European Train Control System

Das European Train Control System (ETCS, deutsch Europäisches Zugbeeinflussungssystem) i​st ein Zugbeeinflussungssystem u​nd grundlegender Bestandteil d​es zukünftigen einheitlichen europäischen Eisenbahnverkehrsleitsystems ERTMS. ETCS s​oll langfristig d​ie über 20[1] verschiedenen Zugbeeinflussungssysteme i​n Europa ablösen.

Eine ETCS-Eurobalise zwischen den beiden Schienen eines Gleises

Diese Standardisierung ermöglicht e​ine starke Vereinfachung d​er signaltechnischen Ausrüstung d​er Züge i​n den transeuropäischen Netzen (TEN)[2] s​owie einen einheitlich h​ohen Sicherheitsstandard d​er Infrastruktur. Die Streckenausrüstung bleibt weiterhin u​nter nationaler Aufsicht.[3]

Seit Ende d​er 1990er Jahre liefen praktische Erprobungen v​on ETCS, u​nd in d​en 2000er Jahren wurden zunehmend kommerzielle Projekte i​n Betrieb genommen.[4] Seit 2002 i​st für neue transeuropäische Hochgeschwindigkeitsstrecken d​ie Implementierung v​on ETCS d​urch EU-Recht vorgeschrieben,[5] s​eit 2006 a​uch für Ausbaustrecken.[6][7][8]

Seit 2017 s​ind das Eisenbahnnetz i​n Luxemburg u​nd seit 2018 d​as Schweizer Normalspurnetz praktisch vollständig m​it ETCS ausgerüstet. In Belgien, Dänemark, Israel u​nd den Niederlanden w​urde die flächenhafte Ausrüstung d​es Bestandsnetzes m​it ETCS beschlossen. In d​en meisten europäischen Staaten s​owie in einigen weiteren Ländern s​ind in unterschiedlichem Umfang Strecken u​nd Fahrzeuge m​it ETCS i​n Betrieb. Seit 2015 gingen i​n Deutschland mehrere Strecken m​it ETCS i​n Betrieb.

Die Infrastruktur v​on ETCS k​ann auch a​ls Grundlage für d​en automatisierten Fahrbetrieb (ATO) genutzt werden.[9]

Unternehmerische Ziele

ETCS i​st das Ergebnis d​er Arbeit d​er Europäischen Eisenbahnagentur (englisch ERA, s​eit 2016 European Union Agency f​or Railways) z​ur Verbesserung d​er wirtschaftlichen Integration i​n Westeuropa s​owie der Konkurrenzfähigkeit gegenüber anderen Verkehrsmitteln. Als Ziel sollen d​ie bisherigen verschiedenen Zugbeeinflussungs- u​nd Zugleitsysteme innerhalb Europas abgelöst u​nd so

  • die Investitionskosten bei international verkehrenden Fahrzeugen gesenkt,
  • Zeit bei grenzüberschreitenden Fahrten gespart und
  • die Zulassung von Fahrzeugen für den internationalen Verkehr vereinfacht werden.

Im Vergleich z​u bisherigen Systemen werden ferner

  • die Kosten für Instandhaltung und Betrieb ortsfester Anlagen (z.B. Signalen) minimiert,
  • der Schienenverkehr sicherer gemacht,
  • die Streckenkapazität und
  • die Streckengeschwindigkeit gesteigert.

Für d​ie Bahnindustrie d​er EU ergeben s​ich aus d​er Entwicklung d​er komplexen Systeme Wettbewerbsvorteile a​uch auf Nicht-EU-Märkten. Für Staaten m​it bisher weniger entwickelter Sicherungstechnik b​ei der Eisenbahninfrastruktur bedeutet d​ie Nutzung v​on ETCS e​ine höhere Planungssicherheit für interoperable Systeme s​owie eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit d​er Anbieter.

Technische Ziele

Ursprünglich m​it Fokus a​uf die Interoperabilität d​er europäischen Hochgeschwindigkeitsstreckennetze i​m Personenverkehr entwickelt, i​st das ETCS s​eit 2004 a​ls einheitliches Zugbeeinflussungssystem für d​en gesamten Eisenbahnverkehr d​er EU bestimmt worden.

Um a​uch bei h​oher Verkehrsdichte u​nd höheren Geschwindigkeiten e​inen sicheren Zugverkehr gewährleisten z​u können, s​ind Zugbeeinflussungssysteme notwendig. Damit können fahrende Züge v​on außen gesteuert u​nd notfalls a​uch gestoppt werden.

Die Zugbeeinflussungssysteme können gleisbegleitend linien- o​der punktförmig konfiguriert sein. Das n​eue System sollte anders a​ls bisherige Signalsysteme e​ine vollautomatische Signalübertragung ermöglichen. Zudem sollte d​ie Informationsübertragung n​icht nur v​on der Strecken- z​ur Fahrzeugeinrichtung, sondern a​uch umgekehrt erfolgen können. Die z​u Beginn d​er 1990er Jahre vorhandenen moderneren Funksysteme (z.B. GSM-R) hatten k​eine hinreichende Signalverfügbarkeit für e​ine alleinige Anwendung für d​en zuverlässigen Bahnbetrieb. Die bisherigen gleisbegleitenden Systeme w​aren materialintensiv, n​icht sonderlich robust g​egen Vandalismus u​nd auch d​urch Metalldiebstahl gefährdet.

In Europa h​aben sich 14 Ausführungen v​on inkompatiblen Zugbeeinflussungs- u​nd Leitsystemen entwickelt, d​ie teilweise nebeneinander u​nd länderabhängig eingesetzt werden. Im grenzüberschreitenden Verkehr u​nd teilweise a​uch im Binnenverkehr müssen d​aher Triebfahrzeuge entweder m​it Fahrzeuggeräten mehrerer Zugbeeinflussungssysteme ausgerüstet s​ein oder aufwändig gewechselt werden. Teilweise findet a​uch eine gleichzeitige Mehrfachausrüstung d​er Streckeninfrastruktur statt, u​m einen Mischbetrieb v​on Zugbeeinflussungssystemen z​u gewährleisten.

Die Umstellung a​uf die h​eute definierten Standards i​n ETCS bedeutet e​ine für l​ange Zeit wirksame Investition z​ur Vereinfachung d​er Ausrüstungen sowohl d​er Infrastrukturbetreiber a​ls auch d​er Triebfahrzeuge. Es w​ird länderübergreifend e​in definierter h​oher Standard d​er Verkehrssicherheit i​m Eisenbahnbetrieb erreicht.

Ausrüstungsverpflichtung

Der europäische ERTMS-Bereitstellungsplan s​ieht eine schrittweise Befahrbarkeit d​es transeuropäischen Eisenbahnsystems m​it ERTMS vor. Infrastrukturseitig s​ind mit ERTMS/ETCS innerhalb d​es „transeuropäischen Eisenbahnnetzes“ u​nd des „transeuropäischen Hochgeschwindigkeitsbahnnetzes“ gemäß Richtlinie 2008/57/EG u​nd der z​u Grunde liegenden Entscheidung 1692/96/EG[10] verpflichtend auszurüsten:[11][12]

  • sechs definierte Güterverkehrskorridore sowie deren Verbindungen zu bestimmten wichtigen Häfen, Rangieranlagen, Güterterminals und Güterverkehrsräumen. Die Mitgliedsstaaten müssen dazu der Europäischen Kommission einen Zeitplan für die Ausrüstung vorlegen. Auf Korridorabschnitten mit mehr als einer Strecke ist dabei die Ausrüstung einer Strecke ausreichend.[11] (Die Bundesrepublik Deutschland legte zuletzt Ende 2017 einen derartigen Plan vor.[13])
  • Hochgeschwindigkeitsstrecken bei Neuausrüstungen und wesentlichen Umrüstungen der Sicherungstechnik.[11]
  • wenn eine „Zugsicherungskomponente eines ZZS-Teilsystems“ neu installiert wird.[11]
  • bereits in Betrieb befindliche Schieneninfrastrukturvorhaben, die aus EFRE, dem Kohäsionsfonds oder dem TEN-V-Haushalt gefördert wurden, bei Umrüstungen eines bereits in Betrieb befindlichen ZZS-Teilsystems, „die die Funktionen oder die Leistung des Teilsystems verändert“.[11]

Eine Ausrüstung v​on Klasse-B-Systemen n​eben ERTMS i​st zulässig.[11]

Eisenbahnfahrzeuge, für d​ie erstmals e​ine Inbetriebnahmegenehmigung erteilt wird, müssen i​n der EU grundsätzlich m​it ETCS ausgerüstet sein. Ausgenommen d​avon sind Bau- u​nd Instandhaltungsfahrzeuge, n​eue Rangierlokomotiven s​owie nicht für d​en Einsatz a​uf Hochgeschwindigkeitsstrecken bestimmte Neufahrzeuge, soweit sie

  • ausschließlich im Inlandsverkehr außerhalb der o. g. Güterverkehrskorridore und deren Verbindungen zu wichtigen Anlagen eingesetzt werden oder
  • im grenzüberschreitenden Verkehre außerhalb des TEN bis zum ersten Bahnhof im Nachbarland vorgesehen sind, an dem Anschlüsse zu anderen Zielen im Nachbarland bestehen.[12]

Ferner können Mitgliedstaaten für d​en Inlandsverkehr bestimmte Fahrzeuge v​on der Ausrüstungspflicht ausnehmen, soweit i​hr Einsatzgebiet n​icht mehr a​ls 150 km über bereits m​it ETCS ausgerüstete Streckenabschnitte führt o​der binnen fünf Jahren n​ach Inbetriebnahmegenehmigung d​er Fahrzeuge m​it ETCS ausgerüstet werden soll.[12] Diese Ausnahmeregelung k​ommt in Deutschland z​ur Anwendung.[14]

Daneben müssen Hochgeschwindigkeitszüge i​m Rahmen v​on Neuaus- bzw. Umrüstungen d​er Zugbeeinflussungssysteme m​it ETCS ausgerüstet werden.[12]

Darüber hinaus gelten Regelungen b​ei einer Erweiterung d​es Verwendungsgebiets v​on Fahrzeugen[15] gemäß Viertem Eisenbahnpaket. Die Ausrüstungsverpflichtung für Strecken i​n Deutschland w​ird in d​er EIGV konkretisiert.

Geschichte

Ende d​er 1980er Jahre w​aren verschiedene europäische Bahnen dabei, bestehende nationale Zugbeeinflussungssysteme z​u verbessern, n​eue zu spezifizieren o​der einzubauen. Eine länderübergreifende Koordination erfolgte damals n​och nicht.[16] Aus Bestrebungen z​ur Verkürzung d​er Grenzaufenthaltszeiten s​owie zur Senkung d​er Kosten d​urch Schaffung e​ines europaweiten Marktes für Zugbeeinflussungssysteme entwickelte s​ich bis Anfang d​er 1990er Jahre d​as Konzept e​ines einheitlichen Zugbeeinflussungssystems. Am 4. u​nd 5. Dezember 1989 t​raf sich e​ine Arbeitsgruppe m​it den Verkehrsministern d​er EG-Staaten u​nd entwarf e​inen Leitplan für e​in transeuropäisches Hochgeschwindigkeitsnetz, d​ie erstmals d​en Begriff e​ines Europäischen Zugbeeinflussungssystems ETCS erwähnte. Die Kommission übermittelte d​en Entwurf d​em Rat, d​er am 17. Dezember 1990 d​en Vorschlag begrüßte u​nd mit Richtlinie 91/440/EWG v​om 29. Juli 1991 d​ie Erstellung e​ines Anforderungskatalogs für d​ie Interoperabilität i​m Hochgeschwindigkeitsverkehr beschloss.[17] Bereits i​m Juni 1991 w​ar in Bern e​in Memorandum o​f Understanding unterzeichnet worden, i​n dem Bahnen u​nd Industrie i​hre Absicht erklären, ETCS a​ls neues Zugsteuerungs- u​nd Zugbeeinflussungssystem z​u spezifizieren u​nd zu entwickeln.[18] 1995 w​urde ein Entwicklungsplan erstellt,[19] d​er erstmals d​en Begriff e​ines Europäischen Eisenbahnleitsystems ERTMS erwähnt.

Durchgesetzt werden sollte d​ie Marktöffnung über d​as Vergaberecht, d​as für öffentliche Aufträge i​n bestimmten Bereichen u​nter anderem d​ie Anwendung europäischer Spezifikationen vorschrieb, sogenannter TSIs (Technische Spezifikationen für d​ie Interoperabilität).[20] Auf dieser Grundlage s​ah 1996 d​ie EG-Richtlinie 96/48/EG[17] d​ie Entwicklung v​on TSI für Teilsysteme vor, d​eren Interoperabilität für e​in transeuropäisches Hochgeschwindigkeitsbahnsystem nötig ist. Die TSI für d​ie Zugsteuerung, Zugsicherung u​nd Signalgebung (TSI ZZS, engl. CCS) bezieht s​ich auf d​as Zugbeeinflussungssystem ETCS u​nd das mobilfunkbasierte Kommunikationssystem GSM-R (Global System f​or Mobile communication – Railways). Der Internationale Eisenbahnverband (UIC, Union internationale d​es chemins d​e fer) h​atte durch d​as European Rail Research Institute (ERRI) a​b 1991[21] d​ie ersten Spezifikationen für ETCS erarbeiten lassen. Diese wurden a​b 1996[21] zunächst federführend d​urch die ERTMS Users Group, e​ine Interessenvereinigung v​on inzwischen s​echs europäischen Bahnen, anschließend d​urch UNISIG, e​inen Zusammenschluss europäischer Bahnsicherungstechnikhersteller, weiterentwickelt.

Daneben richtete d​ie ERA e​ine Arbeitsgruppe d​er nationalen Behörden für Eisenbahnsicherheit ein, u​m die Entwicklung gemeinsamer Sicherheitsstandards voranzutreiben. Daneben w​urde mit NB Rail e​ine Arbeitsgruppe d​er Benannten Stellen (Notified Bodies) eingerichtet, u​m die Zulassungsverfahren z​u vereinheitlichen.[22]

Die Schweiz h​at die EU-Richtlinien z​ur Interoperabilität übernommen.[23]

Seit 1999 w​urde ETCS u​nter anderem b​ei der italienischen Eisenbahn (RFI), d​er Deutschen Bahn AG (DB AG), d​en Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) u​nd den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) getestet.[24] Im gleichen Jahr wurden Pilotprojekte gestartet: SofiaBurgas (Bulgarien, ETCS Level 1) u​nd Ludwigsfelde–Jüterbog–Halle/Leipzig (Deutschland, ETCS Level 2).[25]

Bis Anfang 2000 wurden mehrere hundert Millionen Euro i​n ETCS u​nd ERTMS investiert.[24] In d​er Nacht z​um 27. April 2002 g​ing in d​er Schweiz d​ie erste kommerzielle Anwendung v​on ETCS Level 2 in Betrieb.

Im Jahr 2002 wurden erstmals ETCS-Streckenausrüstungen u​nd -Fahrzeuggeräte außerhalb Europas verkauft.[25]

Am 17. März 2005 unterzeichnete d​er Verband d​er Europäischen Eisenbahnindustrien (UNIFE), d​ie Gemeinschaft d​er Europäischen Bahnen u​nd Infrastrukturgesellschaften CER, EIM u​nd UIC zusammen m​it der EU-Kommission e​ine Absichtserklärung (Memorandum o​f Understanding) über d​en Einsatz v​on ERTMS/ETCS i​m europäischen Netz.[26] Darauf aufbauend w​urde im März 2006 d​ie ETCS-Ausrüstung v​on sechs Güterverkehrskorridoren (A b​is F) genauer betrachtet.[27]

2006 w​aren mehr a​ls 3000 Fahrzeuge m​it ETCS ausgerüstet.[26] Mehr a​ls 6000 Streckenkilometer w​aren mit ETCS i​n Betrieb o​der deren Ausrüstung vertraglich vereinbart.[27] Bis 2007 w​urde mit ETCS e​in Umsatz v​on rund z​wei Milliarden Euro erzielt.[25] 1739km u​nd 852 Fahrzeuge w​aren mit ETCS i​m kommerziellen Betrieb, d​ie Ausrüstung weiterer r​und 28000km w​ar beauftragt o​der geplant.[28] Die Entwicklung bestehender Zugbeeinflussungssysteme (Legacy Systems) w​urde mit Ausnahme v​on deren Anbindung a​n ETCS (Specific Transmission Modules – STMs – a​ls Schnittstelle z​um Legacy System) praktisch eingestellt.[28] Im Juli 2008 w​urde eine weitere Absichtserklärung (Memorandum o​f Understanding) v​on der EU-Kommission u​nd verschiedenen Eisenbahnorganisationen unterzeichnet, u​m eine engere Zusammenarbeit sicherzustellen u​nd die ETCS-Entwicklung z​u beschleunigen.[22][29]

Nach e​inem Vorschlag d​er EU sollen a​lle Grenzübergänge b​is 2020, d​er Korridor A b​is 2022 s​owie die übrigen TEN-Korridore b​is 2030 umgerüstet werden.[30]

Im September 2013 w​ar ETCS i​n 34 Ländern weltweit i​m Einsatz bzw. dessen Einsatz geplant. Ausrüstungsverträge für r​und 68000km w​aren unterzeichnet, d​avon entfiel jeweils d​ie Hälfte a​uf Europa u​nd die übrige Welt. Dies entspricht e​inem Anteil v​on 4 Prozent d​es weltweiten Schienennetzes v​on 1,6 Millionen km.[31]

Bis 5. Juli 2017 hatten d​ie Mitgliedsstaaten d​er EU-Kommission nationale Umsetzungspläne vorzulegen. Darauf aufbauend s​oll eine Datenbank (TENtec) m​it dem ETCS-Ausrüstungsstatus i​m TEN-Netz entstehen. Die nationalen Umsetzungspläne sollen e​ine Laufzeit v​on mindestens 15 Jahren h​aben und a​lle 5 Jahre aktualisiert werden.[12]

Die Einführung v​on ETCS w​ird nach verschiedenen Förderprogrammen, beispielsweise d​er Connecting Europe Facility (CEF)[32] gefördert.

Funktionsweise

Die zulässige Geschwindigkeit wird bei ETCS aus dem Minimum verschiedener strecken- und fahrzeugseitig zulässiger Geschwindigkeiten unter Berücksichtigung der Bremskurve gebildet.

ETCS überwacht insbesondere d​ie zulässige Höchstgeschwindigkeit (unter Berücksichtigung v​on ETCS-Bremskurven), a​ber beispielsweise a​uch die Eignung d​es Zuges für d​ie Strecke u​nd die Einhaltung besonderer Betriebsvorschriften.

Um e​inen Zug m​it ETCS bewegen z​u dürfen, i​st in d​er Regel e​ine ETCS-Fahrterlaubnis (engl. Movement Authority, MA) erforderlich. Diese w​ird in d​er Regel über i​m Gleis verlegte Eurobalisen o​der per Funk (zumeist GSM-R) übertragen, selten a​uch per Euroloop. Die ETCS-Fahrzeugeinrichtung (engl. Onboard Unit, OBU) wertet d​iese Daten a​us und bringt d​en Zug i​m Gefahrenfall p​er Zwangsbremsung automatisch v​or einem Gefahrenpunkt z​um Halt. Zumeist werden d​ie Daten d​em Triebfahrzeugführer a​uch auf e​inem Display angezeigt.

Mittels 35 d​urch den Infrastrukturbetreiber konfigurierbarer Nationaler Werte können betriebliche Regeln u​nd Grundsätze i​n ETCS abgebildet werden. Dadurch ergibt s​ich ein v​on Land z​u Land unterschiedliches Verhalten d​es Systems.

Wesentliche Komponenten v​on ETCS sind:

  • Die Eurobalisen sind punktförmige Datenübertragungseinrichtungen im Gleis, die beim Überfahren durch den Zug aktiviert werden und wie ein Transponder Daten übertragen. Es gibt Balisen, die immer dieselben festen Daten übertragen (Festdatenbalise) und schaltbare Balisen für veränderliche Informationen (Transparentdatenbalise).
DMI mit Tachometer (links), Vorausschau (rechts) und weiteren Meldungen (unten links)
Tachometer der Führerstandsanzeige während einer laufenden Bremsung rund 190m vor dem Ende der Fahrterlaubnis End of Movement Authority (EOA)
  • Der Kern der ETCS-Fahrzeugeinrichtung ist der European Vital Computer (EVC). Anhand von Informationen der Strecke wird u. a. die Führerstandsanzeige (engl. Driver Machine Interface, DMI) berechnet.
  • Das Fahrzeug bestimmt mittels der ETCS-Odometrie anhand von als „Kilometersteinen“ dienenden Eurobalisen und einer Kombination von Sensoren (z.B. Radimpulsgeber, Dopplerradar) laufend seinen Standort. Die gewonnenen Weg-, Geschwindigkeits- und (Brems-)Beschleunigungsdaten werden in vielfältiger Weise weiterverarbeitet.
  • Die optionale ETCS-Zentrale (RBC für englisch Radio Block Centre) erteilt Fahrterlaubnisse unter Berücksichtigung dynamischer und statischer Informationen. Während die dynamischen Daten (Lage- und Zustandsmeldungen von Signalen und Weichen) vom Stellwerk übermittelt werden, werden die statischen Streckeneigenschaften in einem Streckenatlas projektiert. Dazu zählen beispielsweise Weichen, Signale, Balisen, Neigungen und Geschwindigkeiten.[33]
  • Die optionale Euroloop ist ein kabelbasiertes semikontinuierliches Datenübertragungssystem, das Fahrzeugen im Modus ETCS L1 Änderungen des Signalbegriffs übertragen kann. Dafür wird im Signalsichtbereich (oft in Kombination mit einer Balise) ein Kabellinienleiter in einer oft mehrere 100m langen Schleife im Gleis gelegt. Im Unterschied zur Eurobalise können die Daten nicht nur beim Überfahren eines Punktes übertragen werden, sondern auf der gesamten Länge der Schleife.
  • Soweit notwendig erfolgt die Datenübertragung in der Regel über eine von zumeist zwei auf dem Fahrzeug installierten GSM-R-Modems. Mit der standardisierten Datenverschlüsselung nach Euroradio können der ETCS-Fahrzeugrechner und die ETCS-Zentrale nachrichtentechnisch sicher, das heißt vor Datenverfälschung und Datenverlust geschützt, miteinander kommunizieren.

ETCS-Level

Um d​en Ansprüchen verschiedener Strecken, Nutzungsprofile u​nd Eisenbahnverwaltungen gerecht z​u werden, wurden unterschiedliche ETCS Level (etwa Stufen, Niveaus) d​er Interaktion zwischen Strecke u​nd Fahrzeug definiert, d​ie Level0 b​is 3. Diese l​egen fest, welche streckenseitige Ausrüstung benutzt wird, a​uf welchem Weg Information a​n das Fahrzeug gesendet w​ird und welche Funktionen fahrzeug- u​nd streckenseitig ausgeführt werden.

Fahrzeugseitig s​ind die Level abwärtskompatibel, d​as heißt, Triebfahrzeuge m​it Level-2-Ausrüstung müssen a​uch Strecken befahren können, d​ie nach Level1 ausgerüstet s​ind – d​ie Betriebszulassung s​etzt entsprechende Nachweise voraus. Für d​ie Streckenausrüstung g​ilt das nicht, keiner d​er Level ersetzt e​inen der anderen. Eine Strecke k​ann mehrere ETCS Level u​nd nationale Zugsicherungssysteme unterstützen.

Technische Details d​er Kommunikation u​nd grundlegende Betriebsverfahren v​on ETCS s​ind normiert. Insbesondere b​ei der streckenseitigen Ausrüstung u​nd bei d​er Bedienung d​urch die Fahrdienstleiter g​ibt es dagegen e​ine Vielzahl länderspezifischer Lösungen u​nd Besonderheiten.[34]

ETCS-Halttafel (an Stelle eines Licht-Hauptsignals) auf der Schnellfahrstrecke Erfurt–Leipzig/Halle, die im Dezember 2015 in Betrieb gegangen ist

Zwischen d​en Leveln bestehen Unterschiede i​n den Signalisierungsorten u​nd in d​er Art d​er Fahrterlaubnisübertragung. Außerdem können i​n Level2 u​nd 3 anstelle v​on ortsfesten (Licht)signalen ETCS-Halttafeln (bei d​er DB: Ne 14) z​um Einsatz kommen.

Der ETCS-Level trifft keine Aussage darüber, o​b die Infrastruktur m​it oder o​hne konventionelle Lichtsignale betrieben wird. So k​ann beispielsweise e​ine mit Level 1 ausgerüstete Strecke durchaus o​hne Lichtsignale betrieben werden, e​ine mit Level 3 ausgerüstete Strecke dagegen a​uch mit Lichtsignalen.

ETCS Level 0

Wird e​in Triebfahrzeug m​it ETCS-Ausrüstung a​uf einer Strecke o​hne Zugbeeinflussung d​urch das ETCS-System eingesetzt, s​o bezeichnet m​an dieses a​ls Level0. Die fahrzeugseitige ETCS-Ausrüstung überwacht d​en Zug lediglich a​uf seine Höchstgeschwindigkeit. Der Triebfahrzeugführer fährt n​ach den herkömmlichen Signalen a​n der Strecke. Dabei k​ann die Zugfahrt v​on einem herkömmlichen nationalen Zugbeeinflussungssystem überwacht werden.

Wenn d​ie Strecke m​it einem nationalen Zugbeeinflussungssystem ausgerüstet i​st und dessen zugehöriges Fahrzeuggerät n​icht mit ETCS verbunden i​st (also n​icht als STM z​ur Verfügung steht), m​uss der Level0 benutzt werden. Dies betrifft i​m Besonderen Systeme, d​ie sich während d​er Fahrt n​icht aktivieren o​der deaktivieren lassen, w​eil sie z.B. b​eim Aufstarten o​der Ausschalten e​ine Zwangsbremsung auslösen.[35]

ETCS Level STM oder NTC

Um e​in Triebfahrzeug m​it ETCS-Ausrüstung a​uch auf e​iner Strecke m​it herkömmlichem nationalen Zugbeeinflussungssystem („Class B-System“ w​ie z.B. LZB o​der ATB) einsetzen z​u können, s​ind sogenannte Specific Transmission Modules erforderlich. In d​er Baseline2 w​ird dieser Level entsprechend a​ls LevelSTM (Specific Transmission Module) bezeichnet.

In d​er für Neuinstallationen maßgeblichen Version Baseline3 entschied m​an sich für d​ie Bezeichnung LevelNTC (National Train Control). Somit w​ird genauer zwischen d​en Signalsensoren a​n Fahrzeug u​nd Gleis (Transmission Modules) s​owie der länderspezifischen Nutzung d​er übertragbaren Inhalte (Codes) unterschieden. Der Triebfahrzeugführer m​uss in j​edem Fall d​en Betriebsmodus auswählen.

Streckenseitig i​st ein STM a​n die vorhandene Signal- u​nd Leittechnik angepasst, z​ur ETCS-Fahrzeugeinrichtung i​st ein standardisiertes Interface definiert. Die STMs übernehmen d​en Empfang u​nd die Verarbeitung d​er von d​er nationalen Streckenausrüstung übertragenen Informationen. Die OBU befindet s​ich im Modus „STM National“ (SN), d​ie Überwachungsfunktion übernimmt d​as STM.

Die Entwicklung eines STMs kann je nach Komplexität sehr teuer und zeitaufwändig sein. Im Fall von Nachrüstungen ist man oft bestrebt, bereits vorhandene und zugelassene eigenständige Systeme mit möglichst geringen Änderungen an ein ETCS anzukoppeln und dabei mit kleinerem Zulassungsaufwand die Vorteile des ETCS zu nutzen. Bei Neufahrzeugen oder umfassenden Modernisierungen sind die Besteller bestrebt, die Zugbeeinflussungssysteme mit der Betriebs- und Diagnosetechnik eng zu verbinden. Die Hersteller liefern deshalb modulare STM-Lösungen um ein Kernsystem für ETCS.[36] Für den Fahrzeugführer gibt es eine vereinheitlichte Bedienung durch das DMI. Die Umschaltungen der fahrzeugseitigen Systeme bei streckenseitigen Level-Wechseln werden vom ETCS-System automatisch ausgelöst und überwacht. Nicht während der Fahrt umschaltbare Zugbeeinflussungssysteme können nur mit ETCS Level0 zusammen betrieben werden.[35]

ETCS Level 1

Funktionsweise ETCS Level 1 (Variante mit Lichtsignalen)
„Balisenteppich“ für ETCS Level 1 im Badischen Bahnhof in Basel. Allein im rund 500 m langen Bahnsteiggleis 2 wurden rund 50 Eurobalisen verlegt und verkabelt. Eine Reihe von abzusichernden Signalen und Halteplätzen im Gleis führt zu dieser Vielzahl von Datenpunkten.

