Zoroastrismus
Der Zoroastrismus bzw. Zarathustrismus (auch: Mazdaismus oder Parsismus) ist eine Religion, die von Zarathustra gestiftet wurde. Die Anhänger des Zoroastrismus werden Zoroastrier oder Zarathustrier genannt. Der zoroastrische Glaube, der auf älteren indo-iranischen Traditionen fußt, entstand zwischen 1800 und 600 v. Chr. im östlichen iranischen Hochland, vermutlich in Baktrien (heutiges Nord-Afghanistan), und breitete sich etwa im 7. bis 4. Jahrhundert v. Chr. im iranischen Kulturraum (von Gemeinschaften im östlichen Kleinasien und in Mesopotamien über Persien bis zum zentralasiatischen Raum) aus.
Bis ins späte 1. Jahrtausend n. Chr. war der Zoroastrismus eine Weltreligion mit Millionen Anhängern. Heute geht man von noch etwa 120.000–300.000 Anhängern aus.[3] Größere Gemeinden leben in Indien, im Iran und in den USA. Die heutigen Anhänger in Indien und Pakistan werden auch als Parsen bezeichnet.
Im Zentrum des Zoroastrismus steht der Schöpfergott Ahura Mazda/Ohrmazd (daher manchmal „Mazdaismus“). Er wird begleitet von unsterblichen Heiligen (Amescha Spenta) sowie von seinem Widersacher, dem bösen Dämon Angra Mainyu (Ahriman). Nach Ansicht mehrerer Forscher entwickelte sich eine zoroastrische Orthodoxie allerdings erst zum Ende der Spätantike, zuvor existierten mehrere heterodoxe (andersgläubige) Strömungen wie der Zurvanismus gleichberechtigt nebeneinander.
In der Spätantike war unter der vorislamischen persischen Dynastie der Sassaniden die zurvanistische Variante des Zoroastrismus weit verbreitet, in der der gute und der böse Geist als Kinder der „unendlichen Zeit“ (Zurvan/Zervan, Neupersisch Zaman) galten. Die Sassaniden nahmen für sich in Anspruch, König der Könige von Ērān und Anerān zu sein, wobei teils auf ältere zoroastrische Vorstellungen zurückgegriffen wurde.
Der Zoroastrismus basiert auf der heiligen Schrift Avesta. Gottesbilder sind dem Zoroastrismus fremd. Er kennt allerdings Feuertempel, in denen ein ständig brennendes Feuer als heilige Flamme gehütet wird, das als Symbol der Gottheit und der vollkommenen Reinheit gilt.
Lehre
Obwohl die Zoroastrier mehrere Gottheiten (Anahita oder Mithra) kennen, die Ahura Mazda unterstützen, ist die Religion grundsätzlich vom Dualismus zwischen Ahura Mazda und Ahriman geprägt: „Und im Anbeginn waren diese beiden Geister, die Zwillinge, die nach ihrem eigenen Worte das Gute und das Böse im Denken, Reden und Tun heißen[4] Zwischen ihnen haben die Guthandelnden richtig gewählt.“[5] Das Ringen zwischen Gut und Böse findet im Menschen seinen Ausdruck zwischen den guten (Vohu Mano) und schlechten Gedanken (Ahem Nano).
Der religiöse Glaube des Zoroastrismus bewertet die Schöpfung des Gottes Ahura Mazda als gut, ist doch die Welt von Gott in ihrem Gutsein erschaffen worden. In dieser Welt aber ringt das Gutsein beständig, in einem immerwährenden Kampf, zwischen den guten (Ahura Mazda) und den bösen (Angra Mainyu) Mächten. Zur guten Schöpfung Ahura Mazdas gehören unter anderem Tiere, Menschen, Pflanzen, Feuer, Wasser, Erde und Metall.
Die Welt teilt sich nach zoroastrischer Vorstellung in ein Reich des Lichtes, in dem auf alle Ewigkeit Ahura Mazda (Ohrmazd), der Herr der Weisheit wohnt, und einen Abgrund der Finsternis, der seinen Widersacher Angra Mainyu (Ahriman), die Macht der Negation, der Zerstörung und des Todes verbirgt. Zwischen dem Herrn des Lichtes und jenem der Finsternis tobt dieser Kampf, dessen Schauplatz die Erde ist. Ein Kampf, der so lange andauert, bis Ahura Mazda die dämonischen Gegenmächte in ihren Abgrund zurückgestoßen haben wird.
Ahura Mazda schuf den Menschen oder besser jene Menschen, die auf Erden zugänglich sind für die Wesen des Lichts. Die Wesen des Lichts sind die heiligen Unsterblichen, neben Ahura Mazda sind dies sechs Erzengel als Schöpfer verschiedener Bereiche:
- Drei männliche Erzengel. Diese schufen als
- (Vohu) Manah, „(guter) Sinn“, das gesamte Tierreich,
- Arta (Vahishta), „(beste) Wahrheit“, das Feuer und die Wärme,
- Xshathra (Vairya), „(begehrenswerte) Herrschaft“, das Reich der Metalle.
- Drei weibliche Erzengel. Diese schufen als
- (Spenta) Armaiti, „(heilige) Ergebenheit“, die Erde und die Frau,
- Haarvatat, „Unversehrtheit“, das Reich des Wassers,
- Amertat, „Unsterblichkeit“, die Pflanzenwelt.
