Augenbraue
Als Augenbraue (lateinisch Supercilium), kurz auch Braue (von mittelhochdeutsch brā, „Wimper, Braue“[1]), wird der behaarte Streifen über den Augenhöhlen einiger Säugetiere bezeichnet. Die Augenbrauen dienen dazu, die Augen vor Schweiß, Nässe, Staub oder anderen Fremdkörpern zu schützen und unterstützen somit die Funktion der Wimpern. Zudem sind die Augenbrauen wichtig für die nonverbale Kommunikation. Ihre Stellung und Bewegung ist Teil der Mimik einer Person und macht Gesichtsausdrücke noch über einige Meter hinweg deutlich ablesbar.
Anatomie
Folgende zwei Gesichtsmuskeln sind für die Augenbrauen wichtig: Der Augenbrauenheber (Musculus frontalis), auch Stirnmuskel oder Kopfhaubenmuskel genannt, liegt in ganzer Breite auf der Stirn bis hin zum Haaransatz. Der Augenbrauenrunzler (Musculus corrugator supercilii) kann die gesichtsmittige Seite der Augenbrauen nach unten ziehen und sorgt so für das Stirnrunzeln.
Mimik
Zur Mimik gehört beispielsweise das Zusammenziehen der Augenbrauen, was für Verwunderung oder Zorn steht. Das Hochziehen der Augenbrauen wird durch den Augenbrauenhebermuskel ermöglicht. Die Augenbrauen werden bei Überraschung oder Verblüffung, Aufmerksamkeit oder Angst hochgezogen.
In den Konventionen vieler Kulturen hat das Augenbrauenhochziehen eine besondere Bedeutung:
- Griechenland, arabische Länder und Türkei: Ablehnung
- pazifische Länder, wie Tonga: Zustimmung
Eine 2003 veröffentlichte, am MIT durchgeführte Untersuchung ergab unter anderem, dass Versuchspersonen nur noch 46 % der ihnen gezeigten Prominenten anhand einer Abbildung ihres Gesichts identifizieren konnten, aus der die Augenbrauen entfernt worden waren. Zeigte man ihnen Fotos ohne Augen, waren es dagegen noch 56 %. Die Ergebnisse ermöglichten Schlüsse im Hinblick auf die hohe Bedeutung der Augenbrauen bei der Erkennung eines Gesichtes.[2]
Schönheitsideale
In vielen Gesellschaften, insbesondere in der westlichen Welt, werden Augenbrauen oft durch Zupfen mit einer Pinzette, Absengen oder durch die Behandlung mit Wachs in Form gebracht. Welche Form dabei als ideal empfunden wird, ist der jeweiligen Mode unterworfen. Wiederholtes Auszupfen kann dazu führen, dass die Augenbrauenhaare an dieser Stelle nicht mehr nachwachsen.
Zusammengewachsene Augenbrauen werden medizinisch Synophrys, „Monobraue“, oder regional auch „Rätzel“ genannt. Bei diesen weist auch die Glabella genannte Stelle oberhalb der Nasenwurzel stärkere Behaarung auf. Zusammengewachsene Augenbrauen kommen häufig vor und sind nur sehr selten krankheitsbedingt, zum Beispiel als Symptom einer partiellen Trisomie 3. Der italienische Arzt Cesare Lombroso (1835–1909) führte in einem frühen Versuch des Profilings unter anderem die Kombination von dunklem Haar und zusammengewachsenen Augenbrauen unter den zehn Merkmalen auf, an denen man Kriminelle erkennen könne.[3] In westlichen Ländern werden zusammengewachsene Brauen im Allgemeinen als Schönheitsfehler angesehen, in einigen Gegenden der Welt, etwa in Zentralasien, gelten sie bei Frauen hingegen als Schönheitsideal.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Jürgen Martin: Die ‚Ulmer Wundarznei‘. Einleitung – Text – Glossar zu einem Denkmal deutscher Fachprosa des 15. Jahrhunderts. Königshausen & Neumann, Würzburg 1991 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 52), ISBN 3-88479-801-4 (zugleich Medizinische Dissertation Würzburg 1990), S. 121.
- Javid Sadrô, Izzat Jarudi, Pawan Sinhaô: The role of eyebrows in face recognition. In: Perception. 32, Nr. 3, 2003, S. 285–293, doi:10.1068/p5027.
- Tom O’Connor: History of Profiling. Archiviert vom Original am 17. Oktober 2007; abgerufen am 7. Juli 2009 (englisch).