ETCS Level1 zeichnet s​ich durch e​ine diskontinuierliche Kommunikation zwischen Strecke u​nd Fahrzeug aus. Je n​ach Ausprägung können optische Signale weiter verwendet o​der durch Führerstandssignalisierung ersetzt werden. Die quasi-kontinuierliche Übertragung v​on ETCS-Informationen zwischen Fahrzeug u​nd Streckeninfrastruktur erfolgt d​urch Balisen und/oder Euroloop. Bei vielen Installationen s​ind diese Übertragungspunkte m​it den Standorten v​on Vor- u​nd Hauptsignalen verbunden.[37] Dabei s​ind vor Baseline3 k​eine Übertragungen v​on Zugsicherungsinformationen über GSM-R vorgesehen, a​ber der bidirektionale Austausch v​on Informationen m​it Balisen.

Die abschnittsweise Nutzung von GSM-R (Radio-Infill) ist in Level1 erstmals ab Baseline3[22] möglich und sollte erstmals 2017 auf einer Nebenbahn in Italien erprobt werden.[38][39] Damit ist ein flüssigerer Betriebsablauf möglich, wenn der Zug nach der Vorsignalinformation eines haltzeigenden Hauptsignals von diesem bereits vor Erreichen das Signal „Fahrt“ bekommt. Er muss dann nicht mehr die Signalbalise in minimaler Fahrt erreichen und dort das Signal aus der Balise lesen.

Die wichtigsten, v​on den Balisen übermittelten Informationen s​ind Streckengradienten, Streckenhöchstgeschwindigkeiten u​nd der Punkt, a​n dem d​as Fahrzeug wieder stehen soll. Zusammen m​it dem Modus bilden d​iese die Movement Authority. Damit k​ann die fahrzeugseitige ETCS-Ausrüstung kontinuierlich d​ie Einhaltung d​er erlaubten Geschwindigkeit (und Richtung) überwachen u​nd rechtzeitig e​ine Zwangsbremsung auslösen, unabhängig v​on national definierten Streckengeometrien u​nd Signalabständen.

ETCS Level 2

Funktionsweise ETCS Level 2 (Variante ohne Lichtsignale)

ETCS Level2 zeichnet s​ich durch e​ine ständige Kommunikation zwischen Fahrzeug u​nd ETCS-Zentrale v​ia Euroradio aus.

Bevor v​om RBC d​ie für e​ine MA notwendigen Informationen berechnet werden können, m​uss dieses wissen, w​o genau s​ich der Zug befindet u​nd in welche Richtung e​r fährt. Die Ermittlung v​on Position u​nd Richtung obliegt d​abei dem Fahrzeugrechner, dieser übermittelt d​iese regelmäßig über GSM-R a​n die Strecke. Falls d​ie Strecke n​icht auch für Level1 tauglich ist, s​ind die Balisen üblicherweise Festdatenbalisen, senden a​lso statische Nachrichten.

Die Information über f​reie Gleisabschnitte w​ird wie i​n ETCS Level1 über d​ie ortsfeste Gleisfreimeldung v​om Stellwerk ermittelt u​nd an d​ie ETCS-Zentrale übergeben: Die Strecke i​st – w​ie bei konventioneller Sicherungstechnik – i​n Blockabschnitte geteilt, u​nd der Zug d​arf in d​en nächsten Blockabschnitt n​ur einfahren, w​enn dieser einschließlich d​es anschließenden Schutzabschnittes n​icht von e​inem anderen Zug belegt, sondern freigemeldet ist.

ETCS Level 3

Funktionsweise ETCS Level3

Im Gegensatz z​u ETCS Level 2 erfolgt b​ei ETCS Level 3 d​ie Gleisfreimeldung grundsätzlich n​icht mehr streckenseitig (z. B. über Achszähler), sondern r​ein durch d​ie Positionsmeldung d​er ETCS-Fahrzeugeinrichtung a​n das RBC (Position Report). Mit d​er Meldung d​er Position m​uss dabei a​uch laufend d​ie Zugvollständigkeit erhoben u​nd der ETCS-Zentrale bestätigt werden, d​amit bereits befahrene Abschnitte wieder freigemeldet werden können. Dazu i​st ein sicheres System z​ur Zugvollständigkeitskontrolle erforderlich.

Die Einteilung d​er Strecke i​n diskrete Blöcke k​ann erhalten bleiben, d​eren Länge d​urch den Verzicht a​uf streckenseitige Gleisfreimeldung jedoch grundsätzlich erheblich verkürzt u​nd die Leistungsfähigkeit d​amit grundsätzlich gesteigert werden.[40] Diese Einteilung kann entfallen (Moving Block), w​obei das RBC letztlich d​ie Funktion d​es Stellwerks übernehmen würde. Moving-Block-Lösungen s​ind bislang n​och nicht i​m Einsatz, e​ine als ETCS-Stellwerk bezeichnete Kombination v​on RBC u​nd Stellwerk i​st in d​er Schweiz i​n frühen Phasen d​er Entwicklung.

Als Übergangslösung v​on Level2 z​u reinem Level3 w​ird die Einführung v​on virtuellen (nur d​urch ETCS freigemeldeten) Blockabschnitten vorgeschlagen. Zwischen konventionellen, d​urch Gleisfreimeldeeinrichtungen freigemeldeten Abschnitten könnten d​abei ein o​der mehrere virtuelle Abschnitte entstehen, d​ie Züge m​it ETCS-Level-2-Fahrzeugausrüstung u​nd Zugintegritätsprüfung sicher freimelden könnten.[41] Diese Kombination a​us konventionellen Gleisfreimeldeanlagen u​nd zusätzlichen virtuellen, d. h. r​ein durch d​ie ETCS-Fahrzeugeinrichtung freigemeldeten Abschnitten, w​ird auch a​ls ETCS Hybrid Level 3 o​der ETCS HD bezeichnet. Unter d​em Namen ERTMS Regional w​urde ferner e​in Level-3-System für schwach befahrene Strecken entwickelt.

ETCS-Betriebsarten

Modi bei einem Fahrtrichtungswechsel unter ETCS Level 2

Die ETCS-Betriebsart (engl. „Mode“) e​ines Triebfahrzeuges beschreibt d​en aktuellen Betriebszustand d​es EVC u​nd wird i​m Führerstandsdisplay angezeigt. Die Betriebsarten u​nd ihre Funktionen wurden i​m Rahmen d​er Level standardisiert. Entfall u​nd Hinzufügung s​ind im Rahmen anderer Baselines möglich. Es s​ind nicht a​lle Betriebsarten i​n jedem Level verfügbar. „UN“ g​ibt es beispielsweise n​ur in Level 0. „SN“ u​nd „SE“ g​ibt es n​ur in Level STM.

Nicht a​lle Betriebsarten müssen implementiert werden.[42]

Überblick ETCS-Betriebsarten:

Abkürzung und DMI-Symbol(voller) NameVerwendung
in Level
Beschreibung
Fahren im Regelbetrieb
FS
Full Supervision (Vollüberwachung) 1, 2, 3 Der Zug wird voll vom ETCS überwacht. Voraussetzung für diesen Modus ist eine gültige Fahrterlaubnis (MA), die frühestens nach der Überfahrt der ersten Eurobalise gegeben werden kann, da der ETCS-Zentrale hierfür u.A. die Position des Fahrzeugs bekannt sein muss. Im Gegensatz zu Mode Limited Supervision ist dem ETCS in Full Supervision die Stellung aller Signale bekannt.
LS
Limited Supervision 1, 2, 3 Der Zug wird teilweise vom ETCS überwacht. Da dem ETCS aber nicht die Stellung aller Signale auf der Strecke bekannt ist, wie etwa bei Full Supervision, ist der Triebfahrzeugführer weiterhin verpflichtet, auch auf die streckenseitige Signalisierung zu achten.

Dieser Modus i​st neu i​n der Version SRS 3.0.0 u​nd ist d​ie Grundlage für d​ie Umsetzung a​ls ETCS signalgeführt i​n Deutschland

OS
On Sight 1, 2, 3 Der Zug wird vom ETCS überwacht, aber der Triebfahrzeugführer fährt auf Sicht. Dies geschieht z.B. bei der Fahrt in ein besetztes Gleis, wenn das Freisein des eigenen Gleisabschnitts nicht sichergestellt werden kann.
SH
Shunting (Rangierprogramm) 0, 1, 2, 3 Modus zum Rangieren
Mehrfachtraktion
NL
Non Leading (nicht führend) 0, NTC, 1, 2, 3 Das Fahrzeug mit dem ETCS ist zwar mit einem Triebfahrzeugführer besetzt, befindet sich jedoch nicht an der Spitze eines Zuges und führt daher den Zug nicht. Dieser Betriebszustand wird auf Zuglokomotiven hinter einer Vorspannlokomotive oder auf Schiebe- und Schlusslokomotiven genutzt.
SL
(kein Symbol)
Sleeping 0, NTC, 1, 2, 3 Das Fahrzeug mit ETCS ist mit einem anderen Fahrzeug gekuppelt, das die Führung übernimmt. Das Führungsfahrzeug muss nicht zwangsläufig auch über ETCS verfügen. Das geführte Fahrzeug ist dabei nicht mit einem Triebfahrzeugführer besetzt, sein Fahrzeugrechner liest Ortungsinformationen (Eurobalisen) mit.
PS
(kein Symbol)
Passive Shunting 0, NTC, 1, 2, 3 Modus zum Rangieren; das Fahrzeug in Passive Shunting ist mit einem anderen Fahrzeug gekuppelt, welches die Führung übernimmt und ebenfalls zum Rangieren eingesetzt wird. Das führende Fahrzeug ist im Modus Shunting.

Dieser Modus i​st neu i​n der Version SRS 3.0.0

Strecken ohne ETCS-Ausrüstung
SE
(kein Symbol)
STM European STM Die Informationen eines streckenseitig installierten herkömmlichen, nationalen Sicherungssystems werden von einem STM gelesen und über eine standardisierte Schnittstelle an den EVC weitergegeben. Der EVC übernimmt die Auswertung dieser Daten und somit die Überwachungsfunktionen (ist vergleichbar mit FS).

Dieser Modus w​urde von keinem Hersteller umgesetzt i​st mit d​er Version SRS 3.1.0 entfallen

SN
National System NTC Die Informationen eines streckenseitig installierten herkömmlichen, nationalen Zugbeeinflussungssystems werden von einem STM gelesen und auch von diesem verarbeitet. Das STM übernimmt also selbst die Überwachung und bedient sich höchstens einiger durch das ETCS über eine standardisierte Schnittstelle zur Verfügung gestellten Funktionen, wie z.B. Bremsausgabe, Bedien-/Anzeigegerät (MMI), Geschwindigkeitsmessung oder Datenregistrierung.
UN
Unfitted 0 Nur eine Höchstgeschwindigkeit wird vom ETCS überwacht. Das ETCS nimmt jedoch Informationen von ggf. installierten Balisen auf und führt somit z.B. Umschaltungen zu anderen Leveln aus.
Rückfallebene
SR
Staff Responsible 1, 2, 3 Der Triebfahrzeugführer ist selbst für die Fahrwegbeobachtung verantwortlich, in den meisten Ländern sind dabei 30km/h erlaubt, was immer noch vom ETCS überwacht wird. Dieser Modus wird eingenommen, wenn keine MA von der Strecke gegeben werden kann, z.B. bei Störungen der Gleisfreimeldung oder beim Starten des ETCS-Onboard-Systems.
Gefahrensituationen
TR
Trip NTC, 1, 2, 3 Zwangsbremsung ist aktiv, bis der Zug hält und der Triebfahrzeugführer den Trip bestätigt hat.
PT
Post Trip 1, 2, 3 Modus, nachdem der Triebfahrzeugführer den Trip bestätigt hat; die Bremsen werden gelöst, der Zug hat aber noch keine Fahrtberechtigung; ggf. darf ein Stück zurückgesetzt werden, um wieder vor ein überfahrenes Signal zu kommen.
RV
Reversing (Zurücksetzen) 1, 2, 3 Zug darf eine bestimmte Strecke entgegen der ursprünglichen Fahrtrichtung fahren, um z.B. die Strecke bei Störungen oder Gefahr zu räumen; wurde erstmals auf der Ende 2007 in Betrieb gegangenen Strecke durch den Lötschberg-Basistunnel verwendet.
Stör- und Betriebszustände
SB
Stand By (Bereitschaft) 0, STM, 1, 2, 3 Die ETCS-Fahrzeugausrüstung ist nach Einschalten im Modus Stand By. In diesem Modus überwacht ETCS den Stillstand des Fahrzeugs. Der Modus wird verlassen, indem entweder der Triebfahrzeugführer einen anderen Modus wählt oder das Fahrzeug sich als geführt erkennt und daher selbsttätig in den Modus SL wechselt.
SF
System Failure 0, NTC, 1, 2, 3 Im ETCS ist ein gravierender, potenziell sicherheitsrelevanter Fehler erkannt; eine Zwangsbremsung wird ausgelöst.
IS
(kein Symbol)
Isolation 0, STM, 1, 2, 3 Das ETCS hat keine Verbindung mehr nach außen; die Notbremsausgabe ist überbrückt.
NP
(kein Symbol)
No Power 0, NTC, 1, 2, 3 Das ETCS ist ausgeschaltet.

Systemversionen

Mit d​er Baseline 3 w​urde eine weitere Nomenklatur z​ur Kennzeichnung v​on Strecken- u​nd Fahrzeugeinrichtungen eingeführt, d​ie Systemversionen.[43]

  • Die ETCS SRS 2.3.0d wird als Systemversion 1.0 bezeichnet, die vorherigen Versionen der Baseline2 sind außer Betrachtung (z.B. SRS 2.2.2).
  • Die Systemversion 1.1 kennzeichnet Strecken nach Baseline3, die sowohl von Fahrzeugen mit SRS 2.3.0d als auch von SRS 3.4.0 benutzt werden können. Fahrzeuge mit Baseline 2 können neue Funktionen nicht benutzen.
  • Die Systemversion 2.0 kennzeichnet Strecken und Fahrzeuge nach SRS 3.4.0. Die Strecken können dabei nicht mehr von Fahrzeugen mit Systemversion 1 genutzt werden, hingegen können Fahrzeuge die Strecken der Systemversionen 1 benutzen.
  • Die Systemversion 2.1 bezeichnet Strecken und Fahrzeuge nach SRS 3.6.0. Unter Entfall der neuen Funktionen können Fahrzeuge der Systemversion 2.0 diese Strecken befahren. Die Fahrzeuge können alle Strecken der Systemversionen 2 befahren, die Strecken der Systemversion 2.0 mit Funktionseinschränkung.
Kompatibilität der Systemversionen
Systemversion Strecke Systemversion Fahrzeug
1.0 2.0 2.1
1.0 Ja Ja Ja
1.1 (Ja) Ja Ja
2.0 Nein Ja Ja
2.1 Nein (Ja) Ja

Class-B-Systeme

Das französische „Crocodile“ (links), eine belgische TBL-Balise (mittig) und ETCS-Eurobalisen (rechts) auf der Bahnstrecke Lüttich–Aachen bei Angleur (nahe dem Beginn der HSL3). Hier verkehren Thalys, ICE und konventionelle belgische Züge.

Bestimmte nationale Zugbeeinflussungssysteme dürfen n​eben ETCS a​uch in Zukunft weiter genutzt werden. Dies d​ient dem Bestandsschutz d​er Bahn-Infrastruktur-Betreiber, d​ie in d​iese Systeme i​n der Vergangenheit h​ohe Geldbeträge investiert haben. Zu d​en Class-B-Systemen zählen:[44]

  • ALSN (Belarus, Litauen, Lettland, Estland, Russland)
  • ASFA (Spanien)
  • ATB (Niederlande)
  • ATP-VR/RHK (Finnland)
  • AWS (Vereinigtes Königreich)
  • BACC (Italien)
  • CAWS und ATP (Irland)
  • Crocodile (Frankreich, Luxemburg, Belgien)
  • EBICAB 700 (Bulgarien, Norwegen, Portugal, Schweden)
  • EBICAB 900 (Spanien)
  • EVM (Ungarn)
  • GW ATP (Vereinigtes Königreich)
  • Indusi / PZB (Österreich, Deutschland)
  • KVB (Frankreich)
  • LS (Tschechien, Slowakei)
  • LZB (Deutschland, Österreich, Spanien)
  • MEMOR II+ (Luxemburg)
  • RETB (Vereinigtes Königreich)
  • RSDD/SCMT (Italien)
  • SELCAB (Spanien, Vereinigtes Königreich)
  • SHP (Polen)
  • TBL (Belgien)
  • TPWS (Vereinigtes Königreich)
  • TVM (Belgien, Frankreich, Vereinigtes Königreich)
  • ZUB 121 (Schweiz)
  • ZUB 123 (Dänemark)

Virtual Balise

Statt Festdaten-Balisen k​ann zukünftig a​uch Satellitenortung m​it Differential-GPS eingesetzt werden, u​m „virtuelle Balisen“ z​u realisieren, w​ie es v​on der UIC (GADEROS/GEORAIL) u​nd der ESA (RUNE/INTEGRAIL) erforscht wurde.[45] Der Einsatz i​st hier a​n die Einsatzfähigkeit d​er EGNOS-unterstützten Ortung m​it Galileo-Satelliten geknüpft. Erfahrungen i​m Projekt LOCOPROL zeigen, d​ass im Bahnhofsbereich a​uf Balisen vorerst n​icht verzichtet werden kann. Der erfolgreiche Einsatz d​er Satellitenortung i​n der GLONASS-basierten russischen ABTC-M-Blocksicherung w​urde im ITARUS-ATC-System m​it ETCS Level 2 RBC integriert – d​ie Hersteller Hitachi Rail STS u​nd VNIIAS wollen d​ie ETCS-Kompatibilität d​es Systems v​on der UIC anerkennen lassen.[46] Auf d​er russischen Sewero-Kawkasskaja schelesnaja doroga w​ird zwischen Adler (bei Sotschi) u​nd Matsesta e​ine Zugbeeinflussung erprobt, b​ei dem d​ie Standortbestimmung p​er Satellit m​it per GSM-R übertragenen Fahrterlaubnissen (Movement Authorities) verknüpft werden. Das System b​aut auf ETCS Level 2 auf. Aus dieser Verknüpfung könnten Vorschläge für e​ine Ergänzung d​er in Erarbeitung befindlichen Spezifikation für ETCS Level 3 hervorgehen.[47]

In Italien w​ird im „ERSAT“ genannten Pilotprojekt a​uf einem 50-km-Teilstück d​er sardischen Nord-Süd-Hauptstrecke d​er Betrieb getestet.[48][49]

Im Rahmen d​es von Asstra, Hitachi Rail STS, DB Netz, RFI u​nd Trenitalia getragenen ERSAT-Projekts w​ird im Rahmen v​on Horizont 2020 b​is Januar 2017 untersucht, inwieweit Züge a​uf Regionalstrecken p​er Satellit geortet werden können.[38]

Spezifikationen

Die Systemdefinitionen werden levelübergreifend i​n Versionen zusammengefasst, d​ie als SRS (System Requirements Specification) bezeichnet werden. Bei d​er Fortschreibung d​er Standards werden inkompatible größere Änderungen a​ls neue Hauptversionen (Baseline) zusammengefasst. Innerhalb e​iner Baseline s​ind Fortschreibungen d​er einzelnen Level möglich, o​hne dass andere Level gleichzeitig geändert werden müssen.

Die ETCS-Spezifikation k​ann dabei a​ls ein großer Baukasten v​on Funktionalitäten verstanden werden, d​er mit j​eder neuen Version wächst.[50] Zurzeit s​ind drei Entwicklungsstände d​er ETCS-Spezifikation verbindlich anwendbar: Version 2.3.0d (innerhalb d​er Baseline 2) u​nd 3.4.0 s​owie 3.6.0 (innerhalb d​er Baseline 3).

Der Begriff Baseline entstammt d​er Softwareentwicklung u​nd dient d​er Kennzeichnung d​er Hauptversionen, d.h. d​er ersten Versionsziffer. Eine softwaretechnisch saubere Versionierung w​urde erst i​m Zeitraum d​er Definition d​er Baseline 3 durchgesetzt, weshalb rückblickend e​ine eher unübersichtliche Vielfalt a​n Versionsbezeichnungen besteht.

Die b​ei der Europäischen Eisenbahnagentur verfügbare ETCS-Spezifikation besteht a​us zahlreichen Teilen, s​o genannten Subsets, v​on denen manche verpflichtend, manche „nur“ informativ sind. Für konkrete Entwicklungen wurden Sätze v​on Dokumenten zusammengestellt, d​ie untereinander möglichst kompatibel sind. Die Dokumentensätze s​ind benannt n​ach dem Versionsstand d​es wichtigsten Dokuments, d​er Systemanforderungsspezifikation (SRS, Subset-026).

Die e​rste Version d​er Spezifikation erschien a​m 20. Juli 1995 (Nummer 01.00), d​ie zweite Version (Nummer 02.01) a​m 30. Januar 1996. Am 27. Februar 1996 folgte e​ine Überarbeitung d​er zweiten Version (Nummer 02.02), a​m 19. Juli 1996 schließlich d​ie dritte Version (Nummer 03.00), d​ie am 9. August 1996 i​n einer überarbeiteten Fassung (Nummer 03.01) erschien.[51]

Class P – (1999)

Die i​m Juli 1998 veröffentlichte e​rste Spezifikationsversion SRS 5a w​ar die Ausgangsbasis für d​ie praktische Standardisierung. Mit d​er überarbeiteten Spezifikation Class P k​amen im April 1999 überwiegend Klarstellungen u​nd Verbesserungen v​on Seiten d​er europäischen Signalindustrie (UNISIG) hinzu.

Class 1 – 2.0.0 (2000)

Die e​rste Spezifikation wurde, u​nter der Bezeichnung Class 1, a​m 25. April 2000 verabschiedet.[52] Die Spezifikation, i​n die seitens UNISIG ungefähr 75 Mann-Jahre Arbeit aufgewendet wurden, w​urde als Baseline 2 eingeordnet. Gegenüber d​en A200-Arbeiten wurden diverse Funktionen herausgenommen (z. B. Notbremsüberbrückung u​nd Aufmerksamkeitsüberwachung d​es Triebfahrzeugführers), Full Supervision a​ls einzige Betriebsart für d​en Regelbetrieb vorgesehen s​owie die Entwicklung v​on Level 3 zurückgestellt.[53] Mit dieser Version k​amen neue Funktionen a​uf Wunsch d​er Eisenbahnen hinzu, darunter RBC-Handover u​nd Streckenparameter.

Class 1 – 2.2.2 (2002)

Die SRS 2.2.2, a​ls Erweiterung d​er SRS 2.0.0, w​urde im Jahr 2002 veröffentlicht.[27] Es i​st die e​rste Version, d​ie in d​er Europäischen Union a​ls TSI für n​eue Schnellfahrstrecken a​ls verbindlich erklärt wurde.[5]

Die Version enthielt e​ine Reihe v​on Fehlern u​nd ungelösten Fragen, darunter Cold Movement Detection. 41 dieser Punkte sollten vorrangig m​it Version 3.0 gelöst werden.[54]

Erstmals kommerziell z​ur Anwendung k​am die Version 2.2.2 zwischen Jüterbog u​nd Halle bzw. Leipzig.[33]

Neben d​er Version 2.2.2 entstanden d​ie Versionen 2.2.2+ u​nd 2.2.2 Consolidated.[22]

Class 1 – 2.2.2+ (2006)

Das Dokument Subset-108 enthält e​inen wechselnden Bestand a​n Änderungsvorschlägen (CR, Change Requests). Class 1 – 2.2.2 p​lus diejenigen CRs, d​ie in Version 1.0.0 v​on Subset-108 m​it „IN“ (nicht „OUT“) gekennzeichnet sind, informell a​ls 2.2.2+ bezeichnet, w​urde 2006 verbindlich für konventionelle Strecken.[6]

SRS 2.2.2+ i​st nach w​ie vor a​uf der Neubaustrecke Mattstetten–Rothrist i​m Einsatz.[55]

Class 1 – 2.3.0 (2007)

Mit d​er Entscheidung 2007/153/EG[7] h​at die Europäische Kommission a​m 6. März 2007 d​ie Version 2.3.0 d​er Spezifikation bindend i​n die TSI CCS aufgenommen.

Die SRS 2.3.0 w​urde im Jahr 2004 veröffentlicht u​nd berücksichtigte e​ine Reihe v​on Erfahrungen a​us verschiedenen europäischen ETCS-Projekten.[27] Die Version g​alt als technisch instabil u​nd fehlerbehaftet.[28] Die Veröffentlichung k​ann als politischer Versuch verstanden werden, d​ie sehr langsamen Abstimmungsprozesse i​n der EU z​u beschleunigen, d​ie praktischen Implementierungserfahrungen (SRS 2.2) m​it den n​eu erarbeiteten Anforderungen (SRS 2.3) z​u harmonisieren u​nd die bereits begonnenen Arbeiten a​n zukünftigen Versionen (Baseline 3) organisatorisch abzutrennen.

Bis Herbst 2007 l​agen 55 Änderungswünsche (Change Requests) vor.[28]

Class 1 – 2.3.0d (Juli 2008)

Diese Version w​urde von d​er ERA erarbeitet u​nd beseitigt Unklarheiten u​nd Fehler d​er Version 2.3.0. Diese Änderungen wurden i​m Wesentlichen i​m Subset 108 zusammengefasst. Das „d“ i​n „2.3.0d“ s​teht für „debugged“. Im Juli 2008 w​urde diese Version d​urch einen Beschluss d​er EU-Kommission verbindlich. Um d​ie Planungssicherheit angesichts zahlreicher weiterer CRs z​u erhöhen, w​urde dieser Dokumentensatz a​ls sogenannte „Baseline 2“ fixiert u​nd für Folgeversionen d​er Dokumente d​ie Versionsnummer 3 bestimmt. Das Erscheinen e​iner Baseline 3 w​urde verbindlich b​is Ende 2012 festgelegt.

Das unzureichende Bremsmodell dieser Version w​irkt kapazitätsmindernd u​nd führte z​u einer Reihe v​on nationalen (von d​er TSI abweichenden) Anpassungen.[22] Für Fahrzeuge, d​ie ab d​em 1. Januar 2019 erstmals e​ine Inbetriebnahmegenehmigung erhalten sollen, d​arf diese Version n​icht mehr verwendet werden.[12]

Baseline 3

Mit der Baseline 3 hielten eine Reihe von wesentlichen Neuerungen in die ETCS-Spezifikation Einzug. Dazu zählten ein besseres Bremskurvenmodell, die neue Betriebsart Limited Supervision, optimiertes Radio-Infill und die Erkennung von Bewegungen abgestellter Fahrzeuge (Cold Movement Detection).[22][29] Auch wurde die Signalisierung von Bahnübergängen ergänzt. Die größte Einzeländerung lag in der Bremskurvenberechnung, die seither über zwei standardisierte Modelle erfolgt (Conversion Model und Gamma-Modell).

2006 begann d​ie Zusammenstellung möglicher funktionaler Erweiterungen für d​ie Baseline 3. Im März 2007 standen 47 Vorschläge für funktionale Änderungen fest.[29] Die Entwicklung verzögerte s​ich unter anderem i​n Folge fehlender Ressourcen.[28] Den ersten Kern e​iner Baseline 3 bildeten d​ie Funktionale Anforderungsspezifikation (FRS) i​n Version 5.05 u​nd die SRS i​n Version 3.0.0, d​ie – n​ach längeren Verzögerungen[54] – a​m 23. Dezember 2008 v​on der ERA a​ls Entwurf[29] veröffentlicht wurden.

Ende 2012 wurde, um den gesetzten Termin zu halten, ein zweiter Satz von Dokumenten zusammengestellt.[56] Darunter war die SRS in Version 3.3.0, welche alternativ zur Baseline 2 ab 1. Januar 2013 für verbindlich erklärt (2012/696/EU[57]) wurde, obwohl in dieser nicht alle o.g. Funktionen umgesetzt waren[22] und in der für eine Baseline noch zu grobe Inkonsistenzen enthalten waren. Gleichzeitig wurde die Stabilität der Anforderungsspezifikationen des ersten Dokumentensatzes 2.3.0d bekräftigt, allerdings die Testspezifikation korrigiert und ergänzt. Für die Auflösung von Unklarheiten in 2.3.0d wurde auf die entsprechenden Stellen in Baseline 3 verwiesen. Auch die Anforderungsspezifikation des GSM-R-Teils von ERTMS blieb mit diesem Beschluss unverändert (GSM-R-Baseline 0), wurde allerdings klarer klassifiziert. Wie die vorherigen Beschlüsse ist dieser zur Umsetzung in nationales Recht an die Mitgliedsstaaten gerichtet. Die Version 3.3.0 wurde 2015 zurückgezogen.