In diesen von ihnen geschaffenen Bereichen kann der (empfängliche) Mensch den Mächten des Lichtes begegnen, und an ihrem Werk der Erlösung mitwirken. Der einzelne Mensch steht somit in einer individuellen Verantwortung und in einer existenziellen Entscheidungssituation, für oder gegen das Reich Ahura Mazdas einzustehen.
Bei Zarathustra erscheint der Herr der Weisheit also stets umringt von sechs Mächten des Lichtes, mit denen zusammen er als erster (oder siebter) die göttliche Siebenheit bildet. Als sieben Mächte heißen sie Amahraspands (Amerta Spenta), »die Heiligen Unsterblichen«. Ihre Heiligkeit ist eine energetische Ausstrahlung, die allen Dingen ihr überfließendes Sein gibt. Diese sieben Unsterblichen werden als die sieben Erzengel des Zarathustra bezeichnet.[6]
Der Zoroastrismus lehrt nicht nur eine Zweiteilung der Welt in einen kosmischen Dualismus von Gut und Böse, er trennt auch die körperliche von der geistigen Sphäre. Der Mensch ist in der gottgeschaffenen Welt aufgefordert zur Wahrhaftigkeit, dem Wohlergehen aber auch Ergebenheit zu streben.
Die menschlichen Seelen gelangen nach dem Tode ihrer irdischen Hülle an die Brücke der Scheidung (Činvat-Brücke). Die Brücke spannt sich vom Berg (Hara-Berezaiti), der in der Mitte der Welt liegt, hin zu einem Gipfel am Rande des Himmels. Während aber die Seelen, die auf den Pfaden der Wahrhaftigkeit (Asha) wandelten, hiernach in das Paradies (Garodemäna oder Garotman) gelangen, fahren die Seelen der Bösen hinab in die Hölle. Die drei Totenrichter Mithra, Rashnu und Sraosha wägen die Seelen der Verstorbenen. Aber auch die finsteren Daevas Aeshma und Astovidatu, die zu den Scharen Ahrimans gehören, lauern hier, um sich der Menschenseele zu bemächtigen.
Das Avesta (Zendavesta)
Die zuverlässigste Quelle für die überlieferte Kenntnis der Lehren Zarathustras ist die im Avesta (auch Zendavesta), dem religiösen Buch der Zoroastrier, enthaltene Sammlung der Gathas oder Lieder, welche entweder von Zarathustra selbst oder von seinen Jüngern verfasst sind. Es bestand ursprünglich aus 21 Büchern. Als Yasna bezeichnet man die überlieferten 72 Kapitel des Avesta (die noch bei den Zarathustriern im Gottesdienst verwendet werden), wobei sich 16 Kapitel, die Gathas (Gesänge), wohl direkt auf Zarathustra zurückführen lassen.
Hiernach ist Gott, welcher die Welt geschaffen hat und erhält, welcher der Anfang und das Ende ist, Ahura Mazdā (der Weise Herr). Von Ihm gehen sechs gute Geister (Erzengel) aus, die späteren Ameša spenta („Unsterbliche Heilige“), welche Tugend, Wahrhaftigkeit bzw. Heiligkeit, gute Gesinnung, Demut bzw. Weisheit, Herrschaft bzw. Besitz, Gesundheit und Langlebigkeit bzw. Unsterblichkeit heißen. Sie sind reine Allegorien und werden oft, besonders die beiden letzten, als Güter angerufen, welche Ahura Mazdā gebeten wird, den Frommen zu verleihen.
Dem „guten Geist“ (Spenta Mainyu) wird Angra Mainyu (später Ahreman im Mittelpersischen und Ahriman im Neupersischen), also der „böse Geist“, gegenübergestellt (vgl.: Teufel), der ihm in Gedanken, Worten und Werken[4] entgegengesetzt ist. Die beiden zusammen werden als die „Zwillinge“ dargestellt, welche das Gute und Böse erschaffen haben, und es treten den sechs guten Geistern ebenso viele böse, von Angra Mainyu geschaffene gegenüber, von denen jedoch nur die „Lüge“ und die „böse Gesinnung“ bereits in den Gathas erscheinen, während die übrigen erst ein Produkt der späteren Ausbildung der zoroastrischen Lehre sind.
In der Menschenwelt stehen sich ebenso schroff Menschen, die sich für das Gute entschieden haben, die Frommen oder Gläubigen, und die Götzendiener gegenüber, die sich für das Böse entschieden haben. Letztere werden als „Blinde und Taube“ bezeichnet. Der Fromme, der auf den Pfaden der Wahrhaftigkeit (Asha) und der Weisheit wandelt, erlangt in diesem Leben Reichtum, Nachkommenschaft und Macht, Gesundheit und langes Leben. Nach dem Tod gelangen die Seelen an die Činvat-Brücke. Hier wird Gericht über Gute und Böse gehalten (siehe auch: jüngstes Gericht der Offenbarung des Johannes). Für den rechtschaffenen Menschen ist die Brücke breit wie ein Pfad, für den anderen schmal wie eine Messerklinge. Die Guten gelangen in die seligen Gefilde des Paradieses Garodemäna (später Garotman), des „Orts der Lobgesänge“; die Seele des Bösen aber gelangt an den „schlechtesten Ort“, das heißt in die Hölle. Parallelen zu Vorstellungen vom Jüngsten Gericht im späteren Christentum und zur Eschatologie im Islam existieren.
