Genre
Unter dem Begriff Genre ([ˈʒãrə] ; französisch für „Gattung“, Mehrzahl: Genres) versteht man eine Ausprägung oder Klassifikation, mit der verschiedene Ausprägungen von Kunst, Film, Literatur und Musik,[1] aber auch journalistische Darstellungsformen, nach dem räumlichen und zeitlichen Bezug des künstlerischen oder anders gearteten Inhalts eingeteilt werden.
Begriffe
Genre, Gattung, Stil und Epoche
Gattung bezieht sich auf das Ausdrucksmedium, Stil auf die Formensprache, Epoche auf die räumlich-zeitliche Zuordnung, und Genre auf den thematisch-motivischen Inhalt der Kunst.
- Die Gattungen der Kunst (Bildende Kunst, darstellende Kunst, Musik, Literatur) bilden ihre typischen und eigenständigen Genres aus, so etwa Stillleben der Malerei, symphonische Dichtung der Orchestermusik oder Entwicklungsroman der Literatur, der Western im Film. Viele Genres ziehen sich aber durch verschiedene Gattungen, etwa Krimi als Literatur, Film oder Hörspiel, Science-Fiction als Literatur, Film, und bildende Kunst (Space Art), Dadaismus in Literatur und Schauspiel, und so weiter.
- In einem Genre existieren verschiedene Stile, die stark von der jeweiligen Gattung beeinflusst sind und die Eigenschaften individueller Künstler zeigen. Umgekehrt sind für Stilrichtungen oder einzelne Künstler gewisse Genres stiltypisch.
- Genres ziehen sich durch viele Epochen der Kunst, wie die Landschaftsmalerei, oder sie bleiben für eine Epoche typisch, wie das Heldenepos, oder sie bleiben von den Epochen weitgehend unberührt, wie die Ikone.
Subgenre
Oftmals werden Genres weiter spezifiziert in Subgenres („Untergenres“, lateinisch sub „unter“). Dies führt häufig zu weitreichenden Verästelungen:
- Musikgenre: Metal → Subgenre: Heavy Metal → Subgenre: Thrash Metal → Subgenre: Technical / Brutal Thrash Metal
- Genre der bildenden Kunst: Heiligenbildnis → Subgenre: Votivbild → Subgenre: Ikone
Genres der Bildenden Kunst
Malerei
Eine Hierarchie der Genres oder Gattungen der Malerei (Genrehierarchie) wurde im Jahr 1667 vom französischen Architekten und Historiographen André Félibien aufgestellt. Diese berücksichtigte den Schwierigkeitsgrad der Ausführung und blieb in Frankreich bis zum Ende des Ancien Régimes eine wichtige Komponente in der Ausbildung und Bewertung der Studenten der Académie royale des beaux-arts. Nach Félibien waren die Genres vom „nobelsten“ bis zum „einfachsten“ folgendermaßen geordnet (in Klammern: die entsprechende Bildgattung):
- Genre der allegorischen Malerei (Allegorie)
- Genre der Historienmalerei, unter welche die Schlachtenmalerei fällt
- Genre der Porträtmalerei (Porträt; Akt; Tronje)
- Genremalerei (Sittenbilder, Alltagsszenen)
- Genre der Tiermalerei
- Genre der Stilllebenmalerei (Stillleben)
- Genre der Marinemalerei (Marine, Seestück)
- Genre der Landschaftsmalerei
Der Historienmalerei zugeordnet werden sämtliche Themenkreise der Geschichte (Geschichte der Mythologie, des Altertums, des Christentums und anderer Religionen, Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit) sowie die Darstellung literarischer Motive, in manchen Quellen auch die allegorische Malerei.
