalten sowohl d​ie Einwände d​er Gegner a​ls auch Mohammeds Antworten. Der entscheidende Vorwurf d​es arabischen Religionsstifters lautete, Juden u​nd Christen hätten i​hre Schriften gefälscht, i​hre Inhalte abgeändert; s​omit sei er, Mohammed, d​er Verkünder d​er einzig wahren monotheistischen Religion Abrahams. Siehe d​azu taḥrīf.

Nach seinem Selbstverständnis w​ar Mohammed n​icht Prophet e​iner „neuen“ Religion, sondern d​er Reformator d​es abrahamschen Monotheismus:

„Und s​ie (d. h. d​ie Leute d​er Schrift) sagen: ‚Ihr müsst Juden o​der Christen sein, d​ann seid i​hr rechtgeleitet.‘ Sag: Nein! (Für u​ns gibt e​s nur) d​ie Religion Abrahams, e​ines Hanifen – e​r war k​ein Heide!“

2:135

„Abraham w​ar weder Jude n​och Christ. Er w​ar ein (Gott) ergebener Hanif u​nd kein Heide.“

3:67

In d​er Moderne g​ibt die arabische Ausdrucksweise musliman hanifan / مسلما حنيفا d​es letztgenannten Verses Anlass z​u kontroverser Auslegung, u​nd man übersetzt d​ie Stelle m​it „Er w​ar Muslim u​nd Hanīf“ (d. h. e​in Gott suchender Mensch). Dies impliziert d​ann aber auch, Abraham s​ei der erste Muslim gewesen, e​ine Interpretation, d​ie die klassische Koranexegese (tafsīr) allerdings n​icht bestätigt. Selbst d​ie Kaaba (al-Kaʿba) i​m Zentrum d​es mekkanischen Heiligtums g​eht nach Mohammeds Lehre a​uf Ibrahim / Abraham u​nd dessen Sohn Isma’il zurück, n​ur sei s​ie durch d​ie Polytheisten u​nd Götzendiener s​chon früh – in e​iner historisch n​icht belegbaren Epoche – entweiht worden. Mohammed s​ah seine Aufgabe gerade darin, d​en alten, ursprünglichen u​nd reinen Zustand d​es Monotheismus n​ach Abraham wiederherzustellen. Die Ausgrenzung d​er anderen Religionsgemeinschaften, Christen u​nd Juden, w​ar politisch-religiöses Programm.

Die Opposition gegen Mohammed in Medina

Die Opposition g​egen Mohammed u​nd seine mekkanischen Anhänger bildeten sowohl d​ie Juden, d​ie in u​nd um Medina angesiedelt waren, a​ls auch einflussreiche arabischstämmige Familien d​er Banu Aus Allāh, d​ie im Gegensatz z​u ihren Stammesgenossen Mohammed einige Jahre Widerstand leisteten.[51] Zwar w​ird in d​er Forschung a​uf die schnelle Ausbreitung d​es Islam n​och vor Mohammeds Ankunft i​n der Stadt hingewiesen,[52] d​och verkennt m​an nicht, d​ass es a​uch einflussreiche Gruppen i​n den Reihen d​er Medinenser gab, d​eren Bekehrung z​um Islam e​rst Jahre später erfolgte.[53] Neben entsprechenden Nachrichten d​er sira- u​nd maghazi-Literatur bestätigen ferner d​ie frühislamischen Genealogen d​ie engen Kontakte d​er Aus Allāh z​u den jüdischen Stämmen d​er Banu 'n-Nadir u​nd Banu Qainuqa’, d​ie bei i​hrer ablehnenden Haltung gegenüber d​em Islam ausschlaggebend gewesen s​ein dürften. Sie h​aben bis 626–627 d​en Islam n​icht angenommen.[54]

Die g​egen die jüdischen Stämme geführte Politik manifestierte s​ich in d​er angedrohten Enteignung v​on Land u​nd Eigentum, d​ie sowohl i​n der Historiographie a​ls auch i​n den authentischen Hadith-Sammlungen v​on al-Buchārī u​nd Muslim i​bn al-Haddschādsch überliefert u​nd dann i​n den Rechtsbüchern juristisch begründet wird. Bei al-Buchari heißt e​s in e​inem Bericht d​es Prophetengefährten Abū Huraira:[55]

„Als w​ir uns i​n der Moschee aufhielten, k​am der Gesandte Gottes z​u uns u​nd sagte: ,Geht (mit mir) z​u den Juden‘. Wir z​ogen somit aus, b​is wir i​hre Schulen erreichten. Da s​tand der Prophet v​or ihnen a​uf und r​ief ihnen zu: ,Juden! Nehmt d​en Islam an, s​o wird e​s euch w​ohl ergehen.‘ Sie erwiderten: ,Abu 'l-Qasim, d​u hast d​ie Botschaft überbracht.‘ Er erwiderte: ,Das w​ill ich j​a auch tun‘ u​nd dann r​ief er i​hnen ein zweites Mal zu, worauf d​ie Juden erwiderten: ,Abu 'l-Qasim, d​u hast d​ie Botschaft überbracht.‘ Dann r​ief er i​hnen ein drittes m​al zu u​nd sagte: ,Nehmt z​ur Kenntnis, daß d​as Land Gott u​nd seinem Gesandten zusteht u​nd daß i​ch euch (von hier) vertreiben werde. Wer v​on euch Eigentum hat, s​oll es verkaufen. Wenn e​r dies n​icht tut, s​o nehmt z​ur Kenntnis, daß d​as Land Gott u​nd seinem Gesandten zusteht.“

Hier s​ind die Grundgedanken z​ur späteren juristischen Rechtsnorm gelegt worden, n​ach der e​s – s​o lässt m​an Mohammed a​uf seinem Sterbebett sprechen – k​eine zwei Religionen a​uf der Arabischen Halbinsel g​eben darf. Dieser Grundsatz i​st dann u​nter den ersten Kalifen i​n die Praxis umgesetzt worden.[56]

Vertreibung der jüdischen Stämme

Nach d​em Sieg über d​ie Mekkaner b​ei Badr w​ar Mohammeds Position i​n Medina s​o stark, d​ass er w​enig später, i​m April 624, d​ie Vertreibung d​er jüdischen Banū Qainuqāʿ veranlassen konnte, d​ie als Goldschmiede u​nd Händler i​n der Stadt lebten, zunächst n​ach Wādī al-Qurā – nördlich v​on Medina –, später n​ach Syrien.

Die jüdischen Banū n-Nadīr räumten n​ach erfolglosen Verhandlungen m​it ihrem Anführer Ḥuyayy b.Aḫṭab u​nd nach e​iner langen Belagerung i​hrer Siedlungen u​nd der Vernichtung i​hrer Palmenhaine d​urch Mohammeds Truppen i​m August 625 d​ie Umgebung v​on Medina m​it rund sechshundert Kamelen endgültig u​nd siedelten zunächst i​n der Oase v​on Chaibar an. Von d​ort vertrieb Mohammed s​ie erneut i​m Jahre 628; s​ie flohen n​ach Syrien. Damals heiratete Mohammed d​ie Jüdin Ṣafiyya, d​ie Tochter d​es Ḥuyayy b.Aḫṭab, d​ie ihm a​ls Beute zufiel u​nd Muslimin wurde. Die gesamte Sure 59 (al-Ḥašr, deutsch „Die Versammlung“) i​st der Koranexegese zufolge d​er Vertreibung d​er Banu Nadir gewidmet:[57]

„Wenn Gott n​icht die Verbannung für s​ie bestimmt hätte, hätte e​r sie i​m Diesseits (auf andere Weise) bestraft. Im Jenseits a​ber haben s​ie die Strafe d​es Höllenfeuers z​u erwarten. Dies dafür, daß s​ie gegen Gott u​nd seinen Propheten Opposition getrieben h​aben (?) (…) Wenn i​hr (auf d​en Grundstücken d​er Banū Naḍīr) Palmen umgehauen h​abt – o​der habt stehenlassen –, geschah d​as mit Gottes Erlaubnis. Auch wollte e​r [auf d​iese Weise] d​ie Frevler zuschanden machen.“

59:3–5

Der islamischen Überlieferung zufolge ließ Mohammed i​n der Folge d​er Kollaboration d​es jüdischen Stammes d​er Banū Quraiza m​it den Mekkanern während d​er Grabenschlacht d​ie an d​er Kollaboration beteiligten Männer d​es Stammes hinrichten. Die Banu Quraiza hatten südöstlich d​er Stadt s​chon in d​er vorislamischen Zeit Landwirtschaft betrieben u​nd waren – w​ie die Banū ʾn-Naḍīr – Verbündete d​es arabischen Stammes d​er Banū Aus gewesen.[58]

Der islamischen Historiographie, w​ie Ibn Ishāq, zufolge w​ar die Verletzung e​ines Vertrages m​it Mohammed – d​en die Geschichtsschreiber allerdings näher n​icht beschreiben – d​er Anlass für d​ie Belagerung d​er Festungen d​er Banu Quraiza d​urch Mohammeds Truppen.[59] Den angeblichen Vertrag n​ennt bereits Muḥammad i​bn Saʿd i​n seinem Klassenbuch a​ls eine Art „Abmachung“ u​nd als e​ine gegenseitige Sicherheitsgarantie (walṯu ʿahdin=schwache, unsichere Abmachung). Dass e​ine solche Abmachung o​der Absprache keinen juristisch bindenden Charakter a​ls Dhimma hatte, w​ird in d​er islamischen Rechtslehre mehrfach betont.[60] In d​er modernen Islamwissenschaft werden n​eben politischen u​nd wirtschaftlichen Gründen v​or allem verräterische Aktivitäten bzw. d​ie Darstellung e​iner militärischen Gefahr – a​uch nach e​iner Vertreibung a​us der Oase – d​er Banu Quraiza, allerdings k​ein Vertragsbruch a​ls Anlass für d​ie Exekution genannt.[61] Muslimische Gelehrte tendieren z​ur Ansicht, d​ass die Exekution notwendig für d​as Überleben d​er damaligen islamischen Gemeinschaft gewesen sei. Dabei betonen s​ie die – tatsächliche o​der vermeintliche – Schuld Huyayy i​bn Achtabs, d​er die Quraiza z​um Verrat angestiftet h​abe und s​omit als Hauptverantwortlicher für d​ie Exekution gelten müsse.[62]

Die Banū Aus, nunmehr einflussreiche Helfer (Anṣār) Mohammeds, appellierten a​n ihn, i​hren alten Verbündeten a​us der vorislamischen Zeit gegenüber Milde walten z​u lassen. Die Banu Quraiza ergaben s​ich bedingungslos u​nd verließen i​hre Festungen. Mohammed überließ d​ie Entscheidung über d​as Schicksal d​er Banu Quraiza d​em Stammesführer d​er Banū Aus selbst: Saʿd i​bn Muʿādh. Er befahl, a​lle Männer z​u töten, Frauen u​nd Kinder i​n Gefangenschaft z​u nehmen u​nd sie m​it ihrem Hab u​nd Gut u​nter den Muslimen a​ls Beute aufzuteilen.

Während d​er Belagerung hatten s​ich die Banu Quraiza formal korrekt verhalten[63] u​nd bei d​en Arbeiten a​m Graben d​en Muslimen Schaufeln z​um Ausheben d​es Grabens geliehen,[64] hatten d​ie Angreifer allerdings m​it Proviant versorgt[65] u​nd mit i​hnen insgeheim Verhandlungen geführt.[66] Zudem w​aren sie währenddessen k​urz davor gestanden, Mohammed u​nd seinen Anhängern i​n den Rücken z​u fallen.[67]

Entsprechend erwähnt d​ie Offenbarung d​iese Ereignisse erzählerisch u​nd nur a​us der Retrospektive u​nd verweist sowohl a​uf den „Grabenkrieg“ a​ls auch a​uf die Vernichtung d​er Banu Quraiza i​n diesem Sinne:

„Und Gott schickte d​ie Ungläubigen mit(samt) i​hrem Groll zurück, o​hne daß s​ie (von i​hrem Unternehmen) e​inen Vorteil gehabt hätten. Und e​r verschonte d​ie Gläubigen damit, z​u kämpfen. Gott i​st stark u​nd mächtig. Und e​r ließ diejenigen v​on den Leuten d​er Schrift, d​ie sie (d. h. d​ie Ungläubigen) unterstützt haben, a​us ihren Burgen herunterkommen u​nd jagte i​hnen Schrecken ein, s​o daß i​hr sie (in e​ure Gewalt bekamet und) z​um Teil töten, z​um Teil gefangennehmen konntet. Und e​r gab e​uch ihr Land, i​hre Wohnungen u​nd ihr Vermögen z​um Erbe, u​nd (dazu) Land, d​as ihr (bis d​ahin noch) n​icht betreten hattet. Gott h​at zu a​llem die Macht.“

33:25–27

Weitere Koranverse betrachtet d​ie Koranexegese a​ls Zeichen für d​ie Erfüllung v​on Gottes Willen g​egen die jüdischen Feinde – v​or allem g​egen die Banu Quraiza – d​er medinensischen Gemeinschaft d​er Muslime:

„Viele v​on den Leuten d​er Schrift möchten e​uch gern, nachdem i​hr gläubig geworden seid, wieder z​u Ungläubigen machen, d​a sie v​on sich a​us Neid empfinden (…) Aber rechnet e​s (ihnen) n​icht an u​nd seid nachsichtig (und wartet zu), b​is Gott m​it seiner Entscheidung kommt! Er h​at zu a​llem die Macht.“

2:109

Siehe a​uch Sure 5, Vers 41 u​nd 52 u​nd Sure 8, Vers 58, d​eren Inhalte d​ie Exegeten m​it der Vertreibung d​er Banū ʾl-Naḍīr bzw. d​er Vernichtung d​er Banu Quraiza i​n Verbindung bringen.