Der Kampf zwischen Gut und Böse dauert vier Perioden zu jeweils 3000 Jahren. Das Reich des Ahura Mazdās steht am Ende des Kampfes. Ein Weltgericht wird stattfinden, das die Bösen bestrafen und die Guten belohnen wird. Und dereinst, wenn die Welt untergeht, wird das Jüngste Gericht stattfinden, der böse Geist verschwinden und ein neues, ewiges Reich Ahura Mazdās entstehen.
Ahura Mazdā entspricht dem Wesen nach dem indischen Varuna und wird mancherorts als ein Reflex des Himmelsgottes verstanden, der schon von den Indoeuropäern verehrt wurde. Der Kampf zwischen den guten Mächten des Lichts und den bösen der Finsternis und der Trockenheit ist eine uralte Vorstellung. Er wurde im Iran potenziert, indem die letzteren unter ein Oberhaupt gestellt und dieses mit einem ähnlichen Hofstaat wie das Oberhaupt der guten Schöpfung umgeben wurde.
Als tragende Achse der zoroastrischen Ethik erscheint die Wahrheit, deren hohe Bedeutung uns in den Gathas unter anderem in den besonders häufigen und bittenden Anrufungen durch die Person Zarathustras begegnet.
Vorgängerreligionen
Andere Gottheiten oder Dämonen von Vorgängerreligionen fanden in der spiritualistischen und von philosophischen Tendenzen getragenen Lehre Zarathustras keinen Platz, so:
- der Sonnengott Mithra (Avestisch Miθra- und Miθrō, Altpersisch Miθra-) der in der Urzeit der unzertrennliche Genosse des Himmelsgottes gewesen war;
- der Gott Haoma (Soma), die Personifikation des Trankes, welcher den Göttern im Opfer dargebracht wurde, um sich damit zu berauschen;
- die Fravashi oder Seelen der Verstorbenen, zu deren Ehren ein (uralter) Gottesdienst abgehalten wurde, der sich auch bei den Römern in den bekannten Kulten der Manen erhalten hatte;
- die Wolkenschlange Aschi (Ahi), welche von dem Gotte des Lichts mit seiner Blitzwaffe gezwungen wird, das befruchtende Wasser des Regens, das sie entführt hat, zurückzugeben.
Diese und andere sinnlich-realistische Gottheiten der Urzeit machten jedoch ihre Rechte wieder in dem späteren Zoroastrismus geltend, wie er in den jüngeren Teilen des Zendavesta und den Angaben der Griechen über die Religion der Iraner vorliegt, da die Priesterschaft es vorteilhaft fand, dem mit den ererbten Vorstellungen angefüllten Volksgeist zu schmeicheln.
Personifikationen der reinen Elemente, vor allen des Feuers, das in verschiedenen Formen verehrt wird, und des Wassers, das sich in der später mit der vorderasiatischen Mylitta vermischten Ardvisura Anahita verkörpert, spielten in dem reichbevölkerten Götterhimmel des späteren Zoroastrismus eine hervorragende Rolle. Wegen ihrer Verehrung des Feuers war sie in der griechischen Welt (Herodot) als „Feueranbeter“ bekannt. Kaum minder zahlreich sind die bösen Geister, welche Daeva, Drudsch, Pairikas (Peri) genannt und teils als Unholdinnen gedacht wurden, die mit bösen Menschen in fleischlichem Verkehr stehen und die Guten zu verführen trachten, teils als tückische Dämonen, welche Trockenheit, Misswuchs, Seuchen und andere Plagen über die Welt verhängen.
Eine systematisierende Richtung, welche in den Schulen der Priester aufkam, führte zu einer vollkommenen Verteilung der Schöpfung bis auf die Tiere herab unter die beiden Oberhäupter der guten und der bösen Schöpfung. Daher gilt es für eine der wichtigsten Pflichten namentlich der Priester, die zu diesem Zweck mit einem besonderen Instrument versehen waren, die Tiere des bösen Geistes, Schlangen, Mäuse, Ameisen, zu vertilgen, während dagegen die absichtliche oder unabsichtliche Tötung von Tieren des guten Geistes, wie Biber, Hunde u. a., mit schweren Bußen gesühnt werden musste.
Die ganze Weltgeschichte besteht nach der Lehre der Parsen, von der schon der antike griechischer Schriftsteller Plutarch (um 45-125) unterrichtet war, in einem großen Kampf zwischen Ahura Mazdā und Anramainyu, der im ganzen 6.000 Jahre andauern soll.
Schöpfung, Kampf Gut gegen Böse, Erlösung
Die Schöpfungsgeschichte des Zoroastrismus besagt, dass Ahura Mazdā in den ersten 3000 Jahren durch einen lang herrschenden Windhauch zuerst den eiförmigen Himmel und daraufhin die Erde und die Pflanzen erschuf. In dem zweiten Zyklus von 3000 Jahren entstanden die Urtiere und danach der Urmensch. Dann ist der Einbruch des Anramainyu erfolgt, welcher den Urmenschen und den Urstier tötet und eine Periode des Kampfes eröffnet, die ihr Ende erst mit der Geburt des Zarathustra erreicht. Dieses Ereignis fällt in das 31. Jahr der Regierung des Königs Vistaspa. Und von da an werden wieder 3000 Jahre vergehen, bis der Heiland Saoschjant geboren wird, welcher die bösen Geister vernichten und eine neue, unvergängliche Welt herbeiführen wird; auch die Toten sollen dann auferstehen.