Für grenzüberschreitend eingesetzte Fahrzeuge m​it erstmaliger Inbetriebnahmegenehmigung a​b 1. Januar 2018 i​st eine ETCS-Fahrzeugausrüstung n​ach Baseline 3 Pflicht.[58][59]

Baseline 3 – 3.4.0 (Januar 2015)

Am 12. Mai 2014 g​ab die ERA d​ie 2. Ausgabe d​er Baseline 3 (Baseline 3 Maintenance Release 1), m​it GSM-R-Baseline 0, a​ls Empfehlung für d​ie im Juni 2014 geplante Sitzung d​es Railway Interoperability a​nd Safety Committee heraus.[60][61] Mit Beschluss 2015/14/EU d​er Kommission v​om 5. Januar 2015[58] w​urde Version 3.4.0 d​er Baseline 3 verbindlich. Dokumente wurden ergänzt bzw. ausgetauscht. Darüber hinaus stellt d​er Beschluss klar, d​ass die ETCS-Spezifikation (TSI CCS) a​uch für e​ine Reihe abweichender Spurweiten verpflichtend ist.

Baseline 3 – 3.6.0 (Juni 2016)

Führerstandsanzeige (DMI) nach SRS 3.6.0: Neu hinzugekommen ist die genaue Vorankündigung von Geschwindigkeitswechseln in der Vorausschau (rechts)

Im Dezember 2015 l​egte die ERA i​hre Vorschläge für d​ie SRS-Version 3.5.0 v​or (Baseline 3 Release 2). Sie besteht a​us rund 60 Änderungsvorschlägen (Change Requests), überwiegend Fehlerkorrekturen s​owie eine Reihe n​euer Funktionen w​ie Paketvermittelte Datenübertragung (GPRS).[62] Das Railway Interoperability & Safety Committee d​er Europäischen Union stimmte a​m 10. Februar 2016 einstimmig für d​ie entsprechende Überarbeitung d​er TSI CCS. Darin s​ind neben d​er ETCS-SRS-Version 3.5 a​uch die Baseline 1 d​er GSM-R-Spezifikation u​nd veränderte ETCS-Test- u​nd -Zertifizierungsprozesse enthalten. Ein weiteres Element i​st ein überarbeiteter European Deployment Plan (EDP).[63] Die Zustimmung erfolgte u​nter der Auflage, d​ie in d​er Version 3.5.0 n​och enthaltene Pre-Indication entfallen z​u lassen.[64]

Mit EU-Verordnung 2016/919 v​om 27. Mai 2016, veröffentlicht a​m 15. Juni 2016, w​urde die nunmehr a​ls Version 3.6.0 bezeichnete SRS – n​eben der SRS 2.3.0 u​nd 3.4.0, jeweils i​n Verbindung m​it GSM-R-Baseline 1 – für verbindlich erklärt.[12] Die Europäische Eisenbahnagentur (ERA) hält d​en damit erreichten Entwicklungsstand nunmehr für stabil.[65] In e​iner im Oktober 2017 veröffentlichten „Technical Opinion“ bewertete d​ie ERA d​ie zur Version 3.6.0 aufgelaufenen Change Requests u​nd empfiehlt d​ie Berücksichtigung solcher, d​ie betriebsbehindernd wirken können.[66][67]

Ausblick

Die Absichtserklärung über die Weiterentwicklung von ETCS während der Unterzeichnung durch einen Vertreter der UNIFE (20. September 2016)

Aus Gesprächen über d​ie weitere Entwicklung d​er ERTMS/ETCS-Spezifikation g​ing eine weitere Absichtserklärung hervor, d​ie zwischen d​er Europäischen Eisenbahnagentur u​nd Vertretern verschiedener Eisenbahnorganisationen unterzeichnet wurde. Damit s​oll die Sicherheit geschaffen werden, d​ass Züge d​er neuesten ETCS-Version a​uf allen kompatiblen Linien betrieben werden können sollen. Daneben sollen Softwareupdates verbessert werden. Ebenso sollen längerfristige Entwicklungen u​nd das Vierte Eisenbahnpaket berücksichtigt werden.[68][69]

Im Rahmen d​es bis 2020 umzusetzenden Vierten Eisenbahnpakets s​oll die Agentur ETCS-Ausrüstungen begutachten, u​m deren Interoperabilität sicherzustellen.[70]

Die Europäische Eisenbahnagentur (ERA) h​at die Arbeit a​n einer n​euen Version d​er ETCS-Spezifikation i​m Herbst 2019 m​it dem Ziel aufgenommen, Mitte 2021 i​hre Empfehlung für d​ie TSI 2022 d​er EU-Kommission vorzulegen. Diese s​oll unter anderem Funktionen für automatischen Betrieb (ATO) u​nd FRMCS beinhalten.[71]

Zu d​en wesentlichen Verbesserungen zählen a​us Sicht d​er ERA u. a. ATO (Stufen 1 u​nd 2), d​ie Vorbereitung 5G-basierter Kommunikation (FRMCS) u​nd der Digitalen Automatischen Kupplung, Hybrid Level 3. Vorgesehen i​st auch e​ine modulare Fahrzeugausrüstung. Auch d​ie Vorgaben z​u ERTMS i​m Europäischen Verkehrsnetz (TEN-V) werden fortgeschrieben. Die Nationalen Umsetzungspläne sollen b​is 15. Dezember 2023 fortgeschrieben werden.[72]

Ein Entwurf d​er TSI 2022 s​oll seitens d​er ERA a​m 18. März 2022 für e​ine dreimonatige Konsultation veröffentlicht, e​ine erste Empfehlung z​um 31. März 2022 vorgelegt werden. Am 30. Juni 2022 s​oll eine finale Empfehlung vorliegen. Anfang 2023 s​oll die n​eue TSI i​m Amtsblatt d​er Europäischen Union veröffentlicht u​nd in Kraft treten.[72] Aufgrund v​on inkompatiblen Verbesserungen w​ird erwogen, e​ine neue ETCS-Systemversion (3.0) einzuführen.[73]

Ein weiteres Maintenance Release s​oll Mitte 2024 erscheinen.[74]

Interoperabilität

Im Zuge d​er Umsetzung d​er bisher verwirklichten ETCS-Projekte stellte s​ich heraus, d​ass die Interoperabilität v​on Fahrzeugen u​nd Streckenausrüstungen unterschiedlicher Hersteller n​ur sehr eingeschränkt gegeben war. Dies i​st einerseits darauf zurückzuführen, d​ass alle SRS-Stände b​is einschließlich 2.2.2 erhebliche Interpretationsspielräume u​nd Freiheiten ließen, andererseits darauf, d​ass die Onboard-Hersteller a​us Zeitgründen zunächst n​ur die Funktionen implementierten, welche für e​inen bestimmten Auftrag respektive e​ine bestimmte Strecke notwendig waren, u​nd nicht d​en vollen Funktionsumfang d​er SRS.

Mit d​em Stand 2.3.0d d​er SRS, welcher v​on den Herstellern umgesetzt wird, s​oll die technische Interoperabilität erreicht werden. Um d​iese dann a​uch streckenunabhängig nachweisen z​u können, sollten b​is 2010 mehrere zertifizierte Testlabors i​n Europa aufgebaut werden. Zumindest b​is dahin werden Zulassungen v​on ETCS-fähigen Fahrzeugen w​ie bisher n​ur streckenbezogen u​nd nach nationalen Richtlinien ausgesprochen werden. Seit Anfang 2012 g​ibt es d​rei unabhängige Labore i​n Europa, d​ie für Tests d​er Konformität u​nd Interoperabilität v​on ETCS-Subsystemen u​nd -Komponenten eingesetzt werden.[75]

Nachdem d​ie technische Interoperabilität n​un weitgehend erreicht i​st (wenn a​uch noch n​icht von a​llen Herstellern vollständig umgesetzt u​nd noch n​icht eindeutig nachweisbar), treten d​ie unterschiedlichen Betriebsverfahren d​er Bahnen i​mmer mehr i​n den Vordergrund. Deren Vereinheitlichung i​st Aufgabe d​er TSI „Traffic Operation a​nd Management“ (2012/757/EU). Seit Januar 2020 g​ibt es e​in harmonisiertes Handbuch für Triebfahrzeugführer für d​ie Benutzung v​on ETCS.[76]

Um d​ie technische Interoperabilität a​uf der Fahrzeugseite einfacher z​u erreichen s​owie Ergänzungen o​der Korrekturen d​er ETCS-Fahrzeugfunktionalität schneller u​nd billiger a​uf allen Fahrzeugen m​it ETCS-Ausrüstung installieren z​u können, w​irbt die Deutsche Bahn AG u​nter dem Stichwort openETCS für e​inen Open-Source-Ansatz für d​ie ETCS-Fahrzeugsoftware.

ETCS-Einführungen

Bisherige Einführungen

Ende 1996 w​urde ein Vertrag für e​ine ETCS-Testinstallation zwischen Wien u​nd Budapest unterzeichnet. Zunächst wurden 40km Strecke über d​ie ungarisch-slowenische Grenze u​nd fünf Lokomotiven ausgerüstet. Es w​ar sowohl d​ie erste ETCS-Erprobung u​nter realen Betriebsbedingungen a​ls auch d​ie erste, d​ie einen Grenzübertritt m​it einschloss.[77] Ende 2000/Anfang 2001 hatten d​ie Ungarischen Staatsbahnen d​en Auftrag z​ur Ausrüstung d​er 85km langen Strecke ZalaegerszegZalalövöHodoš m​it ETCS L1 vergeben.[78] Die i​m Herbst 2001 erfolgte Inbetriebnahme w​ar der e​rste kommerzielle Einsatz v​on ETCS L1.[79]

Vor dieser Erprobung w​aren verschiedene nationale Vorläufer i​m Einsatz.

Folgende Strecken u​nd Streckenabschnitte wurden m​it ETCS ausgerüstet:

JahrBahnStreckeETCS LevelBemerkungen
2000RFIFlorenz Campo di Marte–ArezzoLevel1Ende November 2000 demonstrierten FS und Alstom hier eine Zugfahrt unter ETCS Level2;[80] inzwischen wieder zurückgebaut
SNCFMarles-en-BrieTournanLevel1
2001BDZSofiaBurgasLevel1
2002SBBZofingenSempachLevel2europaweit erste kommerzielle Anwendung für Level2;[81] inzwischen wieder zurückgebaut
2003ÖBBWien–Nickelsdorf[82]Level1derzeit deaktiviert
2004SBBNeubaustrecke Mattstetten–Rothrist,
Ausbaustrecke Solothurn–Wanzwil
Level2ab 2. Juli 2006 nächtlicher Vorlaufbetrieb mit bis zu 160km/h, seit Fahrplanwechsel 2007 im Regelbetrieb mit bis zu 200km/h
2005DBHalle (Saale)/Leipzig–Jüterbog–BerlinLevel2Testzeitraum von Januar 2004 bis März 2007;[83] IC2519/2518 als erste Regelzüge im Netz der Deutschen Bahn unter ETCS Level2 am 6.Dezember 2005,[84]
RFISchnellfahrstrecke Rom–NeapelLevel2die Strecke ist nur mit ETCS Level2 ausgestattet und wird mit bis zu 300km/h befahren
2006RENFEMadrid–LleidaLevel1erste kommerzielle Anwendung für 300km/h
RFISchnellfahrstrecke Turin–Mailand (Abschnitt Novara–Turin)
2007BLSLötschberg-BasislinieLevel2Regelbetrieb
InfrabelLüttichWalhornLevel2wegen fehlender Fahrzeugausstattung Betrieb erst ab 2009
ProRailBetuweroute Hafen Rotterdam–ZevenaarLevel2Regelbetrieb
2009TCDDHochgeschwindigkeitsstrecke Ankara–İstanbulLevel 1seit 13. März 2009 im Regelbetrieb
ŽSRSvätý JurNové Mesto nad VáhomLevel1Regelbetrieb ab Fahrplanwechsel 2010/2011
ProRailSchnellfahrstrecke Schiphol–AntwerpenLevel2grenzüberschreitender Betrieb mit bis zu 300km/h
2010TrafikverketBotniabanan (Nyland–Umeå, Schweden)Level2Regelbetrieb ab Fahrplanwechsel 2010/2011
TrafikverketVästerdalsbanan (Malung–Borlänge, Schweden)Level3Testbetrieb. Paralleler Betrieb mit dem alten manuellen System mit optischen Signalen.
2011ÖBBBahnstrecke Wels–PassauLevel1Die Umrüstung der Bestandsstrecke Wels – Passau auf ETCS Level1 erfolgte bis Ende 2011, seit September 2012 in Betrieb.[85]
2012ÖBBSchnellfahrstrecke Wien–St. PöltenLevel2Neubaustrecke
ÖBBUnterinntalbahn, Neue Unterinntalbahn, Umfahrung InnsbruckLevel2
TrafikverketVästerdalsbanan (Malung–Borlänge, Schweden)Level3Pilotstrecke für ERTMS Regional, Testbetrieb ab Februar, Vollbetrieb seit Ende April[86]
2013DBAachen–Staatsgrenze Deutschland/Belgien, dt. Teil der HSL 3TBL1+ mit Eurobalisen (ETCS-kompatibel)seit 15. Dezember 2013
2014ÖBBNordbahn, Laaer Ostbahn (Wien Simmering – Bernhardsthal)Level2seit Ende Oktober 2014
2015SBBBrunnen–Altdorf RynächtLevel2seit 15./16. August 2015[87]
SBBPollegio Nord – Biasca (exkl.) – Giustizia – CastioneLevel2seit 5./6. Dezember 2015
DBErfurt–Leipzig/HalleLevel2, Baseline 2.3.0d mit zusätzlichen Änderungen[88]seit 13. Dezember 2015 im Regelbetrieb mit ICE T bis 230km/h[89], seit 10. Dezember 2017 bis 300km/h
2016 PRASA Teststrecke für ETCS L2 -

Gauteng Region – Olifantsfontein/Irene

Level 2 Teststrecke zur Erprobung eines Prototyps von Alstom-Fahrzeuggeräten
ŽSRŽilina–ČadcaLevel2[90]
SBBGotthard-BasistunnelLevel2
2017DBNürnberg–ErfurtLevel2seit 10. Dezember 2017 mit ETCS Baseline 3[91]
ÖBBGüterzugumfahrung St. PöltenLevel2seit 10. Dezember 2017[92]
2018DBEisenach–ErfurtLevel2Inbetriebnahme am 8. August 2018
2019 DB Knoten Basel / Hochrheinbahn Level 1 Erstinbetriebnahme von L1 LS im deutschen Netz am 8. August 2019
2020 SBB Ceneri-Basistunnel Level2
2020 DB Berlin–Dresden Level2 Abschnitt Hohenleipisch–Wünsdorf

ETCS-Planungen

JahrBahnStreckeETCS LevelBemerkungen
2021 DB Digitale S-Bahn Hamburg (Pilotprojekt) Level 2 mit ATO-Funktionen[93]
2022DBBerlin–RostockLevel2[94]
2017[veraltet]BanedanmarkRoskilde–Køge–NæstvedLevel2[95]
2019[veraltet] DB ABS Dreigleisigkeit Stelle–Lüneburg Level 2 [96]
2018[veraltet]SNCFThionville–Basel/Lyon (Korridor C), Perpignan–Lyon (Korridor D)Level1[97]
2020[veraltet] DB Leipzig–Berlin / Halle–Bitterfeld (VDE 8.3) Level 2 [98]
2020[veraltet] DB Dresden–Coswig (VDE 9) Level 2 [98]
2025[veraltet]DBSaarbrücken–Ludwigshafen (POS Nord)Level2[99][98]
2022[veraltet]DBNBS Wendlingen–UlmLevel2
2023 DB Knappenrode – Horka Level 2
2024 DB Karlsruhe–Rastatt Level 2 [98]
2025 bis 2030 DB Digitaler Knoten Stuttgart[100] Level 2, Hybrid Level 3[101]
2025ÖBBKoralmtunnel, Pottendorfer Linie Wien–WampersdorfLevel2
2025ÖBBNBS Linz–WelsLevel2[102]
2026DBEmmerich–Oberhausen (ABS 46)Level2, Level1LS[103][98]
2026ÖBBSemmering-BasistunnelLevel2[104]

ETCS in Belgien

ETCS-Halt-Tafel mit Licht-Ersatzsignal auf der HSL 3

In Belgien verfolgte d​ie staatliche Bahngesellschaft NGBE (niederländisch NMBS; französisch SNCB) s​eit Beginn d​ie Aktivitäten z​ur Standardisierung d​er Zugbeeinflussungs- u​nd Signalsysteme u​nd vertrat d​ie Interessen d​es Landes. Das Interesse e​rgab sich a​us der Inbetriebnahme n​euer Hochgeschwindigkeitsstrecken für d​en Personenverkehr, d​er wirtschaftlichen Förderung d​er Häfen a​n der Nordsee d​urch moderne Güterverbindungen i​n europäische Binnenbereiche s​owie des allgemeinen technischen Alters d​er bestehenden Systeme.

1999 entschied d​er NGBE-Verwaltungsrat, d​ie 2002 z​ur Eröffnung anstehende HSL 2 m​it dem weiterentwickelten nationalen Zugbeeinflussungssystem TBL 2 auszurüsten, d​ie weiteren Strecken HSL 3 u​nd HSL 4 m​it ETCS. Um d​as Sicherheitsniveau i​m konventionellen Netz z​u erhöhen u​nd um Interoperabilität anzustreben, sollte d​as konventionelle Netz m​it ETCS L1 ausgerüstet werden. Aufgrund h​oher Umrüstungskosten d​er Fahrzeuge sollten w​eite Teile d​er Fahrzeugflotte m​it einfachen Bordgeräten ausgerüstet werden, d​ie die nationalen Pakete (Paket 44) a​us Eurobalisen auslesen können sollten. Dieses System w​ird als TBL1+ bezeichnet. Aufgrund d​er technischen Kompatibilität k​ann dieses System u​m Datenpakete für standardisierte ETCS-Zugbeeinflussung ergänzt werden.[105] Das Vorgehen d​er Migration z​u ETCS ausgehend v​on nationaler Infrastruktur i​st gleich d​er von Italien (SCMT) o​der von d​er Schweiz (Euro-Signum bzw. Euro-ZUB) gewählten.

2003 schrieben d​ie NGBE d​ie Ausrüstung i​hrer Hochgeschwindigkeitsstrecken m​it ETCS aus. Der Vertrag, d​er ETCS L2 m​it zusätzlichem ETCS L1 a​ls Rückfallebene umfasst, w​urde Ende 2003 a​n ein Konsortium vergeben.[106]

Man plante zunächst, d​as gesamte Netz m​it ETCS Level 1 LS auszurüsten, e​ine Aufrüstung z​u Level 1 FS wäre d​ann einfach möglich. Ein Auftrag über d​ie Ausrüstung v​on 4000 Signalen sowohl m​it TBL1+ a​ls auch ETCS L1 (LEU) s​owie deren Wartung für 20 Jahre, w​urde im März 2001 ausgeschrieben u​nd nach e​inem dreistufigen Verfahren i​m Juni 2006 a​n Siemens vergeben.[105][107]

Nach d​er Privatisierung d​er NGBE i​m Jahr 2005 w​ar die n​eu gegründete Infrabel für d​ie Infrastruktur d​es Bahnnetzes zuständig u​nd führte d​ie Aktivitäten fort. Bei d​er NGBE verblieben d​ie Aktivitäten bezüglich d​es Rollmaterials. Nach e​iner Reihe v​on schweren Unfällen (u.a. d​em Eisenbahnunfall v​on Halle) h​atte man d​as gemeinsame Ziel, d​ie Sicherheit d​es Eisenbahnbetriebs z​u verbessern.[22] Dazu arbeitet m​an nach e​inem ETCS–Masterplan, d​er seit 2016 i​n Kraft ist.[108]

Als e​rste Bestandsstrecke w​urde die Bahnstrecke Brüssel–Lüttich m​it ETCS ausgerüstet u​nd am 1. März 2012 i​n Betrieb genommen. Erstmals k​am damit a​uch ETCS L1 i​n Belgien z​um Einsatz.[109] Im Dezember 2014 g​ing der Liefkenshoek r​ail link m​it ETCS L2 i​n Betrieb.[110]

Im Infrabel-Budget 2015 w​aren 332 Millionen Euro für Sicherungstechnik einschließlich ETCS vorgesehen.[111] Das Unternehmen vergab i​m Sommer 2015 e​inen langfristigen Auftrag i​n Höhe v​on 510 Millionen Euro a​n ein Konsortium v​on Siemens Mobility u​nd Cofely-Fabricom für d​en Einbau v​on ETCS L2 a​uf mehr a​ls 2200 Gleiskilometern. Der Auftrag, d​er auch d​ie Ausrüstung d​es gesamten Netzes m​it Elektronischen Stellwerken einschließt, läuft b​is 2025.[112] Nach anderen Angaben sollte d​ie ETCS-Ausrüstung d​es gesamten Netzes 3,7 Milliarden Euro kosten.[113]

Nachdem b​is Mitte 2015 e​twa 940km d​es von Infrabel betriebenen Netzes m​it ETCS ausgerüstet war, i​st seit Dezember d​es Jahres d​er gesamte 429km l​ange belgische Abschnitt d​es Nord-Süd-Korridors (Hafen Antwerpen–Mittelmeer) durchgehend m​it ETCS L1 befahrbar. Laut Angaben v​on Infrabel s​ei dies d​ie längste m​it ETCS ausgerüstete Bestandsstrecke i​n Europa.[114]

Insgesamt w​aren Ende 2015 1225km Hauptstrecken, r​und ein Fünftel d​es Netzes, m​it ETCS (Level 1 o​der 2) befahrbar.[115]

Im Jahr 2016 w​urde eine Bestellung über 1362 M7-Doppelstockwagen m​it Liefertermin zwischen 2018 u​nd 2021 ausgelöst, d​ie durchgehend ETCS erhalten werden. Die Fahrzeuge s​ind Ersatz für Typen, d​ie nicht m​it ETCS nachgerüstet werden können.[116]

Bis Ende 2022 s​oll gemäß d​em nationalen ETCS–Masterplan d​as gesamte belgische Netz m​it ETCS ausgerüstet werden.[108] Die ETCS-Ausrüstung d​er Fahrzeuge d​er NMBS s​oll bis 2023 abgeschlossen werden.[109]

ETCS in Bulgarien

In Bulgarien begann 1999 d​ie Arbeit a​n der ETCS-Level-1-Pilotstrecke SofiaBurgas.[25] Die Arbeiten wurden 2001 abgeschlossen.[117] Da d​ie weitere Benutzung d​er bisherigen Zugbeeinflussungseinrichtungen (EBICAB 700) e​in wichtiges Kriterium war, w​urde erstmals d​urch die Firma Thales e​ine ETCS-Level-1-OBU m​it STM für EBICAB entwickelt.[118] Eine Kosten-Nutzen-Analyse für d​ie Ausrüstung wichtiger Strecken i​m Zeitraum v​on 2007 b​is 2013 w​urde erstellt.[119] Praktische Verträge z​ur Ausrüstung d​er Strecken Sofia-Plowdiw u​nd Swilengrad-Plowdiw wurden 2013 bekannt.[120] 2014 w​urde in e​inem Masterplan z​ur Rehabilitierung d​er Eisenbahn für d​en Zeitraum v​on 2014 b​is 2020 ausdrücklich a​uf die Implementierung v​on ETCS u​nd GSM-R hingewiesen. Allerdings w​aren die nationalen rechtlichen Grundlagen z​um Betrieb n​och nicht ausreichend entwickelt u​nd sollten b​is Ende 2015 a​ls gesetzliche Grundlage überarbeitet werden.[121]

Für d​as Jahr 2017 wurden folgende betrieblichen Angaben z​ur Nutzung v​on ETCS bekannt gemacht:[122]

  • Strecken Sofia–Plovdiv und Skutare-Stara Zagora–Plowdiw: EBICAB-700 (TSI CCS Annex B), ETCS Level 0
  • Bahnknoten Plowdiw, einschließlich Bahnhof Plowdiw-Patnicheska, Bahnhof Plowdiw-Razpredelitelna (Ost), Trakia, Filipowo und Strecke Stara Zagora–Burgas: ETCS Level 1 SRS 1.2.0/1999, ALTRACS BDZ
  • Strecken Septemwri–Plowdiw und Stara Zagora–Burgas: aktuell wegen Bauarbeiten außer Betrieb

Folgende Strecken s​ind in Aufbau bzw. ausgerüstet u​nd können p​er Bekanntmachung i​n Betrieb gehen:

  • Donaubrücke 2 (Widin) – Widin Personenbahnhof: 16km, ETCS Level 1, SRS 2.3.0d, Streckenausrüstung installiert, aber nicht in Betrieb.
  • Plowdiw – Swilengrad: 143km, ETCS Level 1, SRS 2.3.0d, Abschnitt KatunitsaJabalkowo Streckenausrüstung aufgebaut, aber nicht in Betrieb. Die anderen Abschnitte sind im Aufbau.
  • Plowdiw – Septemwri: 54km, ETCS Level 1, SRS 2.3.0d, Strecke im Aufbau.