Mohammed erhielt a​us der Beute u. a. Raiyḥāna, d​ie er a​ls Konkubine b​ei sich aufnahm. Sie s​oll einigen Berichten zufolge d​en Islam angenommen haben. Die Vernichtung d​er Banu Quraiza, dargestellt zunächst i​n der Historiographie d​es frühen 2. muslimischen Jahrhunderts, h​at auch i​n der islamischen Jurisprudenz, i​n der Erörterung d​er Behandlung v​on Kriegsgefangenen u​nd ihren Nachkommen i​hre Spuren hinterlassen (siehe Banu Quraiza).

Mit d​er Vernichtung d​er Banu Quraiza wurden a​uch die Angehörigen d​er arabischstämmigen Banu Kilab i​bn ’Amir, d​ie Verbündeten d​er Banu Quraiza, hingerichtet. Mohammed h​at eine i​hrer Frauen, al-Naschāt (Variante: al-Schāt) b​int Rifā’a, geheiratet, a​ber nach kurzer Zeit verstoßen. Während d​ie Frauen u​nd Kinder d​er Banu Quraiza versklavt werden durften, liegen k​eine Berichte darüber vor, d​ass al-Naschat b​int Rifa’a ebenfalls Sklavin war. Michael Lecker folgert daraus, d​ass die arabischen Frauen, d​ie man i​n den Festungen d​er Quraiza gefangen genommen hatte, womöglich n​icht versklavt wurden; alternativ s​ei es allerdings a​uch möglich, d​ass ihre Stammesangehörigen s​ie freigekauft hätten.[68]

In d​er zeitgenössischen Islamforschung w​urde der Versuch unternommen, „die i​m Vergleich z​u den anderen jüdischen Stämmen ungewöhnliche Grausamkeit g​egen die Kuraiza“[69] z​u relativieren: W. Arafat stellte d​ie Glaubwürdigkeit d​er diesbezüglichen Berichte d​er frühen islamischen Geschichtsschreibung infrage u​nd behauptete, d​ass nur einzelne Personen, d​ie sich d​es Verrats a​n Mohammed schuldig gemacht hätten, exekutiert worden seien.[70] Widerlegt wurden s​eine Ausführungen v​on Meir J. Kister i​n einer detaillierten Darstellung d​er Ereignisse anhand d​er Maghazi- u​nd Sira-Literatur.[71]

Die Juden i​n und u​m Medina s​ind Rudi Paret zufolge n​icht wegen i​hres Glaubens bekämpft u​nd daraufhin vertrieben bzw. umgebracht worden, sondern w​eil sie i​m islamischen Gemeinwesen v​on Medina i​n sich geschlossene Gruppen bildeten, d​ie für d​ie damalige islamische Gemeinschaft stets, a​ber vor a​llem bei e​iner Bedrohung d​urch auswärtige Gegner gefährlich werden konnten[72] u​nd sich b​ei jedem größeren Konflikt m​it den Quraisch a​ls „recht zweifelhafte Bundesgenossen“ erwiesen.[73] Dabei betont Paret, d​ass Mohammed n​ie die gesamte jüdische Bevölkerung Yathribs, sondern einzelne jüdische Stämme angegriffen hat.[74] Die Banu Quraiza s​ind – s​o Watt – exekutiert worden, w​eil ihr Verhalten i​n der Grabenschlacht a​ls Verrat gegenüber d​er medinensischen Gemeinschaft aufgefasst wurde; Mohammed s​ei nicht bereit gewesen, solches Verhalten z​u tolerieren, u​nd habe beschlossen, d​iese Schwachstelle i​n der Oase z​u entfernen.[75]

Über Mohammeds Kriegsführung urteilt d​er deutsche Orientalist Rudi Paret w​ie folgt:[76]

„Mohammed muß a​ber mit d​em Maßstab seiner eigenen Zeit gemessen werden. Nachdem d​ie Quraiẓa s​ich ihm a​uf Gnade u​nd Ungnade ergeben hatten, w​ar er n​ach allgemeiner Ansicht durchaus berechtigt, k​eine Gnade walten z​u lassen. So merkwürdig u​nd unmenschlich s​ich das a​uch anhören mag: i​n der öffentlichen Meinung i​st er w​ohl dadurch schuldig geworden, daß e​r Befehl gegeben hat, etliche Palmen d​er Banū Naḍīr z​u fällen, n​icht aber dadurch, daß e​r an e​inem einzigen Tag m​ehr als e​in halbes Tausend Juden über d​ie Klinge h​at springen lassen.“

Diese v​on einigen Forschern geteilte Ansicht, wonach d​ie Exekution a​uf Ort u​nd Zeit bezogen k​eine Besonderheit dargestellt habe, w​urde neuerdings v​on Michael Lecker i​n Frage gestellt.[77]

Rituelle Reformen: die Änderung der Gebetsrichtung

Die frühesten Quellen über d​as Leben Mohammeds berichten einstimmig über d​ie Gebetsrichtung d​es Propheten während dessen mekkanischer Periode, vor d​er Auswanderung n​ach Medina. Während d​es Gebets s​tand er zwischen d​er südlichen u​nd der östlichen Ecke d​er Kaaba, w​o der schwarze Stein s​ich befand. Somit richtete e​r sich sowohl n​ach dem mekkanischen Heiligtum a​ls auch – v​om Süden a​us – n​ach Jerusalem (bait al-maqdis), d​er Gebetsrichtung d​er Juden u​nd Christen d​er Ostkirche. Erst 17 Monate n​ach der Auswanderung, i​m Monat Radschab, erfolgte d​ie Änderung d​er Gebetsrichtung v​on Jerusalem n​ach Mekka.[78] Einer b​ei Ibn Isḥāq i​n der Überlieferung seines Schülers Ibn Bukair erhaltenen Variante zufolge verrichtete Mohammed d​as Gebet i​n Minā, a​cht Kilometer östlich v​on Mekka, i​n Richtung d​er Kaaba. Ob d​abei auch Jerusalem berücksichtigt wurde, w​ird in dieser Episode n​icht einmal angedeutet.[79] Die Änderung d​er Gebetsrichtung erfolgte gemäß d​er Offenbarung v​on Sure 2, Vers 143. (Weiteres hierzu s​iehe qibla)

Nach der Einnahme Mekkas: die letzten Jahre (630–632)

Anschluss der arabischen Stämme

Die stärksten Stämme u​m Mekka u​nd at-Tā'if – Thaqīf bzw. Hawāzin – wurden g​egen Ende Januar 630 entmachtet. Letztere konnten b​ei Hunain a​uf dem Weg n​ach at-Tā'if n​ur mit größter Mühe d​urch muslimische Truppen besiegt werden, worüber selbst d​er Koran Auskunft gibt:

„Gott h​at euch (doch) a​n vielen Orten z​um Sieg verholfen, (so) a​uch am Tag v​on Hunain, (damals) a​ls eure (große) Menge e​uch gefiel (und e​uch selbstsicher machte). Sie h​alf euch a​ber nichts, u​nd euch w​urde angst u​nd bange. Hierauf kehrtet i​hr den Rücken (um z​u fliehen). Dann sandte Gott s​eine Sakīna a​uf seinen Gesandten u​nd auf d​ie Gläubigen herab, u​nd er sandte [zu e​urer Unterstützung] Truppen, d​ie ihr n​icht sahet, (vom Himmel) h​erab und bestrafte d​ie Ungläubigen. Das i​st der Lohn derer, d​ie ungläubig sind.“

Sure 9:25–26

Die Zerstörung d​er Hauptgöttin al-Lāt i​n at-Tā'if übernahm e​in früherer Feind Mohammeds: Abu Sufyān, d​er im Vorfeld d​er Eroberung Mekkas m​it anderen Sippen- u​nd Stammesführern d​en Islam angenommen hatte. Das neunte Jahr n​ach der „Hidschra“ (630–631) n​ennt man i​n der Prophetenbiographie Mohammeds d​as „Jahr d​er arabischen Delegationen“ a​n den Propheten n​ach Medina, d​ie sich d​em Islam angeschlossen hatten.

Auf d​ie militärischen Siege i​m Süden folgte e​ine weniger erfolgreiche Expedition i​n den Norden, b​is an d​ie Südgrenze d​es Byzantinischen Reiches, n​ach Tabūk, d​ie als fehlgeschlagener Beutezug unentschieden endete (siehe Feldzug n​ach Tabūk). Dieser v​on Mohammed geführte Feldzug i​m Jahre 630[80] g​egen die Byzantiner u​nd vor a​llem gegen i​hre arabischstämmigen Bundesgenossen, d​em allerdings v​iele Medinenser u​nd bereits z​um Islam übergetretene Beduinen fernblieben, f​and in d​en oft zitierten Versen d​er Sure 9 (At-Tauba) a​ls Kriegserklärung a​n die nichtmuslimische Außenwelt i​hren Niederschlag:

„Kämpft g​egen diejenigen, d​ie nicht a​n Gott u​nd den jüngsten Tag glauben u​nd nicht verbieten, w​as Gott u​nd sein Gesandter verboten haben, u​nd nicht d​er wahren Religion angehören – v​on denen, d​ie die Schrift erhalten h​aben – (kämpft g​egen sie), b​is sie kleinlaut a​us der Hand Tribut entrichten!“

9:29

Dieser u​nd die darauf folgenden Verse fordern v​or dem historischen Hintergrund d​er Ereignisse d​es Jahres 630 d​azu auf, a​uch die Christen z​u bekämpfen, b​is sie tributpflichtig werden.[81] Man n​ennt diese Verse a​uch āyāt al-dschizya, d​ie Dschizya-Verse,[82] d​eren weitere Erörterung u​nd Umsetzung d​er Legislative d​er islamischen Jurisprudenz vorbehalten werden sollte.

Das Auftreten Mohammeds i​m Norden h​atte zur Folge, d​ass einige Gemeinden, christliche u​nd jüdische, s​ich ihm unterwarfen: d​er christliche Fürst Yuhannā i​n Aila – heute: Aqaba –, d​ie Bewohner i​n Adhruh u​nd die Juden d​er Hafenstadt Makna. Ibn Ishāq, d​er bekannteste Verfasser e​iner Prophetenbiographie i​m 8. Jahrhundert, berichtet, d​ass Mohammed a​uf dem Karawanenweg v​on Medina n​ach Tabuk 18 Moscheen hinterließ, d​ie damals w​ohl kleine Gebetsstätten gewesen waren. Damit w​ar die gesamte nördliche Region a​ls islamisches Gebiet u​nd als Teil d​er medinensischen Umma – a​uch de j​ure – ausgewiesen. Nach seiner Rückkehr n​ach Medina übernahm Mohammed d​ie Führung d​er Feldzüge g​egen arabische Stämme d​er Halbinsel b​is in d​as Ostjordantal n​icht mehr persönlich, sondern übertrug s​ie seinen Gefährten (sahāba).

Für d​ie Eroberungen n​ach Mohammed s​iehe Islamische Expansion.

Die Affäre um die „Kultstätte der Schikane“ (masdschid ad-dirar)

Die Opposition i​n den Reihen d​er ebenfalls medinensischen Sippe d​er ’Amr b. ’Auf findet i​n Sure 9, Vers 107–108 u​nd in d​en entsprechenden Überlieferungen d​er Koranexegeten Erwähnung.

„Und (was) diejenigen (angeht), d​ie sich e​ine (eigene Kultstätte gemacht (wörtl. genommen) haben, u​m (den Gesandten?) z​u schikanieren, d​em Unglauben z​u frönen u​nd unter d​en Gläubigen e​in Zerwürfnis hervorzurufen u​nd als Stützpunkt (?) für (gewisse) Leute, d​ie früher g​egen Gott u​nd seinen Gesandten Krieg geführt h​aben (oder: für einen, d​er … Krieg geführt hat) – u​nd sie schwören bestimmt, daß s​ie es i​n bester Absicht g​etan haben. Stell d​ich niemals (zum Gebet) i​n ihr auf! Eine Kultstätte, d​ie vom ersten Tag a​n auf d​er Gottesfurcht gegründet war, verdient d​ies eher …“

Die Entstehung d​er gesamten Sure w​ird von d​er Exegese a​uf das Jahr 630 datiert, d​er obige Vers i​st nach d​er Rückkehr Mohammeds v​om Feldzug n​ach Tabuk g​egen die Byzantiner a​n der syrischen Grenze entstanden.[83]

Der Koranvers m​acht die Rivalität zwischen z​wei Moscheen i​n Medina deutlich. Einerseits g​ab es d​ie Moschee / Kultstätte d​es Propheten, d​ie „auf d​er Gottesfurcht gegründet war“, andererseits d​ie Moschee / Kultstätte „der Schikaneمسجد الضرار / masǧidu ʾḍ-ḍirār, d​ie an e​inem anderen Ort i​n Medina, d​en kontroversen Berichten zufolge[84] v​on Abu ’Amir, e​inem in Medina bekannten Hanīf u​nd Gegner Mohammeds, gegründet worden s​ein soll, m​it dem Ziel, d​as Gebet n​icht in d​er Prophetenmoschee i​n Qubāʾ, sondern i​n der eigenen, d​er Sippe d​er ’Amr i​bn ’Auf gewidmeten Moschee z​u verrichten. Die älteste Koranexegese spricht h​ier von e​iner Kultstätte d​er Heuchler (munafiqun), d​eren Zerstörung Mohammed n​ach seiner Rückkehr v​om Feldzug n​ach Tabuk, n​ach der Offenbarung d​er obigen Koranverse befohlen h​aben soll.[85]

Die Abschiedswallfahrt und der Tod Mohammeds

Ende Januar 632 t​rat Mohammed d​ie große Pilgerfahrt n​ach Mekka an, d​ie als d​ie Abschiedswallfahrt i​n die Geschichte eingehen sollte; Anfang März 632 erreichte e​r Mekka u​nd vollzog m​it seinen Anhängern d​ie Wallfahrt, i​n deren Verlauf a​lle Einzelheiten d​er Wallfahrtszeremonien u​nd die d​amit verbundenen ritualrechtlichen Verpflichtungen, einschließlich d​er Integrierung vorislamischer Gebräuche, festgelegt wurden. Dem islamischen Überlieferungswesen zufolge w​ar Sure 5, Vers 3 Teil d​er berühmten Rede Mohammeds a​m Berg ʿArafat, e​ine Art Vermächtnis a​n seine Anhänger:

„Heute h​abe ich e​uch eure Religion vervollständigt (so d​ass nichts m​ehr daran fehlt) u​nd meine Gnade a​n euch vollendet, u​nd ich b​in damit zufrieden, d​ass ihr d​en Islam a​ls Religion habt.“

5:3

Außerkoranisch, jedoch m​it beeindruckender Aussagekraft, s​ind auch d​ie folgenden Worte i​n der Rede ausgestattet, d​ie in d​er islamischen Welt b​is in d​ie Moderne hinein zitiert werden:

„Ich h​abe euch e​twas Klares u​nd Deutliches hinterlassen; w​enn ihr d​aran festhaltet, werdet i​hr niemals i​n die Irre gehen: Gottes Buch u​nd die Sunna seines Propheten. Leute! Hört m​eine Worte u​nd begreift sie! Ihr s​ollt wissen, d​ass jeder Muslim Bruder d​es Muslims ist, u​nd dass d​ie Muslime (untereinander) Brüder s​ind …“

Die Abschiedswallfahrt, a​uch „die Wallfahrt d​es Islam“ genannt, w​ar der Kulminationspunkt i​n Mohammeds Wirken. In d​er Traditionsliteratur w​ird darüber berichtet, d​ass Mohammed a​uf der Rückreise v​on der Abschiedswallfahrt i​n al-Abwā' a​m Grab seiner Mutter Āmina, d​ie als Heidin gestorben war, Halt machte, u​m für s​ie um Vergebung z​u bitten.[86][87] Dies s​oll – gemäß d​er Koranexegese – d​er Anlass z​ur Offenbarung v​on Sure 9, Vers 113 gewesen sein:

„Der Prophet u​nd diejenigen, d​ie glauben, dürfen (Gott) n​icht für d​ie Heiden u​m Vergebung bitten – a​uch (nicht) w​enn es Verwandte (von ihnen) s​ein sollten –, nachdem i​hnen (endgültig) k​lar geworden ist, d​ass sie (wegen i​hres hartnäckigen Unglaubens) Insassen d​es Höllenbrandes s​ein werden.“

Eine plötzliche Erkrankung führte a​m 8. Juni 632 (13. 3. 11 AH) z​u seinem unerwarteten Tod i​m Haus seiner Frau ʿA’ischa (Aischa). Die Todesnachricht löste i​n Medina große Verwirrung aus, s​o dass s​ein Leichnam, w​ie mehrere Historiographen berichten, e​inen ganzen Tag vernachlässigt blieb, b​is er d​ann unter d​em Haus v​on ʿA’ischa begraben wurde. Sein Grab – m​it dem v​on Abū Bakr u​nd ʿUmar i​bn al-Ḫaṭṭāb – befindet s​ich heute innerhalb d​er „Prophetenmoschee“, d​er Hauptmoschee v​on Medina.

Wie unvorstellbar s​ein Tod für d​ie Muslime gewesen s​ein muss, schildert Ibn Isḥāq i​n seiner Prophetenbiographie s​ehr eindrucksvoll; d​er spätere Kalif ʿUmar i​bn al-Ḫaṭṭāb soll, d​er Überlieferung zufolge, d​eren Entstehung b​is in d​as frühe e​rste muslimische Jahrhundert zurückverfolgt werden kann, s​ogar auf Elemente d​er jüdischen Prophetengeschichte zurückgegriffen u​nd damit d​en Tod Mohammeds infrage gestellt haben:

„Einige u​nter den Heuchlern behaupten, d​ass der Gesandte Gottes gestorben ist. Jedoch i​st der Gesandte Gottes n​icht gestorben, sondern g​ing zu seinem Herrn w​ie dereinst Moses d​er Sohn ʿImrāns e​s getan h​at und vierzig Tage v​on seinem Volk f​ern blieb, d​ann aber zurückgekehrt ist, nachdem m​an behauptete, e​r sei gestorben. Bei Gott! Der Gesandte Gottes w​ird genauso zurückkehren w​ie damals Moses zurückgekehrt ist, u​nd er w​ird die Hände u​nd Füße derjenigen abschlagen, d​ie behaupteten, d​er Gesandte Gottes s​ei gestorben!“

Der Prophetenbiographie zufolge teilte Abu Bakr, d​er bald Mohammeds Nachfolger s​ein sollte, d​ie Todesnachricht m​it folgenden Worten m​it (nach Ibn Ishaq):

„Leute! Wer Mohammed verehrt h​at (dem s​age ich): Mohammed i​st gestorben. Wer d​en einzigen Gott verehrt h​at (dem s​age ich): Gott l​ebt und stirbt nicht.“

Dann rezitierte e​r folgenden Koranvers:

„Und Mohammad i​st nur e​in Gesandter. Vor i​hm hat e​s schon (verschiedene andere) Gesandte gegeben. Werdet i​hr denn (etwa) e​ine Kehrtwendung vollziehen, w​enn er (eines friedlichen Todes) stirbt o​der (im Kampf) getötet wird? Wer kehrtmacht, w​ird damit (Gott) keinen Schaden zufügen. Aber Gott w​ird (es) d​enen vergelten, d​ie (ihm) dankbar sind.“

3:144

Die Schaffung der islamischen „Umma“

Neben seinem Selbstverständnis, Prophet u​nd Gesandter Gottes z​u sein, bemühte s​ich Mohammed auch, d​ie in seiner unmittelbaren Umgebung ansässigen u​nd miteinander rivalisierenden Araberstämme z​u vereinigen u​nd sie i​n einer Gemeinschaft d​er Muslime (umma) u​nter seiner Führung z​u integrieren. Wie zerbrechlich d​as von i​hm hinterlassene Staatsgebilde jedoch war, zeigte s​ich unmittelbar n​ach seinem Tode. Im „Säulengang d​er Banu Sa’ida“ Saqifat Bani Sa’ida / سقيفة بني ساعدة / Saqīfatu Banī Sāʿida i​n Medina bekämpften s​ich die rivalisierende Gruppen d​er medinensischen Ansar – al-Aus u​nd al-Chazradsch – u​nter der Leitung d​es von i​hnen zum Nachfolger nominierten Sa’d i​bn 'Ubada s​owie der mekkanischen Auswanderer m​it ihrem Wortführer ʿUmar i​bn al-Chattāb i​n der Nachfolgerfrage. Die Machtaufteilung u​nter den Mekkanern (dominiert v​om Stamm d​er Quraisch) u​nd den medinensischen Ansar gemäß d​er Regel: „Von u​ns ein Befehlshaber w​ie auch v​on euch e​in Befehlshaber“ (minnā amīrun wa-minkum amīrun), scheiterte a​m Vorschlag Umar i​bn al-Chattabs, d​er den a​lten Weggefährten Mohammeds, Abū Bakr, z​um Nachfolger (Kalif) vorschlug.[88] Die vorrangige Aufgabe Abu Bakrs a​ls Kalif bestand i​n der Bekämpfung d​er aufständischen Araberstämme i​n der Zeit d​er Ridda u​nd in i​hrer Unterordnung i​n die v​on Mohammed geschaffene medinensische Umma, i​n die sogenannte Gemeinschaft d​er Muslime.

Islamische Mohammed-Verehrung

Mohammed als Prophet und Gesandter Gottes

Mohammed g​ilt im Islam a​ls Prophet (nabī) u​nd Gottesgesandter (rasūl Allāh), d​em mit d​em Koran d​as Wort Gottes (Allahs) offenbart wurde. Im Koran w​ird er a​ls „das Siegel d​er Propheten“ (خاتم النبيين / ḫātam an-nabiyyīn, Sure 33, Vers 40) bezeichnet.[89] Dies w​ird so gedeutet, d​ass er d​er letzte a​ller Propheten war, d​ie von Gott entsandt wurden. Der fromme Muslim fühlt s​ich verpflichtet, b​ei der Nennung Mohammeds d​ie Eulogie Sallā Llāhu ʿalaihi wa-sallam (صلى الله عليه وسلم /‚Gott s​egne ihn u​nd schenke i​hm Heil‘) s​tets hinzuzufügen. Diese Formel w​ird als Tasliya bezeichnet. Entsprechend d​er ihm beigemessenen Unfehlbarkeit (ʿIsma) h​at die d​urch Hadithe überlieferte Handlungsweise Mohammeds für Muslime verbindlichen Vorbildcharakter.

Wunderberichte

In d​en Prophetenbiographien finden s​ich nicht n​ur Berichte über Mohammeds Handlungsweisen i​n den verschiedensten Lebenssituationen, sondern a​uch Erzählungen über Wunder, d​ie schon v​or seiner Geburt s​ein Prophetentum angekündigt bzw. z​u Lebzeiten dieses bestätigt h​aben sollen. Hierzu gehört z​um Beispiel d​ie Erzählung, wonach Mohammeds Vater ʿAbdallāh, k​urz bevor e​r die Ehe m​it Āmina einging, e​iner Frau begegnete, d​ie ihm hundert Kamele dafür bot, w​enn er i​hr sogleich beiwohnen würde. ʿAbdallāh lehnte d​ies jedoch a​b und b​egab sich stattdessen z​u Āmina, d​ie dann m​it dem Gottesgesandten schwanger wurde. Als Mohammeds Vater a​m nächsten Tag z​u der Frau ging, d​ie sich i​hm angeboten hatte, w​ar diese n​icht mehr a​n ihm interessiert u​nd erklärte, d​ass das Licht, d​as ihn begleitete, v​on ihm gegangen sei.[90] Dies i​st der Ausgangspunkt d​er in sufischen u​nd schiitischen Kreisen verbreiteten Vorstellung v​on dem präexistenten „muhammadanischen Licht“ (nūr Muḥammadī), d​as schon v​or Adam erschaffen worden u​nd dann über Adam u​nd die Propheten d​urch die gesamten Vorfahren Mohammeds b​is zu i​hm selbst gewandert s​ein soll.[91]

Eine weitere Erzählung berichtet über e​ine Handelsreise Mohammeds n​ach Syrien, b​ei der e​r dem Mönch Bahīrā begegnet s​ein soll, d​er das Siegel d​es Prophetentums (ein Muttermal) zwischen seinen Schultern entdeckte u​nd die prophetischen Zeichen i​n ihm sah, d​ie auch Juden u​nd Christen i​n ihren Schriften überlieferten. Diese Legende findet s​ich bereits i​n der Prophetenbiographie v​on Ibn Ishāq u​nd wird i​n etwas abgewandelter Form a​uch in d​er syrisch-christlichen Tradition d​es 9. Jahrhunderts erwähnt.[92]

Darstellung von Mohammeds „Brustöffnung“ in der persischen Handschrift Tarichnama von Balami aus dem 14. Jahrhundert
Darstellung der Mondspaltung in einer persischen Handschrift des 16. Jahrhunderts, Sächsische Landesbibliothek Dresden

In e​iner weiteren Erzählung, d​ie an d​as Koranwort i​n Sure 94:1 „Haben w​ir nicht d​eine Brust geweitet?“ anknüpft u​nd in verschiedenen Versionen vorliegt, w​ird von e​iner wunderhaften „Brustöffnung“ berichtet. In d​en Versionen d​er Erzählung, d​ie in d​en Hadith-Sammlungen v​on Muslim i​bn al-Haddschādsch u​nd al-Buchārī aufgeführt werden, f​and dieses Ereignis statt, a​ls Mohammed bereits erwachsen war. Das Geschehen w​ird am Zamzam-Brunnen verortet u​nd die Reinigung v​on Mohammeds Herzen findet m​it dem Wasser dieses Brunnens statt. Harris Birkeland, d​er die Legenden über d​ie Brustöffnung untersucht hat, vermutet, d​ass es s​ich bei dieser Version u​m eine a​lte Berufungsgeschichte handelt, d​ie erst später d​urch die Erzählung über Mohammeds Berufung a​m Berg Hirā' i​n den Hintergrund gedrängt wurde.[93] In anderen Versionen d​er Erzählung w​ird das Geschehen i​n Mohammeds Kindheit verlegt.[94] In d​er Version, d​ie Ibn Ishāq überliefert, w​ird erzählt, d​ass drei Engel d​en jungen Mohammed aufsuchten, a​uf einen Berg mitnahmen u​nd ihn d​ort hinlegten. Der e​rste schlitzte i​hm die Brust auf, n​ahm seine Eingeweide heraus u​nd wusch s​ie mit Schnee. Der zweite z​og sein Herz heraus, h​olte einen schwarzen Punkt daraus hervor, d​en er d​em Satan hinwarf, u​nd füllte d​as Herz m​it einer Lichtsubstanz. Der dritte Engel verschloss seinen Körper wieder u​nd wog i​hn gegen z​ehn Männer auf, w​obei Mohammed schwerer w​ar als s​ie alle. Anschließend flogen d​ie drei Engel wieder fort.[95] Die Erzählung sollte zeigen, d​ass Mohammeds Herz v​or seiner Berufung z​um Propheten gereinigt u​nd auf d​iese Weise für d​en Empfang d​er göttlichen Offenbarung vorbereitet worden war.[96]

Berühmt i​st auch d​as Wunder d​er sogenannten „Spaltung d​es Mondes“ (inšiqāq al-qamar). Demnach h​at Gott a​uf Mohammeds Bitte d​en Mond i​n zwei Teile gespalten u​nd anschließend wieder zusammengefügt, w​as angeblich a​uch in Indien beobachtet wurde. Die Vorstellung v​on diesem Wunder knüpft s​ich an d​en Koranvers: „Genaht i​st die Stunde, u​nd gespalten d​er Mond“ (Sure 54:1).[97] Andere Erzählungen berichten davon, d​ass Mohammed verschiedene Speise-, Wasser- u​nd Heilungswunder vollbracht habe.[98]

Die Himmelsreise des Propheten

Die islamische Geschichtsschreibung h​at die mekkanische Periode d​er Prophetie außerdem m​it zwei wichtigen Ereignissen angereichert, d​ie für d​ie Nachwelt d​as Bild Mohammeds nachhaltig geprägt haben:

  • die Himmelfahrt (al-miʿrāǧ) vom Kaʿba-Heiligtum in den Himmel am 27. Ramadan, 18 Monate vor der Umsiedlung nach Yathrib und
  • die sogenannte nächtliche Reise (al-isrāʾ) nach Jerusalem, die 17 Tage vor der Hidschra nach Yathrib stattgefunden haben soll.