Statt des einen Messias werden an anderen Stellen deren drei genannt, wodurch sich also diese Lehre von der entsprechenden des Alten Testaments unterscheidet. Dagegen stimmt die Lehre von der Auferstehung sogar in Details mit der christlichen überein: Die Annahme einer Entlehnung der christlichen Lehre aus der Religion der den Hebräern benachbarten Zarathustristen hat für sich eine nicht unbedeutende Wahrscheinlichkeit. Allerdings ist das Auferstehungsphänomen an sich ein sehr altes religiöses Phänomen, welches u. a. in der altägyptischen Religion zu finden ist.
Früher war es bei den Zoroastriern üblich, Leichname zur Luft- oder Himmelsbestattung in Dakhmahs zu legen. In diesen runden, oben offenen „Türmen des Schweigens“ können Fleisch und Weichteile der Verstorbenen von Vögeln, nicht aber von Landtieren gefressen werden. Seit 1970 ist diese Art der Bestattung im Iran aus Gründen der Hygiene verboten. Seither werden Zoroastrier in Betongräbern beerdigt.[7] In Indien werden die traditionellen Bestattungen noch praktiziert, so zum Beispiel in Mumbai. Dort werden die Leichen auf hohe Türme gelegt und dienen den Raubvögeln als Nahrung. Die sieben „Türme des Schweigens“ umgeben die hängenden Gärten auf dem Malabar-Hill, mitten in der Stadt. So kommt es immer wieder zu Beschwerden und Diskussionen, da Teile der Leichen von Raubvögeln fallen gelassen werden.
Entwicklung und Ausbreitung
In späteren Epochen des Zoroastrismus bildeten sich mehrere Abspaltungen, welche den Gegensatz zwischen Ahura Mazda und Ahriman in einer höheren Einheit aufzulösen suchten, indem sie als die gemeinsame Quelle beider die Zeit, das Schicksal, das Licht oder den Raum annahmen.
Die bekannteste darunter ist die bereits erwähnte Gruppe der Zurvaniten, deren Lehrmeinung, dass die unsterbliche Zeit (Zurvan) das Urprinzip der Dinge sei, im 5. Jh. n. Chr. unter König Yazdegerd I. (Iesdegerd) offenbar die dominierende Religion im neupersischen Sassanidenreich wurde; die „unermessliche Zeit“ (zrvan akerene) wird schon im Zendavesta angerufen. Auch die um 500 n. Chr. aktiven Mazdakiten, zu denen wenig überliefert wurde, dürften Zoroastrier gewesen sein. Der Zeitgott, Zervan oder Zurvan, wird als ein viergestaltiger Gott (Ahura Mazdā, Güte, Religion und Zeit) dargestellt. Er steht über Gott und Teufel, die seine Söhne sind. Zurvan ist der unendliche Raum und die unendliche Zeit. Durch die Entstehung von Gott und dem Bösen wird das Licht von der Finsternis geschieden.
Der Zoroastrismus war, anders als in der älteren Forschung angenommen, höchstwahrscheinlich nicht die „Staatsreligion“ des alten Perserreichs der Achämeniden, welches durch Alexander den Großen vernichtet wurde. Vielmehr ist dessen Bedeutung in dieser Zeit unklar; manche Forscher glauben, dass die Achämeniden keine Zoroastrier waren, sondern Ahura Mazda in anderer Form verehrten.
Anders als oft vermutet, scheint der Zoroastrismus dann unter den Parthern nicht eine unwichtigere, sondern im Gegenteil eine recht bedeutende Rolle gespielt zu haben. Ein bedeutender archäologischer Fundplatz, der auf eine Siedlung im Stil des persischen Zoroastrismus hinweist, ist Grakliani in Georgien. Im Sassanidenreich (3. bis 7. Jh. n. Chr.) wurde die Religion dann zur wichtigsten (aber nicht zur einzig erlaubten) Religion und erlebte ihre höchste Blüte. Obwohl zeitweise die Anhänger anderer religiöser Gruppen, etwa Buddhisten, Christen, Juden und Manichäer, verfolgt und ermordet wurden, wie die Inschriften des Mobeds Kartir belegen, nimmt die moderne Forschung zumeist an, dass hierfür eher politische als religiöse Motive den Ausschlag gaben. Mehrere Einzelheiten in Bezug auf den Zoroastrismus in sassanidischer Zeit sind jedoch umstritten. Der Umstand, dass die große Mehrheit der zoroastrischen Quellen erst nach dem Untergang des Reiches entstanden sind und daher vielleicht ein verzerrtes Bild zeichnen, erschwert gesicherte Aussagen.
Als bevorzugte Religion verlor der Zoroastrismus infolge der islamischen Eroberung des sassanidischen Reiches in den Jahren nach 636 an Bedeutung. Der Islam nahm dagegen ständig an Bedeutung zu, aber erst seit zirka 900 stellten die Moslems die Mehrheit im Iran. Viele iranische Feste bergen das zarathustrische Erbe in sich und werden noch im schiitischen Iran, teilweise in synkretischer Form, gefeiert. Das bedeutendste dieser Feste ist das „Neujahrsfest“ Nouruz, dessen Wurzeln noch weiter zurückreichen dürften.