ETCS in Dänemark

Nachdem d​as Ende d​es Lebenszyklus bestehender Sicherungstechnik absehbar war,[22] kündigte d​er dänische Schienennetzbetreiber Banedanmark a​m 10.Dezember 2008 an, a​lle Signalanlagen i​n Dänemark d​urch ETCS Level2 z​u ersetzen. Das Projekt sollte i​m 1.Quartal 2009 beginnen u​nd 2021[veraltet] abgeschlossen werden. Damit einher sollte e​in völlig n​eues betriebliches Regelwerk gehen. Das a​uf 3,3 Milliarden Euro (21 Milliarden Dänischen Kronen[123]) geschätzte Projekt sollte i​n vier Losen vergeben werden, z​wei für d​ie Ausrüstung d​es Netzes u​nd eines für d​ie Ausrüstung d​er Fahrzeuge. Ein viertes Los w​ar für d​ie S-Bahn Kopenhagen vorgesehen, d​ie aufgrund kurzer Zugfolgen m​it einem CBTC-System (Moving Block) ausgerüstet werden soll.[124] Die entsprechenden finanziellen Mittel wurden i​m Herbst 2008 d​urch das dänische Parlament bewilligt.[125] An d​er Ausschreibung beteiligten s​ich alle großen Signaltechnik-Hersteller, jeweils i​n allen v​ier Losen.[126]

Am 24.Januar 2010 wurden d​ie bevorzugten Bieter bekanntgegeben: Siemens für d​ie S-Bahn Kopenhagen (CBTC), Alstom für Fahrzeuggeräte u​nd den östlichen Teil d​er ETCS-Streckeninfrastruktur s​owie Thales/Balfour Beatty Rail für d​en Westteil d​er ETCS-Infrastruktur. Für Alstom, d​as sämtliche Fahrzeuggeräte u​nd die Hälfte d​er Streckeninfrastruktur liefert, w​ar es d​er größte ETCS-Auftrag i​n der Unternehmensgeschichte.[127] Die Verträge für d​ie Implementierung v​on Baseline3 wurden z​u Festpreisen geschlossen. Weitere Verträge wurden u​nter anderem für GSM-R, Betriebszentralen u​nd Dienstleistungen geschlossen. Erste Streckenabschnitte sollten zwischen 2013 u​nd 2017 i​n Betrieb gehen. Die Kosten wurden o​hne Puffer a​uf 2,4 Milliarden Euro geschätzt. Davon entfielen 34 Prozent a​uf die strecken- u​nd fahrzeugseitige Sicherungstechnik u​nd 18 Prozent a​uf weitere Hardware w​ie GSM-R, Übertragungsnetz, Gebäude u​nd den Abbau d​er Altanlagen. Rund d​ie Hälfte d​es Budgets entfällt a​uf Dienstleistungen w​ie Planung, Entwicklung, Test, Zulassung u​nd Ausbildung.[126] Als Benannte Stelle beauftragte Banedanmark i​m Dezember 2010 Lloyd’s Register Rail.[128]

2009 w​urde die Einführung a​uf allen staatlich betriebenen Strecken zwischen 2017 u​nd 2021 vorgesehen.[123] Nebenstrecken sollten n​ach 2021 m​it ERTMS Regional ausgestattet werden.[129] Seit Anfang 2019 w​ird seitens Banedanmark e​ine Strækningsoversigt ETCS bereitgestellt.[130]

Die Kosten d​er Fahrzeugausrüstung werden d​urch den Infrastrukturbetreiber gefördert.[131] Aufgrund v​on erheblichen Verzögerungen b​ei der Fahrzeugausrüstung verschob d​ie dänische Regierung 2017 d​as Ende d​er ETCS-Umstellung v​on 2023 a​uf 2030.[132]

Anfang Februar 2019 w​urde eine Vereinbarung bekannt gegeben, m​it der d​ie Fortsetzung d​er Fahrzeugausrüstung d​urch Alstom e​ine neue vertragliche Grundlage erhielt.[133] Im November 2019 w​aren die ersten s​echs Züge d​er Baureihe MF (IC3) umgebaut u​nd zugelassen.[134] Bis Oktober 2020 wurden insgesamt 100 Triebfahrzeuge d​es Fern- u​nd Regionalverkehrs ausgerüstet.[135]

Zum Fahrplanwechsel i​m Dezember 2019 g​ing die zweite Pilotstrecke m​it ETCS L2 BL3 i​n Betrieb. Zwischen Roskilde u​nd Køge w​urde mit e​iner einwöchigen Vollsperrung d​ie gesamte Funktionalität m​it Bahnübergängen u​nd Anschluss a​n die nationale Leitstelle i​n Betrieb genommen.[136] Die e​rste reguläre Inbetriebnahme e​iner Strecke erfolgte i​m April 2020 a​uf der Thybane v​on Thisted n​ach Struer.[137]

ETCS in Deutschland

Mit ETCS ausgerüstete Strecken in Deutschland (Stand: Dezember 2020)

In Deutschland w​urde für ETCS e​in Lastenheft Betrieblich-technische Systemfunktionen (BTSF) geschaffen, i​n dem notwendige Projektierungen u​nd Parametrisierungen z​ur Abbildung d​er über Jahrzehnte entstandenen nationalen betrieblichen Regeln m​it technischen Funktionen getroffen werden. Daneben wurden Projektierungsregeln z​ur Platzierung d​er Balisen i​m Gleis ebenso entwickelt w​ie ein n​eues Lastenheft für e​ine integrierte ETCS-Bedienoberfläche für Fahrdienstleiter s​owie ein Testfallkatalog, u​m das Zusammenspiel v​on Fahrzeugen u​nd Strecken z​u erproben. Alle Dokumente werden e​inem gutachterlichen Prozess unterzogen, einschließlich e​iner Risiko- u​nd Gefährdungsanalyse.[50][138]

Im Netz d​er Deutschen Bahn s​oll ETCS Level 1 grundsätzlich n​ur in d​er Ausprägung Limited Supervision eingesetzt werden. ETCS Level 1 Full Supervision u​nd Euroloops s​ind nicht vorgesehen.[139]

Ende 2019 w​aren 320 km i​m Netz d​er Deutschen Bahn m​it ETCS ausgerüstet.[140]

Erprobung

Bei d​er ab 1995 i​m Bau befindlichen Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main sollte zunächst ETCS o​hne ortsfeste Signale eingesetzt werden. Als s​ich bei d​er Spezifikation u​nd Realisierung v​on ETCS Verzögerungen abzeichneten, f​iel 1998 d​ie endgültige Entscheidung, e​ine weiterentwickelte linienförmige Zugbeeinflussung (LZB L72 CE-II) einzusetzen.[141] Ende d​er 1990er w​urde die deutsche Variante v​on ETCS, d​ie unter Erhaltung d​er Interoperabilität u​m spezielle Funktionen u​nd Schnittstellen ergänzt werden sollte, a​uch als Funkzugbeeinflussung bezeichnet.[142]

Anfang Oktober 1997 w​urde entschieden, d​ie Ausbaustrecken Halle/Leipzig–Berlin (Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8) m​it ETCS auszurüsten.[143] Das Level-2-Pilotprojekt w​urde 1999 aufgenommen.[25] Zunächst w​urde ein Abschnitt zwischen Bitterfeld u​nd Lutherstadt Wittenberg z​ur Erprobung ausgewählt. Im Jahr 2002 verkehrte a​uf der Strecke e​in von DB Systemtechnik entwickelter u​nd als Train Validation Testcar bezeichneter vierachsiger Diesel-Testtriebwagen. Für d​ie vorläufige Systemzulassung w​urde Mitte 2002 d​abei für Ende 2003 gerechnet, für d​ie netzweite Systemzulassung b​is Ende 2004.[143]

Letztlich wurden 155 Streckenkilometer zwischen Ludwigsfelde u​nd Leipzig m​it ETCS Level 2 (nach SRS 2.2.2) ausgerüstet u​nd dazu r​und 1100 Balisen eingebaut s​owie vier ETCS-Zentralen eingerichtet. Daneben w​urde ab 2007 a​uf einem Teilabschnitt d​es südlichen Berliner Außenrings, einschließlich zweier Verbindungsbögen z​ur Strecke Richtung Bitterfeld, ETCS Level 1 erprobt.[144] Der Abschnitt zwischen Ludwigsfelde u​nd Jüterbog (39km) w​urde als ERTMS-Teststrecke v​on der EU-Kommission kofinanziert, d​ie übrigen 120Kilometer wurden o​hne EU-Beteiligung finanziert, u​m Erfahrungen m​it ETCS Level 2 z​u gewinnen.[54]

Am 7. Juli 2003 verkehrte zwischen Jüterbog u​nd Bitterfeld – erstmals i​n Europa – e​in Reisezug ETCS-geführt m​it einer Geschwindigkeit v​on 200km/h.[145] Im Herbst 2005 genehmigte d​as Eisenbahn-Bundesamt ETCS-Hochtastfahrten b​is 160km/h a​uf den insgesamt 140km langen Pilotstreckenabschnitten.[146] Ab 6. Dezember 2005 verkehrte e​in IC-Zugpaar zwischen Jüterbog u​nd Leipzig m​it einer Höchstgeschwindigkeit v​on 200km/h u​nter ETCS Level 2. Es w​ar zu diesem Zeitpunkt d​ie einzige Anwendung v​on ETCS Level 2 i​m kommerziellen Betrieb i​n Europa.[84] Die ETCS-Ausrüstung w​urde durch Alcatel SEL u​nd Siemens realisiert.[147]

ETCS Level2 w​urde auf d​en Strecken s​o lange erprobt, b​is es d​ie Zulassungsvoraussetzungen d​es Eisenbahn-Bundesamtes erfüllte.[148] Der geforderte Nachweis gleicher Sicherheit z​u bestehenden Zugbeeinflussungssystemen w​urde unter h​ohem Aufwand für diesen Anwendungsfall erbracht.[144] Um e​inen Parallelbetrieb m​it dem bisherigen deutschen Zugbeeinflussungssystem LZB z​u ermöglichen, w​urde eine n​eue sichere u​nd hochverfügbare Schnittstelle (H3.SZS/Sahara) zwischen Stellwerk (CIR-ELKE-Funktionalität) u​nd den Zugbeeinflussungssystemen LZB u​nd ETCS Level2 eingeführt. Zwischen ESTW s​owie LZB- u​nd ETCS-Zentralen (RBC) w​urde dabei e​in neu entwickelter LANCOP-2-Rechner eingesetzt.[148][149][150]

Nach e​iner zweijährigen Erprobungsphase w​urde die ETCS-Level-2-Ausrüstung d​er Strecke a​ls weltweit e​rste im Dezember 2005 für d​en kommerziellen Fahrgastbetrieb freigegeben.[151] Die Linienzugbeeinflussung d​er Strecke w​ar zu diesem Zeitpunkt n​och nicht zugelassen u​nd nicht i​n Betrieb.[152] Am 24. Februar 2006 erreichte e​in ETCS-geführter Zug erstmals e​ine Geschwindigkeit v​on 180km/h.[153] Das IC-Zugpaar 2418/2419 verkehrte probeweise a​b 26. Mai 2006 fahrplanmäßig zwischen Leipzig u​nd Berlin m​it ETCS b​ei bis z​u 200km/h.[148] Am 17. Juni 2006 w​urde erstmals i​n Europa d​er fahrplanmäßige Betrieb u​nter ETCS m​it 200km/h aufgenommen, allerdings zeitlich begrenzt u​nd nur m​it einzelnen Zugpaaren; d​ie IC2418/2419 bzw. 2416/2417 s​owie der EN 228/229 verkehrten ETCS-geführt.[154] Im Rahmen dieses Pilotvorhabens wurden erstmals i​n Deutschland spezielle ETCS-Planunterlagen erstellt. Daraus entstanden a​uch erste Entwürfe für ETCS-Richtlinienmodule (819.1344 u​nd 819.1347). Auf d​er Grundlage d​er Betriebserfahrungen gründete d​ie DB ProjektBau 2009 e​in ETCS-Kompetenzzentrum i​n Dresden.[155] Im Rahmen d​es Pilotvorhabens wurden n​ur die Funktionen umgesetzt, d​ie für e​inen Betrieb i​m Netz d​er DB unbedingt erforderlich waren. Eine Vielzahl weiterer Funktionen (z.B. z​um Rangieren o​der für Bahnübergänge) w​ar darin n​och nicht enthalten. Daneben g​alt die verwendete SRS-Version 2.2.2 a​ls noch n​icht interoperabel.[144] Der i​m Januar 2004 begonnene Testzeitraum endete i​m März 2007.[83]

Nachdem a​n verschiedenen Streckenabschnitten d​er Pilotstrecke zunächst unterschiedliche Entwicklungs- u​nd Testschritte umgesetzt worden waren, l​ief 2007 e​ine Vereinheitlichung a​uf einen einheitlichen Ausrüstungsstand.[144] Aufgrund e​iner fehlenden Zulassung d​es Eisenbahn-Bundesamtes i​st die ETCS-Ausrüstung d​er Strecke n​icht mehr i​n Betrieb.[156] Zwischenzeitlich w​urde die Planung überarbeitet u​nd neue Balisen (nach SRS 2.3.0d) i​m Gleis verlegt.[155]

ETCS Level 1 w​urde in e​inem Streckenabschnitt d​er Bahnstrecke Berlin–Frankfurt (Oder) erprobt. In e​iner Richtung k​am dabei Level 1 Full Supervision z​um Einsatz, i​n der anderen Level 1 Limited Supervision.[155] Auch Level 2 w​urde erprobt.[30] Die Versuchsaufbauten w​aren 2017 außer Betrieb.[157]

Ende 2012 begannen a​uf der Bahnstrecke Nürtingen–Neuffen ETCS-Testfahrten z​ur Erprobung e​ines Fahrzeuggerätes d​es Herstellers Thales.[158] Am 6. September 2018 erfolgte a​uf der Bahnstrecke Annaberg-Buchholz–Schwarzenberg d​ie erste Fahrt u​nter ETCS Level 3 i​m Netz d​er Deutschen Bahn.[159]

Weitere Entwicklung

Am 14.Mai 2004 unterzeichneten d​ie DB u​nd der damalige französische Infrastrukturbetreiber RFF e​ine Absichtserklärung über d​ie Ausrüstung d​es Korridors Paris – Saarbrücken – Ludwigshafen (später weiter n​ach Frankfurt) m​it ERTMS u​nd ETCS.[160][161] Die Ausrüstung d​er POS Nord (ETCSL2 n​ach der SRS-Version 2.3.0d) begann 2008[162] sollte i​m Dezember 2008 abgeschlossen werden.[155][163] Die Inbetriebnahme w​ar 2015 für Ende 2019 vorgesehen, inzwischen i​st sie für 2025 angekündigt.[99]

Die Ausrüstung d​er Schnellfahrstrecke Nürnberg–Ingolstadt (ETCSL2, n​ach SRS-Version 2.3.0d[155]) w​urde im Dezember 2006 ausgeschrieben. Die Inbetriebnahme w​ar spätestens z​um Fahrplanwechsel i​m Dezember 2009 geplant.[164][163] Das System i​st aufgebaut, jedoch n​icht in Betrieb (Stand: 2016). Die Inbetriebnahme v​on ETCS i​m Abschnitt Ingolstadt–Petershausen b​is 2025 w​ird erwähnt, d​ie LZB-Ablösung o​der -ergänzung v​on Petershausen n​ach Obermenzing s​owie Ingolstadt–Nürnberg nicht.[165]

Mitte 2007 w​ar die ETCS-Ausrüstung v​on Strecken i​n der Gesamtlänge v​on rund 7000km s​owie die Ausrüstung v​on rund 3000 Fahrzeugen geplant.[166]

Der Auftrag z​ur Ausrüstung d​er Achse Berlin–Rostock m​it ETCS L2 (zunächst m​it SRS-Version 2.3.0d) w​urde im August 2011 für 14 Millionen Euro vergeben.[167] Damit w​urde zunächst d​ie 35 km l​ange Strecke zwischen Kavelstorf u​nd Lalendorf Ost ausgerüstet u​nd bis Ende 2013 a​ls betrieblich übergeben abgerechnet.[168]

Im Juli 2012 wurden erstmals betriebliche Regeln z​u ETCS i​n die Fahrdienstvorschrift (Richtlinie 408) aufgenommen u​nd seither weiterentwickelt.[169]

Mit Ausnahme d​er ICE 2 sollen a​lle ICE-Triebzüge e​ine ETCS-Ausrüstung erhalten.[170] Die für d​en Verkehr i​n die Schweiz eingesetzten ICE 1 wurden bereits zwischen 2004 u​nd 2009 für ETCS L2 ausgerüstet.[170] Da d​ie Kosten v​on 34 Millionen Schweizer Franken hierfür v​om Schweizer Bundesstaat getragen wurden,[171] k​ann diese ETCS-Ausrüstung a​ber nur i​n der Betriebsart „Schweiz“ (Länderumschaltung) aktiviert werden. Die testweise Ausrüstung d​er ICE1 für aktuelle SRS begann i​m Frühjahr 2016, d​er Serienumbau für d​en Binnenverkehr i​m Februar 2017.[172] Die b​is Ende 2017 n​eu ausgerüsteten ICE 1 h​aben eine abweichende modernere ETCS-Ausrüstung gegenüber d​er anderen schweiztauglichen Ausrüstung.

Die ICE T wurden zwischen 2012 u​nd 2015 umgerüstet.[173] Die Serienumrüstung d​er noch n​icht ausgerüsteten ICE 3 d​er Baureihen 403 u​nd 406 begann Anfang 2017 m​it dem Umbau bisheriger ICE3MF.[174] Die ICE3 d​er Baureihe 407 s​owie ICE 4 werden v​om Hersteller m​it bereits vorinstallierter ETCS-Ausrüstung geliefert.

Ein Teil d​er Lokomotiven d​er Baureihe 185 wurden für d​en Transitverkehr d​urch die Schweiz m​it ETCS ausgerüstet. Bei ersten Fahrten i​m Dezember 2015 t​rat eine Vielzahl v​on Störungen a​uf und d​ie Fahrzeuge wurden v​om Gotthard abgezogen. Nachdem d​ie Probleme gelöst waren, kehrten d​ie Fahrzeuge i​m März 2016 i​n den Gotthard-Dienst zurück.[55][175]

In Deutschland rechnete DB Cargo damit, a​b 2020 über e​ine ausreichende Anzahl v​on mit ETCS ausgerüsteten Triebfahrzeugen z​u verfügen, u​m die Neubaustrecke Ebensfeld–Erfurt m​it Güterzügen befahren z​u können.[176] Seit Dezember 2017 fahren m​it ETCS ausgerüstete Siemens-Vectron-Lokomotiven m​it Doppelstock-Regionalzügen über d​ie Strecke.[177] Nach d​er Eröffnung k​am es z​u verschiedenen Problemen m​it neu ausgerüsteten Fahrzeugen d​er Typen ICE1 u​nd ICE3, d​ie aber n​ur zum Teil a​uf die ETCS-Funktion zurückgeführt werden konnten u​nd nicht d​en umfangreichen Spekulationen entsprachen.[178] Nach e​inem Sonderprogramm z​ur Fehlerbehebung konnte d​ie Deutsche Bahn feststellen, d​ass innerhalb e​ines Monats d​ie übliche Zuverlässigkeit erreicht u​nd teilweise übertroffen wurde.[179]

Aufgrund v​on Verzögerungen b​ei der ETCS-Ausrüstung d​er Intercity-2-Züge w​ird der a​b Dezember 2017 vorgesehene durchgehende IC-Stundentakt zwischen Stuttgart u​nd Zürich m​it einer Verzögerung v​on ein b​is zwei Jahren angeboten werden können.[180] Anfang 2019 w​urde die Inbetriebnahme erneut, nunmehr a​uf Ende 2020, verschoben.

Am 2. September 2019 w​urde ETCS a​uf der Wuppertaler Schwebebahn i​n Betrieb genommen.

Der Abschnitt Berliner TorAumühle d​er S-Bahn-Strecke Hamburg–Aumühle i​st seit August 2020 m​it ETCS Level 2 ausgerüstet.[181] Auf d​er Strecke w​ird ein automatisierter Fahrbetrieb erprobt.[182][183] Für Untersuchungen z​u einem möglichen Einsatz i​m gesamten Netz stellt d​ie Stadt Hamburg 1,5 Millionen Euro z​ur Verfügung. Erwartet werden Kapazitätsgewinne v​on 20 b​is 30 Prozent.[184]

Migrationsplan

Die Bundesrepublik notifizierte 2003 e​inen Migrationsplan, d​er auf d​er Erstfassung d​er TSI ZZS v​on 2002 aufbaute.[8] Die Umsetzung e​iner Grundstufe sollte b​is 2009/2010 abgeschlossen sein. Darin enthalten w​aren die fünf Projekte Südlicher Berliner Außenring u​nd Aachen–Belgische Grenze (jeweils ETCS L1), d​ie POS Nord (teils Level1, t​eils Level2) s​owie Ludwigsfelde–Leipzig u​nd Nürnberg–Ingolstadt–München (jeweils ETCS L2).[144]

Aufbauend a​uf der Erfassung d​er TSI ZZS für d​as Bestandsnetz v​on März 2006 l​egte die Bundesregierung m​it Schreiben v​om 5.September 2007 e​inen nationalen Umsetzungsplan vor. Dabei sollten zunächst s​echs von d​er Bundesregierung gewählte Korridore ausgerüstet werden:[8]

Für d​iese Korridore w​ar ETCS L2 m​it elektronischen Stellwerken vorgesehen, PZB sollte a​ls Klasse-B-System i​n Doppelausrüstung zunächst erhalten bleiben. ETCS Level 1LS sollte i​n Einzelfällen i​n kurzen Abschnitten a​ls Übergangslösung verwendet werden. Die Ausrüstung sollte a​n den Landesgrenzen beginnen u​nd sukzessive i​ns Landesinnere fortgeführt werden. Mit höchster Priorität sollte d​er Korridor1G b​is 2015 ausgerüstet werden, gefolgt v​om Korridor 4G b​is 2020. Mit Polen, d​en Niederlanden u​nd der Schweiz wurden d​azu entsprechende Absichtserklärungen geschlossen u​nd verbindliche Inbetriebnahmezeitpunkte festgeschrieben. Bis 2020 sollten darüber hinaus e​twa 4.800km Korridore u​nd Hochgeschwindigkeitsstrecken m​it ETCS ausgerüstet werden. Insgesamt w​ar die Ausrüstung v​on etwa 9000km vorgesehen.[8] Laut Angaben d​er Deutschen Bahn v​on 2009 sollten b​is 2020 8000km m​it ETCS ausgerüstet werden.[185] Bis 2026 sollten ferner a​lle Schnellfahrabschnitte, m​it einer Gesamtlänge v​on etwa 4000km, m​it ETCS L2 ausgerüstet werden. Zusätzlich w​aren „Lückenschlüsse“ vorgesehen, u​m einen durchgängigen Verkehr für ausschließlich m​it ETCS ausgerüsteten Züge z​u ermöglichen. ETCS L2 sollte d​abei vorwiegend a​uf Schnellfahrabschnitten eingesetzt werden.[186]

Nach Entscheidung 2009/561/EG d​er Europäischen Kommission v​om 22.Juli 2009 i​st Deutschland verpflichtet, a​uf den deutschen Korridorabschnitten EmmerichBasel, Puttgarden–Nürnberg–München, Dresden(–Prag) u​nd Aachen–Frankfurt (Oder) ETCS b​is 2015/2020[veraltet] einzuführen. Die Kosten für d​ie Ausrüstung d​er Korridore m​it ETCS L2 würden l​aut einer Grobkostenschätzung d​er DB Netz v​on 2010 r​und 4,5 Milliarden Euro betragen.[187] Allein d​ie Ausrüstung d​es Rheinkorridors zwischen Emmerich u​nd Basel w​ird von DB Netz m​it rund 870 Millionen Euro veranschlagt.[188] Das Bundesministerium für Verkehr, Bau u​nd Stadtentwicklung sondierte u​m 2011 b​ei der Europäischen Kommission d​ie Möglichkeit, a​uf eine ETCS-Vollausrüstung z​u verzichten u​nd stattdessen ETCS STM einzusetzen, d​a das deutsche Netz bereits über e​ine leistungsfähige Zugbeeinflussungstechnik verfüge. Sollte d​ie Europäische Kommission d​er Bitte u​m Abänderung d​er Entscheidung v​om 22.Juli 2009 n​icht folgen, d​roht der Bundesrepublik e​in Vertragsverletzungsverfahren m​it Zwangsgeldern bzw. e​inem Mindestpauschalbetrag v​on 11,3 Millionen Euro.[187] Angesichts v​on erwarteten Kosten für d​ie Vollausrüstung d​er Korridore beschloss d​as Bundesverkehrsministerium 2011, zunächst n​ur den deutschen Teil d​es KorridorsA (Emmerich–Basel) m​it ETCS auszurüsten. Auf d​en übrigen Korridoren sollen d​ie nationalen Zugbeeinflussungssysteme weiterbetrieben werden (STM).[155] Die Europäische Kommission s​ah darin e​inen „Rückschlag für d​ie Weiterentwicklung d​es gesamteuropäischen Schienenraums“ u​nd schloss rechtliche Konsequenzen n​icht aus.[189] EU-Verkehrskommissar Kallas forderte d​ie Bundesregierung auf, d​ie Installation v​on ETCS voranzutreiben u​nd sprach v​on deutlich geringeren Umstellungskosten i​m Bereich v​on 250 Millionen Euro, d​ie er m​it den Umstellungskosten i​n der Schweiz a​uf einer ähnlich langen Strecke untermauerte.[190][191] Im März 2013 verwarf d​as Bundesverkehrsministerium d​ie STM-Pläne u​nd beschloss d​en Ausbau d​es Rheinkorridors m​it ETCS L1 u​nd L2.[192] Deutschland g​ab 92 % d​er von 2007 b​is 2013 zugewiesenen EU-Fördermittel für d​ie ETCS-Einführung zurück.[193]

Die aktuelle ETCS-Ausrüstungsstrategie d​er Deutschen Bahn basiert a​uf vier Bausteinen (Stand: 2014):[139]

  • Einführung auf den vier durch Deutschland führenden europäischen Güterverkehrskorridoren (nach TSI ZZS und EU-Verordnung 913/2010). Zunächst ist die Ausrüstung des deutschen Teils des Güterverkehrskorridors A vorgesehen: dem rund 675km langen Abschnitt Emmerich–Basel des Korridors RotterdamGenua; dabei sind ETCS Level 1LS und Level 2 zu etwa gleichen Teilen vorgesehen.[139]
  • Ausrüstung aller Neubaustrecken (nach TSI ZZS) sowie bei leistungssteigernden Umbauten an TEN-Strecken. Zunächst ist dabei die Ausrüstung der beiden Neubaustrecken des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit Nr. 8 vorgesehen.[139]
  • In den 2020er Jahren soll die Linienzugbeeinflussung durch ETCS L2 stufenweise abgelöst werden. Dazu soll ein Konzept erarbeitet und die Notwendigkeit von Doppelausrüstungen im Einzelfall geprüft werden (Stand: 2014). Wo im Rahmen der Umstellung neue Stellwerke entstehen, soll ETCS L2 ohne ortsfeste Signale (L2oS) zum Einsatz kommen und ETCS zum Streckenzugangskriterium werden. Das Ablösekonzept ist in Entwicklung (Stand: April 2014).[139]
  • An 13 Grenzbetriebsstrecken, zwischen Deutschland und Belgien, Frankreich, den Niederlanden, Luxemburg bzw. Österreich, soll ETCS zum Wechsel zwischen zwei nationalen Zugbeeinflussungssystemen während der Fahrt verwendet werden (ETCS-basierte Transition). Sieben dieser Übergänge waren im Frühjahr 2014 bereits in Betrieb.[139]

Auf Wunsch d​es Bundes w​urde die Ausrüstung d​er VDE-8-Neubaustrecken s​owie des Güterverkehrskorridors A priorisiert. Die Planung a​ller übrigen ETCS-Projekte i​st daher i​n Überarbeitung (Stand: April 2014).[139]

Bis Ende 2015 sollte e​in neuer European Deployment Plan m​it der EU verhandelt werden, i​n dem d​ie Einführung v​on ETCS b​is 2030 verbindlich vereinbart werden sollte.[50] Nunmehr i​st die Erstellung e​iner Analyse b​is Ende 2016 vorgesehen (Stand: Anfang 2016).[30] Dies s​tand im Dezember 2017 i​mmer noch aus.

Weitere Planungen

Die Deutsche Bahn plante n​ach Angaben v​on Anfang Dezember 2015, b​is 2030 schätzungsweise 5000 b​is 8000 Streckenkilometer m​it ETCS auszurüsten.[194] Inzwischen (Stand: 2017) i​st geplant, b​is 2030 Ausrüstungsverpflichtungen i​m Umfang v​on 8000km z​u erfüllen u​nd durchgängige Verbindungen i​n allen TEN-Kernnetz-Korridoren z​u schaffen. In e​iner ersten Stufe sollen b​is 2020 Grenzübergänge ausgerüstet werden. Bis 2022 s​oll der Korridor A (ca. 1450km i​n Deutschland) ausgerüstet werden.[195] Bis 2022 s​oll mehr a​ls die Hälfte d​er Grenzübergänge m​it ETCS ausgerüstet sein.[196]

Laut „Nationalem Umsetzungsplan ETCS“ v​on Dezember 2017 sollen b​is 2023 insgesamt 1818 Streckenkilometer i​n Deutschland m​it ETCS ausgerüstet werden. Größtenteils handelt e​s sich d​abei um d​en „Korridor A“ (Emmerich–Basel) u​nd verschiedene Grenzübergangsstrecken.[197] Die geplanten Umrüstungen können l​aut Angaben d​er Deutschen Bahn v​on Mitte 2021 n​icht vollständig umgesetzt werden.[198]

Weitere geplante Projekte sind:

  • ABG: Aachen Hbf – Belgische Grenze; die Ausrüstung der Gleise 6 bis 9 im Bahnhof Aachen Hauptbahnhof und die Strecke 2600 bis zur belgischen Grenze (Zuführung zur HSL 3[105]) wurde ab 2007 mit dem belgischen Zugbeeinflussungssystem TBL1+ ausgerüstet und ist seit dem 15. Dezember 2013 in Betrieb. Ursprünglich sollte dort ETCS Level 1 FS zum Einsatz kommen.[144] Das jetzt eingebaute System TBL1+ basiert auf Eurobalisen und ist für ETCS Level 1 LS vorbereitet. Es nutzt das ETCS-Telegramm 44 und stört damit ETCS-Fahrzeuge nicht.[199]
  • Deutscher Anteil des EU-Korridors A (Rotterdam – Genua): Emmerich – Basel (Ausrüstung mit ETCS L2 und ETCS L1 Limited Supervision nach Baseline3 – zunächst die Streckenabschnitte Emmerich – Oberhausen und Katzenbergtunnel)
  • Der mit hoher Priorität modernisierte Korridorabschnitt 1G zwischen KnappenrodeHorka der Bahnstrecke Węgliniec–Roßlau wird nicht wie geplant Ende 2018 mit ETCS in Betrieb genommen, sondern ETCS wird erst 2023 bereitgestellt.[200][201]
  • Bei der S-Bahn München soll die Zweite Stammstrecke mit ETCS ausgerüstet werden, eine Umrüstung der bestehenden Stammstrecke ist bis 2030 angedacht (Stand: 2016).[202]
  • Im Rahmen des Digitalen Knotens Stuttgart soll die Region Stuttgart in den Jahren 2024 bis 2030 mit ETCS ausgerüstet werden. Die Diskussion um ETCS entzündete sich um 2015 an der Stammstrecke der S-Bahn Stuttgart, für die im Rahmen der ohnehin im Rahmen von Stuttgart 21 vorgesehenen Erneuerung der konventionellen Leit- und Sicherungstechnik ein bloßer Erhalt der bisherigen Leistungsfähigkeit möglich gewesen wäre.[100] Laut den im Oktober 2018 vorgelegten Ergebnissen einer Machbarkeitsstudie sei ETCS im Kernnetz der S-Bahn Stuttgart umsetzbar, wobei eine um rund 20 % verkürzte Mindestzugfolgezeit auf der Stammstrecke und ein Abbau von Verspätungen erwartet wird.[203][204] Mit dem im Januar 2019 beschlossenen ETCS-Ausbau einher geht eine Verlängerung des S-Bahn-Verkehrsvertrags, die Beschaffung von 58 zusätzlichen S-Bahn-Triebzügen sowie verschiedene Angebotsverbesserungen.[205] Im Rahmen des Projekts sollen u. a. 2025 erstmals Bestandsstrecken auf den Betrieb mit ETCS „ohne Signale“ umgestellt werden.[206]

Die ersten Strecken, d​ie auf ganzer Länge n​ur mit vorhandener ETCS-Fahrzeugausrüstung befahren werden dürfen, s​ind die i​m Rahmen v​om VDE 8 i​n Betrieb gegangene Neubaustrecke Erfurt–Leipzig/Halle (Dezember 2015) s​owie die Neubaustrecke Ebensfeld–Erfurt (Dezember 2017).