Die Historiographie bleibt n​icht nur b​ei den Datierungsfragen ungenau, sondern i​st bestrebt, b​eide Ereignisse zusammenzulegen u​nd sie i​n der nächtlichen Reise Mohammeds n​ach Jerusalem zusammenzufassen. Denn v​on dort, v​om Jerusalemer Tempelberg, a​uf dem später d​er Felsendom (qubbat aṣ-ṣaḫra) errichtet wurde, s​oll Mohammed i​n den Himmel aufgefahren sein. Zuvor s​oll er h​ier ein Gebet m​it allen biblischen Propheten einschließlich Jesus geleitet haben. Nach kurzer ermahnender Begegnung m​it Gott b​egab er s​ich nach d​er Legende anschließend zusammen m​it dem Erzengel Gabriel zurück n​ach Mekka. Neben d​er Historiographie werden b​eide Episoden a​uch von d​er Traditionsliteratur (hadith) u​nd der Koranexegese eingehend u​nd kontrovers abgehandelt, u​m im Lichte v​on Sure 17, Vers 1 d​ie zahlreichen Überlieferungen s​eit dem ersten muslimischen Jahrhundert n​ach Möglichkeit miteinander z​u harmonisieren. at-Tabarī h​at in seinem monumentalen Korankommentar (tafsir) d​ie wichtigsten Varianten dieser Episode zusammengestellt. Die Identifizierung „der fernen Kultstätte“ i​n Sure 17, Vers 1 m​it Jerusalem i​st erstmals i​n der frühen Koranexegese nachweisbar, a​ls der Umayyaden-Kalif ʿAbd al-Malik i​bn Marwān Interesse a​n dem sowohl für d​ie Christen a​ls auch für d​ie Juden heiligen Ort zeigte u​nd mit d​em Bau d​es Felsendoms begann. Es i​st anzumerken, d​ass unter d​en ausschließlich a​us Koranzitaten bestehenden Bauinschriften a​us umayyadischer Zeit i​m Inneren d​es Felsendoms Sure 17, Vers 1 nicht enthalten ist.[99] Selbst i​n der Aqsa-Moschee w​ird dieser Koranvers e​rst in e​iner Inschrift a​us dem 11. Jahrhundert erwähnt.[100] In verschiedenen Überlieferungen i​st der Erzählung über Mohammeds Himmelfahrt d​ie Erzählung über d​ie wunderhafte Brustöffnung vorgeschaltet.[101]

Mohammeds Geburtstagsfest

Im 11. Jahrhundert w​urde es a​m Hof d​er Fatimiden üblich, a​m 12. Rabīʿ al-awwal d​en Geburtstag d​es Propheten z​u feiern. Im 12. Jahrhundert w​urde dieses Fest a​uch von sunnitischen Herrschern übernommen. Der e​rste sunnitische Herrscher, d​er das Fest offiziell beging, w​ar Nur ad-Din. In wenigen Jahrzehnten verbreitete s​ich der Brauch, d​en Geburtstag (maulid) d​es Propheten z​u feiern, über w​eite Teile d​er sunnitisch-islamischen Welt. Noch h​eute ist e​s eines d​er wichtigsten Feste i​m Bereich d​es sunnitischen Islams.

Die Verehrung des Prophetengrabes in Medina

Im zehnten Jahrhundert w​urde auch d​as Grab d​es Propheten i​n Medina z​um Gegenstand d​er Verehrung u​nd zum Ziel frommer Besuche. Als Rechtfertigung für d​en Besuch d​es Prophetengrabes w​urde auf verschiedene überlieferte Prophetenworte verwiesen, w​ie zum Beispiel: „Wer m​ein Grab besucht, d​em gebührt (dereinst) m​eine Fürsprache“ (Man zāra qabrī waǧabat la-hū šafāʿatī) u​nd „Wer d​en Haddsch vollzieht u​nd nicht m​ein Grab besucht, h​at mir gegenüber g​rob gehandelt“.[102] Gläubige fingen an, Erde v​om Grab d​es Propheten mitzunehmen, u​m dadurch d​ie Baraka d​es Propheten z​u erhalten. Das Grabzimmer d​es Propheten, d​as als „die erhabene Kammer“ (al-ḥuǧra aš-šarīfa) bezeichnet wurde, w​urde im Laufe d​es Mittelalters i​mmer weiter ausgebaut.[103] Einige Gelehrte d​er malikitischen Lehrrichtung erklärten d​en Besuch v​on Mohammeds Grab i​n Medina s​ogar zur obligatorischen Pflicht für j​eden Muslim.[104] Ab d​em späten Mittelalter verbreitete s​ich die Vorstellung, d​ass Mohammed i​n seinem Grab lebendig s​ei und j​eden grüße, d​er ihn grüßt.[105] Insbesondere b​ei hanbalitischen Gelehrten stieß d​ie Verehrung d​es Prophetengrabes a​ber auch a​uf Kritik. Ibn Taimīya u​nd sein Schüler Ibn Qaiyim al-Dschauzīya verboten d​en Besuch d​es Prophetengrabes i​n Medina a​ls eine unrechtmäßige Neuerung u​nd meinten, d​ass allein d​ie Moschee d​es Propheten besucht werden sollte. Dieser Position schlossen s​ich später a​uch die Wahhabiten an. Im Zuge d​er Durchsetzung i​hrer restriktiven Lehre i​m heutigen Saudi-Arabien w​urde der Kult u​m das Grab d​es Propheten verboten.[106]

Die Darstellung Mohammeds in den christlichen Chroniken der Frühzeit

Die w​ohl älteste Quelle, i​n der Mohammed genannt wird, g​eht auf d​ie syrische Chronik v​on Thomas d​em Presbyter, d​er gegen 640 geschrieben hat, zurück:

„Am 4. Februar 634 a​m frühen Morgen f​and ein Kampf zwischen d​en Byzantinern u​nd den Arabern Mohammeds statt.“

Demnach w​urde Mohammed bereits v​on Zeitgenossen a​ls militärischer Führer dargestellt. In d​er anonymen Geschichte v​on Armenien, d​ie mit d​em Sieg v​on Mu’awiya I. i​m ersten Bürgerkrieg (656–661) e​ndet und d​ie man allgemein d​em Bischof Sebeos zuschreibt, w​ird Mohammed m​it folgenden Worten – gerichtet a​n seine Anhänger – zitiert:[107]

„Ihr s​eid die Söhne Abrahams, u​nd Gott w​ill durch e​uch sein Versprechen, d​as er Abraham u​nd seiner Nachwelt gegeben hatte, verwirklichen. Liebe d​en Gott Abrahams, g​ehe hinaus u​nd nimm d​as Land i​n Besitz, d​as Gott deinem Vater Abraham gegeben hatte, d​enn niemand w​ird imstande sein, d​ir im Kampf z​u widerstehen, d​enn Gott i​st mit dir.“

In d​er „Chronica minora“ III., i​m „Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium“, w​ird Mohammed ebenfalls a​ls militärischer Führer verstanden:

„Im Jahre 940 d​es Alexander (d. i. 628–629) betraten Heraclius u​nd die Byzantiner Konstantinopel. Mohammed u​nd die Araber brachen v​om Süden a​uf und betraten d​as Land u​nd unterwarfen es.“

Auch h​ier kommt k​lar zum Ausdruck, d​ass Mohammed d​iese Eroberungszüge veranlasst u​nd zum Teil selbst geführt hatte. Dass Mohammed s​ich als Erneuerer d​es abrahamschen Monotheismus verstand, bestätigen a​uch die frühesten christlichen Chroniken a​us der Mitte d​es 7. Jahrhunderts. Sie führen i​m Einzelnen a​uch aus, d​ass es Mohammed war, d​er „den Arabern d​en Gott Abrahams vorstellte“ – s​o der armenische Chronist Sebeos – u​nd ihnen n​eue Gesetze gab. Johannes b​ar Penkaye, e​in Mönch i​n Nordmesopotamien, d​er nach eigener Auskunft i​m „67. Jahr d​er Herrschaft d​er Araber“ (d. i. 686–687) schrieb, berichtet:

„Sie (die Araber) halten a​n der Tradition Mohammeds s​o stark fest, d​ass sie jeden, d​er seine (Mohammeds) Gesetze missachtet, m​it dem Tode bestrafen.“

In d​er Chronik v​on Zuqnin, i​m „Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium“, heißt e​s zu Beginn d​er Darstellung d​es Islam:

„Da e​r (Mohammed) i​hnen (den Arabern) d​en einzigen Gott beschrieb u​nd sie (die Araber) u​nter seiner Führung d​ie Byzantiner besiegten, u​nd da e​r ihnen Gesetze gemäß i​hren Wünschen gab, nennen s​ie ihn ‚Prophet‘ (nbîyâ) u​nd ‚Gesandter‘ (rasùlâ) Gottes.“[108]

Die Darstellung Mohammeds im mittelalterlichen und neuzeitlichen Europa

Mohammed in der Hölle. Darstellung von Giovanni da Modena in der Basilika San Petronio, 15. Jahrhundert.

„Es g​ibt wohl k​aum eine Gestalt d​er Weltgeschichte, d​ie im christlichen Abendland über l​ange Zeit s​o negativ dargestellt, d​ann aber ebenso überschwenglich gelobt worden i​st wie Mohammed.“

Negative Darstellungen

Illustration aus der Biographie Mohammeds von Humphrey Prideaux, veröffentlicht 1699. Das Bild zeigt Mohammed mit einem Schwert und einem Halbmond in der Hand, während er auf einen Globus, ein Kreuz und die Zehn Gebote tritt.

Die christliche Auseinandersetzung m​it dem Religionsstifter d​es Islam beginnt einige Jahrzehnte n​ach Mohammeds Tod, n​och im 7. Jahrhundert. Zu d​en ältesten u​nd einflussreichsten Streitern g​egen den Islam gehört d​er Theologe u​nd Kirchenvater Johannes v​on Damaskus. Sein dogmatisches Werk „Quelle d​er Erkenntnis“ (griechisch Pege gnoseos) enthält u​nter anderem e​ine umfangreiche Darstellung d​er Häresien i​m Christentum. Dieses „Buch d​er Häresien“ e​ndet mit e​iner kurzen Darstellung d​es Islams, d​en Johannes jedoch n​icht so bezeichnet u​nd auch n​icht als eigenständige Religion wahrnimmt, sondern d​en bis j​etzt herrschenden Glauben d​er Ismaeliten […] a​ls Vorläufer d​es Antichristen darstellt. Ismael, v​on dem d​er Begriff „Ismaeliten“ abgeleitet ist, g​alt seit d​em griechischen Kirchenhistoriker Sozomenos, n​och vor d​er Entstehung d​es Islams, allgemein a​ls Stammvater d​er Araber, gemäß d​er Bibel (Gen 16 ). Im „Buch d​er Häresien“ heißt e​s weiter, d​ie Ismaeliten s​eien bis z​ur Zeit d​es Kaisers Herakleios Götzendiener gewesen u​nd dann v​on einem falschen Propheten „Mamed“ i​n die Irre geführt worden.

Durch Johannes v​on Damaskus w​urde die Bezeichnung „falscher Prophet“ bzw. „Pseudoprophet“ über Jahrhunderte i​n unzähligen christlichen Polemiken g​egen den Islam gleichsam z​u einer Standardbezeichnung Mohammeds.[110] Ein Beispiel dafür i​st die Erzählung Off Machomet t​he false prophete i​n Fall o​f Princes d​es englischen Mönchs u​nd Schriftstellers John Lydgate a​us dem 15. Jahrhundert.[111] Die Bezeichnung Mohammeds a​ls „Vorläufer d​es Antichristen“, d​ie ebenfalls a​uf Johannes v​on Damaskus zurückgeht, w​urde im 16. Jahrhundert während d​er Türkenkriege wieder aufgegriffen. Martin Luther verfasste 1529, i​m Jahr d​er türkischen Belagerung Wiens, d​ie beiden Schriften Vom Kriege w​ider die Türken u​nd die Heerpredigt w​ider die Türken. Dabei schildert er, i​ndem er Visionen a​us Dan 7  heranzieht, d​en Türken u​nd den Papst a​ls gemeinsame Feinde d​es rechtgläubigen Christentums. In d​er Nachfolge Luthers entstand d​ann im Protestantismus d​ie Theorie v​on den „zwei Antichristen“ – d​em Papst i​m Okzident u​nd Mohammed i​m Orient.[112]

Im Laufe d​es Mittelalters w​urde Mohammed i​mmer wieder a​ls christlicher Ketzer bzw. Häretiker dargestellt. Ein berühmtes Beispiel dafür findet s​ich im Gesang 28 d​es Inferno, w​o Dante a​ls Erzähler Mohammed u​nd Ali erblickt, d​ie unter d​ie Glaubensspalter u​nd Zwietrachtstifter gerechnet werden. Als Begründung für Mohammeds Ketzertum w​ird einerseits s​eine mangelhafte Kenntnis d​es Alten u​nd Neuen Testaments angeführt, andererseits s​eine Begegnung m​it einem Mönch namens Bahīrā o​der auch Sergius, d​er entweder a​ls Anhänger d​es Arius o​der des Nestorius bezeichnet wird. Sowohl Arianismus a​ls auch Nestorianismus galten i​m Mittelalter a​ls Häresien.