Mit der Ausbreitung des Islams im Iran wurde der Zoroastrismus zunehmend unterdrückt und eine Zoroastrierverfolgung setzte ein, weshalb viele Zarathustrier vor ca. 1000 Jahren emigrierten, vor allem auf das Gebiet des heutigen Indiens und heutigen Pakistans, wo man ihnen den Namen Parsen (d. h.: Perser) gab. Es gibt weltweit etwa 120.000 Mitglieder der Religion des Zoroastrismus, die meisten in Indien. Eine nicht unbedeutende Anzahl von Zoroastriern lebt zudem in Tadschikistan. Zurzeit gibt es eine Bewegung in der Kommune, alle dem zarathustrischen Glauben Zugehörigen unter dem Begriff „Zarathustrier“ zu vereinen, um wieder geschlossener auftreten zu können.
Die Zahl der Zoroastrier stieg in den vergangenen Jahren im Irak an, insbesondere durch Konversionen ehemaliger Muslime.[8] Derzeit suchen die Zoroastrier die Anerkennung eines offiziellen Status für ihre Religion in der Kurdischen Autonomen Region.[9] Es wird geschätzt, dass sich etwa 150.000 Menschen im kurdischen Teil des Iraks als Zoroastrier bekennen.[10]
Rezeption
Die Rezeption des Zoroastrismus im modernen Europa begann im Jahre 1771, als der französische Religionswissenschaftler und Orientalist Abraham Anquetil-Duperron in Bombay, die Parsen kennenlernte und das Awesta ins Französische übersetzte. Bereits fünf Jahre später fand die deutsche Übersetzung ein großes Interesse in Deutschland.[11]
Bekannter wurde der Name Zarathustra in der modernen westlichen Welt vor allem durch Nietzsches Buch Also sprach Zarathustra und Richard Strauss' gleichnamige sinfonische Dichtung, wobei beide Werke aber kaum Bezug zum historischen Zarathustra haben.
Philosophie
Pythagoras von Samos (um 570–510 v. Chr.) soll in Babylon von Zoroaster unterrichtet worden sein. Platon schreibt im Ersten Alkibiades die Urheberschaft der Wissenschaft der Magier einem gewissen „Zoroaster von Ahura Mazdâ“ zu.[12]
Der deutsche Philosoph der Aufklärung Immanuel Kant (1724-1804), hob in seiner „Philosophischen Religionslehre“ (1793) als wesentliche Besonderheit der „Parsis, Anhänger der Religion des Zoroasters“, hervor, dass sie „eine geschriebene Religion (heilige Bücher)“ und „ihren Glauben bis jetzt erhalten“ haben, „ungeachtet ihrer Zerstreuung“.[13]
Kant konnte zu seinen Vorlesungen und Publikationen bereits die von Johann Friedrich Kleuker (1776-1778) herausgebrachte deutsche Übersetzung des 1771 in Paris erschienenen Werkes des französischen Orientalist, von Abraham Hyacinthe Anquetil-Duperron, dem Begründer des Studiums der Zendreligion in Europa, Zend-Avesta, ouvrage de Zoroastre heranziehen, wie nach ihm ebenso u. a. Johann Gottfried Herder in seinen „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ sowie der wichtigste Vertreter des deutschen Idealismus Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) in seinen Vorlesungen „über die Philosophie der Religion“ und „über die Philosophie der Geschichte“. Wie für Herder, der in Zoroasters Staatsreligion eine Art philosophischer Theodizee erkannte, so hieß für Hegel Zarathustra Zerduscht, und in dessen Lehre trat Hegel ein reiner Atem entgegen, ein Hauch des Geistes. Der Geist erhebt sich in ihr aus der substanziellen Einheit der Natur.
Der deutsche Philosoph und Bewunderer Zarathustras Friedrich Nietzsche schrieb in seiner 1908 veröffentlichten autobiographischen Schrift »Ecce homo. Wie man wird, was man ist« über Zarathustra, „…zuerst im Kampf des Guten und des Bösen das eigentliche Rad im Getriebe der Dinge gesehen – die Übersetzung der Moral ins Metaphysische“[11].
Malerei und Skulptur
Im Fresko Die Schule von Athen (1508) stellte sich der italienische Maler und Architekt Raffael (1483-1520) neben Zarathustra dar, der eine Himmelskugel hält und sich mit dem griechischen Mathematiker, Geograph, Astronom, Astrologe, Musiktheoretiker und Philosoph Ptolemäus unterhält.[14]
Musik
- Also sprach Zarathustra (1896) ist eine symphonische Dichtung, die vom deutschen Komponisten Richard Strauss nach dem Buch des deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche Also sprach Zarathustra (1883) komponiert wurde.
- Eumir Deodato erhielt 1974 den Grammy Award für eine Funk-Version von Also sprach Zarathustra nach Richard Strauss
- CD Album: Gathas, songs my father taught me von Ariana Vafadari.[15]
- Der Sänger der britischen Rockband Queen, Freddie Mercury (1946-1991), wurde als Farrokh Bulsara in eine parsische Familie hineingeboren.
- Die slowenische Band Laibach veröffentlichte 2017 ein Soundtrack-Album Also sprach Zarathustra, das sie zwecks einer Zarathustra-Theateraufführung aufgenommen hatte.
- Die griechische Black-Metal-Band Thy Darkened Shade bezieht sich in ihrem Album Liber Lvcifer I: Khem Sedjet auf Ahriman (unter anderem auf den Dualismus) und den gesamten okkulten Aspekt des Zoroastrismus im siebten Titel Drayishn i Ahriman o Divan.[16]
- Der amerikanische Sänger Elvis Presley verwendete Also sprach Zarathustra von Richard Strauss als Einleitung für viele seiner Konzerte in den 1970er Jahren, u. a. für seinen Hit "See See Rider".[17]
Kino und Theater
In einer Szene der Filmbiographie Königin der Wüste (2015) von Werner Herzog (* 1942) wird ein Besuch in einem Zoroaster-Grab dargestellt.