Fotografie
Genres der Literatur
Den Begriff des Genres gibt es in der klassischen Literaturwissenschaft nicht, man spricht dort von Literaturgattungen. Grundsätzlich unterscheidet man neben Sachtexten drei Hauptgattungen der schöngeistigen Literatur: Epik, Dramatik und Lyrik. In den Medienwissenschaften unterscheidet man in der Literatur auch Genres, in der Belletristik z. B. Fantasyliteratur, historischen Roman, Krimi oder Horrorliteratur. Weitgehend durch die Stile und Topoi eines Genres bestimmte Literatur wird eher abwertend auch als „Genreliteratur“ bezeichnet. In der Sachliteratur etwa Reportage, populärwissenschaftliche Literatur oder Fachbuch. Diese Einordnungen richten sich nicht allein nach literarischen Kriterien, sondern auch Marktgesichtspunkten, Lesergruppen und Konsumgewohnheiten. Genres der Dramatik wie beispielsweise Boulevardtheater, Studiotheater oder Musiktheater entsprechen jenen der darstellenden Künste; in der Lyrik lassen sich etwa Gelegenheitsdichtung, Liederbücher und Anthologien unterscheiden.
Im Literaturmarketing und in der Verlagsbranche versteht man unter Genreliteratur Werke von Autoren, die sich auf ein bestimmtes Genre spezialisiert haben, um die Bedürfnisse einer bestimmten, relativ eng begrenzten Interessentengruppe optimal und kommerziell erfolgreich bedienen zu können.[2]
Musik
Für die europäische Musik sind unter Formenlehre (Musik) und Gattung (Musik) Einzelheiten aufgeführt. Auch die Musik anderer Kulturkreise kann entsprechend gegliedert werden (z. B. für die afro-amerikanische Musik Blues, Jazz, Gospel oder Rhythm and Blues).
Für eine Liste von Musikgenres siehe auch die Kategorieseite Musikgenre.
Genres der Darstellenden Kunst
Theater
In der Welt des Theaters gibt es zum Beispiel folgende Theatergenres:
Film
Bei Filmen gibt es eine Vielzahl von Genres, die sich weitgehend mit Genres der Literatur decken (Krimi, Horror, Science-Fiction, Erotik, Satire). Hier nur einige Beispiele:
Hörspiel
Auch das Hörspiel hat eine Vielzahl von Genres entwickelt, u. a.:
- Kriminalhörspiel
- Kinderhörspiel
- Dokumentarhörspiel
- Originalton-Hörspiel
Das Radio-Feature gilt, obwohl mit dem Dokumentar- und O-Ton-Hörspiel verwandt, als eigenständige Funkgattung.
Sonstiges
Journalistik
Im Journalismus spricht man heute von Darstellungsformen. Die Journalistik der DDR hatte eine ausgefeilte Genre-Theorie der journalistischen Formen entwickelt. Sie unterschied nach dem Vorbild der sowjetischen Journalistik nach
- Informatorischen Mitteilungsweisen/Genres
- Analytischen Mitteilungsweisen/Genres
- Bildhaft konkreten Mitteilungsweisen/Genres
Computer- und Videospiele
Abweichend von Literatur und Film werden Computerspiele anhand der Spielmechanik – und nicht thematisch – verschiedenen Genres zugeordnet. Unter Computerspielgenre werden sie mit ihren Mischformen vorgestellt. Einige Beispiele sind:
Textilindustrie
Zu den Genres der Bekleidungshersteller siehe Genre (Textilindustrie).
Literatur
- Red. d. Bib. Inst.: Meyers kleines Lexikon. Kunst. Bibliographisches Institut, Mannheim 1986, ISBN 3-411-02655-3.
- Philipp Knauss: Die 11 Erzählkonzepte. UVK, München 2020, ISBN 978-3-8252-5449-0.
Weblinks
- MusicMap: Genealogie und Geschichte populärer Musikgenres vom Ursprung bis zur Gegenwart (1870–2016).
Einzelnachweise
- Genre (Kunst) | Bedeutung, Übersicht und Beispiele. Abgerufen am 31. Juli 2019.
- Internetseite Literaturjornal, abgerufen am 13. März 2016.