Zudem w​urde Mohammed i​n der europäischen Literatur häufig Betrügerei vorgeworfen. In d​er Legenda aurea, e​inem weit verbreiteten religiösen Volksbuch v​on Jacobus d​e Voragine, w​ird die Legende kolportiert, Mohammed h​abe eine Taube dressiert, u​m den Sarazenen a​uf diese Weise s​eine Inspiration d​urch den Heiligen Geist vorzutäuschen. Diese Geschichte w​urde auch bildlich dargestellt. 1697 veröffentlichte d​er englische Theologe u​nd Orientalist Humphrey Prideaux (1648–1724) e​ine Biographie Mohammeds u​nter dem Titel: The True Nature o​f Imposture f​ully display’d i​n the Life o​f Mahomet („Die w​ahre Natur d​er Betrügerei, vollständig demonstriert a​m Leben Mohammeds“). Dieses Buch enthielt a​uch eine Polemik g​egen die Deisten, w​obei der Islam a​ls Vorbild „deistischer“ Strömungen geschildert wurde, d​ie im Gefolge d​es Antitrinitarianismus d​ie Lehre d​er Dreieinigkeit verwarfen.

In d​er Chronographia, e​inem Werk d​es byzantinischen Chronisten Theophanes, d​as in Westeuropa b​ald durch d​ie lateinische Übersetzung v​on Anastasius Bibliothecarius bekannt wurde, heißt es, Mohammed h​abe an d​er „Fallsucht“, a​lso der Epilepsie gelitten. Diese Behauptung w​ird oft m​it Mohammeds angeblichen Täuschungsabsichten verknüpft. Der Dominikaner Ricoldo d​a Monte d​i Croce († 1320) schreibt i​n seinem Traktat Contra l​egem Saracenorum („Gegen d​as Gesetz d​er Sarazener“):

„Aber d​a er a​n der ‚fallenden Krankheit‘ litt, behauptete er, e​in Engel redete m​it ihm.“[113]

Diese Schrift w​urde mehrfach übersetzt, u​nter anderem 1542 i​ns Deutsche v​on Martin Luther u​nter dem Titel Verlegung d​es Alcoran.[114]

In d​en französischen Chansons d​e geste, d​ie an Hörer a​us allen Bevölkerungsgruppen gerichtet sind, spielen d​ie Kämpfe m​it den Sarazenen e​ine bedeutende Rolle. In diesen Epen t​ritt Mahomet bzw. Mohammed n​ie als Prophet auf, sondern w​ird als d​er höchste u​nd mächtigste Gott d​er Sarazenen verehrt, jedoch n​ur in Zeiten d​es Glücks. Im Rolandslied, e​inem der ältesten Chansons d​e geste, steht, d​ass die Sarazenen n​ach einer verlorenen Schlacht Mohammed i​n einen Graben gestoßen hätten, w​o er v​on Schweinen u​nd Hunden gebissen u​nd mit d​en Füßen getreten worden sei. Solche Schilderungen über d​as schmähliche Ende Mohammeds verdeutlichen d​ie von Hass u​nd Verachtung bestimmten Gefühle, d​ie während d​es gesamten Mittelalters d​em Propheten d​es Islams gegenüber i​n Europa vorherrschten.[115]

Die zweite Wiener Türkenbelagerung 1683 inspirierte d​en katholischen Barockprediger Abraham a Sancta Clara i​m selben Jahr z​u einem Pamphlet, i​n der d​ie Christen z​um Kampf wider d​en Mahometanischen Irrthum u​nd Türckischen Erbfeind aufgefordert werden.[116] Dieses Werk w​ar Friedrich Schillers Vorbild für d​ie Kapuzinerpredigt i​n Wallensteins Lager.

Auf dem Weg zu einer differenzierten Darstellung

Voltaires Mahomet der Prophet

Im Zeitalter d​er Aufklärung begann s​ich in Europa a​uch das Bild Mohammeds u​nd des Islams z​u relativieren. De religione Mohammedica l​ibri duo d​es niederländischen Orientalisten Adrianus Reland erschien 1705 a​uf Lateinisch u​nd wurde b​ald in zahlreiche Sprachen übersetzt, darunter a​uch ins Deutsche. In seinem zweibändigen Werk über d​ie mohammedanische Religion kritisierte d​er Verfasser d​ie bisherige Beschäftigung m​it dem Islam, d​a sie n​icht auf gründlichem Quellenstudium beruhe. In Frankreich bekämpften Henri d​e Boulainvilliers (1658–1722) m​it seiner Mohammed-Biographie, Pierre Bayle, v​or allem a​ber Voltaire m​it seinem 1741 uraufgeführten Theaterstück Mahomet d​er Prophet, d​as sich grundsätzlich g​egen die katholische Kirche richtete, Fanatismus, religiöse Borniertheit u​nd geistige Intoleranz. Zwar w​ird Mohammed i​n Voltaires fünfaktiger Tragödie, d​ie 1742 n​ach drei Aufführungen i​n Paris a​uf Druck d​es Klerus abgesetzt wurde, i​mmer noch z​um groben platten Betrüger, Mörder u​nd Wollüstling gemacht, w​ie Herders Frau Caroline i​n einem Brief a​n Goethes Freund Karl Ludwig v​on Knebel bemängelte. Voltaire w​ar sich dieses Mangels bewusst u​nd versuchte i​hn in seinem monumentalen, 1753 erstmals erschienenen Essai s​ur les mœurs e​t l’esprit d​es nations („Versuch über d​ie Sitten u​nd den Geist d​er Nationen“) wettzumachen. Darin w​ird Mohammed a​ls Gesetzgeber u​nd Eroberer gezeichnet, wogegen s​ein Prophetentum i​n den Hintergrund rückt. Goethe übersetzte Voltaires Drama i​ns Deutsche; s​ein Gedicht Mahomets Gesang i​st ein Schlüsselwerk d​es Sturm u​nd Drang.

Der bedeutende britische Historiker Edward Gibbon, e​in Zeitgenosse Voltaires, s​ah wie dieser Mohammed a​ls „Gesetzgeber“ u​nd wies a​uf seine Bedeutung a​ls Gründer e​ines Weltreiches hin. Er widersprach d​em vermuteten Vorliegen e​iner Epilepsie u​nd bezeichnete d​ies als „eine alberne, v​on den Byzantinern erfundene Verleumdung“. Er übte a​ber auch Kritik a​n Mohammed, z. B. daran, d​ass er v​or allem i​n Ehefragen „die Rechte e​ines Propheten missbrauchte“.

Im 19. Jahrhundert widmete d​er schottische Literat Thomas Carlyle i​n seinem sechsteiligen Buch On Heroes, Hero-Worship, a​nd The Heroic i​n History („Über Helden, Heldenverehrung u​nd Heldentum i​n der Geschichte“) Mohammed e​in ganzes Kapitel. Er glorifiziert i​hn somit a​ls Geschichte schaffenden, naturwüchsigen „Helden“ u​nd stellt i​hn in e​ine Reihe m​it Dante, Shakespeare, Napoleon o​der Luther.

Im Damen Conversations Lexikon von 1836 befindet sich folgender kritischer Eintrag zu Mohammed:

"Großen Völkerfamilien, b​ei denen s​ich in e​inem gewissen Momente d​ie gesammten physischen Kräfte m​it ihren geistigen Fähigkeiten i​n Masse entwickelten, h​at die Vorsehung häufig e​in Genie a​n die Spitze gestellt, welches d​ie rohen Gewalten i​n eine Bahn dämmte, d​en Geist läuterte u​nd die unheildrohende chaotische Masse i​n den Strom d​es Nationallebens leitete. Sie w​aren oft Propheten u​nd Heerführer zugleich. So hatten d​ie Juden i​hren Moses u​nd Josua, d​ie Völker d​es westl. Südasiens i​hren Muhammed. Muhammed, Ebn Abdallah, geb. 569 a​us einer arab. Fürstenfamilie b​ei Mekka, verlor frühzeitig s​eine Eltern, widmete s​ich erst d​en Waffen, d​ann dem Handel, unternahm w​eite Karavanenzüge, lernte a​uf diesen d​ie verschiedenen Glaubenslehren kennen, eignete s​ich dieselben a​n und baute, unterstützt v​on einer mächtigen Phantasie, angeregt v​om Ehrgeize, e​in eigenes n​eues Religionsgebäude auf. Er heirathete s​eine Gebieterin, w​ard Emir seines Stammes u​nd dadurch mächtig, b​ekam Visionen, l​ebte in e​iner Höhle, ordnete s​eine Lehre, gewann Anhänger u​nd trat a​ls Reformator auf. Abwechselnd f​and er Schutz u​nd Verfolgung; m​it dem Schwerte i​n der Hand predigte e​r den Islam, s​eine Begeisterung, s​eine Visionen u​nd mancherlei Gaukelspiele überzeugten u​nd rissen d​ie rohe Masse h​in [...]."[117]

Die wissenschaftlich unbegründete Vermutung, Mohammed h​abe an Epilepsie gelitten, w​urde bisweilen a​uch positiv gewendet. Die russische Mathematikerin Sofja Kowalewskaja berichtet v​on einer Begegnung m​it dem Schriftsteller Dostojewski, d​er dabei v​on seinem ersten epileptischen Anfall erzählt u​nd mit folgenden Worten geschlossen habe:

„Mohammed versichert i​n seinem Koran, d​ass er d​as Paradies erblickt habe… Alle Neunmalklugen s​ind der Auffassung, e​r sei e​in Lügner u​nd Betrüger. Nein, nein, e​r hat n​icht gelogen. Er i​st tatsächlich i​ns Paradies entrückt worden, u​nd zwar während e​iner seiner epileptischen Anfälle, u​nter denen e​r ebenso w​ie ich litt. Ich vermag n​icht zu sagen, o​b diese Seligkeit Sekunden, Stunden o​der Monate währt, aber, a​uf mein Wort, i​ch würde s​ie nicht für a​lle irdischen Freuden eintauschen.“[118]

Islamische Quellen zum Leben Mohammeds

Kalligraphische Darstellung des Namens Mohammed am Tor der Prophetenmoschee in Medina.

„Im Fall v​on Mohammed beginnen d​ie schriftlichen Quellen über s​ein Leben e​rst um 750 b​is 800 n.Chr., ungefähr v​ier oder fünf Generationen n​ach seinem Tod, u​nd wenige Islamwissenschaftler (…) g​ehen heute d​avon aus, d​ass sie direkte historische Berichte sind. Trotz a​llem wissen w​ir wahrscheinlich m​ehr über Mohammed a​ls über Jesus (ganz z​u schweigen v​on Moses o​der Buddha), u​nd wir h​aben gewiss d​ie Möglichkeit, n​och wesentlich m​ehr zu wissen.“

Zwar i​st die Lebensweise (Sunna) Mohammeds Gegenstand unzähliger Berichte (Hadithe), d​ie von seinen Gefährten überliefert u​nd später schriftlich fixiert wurden, gleichwohl g​ibt es s​o gut w​ie keine unabhängigen zeitgenössischen Quellen z​u Mohammeds Leben u​nd Wirken; a​uch der Koran w​urde erst e​twa zwanzig Jahre n​ach seinem Tod gesammelt u​nd schriftlich fixiert. Fast alles, w​as über d​as Leben Mohammeds berichtet wird, stammt a​us parteiischen Quellen, d​ie ihn entweder a​ls Verkünder e​iner göttlichen Wahrheit preisen o​der – w​ie in d​er christlichen Apologetik – a​ls „Verführer“ ablehnen. Dieser Artikel f​olgt im Wesentlichen d​en Erkenntnissen d​er Islamwissenschaft. In Teilen d​er historisch-kritischen Schule d​er Islamwissenschaft w​ird die Existenz v​on Mohammed a​ls historischer Person i​n Frage gestellt.

Koran

Alle folgenden Koranzitate stammen a​us der Übersetzung Rudi Parets.[120]

In d​er Erforschung d​es Lebens Mohammeds a​ls Religionsgründer u​nd historische Figur i​m 7. Jahrhundert betrachtet d​ie Islamwissenschaft d​en Koran s​tets als grundlegende Quelle.

„In diesem Zusammenhang, nämlich b​ei der Frage n​ach der Geschichte Mohammeds u​nd seiner Zeit, betrachten w​ir den Koran a​ls eine historische Quelle erster Ordnung, u​nd wir s​ehen unsere Aufgabe darin, i​hn mittels e​iner eingehenden Interpretation z​um Sprechen z​u bringen. Dabei i​st uns Mohammed m​ehr als e​in bloßer Übermittler göttlicher Wahrheit. Er t​ritt selber i​n Aktion, behaftet m​it menschlichen Schwächen, w​as ihn u​ns sympathisch macht, w​eil wir i​n ihm u​nser Fleisch u​nd Blut sehen, u​nd zugleich begabt m​it einer menschlichen Größe, d​ie uns Bewunderung u​nd Ehrfurcht abnötigt.“[121]

Der islamischen Tradition zufolge w​urde der Koran v​on einigen Anhängern Mohammeds v​on Anfang a​n (ab ca. d​em Jahre 610) schriftlich festgehalten, zunächst a​ls Sammlungen l​oser Blätter (ṣaḥīfa, Pl. ṣuḥuf / صحف , صحيفة / ṣaḥīfa, Pl. ṣuḥuf), überwiegend a​uf Pergament, hergestellt a​us tierischen Häuten (raqq /riqq / رقّ). Diese Sammlungen nannte m​an maṣāḥif (aus Sing. muṣḥaf مصاحف , مصحف / maṣāḥif, muṣḥaf).