Der deutsche Dichter, Übersetzer, Theologe und Philosoph Johann Gottfried Herder (1744-1803) erkannte in Zoroasters Staatsreligion eine Art philosophischer Theodizee.[18]
In dem 2018 publiziertem biografisches Filmdrama Bohemian Rhapsody, von Bryan Singer (* 1965) und Dexter Fletcher (* 1966), trifft Freddie Mercury am Tag von Live Aid wieder auf seine Familie und bekräftigt die zoroastrische Lebensmaxime seines Vaters: „Gute Gedanken, gute Worte, gute Taten“.
Videospiele
- In der Final-Fantasy-Reihe ist der Angra Mainyu eine einäugige, fliegende dämonische Kreatur, der die Macht zugeschrieben wird, das menschliche Herz zu versteinern, zu lähmen und zu verführen.
- In der Sid Meyer’s Civilization-Reihe wurde in den Teilen V und VI ein Religionssystem integriert, in dem man den Zoroastrismus wählen kann.
- Im Handyspiel Fate/Grand Order kann Angra Mainyu als vom Spieler spielbarer Diener beschworen werden. Angra Mainyu ist die einzige Beschwörung, die keine Seltenheit hat.
- Im Spiel Total War: Attila kann man das Sassanidenreich spielen, das der zoroastrischen Religion angehört.
- Im Videospiel Crusader Kings II kann der zorastrische Glauben verfolgt werden und der Spieler kann zum Saoschjant werden.[19]
Der heutige Zoroastrismus
Der Zoroastrismus existiert in sehr unterschiedlichen Ausprägungen. Dies liegt insbesondere an der sehr veränderten Situation der Anhänger. Die modernen Zoroastrier leben weit verstreut: zirka 65.000 leben in Indien, dort werden sie Parsen genannt. In den USA und Kanada leben etwa 18.000–25.000, in Pakistan maximal 5000, weitere zerstreut in anderen westlichen Ländern. Insgesamt wird die Anzahl auf 120.000–150.000 Zoroastrier geschätzt.
Heute kann der Zoroastrismus in zwei Hauptrichtungen unterteilt werden: Reformisten und Traditionalisten. Traditionalisten sind meist Parsen und akzeptieren neben den Gathas und dem Avesta auch die mittelpersische Literatur, die sich wie die Reformisten in ihrer modernen Form meist aus Weiterentwicklungen des 19. Jahrhunderts ergeben. Sie lassen im Allgemeinen keinen Übertritt zum Glauben zu, so dass jemand nur dann Zoroastrier sein kann, wenn er von zoroastrischen Eltern geboren wurde. Einige Traditionalisten erkennen Kinder aus gemischten Ehen als Zoroastrier an, allerdings in der Regel nur, wenn der Vater ein geborener Zoroastrier ist.[20]
Reformisten neigen dazu, eine „Rückkehr“ zu den Gathas, die universelle Natur des Glaubens, eine geringere Ritualisierung und eine Betonung des Glaubens als Philosophie und nicht als Religion zu befürworten. Nicht alle Zoroastrier identifizieren sich mit einer der beiden Schulen. Zu den bemerkenswerten Beispielen gehören die Neo-Zoroastrier/Revivalisten, bei denen es sich in der Regel um eine Neuinterpretation des Zoroastrismus handelt, die sich an westliche Gesichtspunkte anlehnt,[21] und die die Idee des Zoroastrismus als lebendige Religion in den Mittelpunkt stellen und für die Wiederbelebung und Beibehaltung alter Rituale und Gebete eintreten, während sie gleichzeitig ethische und soziale progressive Reformen unterstützen. Diese beiden letztgenannten Schulen neigen dazu, die Gathas in den Mittelpunkt zu stellen, ohne andere Texte mit Ausnahme der Vendidad rundweg abzulehnen. Die Ilm-e-Khshnoom- und die Pundol-Gruppe sind zoroastrische mystische Denkschulen, die bei einer kleinen Minderheit der Parsi-Gemeinschaft beliebt sind, die sich vor allem an der Theosophie des 19. Jahrhunderts orientieren und sich durch eine spirituelle ethnozentrische Mentalität auszeichnen.
Die besondere Ausprägung und Interpretation der Religion ist bei jeder der verschiedenen, geographisch voneinander getrennten Gruppen unterschiedlich. Besonders hervorstechende Unterschiede gibt es zwischen dem indischen und dem iranischen Zoroastrismus.
Indien
In Indien wird, beeinflusst vom Hinduismus, der Glaube an die Existenz der Ameša Spenta (die sechs unsterblichen Weisen) sehr in den Vordergrund gerückt, wodurch der zoroastrische Glaube dort polytheistische Tendenzen bekommen hat. Rituale spielen eine große Rolle. In Mumbai genießt die Religion aufgrund ihrer sozialen Ausrichtung ein hohes Ansehen. Die Parsen betreiben Krankenhäuser, Schulen und Kunstgalerien, unterhalten aber auch soziale Netzwerke, um ärmeren Familien bezahlbaren Wohnraum zu verschaffen[22] und kontrastiert damit zum von Prädestination geprägten Karma-Glauben im Hinduismus.