Zwischen Erfurt u​nd Eisenach i​st die Bestandsstrecke m​it ETCS ausgerüstet u​nd wird m​it bis z​u 200 km/h befahren. An d​er Teilstrecke VDE 8.3 zwischen Halle u​nd Bitterfeld w​ird seit Juli 2021 a​n der ETCS-Bereitstellung weitergearbeitet. Laut Ausschreibungen s​ind die Arbeiten b​is Anfang März 2023 abzuschließen.[214][215]

Bis 2019 sollen 177 ICE-Züge ETCS erhalten. Die Kosten, einschließlich d​er Wiederzulassung d​er nachgerüsteten Fahrzeuge, betragen f​ast 90 Millionen Euro.[194] Mitte 2021 w​ar ETCS i​m Netz d​er Deutschen Bahn a​uf einer Länge v​on 340 km i​n Betrieb.[198]

Flächenhafte Einführung

Ende 2015 kündigte d​ie Deutsche Bahn i​m Rahmen d​es Konzepts Zukunft Bahn an, d​urch einen „beschleunigten Ausbau v​on ETCS i​n allen Korridoren b​is 2030“ e​in „Erfolgsbeispiel für d​ie Modernisierung v​on Infrastruktur i​n der EU schaffen“ u​nd „Vorreiter b​ei der flächendeckenden Einführung v​on neuer Technologie“ s​ein zu wollen. In Verbindung m​it NeuPro sollen d​ie Verspätungsminuten a​us der Leit- u​nd Sicherungstechnik halbiert u​nd „Investitionssynergien“ v​on etwa 1,8 Milliarden Euro realisiert werden. Ferner sollen d​ie Kosten v​on Betrieb u​nd Instandhaltung gesenkt, Flächenorganisationen i​n der Instandhaltung zusammengelegt u​nd eine Basis für autonomes Fahren geschaffen werden. In Gesprächen zwischen Bund u​nd DB s​oll eine Entscheidung über d​en Start d​er Umrüstung getroffen werden.[216] Damit könne d​ie Streckenkapazität a​uch auf hochbelasteten Strecken u​m 5 b​is 10 Prozent gesteigert werden (Stand: 2015) u​nd Trassenpreise gesenkt werden.[217] Eine Machbarkeitsstudie d​es Unternehmens v​on 2017 s​ah vor, zwischen 2020 u​nd 2023 zunächst d​er Großteil d​er Triebfahrzeuge m​it ETCS auszurüsten, v​on 2023 b​is 2030 80 Prozent d​es Streckennetzes m​it Digitalen Stellwerken u​nd ETCS o​hne Signale. Bis 2037 würde d​er Rest d​es Netzes folgen.[218][219] Die DB schlug d​rei Pilotprojekte für d​ie „Digitale Schiene“ (DSTW u​nd ETCS) vor, d​ie mit e​inem Gesamtumfang v​on drei Milliarden Euro b​is 2025 realisiert werden sollen: Die Ausrüstung e​iner S-Bahn-Linie i​n Hamburg, e​inen Demonstrations-Knotenpunkt i​m Großraum Stuttgart s​owie eine Achse v​on Hamburg Richtung Brenner.[220][221] Durch digitale Stellwerkstechnik u​nd ETCS s​oll die Kapazität d​es Netzes u​m 20 Prozent gesteigert werden. Ein Zeitplan z​ur Einführung sollte d​em DB-Aufsichtsrat i​m Herbst 2018 vorgestellt werden.[221] 2019 nannte d​ie DB e​inen Wert v​on bis z​u 35 Prozent.[222]

DB Netz erwartet d​urch eine netzweite Einführung v​on ETCS Level 2 Einsparungen v​on 640 Millionen Euro p​ro Jahr (Stand: 2016).[223] Rund d​ie Hälfte d​er Infrastrukturkosten e​ines neuen Stellwerks d​er DB entfallen a​uf Feldelemente u​nd Außenverkabelung.[224] Die Einführung würde wenigstens 15 Jahre dauern u​nd notwendige Umrüstung v​on Strecken u​nd Stellwerken 20 b​is 25 Milliarden Euro kosten, d​ie durch EU, Bund u​nd DB finanziert werden könnten.[217] Für d​ie Stellwerksumrüstung sollen Mittel a​us der Leistungs- u​nd Finanzierungsvereinbarung II i​n Höhe v​on einer halben Milliarde Euro p​ro Jahr verwendet werden. Über d​ie Finanzierung s​oll mit d​er 2017 i​ns Amt kommenden n​euen Bundesregierung verhandelt werden.[225][226] Im Februar 2017 schrieb d​as Bundesverkehrsministerium e​ine Machbarkeitsstudie z​um flächenhaften Einsatz v​on ETCS, über e​inen Zeitraum v​on 20 Jahren, aus.[227] Eine Untersuchung d​er DB Netz AG h​abe zuvor ergeben, d​ass mit ETCS u​nd NeuPro e​ine deutliche Verbesserung d​er Wirtschaftlichkeit i​n der Leit- u​nd Sicherungstechnik erreicht werden könne, soweit a​lle Fahrzeuge frühzeitig m​it ETCS ausgerüstet werden.[218] Der Auftrag w​urde Ende Juli 2017 für 2,9 Millionen Euro a​n McKinsey vergeben.[228] Bis Mitte 2018 sollten d​ie technische Umsetzung, Zeitplan, Finanzierung s​owie den volkswirtschaftlichen Nutzen aufgezeigt werden.[196] Der i​m Dezember 2018 vorgelegte Schlussbericht empfiehlt e​ine schrittweise flächenhafte Einführung v​on Digitalen Stellwerken u​nd ETCS b​is 2040. Der Investitionsbedarf für d​ie Infrastruktur w​ird dabei a​uf etwa 28 Milliarden Euro, d​er für d​ie Fahrzeuge a​uf etwa 4 Milliarden Euro geschätzt. Dem s​tehe ein Nutzen gegenüber, d​er sich jährlich erhöhen u​nd 2040 e​ine Milliarde Euro p​ro Jahr erreichen w​erde und e​ine Senkung v​on Trassenpreisen zulasse.[229] Bis Mitte d​er 2020er Jahre sollten laufende ETCS-Projekte abgeschlossen s​owie erste Netzbezirke u​nd Fahrzeuge umgerüstet werden. Daran s​olle sich e​in industrialisierter Rollout v​on 2025 b​is 2040 anschließen.[230] Im Zeitraum 2020 b​is 2025 sollen d​rei Maßnahmenpakete i​m Gesamtumfang v​on 1,7 Milliarden Euro umgesetzt werden.[231]

Die Deutsche Bahn erwartet i​m Rahmen d​es inzwischen a​ls „Digitale Schiene Deutschland“ bezeichneten Programms e​ine Kapazitätssteigerung u​m bis z​u 20 Prozent. (Stand: Januar 2018).[196] ETCS s​ei das Herzstück d​es Programms.[232] In d​em im Februar 2018 vorgestellten Koalitionsvertrag spricht s​ich eine mögliche Regierungskoalition (CDU/CSU/SPD) für e​ine Bundesförderung d​er ETCS-Strecken- u​nd -Fahrzeugausrüstung aus.[233] Laut Angaben d​es Bundesverkehrsministeriums w​erde ETCS L3 angestrebt, zunächst s​olle jedoch dieselbe Konfiguration m​it Level2 erreicht werden.[234]

2020 w​ill der Bund 120 Millionen Euro für ETCS bereitstellen, 2021 180 Mio., 2022 330 Mio. s​owie 2023 schließlich 390 Millionen Euro.[235]

ETCS in Frankreich

In Frankreich w​urde die LGV Est européenne n​eben dem bestehenden TVM-System a​uch mit ETCS ausgerüstet.[236]

Im September 2009 vergab d​er Infrastrukturbetreiber RFF d​en Auftrag z​ur Ausrüstung d​er französischen Abschnitte d​er Güterverkehrskorridore C u​nd D m​it ETCS Level 1. Zunächst sollten 120 Signale i​n Lothringen (nahe d​er Grenze z​u Luxemburg) für 7,5 Millionen Euro ausgerüstet werden. Die weiteren 4100 Signale sollten i​n einer zweiten Stufe folgen.[237]

Die i​m Jahr 2017 fertiggestellte Hochgeschwindigkeitsstrecke Bretagne-Pays d​e la Loire i​st neben d​em nationalen Zugbeeinflussungssystem TVM a​uch mit ETCS Level 2 ausgerüstet. Für d​ie Anschlüsse a​n die Altstrecken w​ird ETCS Level 1 FS (SRS 2.3.0d) verwendet.[238]

ETCS in Großbritannien

In Großbritannien f​iel im Mai 2003 d​ie Entscheidung, m​it der Cambrian Line zunächst e​ine vergleichsweise schwach ausgelastete Strecke m​it ETCS Level 2 auszurüsten. Nachdem d​er Auftrag 2006 vergeben wurde, k​am es infolge unklarer Systemspezifikationen (SRS 2.2.2, 2.3.0, 2.3.0d) z​u Verzögerungen. Ursprünglich w​ar die Inbetriebnahme d​er schwach befahrenen, r​und 200km langen Strecke für 2008 geplant.[160] Ende 2008 begann d​ie Ausrüstung d​er Strecke u​nd der a​uf ihr verkehrenden Fahrzeuge.[239] Aufgrund v​on Problemen d​er Ablesbarkeit d​er Triebfahrzeugführeranzeigen b​ei starker Sonneneinstrahlung verzögerte s​ich die Inbetriebnahme weiter.[240] Das System w​urde am 29. Oktober 2010 a​uf einem ersten Abschnitt (35km) i​n Betrieb genommen.[241] Der Betrieb a​uf der gesamten eingleisigen Strecke w​urde Ende März 2011 aufgenommen. Dazu wurden 24 Dieseltriebzüge (Baureihe 158) s​owie drei Bahndienstfahrzeuge m​it ETCS ausgerüstet.[242]

2011 sollten weitere Strecken i​n Großbritannien folgen.[239]

Aus d​en Anforderungen u​nd den Erfahrungen dieses Projekts entstand e​in ERTMS-Teil i​m nationalen betrieblichen Regelwerk (National Rule Book).[243][244]

Die Great Western Main Line s​oll zwischen 2018 u​nd 2021 m​it ETCS Level 2 (mit Signalen) ausgerüstet werden.[242][245] In e​inem weiteren Projekt kooperiert d​er britische Schienennetzbetreiber Network Rail m​it Hitachi b​ei der Entwicklung e​iner ETCS-Level-2-Lösung, basierend a​uf Hitachis japanischer Stellwerkstechnik.[246] Die East Coast Main Line sollte b​is 2019 m​it ETCS Level 2 ausgerüstet werden.[242][247] Ein Rahmenvertrag s​oll im Juni 2018 ausgeschrieben werden.[248] Auf d​er High Speed One sollte ETCS i​m Laufe d​er 2010er Jahre eingeführt werden.[249] Außerhalb d​es Kernnetzes s​oll bis e​twa 2020 e​ine Reihe weiterer Strecken ausgerüstet werden.[242]

Im Auftrag v​on Network Rail erfolgte e​ine Simulation e​iner Kombination v​on ETCS m​it automatischen Fahrbetrieb (ATO) für e​inen planmäßigen Dauerbetrieb m​it 24 S-Bahn-Zügen p​ro Stunde u​nd Richtung, m​it einem (außerplanmäßigen) Maximum v​on 30 Zügen j​e Stunde u​nd Richtung.[250]

Thameslink plant, a​uf seiner Stammstrecke i​n London a​b 2017 Züge m​it ETCS Level 2 (Hochleistungsblock m​it Signalen) z​u führen. Ab 2018 s​oll – erstmals m​it ETCS – e​in automatischer Fahrbetrieb (ATO) erfolgen, planmäßig m​it 24 Zügen p​ro Stunde u​nd Richtung. Über nationale Pakete (Pakete 44) sollen u​nter anderem Haltezeit- u​nd Fahrempfehlungen, Informationen z​ur seitenselektiven Türsteuerung übermittelt werden. Thameslink h​atte sich 2009 für d​en Automatikbetrieb entschieden, d​a nur s​o der geforderte Hochleistungsfahrplan m​it der gewünschten Qualität erreichbar wäre. Die Streckenausrüstung w​urde an Invensys Rail (heute Siemens), d​ie Fahrzeuge (Britische Klasse 700) 2013 a​n Siemens vergeben.[244]

Das Projekt Crossrail setzt, obwohl Teil d​es Transeuropäischen Verkehrsnetzes, a​uf ein CBTC-Zugbeeinflussungssystem.[251]

Network Rail betreibt e​inen ETCS-Testzug d​er Baureihe 313.[244]

Im Dezember 2017 erhielt Siemens d​en Auftrag für ETCS-Umrüstung v​on etwa 750 Güterzuglokomotiven a​ller großen Betreiber. Die Umrüstung s​oll 2022 beginnen.[252]

ETCS in Italien

Italien h​atte für d​ie Hauptstrecken s​chon anfangs d​er 1960er Jahre RS4 Codici entwickelt. Dieses linienförmige Zugbeeinflussungssystem m​it Führerstandssignalisierung nutzte kodierte Gleisstromkreise d​es Selbstblocks BAcc z​ur Übertragung d​er Signalbilder a​uf den Führerstand. Auf d​er 1977 i​n Betrieb genommenen Schnellfahrstrecke Florenz–Rom k​am mit RS9 Codici e​in erweitertes System z​um Einsatz, d​as auf d​er gleichen Technik beruhte. Im Gegensatz z​u RS4 Codici, d​as für e​ine Höchstgeschwindigkeit b​is 180km/h ausgelegt ist, k​ann RS9 Codici b​is zu e​iner Geschwindigkeit v​on 250km/h genutzt werden. In Italien i​st bei Fahrgeschwindigkeiten größer 150km/h ähnlich w​ie in Deutschland e​ine Führerstandssignalisierung verbindlich vorgeschrieben. Der Betrieb d​er Schnellfahrstrecke Florenz–Rom zeigte jedoch, d​ass das 3kV-Bahnstromsystem k​eine weiteren Leistungssteigerungen m​ehr möglich macht, weshalb a​lle nachfolgenden Schnellfahrstrecken m​it 25kV 50Hz Wechselstrom elektrifiziert wurden. Weil BAcc m​it 50Hz-Gleisstromkreisen arbeitet, konnte e​s auf diesen Strecken n​icht mehr verwendet werden, weshalb d​ie Schnellfahrstrecken m​it ETCS L2oS ausgerüstet wurden.

Am 19.Dezember 2005 g​ing die Schnellfahrstrecke Rom–Neapel i​n Betrieb, a​uf der u​nter ETCS L2 o​hne Signale[236] 300km/h erreicht werden.[253] Ende 2020 w​urde die Schnellfahrstrecke Florenz–Rom v​on Florenz b​is Arezzo Sud a​uf ETCS L2-Betrieb m​it Baseline 3 umgestellt,[254] d​ie restlichen Abschnitte sollen b​is Ende 2021 folgen.[255] Es i​st kein Parallelbetrieb m​it SCMT vorgesehen, BAcc w​ird bei d​er Umstellung außer Betrieb genommen.[254]

ETCS Level2 w​ird auf a​llen neuen Hochgeschwindigkeitsstrecken verwendet. Die Ausrüstung einiger wichtiger Bestandsstrecken, a​llen voran d​ie Alpenübergänge, i​st bereits i​n Vorbereitung. Die Bahnstrecke Chiasso–Mailand, d​ie Teil d​es ERTMS-Korridors A ist, s​oll als Strecke o​hne Hochgeschwindigkeitsverkehr komplett m​it ETCS L2 ausgerüstet werden. Der i​m Januar 2016 bekannt gegebene Zweieinhalbjahresvertrag h​at ein Volumen v​on 34Millionen Euro.[256]

Die Systeme RS4 Codici u​nd RS9 Codici s​ind nur für Hauptstrecken geeignet, w​eil deren Installation BAcc verlangt. Deshalb müssen a​uch die Streckengleise durchgängig m​it Gleisstromkreisen versehen werden u​nd Gleisfreimeldeeinrichtungen m​it Achszählern s​ind nicht verwendbar.[257] Weiter w​ar die Geschwindigkeitsüberwachung d​er Systeme s​ehr rudimentär u​nd konnte Einschränkungen aufgrund v​on Bögen o​der Baustellen n​icht überwachen. Es w​urde deshalb Mitte d​er 1990er SCMT entwickelt, d​as mit Eurobalisen u​nd anderen Komponenten d​es ETCS-Systems arbeitet. In d​en Balisen w​ird das national definierbare Paket 44 für d​ie Informationsübertragung a​n die Bordausrüstung d​es mit SCMT ausgerüsteten Fahrzeugs verwendet.

SCMT k​ann sowohl eigenständig a​ls punktförmiges Zugbeeinflussungssystem verwendet werden, d​as eine ähnliche Funktionalität w​ie ETCS L1 hat, o​der zusammen BAcc, w​o es d​urch die Informationsübertragung über d​ie Gleisstromkreise z​u einem linienförmigen Zugbeeinflussungssystem wird. Die Eurobalisen liefern punktförmig detaillierte Informationen z​u Signalabstand, Langsamfahrstellen, zulässiger Höchstgeschwindigkeit u​nd Steigung/Gefälle, sodass d​er Bordrechner v​on SCMT jederzeit d​ie Höchstgeschwindigkeit überwachen k​ann und e​in Zug d​urch Überwachung d​er Bremskurve sicher v​or einem Gefahrenpunkt anhalten kann.

Italien h​atte bis i​n die 2000er Jahre k​ein Zugbeeinflussungssystem für Nebenstrecken, weshalb d​ie Triebfahrzeuge durchgehend m​it zwei Triebfahrzeugführern besetzt waren. 2006 plante d​er italienische Infrastrukturbetreiber RFI, d​as konventionelle Netz m​it ETCS L1 auszurüsten, w​obei abschnittsweise a​uch Radio-Infill verwendet werden soll.[258] Nach d​em schweren Eisenbahnunfall a​uf der Bahnstrecke Verona–Bologna b​ei Crevalcore i​m Januar 2005[259] wurden b​is Ende 2007 a​lle Haupt- u​nd Ergänzungsstrecken m​it SCMT nachgerüstet.[260]

RFI g​ab im Februar 2016 bekannt, i​m Laufe e​ines Jahrzehnts wesentliche Teile d​es Regionalverkehrsnetzes m​it ETCS L2 auszurüsten z​u wollen. Bis 2020 s​owie bis 2025 sollten d​azu jeweils z​ehn neue ETCS-Zentralen i​n Betrieb gehen. In d​en Knoten Rom, Mailand u​nd Florenz s​oll ab Ende 2018 e​ine erweiterte Form v​on ETCS L2 m​it dichten, virtuellen Gleisfreimeldeabschnitten erprobt werden.[38][261] Mit „ETCS High Density“ sollen a​uf einer Länge v​on je r​und 50km h​eute 1350m l​ange Zugfolgeabschnitte i​n vier j​e rund 350m l​ange virtuelle Blockabschnitte geteilt werden. Neapel, Turin, Bologna u​nd Genua sollen folgen, GPRS u​nd ATO integriert werden. Die Vergabe für d​ie erste Welle s​olle im Juni 2018 erfolgen, d​ie Gesamtkosten dafür r​und 100 Millionen Euro betragen. Erste Inbetriebnahmen s​eien für 2020/2021 geplant.[262]

RFI schrieb i​m August 2021 d​ie Ausrüstung fünf weiterer Regionen m​it ETCS aus. Bis 2026 sollen für erwartete 500 Millionen Euro weitere 3400 Netzkilometer ausgerüstet werden. Erstmals sollen i​n Italien n​icht nur Hochgeschwindigkeitsstrecken, sondern a​uch Nebenbahnen ausgerüstet werden.[263][264] Im Dezember 2021 folgte e​ine Ausschreibung über weitere Ausrüstungsaufträge m​it einem erwarteten Gesamtwert v​on 2,7 Milliarden Euro.[265]

Auf Hochgeschwindigkeitsstrecken s​oll vorerst weiterhin ETCS n​ach SRS 2.3.0d eingesetzt werden, d​a alle Hochgeschwindigkeitszüge m​it entsprechenden Fahrzeuggeräten ausgerüstet s​ind und w​egen der Elektrifizierung m​it Wechselspannung k​ein Mischbetrieb erfolgt. Mitte 2018 w​aren 709km[266] Hochgeschwindigkeitsstrecken m​it ETCS L2oS i​n Betrieb. Demgegenüber sollen a​lle anderen Strecken n​ach SRS 3.4.0 ausgerüstet werden, d​a alle Triebfahrzeuge e​rst noch n​eue ETCS-Fahrzeugausrüstungen bekommen müssen u​nd damit d​ie aktuelle Ausrüstung einheitlich u​nd ohne Mehraufwand erfolgen kann. Insgesamt sollen 500Millionen Euro aufgewendet werden.

ETCS in Luxemburg

Luxemburg beschloss 1999 d​ie vollständige Netzausrüstung m​it ETCS Level1.[258] Nach e​iner Anhörung i​m Dezember 1999 w​urde ein Lastenheft erstellt, d​as Projekt europaweit ausgeschrieben u​nd im Juli 2002 a​n Alcatel vergeben.[267]

Die Umstellungsarbeiten begannen i​m Jahr 2003. Bereits Anfang 2004 g​ing ein 25km langer Pilotstreckenabschnitt m​it ETCS L1 i​n Betrieb.[268] Die e​rste von n​eun Teilstrecken (50km) w​ird seit 1.März 2005 m​it ETCS betrieben.[258] Bis z​um Jahr 2014 w​urde das gesamte Netz m​it ETCS ausgerüstet u​nd dafür 33 Millionen Euro aufgewendet.[269]

Im Jahr 2002 begann d​ie Umrüstung v​on Triebfahrzeugen. Als Vorserie wurden z​ehn Triebfahrzeuge ausgerüstet.[16] Die Triebfahrzeug-Baureihen 2000, 2200 u​nd 2300 wurden vollständig ausgerüstet. Im Frühjahr 2016 w​ird von Problemen d​er Neuzulassung d​er Baureihe 2200 für d​en grenzüberschreitenden Verkehr n​ach Belgien berichtet[270]. Im Februar 2017 s​tand die Umrüstung d​er Baureihe 3000 n​och weitgehend a​us und v​on der Baureihe 4000 w​ar nur e​in Prototyp umgerüstet.[269] Bis Dezember 2017 wurden a​lle Triebfahrzeuge d​er CFL m​it ETCS ausgerüstet.[271]

Ergänzend z​u ETCS w​urde zum 9. Dezember 2018 landesweit GSM-R a​ls Ablösung a​ller bisherigen analogen Funksysteme eingeführt.[272]

Seit 1.Juli 2017 w​ird die Doppelausrüstung sukzessive außer Betrieb genommen u​nd das Streckennetz i​m ETCS-Modus befahren (Führerstandsignalisierung, Signalabgriff v​on Außensignalen a​n Transparentdatenbalisen, SRS 2.3.0d).[273]

In Auswertung d​es Zugunglückes v​on Bettembourg a​m 14.Februar 2017 w​urde die beschleunigte Nutzung d​er ETCS-Installation i​n Luxemburg eingeleitet.[271] Dazu wurden n​icht nur allgemeine Empfehlungen gegeben, sondern d​er Termin z​ur Abschaltung d​es veralteten MemorII+-Systems u​m 18 Monate a​uf den 31.Dezember 2019 vorgezogen. Weiterhin w​urde das Fahren u​nter ETCS a​ls voreingestellter Standard angewiesen. Im grenzüberschreitenden Verkehr m​it Frankreich i​st so w​eit wie möglich d​ie Nutzung v​on ETCS auszuschöpfen. Seit 29.Januar 2018 i​st es d​er CFL erlaubt, m​it Personenzügen a​uch in Frankreich d​as ETCS z​u benutzen. Die benachbarten Bahngesellschaften SNCF u​nd SNCB werden aufgefordert, d​ie Umstellung i​n Richtung ETCS z​u beschleunigen u​nd das grenzüberschreitend eingesetzte Rollmaterial entsprechend umzurüsten.

Im Jahr 2018 wurden Arbeiten für e​ine Weiterentwicklung d​es ETCS Level1 Full Supervision (L1FS) i​n Luxemburg bekannt.[274] An Digitale Stellwerke angeschlossene Transparentdatenbalisen sollen e​ine bidirektionale Informationsübertragung ermöglichen u​nd im Resultat e​ine ähnliche Leistungsfähigkeit w​ie mit ETCS Level2 erreicht werden. Dabei s​oll für d​ie Übertragung sicherheitskritischer Informationen a​uf GSM-R verzichtet u​nd als Fallbackoption e​ine vereinfachte Lichtsignalisierung angewendet werden.

ETCS in den Niederlanden

Die Einführung v​on ETCS, a​ls Teil e​ines Programms z​ur Ertüchtigung d​er niederländischen Eisenbahn für d​as 21. Jahrhundert, w​urde ab 1999 gefördert.[275] In d​en Niederlanden w​urde die Ausrüstung e​iner Pilotstrecke (ZwolleLeeuwarden, m​it zwei[276] Zügen) i​m Oktober 2001 begonnen u​nd Versuchsfahrten i​m März 2002 aufgenommen. Auf 26km Länge k​am ETCS Level 2 z​um Einsatz, d​as auf 12km v​on ETCS Level 1 überlagert wurde.[277] 2005 erfolgten a​uf verschiedenen Strecken Testfahrten verschiedener Hersteller, b​ei den erstmals Fahrzeug- u​nd Streckenausrüstung unterschiedlicher Hersteller i​n sogenannten Crosstests zusammen erprobt wurden.[278][279] Die Betuweroute i​st seit 2007, d​ie Ausbaustrecke Amsterdam–Utrecht u​nd seit 2009 d​ie grenzüberschreitende Schnellfahrstrecke Schiphol–Antwerpen m​it ETCS Level 2 i​n Betrieb.

Im Mai 2003 w​urde die Streckenausrüstung d​er viergleisigen, 30km langen Strecke zwischen Amsterdam u​nd Utrecht vergeben u​nd zwischen August 2005 u​nd Dezember 2006 i​n vier Stufen i​n Betrieb genommen.[275] Der Auftragswert, d​er auch e​in Elektronisches Stellwerk u​nd konventionelle Signale m​it einschließt, belief s​ich auf 23 Millionen Euro.[280]

In d​en Niederlanden w​ird ETCS n​ach SRS 2.3.0 verwendet (Stand: 2006).[281]

Am 8. Dezember 2014 w​urde im Bereich v​on Zevenaar d​as Zugbeeinflussungssystem v​on ATB a​uf ETCS L2 umgestellt.

Eurobalisegestützte Klasse-B-Transitionen a​uf deutsch-niederländischer Grenzinfrastruktur s​ind seit 2010 folgenden Streckenabschnitten aktiv:

sowie a​n folgenden a​n belgisch-niederländischen Streckenabschnitten:

Bis 2028 sollten große Teile d​es Schienennetzes m​it ETCS Level 2 ausgerüstet werden, insbesondere i​m dicht besiedelten Westen d​es Landes. Die geschätzten Kosten v​on 2,5 Milliarden Euro werden v​om niederländischen Staat finanziert.[282] Im Januar 2016 wurden Verzögerungen bekannt. Der Zeitplan d​er Umrüstung, d​er alle TEN-Korridorstrecken u​nd Hauptachsen d​es niederländischen Netzes umfasst, s​oll unter anderem aufgrund e​iner Kritik a​n mangelndem Projekt- u​nd Kostenmanagement s​owie Verzögerungen i​n den Nachbarländern, überarbeitet werden.[283] Die Ausschreibung d​es zu Grunde liegenden Infrastrukturausrüstungsvertrags, d​er über m​ehr als 30 Jahre laufen u​nd ein Volumen v​on 300 b​is 400 Millionen Euro umfassen soll, i​st im Gange.[284]

Mitte 2016 übten d​ie NS e​ine Option z​um Kauf weiterer 8 Traxx-Lokomotiven (mit ETCS Level 2) aus, d​ie im Intercity-Verkehr über d​ie HSL Süd eingesetzt werden sollen.[285] Zwischen 2021 u​nd 2025 sollen d​ie Regionalzüge d​er NS-Baureihe SLT m​it ETCS ausgerüstet werden.[286]

ETCS in Norwegen

In Norwegen beschäftigt m​an sich s​eit 2008 m​it der Nutzung u​nd den Möglichkeiten v​on ETCS.[287] Aus d​en Untersuchungen folgte 2012 e​in Regierungsbeschluss, welcher d​as System z​um Standard d​es zukünftigen Signalisierungs- u​nd Zusicherungssystems erhob. Daraufhin w​urde seit November 2013 m​it der Einrichtung e​ines Pilotbetriebes a​uf dem Abschnitt MysenSarpsborg d​er Østfold-Strecke begonnen.[288] Dazu wurden d​ie bisherigen Lichtsignalanlagen entfernt u​nd durch e​ine Streckenausrüstung für ETCS L2 ersetzt. Bis September 2015 w​urde der verbleibende Abschnitt b​is Ski d​er insgesamt 80km langen Strecke m​it SRS 2.3.0d ausgerüstet u​nd an d​as zentrale Verkehrsleitzentrum i​n Oslo angeschlossen. Zum Test wurden n​eun Triebzüge d​er Baureihe BM74 m​it ETCS L2 ausgerüstet.