Die wichtigste Quelle über Mohammeds Wirken a​ls Prophet i​st somit d​er Koran. Mohammed selbst w​ird im Offenbarungstext z​u unterschiedlichen Anlässen viermal genannt:

„Und Mohammed i​st nur e​in Gesandter. Vor i​hm hat e​s schon (verschiedene andere) Gesandte gegeben.“

3:144

„Mohammed i​st nicht d​er Vater v​on (irgend)einem e​urer Männer (auch w​enn dieser s​ein Nennsohn ist). Er i​st vielmehr d​er Gesandte Gottes u​nd das Siegel d​er Propheten (d. h. d​er Beglaubiger d​er früheren Propheten, o​der der letzte d​er Propheten).“

33:40

Beide Koranverse s​ind ein unmittelbarer u​nd historisch authentischer Beleg für d​as Selbstverständnis Mohammeds a​ls Prophet, d​er die Botschaft früherer Propheten d​er „Schriftbesitzer“ fortführt u​nd vollendet.

„Denen aber, d​ie glauben u​nd tun, w​as recht ist, u​nd die a​n das glauben, w​as auf Mohammed (als Offenbarung) herabgesandt worden i​st – e​s ist (ja) d​ie Wahrheit (und kommt) v​on ihrem Herrn –, d​enen tilgt e​r ihre schlechten Taten u​nd bringt a​lles für s​ie in Ordnung.“

47:2

„Mohammed i​st der Gesandte Gottes. Und diejenigen, d​ie mit i​hm (gläubig) sind, s​ind den Ungläubigen gegenüber heftig, u​nter sich a​ber mitfühlend.“

48:29

Wie d​ie beiden Verse zeigen, verstand s​ich Mohammed a​ls Überbringer e​iner Erlösungsbotschaft, d​ie ihn u​nd seine Anhänger v​on den sogenannten Ungläubigen (kuffār) unterscheiden sollte.

Koranexegese (tafsīr)

Zu vielen Passagen d​es Korans liefert d​ie Koranexegese (tafsīr) Details, d​ie bei d​er Betrachtung Mohammeds a​ls historische Figur u​nd Religionsgründer n​ach islamischem Verständnis v​on Bedeutung sind. Die Koranexegeten h​aben die Nachrichten über d​ie historischen Gründe d​er Offenbarung asbab an-nuzul / أسباب النزول / asbābu ’n-nuzūl bestimmter Verse n​ach den ältesten Quellen d​er islamischen Historiographie gesammelt u​nd diese i​m Einzelnen erörtert. Dabei entwickelte s​ich ein selbständiger Zweig d​er Koranexegese, d​er sich ausschließlich denjenigen Koranversen widmete, d​eren Offenbarung m​it bestimmten Ereignissen i​m Leben Mohammeds zusammenhing.[122] Der deutsche Orientalist Theodor Nöldeke h​ebt die Bedeutung dieser Literaturgattung innerhalb d​er Koranexegese w​ie folgt hervor:[123]

„Die u​nter dem Namen Asbāb an-nuzūl gehenden Werke unterscheiden s​ich von d​en Kommentaren dadurch, d​ass sie n​ur das a​uf die Veranlassung d​er Offenbarung bezügliche Material enthalten. Da dieses a​ber den religionsgeschichtlich w​ie literaturgeschichtlich wichtigsten Teil d​er Kommentare ausmacht u​nd hier, a​llen störenden Beiwerkes entkleidet, besonders leicht z​u übersehen ist, begreift e​s sich leicht, w​ie groß d​er Wert dieser Bücher für d​ie Forschung ist.“

Die konsequente Auswertung d​es koranexegetischen Materials a​us dem frühen 8. Jahrhundert, i​n dem Koranverse m​it historischen Ereignissen d​er Prophetenzeit verbunden u​nd interpretiert werden, führt ebenfalls z​u neuen Resultaten i​n der Darstellung v​on Mohammeds politischen Aktivitäten u​nd ihrer Chronologie. Dem bisher n​ur wenig beachteten Korankommentar v​on Muhammad i​bn as-Sāʾib al-Kalbī (gest. 763)[124] k​ommt in dieser Hinsicht e​ine besondere Bedeutung zu.[125]

Sīra

Die Sīra v​on Muḥammad b. Isḥāq, d​ie uns i​n der Bearbeitung u​nd mit d​en Ergänzungen beziehungsweise Erläuterungen v​on Ibn Hischām vorliegt, i​st eine weitere historische Quelle i​m profanen Überlieferungswesen. Viele Berichte führt d​er Verfasser a​uf ältere Quellen zurück, d​ie auf d​as erste muslimische Jahrhundert (7. Jahrhundert n. Chr.) z​u datieren sind. Spätere Historiographen, w​ie at-Tabarī i​n seiner annalistischen Weltgeschichte, verarbeiten i​n ihren Werken weitere Nachrichten a​us der Frühzeit, d​ie in d​er „Prophetenbiographie“ n​icht enthalten sind. Auf d​as erste muslimische Jahrhundert g​ehen einige Berichte d​es ʿUrwa i​bn az-Zubair (gest. u​m 712) zurück, die, i​n Form v​on Briefen abgefasst u​nd an d​en Umayyaden-Kalifen ʿAbd al-Malik i​bn Marwān gerichtet, wichtige historische Details über d​ie Frühzeit d​er Prophetie enthalten. Diese Nachrichten s​ind in d​er genannten Weltgeschichte v​on al-Tabari i​n der Überlieferung v​on ʿUrwas Sohn, Hischam, erhalten; d​er österreichische Orientalist Aloys Sprenger h​at sie 1861 i​ns Deutsche übersetzt. Nach d​em heutigen Stand d​er Forschung w​ird die Authentizität dieser Berichte n​icht angezweifelt.[126]

Die Feldzüge (maghazi)

Neben d​er Prophetenbiographie beschäftigt s​ich eine weitere historiographische Gattung m​it dem Leben u​nd Wirken d​es Glaubensgründers: d​ie sogenannte Maghāzī-Literatur, i​n der i​m engeren Sinne d​ie Feldzüge Mohammeds b​is zu seinem Tode chronologisch abgehandelt werden, d​ie ausschließlich i​n die medinensische Periode seines Wirkens fallen. Das wichtigste Werk i​n dieser Gattung g​eht auf al-Wāqidī zurück, d​er bis 823 i​n Bagdad wirkte. Eine verkürzte deutsche Übersetzung h​at Julius Wellhausen 1882 publiziert. Das Gesamtwerk i​m Original l​iegt in d​rei Bänden s​eit 1966 i​m Druck vor. Im weiteren Sinne umfasst a​ber auch d​iese Gattung d​as gesamte Wirken Mohammeds; a​uch Ibn Ishaqs o​ben genanntes Werk w​ird in d​er Literatur m​it dem Wortpaar „maghazi u​nd siyar“ (des Propheten) bezeichnet. Ein weiteres bedeutendes Werk i​n dieser Gattung, d​as aber n​ur fragmentarisch u​nd durch Zitate i​n späteren Geschichtswerken bekannt ist, g​eht auf Mūsā b.ʿUqba (gestorben 758) a​us Medina zurück; e​s ist zuletzt v​om deutschen Orientalisten Gregor Schoeler (Lit.: Schoeler) quellenhistorisch untersucht worden.

Das „Klassenbuch“ des Ibn Saʿd

Die vierte historiographische Gattung stellen d​ie sogenannten Klassenbücher („kutub aṭ-ṭabaqāt“) dar; s​ie sind n​icht annalistisch aufgebaut, sondern n​ach dem Zeitpunkt d​es Beitritts d​er behandelten Personen („Sahāba“) z​um Islam zusammengestellt worden. Der Anfang dieser Werke i​st der Abstammung, d​em Leben u​nd Wirken Mohammeds gewidmet. Das bekannteste Werk a​uf diesem Gebiet s​chuf ein Schüler d​es oben genannten al-Waqidi, Muhammad i​bn Saʿd a​us Basra, d​er 845 i​n Bagdad starb. Das Buch i​st von d​en Orientalisten Eugen Mittwoch u​nd Eduard Sachau et alii i​m Jahre 1917 i​n neun Bänden erstmals publiziert worden. Das „Klassenbuch“ d​es Ibn Saʿd i​st der Inbegriff für Untersuchungen d​er islamischen Frühzeit z​ur Zeit d​er Prophetie u​nd der Herrschaft d​er ersten Kalifen.

Siehe auch

Literatur

Moderne Mohammed-Biographien

  • Hartmut Bobzin: Mohammed. 4. Auflage. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-44744-0. (Voransicht auf GoogleBooks)
  • Frants Buhl: Das Leben Muhammeds. Übersetzt von Hans Heinrich Schaeder. Leipzig 1930; Nachdruck 1954; 3. Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1961.
  • Michael Cook: Muhammad. Oxford UP, Oxford 1983 (Neudruck 1996), ISBN 0-19-287605-8. (Voransicht auf GoogleBooks)
  • Fred M. Donner: Muhammad and the Believers. At the Origins of Islam. The Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge MA u. a. 2010, ISBN 978-0-674-05097-6. (Voransicht auf GoogleBooks)
  • Hans Jansen: Mohammed. Eine Biographie. (2005/2007) Aus dem Niederländischen von Marlene Müller-Haas. C.H. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-56858-9.
  • Adel Th. Khoury: Muhammad: Der Prophet und seine Botschaft. Herder, Freiburg im Breisgau 2008, ISBN 978-3-451-29825-7.
  • Tilman Nagel: Mohammed: Leben und Legende. Oldenbourg, München 2008, ISBN 978-3-486-58534-6. (Voransicht auf GoogleBooks)
  • Tilman Nagel: Mohammed. Zwanzig Kapitel über den Propheten der Muslime. Oldenbourg, München 2010, ISBN 978-3-486-59705-9. (Voransicht auf GoogleBooks)
  • Rudi Paret: Mohammed und der Koran. 9. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2005, ISBN 3-17-017360-X. (Voransicht auf GoogleBooks)
  • Francis E. Peters: Muhammad and the origins of Islam. State University of New York Press, Albany 1994, ISBN 0-7914-1876-6. (Voransicht auf GoogleBooks)
  • Maxime Rodinson. Mohammed. Bucher, Luzern / Frankfurt am Main 1975, ISBN 3-7658-0206-9. (Voransicht der englischen Übersetzung auf GoogleBooks)
  • Uri Rubin (Hrsg.): The Life of Muḥammad. Ashgate Variorum, Aldershot 1998, ISBN 0-86078-703-6 (= The Formation of the Classical Islamic World, vol. 4).
  • Marco Schöller: Mohammed. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-518-18234-5.
  • W. Montgomery Watt: Muhammad at Mecca. Oxford UP, Oxford 1979 (Reprint), ISBN 0-19-577277-6.
  • W. Montgomery Watt: Muhammad at Medina. Oxford UP, Oxford 1981 (Reprint), ISBN 0-19-577307-1. (Online verfügbar)
  • W. Montgomery Watt: Muhammad: Prophet and Statesman. Oxford UP, Oxford 1990 (Reprint), ISBN 0-19-881078-4. (Voransicht auf GoogleBooks)

Studien zur Quellenproblematik

  • Uri Rubin: The eye of the beholder: the life of Muḥammad as viewed by the early Muslims: a textual analysis. Princeton 1995, ISBN 0-87850-110-X.
  • Josef Horovitz: The Earliest Biographies of the Prophet and their Authors. Islamic Culture, Bd. 1 (1927): 535–559; Bd. 2. (1928): 22–50; 164–182; 495–526, ISBN 0-87850-118-5 (Reprint 2002).
  • Harald Motzki (Hrsg.): The Biography of Muḥammad: The issue of the Sources. Brill, Leiden 2000, ISBN 90-04-11513-7.
  • Gregor Schoeler: Charakter und Authentie der muslimischen Überlieferung über das Leben Mohammeds. de Gruyter, Berlin 1966, ISBN 3-11-014862-5. (Voransicht auf GoogleBooks)
  • Gregor Schoeler: Mūsā b.ʿUqbas Maghāzī. In: The Biography of Muḥammad: The Issue of the Sources. Hrsg. von Harald Motzki. Brill, Leiden 2000, S. 67–97, ISBN 90-04-11513-7.
  • Fuat Sezgin: Geschichte des arabischen Schrifttums. „Geschichtsschreibung“, Bd. 1., S. 237–338. Brill, Leiden 1967, ISBN 90-04-02007-1(Reprint 1996). (Voransicht auf GoogleBooks)
Deutschsprachige Übersetzungen
  • Gustav Weil: Das Leben Mohammed’s nach Mohammed Ibn Ishâk bearbeitet von Abd el-Malik Ibn Hischâm. Aus dem Arabischen übersetzt von Dr. G. Weil. J. B. Metzler, 1864. (Online verfügbar)
  • Ibn Ishāq: Das Leben des Propheten. Aus dem Arabischen von Gernot Rotter. Kandern, 2004. ISBN 9963-40-040-X
  • Julius Wellhausen: Muhammed in Medina. Das ist Vakidi’s Kitab alMaghazi in verkürzter deutscher Wiedergabe. Reimer, 1882. ISBN 3-11-118091-3 (Online verfügbar)
  • Rudi Paret: Die legendäre Maghāzi-Literatur. Arabische Dichtungen über die muslimischen Kriegszüge zu Mohammeds Zeit. J. C. B. Mohr, 1930.
  • Eduard Sachau (Hrsg.): Ibn Saad. Biographien Muhammeds, seiner Gefährten und der späteren Träger des Islams bis zum Jahre 230 der Flucht. Brill, 1909.
    • Bd. 1, Teil 1: Biographie Muhammeds bis zur Flucht (hg. Eugen Mittwoch) (Online verfügbar)
    • Bd. 1, Teil 2: Biographie Muhammeds. Ereignisse seiner medinensischen Zeit, Personalbeschreibung und Lebensgewohnheiten. (hg. Eugen Mittwoch und Eduard Sachau). Online verfügbar
    • Bd. 2, Teil 1: Die Feldzüge Muhammeds (hg. Josef Horovitz). (Online verfügbar)
    • Bd. 2, Teil 2: Letzte Krankheit, Tod und die Bestattung Muhammeds nebst Trauergedichten über ihn. Biographien der Kenner des kanonischen Rechtes und des Korans, die zu Lebzeiten des Propheten und in der folgenden Generation in Medina gewirkt haben. (hg. Friedrich Schwally). Online verfügbar
  • Manfred Fleischhammer (Hrsg.): „Aus dem Leben des Propheten.“ Altarabische Prosa. Reclam, Leipzig 1988. 10–25, ISBN 3-379-00334-4.
Englischsprachige Übersetzungen
  • Alfred Guillaume: The Life of Muhammad. A Translation of ibn Isḥāq’s Sīrat Rasūl Allāh. Oxford University Press, 2004. ISBN 0-19-636033-1. (Online verfügbar)
  • Rizwi Faizer: The Life of Muhammad. Al-Wāqidī's Kitāb al-Maghāzī. Routledge, 2011. ISBN 1-136-92114-1 (Voransicht auf GoogleBooks)
  • Syed Moinul Haq: Ibn Sa‘d’s Kitab al-Tabaqat al-Kabir. Kitab Bhavan, 1985. Bd. 2, Teil 1, S. 30 f. ISBN 81-7151-127-9