Iran
Viele Aspekte des Zoroastrismus sind in der Kultur und den Mythologien der Völker des Großraums Iran präsent, nicht zuletzt, weil der Zoroastrismus die Menschen des Kulturkontinents tausend Jahre lang geprägt hat. Selbst nach dem Aufkommen des Islam und dem Verlust des direkten Einflusses blieb der Zoroastrismus Teil des kulturellen Erbes der iranischsprachigen Welt, zum Teil in Form von Festen und Bräuchen, aber auch, weil der persische Dichter Firdausi (940-1020) eine Reihe von Figuren und Geschichten aus dem Avesta in sein Epos Schāhnāme (Buch der Könige) aufnahm, das für die iranische Identität von zentraler Bedeutung ist. Ein bemerkenswertes Beispiel ist die Aufnahme des Yazata Sraosha, eines Engels, der im schiitischen Islam im Iran verehrt wird.[23]
Die meisten iranischen Zoroaster leben in der Hauptstadt Teheran und in den Regionen von Kurman sowie Yazd. Da nach dem Koran keine monotheistische Religion behindert werden darf, gewährt der Iran den Zarathustrieren Religionsfreiheit, selbst schiitische Dogmatiker machen hier keine Ausnahme. Außerdem erkennen Moslems den Zarathustraglauben als eine Vorform des Islam an.[24]
In den letzten Jahren (Stand 2019) gewinnt die Religion im Iran besonders unter jüngeren Menschen wieder an Bedeutung. Sie wird als Teil einer spezifisch persischen, damit nicht-islamischen Identität verstanden. Zur Zeit leben über 25.000 Zoroastrier im Iran, davon etwa 10.000 in der Wüstenstadt Yazd.[25] Sie gehören hier zu den am stärksten wachsenden Religionsgruppen (2006 noch knapp 20.000).
Im Iran hat sich der Zoroastrismus zu einer stark auf Innerlichkeit ausgerichteten, sehr rationalen, ethischen Philosophie entwickelt. Im Mittelpunkt steht der Glaube an einen guten, gerechten, allwissenden Gott Ahura Mazda. Diesem guten Gott wird gedient, indem man (aus einem freien Willen heraus) „gut denkt, gut spricht und gut handelt“.[4]
Pakistan
In Pakistan lebten 2012 schätzungsweise 1.675 Zoroastrier,[26] die meisten davon in Sindh (vor allem Karachi), gefolgt von Khyber Pakhtunkhwa.[27] Die National Database and Registration Authority (NADRA) von Pakistan gab an, dass es bei den Wahlen in Pakistan 2013 3.650 und 2018 4.235 Parsi-Wähler gab.[28]
Deutschland
In Deutschland gibt es keine Tempel oder zoroastrischen Priester, jedoch werden die Anhänger des Zoroastrismus auf bis zu 700 geschätzt, dem Zarathustrischen Verein Deutschland gehören rund 400 Mitglieder an. Sie sehen den Zoroastrismus eher als undogmatische Lehre, Philosophie und Kultur, oder als Weltanschauung, weniger als Religion. Und Zarathustra als einen bedeutenden Denker, nicht als Prophet. Vor ein bis zwei Generationen sei das aber noch anders gewesen. Wichtig seien Zarathustras Prinzipien gut Reden, Handeln und Denken. Darüber hinaus sieht man das eigene Glaubensfundament eher entspannt. Das Schöne sei, man dürfe „selber entscheiden, was richtig ist und was falsch ist und wie wir handeln möchten“. So gibt es Gläubige, die auch in einer christlichen Kirche eine Kerze anzünden und eigene Gebete singen.[29]
Bekannte Zoroastrier
- Schapur I., auch der Große genannt († um 270 n. Chr.), persischer Großkönig aus der Dynastie der Sassaniden
- Dadabhai Naoroji (1825–1917), indischer (parsischer) Politiker, 1892 erstes aus Asien stammendes Mitglied des britischen Unterhauses
- Die Familie Tata, eine indische Unternehmerdynastie
- Pherozeshah Mehta (1845–1915) und Bhikaiji Cama (1861–1936), indische Freiheitskämpfer
- Kaikhosru Sorabji (1892–1988), britischer Komponist
- Homi Jehangir Bhabha (1909–1966), indischer Atom- und Elementarteilchenphysiker parsischer Abstammung
- Feroze Gandhi (1912–1960), aus der Nehru-Gandhi-Familie, Ehemann Indira Gandhis und Vater Rajiv Gandhis und Sanjay Gandhis
- Farhang Mehr (1923–2018), ehemaliger stellvertretender Premierminister des Irans
- Zubin Mehta (* 1936), indischer Dirigent
- Freddie Mercury (eigentlich Farrokh Bulsara, 1946–1991), Sänger der Rockband Queen
- Kasra Vafadari (1946–2005), ehemaliger Präsident der Universität Teheran sowie Präsident der Gesellschaft iranischer Zoroastrier; lehrte zuletzt persische Frühgeschichte an einem Lehrstuhl der Universität Paris und wurde am 16. Mai 2005 in Paris ermordet
- Alexander Bard (* 1961), schwedischer Sänger, Autor und Schauspieler (zum Zoroastrismus konvertiert)
Einfluss auf andere Religionen und Weltanschauungen
Als einzige monotheistische Religion hat das Judentum in den Jahren nach dem Babylonischen Exil (6. bis 4. Jh. v. Chr.) viele Bilder aus dem Zoroastrismus, der damaligen Hauptreligion, übernommen, deren wichtigstes Element wohl der Glaube an das Ende der Welt ist: Die beiden wichtigsten vorchristlichen Referenzen, das Buch Daniel und das Henochbuch, sind (vermutlich) in dieser Zeit entstanden. Der Teufel als Gegenspieler Gottes geht vermutlich auf Ahriman zurück. Die Begriffe Himmel und Hölle waren im älteren Judentum unbekannt; hier dürfte ein Einfluss des Zoroastrismus, aber auch der griechischen Vorstellung von einem Hades erfolgt sein. Über die jüdische Tradition sind diese Vorstellungen auch in die christliche und die islamische Religion eingegangen und dort zu zentralen Elementen geworden. Inwieweit der Zoroastrismus den frühen Islam in Persien noch direkt beeinflusst hat, lässt sich aber im Einzelnen schwer nachweisen.