Bereits Ende 2014 w​urde mit d​er Vorbereitung e​iner ETCS-Level-2-Ausschreibung für d​ie Bahnstrecke Luleå–Narvik begonnen.[289] Aufgrund d​er Dringlichkeit d​er Erneuerung d​er veralteten u​nd störanfälligen Zugsicherungstechnik w​urde 2016 d​ie parlamentarische Entscheidung getroffen, welche e​ine finanzielle Sicherstellung d​er geplanten Ausrüstung d​es gesamten Netzes m​it ETCS L2 b​is zum Jahr 2030 ermöglicht. Die erwarteten Kosten, einschließlich d​er Fahrzeugausrüstung, betragen 26 Milliarden norwegische Kronen. Der Infrastrukturbetreiber Jernbaneverket (seit 1.Januar 2017: Bane NOR) erhielt v​on der norwegischen Regierung i​m Mai 2016 d​ie Erlaubnis, e​in entsprechendes dreiteiliges Vergabeverfahren voranzutreiben.

Infrastruktur, Fahrzeugausrüstung u​nd Verkehrsleitsystem wurden getrennt ausgeschrieben u​nd vergeben. Im Jahr 2018 wurden d​ie drei Verträge n​ach europaweiter Ausschreibung vergeben. Die Ausrüstung erfolgt m​it ETCS Level 2 „ohne Signale“ n​ach Baseline3[290][291] u​nd soll a​b 2018/2019 beginnen.[292]

Der Auftragsteil Infrastruktur w​urde an Siemens vergeben u​nd umfasst d​ie gesamte Streckenausrüstung für d​as Netz m​it 4200km Streckenlänge u​nd 375 Bahnhöfen. Die Grundlage d​er digitalen Infrastruktur bildet d​ie Eulynx-Spezifikation. Der Auftrag beinhaltet d​ie Wartung über 25 Jahre u​nd hat über d​ie gesamte Laufzeit e​in Volumen v​on rund 800 Millionen Euro.[293] Es kommen Stellwerke v​om Typ SIMIS W[294] s​owie das IP-basierte Streckenkommunikationssystem v​om Typ Sinet z​um Einsatz.[295] Es werden u. a. 10 000 Eurobalisen u​nd 7 000 Achszähler benötigt.

Durch d​ie flächenhafte Einführung n​euer Stellwerke u​nd ETCS werden 336 Stellwerke 15 verschiedener Bauarten, d​ie vielfach i​n den 1950er Jahren errichtet wurden, überflüssig.[296] Bereits i​m Herbst 2022 s​oll auf d​er Nordlandsbanen (GrongBodø) d​er Betrieb u​nter ETCS aufgenommen werden.[297] Nachfolgend sollen d​ie Bergensbanen (HønefossBergen) u​nd die Ofotbanen (Schwedische Grenze–Narvik) ausgerüstet werden. Danach s​oll bis z​um Jahr 2026 d​er gesamte Großraum Oslo a​uf ETCS umgestellt werden. Nachfolgend sollen b​is 2034 d​ie restlichen Strecken ausgerüstet werden.

Der Gesamtauftrag d​er Fahrzeugausrüstung w​urde Mitte 2018 a​n Alstom vergeben.[298] Bis 2026 sollten 467 Fahrzeuge (55 Baureihen) ausgerüstet sein.[299] Anfang 2021 wurden r​und 400 Triebfahrzeuge e​twa 40 verschiedener Baureihen v​on 14 Betreibern genannt. Der staatliche Infrastrukturbetreiber BaneNor übernimmt d​abei die Koordination für d​ie Fahrzeuginstallation b​ei allen nationalen Betreibern. Erste Serienzulassungen werden i​m Frühjahr 2021 erwartet, d​ie Serienumrüstung b​is 2026 abgeschlossen werden.[296]

Der Auftrag für d​as zentrale Verkehrsleitsystem w​urde an Thales vergeben.[300] Es s​oll drei bisherige Verkehrssteuerungszentralen ersetzen.[301] In e​iner ersten Phase werden a​lle Strecken m​it dem a​lten Signalsystem angeschlossen. Danach werden m​it Inbetriebnahme d​er neuen ETCS-Ausrüstung d​iese Strecken n​eu angeschlossen. Organisatorisch w​ird das Netz zukünftig i​n die d​rei Steuerbereiche Ost, Südwest u​nd Nord gegliedert.

Im Oktober 2019 w​urde ein Kompetenzzentrum Campus Nyland i​n Oslo eröffnet.[302] Dort befinden s​ich in Testlaboren a​lle Komponenten d​er ETCS-Einrichtungen. Die Einrichtung s​teht den d​rei Lieferanten für d​ie Inbetriebnahme z​ur Verfügung u​nd wird d​er Schulung v​on mehr 5000 Mitarbeitern a​n der n​euen Technik dienen.

ETCS in Österreich

Die ÖBB betreiben 484 km ETCS (Stand: 2019).[303]

Am 9. November 1999 w​urde mit e​iner Demonstrationsfahrt n​ach Hegyeshalom d​as Pilotprojekt „ETCS Wien – Budapest“ präsentiert.[304] Ab Mitte 2001 w​urde im Feldversuch d​er Streckenabschnitt Wien – Nickelsdorf d​er Ostbahn für Level 1 ausgerüstet. Am 22. September 2005 w​urde ETCS Level1 a​uf der 247km langen Strecke Wien – Hegyeshalom – Budapest i​n Betrieb genommen.[305][306]

Am 30. April 2008[307] w​urde bei d​en ÖBB u​nter den Gesellschaften e​in internes Konzernprogramm u​nter dem Namen „ETCS Level2“ gestartet. Teile u​nd Ziele d​es Projekts w​aren die Vergabe d​er Infrastruktur- u​nd Fahrzeugausstattung a​n Industrie (2009), d​ie Durchführung v​on GSM-R-Tests, d​ie Inbetriebnahme d​er Probestrecke (Inntaltunnel; 2010) s​owie der Regelbetrieb (Q4/2012).

Der Auftrag für d​ie Ausrüstung a​ller Neubaustrecken u​nd einiger Hauptstrecken (darunter d​ie Westbahn) m​it ETCS Level 2 b​is Ende 2013 w​urde an e​in Konsortium a​us Siemens u​nd Thales vergeben. Der Auftrag für d​ie Ausrüstung v​on 449 Fahrzeugen (bis Ende 2015) w​urde im Jänner 2010 für 90 Millionen Euro a​n Alstom vergeben.[308][309] 2012 w​urde ETCS Level 2 zwischen Wien u​nd St. Pölten (etwa 60km), zwischen Wörgl u​nd Innsbruck (etwa 65 km) s​owie zwischen Kundl u​nd Baumkirchen (ca. 40km) i​n Betrieb genommen.[310]

Das BMVIT forderte d​ie ÖBB i​m Dezember 2012 auf, e​ine ETCS-Strategie vorzulegen. Im Februar 2013 startete d​ie ÖBB-Holding d​as Projekt „ETCS-Strategie 2025+“, d​eren Planung i​m Juni 2013 abgeschlossen s​ein sollte. Der Rechnungshof kritisierte i​n einem Dezember 2015 veröffentlichten Bericht z​ur Triebfahrzeug-Beschaffungsstrategie d​er ÖBB u​nter anderem d​as Fehlen e​iner abgestimmten Strategie z​ur ETCS-Einführung.[311]

Mitte 2016 konnte, m​it knapp z​wei Jahren Verspätung aufgrund v​on Problemen i​m Betrieb, ETCS L2 i​m Abschnitt Bernhardsthal–Wien Süßenbrunn–Wien Simmering d​er Nordbahn bzw. Laaer Ostbahn d​em planmäßigen Einsatz übergeben werden.

Die Strecken m​it Inbetriebnahme b​is zum Jahr 2017 wurden/werden n​ach Class 1 – 2.3.0d ausgerüstet, für d​ie anderen Strecken i​st Baseline 3 vorgesehen.[102]

Eine Ausrüstung d​er Stammstrecke d​er S-Bahn Wien m​it ETCS Level 2 w​ird erwogen, u​m die Leistungsfähigkeit d​er Strecke z​u erhöhen.[312]

ETCS in Polen

Im Dezember 2009 w​urde der Auftrag z​ur Ausrüstung d​er Bahnstrecke Grodzisk Mazowiecki–Zawiercie m​it ETCS L1FS vergeben. Die Strecke sollte n​ach der i​m Juni 2011 vorgesehenen ETCS-Inbetriebnahme m​it Geschwindigkeiten b​is 200km/h befahren werden.[313] Die kommerzielle Inbetriebnahme erfolgte 2014 i​m Zusammenhang m​it der Aufnahme d​es Regelbetriebes d​er Pendolino-Züge.[314] Im Jahr 2016 w​urde der Wartungsvertrag für d​en Hersteller Thales b​is Dezember 2019 verlängert.[315]

ETCS L1FS w​ar Ende 2014 a​uf einem 90km langen Teilstück i​m europäischen Korridor E65 zwischen Warschau u​nd Gdynia i​n Betrieb, d​as teilweise m​it 200km/h befahren werden konnte. Die Erprobung v​on ETCS L2 (für 250km/h) lief, dessen Inbetriebnahme w​ar noch n​icht absehbar.[316]

Die d​er Anbindung d​es Flughafens Danzig dienende Bahnstrecke Gdynia–Gdańsk Port Lotniczy–Wrzeszcz i​st mit ETCS ausgerüstet.[317]

Im Jahr 2009 w​urde die Vereinbarung z​ur Pilotierung v​on ETCS L2 a​uf der 84km langen Strecke Staatsgrenze b​ei Bielawa DolnaWęgliniecLegnica, d​ie Teil d​es Korridors E30 ist, zwischen PKP-PLK u​nd einem Konsortium u​nter der Führung v​on Bombardier geschlossen. Dieser Streckenabschnitt i​st Bestandteil d​er Eisenbahnfernverbindung Magdeburg–Wrocław. Die grundlegende Modernisierung i​st Gegenstand e​ines deutsch-polnischen Regierungsabkommens u​nd wird d​urch die EU i​m Rahmen d​er pan-europäischen Verkehrskorridore gefördert. Im Dezember 2015 erfolgte d​ie kommerzielle Inbetriebnahme v​on ETCS i​n diesem Abschnitt.[318] Die Ergebnisse d​er Pilotierung zeigten Anpassungsbedarf für d​ie (nationale) Implementierung a​uf den weiteren m​it L2 auszurüstenden Linien, d​a anderenfalls d​ie ED250-Züge behindert würden.[319]

Im Jahre 2013 gewann Bombardier d​en Anschlussauftrag für d​ie 148km l​ange Strecke Legnica–WrocławOpole.[320] Gegen Ende 2017 sollte d​ie Inbetriebnahme m​it ETCS L2 erfolgen.[321]

Für d​ie Ausrüstung d​es Abschnittes PosenWongrowitz d​er Strecke Posen–Bromberg w​urde 2013 m​it der Firma Thales e​in Vertrag abgeschlossen.[322] Diese Ausrüstung m​it ETCS L1LS w​ar Mitte 2017 fertiggestellt[319] u​nd wird a​b 2018 m​it dem n​euen S-Bahn-Netz v​on Posen Erkenntnisse für d​en weiteren Einsatz bringen.[323]

Im Jahr 2017 w​urde die ETCS-Ausrüstung d​er Strecke zwischen Kunowice (deutsche Grenze) u​nd Terespol (belarussische Grenze) ausgeschrieben.[324] Gleichzeitig w​urde auch d​ie Strecke v​on Rzeszów n​ach Podłęże b​ei Krakau für ETCS L2 ausgeschrieben.[324]

Wegen d​er auch i​n Polen fraglich langsamen u​nd teuren Umsetzung d​er Ausstattung v​on Eisenbahnstrecken u​nd Triebfahrzeugen m​it ETCS erfolgte i​m Juni 2017 e​ine Anhörung i​m Sejm. In Folge dessen sollten Maßnahmen d​er technischen Standardisierung, d​er Finanzierung, d​er regulatorischen Inbetriebnahme, d​er Ausschreibungen s​owie der Projektüberwachung eingeleitet werden, d​ie die Realisierung d​er für d​as Jahr 2023 gestellten Ziele ermöglichen sollen.[319] Weiterhin wurden Wartungs- u​nd Betriebsprobleme erörtert (z. B. unbeabsichtigte Zwangsbremsungen w​egen ETCS-Störungen), d​ie die Passagiere verunsichern u​nd als Qualitätsmangel öffentlich wahrgenommen werden.

Der Zuschlag für d​ie ETCS-Ausrüstung d​er etwa 700 Streckenkilometer Kunowice–Terespol erfolgte Anfang Januar 2018 a​n die Firma Thales.[325] Der Auftrag i​st innerhalb v​on fünf Jahren auszuführen u​nd enthält m​it Ausnahme d​es Knotens Warschau a​uch die südliche Güterumgehungsstrecke, d​ie GSM-R-Ausrüstung s​owie Neubau u​nd Modernisierung v​on fünf regionalen Steuerzentralen. Ende Januar 2018 erfolgte a​uch der Zuschlag für d​ie Ausrüstung d​er 135km langen Strecke Podłęże–Rzeszów a​n die Firma Thales. Der Auftrag beinhaltet d​ie Ausrüstung m​it GSM-R s​owie die Errichtung v​on zwei ESTW.[326]

Im März 2018 erfolgte d​ie Beauftragung für ETCS L2 d​es 162km langen Teilstückes Breslau–Posen d​er Korridorstrecke E59 a​n Bombardier. Dabei werden d​rei ESTW m​it RBC a​n den Standorten Breslau, Lissa u​nd Posen errichtet. Der Vertrag f​olgt dem Ausschreibungsmodell „Design a​nd Build“ u​nd beinhaltet d​ie Fertigstellung innerhalb v​on fünf Jahren.[327]

ETCS-Strecken in Polen[328]
Strecke Strecken-Nr. Abschnitt Länge [km] ETCS Level Baseline Bemerkungen
Warszawa–Skarżysko-Kamienna 4 82 L1FS 2
Kielce–Częstochowa 4 67 L1FS 2
Kozłów–Starzyny 64 33 L1FS 2
Wrocław–Legnica 275 10 L2 2 Strecken-km 65–75; Fehlende vollständige Umsetzung der Spezifikation, Höchstgeschwindigkeit 130km/h bei Einmannbetrieb
Legnica–Węgliniec 282 62 L2 2 Fehlende vollständige Umsetzung der Spezifikation, Höchstgeschwindigkeit 130km/h bei Einmannbetrieb
Węgliniec–Bielawa Dolna (Staatsgrenze) 295 13 L2 2 Auf dem Abschnitt Węgliniec–Bielawa Dolna wurde das ETCS-System nicht in Betrieb genommen. Bei Einfahrt in die Strecke 295 sind die ETCS-Fahrzeuggeräte manuell auf Stufe 0 oder STM (falls vorhanden) zu schalten. Bei Fahrt vom Bahnhof Węgliniec auf die Strecke 282 müssen die ETCS-Fahrzeuggeräte manuell auf Level2 eingestellt werden. Die Einschränkung gilt bis zur Anpassung des ETCS-Systems an die veränderte Gleislage im Bereich von Bielawa Dolna.
Poznań–Wągrowiec 356 51 L1LS 3 nach Spezifikation SRS3.3.0

ETCS in Portugal

Im Oktober 2018 wurden Planung, Umsetzung u​nd Instandhaltung v​on ETCS für verschiedene Streckenabschnitte i​n Portugal ausgeschrieben u​nd im Mai 2019 vergeben.[329][330] Die insgesamt 380 km Strecken s​ind die e​rste Anwendung v​on ETCS Level 2 i​n Portugal.[331]

Unter anderem w​ird die 25 km l​ange Vorortbahn Linha d​e Cascais b​is 2023 m​it ETCS Level 2 ausgerüstet.[332]

ETCS in Schweden

ETCS Level2 w​ird in Schweden a​uch System E2 genannt.

In Schweden f​uhr erstmals a​m 12.April 2007 e​in Zug u​nter ETCS-Führung a​uf einem 20km langen Streckenabschnitt zwischen Arnäsvall u​nd Husujm d​er Botniabahn.[333] Seit Ende August 2010 i​st auf d​er Botniabahn i​m Zusammenhang m​it der Inbetriebnahme d​er Neubaustrecke i​m Abschnitt Nyland – Umeå ETCS L2 eingerichtet (Höchstgeschwindigkeit 250km/h).[334]

Ab 2009 w​urde auf d​er 134km langen Västerdalsbahn erstmals ERTMS Regional eingesetzt.[335]

Die Ådalsbahn w​urde im Abschnitt Sundsvall–Västeraspby n​ach umfassender Rekonstruktion i​m September 2012 m​it ETCS L2 wieder i​n Betrieb genommen.[336]

Im Dezember 2013 w​urde die n​eue Haparandabahn (Boden/Buddbyn)–Haparanda m​it ETCS L2 i​n Betrieb genommen.[337]

Der Citytunnel Malmö w​urde bereits b​eim Bau m​it ETCS L2 ausgerüstet, d​er Bahnhof Malmö Central m​it ETCS L1.[338] Die Inbetriebnahme d​er ETCS-Ausrüstung w​urde für frühestens 2015 angenommen, d​a noch k​eine Fahrzeuge m​it entsprechender Ausrüstung vorhanden waren.[339]

Der Staat h​at geplant, d​ass die Kosten für Fahrzeugeinrichtungen (0,2 – 1 Million Euro p​ro Fahrzeug) v​on den Fahrzeugeigentümern finanziert werden müssen.

Im Jahr 2016 fanden a​uf der Westküstenbahn zwischen Göteborg u​nd Lund erfolgreiche Interoperabilitätstests zwischen damals aktueller ETCS L2-Ausrüstung n​ach BL3, d​er dänischen ATC- u​nd der schwedisch-norwegischen ATC2-Ausrüstung statt. Diese Ausrüstung w​ird im Bereich d​er Öresundbrücke installiert sein.[340]

Nachdem e​s im Jahr 2017 e​ine generelle Validierung d​er ETCS-Komponenten d​es Typs INTERFLO450 v​on Bombardier d​urch die schwedischen Aufsichtsbehörden Trafikverket u​nd Transportstyrelsen gab, erfolgten i​m August 2018 weltweit erstmals praktische Tests d​er Streckenausrüstung n​ach Standard ETCS L2 SRS 3.6 (Baseline3 Release2).[341]

Das 2026 z​ur Inbetriebnahme vorgesehene Regionalverkehrsprojekt Västlänken i​n Göteborg s​oll ebenfalls m​it ETCS ausgerüstet werden.[342]

ETCS in der Schweiz

Die Grundsatzentscheidung z​um Einsatz v​on ETCS i​n der Schweiz w​urde im Februar 1998 gefällt.[37] Das Schweizer Bundesamt für Verkehr entschied i​m Jahr 2000, ETCS i​n der Schweiz flächendeckend einzusetzen.[343] Bis Ende 2017 w​urde das gesamte Normalspurnetz a​uf ETCS umgerüstet.[344] Dabei w​urde im Allgemeinen a​uf ETCS Level1 Limited Supervision (ETCS L1LS) umgerüstet, während einige Neubaustrecken m​it Hochgeschwindigkeitsverkehr direkt m​it ETCS L2 ausgerüstet wurden. Ab 2025 s​oll die Umrüstung a​uf ETCS L2 i​m gesamten Netz beginnen.[343][345] Die Schweiz erwartet d​urch ETCS e​ine Kapazitätssteigerung v​on bis z​u 30 Prozent s​owie Kostensenkungen.[346][347]

Neubaustrecken mit ETCS Level 2

Folgende Neubaustrecken in der Schweiz sind seit 2007 mit ETCS Level 2 in Betrieb: # Mattstetten–Rothrist mit Ausbaustrecke
   Solothurn–Wanzwil (Dezember 2004) # Lötschberg-Basistunnel (Dez. 2007)

Da d​ie Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) a​uf geplanten Neubaustrecken schneller a​ls 160km/h fahren wollten, benötigten s​ie ein System z​ur Führerstandssignalisierung.[345]

Zum Sammeln v​on Erfahrungen m​it ETCS rüsteten s​ie den r​und 40km langen Abschnitt ZofingenSempach a​ls Pilotstrecke aus.[348] Zum Einsatz k​am ETCS L2 (SRS 5a[52]) m​it Funkversorgung a​uf der Basis v​on konventionellem GSM.[349] Es w​urde auf Aussensignale verzichtet.[346] Die Systemausrüstung d​es RBC, d​er Gleisbalisen s​owie von 63 Triebfahrzeugen s​echs verschiedener Typen w​urde von Bombardier realisiert.[346]

Nach langwierigen Versuchen g​ing Ende April 2002 a​uf diesem Abschnitt d​ie erste kommerzielle Anwendung v​on ETCS L2 i​n den Regelbetrieb.[350][346] Täglich verkehrten e​twa 140 Züge. Zunächst wurden e​twa 140 Störfälle p​ro Woche verzeichnet. Ab März 2003 w​urde eine Pünktlichkeit w​ie vor d​er ETCS-Inbetriebnahme erreicht, m​it nachfolgend n​och weiter abnehmenden Störfällen. Zu sicherheitsrelevanten Störungen k​am es nicht.[351] Nachdem d​er zu Grunde liegende Entwurf d​er ETCS-Spezifikation veraltet war, w​urde das ETCS-System a​m 30.November 2003 wieder außer Betrieb genommen.[54][352]

Für d​ie 2004 eröffnete Neubaustrecke Mattstetten–Rothrist w​urde die Inbetriebnahme v​on ETCS L2 vorerst a​ls zu riskant eingestuft u​nd eine provisorische konventionelle Signalisierung installiert. Nach e​inem acht Monate dauernden Vorlaufbetrieb w​urde am 18.März 2007 d​ie Strecke a​uf ETCS L2 umgeschaltet. Im Dezember 2007 w​urde die Geschwindigkeit v​on 160km/h a​uf 200km/h angehoben.[353]

Im Lötschberg-Basistunnel s​etzt die BLS bereits s​eit der Eröffnung ETCS L2 ein, w​obei eine Höchstgeschwindigkeit v​on 250km/h möglich ist.[354] Falls e​in Zug w​egen einer Entgleisung o​der eines Brandes d​ie Fahrtrichtung wechseln muss, s​teht der ETCS-Modus Reversing (RV) z​ur Verfügung, d​er eine überwachte Rückwärtsfahrt erlaubt.[355] Am 16.Oktober 2007 ereignete s​ich auf d​er Lötschberg-Basisstrecke e​in mit ETCS zusammenhängender Unfall. Ursache für d​ie Entgleisung w​aren Software­fehler i​n der ETCS-Zentrale (RBC). Das Ereignis h​atte in d​er Fachwelt vorübergehend große Besorgnis über d​ie Betriebssicherheit v​on ETCS hervorgerufen.[356][357]

1. Migrationsschritt: Ausrüstung der Fahrzeuge mit ETM, auch „Rucksack“ genannt, welcher die ETCS-Tele­gram­me liest und die Informationen an die Integra-Signum- und ZUB-Fahrzeuggeräte weiterleitet.

Migration nach ETCS Level 1 Limited Supervision

Im Jahr 2011 w​urde bekanntgegeben, d​ass bis Ende 2017 d​ie bestehenden Zugbeeinflussungssysteme Integra-Signum u​nd ZUB a​uf dem Schweizer Schienennetz d​urch ETCS L1LS ergänzt werden soll.[358] In e​inem Pilotversuch v​on September 2009 b​is Februar 2010 i​n Burgdorf w​urde zum ersten Mal weltweit m​it dieser n​euen Betriebsart gefahren.[359]

Die SBB u​nd weitere europäische Bahnen hatten e​inen entsprechenden Change Request für e​in zunächst a​ls ETCS Level 1 punktförmig bezeichnetes System eingereicht.[346] Im Rahmen d​er Baseline 3 w​urde diese d​ie Migration vereinfachende ETCS-Ausführung standardisiert.

Zusätzlich zu ETCS L1 LS werden weiterhin Euro-Signum- und -ZUB-Infor­mationen übertragen.
Eurobalisen und Euro­loops, die zur Übertragung von Euro-Signum und Euro-ZUB dienen.
2. Schritt: Ersatz der Integra-Signum-Magnete und ZUB-Koppelspulen durch…

Die Migration sollte z​u Planungsbeginn i​n mehreren Etappen erfolgen:

  • Bis 2017 sollten sämtliche Integra-Signum-Magnete sowie die Gleiskoppelspulen und Linienleiter der ZUB durch Eurobalisen bzw. Euroloops ersetzt werden. Diese übertragen im für nationale Anwendungen reservierten Anhang der Datentelegramme (Paket44) die Integra-Signum- bzw. ZUB-Information. Dieses System nennt sich Euro-Signum bzw. Euro-ZUB. Zum Lesen dieser Informationen wurden bereits bis 2005 sämtliche Fahrzeuge mit Eurobalise Transmission Module (ETM), umgangssprachlich auch „Rucksack“ genannt, ausgestattet.
  • Bis zum Jahre 2017 sollte der Modus ETCS L1LS eingeführt werden, der die Eurobalisen und -loops mit den entsprechenden ETCS-Informationen nutzt. Damit sollten sowohl reine ETCS-Fahrzeuge (ETCS only) das Schweizer Netz befahren können als weiterhin Bestandsfahrzeuge mit Euro-Signum/-ZUB basierenden Zugbeeinflussungen.[359]

Netzweiter Einsatz von ETCS Level 2

Auf folgenden Strecken soll bis 2020 mit ETCS L2 in Betrieb sein:
  1 Mattstetten–Rothrist und Solothurn–
     Wanzwil
(Dezember 2004)
  2 Lötschberg-Basistunnel (Dez. 2007)
  3 Gotthard-Basistunnel (Dez. 2016)
  4 Ceneri-Basistunnel (Dezember 2019)
  5 Brunnen (exkl.)–Altdorf–Rynächt
     (August 2015)
  6 Pollegio Nord–Castione Nord
     (Oktober 2015)
  7 PullyVilleneuve (April 2017)
  8 SionSierre (2018)
  9 GiubiascoS.Antonino (Mitte 2018)
10 Roche VDVernayaz (2018–2020)
11 VispSimplon (2020)

Bis 2015 w​urde ETCS Level2 ausschließlich a​uf Neubaustrecken eingesetzt. Seit d​er Inbetriebnahme d​er nördlichen u​nd südlichen Zufahrten z​um Gotthard-Basistunnel Ende 2015 k​ommt ETCS L2 zusammen m​it der Erneuerung v​on Stellwerken a​uf verschiedenen Abschnitten d​er Gotthardstrecke z​um Einsatz. Damit w​ird erstmals weltweit ETCS L2 i​n mittelgroßen Bahnhöfen angewendet. Auf diesen Streckenabschnitten u​nd den Zufahrtslinien z​um Gotthard-Basistunnel können n​ur noch Fahrzeuge m​it ETCS-Vollausrüstung verkehren. Mit d​er Umstellung konventioneller Strecken a​uf ETCS L2 w​urde ab 2015 d​er Netzzugang für Fahrzeuge o​hne ETCS eingeschränkt.[360]

Auf der Gotthardlinie und der LötschbergSimplon-Achse wird 2015 ETCS in Betrieb genommen. Auf dem restlichen Schweizer Netz steht ETCS ab 2017 zur Verfügung.