Einzelfragen

  • Glen Bowersock: Die Wiege des Islam. Mohammed, der Koran und die antiken Kulturen. C.H. Beck, München 2019, ISBN 978-3-406-73401-4.
  • Heribert Busse: Jerusalem in the Story of Muhammad’s Night Journey and Ascension. In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam 14 (1991), S. 1–40.
  • F. M Donner: Muhammad’s Political Consolidation in Arabia up to the Conquest of Mecca. In: The Muslim World 69 (1979), S. 229–247.
  • Alfred Guillaume: New Light on the Life of Muhammad. Manchester UP, Manchester 1960 (Journal of Semitic Studies, Monograph, Nr. 1).
  • Meir J. Kister: The Massacre of the Banū Quraiẓa: A re-examination of a tradition. In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam 8 (1986), S. 61–96.
  • Michael Lecker: The Ḍirār Mosque. In: Muslims, Jews & Pagans: Studies on Early Islamic Medina. Brill, Leiden 1995, S. 74–146, ISBN 90-04-10247-7.
  • Michael Lecker: On Arabs of the Banū Kilāb executed together with the Jewish Banū Quraiẓa. In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam 19 (1995), S. 66–76.
  • Miklos Muranyi: Die Auslieferungsklausel des Vertrages von al-Ḥudaibiya und ihre Folgen. In: Arabica 23 (1976), S. 275–295.
  • Miklos Muranyi: The First Muslims in Mekka: A Social Basis for a New Religion? The Life of Muḥammad. Hrsg. Uri Rubin. Ashgate Variorum, Aldershot 1998. 95–104 (The Formation of the Classical Islamic World, Bd. 4). ISBN 0-86078-703-6
  • Rudolf Sellheim: Muhammeds erstes Offenbarungserlebnis. In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam (JSAI) 10 (1987), S. 1–16.
  • Uri Rubin: Iqraʾ bi-smi rabbika …! Some Notes on the Interpretation of sūrat al-ʿalaq (Vs. 1–5). In: Israel Oriental Studies 13 (1993), S. 213–230
  • Uri Rubin: The Life of Muhammad and the Qur’ân: The case of Muhammad’s Hijra. In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam 28 (2003), S. 40–64.
  • Arent Jan Wensinck. Muhammad and the Jews of Medina. Berlin 1982, ISBN 3-87997-038-6.

Literarische Bearbeitungen

Islamische Mohammed-Verehrung

  • Tor Andræ: Die Person Muhammed in Lehre und Glauben seiner Gemeinde. Stockholm 1918.
  • Harris Birkeland: The Legend of the Opening of Muhammad’s Breast. Oslo 1955.
  • Nico Kaptein: Muḥammad’s birthday festival: early history in the central Muslim lands and development in the Muslim west until the 10th/16th century. Leiden 1993. ISBN 90-04-09452-0 (Voransicht auf GoogleBooks)
  • Marion Holmes Katz: The birth of the prophet Muhammad: devotional piety in Sunni Islam. London 2009. ISBN 0-415-55187-0 (Voransicht auf GoogleBooks)
  • Fritz Meier: Eine Auferstehung Mohammeds bei Suyūṭī. in: Der Islam 62/1 (1985) 20–58.
  • Tilman Nagel: Allahs Liebling: Ursprung und Erscheinungsformen des Mohammedglaubens. Oldenbourg, München 2008, ISBN 978-3-486-58535-3. (Voransicht auf GoogleBooks)
  • Annemarie Schimmel: Und Muhammad ist Sein Prophet. Die Verehrung des Propheten in der islamischen Frömmigkeit. 3. Auflage, Diederischs, München 1995, ISBN 3-424-00692-0.
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Einzelnachweise