Belege für den weitreichenden historischen Einfluss des Zoroastrismus auf die Religionen benachbarter Völker liefern der Mithraismus, der sich über Vorderasien zur Zeit des römischen Reichs bis ins Abendland verbreitete, und die Religion des Mani, der Manichäismus, der im 3. Jahrhundert n. Chr. aus einer Verschmelzung der Zoroastrischen mit christlichen und buddhistischen Lehren entstand und eine Zeitlang von China über Mittelasien bis nach Italien, Spanien und Südfrankreich verbreitet war. Im Gegensatz zum zwar von wenigen, aber dennoch durchgängig praktizierten Zoroastrismus ist aber der Manichäismus im 14. Jahrhundert vollständig verschwunden.
Der jesidische Autor Darwis Hasso vertritt die Position, dass sich das Jesidentum aus dem Zoroastrismus entwickelte.
Daneben gibt es eine neue Abspaltung außerhalb der klassischen Richtungen des Zoroastrismus, den Mazdaznan. Mit dem Begriff Mazdaznan wird eine religiöse Lehre bezeichnet, die nach eigenem Verständnis auf einem reformierten Zoroastrismus basiert. Begründet wurde sie von Otoman Zar-Adusht Ha’nish, bürgerlich vermutlich Otto Hanisch, der selbst angab, am 19. Dezember 1844 in Teheran geboren zu sein; er starb am 29. Februar 1936 in Los Angeles. Es handelt sich um eine Mischreligion von zoroastrischen, christlichen und einigen hinduistischen und tantrischen Elementen.
Einen nicht unerheblichen Einfluss, gerade mit der Aufnahme Ahrimans – allerdings mit einer starken Abweichung der diesem ursprünglich zugeschriebenen Attribute – in einen christlichen Zusammenhang, hat der Zoroastrismus auch auf die Anthroposophie, die Lehre Rudolf Steiners.
Literatur
Deutsch
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- Manfred Hutter: Iranische Religionen : Zoroastrismus, Yezidentum, Bahāʾītum. Berlin ; Boston :: De Gruyter, 2019. De Gruyter Studium ISBN 978-3-11-064971-0.
- Abdolreza Madjderey: Gatha. Die himmlischen Gesänge Zarathustras. Sohrab, Königsdorf 2000, ISBN 3-925819-11-8, (deutsch-iranischer zoroastrischer Autor)
- Abdolreza Madjderey: Was also sprach Sarathustra wahrlich. Sohrab, Königsdorf 2001, ISBN 3-925819-14-2.
- Kianoosh Rezania: Immanenz und Transzendenz im Zoroastrismus: Absenz, Nachbarkonzepte und Entstehung. In: Estudios Iranios y Turanios, Número 1, Año 2014, Sociedad de Estudios Inranios y Turanios (SEIT), Girona, ISSN 2386-7833, S. 113–138 ( auf ada.usal.es)
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- 2. Band 2002, ISBN 3-17-017119-4.
- 3. Band 2004, ISBN 3-17-017120-8.
- Michael Stausberg: Zarathustra und seine Religion. Beck, München 2005, ISBN 3-406-50870-7, (gute, knappe Einführung).
- Geo Widengren: Iranische Geisteswelt von den Anfängen bis zum Islam. Baden-Baden 1961, (Lizenzausgabe für den Bertelsmann Lesering) S. 133–164 und 305–313.
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Französisch
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Englisch
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- Ilya Gershevitch (Hrsg.): The Median and Achaemenian periods (The Cambridge History of Iran; 2). CUP, Cambridge 1985, ISBN 978-0-521-20091-2 [grundlegende Erstinformation zu allen Aspekten der Geschichte Irans].
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Weblinks
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- UNESCOPARZOR Parsisch-Zoroastrisches Project der Unesco
Einzelnachweise
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- Zitiert nach Franz-Peter Burkard, Franz Wiedmann: dtv-Atlas zur Philosophie: Tafeln und Texte. Mit 115 Farbseiten von Axel Weiß. dtv, München 1991, ISBN 3-423-03229-4, S. 27 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – 1. September 2011, ISBN 978-3-423-08600-4 (geb.)). – Hervorhebung und Einzelnachweis hinzugefügt.
- Monika Tworuschka, Udo Tworuschka: Die Welt der Religionen: Geschichte, Glaubenssätze, Gegenwart. Die Welt der Religionen, Wissen Media Verlag, Gütersloh / München, ISBN 3-577-14521-8, S. 317.
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