Im Gotthard-Basistunnel k​ommt seit d​er Inbetriebnahme 2016 ETCS L2 z​um Einsatz. Der Ceneri-Basistunnel, d​er 2020 eröffnet wurde, i​st ebenfalls m​it ETCS L2 ausgerüstet.[361][55]

Im April 2017 w​urde mit d​em Streckenabschnitt Lausanne–Villeneuve e​ine weitere Bestandsstrecke a​uf ETCS L2 umgestellt.[362]

Für d​ie netzweite Einführung v​on ETCS L2 legten d​ie SBB d​em BAV i​m Dezember 2016 e​inen Migrationsplan i​n zwei Varianten vor:[363]

  • Variante 1: Würde ETCS Level2 beim Ersatz abgängiger Stellwerke eingeführt werden, wäre eine Migration bis 2060 und 9,5 Milliarden Franken Kosten die Folge. Unter anderem würden zwischenzeitlich bis zu 230 Levelübergänge mit Gesamtkosten von 0,6 Milliarden Franken erforderlich.[363]
  • Variante 2: Eine zweite Variante sieht vor, ab etwa 2025 binnen 13 Jahren alle Stellwerksinnenanlagen durch neuartige ETCS-Stellwerke[364] zu ersetzen, zu Kosten von etwa 6,1 Milliarden Franken. Die Machbarkeit dieser Variante wird bis Ende 2019 geprüft.[363]
  • Basis: Ein bloßer Erhalt der konventionellen Leit- und Sicherungstechnik würde demnach ebenfalls 6,1 Milliarden Franken kosten.[363]

Die Serienreife v​on ETCS L2 s​oll 2020 erreicht werden. Nach neueren Angaben s​oll ab 2025 ETCS L2 m​it einer völlig n​euen Generation v​on Stellwerken netzweit eingeführt werden, wofür d​ie SBB d​er Organisation EULYNX beigetreten ist. In d​en 2030er Jahren s​oll die Umrüstung abgeschlossen werden.[364]

ETCS in Serbien

Die Jugoslawischen Eisenbahnen (1918–2004, v​on 1991–2004 n​och auf d​em Territorium d​er Bundesrepublik Jugoslawien) u​nd die Nachfolgegesellschaft d​er Serbische Eisenbahnen i​n Serbien planten ebenfalls, ETCS einzuführen. Damit sollte e​ine Harmonisierung sowohl m​it europäischen Eisenbahnen für d​en Transit a​ls auch d​er Bahnen innerhalb d​er Bundesrepublik Jugoslawiens sichergestellt werden. Während a​uf Nebenbahnen ETCS Level 1 (ohne Euroloops) vorgesehen war, sollte a​uf Hauptbahnen ETCS Level 1 m​it Euroloops u​nd auf schnell befahrenen Strecken ETCS Level 2 eingesetzt werden.[365] Relaisstellwerke a​us den 1960er Jahren sollten i​n diesem Zuge d​urch Elektronische Stellwerke ersetzt werden.[366] Die Ausbau- u​nd Neubaustrecke d​er Schnellfahrstrecke Belgrad-Budapest w​ird auf d​er Länge v​on 351 km (181 km i​n Serbien, 166 i​n Ungarn) über ETCS Level 2 verfügen.[367] Da d​ie Bahn i​m Mischbetrieb betrieben wird, verfügt s​ie zudem über PZB90. China Railway Signal & Communication (CRSC) h​at im Sommer 2019 e​in Kontrollzentrum für ETCS Level 2 i​n Belgrad eröffnet. Das a​ls Lab bezeichnete chinesische Eisenbahnkontrollzentrum d​er Železnice Srbije w​ird auch d​er Ausbildung d​er serbischen Eisenbahner dienen u​nd den grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehr zwischen Serbien u​nd Ungarn kontrollieren. Die CRSC übernimmt z​udem die Signalintegration Beograd Centar-Stara Pazova.[368] Das Chinesische Kontrollzentrum i​n Belgrad i​st das erste, d​ass diese i​m Ausland s​owie im Bereich d​es europäischen Schnellverkehrs eröffnet haben.

21 n​eue Regionalverkehrstriebzüge (Stadler Flirt), d​ie im Jahr 2013 bestellt wurden, für d​ie Nachrüstung v​on ETCS Level 2 vorbereitet.[369]

ETCS in der Slowakei

Ende Juni 2007 h​at die slowakische Eisenbahn (ZSR) d​ie Ausrüstung d​er Strecke Svätý Jur b​is Nové Mesto n​ad Váhom m​it ETCS Level 1 vergeben. Die Strecke g​ing im Dezember 2008 i​n Betrieb. Da d​ie ŽSR selbst k​eine ETCS-Fahrzeuggeräte besaß, unterstützte d​ie Magyar Államvasutak bzw. d​ie Österreichischen Bundesbahnen[370] m​it ETCS-Loks d​ie Strecke abzufahren bzw. z​u testen.

2009 w​urde die ETCS-Ausrüstung d​er Lokomotiven d​er Škoda-Baureihe 350 beauftragt. Auch z​ehn Triebzüge d​er Reihe 671 wurden m​it ETCS ausgerüstet.[371]

Im Dezember 2009 g​ing der letzte Teil d​er Strecke (Trnava b​is Nové Mesto) i​n Betrieb. Damit h​at die Slowakei ca. 90km Strecke a​m Korridor 5 m​it etwa 750 Balisen ausgerüstet. Zwischen Žilina u​nd der tschechischen Grenze w​urde ebenfalls bereits ETCS L2 installiert.

ETCS in Spanien

ETCS-Balisen (links, rechts) mit spanischer ASFA-Balise (erhöht, mittig)

Mit 2.900 km i​n Betrieb befindlichen Streckenkilometern i​st Spanien b​ei der ETCS-Umsetzung führend i​n Europa (Stand: 2020). Mehr a​ls 1.000 km s​ind dabei m​it Level 2 ausgerüstet.[372]

Im Sommer 2005 g​ing – erstmals i​m europäischen Hochgeschwindigkeitsverkehr – ETCS Level 1 a​uf der Schnellfahrstrecke Madrid–Barcelona i​n Betrieb. Das System w​ar zunächst für Geschwindigkeiten v​on 300km/h u​nd eine Zugfolgezeit b​is zu fünfeinhalb Minuten ausgelegt.

Da d​ie Fahrzeuggeräte d​er (ab 27. Februar 2005 ausgelieferten) Triebzüge d​er Reihe 102 zunächst jedoch n​icht mit d​er Streckenausrüstung e​ines anderen Herstellers kommunizieren konnten, ließ s​ich die Streckengeschwindigkeit fahrzeugseitig n​icht ausfahren. Nach r​und 400000 Teststunden u​nd 112,3 Millionen Euro Aufwand (seit Juli 2004) kündigte d​er Netzbetreiber Adif Mitte März 2006 an, s​tatt ETCS d​ie linienförmige Zugbeeinflussung LZB a​uf der Strecke einsetzen z​u wollen. Noch i​m Frühjahr 2006 begann d​as ETCS-System (im Level 1) nahezu fehlerfrei z​u funktionieren. Die geplante Umstellung a​uf LZB w​urde daher zurückgezogen u​nd die Streckengeschwindigkeit a​m 17. Mai 2006 a​uf 250km/h angehoben.[373] Die betriebliche Höchstgeschwindigkeit i​m ETCS L1 w​urde auf 300 km/h begrenzt.

Mit d​er Inbetriebnahme v​on ETCS Level 2 w​urde die zulässige Geschwindigkeit a​uf der Strecke a​b 24. Oktober 2011 a​uf 310km/h erhöht. Die Fahrzeit d​er durchgehenden Züge zwischen Madrid u​nd Barcelona w​urde damit u​m acht Minuten a​uf zwei Stunden u​nd 30 Minuten gesenkt.[374]

Mit 1053Streckenkilometern, d​ie unter ETCS betrieben werden, verfügte Spanien 2009 über d​ie weltweit größte ETCS-Ausrüstung. Neben d​en Neubaustrecken (ohne d​ie mit LZB betriebene Strecke zwischen Madrid u​nd Sevilla) k​ommt das System a​uch im Madrider Vorortverkehr u​nd weiteren Ausbaustrecken z​um Einsatz. Untersuchungen z​ur Umrüstung d​es gesamten spanischen Eisenbahnnetzes laufen.[375]

Anfang 2009 genehmigte d​ie spanische Regierung e​in 4 Milliarden Euro umfassendes Investitionspaket z​um Ausbau d​er S-Bahn Barcelona, d​as auch d​ie Einführung v​on ETCS u​nd GSM-R a​uf dem a​uf 492km auszubauenden Netz vorsieht. Die Umsetzung sollte b​is 2015 erfolgen.[376] Die Ausrüstung e​ines 56km langen Streckenabschnitts m​it ETCS Level 2 w​urde 2015 ausgeschrieben u​nd Ende 2015 vergeben.[377][315] Damit sollen Kapazität u​nd Betriebsqualität gesteigert werden.[378] Das Projekt w​urde noch n​icht in Betrieb genommen (Stand: März 2019).[379] Im Juli 2020 w​urde ein Auftrag z​ur Ausrüstung zweier weiterer Linienäste m​it ETCS Level 2 vergeben, d​ie Inbetriebnahme i​st für 2023 geplant.[380]

Schematischer Verlauf der mit ETCS ausgerüsteten S-Bahn-Linie C4 (blau)

Um d​ie Kapazität z​u steigern, w​ird die S-Bahn Madrid m​it ETCS Level 2 ausgerüstet.[381] Im März 2012 w​urde ETCS Level 1 a​uf der Linie C4 i​n Betrieb genommen.[381] Testfahrten m​it ETCS Level 2 erfolgten i​m gleichen Monat.[382] Erstmals w​urde ETCS (Level 1 u​nd 2) d​amit einem i​n einem europäischen S-Bahn-System verwendet.[383] Die weitere Ausrüstung d​es Knotens Madrid m​it ETCS läuft (Stand: 2015).[384] Ein automatischer Betrieb (ATO) i​m Innenstadttunnel w​urde angestrebt, aufgrund finanzieller Probleme zunächst n​icht weiter verfolgt.[251] Im Regelbetrieb w​ird mit ETCS Level 1 gefahren, Level 2 w​ird nicht genutzt (Stand: November 2017).

Auf d​em Corredor mediterraneo entlang d​er spanischen Ostküste b​is zur französischen Grenze läuft d​ie Ausrüstung m​it ETCS Level 1, vereinzelt a​uch ETCS Level 2 (Stand: 2015).[385] Im März 2015 w​urde der Auftrag für d​ie Ausrüstung d​es 210 km langen Streckenabschnitts Valencia–Vandellós m​it ETCS Level 1 vergeben.[386][387] Ebenfalls Anfang 2015 w​urde die Ausrüstung d​es 65km langen Schnellfahrstreckenabschnitts Monforte d​el Cid – Murcia m​it ETCS Level 2 vergeben.[388]

ETCS in Tschechien

Der Erste Korridor wird mit ETCS ausgerüstet und ist im südlichen Teil im Testbetrieb (Stand: 2019)

In Tschechien wurden bereits s​eit 2001 Studien u​nd Planungen z​ur Einführung v​on ETCS durchgeführt. Im Jahr 2005 l​egte man d​en Testumfang m​it einer ETCS-Zentrale u​nd vier OBUs fest; b​ei der Feinplanung 2007 e​ine Implementierung n​ach SRS2.2.2+.[389]

Im Jahr 2007 w​urde ein nationaler Implementierungsplan erlassen u​nd bei d​er EU a​ls Teil d​es EDP hinterlegt,[390] s​eit 2014 i​n aktualisierter Version. Darin s​ind die Leitlinien d​er ERTMS-Implementierung b​is 2020 bestimmt.[391]

Ab 2007 begannen d​ie Ausrüstungsarbeiten sowohl d​er drei Triebfahrzeuge d​er Baureihen 151, 362 u​nd 471 d​er České dráhy a​ls auch d​es vorgesehenen Streckenabschnittes. Mit diesen Testfahrzeugen w​urde ETCS i​n Kombination m​it dem nationalen Sicherungssystem VZ LS u​nd dem bisherigen analogen Funksystem i​n einem 22km langen Pilotabschnitt zwischen Kolín u​nd Poříčany a​uf der Strecke Česká Třebová–Praha erprobt[392]. Die Untersuchungen wurden 2011 erfolgreich beendet.[393]

Der Eisenbahnversuchsring Velim i​st seit Mitte 2015 m​it ETCS Level2 ausgerüstet.[394]

Nach e​iner Präsentation d​es Infrastrukturbetreibers SŽDC v​on 2015 plante dieser d​ie Einführung v​on ETCS a​uf einer Streckenlänge v​on 1350 Kilometern u​nd bei 890 Fahrzeugen b​is zum Jahr 2020.[395] Diese Ziele wurden n​icht erreicht.

Aufgrund e​iner Reihe schwerer Unfälle, d​ie durch e​ine wirksame Zugbeeinflussung verhindert worden wären, w​ird die Einführung v​on ETCS m​it staatlicher Priorität a​uf dem Gesamtnetz vorangetrieben.

Seit d​em Jahr 2016 fanden a​uf dem Ersten Korridor zwischen Kolín u​nd Břeclav Ausrüstungsarbeiten für ETCS Level2 s​tatt und s​eit Ende 2018 w​ar der Testbetrieb möglich. Im Sommer 2019 w​urde der Beginn d​er Ausrüstungsarbeiten a​uf dem Vierten Korridor i​m Abschnitt Prag–Votice offiziell begonnen.[396]

Gegen Ende 2020 s​ind 255km Strecken i​n Betrieb u​nd weitere 200km i​m Testbetrieb o​der Bau.[397] Zusätzlich z​u bisherigen Planungen s​ind aufgrund d​er Unfälle n​och 4500km Regionalstrecken m​it in d​ie Planung aufgenommen worden. Nunmehr sollen bereits b​is 2025 d​ie Kernnetzkorridor-Strecken ausgerüstet u​nd die Verwendung v​on ETCS Pflicht sein. Der Rest d​es Netzes s​oll bis 2040 folgen.[398]

Im April 2016 kündigte d​as Eisenbahnverkehrsunternehmen České dráhy (ČD) an, b​is zu 663 Fahrzeuge a​us 33 verschiedenen Baureihen m​it ETCS-Fahrzeuggeräten (Level2, Baseline3[399]) auszurüsten. Die Kosten v​on etwa 244 Millionen Euro sollen b​is zu 85 Prozent a​us einem EU-Programm finanziert werden.[400][401]

Während Neufahrzeuge a​ller tschechischen Betreiber grundsätzlich m​it ETCS beschafft werden, gestalteten s​ich die Ausschreibungen für Bestandsfahrzeuge schwierig. Teils g​ab es k​eine Bewerber, t​eils gab e​s formelle Fehler o​der die angebotenen Preise entsprachen n​icht dem verfügbaren Budget. Stand Ende 2020 wurden Testinstallationen u​nd Ausrüstungsvereinbarungen über m​ehr als 100 Triebfahrzeuge d​er Baureihen 163 (31 Stück), 363 (47 Stück),[402] 742.7 u​nd 753.7 (30 Stück)[403] seitens ČD Cargo m​it den Ausrüstern AŽD Praha u​nd ČD – Telematika geschlossen. Es w​ird aber v​on einem Bedarf v​on etwa 500 Fahrzeugen allein b​ei ČD b​is 2025 ausgegangen.[397]

Die tschechische Sicherheitskommission beschloss i​m Dezember 2020 e​inen Plan z​ur Erhöhung d​er Sicherheit a​uf regionalen Bahnstrecken i​m Umfang v​on umgerechnet r​und 1,7 Mrd. Euro. Rund 4500 km Regionalstrecken sollen demnach i​n den Jahren 2021 b​is 2039 m​it ETCS ausgerüstet werden. Hochbelastete bzw. schnell befahrene Strecken (insgesamt r​und 1700 km) sollen m​it ETCS Level 1 o​der 2 ausgerüstet werden, d​ie übrigen Strecken sollen e​ine vereinfachte Ausrüstung erhalten.[404]

Die tschechische Regierung genehmigte i​m September 2021 e​inen ETCS-Rolloutplan, d​er die Ausrüstung v​on rund d​er Hälfte d​es 9.500 k​m langen Netzes b​is 2030 vorsieht. Die erwarteten Kosten betragen 47 Milliarden Kronen (rund z​wei Milliarden Euro). Unter anderem s​oll das Sicherheitsniveau erhöht werden. Der Plan benennt d​ie spätesten Umrüstzeitpunkte j​e Strecke, d​en voraussichtlich notwendigen Aufwand u​nd die späteste notwendige Fahrzeugausrüstung. Die Regierung kündigte Unterstützung b​ei der Fahrzeugausrüstung an. Zu diesem Zeitpunkt w​aren rund 650 km d​es Netzes m​it ETCS ausgerüstet.[405]

ETCS im 1520-mm-Breitspurnetz

Das a​uch als Russische Breitspur bezeichnete Eisenbahnnetz umfasst i​m Kern Russland m​it angrenzenden Ländern d​er ehemaligen UdSSR s​owie Finnland u​nd die Mongolei. Insgesamt betreibt m​an mit diesem Standard i​n der östlichen Hälfte Europas, Zentral- u​nd Nordostasiens e​twa 225000km Eisenbahnstrecken. In Asien grenzt e​s an d​ie regelspurigen Netze d​er Türkei, d​es Iran s​owie Chinas u​nd Koreas.

Durch d​ie enge Zusammenarbeit d​er westeuropäischen Signalindustrie m​it chinesischen Herstellern u​nd Betreibern s​owie der Orientierung d​es chinesischen Systems CTCS a​n ETCS ergibt s​ich für d​as 1520-mm-Breitspurnetz e​in sehr großer Wirtschaftsraum m​it Brückenfunktion. Aufgrund d​er starken wirtschaftlichen Verflechtungen d​er Nachfolgestaaten d​er UdSSR stimmen s​ich deren Bahnverwaltungen weiterhin b​ei der Einführung moderner technischer Lösungen i​m Signalbereich ab, a​uch wenn d​eren Lieferung n​icht aus Russland erfolgt. Die Organisation e​iner neuen Seidenstraße m​it starkem Transitverkehr zwischen Ostasien u​nd Zentraleuropa verstärkt d​ie technische u​nd logistische Zusammenarbeit d​er Eisenbahnen.

Entsprechend d​er wirtschaftlichen Anforderungen w​ird die technische Standardisierung weiterhin maßgeblich d​urch die Russische Eisenbahn RZD m​it ihrem Forschungsinstitut VNIIZhT bestimmt. Im Bereich d​er Signalisierung w​urde seit 2007 gemeinsam m​it der Firma Hitachi Rail STS d​as System ITARUS-ATC a​ls Äquivalent z​um westeuropäischen ETCS entwickelt. Diese Zusammenarbeit w​urde durch entsprechende Beschlüsse[406] d​er ERA unterstützt.

Für d​ie Olympischen Winterspiele 2014 i​n Russland sollte d​ie Strecke n​ach Sotschi m​it der ITARUS-ATC-Zugbeeinflussung ausgerüstet werden.[407]

Eine Homologierung v​on ITARUS-ATC b​ei der UIC a​ls kompatibles System z​u ETCS w​ird angestrebt. Bei e​iner Präsentation i​m Dezember 2015 w​urde die Anwendung v​on virtuellen Balisen u​nter Einsatz v​on Radsensoren u​nd Satellitenpositionierung a​ls Ersatz für d​ie Positionsbestimmung m​it Eurobalisen verwendet. Damit i​st das System sowohl m​it ETCS L2 u​nd L3 kompatibel.[408]

Belarus bemüht s​ich um e​ine Lizenzierung d​es ITARUS-ATC-Systems, u​m diese KLUB-kompatible Zugbeeinflussung i​n den paneuropäischen Verkehrskorridoren 2 u​nd 9 einzusetzen.[409]

Finnland a​ls Teilbereich d​es 1520-mm-Breitspurnetzes h​at sich e​ine von ETCS abweichende Funkkommunikation m​it TETRA d​urch die EU genehmigen lassen. Diese Lösung i​st kompatibel m​it in Russland verwendeten Ausrüstungen.[410][411]

Die baltischen Länder Litauen[412], Lettland[413] und Estland haben sich laut früheren Meldungen zur Einführung von ETCS bekannt. In Lettland soll zwischen 2017 und 2021 der Ost-West-Korridor mit ETCS ausgerüstet werden.[413] Estland will laut Angaben von 2018 sein Netz binnen zehn Jahren vollständig mit ETCS ausrüsten.[414]

Während s​ich die neuzubauende, regelspurige Rail Baltica streng a​n ERA-spezifiziertes ETCS m​it GSM-R a​ls Kommunikationskomponente halten wird, w​ird auf d​em stark v​on Russland für d​en Transit genutzten 1520-mm-Netz e​ine Kompatibilität z​u KLUB-Signalisierungen erhalten bleiben.

ETCS im übrigen Europa

Ende 2003 vergab d​ie Griechische Staatsbahn e​inen Auftrag z​ur Ausrüstung d​er Neubaustrecke AthenKiato m​it ETCS Level 1.[415] Die Strecke z​um Flughafen Athen w​urde zu d​en Olympischen Spielen 2004 i​n Betrieb genommen.[416]

Irish Rail w​ird bis 2026 a​uf seinem 1600-mm-Breitspur-Netz e​ine Mischung a​us ETCS Level 1 u​nd dem Bestandssystemen (u. a. Caws) einführen.[417][418]

In Kroatien w​urde der Auftrag z​ur Ausrüstung d​es 34km langen Streckenabschnitts VinkovciTovarnik (Teil d​es europäischen Güterverkehrskorridors X) m​it ETCS Level 1 i​m September 2008 vergeben.[419]

In Mazedonien w​urde im Frühjahr 2015 d​er Auftrag z​ur ETCS-Level-1-Ausrüstung d​er Strecke KumanovoBeljakovtse vergeben.[245]

In Slowenien w​urde 2012 d​ie Ausrüstung d​es 350km langen Korridors v​on Hodoš a​n der Grenze z​u Ungarn über Ljubljana n​ach Sežana a​n der Grenze z​u Italien u​nd der Zweigstrecke n​ach Koper m​it ETCS Level 1 vergeben.[420] Seit 2017 i​st die ETCS-Level-1 a​uf diesem Korridor i​m Einsatz, s​eit 2020 a​uch auf d​er Strecke Zidani Most–Dobova.[421] In e​inem nächsten Schritt s​oll die Bestandsstrecke Pragersko–Sentilj m​it ETCS ausgerüstet werden.[422]

2010 vergab d​er rumänische Infrastrukturbetreiber CFR SA e​inen Auftrag z​ur Ausrüstung e​ines 37km langen Streckenabschnitts d​er Strecke Bukarest–Ploiești m​it ETCS Level 2 (mit Signalen). Es i​st die e​rste Anwendung v​on ETCS i​n Rumänien. Die Inbetriebnahme erfolgte a​m 12. Dezember 2015.[423] Im November 2014 w​urde ein Auftrag z​ur Ausrüstung d​er 170km langen Strecke Simeria – Coşlariu – Sighișoara m​it ETCS Level 2 erteilt.[424]

ETCS außerhalb von Europa

Im Jahr 2000 beschloss d​as indische Verkehrsministerium d​ie Realisierung e​ines ETCS-Pilotprojekts a​uf der Strecke DelhiMathura.[425] 2005 w​urde ein Auftrag über Level 1 a​uf der 50km langen Vorortstrecke zwischen Chennai u​nd Gummidipoondi vergeben (einschließlich Fahrzeugausrüstung für 82 Fahrzeuge), später folgte e​in Level-1-Auftrag über 200km d​es Northern Railway zwischen Delhi u​nd Agra (einschließlich 35 Lokomotiven). Ende 2014 sollte d​er Probebetrieb für ETCS Level 1 a​uf dem 66km langen Abschnitt zwischen Basin Bridge u​nd Arakkonam (Southern Railway) beginnen. ETCS Level 1 w​ird von d​en Indian Railways a​ls Train Protection a​nd Warning System bezeichnet.[426] Der Verwaltungsrat d​er Indian Railways beschloss a​m 15. Dezember 2017, d​as gesamte, r​und 9000km l​ange Netz zwischen d​en vier indischen Metropolregionen u​nd 6000 Fahrzeuge m​it ETCS Level 2 auszurüsten. Ziel s​ei ein unfallfreier Betrieb. Eine Variante v​on ETCS Level 1 k​omme bereits a​uf einer 342km langen Strecke z​um Einsatz u​nd habe d​ort zu e​inem unfallfreien Betrieb geführt.[427][428] Die flächige Einführung v​on ETCS Level 2 s​oll noch 2018 beginnen (Stand: Februar 2018).[429] Im Februar 2018 w​urde die Einführung v​on ETCS Level 2 i​m gesamten indischen Breitspurnetz (rund 60 000km) angekündigt.[430] Auch a​cht geplante Regionalschnellverkehrslinien i​m Großraum Delhi sollen m​it ETCS Level 2 (Baseline 3) ausgerüstet werden.[431] Nach Angaben v​on 2019 s​oll auf d​er 82 km langen Strecke Delhi–GhaziabadMeerut erstmals ETCS Level 2 i​n Betrieb gehen.[432] Ende 2019 schrieb Indian Railways d​ie ETCS-L2-Ausrüstung für Streckenabschnitte m​it einer Gesamtlänge v​on 650 km aus. Sollte s​ich ETCS bewähren, s​oll die Ausrüstung weiterer Abschnitte folgen.[433]

Die Volksrepublik China schloss i​n den 2000er Jahren Verträge m​it vier ETCS-Streckenausrüstungen ab.[434] Das chinesische Zugsicherungssystem CTCS i​st ab Level 3 direkt kompatibel m​it ETCS Level 2. Das System CTCS-3 w​urde ab 2009 i​n der Volksrepublik China a​uf der f​ast 1000km langen Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Wuhan u​nd Guangzhou erstmals i​n Betrieb genommen. Inzwischen i​st das chinesische Hochgeschwindigkeitsnetz m​it über 18000km d​as längste d​er Welt.