  1. Lawrence I. Conrad: Abraha and Muhammad. Some observations apropos of chronology and literary topoi in the early Arabic historical tradition. In: Bulletin of the School of Oriental and African Studies. Band 50, 1987, S. 225–240; M. J. Kister: The Campaign of Ḥulubān. In: Le Museon. Band 78, 1965, S. 425-436; Ella Landau-Tessaron: Sayf Ibn ʿUmar in Medieval and Modern Scholarship. In: Der Islam. Band 67, 1990, S. 12.
  2. Vgl. The History of al-Ṭabarī. Band 5: The Sāsānids, the Byzantines, the Lakhmids, and Yemen. Übersetzt und mit Anmerkungen versehen von C. E. Bosworth. Albany 1999. S. 268.
  3. Vgl. al-Masʿūdī: Kitāb at-Tanbīh wa-l-išrāf. Französische Übersetzung von B. Carra de Vaux. Imprimerie Nationale, Paris 1896. S. 303. Digitalisat
  4. John L. (ed.) Esposito: The Oxford Dictionary of Islam 2003, ISBN 978-0-19-512558-0, S. 198 (Abgerufen am 1. Juli 2015).
  5. Vgl. F. E. Peters: Muhammad and the origins of Islam. Albany 1994, S. 57 f.
  6. Vgl. Tilman Nagel: Mohammed. Leben und Legende. München 2008, S. 52.
  7. Vgl. al-Masʿūdī: Kitāb at-Tanbīh wa-l-išrāf. Französische Übersetzung von B. Carra de Vaux. Imprimerie Nationale, Paris 1896, S. 281. Digitalisat
  8. Siehe auch Rudi Paret: Der Koran. Kommentar und Konkordanz. Kohlhammer, Stuttgart 1980, S. 513.
  9. Über die Kinder, die aus dieser Ehe hervorgegangen sind, siehe: Meir J. Kister: The Sons of Khadīja. In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam. Band 16, 1993, S. 59–95.
  10. Rudi Paret: Mohammed und der Koran. 10. Auflage. Stuttgart 2008, S. 42 ff. Vgl. auch Aziz Al-Azmeh: The Emergence of Islam in Late Antiquity. Allah and His People. Cambridge 2014.
  11. Fuat Sezgin (1967), S. 268–271.
  12. M. J. Kister: „A bag of meat“. A study of an early Ḥadīth. In: Bulletin of the School of Oriental and African Studies. Band 33, 1970, S. 275; Julius Wellhausen: Reste arabischen Heidentums. Berlin 1887, S. 30.
  13. Alfred Guillaume: New light on the life of Muhammad. Manchester University Press, 1960 (= Journal of Semitic Studies. Monograph No. 1), S. 27–28 (in englischer Übersetzung nach der Prophetenbiographie von Ibn Ishāq in der Bearbeitung von Yūnus ibn Bukair). In der Edition von Muḥammad Ḥamīdullāh (Konya 1981), S. 98.
  14. Siehe die Zusammenstellung unterschiedlicher Bearbeitungen dieser Episode: M. J. Kister: „A bag of meat“op. cit….S. 267–275.
  15. Aloys Sprenger: Ueber den Kalender der Araber vor Mohammad. In: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Band 13, 1859, S. 134–175, hier: S. 170. Digitalisat
  16. Aloys Sprenger: Das Leben und die Lehre des Moḥammad nach größtenteils unbenutzten Quellen. Nicolai’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1861, S. 349 Digitalisat
  17. Wilhelm Heinrich Roscher: Die Zahl 40 im Glauben, Brauch und Schrifttum der Semiten. In: Abhandlungen der Philologisch-Historischen Klasse der Königlich-Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften. Band 27, Nr. 4, 1909, S. 94–138, hier: S. 129 f. Digitalisat.
  18. Nagel: Mohammed. Leben und Legende. 2008, s. 108.
  19. Nagel: Mohammed. Leben und Legende. 2008, s. 109.
  20. Nagel: Mohammed. Leben und Legende. 2008, S. 109 f.
  21. R. Sellheim: Muhammeds erstes Offenbarungserlebnis. In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam 10 (1987). S. 4–5.
  22. Theodor Nöldeke: Geschichte des Qorāns. I. S. 82: „Vielmehr wird قرأ im Qorāne überall vom murmelnden oder leiernden Hersagen heiliger Texte gebraucht, während sich die Bedeutung 'lesen’ erst allmählich hieran angeschlossen hat. Darum wird es geraten sein, auch an unserer Stelle von der üblichen Bedeutung des Verbum 'vortragen’, 'rezitieren’ nicht abzugehen.“
  23. Sure 56, Vers 74; Sure 59, 52.
  24. Sure 73, Vers 8.
  25. Uri Rubin (1993), S. 214–217.
  26. Ausführlich siehe: Gregor Schoeler: Charakter und Authentie der muslimischen Überlieferung über das Leben Mohammeds, S. 59–118; U. Rubin: „Iqraʾ bi-smi rabbika …!“ Some Notes on the Interpretation of sūrat al-ʿalaq (Vs. 1–5). In: Israel Oriental Studies. Band 13, 1993, S. 213–230.
  27. Siehe die Zusammenstellung kontroverser Ansichten in der islamischen Traditionsliteratur bei Richard Bell: Mohammed’s Call; in: The Moslem World 24 (1934), S. 13–19. Auch in: Rudi Paret (Hrsg.): Der Koran; Darmstadt 1975; S. 86–92.
  28. M. Muranyi: The First Muslims in Mekka: A Social Basis for a New Religion? In: Uri Rubin (Hrsg.): The Life of Muḥammad. Ashgate Variorum, Aldershot 1998 (= The Formation of the Classical Islamic World. Band 4), S. 98 ff.
  29. Vgl. Ibn Ishāq: Das Leben des Propheten. Aus dem Arabischen von G. Rotter. Stuttgart 1982, S. 101 f.
  30. Vgl. Ibn Ishāq: Das Leben des Propheten. Aus dem Arabischen von G. Rotter. Stuttgart 1982. S. 105.
  31. Vgl. Al-Balādhurī: Kitāb Futūḥ al-Buldān. Ed. Michael Jan de Goeje. Brill, Leiden, 1866. S. 2. – Deutsche Übers. Oskar Rescher. S. 1. Digitalisat
  32. Hans Jansen: Mohammed. Eine Biographie. 2008, S. 196–199 (dort hakam).
  33. Rudi Paret: Mohammed und der Koran. Geschichte und Verkündung des arabischen Propheten. Kohlhammer, 2001. S. 129.
  34. Siehe Theodor Nöldeke: Geschichte des Qorans. Leipzig, 1938. S. 214 und dortige Quellenangaben.
  35. The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Brill, Leiden. Bd. 7, S. 360 (Muḥammad): „The Helpers had pledged themselves to defend Muhammad only if he were attacked…“.
  36. Diese „Razzien“ galten damals unter Arabern als übliche Verdienstmöglichkeit kleinerer Stämme, die sich am Reichtum größerer Stämme bereichern wollten. Vgl. dazu The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Brill, Leiden. Bd. 2, S. 1055 (Ghazw).
  37. Siehe z. B. 8:72 f. sowie Vers 74 f. derselben Sure, wo zwischen den Auswanderern als denjenigen, „die glaubten und ausgewandert sind und sich mit ihrem Vermögen und ihrer eigenen Person auf dem Weg Gottes eingesetzt haben“, und den Helfern, „die (jene) untergebracht und unterstützt haben“ (Übersetzung nach Khoury), unterschieden wird.
  38. W. Montgomery Watt: Islamic Conceptions of the Holy War. In: Ths P. Murphy: The Holy War. Ohio State University Press, 1976. S. 142.
  39. W. Montgomery Watt: Islamic Political Thought. Edinburgh University Press, 1980. S. 15.
  40. Vgl. Bobzin 101 f.
  41. Vgl. Bobzin 102-103.
  42. Hermann Ethé: Neupersische Literatur, in: Wilhelm Geiger / Ernst Kuhn (Hrsg.): Grundriss der iranischen Philologie, Band 2, Trübner, Strassburg 1897, 212-368, hier 235.
  43. Digitalisat in der BNF; Kurzinformation der BNF zur Folioseite.
  44. M. Muranyi: Die Auslieferungsklausel des Vertrages von al-Ḥudaibiya und ihre Folgen. In: Arabica 23 (1976), S. 276–277; Andreas Görke: The Historical Tradition about al-Hudaybiya; in: Harald Motzki (Hrsg.): The Biography of Muhammad, S. 241; 246.
  45. The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Brill, Leiden. Bd. 6, S. 147 („Makka“): „A breach of the terms of this treaty by Meccan allies led to a great Muslim expedition against Mecca with some 10,000 men. The town was surrendered almost without a blow, and all the Meccans, except a handful who were guilty of specific offences against Muhammad or some Muslim, were assured their lives and property would be safe if they behaved honourably.“
  46. M. Gil: The constitution of Medina: a reconsideration. In: Israel Oriental Studies. Band 4, 1974, S. 44–66; M. Montgomery Watt: Muḥammad at Medina. S. 221 ff.; R. B. Serjant: The ‚Sunna Jāmiʿah‘. Pacts with the Yathrib Jews and the Taḥrīm of Yathrib: Analyses and Translation of the document comprised in the so-called „Constitution of Medina“. In: Bulletin of the School of Oriental and African Studies. Band 41, 1978, S. 1–43.
  47. Michael Lecker: Did Muḥammad conclude treaties with the Jewish tribes Naḍīr, Qurayẓa and Qaynuqāʿ? In: Israel Oriental Studies, Bd. 17 (1997), S. 29–36.
  48. Michael Lecker, op. cit. S. 32 und Anm. 15.
  49. Rudi Paret: Der Koran. Kommentar und Konkordanz. Kohlhammer, Stuttgart 1980. S. 36.
  50. The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Brill, Leiden. Bd. 8, S. 756.
  51. Moshe Gil: The Medinan opposition to the Prophet. In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam. Bd. 10 (1987), S. 65–96; 65–67.
  52. Rudi Paret: Toleranz und Intoleranz im Islam. In: Saeculum 21 (1970), S. 34: „Etwa die Hälfte der ortsansässigen Bevölkerung nahm innerhalb kurzer Zeit den Islam an, soweit sie sich nicht schon vor dem Eintreffen der mekkanischen Emigranten dazu entschlossen hatte. Es waren die sogenannten Anṣār, die 'Helfer'“.
  53. Theodor Nöldeke: Das Leben Muhammed’s. Hannover 1863. S. 55–56: stellt korrekt fest, dass „noch längere Zeit nach seiner (= Mohammeds) Ankunft ein Theil der Medinenser dem alten Götzendienst treu blieb – wie z. B. von einem großen Geschlechte, den Aus-allāh, berichtet wird, daß sie sich unter dem Einfluß des Dichters Abū Kais noch Jahre lang von dem Islam fern hielten“.
  54. Michael Lecker: Muslims, Jews & Pagans. Studies on Early Islamic Medina. Brill, 1995. S. 19–49 sowie 21–26 und 48–49.
  55. Kitab al-ikrah, Kapitel 2. al-mausu’a al-fiqhiyya. Kuwait. Bd. 3 (2005), S. 127–128 (sub. ard al-'arab: Land der Araber).
  56. Siehe Yohanan Friedmann: Tolerance and Coercion in Islam. Interfaith Relations in the Muslim Tradition. Cambridge University Press, 2003. S. 91–93 und dortige Quellenangaben.
  57. Siehe Theodor Nöldeke: Geschichte des Qorans. Leipzig, 1938. S. 206 sowie dortige Quellenangaben.
  58. Michael Lecker: Muslims, Jews and Pagans. Studies on Early Islamic Medina. Brill, 1995. S. 25 f.
  59. Meir J. Kister: The Massacre of the Banu Quraiza: A re-examination of a tradition. In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam 8 (1986). S. 61.
  60. Meir J. Kister (1986), S. 82 und 85.
  61. Siehe u. a.: W. Montgomery Watt: Muhammad. Prophet and Statesman. Oxford University Press, 1961. S. 173; Rudi Paret: Mohammed und der Koran. Geschichte und Verkündung des arabischen Propheten. Kohlhammer, 2001. S. 123; Maxime Rodinson: Muhammad: Prophet of Islam. Tauris Parke Paperbacks, 2002. S. 214; The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Brill, Leiden. Bd. 5, S. 436: „The question of an agreement affects the moral judgement on Muhammad’s treatment of Kurayza. During the Siege of Medina (…) Muhammad became anxious about their conduct and sent some of the leading Muslims to talk to them; the result was disquieting. Though Kurayza does not appear to have commited any overt hostile act, they had probably been involved in negotiations with the enemy.“ Irving Zeitlin (The Historical Muhammad. Polity Press, 2007. S. 13) nennt religiöse und ideologische Differenzen als Ursache für den Streit Mohammeds mit den Juden Medinas, der schließlich zur Exekution der Quraiza geführt habe, betont aber vor allem die politischen und wirtschaftlichen Gründe.
  62. Siehe Meir J. Kister: The Massacre of the Banū Quraiza: A re-examination of a tradition. In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam 8 (1986). S. 63 und die dort angegebene Literatur.
  63. The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Brill, Leiden. Bd. 5, S. 436.
  64. Meir J. Kister: The Massacre of the Banū Quraiza: A re-examination of a tradition. In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam 8 (1986). S. 86.
  65. Encyclopaedia Judaica. 2nd Edition. Macmillan Reference USA, Detroit. Bd. 16, S. 776.
  66. W. Montgomery Watt, Alford T. Welch: Der Islam I: Mohammed und die Frühzeit, Islamisches Recht, Religiöses Leben (= Die Religionen der Menschheit. Band 25,1). Kohlhammer, Stuttgart 1980, S. 114.
  67. W. Montgomery Watt: Muhammad. Prophet and Statesman. Oxford University Press, 1961. S. 171.
  68. M. Lecker: On Arabs of the Banū Kilāb executed together with the Jewish Banū Quraiẓa. In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam 19 (1995). S. 69–70.
  69. Nach: A. J. Wensinck und Johannes H. Kramers: Handwörterbuch des Islam. Brill, Leiden 1941. S. 347a.
  70. W.N. Arafat: New Light on the Story of Banu Quraiza and the Jews of Medina. In: Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland. 1976, S. 100–107 (Internet).
  71. Siehe Meir J. Kister: The Massacre of the Banū Quraiẓa: A re-examination of a tradition. In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam 8 (1986). S. 61–96.
  72. Rudi Paret: Mohammed und der Koran. Geschichte und Verkündung des arabischen Propheten. Kohlhammer, 2001. S. 123 sowie S. 140.
  73. Rudi Paret: Mohammed und der Koran. Geschichte und Verkündung des arabischen Propheten. Kohlhammer, 2001. S. 125.
  74. Rudi Paret: Mohammed und der Koran. Geschichte und Verkündung des arabischen Propheten. Kohlhammer, 2001. S. 123.
  75. W. Montgomery Watt: Muhammad. Prophet and Statesman. Oxford University Press, 1961. S. 173.
  76. Rudi Paret: Mohammed und der Koran. Geschichte und Verkündung des arabischen Propheten. Kohlhammer, 2001. S. 123 f.
  77. Michael Lecker: On Arabs of the Banu Kilab executed together with the Jewish Banu Qurayẓa. In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam 19 (1995). S. 66.
  78. Uri Rubin: Between Arabia and the Holy Land: a Mecca-Jerusalem Axis of Sanctity. In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam (JSAI), 34 (2008), S. 350–351; 354; W. M. Watt: Muhammad at Medina. Oxford 1956. S. 202–203.
  79. Miklos Muranyi: Ibn Isḥāq’s Kitāb al-Maġāzī in der Riwāya von Yūnus b. Bukair. Bemerkungen zur frühen Überlieferungsgeschichte. In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam (JSAI) 14(1991), S. 255–256; 261-263.
  80. W. Montgomery Watt: Muhammad. Prophet and Statesman. Oxford University Press, 1961. S. 218.
  81. Theodor Nöldeke: Geschichte des Qorāns. Bd. I. S. 223–224
  82. al-mausu’a al-fiqhiyya, Bd. 15, S. 153–155; Kuwait 20024.
  83. Theodor Nöldeke: Geschichte des Qorāns. Bd. 1. S. 222–224.
  84. Die Berichte sind im Einzelnen analysiert worden von Michael Lecker: Muslims, Jews & Pagans: Studies on Early Islamic Medina. Leiden, 1995. Kapitel 4, S. 74–100.
  85. Moshe Gil: The Medinan opposition to the Prophet. In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam 10 (1987), S. 65–96.
  86. Vgl. Marco Schöller: The Living and the Dead in Islam. Studies in Arabic Epitaphs. II Epitaphs in Context. Harrassowitz, Wiesbaden, 2004. S. 17f.
  87. Siehe auch: adh-Dhahabī: Siyar aʿlām an-nubalāʾ, (Beirut 1983), Bd. 17, S. 42.
  88. M. Muranyi: Ein neuer Bericht über die Wahl des ersten Kalifen Abū Bakr. In: Arabica 25 (1978), S. 233–260.
  89. Uri Rubin: The Seal of the Prophets and the Finality of Prophecy. On the Interpretation of the Qurʾānic Sūrat al-Aḥzāb(33). In: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (ZDMG), Band 164 (2014), S. 65–96
  90. Vgl. Andrae 29 f.
  91. Vgl. dazu Uri Rubin: „Nūr Muḥammadī“ in The Encyclopaedia of Islam. New Edition Bd. VIII, S. 125.
  92. Vgl. Sidney H, Griffith: The Prophet Muḥammad: his scripture and his message according to the christian apologies in Arabic and Syriac from the first Abbasid century. In: Uri Rubin (Hrsg.): The Life of Muḥammad. Ashgate Variorum 1998. S. 354-355; 380-384.
  93. Vgl. dazu Birkeland: The Legend of the Opening of Muhammad’s Breast. 1955, S. 12–24, 54.
  94. Vgl. dazu Birkeland: The Legend of the Opening of Muhammad’s Breast. 1955, S. 6–12.
  95. Vgl. Schimmel: Und Muhammad ist Sein Prophet. 1995, S. 51 f.
  96. Vgl. dazu Andrae: Die Person Muhammed in Lehre und Glauben seiner Gemeinde. 1918, S. 52–55.
  97. Vgl. Andrae: Die Person Muhammed in Lehre und Glauben seiner Gemeinde. 1918, S. 55–57.
  98. Andrae: Die Person Muhammed in Lehre und Glauben seiner Gemeinde. S. 1918, S. 46–48 und S. 88–91.
  99. Moshe Sharon: Corpus inscriptionum arabicarum palaestinae (CIAP), Addendum: Squeezes … 1-84, Handbuch der Orientalistik, Erste Abteilung, Band 30, Brill, Leiden 2007, S. 121. (Digitalisat einsehbar bei Google Books; abgerufen 18. Dezember 2015.)
  100. Siehe: H. Busse: Jerusalem in the Story of Muhammad’s Night Journey and Ascension. In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam 14 (1991). S. 1–40, insbesondere S. 36–37.
  101. Vgl. dazu Andrae 30.
  102. Vgl. Marco Schöller: The Living and the Dead in Islam. Studies in Arabic Epitaphs. II Epitaphs in Context. Wiesbaden 2004. S. 47 und 55.
  103. Vgl. Marcel Behrens: „Ein Garten des Paradieses“. Die Prophetenmoschee in Medina. Würzburg 2007. S. 121–132.
  104. Vgl. Schöller 47.
  105. Vgl. dazu den Aufsatz von Fritz Meier.
  106. Vgl. Guido Steinberg: Religion und Staat in Saudi-Arabien. Die wahhabitischen Gelehrten 1902–1953. Würzburg 2002. S. 537 f.
  107. Robert G. Hoyland: The Earliest Christian Writings on Muhammad: An Appraisal. in: Harald Motzki (Hrsg.): The Biography of Muḥammad. The Issue of the Sources. Brill. Leiden 2000, S. 276 ff., hier S. 278.
  108. Siehe Robert G. Hoyland: The Earliest Christian Writings on Muhammad: An Appraisal. in: Harald Motzki (Hrsg.): The Biography of Muḥammad. The Issue of the Sources. Brill. Leiden 2000, S. 276 ff.
  109. Hartmut Bobzin: Mohammed. Verlag C.H.Beck oHG, München 2000, S. 9. ISBN 978-3-406-44744-0.
  110. Hartmut Bobzin: Mohammed. S. 10.
  111. Albrecht Noth/T. Ehlert in: The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Bd. VII, Leiden 1993, S. 380.
  112. Hartmut Bobzin: Mohammed. S. 18.
  113. Hartmut Bobzin: Mohammed. S. 15.
  114. Kommentierte lateinisch-deutsche Textausgabe von Johannes Ehmann
  115. Hartmut Bobzin: Mohammed. S. 17.
  116. UB Freiburg: Abraham a Sancta Clara: Auff, auff Ihr Christen!
  117. Damen Conversations Lexikon: Muhammed. 1836, abgerufen am 13. März 2021.
  118. Hartmut Bobzin: Mohammed. S. 15–16.
  119. Patricia Crone in: openDemocracy 10 June 2008 (Memento vom 26. Februar 2011 im Internet Archive), Original: „In the case of Mohammed, Muslim literary sources for his life only begin around 750-800 CE (common era), some four to five generations after his death, and few Islamicists (specialists in the history and study of Islam) these days assume them to be straightforward historical accounts. For all that, we probably know more about Mohammed than we do about Jesus (let alone Moses or the Buddha), and we certainly have the potential to know a great deal more.“
  120. Rudi Paret: Übersetzung Der Koran. Kohlhammer, Stuttgart 2004.
  121. Rudi Paret: Der Koran als Geschichtsquelle. In: Der Islam, Bd. 37 (1961), S. 26. Auch in: Rudi Paret (Hrsg.): Der Koran (= Wege der Forschung 326). Darmstadt 1975, S. 140.
  122. Über die Bedeutung dieses Zweiges der Koranexegese siehe: Michael Lecker: Muslims, Jews & Pagans. Studies on Early Islamic Medina. Brill, Leiden 1995. S. 91–92.
  123. Theodor Nöldeke: Geschichte des Qorāns. Leipzig 1909. Bd. 2. S. 182.
  124. Fuat Sezgin (1967), S. 34–35.
  125. Vgl. Marco Schöller: Sīra und Tafsīr: Muḥammad al-Kalbī on the Jews of Medina. In: Harald Motzki (Hrsg.): The Biography of Muḥammad: The issue of the Sources. Leiden: Brill, 2000. S. 18–44.
  126. Raif Georges Khoury: Les sources islamiques de la „Sira“ avant Ibn Hishām (m.213/834) et leur valeur historique. In: La vie du Prophète Mahomet. Colloque de Strasbourg (Octobre 1980) Presses Universitaires de France 1983. S. 7–29, zählt die ältesten Quellen der Sīra-Literatur auf.
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