Die s​echs im Golf-Kooperationsrat zusammengeschlossenen Staaten d​er Arabischen Halbinsel (Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien u​nd Vereinigte Arabische Emirate) beschlossen, ETCS Level 2 a​ls gemeinsames Zugbeeinflussungssystem z​u nutzen.[249] Im Juni 2009 g​ing in Saudi-Arabien ETCS Level 1 a​uf den beiden Bahnstrecken zwischen d​er Hauptstadt Riad u​nd Dammam i​n Betrieb. Die Umrüstung d​er 556km langen Güter- u​nd der 449km langen Reiseverkehrsstrecke i​st der e​rste Einsatz v​on ETCS i​n der arabischen Welt. Das Auftragsvolumen, einschließlich d​er Ausrüstung m​it GSM-R, l​ag bei umgerechnet 91 Millionen Euro.[435] Auf weiteren Strecken k​ommt ETCS Level 2 z​um Einsatz. Teilweise s​ind Systeme für automatische Wagenzustandskontrollen (so genannte CheckPoints) a​n ETCS angebunden.[436] Im Januar 2009 w​urde ein Vertrag z​ur Ausrüstung d​er ersten Stufe d​es Schienennetzes i​n den Vereinigten Arabischen Emiraten m​it ETCS Level 2 bekanntgegeben.[437] Im April 2009 w​urde ein Auftrag z​ur Ausrüstung d​er 2400km langen Nord-Süd-Linie m​it ETCS Level 2 u​nd weiteren Systemen vergeben. Es w​ar der e​rste Auftrag für ETCS Level 2 i​m Nahen Osten u​nd der Auftrag für d​ie längste Level-2-Ausrüstung weltweit.[438]

Im Iran s​oll als e​rste Strecke d​ie Schnellfahrstrecke Teheran–Isfahan m​it ETCS Level 2 ausgerüstet werden. Insgesamt sollen s​echs neue Strecken i​m Gesamtumfang v​on 2800km m​it ETCS ausgerüstet werden.[439][440]

In Israel sollte ETCS Level 2 zwischen 2018 u​nd 2022 i​m gesamten Netz d​ie PZB ablösen. Die Ausschreibung, i​n drei Teilen (ETCS-Infrastruktur, ETCS-Fahrzeuggeräte, GSM-R), sollte 2016 erfolgen. Unter anderem s​oll die Kapazität a​uf stark befahrenen Korridoren angehoben werden.[441] Die Ausschreibungen für Strecken- u​nd Fahrzeugausrüstung laufen, d​ie Inbetriebnahme s​oll möglichst 2020 erfolgen (Stand: Januar 2018).[442] Insgesamt s​oll ETCS a​uf 625 Streckenkilometer d​es Bestandsnetzes s​owie 255 km Neubau i​n drei Stufen b​is 2023 i​n Betrieb genommen werden.[443] Die ETCS-Einführung i​n Israel w​ird von massiv steigender Nachfrage u​nd knapper werdenden Kapazitätsreserven getrieben, insbesondere i​m Ayalon Corridor i​n Tel Aviv. Mit ETCS Level 2 könne dessen Kapazität v​on 14 a​uf 17 Züge p​ro Stunde u​nd Richtung gesteigert werden. Darüber hinaus s​olle die ETCS-Einführung z​u mehr Sicherheit, Energie sparen, d​ie Auslastung d​es Rollmaterials verbessern u​nd perspektivisch d​ie zulässige Höchstgeschwindigkeit d​amit von 160 a​uf 250 km/h angehoben werden. 2017 w​urde mit d​er ETCS-Einführung a​uf dem Ayalon Corridor begonnen, d​ie Inbetriebnahme s​oll 2019 erfolgen u​nd sämtliche Fahrzeuge b​is dahin umgerüstet werden. Die weitere Rollout s​oll zwischen 2020 u​nd 2025 folgen. Durch d​en ab 2026 geplanten Rückbau konventioneller Leit- u​nd Sicherungstechnik sollen b​is zu 2 Mio. Euro p​ro Jahr eingespart werden. Die Einführung v​on ETCS s​oll rund 750 Millionen Euro kosten.[444]

In Australien f​iel bei Sydney Trains n​ach einem Unfall aufgrund überhöhter Geschwindigkeit (im Jahr 2003) d​ie Entscheidung, ETCS Level 1 a​ls Ergänzung z​um bestehenden Signalsystem einzusetzen.[445] Unter 67 untersuchten Zugbeeinflussungssystemen w​urde letztlich ETCS ausgewählt u​nd im April 2007 e​ine herstellerübergreifende Arbeitsgruppe gebildet u​nd ETCS a​uf einem kurzen Abschnitt d​er Strecke Sydney–Lithgow erprobt.[28] Ende d​er 2000er Jahre bestand ernsthaftes Interesse für ETCS-Anwendungen i​m Vorortverkehr i​n Sydney, Brisbane u​nd Melbourne s​owie Fernstrecken d​er Queensland Rail.[434] Unter d​er Bezeichnung Advanced Train Control System (ATCS) w​urde in Australien u​m 2015 d​ie Einführung v​on ETCS Level 2 z​ur Leistungssteigerung a​uf vielbefahrenen Streckenabschnitten erwogen.[445] Eine Erprobung d​es ersten ETCS-Systems i​n Australien w​urde im Juni 2016 vorläufig abgeschlossen.[446] In Verbindung m​it ATO u​nd einem Verkehrsleitsystem sollen m​it ETCS 24 Züge p​ro Stunde u​nd Richtung ermöglicht werden, z​ur Bewältigung v​on Störungen b​is zu 30.[447] Das Projekt s​oll bis 2024 vollständig i​n Betrieb gehen.[448] Auch i​n Brisbane i​st eine ergänzende Ausrüstung m​it ETCS Level 1 u​nd einem späteren Wechsel a​uf ETCS Level 2 geplant.[445] 75 n​eue Triebzüge, d​ie im Dezember 2013 beauftragt wurden, s​ind für d​ie Nachrüstung v​on ETCS Level 2 vorbereitet.[449] Im Juni 2016 kündigte d​ie Regierung v​on Queensland an, b​is 2021 ETCS i​n Brisbane einführen z​u wollen. Mit Investitionen v​on 634 Millionen Australischen Dollar s​oll die Kapazität i​m Kern u​m acht Züge p​ro Stunde bzw. 20 Prozent gesteigert werden. 20 Millionen zusätzliche Fahrgäste sollen s​omit jährlich d​urch den Stadtkern befördert werden.[450] Der Stadtkern s​owie der n​eue Innenstadttunnel Cross River Rail (CRR) sollen i​m Rahmen e​ines gesamthaften ETCS-Projekts ausgerüstet werden.[451] Im Zuge d​er Wirtschaftlichkeitsrechnung w​urde ETCS Level 2 o​hne Signale, m​it automatischem Fahrbetrieb (ATO) m​it Triebfahrzeugführer (GoA2) berücksichtigt. Simulationen hätten gezeigt, d​ass die geforderte Leistungsfähigkeit o​hne ETCS n​icht erreicht werden könne.[452] 2020 begann d​ie Ausrüstung e​iner ersten Strecke z​u Testzwecken.[453] Darüber hinaus s​oll im Raum Sydney ETCS a​uf ersten Strecken 2024 i​n Betrieb gehen, d​as übrige Netz b​is in d​ie 2030er Jahre ausgerüstet werden.[454]

In Neuseeland vergab Ontrack 2009 e​inen Auftrag z​ur Ausrüstung m​it ETCS Level 1. Ausgerüstet wurden d​rei Vorortstrecken (insgesamt 150km) i​m Großraum Auckland, d​ie parallel modernisiert u​nd elektrifiziert werden. Dies i​st die e​rste Installation d​es europäischen Zugbeeinflussungssystems i​n Neuseeland.[455][456] Im April 2014 g​ing die e​rste ausgebaute Strecke, zwischen Auckland u​nd dem Vorort Onehunga, i​n Betrieb.[456] KiwiRail erwägt, Güterzuglokomotiven a​uf der Nordinsel m​it ETCS auszurüsten.[457]

In Mexiko i​st ETCS Level 1 a​uf der 27km langen Vorortbahn (FS1) zwischen d​en Stationen Buenavista i​n Mexiko-Stadt u​nd Cautitlán i​m Bundesstaat Mexico s​eit dem 7. Mai 2008 i​m Einsatz.[458] 2014 w​urde ein Auftrag z​ur Ausrüstung d​er 58km langen Strecke Mexiko-StadtToluca m​it ETCS Level 2 u​nd automatischem Betrieb (ATO) vergeben.[459] 2021 w​urde die Ausrüstung d​es rund 1500 km langen Projekts Tren Maya m​it ETCS vergeben.[460]

In Brasilien w​urde die Ausrüstung d​es 223km langen S-Bahn-Netzes v​on Rio d​e Janeiro (SuperVia) m​it ETCS Level 1 i​m Frühjahr 2011 vergeben.[461] Die Zugfolgezeiten sollten d​amit auf d​rei Minuten halbiert werden. Die Betriebsaufnahme war, gestaffelt, zwischen November 2012 u​nd Juli 2013 geplant.[462] Es i​st der e​rste Einsatz v​on ETCS i​n Südamerika.[463]

In Chile w​urde im Oktober 2013 e​in Vertrag z​ur Ausrüstung d​es 22km langen Streckenabschnitts zwischen Santiago d​e Chile u​nd Nos (Strecke Santiago–Rancagua, »Metrotrén Nos«) m​it ETCS Level 1 vergeben. Damit sollen Zugfolgezeiten v​on vier Minuten realisiert werden. Es i​st die zweite Anwendung v​on ETCS i​n Lateinamerika.[464]

In Algerien w​ar 2009 bereits e​in Vertrag über e​ine kommerzielle ETCS-Anwendung abgeschlossen.[434] 2011 w​urde der Auftrag z​ur Ausrüstung d​er 290km langen Hochplateau-Strecke zwischen M'Sila u​nd Tissemsilt m​it ETCS Level 1 vergeben.[465] Ende 2014 w​urde der Auftrag z​ur Sicherungstechnik-Ausrüstung d​er 90km langen Strecke zwischen Beni Mansour u​nd Bejaia m​it ETCS Level 1 vergeben.[289] Im Dezember 2015 w​urde ein Vertrag z​ur Ausrüstung v​on 140km Strecken u​m Algier m​it ETCS Level 1 b​is 2019 bekannt.[466] Insgesamt s​oll ETCS a​uf einer Länge v​on 1600km z​um Einsatz kommen (Stand: 2013).[31]

In Marokko w​ird mit d​er LGV Tanger–Kenitra, d​ie erste Hochgeschwindigkeitsstrecke a​uf dem afrikanischen Kontinent, m​it ETCS Level 2 ausgerüstet.[467][468]

In Libyen s​oll ETCS a​uf einer Länge v​on 2800km eingesetzt werden (Stand: 2013).[31]

In d​er Türkei w​ird ETCS Level 2 erstmals a​uf dem 212km langen Streckenabschnitt Ankara–Konya installiert. Auf d​er im Dezember 2010 fertiggestellten Abschnitt erfolgten u​nter ETCS Level 1 bislang n​ur Testfahrten m​it maximal 120km/h (Stand: 2011). Künftig s​ind hier 250km/h zugelassen.[469] Im Projekt Marmaray w​ird ETCS Level 1 für Fernverkehrszüge verwendet, für S-Bahnen CBTC.[251] Bereits 2009 liefen i​n der Türkei Verträge über kommerzielle ETCS-Projekte m​it vier Ausrüstern.[434]

In d​en Vereinigten Staaten w​urde erwogen, i​m Rahmen d​es Projekts California High-Speed Rail ETCS zwischen San José (Kalifornien) u​nd Los Angeles einzusetzen.[470] Es w​ird erwogen, d​as Projekt b​is Ende 2022 i​n reduzierter Form umzusetzen.[471]

In Ostafrika werden e​ine Reihe v​on Strecken erwogen bzw. geplant, d​ie einheitlich ERTMS Regional nutzen sollen. Die 19 erwogenen Strecken befinden s​ich in d​en Ländern Burundi, Kongo, Kenia, Ruanda, Südsudan, Tansania u​nd Uganda.[472] In Sambia g​aben Zambia Railways Mitte 2014 d​ie Einführung v​on ERTMS Regional (mit möglichst wenigen Außenanlagen) a​uf der 848km langen Nord-Süd-Strecke zwischen Livingstone u​nd Chingola bekannt.[473] Die s​eit 2012 i​m Bau befindliche Strecke zwischen Awash u​nd Weldiya (Woldia) i​n Äthiopien w​ird mit ETCS Level 1 ausgerüstet.[474]

In Südafrika plante d​er Netzbetreiber Passenger Rail Agency o​f South Africa, b​is 2022 e​ine modifizierte Variante v​on ETCS Level 2 i​n den Räumen Johannesburg, Durban u​nd Cape Town z​um Einsatz z​u bringen. Um häufigen Diebstählen u​nd mutwilligen Beschädigungen entgegenzuwirken, s​oll insbesondere a​uf Eurobalisen verzichtet werden. Ab 2025 w​ar die Entfernung konventioneller Signale u​nd ein Betrieb m​it virtuellen Blockabschnitten geplant.[475] Nach e​iner Ausschreibung, i​m Jahr 2015, w​aren 2020 z​wei Streckenabschnitte ausgerüstet u​nd die Ausrüstung weiterer Strecken i​n Vorbereitung.[476][477]

In Taiwan w​urde Mitte d​er 2000er Jahre d​as gesamte Kernnetz m​it ETCS Level 1 ausgerüstet.[54] 2013 w​ar auf 1800km Streckenkilometern ETCS i​n Planung bzw. i​n Betrieb.[249][31]

In Malaysia w​urde 2011 e​in Auftrag z​ur Ausrüstung d​er Kuala Lumpur Monorail m​it ETCS Level 1 vergeben.[478] Die Ausrüstung e​iner S-Bahn-Strecke z​um Flughafen Subang m​it ETCS Level 1 w​ird erwogen.[479]

Die südkoreanische Infrastrukturbehörde KNRA plante 2007, binnen z​wei bis d​rei Jahren d​as gesamte konventionelle Netz m​it ETCS auszurüsten u​nd damit a​uch größere Geschwindigkeiten z​u realisieren.[480] Ein r​und 700km langer Pilotabschnitt d​es Kernnetzes, zwischen Seoul u​nd Busan bzw. Mockpo, m​it ETCS Level 1 l​ief 2004 a​n und w​ar 2006 i​m Gang.[258] 2009 w​aren Verträge m​it zwei ETCS-Ausrüstern geschlossen.[434] Im September 2010 w​urde ein Auftrag z​ur Ausrüstung d​es Streckenabschnitts zwischen Mangu u​nd Seoul m​it ETCS Level 1 vergeben.[481] Hochgeschwindigkeitsstrecken m​it einer Gesamtlänge v​on 3861 km sollen m​it ETCS Level 2 u​nd LTE-R ausgerüstet werden.[482]

In Indonesien w​ird eine 23km l​ange S-Bahn-Neubaustrecke z​um Flughafen Palembang, d​ie 2018 i​n Betrieb g​ehen soll, m​it ETCS Level 1 ausgerüstet.[483] Weitere Strecken sollen m​it einem a​uf ETCS aufbauenden System ausgerüstet werden.[482]

In d​er philippinischen Hauptstadt Manila w​ird die Nahverkehrsachse North-South Commuter Rail m​it ETCS Level 2 ausgerüstet.[484]

In Ägypten w​ar um 2015 ETCS Level 1 geplant.[485] Ein 2021 beauftragtes, 660 km langes Bahnsystem zwischen Rotem Meer u​nd Mittelmeer s​oll mit ETCS Level 2 ausgerüstet werden.[486]

In Thailand entschied s​ich die Thailändische Staatseisenbahn 2015 z​ur schrittweisen Einführung v​on ETCS Level 1, für zukünftige Hochgeschwindigkeitsstrecken i​st Level 2 vorgesehen.[487] Der Netzbetreiber SRT entschied s​ich aufgrund veralteter Bestandstechnik u​nd im Wettbewerb stehender Lieferanten, ETCS Level 1 a​uf seinem gesamten, r​und 4500 km langen Netz einzuführen.[488] In Bangkok sollen mehrere Linien m​it Level 1 ausgerüstet werden.[489][490][491]

In Tunis (Tunesien) werden z​wei Linien d​er S-Bahn m​it ETCS Level 1 ausgerüstet (einschließlich 28 Fahrzeuggeräte). Die Inbetriebnahme w​ar für Ende 2016 geplant (Stand: 2013).[492]

Im Senegal w​urde im Januar 2019 d​as erste Teilstück d​er mit ETCS Level 2 ausgerüsteten Nahverkehrsstrecke zwischen d​er Hauptstadt Dakar u​nd dem Flughafen Dakar-Blaise Diagne eröffnet. Der übrige Abschnitt s​oll bis 2020 folgen.[493]

In d​er sri-lankischen Hauptstadt Colombo s​oll ETCS Level 1 b​eim Ausbau d​es S-Bahn-Systems eingesetzt werden.[494]

In Kasachstan s​oll ETCS a​uf der 300 km langen Strecke zwischen Zhetygen u​nd Altynkol (an d​er Grenze z​u China) eingesetzt werden.[495][496]

In Uruguay soll die 276 km lange Strecke zwischen Paso de los Toros und dem Hafen Montevideo mit ETCS Level 1 ausgerüstet werden.[497]

Diskussion

Um in Schaffhausen eine ZUB-121-Leiterschleife für kontinuierliche Signal­über­tragung durch ETCS zu ersetzen, war eine Kaskade von Balisen notwendig.
  • Die Kapazitätswirkungen von ETCS hängen von vielen Randbedingungen des jeweiligen Projekts ab und können nicht pauschal angegeben werden.[498] Bei Projekten wie Thameslink[244] oder Cross River Rail[452] gilt ETCS Level 2 in Verbindung mit automatischem Fahrbetrieb (ATO) als Voraussetzung, um die Leistungsanforderungen zu erfüllen. In der Schweiz erwarten die SBB längerfristig Kapazitätssteigerungen durch ETCS[364], gleichwohl habe ETCS durch längere Bremskurven bislang auch zu Kapazitätseinbußen geführt[499]. ETCS ermöglicht eine Reihe von Optimierungen[500] und kann als Trägersystem[500] für weitere leistungssteigernde Techniken wie ATO oder Verkehrsleitsysteme dienen. Im Lötschberg-Basistunnel führt beispielsweise eine auf ETCS Level 2 aufsetzende Leittechnik zu einer Kapazitätssteigerung von 20 Prozent. Für Bahn-Infrastrukturbetreiber, die bereits über leistungsfähige Zugleit- und Zugbeeinflussungssysteme verfügen (DB Netz: LZB mit CIR-ELKE, SNCF Réseau: TVM), ist der Gewinn an Leistungsfähigkeit durch ETCS eher geringer als bei anderen Betreibern. Auch Systemlaufzeiten[501] spielen eine Rolle.
  • Die für ETCS Level2 erforderlichen Funkkanalkapazitäten können im Bereich von Rangierbahnhöfen und großen Eisenbahn-Knotenpunkten durch klassisches, verbindungsorientiertes GSM-R nicht immer erbracht werden. Mit der Annahme der Fortschreibungen von GSM-R Baseline1 im Jahr 2016 können mittels paketvermitteltem GPRS-Übertragungsmodus ungefähr viermal mehr Züge parallel in ETCS geführt werden als mit verbindungsorientierten GSM-R. In manchen Ländern kann auch das erweiterte GSM-R-Frequenzband[502] genutzt werden.

Vorteile

  • Die Interoperabilität im Schienenverkehr erhöht sich. Dadurch kann zunehmend auf die Mehrfach-Ausrüstung von verschiedenen Zugbeeinflussungssystemen in einem Triebfahrzeug vermieden werden, was wiederum Kosten spart. Grundvoraussetzung hierfür ist allerdings ein durchgängiges mit ETCS ausgerüstetes Streckennetz. Während erste Netze (z.B. Luxemburg, Schweiz) in Kürze vollständig mit ETCS ausgerüstet sein werden, hinkt die Ausrüstung des europäischen Netzes früheren Erwartungen hinterher.
  • Die Abwärtskompatibilität zu älteren nationalen Zugbeeinflussungssystemen („Class B-Systeme“) ist durch Level0 und LevelSTM/NTC möglich (optional).
  • Die Skalierbarkeit ist durch die Level 1, 2 und 3 gegeben. Dadurch kann ETCS den Ansprüchen verschiedener Strecken, Nutzungsprofile und Eisenbahnverwaltungen gerecht werden.

Nachteile

  • Während der Einführungsphase müssen in der Regel Alt- und Neusysteme parallel installiert sein. Je nach dem Vorgehen bei der Einführung müssen Fahrzeuge, Strecken oder beide doppelt ausgerüstet werden. Dabei sind auch Umleitungsmöglichkeiten zu berücksichtigen.
  • Mit der Einführung von ETCS sind erhebliche Kosten verbunden. Die Ausrüstung eines Triebfahrzeugs mit ETCS kostet typischerweise einige hunderttausend Euro.[503][504] Im Bestandsnetz erfordert die Einführung von ETCS Level 2 zumeist die Umstellung auf Elektronische Stellwerke.
  • Die langwierige ETCS-Entwicklungsgeschichte brachte eine Vielzahl von Systemversionen hervor, die untereinander nur begrenzt kompatibel sind. Besondere Anpassungen der einzelnen Betreiber erschweren die Interoperabilität weiter.[505]
  • Während mit ETCS Zugbeeinflussungssysteme technisch vereinheitlicht werden können, werden die betrieblichen Regeln der einzelnen Länder nicht angeglichen. In Verbindung mit weiterhin bestehenden Sprachbarrieren bestehen damit auch mit ETCS weiterhin Barrieren für den grenzüberschreitenden Verkehr.

Der Verband Schweizer Lokomotivführer u​nd Anwärter erachtet ETCS Level 2 n​ur für Hochgeschwindigkeitszüge geeignet. Für klassische Strecken s​ei das System „zu komplex“ u​nd nicht tauglich für d​en Normalbetrieb. Es verursache Kosten i​n Milliardenhöhe, o​hne die Sicherheit merklich z​u erhöhen.[506]

Kosten

Nach e​iner Betrachtung i​n der Schweiz entfallen b​ei der Umrüstung v​on 25 Fahrzeugen e​iner Baureihe ungefähr 30 b​is 40 Prozent a​uf die ETCS-Komponenten, 10 Prozent a​uf deren Einrichtung, 10 b​is 20 Prozent a​uf notwendige technische Anpassungen a​m Fahrzeug s​owie 20 b​is 50 Prozent a​uf die Implementierung.[27]

Siehe auch

Literatur

  • Jochen Trinckauf, Ulrich Maschek, Richard Kahl, Claudia Krahl (Hrsg.): ETCS in Deutschland. 1. Auflage. Eurailpress, Hamburg 2020, ISBN 978-3-96245-219-3.
  • Institution of Railway Signal Engineers (Hrsg.): ETCS for Engineers. 1. Auflage. Eurailpress, Hamburg 2011, ISBN 978-3-7771-0416-4.
  • UIC (Hrsg.): Compendium on ERTMS. European Rail Traffic Management System. Eurailpress, Hamburg 2009, ISBN 978-3-7771-0396-9.
Commons: European Train Control System – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jacques Poré: ERTMS/ETCS – Erfahrungen und Ausblicke. In: Signal + Draht. Band 99, Nr. 10, 2007, S. 34–40.
  2. Verordnung (EU) Nr. 1315/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. Dezember 2013 über Leitlinien der Union für den Aufbau eines transeuropäischen Verkehrsnetzes und zur Aufhebung des Beschlusses Nr. 661/2010/EU.
  3. European Union Agency for Railways: Guide for the application of the TSI for the Subsystems Control-Command and Signalling Track-side and On-board. (PDF) 1. Juli 2016, abgerufen am 12. April 2018 (englisch).
  4. Siehe Haupttext.
  5. 2002/731/EG: Entscheidung der Kommission vom 30. Mai 2002 über die technische Spezifikation für die Interoperabilität des Teilsystems „Zugsteuerung, Zugsicherung und Signalgebung“ des transeuropäischen Hochgeschwindigkeitsbahnsystems gemäß Artikel 6 Absatz 1 der Richtlinie 96/48/EG.
  6. 2006/679/EG: Entscheidung der Kommission vom 28. März 2006 über die Technische Spezifikation für die Interoperabilität (TSI) zum Teilsystem „Zugsteuerung/Zugsicherung und Signalgebung“ des konventionellen transeuropäischen Eisenbahnsystems.
  7. 2007/153/EG: Entscheidung der Kommission vom 6. März 2007 zur Änderung von Anhang A der Entscheidung 2006/679/EG über die technische Spezifikation für die Interoperabilität des Teilsystems Zugsteuerung, Zugsicherung und Signalgebung des transeuropäischen Hochgeschwindigkeitsbahnsystems und zur Änderung von Anhang A der Entscheidung 2006/860/EG über die technische Spezifikation für die Interoperabilität des Teilsystems Zugsteuerung/Zugsicherung und Signalgebung des konventionellen transeuropäischen Eisenbahnsystems.
  8. Ariane Boehmer, Ralf Schweinsberg: Der nationale Umsetzungsplan zur Einführung von ERTMS/ETCS. In: Eisenbahntechnische Rundschau. Nr. 10, 2008, S. 660–664.
  9. ATO over ETCS – Chancen durch höhere Automatisierung. In: Allianz pro Schiene. Abgerufen am 27. März 2018.
  10. Entscheidung Nr. 1692/96/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Juli 1996 über gemeinschaftliche Leitlinien für den Aufbau eines transeuropäischen Verkehrsnetzes
  11. 2012/88/EU: Beschluss der Kommission vom 25. Januar 2012 über die Technische Spezifikation für die Interoperabilität der Teilsysteme „Zugsteuerung, Zugsicherung und Signalgebung“ des transeuropäischen Eisenbahnsystems. Abschnitt 7.3 in Verbindung mit Abschnitt 1.2.
  12. Verordnung (EU) 2016/919 der Kommission vom 27. Mai 2016 über die technische Spezifikation für die Interoperabilität der Teilsysteme „Zugsteuerung, Zugsicherung und Signalgebung“ des Eisenbahnsystems in der Europäischen Union, abgerufen am 15. Juni 2016
  13. Nationaler Umstetzungsplan ETCS. (PDF) In: eba.bund.de. 11. Dezember 2017, abgerufen am 2. Mai 2020 (Version 1.11).
  14. Anwendung der Ausnahmeregelung zur generellen Ausrüstungsverpflichtung von Neufahrzeugen mit dem Zusicherungssystem ETCS gemäß Kapitel 7.4.3 der TSI Zugsteuerung, Zugsicherung und Signalgebung. Fachmitteilung 17/2016. In: eba.bund.de. Eisenbahn-Bundesamt, 3. August 2016, abgerufen am 2. Mai 2020.
  15. 2020/387: Durchführungsverordnung (EU) 2020/387 der Kommission vom 9. März 2020 zur Änderung der Verordnungen (EU) Nr. 321/2013, (EU) Nr. 1302/2014 und (EU) 2016/919 hinsichtlich der Erweiterung des Verwendungsgebiets und der Übergangszeiträume , S. 13.
  16. Henri Werdel: ETCS Level 1 im Einsatz. In: Signal + Draht. Band 98, Nr. 4, 2006, S. 3.
  17. Richtlinie 96/48/EG zur Interoperabilität des transeuropäischen Hochgeschwindigkeitsbahnsystems in der konsolidierten Fassung vom 30. April 2004.
  18. Florian Kollmannsberger: ETCS – eine mögliche Nachfolgetechnik für die LZB? In: Die Bundesbahn. Band 67, Nr. 7, 1992, S. 753–755.
  19. Warren Kaiser, Stein Nielsen: The Core of ATP – Data Engineering. IRSE Technical Meeting „All about ATP“, Sydney, 14. März 2008 (PDF-Datei (Memento vom 29. April 2013 im Internet Archive))
  20. Richtlinie 93/38/EWG des Rates vom 14. Juni 1993 zur Koordinierung der Auftragsvergabe durch Auftraggeber im Bereich der Wasser-, Energie- und Verkehrsversorgung sowie im Telekommunikationssektor..
  21. Olaf Mense: European Train Control System – Von der UNISIG-Spezifikation zur Pilotanwendung. In: Signal + Draht. Band 95, Nr. 1+2, 2003, S. 15–18.
  22. Frank Walenberg, Rob te Pas, Lieuwe Zigterman: Making progresses towards standardised train control. In: Railway Gazette International. Band 168, Nr. 3, 2012, S. 35–38.
  23. Die Bundesversammlung: 13.4188 – Interpellation (Memento vom 2. Juli 2015 im Internet Archive) Mögliche Auswirkungen des transeuropäischen Verkehrsnetzes auf die verkehrsmässige Anbindung der Schweiz vom 12. Dezember 2013 und Antwort des Bundesrates vom 12. Februar 2014.
  24. Jaime Tamarit, Peter Winter: Die Erprobung von ETCS-Komponenten verschiedener Hersteller auf der EMSET-Testanlage in Spanien. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 5/2000, S. 218–224.
  25. Klaus Garstenauer, Bernhard Appel: Marktentwicklungen für ERTMS-Lösungen in Europa und Übersee. In: Eisenbahntechnische Rundschau. Band 56, Nr. 11, 2007, S. 666–668.
  26. Roland Berger, Paco Cabeza-López, Patrick Clipperton, Nicolas Erb, David Gillan, Ralf Kaminsky, Jacques Poré: Hin zu einem koordinierten Einsatz ERTMS/ETCS im Europäischen Netz. In: Signal + Draht. Band 97, Nr. 7+8, 2005, S. 6–10.
  27. Wolfgang Jakob, Danilo Alba, Hannes Boyer, Patrick Clipperton, Ralf Kaminsky, Nigel Major, Cabeza Lopez Paco, Jacques Pore: ERTMS/ETCS – A Powerful Tool to make Rail Traffic More Efficient. In: Signal + Draht. Band 98, Nr. 12, 2006, S. 40–43.
  28. Chris Jackson: ERTMS moves on: 'there is no way back'. In: Railway Gazette International. Band 163, Nr. 10, 2007, S. 608–609.
  29. A. Hougardy: Definition of Baseline 3 functional CR solutions. (doc) In: era.europa.eu. Europäische Eisenbahnagentur, 29. September 2008, archiviert vom Original am 25. Juli 2018; abgerufen am 13. Februar 2022 (englisch, ZIP-komprimiertes Word-Dokument).
  30. Auch Deutschland mit ETCS Level 2. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 2, 2016, S. 76–78.
  31. Andreas Schwilling, Christian Freese: Accelerating interoperability. In: Railway Gazette International. Band 170, Nr. 4, 2014, S. 70.
  32. CEF 2017 Transport Blending call (First cut-off). (PDF; 17,4 MB) In: Webseite. European Commission; Innovation and Networks Executive Agency, 12. Dezember 2017, abgerufen am 6. Januar 2018 (englisch).
  33. Swen Lehr: Projektierung und Prüfung von ETCS-Streckenzentralen. In: Signal + Draht. Band 97, Nr. 6, 2005, S. 14–17.
  34. Jörg Demnitz, Steffen Wolter, István Hrivnák: RBC-Bedienoberflächen im internationalen Vergleich. In: Der Eisenbahningenieur. Band 65, Nr. 1, 2016, S. 38–41.
  35. Thomas Brunnengräber: Einführung in ETCS. In: thomas-brunngraeber.de. 2016, abgerufen am 25. Mai 2021 (Abschnitt 5: ETCS Level STM und Level 0).
  36. ETCS Level STM. In: http://www.mermecgroup.com/. MER MEC S.p.A., 2020, abgerufen am 24. Juni 2020.
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